Skip to main content

Full text of "Die hypermoderne schachpartie; ein schachlehr- und lese-buch, zugleich eine sammlung von 150 schönen meisterpartien aus den jahren 1914-1924"

See other formats


THE  LIBRARY 

OF 

THE  UNIVERSITY 

OF  CALIFORNIA 

LOS  ANGELES 

GIFT  OF 


Kurt  L owenstein 


»«.^ 


DIE  HYPERMODERNE 
SCHACHPARTIE 

UON  DR.  S.  G.  TAHTAKOWER 

EIN    SCHACHLEHR-    UND    LESE- 
BUCH ZUGLEICH  EINE  SAMM- 
LUNG VON  150  SCHÖNEN 
MEISTERPARTIEN 
AUSDENJAHREN 
1914  —  1924. 


VERLAG  DER     „WIENER  SCHACHZEITUNG"     WIEN  IV. 
19      2      4 


\^^ 


Zi: 


Alle  Rechte,  insbesondere  das 
der  Übersetzung,  vorbehalten. 


^^ 


Copyright  1924  by  Dr.  S.  G.  Tartakower. 


Buchdruckerei  Lewit  &  Singer,  Wien  IV.,  Schäffergasse  13  a. 
Für   den    Inhalt   verantwortlich    Dr.    S.    G.    Tartakower. 


Phot.  Friedmann,  Wien. 


Stehend  von  links  nach  rechts:  Dr.  Tartakower  —  Bogoljubow  —  Maröczy. 
Sitzend  beim  Schachbrett:  Aljechin  und  Rubinstein. 


Digitized  by  the  Internet  Archive 
in  2013 


http://archive.org/details/diehypermodernesOOtaft-0 


4^6 


Vorwort. 

„Was  ist  Schach?"  —  Vielleicht  ein  Nichts  .  .  .  Eine  bloße 
Spielerei  .  .  . 

„Was  sollte  es  sein?"  —  Alles,  denn  es  gestaltet  die  Kunst  des 
Kampfes  zum  siegreichen  Kampf  der  Kunst' 

Glorreiche  Namen  und  Taten  füllen  bereits  das  Schachpantheon. 
Die  moderne  Turniergeschichte  beginnt  wohl  mit  Hastings  1895.  Sie  um- 
faßt das  im  Zeichen  der  unbestrittenen  Laskerschen  Weltmeisterschaft 
stehende  Dezennium  1894 — 1904  und  weist  die  Turniertriumphe  von  Lasker 
und  Tarrasch,  Pillsbury  und  Maröczy,  Janowski  und  Schlechter,  Burn  und 
Atkins,  Tschigorin  und  Charousek  auf.  Eine  merkliche  Verjüngung  nicht 
nur  in  den  wissenschaftlich  erstarrenden  Eröffnungsformeln,  sondern  auch 
in  der  Liste  der  siegenden  Meister  brachte  das  Turnier  zu  Cambridge- 
Springs  1904.  Auch  diese  Verjüngungsperiode  erstreckt  sich  auf  zehn  Jahre: 
1904 — 1914,  wobei  neue  Sterne  wie  Marshall  und  Duras,  Vidmar  und 
Bernstein,  Spielmann  und  Niemzowitsch,  insbesondere  aber  Rubinstein '  und 
Capablanca  am  Schachfirmament  erstrahlten,  ohne  freilich  den  Glanz  der 
alten  Größen  (zu  denen  sich  noch  Teichmann  und  Mieses  gesellten)  ver- 
dunkeln zu  können.  Ein  hochwertiges  Buch:  „Die  moderne  Schachpartie" 
von  Dr.  Tarrasch  (1913.  —  II.  Aufl.,  1916)  ermöglicht  uns,  vieler  Weisheiten  und 
Schätze  aus  jener  Zeitspanne  teilhaftig  zu  werden,  während  hingegen  das 
Chaos,  das  bald  darauf  im  Leben  und  in  der  Politik,  im  Schach  und  in 
der  Kunst  folgte:  Krieg,  Umwertung  aller  Werte,  Umsturz  aller  Größen, 
Anbetung  neuer  Wahrheiten  —  immer  noch  auf  eine  systematisch  objektive 
Erklärung  und  Verklärung  wartet. 

Bevor  wir  uns  zum  Schachbild  der  letzten  Jahre  wenden,  wollen  wir 
daher  den  geheimen  Sinn  und  den  inneren  Wert  des  heutigen  Welt- 
geschehens kurz  skizzieren. 

Das  heutige  Lebensschach  —  und  zwar  sowohl  das  öffentliche  Leben 
als  auch  die  Kunst  und  das  Wissen  —  pocht  nicht  nur  auf  die  tausend- 
jährigen Erfahrungen,  sondern  sucht  auch  das  Geheimnis  der  nächsten 
Jahrtausende  in  überzeugend  realer  Weise  zu  lösen.  Wir  leben  nicht  um- 
sonst im  Zeitalter  der  Relativitätstheorie,  die  an  der  göttlichen  Allmacht 
mit  kühler  Wissenschaftlichkeit  rüttelt;  im  Zeitalter  der  Kommunisterei,  die 
allen  „Errungenschaften  der  Kultur"  hohnspricht;  im  Zeitalter  des  Expres- 
sionismus, der  sich  auf  allen  Gebieten  der  Kunst  ^  Musik,  Malerei, 
Poesie  —  dem  Weltall  egozentrisch  entgegenstemmt. 

Wie  sieht  nun  diese  geistige  Umwälzungslawine  im  Schachleben 
aus?    Gleich    mit   dem    ersten    großen   Nachkriegsturnier  (Göteborg  1920) 


1G14454 


wurde  es  klar,  daß  eine  neue  Generation  rebellischer  Schachgeister  heran- 
gewachsen ist.  Reti  und  Breyer,  Aljechin  und  Bogoljubow:  das  sind  Meister, 
die  —  den  Ehrgeiz  des  Kämpfers  mit  der  Inbrunst  des  Propheten  ver- 
bindend —  den  tausendjährigen  Schachgedanken  revolutioniert  haben! 
Während  Capablanca  beinahe  schon  von  der  Erschöpfung  der  Schach- 
theorie sprach  und  Rubinstein  jedwede  Partie  nach  bequemen  Schemen 
dem  Endspielstadium  zusteuern  zu  können  glaubte,  rissen  jene  Schachfakire 
alle  Hebel  der  Ueberlieferung,  alle  Stützen  der  Schablone,  alle  Wurzel  des 
Autoritätsglaubens  los  und  ließen  nunmehr  das  stolze  Schiff  der  Göttin 
CaTssa  im  Ozean  namenloser  Eröffnungen  schwimmen. 

Ging  es  dort  als  hilfloses  Opfer  von  Felsen  und  Klippen,  von  Winden 
und  Wellen  zugrunde?  —  Oh  nein,  denn  ein  wundersamer  Glaube  an  die 
Unendlichkeit  des  schachlichen  Wissens  erfüllt  diese  neuen  Argonauten. 
Wie  heißt  es  so  schön  bei  Nietzsche: 

Dorthin  —  will  ich;  und  ich  traue 
mir  fortan  und  meinem  Griff. 
Offen  liegt  das  Meer,  ins  Blaue 
treibt  mein  Genueser  Schiff. 

Alles  glänzt  mir  neu  und  neuer. 
Mittag  schläft  auf  Raum  und  Zeit  — : 
Nur  dein  Auge  —  ungeheuer 
blickt  mich's  an,  Unendlichkeit! 

(„Nach  neuen  Meeren.") 


Die  Epoche  1914 — 1924,  oder  mit  Rücksicht  auf  die  internationale 
Sterilität  der  Kriegsjahre,  eigentlich  nur  das  letzte  Lustrum  1919—1924 
bedeutet  einen  ungeahnten  und  unerwarteten  Aufstieg  des  schachlichen 
Strebens  und  darf  daher,  wie  dies  im  vorliegenden  Buche  geschieht,  als 
Basis  zum  Wiederaufbau  der  morsch  gewordenen  Schachtheorie  genommen 
werden.  Sich  dabei  am  Glanz  der  gewählten  Partien  sonnend,  hofft  der 
Glossator  belehrend  und  unterhaltend  zu  wirken.  In  Ausfühnung  einer  neuen, 
dem  Plastischen  zustrebenden  Methode  wird  im  Buche  nicht  nur  das 
Variantenmäßige,  sondern  an  der  Hand  besonders  markanter  Beispiele 
auch  das  Wesen  des  neuen  Schachs  sowie  manche  Frage  der  Mittelspiel- 
beziehungsweise Endspielstrategie  zur  grundlegenden  Beleuchtung  gelangen, 
während  die  den  einzelnen  Großmeistern  gewidmeten  Essays  den  neuen 
Schachgedanken  noch  reliefartiger  gestalten  sollen.  Das  Werk  tritt  auch 
mit  einer  Anzahl  von  schachtheoretischen  Neuerungen,  beziehungsweise 
Anregungen  hervor,  bei  deren  technischer  sowie  logischer  Begründung 
der  Leser  gleichsam  als  Löser  mitzuwirken  eingeladen  wird. 

Mögen  in  der  Sammlung  auch  viele  Partien  aus  den  letzten  Jahren 
einen  mit  dem  Vergangenheitsruhm  verknüpften  Namen,  beziehungsweise 
eine  etwas  altmodisch  verlaufende  Spielweise  aufweisen,  doch  ist  auch  dort 
der  Stempel  unserer  neuen  revolutionsschwangeren  Zeit  unverkennbar,  und 
daher  hofft  der  Schreiber  dieser  Zeilen,  daß  der  Leser,  der  zusammen 
mit  den  Meistern  auf  die  Eroberung  neuer  Schachweisheiten  auszog,  bei 
jeder  Seite  des  Buches  empfinden  wird:  Hier  weht,  der  befreiende  Hauch 
des  hypermodernen  Schachs! 


Die  drei  Partiephasen 


oder: 

Wie  eröffne  ich  die  Schachpartie? 

Gleich  bei  diesem  Anlaß  wollen  wir  über  das  Wesen  der  neuen 
Schachauffassung  folgendes  bemerken: 

Im  klassischen  Schach  suchte  man  im  Eröffnungsstadium  irgend  einen 
strategischen  Plan  zu  fassen  oder,  wie  ein  beliebter  Ausdruck  lautet,  die 
Partie  gut  „anzulegen",  sei  es,  daß  diese  Partieanlage  von  einem  Morphy 
als  konzentrische  Figurenentwicklung  zwecks  direckten  (Rochade-)  Angriffs, 
beziehungsweise  von  einem  Rubinstein  als  weitblickende  Schaffung  von 
(Bauern-)Schwächen  im  feindlichen  Lager  zwecks  günstiger  Endspielführung 
aufgefaßt  wurde.  Im  Mittelspiel,  dessen  kombinatorische  Zweischneidigkeit 
beide  Teile  mit  Schrecken  erfüllte,  sollte  dann  die  tiefere  Partieanlage  zur 
taktischen  Auswertung  gelangen,  beziehungsweise,  wenn  keine  direkte  Ent- 
scheidung (Matt  oder  namhafter  Materialgewinn)  erreicht  werden  konnte,  trat 
die  Technik  der  Endspielkunst  hinzu. 

Also,  kurz  gesagt:  Strategie,  Taktik,  Technik  —  das  war 
die  landläufige  dreiteilige  Struktur  des  Schachkampfes,  wobei  im  an- 
strengenden Turnierspiel  die  fortschreitende  Erforschung  der  Eröffnungen 
sowie  die  Angst  vor  dem  Gegner  —  seinem  Können,  Willen  und  Glück  1  ^ 
zum  Ueberhandnehmen  des  technischen  Moments  führte,  so  daß  eher 
folgende  Dreiteilung  vorgenommen  werden  könnte:  Schablone,  Ab- 
tausch,  Remis. 

Ganz  anders  die  Jungen!  Sie  suchen  den  Sieg,  kennen  keine  Gefahr 
und  haben  daher  alle  Finessen  und  Pointen,  Tücken  und  Fallen,  Kombi- 
nationen und  Opfer  des  Mittelspiels  schon  ins  Eröffnungsstadium  verlegt, 
wodurch  das  Spiel  im  allgemeinen  viel  dynamischer  wurde.  Erst  wenn 
es  ihnen  hiedurch  gelingt,  im  feindlichen  Lager  irgend  eine  (vielleicht 
sogar  vermeintliche)  Schwäche  der  Bauern-  oder  Figurenkonfiguration  zu 
schaffen,  ändern  sie  ihre  halsbrecherische  Taktik  und  gehen  nunmehr  zur 
Methode  der  wissenschaftlichen  Ausnutzung  über. 

Hieraus  erhellt  es  zur  Genüge,  daß  gerade  die  Eröffnungsstöße,  die 
zum  baldigen  (Zentrums-)  Geplänkel  und  daraufhin  erfahrungsgemäß  zum 
resultatlosen  Binden  und  Aufreiben  der  Kräfte  —  kurz  gesagt,  zum  ver- 
frühten Aufdecken  der  Karten  führen  — ,  von  den  Jungen  ängstlich  ver- 
mieden werden.  „System  des  verschleierten  Aufmarsches",  so  könnte  man 
ihre  Partieanlage  definieren. 

Auch  die  Jungen  sehen  übrigens  in  der  Beherrschung  des  Zentrums 
ein  vielversprechendes  Pfand  des  Sieges,  wollen  aber  in  den  Kampf  um 
dasselbe  erst  nach  zweckmäßiger  Aufspeicherung  der  latenten  Kräfte  ein- 
treten, statt  letztere  durch  landläufige  Angriffsmethoden  verpuffen  zu  lassen: 
Daher  das  Taumeln  der  Figuren,  daher  die  Cavation  in  der  Bauernführung, 
daher  auch  die  so  beliebt  gewordene  Seitenentwicklung  (Fianchettierung) 
der  Läuferpaare!  Die  Eröffnung  wird  wie  ein  Mittelspiel,  das  Mittelspiel 
dann  wie  eine  Eröffnung  behandelt. 


Während  also  vom  Standpunkt  des  klassischen  Schachs  der  weit- 
ausholende Königsbauerzug  1.  e2  — e4  unbedingt  der  zweckmäßigste  sein 
muß,  da  er 

1.  sofort  die  Kampfmitte  betritt; 

2.  den  meisten  Figuren  (L,  S,  D)  Bewegungsfreiheit  verschafft; 

3.  konkrete  Angriffsziele  bietet  und  daher 

4.  seit  jeher  genau  durchgeforscht  werden  konnte  — , 

ist  er  für  einen  Neo-Romantiker  gerade  aus  denselbigen  Gründen  zu  ver- 
werfen, denn 

1.  löst  sich  die  kindische  Balgerei  im  Zentrum  sehr  bald  in  eine 
stumpfsinnige  Gleichgewichtserschöpfung  oder  gar  in  ein  Debakel  des  vor- 
witzigen Angreifers  auf; 

2.  glaubt  die  neueste  Eröffnungstheorie  für  den  Königsläufer  eine  viel 
nachhaltigere  Diagonale  (g2  —  a8),  für  den  Königsspringer  ein  eventuell  viel 
wirksameres  Feld  (h  3)  und  für  die  Dame  im  Anfang  der  Partie  am  liebsten 
natürlich  überhaupt  keine  ausgreifende  Entwicklung  zu  finden; 

3.  besitzt  erfahrungsgemäß  fast  jede  Stellung  eine  große  Widerstands- 
kraft, die  sich  im  Verhältnis  der  heran  wälzenden  Drohungen  steigert  („Gesetz 
des  gesteigerten  Widerstands")  und  pflegt  daher  ein  Generalsturm  ohne 
entsprechende  Artillerievorbereitung  wie  ein  fruchtloser  Amoklauf  zu  wirken; 

4.  zwingt  gerade  die  Möglichkeit,  die  offenen  Spiele  mit  klaren  Varianten 
und  exakten  Analysen  zu  belegen,  etwas  Anderes,  Neues,  Apartes  zu  suchen, 
was  dem  Kampfe  der  Individualitäten  mehr  Spielraum  gibt 

So  weit  der  Neo-Romantiker,  der  aus  ähnlichen  Gründen  auch  1 .  d  2 — d  4 
verwirft,  besonders  aber  für  den  mit  einem  Mindertempo  behafteten  Nach- 
ziehenden das  sofortige  Kreuzen  der  Klingen  (durch  1  .  .  .  e  7  —  e  5  bezw. 
1  ...d7  —  dö)  für  unratsam  hält  und  dem  Gegner  lieber  vorläufig  das 
Terrain  im  Zentrum  überläßt,  statt  ihm  sonst  bequeme  Angriffsmarken  zu 
gewähren.  (Vgl.  R^ti  „Die  neuen  Ideen  im  Schachspiel."  Wien,  1922.) 

Im  Sinne  obiger  Erörterungen  beginnen  sogar  die  barocken  Seiten- 
bauernzüge  wie  1 .  c  2  —  c  4  und  1 .  b  2  ^ —  b  4,  die  man  früher  nur  aus  Dandys- 
mus oder  Effektenhascherei  machte,  an  wissenschaftlichem  Gehalt  zu  gewinnen 
und  der  scheinbar  neutrale  Eröffnungszug  I.Sgl  — f3  zum  Ausgangspunkt 
eines  gefährlichen  Blockierungssystems  zu  werden.  (Reti !) 

Wie  sich  diese  Anschauungen  in  der  praktischen  Partie  mit  Glanz 
bewähren,  vielleicht  aber  auch  mit  Erfolg  bekämpfen  lassen,  werden  v/ir 
im  vorliegenden  Buche  auf  Schritt  und  Tritt  kennen  lernen.  —  Vorläufig 
wollen  wir  uns  doch  dem  „guten,  alten"  Zug  l.e2  —  e4  widmen,  den 
der  Nachziehende  bisher  entweder  offen  und  mutig  mit  1  .  .  .  e  7  —  e  5, 
worauf  sofort  ein  erbitterter  Figurenkampf  i  m  und  ums  Zentrum  ent- 
brannte, oder  mit  halboffenen  Zügen  wie  1  ...  e  7  —  e  6,  bezw.  1  . .  .  c  7  ^ —  c6, 
bezw.  1  . .  .  c7  —  c5,  bezw.  1  .  . .  d7  — d5  zu  beantworten  pflegte  mit  der 
Tendenz,  die  Bildung  des  weißen  Zentrums  momentan  zuzulassen,  gegen 
dessen  Befestigung  aber  sofortige  Sprengungsmaßnahmen  vorzunehmen, 
und  zwar: 

a)  in  der  französischen  Partie:  Druck  auf  e4  (durch  2  .  .  .  d7  —  d5), 
beziehungsweise  später  auf  d4  (durch  c  7  —  c5)  und  e5  (durch  f7  —  f6); 

b)  im  Caro-Kann:  Gleichfalls  Druck  auf  e4  (durch  2...d7  — d5), 
beziehungsweise  später  auf  d4  (durch  c6  —  c5); 

c)  in  der  sizilianischen  Partie:  Präventivdruck  auf  d4  und  eventuelles 


-      9    - 

strategisches  Ziel,  zum  befreienden  d7  —  d5  zu  gelangen; 

d)  in  der  skandinavischen  Partie:  Beseitigung  des  weißen  Königs- 
bauern auf  Kosten  eines  fühlbaren  Tempoverlustes  und  beginnender  Figuren- 
kampf (eventuell  auch  Sprengung  durch  e  7  —  e  5)  gegen  den  anderen 
Zentralbauer  von  Weiß,  falls  er  sich  in  landläufiger  Weise  vorwagt  (B  d  4). 

Dies  waren  etwa  die  strategischen  Ziele,  die  allen  mit  1 .  e  2  —  e  4 
eröffneten  Partien  von  jeher  innewohnten.  Aber  auch  hier  leuchtete  das  neu- 
romantische Genie  meteorhaft  auf,  indem  das  offene  Spiel  ein  ganz  neues 
strategisches  Gepräge  erhielt  durch  die: 


Aljechin- Eröffnung 

(1.  e2  — e4,  Sg8  — f6). 

Wie  der  phrygische  König  Midas  von  den  Göttern  die  Gabe  erhielt, 
alles,  was   er   anrührte,  in  Gold   zu   verwandeln,   so   gewinnt   auch   jeder 

'  Eröffnungszug  unter  der  Hand  des  genialen  Russen  Aljechin  eine  außer- 
ordentliche Bedeutung,  so  vor  allem  jener  phantastisch-kecke  Springerzug, 
der  sofort  auf  einen  Endspielgedanken  (Unerhaltbarkeit  der  weißen  Bauern- 
kette) lossteuert. 

)  Die  Aljechin-Eröffnung  ist  eine  Eröffnung  sui  generis,  ein  Mittelding 

zwischen  „offen"  und  „halboffen",  denn  erst  nachdem  sich  der  Anziehende 
dank  der  gütigen  Mitwirkung  des  schwarzen  Rösselsprunges  (Sg8  — 
f6  —  d5  —  b6)  im  Zentrum  (mit  e5,  d4,  c4,  f4)  häuslich  eingerichtet  hat, 
begi^  man  das  berüchtigte  Bauernzentrum  (durch  d  7 — d  6,  dann  S  c  6  usw.) 
aufs  Korn  zu  nehmen,  so  daß  bald  ein  merkwürdiger  Rollentausch  stattfindet: 
Weiß   hat   seine    Initiative    zu   verteidigen! 

Die  Hauptvariante  der  Springerverfolgungsjagd  lautet: 

1.  e2  — e4.  Sg8—  f6 

2.  e4  — e5!  S  f6  — d5! 

i  Nach    2  .  .  .  S  gS.  3.  d4,    bezw.   nach  2.  . .  .  S  e4.    3.  d3,   Sc5.    4.  d4, 

>  Sa6  (oder  4,...  Se4?  5.  Ld3!  oder  4,...Se6.  5.d5,  Sc5.  6.b4,  Sa6.  7.a3) 
,  5.  f4!  d6.    6.  Ld3  ist  der  weiße  Vorteil  evident. 

i  3.  c2  — c4  .... 

Auf  3.  d2— d4  kann  Schw.  entweder  mit  3. . .  d7— d6.  4.  c2— c4  (Selbst- 

[   redend  steht  es  dem  Anziehenden  offen,  in  ruhigerer  Weise,  fortzufahren,  so 

'   vor  allem  I.)  mit  dem  von  Aljechin  selbst  empfohlenen  4.  Sf3,  z.  B.  Partie 

,'   Prof.  Bauer-Rasovsky,  Hauptturnier  Mähr.-Ostrau  1923:  4...  Lg 4.   5.  Le2, 

e6.  6.  0—0,  Sc 6.   7.  c4,  Sb6,   8.  ed!  cd    [Erzwungen]    9.  b3  usw.  oder 

j    präziser  Partie  Michell— Reti,  Margate  1923:  4.  .  .  de.  5.  Se5:  e6  [gefährlich 

wäre  sofort  5.  ..Sd7:  wegen  6.  Sf7:,  obwohl  nach  6...  Kf7:  7.Dh5t 

Ke6  keine  klare  Entscheidung  ersichtlich  ist.]  6,Ld3,  Sd7  7.  0—0,  Se5: 

8.  de,  Ld7  9.  De2,  Dh4  10.  c3,  0—0—0  11.  b4,  worauf  jetzt  Schwarz 

mit  11...  f6    [statt  Sf4]    ein  Gegenspiel  erlangen   konnte.  —  II.)  Einfach 

und   gut  für  Weiß   ist  ferner   4.  e  d,   ed.  —   III.)    Hingegen    geschah    in 

der   Partie   Steiner— Aljechin,   Budapest    1921,   wo    diese    Eröffnung   ihre 


-    10    - 

Turniertaufe    erhielt,  weniger   solid:   4.  Lg5  de,   öde,  Sc6.   6.  Lb5,   Lf5! 

7.  Sf3,  Sb4  und  es  gelang  dem  Führer  der  schwarzen  Partei  einen 
winzigen  B  zu  erobern  und  festzuhalten.)  4.  .  .  Sd5 — b6  usw.  in  die  Haupt- 
variante einlenken  oder  aber  mit  3.  .  .  e7 — e6  (In  Betracht  kommt  auch 
3.  ..c5,  z.  B.  4.  c4,  Sc7.  5.  d5,  d6.  6.  f4,  g6.  7.  Sf3,  Lg7.  8.  b3, 
0 — 0.  9.  Lb2,  Lg4  oder  auch  gleich  e7 — e6.  Schwarz  übt  auf  das  weiße 
Zentrum  einen  Gegendruck  aus,  wobei  S  c  7  gute  Dienste  leistet.  —  Schließ- 
lich ist  nach  Fahrni  auch  3.  .  .  c6  zu  erwägen)  4.  c2  —  c4,  Sd5  —  e7 
eine  andere  Springerwanderung  versuchen. 

Sehr  gut  in  ihrer  Einfachheit  ist  die  Fortsetzung  3.  Sbl — c3,  um 
nach  I.)  3.  .  .  Sc3:  mit  4.  de,  d6.  5.  Sf3,  Sc6.  6.  Lf4,  Lg4.  7.  Lb5 
noch  immer  etwas  Druck  auszuüben  oder  aber  mit  4.  bc,  d5  (oder  d6) 
5.  e  d,  ed.  6.  d 4  eine  der  französischen  Abtauschvariante  ähnelnde  Spiel- 
konfiguration herbeizuführen,  wobei  jedoch  das  Fehlen  des  schwarzen 
Königsspringers  auf  f6  fühlbar  werden  kann.  (In  einer  Partie  Johner — 
Marco,  Pistyan  1922,  folgte:  6.  .  .  d6— d5.  7.  Sf3,  Ld6.  8.  L  e  2,  0—0. 
9.  0—0,  Te8.  10.  c4!  de.  11.  Le4:  Le6.  12.  Ld3,  h6.  13.  h3, 
Sd7.  14.  c4  c6.  15.  Lb2,  Da5.  16.  Sd2,  Sf6,  worauf  jetzt,  statt 
17.  f4,  das  Bauernopfer  17.  d4 — d5  nebst  Lf6:  in  Betracht  kommt.) 
II.)  Wenig  einladend  ist  es  für  Schwarz  auch,  sich  mit  3.  .  .  Sb6  vom 
Kampffelde  freiwillig  zurückzuziehen.  III.)  Am  zweckmäßigsten  erscheint 
daher  für  Schwarz  3.  .  .  e6!4.  Sd5:  (Dies  macht  später  den  schwarzen 
Damenläufer  mobil.  In  Betracht  kommt  daher  die  Aufrechterhaltung  der 
Figurenspannung  im  Zentrum  mit  4.  d4,  d6.  5.  Sf3  usw.)  4. . .  e  d.  5.  d4, 
d6.  6.  S f  3.  (Oder  auch  einfach  6.  e  d,  Ld6:  7Ld3.  0—0.  8.  Dh5,  Te8t 

9.  Se2,  g6.  10.  Df3  mit  gutem  Spiel.  Weniger  erstrebenswert  ist  aber 
die  Spielkonfiguration  nach  6.  f4,  de  7.  de,  Lc5.)  Der  Springerzug  will 
dem  Gegner  kein  Entwicklungstempo  [Lf8Xd6]  schenken,  erlaubt  aber 
die  lästige  Fesselung  Lg  4.  Es  kann  nun  folgen:  6.  ..Lg  4.  7.  Ld3,  Sd7. 

8.  ed,  Ld6:  [Partie  Prokes— Marco,  Pistyan  1922]  oder  auch  6.  .  .  Sc6. 
7.  Le2,  Le7.  8.  Lf4,  0-0.  9.  0—0,  f6.  10.  e  d,  Ld6:  [Partie  Sämisch— 
Aljechin,  Budapest  1921.],  beidemale  mit  gleichwertigem  Spiel.  —  Über 
3.  Lc4,  siehe  Seite  12. 

3 Sd5  — b6 

Ein  Merkmal  der  Stellung:  Die  Abseitslage  des  Sb6  ist  hier 
(ähnlich  wie  in  der  Skandinavischen  Partie  nach  1.  e4,  d5.  2.  e  d,  Sf6. 
3.  d4,  Sd5:  4.  c4,  Sb6  usw.)  infolge  des  geschehenen  Aufreißungs- 
zuges     c2 — c4  mit   guter  Wirkung  verbunden. 

4.  d2— d4  ... 

Neu,  aber  wenig  empfehlenswert  geschah  in  einer  Partie  Dr.  Gruber- 
Grünfeld,  Wien  1923:  4.  c5,  Sd5,  5.  Sc 3,  Sc 3:  6.  bc,  d6  usw.  ohne 
weitere  Entwicklungsschwierigkeiten  für  Schwarz. 

4 d7  — d6 

5.  f2  — f4  .... 

Immer  das  Konsequenteste.  Einfacher  ist  aber  5.  e  d,  e  d.  Zum  Beispiel: 
I.)  6.Le3,  Le7  (Befreiender  ist  6.  .  .  Lf5  und  wenn  7.  Df3,  so  De 8.) 
7.  Ld3,  Sb8  — d7.  8.  Se2,  Sf6,  9.  h3,0  — 0.  10.  Sd2.    (Natürlicher  ist 

10.  Sbc3.)    Te8.    11.  De 2,  Sbd7.     [Siehe  Partie    Nr.  2,  Wolf-Grünfeld 


-   u  - 

Pistyan  1922]  und  Weiß  konnte  jetzt  statt  der  unklaren  Verwicklungen: 
12.  0 — 0 — 0,  c6  usw.  mit  der  einfachen  Fortsetzung:  12.  0 — 0  eine  gute 
Stellung  behalten.  —  II,)  P.  Snosko  Borowski-Oskam,  Scheven  1923:  6.  Sc 3, 
Le7.  7.  Ld3,  Sc6.  8.  Sge2,  Lg4.  9.  Le3,  0—0.  10.  a3  mit  ungefähr 
gleichen  Chancen.  III.)  Partie  Spielmann-Takacs,  Wien  1923:  6.  Ld3  Sc6, 
7.  Se2  Sb4,  8.  0—0  Sd3:  9.  Dd3:  Le7,  10.  U  mit  scharfem  Spiel. 

IV.)  Oder  eine  neue  Idee:  6.  d5,  Lf5.  (Zweckmäßiger  ist  wohl 
6....Sb8— d7  mit  dem  nächsten  Ziel  Se5.)  7.  Sf3,  Le7!  8.  Sd4!  mit 
schönem  Zentralspiel  für  Weiß.  (In  der  Partie  Dr.  Tarrasch — Vukovic, 
Wien  1922,  geschah  beiderseits  schwächer  7.  ..Sd7.  8.  Sc3?  Lg4!  [Noch 
einfacher  Le7  nebst  Lf6,  0-0  und  Te8]  9.  h3  [geboten  war  9.  b3! 
Se5.  10.  Le2]  Lf3:  10.Df3:  Se5  und  Schwarz  ist  jetzt  am  Ruder.) 

5 dS  Xe5 

Schwächer  wäre  sofort  5.  .  .  Lf5  wegen  6.  Ld3. 

6.  U     e5  Sb8  — c6! 

Erzwingt  den  für  die  eigentliche  Entwicklung  wenig  relevanten  Zug 

7.  Le3  und  ist  daher  nachhaltiger  als  sofort  6.  .  .  Lf5,  welch'  letzterer  Zug 
dafür  aber  die  Möglichkeit  des  baldigsten  Gegenstoßes  c7  —  c5  zuläßt,  zum 
Beispiel:  6.  .  .  Lf5.  7.  Sf3,  e6.  8.  Le3,  c5.  9.  Sc3,  cd,  10.  Sd4:  Sc6 
mit  besseren  Endspielchancen  für  Schwarz  [Partie  Marco  —  Kostitsch, 
Haag  1921,  mit  Zugumstellung],  doch  hätte  eben  Weiß  lieber  8.  Sc3  statt 

8.  Le3  spielen  sollen,  um  c7  —  c5  mit  d4  —  d5  beantworten  zu  können. 
Nach  8.  Sc3  könnte  dann  die  Folge  sein: 

I.)  —  8...  Lb4  9.  c5,  Sd5  10.  Ld2,  Sc6  11.  Lb5,  0—0,  12.  Lc6: 
bc  13.  0—0,  Db8  [P.  Hromadka  — Grünfeld,  Pistyan  1922]  oder  wie 
Fahrni  empfiehlt:  9.  Ld3!,  um  sowohl  auf  9.  .  .  Lg4  als  auch  auf  9.  .  . 
c5  mit  10.  0—0  fortzufahren,  z.  B.  9.  Ld3,  Lg4  10.  0—0,  Sc6  11.  c5! 
mit  Vorteil  für  Weiß,  bezw.  9.  .  .  c5  10.  0—0!  cd  11.  Se4,  Scb  12.  Lg5! 
Dc7  13.  a3,  Le4:!  14.  Le4:  Le7  15.  Le7:  Weiß  hat  das  freiere  Spiel. — 
Oder  aber  verhältnismäßig  noch  am  besten:  9.  .  .  Ld3:  10.  Dd3:  Sc6 
(10.  .  .  c5  11.  0—0,  cd  12.  Sb5,  Sc6  13.  Sg5!  usw.)  11.  0—0,  Lc3: 
12.  bc,  h6  13.  Tbl  (Energischer  als  13.  Lf4,  Dd7  14.  Sd2,  Se7.  13. 
Se4,  Dc6.  14.  Sc5,  Sd7.  15.  Sd7:  Dd7:  16.  De4,  Dc6.  17.  Dc6: 
Sc6:  usw.,  wie  es  in  einer  analytischen  Partie  Maröczy — Kostitsch, 
Belgrad  1922,  mit  etwa  gleichen  Endspielchancen  geschah.)  13.  .  .  Tb 8 
14.  La3  und  Weiß  beherrscht  das  Spiel. 

II.)  8...  Sc6!  9.  Le2,  Sb4  10.  0—0,  Sc2  11.  Tbl,  Sb4  12.  Sg5! 
[Fahrni]  Lc2  13.  Dd2  Lg6  14.  c5,  Sb6  — d5  15.  a3,  h6!  (15.  .  .  Sc6 
16.  Ld3)  16.  ab,  hg  17.  Ld3  Sf4  18.  Lg6:  19.  Df2  mit  Stellungs- 
überlegenheit für  Weiß. 

7.  Lei— e3  .    . 

Erzwungen,  da  7.  Sf3,  Lg4.  den  schwarzen  Damenläufer  ohne  Tempo- 
verlust und  dazu  noch  mit  einer  unmittelbaren  Drohung  [Lf3:  nebst  Sd4:] 
auf  das  idealste  Feld  führen  würde. 

7 Lc8  — f5 

Eine  Eröffnung,  wo  der  schwarze  Damenläufer  zur  un- 
gestraften (und  sogar  wirksamen!)  Entwicklung  gelangt,  kann  nicht 


—    12    - 

schlecht  sein.  —  Die  Stellung  verdient  nähere  Beachtung.  Ihre 
Merkmale:  Figurenspiel  gegen  Bauernspiel!  Schwarz  hat  vorläufig  seine 
Figuren,  Weiß  seine  Bauern  —  beides  recht  und  schlecht!  —  entwickelt. 
Jedenfalls  muß  Weiß,  wie  Fahrni  in  seiner  anregenden  Monographie 
(„Die  Aljechinsche  Verteidigung",  Berlin  1922)  richtig  bemerkt,  stets  auf 
der  Hut  vor  den  schwarzen  Durchbruchsversuchen  sein.  —  Jetzt  droht 
Schwarz  vor  allem  8.  .  .  Sb4. 

8.  Sbl  — c3  .... 

Natürlich  nicht  8.  Ld3  wegen  Ld3:  9.  d3:  Se5  —  Schwächer  als 
der  Textzug  wäre  auch  8.  SfS,  e6.  9.  Ld3,  worauf  nicht  9.  .  .  Ld3:? 
10.  Dd3:  Dd7.  11.  Sbd2!  Sb4.  12.  De4,  Dc6.  13.  Dc6:t  Sc6:  zum 
Vorteil  für  Weiß,  [Partie  Euwe— Kostitsch,  Haag  1922],  sondern  9.  .  .  Lb4t! 
10.  Sc 3!  Lg4  zur  kritischen  Stellung  der  Mährisch-Ostrauer  Partie  Lasker^ 
Tarrasch  [siehe  Partie  Nr.  1]  führen  könnte. 

8 e7— e6 

Verfrüht  wäre  die  Sprengungsaktion  8.  .  .  f6  wegen  9.  e6! 

9.  Lfl— e2!  .... 

Weiß  muß  sich  angesichts  der  hängenden  Bauernstellung  sehr  um- 
sichtig entwickeln.  Auf  9.  Sgl — f3,  was  auch  ganz  gut,  jedoch  weniger 
präzis  ist,  kommt  vor  allem: 

A)  die  Fesselung  9.  .  .  Lg4  in  Betracht,  z.  B.  10.  Dd2!  (Schwächer 
ist  der  soforüge  Verankerungszug  10.  c5.  Sd5.  11.  Sd5:  Dd5:  12.  Le2, 
0—0—0,  13.  0—0,  h6  [13.  .  .  De4!]  14.  a4,  De4.  15.  Del,  Sb4  usw. 
wie  in  der  Partie  Emmerich — Prof.  Becker,  Frankfurt  a.  M.  1923,  mit 
gutem  Spiel  für  Schwarz  erfolgte)  10.  .  .  Sa5  (Mit  10.  .  .  Lf 3:  11.  gf, 
Dh4f  12.  Df2  usw.  würde  Schwarz  nur  die  feindliche  Konsolidierung 
fördern).  11.  b3,  Lb4:  Schwarz  setzt  vorläufig  noch  die  Beunruhigung 
des  Gegners  fort. 

B)  Eine  gute  Ansgleichschance  bietet  ferner  das  Sprengungsmanöver 
am  Damenflügel: 

9.  ..Sb4.  10.  Tel,  c5.  11.  a3,  cd.  12.  Sd4:  Sc6!  13.  Sc6  (Nach 
13.  Sf5:  würde  Be5  bloßgelegt  bleiben.)  13.  .  .  bc  (Oder  auch  13.  .  . 
Ddl:t  14.  Tdl:  bc.  15.  Le2,  Le7.  16.  Lf3,  0— 0  17.  Lb6:ab.  18. 
Lc6:  Tc8.  19.  Lb5,  Tc5  mit  Rückgewinn  des  Bauern  bei  schönem 
Läuferpaar.)  14.  Le2,  Le7,  15.  Lf3,  0—0!  usw.  —  Beide  Teile  haben  End- 
spielschwächen. —  Einer  der  Vorzüge  der  Aljechinschen  Verteidigung  ist  es 
edenfalls,  daß  die  schwarze  Partei  dank  der  Ungezogenheit  ihrer 
Bauern  fürs  Endspiel  wohlgerüstet  steht,  während  Weiß  in  der  Haupt- 
variante (mit  e5,  d4  und  c4)  immer  einige  verdächtige  Bauern  hat. 

C)  Schwerfälliger  ist  ferner: 

9.  .  .  Lb4,  worauf  weder  10.  c 5,  Sd5.  ll.Ld2  mit  etwas  übereilter 
Bauernverankerung,  noch  10.  a3,  Lc3:t  11.  bc,  0—0.  12.  Le2,  Sa5!  13. 
c5,  Sbc4  mit  einer  zwar  verschraubten,  aber  doch  wirksamen  Springer- 
stellung für  Schwarz,  noch  auch,  wie  in  der  Partie  Lasker— Tarrasch: 
10.  Ld3?  Lg 4!,  sondern  am  besten  sofort  10.  Le2!  geschieht  und  Schwarz 
ist  jetzt  um  eine  gute  Fortsetzung  verlegen,  z.  B.  10.  .  .  Lg4.  11.  0 — 0, 
0—0.    12.  Se4!   mit   weißem  Vorteil,  oder  10.  .  .  0—0.  11.  0—0.   (Wenn 


-    13   - 

man  rein  schablonenhaft  fortsetzen  will.  Noch  schärfer  ist  aber  11.  a3! 
um  entweder  den  Läuferrückzug  Le7  oder  die  Kondensierung  des  Zentrums 
durch  11..  .Lc3:t  12.  bc  zu  erzwingen.)  11...  f  6.  (Ein  Gegenversuch.  Das 
kleinere  Übel  ist  vielleicht  11...  Sa  5,  wie  gleich  unten  ausgeführt  wird.) 
12.  ef  (Auch  das  Bauernopfer  12.  Sh4,  fe.  13.  Sf5:  ef.  14.  d5!  ist  sehr 
chancenreich.)  12.  .  .  Df6:  (Nach  12.  .  .  gf  13.  Sh4  bleiben  der  schwarze 
Königsflügel  endgültig  zerrissen.)  13.  d4 — dö  (Energischer  als  13.  Dd2.) 
Lc3:  14.  bc,  ed.  15.  cd  usw.  mit  vehementem  Druck.  Am  chancen- 
reichsten für  Schwarz  dürfte  (nach  9.  Sf3,  Lb4  10.  Le2)  das  Springer- 
manöver 10.  .  .  Sa5  sein,  z.  B.  11.  0 — 0!  (Auch  jetzt  würde  11.  c5, 
Sd5  12.  Ld2  das  Bauernzentrum  verankern  und  den  Sb6  unnötigerweise 
ins  Spiel  hineinzuführen.)  0 — 0.  (Mit  der  nunmehrigen  Drohung  Sac4:) 
und  wenn  jetzt  12.  c5,  so  12.  .  .  Lc3:  13.  bc,  Sbc4  mit  allerlei  Spren- 
gungshoffnungen durch  f7 — f6  oder  b7 — b6.  Weiß  kann  aber  auch  mit 
12.  Sd2  (statt  12.  c5)  sehr  gut  fortsetzen.  — 

Außer  9.  Sf3  kommt  statt  des  Textzuges  auch  9.  a2 — a3  (um  vor 
allem  der  Drohung  Sb4  zu  begegnen)  in  Betracht.  Der  Zug  ist  einfach 
und  sicher,  aber  etwas  zu  passiv,  so  daß  Schwarz  sich  darauf  etwa  mit 
9.  .  .  Dd7  10.  Sf3,  Lg4  11.  c5,  Sd5  12.  Lf2,  Td8  usw.  [P.  Norman 
Hansen — Dr.  Oskam,  Scheveningen  1923]  ganz  gut  stellen  kann. 

9 Dd8— d7 

In  Betracht  kommen  ferner: 

A)  Der  Sprengungsversuch  am  Königsflügel:  9.  .  .  f6.  10.  Sf3,  fe. 
11.  de.  (Unklar  ist  11.  d5.)  Sd7.  Von  Rubinstein  empfohlen,  worauf  aber 
Fahrni  12.  0 — 0!  empfiehlt:  Weiß  setzt  die  Partie  im  Gambitstile  mit 
guten  Angriffschancen  fort.  Ueberhaupt  soll  Weiß  in  derAlje- 
chinschen  Eröffnung  immer  darauf  gefaßt  sein,  im  ben- 
galischen  Lichte   von    Bauernopfern   zu   arbeiten. 

B)  Das  Sprengungsmanöver  am  Damenflügel:  9.  .  .  Sb4.  10.  Tel, 
c5.  11.  Sf3,  Le7!  (In  der  Partie  Wolf— Bogoljubow,  Wien  1922,  geschah 
schablonenhaft  11.  .  .  cd  12.  Sd4:  Lg6.  13.  a 3  und  nun  führte  13.  .  . 
Sa6?  14.  Sdb5,  Sd7.  15.  Sdöf  Ld6:  16.  ed,  Df6.  17.  b4!  0—0. 
18.  c  5  usw.  zur  baldigen  Katastrophe  der  schwarzen  Partie,  doch  wäre 
sie  auch  bei  der  Endspielalternative:  13.  .  .  Sc6  [statt  13.  .  .  Sa 6]  14. 
Sc6:  kaum  haltbar,  z.  B.  14.  .  .  bc  15.  Dd8:t!  Kd8:!  16.  Lf3,  Tc8! 
17.  Se4!  usw.  oder  14...  Ddl:t  15.  Tdl:  bc  16.  Lf3,  Tc8.  17.  Lb6:! 
ab.  18.  Sa4,  Lc2.  19.  Sb6:  Ldl:  20.  Sc8:  Lf3:  21.  gf,  Lc5.  22. 
Ke2!  Ld4.  23.  f4!  Lb2:  24.  Sd6t!  Ke7.  25.  Tbl,  Tb8.  26.  Kd3, 
Tb6.  27.  c5  und  gewinnt.)  12.  a3,  cd.  13.  Sd4:  Sc6!  mit  Ausgleich  wie 
oben.  [Siehe  Anm.  B)  zum  9.  Zuge  von  Weiß.] 

C)  9.  .  .  Lb4.  10.  Sf3!  usw.  wie  oben.  [Siehe  Anm.  C)  zum  9.  Zuge 
von  Weiß.] 

D)  9.  .  .  Le7.  10.  Sf3,  0—0.  11.  Dd2  und  Weiß  ist  brillant  ent- 
wickelt. 

10.  Sgl— f3  0—0—0 

11.  0—0.  LfS- e7 

mit  beiderseitigen  praktischen  Chancen.  — 


14 


Obwohl  manche  Forscher  als  ehrliche  Theoretiker  bemüht  sind, 
Vorteile  für  Weiß  herauszuschlagen,  erfreut  sich  Schwarz  in  der  hiermit 
erlangten  Stellung  blühender  Gesundheit.  —  Betrachten  wir  das  Diagramm. 

Stellung   nach  dem  11.  Zuge  von  Schwarz   in   der  Hauptvariante  der 
Aljechinschen  Springerverfolgungsjagd. 


m^n  "1 

«1 

11  i  i^^i  tj,iii 

^^'i\m 

Ä 

S.„  /<///^,^^_J&'M^^'^ 

1    i 

V/////y 

W'            1 

s  im        ^'   . 

äläl 

M   M^y..i^\ 

Merkmale  der  Stellung:  Große  Zweischneidigkeit  infolge  der 
heterogenen  Rochaden.  Das  weiße  Zentrum  nach  wie  vor  in  hängender 
Lage  (Bd4!)  Allerdings  sind  die  schwarzen  Springer  etwas  disloziert  und 
auch  die  Läufer  nicht  sehr  weit  ausholend.  —  Beurteilung  der 
Stellung:  Die  Entscheidung  dürften  erst  die  beiderseits  zu  öffnenden 
Turmlinien  (b  bezw.  g)  bringen.  Jedenfalls  ist  bei  der  Handhabung  dieser 
zentrifugalen  Stellung  größte  Umsicht,  aber  auch  Energie  geboten. 


Da  das  Hauptspiel,  wie  man  sieht,  viele  Sorgen  und  wenig  Ehre 
ergibt,  wurde  auch  ein  einfacheres  Verfahren  mit  2.  Sbl — c3  versucht, 
womit   dem    Schwarzen    vor    allem    die   Möglichkeit    gewährt    wird,    mit 

2.  .  .  e7 — e5  als  reuiger  Sünder  in  die  offene  (Wiener)  Partie  einzulenken, 
wie  dies  zum  Beispiel  zu  allererst  in  den  Pistyaner  Partien  Tarrasch — 
Marco  und  Wolf — Marco  (und  zwar  beidemale  mit  der  Hanham-Einlenkung: 

3.  Sf3,    d6!?)    erfolgte.     In    seiner   Renitenz   spielt   aber  Schwarz    lieber 

2.  .  .  d7  —  d5!  (oder  sogar  etwas  ganz  Apartes:  2.  .  .  Sc 6.  3.  d4, 
e5,  wie  dies  mit  Zugumstellung  in  der  Partie  Euwe — Breyer,  Wien  1921, 
vorkam),  um  auch  in  dieser  Variante  neuartige  Verwicklungen  herbeizu- 
führen, denn  auf  den  naheliegenden  Vorstoß  3.  e4 — e5  folgt  nunmehr 
Sf6— d7!  (Auch  3.  .  .  d5— d4  4.  eöXfß,  d4Xc3  mit  Entspannung  im 
Zentrum  ist  spielbar,  z.  B.  ö.fe,  De7:f  6.  De  2,  bezw.  5.  fg,  cd:f  6. 
Dd2:  [oder  auch  6.  Ld2:  Lg7:]  Dd2:t  7.  Ld2:  Lg7:  8.0—0—0  usw. 
bezw.  5.  bc,  ef*)  mit   gleichen  Chancen.)  4.  d2 — d4,  e7 — e6.  (bezüglich 

3.  .  .  c5  siehe  Partie  Nr.  3,  Bogoljubow — Aljechin)  und  Schwarz  hat 
nunmehr  eine  Französische  mit  der  für  ziemlich  wagemutig  geltenden 
Steinitz'schen  Variante  (1.  e2— e4,  e7— e6.  2.  d2— d4,  d7— d5.  3.  Sbl  — 
c3,  Sg8 — f6.  4.  e4 — e5!?)  herbeizuführen  vermocht. 

*)  Oder  auch  5.  .  .  gf.  Drastisch  verlief  darauf  die  Partie  Balla— Sterk,  Buda- 
pest 1921:  5.  bc,  gf.  6.  d4,  e5.  7.  Ld3,  Sc6.  8.  Se2,  Le6.  9.  0-0,  Ld7.  Hiezu 
bemerkt  ein  Glossator:  „Weiß  hat  die  Eröffnung  widerlegt,  Schwarz  steht  aber 
besser."  10.  Le3,  0—0—0.  11.  Del,  Thg8,  12.  Db2,  Tg21??  (Geboten  war  Ld6.) 
13.  Kg2:  Lh3t  14.  Kgl!  Dg4t  15.  Sg3,  Df3.  16.  Le4.   Aufgegeben. 


^    15    - 

Um  im  ruhigeren  Positionswasser  zu  fahren,  wird  daher  Weiß  lieber 
3.  e4Xd5  (statt  3.  e4 — e5)  wählen,  womit  nach  3.  .  .  Sf6Xd5  eine  gut 
spielbare  Abart  der  Skandinavischen  Partie  entsteht  (1.  e2 — e4,  dl — d5. 
2.  e4Xd5,  Sg8— f6.  3.  Sbl— c3?  Sf6Xd5).  Sehr  primitiv  geschah  nun 
in  der  Partie  Mieses — Kostitsch,  Teplitz-Schönau  1922:  4.  Sd5:  Dd5:  5. 
Df3,  Dc5!  6.  Dc3,  e5.  7.  Sf3,  Sc6.  8.  Dc5:  Lc5:  mit  ungefährem  Aus- 
gleich, da  der  kleine  Entwicklungsvorsprung  von  Schwarz  sich  nicht 
festhalten  läßt.  Farblos  ist  auch  4.  d4,  da  Schwarz  darauf  zur  Damen- 
läuferverwendung  gelangt,  z.  B.  4.  d4,  Lf5.  5.  Ld3,  Ld3:  6.  Dd3:  Sc 6! 
7.  a3  [7.  Sf3,  Sdb4]  e6  mit  ausgeglichenen  Chancen. 

Am  chancenreichsten  für  Weiß  ist  daher  der  übrigens  schon  im 
Bilguer  beim  skandinavischen  Abschnitt  angegebene  bequeme  Entwick- 
lungszug 4.  Lfl — c4,  worauf  entweder  die  impulsive  Fortsetzung  4.  .  . 
Sb6.  5.  Lb3,  c5.  6.  d3,  Sc6.  7.  Dh5,  e6.  8.  Sge2,  Le7.  9.  0—0,0—0. 
10.  Se4,  Sd4  [Partie  Tarrasch — Grünfeld,  Karlsbad  1923]  oder,  um  den 
immerhin  unangenehmen  Damenausfall  zu  vermeiden:  4.  .  .  e6.  5.  Sf3. 
(In  Betracht  kommt  5.  Df3,  z.  B.:  5. . . .  c6,  6.Sge2  Ld6,  7.  d4.)  Sc 3:  (dies 
hatte  noch  immer  Zeit;  schärfer  geschah  in  einer  späteren  Partie  Hromadka- 
Grünfeld,  Mähr.-Ostrau  1923,  5.  .  .  c5.  6.  0—0  Le7,7.  d4  [vorsichtiger 
7.  d3]  Sc3:   8.  bc,  0—0.  9.  Se5  [Solider  9.  D  e2]  D  c7  mit  Gegendruck) 

6.  bc,  Le7.  7.  0—0,  Sd7.  8.  d4,  0— 0.  9.  De2,  c5.  10.  Tdl,  cd.  11.  cd, 
Dc7  mit  beiderseitigen  Chancen  [Partie  Wolf-Grünfeld,  Karlsbad  1923] 
probiert  wurde.  Nicht  gut  wäre  aber  4.  .  .  .  Sc3:  wegen  5.  Df3!,  was 
auch  auf  4.  .  .  c6  sowie  auf  die  barocke  Deckung  4.  .  .  Le6  (mit  der 
Trinksidee  auf  5.  Lb 3  mit  Lg 7  fortzusetzen)   vorteilhaft  geschehen  würde. 

In  der  Erkenntnis,  daß  mit  allen  diesen  offenen  Methoden  nicht  viel 
zu  holen  ist,  hat  man  oft  auch  das  geschlossene  System  mit  2.  d2 — d3 
angewandt,  das  sonst  neuerdings  als  glänzendes  Palliativmittel  bei  allen 
möglichen  Eröffnungen  gilt.  Tatsächlich  erhält  Weiß  nach  2.  d2 — d3, 
€7— e5  die  Möglichkeit,  mit  3.  f2— f4!  d7— d5  (sicherer  ist  wohl  3.  .  . 
d6,  z.  B.  4.  Sf3,  Sc6.  5.  Sc3,  Le7.  6.  Le2,  0—0.  7.  0—0,  Te8)  die 
klassische  Gambitvariante  des  Philidorschen  Springerspiels  oder  auch 
einfach  mit  3.  Sf3,  Sc 6.  4.  c3,  d5.  5.  Sbd2  usw.  [Partie  Maröczy— 
Marco,  Haag  1921]  die  tückische  Hanham-Variante  mit  einem  sehr  wich- 
tigen Mehrtempo  zu  spielen. 

Auch  nach  2.  d2— d3,  d7— d5.  3.  e4— e5!  Sf6 -d7.  4.  f2— f4*) 
oder  wie  in  der  Partie  Wolf — Grünfeld,  Teplitz-Schönau  1922,  zunächst 
geschah:  4.  d3— d4  (mit  der  Folge:  4.  .  .  e6.  5.  f4!  c5.  6.  c3,  Db6.  7. 
Sf3,  Sc6.  8.  Le2,  Le7.  9.  b3,  cd  [9.  .  .  f6.  10.  Dd3,  0—0.  11.  Le3] 
10.  cd,  Lb4t  11.  Kf2  usw.  Weiß  steht  stark)  ist  die  hiemit  entstehende 
französischartige  Stellung  für  Weiß  ganz  günstig,  da  der  sonst  in  dieser 
Variante    kritische  Bd4   gut   geschützt  werden  kann,  denn    1.)  ist   bereits 

*)  Einen  lehrreichen  Verlauf  nahm  folgende  im  Länderkampf  Oesterreich  — 
Holland  1923  gespielte  Partie  S.  R.  Wolf— Dr.  G.  C.  A.  Oskam:  4.  f4,  c5  (In  einer 
schneidigen  Partie  P.  Romanowsky— Wilner,  Allruss.  Schachkongreß  zu  Petrograd  1923, 
geschah  zunächst  weniger  initiativ  4.  .  .  e6.  5.  Sf3,  Le7.  6.  d4),  5.  Sf3,  e6.  6.  c3, 
Sc6.  7.  Sa3  (Die  Wandlung  dieses  Sb  1— a3— c2— e3— g2-f 4  ist  sehr  bemerkens- 
wert und  für  die  Bauernpanzervariante  der  französischen  Partie  höchst  charakteristisch.) 

7.  .  .  a6.  8.  Sc2,  b5.  9.  d4,  Lb7.  10.  Le3,  Tc8.  U.  Ld3,  Db6.  12.  0-0,  b4.  13. 
Lf2,  Le7.  14.  f5,  SdS.  15.  Se3,  a5.  16.  g4,  La6.  17.  Sg2,  h5.  18.  g5!  ef.  19.  Sf4, 
bc.  20.  bc,  Lc4(?).  21.  Lc4:  de.  22.  d5!  Sb7.  23.  Tbl,  Da6.  24.  Da4.  Aufgegeben. 


-    16   - 

Sd7  geschehen  und  daher  das  übliche  Manöver  Sg8 — h6 — f5  unmöglich; 
2.)  ist  Sc3  noch  nicht  geschehen  und  daher  die  rechtzeitige  Stützung  des 
Zentrums  durch  c2 — c3  möglich, 

Schwarz  spielt  aber  auf  2.  d2 — d3  am  besten  2.  .  .  c7 — c5!  um 
in  eine  Art  Sizilianischen  Systems  einzulenken,  z.  B.  3.  Sf3,  Sc 6.  4.  Sc 3, 
d5.  5.  ed,  Sd5.  6.  Le2,  Sc3:  7.  bc,  g6.  8.  0—0,  Lg7.  9.  Ld2,  0—0 
[Partie  Maröczy-Bogoljubow,  Wien  1922].  Schwarz  steht  gut.  Oder  in  ganz 
geschlossener  Manier:  3.  c3.  Sc 6.  4.  Sf3,  d6.  5.  Le2,  g6.  6.  h3.  Lg 7. 
7.  Le3,  0— 0.  8.  Sbd2,  b6.  (Das  Allheilmittel!),  9.  Dc2,  Lb7.  10.  Tdl, 
Tc8.  [Partie  Fischer-Grünfeld,  Wien  1923.]  Schwarz  steht  brillant  und 
kommt  bald  zum  Durchstoß  d6  —  d5  —  d4. 


Wie   „widerlegt"    man   also  den   Aljechinschen   Zug?!    Am   besten 

dadurch,   daß   man   ihn   zunächst  überhaupt   nicht   zu   widerlegen   sucht, 

sondern   sich   bloß   eine   bequem  zu    entwickelnde  Partie   zu  verschaffen 
trachtet.  Wir  schlagen  vor: 


1.     e2  — e4 

SgS— f6 

2.     e4— e5 

Sf6— d5 

und  nun: 

3.  Lfl  — c4 

was 

1.  eine  einigermassen  entwickelte  Figur, 

2.  eine  weitere  Schwächung  der  Bauern  durch  deren  frühzeitige 
Verkettung  und 

3.  vor  allem  die  Drohung,  nichts  zu  drohen,  bedeutet.  — 
Selbstredend  geschieht  der  Läuferzug  nicht  um  Lc4  gegen  Sd5  ab- 
zutauschen, sondern  nur,  um  rosig  in  die  Zukunft  zu  schauen.  Behandelt 
nun  Schwarz  die  Stellung  im  offenen  Stile,  also:  3.  .  .  Sd5 — b6.  4. 
Lc4— b3,  d7— d5.  5.  e5Xd6e.p.,  e7Xd6  —  so  wird  Weiß  nach  etwa  6. 
Ddl — f3,  d6 — d5.  7.  d2 — d4  nebst  später  c2 — c3  und  Lb3 — c2  seinem 
scheinbar  abgelenkten  Königsläufer  eine  neue  wirksame  Diagonale  zuweisen. 

Bei  der  halboffenen  Behandlung:  3.  e7 — e6.  4.  d2 — d4  (es  drohte 
Dg 5),  d7 — d6.  5.  Sgl — f3  bleibt  der  schwarze  Damenläufer  dauernd 
eingesperrt.  Der  schwarze  Königsspringer  steht  auf  d5  ohne  viel  Zukunft. 
Weiß  hat  noch  fast  alle  Entwicklungsmöglichkeiten  in  Reserve.  — 

P.  S.  Wir  haben  das  Variantengefüge  der  Aljechinschen  Neuerung 
etwas  genauer  angeführt,  da  diese  blutjunge  Eröffnung  noch  auf  ihre 
Systemisierung  wartet.  Nun  folgen  einige  praktische  Beispiele  dieser  neuen 
Spielweise. 

Aus    der    Not    eine    Tugend  steht     er     durch     Gegendrohungen 

niachen'  (14.  Thl— gl)  sowie  Lockspeisen 

(Bh2)     den    Gegner    vom    Haupt- 

Nachdem  Weiß  aus  der  Eröffnung  plan  (Fixierung  und  Sprengung  der 

infolge   seines   mangelhaften   10-ten  Mitte    durch    18  . . .  f  7 — f6)    abzu- 

Zuges    (10.   Lfl — d3)    mit   einem  lenken    [IL  Phase]    und  auch   nach 

„hängenden"  und  wohl  unhaltbaren  dem    liebenswürdig  herbeigeführten 

Zentrum   bei   ungesicherter  Königs-  Damentausch  (im  25.  Zuge)  unter  fort- 

stellung  hervorging   [I.  Phase],  ver-  währender  Beunruhigung  des  Gegners 


seine  ursprünglich  rachitisch  gewe- 
sene Bauernmasse  im  Zentrum  und  am 
Damenflügel  zu  einer  gewaltigen 
Waffe  zu  schmieden  [III.  Phase], 
deren  schüchterner  Sprengungsver- 
such durch  Schwarz  (32 ...  c  7  —  c  6?) 
zu  einem  baldigen  Debakel  [IV.  Phase] 
führt.  —  Eine  echt  Laskersche  Ma- 
növrierungspartie! 

Partie  Nr.  1. 

Gespielt  im  Großturnier  zu 
Mährisch-Ostrau  1923. 

Weiß:  Schwarz: 

Dr.  Eman.  Lasker.  Dr.  Siegb. Tarrasch. 

I.  Phase. 


1.  e2  — e4 


f6 


Sg8 

Die  Altmeistergarde  in  den  Fuß- 
stapfen des  Sezessionismus. 

2.  e4  — e5  .... 

Jedenfalls  das  Konsequenteste!  — 
Ueber  andere  Systeme  siehe  den  Ein- 
ieitungsaufsatz. 

2.  .    . 

3.  c2 

4.  d2 

5.  f2 

6.  f4 


c4 
d4 
f4 
e5 


S  f6      d5 

Sd5  — b6 

d7  — d6 

d6Xe5 

Sb8— c6 


Erzwingt  bekanntlich  7.  L  e  3  (da 
auf  7.  Sf3,  Lg4  mit  idealer  Läufer- 
entwicklung ohne  Tempoverlust  fol- 
gen würde)  und  gilt  daher  für  nach- 
haltiger als  6  ...  Lf  5,  welch' letzteres 
System  freilich  die  baldige  Sprengung 
durch  c7  —  c5  eher  ermöglicht. 

7.  Lei-  e3  Lc8      f5 

Auch  hier  (fast  im  selben  Grade 
wie  auf  g4)  steht  der  L  sehr  sicher 
und  wirksam.  Eine  Eröffnung  aber, 
bei  der  Schv/arz  zur  ungestraften 
Entwicklung  seines  Damenläufers 
gelangt,  kann  nicht  schlecht  sein! 


Die  beste  Ausgleichschance  bietet 
wohl  9...  Sb4.  (Siehe  den  Abriß.) 

10.  Lf  1— d3?  .     .     .     . 

Ein  auch  in  anderen  Eröffnungen 
oft  vorkommender  Fehler,  dessen 
Ursache  im  Initiativgeist,  der  jeden 
Anziehenden   beseelt,  zu  suchen  ist. 

Geboten  ist  bekanntlich  10.  Le2 
nebst  baldiger  Rochade,  worauf  das 
weiße  Zentrum  immer  befestigter 
und  dadurch  das  schwarze  Gegen- 
spiel immer  schwieriger  wird.  Nun 
aber  kommt  Schwarz  in  Vorteil. 


8.  Sbl 

9.  Sgl 


c3 
f3 


e7 

Lf8 


10 Lf5--g4! 

In  ähnlicher  Stellung  (ohne  Sc3 
und  Lb4)  geschah  in  der  Partie 
Euwe- Kostitsch,  Haag  1920,  viel 
schwächer  Ld3:,  worauf  Weiß  das 
bessere  (End-)  Spiel  erlangte. 

Schwächer  als  der  Textzug  ist 
auch  10.  .  .  .  Sa4:,  worauf  Weiß 
weder  mit  11.  Lf5:Sc3:!  noch  mit 
11 .  D  c  2,  L  d  3 : !,  sondern  am  besten 
mit  ll.Da4:Ld3:  12.a3!  Lc3:t 
(Erzwungen)  13.  bc,  00.  14.  Tdl 
nebst  0 — 0  mit  gleichem  Spiel  fort- 
fährt. 

11.  Ld3  — e2  .     .     .     . 

Bitterer  Not  gehorchend,  gesteht 
Weiß  den  Fehler  seines  vorigen  Zuges 
ein,  statt  mit  11.  0 — 0!?  irrealen 
Angriffsgebilden  halsstarrig  nachzu- 
jagen, denn  nach  (11.  0 — 0)  Sd4:! 
1.  Ld4:Lf3:  13.  Df3:Dd4:t  14. 
K  h  1,  0—0—0!  (Verfehlt  wäre  aller- 
dings 14.  ...0-0  15.  Dh3,  h6.  16. 
Tae  1   mit  starkem  Angriff  für  Weiß) 

15.  Tadl   (oder  15.  Le4,  c6)  Lc3: 

16.  bc,  Dc3:    usw.    ist   die    weiße 
Stellung  trostlos. 

Angenehm  wird  sie  freilich  auch 
bei  der  Textfortsetzung  nicht,  da  der 
für  die  Haltbarkeit  des  Zentrums  so 
überaus  wichtige  Sf3  verschwindet, 
die  Königsstellung  entblößt  und  das 
e6  Eindringen  der  schwarzen  Dame  un- 
b4     vermeidlich    wird.     Die    Hauptfrage 


Dr.  S.  G.  Tartakower:  Die  hypermoderne  Schachpartie. 


wird  jetzt,  ob  es  Weiß  gelingt,  sein 
Zentrum  zu  behalten. 

11.  ...     .  Lg4X^3 

12.  g2:     13  .... 

Natürlich  nicht  12.  Lf3: wegen  Sc 4: 


12.  .     . 

13.  Le3 


f2 


Dd8  — h4t 
Dh4—  f4 


Stellung  nach  dem  13.  Zuge 
von  Schwarz. 


y/M 


'^mf/y  K.  ''^M      4^^,      p^ 
Ji  Q  |5l      Ä      »' 

m    m    m  S  «,^  I 


Beginn  der  zweiten  Phase: 
Lasker  leitet  in  seiner  prekären  Lage 
das  psychologische  Schach  ein. 

14.  Thl-"gl!  .... 

Ein  feiner  Gedanke.  Die  Beun- 
ruhigung des  Gegners  (Bg7!)  und 
das  Herhalten  einer  Lockspeise 
(Bh2!)  bewirken,  daß  Schwarz  sich 
von  seinem  Hauptplan:  Zerstörung 
des  v/eißen  Zentrums!  ablenken 
läßt  — 


14. 


0—0—0 


—  natürlich  konnte  jenes  Haupt- 
ziel nur  durch  großzügige  Spiel- 
behandlung erreicht  werden:  14.  .  .  . 
h7  —  h5!,  um  den  wildgewordenen 
Tgl  durch  die  Abhaltung  vom 
Punkt  g4  einigermaßen  zu  mäßigen 
und  auf  15.  Tg 7:  mit  nunmehrigem 

15.  .  .  .  0 — 0 — 0  erfolgverheißend 
fortzusetzen,    z.    B.:    16.   Lg3    (Auf 

16.  Dd2  folgt  einfach  Dd2:t  17. 
Kd2,  Sd4:  und  auf  16.  Del  folgt 
nunmehr  Dh2:)  De 3!  (Weniger 
klar   ist    16.  .  .  .    Dd4:    17.  Dd4: 


Sd4:  18.  Tel!  Td7  usw.  oder 
16.  .  .  .  Dh6  17.  Tf7:Sd4:  18. 
Del!  Dg6  19.Tf6,  Dh7  20.Kfl 
mit  Gegenspiel.  Nun  bleibt  aber 
die  eiserne  Umklammerung  wegen 
der  dreifachen  Drohung:  Lc3:f, 
Dglf  und  Sd4:  aufrecht.)  17. 
Lf2,  Lc3:t  (Remis  verschmäht 
Schv/arz.)  18.  b  c,  Dc3:t  19.  Kfl, 
Sd4:  20.  Tel,  Se2:  (Einfacher 
alsDb2.  21.Ld4:Td4:  22.  Dc2.) 
21.  Tc3:Tdl:t  22.  Ke2:Td7 
mit  einem  gesunden  B  mehr. 

Nicht  genug  an  dem,  hätte 
Schwarz  nach  14.  .  .  .  h7  —  h5!  15. 
Tg7:  vielleicht  noch  stärker  mit 
15.  .  .  .  Ta8  — d8!  (statt  0—0—0) 
fortfahren  können,  worauf  die  Ver- 
teidigung 16.  Lg3  wegen  D  h6  ganz 
entfällt,  dafür  aber  16.  Del!  Dh2: 
wegen  des  eventuellen  Damenaus- 
falls Dg5  gefährlicher  aussieht. 

Aus  all  diesen  Erwägungen  sehen 
wir,  daß  auch  die  Textfortsetzung, 
bei  der  Schwarz  sofort  einen  B  ein- 
heimst,ihre  praktische  Existenzberech- 
tigung besitzt.  Freilich  hat  jetzt  Weiß 
seinen  Zweck  erreicht,  das  Zentrum 
einigermaßen  zu  sichern  und  die 
Partie  etwas  verwickelter  zu  orche- 
strieren. 


5.  Tgl-g4 

D  f4\h2 

6.  Tg4  — h4 

Dh2-g2 

7.   Lg2-fl 

Dg2-g5 

8.  D  d  1  —  c  2 

Es  drohte  Se5:  Soweit  hat  sich 
Weiß  notdürftig  verteidigt,  wenn  auch 
die  Königsstellung  in  der  Mitte  ohne 
Rochade    böse  Folgen    haben  kann. 

18 h7  — h5 

Hier  kommt  sehr  stark  18.  .  .  . 
f7  —  f6  in  Betracht,  um  zum  ent- 
scheidenden Zentrumsdurchbruch  zu 
gelangen,  z.  B.  19.  f3  — f4,  Sc6Xd4 
20.  Dc2  — dl,Df5  — g6!usw.oder 
19.  e5Vf6,  e6  — e5'  20.  f6\<g7, 
Dg5Xg7-  21.  d4  — do,  Sc6  — d4 
oder   auch    19.  Lfl-    h3,   f6\^e5. 


20.  Lh3Xe6tKc8  — b8.  21.d4  — 
d5,  Sc6  —  d4  mit  Vorteil  für  Schwarz. 
Verhältnismäßig  am  besten  wäre  für 
Weiß  (auf  18.  .  .  .  f7  — f6)  19. 
Th4  — g4,  um  nach  19.  .  .  .  Df5 
20.  Df5:ef  21.  Tg7:  bezw.  nach 
19.  .  .  .  Dh6  20.  ef,  gl  21.  Tdl 
weitere  Ereignisse  abzuwarten. 

Man  sieht,  daß  Lasker  dem 
Gegner  bei  jedem  Zuge  große  Auf- 
gaben stellt. 

19.  Tal-  d.l  Dg5  — h6 
Auch  jetzt  kam  der  Sprengungs- 
zug 19.  .  .  .  f7  —  f6  in  Betracht,  um 
die  Hauptidee  der  Partie  (Unter- 
minierung des  weißen  Zentrums) 
unter  gleichzeitigen  Angriffsaus- 
sichten auf  den  in  der  Mitte  frierenden 
weißen  K  wieder  aufzunehmen,  nach- 
dem seine  Rochade  sowie  der  Zug 
Tg4  endgültig  vereitelt  sind. 

Statt  dessen  glaubt  aber  Schwarz 
mit  den  alten  Methoden  der  Gründ- 
Hchkeit  (!Lb4  — e7  — g5)  in  aller 
Ruhe  fortfahren  zu  dürfen,  so  daß 
der  Gegner  Zeit  bekommt,  sich  am 
Damenflügel  Gegenchancen  zu  ver- 
schaffen. 

20.  a2  — a3  Lb4^e7 

21.  Th4  — h3  Le7  — g5 

Siehe  vorige  Anmerkung. 
Noch  immer  war  21. .  .  .  f7  —  f6 

22.  e5Vf6,    Leiyjd    herzhafter. 

22.  Dc2-  e4  f7  — f6 
Jetzt,  nachdem  alle  weißen  Fi- 
guren auf  guten  Posten  sind,  hat 
dieser  Zug  sehr  viel  von  seiner  Durch- 
bruchskraft eingebüßt.  Schwarz  macht 
ihn  nicht  aus  Herzenslust,  sondern 
nur  weil  er  angesichts  der  wieder- 
hergestellten Schlachtordnung  von 
Weiß  wieder  einmal  etwas  Fulmi- 
nantes unternehmen  zu  müssen  glaubt. 
(Das  sind  die  psychologischen  Ge- 
setze des  Handelns  im  Schach!)  — 

In  Betracht  kommt  hier  22.  .  .  . 
Lei  (Mit  der  lobenswerten  Absicht 
eventuell  noch  einen  B  einzuheimsen.) 

23.  De2    (Nicht    23.    Dc2    wegen 


Le3.)  Td7,  z.  B.:  24.  Se4,  ThdS' 
25.  Sc5,  Sd4:  26.  De4,  Sf3:t  und 
gewinnt. 

23.  e5:     f6  Dh6Xf6 
Es   lebe  die  Methode!     Schwarz 

bereitet  nämlich  einen  entscheidenden 
strategischen  Fehler  vor.  Sehr  in 
Betracht  kommt  hier  23.  .  .  Lf6:, 
um  nach  24.  Le2  (24.  De6:tKb8 
ebenso  wie  zunächst  24.  Le3,  Lg 5. 
25.  L  g  5  :  D  g  5  :  usw.  würden  für 
Weiß  fatal  werden)  mit  24.  .  .  T  h  e  8 
den  Zentraldruckverstärken  zu  können. 

24.  Lfl— e2  D  f6  — f5? 
Lasker  hat  psychologisch  richtig 

spekuliert:  Schwarz  nimmt  die 
liebenswürdige  Einladung  an  und 
beeilt  sich,  diesen  schablonenhaften, 
alle  wissenschaftlichen  Vorteile  ver- 
sprechenden Damentausch  durchzu- 
führen, da  sonst  nichts  Klares  zur 
Verfügung  steht. 

VölligesVerkennen  derPosition :  Es 
kommt  in  der  Folge  gar  nicht  zur  er- 
hofften Endspielphase,  wo  die  Bauern 
wie  eine  Uhr  mechanisch  vorwärts- 
laufen; vielmehr  wird  das  schwarze 
Bauernübergewicht  am  Königsflügel 
vollkommen  kaltgestellt,  während 
Weiß  dank  dem  wiedererstarkten 
Zentrum  und  dem  tüchtigen  Läufer- 
paar gute  Spielchancen  erhält. 

Viel  zweckmäßiger  war  es  daher, 
dem  Figurenkampf  zu  fröhnen  und 
irgendeinen  Angriffsplan  zu  entwerfen, 
z.  B.  24.  .  .  .  Sc6  — e7  nebst  Sf5 
oder  Sg6. 


25.  De4>  f5 


e6^:f5 


Stellung  nach  dem  25.  Zuge  von  Schw. 


mm 


WA 


%    mA     -^^ 


Bl   W,   il  S  ^ 


Beginn  der  dritten  Phase: 
Gleich  nach  dem  Damentausch  über- 
nimmt Weiß,  obwohl  materiell  schwä- 
cher, die  Offensive. 


26. 
27. 


Le2 
Sc3 


-d3 
-e2 


g7  — g6 


Weiß  hat  die  geistreiche  Deckungs- 
idee des  Gegners  durchblickt:  27. 
Tg3  wäre  verfehlt,  da  darauf  27.  .  .  . 
Lh4  28.  Tg6:Lf2:t  29.  Kf2: 
Sd4:  mit  endgültigem  Vorteil  für 
Schwarz  folgen  würde. 

Nun  glaubt  aber  Schwarz,  sich 
zu  einer  weiteren  Verkalkung  seiner 
Bauernstellung  am  Königsflügel  ent- 
schließen zu  müssen: 


27. 


....  h5  — h4 

Die  große  Schattenseite  dieses 
Bauernzuges  besteht  jedenfalls  darin, 
daß  er  zwei  Offiziere  (Th8  und  Lg 5) 
zum  ständigen  Wachdienst  verurteilt. 

Viel  besser  war  daher  27/.  .  , 
Sc6  —  e7,  da  aus  dem  Angriff  auf 
Bd4   sowieso   nichts  geworden   ist. 


28.  fS^  f4 

29.  b2^b4 


Lg5  — f6 


Gewinnt  wegen  der  eventuellen 
Drohung  Lf5:f  (etwa  nach  Sd4: 
Sd4:Ld4:Ld4:Td4:)  ein  wich- 
tiges Tempo  zur  Verwertung  seiner 
Bauernmasse. 


29. 


Kc8  — b8 


Endlich  ist  die  Drohung  auf  d4 
zu  schlagen  akut  geworden,  doch 
hat  Weiß  indessen  Zeit  genug  ge- 
habt, seine  Vorkehrungen  zu  treffen 
und  die  stolzen  Angriffsrosse  von 
Schwarz  in  halbgelähmte  Haustiere 
zu  verwandeln. 


30.      d4  — d5 

Sc6— e7 

31.  Kel-  fl 

Sb6  — c8? 

Hiermit  hofft  Schwarz,  die  Spren- 
gung der  feindlichen  Mitte  durch 
nächstfolgenden  c7  —  c6  zu  erzwin- 
gen, während  sofort  31.  .  .  .  c7^c6 


wegen  32.  d5  —  d6!  mit  der  Gabel- 
drohung verderblich  zu  sein  scheint. 
Allerdings  könnte  darauf  Schwarz  mit 
(31.  .  .  .  c6.  32.  d6)  Td6:  33.  c5, 
Td3:34.Th3Xd3  (34.TdlXd3 
etwa  mit  der  Folge  34.  .  .  .  Sbd5 
35.  Ld4,  Ld4:  36.  Td4:  Sf6!  ist 
wohl  schwächer)  Sb6  —  d5  fort- 
fahren und  für  die  geopferte  Qualität 
zwei  Bauern  im  Zusammenhang  mit 
der  starken  Springerstellung  erhalten, 
doch  folgt  nun  35.  b4  —  b5  und 
Weiß  wird  wohl  mit  seinen  Türmen 
auf  der  b-  und  d-Linie  unbehagliche 
Drohungen  schaffen. 

Viel  besser  als  das  Textmanöver 
war  aber  31.  .  .  .  Sb6^ — a4,  um  den 
Abtauschzug  Sb2  zu  drohen  und 
sonst  eventuell  die  Sprengung  durch- 
zuführen, z.  B.  Tel,  c6.  33.  de, 
Sc6:  34.  c5,  Sb2.  35.  Lbl  (35. 
Lb5,  a6)  ab  usw.  Schwarz  hat 
Gegenspiel. 

Nach  dem  behutsamen  Textzug 
geht  es  aber  mit  ihm  rasch  bergab. 

32.  b4  — b5!  .... 

Ein  Verteidigungs-  und  Angriffs- 
zug zugleich.  Nun  ist  die  weiße 
Bauernmasse  schon  sehr  bedrohlich 
geworden. 


32. 


c7  — c6? 


Man  pflegt  nicht  gerne  sein  Vor- 
haben abzuändern,  doch  hätte  Schwarz 
mit  den  neu  eingetretenen  Umständen 
rechnen  und  daher  auf  die  Sprengung 
verzichten  sollen.  Allerdings  steht  er 
bereits  sehr  gedrückt  und  würde 
mit  etwa  32.  .  .  .  b7  —  b6  (um  die 
weiße  Bauernkette  zu  paralysieren) 
nur  weitere  gefährliche  „Löcher" 
entstehen  lassen,  (z.  B.  32.  L  d  4, 
Ld4:  34.  Sd4:  usw.)  Es  war  da- 
her ein  abwartendes  Verfahren  ge- 
boten, vielleicht  am  besten  wieder 
32.  ...  Sc8  — b6  (um  eventuell 
nach  a4)  oder  aber  32.  .  .  Sc8 — d6, 
um  nach  e4  zu  hupfen. 


21 


Stellung  nach  dem  32.  Zuge 
von    Schwarz    (32.  ...    c7  — c6?) 


Beginn  der  Schlußphase: 
Alle  Schleußen  für  die  weißen  Läufer 
und  Türme  werden  geöffnet.  Es 
kommt  zur  Überschwemmungskata- 
strophe von  Schwarz. 

33.  b5Vc6.  b7Xc6 

34.  Tdl— blf  Kb8  — a8 

35.  Se2  — d4!  L  f6Xd4 
Ebenfalls      unzureichend      wäre 

35.  .  .  .  cd  36.  cd  Td5  (36.  .  .  . 
Sd5:  37.  Sc6!)  wegen  37.  Se6, 
Td7  38.  Le2  (droht  Lf3t)  Sb6 
39.  Lb6:  ab  40.  Tb 6:  und  gewinnt 
leicht. 

Th8  — h7 
Sc8  — d6 
Sd6  — b7 
Se7  — d5 
Td8— f8 
Sd5—  f6 

*  Läßt  die  schweren  Geschütze  frei 
auffahren.  —  Der  Schluß  ist  sehr 
zwingend. 


36. 

L  f2^ 

:d4 

37. 

Ld4~ 

-e5 

38. 

c4- 

-c5 

39. 

d5- 

-d6 

40. 

Tbl- 

-cl 

4L 

Ld3- 

-a6 

42. 

Le5^ 

<f6! 

42. 
43. 
44. 
45. 
46. 
47. 


Th3— e3 
Tel  — el 
d6  — d7 
Te3  — e8t 
La3yb7 


Tf8Xf6 
Tf6— f8 
Th7  — h8 
Ka8  — b8 
Kb8— c7 
Schwarz  gibt  auf 


In  dieser  Partie  hatte  Lasker  den 
Gegner  und  seinen  eigenen  Fehlzug 
zu  besiegen,  was  er  nur  mit  den  ad  hoc 
besten  Zügen  bewerkstelligen  konnte. 

nun 


Schattenseiten  der  langen 
Rochade  (besonders,  wenn  vorher 
c2  —  c4  geschehen  ist). 


Partie  Nr.  2. 

Gespielt  im  Großturnier  zu 

Pistyan  1922. 

Weiß:  Schwarz: 

H.  Wolf.  E.  Grünfeld. 


1.  e2— e4 

SgS-  f6 

2.  e4      e5 

S  f6      d5 

3.  d2      d4 

d?      d6 

4.  c2— c4 

Sd5      b6 

5.  e5Xd6 

.... 

Einfach  und 

gut. 

(Vgl.  den  Ein- 

leitungsaufsatz.) 

5 

e7<d6 

5.  Lei— e3 

L  f8— e7 

Nachdem  Weiß  zwecks  metho- 
discher Entwicklung  6.  Lfl  —  d3 
unterlassen  hat,  kommt  hier  für 
Schwarz  6.  .  .  .  Lc8 — f5  (und  wenn 
darauf  7.  D dl— f 3,  soDd8  — c8) 
in  Betracht. 

7.  Lfl— d3  Sb8  — d7 

Dieser  S  strebt  nach  f6,  um  den 
Königsflügel  auf  die  normale  Art 
befestigt  zu    halten  und  (nach  etwa 

8.  Sc 3,  0—0.  9.  Dh5)  keinen 
schwächenden  Bauernzug  machen 
zu  müssen. 

8.  Sgl— e2  Sd7  — f6 

9.  h2  — h3  0  —  0 

10.  Sbl— d2  .     .     .     . 

Um  durch  dienochmaligeDeckung 
des  Bc4  seinen  Angriffsläufer  für 
höhere  Missionen  frei  zu  halten, 
doch  sieht  10.  Sbl — c  3  viel  natür- 
licher aus. 

10 Tf8  — e8 

11.  Ddl— c2  .     .     .     . 

Weiß  überschätzt  die  Angriffs- 
kraft   seiner    Stellung    und    glaubt 


daher  die  letzten  Vorbereitungen  in 
aller  Ruhe  vornehmen  zu  dürfen. 
Energischer  war  sofort  ll.g2  —  g4. 

11 Sb6  — d7! 

Strebt  nach  f  8,  womit  die  schwarze 
Rochadestellung,  ähnlich  wie  im  or- 
thodoxen Damengambit,  gut  ge- 
sichert erscheint.  Beide  Springer 
stehen  nun  nach  langen  Irrfahrten 
dort,  wo  sie  stehen   müssen.*) 

12.  g2-g4  .... 
Der  Mattangriff  dringt  nicht  durch 

und  die  damit  verbundene  lange 
Rochade  wird  dem  weißen  Spiel 
zum  Verhängnis,  da  Schwarz  die 
Gegenaktion  in  brillanter  Weise 
durchführt. 

Die  beste  positionsmäßige  Fort- 
setzung war,  wie  Grünfeld  auch  selbst 
angibt,  12.  0 — 0  mit  gutem  Spiel. 
12 Sd7—  f8 

13.  0—0—0  c7  — c6 

14.  Se2  — g3  d6  — d5 

15.  g4  — g5  .     .     .     . 
Beschwört  die  Krise  herbei,  doch 

wäre  Schwarz  auch  nach  15.  c  5, 
b6!  16.  Sb3,Sf6  — d7  zum  Gegen- 
angriff gekommen. 

15 d5Xc4! 

Der  Einbruch  ins  feindliche  Lager 
beginnt.     Schlecht    wäre     dagegen 

15.  .  .  .  Sf6  — d7  16.  cd,  cd,  17. 
h4  und  Weiß  kann  nun  seinen  Ro- 
chadesturm nach  Herzenslust  fort- 
setzen. Diese  Variante  war  wohl 
das  trügerische  Phantom,  dem  Weiß 
bei  seinen   letzten  Zügen  nachjagte. 

16.  Sd2Xc4  .... 
Nach  16.  gf,  cd.  17.  fe?  de.  18. 

e  d  D,  c  d  D  t  würde  Weiß  die  Qualität, 
beziehungsweise  nach  17.  Dd3: 
Lf6:  einen  B  verlieren. 

Nun  werden  aber  die  weißen  Streit- 
kräfte   desorganisiert    und   Schwarz 
bemächtigt  sich  der  Initiative. 
16 S  f6  — d5 

17.  h3  — h4  Sd5  — b4 

*)  Diese  Bemerkung  hat  der  schach- 
kundige Setzerlehrhng  hinzugefügt. 


18.  Dc2  — bl  Sb4Xcl3t 

19.  DblXd3  Dd8  — d5! 
Droht    b7— b5    oder    Lc8— e6 

und  erzwingt  somit  eine  Schwächung 
des  weißen  Königsflügels. 

20.  a2— a3  .... 

Auch  nach  20.  Kbl,  Le6.  21. 
b3,  Sd7  hat  Schwarz  eine  mächtige 
Stellung  inne. 


20. 
21. 


Sc4  — d2 


Lc8  — e6 
c6  — e5! 


Mit  der  hiedurch  erreichten 
Öffnung  der  c-Linie  erhält  Schwarz 
einen  weiteren  Angriff  strumpf  in  die 
Hand. 

22.  Sd2— bl  c5Xd4 

23.  Dd3<d4  .    .    .    . 

Auf  23.  Ld4:  folgt  Tac8t  24. 
Sc3  (oder  24.  Kd2,  Ld6  usw.) 
Ted8  mit  voller  Lahmlegung  des 
weißen  Spieles. 


23 

24^    Sbl— c3 


Te8— c8t 
Dd8— b3! 


Bei  diesem  starken  Zuge  war 
die  genaue  Durchrechnung  der  even- 
tuellen weißen  Antwort  25.  Sh5 
notwendig.  Die  keineswegs  leicht 
zu  findende  Folge  wäre  dann:  25.  .  . 
Tc3:t!  26.  bc,  Da3:t!  27.  Kc2, 
Lb3t  und  Schwarz  setzt  Matt  oder 
erobert  die  Dame. 

25.  Sg3— e2  .     .     .     . 

Stellung  nach  dem  25.  Zuge  von  Weiß. 


^////'Z-, 


^^ 


fi'^^' 


A 


^<k  i 

1  i  i  i 

1  „    Ü 

^ 

-^  i 

^  ;  L—i 

Nun  folgt  ein  Opfer  von  durch- 
schlagender Kraft. 


23 


25.    .... 

Le7  X  a3! 

26.      b2^   a3 

Db3Va3t 

27.  Kcl-    c2 

Da3-~b3t 

28.  Kc2-d2 

Auf  28.  Kcl   gewinnt  Lf51 

28 

Tc8  — d8 

29.  Tdl— bl 

Db3  — c4 

30.  Thl  — cl 

Td8Xd4:t 

31.   Se2  /d4 

Ta8  — d8 

32.   Sc3"-  e2 

Dc4  — a2  t 

33.  Kd2      el 

Da2~  a5t 

34.  K  e  1  —  f  1 

Da5  — d5 

35.  K  fl      gl 

Dd5— e4 

36.   Se2-~g3 

De4  /h4 

Wenn  kein  Matt-,  so  Beraubungs- 

sieg! Es  folgt  die  Agonie. 

37.  Sd4-"    f3 

Dh4  — h3 

38.  Tbl— b4 

Natürlich  nicht  38. 

Tb7:  wegen 

Ld5.  Jetzt  droht  Th4. 

38 

Le6  — d5 

39.  Tb4-  h4 

Dh3  — d7 

40.   Sf3-  d4 

Sf8  — g6 

41.  Th4-  h2 

Dd7--^g4 

42.  Sd4~    f5 

Ld5— c6 

43.      f2— f3 

.     . 

.    Es  drohte  Tdlf  44.  Tdl  :Ddl  : 

45.  Sfl,  Se5  nebst  SfSf. 

43 

Dg4Xf3 

44.  Th2-"  f2 

D  f3  — g4 

45.  Kgl  — h2 

Td8— e8 

Zur  Vorbereitung  von  Se5,  ohne 
Se7t  nebst  Sc6:  fürchten  zu 
müssen. 


46.  Tel  — c3 

Sg6- 

-e5 

47.  Tf2-    f4 

Dg4- 

dl 

48.  Kh2  — h3 

Ddl- 

-d5 

49.   Sg3— e4 

Lc6- 

-d7 

50.   Se4-g3 

g7" 

g6 

Weiß  gibt  auf. 

OZZD 


Immer  auf  Leben  oder  Tod 
kämpfen!     Dies   der  Aljechinsche 


Grundsatz,  der  auch  die  scharfen 
Momente  der  nachstehenden  Partie 
erklärt.  —  Schon  glaubt  der  geist- 
reiche Bogoljubow  den  Gegner  am 
Boden  zu  sehen  (8.  e5 — e6!),  doch 
vermag  er  die  ungeheuren  Opfer- 
probleme, die  ihm  Letzterer  bei 
jedem  Zuge  stellt  (13.  f4— f5;  16. 
b3— b4;  17.  Sg5— e4!),  nicht  zu 
lösen  und  geht  später  an  den 
Schwächen,  die  sein  Angriff  mit  sich 
zog  (28.  .  .  .  Tb8— b5;  39.  .  .  . 
Tf8 — f5),  zugrunde. 

Partie  Nr.  3. 

Gespielt  im  Großturnier  zu 
Karlsbad  1923. 

Weiß:  Schwarz: 

Bogoljubow.  Aljechin. 

1.  e2  e4  Sg8  f6 
3.  Sbl      c3  d7      d5 

2.  e4-e5  S  f6  — d7 

Mit  3.  .  .  d5~  d4  ist  die  Partie 
wohl  nur  auszugleichen. 


4.     d2  — d4 


c7-  c5 


Obwohl  jetzt  mit  4.  .  .  e  7  —  e  6 
eine  für  Weiß  verpönte  (von  Niemzo- 
witsch  freilich  befürwortete)  Variante 
der  französischen  Partie  zu  erreichen 
wäre,  glaubt  Aljechin  (hier  und  auch 
noch  im  zweitnächsten  Zuge)  etwas 
noch  Konsequenteres  finden  zu 
müssen,  indem  er  das  weiße  Zentrum 
sofort  zu  sprengen  trachtet. 


5.  L 


b5 


Ein  alter  Gedanke  (vgl.  den 
Birdschen  Zug:  1.  e4,  e6,  2.  Lb5), 
den  Bogoljubow  hier  in  der  Erkennt- 
nis anwendet,  daß  Lfl  sonst  noch 
lange  nicht  zur  ungestörten  Ent- 
wicklung auf  anderen  Feldern  (d  3 
oder  e  2)  gelangen  würde  und  da- 
her mit  dem  an  sich  unstandesge- 
mäßen Abtausch  gegen  Sc6  zu- 
frieden sein  muß. 


24 


Schlecht  wäre  5.  S  d5:  cd  6.  D  d4: 
Sc6  nebst  e6  und  Sde5:  mit  Ent- 
wicklungsvorsprung für  Schwarz. 

Statt  des  franco-spaniolischen 
Textzuges  kommt  aber  auch  die 
Stützung  des  Zentrums  durch  5.  f4 
in  Betracht,  z.  B.  5.  f  4,  cd.  6.  Dd4: 
e6!  7.  Df2!  Sc6.  8.  Sf3  usw. 


5.  .  . 

6.  Sgl 


f3 


Sb8  — c6 
a7  —  a6 


Schwarz  spielt  mit  dem  Feuer, 
was  um  so  unbegreiflicher  ist,  als 
er  den  selbstverständlichen  Zug 
6.  .  .  .  e7  —  e6  doch  früher  oder 
später  hätte  machen  müssen. 

7.  Lb5Xc6  b7Xc6 

8.  e5  — e6!  .... 

Ein  verlockendes  Bauernopfer  im 
guten  alten  Stile,  das  sich  übrigens 
auch  als  logische  Konsequenz  der 
schwarzen  Unterlassung  von  e7 — e6 
hinreichend  motivieren  läßt.  Weiß 
engt  die  feindlichen  Figuren  ein,  ent- 
ledigt sich  des  eigenen  schwachen 
Bauern  und  hat  alle  Aussichten,  ent- 
scheidende Vorteile  zu  erlangen. 

8 f7Ve6 

9.  0  —  0  e6  — e5! 

Schwarz  muß  bereits  nach 
Luft  ringen  und  gibt  daher  das 
Danaergeschenk  freiwillig  zurück. 
Mit  dem  konservativen  Zuge  9.  .  .  . 
g7  —  g6  würde  er  nach  etwa  10. 
Sg5  Sf6,  11.  Tel  cd,  12.  Dd4: 
Dd6,  13.  Lf4  c5,  14.  Da4t  D  d7, 
15.  Se6:  usw.  bezw.  14.  .  .  .  Ld7, 
15.  Ld6:  La4:,  16.  Lc5:  usw.  in 
eine  Hölle  geraten. 

10.     d4>  e5  .... 

Eine  interessante  Metamorphose: 
Der  schwache  Damenbauer  ist  zu 
einem  starken  Königsbauer  geworden. 
Im  42.  Zuge  wird  er  freilich  fallen 
müssen. 


10 

e7  — e6 

11.  Sf3  — g5 

Dd8  — e7 

12.     f2  — f4 

g7  — g6 

13.  Ddl— g4  .... 

Weiß  setzt  den  Angriff  im  besten 
Schablonenstil  fort.  Stark  in  Betracht 
kommt  hier  aber,  wie  Maröczy  im 
Turnierbuche  nachweist,  das  Opfer- 
spiel   13.  f4  — f5,   z.  B.  13.  .  .  .  ef, 

14.  Sd5:!  cd,  15.  Dd5:  Ta7,  16.  e6 
Sb8,  17.  Lf4  (Nicht  17.  De5  wegen 
Lg7,  18.  Db8:  0  —  0)  Db7,  18.  c4! 
mit  vielen  Chancen. 


13 

14.     b2  — b3! 


Sd7- 
c5 


b6 
c4 


Schwarz  späht  nach  Gegen- 
chancen, die  nur  in  .  der  Mobil- 
machung seiner  Bauernmasse  be- 
stehen können.  Nach  14.  .  .  .  Lg7 
nebst  0  —  0  oder  nach  14.  ...  Ld7 
nebst  0  —  0  —  0  würde  das  Kritische 
seiner  Stellung  immer  augenschein- 
licher werden. 

15.  Lei  — e3  c6  —  c5 

16.  Le3  — f2  .... 

Weiß  laviert,  statt  bereits  zuzu- 
greifen. Mit  16.  b3  — b4!  z.B.  16.... 
cb,  17.  Se4!  de,  18.  Lb6:  Db7, 
19.  Lf2  usw.  konnte  er  die  feind- 
liche Stellung  an  einigen  Stellen 
durchbrechen. 

16 h7  — h6 

Stellung   nach    dem    16.    Zuge    von 
Schwarz. 


IUI  .#1^  8 


17.  Sg5  — f3  .... 

Krisis  der  Partie.  Hier  war  die 
letzte  Gelegenheit,  den  Angriff  mit 
17.    Sg5  — e4!!   festzuhalten.   Wenn 


25 


man  aber  besser  zu  stehen  glaubt, 
wird  man  engherzig!  Weiß  hat  je- 
doch die  Sachlage  unrichtig  beur- 
teilt, da  er  nach  dem  Textzuge  all- 
mählich in  Nachteil  gerät. 


17 

18.  Sf3  — h4 

19.  a2  — a4 

20.  c2Xb3 

21.  a4  — a5 

22.  Lf2-g3 

23.  Sc3  — a4 


D  e7  —  f7 
ThS  —  gS 

c4Xb3 
Lc8-  b7 
S  b6  -  d7 

d5  d4 
Lb7  — d5! 


Es  haben  sich  bereits  einige 
weiße  Schwächen  herauskristallisiert. 
Weiß  hat  nun  lauter  Verteidigungs- 
züge zu  machen. 


24. 
25. 
26. 
27. 


bl  Ta8~b8 

dl  Tb8--b5 

el  Df7  — e7 

d3  g6-"-g5! 

Der    entscheidende 


Tal 
Dg4 
Lg3 
Ddl 


Durchbruch. 

28.  Sh4  — g6  De7  — f7 

Zeitnot!  Richtig  war  28.  .  .  . 
Dh7,  29.  f5  ef,  30.  Sf8:  Tf8:  usw. 
oder  ebenso  zwingend  28.  .  .  .  Dg7, 
z.  B.  29.  f5  ef,  30.  Sf8:  Le4  bezw. 

29.  Sf8  gf!  nebst  Tf8:  mit  Bauern- 
gewinn. 

Jetzt  aber  hat  Weiß  noch  eine 
geistreiche   Parade   (siehe  30.  Zug). 


29. 

Sg6Xf8 

g5V 

f4 

30. 

Lei— g3! 

D  f7  ^ 

f8 

31. 

TnyjA 

Df8- 

g7 

32. 

b3-b4! 

Dg7^ 

-g6 

33. 

Dd3— dl 

Der  entscheidende  Fehler.  Mit 
33.  D  g6:  t  T  g6:,  34.  T  cl !  war  diese 
hochspannende,  wechselreiche  Partie 
ins  Gleichgewicht  zu  bringen.  Nach 
dem  Textzuge  kommt  Weiß  nicht 
mehr  zu  Atem. 


33. 

Tg8- 

f8 

34. 

Tf4  — g4 

Dg6- 

f5 

35. 

Tbl— b2 

Auf  35.  Tf4  folgt  nunmehr  D  g5. 
35 Tb5Vb4 


36.  Tb2Xb4  c5Xb4 

37.  Sa4  — b2  .... 

Es  drohte  (z.  B.  auf  37.  Td4:) 
der  schöne  Gewinnzug  Lb3! 

Auch  nach  37.  Tf4  D  g5,  38.  Dd4: 
Tf4:,  39.  Df4:b4  — b3  würde  Weiß 
dem  sicheren  Tode  anheimfallen. 
Daher  versucht  er  noch  die  Ver- 
wicklungen aufrecht  zu  erhalten.  — 
Am     besten      war     aber    vielleicht 

37.  h2  — h3. 

37 Ld5  — b3! 

Auch  jetzt  ist  dieser  Zug  von 
dynamischer  Wirkung. 

38.  Ddl— e2  Df5  — blf 

39.  Lg3  — el  Tf8  — f5! 

Entscheidend.  Verfehlt  wäre  hin- 
gegen der  verlockende  Zug  39.  .  .  . 
L  c2  wegen  40.  T  d4 :  D  b2 :,  4 1 .  D  hSf 
Kd8,  42.  Dh4t!  mit  Remis  durch 
Ewigschach. 


40.  Tg4      e4 

41.  g2  — g4 

42.  De2  — d2 


L  b3  —  d  5 

d4  — d3! 

Sd7Ve5! 


Logik  im  Schach:  Die  Mög- 
lichkeit dieses  Zuges  hat  dem  weit- 
ausblickenden Aljechin  bei  seinem 
4.  Zuge  zweifellos  vorgeschwebt. 
Daß  aber  dazwischen  38  schwierige 
Züge  liegen  würden,  hätte  er  damals 
freilich  nicht  geglaubt.  — 

Nun  folgt  die  weiße  Agonie. 


43.  T  e4  n:  e5 

Tf5Xe5 

44.   Sb2  <d3 

Te5  — e4 

45.   Kg2  — f2 

Te4  — d4 

46.    Kf2  — e3 

Td4  — e4t 

47.    Ke3  — f2 

Te4  — d4 

48.    Kf2-  e3 

Td4Xg4 

Zweifellos  energi 

ischer  als  48.  .  . 

Td3:  nebst  Del 

:t 

usw. 

49.   Lei— g3 

Dbl-glt 

50.  Dd2  — f2 

Tg4— e4t 

51.   Ke3-    d2 

Dgl-al 

52.   Sd3  — e5 

Te4Xe5 

Weiß  gibt  auf. 


iHn 


Das  russische  Dioskurenpaar. 

Nicht  nur  durch  den  Glanz  ihrer  Leistungen  und  die  Fülle  ihrer 
schachumwälzenden  Phantasie,  so.'dern  auch  durch  ihre  edle  Rivalität  liefern 
Aljechin  und  Bogoljubow  ^^r  gesamten  Schachwelt  ein  erhebendes 
Schauspiel  menschlichen  Tuns  und  Strebens. 

Die  beiden  Meister  stellen  aber  auch  zwei  grundverschiedene  Charaktere 
ihres  Volkes  dar:  Aljechin,  der  Aristokrat,  blond  und  hochgewachsen, 
schlank  und  nervös!  Bogoljubow,  der  Bauernsohn,  dunkelhaarig  und  von 
gedrungener  Statur,  behäbig  und  ruhig.  Der  Eine  im  ewigen  Aufruhr 
des  Geistes  begriffen,  der  Andere  mit  seinem  gutmütigen  Lächeln  das 
russische  „Nitschewo!"-Prinzip  verkörpernd. 

Gehen  wir  in  unseren  volkspsychologischen  Folgerungen  weiter  und 
beobachten,  wie  Rußland  immer  und  überall  aus  jenem  Doppelreservoire 
seine  Großtaten  schöpft  und  wie  zum  Beispiel  auf  dem  Gebiete  der 
Literatur  —  um  sich  nur  auf  die  weltberühmten  Namen  zu  beschränken 
—  neben  dem  appolinischen  Lyriker  Puschkin  der  tragische  Satiriker 
Gogol,  neben  dem  verklärten  Epiker  Tolstoi  der  dämonische  Psycholog 
Dostojewski  als  zwei  diametral  entgegenfließende  Wunderquellen  von 
Hell  und  Dunkel,  von  Gut  und  Böse  wirken! 

„Gut  und  Böse"  sind  übrigens  relative  Begriffe,  und  jedenfalls, 
wenn  wir  auf  unser  Schachthema  zurückkommen,  wird  es  jetzt  volks- 
psychologisch begreiflich,  wie  so  neben  dem  genialen  Aljechin  auch  der 
Kleinrusse  Bogoljubow  als  eine  ganz  selbständige  und  wundervolle  schachliche 
Erscheinung  bestehen  kann.  Mag  Aljechin's  Strategie  wie  Sonnenlicht 
blenden,  leuchten  doch  auch  Bogoljubow's  Geistesblitze  gar  oft  aus  der 
Finsternis!  Beide  sind  Vorkämpfer  des  zermalenden  Ostschachs. 

Ost  und  Vi^est!  Wieso  geschieht  es,  daß  im  sozialen  wie  auch 
geistigen  Leben  der  Völker  aus  den  geheimnisvollen  eurasischen  Gegenden 
so  viele  weltumwälzende  Gedanken  und  Taten,  so  viele  Werte,  Worte 
und  Offenbarungen  kommen?  -  Auch  der  Lösung  dieser  Frage  rücken 
wir  näher,  sobald  v/ir  uns  m.it  den  Ursachen  der  osteuropäischen  Ueber- 
legenheit  im  Schach  befassen.  Schon  früher  haben  die  baltischen  Theoretiker 
Janisch  und  Behting,  dann  die  polnischen  Großmeister  Rubinstein  und 
Dr.  Bernstein,  jetzt  aber  die  national  -  russischen  Vorkämpfer  Aljechin 
und  Bogoljubow  neuen  Schwung  in  die  erstarrende  Schachtheorie  gebracht. 
Dessenungeachtet  ist  es  nie  der  Russe  selbst,  sondern  meistens  irgend  ein 
Vertreter  der  im  Absterben  begriffenen  westeuropäischen  Kultur,  wenn 
nicht  gar  ein  Abgesandter  der  transatlantischen  Jugendenergie,  dem  diese 
Errungenschaften  zugute  kommen:  Der  Russe  sucht,  der  Westeuropäer 
findet,  der  Amerikaner  erzielt!  Es  ist  daher  noch  fraglich,  ob  der  (auch 
vom  großen  Tschigorin  nicht  verwirklichte)  Traum  der  russischen  Welt- 
meisterschaft im  Schach  jetzt  endlich  zur  Tat  werden  sollte.  .  . 

Mit  obigen  Erörterungen  wollten  wir  übrigens  nur  einige  allgemeine 
Fragen  berühren,  während  später  noch  reichlich  Gelegenheit  geboten  wird, 
uns  mit  den  überragenden  Schachindividualitäten  der  beiden  russischen 
Vorkämpfer  eingehend  zu  befassen. 


I.  Teil. 

Offene  Spiele, 


Die  spanische  Tortur. 

Zweiffellos  gehörte  der  spanische  Bischof  Ruy  Lopez  de  Segura  nicht 
zur  Inquisition.  Er  spielte  bloß  Schach  und  dazu  noch  —  wie  die  Er- 
gebnisse des  Madrider  Turniers  vom  Jahre  1566  beweisen  —  ziemlich 
schlecht.  Wieso  kommt  es  nun,  daß  gerade  „seine",  so  zahm  aussehende 
Eröffnung  —  die  ja  eigentlich  nur  einen  Fehler,  nämlich  4.  Lc6:  de, 
5.  Se5:?  D  d4  droht!  —  solch'  eine  zermalmende  Kraft  aufwies,  daß  sie 
schon  seit  Dezennien  das  Turnierrepertoire  förmlich  überflutete  und  jedem 
Nachziehenden  blasse  Furcht  einflößte,  während  hingegen  zum  Beispiel 
der  mannhafte  Angriff  der  Italienischen  (gegen  den  Punkt  f7),  bezw.  das 
scheinbar  lebhafte  Figurenspiel  der  Schottischen,  oder  auch  das  feinsinnige 
Manövrieren  der  Wiener  Partie  —  von  den  „ungesunden"  Gambiteröff- 
nungen garnicht  zu  reden!  —  nur  einem  verächtlichen  Lächeln  der  Schach- 
experten begegnet? 

Die  Antwort  auf  diese  Frage  lautet  bekanntlich  dahin,  daß  die 
Spanische  am  meisten  noch  von  den  offenen  Eröffnungen  die  Verschleierung 
der  strategischen  Ziele  und  im  Zusammenhang  damit  die  Spannung  der 
beiderseitigen  Streitkräfte  aufrechterhält,  sei  es,  daß  die  früher  beliebte 
Methode  (mitd2^d3  nebst  c2™c3,  h2  — h3  und  Sbl— d2  — fl  usw.), 
sei  es,  daß  der  moderne  Vorstoß  d2  —  d4  angewandt  wird:  „Der  italieniche 
Ansturm  verpufft,  das  schottische  Geplänkel  löst  sich  auf,  der  spanische 
Druck  aber  bleibt  —  und  Weiß  gewinnt!"  Dies  war  die  allgemeine  Er- 
öffnungsformel bis  vor  kurzer  Zeit. 

Doch  auch  hier  gelang  es  allmählich  dem  forschenden  Schachgeist, 
sich  vor  allem  von  dem  Schreckgespenst  der  spanischen  Abtauschvariante 
zu  befreien,  dann  auch  aus  der  Steinitz'schen  Verteidigung  (3.  .  . .  dl  -  d6) 
eine  vollwertige  Waffe  zu  schmieden  und  sogar  in  der  klassischen  Angriffs- 
variante (nach  3.  . .  .  S  g8  —  f6,  4.  0  —  0,  S  f6  X  ^4)  mit  dem  brasilianischen 
System  einen  allerdings  notdürftigen  Ausgleich  zu  erzielen.  Vergleiche 
hierzu  die  treffliche  Broschüre  von  Dr.  Tarrasch:  „Der  gegenwärtige  Stand 
der  wichtigsten  Eröffnungen"  (1919). 

Alle  diese  theoretischen  Errungenschaften  galten  jedoch  nur  als  erste 
Versuche,  den  Nimbus  des  spanischen  Angriffsspieles  zu  zerstören,  bis  man 
schließlich  zur  folgerichtigen  Auffassung  gelangte,  die  von  Weiß  (etwa  nach 
3.  .  .  .  a7  — a6!,  4.  Lb5  — a4,  Sg8  — f6,  5.  0-0  b7— b5)  geschenkten 
Bauernzüge,  zum  Aufbau  einer  Festung  am  Damenflügel  zu  benützen  und 
hiedurch    als   Nachziehender    schöne    Gegeninitiativchancen    zu    erlangen. 


-    29    - 

Demnach  gestaltet  sich  das  Hauptspiel  der  spanischen  Verteidigung 
wie  folgt: 

1.  e2"  e4  e7  — e5 

2.  Sgl— f3  Sb8  — c6 

3.  Li\b5  a7  — a6! 

Mit  3....  d7  —  d6  oder  noch  präziser  mit  3.  .  .  .  S  g8  —  f6,  4.  0  —  0, 
d7— ^d6  kann  man  zur  Steinitz'schen  Verteidigung  gelangen  (siehe 
Partie  Nr.  17). 

Vom  3.  .  .  .  Sg8  —  f6  mit  der  Pillsbury'schen  Fortsetzung  4.  0  —  0, 
S  16X^4  ist  man  in  letzter  Zeit  fast  ganz  abgekommen,  da  dabei  mit  der 
bestmöglichen  (sog.  brasilianischen)  Verteidigung  nur  ein  notdürftiger 
Ausgleich  zu  erzielen  ist:  3.  .  .  .  Sf6,  4.  0  —  0  Se4:,  5.  d4,  Le7,  6.  De2! 
Sd6,  7.  Lc6:  bc,  8.  de,  Sb7,  (oder  Sf5  9.  De4!  g6,  10.  Sd4)  9.  Sc3, 
0^0  10.  Tel!  (Pillsbury's  Zug  im  Stichkampf  gegen  Dr.  Tarrasch,  Wien 
1898.  — Auf  10.  Sd4  folgt  Lc5!)  10....Sc5!  (oderTe8,  ll.Dc4!  Sc5,  12.Sg5) 
11.  Sd4  Se6,  12.  Le3,  Sd4:  13.  Ld4:  c5!  (Dies  ist  die  im  Wettkampfe 
Lasker-Tarrasch  1908  vom  Weltmeister  erprobte  „Rio  de  Janeiro"-Variante, 
womit  ein  wichtiges  Verteidigungstempo  gewonnen  wird.  —  Wenn  sofort 
13.  .  .  .  d5,  so  14.  Sa4!  mit  klarem  Stellungsvorteil  für  Weiß),  14.  Le3 
d5,  15.  ed,  Ld6:  16.  Se4  (Auf  16.  Ta  dl  folgt  am  besten  Te8oder,  wie 
in  einer  Gastpartie  Capablanca-Reti,  Wien  1914,  geschah:  16.  .  .  .  Df6, 
17.  Dh5,  Tab8!,  18.  Lei,  Df5,  19.  Df5:Lf5:  mit  ungefährem  Ausgleich), 
16.  .  .  .  Lb7,  17.  Sd6:  cl,  18.  Tadl  Df6,  19.  c4!  Tf  e8,  20.  D  g4  Te6! 
mit  gleichen  Chancen.  — 

Bezüglich  der  Fianchetto-Verteidigung  3.  .  .  .  g7  —  g6,  siehe  Partie 
Nr.  18.  —   Auf  den  Bird'schen  Ausfall  3.  .  .  .  Sc6  —  d4  folgt  am  besten 

4.  Lb5  — c4,  (etwa  mit  der  Folge:  4.  .  .  .  Sf3:t,  5.  Df3:  Df6,  6.  Dg3 
usw.  bezw.  4.  .  .  .  Df6,  5.  c3!  Sf3:t,  6.  Df3:  Df3:  7.  gf  bezw.  auch  4. .  .  . 
Lc5,  5.  0  —  0  [5.  Se5:?  Dg5]  Sf3:t,  6.  Df3:  De7  [6.  .  .  .  Df6,  7.  Dg3], 

7.  d3  usw.  mit  überlegener  Stellung),  obwohl  am    häufigsten  4.  Sd4:   ed, 

5.  d3  (oder  5.  0  —  0)  geschieht,  z.  B.  5.  d3Lc5  (In  einer  Partie  Tarrasch- 
Blackburne,    St.  Pet.  1914,  geschah:  5.  .  .  .  g6  6.  c3!  Lg7,  7.  0  — 0  Se7, 

8.  cd  Ld4:  9.  S  c3.  Weiß  steht  besser)  6.  D  h5.  (Auf  6.  0  —  0  schlagen 
wir  6.  .  .  .  Dh4  mit  der  Einnistung  der  schwarzen  Dame  im  feindlichen 
Lager  vor.)  6. .  . .  Lb6.  (Schärfer  als  6.  .  .  .  De7,  7.  Lg5  Sf6!  8.  Dh4!  c6, 

9.  La4  usw.  mit  freierer  Stellung  für  Weiß.)  7.  Deöf  Kf8!,  8.  Lc4  d6, 
9.  Dh5,  Le6,  10.  Lb3!  Sf6,  1  l.D  h4  mit  ungefähr  gleichen  Chancen.  — Das 
richtige  Rezept  gegen  3.  .  .  .  L  f8  —  c5  ist  wohl  4.  c2  —  c3,  während  z.  B. 
4.  0  —  0  in  der  Partie  Chajes-Bogoljubow,  Karlsbad  1923,  sehr  sinnreich 
mit  4.  .  .  .  Sge7,  5.  c3  Lb6,  6.  d4  ed,  7.  cd  d5,  8.  ed,  Sd5:  9.  Telf 
Le6,  10.  Lg5,  D  d6  usw.  beantwortet  wurde.  —  Gegen  3.  .  .  .  f7  —  f5 
empfiehlt  sich  4.  Sbl  —  c3!*)  und  wenn  nun  4 Sg8—  f6.  (Wir  ziehen 


*)  Läßt  man  aber  dem  Schwarzen  (z.  B.  mit  4.  d3)  Zeit,  so  dringt  oft  sein 
Angriffswille  glänzend  durch,  wie  folgende  Lokalturnierpartie  zeigt:  Balla-Reti  (Buda- 
pest 1918):  3.  .  .  .  f5,  4.  dS,  S  f6,  5.  0  -  0  L  e5,  6.  L  c4  d6,  7.  Sg5  f4!!  8.  Sf7,  D  e7, 
9.  Sh8:  Lg4,  10.  D  d2  S  d4  (droht  S  fSf!),  11.  KhlSfSÜ  12.  Da5,  Se4:  13.  g3 
(erzwungen,  da  D  h4  14.  h3  Lh3:  drohte)  Sf2:t,  14.  Tf2:  Lf2:  15.  K  g2  (hübsch  ist 
15.  Sd2?  Sd2:,  16.  Ld2:  Lf3)  fg,  16.  hg  Lg3:!  17.  Dböf  c6,  18.  D  b4  D  h4,  19. 
Lf7t  Ke7,  20.  Db7:t  Kf6,  Weiß  gibt  auf. 


-    30   - 

lieber  4.  .  .  .  fe,  5.  Se4:  Sf6,  6.  Sföif  gf  vor,  z.  B.  7.  d4  e4,  8.  S  h4, 
D  e7,  9.  S  f5  D 17  nebst  d  5  mit  gesichertem  Zentrum*),  so  5.  ef  (5.  D  e2, 
Sd4!)  e4,  6.  Sg5!  d5,  7.  d3  mit  Vorteil  für  Weiß. 

4.  Lb5  — a4  ... 

Über  die  Abtauschvariante  4.  Lb5'>  c6  siehe  Partie  Nr.  16.  —  Für 
die  Liebhaber  von  etwas  noch  nie  Dagewesenem  schlagen  wir  hier  die 
„italo-spanische"  Fortsetzung:   4.  Lb5  —  c4   vor,    mit  der  Idee,   daß  nach 

4.  .  .  .  Lc5  (oder  4.  .  .  .  Sf6,  5.  d3  [5.  d4!]  d5,  6.  cd,  Sd5:  7.  0-0 
[7h3!]  Lg4  [bezw.  Le7]  8.  Tel!    mit  dem  Druck  auf  B  e5),.  5.  Sc3,  Sf6, 

6.  d3  d6,  7.  Le3  das  bequeme  Rückzugsfeld  b6  dem  schwarzen  Königs- 
läufer nicht  mehr  zu  Gebote  steht. 

4,      ....  Sg8  — fÖ 

Auf  4.  .  .  .    d7-  d6  ist  5.  Lc6:  (Auf  5d3  ist  Bogoljubows  Versuch 

5.  ...  f5  zu  erwähnen.)  bc  6.  d4  einfach  und  gut  (z.  B.  6.  .  .  .  Sf6,  7. 
Sc3  ed,  8.  Sd4:  Ld7,  9.  0  —  0  Le7,  10.  S  d  e2  0  —  0,  11.  Sg3  Kh8, 
12.  b3,  d5,  13.  Lb2  Le6,  14.  D  e2  oder  aber  6.  .  .  .  f6!  7.  Le3!  Tb8, 
8.  b3  g6!  9.  Dd2!  Lg7,  10.  Sc3,  Se7,  1 1.  0  —  0-  0  mit  Angriffschancen.) 

Hingegen  kommen  hier  im  Zusammenhang  mit  dem  vorangegangenen 
a7—  a6  folgende  zwei  altertümliche  Fortsetzungen  stark  in  Betracht: 
Erstens    4.    .  .  .  Lf8-    c5    (z.    B.    5.  c3    b5    [5.    .  .  .   f5?!],    6.  Lb3  La7 

7.  d4  D  e7)  und  zweitens:  4.  .  .  .  Sg8  —  e7  mit  folgender  Verbesserung: 
5.  Sc3!  g6,  6.  d4  Lg7,  (nicht  6.  .  .  .  ed  wegen  7.  Sd5!)  7.  de  Se5:  8. 
Se5:  Le5:.  In  der  Partie  Marco-Aljechin,  Haag  1921,  geschah  nun9.  Lh6, 
worauf  statt  9  .  .  .  c5,  10.  Lb3  b5,  11.  Ld5!  Ta7,  12.  Df3  usw.  sehr 
gut  9.  .  .  .  Sc6  spielbar  wäre  (z.  B.  10.  Lb3  D  h4,  11.  D  d5  Dh6:  oder 
10.  D  d5  Df6  und  Schwarz  droht  allerlei.) 

Für  ungenügend  gilt  das  nachträgliche  Gegengambit:  4.  .  .  .  f7 — 15 
wegen  5.  d2—  d4!  (Auf  alle  anderen  Züge  wird  Schwarz  zu  einer  schönen 
gambitmäßigen  Behandlung  gelangen  können,  z.  B.  P.  Marco -Hromadka, 
Pistyan  1922:  5.  De2,  Sf6  [5.  .  .  .  fe!].  6.  ef  Le7!  7.  Lc6:  de,  8.  Se5: 
Lf5:,  9.  d3  0—0  usw.  oder  P.  Euwe-Hromadka,  Pistyan  1922:  5.Sc3?Sf6. 
[Beiderseits  ein  dilletantisches  Intermezzo.  Mit  5.  .  .  .  b5,  6.  Lb3  b4  nebst 
fe  konnte  Schwarz  sofort  in  entscheidenden  Vorteil  kommen.]  6.  D  e2, 
b5,  7.  Lb3  fe,  8.  Se4:  d5,  9.  Sf6:t  gf,  10.  d4  e4,  11.  Se5  Se5:,  12.  de 
Le6!  usw.)  5.  .  .  .  f5Xe4,  6.  Sf3  e5,  Sg8  f6,  7.  Lei— g5!  (Dies  ist 
noch  präziser  als  7.  Ö  — 0,  Le7,  8.  S  c3  0  —  0,  9.  Lb3t!  d5,  10.  Lg5 
K  h8,  11.  f4  usw.  wie  in  einer  Matchpartie  Teichmann-Spielmann,  Leipzig 
1914,  erfolgte.) 

5.  C  -   9  .... 

Auf    das     besonders    früher    beliebte     (Andersen'sche)    System    mit 

5.  d2  —  d3,  womit  sozusagen  nur  ein  nachhaltiger  Druck  statt  sofortiger 
Verwicklungen  angestrebt  wird,    gilt  nicht  mehr    5.  .  .  .  Lf8  —  c5  wegen 

6.  Lei— e3!  (und  ebenso  auch  nicht  vorerst  5....  b5,  6.  Lb3  Lc5  wegen 


*)  Ein  klägliches  Fiasko  erlitt  hingegen  (nach  3.  .  .  .  f5,  4.  S  c3)  die  Neuerung 
4.  .  .  .  S  cl4  in  folgender  Partie  aus  dem  Stockholmer  Sechsmeisterturnier  1919: 
Bogoljubow-Reti:  4.  .  .  .  S  d4,  5.  L  c4  c6,  6.  0  — 0  SfSif,  (besser  ist  d6)  7.  Df3: 
Df6,  8.  d4!  ed,  9.  e5  D  h4,  10.  S  e2  L  e5,  11.  b4!  L  b6,  12.  g3  D  e4  (geboten  war 
D  e7),  13.  D  b3  S  e7,  14.  L  g5  h6,  15.  L  f7  f  K  d8,  16.  L  e7:  f  K  e7:,  17.  S  f4.  Aufgegeben. 


31 

7.  Le3!),  sondern  5.  .  .  .  d7  —  d6  mit  späterem  g7  —  gö  (oder  auch  Le7) 
für  das  Beste,  z.  B.  I)  Partie  Trejbal-Grünfeld,  Teplitz-Schönau  1922: 
5.  d3  d6!6.  c3!  (Auch  auf  den  Duras-Zug  6.  c4  ist  g6!sehr  stark,  z.  B.7.d4 
ed,  8.  Sd4:  Ld7  nebst  Lg7.  Wenn  aber  6.  Lc6:  bc,  7.  Lg5,  so  c5!  und 
wenn  endlich  6.  Sc3,  so  nunmehr  b5,  7.  Lb3  S  a5  nebst  SbS:)  6.  .  .  . 
g6!  7.  Sbd2  [Nachhaltiger  als  7.  0  —  0  Lg7,  8.  d4  0-0,  9.  de  Se5: 
10.  Se5:  de,  11.  Dd8:  Td8:  P.  Trejbal-Kostitsch,  Teplitz-Schönau  1922] 
7.  .  .  .  Lg7,  8.  Sfl!  0  — 0,  9.  Sg3!  (Auf  9.  h3  folgte  in  der  Partie  Trejbal- 
Spielmann,  Pistyan  1922:  9.  .  .  .  d5!  10.  De2  und  jetzt  nicht  wie  die 
Theorie  empfahl  10.  .  .  .  b5,  1 1.  Lb3!  Sa5,  12.  Lc2  Dd6  usw.,  sondern 
sofort  10.  .  .  .  Dd6!    11.  g4  de,    12.    de    Sb4!   mit  Vorteil   für  Schwarz), 

9.  .  .  .  b5,  10.  Lc2!  d5,  11.  De2  und  jetzt  hätte  Schwarz  statt  11.  .  .  . 
Te8  12.  0-0  Lb7,  13.  Lg5!  d4  usw.  viel  zweckmäßiger  11.  .  .  .  h6, 
z.  B.  12.  0  —  0  Le6  nebst  S  d7  bezw.  12.  Le3  D  d6,  13.  b4  d4  usw. 
spielen  sollen.  —  Oder  II)  zunächst  mit  der  L  e7-Entwicklung,  vgl.  Partie 
Trejbal-Wolf,  Teplitz-Schönau  1922:  5.  d3  d6!  6.  c3!  Le7,  7.  Sbd2! 
(Schablonenhafter  ist  7.  0-0  0  —  0,  8.  Tel.  Am  besten  ist  jetzt  für 
Schwarz  8.  .  .  .  b5  z.  B.  9.  Lb3  Sa5,  10.  Lc2  c5  mit  Tschigorin'scher 
Aufstellung  [s.  weiter]  bezw.  9.  Lc2  dö,  10.  ed,  Dd5:  11.  d4  e4  usw. 
Schwächer  geschah  hingegen  in  der  Partie  Wolf-Spielmann,  Teplitz- 
Schönau  1922  [u.  zw.  mit  vorheriger  Zugumstellung:  5.  0  —  0  Le7,  6.  d3 
d6,  7.  c3  0  0,  8.  Tel]  8.  .  .  .  Lg4?  9.  h3  Lh5,  10.  Sbd2  b5,  ll.Lc2 
d5,  12.  De2  Ld6,  13.  Sfl  D  d7,  14.  S  g3  Lg6,  15.  S  h4  mit  Vorteil  für 
Weiß.)  7.  .  .  .  0  —  0,  8.  Sf  1 !  (Auch  hier  geschah  schablonenhafter  in  der 
Partie    Balla-Johner,    Pistyan    1922:    8.   0-0  b5,    9.  Lb3    [9.  Lc2!]    d5! 

10.  Tel  de,  11.  de  h6,  12.  De2  Te8,  13.  Sfl  Lf8,  14.  Sg3  Sa5,  15.  Lc2 
g6,  16.  b3  c5.  Schwarz  hat  ein  bequemes  Spiel).  8.  .  .  .  Le6.  (Natürlich 
wäre  8.  .  .  .  b5,  9.  Lc2  d5,  10.  De2  Le6,  11.  S  e3  usw.  Nach  Steinitz 
ist  übrigens  8.  .  .  .  S  e8  am  Besten.)  9.  S  g3  h6  (immerhin  eine  Schwächung), 
10.  d4  ed,  11.  Lc6:  bc,  12.  Sd4:  D  d7,  13.  0-0  Tf  e8  [13.  .  .  .  Tfb8!], 
14.  Dd3  Lf8,  15.  f3,  worauf  jetzt  statt  Te  b8  folgerichtig  15.  .  .  .  g6 
geschehen  sollte. 

Auf  5.  d2—  d4  gleicht  bekanntlich  5....ed!  (5.  ...  Se4:,  6.  D  e2  f5, 
7.  d5)  6.  0-0  Le7,  7.  e5  Se4,  8.  Sd4:  S  c5  usw.  aus. 

Über  5.  Sbl  —  c3   sowie  5.  D  dl  -  e2,  siehe  Partien  Nr.  14  bezw.  15. 

5.    .  ,  .  ,  LfS-  e7 

Dies  und  nicht  mehr  das  Losschlagen  5.  .  .  .  S  f6 '  e4  (Partien 
9  bis  11)  gilt  für  die  zweckmäßigste  Fortsetzung,  da  nicht  mehr  der 
Gesichtspunkt  der  „Läufer-Einschränkung"  (Tarrasch!),  sondern  die  Tat- 
sache seiner  Verteidigungsmission  auf  e7  bei  der  Beurteilung  der  Stellung 
den  Ausschlag  gibt 

Auch  sofort  5.  .  .  .  b7  — b5,  6.  La4-  b3  Lf8  e7  kann  hier  er- 
folgen und  zur  Textfortsetzung  mit  Zugumstellung  führen.  Über  5.  .  . . 
d7  —  d6,  was  Rubinstein  vorzieht,  siehe  Partie  Nr.  8. 

Geistreich  ist  der  von  Möller  1903  vorgeschlagene  Zug  5....  Lf8-  c5, 
um  auf  6.  Sf3y  e5  mit  Sf6^  e4!  (In  einer  Partie  Takäcs-Aljechin,  Wien 
1922,  geschah  weniger  gut  6.  .  .  .  Se5:,  7.  d4  Se4:,  8.  De2Le7,  9.De4: 
Sg6,  10.  c4  0  —  0,  11.  Sc3  f5,  12.  Df3  Sh4,  13.  D  d3),  7.  Ddl-  e2 
(Oder    7.  Sf7:    Kf7:,    8.  Dh5t   g6,    9.  Ddöf   K  g7,    10.  De4:    d5!    mit 


—    32    — 

vehementem  Druck  als  Vollersatz  für  den  eingebüßten  Pion.)  7.  .  .  . 
Sc6Xe5,  8.  De2Xe4  Dd8~e7,  9.  d2  — d4  Se5  — c6!!  fortzufahren 
und  Schwarz  steht  gut  (z.  B.  10.  Dg4  f5,  11.  Df5:  Sd4:,  12.  Dhöf  g6, 
13.  Ddl    0  —  0    bezw.    10.   Lc6:   de,    11.   Tel    De4:,    12.   Te4:t   Le7, 

13.  Lf4  Lf5,  14.  Te2  K  d7  usw.)  Und  auf  6.  c2  — c3  mit  Lc5  — a7!  (In 
einer  Partie  Yates-AIjechin,  Hastings  1922,  folgte:  7.  d4  Se4:,  8.  De2  f5, 

9.  de  0  —  0,    10.  Sd2    d5,    11.  ed!    Sd6:    12.   Lb3t   K  h8,    13.  S  c4   f4! 

14.  Sce5  Se5:  15.  Se5:  Dg5  mit  schönem  Angriffsspiel  für  Schwarz.) 
Als  das  Einfachste  empfehlen  wir  trotzdem  6.  c3  La7,  mit  der  Folge: 
7.  Lc6:  de,  8.  Se5:  Se4:  (8.  .  .  .  D  e7,  9.  d4  Se4:,  10.  Tel  und  ge- 
winnt), 9.  d4  0  —  0,  10.  Df3  und  Weiß  beherrscht  das  Spiel,  umsomehr 
als  der  schwarze  Königsläufer  auf  a7  dauernd  außerhalb  des  Gefechts  bleibt. 

6.  Tfl-   el  .... 

Die  beliebteste  Verteidigungsart  des  (vielleicht  gar  nicht  bedrohten) 
B  e4.  Zu  beachten  ist  auch  6.  D  dl  —  e2  mit  der  Eventualidee,  dem  Königs- 
turm Platz  zu  räumen.  Schlechter  empfahl  darauf  6.  .  .  .  b5.  (Auf  6.  .  .  . 
0  —  0  kann  7.  Lc6:  de,  8.  Se5:  Dd4?  9.  Sf3!  usw.  und  auf  6.  .  .  .  d6, 
7.  Tdl!  Lg4,  8.  c3  0  —  0,  9.  d4  vorteilhaft  folgen.)  7.  Lb3  0  —  0!  8.  c3 
d5!  9.  ed  Sd5:  10.  Se5:  Sf4!  mit  Angriff.  Ruhiger  ist  7.  .  .  .  d6,  8.  c3 
Sa5.  (Blaß  wäre  hier  8.  ...  0  —  0,  9.  d4!  z.  B.  9.  .  . .  ed?  10.  cd  Lg4, 
11.  Tdl.  Partie  Lasker-Teichmann,   Petersburg  1909,    bezw.   9.  .  .  .  Lg4, 

10.  d5,  Sa5,  11.  Lc2  c5,  12.  h3  Ld7,  13.  Sh2!  Partie  Reti-Kmoch,  Wien 
1922,  bezw.  auch    11.  .  .  .  c6,    12.  de  Sc6:    13.   a4  b4,    14.  Sbd2  Dc7, 

15.  Ld3  a5!  16.  Sc4  bc,  17.  bc  S  d8  usw.  Partie  Reti-Rubinstein,  Wien 
1922.)  9.  Lc2  c5,  10.  d4  Dc7!  (Statt  dieser  vollen  Anlehnung  an  die 
Tschigorinsche  Idee  ziehen  andere  Meister  10.  .  .  .  Sc6  vor.)  11.  h3.  (In 
einer  Konsultationspartie  Reti  und  Dr.  Steiner  —  Dr.  Lasker  und  Dr.  Szavay, 

Temesvar  1917,  geschah  sofort  11.  d5  mit  der  Folge:  11 0  —  0,  12.  h3 

Kh8!  [Auf  12.  .  .  .    Se8  plante   Weiß    13.  g4  g6,    14.    Kh2  f5,    15.  gf  gf, 

16.  Tgl  Kh8,  17.  Lh6  Tf7,  18.  ef  Lf5:  19.  Lf5:Tf5:  20.  De4  nebst  Dg4 
mit  Vorteil.]    13.  Sh2   Sg8,    14.  f4   f6,  15.  f5  usw.   Weiß   ist   am  Ruder.) 

11.  .  .  .  Sd7!  (Auch  dieses  Springer-Manöver  zwecks  Behauptung  des 
Zentrums  rührt  von  Tschigorin  her.)  12.  d5  Sb6,  13.  S  h2  0  — 0,  14.  Sh2 
Te8  wie  in  einer  Partie  Reti-Grünfeld,  Teplitz-Schönau  1922,  erfolgte. 

Geistreich  ist  ferner  das  vorübergehende  Bauernopfer  mit  6.  c2-c3, 
z.  B.  wie  in  einer  Partie  Wegemund-Becker,  Frankfurt  a.  M.  1923,  geschah: 

6.  .  .  .  Se4:,  7.  De2  (auch  7.  Tel  ist  spielbar),  Sf6  (bequemer  als  7.  .  .  . 
Sc5),  8.  Lc6:  de  9.  Se5:  0-0,  10.  d4  c5!  11.  Le3  L  d6,  12.  S  d2  cd, 
13.  cd  (13.  Ld4?  c5)  Te8,  wobei  jetzt  (statt  14.  Sd  f3)  14.  S  d  c4  mit 
schönem  Zentralspiel  erfolgen  sollte.  Jedoch  ist  der  eigentliche  Gedanke 
des  Zuges,  nämlich  auf  6.  .  .  .  b5    den    sofortigen  Rückzug   7.  Lc2  (statt 

7.  L  b3)  durchzuführen,  von  fraglichem  Werte,  da  Schwarz  darauf  gleich 
mit  7....  d7  —  d5!  zur  Befreiung  im  Zentrum  gelangt.  (Partie  Wegemund- 
Emmerich,  Frankfurt  a.  M.  1923.) 

Über  die  Schattenseiten  des  Modezuges  6.  Sbl— c3,  siehe  Partie 
Nr.  13.  —  Bezüglich  6.  d3  d6,  7.  Tel  (Spanisch  pianissimo)  siehe  An- 
merkung zum  5.  Zuge  von  Weiß. 

6 b7  — b5! 


-    33    - 

Dies  ist  zweifellos  ein  konsequenter  Gedanke,  dem  Schwarz  sein 
ganzes  weiteres  Verteidigungssystem  anpassen  sollte.  Nur  vom  Gesichts- 
punkt dieses  Bauernvorgehens  zwecks  Aufbaues  einer  Festung  am  Damen- 
fiügel  mit  a6,  b5,  c5  usw.  läßt  sich  die  spanische  Eröffnung  „widerlegen"! 
Für  ängstliche  Gemüter  bedeutet  freilich  der  Textzug  nur  eine  gewisse  Auf- 
lockerung, für  unternehmende  Geister  aber  den  Beginn  eines  siegreichen  Auf- 
marsches am  Damenflügel.  Als  architektonische  Vorzüge  von  b7  —  b5  sind 
ferner  die  abgedrängte  Lage  des  Lb3  und  die  Erschwerung  des  weißen 
Offensivstoßes  d2  —  d4  zu  erwähnen. 

Auf  6.  .  .  .  öl  —  d6  kann  wieder  einfach  7.  Lc6;  bc,  8.  d4  ed 
(Tschigorin  empfahl  bekanntlich  hier  und  in  ähnlichen  Lagen,  das  Zentrum 
mittels  Sf6  — d7  zu  behaupten).  9.  Sd4:Ld7,  10.  S  c3  sehr  gut  ge- 
schehen oder  auch  7.  c2  —  c3  mit  der  bereits  oben  angegebenen  Idee, 
auf  event.  b7  —  b5  den  sofortigen  Läuferrückzug  L  a4  —  c2  bewerkstelligen 
zu  können.  So  folgte  in  einer  Partie  Muffang-Bogoljubow,  Hastings  1923: 

7.  c3  0  —  0,    8.  h3.    (Gut,    wenn    auch   etwas  farblos  ist  hier  8.  d4,  z.  B. 

8.  .  :  .  Lg4,  9.  Lc6:  bc,  10.  de  Lf3:,  11.  Df3:  de,  12.  Sd2  nebst  Sc4. 
Schwarz  braucht  sich  aber  auf  diese  Abwicklung  nicht  einzulassen,  sondern 
kann  nunmehr  8.  .  .  .  b5  spielen,  z.  B.  P.  Tarrasch-Selesnjew,  Mährisch- 
Ostrau  1923:  8.  .  .  .  b5,  9.  Lc2  Lg4,  10.  d5  [Bequemer  Le3  nebst 
Sb  d2]  Sa5,  11.  Sbd2  c5!  12.  de  [Einfacher  12.  Sfl  nebst  h3]  Sc6:, 
13.  Sfl  Dc7,  14.  Se3  Le6  mit  beiderseitigen  Chancen.)  8.  .  .  .  b5.  (Nun- 
mehr notwendig.  Zu  schwerfällig  wäre  allenfalls   8.  .  .  .  S  d7,  9.  d4  Lf6) 

9.  La4  —  c2.  (Tarrasch  zog  gegen  Lasker  in  einer  Partie  des  Revanche- 
wettkampfes 1916  doch  lieber  zunächst  9.  Lb3  Sa5,  10.  Lc2,  schon  um 
den  Gegenstoß  d6  —  d5  möglichst  hintanzuhalten.  Es  folgte  dann  eine  ganz 
geschlossene,  schablonenhafte  Behandlung:  10.  ...c5,  ll.d4Dc7,  12.  Sbd2 
Sd7,  13.  Sfl  Sb6,  14.  b3  Sc6  mit  nunmehriger  Abriegelung  in  der  Mitte: 
15.  d5  Sd8  und  am  Königsflügel:  16.  g4  f6,  17.  Sg3  Sf7,  18.  Kh2  g6  usw.) 
9.  .  .  .  d6— d5!  (Eine  Idee  Schlechters.)  10.  ed  Dd5:,  11.  De2  Te8,  12.  d3 
Lb7,  13.  Sbd2  a5  mit  beiderseits  initiativem  Spiel. 

7.  La4  — b3  d7  — d6 

Auf  7.  .  .  .  0  —  0  könnte  sofort  der  Sprengungszug  8.  a2  —  a4  er- 
folgen, während  jetzt  darauf  nicht  nur  8.  .  .  .   b5  —  b4,  sondern  auch  8 

Lg4,  9.  c3  0  —  0,  10.  h3  L  h5  sehr  gut  wäre. 

8.  c2  — c3  .... 

Die  nachhaltigste  Fortsetzung,  da  sowohl  ein  Ventil  für  Lb3,  als 
auch  die  eventuelle  Zentrumsbildung  durch   d2  —  d4  ermöglicht  wird. 

Daß  hingegen  die  ruhige  Fortsetzung  8.  d2  —  d3  (wegen  Sa5  nebst 
Sb3:)  und  ähnlich  auch  der  Präventivzug  8.  h2  —  h3  nicht  viel  ergibt, 
da  hierbei  der  Abtausch  des  wichtigen  L  b3  zugelassen  wird,  liegt  auf 
der  Hand. 

Ungenügend  ist  das  Bauernopfer  8.  d4  Sd4:!  9.  S  d4:  ed,  10.  a4. 
(natürlich  nicht  10.  Dd4:?  wegen  c7  — c5  — c4  mit  Läufergewinn)  Lb7, 
11.  c3  de,  12.  Sc3:  0  —  0. 

8 Sc6  — a5! 

Or.  S.   G.  Tartakower:  Die  hypermoderne  Schachpartie,  3 


-    34    - 

Im  Zusammenhang  mit  den  beiden  nächsten  Zügen  ein  folgerichtiges, 
vom  großen  Tschigorin  eingeführtes  System,  wobei  sich  Schwarz  am 
Damenflügel  mächtig  aufbaut,  Weiß  freilich  die  Hoffnung  auf  Sprengung  behält. 

Eine  andere  Methode  besteht  in  8.  .  .  .  0  —  0,  um  lieber  im  Zentrum 
zu  operieren,  z.  B.  9.  h2  — h3  Lc8  — e6!  oder  9.  d2  — d3  LcS  — b7  oder 
als  Hauptspiel:  9.  d2  —  d4  LcS  —  g4!  (Über  die  Aufgabe  des  Zentrums 
durch  9.  .  .  .  ed,  siehe  Partien  4  und  5.)  10,  Lei — e3.  (Nach  10.  d5 
Sa5,  11.  Lc2  c6,  12.  de  Sc6:  steht  Schwarz  ausgezeichnet.)  Tf8  —  e8. 
(Wie  in    einer  Gastpartie   Capablanca-Eduard  Lasker,    London  1914,    zum 

Vorschein  kam,  ist  auch   10 Se4:,  ll.Ldö  D  d7  spielbar.)  1 1.  Sbl -d2 

d6 — d5!  wobei  Seh w.  zur  Auflösung  der  Schwebestellung  im  Zentrum  gelangt. 
9.  Lb3-  c2  c7      c5 

10.      d2  — d4  .... 

Ein  scharfer,  ob  aber  auch  guter  Zug?!  Das  weiße  Zentrum  „hängt" 
und  meistens  wird  daher  Weiß  zu  d4  —  d5  veranlaßt,  womit  der  Gegner 
zwar  etwas  eingeengt,  hierfür  aber  die  Absperrung  des  Spieles  und  die 
Möglichkeit  des  schwarzen  Gegenstoßes  f7-    f5  geschaffen  wird. 

Statt  des  energieauflösenden  Textzuges,  der  besonders  um  die  Zeit 
des  Wettkampfes  Lasker-Tarrasch  (1908)  beliebt  geworden  ist,  kommt  auch 
der  energieaufspeichernde  Zug  10  d2  —  d  3  zwecks  vorläufiger  Vollendung 
der  Entwicklung  Sbl  —  d2  —  fl^ —  g3(e3)  sehr  stark  in  Betracht.  Doch  ist 
darauf  10  ...  0  —  0  (Besser  als  10..  .  Sc 6,  wie  in  der  Glanzpartie  des 
Petersburger  Turniers  1909  :  Schlechter  —  Salwe  erfolgte)  nebst  Sf  6  —  e8 
zwecks  eventuellen  f  7  —  f5  als  genügendes  Gegenspiel  zu  betrachten.  Eine 
andere  gute  Tendenz  für  Schwarz  liegt  nach  den  Untersuchungen  von 
Teichmann  und  Malkin  darin,  zum  Zentralhieb  d6  —  d5  ehestens  zu  ge- 
langen, z.  B.  wie  in  einer  Partie  Wolf  —  Reti,  Karlsbad  1923,  mit  Zugum- 
stellung geschah:  10.  d3,  0—0!  11.  Sb  — d2,  Te8.  (In  Betracht  kommt 
auch  Dc7!  nebst  event.  Tf— d8)  12.  Sfl,  Lf8.  13.  h6,  g6.  14.  Le3. 
(Vielleicht  ist  14.  Ld2  nebst  event.  Del  zweckmäßiger.)  Lg  7.  15.  D  d  2, 
De  7.  16.  Lh6,  Lh8.  17.  Se3,  Lb7.  18.  S  h  2,  d5.  (Es  ist  erreicht!) 
19.  Shg4,  Sg4:  20.  hg  und  jetzt  hätte  Schwarz  statt  20 . . .  de?  mit  20 . . .  d5— d4! 
ein  starkes  Spiel  erlangen   können. 

10  ...  .  Dd8  — c7. 

In  diesem  Damenzug  gipfelt  die  zwar  geschlossene,  keineswegs  aber 
gedrückte  Eröffnungsbehandlung  von  Schwarz:  Während  Weiß  noch  auf 
das  Vorrecht  der  Span.  Partie:  die  angriffsschwangere  Initiative  im  Zentrum 
pocht,  formiert  sich  allmählich  ein  starker  Gegendruck  am  D-Flügel.  — 
Kleinmütig  wäre  übrigens  10  .  .  .  Sa5  —  c6  aus  Angst,  daß  Weiß  nach 
dem  Textzug  mit  11.  d4  —  d5  jenen  „guten"  Springerrückzug  vereiteln 
könnte;  Schwarz  würde  aber  dann  (nach  11.  d5)  mit  11  .  .  .  Ld7  nebst 
b5  —  b4  eine  sofortige  Gegenaktion  am  D-Flügel  einleiten. 

11.  Sbl  — d2  .... 

Auf  den  zur  Erklärung,  u.  zw.  zur  Öffnung  der  a —  oder  c — Linie 
zwingenden  Zug  11.  a2  a4  folgt  am  Besten  11  .  .  .  b5  —  b4  (In- 
teressant ist  auch  11 Tb 8  12.  ab,  ab,  z.B.,  wenn  Weiß  zu  früh  los- 
schlägt: 13.de,  de  14.  Se5:  so  folgt  14.  .  .  .  De5:  15.  Ta5:  Sg  4, 
16.  f 4,    De 7,    17.  Tal,  c 4!    mit   Vorteil    für   Schwarz.    Teichmann    hält 


-    35 


Übrigens  11.  ...Ta8a7  für  das  Beste)  12.  c3)<b4.  (Auf  12.  Sb--d2 
erlangte  Capablanca  in  einer  freien  Partie  gegen  Aljechin,  Petersburg  1913, 
mit  12.  .  .  .  0  —  0  13.  Sf  1,  ed  14.  cd,  Le6  15.  Se3,  Tfc8!  16.  Ld2, 
Sc4  17. Sc 4: De 4:  usw.  eine  gute  Stellung)  12. ...  c5Xb4.  mit  etwas  ge- 
lockerter Bauernkette,  dafür  aber  mit  unverkennbarem  Gegendruck,  z.  B. 
13.  b 3  [Balla]  Lg4  oder,  wie  in  der  ersten  Revanche-Wettpartie  Tarrasch- 
Lasker  (Berlin,  1916)  geschah:  13.  h3  0  —  0,  (Oder  Emmrich-Grünfeld, 
Frankfurt  a.  M.  1923:  13....  Sd7,  [Als  Prophylaxis  gegen  die  Fesselung 
Lg6.]  14.  b3  Lb7,  15.  Lc2  Tc8,  [Schablonenhaft.  Vorzuziehen  ist  sofort 
Lf6  oder  0—0.]  16.  Ld3,  Lf6,  17.  Sbd2  mit  eventueller  Besetzung  des 
Punktes  c4.)  14.  Lg5,  TeS.  15.  Sb  d2,  Sd7.  16.  Le7:  Te7:  17.  Tel,  Db6. 
18.  Sfl,  Lb7.  19.  Se3,  g6.  20.  de!  und  jetzt  hätte  Schwarz  mit  20  .  .  .  Se5: 
(statt  der  geschehenen  Schablonenantwort  20  .  .  .  de)  ungefähr  ausgleichen 
können. 

Bezüglich  11.  d4  —  d5  siehe  vorige  Anmerkung.  —  Versucht  wurde 
hier  ferner  auch  11.  h2  — h3,  z.  B.  Partie  Conde-Atkins,  Bradford  1916: 
11.  h3  Sc6.  (Bequemer  ist  0  —  0).  12.  d5Sd8,  13.  Sbd2  h6.  (Ein  scharfer 
Versuch  auf  die  Rochade  zu  verzichten.)  14.  a4  Tb8,  15.  ab,  ab,  16.  Sfl 
g5,  17.  Sh2  usw.  Weiß  steht  jedenfalls  wohlgerüstet. — 

Der  Textzug  leitet  den  beliebten  strategischen  Plan  ein,  nach  eventueller 
AbSchließung  der  Mitte  (durch  d4—d5)  mith3,  Sfl,  g4,  Sg3,  Kh2,  Tgl  usw. 
einen  freilich  langwierigen  und  bei  richtigem  Gegenspiel  kaum  realisierbaren 
Königsangriff  zu  inszenieren.   Es   kommt  aber  anders: 

11  ...  .  Lc8  — g4. 

Dies  ist  viel  energischer  als  11.  .  .  .  Sa5  —  c6,  wie  im  besagten 
Wettkampf  Lasker-Tarrasch  1908  geschah.  (Vgl.  Partie  Nr.  6). 

Um  jetzt  der  Doppeldrohung  von  Schwarz  zu  begegnen:  der  tak- 
tischen —  auf  d4  loszuschlagen  und  der  strategischen  —  die  c — Linie 
(nach  c5Xd4  und  Ta8  —  c8)  zu  seiner  Operationsbasis  zu  machen!  — 
muß  Weiß  entweder  die  Auflösung  (durch  12.  d4V(e5,  d6Xe5)  oder 
aber  die  Abriegelung  der  Mitte  (durch  12.  d4  —  d5)  herbeiführen,  worauf 
dann  Schwarz  mit  Gegendrohungen  an  beiden  Flügeln  0  —  0  nebst  Se8, 
g6,  Sg7  und  f7  — f5,  bezw.  Tac8  nebst  S  — d7  — b6  und  b5— b4) 
arbeiten  kann.  —  Betrachten  wir  das  Diagramm: 


Stellung  nach  dem  11.  Zuge    des    spanischen   Hauptspieles.  (Geschlossene 
Verteidigung  der  spanischen  Partie.) 


'              ^        1:  1 

%4  i      * 

1 

I 
1 

ä 
'S 

LJ 

^ 

Die  Diagnose    dürfte  lauten:   Weiß  steht   gut,   Schwarz   steht   bessei 


36 


Die  uralte  Frage,  ob  3.  L  f  1  —  b  5  ein  genialer  oder  ein  —  Stümper- 
zug  sei,  beginnt  sich  im  letzteren  Sinne  zu  entscheiden.  Freilich  sind  dabei 
für  Schwarz  noch  manche  Klippen  zu  überstehen.  —  Es  folgen  nun  einige 
praktische  Beispiele  dieser  altehrwürdigen  Spielweise,  wobei  wir  mit 
Rücksicht  auf  ihre  noch  immer  so  große  Verbreitung  sowie  auf  die 
chamäleonhaft  schillernde  Vielfältigkeit  ihrer  strategischen  Ziele  dem 
eröffnungsanalytischen  Teil  besonderes  Augenmerk  widmen  wollen. 


Spanisch. 


Die  beiden  folgenden  Partien  sind 
insoferne  besonders  bemerkenswert, 
als  sie  das  erste  turniermäßige  Zu- 
sammentreffen der  beiden  Weltmeister 
mit  einem  der  glanzvollsten  Ver- 
treter des  neuen  Schachs  bedeuten. 
Obwohl  Bogoljubow  beidemale  der 
wunderbaren  Präzisionsarbeit  seiner 
Gegner  unterlag,  so  kann  man  sich 
doch  beim  tieferen  Studium  des  Urteils 
nicht  erwehren:  Es  waren  zwei 
Pyrrhus-Siege  der  wissenschaftlichen 
Methode  gegen  das  aufbrausende 
Schach! 


Partie  Nr. 

4. 

Großturnier 

zu 

London   1922. 

Weiß: 

Schwarz: 

Capablanca. 

Bogoljubow, 

1.     e2      e4 

e7      e5 

2.  Sgl      f3 

Sb8      c6 

3.  Lfl      b5 

a7      a6! 

4.Lb5      a4 

SgS      f6 

^.        0      0 

LfS-   e7 

6.  Tfl      el 

b7-  b5! 

7.  La4      b3 

d7-  d6 

8.      c2      c3 

0-0 

Gewöhnlich  setzt  man  in  letzter 
Zeit  sofort  mit  8. ...Sc6 — a5!  fort,  da 
die  Haupttendenz  des  schwarzen 
Spieles  in  dieser  Variante  ist,  sich  die 
beiden  Gratis-Züge  a6  und  b5  zu- 
nutze zu  machen  und  seinen  Damen- 
flügel so  rasch  als  möglich  ins  Rollen 
zu  bringen.  —  Vgl.  den  vorstehenden 
Aufsatz  und  Partie  Nr.  6. 

9.  d  2      d  4  


Hier  wird  von  vielen  Autoritäten 

9.  h2  —  h3  empfohlen,  worauf  die 
Folge:  9.  .  .  .  Le6  (Auch  9.  .  .  . 
Sa5  ist  gut  spielbar.  Zu  einem 
Positionskampf  schwersten  Kalibers 
wurde  bei  dieser  Fortsetzung  die 
Mähr.-Ostrauer  Partie  Bogoljubow- 
Rubinstein  :  9.  h3  S  a5,  10.  L  c2  c5, 
11.  d4Dc7,  12.  Sbd2  S  c6,  13.  a4 
[Zweckmäßiger  13 b4.]    13 cd, 

14.  cdSb4,  15.  Lbl  ba,  16.  Ta4:  a5, 
17.  Sfl  Sd7,  18.  Se3  Te8,  19.  Ld2 
Sb6,  20.  Ta3  Le6,  21.  Lc3  f6,  22.  d5 
Ld7,  23.  De2  Tec8,  24.  g4  usw.  Weiß 
gewann  im  50.  Zuge  durch  zielbewußte 
Verdichtung  seines  Rochadeangriffs.) 

10.  d4  (10.  Lc2?  d5!)  Lb3:  11. 
Db3:  ed,  12.  cd  Sa5,  13.  Dd3  c5,  14. 
Sc3  Sc6,  als  die  zweckmäßigste 
erscheint. 

Andere  Meister  ziehen  hinwieder- 
um statt  des  Textzuges  die  ruhige 
Fortsetzung  9.  d2 — d3  vor,  worauf 
etwa   9.  .  .  .    Sa5    (Auch   9.  .  .  .  Lg4 

oder  9 Lb7  kommen  in  Betracht. 

In  einer  Partie  Oskam-Reti,  Scheve- 
ningen  1923,  geschah  abwartend  9. . . . 
h6,  10.  Sbd2  Te8,  11.  Sfl  Lf8,  12. 
Se3    g6,    13.  h3  Lg7,    14.  Sh2  S  a5, 

15.  Lc2  c6  usw.)  10.  Lc2  c5,  11. 
Sbd2  Sc6,  12.  Sfl  D  c7,  13.  Se3 
Le6!  mit  sicherem  Spiel  für  Schwarz 
folgen  könnte. 

Die  Frage  entsteht  nun:  Ist  der 
weiße  Textzug  zu  wiederlegen  ? 

9 e5yd4. 


Ein  alter  und  doch  hypermoderner 
Gedanke,  der  auch  in  manchen  ge- 


37 


schlossenen  Eröffnungen  vorkommt 
und  jedenfalls  einen  großen  Initiativ- 
geist bekundet. 

Schwarz  will  beide  weißen 
Mittelbauern  bloßlegen,  wobei  freilich 
anderseits  die  Durchschlagskraft  der- 
selben bedeutend  erhöht  wird. 

Im  Nachstehendem  gelingt  es 
Capablanca,  seine  Bauernschwächen 
künstlich  zu  verdecken,  dafür  aber 
die  Schattenseiten  des  schwarzen 
Abtauschzuges,  nämlich  das  Auf- 
geben des  Haltes  auf  e  5,  seinen 
Zwecken  dienstbar  zu  machen.  (Vgl. 
den  27.  Zug  von  Weiß.) 

Solider  und  üblicher  ist  daher 
für  Schwarz  sofort  9.  .  .  .  Lc8  —  g4, 
worauf  etwa  10.  d  5,  Sa 5.  ll.Lc2, 
c6,  12.  de.  Sc 6:  (oder  auch  zu- 
nächst 12.  ..  .  Dc7,  13.  Lg5  Sc6:) 
bezw.  10.  Le3  Te8  (Auch  10.  .  .  . 
Se4:  11.  Ldö,  Dd7  ist  spielbar) 
11,  Sbd2,  d5!  geschehen  kann. 


10. 
11. 


c3 
Lei 


d4 
e3 


Lc8  — g4 


Noch  bequemer  scheint  1 1 .  Sb  1  — 
c3  zu  sein,  wie  Lasker  gegen  den- 
selben Gegner  1  Jahr  später  spielte. 
(Siehe  nächste  Partie). 

11.  .  .  .  Sc6  — a5 

Einen  verwegenen  Versuch  stellt 
hier  11...  .  d5,  12.  e5  Se4,  13.  Sc3 
dar,  z.B.:  13....  Lb4,  14.  Tel  Se7, 
15.  h3Lh5,  16.  Lc2  Lc3:  17.  bc  f5, 
(Besser  Lg6.)  18.  ef  Tf6:  19.  g4  Lg6, 
20.  Se5!  Sc3:  21.  Dd2  Se4,  22.  Le4: 
de,  23.  Lg5!  usw.  (Yates-Bogoljubow, 

London  1922)  oder  schwächer:  13 

Sc3:  14.  bc  S  a5,  15.Lc2  S  c4,  16. 
Lei  Te8,  17..  h3  Le6,  18.  Sh2  usw. 
(Yates-Dr.  Asztalos,  Triest  1923.) 


12. 
13. 


Lb3 
Le3 


c2 

cl 


Sa5  — c4 


Etwas  Hypermodernes :  Weiß 
macht  sich  aus  der  unangenehmen 
Figurendelügierung  nichts  daraus,  da 
man  heutzutage  „Tempi"  zu  ver- 
lieren nicht  fürchtet,    wenn   nur    die 


Spielkonfiguration  unangetastet  bleibt. 
13 c7  — c5! 

Stellung  nach  dem  13.  Zuge  von  Schw. 


1 

^     I# 

,„    l'i.ii 

i 

'^..;    ■*>    9k     '/t. 

1 

1  i 

/ ', 

:Mtt     1  >. 

\ 

^            -                                         ^^         0     '      ^ 

u 

S 

■uBi.m'''&.   # 

Erste  Phase  (Übergehen  ins  Mittel- 
spiel) :  Weiß  als  Besitzer  des  Zentrums 
in  abwartender  Stellung;  der  schwarze 
Damenflügel  im  Heranrollen. 

14.  b2  — b3  Sc4  — a5 

15.  Lei  -   b2  .... 
Auf  15.  d  4  —  d  5  würde  Schwarz, 

ungeachtet  der  Abseitsstellung  seines 
Damenspringers  mit  15.  .  .  .  Sf6- 
d7  nebst  Le7  —  f6   zur   bequemen 
Aufstellung  gelangen. 

15 Sa5  —  c6 

16.  d4  — d5  Sc6— b4 

Mit  seinem  mehrzügigen  Springer- 
manöver hat  Schwarz 

1)  den  Absperrungszug  d4 — d5 
und  dadurch  auch  die  Bloßlegung 
des  B  e4; 

2)  die  Beseitigung  des  weißen 
Läuferpaares  und  schließlich 

3)  die  endgültige  Bauernmajorität 
am  Damenflügel  erzielt. 

Dafür  hat  Weiß: 

1)  das  besagte  Zentrum,  das  auch 
trotz  seiner  Bloßlegung  guten  Druck 
ausübt; 

2)  die  schöne  Läuferwirkung 
b2      g7  und 

3)  die  Aussicht,  die  schwarze 
Bauernmasse  durch  a2-a4zu  sprengen. 


—    38 


Das  beschämende  Geheimnis  der 
offenen  Spiele  Hegt  klar  zutage:  Als 
Folge  der  gewählten  Eröffnung  haben 
beide  Teile  allerlei  Schwächen,  die 
sie  ängstlich  zu  verschleiern  bezw. 
zu  beseitigen  haben.  Kann  es  das 
eigentliche  Ziel  des  Schachkampfes 
sein,  sich  solcherartige  Schwächen 
freiwillig  anzuhängen?  ... 

17.  Sbl— d2  Sb4Vc2 

18.  DdlXc2  Tf8  — e8 

19.  Dc2  — d3  .... 
Bekanntlich  geschehen  heute  auch 

mehrmalige  Damenzüge  im  Eröff- 
nungsstadium viel  öfter  als  früher, 
da  das  Positionsurteil  unbefangener 
wurde. 

Der  Textzug  soll  S  d  2  entlasten, 
um  ihm  die  Weiterreise  (nach  — 
f  1  — g3  usw.)  zu  ermöglichen.  Man 
darf  also  sagen:  Der  Textzug  ist 
„der  Stellung  angemessen." 

19 h7  — h6 

Ein  abwartender  Sicherungszug, 
da  sofort  19.  .  ..  Sf6  —  d7  wegen 

20.  e4  —  e5  bedenklich  erscheint 
(z.  B.  20.  e5,  Lf3:!  21.  Sf3:  de. 
22.  Se5:  Se5:,  23.  Le5:  Ld6,  24. 
Ld6:  Dd6:,  25.  Tad  1  mit  einem 
starken  Freibauer  und  daher  jeden- 
falls mit  guten  praktischen  Chancen 
für  Weiß.) 

20.  Sd2  —  fl  Sf6  —  d7 

21.  h2-  h3  .... 

Nun  wäre  21.  e4— e5  wegen 
Lf3:,  22.  Df3:  de,  23.  Le5:  Se5: 
24.  Te5:  Ld6  für  Weiß  verfehlt, 
da  sein  Freibauer  verstopft  und  die 
e-Linie  seiner  Gewalt  entrissen  sein 
würde.  Er  muß  daher  nach  anderen 
taktischen  Wegen  spähen. 

21 Lg4-  h5? 

Der  verhängnisvolle  Zauber  des 
Läuferpaares!  Mit  21 Lg4Vf3, 

22.  Dd3Xf3,  Le7  — f6  konnte 
eine  ziemlich  vereinfachte  Stellung 
herbeigeführt  werden,   die   eher  der 


schwarzen  Partei  mit  Rücksicht  auf 
den  bloßgelegten  B  e  4  Chancen  ein- 
räumen würde. 

Nun  bringt  Capablanca  —  vor- 
läufig noch  unsichtbar  —  eine  neue 
taktische  Idee  in  die  vorläufig  wenig 
dramatisch  verlaufende  Partie  hinein. 
Diese  Idee  besteht  in  der  Ab- 
schließung  des  schwarzen  Damen- 
läufers, so  daß  Schwarz  bald  mit 
einer  Quasi-Minusfigur  wird  arbeiten 
müssen.  Umso  bewundernswerter  ist 
dann  die  Art,  wie  Bogoljubow  sich 
am  anderen  Flügel  allerlei  Gegen- 
chancen verschafft. 


22.  Sf3-  d2! 

Le7  — f6 

23.  Lb2Vf6 

Dd8X^6 

24.     a  2  —  a  4 

Weiß  will  und  muß  auf  beiden 
Flügeln  mit  Hochdruck  arbeiten, 
bevor  Schwarz  zu  Gegenaktionen 
(z.  B.  g7  —  g5)  gelangen  könnte. 
Der  Textzug  stellt  einen  bekannten 
Aufrollungsversuch  der  gegnerischen 
Bauernkette  dar,  dem  Schwarz  aber 
diesmal  sehr  sinnreich  begegnet. 

24 c5  — c4 

Pariert  und  greift  gleichzeitig 
an.  Nach  diesem  problemmäßigen 
Räumungsmanöver  für  S  d  7  nimmt 
die  Partie  sehr  akuten  Charakter  an. 

25.  b3Xc4  Sd7  — c5 

26.  Dd3  -    e3  b5Xa4 

Es  ist  psychologisch  begreiflich, 
daß  Schwarz  schon  etwas  Sicheres 
(den  „gedeckten"  Freibauer  a4!)  in 
der  Hand  haben  will.  Vielleicht  war 
aber  26.  .  .  .  b  5  X  c  4  mit  dem 
zwar  künstlich  gedeckten,  dafür  aber 
mobileren  Freibauer  c4  vorzuziehen. 

27.  f2  — f4!  Df6  — e7 

Da  einerseits  28.  e4  —  e5  mit 
Bedrohung  des  S  c  5,  anderseits  28. 
f  4  —  f  5  mit  Läufergewinn  drohte.  — 
Die  Abschließung  des™  schwarzen 
Läufers  nimmt  nunmehr  reale  For- 
men an. 


~    39    - 


28. 
29. 


g2 
f4 


g4 
f5 


Lh5 
Lg6 


g6 
h7 


Stellung   nach    dem    29.    Zuge    von 
Schwarz. 


Zweite  Phase  (Ergebnisse  des 
Mittelspiels):  Schwarz  mit  einer  aus- 
gesperrten Figur  am  Königsflügel, 
dafür  aber  mit  starkem  Freibauer- 
druck auf  dem  anderen  Flügel. 

Beide  Teile  streben  nunmehr  dem 
Endspielstadium  zu.  (Vgl.  36.  Zug 
von  Schwarz.) 

30.  Sfl— g3  De7^e5 

31.  Kgl-g2  .... 

Etwas  schablonenhaft  (Furcht 
vor  einem  eventuellen  Springerschach 
auf  d  3)  gespielt.  Zweckmäßiger  war 
aber  vielleicht  31.  Kgl — f2  mit 
größerer  Annäherungswirkung  zum 
Gefechtsplatz  (siehe  Anmerkung  zum 
36.  Zuge  von  Schwarz.). 


31. 
32. 


Tal-g2 


Ta8 
f7 


bS 
f6 


Hier  und  später  (vgl.  38.  Zug 
von  Schwarz)  zeigt  sich  das  krampf- 
hafte und  pathologisch  erklärliche 
Bestreben  von  Schwarz,  die  Be- 
freiungsaktion für  den  eingekerkerten 
L  h  7  schleunigst  einzuleiten! 

Viel  nachhaltiger  war  aber  sofort 
32.  .  .  .  Tb8  — b2.  33.TblXb2, 
D  e  5  X  t)  2,  da  der  schön  aussehende 
(und  übrigens  wegen  des  drohenden 
a4  —  a3   notwendige)  Tvr^zug  34. 


T  e  1  —  b  1  nach  34.  .  .  .  D  b  2  — 
c2,  35.  Kg2  — f3,  Sc5  — b3,  36. 
Sg3  —  fl,  f7  —  f6  zu  einer  ziem- 
lich unbequemen  Stellung  für  Weiß 
führen  würde. 

Capablanca  muß  überhaupt  wäh- 
rend der  ganzen  Partie  das  Feinste 
spielen,  um  seinen  neuromantischen 
Gegner  zu  bezwingen. 


33.  Sd2  — f3 

34.  T  b  1  X  b  2 

35.  T  e  1  —  e  2 

36.  Sf3  — d4 


Tb8  — b2t 
De5Xb2t 
Db2  — b3 


Großzügig  gespielt.  Dieses  Bauern- 
angebot [Dc4:]  ist  jedenfalls  aggres- 
siver als  36.  Sf3 — d2  mit  beschei- 
dener Springerstellung,  während  letz- 
terer jetzt  auf  d  4  dominierend  steht. 


36. 


Db3Xe3 


Beiderseits  wird  freudig  dem 
eigentlichen  Endspielstadium  (ohne 
Damen)  zugesteuert,  wobei  Capa- 
blanca sich  als  der  weitsichtigere 
Stratege  erweist. 

Ob  aber  Bogoljubow  sich  statt 
des  Damentausches  auf  die  taktischen 
Verwicklungen  von  36. ...  D  b3Xc4 
hätte  einlassen  sollen?  Fatal  für  Weiß 
wäre  darauf  der  naheliegende  Zug 
37.  Te2—c2  wegen  Dc4Xd5!  (jetzt 
zeigt  es  sich,  warum  im  31.  Zuge 
Kgl — f2  zweckmäßiger  wäre.)  38. 
Sd4— e6  Te8Xe6,  mit  2  Bauern 
für  die  Qualität  und  dem  wiederer- 
standenen Läufer  —  Weiß  hätte  aber 
auf  36.  .  .  .  Db3Xc4  ohne  Zweifel 
mit  37.  S  d4 — e6  fortgesetzt,  z.  B. : 
37.  .  .  .  Te8  — b8(!)  38.  Se6Xc5 
d6Xc5,  39.  Te2— d2  Tb8— b3,  40. 
De3— f2!  (und  wenn  jetzt  40.  .  .  . 
Kg8— f8,  so  41.  Df2^f4),  wobei 
der  weiße  Freibauer  d5  eine  rasche 
Entscheidung  bringen  dürfte.  Wir 
sehen,  wie  Capablanca  bei  jedem 
seiner  Züge  zu  taktischen  Ausfällen 
bereit  ist. 


37.  T  e  2  X  e  3 


Te8  — b 


40 


Stellung  nach  dem  37.  Zuge  von  Schw. 


SÄ    lil    lil    iil 


y^^. 


y/A..         V////A.. 


Dritte  Phase  (ohne  Damen): 
Scharfe  Präzisionsarbeit  von  Weiss! 
Erzwungene  Freimachung  des  B  d5. 
Wettlauf  der  beiderseitigen  Freibauern. 
(Mit  Hindernissen!)  Enttäuschte  Hoff- 
nungen. —  Mattfinale. 

38.  Te3  — c3  Kg8  — f7 
Vgl.  die  Anmerkung  zum  32.  Zuge 

von  Schwarz.  Zweckmäßiger  war 
sofort  38. . . .  T  b  8  —  b  2 1  39.  Kg2— 
f3,  Sc5  — b3  (z.  B.  40.  Sb3:  a6, 
41.  Se2,  a5,  42.  S  d  4,  a4  usw. 
bezw.  40.  Sge2,  Sd2t  41.  Ke3, 
Sbl  bezw.  40.  K  e  3,  Sd2  mit 
Gegenchancen.) 

39.  Kf2  —  f3  Tb8  — b2 

40.  Sg3  — e2  Lh7  — g8 

41.  Sd4— e6!  .... 

Es  war  nur  noch  ein  schwarzer 
Zug  nötig  (K  e  8)  und  Schwarz  würde 
dann  beinahe  überlegen  stehen.  Der 
Textzug  aber  immobilisiert  den 
schwarzen  K  (wegen  des  Bg7)  und 
delogiert  den  schwarzen  S  (da  41.... 
Sc5Xe6,  42.  döXeöden  Lend- 
gültig vermauern  würde.) 
41 Sc5-  b3 

Der  scheinbare  Bauerngewinn 
durch  41.  .  .  .  Sc5Xe4  würde 
nach  42.  Kf  3X  e4,  Tb2  V  e2 f 
43.  Ke4  —  d4!  (und  wenn  jetzt 
Te2  — d2t  so  44.  Tc3  — d3!) 
zu  einem  für  Schwarz  glatt  ver- 
lorenen Schlußspiel  führen. 

42.  c4  — c5!  .... 
Letzte  Phase:  Weiß  verschafft  sich 

eine  Gegenchance  (Freimachung  des 


B  d  5),  die  rasch  entscheidet. 

42 d6Xc5 

43.  Se6Xc5  Sb3—  d2t 

44.  Kf3— f2  .... 


Natürlich     nicht 
wegen  a4  —  a3! 
44 


44.    Kf3  — e3 

Kf7  — e7 
Hier  war  sofort  44.  .  .  .    S  d  2  — 
b  1   zu  versuchen,  z.  B.  45.  S  a4:  (?) 
Sc 3:  usw.    oder  wohl  am  feinsten: 

45.  Tc4!  a4  — a3,  46.  Se6!    (Auf 

46.  d6  folgt  Td2)  Ke7!  (Nicht 
a3  — a2  wegen  47.  Tc7tKe8, 
48.  d5  — d6!  mit  der  Mattdrohung 
auf  e7.)  47.  Tc7tKd6,  48.Tc6t 
Ke7  und  Schwarz  kann  sich  halten. 


45. 
46. 


Kf2 
Tc3 


e  1 
d3 


Sd2 
a4 


bl 
a3 


Und  jetzt  bot  noch  46.  .  .  . 
K  e  7  — ^  d  6  trotz  der  Einbüßung  des 
Freipions  eine  letzte,  nicht  zu  unter- 
schätzende Rettungschance,  z.  B. 
47.  Sa 4:  Tb 4.  48.  Sac3,  Sc3:  49. 
Sc3:  Lf7,  50.  Kd2,  g6  usw. 

Man  sieht,  wie  schwer  es  oft  ist, 
den  Gewinn  aus  einer  gewonnenen 
Stellung  herauszudrücken. 

47.  d5— d6t  Ke7-  d8 

48.  Se2  — d4!  .... 
Der     Gnadenstoß     (droht     Matt 

durch  Sd4  —  c6t    nebst  d6  —  d7 
und    zwingt   daher    den    schwarzen 
T  zum  Rückzug.) 
48 Tb2  — b6 

49.  Sd4  — e6t  Lg8Xe6 

50.  f5Ve6  Tb6  — b8 
5L  e6-e7t  Kd8  — e8 
52.  Sc5Xa6.       Schwarz  gibt  auf. 

(Auf  52.  .  .  .  a3  — a2  folgt  ein- 
fach 53.  Sa6Xc8,  a2  — al,  D. 
54.  d6-^d7t  mit  baldigem  Matt 
und  auf  52.  .  .  .  Tb 8  —  a8  ebenso 
wie  auf  52.  .  .  .  Tb8-"b7  folgt 
entscheidend  53.  Sa6  —  c7f). 

Ein  scharfes  Finale! 


azzD 


Capablanca. 


Ein  neuer  Weltmeister  zog  1921  in  das  schwarzweiß  karierte  Reich 
der  Göttin  CaTssa  ein.  Jugend  und  Glück,  Kraft  und  Erfolg  sind  an  seiner 
Seite.  Alles  an  ihm  so  romantisch !  Schon  der  nach  Kreolenbrauch  ausge- 
schmückte Name:  Jose  Raoul  Capablanca  y  Graupera,  ein  Sonnen- 
kind, am  19.  November  1888  in  der  kubanischen  Hauptstadt  Havanna  geboren. 

Seine  schachliche  .Frühreife:  Mit 
viereinhalb  Jahren,  des  Lesens  und 
Schreibens  noch  unkundig,  sieht  er  zu- 
fälligerweise dem  Spiel  des  Vaters  mit 
einem  Hauptmann  der  spanischen 
Armee  zu  und  wird  bereits  nach  der 
zweiten  Seance  der  Spielregeln  mächtig, 
der  Spieltiefe  inne,  des  Spielpartners 
Herr!  Der  Vater  jubelt,  erschrickt  aber 
auch  und  hält  den  Sohn  jahrelang 
dem  verführerischen  Spiele  fern. 

Seine  Studien  und  seine  Berufs- 
tätigkeit: Mit  acht  Jahren  absolvierte 
er  das  Präliminargymnasium  zu  Ma- 
tanzas,  mit  fünfzehn  Jahren  die  Real- 
schule zu  Havanna.  Während  nun  um- 
her auf  der  heimatlichen  Insel  poli- 
tische Wirrnisse  wüten,  draußen  die 
herrliche  tropische  Sonne  leuchtet, 
dringen  in  die  Seele  des  Knaben 
Visionen  des  liebgewonnenen  Schachs 
immer  wieder  ein.  Nach  weiteren  zwei 
Jahren  emsiger,  unter  der  Leitung  eines 
Hochschulprofessors  betriebener  Privat- 
studien folgt  der  Besuch  des  Columbia- 
Colleges  und  nachher  die  Immatriku- 
lierung an  der  ehrwürdigen  Harward-Universität  wo  Capablanca  juridischen 
Studien  mit  gutem  Erfolg  oblag.  Bald  darauf  konnte  er  sich  der  diplo- 
matischen Karriere  widmen,  wobei  der  auf  seinen  illustren  Sohn  stolze 
Kubanerstaat   ihn   mit   allerlei  Aufträgen  überhäufte. 

Seine  Persönlichkeit:  fascinierend.  Jung  und  feurig.  Schön  und  elegant. 
Geschickt  und  vielseitig.  Seines  Schachkönnens  voll  bewußt  und  daher  be- 
scheiden. Die  Wichtigkeit  des  Schachs  keineswegs  übertreibend  und  daher 
wißbegierig.  Im  übrigen  ein  mondäner  Kosmopolit,  fünf  Weltsprachen 
fließend  beherrschend.  Ein  Gentleman  durch  und  durch. 

Seine  Schachlaufbahn:  überwältigend.  Wie  beim  Corneille'schen  Cid, 
—  keine  Versuchsstreiche,  sondern  lauter  Meisterleistungen!  Mit  zwölf  Jahren 


Jose  Raoul  Capablanca  y  Graupera. 


-    42    - 

ist  er  bereits  unbestrittener  Meister  der  Insel  Kuba,  nachdem  er  die  glor- 
reichen Veteranen  Golmayo,  Vasquez  und  Corzo  der  Reihe  nach  besiegt 
hatte.  Sechzehnjährig  betritt  er  den  stärksten  Schachklub  Amerikas,  den 
weltbekannten  „Manhattan  Chess  Club"  in  New-York  und  erregt  dort  durch 
seine  Siege  allgemeines  Aufsehen.  Längst  schon  ein  vollwertiger  Meister, 
zwingt  er  Anfang  1909  anläßlich  einer  amerikanischen  Tournee  die  breite 
Schachöffentlichkeit  in  seinen  Bann,  indem  er  Resultate  erzielt,  die  von 
keinem  anderen  Meister,  Lasker  und  Pillsbury  innbegriffen,  annähernd  er- 
reicht wurden:  Von  590  gespielten  Simultanpartien  gewann  er  560,  remisierte 
18  und  verlor  nur  12.  Von  130  Einzelpartien  gegen  die  stärksten  Lokal- 
größen gewann  er  126,  remisierte  2  und  verlor  nur  2.  Noch  höhere  Be- 
wertung verdienen  diese  Triumphe  durch  die  Raschheit,  mit  welcher  Capa- 
blanca  spielt  und  in  welcher  Beziehung  er  als  idealer  Simultanspieler  ganz 
unerreicht  dasteht. 

Ein  Jahr  darauf,  im  Sommer  1910,  kommt  es  endlich  zum  denkwürdigen 
Wettkampf  zwischen  ihm  und  dem  amerikanischen  Vorkämpfer  F.J.  Marshall. 
Der  21 -jährige  Kubaner  siegt  in  grandiosem  Stil  (mit  8  Gewinnpartien 
gegen  1  Verlust  bei  14  Remisen)  und  darf  nunmehr  auch  den  Großmeister- 
titel für  sich  in  Anspruch  nehmen. 

„Morphy  redivivus!"  jubelt  das  Land  der  Rekords  und  der 
Dollars,  doch  ungläubig  schütteln  die  routinierten  Meister  des  alten  Kontinents 
den  Kopf.  Bald  werden  aber  auch  sie  eines  Besseren  belehrt:  Im  Jahre  1911 
gibt  das  Großmeisterturnier  zu  San  Sebastian  dem  22-jährigen  Helden  die 
Gelegenheit,  mit  etwas  Glück  und  viel  mehr  Talent  seine  europäischen 
Rivalen  zu  überflügeln  und  den  ersten  Preis  vor  Rubinstein,  Vidmar, 
Niemzowitsch,  Spielmann,  Dr.  Tarrasch  und  anderen  zu  erobern.  Er  kam., 
zog  und  siegte.  Imponierend  war  schon  seine  erste  Partie,  in  der  er  be- 
kanntlich gegen  den  russischen  Schachkünstler  Dr.  Bernstein  durch  eine 
Reihe  wunderhübscher  Opfermanöver  gewann  und  hierdurch  auch  den  aus- 
gesetzten Schönheitspreis  zuerkannt  erhielt.  Was  den  inneren  Wert  seiner 
Partien  betrifft,  so  konnte  man  schon  damals  die  gesunde  Anlage  sowie 
die  unerschöpfliche  Fülle  seiner  Ressourcen,  in  technischer  Beziehung  aber 
seinen  raschen  und  klaren  Positionsblick  bewundern. 

Seine  weiteren  Triumphe  im  Turnier  (so  nach  dem  Weltkrieg  in 
New-York  1918,  Hastings  1919  und  insbesondere  London  1922)  sowie  seine 
Gastspiele  sind  wohlbekannt.  Zu  erwähnen  ist  noch,  daß  er  auch  im 
Championsturnier  zu  St.  Petersburg,  Frühjahr  1914,  die  ganze  Zeit  hindurch 
an  der  Spitze  stand  und  nur  ganz  am  Schluß  jenes  Riesenrennens  infolge 
körperlicher  Indisposition  nachließ,  sodaß  der  eiserne  Lasker  ihn  am  Ende 
doch  noch  besiegen  und  überflügeln  konnte.  Der  Kampf  um  die  Vorherrschaft 
zwischen  diesen  beiden  Koryphäen  war  daher  schon  seit  Jahren  (seit  1911!) 
das  naheliegenste  Postulat  der  gesamten  Schachwelt.  Viele  Schwierigkeiten 
politischer,  finanzieller  und  anderer  Natur  waren  dabei  zu  überwinden,  bis 
endlich  der  Kampf  Ende  März  1921  in  Havanna  begann  und  mit  dem 
unglaublich  hohen,  durch  das  Klima  freilich  begünstigten  Siege  Capablanca's 
über  seinen  historischen  Gegner  (4  Siege  ohne  Verlustpartie  bei  10  Remisen!) 
endete.  Eine  Schicksalsschlappe  für  Lasker  —  Weltruhm,  Stiftung  einer 
hohen  Staatspension,  Heimführung  einer  jungen  und  schönen  Gemahlin  für 
Capablanca! 


-    43    - 

Die  Partien  des  Wettkampfes  bewegten  sich  im  bekannten  Fahrwasse" 
des  modernen  Positionsstils  und. zeigten,  daß  Lasker  mit  seinen  eigenen, 
aus  Logik  und  Kraft  geschmiedeten  Waffen  geschlagen  wurde :  Capablanca 
hat  die  Schachmathematik  nee  plus  ad  ultra  gesteigert,  die  gesunden 
Prinzipien  der  wissenschaftlichen  Schule  zur  restlosen  Geltung  gebracht, 
die  scharfen  Ecken  bisher  gefürchteter  Eröffnungen  (Spanisch,  Damengambit) 
abgestumpft  und  die  Kompliziertheit  des  Schachbildes  durch  die  Einfachheit 
des  Schachzweckes  entwaffnet.  Unser  Mechanisierungszeitalter  mußte  auch 
im  Schach  einen  Capablanca  —  den  Schachentgötterer  —  gebären,  dessen 
heißes  Kubanerblut  durch  die  Einwirkung  des  praktischen  Amerikanismus 
zum  technischen  Schachwunder  Wurde:  Impekkabilität  der  Spielführung! 
Fahrplanmäßiger  Gedankenflug!  Kühle  Präzisionsphantastik !  Rascher  und 
klarer  Blick,  der  das  Geheimnis  einer  noch  so  komplizierten  Stellung  ent- 
schleiert und  Züge  trifft,  die  das  romantische  Schachbild  in  ein  ganz 
nüchternes  verwandeln. 

Sein  Selbstläuterungsprozeß :  Er,  dem  die  Schachphantasie  alle  ihre 
romantischen  Schlösser  offen  hält,  zieht  es  als  rücksichtsloser  Wahrheits- 
sucher vor,  zur  strengen  Tektonik  der  Schachprosa  seine  Zuflucht  zu  nehmen. 
Ein  freiwilliges  Exil,  aus  welchem  er  uns  vielleicht  zu  neuen  ungeahnten 
Höhen  führen  wird 

Ein  morgenländischer  Spruch  lautet:  „Es  gibt  Spieler,  die  schwach 
spielen  und  nicht  wissen,  daß  sie  schwach  spielen :  das  sind  Ignoranten  — 
meide  sie !  Es  gibt  Spieler,  die  schwach  spielen  und  wissen,  daß  sie  schwach 
spielen  :  das  sind  Einsichtige  —  hilf  ihnen  !  Es  gibt  Spieler,  die  stark  spielen 
und  nicht  wissen,  daß  sie  stark  spielen  :  das  sind  Bescheidene  —  achte  sie  ! 
Es  gibt  Spieler,  die  stark  spielen  und  wissen,  daß  sie  stark  spielen :  das 
sind  die  Schachweisen  —   folge  ihnen !" 

Capablanca  weiß,  und  er  weiß,  daß  er  weiß.  —  Wollen  wir  ihm  folgen  ?  . . . 


44 


AkkumuHerung  minimaler 
Vorteile! 

In  der  nachfolgenden  Partie 
werden  die  Schattenseiten  der  Aufgabe 
des  Haltes  auf  e5  (durch  9. ...  e5Xd4) 
noch  krasser  und  folgerichtiger  als 
in  der  vorigen  aufgedeckt.  Lasker 
wendet  die  Vereinfachungsmethode 
an  (13.  d 4X^5),  erobert  an  Terrain, 
schwächt  die  feindlichen  Bauern  links 
und  rechts,  bis  sie  fallen,  und  gelangt 
nach  harter  Präzisionsarbeitzum  Siege. 


Partie  Nr.  5. 

Großmeisterturnier  zu  Mährisch- 
Ostrau   1923. 


Weiss : 
Dr.  Em.  Lasker. 

1.  e2  — e4 

2.  Sgl  — f3 

3.  LUb5 

4.  Lb5      a4 

5.  0     0 

6.  Tfl      el 

7.  La4-b3 

8.  c2  — c3 

9.  d2-~d4 


Schwarz : 
Bogoljubow. 

e7  — e5 

Sb8— c6 

a7   a6 

SgS-  f6 

Lf8   e7 

b7   b5 

d7  — d6 

0  —  0 

e5^ /d4 


Legt  den  Grund  zum  Verlust  der 
Partie.  (Siehe  Anm.  bei  der  vorigen 
Partie.) 


0.  c3Xd4 

1.  Sbl— c3 


LcS  — g4 


Die  erste  und,  wie  es  scheint, 
sehr  empfehlenswerte  Abweichung 
von  der  vorigen  Partie.  Da  die 
eigentliche  Riposte:  IL  .  .  .  L  f3: 
12.  gf  augenscheinlich  nur  das  weiße 
Zentrum  stärken  würde,  hat  der  Text- 
zug die  Deckung  des  Zentrums  mit 
dem  Vorteil  einer  freien  Figurenauf- 
stellung zusammenkombiniert. 

n Sc6-  a5 

In  Betracht  kommt    11.  ...  Te8. 


12.  Lb3  — c2 

13.  d4Xc5 


c7  — c5 


Lasker  ist  bekanntlich  einer  der- 
jenigen, die  sich  vor  der  Vereinfachung 
nicht  fürchten,  da  er  auch  aus  der 
reduziertesten  Stellung  geheimnisvolle 
Vorteile  herauszuholen  versteht. 

Der  sonst  in  ähnlichen  Lagen  un- 
gern angewandte  Textzug  verschafft 
dem  Anziehenden  im  Zusammenhang 
mit  den  späteren  Figurenhieben  (17. 
S  d5!  und  20.  Lg5!)  einen  Druck  auf 
der  d-Linie,  der  allmählich  reale  Kon- 
turen gewinnt. 


13. 

14. 


d6Xc5 


e4  —  e5 ! 


Engt  das  schwarze  Spiel  ein.  Der 
Nachziehende  kommt  kaum  noch 
zum  Aufatmen. 


14 

15.  TelXdl 

16.  h2-h3! 


DdS 
Sf6 


dl 
d7 


Zwingt  den  Lg4  zum  Rückzug,  da 
auf  16.  .  .  .  Lf3:?  17.  T  d7:  eine 
Figur  gewinnen  würde. 


L  8:4  —  e6 


Sc3  — d5! 


Entledigt  den  Gegner  des  Läufer- 
paares. 

17 Le6Xd5 

18.  TdlXdö  Sd7  — b6 

19.  Td5  — dl  Ta8  — dB 

Besser       war      wohl     zunächst 

19.  .  .  .     h7  — h6. 

20.  Lei— g5!  f7  — fO 

Erzwungen,  da  auf  20.  ...  L  g5: 

21.  Sg5:  h6,  22.  Lh7t  Kh8,  23.  TdS: 
Td8:,  24.  Sf7t  entscheiden,  be- 
ziehungsweise 20. ...  Tdl  :t.  21.Tdl : 
Lg5:,  22.  Sg5:h6,  23.  Sf3  (zwei- 
schneidigwäre 23.  Se4,  wegen  Sa  c4) 
dem  Weißen  die  einzige  offene  Linie 
endgültig  überlassen  würde. 


45 


21.  e5Xf6  Le7Xf6 

22.  Lg5X^6  g7Xf6 

Erste  greifbare  Frucht:  Die  schw. 
Königsflügelbauern  zerrissen ! 

23.  Tal-  cl  Sb6  — c4 

Außerdem  hat  Schw.  noch  lange 
mit  der  Dislozierung  seiner  Springer 
zu  kämpfen. 


24.  b2-b3 

25.  Tdl— d5 


Sc4  — d6 
Sa5  — b7 


Auch  nach  etwa  25.  .  .  .  Sdb7, 
26.  Th5  Td3,  27.  Tel  beherrscht 
Weiß  alle  wichtigen  Punkte. 

26.  Tel --dl  .... 

Das  darf  man  wohl  als  Besitz- 
ergreifung der  d-Linie,  wenn  auch 
nicht  in  deren  ganzen  Ausdehnung, 
betrachten. 


26. 


b5  — b4 


Mit  einem  chronischen  Übel  am 
Königsflügel  und  mit  einem  Figuren- 
knäuel in  der  Mitte,  sieht  sich  Schw. 
veranlaßt,  an  die  „Verwertung"  seiner 
Gegenchance  (Bauernmasse  am 
Damenflügel!)  zu  schreiten.  Bewe- 
gung bedeutet  aber  immer 
Lockerung! 

27.  Lc2-  d3  .... 

Man  sieht  jetzt  deutlich,  daß  die 
schwarze  Bauernmasse,  ihrer  natür- 
lichen Stützen  beraubt,  sehr  schwach 
war  und  bis  dahin  nur  als  Popanz 
wirkte. 


27.  .  . 

28.  Tdl 


Td8  — a8 


el 


Nun  arbeitet  Weiß  bereits  an  den 
beiden  Mittellinien. 


28 

29.  Tel     -e7 

30.  Te7<f7 


a6  —  a5 
Tf8  — f7 
Sd6Vf7 


Nach  diesem  momentanen  Nach- 
lassen      der      Verteidigungsenergie 


kommt  Schwarz  aus  den  Kalamitäten 
nicht  mehr  heraus.  Der  weiße  Turm 
dringt  ein ;  ein  Bäuerlein,  dann  ein 
zweites  gehen  zwangsweise  verloren. 
Die  starke,  wenn  auch  krampf- 
hafte Springerstellung  auf  d6  durfte 
unter  keinen  Umständen  aufgegeben 
werden.  Also:  30. . . .  Kf7:  und  wenn 
jetzt  31.  Lh7:,  so  a5 — a4!  mit  Gegen- 
chancen für  Schw.  z.B.:  32.  Lc2  Ke6, 
(Nicht  32.  .  .  .  a:b,  33.  Lb3  c4  wegen 
34.  Lc4:  S  c4:,  35.  Td7t  usw.)  33.  Td2 
ab:,  34.  ab:  Talf  nebst  Sa5  und 
die  schwarze  Gegenaktion  ist  nicht 
zu  unterschätzen. 


31.Td5  — d7 
32.  Td7~  c7 


Sb7-^d6 


Stellung  nach  dem  32.  Zuge  von  Weiß. 


Die  quantitative  Umsetzung  des 
weißen  Vorteils  beginnt:  Ein  Bauer 
von  Schwarz  (a5  oder  c5)  geht  in 
den  nächsten  7  Zügen  zwangsweise 
verloren. 


32.  .  . 

33.  Ld3 


Ta8-  d8 


a6! 


Natürlich  nicht  sofort  33.  Tc5:, 
wegen  Sb7  34.  Tc7  Td3:,  35.  Tb7; 
Tdlf  nebst  Tal   mit  Ausgleich. 


33 

34^  La6  — e2 


Td8  — a8 
Ta8-  c8 


Trostlos   wäre   auch     34.  .  .  .  a4, 
35.  Tc5:  ab,  36.  ab  (od.Ta2)  37,Sd4. 


35.  Tc7  — a7 

36.  Sf3Ve5 


Sf7"e5 
f6Ve5 


46 


37.  Le2  — g4  .... 

Weiß  ist  unerbittlich:  Bevor  noch 
der  erste  B  (a5)  erobert  wurde,  muß 
auch  schon  der  zweite  (c5)  daran 
glauben,  indem  er  seiner  Turmstütze 
beraubt  wird. 


37 

38.  Lg4-^d7 

39.  Ta7Xa5 


Tc8  — c6 
Tc6  — b6 
Sd6  — e4 


Auf  39.  .  ..Sb7  würde  40.  TaSf 
nebst  TbS  und  LcS  sofort  gewinnen. 


40.  Ld7--f5 
41.Ta5yc5 


Se4  — c3 
Tb6  — b5 


Noch  ein  vager  Rettungsversuch, 
doch  läßt  sich  Weiß  in  keine  Verhand- 
lungen ein.  Der  Rest  ist  Schweigen. 


42.  Tc5"  cSf 

43.  TcS  ^c7t 


Kg8-g7 
Kg7  — f6 


44.  Lf5Xh7  Tb5-  d5 

45.  Tc7  — c4  Sc3Xa2 

46.  f2  — f4  e5Xf4 

Das  letzte  Läuten. 


47.  Tc4^: 

48.  Lh7- 

49.  Tf4- 

50.  Lc2- 

51.  Lf5- 

52.  Kgl- 

53.  Tf2- 

54.  Tf5- 

55.  Le6- 

56.  Tc4- 

57.  Tc7- 

58.  Kh2^ 


f4t  Kf6-~g7 

c2  Td5— d2 

f2  Td2-  d4 

f5  Sa2--c3 

e6  K  g7  —  g6 

h2  '           Kg6  — g5 

f5t  Kg5-g6 

c5  Kg6  — f6 

c4  Kf6  — g7 

c7t  Kg7  — f6 

b7  Sc3-"a2 

g3  Schwarz  gibt  auf. 


Das  Taylorsystem  im  Schach, 
wobei  aber  auch  der  starke  Kampfwille 
von  Weiß  zu  bewundern   ist. 


49    - 


Als  ein  lehrreiches  Gegenstück  hiezu  mag  die  dem  Leser  bereits 
bekannte  Partie  Lasker-Tarrasch  zitiert  werden  (siehe  Partie  Nr.  1),  die  trotz 
des  Lossteuerns  des  Gegners  auf  endspielartige  Abwicklungen  (Abtausch  der 
Damen  !)  von  Lasker  in  ein  scharfes  Kombinationsstück  umgewandelt  wurde. 

Stellung  der  Partie  Lasker-Tarrasch 
nach    dem    24.  Zuge    von  Schwarz. 

(Es  folgt  der  Damentausch!) 

Schwarz:  Tarrasch. 


Weiss :  Lasker. 

Der  Gegner  pflegt  noch  wie  halluziniert  im  Siegesgefühl  zu  schwelgen, 
während  Lasker  bereits  mit  unerbittlicher  Hand  das  „Mene-Tekel"  aufs 
Brett  malt.  .  .  . 

Nachdem  wir  nun  das  Geheimnis  der  Lasker'schen  Stärke  einiger- 
maßen festgelegt  haben,  wird  es  uns  vielleicht  möglich  sein,  auch  seine 
[menschliche]  Schwäche  herauszufinden.  Sie  besteht,  so  paradoxal  es  auch 
klingt,  gerade  darin,  daß  es  ihm  gelingt,  seine  nWillen  durchzu- 
setzen. Den  Widerstand  bricht  er;  wenn  man  ihn  aber  gewähren  läßt, 
wird  er  wie  jeder  echte  Künstler  unsicher,  statt  wie  ein  bloßer  Mathematiker 
die  glatte  Integralrechnung  des  Sieges  zu  präsenüeren! 

So  unternimmt  er  in  der  tragischen  5.  Matchpartie  gegen  den  rein 
passiv  spielenden  Schlechter  die  tiefangelegte  Königswanderung  von  g8 
bis  c7,  führt  sie  erfolgreich  durch  und  —  geht  daran  zugrunde. 

Auch  in  der  5.  Matchpartie  gegen  Capablanca  (wo  der  Schlußfehler 
45.  .  .  .  Ke7  —  f8??  sich  bereits  in  einer  minderwertigen  Stellung  einstellte) 
reißt  er  durch  ein  großzügiges  Qualitätsopfer  die  Initiative  an  sich  und 
unterliegt  durch  keine  schlechten,  sondern  eigentlich  durch  seine  guten  Züge 
dem  Gegner. 


Die  Lösung  des    Problems  „Lasker"    lautet:    Wohl  gegen  seine 
Züge,  nicht  aber  gegen  seinen  Willen  ankämpfen! 


Dr.  S.  G.  Tartakower:  Die  hypermoderne  Schachpartie. 


50    - 


Schwarz  alsflotterAng reifer. 

Die    beiden    englisclien   Vorkämpfer 
liefern   sich   einen   scharfen   Kampf: 


Wendungsmöglichkeiten 
können. 

12.  Sd2--  fl 


entstehen 


Partie  Nr. 

6. 

Nationalturnier 

zu  Malvern,  1921. 

Weiß : 

Schwarz : 

\  D.  Yates. 

Sir 

G.  A.  Thomas 

1.     e2      e4 

e7  — e5 

2.  Sgl      f 3 

SbS      c6 

3.  Lfl      b5 

a7-  a6 

4.  Lb5      a4 

Sg8     f6 

5.       0     0 

Lf8     e7 

6.  Tfl      el 

b7      b5 

7.  La4     b3 

d7      d6 

8.      c2     c3 

Sc6      a5 

Die  folgerichtigste  Fortsetzung. 

9.  Lb3-  c2  c7      CD 

10.     d2     d4  Dd8      c7 

ll.Sbl      d2  Sa5      c6 

Wie  im  Einleitungsaufsatz  zur 
spanischen  Partie  ausgeführt  wurde, 
bietet  hier  11.  .  .  .  Lc8—  g4  die 
nachhaltigste  Fortsetzung,  bei  der 
Weiß  ohne  Umschweife  zur  Erklärung 
im  Zentrum  gezwungen  wird  :  Riegelt 
er  die  Mitte  durch  d4 — d5  ab,  dann 
kann  entweder  12.  .  .  .  0  —  0  (nebst 
Se8,  g6,  Sg7  und  f7  —  f5)  oder  sogar 
ganz  aggressiv  12.  .  .  .  g5,  13.  Sfl 
Sh5!  erfolgen.  (Inkonsequenter  ge- 
schah in  der  Partie  Capablanca-Yates, 
Hastings  1919:  13.  .  .  .  h6.  14.  Sg3 
Tad8,  15.  a4  b4,  16.  cb  cb,  17.  Ld3 
Lc8  usw.) 

DerTextzug  verfolgt  zwar  dieselbe 
Idee,  die  Spannung  im  Zentrum  auf- 
zuheben, jedoch  in  abgeschwächter 
Form,  da  Weiß  jetzt  eine  Ausrede 
zur  Verfügung  steht. 

Ebenso  ist  die  Defensividee  des 
Textzuges,  sich  beizeiten  eine  ge- 
ordnete Rückzugslinie  zu  sichern, 
keineswegs  einleuchtend,  dafür  Sa5 
auch  nach  dessen  eventueller  Ein- 
keilung  (durch    d4  —  d5)   gute  Ver- 


Durch  dieses  vorübergehende 
Bauernopfer  hofft  bekanntlich  Weiß, 
die  Spannung  im  Zentrum  beizube- 
halten. Im  Wettkampf  Lasker-Tarrasch 
München  1908,  geschah  hier  zunächst 

12.  h3  0— 0,  13.  Sfl,  was  seitdem 
durch  13.  ...  cd,  14.  cd  ed!  (Nicht 
aber  14.  .  .  .  Sd4:?  15.  Sd4:  ed, 
16.  Lg5!  wie  in  der  besagten  5.  Wett- 
partie Lasker-Tarrasch  zum  Vorteil 
für  Weiß  geschah.)  15.  Lg5  h6! 
16.  Lh4Te8,  17.  TclDb6,  18.  Dd2 
Le6,  19.  Lbl  Se5!  mit  Behauptung 
des  Mehrbauern  (Leonhardt-Rubin- 
stein,  San  Sebastian  1911)  für  wider- 
legt gilt.  Wir  schlagen  jedoch  für 
Weiß  15.  Lf4  statt  Lg5  vor. 

Auch  das  Bauernopfer  des  Text- 
zuges ist  von  fraglichem  Werte,  doch 
hat  Weiß  nichts  anderes,  wenn  er 
nicht  mit  12.  d4^  e5  das  Spiel  auf- 
lösen oder  aber  mit  12.  d4 — d5  die 
Mitte  abschließen  will,  um  dann  (mit 
Sfl,  h3,  g4,  Sg3.  Kh2,  Tgl  usw.)  den 
berüchtigten,  meistens  ebenso  stereo- 
typ wie  erfolglos  verlaufenden  Ro- 
chadeangriff zu  inszenieren.  Als  Bei- 
spiel für  eine  solche  hermetisch  ge- 
schlossene Angriffsführung  kann  die 
120 -zügige  Riesenschlangenpartie 
Chajes-Grünfeld,  Karlsbad  1923  die- 
nen, die  sich  bis  zum  57.  (!)  Zuge  ohne 
einen  einzigen  Abtausch  hinzog  und 
deren  nächste  Spielphase  folgender- 
maßen verlief:  12.  d5Sd8.  (Umständ- 
licher geschah  in  einer  Partie  Yates- 
Thomas, Karlsbad  1923:  12.  .  .  .  Sb8, 

13.  SflSbd7,  14.  a4Sb6,  15.  ab  ab, 
16.  Ta8:  Sa8:,  17.  De2  Ld7,  18.  Sg3 
mit  freierer  Stellung  für  Weiß.)  13.  Sfl 
0-0,  14.  h3  Se8,  15.  g4  (Um  f7— f5 
zu  verhindern,  was  aber  selbstredend 
sehr  zweischneidig  wäre.  Es  kommt 
daher  auch  die  solidere  Angriffs- 
führung mit  15.  Sg3  in  Betracht.) 
15.  ...  g6,  16.  Sg3Sg7,  17.  Lh6f6! 


51 


18.  Kh2Sf7,  19.  Le3.  (Vielleicht  ist 
hier  19.  Ld2  ausgreifender,  um  even- 
tuell auch  am  Damenflügel  zu  manöv- 
rieren.) 19....  Ld7,  20.  Tgl  Kh8, 
21.  De2  Dc8,  22.  Tg2  Db7,  23.  Tagl 
c4  usw.  Angriff  und  Verteidigung 
halten  sich  die  Wagschale.  Die  schw. 
Königsstellung  istgenügend  gesichert. 
Das  Spiel  verläuft  in  Umgruppie- 
rungen. 
12 c5Xd4! 

Wie  der  nächste  Zug  von  Schw. 
zeigt,  geschieht  diese  Auflösung  nicht 
um  das  dreischneidige  Opfer  anzu- 
nehmen, sondern  um  zu  einem  starken 
Gegendruck  auf  das  weiße  Zentrum 
zu  gelangen.  —  Bei  weitem  weniger 
unternehmend  geschah  in  einer  Partie 
Yates-Michell,  Malvern  1921  :  12.... 
0  —  0,  13.  Le3  Kh8  (Ein  schärferer 
Plan  wäre  immerhin  Se8  nebst  g6 
und  event.  f5.)  14.  Sg3Sg8,  15.  d5 
Sd8,  16.  a4Tb8,  17.  ab  ab,  18.  b4 
mit  freieren  Chancen  für  Weiß. 


13.     c3N  d4 


Lc8— g4 


Diese  Wendung,  die  d4 — d5  er- 
zwingt, ist  noch  sicherer  als  die  An- 
nahme des  Bauernopfers. 


14. 
15. 


d4 
Lc2 


d5 
d3 


Sc6 
Sf6 


d4 

h5! 


Weniger  initiativ  wäre  15.  .  .  .  0-0, 
worauf  in  einer  Partie  Capablanca- 
Dus  Chotimirsky  ( 1 9 1 4)  1 6.  Le3  Tac8? 
17.  Ld4:  ed,  18.  a4  !  zum  Vorteil  für 
Weiß  folgte. 

16.  Lei— e3  Sd4Xf3t 

Im  „Collijn's  Lärobok"  (IV.  Aufl. 
1921)  wird  hier  16..  ..  Lf3:  17.  gf 
Sf4,  18.  Tel  Dd8,  19.  Ld4:  ed,  20. 
Sg3  g6  nebst  Le7-f6-e5  mit  Angriffs- 
chancen für  Weiß  empfohlen. 

17. 

18. 

Also  die  eingeschränkte  spanische 
Verteidigung  mit  vertauschten  Rollen: 


g2Xf3 

Lg4--c8! 

a2  — a4 

Ta8  — b8 

a4V  b5 

a6Vb5 

Weiß     am    Damen-,     Schwarz     am 
Königsflügel  als  Angreifer. 

20.  Tal  — a7  Dc7  — d8 

21.  Sfl— g3  Sh5  — f4 

22.  Le3yj4  e5V^f4 

23.  Sg3  — f5  Le7  — h4 

Gegendrohung  ist  die  beste  Parade : 
Schwarz  droht  Lf2:f  nebst  DbOf 

24.  Ddl— e2  .... 

Deckt  den  Punkt  f2  und  beginnt 
schon  mit  dem  B  b5  zu  kokettieren, 
was  aber  zu  seinem  Verderben  wird. 
Vielleicht  war  hier  24.  Dd2  besser,  um 
einerseits  die  rückwärtige  Konzen- 
trierung des  Ld3  (nach  fl),  anderseits 
den  Angriff  auf  Bf4  unter  Umständen 
durchführen  zu  können. 


24. 

0- 

-0 

25. 

Sf5Xh4 

Dd8^ 

h4 

26. 

Ld3Xb5? 

Ein  sofort  entscheidender  Fehler. 
Geboten  war  26.  Khl  nebst  Tgl  mit 
ungefähr  gleichen  Chancen.  Jetzt  folgt 
ein   drastischer  Schluß. 

Stellung  nach  dem  26.  Zuge  von  Weiß. 


26 Lc8-  h3! 

27.  Kgl-  hl  Tb8Xb5! 

Gewinnt  Lb5,  da  auf  28.  Db5: 
Df2:  mit  undeckbarem  Matt  folgen 
würde. 

28.  Tel— gl  Tb5  — c5 

29.  b2  — b4  .... 

Die  Verzweiflungshoffnung  von 
Weiß  beruht  noch  auf  diesem  Frei- 
bauern. 


52    - 


29 

30"  De2  '  'b2 

31.  b4  — b5 

32.  Db2  — e2 


Tc5  — c3 

Tf8  — c8 

Dh4— h5 

Dh5— g6! 


Ein  pikanter  Schluß:  Auf33.  Tg6: 
folgt  Tclf  nebst  Matt  in  3  Zügen. 
Auf  33.  Del  aber  gewinnt  Tel  34.  Del: 
Lg2t!  (nicht  Tel :  wegen  35.  Ta8f 
usw.)  und  auch  auf  33.  Tal,  ent- 
scheidet Tel  nebst  Matt  in  2  Zügen. 

Weiß  gibt  auf.    ^i 
Qzn] 

Kühles  Blut  bewahren!  Die 
Stellung,  die  Marshall  als  Nach- 
ziehender nach  seinem  15.  Zuge  auf 
Kosten  eines  überraschenden  Bauern- 
opfers (8.  .  .  .  d7 — d5)  erlangt  hat,  ist 
geradezu  beängstigend.  Doch  ersinnt 
Capablanca  —  freilich  nach  einem 
bei  ihm  ganz  ungewöhnlichen  halb- 
stündigen Nachdenken  — tiefliegende 
Rettungsmöglichkeiten  (16.  Tel-e2!) 
und  siegt  durch  bessere  Nerven. 


Partie  Nr. 

7. 

Rice-Turnier 

zu 

New-York  1918. 

Weiß: 

Schwarz : 

Capablanca. 

Marshall. 

1.     e2  — e4 

e7  — e5 

2.Sgl  — fS 

Sb8-^c8 

3.   Lfl— b5 

a7— a6 

4.  Lb5  ~a4 

SgS  — f6 

5.       0  —  0 

Lf8  — e7 

6.  Tfl— el 

b7— b5 

7.  La4      b3 

0  —  0 

Wie    bereits    früher     ausgeführt 
wurde,    geschieht    hier    gewöhnlich 

7 d7  —  d6  und  erst  nach  8.  c2-c3. 

folgt    8.  ...  0  —  0    (oder  Sc6  — a5). 
Marshall    plant     aber     ganz     etwas 
anderes. 
8.       c2  — c3  .... 

Nachhaltig  ist  auch  8.  a2  —  a4 
8 d7  — d5 

Ein  unerwartetes  Bauernopfer,  das 
übrigens     in     ähnlichen    Stellungen 


(z.  B.  nach  7.  .  .  .  d6,  8.  c3  0—0, 
9.  d3Lb7,  10.  Sbd2d5!?  oder  auch 
9.  .  .  .  Lg4,  10.  h3Lh5,  11.  Sbd2 
d5 !?)  von  Schlechter  versucht  wurde 
und  hier  also  sogar  mit  einem  Mehr- 
tempo geschieht. 

Marshall  sucht  bekanntlich  in 
jeder  Partie  die  Initiative  an  sich  zu 
reissen,  was  ihm  auch  diesmal  glän- 
zend gelingt. 


9.       e4Xd5 

Sf6Xd5 

10.     Sf3Xe5 

Sc6Xe5 

11.   TelXe5 

.    Sd5  — f6 

Die  schwarzen  Drohungen  (L  d6, 
S  g4  usw.)  werden  bereits  akut.  Weiß 
hat  durch  die  aufgezwungene  Bauern- 
eroberung einige  Entwicklungstempi 
eingebüßt.  — Insbesondere  macht  sich 
ferner  die  Abwesenheit  der  wichtigen 
Verteidigungsfigur  Sf3  fühlbar. 

12.  Te5  — el  .... 

In  einer  britischen  Kongreßpartie 
Yates-O'Hamlon,  Malvern  1921  ge- 
schah zunächst  12.  d4Ld6  und  nun 

13.  Tel  Sg4,  14.  h3  mit  Einlenkung 
in  die  Textvariante. 

Wie  jedoch  eine  spätere  Korre- 
spondenzpartie H.  Wolf -Bernhardt 
lehrt,  bietet  vielleicht  (nach  12.  d4 
Ld6)  13.  Te2!  (statt  13.  Tel)  ein 
besseres  Verteidigungsverfahren. 

12 Le7  — d6 

13.      h2  — h3  Sf6  — g4 

Prachtvoll  gespielt!  Sg4  ist  vor- 
läufig unantastbar,  da  auf  14.  hg  Dh4, 
15.  g3  Lg3:  16.  fg  Dg3:t,  17.  Kfl 
Lg4:!  gewinnen  würde. 

Und  doch  war  vielleicht  mit  der 
ruhigen  und  naheliegenden  Fort- 
setzung 13....Lb7,  14.  d4  Dd7,  (droht 
Dc6  oder  auch  Tae8  miit  Erlangung 
der  e-Linie)  aus  der  Stellung  mehr 
herauszuschlagen. 


14.  Ddl— f3! 


Dd8  — h4 


Immerhin  hat  jetzt  Schwarz  eine 
anscheinend  formidable  Angriffsposi- 
tion erlangt.  Kann  sich  Weiß  retten? 


53 


15.      d2  — d4  .... 

Verlockend  sieht  hier  15.  Te8  aus, 

doch  würde  dann  Schwarz  mit  15 

Lb7!  16.  TfSifTfS:,  17.  Dg4:Te8! 

18.  Kfl  De7,  19.  Ddl  De4,  20.  f3De5, 
21.  d4  D  h2  usw.  eine  siegreiche 
Stellung  erlangen. 

Ungünstig  wäre  auch  statt  des 
Textzuges  15.  Te4  wegen  h5  16.  d4 
Lb7,    17.  Tg4:hg,    18.  Db7:Tae8, 

19.  Sd2  (19.  Ld2  Te2)  Tel f,  20.  Sfl 
gh  und  Schwarz  gewinnt. 

Es  ist  daher  für  Weiß  unerläßlich, 
nur  weiter  kühles  Verteidigungsblut 
zu  bewahren  und  das  Gewitter  über 
sich  hinwegziehen  zu  lassen : 

15 Sg4Xf2!! 

Stellung  nach  dem  1 5.  Zuge  von  Schw. 


Hochdramatisch!  Wenn  nun  16. 
Df2:  so  Lh2t!  (Nicht  sofort  Lg3 
wegen  17.  Df7:t!!  nebst  Matt)  17.  Kfl 
Lg3,  18.  De2  Lh3:!  19.  gh  Tae8! 
und  gewinnt. 

(Z.B.:  20.  Le3  Lei:,  21.  Del: 
Dh3:t  22.  Kf2Dh4t23.  Kfl  Dehf 
[Das  Remis  verschmäht  Schwarz.] 
24.  Kel :  Te3:t    25.  Kf2  Tf  e8  usw.) 

Die  weiße  Königsfestung  scheint 
nunmehr  demoliert  zu  sein,  Capa- 
blanca  findet  jedoch  eine  in  ihrer 
Einfachheit  problemartige  Rettung. 


16.   Tel— e2! 


Lc8  — g4 


Eine  aussichtsreiche  Fortsetzung 
des  Angriffes.  Ungenügend  wäre 
16....  Sh3:t  17.  gh  Lh3:  wegen 
18.  Te4!  ebenso  wie  16.  .  .  .  Lh3: 
wegen  17.  gh  Sh3:  18.  Kfl  und  Schw. 


hat  ausgetobt.  Hingegen  kommt  hier 

16.  .  .  .  Sg4  sehr  stark  in  Betracht, 
um  etwa  nach  17.  Te8  (17.  hg  Lg4: 
bezw.  17.Da8:Dg3,  18.hgDh2t 
19.  Kfl  Lg3!  20.  Le3Dhlt  21.Lgl 
Lh2,  22.  Kel  Dghf  23.  Kd2  Lf4t 
wäre    für  Weiß    trostlos   und   auch 

17.  Lf4Lb7!  18.  d5!  Sf6,  19.  Ld6: 
cd,  20.  Sd2Tae8,  21.  Tael  Del:t 
22.  Tel:  Tel  :t  23.  Kh2Tfe8  ist  nur 
für    Schwarz    günstig.)    17. . .  .   Sf6, 

18.  Tf8:t  Kf8:.  19.  Sd2!  Tb8,  20.  Sfl 
Lb7,  21.Df2  Df2:  usw.  ungefähr 
auszugleichen. 


17. 


h3^  -4 


Nicht  aber  17.  Df2:  wegen  Lg3 
18.  Dfl  Le2:  19.  De2:  Tae8  und  ge- 
winnt. 


17 

18.  Kgl-fl 

19.  Te2Vf2 

Ld6  — h2t 
Lh2-g3 

Rettet  alles. 

19 

20.     Kfl  — e2 

Dh4-  hlf 
Lg3>  f2 

In  Betracht  kam  hier  auch  20.  .  .  . 
Del:  21.Dg3  (Das  Scheinopfer  21. 
Lf7:f  genügt  nur  zum  remis.  In  der 
vorerwähnten  Partie  Yates-O'Hamlon 
folgte:  21.Lf7:tKh8,  22.  Tfl  Dc2t 
23.  Sd2Tae8t  24.  Le8:  Te8:t  25. 
De3Te3:t  26.  Ke3:  und  nun  hätte 
26 g5 !  statt  26 h6  zum  Aus- 
gleich führen  können.)  21.  . .  .  Db2:t 

22.  K  d3  (In  einer  Stichpartie  Moritz- 
Emmrich  geschah  hier  22.  Sd2  Tae8f 

23.  K  dl  [geht  den  Verwicklungen  von 
23.  Kd3,  b4  usw.    aus  dem  Wege] 

23.  ...  Dal  :t  24.  Kc2  Tel,  25.  Dc7: 
b4,  26.  Tf7:!  und  Weiß  gewann.) 
22. ...  Dal :  23.  Kc2  und  obwohl  jetzt 
Schwarz  durch  23.  .  .  .  b4 !  die  Be- 
freiung seiner  Dame  ins  Werk  setzen 
kann,   doch   spielt    Weiß    daraufhin 

24.  g5,  vereitelt  durch  die  starke 
Drohung  g5  —  g6  das  gefährliche 
Vorrücken  a6  —  a5  —  a4  und  bleibt 
auch  nach  (24.  g5)  bc.  25.  Dc3:  Dc3:t 


54 


26,  Sc3:  im  nummerischen  Vorteil.  (2 
leichte  Figuren  gegen  T  und  B.) 

Allerdings  verpuffen  bald  nach 
dem  Textzuge  alle  schwarzen  Droh- 
ungen, Weiß  gewinnt  immer  mehr 
an  Terrain  (26.  Ld5!),  bringt  seinen 
Turm  ins  Freie  (29.  a4),  verschafft 
sich  ein  mächtiges  Siegespfand  (Frei- 
bauer b5)  und  bringt  sein  Überge- 
wicht zermalmend  zur  Geltung. 

21.  Lcl"d2!  Lf2  — h4 

22.  Df3  — h3  Ta8— eSf 

23.  Ke3  — d3  Dhl— flf 

24.  Kd3  — c2  .... 

Ein  sicherer  Hafen  ist  erreicht. 
Weiß  hat  sich  zäh  und  kaltblütig 
verteidigt. 


24. 

Lh4— e7 

25. 

Dh3      f3 

Dfl— gl 

26. 

Lb3  -d5! 

c7  — c5 

27. 

d4Xc5 

Le7Xc5 

28. 

b2  — b4 

Lc5  — d6 

29. 

a2— a4 

a6  —  a5 

Etwas  besser  war  wohl  29.  .  .  . 
TeS — c8,  da  der  Textzug  dem  Gegner 
einen  weit  vorgerückten  Freibauern 
einräumt  und  dadurch  den  Untergang 
beschleunigt. 


30.  a4Xb5 

31.  Tal  -a6 

32.  SblXc3 

33.  b5  — b6 

34.  Ld2Vc3 

35.  b6  — b7 

36.  Ld5  <f7t 

37.  b7— bSDf 

38.  Ta6Xh6t 

39.  Db8  — h8t 

40.  DhS  — h5X 


a5Xb4 

b4Xc3 

Ld6  — b4 

Lb4Xc3 

h7  — h6 

Te8  — e3 

Tf8Xf7 

Kg8  — h7 

Kh7Xh6 

K  beliebig 


EZD 


Ein  kurzer  aber  inhaltsreicher 
Kampf. 

„Die  Partie  (sagt  Rubinstein  bei 
deren  Glossierung  in  der  „Neuen 
Wiener  Schachzeitung")  ist  charakte- 
ristisch für  die  Spielweise  des  Ex- 
Weltmeisters:   eine    strategisch    un- 


günsüg  stehende  Partie  durch  ein 
feines  taktisches  Manöver  zu  retten". 

Partie  Nr.  8. 

Großturnier  zu  Mährisch-Ostrau  1923. 

Weiß:  Schwarz: 

Dr.  Em.  Lasker.  A.  Rubinstein. 

1.  e2  — e4  e7  — e5 

2.  Sgl— f3  SbS  — c6 

3.  Lfl      b5  a7^a6 

4.  Lb5      a4  SgS-^fö 

5.  0-0  d7  — d5 
Auch  Rubinstein    ist   seit   letzter 

Zeit  dem  Geplänkel-Zuge  5. . . .  Sf6Xe4 
abgeneigt,  zieht  jedoch  dabei  den 
Textzug  dem  sofortigen  5.  .  .  .  Lf8 — e7 
vor,  obwohl  Weiß  jetzt  nicht  nur  ins 
Hauptspiel  einlenken,  sondern  auch 
allerlei  Verwicklungen  wählen  kann. 

6.  Tfl^el  .... 
Auf  die  vereinfachende  Wendung: 

6.  La4Xc6t  b7Xc6,  7.  Sbl— c3 
kann  die  Herbeiführung  der  Steinitz'- 
schen    Verteidigungsstellung     durch 

7.  .  .  .  c6  —  c5  vereitelt  werden  und 
auch  auf  7.  d2 — d4  plant  jetzt  Schw. 

nicht  mit  etwa    7 Ld7,    8.  Sc3 

Le7,  9.  Teled,  10.  Sd4:0— 0  etc., 
sondern  mit  7.  .  .  .  SfOX^^!  fortzu- 
fahren,  z.  B.:     8.  Tel  f5,     9.  de  d5, 

10.  c4Le6,  ll.Sd4Dd7,  12.  f3Sc5, 
13.  b4  de!  usw.  oder  wie  in  der  Partie 
Wolf-Rubinstein,  Wien  1922,  gechah: 

8.  De2  f5,  9.  de  d5,  10.  Tdl  [Eine 
wilde  Variante  wäre  sofort  10.  c4  d4, 

11.  Tdl  c5,  12.  Sc3Lb7,  13.  Se4: 
fe,  14.  Sg5e3,  15.  Dg4!eft  16.  Kfl 
De7!  17.  e6h5!  18.  Df5  Df6,  19.  Df6: 
gf,  20.  Sf7Tg8  und  Schwarz  steht 
brillant]  10.  .  .  .  c5!  1 1.  c4  c6,  12.  Sc3 
Sc3:  13.  bcLe7;  14.  cd  cd,  15.  c4d4, 
16.  Sg5Lg5:  17.  Dh5tg6,  18.  Dg5: 
Dg5:  19.  Lg5:  Le6,  worauf  jetzt  statt 
20.  Lei?  K  d7 !  usw.  am  besten 
20.  Tabl!  folgen  sollte. 

Interessant  ist  ferner  statt  des 
ruhigen  Textzuges  das  Bauernopfer 
mit  6.  d2— d4  b7  — b5!  (Dies  ist 
initiativer  als  6.  .  .  .  Ld7   oder   auch 


55     - 


als    6.  .  .  .    ed,     7.  Sd4:   Ld7    usw.) 

7.  La4  b3  (Hier  ist  auch  die  Ver- 
einfachung durch  7.  de  de,  8.  DdSif 
[8.  Lb3!]  Sd8:  9.  Lb3  möglich,  wo- 
rauf jedoch  Rubinstein  statt  der  schab- 
lonenhaften Remisfortsetzung :  9.  .  .  . 
Ld6,  10.  Lg5  Le6  usw.  viel  nach- 
haltiger mit  9.  .  .  .  Sd7!  fortzusetzen 
pflegt,  um  dann  mit  Lb7  nebst  c7- 
c5-c4  oder  mit  f6  nebst  Sc5  den  LbS 
aus  der  Welt  zu  schaffen  oder  zum 
mindesten  von  der  starken  Diagonale 
a2-g8  zu  verjagen.  In  einer  Lokal- 
turnierpartie Prczepiorka-Rubinstein, 
Warschau  191 9,  folgte  darauf  10.  Le3. 
f6!  hingegen  in  den  früheren  Partien: 
Burn-Rubinstein,  Karlsbad  1911:  10. 
Sc3,  Duras-Rubinstein,  San  Sebastian 
1912:  10.  a4,  Reti-Forgacs,  Budapest 
1913:     10.  Lg5.)    7.  .  .  .    S  c6"<d4, 

8.  Sf3  /d4  e5  ;d4,  9.  c2~  c3! 
INatürlich  nicht  9.  Dd4:?  wegen  c5 
nebst  c4  mit  Läufergewinn.  In  einer 
Partie  Trejbal- Rubinstein,  Karlsbad 
1923,    geschah    auch    weniger  gut: 

9.  Ld5  S  d5 :  [Auf  9. . . .  Tb8,  1 0.  Dd4 : 
Ld7  pariert  Weiß  die  Drohung  c7- 
c6-c5-c4  einfach  mit  11.  c3.]  10.  ed 
Le7  [10...  .Df6!]  ll.Dd4:0-~0,  12. 
Sc3  Lf6,  13.Dd3  Te8  mit  gutem  Spiel 
für  Schw.)9.  .  .  .  d4Vc3,  10.  SbL  ■  c3 
und  der  weiße  Angriff  wiegt  wohl  den 
Bauern  auf.  (z.B.  P.  Yates-Rubinstein, 
Karlsbad  1923:  10.  .  .  .  Le7,  ll.Df3 
Lb7,  12.  Dg3  0  — 0,  13.  Lh6Se8, 
14.  f4Kh8,  15.  Lg5  mit  vehementem 
Druck.) 

Geistreich  ist  auch  an  Stelle  des 
Textzuges  6.  c2  c3,  um  ein  Rück- 
zugstempo für  La4  zu  gewinnen,  z.  B. 
Partie  Reti- Rubinstein,  Weihnachts- 
turnier zu  Hastings  1922:  6.  .  .  .  b5, 
(Gefährlich  wäre  Se4:  wegen  7.  d4.) 
7.  Lc2  Le7,  8..d4  0—0,  9.  a4  (Zweck- 
mäßiger ist  hier  die  normale  Ent- 
wicklung mit  Le3,  Sbd2,  Tel,  Sfl 
usw.,  wobei  das  schwarze  Gegenspiel 
mit  Sa5,  c5,  Dc7  usw.  wegen  des 
Mindertempos  entfällt  und  Schwarz 
daher  auf  9.  Le3  wohl  mit  Lg4,  wie 


in     der    Partie,    fortsetzen     würde.) 

9.  .  .  .  Lg4,  10.  d5  (von  zweifelhaftem 
Werte.  Noch  immer  war  10.  Le3  gut.) 

10.  .  .  .  Sa5,  11.  Sbd2  (Energischer 
war  jedenfalls  ll.De2)  11....  c5, 
12.  de  (Verfehlte  Anlage.  Geboten  war 

12.  Tel    nebst    Sfl.)    12....    Sc6: 

13.  De2Db6,  14.  h3  Ld7,  15.  Tdl 
Tfc8.  Jetzt  steht  schon  Schwarz  mit 
Rücksicht  auf  seinem  Druck  auf  der 
c-Linie  überlegen. 

Zu  erwähnen  ist  schließlich  noch 
ein  anderer  scheinbar  ruhiger  und 
solider  Zug  6.  Sbl — c3,  worauf  aber 
Schwarz  sofort  mit  6.  .  .  .  b5,  7.  Lb3 
Lg4  zur  Gegeninitiative  gelangt. 
6 b7      b5 

Hier  wurde  auch  6 Lg4,  7.  c3 

Sd7,  8.  d3  Df6  versucht,  doch  ist  die 
Textfortsetzung  viel  klarer  und  zwin- 
gender. 

7.  La4      b3  Sc6-  a5! 

8.  d2      d4  Sa5><b3 
Nachteilig   wäre  8 ed  wegen 

9.  e5.  Nun  istaberdie  wichtigste  weiße 
Angriffsfigur  L  b3  schmerzlos  be- 
seitigt, die  Spannung  im  Zentrum 
der  Auflösung  nahe  und  überdies 
hat  Schwarz  zwei  schöne  Läufer. 

9.  a2      b3  Lc8-    b7 
Am    besten.    Rubinstein    hat    in 

dieser  Variante  eine  große  Erfahrung. 

10.  Lei      g5  .... 
Führt  eine  weitere  Erleichterung 

des  schwarzen  Spieles  herbei,  doch 
sind  anderseits  die  Verwicklungen 
nach  10.  de  Se4:!  (Schwach  wäre 
10....  de.)  11.  ed  (oder  ll.Sc3  d5) 
Ld6:  12.  D'd4  (wenn  jetzt  12.  Sc3, 
so>mfadrö^!)  De7  (Nicht  aber 
0—0  wegen  13.  Te4:f5,  14.  Te6! 
Lf3:  15.  Td6:  und  Weiß  behält  zwei 
Figuren  für  den  Turm)  jürJWeiß_sehr 
gefährlich.  „Collijns  Lärobok^^^^^glH 
darauffolgende  geistvolle  Fortsetzung: 
13Jig7:  (Wir  ziehen  hier  zunächst 
13.  Sc3  vor,  z.B.    13.  .  .  .  0-0-0,  14. 

Te4:  usw.   oder  13 c5,   14.  Dg7: 

0-0-0,    15.    Dg4t!  Kc7,    16.   Te4:! 


56 


Le4:  17.  De4:  De4:  18.  Se4:The8 
19.  13  usw.  oder  13.  .  .  .  f5,  14.  Lg5 
Df7,  15.  Se4;  fe  und  jetzt  nicht,  wie 
„Collijn"  fortsetzt:  16.  S  d2  0-0, 
17.  Se4:Dg6!  usw.,  sondern  16.  Te4:f ! 
Le4:  17.  De4:tKd7,  18.  TdlTaeS, 
19.  SeöfTeö:  20.  De5:Dh5!  [Te8 
21.Dc3]  21.Df5t!  Kc6,  22.  Ddöf! 
Kd7,  23.Lf4!Dd5:  24.Td5:Ke6, 
25.  Td4Lf4:  26.  Tf4:Td8,  27.  Kfl 
Td2,  28.  Te4tKf6,  29.  Te2  Tdlf 
30.  Tel  Td2,  31.  Tel  nebst  Kel. 
Weiß  behält  immerhin  einen  gesunden 
Bauern  mehr.)  13.  .  .  .  0-0-0,  14.Lg5? 
(Besser  ist  jedenfalls  14.  D  g4f  z.  B.: 
14....  Kb8,  15.  Df5!  bezw.  14.... 
f5,  15.  Df5:t  Kb8,  16.  Lg5  usw.) 
14....Sg5:!!  15.Te7:Thg8!  16.  Df6 
Sf3:f  mit  Gewinnstellung  für  Schw. 
Allen  diesen  Gefahren  gehtLasker 
mit  seinem  Textzuge  aus  dem  Wege. 
10 h7  — h6 

11.  Lg5^ /f6  Dd8Vf6 

12.  Sbl— c3  c7-  c6! 
Auch  ein  verstellter  Läufer  wirkt 

mit  latenter  Kraft,  während  hingegen 
alle  Angriffsversuche  von  Weiß  im 
Zentrum  vereitelt  zu  sein  scheinen. 
Schwarz  braucht  nur  noch  mit  Le7 
nebst  0  —  0  seine  Entwicklung  zu 
beenden  und  die  Dynamik  seiner 
Stellung  (z.B.  Formierung  eines  Ge- 
genangriffs durch  g6  und  f7  —  f5) 
wird  dann  klar  zutage  treten  müssen. 
Lasker  sieht  die  herandrohende  Ge- 
fahr ein  und  erzwingt  daher  eine 
gewaltsame  Entspannung. 

DieKrisisderPartie  recht- 
zeitig erkennen,  um  entweder 
eine  Chance  ausnützen  oder  min- 
destens die  Gefahr  vereiteln  zu  können, 
—  darin  liegt  das  Hauptgeheim- 
nis   eines    großen  Meisters! 


13.  d4-   d5! 

14.  Ddl— d3 


c6 
Dd8 


c5 
f6 


Die  schwarze  Dame  muß  zu  Hilfe 
zurückeilen,  kann  aber  die  Möglichkeit 
des  Springeropfers  nicht  ganz  aus  der 
Welt  schaffen.  Weiß  hat  seine  Gegen- 


vorteile (die  halboffene  Turmlinie  und 
die  Schwächung  der  schw.  Bauern- 
kette am  Damenflügel)  noch  am  besten 
ausgenützt. 

Stellung  nach  dem  14.  Zuge  von  Schw. 


15.  Sc3^;b5(!)  .... 

Ein  in  der  gambitlosen  Eröffnung 
seltenes  Beispiel  frühzeitigen  Figuren- 
opfers zwecks  Herbeiführung  von 
Remis. 


15 

16.  Dd3    :b5 

17.  TalVa8t 

18.  Db5  — b8t 

19.  Db8-  b5t 


a6  V  b5 
Dd8— d7 
Lb7Xa8 
Dd7  — d8 
Dd8  — d7 


Wie  eingehende  Analysen  gezeigt 
haben,  würde  Schwarz  nach  19.  .  .  . 
Ke7,  20.  Tal  Kf6,  21.Ta7  Le7, 
22.  Sd2  nebst  event.  Sc4  und  Sb6 
trotz  der  Mehrfigur  im  dauernden 
Nachteil  bleiben. 
20.  Db5-  b8t  Ewigschach! 

Jedenfalls  eine  pikante  Tatsache, 
daß  Weiß  (und  dazu  noch  ein  Welt- 
meister !)  in  dieser  für  riesenstark  gel- 
tenden Eröffnung  noch  vor  Beginn 
des  Mittelspiels  in  einem  Opferremis 
seine  Zuflucht  nehmen  muß,  um  dem 
drohenden  Positionsdruck  des  Geg- 
ners zu  entgehen. 

Diese  Partie  ist  ferner  im  gewissen 
Sinne  ein  Beispiel  für  die  Lasker'sche 
These,  wonach  im  modernen  Schach 
Positions-  und  Kombinationsspiel  sich 
zu  einer  harmonischen  Einheit  ver- 
schmelzen, und  wollen  wir  uns  daher 
im  Nachstehenden  mit  derKlarstellung 
dieser  wichtigen  Frage  befassen. 


Lobgesang  der  Kombination. 


„PositioHSspiel  und  Kombinationsspiel  ergänzen  einander",  sagt  Reti 
in  seinem  bereits  vorerwähnten  Buche :  „Die  neuen  Ideen  im  Schachspiel." 
„Das  Positionsspiel  ist  die  Vorbereitung  des  Kombinationsspiels",  sagte 
Lasker  in  einem  1914  zu  Hamburg  abgehaltenen  Schachvortrag. 

Diese  Auffassung  ist  allgemein,  sie  hat  sehr  viel  für  sich  und  scheint 
auch  in  vielen  praktischen  Proben  ihre  Bekräftigung  zu  finden.  So  sehen 
wir  zum  Beispiel,  wie  der  sonst  so  ruhige  Positionsspieler  Grünfeld  in 
folgender  Stellung  aus  dem  Pistyaner  Turnier  durch  eine  glanzvolle  Doppel- 
opferkombination den  zweiten  zum  Gewinn  der  Partie  notwendigen 
Bauern  erobert : 


Stellung    nach    dem    28.    Zuge     von    Weiß. 


Diagramm  I. 
Schwarz:  Grünfeld. 


Weiß:  Opocensky. 
wann  im  50.  Zuge.  - 


Lg6Xcl3!! 

d3 

Tc8Xc3!! 

e2 

Es  folgte : 

28.  ... 

29.  c2>; 

30.  Df2- 
Auf  30.  bc  gewinnt  Da2f  in  epaulettenartiger 

Weise  die  Dame  und  auf  30.  Kc3:  folgt  TcSf 
31.   Kd2  Db3!!     32.  Ke2  Tc2t     33.  KflDd3:t 

34.  KglTf2:  35.  Kf2:Dd4t  und  gewinnt,  oder 
31.  Kb4  a5t  32.  Ka4  b5t  33.  Ka5:  Da8t  34.  Kb5: 
Db7t  35.  Db6,  36.  Tcöf  usw.  oder  34.  Kb6  Tcöf 

35.  Kb5:Db7tusw.  oder  endlich  34.  Db4Da4X 


und  ge- 


30.       .  . 

Tc3  — b3 

31.Tcl- 

-bl 

Td8-    c8 

32.  De2- 

-e4 

Dd5N:e4 

33.      f3> 

<e4 

h7  —  h6 

Derselbe  Wiener  Großmeister  nimmt  prinzipiell  das  gefürchtete  Königs 
gambit  des  zweitgenialsten  Angriffsspielers  aller  Zeiten  Spielmann  an,  um 
zwar  in  Teplitz-Schönau  zu  unterliegen,  dafür  aber  in  Wien  1922  durch  ein 
kraftvolles,  im  richtigen  Moment  inszeniertes  Gegenopfer  den  Anziehenden 
zu  überwältigen.  (Siehe  Diagramm  II.) 


58 


Stellung  nach  dem  22.  Zuge  von  Schwarz. 

Weiß  am  Zuge  versuchte    noch  seine   beste 
Chance : 

23.  f5  -f6  .... 
Darauf  folgte : 

23 

24.  Lg5Xe3 

25.  Th4— h5 

26.  Kf2Xe3 

27.  Ke3  — d3 

28.  Kd3  — c2 
gew^ann  im  38.  Zuge. 


e4  — e3t! 
Lg7/f6 
Te8Xe3!! 
Lf6Xd4t! 
Ta8  — d8! 
Ld4 — e3  und  Schw. 


Diagra 

mm  11. 

Schwarz : 

Grünfeld. 

s    ,#j 

Mi'i-» 

.„i,J,. 

^ 

//? 

i  rr 

j-^ 

1      i  3'^^ 

i  =     ' 

1  ^  .0      fö 

# 

■"      -Ä 

, 

Weiß:  Spielmann. 


Auch  ohne  diese  beiden  Beispiele  wäre  man  wohl  geneigt,  folgendes 
Schema  eines  idealen  Partieverlaufs  aufzustellen:  Zunächst  gesundes  Posi- 
tionsspiel, d.  h.  Spiel  nach  allgemeinen  Prinzipien,  worauf  sich  dann  — 
sozusagen  als  Prämie  für  brave  Kinder  —  irgend  eine  schöne  Kombinations- 
möglichkeit einstellt. 

Diese  Darstellung  der  Sachlage,  wonach  das  Positions-  und  das  Kombi- 
nationsspiel als  zwei  gleichwertige  Faktoren  der  Schachpartie  zu  betrachten 
seien,  wenn  nicht  gar  dem  ersteren  die  Hauptrolle  zugesprochen  werden 
sollte,  erfreut  sich  auch  in  den  Lehrbüchern  einer  großen  Beliebtheit*),  ist 
aber  wohl  zu  verwerfen,  da  dabei  das  Wesentliche  im  Verhältnis  der  beiden 
Spielarten  zueinander  gar  nicht  zum  Vorschein  kommt.  Wir  stellen  folgende 
Punkte  unter  Beweis: 

Kombination  ist  eine  mögliche  Unmöglichkeit!  Sie  ist  ein 
göttlicher  Funken,  der  ganz  außerhalb  der  eigenen  Schachidee  stehend,  die 
Schachpartie  meteorhaft  beleuchtet.  Es  ist  daher  ganz  unrichtig  und  für  die 
Kombination  erniedrigend,  sie  in  irgend  ein  Abhängigkeitsverhältnis  mit 
dem  sogenannten  Positionsspiel,  dem  sie  diametral  entgegengesetzt  ist,  zu 
bringen. 

Ziele  und  Wege  der  Kombination:  Sie  hat  zur  Aufgabe,  die 
tote  Masse  der  Schachfiguren,  den  beschränkten  Raum  des  Schachfeldes, 
die  arithmetische  Unbarmherzigkeit  der  Zügezahl,  aber  auch  den  lebendigen 
Geist  des  Gegners  zu  zerrütten.  Sie  gelangt  dazu,  indem  sie  alle  Prinzipien 
der  Materie  (Figurenzahl !),  Stellung  (Schwächen !)  und  Zeit  (Tempi !)  über 
Bord  wirft  und  sich  also  über  die  ehrlichen  Bemühungen  des  Positions- 
spiels höhnisch  hinwegsetzt. 

Ihr  Verhältnis  zum  Positionsspiel  ist  demnach  keineswegs 
ergänzender,  sondern  dirimierender  Natur,  was  schon  daraus  hervorgeht,  daß 
gewöhnlich  gerade  die  Partei,  die  mit  allen  positioneilen  Schwächen  be- 
haftet ist,  durch  kombinatorische  Effekte  den  Sieg  an  sich  reißt. 

Ein  schönes  Beispiel  liefert  uns  in  dieser  Beziehung  folgende  Stellung 
aus  der  Teplitz-Schönauer  Partie  Johner-Rubinstein,  wo  Schwarz    in  einer 


*)  Wir  nennen  nur  die  beiden   ausgezeichneten  Werke: 
Eduard  Lasker  und  „Die  Schachpartie"  von  Johann  Kotrc. 


„Schachstrategie"    von 


59 


Positionen  total  verlorenen  Lage  mit  dem  Feinsten,  was  es  im  Schach  gibt 
mit  den  Bauerndurchbrüchen  zu  arbeiten  beginnt. 

Stellung  nach  dem  21.  Zuge  von  Schwarz. 

Weiß  am  Zuge  spielte: 

22.  Sf4  — d3  .... 

und  zwar  in  der  Annahme,  daß  es  nicht  schadet,  sich 
am  Damenflügel  hinreichend  zu  sichern  [Punkt  c5!], 
während  der  Königsangriff  ihm  sowieso  nicht  ent- 
schlüpfen würde.  (Energischer  war  jedoch  22.  Sh5 
und  wenn  darauf  22.  .  .  .  b6,  so  23.  Df5  mit  der 
Drohung  24.  Sf6:  Tf6:  25.  Df6:!!)  Nun  folgte: 


22. 
23. 


f3  — f4 


b7 
c6 


b6 
c5!! 


Beginn  eines  großartig  durchgeführten  Durch- 
bruchs, der  dem  Führer  der  schwarzen  Steine  auch 
einen   wohlverdienten   Schönheitspreis  einbrachte. 


Schwarz : 

^ubinstein. 

i^ 

iW 

i  i 

i  I 

1     i 

i         i 

— 

^  3     , 

—      iL               A 

*i'^ 

^®  \, 

M^ 

Weiß:   Paul  Johner. 


24.  d4Xc5  .... 

Besser  war  jedenfalls  24.  Se5. 
Nach  Annahme  des  B-opfers  ist  W. 
verloren. 

24 b6Xc5 

25.  Dc2Xc5  .... 

Auf  25.  Sc5:  folgt  natürlich  Tc6 

26.  Tel  Tc8  mit  Springergewinn. 

25 Td6~c6! 

26.  Dc5  — a3  .... 

Auf  26.  Dd5:  gewinnt  26.  .  .  .  Td8, 

27.  De4!  Db7!  mit  Doppeldrohung 
Tclf  und  Td3:  und  auf  26.  Db5 
entscheidet  26.  .  .  .  T  c8 !  mit  der 
fürchterlichen  Drohung  Lb2:!  [Grün- 
feld im  Kongreßbuch.] 


26. 


T: 


cSÜ 


Die  Pointe  der  Angriffsführung. 
Viel  schwächer  wäre  das  naheliegende 
26....  TbS. 

27.  Tgl— dl  Lf6Xb2!! 
Ein  glänzender  Schluß! 

28.  KblXb2  .... 
Oder  28.  Sb2:?  Tclf  nebst  Matt 

oder  28.  Db2:  Tb6,  29.  Tel  Tb2:t 
30.  Kb2:Db6t  31.Kal-Df6t  32. 
Kbl  Tc3!  und  gewinnt. 

28 Tc6"C3!! 

29.  Da3  — a4  Tc3  — c2t 

Weiß  gibtauf!  (Auf  30.  Kbl  führt 
Tb8t  zum  Matt  und  auf  30.  Ka3  ent- 
scheidet Dd6t  31.  Sb4  T8c3t  usw.) 


—  „Was  ist  jedoch  mit  jener  Menge  von  Partien,  die  ohne  jeden  Glanz, 
sondern  nur  durch  rein  schachstrategische  Machtmittel  gewonnen  wurden?" 
hören  wir  uns  einwenden.  —  Alle  solche  Partien  sind  entweder  doch  durch 
diskrete  Kombinationszüge  entschieden  oder  aber  gar  nicht  gewonnen, 
sondern  nur  — vom  Gegner  verloren  worden!  Denn  zu  besiegen  ist  ein 
gleichwertiger  Gegner  nur  durch  die  Erfindung,  d.  h.  Kombination. 

Und  so  beweisen  auch  die  eingangs  zitierten  Spielproben  von  Grünfeld, 
der  die  Schachlogik  in  idealer  Weise  verkörpert,  gerade  nur,  daß  die 
Kombination  unbedingt  ins  logische  Gefüge  der  Schachpartie  gehört. 


Die  Schachpartie  ist  ein  Problem,  mit  dem  Unterschied 
freiHch,  daß  dort  die  ungefüge  Idee  der  künstlichen  Stellung,  im  praktischen 
Spiel  aber  die  ungefüge  Stellung  der  flüchtigen  Idee  untergeordnet  wird 
und  der  Schachspieler,  wie  ein  schaffender  Künstler,  in  immerwährender 
Angst,  dieselbe  entschlüpfen  zu  sehen,  kämpft.  Was  wäre  übrigens  die 
ganze  Technik  des  Schachs  ohne  das  erlösende  Wunder  der  Kombination? 
Es  ist  klar,  daß  das  Schach  in  der  strengen  Architektonik  des  Positions- 
kampfes ein  bloßes  Spiel  bleiben  würde,  während  es  nur  dank  der 
Phantasie  jene  wundersame  Geheimwissenschaft  geworden  ist,  die  wir 
erforschen  und  der  wir  dienen. 

Die  Kombination  ist  also  die  Seele  des  Schachs  und  daher 
stets  als  etwas  Übersinnliches,  als  ein  Göttergeschenk  zu  betrachten.  Sie 
allein  bekämpft  die  Idee  der  Macht  mit  der  Macht  der  Idee,  beschaut  die 
undurchdringliche  Masse  mit  den  tötenden  Augen  des  Angriffs,  schafft  die 
Drohung  herbei,  zaubert  das  Opfer  heraus,  kämpft  mit  einem  Wort  gegen 
das  feindliche,  gegen  das  —  feindselige  Schach ! 

Endlich  haben  wir  das  befreiende  Wort  ausgesprochen.  Der  Leser 
dürfte  aus  dem  Vorhergesagten  schon  selbst  den  wichtigen  Schluß  gezogen 
haben,  daß  wenn  das  Positionsspiel  mit  seiner  allnivellierenden  Logik  für 
das  Schach  arbeitet,  so  arbeitet  das  Kombinationsspiel  gegen  das  Schach, 
hebt  es  aber  gerade  dadurch  aus  dem  Sumpfe  einer  bloßen  Spielerei  auf 
die  hohe  Stufe  einer  geheimnisvollen  Kunst  empor.  —  Welcher  Spielauf- 
fassung wollen  wir  also  nachstreben?  Zweifelsohne  der  kombinatonischen, 
die  uns  unbegrenzte  Möglichkeiten  in  Aussicht  stellt,  während  hingegen  das 
Positionsspiel  nur  am  Vorhandenen  klebt  und  ohne  Schwung  arbeitet.  In 
diesem  letzteren  Sinne  sind  auch  die  Worte  eines  Schachschriftstellers  zu 
verstehen :  Auf  Position  spielen,  d.  h.  auf  gar  nichts  spielen ! 

Eröffnungsfragen.  — -  Und  nicht  nur  der  Kausalnexus,  sondern 
auch  der  zeitliche  Zusammenhang  zwischen  dem  Positions-  und  Kombi- 
nationsspiel wird  gewöhnlich  in  falsches  Licht  gerückt,  denn  die  schärfsten 
Emanationen  des  rebellischen  Erfindungsgeistes  kommen  gerade  alleranfangs 
vor,  wo  meistens  alle  gesunden  Grundsätze  des  Bauernzentrums,  der  Figuren- 
entwicklung, der  Königssicherheit,  des  Terrain-  und  Tempogewinns  ins 
Gesicht  geschlagen  werden. 

Welche  Eröffnungen  werden  denn  eigentlich  nach  allgemeinen  Prinzipien 
des  gepriesenen  Positionsspiels  behandelt?  —  Vielleicht  das  Königsgambit, 
wo  ein  Bauer  geopfert  wird,  um  ja  seinen  eigenen  König  zu  gefährden? 
Oder  die  Spanische,  wo  man  seine  wichtigste  Angriffsfigur  in  eine  Sack- 
gasse treiben  läßt?  Oder  die  Schottische,  wo  man  effektive  Tempi  (Sgl— f3 
Xd4Xc6)  dem  Gegner  schenkt?  Oder  das  Nordische  Gambit,  wo  man 
selbst  jede  Hoffnung  auf  das  Bauernzentrum  zerstört?  Oder  auch  das  ortho- 
doxe Damengambit,  wo  man  dem  Gegner  das  Bauernübergewicht  am  Damen- 
flügel gegen  unsichere  Garantien  des  Angriffs  überläßt?  .  .  .  Wie  wir  sehen, 
weht  über  allen  diesen  Eröffnungen  der  schärfste  Wind  der  künstlerischen 
Erfindungsgabe. 

Wir  sind  also  nunmehr  in  der  Lage,  folgende  Gegenresolution  zu 
treffen:  Als  treibende  Kraft  des  Sieges  ist  nicht  der  trockene  Geist  des 
Positionsspiels,  sondern  der  göttliche  Funken  der  Kombination  zu  betrachten. 

Als  ein  interessantes  Beispiel  für  obige  Erörterungen  mögen  2  Moment- 
aufnahmen aus  einer  im  Londoner  Großturnier  1922  gespielten  Partie  dienen. 


-    61    — 


WO  der  Weltmeister  Capablanca  im  Kampfe  gegen  den  Kanadier  Morrison 
folgenden  über  Zeit  und  Raum  schwebenden,  von  dem  eigentlichen  Schach- 
prosa sozusagen  losgelösten  Opfergedanken  in  den  weiteren  Verlauf  der 
Partie  hineinbrachte.  („Jetzt  will  ich  etwas  für  die  Galerie  leisten",  sagte 
er  dem  Schreiber  dieser  Zeilen  schon  nach  seinem  16.  Zug  im  Vorbeigehen.) 

Stellung  nach  dem  16.  Zuge  von  Schwarz. 


Diagramm  1. 
Schwarz:  Capablanca. 


Weiß  glaubte  das  Spiel  am  Königsflügel  zu 
vereinfachen,  um  am  Damenflügel  ungestört  ope- 
rieren zu  können  und  spielte : 

17.  e4  — e5  .... 
worauf  aber  der  überraschende  Zug: 

17 Se7  — d5!! 

folgte  und  Weiß  in  richtiger  Einsicht  die  Fortsetzung 

18.  Lc3-  d2  Lf6  — e7 
wählte,  so  daß  Schwarz  mit  schönen  Angriffsaus- 
sichten am  Königsflügel  verblieb.  —  Verhängnis- 
voll und  mit  wunderschönen  Varianten  verbunden 
wäre  die  Annahme  des  Opfers :  18.  eöX^ö  Sd5 — f4 

Weiß:  Morrison.  z.B.:  I.  19.  De2— e3  Sf4Xg2!!  20.  De3— g5  (er- 

zwingt den  Damentausch,  kann  aber  trotzdem  den  Verlust  nicht  abwenden.) 
20....  Dh5Xg5,  21.Sf3Xg5  Sg2-^f4!  22.  f6Xg7  (22.  f6— f7t?  Tf8Xf7, 
23.  Sg5Xf7?  Sf4"h3#)  22.  .  .  .  Tf8--f6,  23.  Ld3— b5  (Noch  am  besten.) 
23.  .  .  .  Tf6--g6,  24.  f2^f3  (bezw.  24.  h2— h4  h7— h6)  24.  .  .  .  Sf4— h3t! 
nebst  Sh3Xg5  mit  entscheidendem  Vorteil.  Oder  IL)  19.  De2-dl  Sf4Xg2!! 
(Schwächer  wäre  wohl  19.  .  .  .  Lb7Xf3,  20.  Ddiyf3  Dh5Xf3,  21.  g2><i3 
Sf4Xd3.)  20.  Sf3— e5!  (Deckt  noch  notdürftig  so  ziemlich  alles.)  20.... 
Dh5 — h3!  (Der  riesenstark  aussehende  Zug  Dh5 — g5  führt  nach  21.  f2 — f4 
Sg2XWt  22.  Kgl--f2  zu  nichts  Klarem.  Jetzt  droht  vor  allem  Se3.) 
21.Ddl— d2  glYß,  (Nicht  sofort  Sg2— h4  wegen  22.  Dd2— g5  TfSX^ö, 
23.  Dg5— g3  Tf6— g6,  24.  Se5Xg6  Sh4— f3t  25.  K gl— hl.)  22.  f2— f3 
Sg2  — h4,  23.  Se5  — c4  (bezw.  23.  Se5Xd7  Tf8— f7,  bezw.  23.  c5  — c6 
d7Xc6)  23.  .  .  .  Kg8 — f7  und  der  schwarze  Angriff  dringt  leicht  durch.  — 
In  derselben  Partie,  wo  der  Kanadier  dem  Weltmeister  überhaupt  viel 
zu  schaffen  gab,  entstand  nach  dem  28.  Zuge  vonWeiß  nebenstehende 
Stellung.  (Diagramm  II.) 

Wieder  versuchte  hier  Schwarz  durch : 

28.  ....                        Le7  — g5 
(In  Betracht  kommt  sofort   28 Df7— g6) 

eine  Opfersymphonie    mitten    in    der  gefährlichen 
Situation  zu  komponieren.  Es  folgte: 

29.  Tf4Xf5!  Lg5Xe3t 

30.  De2Xe3  .... 
Auf  30.Tb3Xe3  Df7Xf5,  31.  Lc4— d3  würde 

die  Überraschung  31 Tb8— blf!  folgen. 

30 Df7  — g6!! 

Das  Spiel  gleicht  einem  Vulkan.   Weiß  ver- 
teidigt sich  aber  ausgezeichnet : 

31.  Tf5  — f2!  Lc6Xg2 


Diagramm  II. 
Schwarz:  Capablanca 


Weiß:  Morrison. 


^    62    - 

Dies  ist  die  wunderschöne  Pointe  der  schwarzen  Kombination  (32. 
Tf2Xg2?  Dg6 — blfü  nebst  Matt  in  3  Zügen),  die  den  Bauer  zurück- 
gewinnt und,  was  beinahe  noch  wichtiger  ist,  den  lebendigen  Geist 
des  Gegners  zerrüttet,  der  jetzt  am  besten  sofort  32.  De3 — g3!  spielen 
sollte,  um  nach  32 Lg2— e4,  33.  Dg3Xg6t  Kh7Xg6  etwa  auszu- 
gleichen. —  Statt  dessen  geschah  durch  das  leicht  erklärliche  Nachlassen 
der  Spannkräfte  (nachdem  Weiß  bisher  sein  Bestes   herausgab): 

32.  Tb3Xb8(?)  Lg2  — e4         39.   Kf2"g3  Tb2  — d2 

Q^"  R^q""^^L  tJu?^>^^  Fixiert  die  Schwäche  von  Weiß. 

34.Dg3.  g6t  Kh7Xg6         ^^    ^^^_^^^  ^,_^^5, 

Man  sieht,  daß  Weiß  durch  seinen  41       h2 h4  c7 c6 

32.  Zug  die  wichtige  b-Linie  einge-  42.  Kg3  — f3  a5— a4 

büßt  hat.  43.   Kf3  — e3  Td2  — c2 

35.  Tf2  — f6t  Kg6  — g7  44.  Lc4^a6  Tc2Xa2 

36.  Tf6  —  f4  Le4 — f5  eroberte  einen  Bauern  und   gewann 

37.  Tf4  —  f3  Tb8  —  blf  nach    weiteren  Schwierigkeiten    im 

38.  Kgl-    f2  Tbl— b2t  55.  Zuge. 


Wir  nähern  uns  den  praktischen  Schlußfolgerungen,  die  wir  in  die 
Form  einiger  Aphorismen  über  das  Wesen  und  die  Ziele  der  Kombination 
kleiden  wollen  :   1.  Die  Schachgesetze  sind  dazu  da,  um  überholt  zu  werden. 

—  2.  Die    eigentliche,  höhere  Schachlogik  besteht    in    der  Besiegung    der 
landläufig  positioneilen.  —  3.  Die  Position  sucht,   die  Kombination  findet. 

—  4.  Der  richtige  Schachspieler  kämpft  gegen  das  Schach! 

Auch  darin  besteht  nämlich  die  große  Tat  der  Hypermodernen,  daß 
sie  statt  der  früheren  Formeln  des  „Nur-Kombinationsspiels"  bezw.  der 
„Wahl  zwischen  dem  Position-  oder  Kombinationsspiel"  ein  neues  Schema: 
Kombinationsspiel  unter  Zuhilfenahme  des  Positionsspiels  ins  Leben  gerufen 
haben.  („Wir  kombinieren  positionell",  sagt  Reti.)  Die  Hypermodernen  haben 
das  Positionsverständnis  zum  Vasall  der  Kombination  gemacht,  weshalb 
auch  ihr  Spiel  so  dynamisch  und  kompliziert  erscheint.  — 

Wir  werden  in  diesem  Buche  noch  vielen  grandiosen  Beispielen  ver- 
schiedenartigster Kombinationen  beiwohnen  und  haben  hoffentlich  mit  den 
vorstehenden  Erörterungen  unseren  Zweck  erreicht,  das  Wesen  der  Kombi- 
nation ins  richtige  Licht  zu  stellen. 


spanisch  mit  5.  .  .  .  Sf6>  e4. 

In  den  nächsten  drei  Partien  wählt 
Schwarz  ein  aggressiveres  (sozusagen 
„offenes")  Verteidigungssystem,  in- 
dem er  in  der  Mitte  losschlägt  (5.  .  .  . 
Sf6Ve4)  und  sich  dort  mit  dem 
Springer  (durch  7.  .  .  .  d7 — d5  und 
später  f7"--f5)  einzugraben  versucht. 


Partie  Nr.  9. 

Großturnier  zuTeplitz-Schönau  1922. 

Weiß:  Schwarz: 

Dr.  KarlTrejbal.  Spielmann. 


1.     e2- 

e4 

e7- 

e5 

2.  S  gl 

13 

Sb8- 

c6 

3.  Lfl 

b5 

a7- 

a6 

4.  Lb3 

a4 

Sg8^ 

f6 

5.       0 

0! 

Sfö^ 

e4 

Die  aggressivere,  ob  aber  auch 
chancenreiche  Spielweise  von  Schw.: 
Er  bekommt  ein  schönes,  aber  etwas 
schwankendes  Figurenspiel  im  Zent- 
rum. 

6.     d2      d4  .... 

Gilt  für  das  Beste,  da  auf  6.  Tel 
Schwarz  sich  mit  Sc5  gut  salvieren 
kann.  Hingegen  kommt  hier  auch 
die  verpönte  Fortsetzung  6.  D  e2  in 
Betracht,  da  Weiß  nach  (6.  De2)  Sc5! 
7.  Lc6:?!  de,   8.  d4Se6,   9.  deSd4! 

(Auf  9 Lc5  kommt  Weiß  mit  10. 

Tdl  De7,  11.  Sc3  0—0,  12.  Se4  zum 
Angriff.)  10.  Sd4:  Dd4:  11.  h3!  (Nicht 

11.  Tdl    wegen    Lg4!)    11.  .  .  .  Le7, 

12.  Sd2!  in  Stellungsvorteil  kommt, 
(z.  B.:  12.  .  ..  0—0,  13.  Sf3  oder 
12.  ..  .  Dh4,  13.  Se4Lf5,  14.  Sg3 
Lg6,  15.  Kh2  nebst  f4),  während 
Schwarz  mit  dem  häßlichen  Doppel- 
bauer und  den  wenig  wirksamen 
Läufern  verbleibt. 

6 b7      b5! 

Auf  6.  .  .  .  Le7  folgt  nicht  wie  in 
der  6.  (letzten)  Revanchematchpartie 
Lasker-Tarrasch,  Berlin  1916:  7.  Tel 


(wegen  7.  .  .  .  d5,  z.  B.:  8.  Se5:Ld7, 

9.  c4Se5:  10.  de  La4:  ll.Da4:  b5, 
12.  cbDd7!),  sondern  7.  De2f5,  8. 
de  mit  Vorteil  für  Weiß. 

Mit  6.  .  .  .  ed  gelangt  man  aber 
bekanntlich  zur  genial  erdachten  und 
doch  ungenügenden  „Riga"-Variante 
(1906):  7.  Tel  d5,  8.  Sd4:  (Den 
Berger'schen  Vorschlag:  8.  Lg5  sucht 
Dr.  Krause  in  der  „Deutschen  Schach- 
zeitung" ex  1921  durch  8.  .  .  .  Le7 
[8....  Dd6,  9.  c4!]  9.Le7:Ke7:!  10. 
Lc6:  [10.  c4!dc!]  10....  bc,  ll.Sd4: 
Kf8,  12.  f3  Sf6,  13.  Sc6:Dd6  un- 
schädlich zu  machen.  —  Auch  die  letzte 
Neuheit:  8.Se5  ist  nach  seiner  Ansicht 
wegen8....Ld6,  9.Dd4:0— 0,  lO.ScO: 
bc,  11.  Lc6:  Lc5  für  Weiß  ungünstig.) 
8....  Ld6,  9.  Sc6:Lh2:t  10.  Khl! 
(10.  Kfl?Dh4!  ll.Le3  [ll.Sd4t!] 
11..  ..  0—0,  12.  Sd4  Lg4,  13.  Sf3 
Dh5  mit  schwarzem  Vorteil:  Partie 
Maröczy-Berger,  Wien  1907.  —  Auf 

10.  Kh2:  folgt  aber  ewiges  Schach 
durch  Dh4t  nebst  Df2t)  10....Dh4, 

11.  Te4:t  de,  12.  Dd8:t  Dd8:  13. 
Sd8:tKd8:  14.  Kh2:  und  Weiß  ist 
im  Vorteil,  zum  Beispiel  wie  in  einer 
Partie  Capablanca-Ed.  Lasker,  New- 
York  1915  geschah:  14....Le6!  15. 
Le3!  (Es  drohte  c5  nebst  b5  und 
c4)  15....  f5,  16.  Sc3Ke7,  17.  g4 
g6,  18.  Kg3  (statt  18.  g5Tag8  wie 
im  besagten  Korrespondenzkampf 
Berlin-Riga  1906/07  erfolgte.)  18.  .  .  . 
h5,  19.  gfh4t  20.  Kh2gf,  21.Se2 
und  das  weiße  Figurenübergewicht 
kommt  allmählich  zur  Geltung, 
während  die  schwarze  Bauernmacht 
am  Königsflügel  bereits  gesprengt 
wurde. 

7.  La4  — b3  .... 

Lässig  ist:  7.  Se5:  wegen  7.  .  .  . 
Se5:  8.  de  d5,  (od.  Sc5)  9.  ed  Ld6:! 

10.  Lb3  (10.  Tel  0—0!)  10.  .  .  .  Lb7, 

11.  D  h5  0 — 0  und  Schwarz  steht  aus- 
gezeichnet. 

7 d7      d5! 


64 


8.     d4Xe5  .... 

Hier  ist  der  erste  Wendepunkt 
der  Eröffnung.  Früher  galt  hier  8. 
a2 — a4  für  sehr  stark,  um  den  Gegner 
zur  Erklärung  zu  zwingen  und  ent- 
weder (nach  8.  .  .  .  b4,  9.  a5!)  die 
feindhche  Bauernkette  zu  entnerven 
oder  (nach  8.  .  .  .  Tb8,  9.  ab  ab)  in 
den  Besitz  der  offenen  a-Linie  mühe- 
los zu  gelangen.  Die  richtige,  über- 
raschende Entgegnungfand  Schlechter 
in  der  achten  Wettpartie  gegen  Lasker, 
Berlin  1910:  (8.  a2— a4),  Sc6Xd4!! 
mit  der  Folge:  9.  Sd4:  ed,  10.  ab 
(Nicht  gut  wäre  10.  D  d4:  wegen  Le6 
nebst  c7 — c5.  Auf  Bergers  geistvollen 

Zug  10.  Sc3  folgt  am  besten  10 

Sc3:!  11.  bcc5!  12.  abLeT,  13.  cd 
[13.  Df3?Le6,  14.  Ta6:0— 0,  15.  cd 
c4,  16.  La2Ta6:  17.  baDaö,  18. 
Lbl  c3!  mit  schwarzem  Vorteil:  Partie 
Spielmann -Tarrasch,  San  Sebastian 
1911.  Auch    13.  c4Le6  usw.  ist  für 

Schwarz  ganz  gut]  13 c4,  14.  La4 

0—0,  15.  ba  Ta6:  16.  c3  Ld7  mit 
guten  Prämissen  fürs  Endspiel.)  10. . . . 
Lc5!  11.C3  0— 0,  12.  cdLb6!  (12.... 
Ld6,  13.  Dd3)  13.  Sc3Lb7,  14.  ba 
Ta6:  15.  Ta6:  La6:  16.  Tel  Lb7,  17. 
Sa4Df6,  18.  Le3  La7  mit  befriedi- 
gendem Spiel  für  Schwarz. 

DerTextzug  hat  seither  sein  Ehren- 
bürgerrecht vv^iedergewonnen.  Keine 
ehrgeizige   Fortsetzung   wäre   ferner 

8.  Se5:    worauf    8 Se5:    9.  de 

Lb7  (Spielbar,  wenn  auch  weniger 
energisch,  ist  9.  .  .  .  c6,  10.  Le3  Lc5. 

Schlecht  wäre  aber  9 Le6  wegen 

des  späteren  f2-f4-f5.)  10.  Le3  (10. 
Dg4  h5)  10.  .  .  .  Lc5  (oder  auch  Le7) 

11.  Dg4  (besser  ll.Sd2)  ll....Le3:! 

12.  Dg7:?  Dg5!  13.  Dh8:tKe7,  14. 
Dh7:  Lf2:f  mit  überwältigendem 
Angriff  für  Schwarz. 


8. 


Lc8  — e6 


12.  Sc6:!  Sc6:  13.Ld5:Se5:  14.Le4: 
und  11.  .  .  .  c5?  wegen  12.  Sb5:! 
Tb5:  13.  La4Ld7,  14.  f 3  für  Schw. 
sehr  schlecht  und  auch  11.  .  .  .  Sc5, 
12.  Lg5Dd7,  13.  Sc3c6,  14.  f4  für 
ihn  beschwerlich  wäre.  Wir  schlagen 
jedoch  11..  ..  Ld7  vor,  z.B.:  12.  f3 
Sc5,  13.  Lg5  c6  und  Schwarz  gelangt 
zum  Gegendruck. 

9.      c2  -c3  .... 

Weiß  muß  sich  hier  (oder  auch 
mit  Zugumstellung  nach  9.  Le3  Le7, 

10.  c3  bezw.  nach  Dr.  Bernsteins  9. 
Sbd2Le7!  10.  c3)  zu  diesem  häß- 
lichen, aber  doch  sehr  wertvollen 
Stützungszuge  anbequemen. 

Auf  9.  a4  ist  jetzt  Sa5  sehr  stark 
und  auf  den  so  natürlich  aussehenden 
Henneberger'schen  Zug  9.  Sbl^c3 
folgt  bekanntlich  9.  .  .  .  Sc3:  10.  bc 
Se7!  mit  Vorteil  für  Schvv^arz,  da  nun- 
mehr a6-a5-a4  oder  c7-c5-c4  die  Ab- 
sperrung des  weißen  Schmerzens- 
kindes Lb3  droht,  z.  B.  ll.Sd4c5 
bezw.  11.  Le3  Sg6!  (Nicht  Sf5  wegen 
12.  Sd2Se3:  13.  fe  c5,  14.  Se6:  fe, 
15.  Dh5tg6,  16.Df3Ta7,  17.  c4! 
und  Weiß  dringt  durch)  mit  nun- 
mehrigem c7 — c5.  Ungenügend  ist 
ebenfalls,  wie  in  einer  P.  Spielmann- 
Rubinstein  aus  dem  Stockholmer 
Viermeisterturnier  1919  erfolgte,  das 
Läuferopfer  mittels  1 1 .  La3  a5,  1 2.  Sd4 
(oder  auch  12.  Le7:Le7:  13.  a4  c5, 
14.  ab  0 — 0!  mit  besserem  Spiel  für 
Schwarz.)  12.  .  .  .  a4,  13.  f4  ab,  14. 
Le7:Le7:  15.  f5Ld7,  16.  e6  b2!  17. 
Tbl  Ta2:  mit  restloser  Widerlegung 
des  Opfers.  Ungünstig  ist  schließlich 

11.  a4,  wegen   c5.  *)- 


Auf  Zukertorts  Lieblingszug  8.... 
Se7  gilt  9.  a4  Tb8,  10.  ab  ab,  1 1.  Sd4 
für  sehr  stark,  da  11....  c6?  wegen 


*)  Einen  scharfen  Verlauf  nahm  eine  so 
fortgesetzte  Partie  Bogoljubow- Tarrasch, 
Wien  1922:  (11.  a4  c5)  12.  La3  c4,  13.  La2 
Sf5,  14.  Lf8:  Kf8:  15.  ab  ab,  16.  g4  Sh4, 
17.  Scl4  h5!  18.  fS  KgS,  19.  De2  Th6,  20.  hS 
hg,  21.  fg  Ta3,  22.  De3  Da8,  23.  Tf6  Ta2: 
24.  Ta2:  Da2:  25.  Th6:  gh,  26.  Dh6:  Sg6! 
27.  Kf2  Da7,  28.  Ke2  De7,  29.  Sf3  Ld7,  30. 
De3Kg7,  31.  Dd4  f6!  32.  Aufgegeben! 


'S 


65 


In  Petersburg  1914  wurde  statt 
des  Textzuges  insbesondere  9.  Sb  1  -d2 
von  Dr.  Bernsteins  Gnaden  ange- 
wandt, worauf  Schwarz,  wie  oben 
erwähnt,  am  besten  mit  9. .  . .  Le7! 
10.  c3  0 — 0  in  die  Hauptvariante  ein- 
lenkt. Schwächer  ist  9. .  .  .  Sc5,  10. 
c3  Le7!  (Verfrüht  wäre  hier  der  Vor- 
stoß im  Zentrum:  10....  d5—d4  wegen 
ll.cdSd4:  12.  Sd4:  Dd4:  13.  Le6: 
Se6:  14.  Df3!  wie  in  einer  Peters- 
burger Partie  Capablanca  -  Lasker 
erfolgte),  da  jetzt  Weiß  11.  Lc2 
(Schwächer  geschah  in  der  Peters- 
burger Partie  Bernstein  -  Tarrasch  : 
ll.De2,  worauf  sich  Schwarz  mit 
11....  d5— d4!  12.  Le6:  fe!  13.  cd 
Sd4:  14.  Sd4:  Dd4:  ganz  günstig 
stellte.)  mit  Vorteil  spielen  kann. 
[Siehe  Anmerkung  zum  10.  Zuge  von 
Schwarz  in  der  nächsten  Partie.] 


9. 


Lf8  — e7 


Gilt  für  sicherer  als  das  früher 
beliebte  9.  .  . .  Lf8 — c5,  worauf  sich 
Motzko's  Zug  10.  D dl— d3!  als  sehr 
nachhaltig*)  erwies,  z.  B.  10 0 — 0, 


*)  Gediegen  ist  übrigens  auf  9 Lc5 

auch  10.  Sbd2,  wie  folgende  schöne  Korre- 
spondenzpartie P  a  1  e  r  m  o-V  e  n  e  d  i  g  (1 922) 
zeigt:  9....LC5,  10.Sbd2  0-0,  11.  Lc2  f5 
(eine  vielbewunderte  Widerlegung  erfuhr 
der  Vereinfachungsversuch  11. . . .  Sd2:  im 
Renkonter  Lasker-Rubinstein,  Petersburg 
1914,  durch  12.  Dd2:!  [12.  Ld2:  f6],  f6 
[Dr.  Tarrasch  empfiehlt  Te8],  13.  ef  Tf6: 
[besser  Df6:]  14.  Sd4  [Bilguer  empfiehlt  14. 
Sg5]Sd4:  [solider  Se5]  15.  cd  Lb6,  [zweck- 
mäßiger 15....Ld6.]  16.  a4  Tb8,  17.  ab  ab, 
18.  Dc3  Dd6,  19.  LeS  Lf5,  20.  Tf  cl  mit  stets 
wachsendem  Druck  auf  der  c-Linie),  12.  ef 
(Teichmann  hält  hier  12.  SbS  für  das  Beste, 
worauf  bekanntlich  die  schöne  Opfervari- 
ante der  Partie  Mackenzie-B.  Fleißig  [Wien 
1882]:  12.Sb3Lb6!  13.Sbd4Sd4:  14.Sd4: 
Ld4:  15.  cdf5— f4,  16.  f2-f3Sg3!  17.  Tf2! 
mit  etwa  gleichen  Chancen  folgen  kann.) 
12. . . .  Sf6,  13.  Sb3  Lb6?  (Geboten  ist  nach 
Breyers  Analysen  13....  La7!  mit  Vorteil.) 

14.  a4!  Sg4  (14. . . .  b4,  15.  a5  La7,  16.  Sf  d4.) 

15.  ab  Se5  (15....  Dd6,  16.  Ta4!  Tf3:  17. 
Tg4:)  16.  Se5:  Sf2:  (16....  Se5:  17.  Lh7:t 
nebst  Dh5t  und  De5:)  17.  Lh7:t!  Kh7: 
(17....Kh8,  18.  Sg6t  Kh7:  19.  Dh5t)  18. 


ll.Sbd2  (Zwingender  als  ll.Le3 
Le3:  12.  De3:  Se7!)  11....  f5,  12. 
ef  Sf6:  14.  Sg5  Lf7!  15.  Sf7:  Tf7: 
16.  Sf3  usw.  bezw.  10.  ...Se7!  11. 
Sd4Ld4:  12.  Dd4:  (12.  cd  c5!)  12.... 
Sf5,  13.  Ddl  c5,  14.  Lc2  0—0,  15.  Df3> 
mit  besseren  Chancen  für  Weiß. 

Der  Textzug  entbehrt  übrigens 
auch  nicht  aggressiverTeridenzen  und 
läßt  außerdem  das  Feld  c5  für  event. 
Springerrückzug  S  e4  —  c5  oder 
Bauernvorstoß  c7 — c5  frei. 

Nun  ist  eine  für  die  ganze  Vari- 
ante charakteristische  Stellung  er- 
reicht, in  welcher  das  freie  Figuren- 
spiel von  Schwarz  im  Zusammen- 
hang mit  der  eingekeilten  Springer- 
stellung nicht  ungefällig  wirkt  und 
Weiß  jedenfalls  nur  sehr  behutsam 
an  die  Unterminierung  des  stark- 
schwachen Punktes  d5  gehen  darf. 
(Siehe  Diagramm.) 

Normalstellung  nach  dem  9. 
Zuge  der  „offenen"  Verteidi- 
gung   der  spanischen   Partie. 


Bald  beginnt  die  eigentliche 
Schachpartie. 

10.  Lei  — e3  .... 

Ein  bequemer  Entwicklungszug^ 
dessen  Schattenseite  jedoch  in  der 
Verstellung  der  e-Linie  besteht.  Auch 
gibt  die  Unterlassung  irgend  einer 
direkten  Drohung  dem  Gegner  die 
Zeit  zum  Aufatmen. 

Dh5t  Kg8,  19.  Sd4!  Ld4:  20.  cd  Se4,  2U 
Le3  Sf6,  22.  Dh4  ab,  23.  Ta8:  Da8:  24. 
Sg6  Kf7,  25.  Tf6:t!  Aufgegeben. 


Dp.  S.  G.  Tartakower;  Die  hypermoderne  Schachpartie. 


66 


Wegen  des  „Breslauer" -Zuges 
10.  Tfl — el,  was  lange  Zeit  für 
das  Stärkste  galt,  siehe  Partie  Nr.  1 1 
und  wegen  des  „Petersburger"- 
Zuges  10.  Sbl — d2,  was  vielleicht 
das  Stärkste  ist,  Partie  Nr.  10. 

Verfehlt   ist  10.  Lei — f4  wegen 

10.  .  .  .  g5!  11.  Le3  (11.  Lg3  h5!) 
11....  g4,  12.  Sd4:Se5:  13.  Se6:fe, 
14.  Ld4  Dd6,  15.  Le5:  De5:  16. 
Dg4:  Sf2:  usw.  —  Blaß  ist  10. 
a2  — a4,  worauf  10.  .  .  .  b4!  1 1.  T  el 
Sc5,  12.  Lc2  Lg4!  13.  h3  Lh5,  14. 
g4  Lg6,  15,  Sd4  Sd4:  16.  cdSe6, 
17.  Lf5  c5,  18.  de  Lc5:  19.  Le3  d4 
mit  gutem  Spiel  für  Schwarz  folgen 
kann  (Perlis-Lasker,  Petersburg  1 909). 
—  Gegen  10.  De2  ist  10.  .  .  .  Sc5 
(in  einer  Partie  Wolf-Bernstein,  Karls- 
bad 1923,  geschah  hier  10.  .  .  . 
0  —  0,  11.  Tdl  Dd7,  12.  Sd2Sd2: 
13.  Ld2:  Sa5,  14.  Lc2  c5  mit  etwa 
gleichen    Chancen),    11.  Tdl    (oder 

11.  Sbd2  d4!)ll..,.Sb3:  12.  ab  0-0, 
13.  b4  (in  einer  Matchpartie  Maröczy- 
Euwe,  Amsterdam  1920,  geschah 
viel  schwächer  13.  h3,  worauf  statt 
13.  .  .  .  Dc8,  14.  Lg5!  f6  usw.  viel 
stärker  sofort  13.  .  .  .  f6!  geschehen 
konnte)  13.  .  .  .  h6  nebst  DeS  zu 
empfehlen. 


10. 


0  —  0 


Im  Zusammenhang  mit  dem 
nächsten  Zug  von  Schwarz  wohl 
das  Beste.  Schwächer  geschah  in 
einer  Partie  Wolf-Euwe,  Pistyan  1922: 

10.  .  .  .  Sa5,    11.  Sd4!    (nicht  aber 

11.  Lc2,  wegen  \\.  .  .  .  Sc4,  12. 
Lei  c5  mit  Überlegenheit  für 
Schwarz.  —  Chancenreich  ist  hin- 
gegen   auch    11.  Sbd2,   z.   B.   Sd2: 

12.  Dd2:  0  —  0,  13.  Lc2  Sc4,  14. 
Dd3  g6,  15.  Lh6  Sb2:  16.  De2 
TeS,  17.  Sd4  Sc4,  18.  f4  usw.) 
11.  .  .  .  Sc4,  12.  Lc4:  bc,  worauf 
jetzt   statt    13.    Sd2    das   Vorstoßen 

13.  f2  — f3  nebst  f3  — f4  gute  Aus- 
sichten bietet. 


11.  Sbl— d2  .... 

In  einer  im  Berliner  Viermeister- 
turnier 1918  gespielten  Partie 
Schlechter- Rubinstein     wurde     hier 

11.  Ddl — d3  ohne  besonderen  Er- 
folg ausprobiert.  Es  folgte:  (11.  Dd3) 
1 1 . . . .  S  a5 !  1 2.  Sb  d2  c5,  (oder  einfach 

12.  .  .  .  Sb3:  13.  ab  c5,  14.  Se4: 
de.    Partie    Reti-Wolf,    Wien    1922) 

13.  Lc2  (nicht    13.  Se4:   wegen  c4, 

14.  De2de)  13....Lf5,  14.Se4:Le4: 

15.  De2  Sc4  mit  schwarzer  Initiative. 


11. 


f7  — f5 


Dieser  scharfe  Gegenstoß  bildet 
die  Haupthoffnung  von  Schwarz,  ist 
aber  ein  sehr  zweischneidiges  Unter- 
nehmen. 

Allerdings  würde  Schwarz  nach 
1 1 . . . .  Sd2: 1 2.  Dd2:  sich  seines  stolzen 
Springers  begeben  und  den  weißen 
Druck  auf  der  d-Linie  verstärken. 
Erschüttert  wurden  in  letzter  Zeit  auch 
ll....Sa5  durch  12.  Se4:!  Sb3:!  13. 
Sf6t!gf,  14.  ab  mit  besserem  Spiel 
für  Weiß  —  sowie  das  von  Collijn 
anempfohlene  IL...  Lg4,  worauf  Weiß 
wohl  am  stärksten  mit  12.  Se4: 
(farblos  ist  12.  L  d4.  —  Zur  bal- 
digen Entspannung  führte  in  einer 
Wettpartie  Reti- Spielmann,  Wien 
1921:    12.  h3    Sd2:    13.  Dd2:   Lf3: 

14.  gf  Se5:  15.  Dd5:  Ld6,  16.  Tadl 
Df6,  17.  Kg2  Dg6t,  18.  Khl  D  h5, 
19.  Kg2  Dg6t  mit  Remis  durch 
Ewigschach.  Nachhaltiger  ist  daher 
vielleicht,  wie  in  einer  Partie  Trejbal- 
Chajes,  Karlsbad  1923,  erfolgte:  16. 
f3  —  f4,  um  auf  16.  .  .  .  Sc4  mit 
17.  Lc4:  bc,  18.  Dc4:  Dc8,  19.  Kg2 
einen  Bauern  gegen  Angriff  zu  be- 
halten), 12.  ...  de,  13.  Dd5!  (statt 
des  bei  Collijn  angegebenen  13.  Ld5 
Se5:!)  vorteilhaft  fortsetzen  kann, 
z.    B.    13.  .  .  .   Dd5:    14.    Ld5:    ef, 

15.  Lc6:  fg,  16.  Kg2:  Tad8,  17.  a4 
und  Weiß  hat  sich  das  Bauernüber- 
gewicht am  Damenflügel  verschafft 
(4.  Wettpartie  Aljechin- Teichmann, 
Berlin  1921)  oder  aber    13.  .  .  .  ef, 


67    - 


14.  Dc6:  fg,  15.  Dg2:Lh5*)  16.  Lh6 
Lg6,  17.  Tadl  De8,  18.  Le3  und  Weiß 
steht  besser. 

12.  Sd2Xe4  .... 

Hier   kommt   auch    12.    ef   Sf6: 

13.  Sg5  sehr  stark  in  Betracht.**)  — 
Für  das  nachhaltigste  gilt  jetzt  aber 
das  sofortige  12.  S  d4,  um  nach  etwa 

12.  .  .  .  Sd4:    13.  cdDd7,  14.  f4  c6, 

15.  Tel  positioneile  Vorteile  einzu- 
heimsen, ohne  dem  Gegner  die  f-Linie 
zu  öffnen. 

12 f5Xe4 

13.  Sf3  — d4  Sc6Xd4 

Natürlich  nicht  13.  .  .  .  Dd7? 
wegen  14.  Se6:  und  gewinnt. 

14.  c3Xd4  .... 

Die  Lage  hat  sich  nunmehr  stra- 
tegisch geklärt.  Die  offene  c-Linie 
für  Weiß  mit  dem  Druck  auf  den 
rückständigen  Bc7,    dafür   aber   die 

*)  In  einer  Partie  Wolf- Dr.  Tarrasch, 
Mähr.-Ostrau  1923,  geschah   statt    dessen 

15.  .  .  .  Dd7  (auch  15.  ...  D  c8  kommt 
in  Betracht),  worauf  das  Spiel  folgenden 
flotten  Verlauf  nahm:  16.  Dg3  (noch 
schärfer  ist  16.  Tfel  Kh8,  17.  Ld4  mit  der 

Drohung  18.  e6)    16 Tad8.    (besser  ist 

wohl  16. . . .  c5,  wie  in  einer  späteren  Partie : 
Vecsey-Tarrasch,  Triest  1923,  geschah) 
17.  f3  Lf5,  18.  Khl  Dd3  (besser  war  noch 
immer  18. . . .  c5!  19.  Tgl  g6),  19.  Lg5! 
(raffinierter  als  19.  Tael)  19.  ...Lg5:  20. 
Dg5:  Lh3,  21.  Tf2  Df5,  22.  Dh4  Dc8, 
23.  Tagl  Lf5,  24.  Tg7:t!!  Kg7:  25.  Df6t 
Kg8,  26.TgltLg6,  27.Tg6:t  hg,  28.  Dg6:t 
Kh8,  29.  Dh6t  Kg8  mit  Remis  durch 
Ewigschach,  doch  ergaben  die  nach- 
träglichen Analysen,  daß  Weiß  mit  nun- 
mehrigem 30.  Lc2!  sehr  gute  Gewinn- 
chancen behalten   konnte. 

**)  Einen  für  Schwarz  traurigen  Ver- 
lauf nahm  mit  dieser  Fortsetzung  die 
Partie  Rosselli  del  Turco-Yates  (Triest 
1923):    13.  .  .  .  Lg4   (auch    13.  .  .  .    Lf7, 

14.  Sf7:  Tf7:  15.  Sf3,  D  d7,  16.  D  d3  Ld6, 
17.  Lg5  usw.  wie  in  der  Mannheimer 
Schönheitspartie  Breyer-Dr.  Tarrasch  1914 
geschah,  ist  für  Weiß  günstig)  14.  f3  Lf5, 

15.  Sde4  Kh8,  16.  Sf6:  Lf6:  17.  Dd5: 
De8,  18.  Tfel  S  e5,  19.  Lf4  Tad8,  20. 
Te5:  Le5:  21.  De5:  Dg6,  22.  De7  h6, 
23.  Sf7t  Aufgegeben.  —  Am  besten  ist 
daher  13....Dd7.) 


offene  f-Linie  für  Schwarz  mit  aller- 
lei Angriffschancen.  Im  Übrigen  vor- 
läufige Abriegelung  der  Mitte,  wo 
jedoch  späterhin  die  weiße  Hoffnung 
beruht  (Be5!). 


14 

a6  —  a5 

15.  a2  — a4 

c7  — c6 

Und  nun  geschieht  folgendes, 
wie  es  auch  im  Lebenskampf  aus 
purem  Selbsterhaltungstrieb  gang 
und  gäbe  ist:  Jede  Partei  sucht  ge- 
rade dort,  wo  sie  anscheinend  im 
Nachteil  ist,  energisch  zu  werden: 
Schwarz  am  Damenflügel  (event. 
durch  Tb8  und  Db6),  Weiß  durch 
seinen  nächstzügigen  Bauernvorstoß 
am    Königsflügel. 

16.       f2  — f4  .... 

Um  dann  mit  h3  und  g4  eine 
mächtige  Bauernlawine  zu  bilden. 


16. 


Dd8  — d7 


Erstickt  die  weiße  Drohung  im 
Keime,  da  jetzt  auf  17.  h3  das  Opfer 
17.  .  .  .  Lh3:  18.  gh  Dh3:  folgen 
und  Schwarz  nach  19.  De2  minde- 
stens    ewiges     Schach     erzwingen 

würde   (kaum  aber  mehr,  da  19 

g5  wegen  20.  fg  bezw.  19.  .  .  .  Tf5 
wegen  20.  Tf2  bezw.  19.  .  .  .  Lh4 
wegen  20.  ab,  Tf5  21.  bc,  Th5!?  22. 
Ld5:t  nebst  Le4:  unzureichend  wäre). 

Da  es  im  praktischen,  durch  die 
Bedenkzeit  und  oft  auch  durch  die 
Schachpsychose  beeinflußten  Spiel 
jedenfalls  sehr  gefährlich  ist,  solche 
gegen  das  Ableben  im  Vorhinein 
versicherte  Opfer  zuzulassen  und 
anderseits  die  Stellung  viel  zu  akut 
ist,  um  in  ruhiger  Weise  (etwa  mit 
17.  Tel)  fortgesetzt  zu  werden,  so 
konzipiert  Weiß  eine  interessante 
Kombination: 

17.      a4Xb5  .... 

Einleitung  einer  Verwicklung,  die 
nicht  nur  sehr  weit,  nämlich  bis  zum 
Gewinn  der  Qualität,  sondern  noch 


68 


viel  weiter,  nämlich  bis  zum  Fiasko 
dieser  Idee,  ganz  logisch  verläuft. 

17 c6Xb5 

18.  g2  — g4  a5  — a4! 

Ein  sehr  wichtiges  Zwischen- 
tempo (vor  allem  um  nach  dem  ge- 
planten Lg4:  Ldöf  Kh8!die  Damen- 
diversion Db3  nicht  zuzulassen). 

19.  Lb3  — a2  .... 

Wenn  19.  f5,  so  ab!  20.  TaS: 
TaS:  21.  fe  De6  und  Schwarz  steht 
nach  erfolgter  Vereinfachung  über- 
legen, (von  dem  vorläufigen  Mehr- 
bauer ganz  abgesehen!) 

Stellung  nach  dem  19.  Zuge  von  Weiß. 


mi    m,  *  im  S 


19. 


Le6Xg4 


Schwarz  spielt  aufs  Ganze.  In 
Betracht  kam  hier  (und  auch  schon 
im  vorigen  Zuge)  das  defensive  Ver- 
fahren mittels  19.  .  .  .  g7  —  g6,  doch 
waren  darauf  die  unbehaglichen 
Verwicklungen  des  Bauernopfers 
20.  f4  —  f5  bei  Brett  sehr  schwer 
auszurechnen.  Es  könnte  nämlich 
folgen:  19.  ...  g6,  20.  f5  (Weiß 
hat  allerdings  keine  Zeit,  die  Vor- 
bereitung dieses  Bauernopfers  durch 
20.  Khl  oder  etwa  die  Sicherung 
seiner  Bauernphalanx  durch  20.  h3 
vorzunehmen,  da  Schwarz  bereits 
mit  b5  —  b4 — b3  die  weiße  Damen- 
seite einzuschnüren  droht),  20.  .  .  . 
gf,  21.  gf  Tf5:  (nicht  aber  Lf5: 
wegen  22.  Tf5:!  Tf5:  23.  Ldöif 
Dd5:  24.  Dg4t  usw.)  22.  Tf5:  (ein 
Hereinfall    wäre    21.    Dg4t   wegen 


Tg5 !)  22. . . .  Lf  5 :  23.  Dh5  Lg4  (auf  23. . . . 
Lg6  salviert  sich  Weiß  mit  24.  e6! 
z.  B.  24.  .  .  .  Lh5:  25.  ed  Lf7,  26. 
Tfl!  [mit  26.  Tel  TdS,  27.  Tc8b4 
würde  Weiß  nichts  Gutes  erreichen] 

26.  .  .  .  Le6  [oder  auch  26. ..  .Td8, 

27.  Tf7:!  Kf7:  28.  Ldöif  Kf6,  29. 
Lc6Tb8,  30.  Lf4  und  Weiß  braucht 
dank  seinem  vorgerückten  Freibauer 
und  dem  schönen  Läuferpaar  nicht  zu 
verlieren]  27.  Tföü  Lf5:  28.  Ld5:t 
Kg7  [Kf8?  29.  Lh6X]  29.  La8: 
b4,  30.  Ld2  [30.  d5  Ld7:]  a3,  3L 
ba  ba,  32.  Kf2  [32.  Lb4  a2]  a2, 
33.  Lc3  mit  hergestelltem  Gleich- 
gewicht), 24.  Ld5:t  (auf  24.  e6 
folgt  nicht  Lh5:  mit  Einlenkung  in 
die  soeben  ausgeführte  Variante, 
sondern  24....  Le6:  25.  Khl!  Lf6! 
und  Schwarz  dürfte  bei  richtiger 
Verteidigung  die  praktischen  Chancen 
des  Angreifers  widerlegen,  z.  B. 
26.  Tglf  [auch  auf  andere  Schreck- 
schüsse: 26.  Dh6  oder  26.  Tfl  oder 
endlich  26.  Lf4  gibt  es  ausreichende 
Paraden]  26.  ...  Kh8,  27.  Dh6Df7r 
am  besten  [schlecht  wäre  27.  .  .  . 
Lg7  wegen  28.  Tg7:  Dg7:  29.  De6: 
Tf8,  30.h3!  und  Weiß  gewinnt]  28. 
Tfl  Tf8,  29.  Lg5  Lg7!  30.  Tf7: 
Lh6:  31.  Te7  Lh3  und  Schwarz 
gewinnt).  24.  . . .  Kh8,  25.  e6,  Dd6, 
26.  De5t  De5:  27.  de  Tg8!  28. 
Kfl  Lh3t  29.  Kel  Tg2!  usw.  mit 
entscheidender  Überlegenheit  für 
Schwarz. 


20.  La2Xd5t! 


Kg8  — h8! 


Weiß  gewinnt  nun  die  Qualität 
und  —  verliert  die  Partie!  Schlecht 
wäre  dagegen  für  Schwarz  20.  .  .  . 
Dd5:  21.  Dg4:  mit  schönem  weißen 
Freibauern  in  der  Mitte. 

21.      e5  — e6  .... 

Weiß  spielt  schön,  aber  un- 
glücklich. Sein  Ziel  erweist  sich 
als  Phantom.  Wie  jedoch  Grünfeld 
im  Kongreßbuch  nachweist,  konnte 
hier  Weiß  mit  21.  Lc6!  schön  und 


69 


glücklich  spielen.  Die  beiderseits 
beste  Folge  würde  dann  sein:  21. 
Lc6!  De6!  22.  d5!  D  g6,  23.  Del 
LdTf  24.  Dg3  Lc6:  25.  Dg6:  hg, 
26.  de  Tfc8,  27.  Tfcl  b4  mit  un- 
gefähr gleichen  Chancen. 

21 Lg4Xe6! 

Auch  jetzt   bliebe  Schwarz  nach 

21.  .  .  .   Dd5:  22.    Dg4:  Tf5  (oder 

22.  .  .  .  Df5,  23.  Df5:  Tf5:  24. 
Tacl!)  23.  Kgl  De6:  24.  Tgl  nebst 
Tacl  unangenehmen  Angriffen  aus- 
gesetzt, während  der  Textzug  durch 
die  Hingabe  der  Qualität  die  ganze 
weiße  Initiative  abschüttelt. 


22.  Ld5Xa8 


Tf8Xa8 


Schwarz  hat  nur  einen  Bauern 
für  die  Qualität,  dafür  aber  ein 
schönes  Läuferpaar,  das  den  Frei- 
bauer e4  prachtvoll  unterstützt  und 
später  auch  den  entblößten  weißen 
König  arg  beunruhigt. 

Der  folgende  Teil  der  Partie 
macht  dem  Positionsurteil  des  schwar- 
zen Führers  alle  Ehre.  Weiß  wird 
immer  mehr  in  die  Defensive  gedrängt. 


23.  Ddl— c2 


Le6  — c4! 


Verhindert  De4:  (da  darauf  Ld5 
nebst  Dg4t  folgen  würde)  und  ge- 
langt dadurch  zu  einer  starken  Vor- 
postenstellung des  Läufers  (auf  d3). 

24.  Tfl— f2  Lc4  — d3 

25.  Dc2  — d2  b5  — b4 

26.  Kgl— hl  b4  — b3! 

Mit  Rücksicht  auf  das  bereits 
vom  Ld3  unter  die  Lupe  genommene 
Umwandlungsfeld  bl  soll  nicht  der 
a-,  sondern  der  b-Bauer  das  Rennen 
machen. 

Dies  ist  das  nächste  klar  vor- 
gezeichnete und  auch  energisch  ver- 
folgte Ziel  von  Schwarz,  während- 
dessen die  Passivität  der  weißen 
Freibauern  und  die  Unbeholfenheit 
seiner  Figuren  herzzerreißend  wirkt. 


27.  Tf2  — g2  Dd7  — b7 

Röntgenisiert  das  Feld  b2. 

28.  f4  — f5  a4  — a3 

29.  f5  — f6  .... 

Ein  Besänftigungsopfer,  um  Le7 
von  a3  abzulenken.  Aber  auch  ohne 
Mitwirkung  des  Läufers  entbrennt 
jetzt  ein  interessanter  Kampf  um  die 
Forcierung  des  Feldes  b2  (siehe 
den  31.  Zug  von  Schwarz.) 

29 Le7X^6 

30.  TalXa3  Ta8Xa3 

31.  b2Xa3  Ld3  — c2! 

Droht   sofortigen  Gewinn    durch 

32.  .  .  .    b3  —  b2.    Es    folgen    noch 
einige  sehr  spannende  Züge. 

32.  Tg2  — gl  Db7  — c8 

33.  a3  — a4  Dc8  — f5 

Entscheidender  Einbruch  ins 
weiße  Hauptlager,  wobei  Schwarz 
mit  Mattdrohungen  zu  arbeiten  in 
der  Lage  ist.  Hingegen  würde  er 
mit  dem  verlockenden  32.  .  .  . 
b3  — b2  wegen  33.  Db4  blD,  34. 
Tbl:  Lbl:  35.  Dbl:  nur  die  arm- 
selige Qualität  zurückgewinnen. 

34.  a4  — a5  Df5  — f3t 

35.  Tgl— g2  h7  — h5 

36.  Khl— gl  .... 

Auf  35.  a5  —  a6  folgt  einfach 
Dflf  nebst  Da6:  Auch  nach  allen 
anderen  Zügen  ist  Weiß  rettungslos 
verloren. 

36 b3  — b2! 

Eine  pikante  Schlußwendung: 
Auf  37.  Dc2:  gewinnt  De3:t  nebst 
Dclf     Weiß  gibt  auf. 

Der  sinnreiche  Qualitätsgewinn 
von  Weiß  hat  sich  als  ein  korrektes 
Qualitätsopfer  von  Schwarz  erwiesen. 
nun 

Ein  Seitenstück  zur  vorigen  Partie 
in  Bezug  auf  die  unrichtige  Beur- 
teilung der  zu  erlangenden  Position 
bildet  die  nachfolgende 


"    70 


Partie  Nr.  10. 

Großturnier  zu  Karlsbad   1923. 


Weiß: 
Chajes. 

1.  e2~e4 

2.  Sgl— f3 

3.  Lfl— b5 

4.  Lb5  — a4 

5.  0  —  0 

6.  d2      d4 

7.  La4  — bS 

8.  d4Xe5 

9.  c2      c3 
10.  Sbl  — d2 


Schwarz: 
Dr.  Tarrascli. 

e7  —  e5 
Sb8  — c6 

a7  — a5 
Sg3  — fö 
Sf6Xe4 

b7  — b5 

d7  — d5 
Lc8  — e5 
Lf8  — e7 


Seit  seiner  Einführung  in  die 
neueste  Meisterpraxis  durch  die 
4.  Wettpartie  Lasker-Schlechter,  Wien 
1910  (mit  Einschaltung  von  8.  a4 
Tb8?  [Sd4:!]  9.  ab  ab)  und  dann 
durch  die  Partie  Lasker-Tarrasch, 
Petersburg  1914,  hat  dieser  zähe 
Springerzug  immer  neue  Anhänger 
gewonnen,  besonders  nachdem  der 
früher  bevorzugte  Zug  10.  Tfl — el 
in  Petersburg  1914  eine  schwere 
Schlappe  erlitten  hatte. 


0. 


0  —  0 


Wohl  das  Beste.  Nach  10.  .  .  . 
Sd2:  11.  Ld2:  Sc5,  12.  Sd4!  nebst 
f4  hat  Weiß  gute  Angriffschancen 
und  auch  nach  10.  ...Sc5,  ll.Lc2 
hat  Schwarz  mit  Schwierigkeiten  zu 
kämpfen,  z.  B.: 

a)  11....  Lg4,  12.  hS  (gut  ist  auch 
sofort  12.  Tel  z.  B.:  0—0  [am 
besten.  Auf  12. . . .  d4  folgt  13.  Sb3 
de,  14.  Sc5:!Lc5:!  15.Le4!  Dd7, 
16.  Db3  Lf3:  17.  gf  mit  weißem 
Vorteil.]  13.  Sb3  Se6!  [auf  13.... 
Sb3:  folgt  nach  Malkin  14.  Lb3: 
Le6,  15.  Dd2  nebst  Df4  zugunsten 
von  Weiß]  14.  Dd3!  g6,  15.  Lh6 
Te8,  16.  Sfd4  Scd4:  17.  Sd4: 
Sd4:   18.  Dd4:  Le6,  19.  Df4!  mit 


Angriff.*) —  In  einer  Partie  Teich- 
mann-Tarrasch, Breslau  1912,  ge- 
schah aber:  12.  b4  Se6,  13.  a4 
Tb8,  14.  ab  ab,  15.  Ta6  Dd7  usw.) 
12....Lh5,  13.  Tel  (in  einer  P. 
Aljechin-Rubinstein,  Wilna  1912, 
geschah  schwächlicher  13.  Del 
Se6,  14.  Sh2  Lg6!  15.  Lg6:  fg!  mit 
Vorteil  für  Schwarz)  13....Dd7. 
(in  einer  P.  Chajes-Wolf,  Karls- 
bad 1923,  geschah  13.  .  .  .  d4, 
worauf  14.  Sb3,  d3  [de],  15.  Lbl 
Lg6,  16.  Sbd4!  mit  Bauerngewinn 
folgte),  14.  Sb3  mit  schöner 
Stellung.  — ,  Oder 

b)  11 d4!?,  um  sich  des  schwäch- 
lichen Mittelbauern  zu  entledigen, 
worauf  aber  Weiß  mit  12.  Se4! 
in  Vorteil  kommt,  z.B.  12....Ld5? 
13.  Sc5:  Lc5:  14.  Sd4:  Ld4:  15. 
cd  Lc4,  16.  Le4!Dd7,  17.  Tel  mit 
gewonnenem  Bauern  (Tarrasch- 
Post, Mannheim  1914)  oder  12.... 
Dd5,  13.  Sc5:Lc5:  14.  Lb3  usw. 
oder  vielleicht  noch  am  besten, 
wie  in  einer  Partie  Capablanca- 
Chajes,  New-York  1916  geschah: 
12.  ...de  (nach  Bilguer  kommt 
hier  ferner  12.... d3,  13.  Sc5:  de 
in  Betracht,  ist  aber  nach  14.  Dd8:t 
Sd8:  15.  Se6:  Se6:  16.  Le3  nebst 
Tacl  wohl  mit  einem  Bauernver- 
lust verbunden),  13.  Sc5:  Lc5: 
(wenn  cb,  so  14.  Lb2:  Lc5:  15. 
Le4  mit  der  Drohung  Dc2  oder 
Tel)    14.   Le4  Dd7,    15.  Dc2  (in 


*)  Schön  folgte  in  einer  Länderkampf- 
partie  Östberg-Jacobsen  (Malmö  1915); 
19.  .  .  .  Lf8  (vorzuziehen  ist  19.  .  .  .  c5 
nebst  event.  d5— d4)  20.  Lg5  Dd7,  21. 
Tadl  c5,  22.  h4  h5,  23.  Lf6  Kh7,  24.  DfS 
Kg8,  25.  De3!  Dc6,  26.  Dg5  Ta7,  27. 
f4!!  Lg4,  28.  TdS!  Kh7  (wenn  28.  .  .  . 
Lf5,  so  29.  Df5;!!  gf,  30.  Tg3  und  gew.) 
29.  Tg3!  Lh6,  30.  Tg4:!!  Lg5:  31.  hg! 
hg,  32.  Kf2  Df6!  33.  gf  Ted8!  34.  f5  gf, 
35.  Lf5:t  Kh6,  36.  Lg4:  Kg5,  37.  Kg3 
d4,  38.  Thl  de,  39.  Th5t  Kg6,  40.  bc! 
Tad7!  41.  Kh4  Td4!  42.  cd  Td4:  43. 
Tg5t  Kh6,  44.  Tg7  c4,  45.  Tf7:  c3,  46. 
Tc7  b4,  47.  e6  Kg6,  48.  e7  Te4,  49.  e8D, 
Aufgegeben. 


71 


einer  anderen  Partie  zwischen 
denselben  Partnern,  New -York 
1915,  geschah  schwächer:  15.  bc 
Tad8,  16.  Dd7:t  Ld7:  17.  Tfdl, 
worauf  am  sichersten  Le7  nebst 
0—0  folgen  könnte)  Ld5,  16.  bc 
Tad8,  17.  Lg5  mit  Stellungsvorteil 
für  Weiß. 

Schließlich  läßt  auch  10.  .  .  .  S  a5, 
11.  Lc2  Sd2:  12.  Dd2:  eher  Weiß 
im  Vorteil. 

11.  Lb3  — c2  

Keinen  Segen  bringt  die  Linien- 
öffnung durch  11.  Se4:  de,  12.  Le6: 
ef!  13.  Ld5Se5:  14.  La8:?  (Besser 
14.  Lf3:  mit  Ausgleich)  DaS:  15. 
g3  D  c8  und  Weiß  ist  gegen  die 
Mattdrohung  machtlos. 

Interessante  Wendungen  ergeben 
sich  nach  11.  Sd4  Se5:!  (Natürlich 
11.  .  .  .  Dd7:  wegen  12.  Se6:  nebst 
Se4:  mit  Figurengewinn.  In  einer 
Partie  Thomas-Yates,  Portsmouth 
1923,  geschah:  11.  .  .  .  Sd4:  12.  cd 
f5  [Besser  ist  wohl  12.  .  .  .  Sd2:, 
wie  dies  in  ähnlicher  Lage  in  der 
vorerwähnten  4.  Matchpartie  Lasker- 
Schlechter,  allerdings  mit  vorheriger 
Einschaltung  der  Aufrollungszüge 
8.  a4  Tb8?  9.  ab  ab  geschah.  Es 
folgte  dort:  12....Sd2:  13.  Ld2:  c5! 

14.  Lc2  cd,  15.  f4  mit  beiderseitigen 
Chancen.]    13.  Se4:  fe,    14.  Le3  c6, 

15.  f3  ef,  16.  Tf3:  Dd7,  17.  Lc2  Tf3: 
[Vielleicht  17....  Lg4,  18.  Dd3!  g6] 
18.  Df3:  Lg4.  [In  Betracht  kommt 
18....  Tf8,  19.  Dg3  Lf5,  20.  Lh6 
Tf7,  21.Tfl  Lf8.]  19.  Dg3usw.  mit 
Stellungsüberlegenheit  für  Weiß.)  12. 
Se6:  (Hier  kommt  auch  12.  Se4:  de, 
13.  Le6:  fe  14.  Se6:  in  Betracht.)  fe, 
13.  Se4:  de,  14.  Le6:t  Kh8,  15.Ld5 
Ld6!  und  Schwarz  gelangt,  ähnlich, 
wie  in  der  Breslauer  Variante,  zu 
einem  dynamischen  Angriff. 

Statt  des  üblichen  Textzuges 
kommt  aber  (wie  Lasker  gegen 
Tarrasch,  Petersburg  1914,  spielte) 
11.  Tel    (um    dem    Gegner   f7  —  f5 


zu  verleiden!)  stark  in  Betracht. 
Siehe  Anmerkung  zum  12.  Zuge  von 
Weiß  in  der  nächsten  Partie. 


11 


f7  — f5 


Wohl    wieder   das  Stärkste.   Auf 

11.  .  .  .  Sc5  folgte  in  einer  Partie 
Yates-Wahltuch,  London  1922:  12. 
Sb3  Dd7,  13.  Sc5:  Lc5:  14.  Dd3 
g6,15.Lg5,Lf5, 16.Dd2Lc2:17.Lf6! 
Tfe8!  18.  Dc2:  Le7  mit  etwa  glei- 
chem Spiel,  hingegen  in  einer  Partie 
Bogoljubow-Reti,  Stockholm  1919, 
die  geniale  Neuerung:  12.  Sd4!  Se5: 

13.  f4!    Lg4,    14.    Del    Lh4,   (oder 

14.  .  .  .  Sed3,  15.  Ld3:  Sd3:  16. 
Dg3,  Sei:  17.  Dg4:  Sd3,  18.  De2 
Sb2:  19.  Sb3!  Sa4,  20.  Sc6  mit 
Figurengewinn)  15.  De5:  Te8,  16. 
Sc6  Dd7,  17.  f5!!  und  Weiß  gewann. 

12.  Sd2  — b3  .... 
Oderetwal2.efSf6:,13.Sg5Lg4. 

12 Dd8  — d7! 

13.  Sb3  — d4  .... 

Weiß  strebt  etwas  zu  konsequent 
dem  strategischen  Abtauschgerippe 
zu,  das  nach  seinem  18.  Zuge  entsteht. 
In  einer  Partie  Dominik- Flamberg, 
Warschau  1919,  geschah  hier:  13.  Tel 
Sd8,  14.  Sfd4  c5,  15.  Se6:  Se6: 
(oder  De6:  16.  f 3  Sg5,  17.  Le3  Tc8, 
18.  Dd2  usw.)  16.  f3  (überhitzt  wäre 
16.  Le4:fe,  17.  Te4:c4  mit  schwarzem 
Druck),  16.  .  .  .  Sg5,  17.  h4  Sf7, 
18.  Lf5:  usw.  mit  gewonnenem 
Bauer  (18.  .  .  .  Lh4:  19.  Sc5:). 

13 Sc6Xd4 

Wegen  13.  .  .  .  Sd8  vgl.  An- 
merkung zum  16.  Zuge  von  Schwarz. 

14.  Sf3Xd4  c7  — c5 

Die  dieser  Variante  beiderseits 
zugrundeliegende  Strategie  (u.  zw. 
für  Weiß  die  Benützung  des  Punktes 
d4  als  Basis,  für  Schwarz  die  Mobil- 
machung des  c-Bauern)  läßt  sich  in 
dieser  Partie  genau  beobachten. 

15.  Sd4Xe6  Dd7Ve6 


72 


16.  f2  — f3  Se4  — g5 
Zu  einer  ganz  identischen  Stel- 
lung, seltsamerweise  aber  mit  einem 
Zugwechsel  mehr,  führte  eine  Partie 
Chajes-Thomas  aus  demselben  Karls- 
bader Turnier  1923  mittels  13.  .  .  . 
Sd8  (statt  Sd4:)  14.  Se6:  Sc6: 
15.  Sd4  c5,  16.  Se6:  De6:  17.  f3 
Sg5.  —  Nun  aber  unterließ  Weiß 
den  energieauflösenden  Abtausch  auf 
g5  und  setzte  mit  18.  a4  fort.  Es 
folgte:  18....  g6,  19.  Tel  Dc6,  20. 
Le3  Se6,  21.  f4,  woraufhin  Schwarz 
statt  21....Tfd8  mit  21....  d5— d4 
ganz  chancenreich  fortsetzen  konnte. 

17.  LclXgö  Le7Xg5 

18.  f3  — f4  .... 
Mit   einem   gedeckten   Freibauer 

und  mit  der  Möglichkeit,  auf  den 
schwarzen  Mittelbauer  zu  drücken, 
glaubt  Weiß  trotz  der  ungleichen 
Läufer  besser  zu  stehen.  Er  steht 
aber  schlechter,  denn:  — 
18 Lg5  — d8! 

19.  Ddl— f3  Ld8  — b6 

20.  Tal— dl  Ta8  — d8 

—  die  weißen  Vorteile  sind  unbeweg- 
licher Natur,  während  der  schwarze 
d~Bauer  genügend  geschützt  ist  und, 
wie  man  bald  sehen  wird,  Queck- 
silberkraft besitzt. 

Manche-  Partieanlage  ist  ganz 
und  gar  auf  einem  Bauernvorstoß 
aufgebaut!  Dies  ist  auch  hier  der  Fall. 

21.  Kgl— hl  Td8  — d7 

Erweist  sich  als  Tempoverlust. 
Da  es  klar  ist,  daß  B  d5  sich  auf 
die  Dauer  nicht  auf  dem  Felde  von 
der  Farbe  des  weißen  Läufers  wird 
halten  können,  so  war  sein  ehe- 
baldigster Vorstoß  mit  21 c5  — 

c4!  nebst  22.  .  .  .  d5  — d4  zu  in- 
szenieren, worauf  Schwarz  mit  Rück- 
sicht auf  seine  vorgerückte  Bauern- 
masse gute  Chancen  erlangen  dürfte. 

22.  h2  — h3  c5  — c4 
Lieber  später  als  nie.  Sonst  drohte 

Weiß  übrigens  schon  mit  23.  g4  g6, 


24.  Tgl  zur  Aufstellung  seiner  Batte- 
rien zu  gelangen.  —  Von  nun  an 
entpuppt  sich  die  große  Überlegen- 
heit des  schwarzen  Läufers  gegen- 
über   seinem    weißen    Opponenten. 

23.      g2  — g4  .... 

Einer  von  den  so  beliebten 
Selbstmordversuchen,  mit  dem  Weiß 
seine  eigene  Königsstellung  aufreißt, 
um  einem  chimärischen  Angriffs- 
triumph nachzujagen. 

Beim  näheren  Studium  der  Stel- 
lung wird  man  aber  erkennen,  daß 
Weiß  (und  dazu  noch  geführt  vom 
transatlantischen  Recken  Chajes,  in 
dessen  Adern  beileibe  kein  Fischblut 
fließt !)  unbedingt  irgend  etwas  unter- 
nehmen mußte,  um  seinen  Figuren 
Verwendungsmöglichkeiten  zu  ge- 
währen. Zum  Beispiel  wäre  nach  23. 
Td2  d4,  24.  cdLd4:,  25.  Tfdl  Tfd8 
der  schwarze  Stellungsvorteil  evident. 


23 

24.'      g4Xf5 

25.  Tdl— d2 


g7  — g6 
g6Xf5 
d5  — d4! 


Nun  muß  diese  Auflösung  wegen 
der  eventuell  drohenden  Turmver- 
doppelung 26.  Tf  —  dl  doch  ge- 
schehen; vergleiche  Anmerkung  zum 
21.  Zuge  von  Schwarz. 

26.  c3Xd4  Td7Xd4 

27.  Td2  — g2t  Kg8  — h8 

28.  Df3  — a3  .... 
Soweit  sieht  dieser  ganze  Angriffs- 
aufbau sehr  schön  aus. 

Stellung  nach  dem  28.  Zuge  von  Weiß. 


tixi 


^-.« 151 


28. 


De6  — h6! 


73 


Plötzlich  stürzt  das  Kartenhaus 
der  weißen  Hoffnungen  zusammen, 
wäl  rend  die  Drohungen  von  Schw. 
akut  werden.  Zunächst  droht  Td3.  Es 
folgen  sehr  schöne  Wendungen. 

2').    Tfl— f3  Tf8  — e8 

30.  Da3Xa6  .... 

Auf  diesen  Bauernraub  hin  folgt 
ein  Erwachen  mit  Schrecken,  doch 
auch  andere  Züge  genügten  nicht 
mehr. 


30. 


Dh6  — c6! 


Mit  der  Doppeldrohnng  TaS  und 
Df3. 
31.  Da6  — a3  .... 

Der  interessante  Rettungsversuch 
durch  31.  Tf3  —  g3   (um  sich  nach 

31 TaS  mit  32  Da3!  zu  salvieren) 

scheitert  am  31.  .  .  .  Td2!  32.  Lf5: 
(oder  32.  Da3  Tc2:  33.  D  e7?  Tclf, 
34.  K  h2  D  g2:t  usw.)  T  g2:,  33.  Tg2: 
TgS,  (nicht  TaS  wegen  Le4)  34. 
Lg4  h5,  35.  Da3!  hg,  36.  hg  Lc5, 
37.  Dc3  b4!  usw.  [Maröczy  im 
Turnierbuch.] 

So  rächt  sich  das  abenteuerliche 
Spiel  von  Weiß. 


31. 


L  b6  —  c5 


Auf  31.  ...  b4  würde  sich  Weiß 
mit  31.  Da4  retten.    Nun  aber  sind 


materielle  und  positionelle  Einbußen 
für  Weiß  unvermeidlich. 


32. 
33. 
34. 
35. 

b2- 
Da3- 
Da7- 
Df2- 

b4i 
a7 
f2 
g3 

Erzwungen.   L  c5  ) 
Td4- 
TeS- 

<b4 
-dl 

-fS 

Weiß  sucht  vergeblich,  sich  etwas 
Gegenspiel  zu  verschaffen 

35. 


Lb4  — el! 


Wie  man  jetzt  deutlich  sieht,  be- 
herrscht Schwarz  das  ganze  Terrain. 
Da  nunmehr  die  Partie  nach  36.  Tff2 
Lf2:  37.  Df2:  TgS  bezw.  36.  Tgf2 
TgS,  37.  Dh2  Lf2:,  38.  Df2:  Td2  reif 
zum  Aufgeben  wäre,  beschließt  Weiß 
unter  Aufopferung  eines  ganzen 
Turmes  mindestens  in  Schönheit  zu 
sterben: 


36.  Dg3  — g5 

37.  Lc2X^5 

Der  Todesstoß. 

38.  Dg5-g4 

39.  Khl— h2 

40.  Lf5Xg4 

41.  f4  — f5 

42.  f5~-f6 

43.  Kh2^   g2 

44.  Lg4  — dl 

Weiß  gibt  auf. 


Dc6 
Lei 


f3 

h4! 


Td7  — dlf 
Df3Xg4 
Tdl— fl 
Tfl— f2 

Tf2Xg2t 

c4  —  c3 
TfS  — dS 


74 


D^-  Tarrasch    und    Geza  Maröczy    als 

Hypermoderne. 

Es  ist  ein  erhebendes  Schauspiel,   wie  diese    beiden  bewunderungs- 
würdigen Altmeister  mit  verjüngter  Kraft  in  die  Reihen  der  zeitgenössischen 

Schachgeneration  dreinschlagen! 

Es  wäre  wohl  müßig,  die  Ruhmes- 
taten und  die  historischen  Verdienste 
der  Beiden  zu  wiederholen,  und  ins- 
besondere das  tragische  Geschick  des 
langjährigen  deutschen  Vorkämpfers, 
Dr.  Tarrasch,  hervorzuheben,  daß  er 
(ähnlich  wie  vor  ihm  Cochrane, 
Macdonnell,  St.  Amant,  L.  Paulsen 
und  Zukertort)  immer  nur  mit  der 
zweiten  Rolle  des  Vize- Weltmeisters 
vorliebnehmen  mußte.  —  —  — 

Was  wir  aber  an  dieser  Stelle 
nicht  rühmend  genug  erwähnen 
können,  ist  die  jugendliche  Begeiste- 
rung und  der  hohe  sittliche  Ernst, 
mit  dem  die  beiden  Veteranen  dem 
wissenschaftlichen  Schachge- 
danken auch  in  seiner  heutigen  neu- 
romantischen Form  zur  Reinkultur 
verhelfen.  Vielleicht  nur  dank  dem 
Mitwirken  dieser  beiden  streng  logisch 
arbeitenden  Schachgehirne  beginnt 
die   neue  Schachstrategie    an  Raum 

Praeceptor  Germaniae   Dp.   Siegbert  Tarrasch.  Und    Gchalt    ZU     gCWinUen. 

Betrachten  wir  folgende  Stellung  aus  dem  Mähr.-Ostrauer  Turnier  1923: 

Stellung  nach    dem  5.  Zuge  von  Schwarz. 

(Vorherige  Züge;    1.  e4  e6,  2.  d4  d5,  3.  Sc3  Sf6,  4.  Lg5 
de,  5.  Se4;  Le7.) 

Eine  bekannte  Stellung.  Der  4.  Zug  von  Schw. 
ist  wenig  beliebt  (Aufgabe  des  Bauernzentrums!)  und 

wird  statt  dessen  gewöhnlich  4 Le7  oder   4 Lb4 

(Mac-Cutcheon)  gespielt.  — 

In  der  nunmehr  entstandenen  Diagrammstellung 
pflegt  man  mit  dem  energieauflösenden  6.  Sf6:f  (nicht 

6.  LdS  wegen  6 Se4:  7.  Le7:  Sf2:  mit  Bauerngewinn), 

6. . . .  gf  (oder  auch  6. . . .  Lf6:),  7.  Le3  ohne  klar  umrissene 
Angriffsziele  fortzufahren,  während  Dr.  Tarrasch  spielte: 

6.  Se4— c3(!!)  .... 


Schwarz:  Tartakower. 


t,  iX     1  i  i  i 


I  s^  %;M^  ^f 1 1 


Weiß:   Tarrasch. 

Similia  similibus!  Dem  immerhin  unwissenschaftlichen  4.  Zuge  von  Schw. 
sucht  jetzt  Dr.  Tarrasch  durch  um  so  größere  „Unwissenschaftlichkeit"  entgegenzuwirken! 

Er  beschaut  die  Stellung  mit  den  unbefangenen  Augen  der  Neuzeit  und  erkennt, 
daß  der  Abtausch  6.  Sf6:f  dem  Gegner  ein  „dynamisches  Abwicklungstempo"  schenken 


-    75    - 


würde.  Dabei  verwirft  er  aber  auch  die  Rechtsschwenkung  6.  Sg3,  da  er  sich  an  dem  bald 
entbrennenden  Figurenkampf  im  Zentrum  (Punkt  d5!)  mit  allen  verfügbaren  Streitkräften 
aktiv  beteiligen  will.  Aus  all  diesen  Erwägungen  heraus  bricht  er  mit  der  Schablone 
und  macht  den  bizarr  aussehenden  Textzug. 

Und  doch:  —  Wieviel  Selbstüberwindung  gehört  dazu,  daß  Dr.  Tarrasch,  der 
früher  nur  den  Gottheiten  des  arythmetischen  Tempogewinns  und  der  gradlinigen  Ent- 
wicklungskraft Libationen  darbrachte,  jetzt  neue  Wege  betritt  und  hiermit  auch  der 
jungen  Generation  ein  schönes  Beispiel  der  „Wahnsinnsmethode"  (statt  des  früheren 
„Methodenwahnsinns")  liefert.    —  Es  folgte: 


8        ....  Lc8— b7 

9.    Lfl— e2  SbS— d7 

10.  0—0  und  Weiß  steht  mit  Rück- 
sicht auf  seine  Beherrschung  der  Mittellage 
brillant.  Sein  6.  Zug  hat  sich  also  bewährt.  — 


6 0—0 

7.  Sgl— f3  b7— b6 

8.  Ddl — d2  üblicher  ist  in  ähnlichen  Lagen 
die  Entwicklungsmethode  Ld3  nebst  spä- 
terem De2.  —  Dr.  Tarrasch  verlegt  aber  ziel- 
bewußt das  Schwergewicht  auf  die  d-Linie. 

Neue  Wahrheiten  .  .  .  Neue  Perspektiven  .  .  .  Fürwahr  darf  Dr.  Tarrasch, 

der  in  seiner  ruhmvollen  Vergangenheit  durch  das  dogmatische  Festhalten 

an  den    eingeimpften  Anschauungen    manche  Niederlage    erlitt,    nunmehr 

mit  Stolz  ausrufen:  .11  ... 

„Ich    lerne    um!" 


Als  interessantes  Seitenstück  mag 
folgendes  Beispiel  aus  der  wunderbar 
versteinachten  Turnierpraxis  des  ung. 
Großmeisters  Maröczy  zitiert  werden: 

Stellung  nach  dem  1 1 .  Zuge  von  Schw. 

aus  der  Dreispringerpartie  Maröczy-Chajes 

(Karlsbad  1923). 

Schwarz:    Chajcs. 


£     im 

Im 


«te 


m 


M 


\   m^wM   m 


Weiß:    Maröczy. 

Weiß  am  Zuge  entzog  sich  jedweder 
Vereinfachung  und  spielte  überraschender- 
weise; 

12.  Sd5  — c3!  .... 

(Näheres   darüber:    Partie  Nr.  19).  .  Geza  Maröczy. 

Dank  seiner  ungeheuren  Willenskraft  und  der  Elastizität  seines  rastlos 
arbeitenden  Schachgeistes  steht  Maröczy  nach  wie  vor  in  der  vordersten 
Reihe  der  tätigen  Schachmeister  und  selbstlos  wie  er  ist,  immer  nur  der 
ewigen  Schachwahrheit  nachstrebend,  sagt  er  bescheiden: 

„Ich  lerne  zu  . . ." 


76    - 


Die  Schönheit  im  Schach 
ist  und  bleibt  mit  optischen  Effekten 
verbunden.  Letztere  kommen  in  der 
nachstehenden  Partie  im  reichlich- 
sten Maße  zur  Anwendung. 

Partie  Nr.  11. 

Meisterturnier  B  zu  Göteborg  1920. 
Weiß:  Schwarz: 

Dr.  Olland.  Euwe. 


1.      e2- 

-e4 

e7  — e5 

2.  Sgl 

f3 

SbS  — c5 

3.   Lfl- 

-b5 

a7  — a6 

4.  Lb5 

-a4 

SgS  — fö 

5.        0 

-0 

Sf6Xe4 

6.      d2 

-d4 

b7  — b5 

7.  La4 

-b3 

d7-d5 

8.     d4N 

e5 

LcS  — e8 

9.      c2~ 

-c3 

Lf8  — e7 

0.  Tfl- 

-el 

•  .  .  • 

Bereitet  Sd4  vor  und  galt  bis 
zum  Aufkommen  der  Breslauer 
Opferverteidigung  (siehe  Anmerkung 
zum  nächsten  Zuge  von  Weiß)  für 
das  Beste. 


10 


0  —  0! 


Auf  10.  .  .  .  Sc5  folgt  11.  Lc2 
Lg4,  12.  Sbd2!  (Riskant  geschah  in 
einer  Partie  Teichmann-Tarrasch, 
Breslau  1912:  12.  b4  Se6,  13.  a4 
TbS,  14.  ab  ab,  15.  Ta6  [Auf  15. 
Lb3  könnte  schon  d5  —  d4!  erfolgen] 
1 5. . . .  D  d7  und  Schw.  hat  im  23.  Zuge 
den  wichtigen  Vorstoß  d5  —  d4!  mit 
Stellungsvorteil  durchgesetzt)  und 
wenn  nun  d5  — d4,  so  13.  Sb3  de, 
14.  Sc5:!  Lc5:!  15.  L  e4!  Dd7,  16. 
Db3  zum  Vorteil  für  Weiß  [Malkin]. 

11.  Sbl— d2  .... 

Geht  der  grauen  Theorie  aus  dem 
Wege,  die  sich  nur  mit  dem  nächst- 
liegenden Zuge  11.  Sf3  —  d4  be- 
schäftigte und  als  stärkstes  Rattengift 
dagegen  die  sog.  „Breslau  er 
Variante"  (Copyright  1913  by  Dr. 
Tarrasch  and  K.  Bergmann)  erfand: 


11.  Sd4Se5:?!!  (Nicht  ll....Dd7? 
wegen  12.  Se6:  nebst  Te4:!  und 
gewinnt.  —  Auch  nach  ll....Sd4: 

12.  cdh6!  13.  f3  Sg5,  14.  Sc3  ist 
Weiß  im  Vorteil.  Ungenügend  ist 
wohl  auch  der  vom  „Collijn"  befür- 
wortete Ausfall  11.  .  .  .  Sa5  wegen 
12.  Lc2  c5!  13.  Se6:  fe,  14.  Le4: 
[hier  schlagen  wir  auch  die  barocke 
Fortsetzung  14.  Dg4  Sf2:  15.  De6:t 
K  hS,  1 6.  Sd2 !  Sc4, 1 7.  Sf 3  vor]  1 4. ...  de 
15.  Dg4  [ist  jedenfalls  schärfer  als 
15.De2Dd3]15....Dd5,  16.Sd2und 
Weiß  wird  Be4  bei  gesichertem 
Spiel  erobern.)  12.  f3  Ld6,  13.  fe 
(Dr.  Lasker  zieht  hier  13.  Lf4  vor.) 
13....Lg4,  14.  Dd2  (vom  Standpunkt 
der  Sicherheit  ist  hier  vielleicht  die 
Lenz-Fortsetzung:  14.  Dc2  c5,  15. 
Sb5 : !  ab,  1 6.  Ld5  :spielbarer)  14...  Dh4, 

15.  h3  c5!  (Die  Collijn'sche  Fort- 
setzung. —  Auf  15.  .  .  .  TaeS 
schlagen  wir  statt  des  üblichen  16. 
Te3  den  natürlicher  aussehenden 
Zug  16.  Tfl  vor,  um  volle  Aktions- 
freiheit für  die  Dame  zu  erlangen.  — 
Schwächer  als  die  Collijn-Fort- 
setzung  ist  auch  der  Läuferrückzug 
15. ...Ld7,  wie  in  der  Teplitz-Schön- 
auer  Partie  Wolf-Tarrasch  probiert 
wurde.)  16.  Df2.  (In  der  Karlsbader 
Partie  zwischen  den  beiden  letztge- 
nannten Gegnern  wurde  ohne  Erfolg 

16.  hg  cd,  17.  Df2  Dg4:  18.  Ldl? 
Dg6probiert.)16...Df2:t(aufDh5folgt 

17.  Te3),  17.  Kf2:Ld7!  (Schwächer 
ist  Malkin'sZug  17.  .  .  .  Sd3t)  18. 
Sf5  Lf5:  19.  ef  Sd3t,  20.  Kfl  Sei: 
21.  Kel:  TfeSf,  22.  Kf2  Te5  nebst 
event.  TaeS  und  Schwarz  ist  im 
Vorteil.  —  Wild-West  im  Schach! 


11. 


S  e4  —  c5 


Hier  kommt  immerhin  auch  11. 
Sd2:  in  Betracht,  um  nach  12.  Ld2: 
mit  12.  .  .  .  Dd7,  13.  Sd4  Sd4: 
14.  cd  c5  oder  auch  mit  12....  Sa5 
nebst  c7  —  c5  fortzufahren,  doch  will 
Schwarz  seinen  stolzen  Königs- 
springer für  bessere  Ware   als  Sd2 


77 


eintauschen.   Sehr   mit  Unrecht,    da      12 

dieser  Sd2,  wie  die  Folge  zeigt,  einen      13.     a2Xb3 
Dolch  im  Gewände  trägt! 
12.  Sd2  — fl  .... 

In    Betracht    kommt    hier    auch 

12.  Sd4  um  nach  etwa  12.  Sd4:(?) 

13.  cd  Sb3:  14.  Sb3:  nebst  Le3  und 
Tel  die  Partie  durch  den  Druck  auf 
den  rückständigen  Bc7  einer  posi- 
tioneilen Behandlung  zuzuführen.  — 
Hingegen  würde  auf  12.  Lc2  selbst- 
redend nicht  etwa  12.  .  .  .  Lg4,  13. 
Sb3Se6,  14.  Dd3g6,  15.  Lh6usw., 
sondern  der  wichtige  Befreiungs- 
vorstoß d5  —  d4  erfolgen  können, 
z.  B.:  (12.  Lc2  d4!)  13.  Se4  de,  14. 
Sc5:  Lc5:  15.  Le4  Ddl:  16.  Tdl: 
Tad8  mit  gutem  Ausgleich,  oder 
wie  in  der  bekannten  Partie  Lasker- 
Tarrasch,  St.  Petersburg  1914,  mit 
Zugumstellung  geschah:  (10.  Sd2 
0  —  0,  11.  Tel  Sc5,  12.  Lc2  d4) 
13.  cd  Sd4:  14.  Sd4:  Dd4:  15.  Sb3 
(Lenkt  ins  Endspiel  ein,  das  für 
Schwarz  etwas  besser  steht.  Aber 
auch  auf  den  wilden  Angriffszug 
15.  Dh5  könnte  sich  Schwarz,  wie 
Dr.  Tarrasch  in  seiner  bereits  vor- 
erwähnten Broschüre:  „Der  gegen- 
wärtige Stand"  genau  ausführt,  mit 
15.  .  .  .  g6!*)  16.  Dh6  Dh4,  17. 
Dh4:  Lh4:  18.  Sf3  Le7,  19.  Lh6 
TfdS  usw.  ganz  günstig  stellen.) 
15....  Sb3:  16.  ab  Ddl:  17.  Tdl: 
c5,  18.  Ld2  Tfd8  usw.  — 

Der  Textzug  ist  jedenfalls  eine 
beachtenswerte  Änderung  der  üb- 
lichen Methode,  welch'  letztere  darauf 
abzielt,  den  wertvollen  Lb3zu  behal- 
ten. Schwarz  verlegt  sich  in  der  Folge 
auf  die  positionelle  Fixierung  der 
feindlichen  Bauernschwächen,  wäh- 
rend Weiß  sich  in  feiner  Weise  neue      \j 

Wege  zum  Königsangriff  ebnet.  ig   [)cl3 cl2 

*)  Gefährlich  ist  statt  dessen  15.  .  .  . 
SdS.  —  In  einer  Warschauer  Beratungs- 
partie gegen  Rubinstein  (1914)  folgte: 
(15Dh5  Sd3)  16.  Ld3:!  Dd3:  17.  Se4! 
Tad8?  (viel  besser  war  TfdS)  18.  Lg5 
Lg5:  19.  Dg5:  h6,  20.  Del  Ld5,  21.  TeS! 
Dd4,  22.  Sf6t!!  Aufgegeben.  18. 


Sc5Xb3 
b5— b4 

Statt  dessen  schlägt  der  geist- 
reiche Analytiker  Dr.  Claparede  in 
der  „Tijdschrift  van  den  Neder- 
landschen  Schaakbond"  ex  1921 
unter  Anführung  zahlreicher  Vari- 
anten den  Durchbruch  13....  d5-d4  vor 
und  tatsächlich  wäre  der  Bauern- 
gewinn für  Weiß  nur  vorübergehender 
Natur,  z.  B.  14.  Sd4:  Sd4:  15.  cd 
c5,  16.  de  Lc5:  17.  Le3  Le7,  18. 
Ld2  Dd4  mit  gleichem  Spiel  oder 
14.cdLd5!  15.Le3Lb4,  16.  Sfl— d2 
Lf3:  17.  Df3:  Ld2:  18.  Ld2:  Sd4: 
19.  Dg3  c5  mit  Vorteil  für  Schwarz. 
Die  richtige  Taktik  für  Weiß  besteht 
aber  wohl  darin,  zum  Figurenspiel 
statt  des  Bauerngeplänkels  ehestens 
überzugehen,  also  etwa  14. Sfl — d2 
Dd7,  15.  De2  f6  und  jetzt  (statt 
16.  ef  Tf6:  wie  Dr.  Claparede  fort- 
setzt) einfach  16.  cd  Sd4:  17.  Sd4: 
Dd4:  18.  Sf3  Dd7,  19.  ef  Tf6:  20. 
L  g5  T  g6,  2 1 .  S  e5  und  Weiß  gewinnt. 


14.  Ddl— d3 

15.  Sfl— g3 

16.  Lei— f4 


Dd8— c8 

h7— h6 

Dc8— b7 


Mit  der  löblichen  Drohung:  bc, 
doch  erweist  sich  bald  diese  Ent- 
fernung der  Dame  vom  Hauptkriegs- 
schauplatz als  fatal. 

Allerdings  würde  nun  Schw.  auch 
nach  etwa  16....Te8,  17.  Sd4  Sd4: 
18.  cd  c5,  19.  de  Lc5:  (besser  ist  nach 
Dr. Claparede  19....Dc5:)  20.  Ted 
usw.  in  Schwierigkeiten  geraten. 

17.  Sg3— h5  

Schon  ziehen  sich  am  Königs- 
flügel schwarze  Wolken   zusammen. 

Kg8— h8 

Mit  der  Drohung  Lh6:  und,  wie 
die  Folge  zeigt,  manche  bei  weitem 
noch  ehrgeizigere  Pläne  im  Geheimen 
schmiedend. 

Kh8— h7 


-    78    - 


Stellung  nach  dem  18.  Zuge  von  Schw. 


X 

'I' 

-mi 

li  i 

#1 

i 

.  fk 

'1    , 

'ii 

v// 

i  S       ' 

v>i! 

i 

Ä 

^ 

'.L.    i 

&  '-rs 

S'j 

lg| 

fr^ 

^s:  is 

L 

19.  Sh5Xg7!!  .... 

Nun  bricht  das  Gewitter  los:  Der 
Draufgänger  Dr.  Olland  ist  in  seinem 
Element. 

19.  ....  Kh7Xg7 

20.  Lf4Xh6t  .       Kg7-h7 

21.  Sf3— göf!  .... 

Die  erste  Pointe  des  Springer- 
opfers. Falls  nun   21.  .  .  .  Lg5:,   so 

22.  Dg5:  Tg8,  23.  Dh5  Tg6,  24. 
Lg5t  Kg7,  25.  Lf6t  Tf6:  26.  eff 
Kf6:  27.  Dh4t  nebst  Te3  und  der 
schwarze  König  kann  seinem  Schick- 
sal nicht  mehr  entrinnen. 

21 Kh7— g6 

22.  Tel— e3!  .... 

Die  zweite  Pointe.  Das  Schlacht- 
feld beginnt  sich  immer  unüber- 
sichtlicher zu  gestalten.  Angriff  und 
Verteidigung  halten  sich  in  bravou- 
röser Weise  die  Wage,  bis  endlich 
der   Geist    über    die   Materie    siegt. 

22 b4Xc3 

23.  b2Xc3  Le6— g4 

Notwendig  wegen  der  Drohung 
Tg3,  was  auch  in  der  Folge  wie  das 
Damoklesschwert  über  dem  schwar- 
zen Spiele  schwebt.  —  Schlecht  wäre 
auch  jetzt,  ebenso  wie  schon  in  den 
vorigen  Zügen   23.  .  .  .   Kh6:   wegen 

24.  Se6:   nebst  Abzugsschach  Tg3. 

24.     h2— h4!  TfS— hS! 

Schwarz  verteidigt  sich  gediegen. 
Auf  24 Kh6:  würde  noch  immer 


25.   Tg3   rasch    entscheiden,   z.  B.: 

25.  .  .  .  DcS,  26.  e6!  bezw.  25 

Se5:  26.  SfTf  usw. 

25.  Dd2Xd5  Sc6— dS 

26.  Dd5— d4  D  b7— c8 

27.  e5— e6  Th8Xh6! 

Beiderseits   schöne   Zwangszüge. 

28.  e6Xf7!!  .... 

Eine  neue  Überraschung,  die  die 
Großzügigkeit  der  weißen  Angriffs- 
führung beweist:  Auf  28.  D g4:  würde 
sich  Schwarz  mit  28.  . . .  Lg5:  noch 
ganz  gut  verteidigen  können. 

28 Sd8— c6 

29.  Dd4— e4t  Kg6— g7 

Nun  hat  Schw.  zwei  Mehrfiguren 
und  droht  mit  Df5  sich  vom  feindlichen 
Griff  vollkommen  loszumachen. 

Stellung  nach  dem  29.  Zuge  von  Schw. 


1 MM-m-^  m 

iM^m.  B„ m 


30.  Tal— a5!!  .... 

Ein  glänzender  Zug,  der  zunächst 
Df5  verhindert  und  nunmehr  seiner- 
seits Tg3  droht.  Den  Turm  selbst 
darf  Schwarz  wegen  De7:  mit  der 
Drohung  De5f  nicht  nehmen  und 
auf  30.  .  .  .  Ld6  würde  31.  Td5 
Se7,  32.  Td6:  cd,  33.  De7:  ent- 
scheiden. —  Auch  30.  ...  Th4: 
genügt  wegen  31.  f3  usw.  nicht. 

30 Th6— g6! 

Noch  das  Beste.  Es  geht  aber  im 
Opferstile  weiter: 

31.  h4— h5!  Lg4Xh5 
3Z  Te3— g3  .... 


79 


Endlich  hat  der  Turm  den  ihm 
vom  GeneraHssimus  zugewiesenen 
Standort  erreicht. 

32 Kg7— h6 

33.  f7—  fSDf!  .... 

Weiß  macht  lauter  Problemzüge. 

Falls  nun  33.  .  .  .  Df8:  so  34.  Se6 
Te6:  35.  Thöif  Kh5:  36.  Dg4t 
nebst  Matt. 

33 •  LeTXfö 

34.  Sg5— f7t  Kh6— g7 

35.  Ta5Xh5  Tg6Xg3 

36.  f2Xg3  Sc6— e7 

Auf  36....  K  f7:  gewinnt  37.  Dc6: 

37.  Sf7— e5!  .... 

Wieder  der  stärkste  Zug.  Wenn 
nun  37.  .  .  .  Kf6,  so  38.  Sg4tKf7, 
39.  Th7t  Lg7,  40.  Sh6t  KfS,  41. 
Df4f  und  gewinnt. 

37 Dc8— e6 

38.  Th5— g5t  Kg7— f6 

39.  Se5— g4t  Kf6-~f7 

40.  De4 — f3t  Schwarz  gibt  auf. 

Eine,  halsbrecherische  Pracht- 
partie. 

EID 

Die  zurückhaltende  Spiel- 
weise (mit  d2 — d3),  also  eine  Art 
von  Giuoco  pianissimo  in  der  spa- 
nischen Partie  kann  oft,  wenn  nur 
der  Gegner  diese  Atempause  nicht 
richtig  ausnützt,  zu  einen  allmählichen 
Generalsturm  ausreifen.  So  in  der 
nachstehenden 

Partie  Nr.  12. 

Großturnier  zu  Pistyan   1922. 
Weiß:  Schwarz: 

H.  Wolf.  Przepiörka. 

1.  e2~e4  e7  — e5 

2.  Sgl      f3  Sb8  — c6 

3.  Lfl      b5  a7      a6 

4.  Lb5     a4  Sg8  -f6 

5.  0  —  0  Lf8      e7 

6.  Sbl      c3  .... 


Über  die  Licht-  .  und  Schatten- 
seiten dieses  Zuges  (statt  6.  Tfl — el) 
siehe  die  einleitende  Anmerkung  zur 
nächsten  Partie.  —  Die  Stellung  kann 
sich  übrigens  auch  mit  Zugumstellung 
nach  5.  Sc3  Le7!  (wegen  Lc5  siehe 
Partie  Nr.  14)  6.0  —  0  ergeben. 

6 b7  — b5 

7.  La4— b3  d7— d6 

e.     d2  — d3  .... 

Gilt  für  zahm  und  ungefährlich,  be- 
sonders aus  dem  Grunde,  weil  Schw. 
mit  dem  nächstzügigen  Springer- 
manöver den  lästigen  Läufer  b3  aus 
der  Welt  schaffen  und  demnach  ein 
leicht  zu  entwickelndes  Spiel  er- 
halten kann. 

8 Sc6  — a5! 

9.  Sc3  — e2  .... 

Als  Kompensation  für  den  Ab- 
tausch seiner  wichtigsten  Angriffs- 
figur (Lb3)  beabsichtigt  inzwischen 
Weiß,  seine  Kavallerie  zum  Rochade- 
angriff heranzuziehen  (vergl.  1 5.  Zug 
von  Weiß). 

In  einer  Partie  Lasker-Rubinstein 
(Viererkampf  Berlin  1918)  geschah 
hier  ganz  zurückhaltend  9.  h3  0 — 0, 
10.  Lg5Lb7,  ll.Sd2h6,  12.  Lh4 
Sb3:  13.  abd5!  14.  Tel  de,  15.de 
Sd7!  und  Schwarz  hat  sich  voll- 
kommen befreit.  —  Einen  scharfen 
Verlauf  nahm  hingegen  eine  Partie 
Marco -Bogoljubow,    Pistyan    1922: 

9.  Tel  Lg4,  10.  Se2  Sh5!  (Geschieht 
gerade  im  richtigen  Augenblick)  11. 
c3Sb3:  12.  ab  0—0,  13.d4f6,  14.Khl 
Dc8  mit  sehr  zweischneidigem  Spiel. 

9 Sa5Xb3 

10.  a2Xb3  c7  — c5 
Schwarz    verfolgt   nach  wie   vor 

eine  gute  und  gesunde  Strategie. 

11.  Lei— d2  0  —  0 

12.  Se2  — g3  Dd8  — c7 

13.  Ddl  — e2  Tf8— e8 

14.  h2  — h3  Le7— f8 
Ein  bewährtes  System   (Te8  nebst 

Lf8,  g6  und  Lg7),   um  dem  weißen 


Angriff,  der  sich  in  ziemlich  schab- 
lonenhaften Formen  entwickelt,  er- 
folgreich begegnen  zu  können. 

15.  Sf3  — h4  d6  — d5? 

Dies  aber  ist  voreilig  und  wird 
von  Weiß  in  klassischer  Weise  wider- 
legt. Geboten  war  zunächst  gl  —  g6. 

16.  Ld2  — g5!  .... 

Nun  bemächtigt  sich  Weiß  durch 
die  Drohung,  die  schwarze  Königs- 
stellung aufzureissen,  aller  strategi- 
schen Linien  und  Punkte. 


16 

Dc7  — c6 

17.  De2— f3 

d5Xe4 

18.     d3Xe4 

Te8  — e6 

19.  Tal— dl 

LcS  — b7 

20.   Tfl— el 

c5  — c4 

Ein  Gegenversuch,  der  zu  einem 
kläglichen  Fiasko  führt.  Noch  immer 
war  20 g7  —  g6  vorzuziehen. 

21.  Sh4  — f5  Ta8  — c8 

22.  b3Xc4  b5Xc4 

Auf  Dc4:  würde  23.  Sh6t  gh, 
24.  Lf6:  mit  entscheidender  Wirkung 
folgen.  Wie  man  sieht,  hat  also  Schw. 
auf  der  c-Linie  nichts  erreicht,  in- 
dessen aber,  wie  bald  ersichtlich 
wird,  den  Mitgenuß  der  d-Linie  end- 
gültig verloren. 


23.  Tel— e2 

a6— a5 

24.     c2  — c3 

Sf6  — d7 

25.  Te2  — d2 

■ 

Siehe  Anmerkung  zum  16.  Zuge 
von  Weiß.  —  Mit  solchen  Pfändern 
wie  die  besetzte  d-Linie  und  die  starke 
Springerstellung  auf  f5  muß  Weiß 
gewinnen.  Es  reift  bereits  zur  Ent- 
scheidung. 

25 Sd7— c5 

Das  Gegenspiel  von  Schw.  kommt 
eben  zu  spät. 

26.  Td2  — d8!  Te6  — e8 

Es  drohte  (z.B.  auf  26....  Sd3) 
Qualitätsgewinn  durch  27.  Se7f 


27.  Td8  — d6!  .... 

Nun  opfert  aber  Weiß  selbst  die 
Qualität.  Die  Partie  verwandelt  sich 
in  ein  schönes  Problem. 


27. 


Lf8Xd6 


Auf   Dc7    würde    28.Dg4    ent- 
scheiden. 

28.  TdlXd6  Dc6  — c7 

Stellung  nach  dem  28.  Zuge  von  Schw. 


29.  Lg5  — f6!!  .... 

Prachtvoll  gespielt.  Der  Läufer  ist 
wegen  Matt  in  2  Zügen  nicht  zu 
nehmen  und  auch  auf  29.  . .  .  g6  folgt 
Matt  durch  30.  Sh6t  Kf8,  31.  Lg7t!!: 
Kg7:  32.Df6t  nebst  Sg3— f5(t)  usw. 

29 Te8— e6 

30.  Df3  — g4  g7  — g6 

31.  Dg4— g5  Te6Xf6 

Erzwungen,  da  Weiß  Dh6  drohte. 

32.  Dg5Xf6  Sc5  — e6 

Weiß  kündigt  Matt  in  3  Zügen 
an  (33.  Sh6t  Kf8,  34.Te6:  nebst 
35.  Dh8#). 

Die  widerlegte   Widerlegung. 

Für  besonders  stark  galt  in  der 
eingeschränkten  Verteidigungsvari  - 
ante  der  Zug  6.  Sbl — c3  im  Zu- 
sammenhang mit  dem  aufrollenden 
8.  a2  —  a4,  bis  endlich  diese  Ansicht 
durch  die  nachfolgende  Partie  er- 
schüttert wurde.  —  Der  Zug  6.  Sc3 
sieht  zwar  natürlicher  als  6.  Tel  aus,. 


81 


da  er  die  Deckung  des  Be4  mit  einer 
gesunden  Figurenentwicklung  kumu- 
liert, doch  besteht  seine  Schwäche, 
wie  wir  schon  bei  der  vorigen  Partie 
beobachten  konnten,  darin,  daß  er 
dem  (durch  a6  und  b5)  in  eine  Sack- 
gasse vertriebenen  Läufer  b3  die  Ent- 
schlüpfungsmöglichkeit  (durch  c2-c3) 
wegnimmt  und  daher  der  Struktur 
des  weißen  Damenflügels  eine  ge- 
wisse Ungelenkigkeit  verleiht. 


Partie  Nr.  13. 

Großturnier  zu  Pistyan  1922. 
Weiß:  Schwarz: 


Aljechin. 

1.  e2  — e4 

2.  Sgl— f3 

3.  Lfl      b5 

4.  Lb5  — a4 

5.  0  —  0 

6.  Sbl  — c3 

7.  La4      b3 


Bogoljubow. 

e7  — e5 
Sb8— c6 

a7  — a6 
Sg8  fö 
Lf8— e7 

b7— b5! 

d7  — d6 


Dies  ist  besser  als  7.  .  .  .  0  —  0, 
worauf  zwar  der  von  Svenonius  emp- 
fohlene Ausfall  8.  L  d5  nach  8.  .  .  . 
b4!  9.  Lc6:  de,  10.  Se2  Se4:  11.  Se5: 
Ld6 !  (Partie  Schlechter-Vidmar,  Karls- 
bad 1911)  nichts  ergibt,  hingegen  die 
Textidee:  8.  a4!  viel  wirksamer  an- 
zuwenden wäre,  z.  B.  8 b4!?  (Am 

besten  ist  Tb8,  womit  aber  Weiß 
also  seinen  Zweck,  das  Alleinver- 
fügungsrecht  über  die  a-Linie  zu  er- 
langen, erreicht   hat.)     9.  Sd5    Se4: 

10.  d4  (Die  Angriffsführung  nach 
Dr.  Krause.  —  In  einer  Partie  Prokes- 
Euwe,  Pistyan  1922,  geschah  statt 
dessen:  10.  Se7:t  Se7:  [10....De7: 

11.  Tel  ist  für  Schwarz  wohl  sehr 
gefährlich.]  11.  Se5:  Lb7  12.  d3! 
Sc5?  [Sf6!]  und  jetzt  konnte  Weiß 
statt  13.  Sf7:  mit    13.  Lf7:t!  einen 

gesunden  Bauern  gewinnen.)    10 

ed,    11.  Tel    (Zweifelhaft    ist,    wie 

Dr.  Tarrasch,  der  überhaupt  für  7 

0  —  0  statt  7 d6  eintritt,  in  seiner 

Broschüre  „Der  gegenwärtige  Stand" 


richtig  ausführt:  11.  Se7:  Se7:  12. 
Dd4:  d5,  13.  Db4  c5,  14.  Da3  mit 
den  eingesperrten  Hauptfiguren  von 
Weiß,  der  daher  jedenfalls  besser 
14.  Del  spielt:  Partie  Trejbal-Rubin- 
stein,  Teplitz-Schönau  1922.)  11.... 
Sf6  (od.  Sc5)  12.  Sd4:  mit  starkem 
Angriff.  — 

Weniger  energisch  geschahin  einer 
Partie  Tarrasch  -  Grünfeld,  Pistyan 
1922,  auf  7....  0—0  zunächst  8.  d3 
(Abwartend  ist  hier  auch  8.  Tel  z.  B. 
8....  d6,  9.  h3  Sa5,  10.  d3  Sb3: 
11.  ab  Lb7  usw.)  8....  d6,  9.  a4 
(Also  doch  !  In  einer  Partie  Tarrasch- 
Schlechter,  Berlin  1918,  geschah  aber 
statt  dessen  sofort  9.  Sd5  Sa5,  10. 
Se7:  De7:  11.  Lg5  h6,  12.  Lh4 
[Vielleicht  12.  Lf6:!]  Sb3:  13.  ab 
De6.)  9....  b4,  10.  Sd5  Tb8,  11. 
c3  bc,  12.  bc  Sa5,  13.  La2  Sd5: 
14.  Ld5:  Kh8,  15.  d4  mit  ungefährem 
Ausgleich  der  Kräfte.  — 

8.     a2— a4  .... 

Während  dieser  stolze  Zug  in  der 
vorliegenden  Partie  vollen  Zusammen- 
bruch erleidet,  führt  hier  Marco's 
Lieblingsfortsetzung    8.    L  d5   nach 

einigen  Schreckschüssen:  8 Sd5: 

9.  Sd5:  Le6,  10.  d4  ed,  11.  Sd4: 
Ld5:  12.  ed  Sd4:  13.  Dd4:  0—0 
zum  friedlichen  Ausgleich. 

Auf  dengeistreichen,in£iner  Partie 
Balla-Prokes,  Pistyan  1922,  probierten 

Zug  8.  Se2   konnte  statt  8 Sa5, 

9.  Sg3  Sb3:    10.  ab  0  —  0,    11.  d4 

usw.,  gut  und  einfach  8 Se4:  9. 

Ld5  Dd7,  10.  Le4:  d5  mit  über- 
legener Entwicklung  für  Schwarz 
geschehen. 

Hinsichtlich  der  zurückhaltenden 
Spielweise  8.  d3,  worauf  Sa5!  nebst 
späterem    Sb3:  zu  folgen  hat,  siehe 
vorige  Partie. 
8 b5— b4! 

Bisher  galt  8....  Tb8,  9.  ab  ab 
für  das  verhältnismäßig  Beste,  worauf 
aber  Weiß  sich  mit  10.  d3  (Kaum 
günstig  wäre  mit  10.  De2  0—0,  11. 


Dr.  S.  G.  Tartakower:  Die  hypermoderne  Schachpartie. 


82    - 


Sb5:  auf  Bauernraub  auszugehen, 
da  Schwarz  darauf  mit  11 —  L  g4, 
12.  c3  Lf3:  13.  gf  Sh5,  14.  d4  Lg5! 
zum  Angriff  kommt. —  In  einer  Partie 
Trejbal-Aljechin,  Pistyan  1922,  ge- 
schah daher  zunächst  vorsichtig  10. 
h3  0—0,  11.  De2  Ld7!  12.  d3  [12. 
Sb5:  Se4:]  De8,  13.  Kh2  Sd4,  14. 
Sd4:  ed,  15.  Sd5  Sd5:  16.  Ld5:  c6, 
17.  Lb3  Le6!  18.  f4  Lb3:  19.  cb  TaS, 
20.  TaS:  Da8:  mit  Angriff  für  Weiß, 
dafür  aber  mit  realen  Bauernchancen 

für  den  Gegner.)  10 Lg4,    ll.Le3 

Sd4  (Dies  empfiehlt  „Collijn".  —  In 
einer  Partie  Reti  -  Spielmann,  Wien 
1913,  geschah  hier  11....  0—0,  12. 
Sd5  [Vielleicht  ist  zunächst  12.  h3! 

und  dann  auf    12 Lh5,     13.  Sd5 

oder  auch  13.  Se2  Lf3:  14.  gf  mit 
schönem  Zentraldruck  vorzuziehen.] 
12....Kh8,  [Besser  Sd5:  13.  Ld5: 
Sb4,  14.  Lb3  Le6  usw.  bezw.  13. 
€d  Sd4,  14.  Ld4:  ed,  15.  h3  Lf3: 
16.  Df3:  Lf6  mit  Ausgleich.]  13.  c3 
Sd5:  14.  Ld5:  Ld7,  15.  Ta6  De8, 
16.  d4  mit  Stellungsvorteil  für  Weiß.) 

12.  Ld4:  ed,  13.  Se2  c5,  14.  c3  de 
15.  bc  usw.  in  der  Mitte  sehr  günstig 
stellt.  — 

Sehr  elegant  widerlegt  Dr.  Krause 
8. . . .  Lg4  durch  9.  ab  Sd4,  10.  Ta6: 
Ta6:  11.  ba  Dc8,  12.  La4t  c6,  (Kf8 

13.  a7)  13.  Sd4:!!  Ldl:  14.  Lcöif 
nebst  a6 — a7  und  Weiß  gewinnt. 


9.  Sc3— d5 


Sc6— a5! 


Collijn's  Lärobok,  diese  nordische 

Schachbibel,  berücksichtigt  nur  9 

0—0,  10.  Tel,  bezw.  9....Lg4  [Ja- 
nowski]    10.  c3  bc,  11.  bc  Se4:  12. 

Se7:!  Se7:  13.  d4!  usw.  bezw.  9 

Se4:  10.  d4  0— 0,  (oder  10....  ed, 
11.  Se7:  Se7:  12.  Dd4:  Sf6,  13. 
Db4:  usw.  oder  auch  10. ...  Lb7,  11. 
Tel  Sf6,  12.  Se7:!De7:  13.de  [13. 
a5!]  de,  14.  Se5:  Se5:  15.  Lf4  zu- 
gunsten von  Weiß.)  11.  Tel  (Dies 
ist  stärker  als  11.  Se7:  Se7:  12.  Tel 
Lb7,  13.  de  d5  mit  gleichen  Chancen.) 
ll....Sf6,  12.Se7:t  Se7:  (De7:  13. 


Lg5)  13.  de  de,  14.  Dd8:  Td8:  15. 
Se5:  mit  besserem  Spiel  für  Weiß. 
Eine  interessante  Wendung  nahm 
hier  die  Partie  Marco-Aljechin  vom 
selben  Pistyaner  Turnier  9 — Tb8, 
10.  d4  Lg4,  11.  c3  0—0,  12.  Tel 
(Besser  ist  12.  Lc4,  z.B.:  12.  .  .  .  bc, 

13.  bc  Se4:  14.  La6:,  wie  in  einer 
P.  Tarrasch-Capablanca,  Petersburg 
1914  erfolgte)    12....  bc,  13.  bc  ed, 

14.  cd  Lf3:  15.  gf  Sd4:  und  nun 
konnte  Weiß  statt  16.  Lc4  mit  16. 
Se7:t!  De7:  17.  Lc4  ein  befriedi- 
gendes Spiel  erlangen. 

10.  Lb3— a2  .... 
Nicht    10.  Sb4:   wegen  Tb8.  — 

Hingegen  geschah  in  einer  Partie 
Spielmann-Reti,  Berlin  1920,  ganz 
unbefangen:  10.  d4Sb3:  ll.cbSd5: 
(Hier  wäre  11.  .  .  .  Se4:  12.  Tel 
Lb7!  zu  versuchen.)  12.  ed  e4,  13. 
Sd2  Lb7,  14.  f3!  mit  praktischen 
Chancen.  —  Svenonius  empfiehlt 
übrigens  10.  Se7:  De7:  ll.d4,  wo- 
rauf z.  B.  11.  .  .  .  Lb7,  12.  Lg5  c5 
(oder    12.    .  .  .    Sb3:    13.    ab    Le4: 

14.  Tel  Lf3:  15.  Df3:0— 0,  16.  d5) 
13.  de  de  14.  Sd2  usw.  für  Schwarz 
nachteilig  wäre  und  daher  wohl  am 
besten  11.  .  .  .  Se4:!  12.  de  Lb7, 
13.  ed  Dd6  folgt. 

10 Sf6Xd5 

Schwarz  kommt  durch  ganz  ein- 
fache und  gesunde  Züge  in  Vorteil. 
In  der  Partie  Spielmann-Reti  (letzte 
Runde  von  Göteborg  1920)  geschah 
hier  in  verwegener  Weise  die  Neue- 
rung 10.  .  .  .  Se4:!?,  worauf  Weiß, 
wie  nachträgliche  Analysen  ergaben, 
statt  11.  Se7:  De7:  12.  d4  Lb7,  13. 
Tel   [13.  Del!]  0—0,   14.  Dd3:  edü 

15.  Lg5  De8,  16.  Sd4:  c5,  17.  Sf5 
De5 !  usw.  mit  dem  profunden  Manöver 

11.  d4  Lb7,  12.  Del  !!  in  Vorteil 
kommen  konnte. 

11.  La2Xd5  c7  — c6 

12.  Ld5  — a2  c6— c5!! 
Dies  ist   die  Pointe   der   ganzen 

Verteidigungsanlage     von    Schwarz, 


83 


dessen  Stellungsvorteil  am  Damen- 
flügel nunmehr  immer  fühlbarer  wird. 
Viel  schwächer  geschah  im  Wett- 
kampf Tarrasch-Schlechter  (Köln, 
1911):  12.  .  .  .  0—0  mit  der  Folge: 
13.  d4  Dc7,  14.  Ld2!  c5  (besser 
wäre  nach  Lasker  zuerst  Tb8)  15. 
de  de,  16.  c3  Lb7,  17.  cb  cb,  18. 
Tel  Dd6,  19.De2.  Weiß  steht  etwas 
besser. 

13.  c2--c3  Ta8  — bS 

14.  La2  — d5  .... 

Der  Läufer  muß  sich  noch  recht- 
zeitig ins  Freie  retten. 

14 0  —  0 

15.  d2  — d4  .... 

Durch  Erfahrung  klug  geworden, 
hat  man  hier  in  späteren  Partien 
vorsichtiger  und  besser  15.  d2 — d3 
gespielt,  z.  B.:  15.  d3  Le6  16.  Le6: 
fe,  17.  Ld2  bc,  18.  bc  c4!  19.  d4 
Sb3  und  Schwarz  ist  doch  im  Vor- 
teil: Partie  Maröczy-Johner,  Teplitz- 
Schönau   1922. 


18.  Ld5Xe6 

19.  d4— d5 


f7Xe6 


15       .... 
16.      c3yd4 


e5Xd4 
c5  —  c4 ! 


Hiermit  hat  bereits  die  Über- 
legenheit der  schwarzen  Stellung 
reale  Formen  angenommen,  was 
sonst  in  einem  so  frühzeitigen  Er- 
öffnungsstadium nur  selten  vorkommt. 

Stellung  nach  dem  1 6.  Zuge  von  Schw. 


17.  Lei— e3  Lc8— e6 

Strategisches  Ziel  des  Schwarzen: 
Vereinfachung. 


Strategisches   Ziel   des   Weißen 
Verwicklung. 


19.  .  . 

20.  Tal 


cl 


e6 — e5 
Dd8— d7 


Die  peinliche  Befragung  beginnt 
(Ba4!) 

21.  Sf3— g5!  .... 

Hiermit  ergreift  Weiß  noch  seine 
beste  praktische  Chance,  die  zunächst 
in  der  Beseitigung  des  schwarzen 
Verteidigungsläufers  und  später  im 
rücksichtslosen  Bruch  des  Zentrums 
besteht. 

Die  ebenso  geistvolle  wie  groß- 
zügige Art,  in  der  Weiß  seine  posi- 
tioneil bereits  verlorene  Stellung 
verteidigt,  verleiht  dieser  ohnedies 
theoretisch  sehr  wichtigen  Partie 
auch  hohes  vitales  Interesse. 

21 Le7Xg5 

22.  Le3Xg5  Tb8— c8 
23.Ddl— e2  h7— h6 

24.  Lg5— h4  Tf8— f7 

Um  (nach  Da4:)  Le7  zu  ver- 
hindern. 

25.  Lh4— g3  .... 

Die  einzige  Gegenchance.  Der 
a-Bauer  war  sowieso  nicht  zu  retten. 
Während  dessen  Eroberung  soll  aber 
der  Läufer  Wunderdinge  verrichten. 

25 Dd7Xa4 

Nachdem  nun  Schwarz  fast  alle 
seine  Figuren  (D,  S,  T)  am  Damen- 
flügel postiert  hat,  ist  es  nicht  ver- 
wunderlich, daß  Weiß  im  folgenden 
Teil  der  Partie  etwas  Gegenspiel 
bekommt. 


e5Xf4 
Da4— b5 


26.  f2— f4! 

27.  Lg3Xf4 
Deckt  indirekt  Bd6  (wegen  D  b6t) 

28.  Lf4Xh6!  .... 

Weiß  kämpft  wie   ein  Tiger  um 
sein  Leben. 


84 


28 c4— c3! 

Dies  sollte  das  Opfer  von  Weiß 
wiederlegen. 


29. 
30. 
31. 


De2— g4 
Dg4Xd7 
b2Xc3 


Db5— d7 
Tf7Xd7 


Stellung  nach  dem  31.  Zuge  von  Weiß. 


i»  W   ■    -^ 


y/A.       v/////y  "•  v/////,.       w. 

'W^/  W^y  W/"/ 


^., 


m 


7/y         y////Ä 


m 


31 


b4Xc3? 


Sieht  riesenstark  aus,  doch  ge- 
lingt es  hierauf  Weiß,  sich  in  sinn- 
reicher Weise  von  der  unmittelbaren 
Gefahr  zu  retten  (32.  Ld2!!)  und 
später  durch  die  Schaffung  einer 
Gegenchance  (34.  Ld6:)  die  Spiele 
auszugleichen.  —  Aber  auch  nach 
31.  ...  gh,  32.  cb  ist  der  Gewinn 
für  Schwarz  trotz  der  Mehrfigur 
keineswegs  klar  ersichtlich,  da  seine 
Bauern  schwach  und  seine  Offiziere 
disloziert  stehen.*) 


*)  Diese  nach  31.  .  .  .  gh,  32.  cb  ent- 
stehende Stellung  ist  wohl  einer  weiteren 
Vertiefung  wert,  da  sie  die  Ressourcen 
der  numerisch  schwächeren  Partei  gut 
beleuchtet.  Die  Folge  könnte  dann  sein: 
32.  .  .  .  Sc4  (Nimmt  die  Fesselung  in 
Kauf,  da  nach  dem  Turmtausch  dem  Sa5 
noch  weniger  Zukunft  blühen  und  Weiß 
auf  der  c-Linie  frei  operieren  würde,  z.  B.: 
32.  .  .  .  Tel:  33.  Tel:  Sb7,  34.  TcSf 
Kf7  [oder  Td8,  35.  T  c7  Tb8,  36.  Td7 
Kf8,  37.  g4  usw.]  35.  TaS  Te7,  36.  Ta7 
Ke8,  37.  Kf2  K  d8,  38.  Ke3  usw.  Oder 
etwas  besser:  33.  .  .  .  Sb3,  34.  Tc8tKf7, 

35.  Kf2  [um  Be4  zu  behalten]  a5  [oder 
Tb7,  36.  Ta8  Tb4:  37.  Ta6:  Ke7,  38.  e5] 

36.  ba  Sa5:  37.  Ke3.  Die  Bauern  von 
Schwarz  sind  wohl  epileptisch.)  33.  T  c3 
(Um  die  Fesselung  zu  vervollständigen, 
eventuell  aber  auch  gegen  den  feindlichen 


Hingegen  hätte  hier  31.  .  .  . 
b4— b3!  32.  Lf4  Sc4  nebst  Vor- 
rücken des  a-Bauern  der  ganzen 
Genialität  von  Weiß  ein  grausames 
Veto  eingelegt  und  die  Partie  wahr- 
scheinlich rasch  gewonnen. 

32.  Lh6— d2!  .... 

Der  Rettungszug.  Es  folgen  aber 
noch  einige  scharf  pointierte  Wen- 
dungen, da  Schwarz  die  Hoffnung 
auf  Gewinn  keineswegs  aufgeben  will. 


32 

33*  Ld2— f4 
34.    Lf4Xd6 
Auch  nach  34. 


Td7— c7 
Sa5— b3 
Tc7— f7 
Td7,  35.Lf4 


hat   Weiß    dank    seinen    mächtigen 
Freibauern  niclits  mehr  zu  fürchten. 


35. 
36. 
37. 


Tfrxf7 

Tf7— fl 
Ld6— a3! 


Sb3Xcl 
Sei— d3 


Weiß     muß     noch     sehr    präzis 
spielen,  um  die  Partie  zu  halten. 


37 

38.     d5— d6 


c3— c2 
Kg8— h7 


Ein    Fehler     wäre     selbstredend 

38.  .  .  .  c2— clD,  39.  Lei:  Sei: 
wegen  40.  d7  Se2t  41.  Kf2.  Daher 
möchte  Schwarz  durch  weitere 
Königsannäherung  noch  auf  eventu- 
ellen Zugzwang  spekulieren  — 

39.  h2— h4!  .... 

—  welche  Hoffnung  jedoch  Weiß 
im  Keime  erstickt. 

39 *  Tc8— c4 

Ein  letzter  machtvoller  Griff,  den 
aber    Weiß    wieder    in    geistreicher 

König  auszufallen.  —  Ungenügend  wäre 
wohl  33.  Tal  wegen  TaS,  34.  Tfcl  Sd2, 
35.  b5  Se4:  nebst  Sc5.  —  Interessant  ist 

33.  Tf4,  um  e4— e5  zu  drohen,  z.  B.  33. . . 
Tb7,  34.  e5!  Tb4:?  35.  ed  usw.  Schwarz 
spielt  daher  besser  33.  .  .  .  Tf7,  34.  Th4 
Kh7.  Nun  wäre  35.  e5  wegen  Se3!  ver- 
früht, daher  muß  Weiß  zunächst  35.  h3 
ziehen,  worauf  sich  Schwarz  nunmehr  mit 
35.  .    .    .    Sb6    salviert.)    33.  .  .  .    T  b7, 

34.  Tfcl!  Tb4:  35.  e5!  de,  36.  d6  mit 
Ausgleich. 


85 


Weise  abschüttelt.  Schwarz  gewinnt 
einen  Bauer,  jedoch  nicht  die  Partie, 
die  nunmehr  Freibauer  gegen  Frei- 
bauer, Chance  gegen  Chance  auftritt. 

40.  e4— e5!  Sd3Xe5 

41.  La3--b2  Tc4— c8 

Selbstverständlich     nicht     Sd3? 
wegen  42.  d6 — dl. 

42.  Tfl— cl  Se5— d7 

43.  Kgl— f2  Kh7— g6 

Letzter  Akt:  Die  Majestäten  treten 
heran. 


44.  Kf2— e3 

Tc8— c6 

45.  Lb2~d4 

Sd7— f6 

46.  Ke3— d3 

Tc6Xd6 

47.  TclVc2 

Remis. 

(ED 


Zwei  Schachzauberer. 

Die  nachstehende  Partie,  die  zwei 
Hauptvertreter  der  neo-romantischen 
Schule  zusammenführte,  gehört  zu 
den  kombinationsreichsten  der  ge- 
samten Schachliteratur.  Beide  Jung- 
meister verschwenden  schon  in  der 
Eröffnung  ungeheure  Energien  an 
Geist,  Witz  und  Phantasie.  Als  Fazit 
der  Verwicklungen  büßt  zwar  Schwarz 
einen  Bauer  ein,  opfert  aber  in  groß- 
zügiger Weise  noch  einen  zweiten, 
um  in  einem  spannenden  Turmend- 
spiel gleichzuziehen.  Es  wird  bis 
zum,  letzten  Soldaten  gekämpft,  doch 
wiederholt  sich  der  häufige  Fall,  daß 
gerade  die  lebhaftesten  und  wilde- 
sten Partien  —  remis  werden! 

Partie  Nr.  14/ 

Großturnier  zu  Wien  1922  (I.  Runde). 
Weiß:  Schwarz: 

A.  Aljechin.  R.  Reti. 


1.  e2— e4 

2.  Sgl— f3 

3.  Lfl— b5 

4.  Lb5— a4 

5.  Sbl-c3 


e7— e5 
Sb8— c6 

a7— aS 
Sg3— f6 


Auch  an  dieser  Stelle  (statt  des 
üblichen  5.  0 — 0)  hat  der  Springer- 
zug die  spezifische  Schwäche,  die 
darin  besteht,  daß  die  Bildung  des 
Zentrums,  sowie  das  Erhalten  des  ab- 
gedrängten Läufers  erschwert  wird. 
Dafür  nimmt  er  freilich  den  Vorteil 
einer  gesunden  Figurenentwicklung 
für   sich  in  Anspruch. 

5 b7— b5 

Im  Zusammenhang  mit  der  nächst- 
zügigen Läuferentwicklung  auf  c5 
(statt  auf  e7)  ist  dieser  an  sich  zu- 
lässige Vorstoß  verfrüht.  (Siehe  An- 
merkung zum  1 1.  Zuge  von  Schwarz.) 
Am  initiativsten  dürfte  sofort  5.  .  .  . 
Lf8 — c5!  sein,  nachdem  das  fulmi- 
nante Scheinopfer  6.  Se5:  durch  die 
letztjährigen  Untersuchungen  als  un- 
schädlich entlarvt  wurde.  Es  folgt 
dann  nämlich  (ähnlich  wie  im  Text- 
verlauf): 6.  Seöf!?  Se5:  7.  d4  Ld6!*) 

8.  f4  (bezw.  8.  0—0  0—0!  9.  f4 
Sc4!  10.  e5  b5,  1 1.  Lb3  Lb7  analog 
dem  Hauptspiel.  —  Oder  aber  8.  de 
Le5:  mit  gleichem  Spiel.)  8.  ..  .   Sc4! 

9.  e5  0—0,  10.  Lb3  b5,  11.  0—0 
Lb7,  12.  ed  (auch  12.  ef  Df6:  bezw. 
12.  a4  Sa5  ist  für  Schwarz  ganz 
günstig)  cd!  13.  Lc4:  bc  mit  guten 
Gegenchancen.  —  Auch  nach  6.0 — 0 
(statt  6.  Se5:)  kommt  Schwarz  mit 
6.  .  .  .  b5,  7.  Lb3  d6  bereits  zur 
unangenehmen  Drohung  Lg4  und 
hiermit  zur  Initiative.  Wenn  Weiß 
jetzt  diese  Fesselung  durch  8.  h3  zu 
verhindern  sucht,  so  formiert  sich 
(nach  Dr.  Tarrasch's  Ansicht)  mittels 
h7 — h6  nebst  g7^g5 — g4  ein  un- 
widerstehlicher Angriff  für  Schwarz. 
Ebenso  ist  der  Gegenversuch  8.  a4 
wegen  Lg4!  9.  ab  Sd4,  10.  Ta6: 
Ta6:  11.  ba  Dc8  nebst  Lf3:  und 
D  h3   für   Weiß   kaum    empfehlens- 


*)  Auf   das    schwächere  Ausweichen 

7.  ...  Lb4  folgte  in  einer  Gastpartie 
Aljechin-Dr.    Forrester    (Glasgow    1923): 

8.  de  Se4:  9.  Dd4  Sc3:  10.  bc  La5,  11. 
Las  b6,  12.  e6  Df6,  13.  LdTif  Kd8,  14. 
Lc6t  Dd4,  15.  e7X. 


86 


wert.  Am  besten  dürfte  noch  8.  d3 
sein,  z.  B.  wie  in  einer  Partie  Möller- 
Spielmann,  Kopenhagen  1923,  er- 
folgte :  8.  dS  L  g4, 9.  L  e3  (Dr.  Tarrasch 
empfiehlt  hier  9h3  Lh5,  10.  Lg5 
nebst  event.  g4)  9. . . .  0 — 0  (hier  kann 
auch    9.  .  .  .    Sd4,    10.    Ld4:    Ld4: 

11.  h3:  Lc3:  12.  bc  Lf3:  13.  Df3: 
0 — 0  zum  Ausgleich  führen),  10.  Sd5 
Sd4,  11.  Ld4:  Ld4:  12.  c3  La7, 
13.  Se3  Le6,  14.  Lc2!  c5,  15.  d4 
ed,  16.  cd  mit  gutem  Spiel  für  Weiß. 
—  Ganz  passiv  geschah  statt  6.  S  e5: 
oder  6. 0 — 0  in  einer  Klubturnierpartie 
Rotenstein-Pahl,  Berlin  1920:  6.  Lc6: 
de,  7.  h3  De7,  8.  d3  Ld7,  9.  D  e2, 
worauf  jetzt  statt  des  bizarren  Sh5, 
wohl  am  zweckmäßigsten  9.  .  .  . 
0-0-0  geschehen  sollte.  —  Zu  er- 
wähnen ist  schließlich,  daß  Schwarz 

auch  nach  6.  d3  b5  (oder  auch  6 

d6,  7.  Le3  Lb4,  8.  0-0  Lg4)  7.  Lb3 
d6,  8.  Sd5  (von  Dr.  Krause  emp- 
fohlen. —  Kaum  gut  ist  8.  Lg5  h6, 
9.  Lf6:?  Df6:  10.  Sd5Dd8.  Marco- 
Spielmann,  Pistyan  1922)  8....Sa5, 

9.  Lg5  Sb3:  10.  ab  c6,  11.  Sf6:  gf, 

12.  Lh4  Tg8,  13.  Dd2  Tg6  usw. 
nichts  zu  fürchten  hat.  Hiermit  er- 
scheint der  kecke  Zug  5.  .  .  .  Lc5 
vollkommen  existenzberechtigt. 

Schwarz  kann  aber  auch  statt 
dessen  mit  5.  .  .  .  Lf8 — b4  (und 
wenn  darauf  6.  Sd5,  so  am  besten 
Lb4 — e7)  in  eine  bequeme  Variante 
des  Vierspringerspiels,  oder  mit  5.  . . . 
d7— d6  6.  Lc6:  bc,  7.  d4  usw.  in 
eine  von  Steinitz  empfohlene,  oder 
endlich  mit  5.  .  .  .  Lf8— e7,  6.  0—0 
(Das  Naheliegendste.  Gediegen  ist 
auch  6.  d3  d6,  z.  B. :  Länderkampfpartie 
Post-Euwe  [Berlin  1923]  7.  h3  0— 0, 
8.  0 — 0  L  e6  [zweckmäßiger  8.  .  .  ,  b5 
nebst  Sa5],  9.  Sg5  Sd7,  10,  Dh5 
Lg5:  11,  Lg5:  f6,  12.  Le3  mit  etwa 
gleichem  Spiel  oder  noch  bemerkens- 
werter: Partie  Spielmann-Rubinstein, 
Mähr.-Ostrau  1923:  7.  Sd5  Sd5:  [vor- 
sichtiger 0—0],  8.  ed  b5,   9.  de  ba, 

10.  c4!  0—0,  ll.Da4:Lf5,  12.Le3! 


[eine  großartige  Konzeption!],  12.... 
Ld3,  13.  0-0-0  e4  [besser  sofort  Le2], 
14.  Sei  Le2,  15.  Td2Lh5,  16.  Sc2 
a5,  17.  Sd4  Dc8,  18.  Db5  usw.  mit 
fühlbarer  Stellungsüberlegenheit  für 
Weiß),  6. . . .  b5 !  7.  Lb3  d6  in  die  Haupt- 
verteidigung der  Spanischen  Partie 
[siehe  Partie  Nr.  12]  einlenken. 

6.  La4— b3  Lf8— c5 
Nach    der    erfolgten    Lockerung 

des  Damenflügels  (als  welche  sich 
der  Vorstoß  b7 — b5  immerhin  nicht 
verleugnen  läßt)  ist  diese  Initiativ- 
entwicklung schon  sehr  gefährlich. 
Vorsichtiger  war  daher  6.  .  .  . 
Lf8 — e7,  worauf  Weiß  entweder  mit 
7.  0 — 0  in  die  Hauptvariante  ein- 
lenken, oder  nach  Svenonius  am 
besten  mit  7.  Ld5  fortsetzen  kann. 
Ungünstig  für  Schwarz  wäre  statt 
des  Textzuges  der  weitere  Bauern- 
lauf 6.  .  .  .  b5— b4  wegen  7.  Sd5 
Se4:  8.  De2  Sd6  (Auf  8.  Sc5  setzt 
Svenonius  sehr  hübsch  mit  9.  Se5: 
Sd4,  10.  Dh5!  g6,  11.  Sc7:t  Dc7: 
12.  Lf7:t  Kd8,  13.  Dh4t  usw.  mit 
Vorteil  für  Weiß  fort.)  9.  Se5:  Sd4 
(Auf  Se7  würde  10.  c4  c5,  11.  d4 
cd,  12.  c5  folgen  können.)  10  De3! 
Sd4 — f5,  1 1.  Df4  usw.  Schwarz  kann 
sich  kaum  befreien. 

7.  Sf3Xe5  ^  .... 
Wie   schon    in    der   Anmerkung 

zum  5.  Zug  von  Schwarz  (bei  der 
Variante  5.  .  .  .  L  c5)  ausgeführt 
wurde,  vermag  Weiß  mit  keiner 
anderen  Fortsetzung  (7.  0 — 0  bezw, 
7.  d3)  zur  Initiative  zu  gelangen. 

7 Sc6Xe5 

Verfehlt  ist  hier  bekanntlich  7.  .  .  . 
Lf2:f,  da  der  weiße  König  nach 
einigen  Schachs  in  Sicherheit  kommt 
und  das  weiße  Bauernzentrum  über- 
mächtig wird. 

Auch  mit  dem  Bauernopfer  mittels 
7.  .  .  .  0—0,  8.  0— 0  Sd4?  (wie  in 
einer  Partie  Wolf-Duras,  Karlsbad 
1907  geschah)  bleibt  Schwarz  nach 
9.  Sf3!  in  gedrückter  Stellung. 


87    — 


8.  d2— d4  Lc5— d6 
Dies  ist   viel    besser   als  8.  .  .  . 

Ld4:  (oder  auch  8.  .  .  .  d6  oder 
8.  Lb4),  da  es  dabei  dem  Schwarzen 
im  10.  Zuge  gelingt,  die  weißen 
Bauern  zu  zersplittern  und  dadurch 
eine  gute  Gegenchance  zu  erlangen. 

9.  d4Xe5  .... 

Wegen  9.  f4  sei   wieder  auf  die 

Anmerkung  zum  5.  Zuge  von  Schwarz 

verwiesen.   —  Jetzt   (nach  b7 — b5) 

ist   der   Textzug   für  Weiß   günstig. 

9 LdöXeö 

10.  f2— f4  LeöXcSf 

11.  b2Xc3  0—0 
Hätte  Schwarz  nicht  vorher  b7-b5 

gezogen,  so  würde  sich  Weiß  in 
diese  ganze  Abwicklung  (mit  9.  de 
und  10.  f4)  kaum  einlassen,  da 
sonst  nunmehr  Sf6Xe4  ungestraft 
geschehen  könnte,  während  jetzt  auf 

11.  .  .  .  Se4:  12.  Dd5  gewinnen 
würde,  z.  B.  12....  De7!  13.  Da8: 
SgSf,  14.  Kf2!  Shlif,  15.  Kfl! 
Dc5!  (bezw.  15.  .  .  .  Dh4,  16.  Le3 
0—0,  17.  Kgl  und  erobert  Shl) 
16.  De4t  Kd8,  17.  Le3  Dc3:  18. 
Ld4  usw. 

12.  e4— e5  .... 

Nun  glaubt  Aljechin  den  ent- 
scheidenden Stellungsvorteil  als  reife 
Frucht  seiner  besseren  Eröffnungs- 
behandlung einheimsen  zu  können, 
doch  versteht  der  Gegner  unter  Auf- 
wendung seiner  ganzen  Qualität  die 
ärgste  Gefahr  abzuwenden. 

Stellung  nach  dem  1 2.  Zuge  von  Weiß. 


m    m    m    ii 


I,  fi 


S©"B' 


Beginn  der  Märchenphase: 
Beide  Teile  wetteifern  in  grandi- 
osen Konzeptionen.  Alles  hängt,  hinkt 
und  hockt. 

12 c7— c5!! 

Schwarz  sieht  ein,  daß  er  nach 
12.,,.De7,  13.  De2  Se8  oder  auch 
gleich  12.  .  .  .  Se8  infolge  der 
schlechten  Springerstellung  ein  an- 
dauernd beengtes  Spiel  behalten 
würde  und  faßt  daher  den  mann- 
haften Entschluß,  um  jeden  Preis 
zum  Gegenangriff  zu  gelangen. 

Die  für  die  spanische  Eröffnung 
charakteristische  Sackstellung  des 
weißen  Königsläufers  kommt  dabei 
den  Kombinationen  von  Schwarz 
zugute  — 
13.  Lei— a3!!  

—  während  Weiß  trotzalledem  auf  die 
Zaubermacht  seiner  Läuferdiagonalen 
pocht. 

Schlecht  wäre  hingegen  der  plau- 
sibel aussehende  Zug  13.  c3 — c4 
wegen  d7 — d5!  und  Schwarz  be- 
herrscht das  Spiel. 

13.      ,  .  .  .  Dd8— a5! 

Jeder  Zug  beiderseits  ein  Treffer. 
In  beiden  Lagern  hängt  alles  und 
ist  doch  alles  gedeckt.  Zunächst  ist 
anscheinend  Schwarz  am  Ruder. 


14.  0-0 

15.  e5Xf6 


Da5Xa3 
c5 — c4 


Man  wäre  jetzt  geneigt  zu  glauben, 
daß  Lb3  verloren  geht. 

16.  Ddl— d5!  .  .  .  '. 
Mit  nichten!  Es  ist  im  Gegenteil 

Weiß,  der  durch  die  gewaltige 
Doppeldrohung  (Turmgewinn  durch 
Da8:  oder  Mattführung  durch  Dg5) 
nunmehr  in  Vorteil  kommt.  Man 
sieht,  daß  eine  Großmeisterhand  die 
weißen  Figuren  führte. 

16 Da3— a5! 

Eine  sinnreiche  Parade. 

17.  f6Xg7  .... 


88 


Auf  17.  Dg5  kommt  Dböf  nebst 
Df6:  und  auf  17.  Da8:  folgt  Dböf 
18.  Khl  Lb7  und  Weiß  verliert 
außer  der  Dame  noch  Lb3. 


17 

18.  Kgl— h 


D  a5— b6t 
Kg8Xg7 


Auf  18.  ...Td8  würde  19.  Lc4:! 
bc,  20.  Da8:  Lb7,  21.  Tablü  mit 
Qualitätsgewinn  für  Weiß  folgen. 

Gegen  diese  tötliche  Pointe,  die 
nun  auch  nach  der  Textfortsetzung 
in  Vorschein  tritt,  war  die  ganze 
Genialität  von  Schwarz  machtlos. 


9.  Lb3Xc4!! 


Lc8— b7 


Wiederum  wenn  19.  .  .  .  bc,  so 
20.  Da8:  Lb7,  21.  Tabl.  Weiß  hat 
nun  also  aus  dem  sinnverwirrenden 
Knäuel  von  Kombinationen  einen 
Bauer  erobert. 


20.  Dd5— eöf 

21.  Lc4— d3 


Db6 
Tf8 


f6 

-e8 


Trotz  des  erlittenen  Bauernver- 
lustes läßt  Schwarz  den  Mut  keines- 
wegs sinken.  Er  opfert  vielmehr  noch 
einen  zweiten  Pion,  um  dafür  an 
Terrainwirkung  für  seine  Figuren  zu 
gewinnen. 

22.  De5— h5  .... 

Naheliegenderweise  zieht  Weiß 
Bd7  dem  verdächtigen  Bh7  vor. 


22 

23.'  Dh5— g4t 

24.  Dg4— d7t 

25.  Dd7— d4 


h7— h6 
K  g7— h8 
Te8— e7 


Nun  sind  wir  aus  dem  Märchen- 
wald endgültig  heraus.  Weiß  hat 
mit  seinen  letzten  Zügen  verstanden, 
die  erwünschte  Vereinfachung  durch 
Damentausch  zu  erzwingen  und 
glaubt  im  Mehrbesitz  zweier  Bauern, 
daß  der  Rest  nur  Sache  der  Technik 
sei.  Indessen  erweist  sich  der 
schwarze  Führer  auch  in  der  ver- 
einfachten   Stellung    und    trotz    der 


erlittenen  Bauernblutung alsMeister.*) 
Im  übrigen  sind  bekanntlich  die 
Turmendspiele  sehr  schwer,  oder 
wie  Dr.  Tarrasch  launig  sagt,  nie 
zu  gewinnen! 

25 Df6Xd4 

26.      c3Xd4  Ta8— d8 

Stellung  nach  dem  26.  Zuge  von  Schw. 


- 

- 

/ 

0 

P                     o 

Li           u 

'^11 

,  1 — 1 

^    ^ 

Beginn  der  Schachprosa: 
Weiß  arbeitet  mit  2  Bauern  mehr. 
Und  doch  weist  das  Spiel  noch 
viele  Feinheiten  auf.  Die  Materie 
beugt  sich  schließlich  vor  dem  Geist. 

27.      f4— f5!  f7— f6 

Es  verlohnt  sich  der  Mühe,  zu 
untersuchen,  ob  Schwarz  hier  sofort 
zugreifen  durfte.  Also:  27.  .  .  .Td4: 

a)  Anscheinend  folgt  darauf  28.  f5-f6 
und  Schwarz  kom.mt  aus  der 
Mattstellung  nicht  mehr  heraus. 
Dies  ist  jedoch  ein  Irrtum:  28. 
f6  Teö,  29.  Tael  Tg4!!  bezw. 
29.  Kgl  Tdd6  bezw.  29.  Tf2 
Le4,  30.  Le4:  Tde4:  und  Schw. 
hat  nichts  mehr  zu  fürchten. 

b)  Besser  ist  daher  für  Weiß  die 
Folge:  28.  Tael  Tel:  29.  Tel: 
Kg7  und  nun  30.  Te7,  wobei 
er  noch  immer  mit  lästigen  Dro- 
hungen arbeiten  kann,  z.  B.  30 — 
Ld5!  31.  Kgl !  La2:  32.  Ta7  usw. 


*)  Nicht  umsonst  ist  Reti  als  erst- 
klassiger Endspielkomponist  bekannt.  „Das 
ganze  Schach  ist  nur  als  eine  großange- 
legte Endspielstudie  zu  betrachten",  pflegt 
er  zu  sagen. 


89 


c)  Am  chancenreichsten  ist  aber  für 
Weiß  wohl  28.  Kgl,  z.B.  28.... 
Le4,  29.  Tfel!  (ergebnislos  wäre 
29.  Tael  Ld3:  bezw.  29.  Tf4 
Ta4!)29.  .  .  .  Kg7,  30.  Te3  Kf6, 
31.  Tael  Kf5:  32.  Kf2!  Kf4, 
33.  g3t  Kf5,  34.  Te4:  nebst  Kf3 

mit  Läufergewinn.  Oder:  28 f6, 

29.  Tfel!  Le4,  30.  Te3  Te5, 
31.  Tael  Ld3:  32.  Te5:  fe,  33. 
cd  Td3:  34.  Te5:  Td2,  35.  Te6 
Ta2:  36.  Thöif  Kg7,  37.  Tb6 
mit  vorteilhaftem   Turmendspiel. 

Wie  man  also  sieht,  gleiten  die 
Berechnungen  der  Meister  über  die 
plausiblen yerführungen  (28.  f5-f6!?) 
hinweg  und  trachten,  bis  zur  ge- 
heimnisvollen Urquelle  der  Schach- 
wahrheit vorzudringen. 

28.  Tal— el  .... 

Hier  wird  gewöhnlich  von  den 
Glossatoren  behauptet,  daß  Weiß  mit 

28.  Tfl — f4  seine  Bauernbeute  voll 
behalten  konnte  (da  28.  .  .  .  Ted7 
wegen  29.  Tel  T.d4:?  30.  Td4: 
Td4:  31.  Te8t  nebst  Te7t  und 
Tb7:  nicht  geschehen  durfte).  Doch 
hätte  Weiß  nach  28.  Tf4  mit  vielen 
Schwierigkeiten  zu  kämpfen  und 
dann  erst  nichts  gehabt,  z.  B.  28. 
Tf4  Tg7,  29.  Tgl  (oder  29.  Lfl 
Tc7)  Tdg8,  30.  Lfl  b4  (Auf  30. . . . 
Ld5  könnte  31.  a4  ba,  32  c4  a3, 
33.  Tf2!  folgen)  31.  d5!  (noch  ein 
interessanter  Versuch)  Tg4  (oder 
einfacher  31.  ...  Ld5:  32.  Tb4: 
Tg5,  33.  Tf4  La2:  34.  La6:  Ld5, 
31.  Lfl  h5,  32.  c4  Lc6.)  32.  Tg4: 
Tg4:  33.  d6  Td4,  34.  Ld3  Td6: 
35.  Tel  Ld5  und  Schwarz  scheint 
noch  immer  ein  zum  Remis  jeden- 
falls genügendes  Gegenspiel  zu  haben. 

Es  ist  daher  begreiflich,  daß  Weiß 
einen  Bauern  zurückgibt,  um  endlich 
zur   langersehnten   Befreiung   seiner 
Streitkräfte  zu  gelangen. 
28 Te7— g7 

29.  Ld3— e4  Td8X;d4 

30.  Le4Xb7  Tg7Xb7 


Der  restliche  Teil  der  Partie  ist 
ein  schöner  und  lehrreicher  Beitrag 
zum  Kapitel:  „Türme  gegeneinander". 
Schwarz  hat  viele  Bauernschwächen 
und  muß  daher  vorübergehend  neuer- 
lich materielle  Einbußen  erleiden, 
kann  sich  aber  stets  wieder  an  den 
weißen  Bauern  regressieren. 

31.  Tel— e6  Kh8— g7 

32.  Te6Xa6  Td4— c4 

33.  Tfl— f3  .... 

Auch  mit  33.  Tf2  Tbc7,  34.  h3 
Tc2:  35.  Tc2:Tc2:  36.  Ta7t  Kg8, 

37.  Kgl  war  nichts  zu  erreichen,  da 
der  schwarze  Turm  dann  gerade 
noch    Zeit   hat   (mit    37.  .  .  .    Tc5, 

38.  g4  und  nun  wieder  zurück: 
38.  .  .  .  Tc2)  den  weißen  König 
abzuschneiden. 

Weiß  hofft  daher  unter  Beibe- 
haltung beider  Türme  mehr  zu  er- 
reichen. 


33 

Tc4Xc2 

34.      h2— h3 

Kg7— f7! 

35.   Tf3— g3 

Tc2— f2 

36.  Tg3-g6 

Tf2Xf5 

37.  Tg6Xh6 

Kf7-g7 

38.  Th6— h4 

b5— b4 

39.  Th4     g4t 

Kg7-f7 

40.  Tg4— g3 

Tf5— b5 

41.  Tg3— b3 

Kf7— g6 

42.  Khl— h2 

Tb5— c5 

43.  Ta6— a4 

T  c5— b5 

44.      h3— h4 

Tb5— b6 

45.  Kh2— h3 

Tb7— b8 

46.      g2-g3 

f6— f5 

47.  Ta4— a5 

Tb8— c8 

48.  Tb3— f3 

T  b6— f6 

49.  Kh3— g2 

Tc8— c3 

Erzwingt    endlich 

die    Klärung, 

50.  Ta5— a8 

Tc3Xf3 

51.Kg2Xf3 

Tf6— c6 

52.  Ta8— g8t 

Kg6— f6 

53.  Tg8— f8t 

Kf6— g6 

54.   Tf8— b8 

Tc6— c4! 

Fehlerhaft  wäre  54.  .  .  .  Ta6, 
55.  Tb4:  Ta2:  56.  Tb6t  Kf7,  57. 
Kf4  Ta3,  58.  h5!  und  Weiß  gewinnt. 


90 


55. 

Tb8- 

-b6t 

Kg6- 

-g7 

56. 

h4- 

-h5 

Tc4- 

-d4 

57. 

Tb6- 

-c6 

Td4- 

-e4 

58. 

Tc6- 

-g6t 

Kg7- 

-f7 

59. 

g3- 

^g4 

Te4Xg4 

60. 

Tg6> 

g4 

f5Xg4t 

61. 

Kf3> 

g4 

Kf7- 

-g7 

Unentschieden,  da  der 
schwarze  König  gerade  noch  recht- 
zeitig B  h5  erobert  und  dann  nach 
c8  kommt,  während  der  weiße  König 
B  b4  erobert. 

Eine  Großmeisterpartie  im  wahren 
Sinne  des  Wortes. 


Was  ist  Fehler? 

Das  unentschiedene  Resultat  in  den  beiden  obigen,  so  wild  und 
zweischneidig  verlaufenen  Partien  mag  uns  dem  kitzlichen  Problem:  Was 
ist  Fehler?  etwas  näherbringen. 

Wieso  kommt  es,  daß  manche  Partie  schon  durch  einen  winzigen 
(nicht  einmal  effektiven,  sondern  vielleicht  bloß  vermeintlichen)  Fehler  un- 
barmherzig zugrunde  geht,  während  dagegen  oft  eine  klar  verfehlte  Partie- 
anlage oder  auch  ein  unbestreitbares  Versehen  keine  nachweisbaren  Nach- 
teile nach  sich  zieht  und  im  dunklen  Labyrinth  der  praktischen  Partie 
meistens  sogar  die  Untugend  triumphieren  läßt? 

Was  stimmt  also  hier  nicht?  Es  scheint  jedenfalls,  daß  das  Geheimnis 
des  Verlustes  nicht  in  ben  Fehlern,  sondern  eher  sogar  in  den  guten 
Zügen  liegt. 

Hiezu  einige  Sprüche: 

Im  Fehler  steckt  immer  etwas  Richtiges. 

Es  kommt  oft  ein  zweiter  Fehler  ohne  de"n  ersten  vor. 

Fehler  kann  (und  darf!)  nur  ein  starker  Spieler  machen. 

Die  Fehlzüge  sind  oft  sehr  schwer  zu  finden. 

* 
Man  lernt  im  Schach  nur  durch  Fehler. 

Die  Fehler  sind  dazu  da,  um  gemacht  zu  werden. 

* 

Pessimistische  Spielauffassung:  Man  verliert  meistens  nur  durch  starke 
Züge  und  siegt  durch  Fehler. 

Metaphysische  Spielauffassung:  Es  gibt  keine  Fehler,  sondern  nur 
unvorhergesehene  Ereignisse. 


—    91    — 

Positivistische  Spielauffassung:  Die  Opfer    erbringen  gewöhnlich  nur 
einen  eklatanten  Beweis,  daß  Fehler  vorangegangen  sind. 

.  .  .  Sieger  werden  ist  nicht  schwer, 
Sieger  sein  dagegen  sehr.  .  .  . 

Die  Schachpartie  ist  gewöhnlich  ein  Märchen   von  1001  Fehler. 

Es  gibt  schmeichelnde,  lärmende  und  stöhnende  Züge.   Die  letzteren 
sind  die  gefährlichsten. 

Das  Schach  ist  nur  durch  die  Fehler  existenzberechtigt. 

Die  unerbittlichsten  Regeln  im  Schach   sind  —  die  Ausnahmen. 

Die  Variante  tötet. 

Das  ganze  Schach  ist  vielleicht  nur   auf  einem  Fehler  aufgebaut. 

Ein  häufiges  Postulat  im  Schach  ist:  „Wie  werde  ich  nicht  energisch?" 

Der  zweitbeste  Zug  ist  oft  der  einzig  richtige. 

Die  Schachtheorie  gipfelt  im  —  unrichtigen  Zug. 

Tragödie  der  Fehler  —  Tragödie  der  Leidenschaften! 

* 
Es  gibt  auch  im  Schach  „hypokratische  Züge". 

....  Mit  Fehlern  läßt  sich  trefflich  streiten, 
Mit  Fehlern  ein  System  bereiten  ... 

Im  Schach   gibt   es   nur    einen  Fehler:    Überschätzung    des  Gegners. 
Alles  andere  ist  entweder  Unglück  oder  Schwäche. 

Es  gibt  verfehlte  Siege  und  glorreiche  Niederlagen. 

Das  Fragezeichen  des  Glossators  ist  oft  der  einzige  Fehler. 

Ich  mache  Fehler  —  also  ich  existiere! 

Die  schwersten  Fehler  sind  die  vermeintlichen. 


92 


Die  treibenden  Kräfte  des 
Angriffs  kommen  in  der  nach- 
stehenden, von  Schwarz  in  großem 
Stile  gewonnenen  Partie  prägnant 
zum  Ausdruck:  Zurückdrängen  der 
weißen  Figuren  (Lg5 — h4 — g3),  Ein- 
bauen eines  Mauerbrechers  (Bg5), 
Öffnen  der  Zugstraßen  (allerdings 
unter  freundlicher  Mitwirkung  des 
Gegners),  Schaffung  eines  mächtigen 
Vorpostens  (B  h3),  problemartiges 
Figurenopferangebot,  um  die  Ver- 
proviantierung des  Feindes  zu  unter- 
binden (30.  .  .  .  Ta8!),  dann  endlich 
ein  brillantes  Feuerwerk  von  Bauern- 
durchbrüchen,  womit  Schwächungen, 
Räumungen,  Ablenkungen  und  ent- 
scheidende Tempogewinne  erzielt 
werden. 

Partie  Nr.  15> 

Sechserturnier  zu  Hastings  1922. 

Weiß:  Schwarz: 

Thomas  Rubinstein 

1 .  e2— e4  e7-  e5 

2.  Sgl— f3  Sb3— c6 

3.  Lfl— b5  a7    a6 

4.  Lb5     a4  Sg8— f6 

5.  Ddl     e2  .... 

Dieses  in  neuerer  Zeit  besonders 
von  Alapin  (auch  nach  3.  .  .  .  Sf6, 
4.  De2  a6!  5.  La4  b5,  6.  Lb3)  be- 
fürwortete und  von  englischen  Spie- 
lern mit  Vorliebe  angewandte  System 
hat  zur  Tendenz  die  Mitte  zunächst 
geschlossen  zu  halten,  um  in  aller 
Ruhe  und  bei  vollbesetztem  Spiel 
operieren  zu  können.  Schwarz  be- 
kommt aber  indessen  Zeit,  sich  be- 
quem zu  entwickeln,  so  daß  auch 
das  Hauptvorrecht  der  Spanischen  — 
die  Initiative!  —  dem  Weißen  ent- 
wunden werden  kann.  (Außerdem  hat 
die  Stellung  der  Dame  auf  e2  manche 
Schattenseiten.) 

5 b7- b5 

Schon  um  die  event.  Drohung 
Lc6:    nebst  Se5:    aus  der  Welt   zu 


schaffen,  z.  B.  wenn  sofort  5.  .  .  . 
Lc5  (nach  5.  .  .  .  Le7  oder  nach 
5.  .  .  .  d6,  6.  c3!  Le7,  7.0—0  0-0, 
8.    d4  ed,   9.  cd  b5,    10.  Lc2   Lg4, 

11.  Tdl  TeS,  12.  Lg5  usw.  bleibt 
das  schwarze  Spiel  gedrückt),  so 
könnte  6.  Lc6:  de,  7.  Se5:  Dd4, 
8.  Sd3  La7,  9.  f3  nebst  Sf2  oder 
auch  9.  Sc3  nebst  event.  b3  und  f3 
geschehen. 

6.  La4— bS  Lf8~c5! 

Es  ist  immer  ein  erhebendes 
Gefühl,  diesen  Läufer  aggressiv  ent- 
wickeln zu  dürfen.  Andere  Autoritäten 
(z.  B.  Grünfeld  im  Teplitz-Schönauer 
Kongreßbuch)  ziehen  doch  6.  .  .  . 
Lf8 — e7  vor,  um  einem  viel  zu  bal- 
digen Aneinanderprallen  der  Streit- 
kräfte möglichst  auszuweichen  und 
die  schwarze  Königstellung  gegen 
Überfälle  (z.  B.  durch  Lg5)  besser 
zu  schützen.  Die  Folge  könnte  dann 
sein:  l)  7.  a4  Tb8,  8.  ab  ab,  9.  Sc3 
(weniger  gut  ist  9.  0—0  d6,  10.  Sc3 
Lg4!  mit  schwarzer  Initiative)  0 — 0, 
10.  0-0  d6,  11.  h3  b4,  12.  Sd5 
Ld7  mit  etwa  gleichem  Spiel  — 
II.)  7.  0—0  d6!  (Auf  7. . . .  0-0   kann 

8.  Ld5  Lb7,  9.  Lc6:  folgen,  worauf 
wohl  9.  ,  ..  bc!  10.  d3  Sd7  nebst 
c6 — c5  am  zweckmäßigsten  ist.)  8 
a4  Tb8  bezw.  8.  c3  Sa5,  (Auf  8... 
0 — 0  folgt  9.  d4,  worauf  aber  Schw 
in  einer  P.  Dr.  Fick-Norman  Hansen 
Scheveningen  1923,    mit    9 Lg4 

10.  Tdl  Dc8,  11.  Lg5  Tb8,  12.  Lc2 
h6,  13.  Lf6:  Lf6:  das  Zentrum  in 
interessanter  Weise  behauptete.)  — 
III.)  7.  d3  d6,  8.  c3  0-0  nebst  Sa5. 
—   IV.)  7.  c3  d6,   8.  h3.   (Auf  8.  a4 

kann    nunmehr    8 L  d7    folgen 

und  auf  8.  d4  empfiehlt  Grünfeld 
das  Bauernopfer:  8.  .  .  .    Lg4  z.  B. 

9.  Ld5  Sd5:  10.  ed  Sa5,  11.  de  de, 

12.  De5:    Lf3,    13.    gf    Sc4    usw.) 

8.  .  .  .  Sa5  (es  kann  auch  8.  .  .  . 
0 — 0,  9.  0 — 0  L  e6  gespielt  werden) 

9.  Lc2  c5,  10.  d3(oder  10.  d4De7, 

11.  d5  h6,  12.  Sbd2  Ld7,  13.  Sfl 
Db8,  14.  b3  c4.  Alapin-Duras,  Wien 


93 


1908.)  10.  ...0—0,  11.  Sbd2  Te8, 

12.  Sfl.  In  einer  Partie  Balla-Grün- 
feld,  Budapest  1921,  folgte  nun  das 
originelle   Manöver:    12.    ...    Sd7! 

13.  Se3  Sb6,  14.  Ld2  LfS,  15.  g4 
Sc6,  wobei  Schwarz  sich  allen  An- 
griffen von  Weiß  gewappnet  zeigte. 

Spielbar  ist  statt  6.  .  .  .  Lc5  oder 
Le7  auch  6.  .  .  .  Lb7.  Schwächer 
geschah  (mit  Zugumstellung)  in  einer 
Partie  Thomas-Wolf,  Karlsbad  1923: 
6....  d6,  7.  0—0  Sa5,  8.  d4  Sb3: 
9.  ab  Sd7,  10.  Sc3  Tb8,  11.  Tdl. 
Weiß  steht  überlegen. 
7.    c2— c3  .... 

Es  ist  noch  sehr  fraglich,  ob  hier 
zunächst  die  Aufrollung  am  Damen- 
flügel: 7.  a2— a4  Tb8  (nicht  7.  .  .  . 
b4  wegen  8.  Lf7:  nebst  Dc4f  und 
Dc5:)  8.  ab  ab  vorzuziehen  sei,  da 
der  Besitz  der  a-Linie  durch  den 
schwarzen  Druck  auf  der  b-Linie 
kompensiert  wird  und  auch  der  da- 
durch verstärkte  Angriff  auf  Bb5 
wenig  fruchtet,  z.  B.: 

A)  9.  Sc3  0— 0  (Ungenügend  ist 
9....d6,  10.  Sb5:Lg4,  ll.La4  0—0, 
12.  c3!Alapin- Spielmann,  München 
1911.  —  Auf  9....b4  aber  könnte 
folgen  10.  Sd5  [Wenn  10.  Dc4,  so 
10....De7,  11.  Sd5  Sd5:  12  ed  c4!] 
10....  0—0, 1 1 . 0—0.  [Weniger  zweck- 
mäßig geschah  in  einer  P.  Walbrodt- 
Schlechter,  Köln  1898:  1 1.  d3  Sd5: 12. 
Ld5:Sd4,  13.  Sd4:  Ld4:  14.  0— 0  c6, 
15.  Lb3  d6!  16.  Khl  Le6.]  11.... 
Sd4,  12.  Sd4:  Ld4:  13.  Dc4!  Sd5:  14. 
ed  d6,  15.  c3  bc,  16.  de!  Lc5,  17.  Lc2! 
Ld7,  18.  Dd3  [Auf  18.  b4  würde  nach 
Lb5,  19.  Dg4,  Lfl:  20.  Lg5  f6,  21. 
Dh5  g6!  22.  Lg6:  hg,  23.  Dg6:t 
Kh8  nur  remis  durch  ewiges  Schach 
entstehen.]  18.  .  .  .  f5,  19.  b4  Lb6, 
20.  Le3  und  Weiß  hat  am  Damen- 
flügel bessere  Chancen.)  10.  0 — 0. 
(Sehr  bedenklich  sieht  hier  der 
Bauernraub  10.  Sb5:  wegen  d5! 
11.  ed  e4  aus;  allerdings  führte  diese 
Verwicklung  in  einer  Partie  Johner- 
Süchting,  Wien  1908,    nach  12.  Sg5 


Tb5:  13.  Db5:  Lf2:t  14.  Kf2:  Sg4t 
15.  Kel  Dg5:  16.  Dc6:  Se5,  17. 
Dc7:  Dg2:  18.  De5:  Dhl:t  nur 
zum  ewigen  Schach.  —  Zum  Aus- 
gleich führt  ferner  10.  Sd5  d6,  [Oder 
Partie  Spielmannn- Grünfeld,  Wien 
1923:  10,.,.Sd5:  11.  Ld5:  Sd4,  12. 
Sd4:  Ld4:  13,  c3  Lb6,  14.  d3  c6, 
15,  Lb3  d6,  16.  0—0  Le6,  17.  Le6: 
fe,  18.  Le3Le3:  19.  De3:  b4,  20.  c4 
c5  Remis.]  1 1.  d3  Sd5:  12.  Ld5:  Se7, 
13.  Lb3Lg4,  14.  Le3  usw.,  hingegen 
geschah  in  einer  Partie  Trejbal- 
Teichmann,  Teplitz-Schönau  1923, 
schablonenhafter  10.  d3  d6,    11.  h3 

[besser  noch  immer  11.  Sd5]  11 

Le6!  12.  Sd5  Ld5,  13.  ed  Se7  und 
Weiß  hat  schon  mit  Schwierigkeiten 
zu  kämpfen.)  10.... b4  (In  einer  freien 
Partie  Spielmann-Tarrasch,  Nürnberg 
1910,  geschah  hier:  10....  d6,  11.  h3 
[11.  Sd5!]  Sh5.  Droht  Sf4,  vor  allem 
aber  Sg3.  Schwarz  macht  sich  eben 
die  Damenstellung  auf  e2  zunutze!  12. 
Se5:  Eine  geniale  Damenopferkom- 
bination, die  jedoch  nach  12.  .  .  . 
Sf4,  13.  Sc6:  Se2:t  14.  Se2:  De8, 
15.  Sb8:  Lb7,  16.  d4  D  e4:  fehl- 
schlug.) 11.  Sd5  Sd4.  (In  einer 
Partie  zwischen  den  Textgegnern  in 
Karlsbad  1923  geschah  weniger 
aggressiv  11.  .  .  .  d6,  worauf  Weiß 
statt  12.  h3  mit  12.  d4  nebst  event 

13.  Lg5  einen  nachhaltigen  Angriff 
inszenieren  konnte.)  12.  Sd4:  Ld4: 
mit  sehr  schönem  Spiel  für  Schwarz 
(Süchting-Maröczy,  Wien  1908.) 

B)  Es  ist  daher  vielleicht  rat- 
samer für  Weiß  ein  ruhigeres  Ver- 
fahren einzuschlagen.  In  der  dritten 
Wettpartie  Schlechter  -  Rubinstein, 
Berlin  1918,  geschah:  9.  d3  0—0 
(oder  auch  sofort  9. .  . .  d6.  „Collijn" 
empfiehlt  9.  .  .  .  h6  nebst  d5)  10. 
0-0  d6,  11.  Le3  Lg4,  12.  h3  Lf3: 
(oder  12.  .  .  .  Lh5,  13.  Sbd2  Le3: 

14.  De3:  mit  Gleichgewicht)  13.  Df3: 
Sd4,  14.  Ld4:  Ld4:  15.  Sc3  mit 
etwa  gleichem  Spiel: 

[Siehe  Diagramm.] 


94 


Schwarz:    Rubinstein. 


I   ü   W   x#l 
^    m.    üi    m 


m    m    üi    'U 

fi  *  Ä      lil      Ä 


Weiß:    Schlechter. 

Aufrollen  am  Damenflügel 
(7.  a2 — a4)  in  Verbindung  mit 
einem  ruhigen  Verfahren  im 
Zentrum  (9.  d2  — d3).  Stellung 
nach  dem  15.  Zuge  von  Weiß  aus 
der  3.  Wettpartie  Schlechter-Rubin- 
stein  (Berlin   1918). 

Schwarz  suchte  jetzt  mit  15.  .  .  . 
g6  nebst  Sh5  zur  Initiative  am 
Königsflügel  zu  gelangen,  während 
Weiß  mit  16.  Sdl  nebst  c3  nach- 
träglich im  Zentrum  zu  arbeiten  be- 
gann. Hierdurch  ergab  sich  für 
Schwarz  die  Möglichkeit,  auf  der 
b-Linie  zu  operieren,  während  der 
weiße  Tal  zunächst  noch  keine 
Betätigung  findet.  Es  folgte:  15.  .  .  . 
g6,  16.  Sdl  Sh5,  17.  c3  Lc5,  18. 
Se3  b4,  19.  Lc4  bc,  20.  bc  Dg5, 
21.Tfdl.  Nun  sollte  Tb2  geschehen, 
während  hingegen  der  sehr  schön 
aussehende  Zug  21.  .  .  .  Sf4  nach 
22.  d4!  ed?  (ein  Fehler,  doch  würde 
bereits  auch  22.  .  .  .  Lb6,  23.  de 
de,  24.  Td7  dem  Weißen  einen 
klaren,  wenn  auch  kleinen  Stellungs- 
vorteil überlassen),  23.  cd  Lb6,  24. 
h4!  eine  Figur  kostete. 

Kehren  wir  jetzt  zur  Textfort- 
setzung (ohne  a2 — a4)  zurück. 

7 0—0 

Oder  die  Zugumstellung:  7.  .  .  . 
d6,  8.  d3  0—0.  (In  einer  Partie 
Thomas-Grünfeld,  Karlsbad  1923, 
versuchte  Schwarz  statt  dessen  mit 
8.  .  .  .  Le6,  9.  Sbd2  0—0,  10.  Sfl 


Lb3:  11.  ab  usw.  auf  Vereinfachung 
zu  spielen,  ohne  hiermit  sich  be- 
sonders günstig  zu  stellen,  da  der 
weiße  Doppelbauer  seine  Kompen- 
sation im  Druck  auf  den  rückstän- 
digen B  a6  findet.  —  Noch  eine 
andere  Läuferentwicklung  wurde  in 
einer  Partie  Yates-Chajes  [ebenfalls 
Karlsbad  1923]  gewählt:  8.  .  .  .  Lg4, 

9.  d3  De7,  10.  Lg5  und  jetzt  sollte 
statt  des  umständlichen  10.  .  .  .  Sd8 
am  besten  10.  .  .  .  h6,  11.  Ld5Dd7 
geschehen). 

8.  0—0  d7— d6 

Auch  8.  .  .  .  Lb7  (zwecks  spä- 
teren d7 — d5),  9.  d3  h6  kann  hier 
gespielt  werden. 

9.  d2— d3  S  c6— e7 

Die  beiderseitige  Strategie,  die 
dieser  Stellung  innewohnt,  tritt  klar 
zutage:  Weiß  soll  ein  Bauernspiel  in 
der  Mitte,  Schwarz  ein  Figurenspiel 
am  Königsflügel  inszenieren.  —  Ner- 
vöser geschah  in  einer  Partie  Thomas- 
Spielmann,  Karlsbad  1923:  9.  .  .  . 
Lg4,  10.  Le3  D  e7,  11.  Sbd2  Sd8, 
12.  h3  Lh5,  13.  Lc5:  de,  14.  De3 
Dd6,  15.  Sh4  mit  Stellungsvorteil 
für  Weiß. 

10.  Lei— g5  .... 

Weiß  verkennt  die  Situation  und 
gerät  bald  ins  Hintertreffen.  Ange- 
zeigt war  10.  Le3  nebst  Sbd2,  um 
später  d3 — d4  durchzudrücken. 

10 Se7— g6 

11.  Sf3— h4  Sg6Xh4 

12.  Lg5Xh4  h7— h6 

Das  Signal  zur  Attacke. 

13.  K  gl -hl  g7— g5 

Hiermit  wird  unter  Tempogewinn 
f2 — f4  verhindert  und  der  Rochade- 
angriff wirksam  inszeniert, 

14.  Lh4— g3 

Nun  sind  beide  weißen  Läufer 
abgedrängt  und  zur  Untätigkeit  ver- 
urteilt. In  den   nächsten  Zügen  trifft 


-    95 


Schwarz  noch  die  letzten  Vorbe- 
reitungen zum  Sturm,  während  Weiß 
ruhig  zusehen  muß,  da  er  seinerseits 
nichts  unternehmen  kann.  (Vergleiche 
nächste  Anmerkung.) 


14 

Kg8-g7 

15.  Sbl— d2 

DdS— e7 

16.  Lb3— c2 

Lc8— d7 

17.   Tfl— el 

Ta8— e8 

18.     a2— a4 

Ja,  doch!  Er  öffnet  die  a-Linie 
und  dies  besiegeh  späterseinen  Ruin. 
In  beengten  Stellungen  kommt 
jedes  Öffnen  der  Zugstraßen 
gewöhnlich  nur  dem  Angreifer 
zugute. 

18.  ....  Tf8— h8 

19.  a4Xb5  a6Xb5 

20.  Sd2— fl  ,  .  ,  , 

Mit  diesem  bescheidenen  Rück- 
zuge begibt  sich  Weiß  endgültig  in 
die  Verteidigerrolle,  während  er  noch 
vor  ein  paar  Zügen,  z,  B.  mit  seinem 
17,  Zuge  die  aggressivere  Springer- 
verwendung S  b3  nebst  event.  d3-d4 
in  die  Wege  leiten  wollte. 


20. 


Nun  wird's  ernst. 


h6— h5 

h5— h4 
Lc5Xf2 


21.  f2— fS 

22.  Lg3— f2 

Der  schwarze  Königsläufer  hat 
nunmehr  seine  Mission  erfüllt,  die 
Vorstöße  des  Gegners  im  Zentrum 
(d3— d4)  und  am  Königsflügel  (f2— f4) 
zu  unterbinden. 

23.  Dc2Xf2  g5--g4 

24.  f3Xg4  .... 

Weiß  läßt  sich  durch  die  Drohung 
g4 — g3  zu  stark  einschüchtern.  Mit 
24.  Khl — gl  konnte  er  sich  viel 
besser  verteidigen  und  den  Wider- 
stand der  toten  Masse  gegenüber  der 
liebendigen  Kraft  entgegenstemmen, 
während  der  Textzug  nur  den  An- 
griff von  Schwarz  fördert  und  da- 
durch die  elektrifizierte  Luft  zur 
baldigen  Entladung  bringt. 


24 

Sf6Xg4 

25.  Df2— f3 

h4     h3 

Wie  Großmeister  Rubinstein  zu 
diesem  Zuge  (unter  Berufung  auf 
die  Lehrsätze  von  Dr.  Tarrasch) 
treffend  bemerkt,  leistet  so  ein  vor- 
geschobener Bauer  „Offiziersdienste". 

26.  g2-g3  

Offenbar  ruinös  wäre  26.  gh 
Th3:!  usw. 

26 De7— g5 

27.  Sfl— e3  Te8— a8! 

Vergleiche  Anmerkung  zum  18. 
Zuge  von  Weiß.  Der  nun  ent- 
brennende Kampf  um  die  a-Linie 
findet  seine  Krönung  im  30.  Zuge 
von  Schwarz. 


28.  Se3Xg4 

29.  Df3— f2 

30.  TelXal 


Ld7Xg4 
Ta8Xal 


Stellung  nach  dem  30.  Zuge  von  Weiß. 


i    m   Ä  *  m 

'm%     ^^      i^      W^ 

m.  m   m.    m 
i  *  Ä    m    m 


ISA 


r^ 


s 


30. 


Th8— a8!! 


Beginn  prachtvoller  Wendungen, 
die  fast  alle  durch  die  matoide 
Stellung  des  weißen  Königs  ermög- 
licht werden.  Der  Textzug  unter- 
bindet die  Luftlinie  des  Gegners. 

31.  Tal— bl  .  ,  ,  , 

Wie  die  spätere  Folge  zeigt,  bot 
hier  das  sofortige  31.  Tfl  etwas 
bessere  Verteidigungschancen,  ob- 
wohl Schwarz  auch  dann  mit  etwa 
31.  (Tfl)  f6,  vielleicht  aber  noch 
energischer  mit  31.  .  ,  ,  Tf8!  nebst 
event,  f7-f5-f4  starken  Druck  behält. 


J   — 


31 


b5— b4! 


Ein  einziger  schwacher  Bauer 
bringt  die  weiße  Bauernmasse  in 
Unordnung. 

32.  Lc2— b3  f7— f6 

33.  c3— c4  .... 

Auf  den  verlockenden  Zug  33. 
Ld5  würde  elegant  33.  .  .  .  bc!  34. 
La8:  c2,  35.  Dc2:  De3mit  undeck- 
baren Matt  folgen. 

Nachdem  Schwarz  mit  seinem 
letzten  Zuge  das  Angriffsterrain  am 
Damenflügel  sondiert  hat,  bricht  er 
jetzt  in  der  Mitte   entscheidend  ein: 


33. 
34. 
35. 


Kh 
Tb 


f6-f5 

f5Xe4 


Weiß  gibt  den  Bauer  her,  da  ihm 
auf  der  f-Linie  noch  ein  Hoffnungs- 
strahl winkt,  während  anderseits  auf 
35.  de  derZugTfS  ganz  erschreckend 
aussieht.  Immerhin  wäre  es  gerade 
dann  nach  (35.  de  Tf8),  36.  Del  für 
Schwarz  noch  keineswegs  leicht,  dem 
Gegner  den  Garaus  zu  machen,  z.  B.: 
36....Tf3,  37.  Ldl  Te3,  38.  Df2  bezw. 
36. . . .  Df6,  37.  De3  usw.  Doch  würde 
Weiß  nach  etwa  36. . . .  Lf3,  37.  Lc2 
Lg2,  38.  De2Tf3,  39.  Tel  Tg3:!  40. 
hg  Dg3:  nebst  h3 — h2#  zur  Räson 
gebracht  werden. 


35. 


e4    e3 


Der  ganze  gefährlich  aussehende 
Gegenangriff  von  Weiß  besteht  —  in 
einem  einzigen  Schach. 

36.  Df2-f7t  Kg7-h8 

37.  Df7-d5  .... 

Weiß  führt  noch  einen  zähen 
Kampf  um  sein  Leben.  Der  schwarze 
Turm  soll  von  der  offenen  Linie 
weggejagt  werden. 

37 c7-c6! 

Wieder  ein  feines  Bauernopfer, 
dessen  Doppelidee  im  Tempo-  und 
Terraingewinn  besteht. 

38.  Dd5Xc6  .... 


Oder  38.  Dd6:e3-e2,  39.  Tf8t 
Kg7!  usw. 
38 Ta8-c8 

Wie  beim  37.  Zuge  angedeutet 
wurde,  gewinnt  damit  Schwarz  das 
entscheidende  Tempo  und  die  gün- 
stige   Basis    für    den    Schlußangriff. 

39.  Dc6-e4  e3-e2 

40.  Tfl    el  d6-d5!! 

Als  Finale  noch  ein  wunder- 
schöner Zug,  dessen  Doppelpointe 
diesmal  in  der  Ablenkungs-  bezw. 
Durchbruchsidee  besteht. 

41.  c4Xd5  Tc8-cl 
Weiß  gibt  auf. 

Eine  Perle  des  offensiven  Schachs. 

CEZD 


Die 
spanische  Abtauschvariante. 

Schwarz  hat  in  dem  bald  nach 
den  Eröffnungszügen  entstehenden 
Endspiel  gute  Gegenchancen  —  also 
nichts  zu  fürchten. 


Partie  Nr.  16. 

Großturnier  zu  Göteborg  1920. 

Weiß:  Schwarz: 

Bogoljubow.  Kostitsch. 

1.  e2— e4  e7  -e5 

2.  Sgl~f3  Sb8— c6 

3.  Lfl— b5  a7— a6 

4.  Lb5Xc6  .... 

Wer  so  spielt,  hofft  den  Gewinn 
nicht  aus  eigener  Kraft,  sondern  aus 
der  Kraft  der  Stellung  zu  erzielen. 
Tatsächlich  nennt  zwar  Weiß  in  dieser 
Variante  ein  Bauernübergewicht  am 
Königsflügel  sein  eigen,  dessen  Elan 
jedoch  gewöhnlich  bloß  bis  zur  5. 
und  nur  in  den  seltensten  Fällen  (wie 
z.  B.  in  der  1.  Wettpartie  Lasker- 
Tarrasch,  Düsseldorf  1908)  bis  zur 
8.  Reihe  reicht.  Dafür  verfügt  Schw. 
über   schöne   Läuferdiagonalen   und 


101   - 


Dd4:  c6  gut  und  sicher.*)  —  Von 
großer  Nachhaltigkeit  ist  hier  dagegen 
Alapin's  Idee  4  Ddl — e2,  da  jetzt 
auf  4....a6  statt  5.  La4  b5,  6.  Lb3 
Lc5!  [siehe  Partie  Nr.  15]  sehr  gut, 
wenn  auch  stark  vereinfachend  5.  Lc6: 
de,  6.  Sc3  folgen  könnte  und  Schw. 
daher  wohl  am  zweckmäßigsten  zum 
quasi-Tschigorin'schen  Manöver:  4... 
d6,  5.  d4  Sd7!  (5.  .  .  .  ed,  6.  e5! 
bezw.  5..  .  .  Ld7,  6.  Lc6:  Lc6:  7. 
de  mit  weißem  Vorteil),  6.  Lc6:  bc, 
7.  de  Se5:  8.  Se5:  de,  9.  0—0  a5, 
{Partie  Dr.  W.  Fick-Maröczy,  Scheve- 
ningen  1923]    seine  Zuflucht  nimmt. 


d2— d4 


d7— d6 
Lc8— d7! 


„Freiwilligkeit  schadet":  Hierwäre 
der  noch  nicht  erzwungene  Tausch 
5....ed  wegen  6.  Sd4:  Ld7,  7.  Lc6: 
bc,  8.  Df3!  (statt  des  Schablonen- 
zuges 8.  Sc3),  8....  c5,  (8....  Le7, 
9.e5!)  9.Sf5Lc6,  (9....g6,  10.  Lg5!) 
10.  Sc3  für  Schwarz  verderblich. 


6.  Sbl— c3 


Lf8^e7 


Über  6 ed  gilt  auch  hier  das 

beim  vorigen  Zug  von  Schw.  Gesagte. 
Immerhin  seien  folgende  zwei  Ver- 
teidigungspartien von  Janowski  mit 
diesem  verfrühten  Zentralabtausch 
zitiert,  wobei  wir  gleichzeitig  auch 
zwei  verschiedene  Angriffsanlagen 
von  Weiß  (mit  Dd3  bezw.  mit  b3) 
in  dieser  Variante  kennen  lernen: 


*)  Einen  brillanten  Verlauf  nahm  aber 
folgende  in  dieser  Weise  eröffnete  Partie 
aus  den  jugoslavischen  Meisterschafts- 
kämpfen :  V  u  k  o  V  i  c-Dr.  Deutsch  (Zagreb 
1920):  1.  e4  e5,  2.  SfS  Sc6,  3.  Lb5  Sf6, 
4.  d4  ed,  5.  e5  Se4,  6.  Lf4  (ein  neuer  Zug) 
i5,  7.  Lc6:  de,  8.  Dd4:  Dd5,  9.  Sc3  Da5, 
(um  den  Damentausch  zu  vermeiden  und 
die  starke  Springerstellung  auf  e4  zu  be- 
haupten.) 10.  Tadl  Le7,  11.  Ld2  Db6, 
(Besser  war  Sd2:  nebst  Le6)  12.  Sce2! 
(Eine  tückische  und  vom  Erfolg  gekrönte 
Falle.)  12. . . .  Lc5?  Weiß  kündigt  Matt  in 
6  Zügen  an.  Die  Hauptvariante  lautet:  13. 
DdSfü  Kd8:  14.  LgSf  Ke8,  15.  Td8t  Kf7, 
16.  e6t!  Keß:  17.  Sf4t  Kf7,  18.  Se5# 


a)  Spielmann -Janowski,   Mannheim 

1914.  (mit  Zugumstellung):  6 

ed,  7.  Sd4:  Le7,  8.  Lc6:  bc,  9. 
Dd3  0-0,  10.  h3  Te8,  11.  Lf4 
Lf8,  12.  Tael  Tb8,  13.  b3  g6, 
14.  e5  Sh5,  15.  Lh2  d5  usw.  mit 
festem  Spiel. 

b)  Reti-Janowski,  ibid.:  Züge  1  bis  7 
wie  vorher.  8.  b3  0—0,  9.  Lb2 
Te8  (oder  etwa  9.  .  .  .  Sd4:  10. 
Dd4:  Se8,  11.  f4  mit  weißem 
Vorteil),  10.  Lc6:bc,  11.  h3  Lf8, 
12.  Tel  g6,  13.  Dd2  Lg7,  14. 
Tadl  a5,  15.  Sf3  mit  zwei- 
schneidiger Stellung. 

7.  Tfl— el  ..... 

Deckt  in  landläufiger  Weise  den 
Be4  und  zwingt  daher  bekanntlich 
den  Gegner  zum  guten  Zuge  7.  . . . 
ed.  („Aufgabe  des  Zentrums  ein 
Vorurteil!?!",  könnte  man  hier  die 
Worte  von  Niemzowitsch  zitieren.  — 
Daß  hingegen  das  ahnungslose 
Hineinrochieren  7.  .  .  .  0^0  ein  ent- 
scheidender Fehler  ist,  hat  bereits 
die  tragische  Partie  Tarrasch-Marco, 
Dresden  1892,  bewiesen.)  — 

Spielbar  ist  übrigens  statt  des 
Textzuges  auch  7  Lg5*)  oder  7.  b3, 

*)  Zuerst  in  der  Partie  Bernstein-Lasker, 
St.  Petersburg  1909,  angewandt  mit  der 
Folge:  7.  .  .  .  ed  (Auch  hier  ist  dieser 
Bauerntausch  im  Zentrum  beinahe  er- 
zwungen.) 8.  Sd4:  0—0,  9.  Lc6:  bc,  10. 
Dd3!  —  Dr.  Lasker  empfiehlt  darauf  im 
Turnierbuch  das  Manöver  10.  .  .  .  Sg4, 
was  jedoch  in  folgender  Matschpartie 
glänzend  widerlegt  wurde:  Reti-Sterk 
(Wien  1916):  11.  Le7:  De7:  12.  f4  (in 
einer  Partie  Lasker-E.  Cohn,  St.  Peters- 
burg 1909,  geschah  viel  weniger  energisch: 

12.  Tael  Dh4!  13.  Sf3  Dh5,  14.  h3  S  e5 
mit    etwa    gleichem    Spiel),    12.  .  .  .  f5, 

13.  Tael    fe    (nachteilig    geschah    auch 
in  einer  Partie  Schlechter-Havasi,  Kaschau 
1918:    13.   .  .  .  Df7,    14.    hS   fe,    15.  Se4 
Sf6,  16.  Sg5Dd5,  17.  c4!  Da5,    18.    Te7 
Tfd8,    19.    Sh7:!    Aufgegeben)    14.   Se4 
Dh4,    15.    h3   Sf6,    16.    Se4— g5    d5,    17 
Sg5-e6  Le6:  18.  Te6:  c5,  19.  Sf5  Dh5 
20.  Tf6:!!   Aufgegeben.    —   Statt  10.  .  . 
Sg4  ist  wohl  10.  .  .  .  h6,  11.  Lh4Sh5  zu 
empfehlen. 


-  102 


ferner  nach  Schlechter  7.  de  Se5: 
8.  Ld7:t  nebst  Sd4:  und  vielleicht 
am  allereinfachsten  7.  Lc6:  Lc6:! 
8.  Tel  (auch  8.  Dd3  ed,  9.  Sd4: 
Ld7,  10.  b3  ist  gut)  8.  .  .  .  ed,  9. 
Sd4:  0-0,  10.  Sc6:  bc,  11.  Se2! 
(11.  .  .  .  Se4:?  12.  Sd4)  mit  starkem 
Spiel,  wobei  nach  Dr.  Laskers  Aus- 
spruch „eine  gewisse  Ungleichheit 
im  Material"  interessante  Verwick- 
lungen ermöglicht. 

7 e5Xd4 

Siehe  vorige  Anmerkung.  Wie 
schon  daselbst  angedeutet  wurde, 
ist  der  von  der  wissenschaftlichen 
Spielauffassung  stark  diskreditierte 
Textzug  nicht  ohne  Vorteile,  Erstens 
ist  er  erzwungen  und  die  erzwun- 
genen Systeme  sind  meistens  gut. 
Zweitens  hat  Schwarz  Aussicht,  eine 
Operationsbasis  auf  der  e-Linie  zu 
errichten.  Drittens  ist  Schwarz  auch 
endlich  aller  Sorgen  im  Zentrum  los. 


Stellung  nach  dem  8.  Zuge  von  Schw. 


8.  Sf3     d4 


0—0*) 


*)  Der  übliche  Zug.  Die  Nachteile  der 
sofortigen  Figuren-Abwicklung  zeigt  fol- 
gende von  Capablanca  gegen  Tanarow 
in  einem  New- Yorker  Turnier  gewonnene 
Partie:  8.  .  .  .  Sd4:  9.  Dd4:  (Das  Beste. 
Beiderseits  verfehlt  geschah  in  einer  älteren 
Partie  Tarrasch-Schlechter,  Leipzig  1894: 
9.  Ld7:?  Dd7:?  [Falsche  „Entwicklung"! 
Richtig  war  es  mit  dem  „entwickelten" 
Sf6  zurückzuschlagen  —  sagt  Reti  sehr 
treffend  in  seinen  „Neuen  Ideen"]  10.  Dd4: 
0-0,  11.  b3  Te8,  12.  L  b2  Lf8,  13.  Tadl. 
[Wie  sich  bald  zeigt,  ein  Tempoverlust] 
Dc6,  14.  TdS  Te6,  15.  h3  Ta  e8,  16.  Tde3 
usw.)  9.  .  .  .  Lb5:  10.  Sb5:0— 0,  ll.Dc3! 
(in  der  4.  Matchpartie  Tarrasch-Lasker, 
Düsseldorf  1908,  geschah  statt  dessen 
schablonenhafter  1 1 .  L  g5  T  e8  [Oder  11.... 
Sg4  Partie  Duras-Vidmar,  Karlsbad  1911] 
12.  Tadl  h61  13.  Lh4  Sd7,  14.  LeT:  Te7: 
15.  Dc4,  worauf  jetzt  Lasker  sein  berühmt 
gewordenes  Turmmanöver  am  vollbe- 
setzten Brett:  15.  . . .  T  e5,  16.  S  d4  T  c5  usw. 
ausführte.)  11.  .  .  .  c6  (besser  ist  11.  .  .  . 
d5,  12.  Sc7:  Tc8,  13.  Lf4  Se4:  usw.) 
12.  Sd4  Sd7,  13.  Sf5  Lf6,  14.  Dg3  Se5, 
15.  Lf4  Dc7,  16.  Tadl  Tad8,  17.  Td6!! 
Td6:  18.  Le5:  Tdl  (!?  Schön,  aber  un- 
glücklich. Verhältnismäßig  am  besten  war 
es,  mit  18.  .  .  .  Da5,  19.  Lc3  Lc3:  20.  bc 


Dies  ist  die  Normalstellung 
der  Steinitz'schen  Verteidigungs- 
variante. Weiß  hat  die  Aufgabe, 
seine  zweifellos  freiere  Stellung 
geziemend  auszunutzen,  Schwarz  da- 
gegen die  Hoffnung,  auf  der  e-Linie 
einen  Druck  auf  den  Punkt  e4  aus- 
zuüben. Jedenfalls  ist  die  Remis- 
gefahr wegen  des  in  der  Luft  schwe- 
benden Figurenmassakers  sehr  groß^ 
worauf  dann  statt  der  „Terrain- 
freiheit" —  „Freiterrain"  entstehen 
würde! 

9.  S  d4— e2  .... 

Ein  alter  Zug,  dessen  Hauptidee 
ist,  sich  jedem  weiteren  Abtausch 
und  dadurch  der  mechanischen  Er- 
leichterung des  schwarzen  Spieles 
nach  Möglichkeit  zu  entziehen. 

Eine  andere  Methode  besteht  an 
dieser  Stelle  darin,  eine  Flügelent- 
wicklung: 9.  b2 — b3  zu  inszenieren 
und  sich  jenes  Abtauschens  gar  nicht 
zu  scheuen,  da  nach  etwa  (9.  b3) 
Sd4:  10,  Dd4:  Lb5:  11,  Sb5:  Sd7 
(in  der  Absicht,  zur  Vis-ä-vis-Postie- 
rung  Lf6  zu  gelangen.  Besser  hier- 
zu vielleicht  1 1.  .  .  ,  Se8)  12.  Dc4 
usw,  allerlei  Schwächungen  im  feind- 
lichen Damenflügel  herbeigeführt 
werden. 

Ein  weiteres,  seit  Petersburg  1909 
beliebt  gewordenes  System  ist  es,  die 


Tg6,  21.  SeTf  usw.  einen  Bauer  frei- 
willig herzugeben.)  19.  Tdl:  Le5:  20. 
Sh6t  Kh8,  21.  De5:!!  De5:  22.  Sf7:t 
Aufgegeben. 


103 


Tauschpeitsche  selbst  zu  schwingen 
und  mit  9.  Lc6:  bc!  10.  Lg5  (oder 
10.  b3  Te8,  11.  Lb2  Lf8  nebst  g6 
und  Lg7,  —  Auch  10.  Lf4  und  sogar 

10.  hS  sind  wohl  ohne  Nachteil 
spielbar,  mit  der  unternehmenden 
Absicht,  zunächst  nichts  zu  unter- 
nehmen.) 10,  .  .  ,  Te8,  11.  Dd3 
einen  gewissen  Druck  zu  erlangen, 
Schwarz     befreit     sich    aber    durch 

11.  ,  ,  .  h6!  12.  Lh4  Sh7!  13,  Le7: 
(in  einer  Partie  H.G.Cole-Capablanca, 
Hastings  1919,  geschah  hier  13.  Lg3 
SfS,  14.  Tadl  Lf6,  15.  Td2  DbS, 
worauf  Weiß  mit  16.  f4  Ld4:t  17. 
Dd4:  Db2:  ein  unzureichendes 
Bauernopfer  brachte),  13,  .  .  .  Te7: 
(oder  auch  13.  ,,.  De7:  14,  Tadl 
SfS,  15.  h3  Sg6,  16.  Dg3  Dg5  mit 
gleichem  Endspiel,  wie  dies  in  der 
ersten  Wettpartie  Schlechter-Lasker, 
Wien  1910,  geschah)  14.  Te3  DbS! 
15.  b3  Db6  [dritte  Wettpartie  Capa- 
blanca-Lasker]  bezw.  14.  Dc4  DeS, 

15.  Te2  („Künstelei.  Richtig:  ist  15. 
Te3",  sagt  Dr.  Lasker),  15.  .  .  .  TbS, 

16.  b3  c5  [sechste  Wettpartie  Lasker- 
Capablanca]  mit  gleichem  Spiel. 

Ein  ähnliches  System  (nur  ohne 
vorheriges  Lc6:)  gelangte  in  einer 
Partie  Wolf-Maröczy,  Teplitz  1922, 
zur  Anwendung:  9.  L  g5  h6,  (be- 
züglich des  Abtausches  9.  .  .  .  Sd4: 
10.  Dd4:  Lb5:  11.  Sb5:  usw.  vgl. 
die  Fußnote  zum  S.  Zuge  von 
Schwarz)  10.  Lh4Sh7!   (oder  Partie 

Vukovic-König,    Wien   1922:    10 

TeS,  11.  Lc6:  [11.  Sf5!]  bc,  12. 
Df3  mit  weißem  Vorteil),  11.  Le7: 
De7:  (in  einer  originell  verlaufenen 
Klubpärtie  Wolf-Reti,  Wien  1921,  ge- 
schah ll,,,.Se7:  12,  Dd2Lb5:  13. 
Sdb5:  a6,  14,  Sd4  Dd7,  15,  Te3 
TaeS,  16,  Tael  und  Weiß  steht  noch 
immer  etwas  besser),  12,  Sd5  DdS 
<12  ,  ,  .  De5?  13,  Lc6:bc,  14.  f4! 
Des,  15.  Sc7:  usw.),  13.  c3  (eine 
Falle.  Nachhaltiger  wäre  aber  sofort 
13,  Lfl!  nebst  c4),  13.  .  .  .  Sf6, 
(13.  ,  .  .  TeS,  14,  Da4!  mit  Vorteil 


für  Weiß),  14.  Lfl  TeS,  15.  Df3  mit 
etwa  gleichem  Spiel. 

Ferner  ist  auch  mit  dem  ander- 
weitigen Abtausch:  9.  Sc6:  bc,  10. 
Ld3  TeS,  11.  h3  h6!  usw.  nichts 
Greifbares  herauszuholen. 

Aus  all  diesen  Erwägungen  kommt 
an  der  Textstelle  der  halbsezessio- 
nistische  Zug  9.  Lb5 — fl  immer  mehr 
in  Mode,  da  er  dieser  im  Erstarren 
begriffenen  Stellung  ein  neues  Ge- 
präge gibt  und  frische  Energien  auf- 
speichert, z.  B.  (9.  Lfl)  Sd4:  10. 
Dd4:  TeS  (auf  10.  .  .  .  Lc6  spielte 
hier  Capablanca  gegen  Hodges, 
New-York  1915:  11.  b4!),  11.  b3! 
Lc6,  12,  Lb2  LfS,  13,  Sd5  mit 
starkem  Druck  auf  die  Nieren,  bezw, 
9,  ...  TeS!  10,  f3  (noch  einfacher 
geschah  in  einer  Partie  Trejbal-Reti, 
Pistyan  1922:  10,  h3  h6,  11.  Se2 
LfS,  12,  Sg3  g6,  13,  Le3)  10.  ,  .  , 
LfS  (oder  Partie  Euwe-Capablanca, 
London  1922:  10.  .  ,  .  Sd4:  11. 
Dd4:Le6,  12.  Df2c6,  13,  Ld2Db6, 
14,  Sa4  Df2:t  15,  Kf2:  d5),  11, 
Lg5  h6,  12,  Lh4  g6,  13.  Sd5  Lg7, 
14.  Sb5  mit  eigenartigen  Verwick- 
lungen [zwölfte  Wettpartie  Lasker- 
Capablanca].  Es  folgte:  14,  .  .  .  g5 
(oder  14.  .  .  .  TcS,  15.  c4),  15, 
Sdc7:  gh,  16,  SaS:  DaS:  worauf 
jetzt  statt  17,  Sbc7  mit  rachitischem 
Qualitätsgewinn,  viel  energischer 
17,  Dd6:  z,  B,  17,  .  .  .  TdS,  IS, 
Df4  h3,  19,  Tadl  mit  Turm  und 
zwei  Bauern  für  zwei  kleine  Figuren 
bei  besserer  Entwicklung  geschehen 
sollte.  (Dr.  Lasker.) 
9 Sc6"e5 

Sieht  sehr  schön  aus,  läßt  aber 
trotz  des  mehrfachen  Figurentausches 
einige  Schwächen  im  schwarzen 
Lager  aufkommen.  —  Schwächlich 
geschah  auch  in  einer  Gastpartie 
Barry-Kostitsch  (Boston  1917):  9.... 
TeS,  10.  Sg3  a6  (besser  LfS  nebst 
g6  und  Lg7),  11.  Lc4Se5,  12.  Lb3 
LfS,  13.  f4  Sg6,  14.  f5!  Weiß  am 
Ruder. 


104 


Das  richtige,  mit  aggressiven  Ten- 
denzen verbundene  Verfahren  ist  9.... 
a6!  10.  Ld3Sg4!  ll.Sg3(oder  11.  h3 
Sge5,  12.  f4Sd3:  13.cdf5),  ll....Lf6, 
12.  h3  Lc3:  13.  bc  Sge5  usw.,  wie 
Lasker  in  seiner  8.  Wettpartie  gegen 
Janowski  Paris  1909  spielte. 

10.  Se2— g3  Ld7— b5 

11.  Sc3Xb5  Sf6— d7 

Oder  auch  11.  .  .  .  Te8,  12.  b3 
LfS,  13.  Kb2  g6,  14.  f4  Sed7,  15. 
Df3  (6.  Wettpartie  Janowski-Lasker 
1909)  mit    starkem  Spiel   für  Weiß. 

12.  Lei— d2  Se5     c6 

Eilt  schon  zur  Verteidigung  zurück, 
da  sonst  13.  La5  b6,  14.  Lc3  den 
schwarzen  Damenflügel  noch  mehr 
zu  schwächen  drohte. 


13. 

Ld2— c3 

L  e7— f6 

14. 

Ddl— d2 

a7— a6 

15. 

Uc3Xf6 

Sd7Xf6 

16. 

Sb5— d4 

Sc6Xd4 

17. 

Dd2Xd4 

Sf6— d7 

Schwarz  plant  nunmehr  mitDfö 
zum  befreienden  Damentausch  zu 
gelangen,  wird  aber  daran  in  feiner 
Weise  gehindert.  —  Gefährlich  wäre 
der  andere  Springerrückzug:  17.  .  .  . 
Se8  wegen  18.  e4 — e5.  Verhältnis- 
mäßig am  besten  war  aber  17.  ... 
Te8,  um  der  Eventualdrohung  Sf5 
rechtzeitig  zu  begegnen. 

18.  Dd4— c3!  g7— g6 
Falls    18.  .  .  .  Tc8,  so    19.   Sf5 

und  nun  würde  19.  ...  Df6  die 
Qualität  kosten.  Verhältnismäßig  das 
Beste  wäre  hier  noch  18.  .  .  .  Sc5, 

19.  e5  Se6  gewesen. 


19.  Tal— dl 

Tf8— e8 

20.      f2— f4 

f7— f6 

21.     h2— h4 

Es  ist  beachtenswert,  wie  vehe- 
ment Weiß  trotz  des  reduzierten 
Figurenmaterials  den  Angriff  in  der 
Folge  zu  gestalten  versteht.  — 

Total  verfehlt  wäre  hier  dagegen 
die  Bauernjagd:  21.  Db3t  Kg7,  22. 


Db7:  da  sie  nach  22.  .  .  .  Tb8 
(22.  ...  Sc5,  23.  Dc6)  23.  Da6: 
Tb2:  24.  Td2  (oder  auch  Te2) 
24.  .  .  .  Da8!  (viel  präziser  als  etwa 
24. . . .  Sc5,  25.  Da3  Db8),  25.  Dc4 
Da7f  nebst  Ta2:  keineswegs  zum 
schwarzen  Nachteil  ausfallen  würde. 

21 Sd7— c5 

Eine    bessere  Aussicht   auf  Ver- 
teidigung bot  21.  .  .  .  Sf8. 


22. 

h4— h5 

Dd8— e7 

23. 

h5Xg6 

h7Xg6 

24. 

b2— b4 

S  c5— e6 

25. 

f4— f5 

.... 

Einleitung  des  Schlußangriffs,  der 
sich  zunächst  quantitativ  in  ein  PIus- 
Bäuerlein  umsetzen  läßt,  dann  aber 
zu  einer  fein  durchgeführten  Um- 
zingelung des  feindlichen  General- 
stabes ausreift. 


25 

Se6-g7 

26.       f5Xg6 

De7— e5 

27.  Dc3— e3 

De5— g5 

28.  De3— b3t 

Sg7-e6, 

29.  Sg3— f5 

Dg7Xg6 

Nun  ist  eine  Bresche  für  die 
weißen  Massivfiguren  (Turm  und 
Dame)  geschaffen. 


30.  Tdl— d3 

31.  Td3— h3 


Kg8— f8 
d6— d5 


Eine  geistreiche  Verteidigung,  die 
jedoch  das  Spiel  nicht  m.ehr  zu 
retten  vermag. 

Stellung  nach  dem  3 1 .  Zuge  von  Seh w. 


ri 

i#     ! 

k 

i 

i 

i 

^ 

- 

1^ 

a" 

& 

o 

S     .# 

32.  Th3— h6! 


105 


Auf  32.  Dd5:  würde  Schwarz 
mit  Tad8  noch  ganz  gute  Gegen- 
chancen erlangen. 

32 Dg6-g5 

33.  Db3— h3  d5Xe4 

34.  Th6— hSf  .... 

Erzwingt  Damengewinn  für  Turm 
und  Springer.  Sehr  stark  war  aber 
auch  34.  Te4:  drohend  Tg4. 


34 

35.  Dh3— h7t 

36.  Sf5— h6t 


Kf8— f7 

Se6— g7 

Dg5Xh6 


Bitterer  Zwang,  da  das  König- 
ausweichen: 36.  .  .  .  Ke6  nach  37. 
De4:t  Kd7  (oder  37.  .  .  .  De5, 
38.  Te8:t  nebst  Dg4t),  38.  Tdlf 
usw.  zum  baldigen  Matt  führen  würde. 

37.  Dh7Xh6  Te8Xh8 

38.  Dh6— f4  Th8-^e8 

39.  Df4Xc7t  Te8— e7 

40.  Dc7— c4t 

erobert  noch  Be4  und  gewinnt  leicht. 
—  Wie  schwer  es  aber  im  Schach 
ist,  dieses  „leicht"  dem  wirklichen 
Gewinn  zuzuführen,  zeigt  die  Tat- 
sache, daß  die  Partie  noch  etliche 
30  zum  Teil  recht  feine  Züge  in 
Anspruch  nahm.  Es  folgte:  40. . . .  Kf8, 
41.Te4:Tae8,  42.Dc5Kf7,  43.Dd5t 
Kf8,  44.  Th4  Tc7,  45.  Th8t  Ke7, 
46.  Th7  Kf8,  47.  Dd6t  Tee7,  48. 
Df6:t  Kg8,  49.  Th4  Telf  50.  Kh2 
Tf7,  51.  Dd8t  Te8,  52.  Dd5  Te6, 
53.  c4  Tee7,  54.  a4  Td7,  55.  De4 
Tf5,  56.  a5  Kf7,  57.  Th7  Kf6,  58. 
Dh4t  Ke5  (58. . . .  Kf7,  59.  Dg4!),  59. 
Dg3t  Kf6,  60.Th6t  Kf7,  61.Dg6t 
Kg8,  62.  Th4  Te7,  63.  Dd6  Kf7  64. 
Th7  Tf  e5,  65.  b5  ab,  66.  cb  Te7— e6, 
67.  Dc7t  Te7,  68.  Dc4t  Kg6,  67. 
Dd3t  Kf7,  70.  Dg3!  Kf6,  71.  Df4t 
Aufgegeben  (da  auf  71....Ke6,  72. 
Dh6t  bezw.  auf  71....  Kg6,  72. 
h6#  folgt). 

Eine  gediegene  Partie. 


UHl 


Ein  lehrreiches  Beispiel  der 
Bauernblockade:  Im  30.  Zuge  fällt 
der  vertikal  (durch  T  c8)  und  diagonal 
(durch  Lg7)  blockierte  Bc2,  dessen 
Rückständigmachung  vorher  unauf- 
fällig erfolgte  und  dessen  Verlust  auch 
den  der  Partie  nach  sich  zog. 

Partie  Nr.  18. 

Großturnier  zu  Karlsbad  1923. 
Weiß:  Schwarz: 

Dr.  Tarrasch.  Aljechin. 

1.  e2— e4  e7  — e5 

2.  Sgl— f3  Sb8  — c6 

3.  Lfl— b5  g7  — g6 

Aljechin,  der  allerlei  verschollene 
Varianten  mit  den  von  ihm  erdachten 
Verbesserungen  anzuwenden  pflegt, 
versucht  es  hier  mit  der  arg  ver- 
schriebenen Fianchetto-Verteidigung 
der  spanischen  Partie. 

4.  d2— d4  .... 

Gilt  für  das  Stärkste.  Auf  4.  c2-c3 
folgt  am  sichersten  4.  .  .  .  d7 — d6, 

5.  d2— d4  Lc8— d7,  6.  d4Xe5 
d6Xe5,  7.  Lei— e3  Lf8— g7  und 
auf  4.  Sbl — c3  kann  sehr  gut  4.  .  .  . 
Sc6 — d4  geschehen,  da  darauf  5. 
Sf3Xe5?  wegen  D  d8 — g5  ein  Fehler 
wäre.*) 

4 Sc6Xd4! 

Die  erste  Pointe  der  Eröffnungs- 
behandlung   von    Schwarz.     Früher 

*)  Einen  für  die  Anlage  der  Fianchetto- 
Verteidigung  sehr  typischen  Verlauf  nahm 
folgende  Partie  Wegemund-Krüger,  Frank- 
furt a.  M.  1923:  4.  Sc3  [4.  d4!]  Lg7 
[4.  .  .  .  Sd4!]  5.  d3  Sge7,  6.  Lg5  h6  (in 
einer  Partie  Tschigorin-Pillsburg,  Peters- 
burg 1895,  geschah  hier  bekanntlich  6. . . . 
f6,  7.  Le3),  7.  Le3  Sd4,  8.  L  c4  c6,  9. 
Ld4:  ed,  10.  Se2  Db6,  11.  Lb3  0-0,  12. 
Dd2  a5,  13.  a4  d5,  14.  0—0,  worauf  jetzt 

(statt  der  tragischen  Textfortsetzung:  14 

Le6?  15.  Sf4!  Tae8,  16.  Tael  L  g4,  17. 
ed  Lf3:  18.  gf  cd,  19.  Te7:  und  gewinnt) 
mit  14.  .  .  .  Lg4  oder  auch  14.  .  .  .  de, 
15.  de  c5  ein  schönes  Spiel  für  Schwarz 
zu  erzielen  war. 


106 


Spielte  man  instinktiv  4.  .  .  .  ed, 
worauf  aber  der  von  Marco  gegen 
Pillsbury   im   Wiener   Turnier  1898 

angewandte  Zug  5.  Lg5!  (z.  B.  5 

f6,  6.  Lh4  Lg7,  7.  0—0  SgeT,  8.  Lc4 
Sa5,  9.  Dd4:)  den  weißen  Stellungs- 
vorteil besiegelte. 

5.  Sf3V(d4  e5Xd4 

6.  DdlXd4  Dd8— f6 

Dies  ist  die  zweite  Eröffnungs- 
pointe, die  aus  dem  gefürchteten 
spanischen  Mittelspielgedränge  ein 
farbloses  Endspiel  zu  gestalten 
trachtet. 

7.  Dd4— d3  .... 

Gekünstelt.  Jedenfalls   besser  ist 

7.  Lei — e3  (wie  Wolf  gegen  Spiel- 
mann, Wien  1922,  mit  Vorteil  spielte). 
Etwas  freiere  Chancen  verschafft  dem 
Weißen  auch  der  unmittelbare  Damen- 
tausch 7.  Dd4X^6,  trotzdem  er  zu- 
nächst die  gegnerische  Entwicklung 
fördert,  z.  B.  P.  Brinkmann-Krüger, 
Frankfurt  a.  M.  1923:   7.  Df6:  Sf6: 

8.  Sc3  a6  (naheliegender  ist  8.  . .  . 
Lb4,  9.  Ld2  0—0,  10.  f3  d6,  11. 
0-0-0  Ld7  und  wenn  nun  12.  Ld7: 
so  12.  .  .  .  Lc3:!  13.  Lc3:Sd7:  mit 
Ausgleich),  9.  La4  b5,  10.  Lb3  Lb7, 
11.  f3  d6,  12.  Lg5  Lg7,  13.  0-0-0 
usw.  —  Am  allerenergischesten  ist 
aber  wohl  7.  e4— e5  Df6— b6,  8. 
Dd4Xb6  a7Xb6,  9.  Lei— f4!  und 
die  weiße  Schlachtordnung  ist  ent- 
schieden vorzuziehen  (z.  B.  wie  die 
„Casopis  ceskych  sachistu"  ex  1923 
ausführt:  9.  .  .  .  Ta5,  10.  Ld3  [zweck- 
mäßiger   als    10.    Sc3    Lb4    bezw. 

10.  Lc4,  worauf  Rubinstein  in  der 
„Neuen  Wiener  Schachzeitung"  10.... 
f6,  11.  Lg8:Tg8:  12.  ef  d6,  13.  Sc3 
Tf5,  14.  Lg3  Tf6:  15.  Sd5  Tf7, 
16.  0-0-0  Lf5,  17.  The  1  Kd7  usw. 
mit  schönem  Zweiläuferspiel  für 
Schwarz    empfiehlt],    10.  .  .  .    Lg7, 

[jetzt  bliebe  Weiß  nach  etwa  10 

f6,  11.  ef  d6,  12.  Sc3  Sf6:  13.  Sb5 
Kd8,    14.  0-0   im  Stellungsvorteil], 

11.  0-0  Le5:    [oder   etwa   11.  .  .  . 


Se7,  12.  Tel  0-0,  13.  Sc3!^Sc6, 
14.  Sb5  usw.  bezw.  auch  ll.°..d6, 
12.  Tel  de,  13.  b4!  Ta8,  14.  L'e5: 
Ue5:  15.  Te5:  ;Se7,  16.  Sc3  L'e6, 
17.  Sb5  mit  Vorteit  für  Weiß],  12. 
Tel  d6,  13,  Ld2!Kd8  [bezw.  13.... 
Le6]  14.  La5:  Lb2:  15.  Lc3  usw. 
oder  9.  .  .  .  Lg7,  10.  Sc3Da5,  11. 
0-0-0  c6,  12.  Lc4Le5:  13.  Thel  f6, 
14.  b4!  Da8,  15.  Te5:t!  usw.  mit  dem 
herauskristallisiertem  weißen  Vorteil). 
Man  soll  eben  in  freierer 
Stellung  nie  fürchten  die 
Damen  abzutauschen.  Nun 
kommt  dagegen  Schwarz  sehr  bald 
zur  Initiative. 


7 

Lf8-g7 

8.  Sbl— c3 

c7— c6 

9.  Lb5— c4 

Sg8-e7 

0.  Lei— e3 

Weiß  entwickelt  sich  rein  schab- 
lonenhaft im  Glauben,  daß  der 
Schlüssel  der  Stellung  in  bloßer  Ver- 
eitlung des  Befreiungsstoßes  d7 — d5 
liegt.  Indes  erweist  sich  der  schwarze 
Damenflügelsturm  als  sehr  nach- 
haltig. Geboten  war  daher  10.  a2-a4, 
welchen  Zug  Weiß  sicherlich  ge- 
macht hätte,  wenn  er  die  Partie  als 
eine  Positions-  und  nicht  irrtümlich 
als  eine  Kombinationspartie  aufge- 
faßt hätte. 


10 

b7— b5 

11.  Lc4— b3 

a7— a5 

12.     a2— a4 

.... 

Dieser  etwas  zu  vehemente  Ver- 
riegelungsvorstoß beschwört  das 
Unglück  herbei,  da  er,  wie  sich  bald 
zeigen  wird,  der  Rückständigmachung 
des  Bauern  c2  Vorschub  leistet.  Viel 
besser  war  mit  12.  a2 — a3  dem 
schwarzen  Bauernlauf  auf  einige  Zeit 
Halt  zu  gebieten  (z.  B.:  12.  a3  La6, 
13.  Sdl   nebst  14.  c3.) 

12 b5— b4 

13.  Sc3— dl  .... 

Eine  nicht  zu  unterschätzende 
Spielchance  bestand  noch  darin,  mit 


107 


13.  Sc3— e2  den  Bauer  b2  fallen 
zu  lassen.  Nun  aber  kommt  Weiß 
nicht  mehr  zur  Befreiung. 


13. 

14. 


0—0 


0—0 
d7— d5! 


Erzwingt  (wegen  der  Drohung 
La6)  den  Abtausch  in  der  Mitte  und 
damit  die  Öffnung  der  c-Linie. 


15. 

e4Xd5 

Lc8— a6 

16. 

Lb3— c4 

L  a6Xc4 

17. 

Dd3Vc4 

c6Xcl5 

18. 

Dc4— d3 

d5— d4 

19. 

L  e3— d2 

Ta8— c8 

Die  Einkapselung  ist  beendet,  die 
Eroberung  beginnt.  Es  droht  bereits 
Df6— f5. 

Stellung  nach  dem  1 9.  Zuge  von  Schw. 


m  m  niA 

1*1  ^^  Ä  ^ 

'/JA^,,  „/MM  '—' 

,/////'/ 

m  \€  • 

.  _S#__ 

20. 

Tf 

1— el 

Tc 

8— c7 

21. 

Tal— cl 

Tf 

8— c8 

22. 

b2— b3 

In  Betracht  kommt  22.  f3 

22. 

DI 

6— f5 

23. 

Te 

1— e4 

Die  einzige  Möglichkeit,  den 
Bauernverlust  noch  so  lange  hint- 
anzuhalten, bis  Weiß  seinen  Figuren 
etwas  Luft  verschafft  hat,  um  da- 
durch zu  Gegenaktionen  (vergl. 
27.  Zug)  befähigt  zu  werden. 

Auf  23.  Sb2  würde,  wie  Aljechin 
selbst  angab,  23.  .  .  .  Tc2:  24.  Tc2: 
Tc2:  25.  Te7:  Dd3:  26.  Te8tLf8, 
27.  Tf8:t  Kf8:  28.  Lh6t  Ke7,  29. 
Sd3:Tc3!  30.  Sei  f6!  31.  Ld2Tc2, 
32.  Lf4  g5  usw.  eine  leichte  Ge- 
winnführung für  Schwarz    ergeben. 


23 Se7— d5 

24.  Sdl— b2  Sd5--c3 

25.  Ld2Xc3  .... 

Erzwungen,  da  auf  etwa  25.  Te  el 
einfach  25.  .  .  .  Dd3:  26.  cd  (26. 
Sd3:  Sa2)  Se2t!  für  Schwarz  ent- 
scheiden würde. 

25 Tc7Xc3 

26.  Dd3— e2  Lg7— h6 

Holt  sich  endlich  die  reife  Bauern- 
frucht herunter. 


27.  g2-g4 

28.  Te4— e8t 

29.  De2Xe8t 

30.  Tel— fl 

31.  Sb2— d3 


Df5— f6 
Tc8Xe8 
Kg8-g7 
Tc3Xc2 


Weiß  hat  seine  Chancen  noch 
am  besten  wahrgenommen.  Zu  seinem 
Unglück  beginnt  aber  Schwarz  mit 
feinen  Problemzügen  zu  arbeiten. 
(Vergl.  34.  Zug  von  Schwarz.) 

31 Df6— f3! 

Kraftvoll  gespielt.  Kaum  genügend 
wäre  hingegen  31.  .  .  .  De6,  worauf 
32.  De6:  fe,  33.  f4  (mit  der  Drohung 
g4— g5)  33.  . .  .  Tc3,  34.  Tdl   (nicht 

34.  Tf3  wegen  Lf4:),  34.  .  .  .  Kg8, 

35.  g5  (vielleicht  auch  35.  Kf2) 
35.  .  .  .  Lg7,  36.  Sei  usw.  dem 
Weißen  noch  allerlei  Rettungsmög- 
lichkeiten gewähren  würde. 

32.  Sd3— e5  .... 

Aussichtslos  wäre  32.  D  e5f  Kg8, 

33.  Dd4:  wegen  33.  .  .  .  Td2!  34. 
Se5  (oder  34.  Dd8t  Lf8,  35.  Se5 
Df4!  36.  De8  Te2  mit  Springer- 
gewinn), 34.  .  .  .  Td4:  35.  Sf3:  Td3 
nebst  Tb3: 

Nun  folgen  einige  scharf  berech- 
nete Wendungen  von  Schwarz. 


32. 

Df3- 

-d5 

33. 

Se5- 

-d7 

Dd5- 

-d6 

Alles 

programmgemäß. 

34. 

Tfl- 

-dl 

.  .  . 

. 

Mit 

der   sanften 

Drohung 

Td4 

—  108 


34. 


Lh6— e3! 


Nun  sieht  man,  daß  Schwarz  den 
Gegner  nur  scheinbar  ausgelassen 
hat.  Der  weiße  Turm  muß  schleunigst 
und  beschämt  zurück. 


35.  Tdl— fl 

36.  De8— eöf 

37.  Sd7Xe5 

38.  Se5— c4 


Le3— g5 
Dd6Xe5 
Lg5— f4 
Tc2— c3! 


Der     schwarze     Vorteil 
immer  realere  Formen  an. 


nimmt 


39.  Tfl— dl 

40.  Sc4Xa5 


d4— d3 
Kg7— f6! 


Die  letzte  Partiephase  —  oder 
eigentlich  schon  die  „weiße  Agonie" 
beginnt:  Weiß  hat  zwar  den  Bauer 
zurückgewonnen,  geht  aber  an  der 
Dislozierung  seines  Springers  und 
an  dem  energischen  Eingreifen  des 
gegnerischen  Königs  in  hoffnungs- 
loser Weise  zugrunde. 

41.      h2— h4  Kf6— e5 


42.  Kgl--g2 

43.  Kg2— f3 

44.  Sa5— c4 

45.  Sc4— e3 

46.  Tdl— bl 

47.  Se3— dl 

48.  Sdl— e3 

49.  g4-g5 

50.  Tbl— gl 

51.  Tgl-g4t 


K  e5— d4 
Lf4— c7 
Tc3Xb3 
Tb3— c3 
Lc7— a5 
Tc3— a3 
Ta3Xa4 
Ta4— a3 
b4— b3 
K  d4— c5 


Schwächlich  wäre  hingegen  51 ... . 
Kc3,  52.  Tc4t  Kd2,  53.  Tc8bezw. 
52.  .  .  .  Kb2,  53.  Td4. 

52.  Tg4— c4t  Kc5— b5 

53.  Tc4— c8  Ta3— al 

54.  Tc8— b8t  La5— b6! 

[Zum  Schluß  noch  eine  Finesse: 
Auf  55.  Sd5  würde  55.  .  .  .  d3-d2, 
56.  Tb6:t  Kc5  gewinnen.] 

Weiß  gibt  auf. 

Eine  von  der  nachziehenden  Partei 
großzügig  durchgeführte  Stellungs- 
schlacht. 


Die  Lehre  von  den  Schwächen. 

(Betrachtungen   zur  Partie  Tarrasch-Aljechin.) 

Wie  wir  also  gesehen  haben,  faßte  Schwarz  gleich  nach  den  ersten 
neun  Eröffnungszügen  (1.  e4  e5,  2.  Sf3  Sc6,  3.  Lb5  g6,  4.  d4  Sd4:  5.  Sd4: 
ed,  6.  Dd4:  Df6,  7.  Dd3?  Lg7,  8.  Sc3  c6,  9.  Lc4  Se7)  einen  tiefen 
strategischen  Plan,  die  Unterminierung  des  eigentlich  kerngesunden  Bauern  c2 
durchzuführen,  was  ihm  auch  in  den  nächsten  zehn  Zügen  mittels  unauf- 
fälliger Vorbereitungsmanöver  gelang.  Gleichzeitig  verstand  es  Schwarz, 
das  Schwergewicht  der  ganzen  Partie  an  das  Schicksal  des  genannten 
Bauern  zu  knüpfen,  so  daß  dessen  Gewinn  (im  30.  Zuge)  auch  den  der 
Partie  (im  54.  Zuge)  nach  sich  zog.  — 

Schwarz  hat  eben  diese  Spanische  wie  eine  ultramoderne  Positions- 
partie behandelt,  und  als  solche  hat  jene  hochgepriesene  Eröffnung  —  sei 

es  (nach  3 a7 — a6  und  b7 — b5)    durch  das  Abseitsstellen    des  weißen 

Läufers  b3,  sei  es    (bei  6 Sf6Xe4  und  d7 — d5)    durch    den  Druck  des 

schwarzen  Springers  e4,  sei  es  (bei  der  Abtauschvariante  4.  Lb5Xc6)  durch 
die  Wirkung  des  schwarzen  Läuferpaares,  sei  es  endlich,  wie  wir  hier 
gesehen  haben,  durch  die  Rückständigmachung  des  c-Bauern  —  immer  ihre 
sptz./ 'sehen  Schwächen,  denen  sie  allerdings  den  praktisch  wichtigen 
Vorteil  der  langandauernden  Initiative  entgegenzustellen  vermag. 

Was  wir  aber  aus  der  Partie  Tarrasch-Aljechin  insbesondere  lernen 
könnten,  das  ist  eine  eigentümliche  Bereicherung  des  Begriffes  „Schwäche". 
Wer  würde  nach  dem  Eröffnungsverlauf  ahnen,  daß  solch  ein  gesunder, 
geschützter  und  wohlgepflegter  Bauer  c2  allmählich  und  unauffällig  zur 
chronischen  Schwäche  des  weißen  Spieles  gemacht  und  daß  sogar  der  ganze 
Ausgang  der  Partie  an  sein  Schicksal  geknüpft  werden  sollte! 

Das  größte  Geheimnis  der  Hypermodernen,  womit  sie  auch  wunderbare 
Fäden  zwischen  dem  Kombinationsspiel  eines  Morphy  und  dem  Positions- 
lavieren  eines  Steinitz  gezogen  haben,  ist  vielleicht  die  Entdeckung  des 
Gesetzes,  daß  es  nicht  nur  sogenannte  „Schablonenschwächen"*),  sondern 
auch  und  insbesondere  solche  Schwächen  gibt,  die  man  ihm  aufoktroyiert, 
denn  ihre  Lehre  lautet:  Man  kann  alles  zu  einer  Schwäche  stempeln. 
In  diesem  Sinne  konnte  vor  Jahren  ein  Glossator  über  das  Spiel  der 
Neophantasten  schreiben,  daß  sie  meistens  schon  im  Eröffnungsstadium 
„irgend  eine  Schwäche  im  feindlichen  Lager  erspäht  zu  haben  glauben,  um 
die  sie  dann  wie  die  Indianer  um  das  heilige  Feuer  herumzutanzen  beginnen". 

Was  ist  Schwäche?  Im  weiteren  Sinne  alles,  was  mit  einiger  Aussicht 
auf  Erfolg   angegriffen  werden  kann,    ohne  direkte    und   sofortige  Gefahr, 


*)  Siehe  darüber  weiter  unten  bei  den  „pädagogischen  Schlüssen". 


110 


€ine  blutige  Abfuhr  zu  erfahren.  „Der  König  ist  die  schwächste  Figur!" 
proklamierte  Morphy,  griff  ihn  an  und  gewann.  „Der  Bauer  ist  die  schwächste 
Figur!"  proklamierte  Steinitz,  griff  ihn  an  und  gewann.  „Alles  ist  schwach, 
alles  kann  schwach  gemacht  werden!"  proklamieren  die  Jungen,  greifen 
alles  an  und  —  gewinnen! 

Wir  wollen  diese  neuartige  Strategie   durch  einige  weitere  Beispiele 
illustrieren : 


Aus  einer  Konsultationspartie   (Budapest  1921). 

Stellung  nach  dem  12.  Zuge  von  Schwarz. 
Diagramm  I. 


Schwarz:  Abony i,  Bogo- 
Ijubow,  Grünfeld,  Kos- 
titsch, Sterk. 


Weiß:  Aljechin,  Sämisch, 
Steiner,  Tartakower, 
Vajda. 


Schwarz  droht  mit  Läufer  b7  nebst  c6 — c5  zum  Gegenspiel  zu  gelangen. 
Er  hat  in  dieser  geschlossenen  Eröffnungsvariante,  die  wir  im  II.  Teil  des 
Buches  behandeln  werden,  ein  von  Capablanca  empfohlenes  Verteidigungs- 
system angewandt,  das  keine  Schwächen  aufweist;  es  handelt  sich  also 
für  Weiß  darum,  ihm  solche  von  amtswegen  zu  schaffen.  Dies  wurde  durch 
folgende  zusammenkombinierte  Damen-  und  Springermanöver  erreicht: 


13.  Dc3— d3!  .... 

Würde  dieser  Zug  für  keinen  höheren 
Zweck  geschehen,  so  wäre  er  als  unnützes 
Herumziehen  mit  der  Dame  zu  verpönen 
und  durch  irgend  einen  schablonenhaften 
Entwicklungszug,  wie  z.  B.  13.  Tfl — dl  zu 
ersetzen.  Seine  Aufgabe  ist  es  aber,  die 
Drohung  Lc4— a6  zu  schaffen,  womit  die 
wichtigste  Verteidigungs-  und  Gegenan- 
griffsfigur von  Schwarz  vom  Brett  ver- 
schwinden würde. 

13 T*f8-d8 

Droht  event.  Sd7— c5,  welcher  Drohung 
aber  Weiß  sanft  ausweicht: 

14.  Dd3— e2  a7-^a6 


Nun  ist  das  schwarze  Bauerntrio  (a6, 
b6,  c6)  schwach  geworden  und  wird  als 
solches  von  Weiß  gebrandmarkt. 


15.    Lc4-- 

-d3 

L  c8— b7 

16.    Ld3- 

-e4 

TaS— c8 

17.     Sf3- 

-d2! 

e6— e5 

Schwarz  muß  den  drohenden  f2— f4 
zuvorkommen.  (Auf  17. . . .  Sf6  würde  18. 
Ld3  ohne  Tempoverlust  folgen.) 

18.    Sd2— c4  .... 

Hiermit  ist  der  schwarze  Damenflügel 
dauernd  paralysiert  (da  auf  event.  b6— b5 
Sa5  folgen  würde.) 


und  Weiß  gewann  durch  Ausnützung   der  geschaffenen  Bauernschwächen 
unter  gleichzeitiger  Beunruhigung  des  schwarzen  Königs  im  33.  Zuge. 


111 


Diagramm  II. 

Stellung  aus  der  Partie  Niemzowitsch- 

Jacobsen   (Kopenhagen  1923)    nach 

dem  34.  Zuge  von  Weiß. 

Schwarz:   Niemzo witsch. 


m 


:    m.    m  i  m. 


t      i 


Ä,    »„ 


a' 


^ 


wA      m^,      wA  ^  ^y;J 


Weiß:  Egil  Jacobsen. 

Schon  im  Gewoge  des  Mittelspiels 
ist  es  Schwarz  gelungen,  den  Vorstoß 
d4 — d5  zu  provozieren  und  darauf 
(nach  .b6-b5,  b2-b3,  b5Xc4,  b3Xc4) 
einen  schwachen  Punkt  (Bauer  c4) 
im  feindlichen  Lager  zu  schaffen.  Dies 
kann  jedoch  für  das  nun  kommende 
Endspiel  keineswegs  genügen,  da  die 
Schwäche  mehr  als  zureichend  (durch 
Turm,  Springer  und  König)  verteidigt 
werden  kann,  während  der  weiße 
Königsflügel  eine  kompakte,  scheinbar 
unangreifbare  Masse  bildet.  Der  End- 
spielplan des  Nachziehenden  geht 
nun  dahin,  gerade  dort,  wo  Weiß 
anscheinend  nichts  zu  fürchten  hat, 
eine  zweite,  und  zwar  entscheidende 
Schwäche  herbeizuführen. — Es  folgte : 


34.  . 

35.  Tfl 


cl 


Lc8- 
h6- 


f5 
h5 


Verhindert  g4.  Dieser  Bauer  h5  soll  aber 
auch,  wie  die  Folge  zeigt,  das  Rennen 
machen! 

36.  Tel— c3  a5— a4!l 

37.  Sb2— dl  .... 

Auf  37.  Sa4:  folgt  Ta8  und  auf  37.  Ta3 
folgt  ebenso  lästig  Tb8!  (38.  Sa4:?  TaS 
nebst  Ld7)  mit  entscheidendem  Eindringen 
des  Turmes  ins  weiße  Lager. 


37 

g6-g5 

38.  Sdl— e3 

Lf5— d7 

39.    Kf2— e2 

f7— f5 

40.  Ke2— d2 

f5— f4! 

Entscheidend. 

41.      g3Xf4 

g5XW 

Ein  Endspiel-Analogon  zur  F.  Tarrasch- 

Aljechin:  Der  Bauer  g2  (wie 

dort  Bauer  c2) 

wird  mitten  in  seiner  Basis 

unterminiert. 

42.  Se3— dl 

Kg8— f7 

43.  Sdl— f2 

.... 

Ein  Bauer   (g2  oder  c4) 

mußte  aufge- 

geben  werden. 

43 

Te8-g8 

44.  Kd2— e2 

Tg8Vg2 

45.  Tc3— cl 

Ld7— f5 

46.      a2~-a3 

h5— h4 

47.  Tel— fl 

Kf7— f6 

48.  Ke2— dl 

h4— h3 

49.  Kdl— e2 

h3— h2 

50.    Tfl— al 

Lf5— d3t! 

Der  Gnadenstoß. 

51.   Ke2Xcl3 

Tg2Xf2 

52.  Kd3— e4 

Kf6— g5 

und  gewann  in  wenigen  Zügen. 


Noch  einige  Erwägungen  zum  Begriff  „Bauernschwäche": 

Allerlei  Tempoverluste  (wie  z.B.:  Sb8 — c6,  um  nach  dem  provozierten 
Verkalkungszug  d4 — d5  nunmehr  Sc6 — b8  nebst  Sb8 — d7  zuspielen;  oder 
zum  Beispiel  Lei — g5,  um  erst  nach  der  Rochadeschwächung  h7 — h6  zur 
Aufstellung  Lg5 — e3  nebst  Ddl — d2  zu  gelangen)  waren  natürlich  auch 
früher  an  der  Tagesordnung,  ohne  jedoch,  wie  man  es  gegenwärtig  oft  tut, 
die  ganze  Partieanlage  auf  diesem  einen  Motiv  aufzubauen.  Auch  viele  andere 
Finessen  (wie  z.  B.  konzentrisches  Arbeiten  auf  beiden  Flügeln,  Verbindung 
von  Angriffsdemonstrationen  mit  positioneilen  Durchbrüchen,  anscheinend 
planloses  Herumziehen    mit  wichtigen  Figuren,    ständige    Kavation    in  der 


112 


Bauernführung  usw.)  werden  aus  dem  taktischen  Arsenal  herausgeholt,  um 
die  feindUche  Schlachtordnung  ins  Schwanken  zu  bringen.  Ist  aber  dadurch 
endlich  irgend  eine  augenscheinliche  oder  auch  latente  Schwäche  entstanden, 
dann  ist  es  in  unserem  forgeschrittenen  Zeitalter  nunmehr  eine  Sache  der 
Technik,  jene  Schwäche  zum  Siege  auszunützen. 

Wie  wir  immerhin  bisher  gesehen  haben,  sind  es  gewöhnlich  die 
Bauern,  die  man  unter  die  Lupe  nimmt.  Der  Bauer  muß  eben  herhalten, 
da  man  auch  im  Schach  wie  im  Leben  am  liebsten  gegen  die  schwächlichen 
Wesen  seine  Tapferkeit  zeigt! 

Schwieriger  gestaltet  sich  selbstredend  die  Aufgabe,  irgendeiner  mobilen 
Figur  des  Feindes  den  Stempel  der  Schwäche  aufzudrücken.  —  In  folgender, 
schottisch  eröffneter  Partie  Tartakower-Rubinstein,  (Mährisch-Ostrau  1923) 
verstand  es  Weiß,  aus  dem  starken  Springer  f6,  der  den  Stolz  der  schwarzen 
Partei  in  dieser  Eröffnung  bildet,  in  wenigen  Zügen  eine  schwankende, 
hinkende,  hilfsbedürftige  Figur  zu  machen,  was  freilich  nur  dadurch  ermöglicht 
wurde,  daß  Weiß  auch  eigene  Gefahren  (0-0-0!)   in  Kauf  nahm. 


Diagramm  III. 

Stellung  nach  dem  6.  Zuge  von  Schw. 

(Vorherige  Züge:  1.  e4  e5,  2.  Sf3  Sc6,  3. 
d4  ed,  4.  Sd4:  Sf6,  5.  Sc6:  bo,  6.  Sd2  Lc5. 

Schwarz:  Rubinstein. 


iS  " , 

^ 

# 

I 

i 

i 

i 

i 

*x 

i 

'/yyy. 

^/^^/ 

'^//^/ 

////JJ^ 

m 

9 

.      ü 

■ 

t 

9 

^W4 

'W> 

W/y-, 

''/f^ 

''''A  Z 

^ 

1 

iT'S' 

'¥ 

S 

- 

^i    v.^J 

ö 

0 

'# 

# 

1 

as! 

Weiß:    Tartakower. 


Es  folgte: 
7.      e4— e5?! 


Dd8— e7! 


Der  weiße  Bauernvorstoß  scheint  um 
so  verfehlter  zu  sein,  als  dieser  starke 
Damenzug  nunmehr  nach  erfolgter  Ent- 
wicklung des  Läufers  c5  geschieht.  Der 
Wille  des  Weißen  geht  aber  dahin,  gerade 
diese  gute  Entwicklung  zu  einer  Schwäche 
zu  stempeln. 

8.  Ddl— e2  Sf6— d5 


e2 
9.  Sd2— b3 


0—0! 


Schwarz  spielt  gut  und  unbefangen. 
Der  Schablonenzug  9. .  .  .  Lb6  (um  ja  den 
schönen  Läufer  zu  behalten)  würde  nach 


etwa  10.  Ld2!  Lb7,  11.  0-0-0  0-0-0,  12.c4 
La6,  13.  Del!  zum  plötzlichen  Verlust  des 
Springers  d5  führen,  dessen  Rückzugsfeld 
b6  der  Läufer  eingenommen  hatte.  —  Dieses 
Springerabfangen  bildet  aber  auch  nach 
dem  Textzug  das  Hauptmotiv  des  weißen 
Spieles. 


10. 


Lcl—d2 
0-0-0 


a7— a5! 


Freilich  muß  Weiß  dabei  manche  Ge- 
fahren in  Kauf  nehmen,  da  das  Rochieren 
gerade  in  die  offene  Linie  und  ins  Kreuz- 
feuer der  schwarzen  Figuren  hinein  ziemlich 
wagemutig  erscheint.  Beide  Teile  behandeln 
die  Eröffnung  mit  großer  Schärfe. 


11 


L  c5— b6 


Um  jetzt  a5— a4  mit  Erfolg  zu  drohen. 

12.  c2— c4  a5— a4! 
Ein  Fehler  wäre  La6,  wegen    13.  Df3. 

13.  Sb3— al!  a4— aS!? 

Dieser  so  plausibel  aussehende  Vor- 
stoß findet  eine  überraschende  Widerlegung. 
Aber  auch  nach  13. . . .  Sb4,  14.  a3  Sa6,  15. 
Lc3!  was  mit  beiderseitigen  Chancen  ge- 
schehen sollte,  tritt  nunmehr  der  weiße 
Plan  klar  zutage,  den  starken  Sf6  in  einen 
hinkenden  Springer  a6  umzuwandeln. 

14.  Sal— c2!  .... 
Ein  unerwarteter  Jiu-Jitsu-Griff! 

14 a3Xb2t 

15.  Kcl— bl 

Gewinnt  den  Springer  und  nach  längerem 
Kampfe  die  Partie. 


113 


Wie  man  sieht,  ist  das  mit  dem  7.  Zuge  eingeleitete  Manöver  von  Weiß 
(statt  des  üblichen  7.  Lfl— d3  d7— d5!  8.  0—0  0—0)  als  dem  neuen  Schach- 
geist entsprechend  zu  betrachten. 


Einen  ähnlichen,  sehr  schön  und  energisch  ausgeführten  Gedanken  bildet 
folgende  Eröffnungsbehandlung  von  Aljechin    gegen  Wolf   (Pistyan  1922). 


Diagramm  IV. 

Stellung  nach  dem  5.  Zuge  von  Schw. 

Vorherige  Züge:  1.  d4  d5,  2.  Sf3  c5,  3  c4! 
cd,  4.  cd  Sf6,  5.  Sd4:!  a6. 

Schwarz:    Wolf. 


'.^.^      '/m 


% 


g 


Weiß:    Aljechin. 

Schwarz  hat  mit  seinem  letzten  Zuge 
(5 a7— a6)  die  notwendigen  Sicherungs- 
maßnahmen (gegen  Sb5  oder  Lb5)  getroffen 
und  will  nun  den  Bauer  d5  bei  festem  Spiel 
zurückerobern.  In  ebenso  überraschender 
wie  vorbildlicherweise  versteht  aber  Weiß, 
dem  starken  Springer  f6  alle  Lebenssäfte 
zu  entziehen,  indem  er  ihn  von  seinem  vor- 
gezeichneten Entwicklungsweg  (Sf6Xd5!) 
ablenkt: 

6.       e2— e4!  .... 

Nach  der  normalstrategischen  Fort- 
setzung: 6.  Sc3  Sd5:  würde  Schwarz  ganz 
gut  stehen. 


7.  Ddl— a4t!  Lc8— d7 

Nicht  Dd7  wegen  8.  Lb5. 


8.  Da4- 

9.  D  b3- 


b3 
e3! 


S  e4— c5 


Viel  stärker  als  der  Schablonenzug  9. 
Df3  (um  jaden  Läufer  cl  nicht  zu  behindern, 

vv^orauf  aber  9 e7— e5,  10.  de  Se6,   11. 

Se6:Le6:  12.  Db7:Ld5  das  schwarze  Spiel 
befreien  würde. 


9. 


g7-g6 


Weiß  hat  durch  die  Hergabe  seines 
Königsbauern  freie  Linien  erlangt  und  vor 
allem  den  Bauer  d5  behalten,  der  die  nor- 
male Entwicklungsfähigkeit  des  schwarzen 
Springers  (etwa  mit  e7— e6)  hemmt.  Schw. 
muß  daher  zu  Seitenentwicklungen  greifen. 


10.  Sd4— f3! 

11.  De3     c3 

12.  Lei— e3 


Dd8— c7 
Th8— g8 


Nun  sieht  man's  klar:  Der  gesunde 
Springerf6  ist  zum  krüppelhaften  Springer 
c5  geworden. 


b7— b6 
Nicht  13.  b4  wegen  Lg7,  14.  Sd4  Da7! 


12 

13.  Sbl— d2! 


6. 


13 Lf8— g7 

14.  Le3— d4  Lg7Xd4 

15.  Dc3Xd4  Ld7— b5 

16.  LflXb5  a6Xb5 

17.  0 — 0  und  gewann  die  für  Schwarz 


Sf6Xe4  hilflos  stehende  Partie  im  40.  Zuge. 


Eine  weitere  wichtige  Wahrnehmung,  die  wir  aus  dem  letzten  Beispiel 
machen  können,  ist,  daß  dank  der  neuen  Strategie  nicht  nur  ein  einzelnes 
Stück,  sondern  ein  ganzer  Figurenkomplex,  ja  die  ganze  Armee  des  Feindes 


Dr.  S.  G.  Tartakower:  Die  hypermoderne  Schachpartie. 


114 


in  Unordnung  gebracht  werden  kann.  Ein  lehrreiches  Beispiel  dafür  finden 
wir  in  der  Partie  Bogoljubow-Tarrasch  (Pistyan  1922): 


Diagramm  V. 

Stellung   nach    dem    20.   Zuge 
von    Schwarz. 

Schwarz:   Dr.  Tarrasch. 


11  >-    ^    ^s^    ^ 

[ii: m_^ 


^^    i_   '^;M.Wi  ^  VM 


Weiß:    Bogoljubow 


Augenscheinlich  hat  Schw.  mit  seinem 
Bauernsturm  am  Damenflügel,  Bauerndruck 
in  der  Mitte  und  dem  schönen  Läuferpaar 
das  überlegene  Spiel  erreicht.  Verfolgen 
wir  nun,  wie  Weiß  es  versteht,  alle  diese 
„Stärken"    in   Schwächen    umzuwandeln : 


21.  Sc3-a2! 


T  a8— e8 


Es  wird  immer  bedrohlicher.  Die  schw. 
Türme  stehen  kollosal.  Alle  schwarzen 
Figurenwirken  anscheinend  harmonisch  mit. 

22.  Sa2— b4  .... 

Immerhin  bemerkt  man  jetzt,  daß  der 
Damenflügel  von  Schwarz  hilfsbedürftig 
ist,  da  auf  eventuell  a6— a5  natürlich  Sc6 
sehr  unangenehm  wirken   würde. 


22 

e5— e4 

23       f3Xe4 

f5Xe4 

24.  Ld3— e2 

Tf8~f2 

Schwarz  greift  noch  immer  frisch,  froh 
und  fröhlich  an. 


25.  Tdl— el 


Ld7— c8 


Oder  25. . . .  Lb4:  26.  Db4:  Dg5,  27.  Dc5 
und  die  Schwäche  des  schwarzen  Damen- 
flügels wird  akut. 

26.   Le2— f3!  .... 

Nun  kommt  das  Erwachen  für  Schwarz: 
Der  stolze  Mittelbauer  muß  fallen. 


26. 


Tf2— h2 


Eine  geistreiche  Ausrede,  die  aber  auch 
nur  die  weißen  Pläne  fördert  (vgl.  Anm. 
zum  30.  Zuge  von  Weiß). 


27.  Db3— c3! 

28.  Dc3— c6 

29.  Lf3Ve4 


Th2Xh3 
Te8— f8 

Lc8Xg4 


Oder  29....Dg4:  3U.  Th3:Dh3:  31.Thl 
Tfl,  32.  Ka2!  usw. 

30.  Thl— fl  .... 

Nun  sieht  man,  daß  auch  die  Haupt- 
hoffnung von  Schwarz,  seine  schön  ge- 
ordnete Schlachtordnung  hin  ist.  Die  Läufer 
stehen  unwirksam,  die  Türme  disloziert! 
(vgl.  Anmerkung  zum  21.  Zuge  von  Schw.) 


30 

31.  TelXn 


TfSX^l 
Dh4— d8 


Schwarz  geht  nun  an  den  so  unmerklich 
entstandenen  Schwächen  seiner  Bauern- 
basis (Ba6)  und  seiner  Figurenkonfiguration 
(Th3)  rasch  zugrunde. 

32.  Dc6Xa6  Ld6Xb4 

33.  a3Xb4  Lg4— e2 

34.  Tfl— f7  Le2— h5 

35.  Tf7  <c7  Lh5— g4 

36.  Tc7 — a7  Schwarz  gibt  auf. 


In  den  Partien  des  Buches  wird  der  Leser  selbst  viele  weitere  Beispiele 
dieser  neuen,  keineswegs  landläufig  arbeitenden  Schachstrategie  herausfinden. 
Nachfolgend  noch  ein  interessantes  Eröffnungsbeispiel  dafür,  wie  nicht  nur 


115 


eine  Trabantenfigur  durch  neuartige  Manöver  als  schwach  entlarvt,  sondern 
auch    eine    ganze  Figurenreihe  in  Mitleidenschaft    gezogen  werden    kann. 


Diagramm  VI. 

Stellung  aus  der  P.  Bogoljubow-Niemzo- 

witseh  (Karlsbad  1923)  nach  dem  7.  Zuge 

von  Schwarz. 

Vorherige  Züge :  1.  d4  Sf6,  2.  Sf3b6,  3.  c4 

e6,  4.  Sc3  Lb7,    5.  g3!  Le7,    6.  Lg2  0-0, 

7.  0-0  d5. 


Schwarz:    Niemzowitsch. 


spannungsplan  zur  Geltung.  Es  folgte: 


Weiß:   Bogoljubow. 

Weiß  bringt   einen   in   der  Fianchetto- 
Entwicklung    verborgen    liegenden    Ent- 


8.  Sf3— e5! 

9.  c4Xd5 

Auch  nach  9. . . 
tegischen  Trümpfe 
etc.)  in  der  Hand. 

10.     d5— d6!! 


Sb8— d7 
Sd7Xe5 

ed  hat  Weiß  alle  stra- 
(üie  c-Lmie,  Punkt  e5 


Wie  man  sieht,  hat  Weiß  die  ungedeckte 
Stellung  des  Läufers  b7  als  Zündschnur 
benützt,  um  alle  feindlichen  Figuren- 
postierungen  in  Brand  zu  stecken. 


10. 


L  b7Xg2 


Schwarz  zieht  ein  kleines  materielles 
Opfer  (Läufer  und  Springer  gegen  Turm 
und  Bauer)  dem  positionellen  Nachteil 
(nach  10....Sc6,  ll.deDe7:  12.  Da4)  vor. 

11.  d6Xe7  Dd8Xe7 

12.  d4Xe5  Lg2Xn 

13.  e5Xf6  De7Xf6 
14. DdlXf.l     und     gewann    durch    das 
materielle  Übergewicht   nach    erbittertem 
Kampfe  im  87.  Zuge. 


Wir  ziehen  aus  obigen  Erörterungen  folgende  pädagogische  Schlüsse: 

1.  Die  frühere  Strategie  lehrte:  Es  ist  ratsam,  den  Kampf  nicht  gegen 
die  feindlichen  „Stärken",  sondern  gegen  dessen  Schwächen  zu  führen. 
(„Gesetz  des  nur  schwachen  Angriffsobjekts!") 

2.  Als  eine  solcher  Schwächen  ist  es  vielleicht  angezeigt,  statt  der 
stets  intensiv  bewachten  Panzerstellung  des  Königs,  irgendeine  Figuren- 
konfiguration, am  bequemsten  aber  einen  Bauer  aufs  Korn  zu  nehmen. 
(Indirekte  Angriffsführung,  auch  solides  „Positionsspiel"  genannt.) 

3.  Diese  Schwächen,  ob  sie  nun  durch  den  Verlauf  der  Eröffnung  oder 
durch  das  gütige  Zutun  des  Spielers  selbst  entstehen  und  ob  sie  augen- 
scheinlicher oder  latenter  Natur  sind,  können  durch  allerlei  schablonen- 
hafte Merkmale  erkannt  werden.  Als  Beispiele  für  solche  „Schablonen- 
schwächen" seien  genannt:  Ein  isolierter  oder  rückständiger  Bauer,  eine 
abgesperrte  oder  schwer  zu  entwickelnde  Figur,  entblößte  Königsstellung, 
dislozierte  Schlachtordnung  usw.  usw.  Die  richtige  Strategie  besteht  in 
ihrem  Erkennen,  d.  h.  im  Erkennen,  ob  die  Hauptaufgabe  der  Partie- 
führung auf  diese  Mängel  konzentriert  werden  kann.  Sie  bekämpfen,  ist 
dann  Sache  der  Technik.  —  So  lautete  also  die  frühere  Wahrheit  im  Schach. 


-  116  - 

4.  Folgende  Erkenntnisse  kommen  nun  hinzu,  die  dem  Spieler  neue 
Hoffnung  und  dem  Spiele  eine  neue  Dynamik  verleihen:  Jener  Kampf  um 
die  Schwächen  ist  keineswegs  mit  dem  Kampf  um  die  Initiative  zu  ver- 
wechseln. Man  kann  und  soll  auch  in  der  ärgsten  Defensivstellung  das 
sub  2  skizzierte  Ziel  im  Auge  behalten.  Der  Kampf  steht  und  fällt  mit 
den  beiderseitigen  Schwächen.  Die  nunmehr  allein  richtige  Strategie  besteht 
in  ihrem  Herbeischaffen.  Sie  erkennen,  ist  dann  Sache  der  fortge- 
schrittenen Technik. 

5.  Und  als  logische  Konsequenz  dieser  Auffassung:  Schwach  ist  nicht 
nur  das,  was  als  solches  erscheint  (also  die  sogenannten  „Schablonen- 
schwächen"), sondern  auch  das,  was  man  aus  dem  Schachgefühl  heraus 
zum  Objekt  der  Schwäche  stempeln  will. 

6.  Also:  Alles  ist  entweder  schon  schwach  an  sich  oder  aber  —  kann 
schwach  gemacht  werden!  Als  die  geeignete  Taktik,  um  dieses  Ziel  zu 
erreichen,  sind  unauffällige  oder  gar  verschleierte  Manöver,  Vermeiden  des 
energieauflösenden  Aneinanderprallens  der  Streitkräfte  und  Festhalten  an 
seinem  Ziel  trotz  eventueller  Tempo-  und  Terrainverluste  zu  empfehlen: 
Das  Gesunde  wird  mürbe  gemacht,  das  übrige  —  besorgt  der  Partner! 
Dies  ist  das  Wesen  des  Kampfes,  wo  die  starren  Prinzipien  der  land- 
läufigen Taktik  nicht  mehr  genügen  und  wo  es  keine  auf  der  Hand 
liegende  Patentwahrheit  geben  kann. 


spanisches  Drei-  und  Vierspringerspiel. 


Ein    Sieg    der    MethodCo     Im 

nachstehenden  Dreispringerspiel  hat 
Großmeister  Maröczy  das  dynamische 
Problem  der  Eröffnungsvariante  (Aus- 
nützung der  kunstvoll  herbeige- 
führten Rochadeschwächung  7.  .  .  . 
hl — h6)  in  einwandfreier  Weise  gelöst. 


Partie  Nr. 

19. 

Großturnier 

zu 

Karlsbad  1923. 

Weiß: 

Schwarz: 

Maröczy. 

Chajes. 

1.  e2-e4 

2.  Sgl— f3 

3.  Sbl— c3 

e7— e5 
S  b8— c8 
LfS    b4 

Dieser  Versuch,  dem  einiger- 
maßen monotonen  Vierspringerspiel 
beizeiten  auszuweichen,  ist  gewiß 
löblich,  und  hat  darauf  die  allweis- 
liche  Theorie  keine  Todesstrafe, 
sondern  nur  eine  etwas  schlechtere 
Stellung  dekretiert. 

Für  minderwertig  gilt  der  Gegen- 
versuch 3.  .  .  .  f7-f5  wegen  4.  d4! 
z.  B.:  4.  .  .  .  fe  (spielbarer  ist 
4.  .  .  .  ed,  5.  Sd4:  Sd4:  6.  Dd4: 
d6),  5.  Se5:  Sf6,  6.  Lc4!  d5,  7. 
:Sd5:  Sd5:  8.  Dhöf  g6,  9.  Sg6: 
und  gewinnt  (Partie  Breyer-Balla, 
Pistyan  1912),  sowie  die  altertüm- 
liche Fortsetzung  3.  .  .  .  g7 — g6  (in 
Betracht  kommt  ferner  auch  3.  .  .  . 
Sg8— e7),  gleichfalls  wegen  4.  d4! 
€d  (warum  aber  nicht  4.  .  .  .  Lg7! 
z.  B.:  5.  d4  Sd4:  bezw.  5.  Lg5  f6, 
bezw.  5.  de  Se5:  6.  Se5:  Le5:  mit 
Gegenchancen),  5.  Sd5!  Lg7,  6.  Lg5 


f6,  7.  Lf4  d6,  8.  Sd4  mit  Vorteil 
für  Weiß.  (Partie  Rosenthal-Steinitz, 
London  1883.) 

Die  von  Dr.  Tarrasch  in  Hamburg 
1910  in  den  Partien  gegen  Schlechter 
und  Teichmann  glänzend  demon- 
strierte Idee  des  Textzuges,  die  Sge7- 
(statt  der  Sf6)-Entwicklung  even- 
tuell durchzusetzen,  ist  nicht  ohne 
Dorne.  (Vergl.  nächste  Anmerkung.) 
Wir  ziehen  daher  an  der  Textstelle 
3.  .  .  .  Lf8 — e7  vor,  um  auf  4.  Lb5 
mit  Sf6,  5.  0 — 0!  d6  usw.  dem  Bei- 
spiel vieler  Großmeister  (Lasker, 
Capablanca,  Janowski)  folgend,  in 
die  stark-schwache  Steinitz'sche  Ver- 
teidigung der  spanischen  Partie  ein- 
zulenken, beziehungsweise  nach  4. 
Lc4  Sf6  (ebensowie  nach  4.  d4  d6) 
eine  der  günstigeren  Spielarten  der 
Ungarischen    Partie    herbeizuführen. 

4.  Sc3— d5  .... 

Hier  ist  dieser  Ausfall  nicht  übel, 
während  er  im  Vierspringerspiel 
(nach  1.  e4  e5,  2.  Sf3  Sc6,  3.  Sc3 
Sf6,  4.  Lb5  Lb4,  5.  Sd5)  wegen  5.... 
Sd5:!  6.  ed  e4!  7.  de  de  usw.  wenig 
erstrebenswert  erscheint. 

Für  das  Nachhaltigste  aber  halten 
wir  statt  des  Textzuges  das  ruhige 
Entwicklungsverfahren  mittels  4. 
Lfl — c4!  worauf  Schwarz  die  Nach- 
teile seiner  „Nachzugs-Spanischen" 
bald  erkennen  muß,  z.  B.:  4.  Lc4 
Sf6,  5.  0—0  (auch  einfach  5.  d3  ist 
gut,  da  darauf  5.  .  .  .  d5,  6.  ed  Sd5: 
7.  Ld2  dem  schwarzen  Spiel  nur 
eine  chronische  Schwäche  im  Bauer 
e5   schaffen    würde.   —   Interessant 


118  — 


geschah  in  einer  „hypermodernen" 
Partie  O'Connel-Zukertort:  5.  a3  Lc3: 
6.  de  Se4:  [sicherer  0—0],  7,  LfTif 
Kf7:  8.  Dd5t  Ke8,  9.  De4:  d5,  10. 
Da4  TfS  und  Schwarz  rochiert 
künstlich),  5.  .  .  .  0—0!  (oder  5..,. 
d6,  6.  d4  ed,  7.  Sd5!  Sd5:  8.  ed 
Se7,  9.  Lböf  mit  Vorteil),  6.  d3  Le7 
(oder  Partie  Leonhardt-Schlechter, 
S.  Sebastian  1911:  6.  .  .  .  Lc3:  7. 
bc  d5!  8.  ed  Sd5:  9.  h3  Sc3:  10. 
Dd2  mit  weißen  Chancen),  7.  h3  (in 
einer  Partie  Wolf-Sämisch,  Pistyan 
1922,  geschah  etwas  zu  viel  ver- 
einfachend: 7.  Sd5  d6,  8.  Se7:  De7: 

9.  c3  Le6  mit  gleichem  Spiel),  7 

d6,  8.  Sh2  nebst  f4  mit  guter  An- 
griffsformation  für  Weiß. 

Schließlich  darf  Weiß  statt  des 
Textzuges  auch  den  lieblichen  Spani- 
olerzug  4.  Lfl — b5  ohne  jegliches 
Bedenken   spielen,   worauf  Schwarz 

a)  wohl  am  besten  mit  4.  .  .  .  Sg8— f6  in 
das  allernormalste  Vierspringerspiel 
einlenkt. 

b)  Schwieriger  gestaltet  sich  seine  Ver- 
teidigung nach  4.  Sg8— e7  wegen  des 
sofortigen  Zentral  Vorstoßes  5.  d4! 
(schablonenhafter  geschah  in  der  bereits 
bei  der  vorigen  Anmerkung  erwähnten 
Partie  Schlechter-Tarrasch,  Hamburg 
1910:  5.  0—0  0—0.  6.  d4  d6!  [Schwarz 
ist  nunmehr  in  der  Lage,  das  Zentrum 
zu  halten.  Wenn  dagegen  6.  .  .  .  ed, 
so  7.  Sd4:  d6,  8.  Le3  Sd4:  9.  Ld4: 
La5,  10.  Df3  mit  Stellungsvorteil  für 
Weiß:  Partie  Tarrasch  -  Teichmann, 
Hamburg  1910],  7.  h3  a6,  8.  Le2  ed,  9. 
Sd4:  Sd4:  10.  Dd4:  Lc5,  11.  Dd3  Sc6, 
12.  Dg3  Le6  mit  etwa  gleichem  Spiel), 
5.  .  .  .  ed,  6.  Sd4:  0—0,  7.  0-0  a6, 
(oder  auch  7.  .  .  .  d6,  8.  Le3  Ld7,  9. 
Sc6:  Lc6:  10.  Lc6:  bc,  11.  Dd3  mit 
besserer  Bauernkonfiguration),  8.  Sc6: 
bc,  9.  Ld3  und  Weiß  steht  vorzüglich 
(P.  Trejbal-Reti,   Tepl.-Schönau  1922). 

c)  Auch  nach  4.  .  .  .  a7— a6,  was  „Collijn" 
besonders  empfiehlt,  wird  Weiß  mittels 
5.  La4  (einfach  und  stark  ist  übrigens 
auch  5.  Lc6:  de,  6.  Se2!  De7,  7.  c3 
Ld6,  8.  Db3!  P.  Spielmann-Schlechter, 
Hamburg  1910),  5.  .  .  .  Lc3:  6.  bc  d6, 

7.  h3  („Collijn"  setzt  hier  energiever- 
geudender mit  7.  d4  Ld7,  8.  0—0  Sge7 
mit   gleichem    Spiel    fort),    7.  .  .  .  b5, 

8.  Lb3  Sa5,  9.  0-0  Sb3:  10.  ab  Sge7, 


11.  d4  f6,  12.  De2usw.  (Partie  Maröczy- 
Schlechter,  Wien  1908)  etwas  bessere 
Spielchancen  behaupten  können. 

4 Lb4— c5 

Schwarz  wählt  von  allen  Sorgen 
die  größte,  von  allen  Hoffnungen 
die  kleinste. 

Zweckmäßig  und  zum  theo- 
retischen Ausgleich  hinreichend  ist 
der  glatte  Rückzug  4.  .  .  .  Lb4 — e7, 
wodurch  die  Königslage  konsolidiert 
und  der  scheinbare  Tempogewinn 
von  Weiß  durch  die  auf  die  Dauer 
unlogische  Springerstellung  auf  d5 
kompensiert  wird.  Ferner  wird 
Schwarz  in  dieser  Variante  nach 
dem  höchstwahrscheinlich  bald  statt- 
findenden Tauschgeschäft  Sd5Xe7 
von  allen  Fesselungsgefahren  unter 
Tempowiedergewinn  (De7:!)  befreit 
und  zu  wirksamen  Gegenaktionen 
(d6 — d5  oder  eventuell  f7 — f5)  be- 
fähigt  werden    können.   Also   z.  B.: 

4.  .  .  .  Le7!  5.  Lc4  d6,  6.  c3  (auf 
sofortiges  6.  d3  kann  Sa5  folgen), 
6. . . .  Sf6,  7.  d3  0—0  (sehr  gut  ist  hier 
auch  7.  .  .  .  Sd5:  8.  Ld5:  0—0  nebst 
Kh8  und  f7— f5),  8.  Se7:t  De7: 
(nicht  Se7:  wegen  9.  Lg5  Sg6,  10. 
h4  h6,  11.  h5!  Sf4,  12.  Lf4:  ef,  13. 
Lb3!  nebst  Dd2  und  0-0-0),  9.  Lg5 
Le6  (eine  Schwächung  wäre  h6), 
10.  Lb5  (um  das  Läuferpaar  zu  be- 
halten) 10.  ...  a6!  11.  La4  b5,  12. 
Lc2    d5!   mit    schönem    Gegenspiel. 

Nicht  ganz  genügend  ist  dagegen 
der  seitliche  Rückzug  4.  .  .  .  Lb4-a5 
wegen  des  einfachen,  von  Leonhardt 
in  Hamburg  1910  angewendeten 
Systems:  5.  Lc4   (zerfahren  ist  aber 

5.  c3  Sf6,  6.  d4  ed  mit  Vorteil  für 
Schwarz),  5.  .  .  .  d6  (hier  wäre  hin- 
wiederum 5.  .  .  .  Sf6,  6.0 — 0Se4:? 
7.  d4!  für  Weiß  günstig),  6.  0-0 
Sf6,  7.  d3!  (überreizt  wäre  wieder 
7.  d4  Lg4,  8.  c3  ed,  9.  Lg5  Se5! 
mit  Vorteil  für  Schwarz),  7.  .  .  .  Sd5: 
(in  der  wertvollen  Partie  Leonhardt- 
Tarrasch,  Hamburg  1910,  geschah 
viel  schwächer  7.  .  .  .  h6,  8.  c3  Sd5: 


19 


9.  ed  Se7,  10.  d4  mit  Vorteil  für 
Weiß),  8.  ed    (viel   nachhaltiger  als 

8.  Ld5:  z.  B.  Partie  Opocensky- 
Przepiörka,  Pistyan  1922:  8 Lg4, 

9.  c3  Lb6,  10.  b4  Df6,  11.  h3  Ld7 
oder  noch  präziser  Partie  Opocensky- 
Tarrasch,  Pistyan  1922:  8.  .  . .  0—0! 
9.  c3  Lb6,  10.  a4  a6,  11.  LeS  Le3: 
12.  fe  De7  mit  mindestens  ausge- 
glichenen Chancen),  8.  . . .  Se7,  9.  d4 
f6,  10.  h3  Lb6  (oder  10.  .  .  .  0—0, 
11.  de  fe,  12.  Se5:!de,  13.  döf  Kh8, 
14.  de  De7:  15.  Le3  mit  Vorteil  für 
Weiß),  11.  de  fe,  12.  Lg5  und  Weiß 
beherrscht  das  Spiel. 

Viel  mehr  Aussicht  auf  Gegen- 
initiative bietet  schließlich  statt  des 
Textzuges  die  von  Schlechter  emp- 
fohlene Antwort  4 Sg8-f6,  worauf: 

a)  5.  Lb5  Sd5:!  (viel  schwächer  wäre 
5.  . .  .  Lc5,  6.  c3!  Se4:  7.  d4  ed,  8.  cd 
Sd4:!  9.  Sd4:  c6,  10.  0—0!  mit  Vorteil 
für  Weiß),  6.  ed  e4!  7.  de  de,  die  von 
uns  bereits  beim  4.  Zuge  von  Weiß 
erwähnte  farblose  Variante  des  Vier- 
springerspiels herbeiführt*);  ferner 

b)  5.  c3  nach  5 Le7!  (schwächer  5 

La5,  6.  d4  ed  7.  b4!  Lb6,  8.  a4  a6,  9. 
Lg5  usw.),  6.  Lc4  d6!  7.  dS  Sd5:  8. 
Ld5:  0—0  nebst  baldigem  Kh8  und 
f5  ein  schönes  Spiel  für  Schwarz  er- 
gibt; ähnlich  auch 


*)  Schwarz  kommt  leicht  zum  Gegen- 
spiel: Einen  effektvollen  Verlauf  nahm  die 
so  fortgesetzte  Partie  Km och-Grünfeld, 
Wien  1922:  8.  Le2  (Schablone.  Wir  ziehen 
8.  Lc4  ef,  9.  Df3:  0—0,  10.  0—0  Ld6,  11. 
dS  vor),  8.  .  . .  ef,  9.  Lf3:  0—0,  10.  0-0  f5! 
(noch    energischer    als  zuerst   10 Ld6, 

11.  c3f5,  wie  in  einer  Matchpartie  Steinitz- 
Zukertort  1886  geschah,  worauf  dann  statt 

12.  DbSf  verhältnismäßig  noch  am  besten 

12.  d4  wäre),  11.  dS  (besser  ist  jedenfalls, 
wie  gesagt,  11.  c3  Ld6,  12.  d4),  11.... 
Ld6,  12.  Ld2  Dh4,  13.  g3  (oder  13.  h3f4!), 

13.  ...Df6,  14.  Lc3  Dh6,  15.  Tel  f4!  16. 
Lg4  fg,  17.  fg  Tf2!!  18.  Te8t!  Lf8!  19. 
Kf2:  Dh2:t  20.  Kfl?  (nach  20.  Ke3!  hätte 
Schwarz  wohl  nichts  besseres  als  mit 
20. . . .  Dh6t  21.  Kd4!  Dd6t!  22.  Ke3  Dh6t 
remis  durch  ewiges  Schach  zu  halten), 
20. . . .  Lg4:  21.  Dg4:  Te8:  22.  Tael  Dhlf 
23.  Kf2  Lcöf!  24.  d4  Dh2t  25.  Kf3  Tf8t 
26.  Ke3  Ld6  und  Schwarz  gewann  bei 
Damentausch  einen  zweiten  Bauer  und 
im  34.  Zuge  die  Partie. 


c)  5.  Lc4  0-0,  6.  c3  Le7!  7.  d3  d6,  8. 
0-0  Le6,  9.  Se7:t  De7:  10.  Lb5  Sd8 
(vierte  Matchpartie  Spielmann-Teich- 
mann, Leipzig  1914)  keine  besonderen 
Resultate   für   Weiß    zeitigt;    dagegen 

d)  die  naheliegende  Fortsetzung  5.  Sb4: 
Sb4:  6.  Se5:  (auf  6.  d4  folgte  in  einer 
Partie  Forgacs-Schlechter  S.  Sebastian 
1912:  6. . . .  d5!  7.  Se5:  de  mit  gleichem 
Spiel  und  auf  das  üblichere  6.  c3  ge- 
schah in  einer  Partie  Schlechter-Teich- 

mann,  Pistyan    1912:   6 Sc6,    7.  d4 

ed  [„Collijn"    empfielt    hier  7 Se4: 

8.  de!  d5,  9.  ed  Dd6:  ohne  jedoch  auf 
die  Stellung  nach  etwa  10.  Le3  Lg4, 
11.  Le2  besonders  stolz  sein  zu  dürfen], 
8.  e5  Se4,    9.  cd  d5!   mit    ungefährem 

Ausgleich),    6 d6   (oder   6. . . .  De7, 

7.  d4  d6,  8.  Sd3  De4:  9.  Le3  mit  Vor- 
teil für  Weiß),  7.  Sf3  (schwerfällig 
wäre  die  Behauptung  des  Bauern  durch 
7.  Sd3.  In  Betracht  kommt  aber  auch 
7.  Sc4),  7.  ...Se4;  8.  c3  Sc6,  9.  d3 
(oder  auch  sofort  9.  d4),  9. . . .  Sf6, 
10.  d4  ein  sehr  schönes  Spiel  für  Weiß 
ergibt  (zwei  Läufer,  festes  Zentrum, 
freie  Entwicklung). 

Die  Schattenseite  des  Textzuges 
liegt  vor  allem  in  der  Begünstigung 
des  Zentralvorstoßes  d2 — d4,  was 
in  der  vorliegenden  Partie  in  gerade- 
zu klassischer  Weise  dargelegt  wird. 


5. 

Lfl— c4 

d7— d6 

6. 

c2— c3 

a7— a6 

7. 

h2— h3! 

h7— h6 

Si  duo  faciunt  idem,  non  est 
idem.  Die  durch  diesen  Bauernzug 
geschaffene  Schwäche  der  späteren 
Rochadestellung  wird  nunmehr  zum 
Leitmotiv  der  ganzen  Partie.  Da 
jedoch  der  normale  Entwicklungs- 
zug 7.  .  .  .  Sf6  wegen  8.  d4!  ed, 
9.  Lg5  sehr  verdächtig  aussieht,  ist 
der  Textzug  beinahe  erzwungen  und 
als  eTn  Erbübel  der  schlechten  Ent- 
wicklungsanlage (4.  .  .  .  Lc5)  zu 
betrachten.  —  Die  Stellung  gleicht 
jetzt  einem  Problem  der  höheren 
Mechanik.  Im  Nachfolgenden  handelt 
es  sich  für  Weiß  darum,  die  richtige 
Lösungsformel  zu  finden. 


8.  d2— d4 

9.  c3Xd4 


e5Xd4 
Lc5— a7 


120 


Fehlerhaft  wäre  9.  .  .  .  L  b4t 
wegen  10.  Sb4:  Sb4:  11.  Da4t  Sc6, 
12.  d5. 


Stellung  nach  dem  1 5.  Zuge  von  Schw. 


10.  0—0 

11.  Lc4— b3 


So-8— fö 


Man  beachte  die  Quadratbildung 
der  weißen  Angriffsfiguren  Ddl,  Lb3, 
Sd5,  Sf3. 


1.  .... 

2.  Sd5— c3! 


0—0 


Mit  bewunderungswürdiger  Me- 
thodik versteht  es  Weiß,  den  Gegner 
trotz  der  offenen,  figurenüberfüllten 
Stellung  vollkommen  lahmzulegen. 
Die  Idee  des  Textzuges,  sich  durch 
den  einfachen  Rückzug  jedem  Ver- 
einfachungstausch zu  entziehen,  mag 
schon  früher  öfters  angewandt  worden 
sein,  wirkt  aber  hier  trotzdem  wie 
eine  Offenbarung. 


12 

Sc6— e7 

13.  Lei— e3 

Se7— g6 

14.  Ddl^d2! 

.... 

Man  beachte  neuerlich,  mit  welcher 
mathematischen  Genauigkeit  Schach- 
Ingenieur  Maröczy  seine  Unterbauten 
errichtet.  Die  vier  weißen  Leicht- 
figuren bilden  zuzammen  mit  der 
Dame  eine  geschlossene  Kette. 


14. 


c7 — c5 


Ein  ganz  plausibler  Gegenversuch, 
da  Weiß  eigentlich  gar  nichts  zu 
drohen  schien.  Natürlich  würde  die 
weiße    Stellung     auch     nach     etwa 

14.  .  .  .  Kh7,  15.  Tadl  weit  über- 
legen bleiben. 

15.  d4Xc5  d6Xc5 

Auch  bei  15.  .  .  .  Lc5:  kann  das 
Läuferopfer  auf  h6  geschehen,  z.  B.: 

16.  Lh6:  gh,  17.  Dh6:  Se5,  18.  Se5: 
de,  19.  Tadl  nebst  Td3  usw.  bezw. 

17.  .  .  .  d5,  18.  Sg5  bezw.  auch 
17.  .  .  .  Sh8,  18.  Sg5  mit  ent- 
scheidendem Angriff. 


I     1^ 


_/i^mn% 


16.  Le3Xh6!!  .... 

Genug  des  abstrakten  Schachs! 
Wie  ein  Falke  saust  der  weiße 
Läufer  auf  seine  Beute  nieder:  Weiß 
„opfert"  eine  Figur,  um  einen  Bauer 
zu  erhaschen. 
16 c5— c4 

Die  Annahme  des  Opfers  würde 
nach  bekannten  Mustern  (16.  .  .  . 
gh,  17.  Dh6:  Sh8,  18.  Sg5  nebst  e5 
oder  Sd5)  zum  sofortigen  Verlust 
führen.  Materiell  geschwächt  sucht 
nun  Schwarz  in  einer  Gegenkom- 
bination sein  Heil,  da  das  Endspiel 
nach  16.  .  .  .  Dd2:  17.  Ld2:fürihn 
trostlos  wäre. 


17.  Lb3Xc4 

18.  Lc4— d5 


D  d8— c7 
Lc8Xh3 


Eine  Momentaufnahme:  Die  beider- 
seitigen Damenläufer  stehen  ganz 
symmetrisch  „en  prise".  —  Weiß 
kommt  aber  zuerst  zum  Mahlen. 

19.  Dd2— g5!  .... 

Natürlich  nicht  19.  gh  wegen 
Dg3t  nebst  Dh3t  und  Dh6:  mit 
rückeroberter  Figur. 

19 Kg8— h7 

20.  g2Xh3  Sf6— e8 

Nicht   sofort  20.  .  .  .  gh   wegen 

21.  Df6:  Dg3t  22.  Khl  Dh3:t  23. 
Sh2  Lb8,  24.  f4  bezw.  23.  .  .  .  Sh4, 
24.  Tgl  und  Schwarz  müßte  kapi- 
tulieren. —  Nach  dem  Textzuge 
„tobt"  hingegen  der  Verzweiflungs- 
kampf noch  hübsch  lange  weiter. 


121   — 


21.  e4— e5!  .... 

Ein  unscheinbarer  Bauernzug.,  der 
aber  das  ganze  Schlachtfeld  umge- 
staltet: Absperrung  der  feindlichen 
Damendiagonale,  Platzräumung  für 
Ld5,  Potenzierung  des  Druckes  auf 
die    Rochadestellung    von    Schwarz. 

21 g7Xh6 

22.  Dg5— h5  Dc7— d8 

Wenn  sofort  Sg7,  so  23.  Sgöf 
nebst  Dh6: 


23.  Tal— dl 

24.  D  h5— g4 

25.  Ld5— e4 

26.  Sc3— d5 


Se8— g7 
D  d8— e7 
TaS— dS 
D  e7— e6 


Schwarz  kämpft  bereits  für  eine 
verlorene  Sache.  Da  er  übrigens  die 
Qualität  nicht  freiwillig  hergibt 
(26.  .  .  .  Td5:),  verliert  er  bald  noch 
viel  mehr. 


27.  Sd5— f6t 

28.  Le4Xg6 

29.  h3Xg4 

30.  Sf3— h4! 


Kh7-^h8 
De6Xg4t 
f7Xg6 


Droht  nur  Matt.  (31.  Sg6:#. 
Alan  sieht  also,  daß  auch  zwei 
Springer  mattsetzen  können.) 

30 Sg7— e6 

31.  Sh4Xg6t  Kh8— g7 

32.  Sg6Xf8  Td8Xfö 

33.  Tdl— d7t  Kg7— g6 

Der  transatlantische  Meister  Chajes 
steht  auf  dem  Standpunkt,  daß  man 
durch  das  Aufgeben  noch  keine 
Partie  gerettet  hat.  Tatsächlich  winkt 
ihm  zwei  Züge  später  noch  ein 
Hoffnungsstrahl,  der  sich  aber  dann 
erst  als  trügerisch  erweist. 

34.  Td7— e7  .... 

Präziser  als  etwa  34.  Tb7:  Ld4, 
da  Schwarz  jetzt  ganz  nach  dem 
Willen    des    Gegners    agieren    muß. 


Se6— f4 

..  Tfl— dl! 

La7— d4 

i.TdlXd4 

Dies  war  die  grausame  Pointe 
der  letzten  Züge  von  Weiß.  Er  gibt 
die  Qualität  zurück,  um  seinen  zähen 
Partner  aller  Gegenchancen  zu  be- 
rauben und  den  schwarzen  König 
in  eine  schier  unentrinnbare  Matt- 
stellung zu  bringen. 

36 Sf4— e2t 

37.  Kgl— g2  Se2Xd4 

38.  f2— f4  h6— h5 

Nötig,  um  das  drohende  Matt- 
netz (nach  Sh5)  zu  zerstören. 

39.  Sf6Xh5  Tf8— c8 

40.  Te7Xb7  Tc8— c2t 

41.  Kg2— g3  a6— a5 

42.  Tb7— g7t  Kg6— h6 

43.  Tg7-g8  

Droht  schon  ein  neues  Mattnetz 
(mittels  Sf6)  zu  spinnen: 

43.  .  .  .  ,  Tc2— c7 

44.  Sh5— f6  Tc7— g7 

Die  einzige  „Rettung",  die  aber 
selbstredend  auch  nichts  nützt. 


45.  Tg8Vg7 

46.  f4— f5 


Kh6Xg7 
Schwarz  gibt  auf. 

Keineswegs  zu  früh.  —  Die  Partie 
erhielt  einen  Schönheitspreis. 


anD 


Neue  Angriffswege.  Die  nach- 
folgenden beiden  Vierspringerspiele 
aus  dem  Wettkampf  Rubinstein- 
Bogoljubow  (Stockholm,  1920)  sind 
nicht  nur  durch  ihre  vielumstrittene 
Eröffnungsvariante,  sondern  auch 
durch  die  prickelnde  Originalität 
der  weißen  Angriffsführung  be- 
sonders  bemerkenswert. 

Partie  Nr.  20. 

3.  Matchpartie,  Stockholm  1920. 

Weiß:  Schwarz: 

Bogoljubow.  Rubinstein. 

1.  e2  — e4  e7  — e5 

2.  Sgi~f3  Sb8  — c8 


122 


3.  Sbl- 

-c3 

Sg8-f6 

4.  Lfl- 

-b5 

Sc6  — d4 

Die  wohlbekannte,  von  Marshall 
in  Monte  Carlo  1 902  flott  eingeführte, 
von  Rubinstein  aber  zu  einem  groß- 
zügigen System  ausgearbeitete  Fort- 
setzung, die  letzterer  in  San  Sebastian 
1912  in  seinen  Entscheidungspartien 
gegen  Tarrasch,  Schlechter  und  Spiel- 
mann siegreich  anwandte  und  die 
seitdem  als  „der  widerspenstigen 
Vierspringerei  -  Zähmung"  in  der 
Meisterpraxis  gilt.  —  Bezüglich  der 
„guten  alten"  Fortsetzung  4. . . .  Lf8-b4 
siehe  Partien  Nr.  22  und  23. 

5.  Sf3Xe5  .... 

Jedenfalls  das  Schärfste.  (Diese 
Wendung  kam  übrigens  bereits  in  der 
„  Ursprungspartie  "  Maröczy-Marshall, 
Monte  Carlo  1902,  vor!) 

Stark    in    Betracht    kommt   ferner   5. 

Lb5— a4,    um    auf   5 Lc5,  mit   6.  Se5: 

0—0,  7.  Sf3!  (schwächer  ist  nach  Malkin 
7.  Sd3  wegen  7. . . .  Lb6,  8.  e5  Se8,  9.  0—0 
[9.  Sd5  d6,  10.  c3  Dh4!],  9. . . .  d6,  10.  cd  Sf6! 
[10....Sd6,  ll.Sdö],  11.  d7!  [ll.dcDd6], 
ll....Ld7:  12.  Ld7:Dd7:  13.  SelTaeS,  14. 
d3Sg4!  15.  h3f5!  usw.),  7....Se4:  8.Se4: 
Te8,  9.0— 0!Te4:  10.Sd4:Ld4:  ll.c3Lb6, 
12.  Lc2Te8,  13.  Dh5  g6,  14.  Dh6d5,  15.  d4 
ganz  günstig  fortzufahren. 

Hingegen  ist  5.  Lb5— c4  wegen  der- 
selben gambitmäßigen  Behandlung:  5 

Lc5!  mit  der  Folge  6.  Se5:  (auf  6.  d3  folgt 
nicht  wie  in  der  Partie  Post-Flamberg, 
Mannheim  1914  und  dann  auch  in  einer 
Klubturnierpartie  Post-Rotenstein,  Berlin 
1920,  geschah:  6. . . .  d6,  7.  Sa4!b5  [besser 
nach  Schlechter    7. . . .  Lb6,   8.  Sb6:  Sf3:t 

9.  Df3:ab,  10.  Lg5Le6!],  8.Sd4:bc,  9.  Se2 
usw.,  sondern  am  sichersten  und  zweck- 
mäßigsten 6 De7.    In  Betracht    kommt 

übrigens  auf  6.  d3  auch  das  Bauernopfer 
6....d5,  z.B.:  7.  Sd5:Sd5:  8.  Ld5:Lg4,  9. 
Lf7:tKf8!  10.  c3Sf3:t  ll.gfLh3,  12.  Lb3 
Dh4,  13.  Dd2t  Lg2,  14.  Tgl  Dh2:  usw.), 
6. . . .  De7,  7.  Sf3  d5!  8.  Ld5:  Lg4!    9.  d3  c6, 

10.  Lö3  Sd7  usw.  (P.  Bernstein-Rubinstein, 
Wilna  1912)  weniger  empfehlenswert. 

Auch  mit  5.0—0  [Henneberger!]  kann 

Weiß    nach    5 Sb5:    (sehr  in  Betracht 

kommt  auch  5 —  c6,  6.  Lc4  d5,  7.  ed  cd), 
6.  Sb5:  c6!  7.  Sc3  d6,  8.  d4  Dc7  usw.  nichts 
Rechtes  erzielen. 


Zum  bequemen  Ausgleich  führt  wohl 

5.  Lb5-e2,  z.B.:  5. . . .  d6,  6.  d3Se2:7. 
De2:Le7,  8.h3  0-0,  9.0-0Te8,  10.  Ld2 
(viel  schärfer  wäre  10.  Le3!  nebst  d4),  10. . . . 
c6,  ll.Tadl  Dc7  usw.  (P.  Maröczy-Reti, 
Teplitz-Schönau  1922)  oder  auch  5. . . .  Sf3:t 

6.  Lf3:  Lc5,  7.  d3  (wir  ziehen  7. . . .  Sa4  vor, 
z.  B. :  7. . . .  Le7,  8.  d4  d6,  9.  Le3  mit  schöner 

Zentralheizung),  7 d6  (hier  kommt  7. . . . 

c6,  8.  De2  d6,  9.  0-0  Le6,  10.  Le3  0-0  in 
Betracht),  8.0— 0Le6,  9.Le3Lb6,  10.  Lb6: 
(oder  auch  10.  d4Lc4,  ll.TelLa5,  12.  a3 
mit  gleichem  Spiel),  10. . . .  ab,  ll.d4  0— 0, 
12.  de  (um  eine  Nuance  schärfer  wäre  12. 
Dd3  nebst  Le2  und  f2— f4),  12....  de,  13. 
Dd8:  Tfd8:  14.  Tfdl  Kf8  usw.  (Partie 
Maröczy-Euwe,  Haag  1921). 

Noch  deutlicher  kann  aber  Weiß  seine 
Friedensabsichten  mit  5.  S  f3Xd4  e5Xd4, 
6.  e4— e5  bekunden,  z.  B.:  6. . . .  de,  7.  ef 
Df6:!  (7....  cdf  ist  viel  zu  gefährlich),  8. 

de  Lc5  (oder  auch    8 Le7,    nicht  aber 

8. . . .  c6  wegen  9.  Ld3  d5,  10.  0-0!  Le6, 
ll.Dh5Le7,  12.  Le3c5,  13.  Lb5t  Kf8,  ^4. 
Ld3!  mit  Vorteil  für  Weiß.  Partie  Aljechin- 
Tarrasch,  Hastings  1922.  Dagegen  geschah 
in  einer  P.Aljechin-Capablanca,  Petersburg 
1914  [Siegergruppe!]:  8....De5t  9.  De2 
De2  :t  10.  Le2 :  d5  mit  baldigstem  Friedens- 
schluß), 9.  0-0  0-0,  10.  Dh5  (auf  10.  Lg5 
folgt  De5!  mit  der  Drohung  Lf2:t  nebst 
Db5:),  10....  d6,  ll.Ld3h6  mit  gleichem 
Spiel.*) 

Weniger  klar  ist  bei  der  letzterwähnten 
Abwicklungsvariante  (nach  5.  Sd4:  ed)  der 
von  Niemzowitsch  vorgeschlagene  Ausfall 
6.  Sd5  (statt  6.  e5),  da  Schwarz  dabei  durch 
6....  Sd5:  7.  ed  Df6!  (bei  weitem  stärker 
als  7. . . .  Le7,  was  im  Remisduell  Selesnjew- 
Spielmann,  Pistyan  1922,  geschah),  8.0—0 
Le7,  9.  f4  0—0,  10.  Df3  c5,  11.  b3  d6,  12. 
Lb2  [Ld3!]  Lf5,  13.  Tacl  Ld8!  usw.  sogar 
im  Vorteil  kommt.  (Partie  Wolf-Aljechin, 
Karlsbad  1923). 

Wie  man  sieht,  ist  bei  der  Aus- 
wahl des  5.  Zuges  von  Weiß  für  alle 
Gemütsarten  vorgesorgt  worden. 

5 Dd8— e7 


*)  Doch  nahm  die  so  eröffnete  Partie 
Ahues-Brinkmann,  Hambg.  1921,  folgenden 
kläglichen  Verlauf:  10.  Ld3  d6,  ll.Dh5h6, 
12.  Ld2  (Dr.  Tarrasch  berücksichtigt  in 
seinem  „Eröffnungsstand"  an  dieser  Stelle 
nur  1 2.  Le3  Le3 :  1 3.  f e  De5,  1 4.  De5 :  de  mit 
gleichem  Spiel),  12....  Te8,  13.  Khl  Ld7, 
14.  f4  Le3  (Beginn  vom  Ende.  Schwarz 
überkombiniert  sich  selbst),  15.  Lei  Lc6, 
16.Lh4De6,  17.  Tael  Dh3?  18.Te2De6, 
19.  Tfel!  g6,  20.  Dh6Dg4,  21.Lf6.  Aufge- 
geben. 


123 


Entspricht  dem  Geiste  des  ganzen 
Systems,  wird  aber  durch  eine  kühne 
und  offenbar  wohlüberlegte  Neuerung 
beantwortet. 

Über    5 Se4:     siehe    nächste 

Partie.  —  Auf  5. . . .  Lb4  würde  6. 
Ld3De7,  7.  Sg4  mit  Vorteil  für  Weiß 
folgen.  —  Auch  das  Bauernopfer  5.... 
Lc5  führt  nach  6.  Le2!  d5,  7.  Sd3 
Lb6,  8.  e5Se4,  9.  0-^0  c6,  10.  Sa4 
zu  keinem  Segen  für  Schwarz, 

6.  f2— f4  .... 

Bogoljubow's  geistiges  Eigentum. 
Früher  galt  hier  6.  Se5 — f3  für  das 
Beste*),  worauf  aber  Schwarz  mit 
6...,  Sb5:  7.  Sb5:  De4:t  8.  De2 
De2:t  9.  Ke2:  Sd5,  10.  c4  a6  usw. 
etwas  bessere  Endspielchancen  bei- 
behält. 

6 Sd4Xb5 

Auf  6 Se4:  (mit  der  Drohung 

Sc3:  und  Sb5:)  folgt  einfach  7.  Se4: 
Sb5:  8.  0 — 0  und  Schwarz  bleibt  in 
der  Entwicklung  zurück. 

7.  Sc3Xb5  d7— d6 

8.  Se5— f3  De7Xe4t 

Da  die  nun  beginnende  Königs- 
jagd sonderbarerweise  erfolglos  bleibt, 


*)   Auch    6 Sg4    wurde    hier    von 

manchem  Forscher  empfohlen,  fand  aber 
in  der  Partie  Reti-Balla,  Pistyan  1922, 
eine  krasse  Widerlegung:  6.  Sg4!?  Sg4: 
7.  Dg4:  Sc2:t  8.  Kdl  Sal :  9.  Sd5  De5! 
(dies  erfand  Balla  bei  Brett,  während  die 
Schachgelehrten  nur  9.  ...Dc5?  10.  b4 
Dc2t  ll.Ke2  mit  Vorteil  für  Weiß  in 
Erwägung  zogen),  10.  d4  (auf  10.  d3  plante 

Schwarz  10 f5    und  wenn    darauf    11. 

Dg5,  so  Lei.  Weiß  würde  aber  bei  dieser 
Fortsetzung    viel    einfacher    und    stärker 

11.  ef!  spielen,  z.B.:  ll....Le7,  12.  Tel 
Dd5:  13.  Dg7:  usw.  Wenig  ersprießlich  für 
Schwarz  ist  auch  [auf  10.  d3]  h5  wegen 
ll.De2,  z.B.;  ll....Ld6,  12.  f4!De6,  13.  f  5 
De5,  14.  Lf4  usw.  —  Das  Richtigste  besteht 
aber  im  sofortigen  10. ...Ld6,  z.B.;  ll.Lf4 
Db2:  12.  Ld6:cd!  13.  Sc7t  Kd8  und  Weiß 
hat  ausgetobt),    10. . . .  Dd4  :t  1 1 .  Ke2  Lc5, 

12.  Ld2  0-0,  13.  Tel  (oder  13.  Lc3Df2:t 
14.  Kd3  Dc2t  15.  Kc4  f6  usw.),  13. . . .  f5! 
14.  Dh4  fe,  15.  Tc5:  Dc5:  16.  Se7t  Kf7 
Weiß  gibt  auf. 


schlägt  „Collijns  Lärobok"  statt  des 

Textzuges  8 c7 — c6  vor,  mit  der 

Folge:  9.  Sc3Se4:  10.  0— 0  Sc3:  11. 
de  Dc7,  12.  Tel  t  Le7,  13.  De2  Lg4 
und  Schwarz  wird  sich  mit  event. 
Ta8-d8-d7  sicherstellen  können.  Wir 
schlagen  aber  als  eine  energischere 
Angriffsführung  für  Weiß  12.  S  g5 
(statt  12.  Tel  t)  vor,  z.B.:  12....Le7, 
13.f4!0— 0(auch  13....Lg5:  14.Lg5: 
0—0,  15.  f6  g6,  16.  Dd2  usw.  ist  für 
Schwarz  nicht  geheuer),  14.  Sh7:!! 
Kh7:  15.  Dh5t  Kg8,  16.  Tf3  usw.  mit 

siegreichem  Angriff,  bezw.  12 h6, 

13.  Se4d5,  14.  Sg3Lc5t  15.  Khl  0-0, 
16.  f5f6,    17.  Dg4   usw.   mit  starker 
Angriffsstellung. 
9.  Kel— f2  .... 

Mit  9.  De2  De2  :t  10.  Ke2 :  Kd8, 1 1 . 
d3  wäre  die  Partie  nur  auszugleichen. 

9 Sf6— g4t 

10.   Kf2— g3  .... 

Eine  fürwahr  kühne  Wanderung! 
Weiß  nimmt  die  gefährdete  Stellung 
seines  Königs  in  Kauf,  da  er  auf  die 
beiden  starken  Drohungen  Sc7f  und 
Tel  pocht.  Das  ganze  ist  sehr  originell 
erdacht,  trotzdem  aber  wäre  wahr- 
scheinlich 10.  Kgl  vorzuziehen.  (Vgl. 
nächste  Anmerkung.) 

Stellung  nach  dem  10.  Zuge  von  Weiß. 


10 Ke8— d8 

Das  Naheliegendste,  da  10. . . .  Dgö 
an  11.  Sh4  zu  scheitern  scheint.  Wie 
jedoch  Teichmann  ein  Jahr  später 
nachwies,  würde  Schwarz  nach  10. . . . 
Dg6?!  ll.Sh4  (jedenfalls  noch  das 


124 


Beste,  da  auf  ll.De2tKd8!  12.  h3 
natürlich  nicht  12....Sf6t?  13.  Kh2 
Se4,  14.  Del  [P.  Spielmann-Weenink, 
Scheveningen  1923],  sondern  unbe- 
iangen  12....Se3t  13.  Kh2Sc2:  ohne 
genügende  Kompensation  für  Weiß 
folgen  kann),  ll....Dh5,  12.  ScTif 
Kd8,  13.  Sa8:g5!  14.fg  (oder  14.  Sf3 
g-ff  15.Kf4:d5!usw.),  14....Dg5:  15. 
Sf3  D  gl  in  entscheidenden  Vorteil 
kommen.  —  Wäre  also  damit 
die  schöne  Neuerung  6.  f2 — f4 
widerlegt?  Wir  ziehen  für  Weiß 
das  einfache  12.  h3  (statt  12.  ScTrf) 
vor,  z.  B.:  12....Db5,  13.  hg  bezw. 
12....Sf6,  13.  Dh5:Sh5:t  14.  Kf2 
KdS,  15.  d3  usw.  Weiß  hat  trotz  des 
gegnerischen  Läuferpaares  das  etwas 
freiere  Spiel. 

11.      h2— h3  Sg4— h6 

In    Betracht    kommt    hier    auch 


11 


Sf6. 


Iriert  die  Partie  in  großzügigem  Stile, 
indem  er  sich  überall  neue  Angriffs- 
linien freizumachen  sucht. 


15 

16.    Lei— d2 


L  c8— f  5 


Wie  sich  demnächst  zeigt,  wäre 
hier  16.Le3  noch  wirksamer  gewesen. 
Die  Spiele  stehen  jetzt  annähernd 
gleich. 


16 

17.  Ddl— e2 

18.  De2-"f2 

19.  Sb5~a3 


Lf5— c2 
Dg6— d3 
Dd3Xc4 
Dc4— a4 


Eine  alte  Erscheinung:  Man  geht 
auf  Bauernraub  aus,  weil  man  nicht 
besonders  gut  steht,  und  man  steht 
dann  schlecht,  weil  man  den  Bauern 
erobert  hat.  —  Ob  der  gewonnene 
Bauer  die  aufgewendeten  Tempi  wohl 
wert  war? 


20.      g2-g4! 

.  . 

Um    den  Läufer 

von    g6 

abz 

drängen. 

20 

Lc2- 

-d3 

21.  Tel-e3 

Ld3- 

-a6 

22.  Tal— el 

Kd8- 

-d7 

23.  Ld2— c3 

Da4- 

-c6 

24.    Sf3— g5 

Dc6- 

-d5 

25.  Sg5Vh7! 

.  . 

Wiederum  sehr  kühn,  aber  scharf 
durchdacht.  Bogoljubow  entpuppt 
sich  vor  der  gesamten  Schachwelt 
als  ein  phantasievoller  Stratege. 


25. 


b7— b6 


12.      d2— d4 

De4— g6t 

27 

13.  Kg3— h2 

L  f8— e7 

28 

14.  Thl— el 

Th8-e8 

15.      c2— c4 

,  .  .  . 

28 

Der  Führer 

der  Weißen  orches- 

29 

Bei  weitem  besser  war  sofort  25. . . . 
f6  mit  der  Drohung  Dg8.  Nach  dem 
Textzuge    geht  die   schwarze  Partie 
rasch  in  Brüche. 
26.  Sa3— c2!  f7— f6 

Besseren  Widerstand  bot  immer- 
hin c7 — c5. 

S  c2— b4  D  d5— g8 

Df2— f3!  .... 

Droht  Dc6t  nebst  Da8:t 

....  La6— b5 

Sb4— d5  Lb5— c6 

Auch  dieser  letzte  Reservist  ver- 
mag das  kranke  schwarze  Spiel  nicht 
mehr  zu  retten.  Es  folgt  ein  schneidiges 
Finale. 

Stellung  nach  dem  29.  Zuge  von  Schw. 


30.  Te3Xe7t 

31.  Sd5Xf6t 
(denn  auf  31.. 
nebst  Dc6). 


Te8Xe7 
Schwarz  gibt  auf, 
gf  gewinnt  32.  Sf6:t 


125 


Partie  Nr.  21. 


9,  Matchpartie,  Stockholm  1920. 


Weiß: 
Bogoljubow 

1.  e2  — e4 

2.  Sgl  — f3 

3.  Sbl— c3 

4.  Lfl— b5 


Schwarz : 
Rubinstein. 

e7e5 
Sb8— c6 
Sg8  — f6 
Sc6— d4 


Durch  seine  AnhängHchkeit  für 
„sein"  System  hat  Rubinstein  beinahe 
den  ganzen  Wettkampf  verloren. 


5.  SfSVeS 


Sf6Xe4 


Diesmal  versucht  er  übrigens  ein 
Nebengeleise,  wird  aber  wieder  in 
höchst    origineller  Art    überrumpelt, 

6.  Sc3Xe4  Sd4Xb5 

7.  Se5Xf7!  .  .  .\ 

Das  Bilguer'sche  „Handbuch" 
(8.  Aufl.,  1916)  erklärte  dieses  Drein- 
hauen  für  verfehlt.  Bogoljubow  liefert 
aber  im  Nachfolgenden  einen  zwin- 
genden Beweis    für    das   Gegenteil. 

7 DdS— e7 

.Kf7:,  soS.Dhöfnebst 

De7Xe4f 


Wenn  7. . 
Db5: 

8.  Sf7Xh8 

9.  Kel— fl! 


Die  erste  Überraschung.  Nach  9. 
De2  De2:t  10.  Ke2:  g6,  (oder  auch 
d5),  11.  Tel  Lg7,  12.  Kdlf  Kf8,  13. 
Sg6:t  hg  usw.  würde  sich  das 
Figurenübergewicht  von  Schw.  bald 
fühlbar  machen,  während  jetzt  die 
Partie  bereits  einem  amerikanischen 
Duell  gleicht. 

9 Sb5— d4 

Um  nach  dem  späteren  Wegziehen 
der  eigenen  Dame  die  feindliche  Frei- 
entfahung  De2  zu  verhindern. 

Übrigens  würde  Weiß  auch  nach 
etwa  9....g6,     10.  d3  De5,    ll.Df3 


Dh8:  12.  Lg5Sd4,  13.  Tel  f  Se6,  14 
h4  usw.  in  beherrschender  Situation 
bleiben. 

10.      h2-h4!!  .... 

Die  zweite  Überraschung.  Der 
Zug  droht  bereits  Th3  nebst  e3  und 
Tf3!  außerdem  wird  für  das  baldige 
Lg5  eine  feste  Stütze  geschaffen.  Das 
weiße  Spiel  ist  von  einer  ganz  neu- 
artigen Sturmdynamik  erfüllt! 


10 

11.  d2— d3 

12.  Lei— g5 


b7— b5 
D  e4— f5 


Dieser  Läufer  übt  nunmehr  auf 
das  feindliche  Hauptquartier  eine 
lähmende  Wirkung  aus.  Antwortet 
aber  Schwarz  12. ...h6,  so  folgt  ein- 
fach 13.  Le3  nebst  14.  h5  und  Sh8 
ist  gerettet. 


12 

13.  Ddl— d2 


g7-g6 


-gl 


Erobert  endlich  den  von  jeher  tot- 
geweihten ShS.  Dafür  bietet  aber  die 
schw.  Stellung  das  Bild  eines  kläg- 
lichen Entwicklungstorsos,  während 
hingegen  die  weiße  Artillerie  auf  zwei 
offenen  Linien  (e  und  h)  fürchterlich 
zu  wirken  beginnt. 


14.  Tal— elf 


S  d4— e6 


Oder  etwa  14....Kf8,  15.h5Lh8: 
16.  hg  Dg6:  17.  Df4t  Kg8,  18.  Th6 
und  gewinnt. 


15.      h4— h5! 


g6Xh5 


Auf  16.... Lh8:  könnte  folgen:  17. 
hg  Dg6:  18.Th6  (unklarer  ist  18.  Df4 
Lg7!  19,Df3Tb8,  20.Df4),  18....Df5, 
19.  g4  Df7,  20.Db4Tb8,  21.  De4Lb7, 
22.Th7:!Le4,  23.  Th8:t  Df8  (23.... 
Sf8,  24.  Te4:t),  24.  Tf8:t  Kf8:  25. 
Lh6t  nebst  26.  Te4:  mit  2  Bauern 
mehr. 


16.  ThlXh5 


Lg7Xh8 


126 


Stellung   nach    dem    16.   Zuge 
von  Schwarz. 


Im   Zeichen   des   Kunstschachs! 

Der   Führer    der  weißen    Steine 
führt  problemmäßige  Hvolutionen  in 


einer  praktischen  Partie  durch   (17, 
bis  19.  Zug). 


7.  Dd2— b4! 


c7 — c5 


Falls  17.... d6,  so  18.  g4  und  falls 
17....Kf7,  so  18.  De7tKg8,  19.Te6: 
de,  20.  Lh6. 


8.  Db4- 

9.  Lg5- 


-h4 
d8! 


K  e8— f7 


Die  Frank  Healey'sche  Idee. 

19 Df5— g6 

20.  Th5— h6  Dg6Xh6 

Erzwungen,  denn  auf  20....Df55 
entscheidet  21.  g4. 


21.Dh4Xh6 
22.  Dhö^höf 


SeOXdS 
Schwarz  gibt  auf. 


Bogoljubow. 


Der  kleinrussische  Priestersohn  Ewfim  Dimitriewitsch  Bogo- 
ljubow war  der  erste,  dessen  Name  bald  nach  dem  Weltkrieg  schachpopulär, 
ja  sogar  wie  eine  neue  Schachverheißung  genannt  wurde.  Weit  in  Sowjet- 
Rußland  saß  damals  Aljechin,  abseits  von  allen  Schachzentren  lebte  Breyer, 
in  den  holländischen  Schachkreisen  wirkte  Reti,  während  hingegen 
Bogoljubow  mit  feinstem  Positions- 
verständnis schwedisch  rochierte  und 
dadurch  die  „geschlossene"  Partie 
seiner  Kriegsinternierung  in  ein 
offenes  Spiel  zu  verwandeln  wußte! 
In  Stockholm  herrschte  gerade 
damals  dank  der  Munifizenz  der 
Brüder  Collijn  regstes  Schachleben, 
so  daß  Bogoljubow  sofort  durch 
sein  urwüchsiges  Talent  der  ge- 
samten Schachwelt  auffallen  konnte 
und  ein  sehr  schmeichelhaftes 
Prognostikon  vom  damaligen  Welt- 
meister Dr.  Emanuel  Lasker  erhielt. 
„Bogoljubow  hat  Weltmeisterzeug  in 
sich",  soll  Lasker  gesagt  haben,  wobei 
er  sich  jedenfalls  nicht  um  Vieles 
geirrt  haben  konnte.  Der  außerge- 
wöhnlich geistvolle  Spieltypus  Bogo- 
Ijubows  —  dieses  würdigen  Nach- 
folgers Grecos,  Macdonneis,  Zuker- 
torts,  Janowskis  und  ähnlicher  Tak- 
tiker, die  aus  der  Tiefe  schöpfen,  — 
hat  trotz  seiner  Unausgeglichenheit 
bereits  so  viele  erstklassige  Erfolge 
aufzuweisen,  daß  er  keine  Überklasse 
anzuerkennen  braucht. 

„Ecce  homo  (scacchisticus)!","*  schrie  die  entzückte  Schachwelt  auf, 
als  Bogoljubow  in  Göteborg  1920  gleich  von  Anfang  an  mit  einer  über- 
wältigenden Serie  von  Siegen  einsetzte  und  gegen  Mitte  des  Turniers  bereits 
unerreichbar  schien.  Wohl  warf  ihn  damals  ein  tückischer  Fieberanfall  auf 
den  dritten  Platz  (hinter  Reti  und  Rubinstein)  zurück,  dafür  hat  er  aber  zwei 
Jahre  später  zu  Pistyan,  in  diesem  längsten  aller  Nachkriegsturniere,  unter 
19  verbissenen  Konkurrenten  den  I.  Preis  errungen  und  dadurch  auch  die 
Dauerhaftigkeit  seiner  genialen  Einfälle  bewiesen. 

Bogoljubow  hat  seine  große  Kunst  nicht  „erlernt",  sondern  „erfühlt"! 
Schicksalsbestimmend  waren  für  ihn  freilich  die  bangen  Internierungsjahre 


Ewfim  Dimitriewitsch  Bogoljubow. 


—   128  — 

in  Triberg,  während  welcher  er  die  Muße  hatte,  sich  mit  seinen  Freunden  und 
Leidensgenossen  Selesnjew,  Wainstein,  Rabinowitsch  und  anderen  im 
Schach  auszubilden. 

Und  er  hat  sich  auch  tatsächlich  während  jener  Zeit  ausgebildet/ 
indem  er  sich  ein  ganz  eigenartiges,  künstlerisch  wirkendes  Spiel  angeeignet 
hat,  das  mit  feurigen  Kombinationsflügeln  in  die  Höhe  strebt  und  daher 
als  „Internierungsschach"  eines  rebellischen,  an  die  Erde  gebundenen 
Schachengels  bezeichnet  werden  könnte. 

Manche  Rückschläge  seiner  Laufbahn  sind  dabei  umsomehr  begreiflich, 
als  dieser  offene  und  gutmütige  Charakter,  dieser  stets  liebenswürdige  und 
hilfsbereite  Mensch  für  Frau  und  Kind,  Verwandte  und  Bekannte  zu  sorgen 
hat,  die  alle  in  seiner  gastfreien  Triberger  Villa  versammelt  sind.  (Bei 
dieser  Gelegenheit  wollen  wir  auch  feststellen,  wieviel  an  schachlicher 
Entfaltungskraft,  Familienglück  und  bewundernder  Anerkennung  Bogoljubow 
dem  deutschen  Lande  zu  verdanken   hat!) 

Die  Haupteigenschaft  seines  Charakters  ist  übrigens:  Optimismus.  Das 
Hauptmerkmal  seiner  Spielweise  ist:  Phantasie.  Aber  auch  in  schachtheo- 
retischer Beziehung  ist  Bogoljubow  sehr  fruchtbar  und  vor  allem  die  nach 
ihm  benannte  (neo-indische)  Damenbauerpartie  insoferne  von  allergrößter 
historischer  Bedeutung,  als  sie  die  Kolumbus-Idee  des  in  der  Luft  schwebenden, 
jedoch  noch  nicht  vollzogenen  Vorstoßes  d7 — d5,  oder  mit  anderen 
Worten  des  „ideellen  Damengambits"  praktisch  verwirklichte. 

Dieses  „ideelle  Schach"  überhaupt,  das  die  Schachzüge  durch  deren  Ge- 
spenster ersetzt,  den  Tempobegriff  zu  einem  zeitlosen  Manöver  gestaltet  und 
auch  die  Raumfrage  vom  Figurenwert  abstrahiert,  ist  vielleicht  die  stolzeste 
Errungenschaft  des  zeitgenössischen  Schachgeistes.  Sie  eröffnet  uns  unge- 
ahnte strategische  Perspektiven,  an  deren  Erforschung  Bogoljubow  jedenfalls 
einen  glorreichen  Teil  genommen  hat. 

Capablanca  „hämmert",  Aljechin  „kämpft",  Lasker  „denkt",  Bogo- 
ljubow aber  —  „phantasiert"  Schach.  Und  erreicht  manchmal  dieselben 
Höchstresultate. 


h- 


EineZermalmungspartie.  Bald 
nach  den  Eröffnungszügen  übernimmt 
Schwarz  die  strategische  Initiative 
(13.  .  .  .  c7 — c6!)  und  beginnt  mit 
infanteristischen  Durchbrüchen  zu 
arbeiten:  18.:..h7— h5!  (Aufrollung), 

25.  .  .  .  d6  — d5!  (Einbruchsstelle), 
29....  e5 — e4!  (Handgranatenkampf), 
35.  .  .  .  f7  —  f5Xg4  (nachstürmende 
Angriffswellen). 

Dazwischen  geschieht:  32.  .  .  . 
De7  —  b7t     (Aeroplanbeschießen), 

26.  .  .  .  Td8Xd5-d4-d6-b6  (Tank- 
arbeit). 

Der  Feind  wankt  (37.  Kfl-gl-f2); 
noch    eine    letzte    Fliegerbombe   ins 

Hauptquartier  (38 Sg5 — f3f ),  und 

die  dezimierte  Armee  von  Weiß  muß 
kapitulieren. 

Partie  Nr.  22. 

Großturnier   zu   Mähr.-Ostrau    1923. 

Weiß :  Schwarz : 

Dr.  Tarrasch.  Rubinstein. 

1.  e2— e4  e7— e3 

2.  Sgl-f3  Sb8— c5 

3.  Sbl— c3  SgS— fö 

4.  Lfl— b5  .... 

Spaniolisches  Vierspringer- 
spiel.— Bezüglich  des  italienischen 
Vierspringerspiels  4.  Lfl — c4,  siehe 
Partie  Nr.  24.  —  Was  das  schot- 
tische Vierspringerspiel  4.  d2^d4 
anbetrifft,   so    ist   darauf  4.  .  .  .  ed, 

5.  Sd4:  Lb4  mit  Einlenkung  in  eine 
ziemlich  günstige  Variante  der 
Schottischen  Partie  am  besten;  nach- 
teilig ist  hingegen  das  sofortige  4. . . . 
Lb4  wegen  des  von  Niemzowitsch 
eingeführten  5.  Se5:!  (nach  5.  d5 
Se7,  6.  Se5:  d6  usw.  würde  aber 
die  weiße  Initiative  versanden,  z.  B.: 
7.  Lb5t  c6!  8.  de  0—0  usw.)  5.  .  .  . 
De7  (wenn  5.  .  .  .  Se4:  so  6.  Dg4!) 

6.  Dd3!  (von  Dr.  Krause  angegeben. 
Schwächer  geschah  in  der  Partie 
Niemzowitsch -Leonhardt,  Ostende 
1907:    6.    Sc6:    De4:t   7.    Le2  Dc6: 


8.  0 — 0  mit  gleichem  Spiel)  6.  .  .  . 
Se5:  7.  de  De5:  8.  Ld2  0—0  9.  0-0-0 
Lc3:  10.  Lc3:  De4:  11.  Dg3  usw. 
(P.  Spielmann-Bogoljubow,  Stock- 
holm 1919). 

Beachtenswert  ist  ferner  das  e  i  n- 
geschränkte  Vierspringerspiel 
4.  Lfl — e2,  mit  der  Idee,  nach  etwa 
4.  .  .  .  Lb4,  5.  d3  d5,  6.  Ld2  usw. 
die  spanische  Steinitz-Verteidigung 
mit  einem  Tempo  mehr  zu  spielen 
(vergl.  Partie  Balla-Grünfeld,  Pistyan 
1922).  —  Auf  Gunsbergs  Präventiv- 
zug 4.  a2 — a3  ist  4.  .  .  .  Lc5  am 
besten. 

4 Lf8— b4 

Am  einfachsten  und  besten:  Weiß 
soll  eventuell  den  ersten  Fehler 
machen. 

Über  4.  .  .  .  Sc6 — d4  siehe  die 

beiden  vorigen  Partien.  —  Mit  4 

d7 — d6  (oder  auch  mit  dem  von 
Janowski  bevorzugten  System  4. .  .  . 
Lf8— e7,  5.  0—0!  d6)  kann  man  auf 
Umwegen  zur  Steinitz-Verteidigung 
der  spanischen  Partie  gelangen.  — 
Ein  breites  Feld  für  Überraschungen 
bilden  ferner  noch  die  „ungesunden" 
Entgegnungen  4.  .  .  .  g7 — g6,  sowie 
insbesondere  4.  .  .  .  Lf8 — c5  (vergl. 
unsere  Erörterungen  zur  Partie  Nr.  13). 

Als  Widerlegung  von  4  .  .  .  a7— a6 
gilt  die  erste  Matchpartie  Teichmann- 
Spielmann  (Leipzig  1914):  5.  Lc6:  de, 
6.  Se5:  (farbloser  geschah  in  einer  Partie 
Maröczy-Leonhardt,  Berlin  1920:  6.  0-0 
Lg4,  7.  d3  [7.  h3  Lh5,  8.  g4  Sg4:!]  7.  .  .  . 
Ld6,  8.  De2  De7,  9.  Sdl  0-0-0,  10.  SeS 
Ld7,  11.  Sd2  g6  mit  etwa  gleichen  Chancen. 
—  Dagegen  schlägt  „Bilguer"  auch  6.  De2 
als  sehr  stark  vor),  6.  .  .  .  Se4:  7.  Se4: 
(wenn  jetzt  7.  De2,  so  Sc3:  8.  de  Le6! 
[8.  .  .  .  Le7?  9.  Lg5!  mit  weißem  Vorteil], 

9.  f4Dh4t!  10.  g3  De7!  [Partie  Schlechter- 
Dr.  Perlis,  Wien  1913]  mit  gutem  Aus- 
gleich), 7.  .  .  .  Dd4,  8.  0-0  De5:  9.  d4 
(oder  auch  die  Zugumstellung  9.  Tel  Le6, 

10.  d4  usw.),  9.  .  .  .  Dd5!  (viel  schwächer 
ist  Df5  wegen  10.  Tel  Le6,  11.  Lg5!  Ld6 
[oder  11.  .  .  .  h6,  12.  Dd3  Kd7,  13.  Lh4 
mit  Vorteil  für  Weiß],  12.  g4  usw.,  wie 
in  der  kraftvollen  Partie  Snosko  Borowski- 
Rubinstein,  Ostende  1907,  erfolgte),  10. 
Tel    Le6   (10.  .  .  .  Le7,    11.    Lg5   f6,    12. 


Dr.  S.  G.  Tartakower:  Die  hypermoderne  Schachpartie. 


Kf6:!  usw.),  11.  Sg5!  (auf  11.  Lg5  kann 
Ld6!  [nicht  11.  .  .  .  h6?  wegen  12.  Lf6!], 

12.  Dcl2  [oder  12.  b3  b5!  13.  Tel  b4!,  14. 
aS  a5  mit  gleichem  Spiel],    12.  .  .  .  0— ü, 

13.  b3  b5!  usw.  [Partie  Schlechter-Spiel- 
mann,  Breslau  1912]  etwa  ausgleichen), 
11.  .  .  .  0-0-0,  12.  Se6:  fe,  13.  Dg4!  (bei 
weitem  stärker  als  zuerst  13.  c3?  c5!  mit 
Vorteil   für   Schwarz),    13.  .  .  .  Dd4:  (auf 

13.  .  .  .  Te8,  was  „Bilguer"  vorschlägt, 
würde  14.  b3!  b5  [oder  14.  .  .  .  Lb4,  15. 
Te5  Dd7,  16.  Lb2  Ld6,  17.  Te4  mit  Vor- 
teil für  Weiß),  15.  Te5  DdT,  16.  c4  Lb4 
[16.  .  .  .  b4,  17.  a3],  17.  Lb2  usw.  den 
weißen  Vorteil  festhalten.  —  Ungenügend 
geschah  auch  in  einer  Klubturnierpartie 
Blümich-Gast,  Leipzig    1923:    13.  .  .  .  h5, 

14.  Dg6  Df5,    15.    Df5:  ef,    16.    Lg5   Td5, 

17.  c4  Td6,  18.  TeSf  Kd7,  19.  Tael  mit 
entscheidendem  Stellungsvorteil),  14.  De6:t 
Kb8  (auf  14.  .  .  .  Dd7  geschah  in  einer 
Partie  Reti-Spielmann  einfach  15.  Dd7:t 
[wenn    15.  Lg5   De6:    16.   Te6:   so  Td5!], 

15.  ...Td7:  16.  Te8t  Td8,  17.  Td8:  Kd8: 

18.  b3!  nebst  Lb2  und  der  weiße  Vorteil 
wurde  immer  klarer),  15.  Lg5!  mit  er- 
zwungenem Qualitätsgewinn  für  Weiß,  da 
auf  15.  .  .  .  Tc8  das  Damenopfer  16. 
Dc8:t!  Kc8:  17.  TeSf  Kd7,  18.  Td8t  ent- 
scheidet. 

5.  0—9  .... 

Am  schärfsten.  Unersprießlich  ist 
5.  Sd5  wegen  5.  .  .  .  Sdö:!  (viel 
schwächer  wäre  5.  .  .  .  Lc5,  6.  c3! 
Se4:  7.  d4  ed,  8.  cd  Sd4:!  9.  Sd4: 
c6,  10.  0—0!  mit  Vorteil  für  Weiß), 

5.  ed  e4!  usw.  laut  einer  Matchpartie 
Steinitz-Zukertort  1886  (vergl.  die 
Fußnote  zum  4.  Zuge  von  Schwarz 
der  Dreispringerpartie  Nr.  19). 

5 0—9 

Schwarz  ist  vorläufig  noch  in 
den    Symmetriestrudel     mitgerissen, 

da  der  Selbständigkeitsversuch  5 

d6  nach  6.  Sdö!  (oder  auch  6.  d4!) 
Angriffsvorteile  für  Weiß  ergeben 
und  auch  der  Gegenausfall  5.  .  .  . 
Sd4  nach  6.  Sd4:  ed,  7.  e5  de,  8.  de 
usw.  ungünstig  ausgehen  würde. 

6.  d2— d3  .... 

Die  Niemzowitsc  h-Offen- 
barung  lautet:  6.  LböXcö!  de   (auf 

6.  .  .  .  bc  folgt  7.  Se5:De8,  8.  Sd3! 
[Schwächer   geschah    in    der  Partie 


Aljechin  -  Vidmar,  Karlsbad  1911: 
8.  Sg4]  8....Lc3:  9.  de  De4:  10.  Tel 
mit  Vorteil  für  Weiß,  Partie  Niem- 
zowitsch-Vidmar,  Karlsb.  1911)  7.  d3 
mit  besserer  Bauernkonfiguration  und 
etwas  freierem  Spiel,  z.  B. : 

a)  Partie  Niemzowitsch-Leonhardt,  San 
Sebastian  1911:  7.  .  .  .  Lg4,  8.  h3  Lh5, 
9.  Lg5  (oder  Partie  Niemzowitsch- 
Marshall,  San  Sebastian  1912:  9.  Khl 
Dd6,  10.  g4  Sg4:?  mit  weißem  Vorteil), 
9.  .  .  .  Dd6,  10.  Lf6:  Df6:  11.  g4  Lg6, 

12.  Kg2. 

b)  Partie  Niemzowitsch-Vidmar,  S.  Seba- 
stian 1911:  7.  .  .  .  Dd6,  8.  Se2  c5, 
9.  Sg3. 

c)  Korrespondenzpartie  Niemzowitsch- 
Behting  (1913):  7.  .  .  .  Ld6,  8.  Khl  h6, 

9.  Sgl. 

d)  Partie  Tarrasch-Pokorny,  Mähr.-Ostrau 
1923:  7.  ..  .  Te8,  8.  Se2  Lg4,  9.  Sg3 
Sd7  (zweckmäßiger  Sh5),  10.  h3  Le6, 
11.  Sg5!  Lc5,  12.  Se6:  Te6:  13.  Le3 
mit  besserer  Stellung. 

e)  Partie  Capablanca-Jaffe,  New-York 
1913:  7.  .  .  .  De7,  8.  De2  (in  der  Partie 
geschah  eigentlich  mit  Zugumstellung: 

7.  De2  De7,  8.  d3  usw.  —  Sonst  käme 
hier  statt  8.  De2  vor  allem  8.  Se2  in 
Betracht,  z.  B.  Partie  Asztalos-Vidmar, 
Kaschau  1918:  8.  Se2  Lg4,  9.  Sg3  Sh5, 

10.  h3  Sg3:  11.  fg  Lf3:  12.  Tf3:  Tad8, 

13.  De2  usw.  —  Noch  methodischer 
entrollte  sich  aber  die  Partie  Tarrasch- 
Bernstein,   Karlsbad  1923:   7.   d3  De7, 

8.  h3!  Te8,   9.  Se2!  Sd7,    10.  Sg3  Sf8, 

11.  Le3  Ld6,  12.  Sh2!  Sg6,  13.  Dh5 
Sf4,  14.  Lf4:  ef,  15.  Sf5  Lf5:  16.  Df5: 
De5,  17.  De5:  Le5:  18.  Tabl!  Tad8, 
19.  Sf3  f6,  20.  b4.  Weiß  steht  mikro- 
skopisch besser  und  gewann  durch 
feinste  Manöver  im  70.  Zuge),  8.  .  .  . 
Te8,  9.  h3  g6,  10.  De3  Sh5,  11.  Se2 
Lc5,  12.  Dh6  f6,  13.  g4  Lg7,  14.  Kg2 
Df7  mit  zweischneidigem  Spiel. 

Nach  Dr.  Krause  ist  übrigens 
statt  7.  d3  noch  „bequemer"  7.  Se5: 
mit  der  Folge:  7.  .  .  .  Te8,  8.  Sd3! 
Lc3:  9.  de  Se4:  10.  DfS!  Df6,  11. 
Df4  Df4:  12.  Lf4:  Sd6,  13.  Tfel 
Lf5  mit  gleichem  Spiel.  Wegen  dieser 
bedenklich  vorgeschrittenen  Sym- 
metrie dürfte  manchem  angriffs- 
lustigen Schwarzen  jede  Lust  zum 
Vierspringerspiel  vergehen.  Solche 
Remisvarianten  sollten  eigentlich 
polizeilich  verboten  werden! 


m 


6. 


d7— d6 


Die  S  V  e  n  0  n  i  u  s-Offenbarung 
lautet:  6.  .  .  .  Lc3:  7.  bc  d7— d5! 
(statt  des  üblichen  7.  .  .  .  d6,  worauf 
Weiß  noch  mehr  gute  Fortsetzungen 
als   im    Text   zur   Verfügung    hat.*) 

Mag  also  die  Sv.enonius-Variante 
nur  33  7o  Wahrheitsgehalt  aufweisen, 


*)  Am  schärfsten  ist  (nach  6.  d3  Lc3: 

7.  bc  d6),  8.  Lg5!  mit  Elnlenkung  in  die 
Textvariante.    —    Gut   spielbar   ist   auch 

8.  Tbl.  —  Janowskis  Lieblingszug  ist 
8.  Tel,  worauf  die  plausible  Fortsetzung 

8.  .  .  .  Se7  wegen  9.  d4  Sg6,  10.  de  de, 
11.  La3  mit  Qualitätsgewinn  ein  Fehler 
wäre  und  daher  wohl  am  besten  8.  .  .  . 
Lg4!  geschieht.  —  Maröczy  empfiehlt  8. 
h3  Se7,  9.  Sh4,  z.  B.:  9.  .  .  .  d5,  10.  Lg5! 
Dd6,  11.  Df3  mit  weißem  Vorteil,  (Partie 
Schlechter-Vidmar,  Wien  1916)  oder  9. . . . 
Le6,  10.  f4  Sg6,  11.  Sg6:  (Partie  Niem- 
zowitsch-Salwe,  Karlsbad  1907)  oder  9. . . . 
Sg6,  10.  Sg6:  hg,  11.  Lg5  mit  Vorteil  für 
Weiß  (Partie  Maröczy-Salwe,  Karlsbad 
1907)     oder    wahrscheinlich     am     besten 

9.  .  .  .  c6,    10.    La4!    Sd7!    (10.  .  .  .  Da5, 

11.  Lb3  Dc3:  12.  Lg5),  11.  f4  Sc5  mit 
beiderseitigen  Chancen. 

Die  Theorie  pflegt  nun  als  „einzige" 
Halb-Widerlegung  mit  8.  Lc6:  bc,  9.  Se5: 
Dd6!    10.  Lf4  Te8!    11.  Df3   (11.   ed  Te5: 

12.  d4  Tel!),  11.  .  .  .  de  (11.  .  .  .  Te5? 
12.  d4),  12.  de  Te5:  13.  Tadl!  (13.  Tfdl 
Lg4,  14.  Dg3  Ldl:  15.  Le5:?  Dd2  und 
gewinnt.  Partie  Capablanca- Tarrasch, 
Petersburg  1914),  13.  .  .  .  Lg4!  (13.  .  .  . 
De7,  14.  Le5:  De5:  15.  TdSf  Se8,  16.  Tbl! 
mit  Vorteil  für  Weiß),  14.  Td6:  (14.  Dg3 
Se4:!  15.  Dg4:  De6  mit  gleichem  Spiel), 
14.  .  .  .  Lf3:  15.  Tf6:  gf,  16.  Le5:  fe  (oder 
16.  .  .  .  Le4:  17.  Lf6:  Lc2:  18.  g4!  mit 
Vorteil  für  Weiß),  17.  gf  Tb8  usw.  etwas 
weitschweifig  und  wenig  überzeugend 
fortzufahren,  doch  glauben  wir,  daß  Weiß 
statt  dessen  mit  dem  einfachen  8.  De2 
sein  freieres  Spiel  und  seine  schönen 
Läuferkräfte  viel  nachhaltiger  ausnutzen 
kann,  z.  B.:  8.  .  .  .  Te8,  9.  h3  oder  8. . .  . 
Lg4  9.  Tbl  oder  8.  .  .  .  Dd6,  9.  ed  (nach 
9.  a4  Te8,  10.  La3  De6,  11.  a5  a6,  12. 
La4  Ld7  hätte  Weiß  nichts  erreicht),  9. . . . 
Sd5:  10.Lc6:Dc6:(oderlO....Sc3:  ll.De5: 
Dc6:?  12.  Lb2  und  gewinnt),  11.  c4  Sb4! 
12.  Se5:  (auf  andere  Züge  wie  z.  B.:  12. 
La3  würde  12.  .  .  .  e4!  etwa  ausgleichen), 
12.  .  .  .  De6,  13.  La3  c5,  14.  Lb4:  cb,  15. 
Tfel  Te8,  16.  Dd2  mit  entscheidendem 
Vorteil  für  Weiß. 


jedenfalls  haben  die  Theoretiker  mit 
richtigem  Gefühl  erkannt,  daß  hier 
die  kritische  Abweichungsstelle  ist, 
wenn  man  nicht  in  die  positionelle 
Abhängigkeit  von  der  Anzugspartei 
endgültig  geraten  will. 

Als  ungünstig  erwies  sich  freilich 
auch  Marshall's  kühner  Versuch  mit 

6.  .  .  .  d5  ohne  vorheriges  Lc3:  los- 
zubrechen. In  der  Kraftpartie  Sterk- 
Marshall,  Pistyan  1922,  folgte  darauf: 

7.  Sd5:  (gut  geschah  auch  in  der 
Partie  Tarrasch-Marshall,  S.  Sebastian 
1912:  7.  ed  Sd5:  8.  Lg5),  7.  .  .  . 
Sd5:  8.  ed  Dd5:  9.  Lc4  (neutraler 
geschah  in  einer  Partie  Hodges- 
Marshall,     Lake     Hopatcong    1923: 

9.  Lc6:  bc,  10.  De2  Te8  und  schon 
steht  Schwarz  ganz  gut)  9.  . . .  Dd6, 

10.  c3  Lc5,  11.  b4  Lb6,  12.  a4  a5, 
13.  b5  Se7,  14.  Sg5  usw.  mit  weißem 
Vorteil. 

Interessant  ist  folgender  in  einer 
Korrespondenzpartie  von  H.  Wolf 
angewandter  Gedanke:  6.  .  .  .  Se7, 
7.  Se5:  d5!  (in  einer  Matchpartie 
Schiffers-Steinitz,  Rostow  a.  D.  1896, 
geschah  hier  7.  .  .  .  c6,  8.  Lc4  Lc3: 

9.  bc  Da5,  worauf  jedoch  10.  Lf7:t 
Tf7:  11.  Sf7:  Kf7:  12.  c4  d6,  13.  h3 
Sg6,  14.  f4  Ld7,  15.  f5  usw.  zu- 
gunsten von  Weiß  endete),  8.  La4! 
(am  besten.  Natürlich  nicht  8.  ed 
wegen  Lc3:  9.  bc  Dd5:  mit  Figuren- 
gewinn), 8.  .  .  .  Lc3:  9.  bc  de  usw. 
mit  wiedererobertem  Bauer  und 
mobilem  Springerpaar,  z.  B.:  10.  d4 
Sfd5,  11.  Dd2  f6,  12.  Sc4  c6,  13. 
Se3  f5.  Schwarz  steht  sehr  gut. 

Noch  etwas  ganz  Neues:  6.  .  .  . 
Dd8— e7,  z.  B.:  7.  Lg5  Lc3:  (nunmehr  er- 
zwungen), 8.  bc  h6  (auf  sofort  7.  . . .  Dc5 
folgt  weder  8.  Lf6:  Db5:  9.  Lh4  d5!  usw. 
noch  8.  Lc4  d5!  [8. . . .  b5,  9.  Le3],  9.  Lf6: 
[9.  Le3  Dd6I,  de,  10.  d4  ed  [auch  10.  .  .  . 
Da3,  11.  Le5:  Se5:  12.  Se5:  Dc3:]  11.  cd 
Dh5  usw.  noch  endlich  8.  La4  Se7  nebst 
baldigem  d7— d5,  sondern  am  einfachsten 
und    schärfsten    8.    Lc6:    de,    9.    Lf6:   gf, 

10.  Sh4  mit  guten  Angriffschancen,  z.  B.: 
10.  .  .  .  Kh8,  11.  Dh5  Ld7,  12.  Dh6  De7, 
13.  f4  Tg8,  14.  Tf3  usw.),  9.  Lh4  Kh8! 
10.  Tel  (auf  10.  Dd2  folgt  Tg8   mit  nun- 


—  132 


mehriger  Drohung  11.  .  .  .  g5,  12.  Sg5:!? 
hg,  13.  Lg5:  Se4:  —  Dagegen  kann  hier 
wohl  auch  sofort  10.  d4  geschehen,  da 
darauf  weder  10.  .  .  .  ed  wegen  11.  Lc6: 
nebst  12.  e5  usw.  noch  10.  .  .  .  g5  wegen 
11.  Sg5:  hg,  12.  Lg5:  nebst  13.  f4  usw. 
ersprießlich  erscheint  und  Schwarz  daher 
auf  10.  d4  am  besten  mit  10.  .  .  .  d6,  11. 
Tel    Tg8    bezw.    11.  .  .  .  Sd8    fortsetzt), 

10.  .  .  .  g5,  11.  Sg5:  (oder  11.  Lg3  d6 
und  Schwarz  hat  die  Entfesselung  recht- 
zeitig durchgesetzt),  11.  .  .  .  hg,  12.  Lg5: 
Tg8  (fatal  wäre  12.  .  .  .  Dd6  wegen  13. 
Lf6:t  Df6:  14.  Te3!  und  gewinnt),  13.  Dd2 
Dd6!  (JGtzt  kann  man  endlich  den  zwei- 
fachen Nutzen  der  vorläufigen  Unterlassung 
von  d7--d6  erkennen:  Schwarz  hat  damit 
ein  Tempo  und  ein  wertvolles  Feld 
erspart!  —  Verfehlt  wäre  hier  das  ver- 
lockende 13.  .  .  .  Se4:  wegen  14.  Lei: 
Sd2:  15.  LfOf  Kh7,  16.  Te3!  [nicht  aber 
16.  Khl  wegen  Sa5!  17.  Te5:  c6,  18.  La4 
d5!  19.  c4  Le6,  20.  Lg5?  Sdc4:  usw., 
ferner  auch  nicht  16.  Lc6:  wegen  de  17. 
Khl  Lg4  usw.],  16.  .  .  .  e4  [um  Sd2  zu 
befreien],  17.  de  Sa5,  18.  Ld3  und  ge- 
winnt), 14.  Dd3  Sh7  und  Weiß  hat  aus- 
getobt. 

Sehr  beaclitenswert  ist  scliließlich 
statt  des  symmetrischen  Textzuges 
der  nunmehr  besser  als  früher  ge- 
sicherte Ausfall:  6.  .  .  .  Sc6 — d4, 
z.  B.:  7.  Lc4  (oder  7.  Sd4:  ed,  8. 
Se2  c6,  9.  Lc4  Lc5)  7.  .  .  .  c6!  8. 
Sd4:  ed,   9.   Se2   Lc5,    10.  Lg5    h6, 

11.  Lh4  g5,  12.  Lg3  d5,  13.  ed  Sd5 
mit  gutem  Ausgleich  (Partie  Tarrasch- 
Duras,  San  Sebastian  1914). 

7.  Lei— g5!  .... 

Mit  diesem  sehr  lästigen  Fesse- 
lungsmanöver, dessen  Ausforschung 
bereits  in  den  70-er  Jahren  geschah, 
übernimmt  Weiß  die  vorläufige 
Führung  der  Partie,  da  die  Analogie 
nicht  mehr  aufrechterhalten  werden 
darf:  7.  .  .  .  Lg4?  8.  Sd5!  (von  Dr. 
Berth.  Lasker  in  der  „Schachwelt" 
1912  angegeben.  Weniger  präzis 
geschah  in  einer  Partie  Schlechter- 
Leonhardt,  Hamburg  1910:  8.  Lf6:  gf, 
9.  Sd5Lc5  10.  Dd2!  Kg7,  11.  Khl), 
8.  .  .  .  Sd4:  9.  Sb4:  (oder  nach 
Alapins  Vorschlag  9.  c3.  —  Viel 
weniger  ergiebig  geschah  in  einer 
Partie  Aljechin-Marshall,  Petersburg 


1914:  9.  Khl  c6),  9.  .  .  .  Sb5:  10. 
Sd5  Sd4,  11.  Dd2!  und  Weiß  kommt 
in  Vorteil  (11.  .  .  .  Sf3:t  12.  gf  Lf3: 
13.  h3!  c6,  14.  Sf6:t  gf,  15.  Lh4 
Kh8,  16.  Kh2  mit  Vorteil  für  Weiß). 
Bezüglich  7.  Sc3 — e2,  was  früher 
Mode  war,  siehe  nächste  Partie.  — 
Ansonsten  ist  hier  auch  7.  Lc6:  bc, 
8.  Se2!  Te8!  mit  vollem  Ausgleich 
spielbar. 

7 ,  Lb4Xc3 

Nach  älteren  Mustern  gespielt. 
Die  neueste  Tendenz  versucht  zu- 
nächst ohne  diesen  zweischnei- 
digen Abtausch  zu  arbeiten, 
also:  7.  .  .  .  Sc6 — e7,  z.  B.: 

a)  8.  Sh4  c6!  9.  Lc4  d5  (minderwertig 
sind  andere  Züge  wie  9.  .  .  .  Sg6  oder 
9.  .  .  .  Le6  oder  9.  .  .  .  Lg4.  —  Auf 
9.  .  .  .  Se8,  was  einige  Zeitlang  „en 
vogue"  war,  geschah  in  der  „analy- 
tischen" Schönheitspartie  Schlechter- 
Duras,  San  Sebastian  1911:  10.  f4! 
[Beginn  einer  tiefangelegten  Opfer- 
kombination. Sonst  kommt  die  sichere 
Fortsetzung  10.  d4  oder  auch,  wie  in 
einer  Partie  Spielmann-Forgacs,  San 
Sebastian  1912,  erfolgte:  10.  Dh5  Sc7, 
11.  Sf5  usw.  in  Betracht],  10.  .  .  .  Lc3: 
11.  bc  d5,  12.  Lb3  f6,  13.  feü  fg,  14. 
Tf8:t  Kf8:  15.  Df3t  Kg8,  16.  Tfl  [bis 
hierher  mit  einer  früheren  Konsul- 
tationspartie Post-Ed.  Lasker,  Berlin 
1910,  identisch!],  16. .  .  .  Sc7,  17.  DfTf 
Kh8,  18.  ed  [stärker  sofort  DfSf]  cd? 
[18.  .  .  .  Le6!],  19.  Df8f  Df8:  20.  Tf8:t 
Sg8,  21.  Sf3  und  Weiß  gewann),  10. 
Lf6:  (viel  besser  ist  sofort  10.  Lb3! 
z.  B.:  10.  .  .  .  Dd6!  [oder  10.  .  .  .  Lg4, 
11.  f3  Le6,  12.  Lf6:  gf,  13.  f4  usw.  mit 
Vorteil  für  Weiß,  Partie  Spielmann- 
Dr.  Perlis,  Wien  1913],  11.  f4  usw.  mit 
guten  Angriffschancen),  10.  .  .  .  gf,. 
11.  Lb3  Dd6!  (verhindert  f4),  12.  Df3 
(vielleicht  12.  Dh5),  12....Kh8,  13.  ed 
Lc3:  U.bccd,  15.c4d4,  16.  c5Dc6!und 
Schwarz  steht  bereits  überlegen  (Partie 
Tarrasch-Yates,    Karlsbad   1923)   oder 

b)  8.  Se2  Sg6,  9.  Sg3  h6,  10.  Le3  c6  mit 
bequemer  Stellung  (Partie  Singer-Yates, 
Triest  1923)  oder  endlich  und  für  Weiß 
wohl  am  besten 

c)  8.  Lf6:  gf,  9.  Sh4  c6  (auf  sofort  9. . . . 
Sg6  ist  nach  Bardeleben  10.  Sf5  am 
besten),  10.  Lc4  Sg6,  11.  Sg6:  (auf  11. 
Dh5  kann  Sh4:  nebst  f6-f5  ausgleichen) 


-  133  - 


11.  ...  hg,  12.  f4  Lc5t    13.  Khl  Kg7, 

14.  Df3  Del,  15.  Se2  usw.  mit  etwa 
gleichen  Chancen. 

8.      b2Xc3  Dd8— e7 

Im  Zusammenhang  mit  dem  nächst- 
folgenden Springermanöver  (Sc6-d8 
event.  -e6)  ist  dieses  von  Altmeister 
Metger  in  Kiel  1893  eingeführte 
Entfesselungsverfahren  noch  das 
Beste,  was  dem  Schwarzen  zur  Ver- 
fügung steht. 

Versucht  wurde  hier  ferner: 

I.)  Vor  allem  Pillsbury's  Zug  (Wien 
1898)  8.  .  .  .  Sc6— e7,  worauf  nach  Collijn 
am  besten  folgt:  9.  Sh4!  (auf  9.  Lc4  ge- 
schah in  zwei  Matchpartien  Janowski- 
Lasicer,  Paris  1909:  9. . . .  Sg6  [statt  9.  .  .  . 
Le8?  Partie  Tarrasch-Pillsbury,  Wien  18981, 

10.  Sh4,Sf4!  11.  Lf4:  ef,  12.  Sf3  Lg4  [nach 
Dr.  Tarrasch  ist  Le6  noch  stärker]  mit 
gutem  Spiel  für  Schwarz  und  auf  9.  LfO: 
gf,  10.  Sh4  kann  ebenfalls  Sg(3  gut  ge- 
schehen. Schwächer  geschah  statt  des 
letztgenannten  Zuges  in  einer  Partie 
Maröczy-Bernstein,  Ostende  1906:  10.  .  .  . 
c6,ll.  Lc4  d5,  12.  Lb3!  Sg6,  13.  Sg6:  hg, 
14.  f4  ef,  15.  Tf4:  Kg7,  16.  Df3  Le6,  17. 
Tafl  mit  Vorteil  für  Weiß),  9.  .  .  .  Se8 
(in  einer  Partie  Janowski-Spielmann,  Nürn- 
berg 1906,  geschah  9.  .  .  .  Sg6,  10.  Sg6: 
fg,  11.  Lc4t  Kh8,  12.  f4  h6,  13.  fe  de,  14. 
Lh4  g5,  15.  Lg3  De7,  16.  d4  mit  Vorteil 
für  Weiß.  Ebenso  wäre  auch  jetzt  9.  .  .  . 
c6,  10.  Lc4  d5,  11.  Lb3!  für  Weiß  ganz 
günstig),  10.  Lc4  KhS,  11.  Dh5  f6,  12.  f4! 
usw.  ähnlich  der  beim  vorigen  Text- 
zuge von  Schwarz  zitierten  Opferpartie 
Schlechter-Duras. 

II.)  Eine  ältere  Fortsetzung:  8.  .  .  . 
Lc8— d7  (mit  der  Eventualidee  9.  .  .  . 
Se7,  10.  Lf6:  Lb5:!  zu  spielen).  Weiß  spielt 
aber  am  besten  9.  Dd2!  (9.  Lc6:  Lc6:  10. 
Dd2  h6, 1 1 .  Lh4  De7  mit  gleichem  Spiel)  9. . . . 
Se7, 10.  Lf6:  gf  (nicht  Lb5:  wegen  11.  Dg5), 

11.  Ld7:  Dd7:  12.  Dh6  De6,  13.  Sh4  nebst 
f4  mit  schönem  Angriffsspiel.  — 

III.)  In  letzter  Zeit  immer  mehr  als 
vorbereitende,  wenn  auch  zweischneidige 

Maßnahme  8 h7— h6,  9.  Lh4  und  nun: 

a)  Partie  Wolf-Trejbal,  Pistyan  1922:  9. .. . 
Lg4,  10.  h3  Ld7  (viel  riskanter  ist 
10....Lf3:  11.  Df3:  g5,  12.  Lg3,  z.  B. 
Partie  Janowski-Tarrasch,  Wien  1898: 
12....Sh7,  13.  Tbl!  Dc8,   14.  Tfdl  Kg7, 

15.  d4  mit  Vorteil  für  Weiß  oder  Partie 
Capablanca-Lasker,  Petersburg  1914: 
12....Sd7,  13.  d4  f6,  14.  Dg4  Kh8,  15. 
h4  Tf7,  worauf  jetzt  die  Linienöffnung 


/  16.  hg  [mit  der  Folge  16.  .  .  .  hg,  17. 
f3  Sf8  mit  gleichem  Spiel]  vorzeitig 
geschah.  —  Auch  in  der  Partie  Tarrasch- 
Kostitsch,  Göteborg  1920,  wurde  in 
ähnlicher  Lage  mit  Lf3:  fortgesetzt,  vgl. 
Anmerkung  zum  1 1 .  Zuge  von  Schwarz), 
11.  Tel  Se7,  12.  Ld7:  Sd7:  13.  Tbl  g5 
(geboten  war  f6),  14.  Sg5:!  hg,  15.  Lg5: 
f6,  16.  Lh6  und  Weiß  gewann. 

b)  Partie Tarrasch-Spielmann,  Berlin  1920: 
9.  .  .  .  De7,  10.  Dd2!  (um  das  etwaige 
g7— g5  opfermäßig  zu  vereiteln.  Nach- 
haltig geschah  auch  in  einer  Partie 
Schlechter-Marshall,  Ostende  1907:  10. 
Tel  Lg4,  11.  h3  Lh5,  12.  g4  Lg6, 
13.  Tbl),  10.  .  .  .  Sd8,  11.  d4  Se6,  12. 
de  de,  13.  Se5:  Sc5,  14.  Df4!  g5,  15. 
Lg5:  hg,  16.  Dg5:  Kh7,  17.  Lc4!  Le6, 
18.  Sg4!  Lg4:  19.  e5!  mit  großem  Vorteil 
für  Weiß. 

c)  Vielleicht  am  besten:  9.  .  .  .  Kh8  nebst 
Tg8  und  De7.*)  Gelegentlich  kann  dann 
auch  die  Gegenaktion  g7— g5  unter 
günstigeren  Prämissen  als  dies  sub  a) 
angeführt,  durchgedrückt  werden. 

9.  Tfl— el  .... 

Hält  die  Initiative  fest,  indem  der 
wichtige  Vorstoß  d3 — d4  in  die  Wege 
geleitet  wird.  In  Betracht  kommt  auch 
9.  D  d2,  während  für  die  friedlichen 
Gemüter  die  Remisfortsetzung  9.  Lc6: 
bc  existiert. 

Zunächst  noch  abwartend  geschah 
in  einer  Partie  Tarrasch -Sämisch, 
Berlin  1920,  an  der  Textstelle  9.  h3 
Sd8,  10.  Tel  Se6,  11.  Lh4  Sf4,  12. 
d4  KhS,  13.  Lfl  TfdS,  14.  Lg5  mit 
etwa  gleichem  Spiel. 

9.      ....  Sc6— d8 

Fortsetzung  des  Metger'schen 
Systems.   Es  kann  aber  auch  sofort 

9.  .  .  .  Lg4  versucht  werden. 

10.  da— d4  Lc8— g4 
Die    bisher    nach    den    heiligen 

Büchern  gespielte  Partie  beginnt  nun- 


*)  Allerdings  nahm  die  so  ähnlich 
fortgesetzte  Partie  Post-Trejbal  (Städte- 
kampf Berlin-Prag  1914)  folgenden  dra- 
stischen Verlauf:  9.  .  .  .  Kh8,  10.  d4  De7, 
11.  Tel  Ld7  (am  besten  war  Sd8),  12.  Tbl 
b6, 13.  de  Se5:  (auf  13. ...  de  folgt  14.  Lf6:), 
14.  Se5:  Lb5:  15.  Sg4  Ld7,  16.  Lf6:!  De6 
(oder  16.  .  .  .  gf,  17.  Sh6t),  17.  h3  h5, 
18.  Dd2.  Aufgegeben. 


134 


mehr  einen  persönlichen  Charakter 
zu  bekommen. 

Rubinstein  ist  besonders  groß  im 
Ausbauen  von  Systemen.  So  hat  er 
zum  Beispiel  im  „modernen  Damen- 
gambit" (mit  3.  .  .  .  c7 — c5)  die 
Schlechter'sche  Flügelidee  (6.  g3 
nebst  Lg2)  zu  einer  furchtbaren 
Präzisionswaffe  ausgestaltet  und  auch 
im  Vierspringerspiel  selbst  haben 
wir  bereits  bei  den  beiden  vorigen 
Partien  seine  Adaptierung  des 
Marshall'schen  Gedankens  (4.  .  .  . 
Sc6 — d4)  eingehend  besprochen. 

Den  vorwitzigen  Textzug  (statt 
des  üblichen  10.  .  .  .  Se6)  hat 
Rubinstein  keinem  Geringeren  als 
dem  Weltmeister  Capablanca  abge- 
guckt und  mit  demselben  seine  Gegner 
im  Sechserkampf  zu  Hastings  1922 
(Bogoljubow,  Drewitt)  überrascht. 
Die  klare  Tendenz  des  Zuges  ist  es, 
alle  verfügbaren  Streitkräfte  auf  den 
Hauptkriegsschauplatz  zu  werfen  und 
gewiß  ist  die  Tatsache  der  Capa- 
blanca'schen  Verwendung  eine  schöne 
Empfehlung,  da  alle  Figuren  des 
Weltmeisters  auf  guten  Feldern 
zu  stehen  pflegen!  Ob  dies  auch 
hier  lückenlos  der  Fall  ist,  darüber 
wird  uns  die  Anmerkung  zum  13. 
Zuge  von  Weiß  belehren.  — 

Die  gewöhnliche,  in  ihren  letzten 
Auswirkungen  noch  immer  unklare 
Fortsetzung  ist,  wie  bereits  erwähnt, 
10.  .  .  .  Se6,  11.  Lei!  und  nun  z.B.: 

a)  11....  c6,  12.  Lfl!  (dieser  sehr  ästhetisch 
wirkende  Doppelrückzug  der  Läufer 
wurde  zuerst  von  Dr.  Perlis  in  Ost- 
ende 1906  angewandt),  12.  .  .  .  Td8 
(jedenfalls  initiativer  als  das  von 
Collijn  angegebene  12....  Dc7,  13.  g3! 
c5  [um  später  eventuell  f5  durchzu- 
setzen] 14.  d5  Sd8,  15.  Sh4  Se8,  16. 
Sf5  g6,  17.  Sh6  mit  Vorteil  für  Weiß), 
13.  g3  Dc7,  14.  Sh4  (energischer  ist 
allerdings  14.  Lg2)  14.  .  .  .  d5!  15.  f4 
(15.  ed  Sd5:!)  15.  .  .  .  Se4:  (schwäch- 
lich geschah  in  der  schönen  Opfer- 
partie Spielmann-Rubinstein,  Karlsbad 
1911:  15.  ...ef?  16.  e5!  Se4,  17.  gf  mit 
Vorteil  für  Weiß),  16.  fe  (vielleicht 
16.de)  16....Sc3:  17.  Dd3  (in  Betracht 


kommt  17.  f3),  17 Se4  und  Schwarz; 

steht  gut. 

b)  11.  .  .  .  c5,  worauf  in  der  wertvollen 
Partie  Tarrasch-Teichmann,  Karlsbad 
1923,  folgte:  12.  d5(12.  de?  de,  13.  Se5:? 
Sc7  mit  Figurengewinn),  12.  .  .  .  Sc7, 
13.  Ld3!  („Weiß  hat  zwei  Läufer,  also 

die  Zukunft",  sagt  Dr.  Tarrasch),  13 

SeS,  14.  c4  f5,  15.  ef  Lf5:  16.  Lf5:  Tf5: 

17.  Tbl  b6,  18.  Dd3  g6,  19.  a4  Sf8 
(besser  Sg7),  20.  Sg5  Tf8,  21.  f3.  Weiß 
steht  besser,  eroberte  durch  feine 
Manöver  die  Qualität  und  siegte  im 
42.  Zuge. 

c)  11.  .  .  .  Td8,  12.  Tbl  (oder  Partie 
Spielmann-Vidmar,     Mannheim     1914: 

12.  g3  c5,  13.  d5  Sc7  [in  einer  Partie 
Wolf-Bogoljubow,  Mähr.-Ostrau  1923, 
geschah  hier  13.  .  .  .  Sf8,  14.  Sh4  h6, 
15.  f3  Dc7,  16.  Lfl  Sg6  und  nun  auf 
den  zweifelhaften  Abtausch  17.  Sg6:  fg 
mit  emanzipiertem  Spiel],  14.  Lfl  Lg4, 
15.  Tbl  b6,    16.  c4   Tf8,    17.  Dd3  Lf3: 

18.  Df3:    Sd7,    19.    Ld3    [energischer 

19.  Lh3!]  19.  . . .  f6,  20.  Ld2  mit  weißer 
Initiative.  —  Zweischneidiger  ent- 
wickelte sich  eine  andere  Partie  Spiel- 
mann-Vidmar, Wien  1917:  12.  Sh4Sf8, 

13.  Sf5  Lf5:  14.  ef  c6,  15.  Ld3  usw.), 
12.  .  .  .  c6,  13.  Lfl  (immer  dasselbe 
Gebilde:  Weiß  behält  zwei  in  ihrer 
Wirksamkeit  allerdings  etwas  be- 
schnittene Läufer  und  hat  die  offene 
b-Linie,  allerdings  auf  Kosten  einer 
Bauernverdoppelung,  besetzt.  Schwarz 
steht  wohl  gedrückt,  hat  aber  bessere 
Endspielchancen),  13.  .  .  .  g6,  14.  g3 
Sh5  (kommt  dem  Angriff  durch  15.  Sh4 
nebst  16.  f4  zuvor)  15.  Lg2  c5,  16.  d5 
Sf8,  17.  h3  Te8,  18.  g4.  Partie  Wolf- 
Teichmann,  Karlsbad  1923.  Nach  dem 
Turnierglossator  Maröczy  wäre  statt 
des  letzten  Zuges  von  Weiß  die  Durch- 
setzung von  f2— f4,  also  etwa  18.  Kh2 
nebst  Sgl,  Tfl,  c4,  Tb3  f4!  der  richtige 
strategische  Plan  gewesen. 

Mit  einem  Worte,  wir  sehen  aus 
obigen  Varianten,  daß  nach  10.  .  .  . 
Se6  meistens  ein  schwerer,  ge- 
schlossener Kampf  entsteht,  während 
die  Textvariante  (nach  10. . . .  Lg4)  die 
Krise  der  Partie  viel  näher  rücken 
läßt.  In  Betracht  kommt  ferner  zu- 
nächst 10.  .  .  .  c6. 

il.      h2— h3!  .... 

Drängt  sofort  den  tatenlustigen 
Läufer  vom  Hauptkriegsschauplatz 
zurück.  Schwächer  geschah  in  einer 


-  135 


P.  Bernstein-Capablanca,  New-York 
1916:  11.  Lfl  Se6  (Schwarz  ist  also 
zur  Verwirklichung  seiner  Absicht 
gekommen,  diesen  Zug  ohne  Ver- 
rammelung  des  Damenläufers  machen 
zu  können,  wobei  aber  auch  Be5 
indirekt  gedeckt  bleibt),  12.  Lei  Lf3: 
1 3.  gf  Sh5, 1 4.  Lh3  (besser  1 4  d5  nebst 
Kh  1 ),  1 4. . . .  Sf4  und  Schwarz  ist  bereits 
im  entscheidenden  Stellungsvorteil. 
11 Lg4— h5 

In  der  dramatisch  verlaufenen 
Remispartie  Tarrasch-Kostitsch,  Göte- 
borg   1920,    geschah    viel    riskanter 

11.  .  .  .  Lf3:  12.  Df3:  h6  (12.  .  .  . 
Se6,  13.  Le3),  13.  Lh4  g5  (13,  .  .  . 
Se6!),    14.    Lg3    c6,    15.    Lc4!    Kg7, 

16.  de  de,  17.  Df5  und  der  weiße 
Angriff  muß  durchdringen.  Es  folgte: 

17.  ...Te8  (17.  ...Sd7,  18.  Tadl!), 

18.  Tadl  Sh5,  19.  Lh2!  b5,  20.  Lb3 
a5,  21.  Td7  Df6,  22.  Dg4  Sf4,  23. 
Tedl  (richtig  war  vorerst  23.  a3), 
23.. ..a4,  24.  Tdl— d6  ab!!  25.  Tf6: 
ba,  26.  Lf4:  alDf  27.  Kh2!  (27.  Tdl 
ef!)  27....  Kf6:!  (27....  ef,  28.  Df5), 
28.  Lg5:t  hg,  29.  Df5t  Kg7,  30. 
Dg5:f  mit  ewigem  Schach. 

12.  g2-g4  

Eine  altbeliebte  Angriffsweise,  um 

zur  Springerdiversion  Sf3-h4-f5  ge- 
langen zu  können,  nur  wird  Weiß 
beim  nächsten  Zuge  der  vorliegenden 
Partie  diesem  guten  Plane  untreu. 
12 Lh5— g6 

13.  d4— d5  .... 
Gewöhnlich    ist   dieses   Einkeilen 

in  die  feindliche  Mitte  schon  wegen 
des  späteren  eventuellen  Gegenstoßes 
f7 — f5,  hier  aber  sogar  auch  wegen 
der  sofortigen  Sprengung  c7 — c6! 
äußerst  zweischneidig  und  daher  von 
fraglichem  Werte. 

Gesünder  geschah  in  der  Partie 
Wolf- Rubinstein,  Teplitz-Schönau 
1922:  13.  Sh4h6!  (wenn  13....Se6, 
so  14.  Ld2!  mit  der  Folge  14. . . .  Le4:? 
15.  g5  bezw.  14.  ...Se4:?  15.  Sg6: 
bezw.  14....ed,  15.Sf5  mit  Stellungs- 


vorteil), 14.  Sg6:?  (Weiß  öffnet  vor- 
zeitig seine  Karten.  Unergiebig  wäre 
auch  der  Rückzug  14.  Ld2  Le4:  15. 
g5  hg,  16.  Lg5:  Lh7!  17.  de  de, 
18.  De2  c6  usw.  —  Gut  war  da- 
gegen 14.  Lf6:  Df6:  15.  Sf5  usw., 
am  besten  geschah  aber  in  einer 
Partie  Drewitt-Rubinstein,  Hastings 
1922:    14.  Lc4!   Se6    [geboten   war 

14.  .  .  .  Lh7,  worauf  freilich  15.  Lf6: 
Df6:  16.  Sf5  mit  gutem  Spiel  folgen 
kann],  15.  Sg6:    [ungenügend   wäre 

15.  Ld2  Le4:  16.  Sf5  Dd7,  17.  f3 
Ld5],  15.  .  .  .  fg,  16.  f4!  Kh8  [in 
Betracht  kommt  immerhin  die  Ver- 
teidigung: 16.  ...  hg,  17.  f5gf,  18. 
gf!  g6  nebst  Kg7],  17.  Lf6:  Df6:  18. 
Le6:  De6:  19.  d5  Df6,  20.  f5  und 
Weiß  steht  vorzüglich),  14.  .  .  .  fg, 
15.  Lc4t  Kh7,  16.  Lh4  g5,  17.  Lg3 
Sf7,   Schwarz  steht  schon  besser.'"^) 


*)  Ein  würdiges  Seitenstück  zur  Text- 
partie! Rubinstein  lähmte  allmählich  die 
weißen  Läufer,  operierte  konzentrisch  auf 
beiden  Flügeln  und  erlangte  nach  dem 
54.  Zuge  von  Weiß  folgende  Stellung: 

Schwarz:  Rubinstein. 


m 


■^jl^ ^^ m 

m    m    n. 
i    m 

v^'Z        W\%        w>yZ^y  7\  yyyy^y, 

y/m.      y/y0.      %m  ^  Wm 


v/m 


Weiß:  Wolf. 

Es  folgte: 

54 

Ta8-b8!! 

55.  DclXa3 

Tb8-a8 

56.  Da3— b2 

h4— hS! 

57.  La2-c4 

Dh8-h4 

58.   Lc4-e2 

Dh4— f2!! 

Zwei  höchstelegante,  zentrifugal  wir- 
kende Bauernopfer  auf  den  beiden  äußer- 
sten Flügeln. 

59.  ThlXhS  Df2-e3t 

60.  Kd2— el  Sc5— a4 

Weiß  gibt  auf.  —  Die  Partie  wurde  für 
ihre  Monumentalität  mit  einem  der  aus- 
gesetzten Schönheitspreise  ausgezeichnet. 


136 


Statt  des  Textzuges  kommt  ferner 
13.    Ld3    und   vielleicht   am    besten 

13.  Tbl  in  Betracht  (z.  B.  13.  Tbl 
h6,  14.  Lh4  c6,  15.  Lfl  Te8,  16.  c4 
Lh7, 1 7.  c5 !  mit  Vorteil  für  Weiß,  Partie 
Schlechter-Maröczy,   Ostende  1907). 

13 c7— c6! 

Schwarz  ist  nunmehr  daran,  die 
Führung  der  Partie  zu  übernehmen. 

14.  Lb5— c4  .... 

Besser  war  14.  Lfl,  z.  B.:  14 

cd,  15.  ed  Tc8,  16.  c4  b6,  17.  a4! 
(Wolf-E.  Cohn,  Nürnberg  1906).  — 
Auch  sofort  14.  Ld3  kommt  in  Be- 
tracht, um  nach  etwa    14.  .  .  .  Tc8, 

15.  de  jedenfalls  einen  wertvollen 
Tempogewinn  gegenüber  der  Text- 
fortsetzung zu  erzielen.  (Versucht  aber 

Schwarz  sich  auf  14.  Ld3  mit  14 

cd,  15.  ed  h6,  16.  Lh4  Ld3:  17.  Dd3: 
g5  zu  entfesseln,  so  folgt,  wie  so 
oft  bei  ähnlichen  Fällen,  das  Opfer 
18.  Sg5:!  hg,  19.  Lg5:  Kg7,  20.  f4 
mit  kaum  abzuwehrendem  Angriff). 

14 Ta8— c8! 

15.     d5Xc6  .... 

Vielleicht    war    hier    statt    der 
Bauernauflösung    der    Deckungszug 

15.  Te3  vorzuziehen,  wenn  auch 
dann  Schwarz  mit  15. ...cd,  16.  Ld5: 
Se6  usw.  bequem  fortfahren  könnte. 

15 b7Xc6 

16.  Lc4— d3  Sd8— e6 

17.  Lg5— cl  .... 

Ganz  verfehlt  wäre  17.  Lh4  wegen 

17.  .  .  .  Sf4,  18.  Kh2  h5!  19.  Tgl 
hg,  20.  hg  De6.  Aber  auch  nach 
dem  Textzuge  beginnt  schon  Schwarz 
allerlei  schwache  Punkte  des  Gegners 
zu  entdecken  und  zu  fixieren:  alles 
als  Folge  des  im  14.  Zuge  von  Weiß 
verlorenen  Rückzugstempos. 

17 Se6— c5 

18.  Sf3— d2  .... 

Nach    diesem   neuerlichen   Zuge 
zweiter  Güte   gerät  Weiß  endgültig 


und  zwar  nicht  nur  in  die  strategische, 
sondern  nunmehr  auch  taktische 
Defensive.  —  Geboten  war  sofort 
18.  La3. 


h7— h5! 


Beginn  der  Aufrollung. 


Stellung  nach  dem  1 8.  Zuge  von  Schw. 


11    ■    Wii 

Bill  %i  : 

W^^       W^.       ^^;  X 

m.     m     lit     k.^* 


¥4 


tMJ:>. 


y.'^y y/h7>'A 


rP^  IgS^^J^ifzjl  ^^^'^ 


Die  Prämissen  des  Angriffs:  —  ein 
Zukunftsläufer,  zwei  Manövrierungs- 
springer,  drei  mögliche  Bauern- 
lücken! —  sind  da.  Rubinstein  nutzt 
alle  diese  Faktoren  in  kraftvollster 
Weise  aus.  Der  nun  folgende  Teil 
der  Partie  besteht  aus  lauter  Hammer- 
schlägen. 

19.  Lei— a3  .... 

Geschieht  einen  Zug  zu  spät: 
Schwarz  hat  indessen  bereits  die 
feindliche  Streitkräfteorganisation  zer- 
rüttet. 


19 

20.  Sd2— c4 


Sc5- 
c6- 


-e6 
-c5 


Die  beiden  weißen  Elefanten 
beißen  nunmehr,  um  einen  altstra- 
tegischen Ausdruck  zu  gebrauchen, 
auf  Granit. 


21.  La3— cl 

h5Xg4 

22.     h3Xg4 

Sf6— h7 

23.  Kgl— g2 

S  h7— g5 

24.      f2— f3 

Tc8— dB 

25.  Sc4— b2 

.  .  .  . 

Weiß  möchte  gerne  zum  Ab- 
schließungszug  c3-c4  gelangen,  ohne 
(nach  25.  Se3)  das  fürchterlich  aus- 
sehende Springerschach   auf  f4  zu- 


13« 


zulassen.  Und  doch  wäre  dies  noch 
das  kleinere  Übel,  da  Schwarz  jetzt 
•die  abseitige  (und  in  weiterer  Folge 
ungesicherte)  Lage  des  Sb2  zu  den 
entscheidenden  Vorstößen  in  der 
Mitte  ausnutzt.  —  Nach  25.  Se3 
SMf  26.  Kg3  hätte  das  Kampfgetöse 
noch  hübsch  lange  weitertoben 
können. 

25 d6— d5! 

26.  e4Xd5  Td8Xd5 

27.  c3— c4  .... 

Ein  Schlag  ins  Wasser.  (Siehe 
nächste  Anmerkung.) 

21 Td5— d4 

28.  Lei— eS  .... 

Weiß  sieht  sich  in  seinen  Voraus- 
berechnungen enttäuscht.  Wenn  näm- 
lich 28.  Te5:  so  28....Df6!  29.  Tel 
(29.  De2  Sf3:!),  29....Sf4t  30.  Lf4: 
Tf4:  mit  überwältigendem  Druck  (auf 
f3  und  b2). 


29. 


e5— e4!! 


28.  .  . 

29.  Ddl 


Td4— d6 


-e2 


So  weit  hat  sich  Weiß  notdürftig 
verteidigt.  Umso  überraschender 
kommt  jetzt  die  Katastrophe. 


Die    höhere    Bauernmagie!    Die 
weiße  Stellung  wird  ganz  demoliert. 


30.  f3Xe4 

31.  De2— f3 

32.  Df3— g3 


Sg5Xe4 
S  e4— g5 
De7— b7t 


Ein   Schach   aus  der   Aeroplan- 
perspektive. 

33.  Kg2— fl  Td6— b6 

34.  Sb2— a4  Lg6Xd3t 

35.  c2Xd3  f7— f5! 

Der  Todesstoß 

36.  Le3Xg5  .... 
Auf  36.  Sb6:  entscheidet  f5— f4! 


36 

37.  Kfl— gl 

38.  Sa4Xb6 

39.  Kgl— f2 


f5Xg4t 
Se6Xg5 
Sg5— f3t 

Sf3Xelt 


Weiß  gibt  auf,  da  er  nach 
40.  Kel:  Dhlf  nebst  Dal:  bezw. 
nach  40.  Ke2  Te8t  41.  Kd2  Sf3t 
nebst  Db6:  im  entscheidenden  ma- 
teriellen Nachteil  verbleibt. 

Eine  mit  100  (geistigen)  HP  ge- 
spielte Partie! 


Rubinstein. 


Der  weise  Rabbi  Akiba  wußte,  daß  alles  schon  dagewesen  ist;  der 
Schachweise  Akiba  Kiwelowitsch  Rubinstein  muß  aber  zu  seinem  Erstaunen 
etwas  erleben,  was  früher  nicht  war:  Die  Wiedergeburt  des  Schachs,  die 
Versteinachung  der  bereits  in  den  letzten  Zügen  liegenden  Schachstrategie, 
das  Heranstürmen  eines  neuen  unbändigen  Schachgeistes,  der  alle  Heiligtümer 
Rubinsteins  umwarf  und  sich  über  dessen  wissenschaftliche  Schemen  hin- 
wegsetzte. Rubinstein,  dessen  Vorkriegs- 
triumphe (Erste  Preise  in  Ostende  und 
Karlsbad  1907,  Petersburg  1909,  San 
Sebastian,  Pistyan,  Breslau  und  Wilna 
1912!)  ihresgleichen  suchten  und  ihm 
nicht  nur  zum  selbstverständlichen  Welt- 
meisterschaftsanwärter, sondern  auch 
durch  das  sittliche  Pathos,  das  alle  seine 
Partien  erfüllte,  zum  Hohepriester  der 
Schachreligion  machten,  —  mußte  er- 
leben, daß  sein  Name  vom  gewohnten 
ersten  zum  zufälligen  zweiten,  dritten 
und  noch  tieferen  Platz  heruntersank. 
Dabei  hat  Rubinstein  eigentlich 
noch  nie  so  stark  wie  jetzt  gespielt,  nur 
nützt  das  wenig,  wenn  die  anderen  — 
noch  stärker  spielen!  Sein  Unglück 
besteht  eben  darin,  daß  die  Logik,  auf 
welcher  seine  ganze  Schachkunst  in  in- 
brünstigen Studienjahren  aufgebaut  war, 
nunmehr  in  Brüche  geht  und  durch  die 
Phantastik  des  Schachbildes  ersetzt  wird. 
Mit  bewunderungswürdiger,  sport- 
vollendeter Ruhe  sieht  Rubinstein  diesem 
Umwälzungsprozeß  auf  Kosten  seines  Ruhmes  zu,  bleibt  aber  seinen  gradlinigen 
Theorien  treu,  sucht  dieselben  nur  zeitweise  durch  gambitartige  Spielweisen  zu 
beleben  und  erwacht  manchmal  doch  als  ein  großer  methodischer  Geist,  —  so 
zum  Beispiel  in  Wien  1922,  wo  er  im  Finish  ein  scheinbar  glatt  verlorenes 
Endspiel  gegen  seinen  Vordermann  Tartakower  in  bewundernswerter  Weise 
rettete  (siehe'die  Fußnote  auf  der  nächsten  Seite)  und  durch  diesen  moralischen 
Sieg  ermutigt,  solche  Schachgiganten  wie  Aljechin,  Bogoljubow,  Wolf,  Reti 
und  Spielmann  der  Reihe  nach  besiegte,  so  daß  sein  dortiger  I.  Preis  eine 
wohlverdiente  Höchstleistung  war. 

Es  wäre  daher  vollkommen  verfehlt,  vom  Niedergang  der  Rubinstein'schen 
Schachkunst  zu  sprechen.  Seine  Anhängerschar  ist  noch  immer  sehr  groß. 
(Man  nimmt  nur  an,  daß  er  unter  den  deprimierenden  Nachwirkungen  der 
Kriegspsychose  viel  zu  leiden  gehabt  habe,  wodurch  zwar  sein  Spiel  schärfer, 


Akiba  Kiwelowitsch  Rubinstein. 


139 


sein  Schachdenken  aber  etwas  weniger  klar  geworden  sei.  Da  er  sich  jedoch 
einer  robusten  Konstitution  erfreut,  sei  dieses  Nachlassen  der  schachlichen 
Spannkräfte  nur  als  eine  vorübergehende  Erscheinung  zu  betrachten.)  Vielleicht 
ist  Rubinstein  um  seine  Simsonhaare  teilweise  auch  dadurch  gekommen,  daß 
er  viele  seiner  theoretischen  Geheimnisse  im  Collijn'schen  Lehrbuch  preisgab 
und  dann  noch  den  Mut  hatte,  die  dort  niedergelegten  Varianten  gegen  die 
sozusagen  von  ihm  selbst  eingepaukten  Gegner  praktisch  anzuwenden.  Manche 
schmerzliche  Niederlage,  wie  z.B.  gegen  Aljechin  im  Haag  1921  (Variante 
3. . . .  a7 — a6  des  Damengambits)  ist  wohl  auf  dieses  Konto  zu  setzen. 

Wie  dem  auch  sei,  gelingt  es  Rubinstein  jedenfalls  öfter  als  den  meisten 
anderen  Großmatadoren,  monumentales,  von  einem  einheitlichen 
Gedanken  durchwirktes  Schach  zu  liefern,  wofür  seine  zahlreichen  Glanz- 
partien in  verschiedenen  Turnieren  beredtes  Zeugnis  ablegen:  In  Teplitz- 
Schönau  allein  hat  er  bekanntlich  nicht  weniger  als  vier  Schönheitspreise 
(gegen  Mieses,  Johner,  Wolf  und  Tarrasch)  erhalten! 

Im  übrigen  hat  Rubinstein's  berühmte  Endspielkunst  auch  zur  Ver- 
vollkommnung der  neo-romantischen  Spieltechnik  wesentlich  beigetragen: 
Während  Laskerfrüher  zeigte,  wie  man  die  Endspielschwächen  heraus„suchen" 
soll,  hat  man  bei  Rubinstein  dieselben  herauszu„schaffen"  gelernt,  bis  später 
Capablanca  kam,  der  die  Endspielschwächen  herauszu„denken"  versteht!  Von 
allen  diesen  Methoden  ist  die  Rubinstein'sche  jedenfalls  die  logischeste  und 
haben  die  Hypermodernen  sein  Endspielprinzip  zu  einem  für  alle  Partie- 
phasen geltenden  Schachgesetz  erweitert. 

Eine  bemerkenswerte  Koinzidenz:  Gleich  seinem  früheren  Landsmann 
und  Lehrer,  dem  großen  Tschigorin,  wird  Rubinstein  ganz  besonders  in  den 
Turmendspielen  gefürchtet,  als  welche  sich  auch  seine  historischen  Siege  gegen 
Lasker  (in  Petersburg  1909)  und  Capablanca  (in  San  Sebastian  1911)  darstellen. 
Um  also  bei  der  Hauptdomäne  des  polnischen  Großmeisters  zu  bleiben,  möchten 
wir  seine  Kunst  folgendermaßen  definieren:  Rubinstein  ist  Turmendspiel 
einer  von  den  Göttern  vor  tausend  Jahren  begonnenen  Schachpartie. 


Stellung  nach  dem  35.  Zuge 
von  Schwarz. 

Schwarz:  Tartakower. 


I  •'.  A      "f 

■™      !=pi:i    -a£»    /yyy//,  V// 


m. 


W//,      '//m      ^/m,  X.  ^^ 

m m..M^m 


Weiß:  R üb  in  stein. 

Die  Krise  rechtzeitig  er- 
kennen, ist  das  größte  Ge- 
heimnis des  Erfolges! 


Nach  einem  '^U  stündigen 
Nachdenken  fand  der  große 
Endspielkünstler  Rubin- 
stein folgenden  unglaub- 
lichen  Weg   zum   Remis: 

36.  e3— e4!     Tc6— cSf 
sieht  sehr  zwingend   aus, 

vielleicht  w^ar  aber  36 

Ta6  nachhaltiger. 

37.  Td2-d3  .... 
nicht  Td4-d3?  wegen  Td6 : ! 

37 Tc3Xd3t 

38.  Td4Xd3        a5-a4 

39.  Kf3-e3!!!      

bereitet  ein  wundertief  be- 
rechnetes Qualitätsopf.  vor 

39 f5Xe4 

40."Ke3Xe4!!!     a4— a3 

41.  Ld6Xa3!     Le6— fSf  • 

42.  Ke4Xf5       Td7Xd3 

43.  La3— cl      Td3— döf 

44.  Kf5-e4        Kf7-e6 

45.  g3— g4 ! ! !    und    die 


Studienhafte  Partie  blieb  trotz 
aller  Gewinnversuche  von 
Schw.  im  74.  Zuge  remis,  was 
Rubinstein  schon  bei  seinem 
36.  Zuge  klar  erkennen  mußte  l 

Schlußstellung  nach  dem  74. 
Zuge  von  Weiß. 

Schwarz:  Tartakower. 


i^  m.^  Ä^  *J 


\      ^      VM      ill 


^ 


Weiß:  Rubinstein. 


140 


Im  Besitz  der  offenen  g-Linie 

spielt  Schwarz  in  der  nachstehenden 
Partie  energisch,  schön  und  geist- 
reich. Bemerkenswert  ist  ferner,  daß 
seine  Partieanlage  aus  lauter  Prä- 
ventivzügen besteht,  bevor  er  dann 
selbst  zu  Repressalien  übergeht. 


Partie  Nr. 

23. 

Großturnier 

zu 

London  1922. 

Weiß: 

Schwarz: 

Maröczy. 

Bogoljubow. 

1.    e2— e4 

e7— e5 

2.  Sgl— f3 

Sb8— c6 

3.  Sbl— c3 

Sg8    f6 

4.  Lfl— b5 

Lf8— b4 

5.      0-0 

0-0 

ö.     d2-d3 

d7— d6 

7.  Sc3    e2 

•  •  •  . 

Eine  früher  sehr  beliebte  Manöv- 
rierungsfortsetzung,  womit  Weiß 

1.)  sich  vorläufig  dem  Entlastungs- 
abtausch auf  c3  entzieht; 

2.)  einen  neuen  Kämpen  auf  den 
Hauptkriegsschauplatz  führt; 

3.)  einen  neuen  kritischen  Punkt 
schafft  (Eeld  f5  statt  d5); 

4.)  die  Partie  ins  Stadium  lang- 
wieriger Vorbereitungen  versetzt  und 

5.)  im  Falle  symmetrischer  Entgeg- 
nungen die  Hoffnung  hat,  als  erster 
etwa  mit  d3 — d4nach  entsprechenden 
Vorarbeiten  loszuschlagen.  — 

Eine  andere  Frage  ist  freilich,  ob 

1.)  dieser  D-Springer  auf  g3  wirk- 
samer als  auf  c3  steht; 

2.)  Schwarz  die  ihm  gewährte 
Atempause  zu  keiner  zweckmäßigen 
Umgruppierung  der  Streitkräfte  be- 
nutzen, beziehungsweise 

3.)  durch  fortgeschrittene  Sym- 
metrie der  ganzen  Partie  ein  para- 
lytisches Gepräge  geben  könnte  und 
ob  daher 


4.)  irgend  ein  konkreter  Versuch 
(vor  allem  7.  Lg5!)  nicht  vorzuziehen 
wäre?! 
7 Lb4-c5! 

Im  Zusammenhang  mit  dem 
nächsten  Zuge  ein  sinnreiches  Präven- 
tivmanöver, dessen  Sinn  eine  tausend- 
jährige Schacherfahrung  in  sich  birgt! 
Da  der  weiße  Zentralvorstoß  c3  nebst 
d4  sowieso  in  der  Luft  schwebt, 
kommt  Schwarz  demselben  zuvor 
und  bekundet  gleichzeitig  seinen 
festen  Entschluß,  die  Symmetrie  zu 
zerbrechen. 

Wir  sehen  also,  daß  damit  eine 
ganz  neue,  über  Steinitz  hinausge- 
wachsene- und  vielleicht  mit  den  ur- 
alten Spielgesetzen  des  indischen 
„Tschaturanga"  zusammenhängende 
Strategie  zum  Vorschein  kommt,  deren 
praktischen  Sinn  folgendermaßen 
formuliert  werden  könnte: 

In  unklaren  Stellungen  ist  es 
nie  ein  Fehler,  einen  früher  oder 
später  notwendigen,  mit  dem  ana- 
tomischen Gepräge  der  Partie  sozu- 
sagen organisch  zusammengewach- 
senen Zug  zu  wählen.  —  Dies  ist 
zum  Beispiel  auch  die  Offenbarung 
des  Lasker'schen  Rückzuges  5.  .  .  . 
Lc5 — b6  in  der  schottischen  Partie 
(nach  1.  e4  e5,  2.  Sf3  Sc6,  3.  d4  ed, 
4.  Sd4:  Lc5,  5.  Le3).  Eine  ähnliche 
Idee  liegt  auch  der  Lasker'schen  Ver- 
teidigung des  Evansgambits  (1.  e4 
e5,  2.  Sf3  Sc6,  3.  Lc4  Lc5,  4.  b4 
Lb4:!  5.  c3  Lc5,  6.  0—0  Lb6!  Schw. 
will  den  Gambitbauer  nach  7.  d4 
d6!  zwecks  besserer  Endspielstellung 
freiwillig  zurückgeben)  zugrunde  und 
möchten  wir  diese  etwas  seltsam  an- 
mutende Idee  als  „E  n  t  p  h  i  1  o- 
sophierung  des  Zuges"  be- 
zeichnen. Der  Zug  geschieht  nämlich 
nicht,  weil  er  logisch  geschehen  muß, 
sondern  weil  er  praktisch  geschehen 
kann,  womit  man  vielleicht  der 
absoluten  Schachwahrheit  an  den 
Leib  etwas  näherrückt.  Denn  ist  es 
vielleicht  nicht  das  sehnsüchtigst  ge- 


141  — 


suchte  Ideal  eines  jeden  Schach- 
spielers, zumindest  aber  ein  großer 
Fortschritt  auf  dem  Wege  der  Schach- 
enträtselung, durch  abstrakte  Me- 
thoden einen  Zug  in  verwickelter 
Stellung  zu  finden,  der  nichts  schadet 
und  jedenfalls  kein  Fehler  ist!?! 

Übrigens  wäre  bei  dieser  Ge- 
legenheit noch  eine  dritte  Lasker'sche 
Läuferbewegung  zu  erwähnen,  näm- 
lich 6.  Lb5 — c4!  gegen  die  Alt- 
Steinitz'sche  Verteidigung  der  spa- 
nischen Partie  (L  e4  e5,  2.  Sf3  Sc6, 
3.  Lb5  d6,  4.  d4  Ld7,  5.  Sc3  Sg  e7, 
6.  Lc4!  mit  der  Drohung  Sg5,  was 
entweder  die  Schwächung  6.  . .  .  h6 
oder  die  Auflösung  6.  .  .  .  ed  ver- 
anlaßt), doch  ist  dieses  Manöver, 
wie  eben  konstatiert  wurde,  mit 
aggressiveren,  also  realeren  Ten- 
denzen verbunden,  weshalb  es  eigent- 
lich in  eine  andere  Kategorie  des 
schachlichen  Denkens  („Elektrifi- 
zierung der  Stellung")  hineingehört. 

Statt  des  Textzuges  wurde  hier 
ferner  gespielt: 

1)  Am  häufigsten  7.  .  .  .  Se7,  8.  Sg3 
c6  (auf  sofortiges  8. . . .  Sg6  würde  bereits 
9.  c3  Lc5  [oder  a5]  lÜ.  d4  die  Symmetrie 
zugunsten  von  Weiß  beseitigen.  Dagegen 
kommt  hier  auch  8.  .  .  .  La5  in  Betracht, 
z.  B.  9.  c3  c6!  10.  La4   Sg6,    11.  d4  Te8! 

12.  Lc2  d5  mit  etwa  gleichen  Chancen), 
9.  La4  Sg6  10.  c3!  (etwas  zu  nervös  wäre 
vielleicht  der  unvorbereitete  Vorstoß  10.  d4), 
10 — La5,  11.  Tel,  womit  der  Belebungs- 
zug d4  methodisch  vorbereitet  werden  soll. 

II.)  Initiativer,  wenn  auch  gefährlicher 
'für  Schwarz  ist  7.  .  .  .  Lg4,  z.  B.  Partie 
Euwe-Bogoljubow,  Pistian  1922:  8.c3Lc5, 
9.  Sg3  Sh5!  10.  Sf5  Lb6,  11.  Se3  (geboten 
war  11.  h3)    11.  .  .  .  Le3:    12.    Le3:    Df6, 

13.  Khl  a6  und  Schwarz  hat  bereits  die 
Führung  der  Partie. 

III.)  Ein  interessanter  Gegenversuch 
geschah  ferner  in  der  Partie  Maröczy- 
Duras,  Karlsbad  1907:  7.  .  .  .  Sh5,  8.  c3 
La5,  9.  Sg3  Sf4,  10.  Lc6:  bc,  11.  Lf4:  ef, 
12.  Sh5  f5,  13.  e5!  Weiß  blieb  im  Vorteil. 

Aus  all  diesen  Nebenspielen  er- 
sieht man,  daß  der  Hauptkampf  sich 
hier  auf  den  Mittellinien  abzuspielen 
pflegt    In    der    vorliegenden    Partie 


versteht  aber  Schwarz  den  Schwer- 
punkt auf  die  g-Linie   zu   verlegen, 

8.  c2— c3  Lc5— b6 

Wieder  ein  zurückweichender 
Präventivzug!  Schwarz  will  das  üb- 
liche Nachahmungsmanöver  Sc6-e7- 
g6  unbedingt  vermeiden,  um  die  da- 
durch ersparte  Zeit  für  neue  Ent- 
lastungsmöglichkeiten (9.  .  .  .  Kh8!) 
zu  verwenden. 


9.  Se2— g3 


KgS-hS! 


Diese  neuerliche  tiefliegende  Prä- 
ventivmaßnahme hat  zum  Zweck,  die 
etwaige  Fesselung  Lg5  durch  TgS! 
nebst  h6  und  g5  abzuschütteln,  ohne 
dabei    das    Opfer    Sg5:    zuzulassen. 

Statt  des  Textzuges  geschah  in 
einer  späteren  Partie  Wolf-Yates, 
Karlsbad  1923:  9....h6,  10.  Khl(?) 
Se7,  11.  d4  Sg6,  12.  Sgl  (?)  d5! 
13.  de  Se4:  14.  De2  c6,  15.  La4  Se5: 
16.  Se4:  de,  17.  De4:  TeS  usw.  Die 
Manöver  von  Weiß  (Khl  und  Sgl) 
waren  etwas  zu  umständlich.  Schw. 
steht  schon  sehr  gut. 

10.  Lcl-e3  .... 

Weiß  ändert  also  seinen  Plan  (Lg5) 
und  will  sich  nunmehr  auf  die  Arbeit 
in  der  Mitte  verlegen.  Besser  war 
aber  zunächst  10.  h3.  Der  Abtausch 
Lb6Xe3  wäre  hier  zwar  bekanntlich 
für  Schwarz  schlecht,  er  findet  aber 
andere  Mittel,  den  Le3  zu  beseitigen. 

Stellung  nach  dem  10.  Zuge  von  Weiß. 


1    1^  III  i^ 

i  i  i         i  k  i 

m.äM.  m  m 


iM    1 


Beginn    des    Mittelspielgewoges. 
Weiß    hat    zwar   günstige  Chancen 


142 


im  Zentrum,  Schwarz  geht  aber 
in  prickelnd-origineller  Weise  zur 
Gegeninitiative  am  Königsflügel  über. 

10 Sf6-g4! 

Schlüsselzug  der  ganzen  Partie. 
Vor  allem  droht  er  statt  des  un- 
günstigen Tauschgeschäftes  Lb6Xe3 
die  günstige  Transaktion:  Sg4Xe3 
durchzuführen,  wobei  dann  Schwarz 
mit  zwei  wirksamen  Läufern  ver- 
bleiben würde.  Diese  Erwägung  ver- 
anlaßt nun  Weiß,  den  Läuferabtausch 
in  eigener  Regie  vorzunehmen,  wo- 
rauf dann  aber  die  Zentralheizung 
nicht  mehr  so  tadellos  wie  früher 
funktionieren  kann. 

Außerdem  wirkt  Sg4  auf  seinem 
vorgeschobenen  Posten  sehr  lästig, 
so  daß  Weiß  sich  nur  zu  bald  zum 
schwächenden  h2— h3  entschließen 
zu  müssen  glaubt.  Daraufhin  wandelt 
aber  der  Springer  auf  neuen,  sezessio- 
nistischen  Wegen  (Sg4-h6-g4!-e5!) 
und  erweist  sich  in  der  Folge  als 
ein  äußerst  intelligentes  Tier. 


11.  Le3Xb6 

12.  d3— d4 


a7Xb6 
f7— f6 


Die  Defensive  ä  la  Steinitz.  Für 
einen  ruhigeren  Kopf  kam  natürlich 
auch  12.  . .  .  De7  in  Betracht,  schon 
um  dem  vorgewagten  Sg4  das  nor- 
male Rückzugsfeld  f6  offen  zu  halten, 
doch  entwickelt  Bogoljubow  in  dieser 
ganzen  Partie  eine  unbezähmbare 
Phantasie. 

13.     h2— h3  .... 

Der  Standpunkt  von  Weiß  ist 
allerdings  ganz  klar.  Es  kann  doch 
nicht  schlecht  sein,  denkt  er  sich, 
den  vorwitzigen  Springer  auf  aparte 
Felder  (h6)  zurückzutreiben.  Und  doch 
erweist  sich  bald  der  so  natürlich 
aussehende  Textzug  als  eine  fatale 
Schwächung  der  Rochadestellung, 
woraus  wir  folgende  Lehre  entnehmen 
wollen: 

Mansoll  sich  im  Schach  vor 
dem  „kategorischen  Imperativ- 


gefühl" sehr  in  Acht  nehmen, 
da  die  dadurch  veranlaßten  Züge 
(wie  hier  13.  h3)  meistens  verfehlt  sind. 
Beinahe  jeder  andere  Zug,  wie 
z.  B.  13.  Tel,  13.  Dd2,  13.  Le2  oder 
auch  13.  Sh4  war  hier  daher  vor- 
zuziehen. 

13 Sg4— h6 

14.  Lb5Xc6  .... 

Weiß  will  freie  Hand  im  Zentrum 
bekommen  und  malt  sich  wahr- 
scheinlich auch  das  Gespenst:  Sc6- 
e7-g6-f4Xh3  etwas  zu  „schwarz" 
vor!  Und  doch  war  hier  der  Läufer 
zweifellos  stärker  als  der  Springer, 
wie  immer,  wenn  eine  mehrfache 
Diagonalarbeit  für  den  ersteren  mög- 
lich erscheint.  Außerdem  stärkt  der 
Textabtausch  die  schwarze  Mitte 
(Punkt  d5!)  und  war  aus  diesen  all- 
gemeinen Erwägungen  lieber  zu 
unterlassen. 

14 b7Xc6 

15.  Tfl-el  .... 

Weiß  spielt  gut,  nicht  aber  am 
besten,  so  daß  der  hellsehende 
Glossator  wieder  etwas  auszusetzen 
hat:  Energischer  wäre  wohl  15.  Sh2, 
um  zu  f2— f4  bezw.  (falls  g7--g5 
geschieht)  zum  Ausfall  Dh5  zu  ge- 
langen. 


15 

Lc8-e6 

16.      a2— a3 

Dd8-e7 

17.  Ddl— d3 

Tf8— g8 

Nun  tritt  die  schwarze  Angriffs- 
konzeption klar  zutage:  Der  Bauern- 
vormarsch g7-g5-g4  nimmt  hier 
zwingend  reale  Formen  an,  während 
er  ohne  die  weiße  Schwächung  h2-h3 
nur  eine  zwecklose  Reise  ins  ver- 
botene  Tibetland    bedeuten    würde! 

Soll  nun  aber  Weiß  den  feind- 
lichen Angriffsmaßnahm.en  ruhig  zu- 
sehen? Hat  er  denselben  überhaupt 
irgend  eine  wirksame  Gegenidee  ent- 
gegenzustellen? Die  Antwort  auf 
diese  bangen  Fragen  finden  wir  im 
nächsten  Zuge  von  Weiß. 


-  143 


18.  Sg3— f5  .... 

Dieser  überspannte  Zug  ist  ein 
treffliches  Beispiel  für  die  im  Schach 
auf  Schritt  und  Tritt  zu  beobachtende 
psychologische  Reaktion  in  unbe- 
haglicher Lage. 

Statt  etwa  mit  18.  Sh2  g5,  19. 
f3  kaltblütig  zuzuschauen  oder  aber 
mit  18.  Sh4  g5,  19.  Shf5  Sf5:  20. 
Sf5:  Lf5:  21.  ef  der  Vereinfachung 
zuzustreben,  glaubt  der  sonst  so 
vorsichtig  operierende  Großmeister 
Maröczy,  irgendetwas  zweischnei- 
diges unternehmen  zu  müssen. 

18.      .... 


günstige  Gegenchancen  im  Zentrum 
besitzt,  jedoch  erweist  sich  bald  das 
Machtdiktat  des  Gegners  als  stärker. 

23 Ta8— g8! 

Droht  vor  allem  ThS:  und  später 


(nach  Dg7)  auch  ef. 

24.  d4Xe5 

25.  f4Xe5 

26.  e5— e6! 

d6Xe5 
Th5Xh3! 

Jedenfalls  ein  starker  Gegentrumpf. 
Verfehlt  wäre  hingegen  26.  ef  Df6: 
und  jetzt  27.  Dd4?  wegen  Tf3:! 


L  e6X^5         Stellung  nach  dem  26.  Zuge  von  Weiß' 


In  seiner  Einfachheit  überraschend : 
Schwarz  führt  die  Transaktion  auf 
f5  mit  seinem  starken  Leb  statt  mit 
dem  dislozierten  Sh6  durch,  um  das 
damit  ersparte  Tempo  (18.  . .  .  Sf5: 
19.  ef  Lf7)  zur  Öffnung  der  g-Linie 
verwenden  zu  können.  Diese  letztere 
Errungenschaft  ist  ihm  einige  Züge 
später  sogar  materielle  Einbußen  wert, 
da  er  dafür  zu  einem  linealen  Matt- 
druck gelangt. 

19.  e4Xf5  g7— g6! 

20.  f5Xg6  Tg8Xg6 

21.  Sf3— h4  Tg6— g5! 

Um  ja  den  Vereinfachungsab- 
tausch (Sf5)  nicht  zuzulassen  und 
später  zu  einer  überraschenden 
Doppellinienwirkung  zu  gelangen. 
(Tg6-g5!-h5Xh3!!) 

Dieses  mit  dem  Verlust  des  wich- 
tigen Mittelbauern  verbundene  Turm- 
jonglieren sieht  sehr  gewagt  aus,  ist 
aber  scharf  berechnet  und  erinnert 
daher  lebhaft  an  die  berühmte  vierte 
Matschpartie  Tarrasch-Lasker,  wo 
Schwarz  mitten  im  Figurengetümmel 
grandiose  Turmevolutionen  (Te7-e5!- 
c5!-c4Xf4!!)  vollführte. 

22.  f2— f4  Tg5— h5 

23.  Sh4-f3  .... 

Weiß  braucht  sich  anscheinend 
auf  die  reine  Defensive  nicht  zu  be- 
schränken, da  er  seinerseits  ziemlich 


Beginn  vom  Ende!  Schwarz  führt 
den  Frontalangriff  mit  größter  Verve 
durch. 


26. 


Sh6— g4!! 


Zum  zweiten  Mal  greift  dieser 
Springer  in  den  (übrigens  seit  dem 
10.  Zuge  viel  wilder  gewordenen) 
Kampf  ein. 

Der  Textzug  ist  ebenso  fein  wie 
stark,  so  daß  der  Gegner  nur  zu 
rasch  seiner  lähmenden  Wirkung 
erliegt. 

Viel  unklarer  wäre  dagegen  die  von 
einigen  Seiten  vorgeschlagene  unmittel- 
bare Fortsetzung  des  Angriffs  durch  26 

Dg7,  w^omit  Schwarz  für  die  momentane 
Mattdrohung  auf  g2  den  Halt  auf  e7  auf- 
geben würde.  Die  Folge  könnte  dann 
sein:  27.  Te2    (ungenügend    wäre  freilich 

27.  De2  Tg3,  28.  Sh4  Sf5!  usw.  ebenso 
wie  27.  Dfl  Tg3,  28.  Sh4  [oder  28.  Te2 
Sg4!  29.  e7  Se3  usw.]  28.  .  .  .  Sf5!  [auch 

28.  .  .  .  Dg5,  29.  e7  Dh4:  30.  e8D  Sg4 
usw.],  29.  Df5:  [oder  29.  Sf5:  Tg2:t  30. 
Khl    Dg4    usw.]    29.  .  .  .  Tg2:t    30.    Kfl 


144 


[oder  30.  Khl  Th2t!  31.  Kh2:  Dg3t  usw.] 
30.  .  .  .  Th2,  31.  Sg6t  Dg6:  32.  Dg6:  hg 
und  gewinnt  leicht)  27.  .  .  .  Tg3,  28.  Dd2 
Tf3:    29.  e7   Te8,    30.    Dd7    (präziser    als 

30.  Dd8)  30. . . .  Dg8  (oder  auch  30. . . .  Dg6, 

31.  Tdl  Tg3,  32.  Dc6:  usw.,  wobei  Dg6 
dem  Tg3  eventuell  im  Wege  steht),  31.  Tdl 
(das  Damenopfer  31.  De8:  De8:  32.  gf 
dürfte  sich  nach  32. . . .  Sf5,  33.  Kf2!  Sd6! 
34.  Tdl  Kg7,  35.  a4  Kf7,  36.  b4  Da8  usw. 
als  ungenügend  erweisen.  —  Dagegen 
kommt  hier  auch  31.  Dc6:  sehr  stark  in 
Betracht,  z.  B.  31. .  . .  Tg3!  [auf  31.  . .  .  Tf5 
folgt  nunmehr  32.  Tdl],  32.  Df6:t  [auch 
das  sofortige  Abrasierungsverfahren:  v32. 
Dc7:  Tg7,  33.  Db6:  gewährt  dem  Weißen 
treffliche  Ausgleichschancen.  —  Laxer 
wäre  aber  def  Vorbereitungszug  32.  Tdl, 
worauf  weder  32  . .  . .  Tg6  noch  32.  . .  .  Sf7 
wegen  33.  Td8!  sondern  32.  .  .  .  Df7,  33. 
Dc7:  Tgg8  folgen  würde],  32. ...  Dg7,  33. 
Df4  Tg8  [initiativer  als  etwa  Sg8],  34. 
e8D  Tg2:t  35.  Khl  Tglf  36.  Kh2  Tg2t 
und  Schwarz  muß  sich  mit  ewigem  Schach 
begnügen)  31. .  . .  Tg3  (sicherer  als  31. . .  . 
Sf7),  32.  Dc7:  (Dr.  Tarrasch,  der  in  seiner 
Glossierung  26.  .  .  .  Dg7  dem  Textzuge 
vorzieht,  berücksichtigt  hier  nur  die  Fort- 
setzung 32.  De8:  De8:  33.  Td8  Tg8  mit 
entscheidendem  Vorteil  für  Schw.)  32. .  . . 
Tg7,  33.  Dc6:  (vielleicht  noch  bequemer 
als  33.  Td8  Tge7:  34.  Te7:  Td8:  35.  Th7:t 
Dh7:  36.  Dd8:t  Sg8,  37.  Db6:  usw.  — 
Übrigens  kommt  hier  auch  das  andere 
Nehmen:  33.  Dc7:  Tg7  [oder  33.  .  .  .  Sf7, 

34.  Dc6:    Tg6,    35.  Db6:],    34.    Dc6:   Sg4, 

35.  Td7  usw.  wohl  in  Betracht)  33.  .  .  . 
Df7  (oder  etwa  33.  .  .  .  Tge7:  34.  Te7: 
Te7:  35.  Db6:  Dg7,  36.  Td8t  Sg8,  37.  Df2), 
34.  Td8  Tgg8,  35.  Db6:  Sf5,  36.  Tf2!  Se7 
(oder  36.  . .  .  Dg6,  37.  De6),  37.  Te8:  Te8: 
38.  Df6:t  Df6:  39.  Tf6:  und  das  weiße 
Bauernmaterial  ist  nicht  zu  unterschätzen. 

Der  Textzug  ist  also,  wie  man  aus 
der  obigen  Variantenfülle  ersieht,  viel 
schärfer  und  entscheidender  als  26 Dg7. 

27.  Dd3— d7  .... 

Unter  dem  neuerlich  zum  Höhie- 
punkt  gelangten  psychischen  Ein- 
druck verschiedenartiger  Drohungen 
(vor  allem  Thl  f  nebst  Sf2)  strauchelt 
Weiß  und  der  schwarze  Angriffs- 
wille triumphiert. 

Natürlich  durfte  statt  des  Text- 
zuges 27.  gh  wegen  Se5f  mit  Damen- 
gewinn nicht  geschehen.  Schlecht 
wäre  übrigens  auch  das  naheliegende 
27.  Df5  wegen  TfS:!  28.  DfSiDcöf 


29.  Khl  Tg5!  30.  e7  Thöf  31.  Dh3 
Sf2t  32.  Kh2  Dd6t  und    gewinnt. 

Die  verhältnismäßig  schwierigsten 
Aufgaben  konnte  Weiß  seinem  An- 
greifer durch  das  sofortige  27.  Dd4 
stellen,  da  darauf  die  verlockendste 
Fortsetzung:  27.  Tf3:  nach  28.  gf 
Seöf  29.  Kf2  (auf  29.  Kfl  folgt  nicht 
29.  .  .  .  Sf3:  wegen  30.  Df2  mit 
Konsolidierung,  sondern  wohl  viel 
nachhaltiger  29.  .  .  .  De6:  30.  Te5: 
[oder  30.  Dh4  Df5]  30.  ...  fe,  31. 
Dh4  Df5  mit  entscheidendem  Vorteil 
für  Schwarz)  29.  .  .  .  Td8  (oder 
29.  .  .  .  De6:  30.  Tgl  bezw.  auch 
29.  .  .  .  c5,  30.  De4),  30.  Dh4  usw. 
nichts  Rechtes  für  Schwarz  ergibt, 
z.  B.:  30.  .  .  .  De6:  31.  Tadl  usw. 
bezw.  30.  .  .  .  Sd3t  31.  Kfl  Sei: 
32.  Tel:  usw.  bezw.  30.  .  .  .  Td2t 
31.  Te2  Dcöf  32.  Kfl  usw.  bezw. 
sofort  30.  .  .  .  Dc5t  31.  Kfl  usw. 
bezw.  endlich  30.  .  .  .  Td3?  31. 
Te5:  usw. 

Ähnliche  Wendungen  kann   (auf 

27.  Dd4)  auch  die  Fortsetzung  27.... 
Tg3,  28.  Te2  Tf3:  29.  gf  usw.  er- 
geben. —  Die  einzig  richtige  und 
zum  wohlverdienten  Siege  führende 

Fortsetzung  auf  27.  Dd4  wäre  27 

Dg7  mit  der  Folge:  28.  Te2  (wohl 
das  einzige,  auf  andere  Versuche  wie 

28.  gh  oder  28.  Df4  oder  28.  e7 
entscheidet  28.  . .  .  Se5)  28.  .  .  .  Tf3:! 

29.  gf  (oder  etwa  29.  e7  Se5,  30. 
Dd8  Dg6  bezw.  noch  eleganter  30.... 
Tg3!)  29.  .  .  .  Seöf  30.  Kfl    (oder 

30.  Khl    Sf3:   31.   De3    Dg3   usw.) 

30.  .  .  .  Dg3!  (die  Pointe.  Auf  30.... 
Sf3:  würde  sich  Weiß  mit  31.  Df2, 
z.  B.  31.  .  .  .  Dg4,  32.  Te3  usw.  so 
ziemlich  konsolidieren),  31.  Te5: 
(noch  das  Beste.   Auf  31.  Df2  oder 

31.  De3  oder  auch  31.  Tdl  ent- 
scheidet 31.  .  .  .  Dh3t  und  auf  31. 
Tf2  gewinnt  einfach  31.  .  .  .  Dglf 
nebst  Dal:)  31....  fe  (nach  31.... 
Df3:  32.  Df2  usw.  hat  Schwarz  — 
gar  nichts),  32.  De3  (natürlich  wäre 
auch  etwa  32.  Df2  Dh3t   33.  Kel 


145  ^ 


Dhl  t  [nicht  aber  33. . .  .  Dh3t  34. 
Kel  Tg2  wegen  35.  e7!]  nebst  Dal: 
für  Weiß  trostlos)  32. . . .  Dg2  f  33.  Ke  1 
Dh2!  34.  Kfl  Tg2  mit  Matt  oder 
Damengewinn. 

Besonders  große  Vorwürfe  hat  sich 
also  Weiß  auch  wegen  seines  nur  um 
eine  psychologische  Nuance  schwä- 
cheren Textzuges  nicht  zu  machen. 
Schwarz  erzwingt  jetzt  in  scharfpoin- 
tierten Wendungen  den  Sieg. 

27 Dd7— cöf 

28.  Dd7— d4  .... 

Auch  auf  28.  Sd4  würde  dieselbe 
Antwort  (Dh5!)  erfolgen. 

28 Dc5— h5! 

Droht  Matt  auf  hl.  —  Auf  29.  gh 
würde  jetzt  29....Se5t  30.  Kfl  Df3:t 
31.  Df2  Dh3,  32.  Kd2  mit  brillantem 
„Querepaulettenmatt"  Dd3#  folgen. 

Die  weiße  Majestät  muß  sich  also 
zur  schleunigsten  Flucht  entschließen. 

29.  Kgl— fl  Th3— g3! 

Schwarz  setzt  die  Verfolgung  des 
Feindes  mustergiltig  fort,  indem  er 
mit     ruhigen     Kraftzügen     arbeitet. 

Schwach  wäre  29 Thlf  während 

hingegen  der  Textzug  nicht  nurDhlf 

31.  Dgl  Tf3:t  32.  gf  Sh2t  mit 
Damengewinn,  sondern  auch  das 
elegante  Tg2:!  nebst  Seöf  mit  Ent- 
scheidung droht. 

30.  Tel— e2  .... 

Auch  andere  Züge  vermochten 
nichts  mehr  zu  retten,  z.  B.  30.  Dgl 
Tf3:t  31.  gf  Sh2t  usw.  oder  30. 
Sgl  Sf2t  usw.  oder  30.  De4Tf3:t! 

31.  gf  Dhlf  32.  Ke2  Dg2,  33.  K 
beliebig  Sf2  f  mit  Damengewinn  oder 
endHch  30.  Ke2!  Tg2:t  31.  Kdl 
(bezw.  31.  Kd3  Dföf!  [31. . . .  Sf2t 

32.  Ke3],  32.  Te4  [32.  Kc4  Db5# 
bezw.  32.  De4  Sf2t]  32.  .  .  .  c5! 
[präziser  als  32. . . .  Sf2  f  33.  Ke3  Se4: 
34.   De4:  usw.    sowie   32 Df3:t 

33.  Ke3  Se4:  34.  De4:   usw.    sowie 

32.  .  .  .  Df3:t  33.  Kc4Tb2:  34.  e7 


usw.],  32.  Sh4  Sf2t  und  gewinnt)  i" 
31....Se5!(31....Sf2t32.  Ke2),  32.  ' 
Tfl  (32.  Te5:  Df3:t  usw.  bezw.  32. 
Te3  Tf2  usw.)  32.  .  .  .  Df5!  33.  Sd2 
(33.  Tel  Sf3:  usw.)  33....Td2:t  34. 
Kd2:  Tg2t  35.  Ke3  (35.  Kel  Sd3t  36. 
Kdl  Dh5t  usw.)  35....Dh3t  36.  Ke4 
Te2t  nebst  Matt  in  zwei  Zügen. 

Immerhin  sieht  man,  daß  die 
beiden  letzterwähnten  Verteidigungen 
(30.  De4  oder  insbesonders  30.  Ke2) 
dem  Gegner  viel  mehr  zu  schaffen 
gegeben  hätten  und  daher  dem  sich  in 
sein  Schicksal  fatalistisch  ergebenden 
Textzuge  wohl  vorzuziehen  waren. 


30. 


Tg3Xf3t! 


Elegant  und  entscheidend. 

31.  Kfl— el  .... 

Auf  31.  gf  folgt  Dhlf  32.  Dgl 
Sh2f  mit  Damengewinn. 

31 Sg4— e5 

Weiß  gibt  auf,  da  der  Gegner 
endgültig  im  Mehrbesitz  einer  Figur 
verbleibt. 

Die  Angriffsführung  von  Schw.  in 
dieser  Partie  macht  durch  ihre  Verbin- 
dung von  Feinheit  und  Energie  einen 
wahrhaft  künstlerischen  Eindruck. 

anD 

Ein  altes  Leitmotiv  —  eine  über- 
raschende Opferserie  um  den  Punkt  f7 
herum  kehrt  in  der  nachstehenden 
Partie  in  regenerierter  Form  wieder, 

Partie  Nr.  24. 

[Zweispringerspiel  im  Nachzuge  ins 

Italienische  Vierspringerspiel 

übergehend]. 

Erste  Matchpartie,  Wien  .1920. 

Weiß:  Schwarz: 

Tartakower.  Reti. 

1.  e2— e4  e7— e5 

2.  Sgl— f3  Sb8— c6 

3.  Lfl— c4  Sg8— f6 

4.  Sbl— c3  .... 


Dr.  S.  G.  Tartakower:  Die  hypermoderne  Schachpartie. 


146 


Gilt  für  minderwertig.  Bezüglich 
anderer  Abzweigungen  (4.  d4!  4.  Sg5 
und  4.  d3)  siehe  nächste  Partie. 

4 Sf6Xe4! 

Ein  seltener  Fall,  wo  dieses  Gabel- 
opfer sich  bewährt,  da  Schwarz  dabei 
in  allen  Varianten  zu  Gegenchancen 
gelangen  kann.  Die  Partie  erhält  nun 
ein  sehr  lebhaftes  Gepräge,  während 
sie  durch  die  ruhige  Fortsetzung  4.... 
Lc5,  5.  d3  d6  usw.  italienisiert  werden 
konnte. 

O»      ö  COyX.  Ctt  •    •    •    • 

Nichts  Ordentliches  ergibt  bekanntlich 
das  Gegenopfer  5.  LfTif  Kf7:  6.  Se4:  d5, 

7.  Sfgöf  (oder  7.  Segöf  Kg8!  8.  d3  h6 
mit  Vorteil  für  Schwarz  bezw.  7.  Sg3  e4, 

8.  Sgl  h5!  9.  d4  h4,  10.  Sfl  Df6,  11.  c3  Se7 
iiiit  starkem  Bauernzentrum  und  besserem 
Figurenmaterial)  7. . . .  Ke8  (weniger  be- 
quem ist    7....Kg8   wegen    8.  Df3!  Dd7! 

9.  Sg3h6,  10.  Sh3e4,  11.  Db3!  Sd4,  12. 
Dc3  und  Weiß  behält  allerlei  Durchbruchs- 
chancen. —  Schlecht  ist  7 Kg6  wegen 

8.  Df3!  De8  [auf  8. . . .  Lf5  entscheidet  9.  g4 

und  auf  8 de  gewinnt  die  Marshall'sche 

Kombination:  9.  Df7tKg5:  10.  d4t!  Kh4, 
11.  h3!  g6!  12.  g3t  Kh5,  13.  g4t  Kh4,  14. 
Db3  Lb4t  15.  Kfl  usw.],  9.  h4!  h5!  [nicht 
9. . . .  h6  wegen  10.  h5#  Auf  9. ...  de  ent- 
scheidet ebenfalls  10.  höf  usw.],    10.  Sg3 

64,  ll,Db3Sd4,  12.  Dc3  mit  Vorteil  für 
Weiß),  8.  Df3  De7  und  Weiß  hat  ausgetobt. 

Nicht  ganz  chancenlos  ist  dagegen 
für  Weiß  statt  des  Textzuges  die  Gambit- 
fortsetzung 5.  0—0,  worauf    5 Le7,    6. 

Se4:  d5,  7.  Lb5  de,   8.  Se5:  Dd5,  9.  Sc6: 

bc,  10.  Le2  usw.  ebenso  wie  5 Sf6,  6. 

Tel  Le7,  7.  Se5:  Se5:  8.  Te5:  d6,  9.  Tel  d5, 

10.  Lfl  usw.  etwa  gleiches  Spiel  ergibt, 
für  das  Beste  jedoch  die  Behauptung  des 

Bauern  durch  5 Sc3:  6.  de  f6  (ähnlich 

wie  in  der    russischen  Partie    nach  1.  e4 

65,  2.  Sf3  Sf6,  3.  Lc4  Se4:  4.  Sc3  Sc3:!  5. 
de  f6,  6.  0-0  Sc6!)  gilt,  z.  B.:  7.  Sh4  g6! 
8.  f4  f5!  9.  Sf3  (nicht  9.  Sf5:  wegen  d5) 
9....  64,  10.  Sg5  Lc5t  ll.KhlDfö  usw. 
mit  Vorteil  für  Schwarz  (Partie  Schlechter- 
Marco,  Berlin  1897).  Wir  halten  jedoch  in 
dieser  Spielweise  8.  f4  für  etwas  zu  nervös 
und  w^ürden  zunäcKsfeine "ruhigere  Aus- 
gestaltung  des  weißen  Stellungsvorteils, 
etwa  durch  8.  Ld3  empfehlen,  z.B.:  8 — 
S67,  9.  f4  LgTTocTer  9. . . .  d6,  10.  fe  fe,  11. 
Df3),  10.  fefe,  11.  Lg5!  c6,  12.  Sf5!  gf, 
13.  Dh5t  Kf8,  14.  Tf5:t  und  gewinnt 
(Korrespondenzpartie  P.  A.  Saburoff-W.  M. 
Lüce,  1904).  lO^ar^C^l^iT 


5 d7— d5 

6.  Lc4— d3!  .... 

Nach  6.  Ld5:Dd5:  7.  Sc3  Da5 
(oder  auch  Dd8),  ist  die  schwarze 
Stellung  vorzuziehen.  —  Auch  6.  Lb5 
de,  7.  Se5:  Dg5!  8.  Sc6:  Db5:  bezw. 
8.  d4  Dg2:  ist  für  den  Nachziehenden 
günstig. 

6 •       d5Xe4! 

Die  verlockendere  Fortsetzung  6... 
f5  führt  nach  7.  Sc3  e4,  8.  Lb5!  ef,  9. 
Df3:  Le6,  10.  0—0  nur  zu  allerlei 
Schwächen    des  schwarzen  Spieles. 

7.  Ld3Xe4  Lf8— d6 

Nach   Dr.  Krause  ist  hier    7 Lg4, 

8.  h3Lf3:  9.  Df3:Dd7,  10.  Lc6:bc,  11.0—0 
(Il.d3f5,  12.  0-0  Ld6   nebst  0-0   mit 

einer  starken  Mittelbauernstellung)   11 

Lc5  (11....  f5,  12.  Tel  Ld6,  13.  d4  e4,  14. 
Db3  mit  Vorteil  für  Weiß),  12.  Dg3  f6,  13. 
d3  0  —  0,  14.  L63  Lb6,  15.  f4  Tae8  mit 
gleichem  Spiel  der  unklareren  Textfort- 
setzung vorzuziehen.  In  dieser  (auch  von 
„Bilguer"  und  „Collijn"  widerspruchslos 
übernommenen)  Variante  möchten  wir  je- 
doch statt  des  vereinfachenden  Abtausches 
10.  Lc6:  den  Lähmungszug  10.  c3  vor- 
schlagen z.B.:  10....  Lc5,  11.  b4  Lb6,  12. 
a4  (nach  12.  b5  Sa5,  13.  Lb7:  Sb7:  14.  Db7: 
0—0,  15.  a4  a6  würde  die  weiße  Beute 
etwas  zu  mager  sein),  12 —  a6,  13.  La3 
Td8,  14.  d3  usw.  oder  10....  Ld6,  11.  d3 
0—0,  12.  g4  usw.  mit  schönen  Angriffs- 
chancen. 

8.  d2— d4  

Nachdem  Schwarz  seinen  wert- 
vollen Bauer  hinreichend  befestigt 
hat,  muß  sich  Weiß  beeilen,  in  der 
Mitte  abzuwickeln.  Auf  8. 0—0  würde 
nunmehr  8....Lg4  mit  der  Drohung 
f5  sehr  lästig  werden  können. 

8 e5Xd4 

In  einer  Partie  Tartakower-Atkins, 
London  1922,  geschah  minder  gut  8 — 
Sd4:  9.  Sd4:  ed,  10.  DdiTO^O,  ll.Le3  De7 
(oder  Partie  Tartakower-Krüger,  Mannheim 
1914:  11. . .  J5,  12.  Ld5t  Kh8,  13.  0-0-0  f4, 
14.  Ld2c5,  15!Dd3De7  mit  gleichem  Spiel), 
12. 0-0-0  (auf  12. 0—0  könnte  Le5,  13.  Dc5? 
Lh2:t  folgen)  12....Te8  (oder  Partie 
Tschigorin-Fleischmann,  Nürnberg  1906: 
12....  Le5,  13.  Dd5  f5,  14.  Ldöf  Le6,  15. 
Thel  Kh8,  16.  Le6:  De6:  worauf  jetzt  statt 


rtp  %(fJ^  QtUA^je^ 


147 


17.  Lc5  Tf  e8,  18.  Kbl  Dc6  mit  Bauern- 
gewinn für  Schwarz  das  sofortige  17.  Kbl ! 
den  weißen  Vorteil  nach  Dr.  Tarrasch's 
Ansicht  fixieren  könnte),  13.  Ld5?  (in  der 
Partie  Tarrasch -Marshall,  Breslau  1912, 
geschah  hier  sehr  geistreich  ^13.  Thel  Le^,... 
[13. . . .  De4:?  14.  Lh6!]  14. jJ^  [bäS^ii-^ 
14  I.d5]  14..Tad8!  15.  DeTDf6,  16.  Dh5 
h6  und  Schwarz  kam  in  Vorteil.  —  Für 
■das  Beste  und  Einfachste  halten  wir  aber 
an  dieser  Stelle  sofort  13  Lf3.^  wobei  das 
Sj3iel  aileramgs  noch  immef  sehr  zwei- 
schneidig   bleibt,     da     beide    Stellungen 

Quecksilberkraft  aufweisen.)  13 Le5,  14. 

Da4  c6  (diese  „Schwäche",  die  Weiß  mit 
seinem  13.  Zuge  provozieren  wollte,  erweist 
sich  bald  als  für  schwarze  Angriffspläne 
sehr  förderlich),  15.  Lf3  Le6,  16.  Kbl  a5! 
(droht  Db4),  17.  Ld4  Ld6,  18.  Lb6  Lb4,  19. 
c3  Ta6,  20.  Le3  Lf5t  21.  Kai  b5,  22.  Db3 
Ld6,  23.  a4?  (kompromittierend.  Geboten 
war  23.  Td2.)  23....Tb8!  mit  Stellungs- 
vorteil für  Schwarz,  den  er  brillant  ver- 
wertete. 

9.     Le4Xc6t  

Zweckmäßiger  als  9.  Sd4:  0  —  0! 
<Lb4t?  10.  c3  Sd4:  11.  cb  mit  besserer 
Bauernkonfiguration),  10.  Lc6:  (nunmehr 
nötig,  da  sofort  10.  0  —  0?  wegen  Sd4: 
nebst  Lh2:t  nicht  angeht  und  auch  andere 
Fortsetzungen*)  nicht  ohne  Schattenseiten 
sind.)  10.... bc,  11.0— 0Dh4,  12.  h3  und  die 
weiße  Stellung  ist  nicht  ohne  Schwächen. 


10.    DdlXd4 


b7Xc6 


Über  10.  Sd4:  0—0!  11.  0—0  (in 
Betracht  kommt  ll.Le3)  ll....Dh4, 
12.  h3  siehe  vorige  Anmerkung.  Der 


*)  Auf  10.  Sc6:  soll  nach  Dr.  Lasker 
am  besten  10....  Dh4,  11.  Lh7:t  Dh7:  12. 
Sd4  Tf  d8!  erfolgen.  —  Mangelhaft  geschah 
ferner  in  der  dritten  Revanchewettpartie 
Tarrasch-Lasker,  Berlin  1916:  10.  Le3 
Dh4!  11.  Lc6:  bc,  12.  g3?  (öffnet  den  Lc8 
alle  weißen  Felder.    Schlecht   wäre    auch 

12.  h3  wegen  Te8  13.  0—0  Lh3:  usw.  — 
In  Betracht  kommt  das  Bauernopfer:  12. 
Sf3  Db4t  13.  Dd2  Db2:  14.  0-0  usw. 
Am  besten  war  aber  wohl    12.  Dd2  Tb8, 

13.  0-0-0!  c5  14.  Sf3  Da4,  15.  a3  mit  zwei- 
schneidigem Spiel.)  12.  ...Dhv3,  13.  De2 
c5,  14.  Sb3  Lg4,  15.  Dfl  Dh5,  16.  Sd2 
Tfe8!  (der  Frontalsturm  beginnt),  17.  Tgl 
Tab8,  18.  Sc4  Le5!  19.  h3  Lh3:  20.  De2 
Lg4,  21.  Dd3  Tbd8,  22.  Se5:  (22.  Db3 
Ldl)  22....Td3:  23.  Sd3:  Te3:t!  Auf- 
gegeben, da  auf  24.  fe  Dh2  entscheidet.  — 
Ein  Löwenritt  des  damaligen  Weltmeisters. 


Textzugenthält  jedenfalls  mehrSpann- 
kraft,  da  die  Dame  in  den  Kampf 
eingreift. 

10 0—0 

11.         0—0  .... 

Trotz  der  offenen  b-Linie  kommt 
hier  auch  1 1.  Le3  nebst  0-0-0  in  Be- 
tracht, um  mit  aller  Wucht  die 
schwachen  Bauernpunkte  des  Gegners 
angreifen  zu  können,  während  der 
weiße  König  sich  um  sich  selbst 
bekümmern  würde. 


11. 


Lc8— f5 


Diese  Läuferentwicklung  sieht 
schöner  aus,  als  sie  in  Wirklichkeit 
ist.  Beunruhigender  für  das  weiße 
Ruheleben  geschah  in  einer  Partie 
Tartakower-Bogoljubow,  Pist.  1922: 
11....  c5,  12.  Dc3  Lb7!  (mit  Recht 
bemerkt  hier  der  Glossator  Teichmann 
im  Turnierbuch,  daß  die  Stellung  dem 
brasilianischen  System  der  spanischen 
Partie  sehr  ähnelt:  Schwarz  hat  zwei 
wirksame  Läufer,  dafür  aber  chro- 
nische Bauernschwächen,  was  sich 
im  Endspiel  rächen  müßte),  13.  b3 
Dd7!  14.  Lb2f6,  15.  Tadl  Df5  (fürs 
Mittelspiel  steht  Schwarz  allerdings 
brillant;  Weiß  findet  aber  ein  ver- 
steckt liegendes  Verteidigungsver- 
fahren.), 16.  Dc4t  Kh8,  17.  Sh4  Dh5, 
18.  h3!  Tae8,  19.  Tdel  Ld5,  20.  Dg4 
Dg4:  21.hgTe4,  22.  f3!  Tel:  23. 
Tel:  Lg3,  24.  Tdl.  Weiß  steht  nun- 
mehr etwas  besser  und  gewann  das 
Endspiel  im  70.  Zuge. 

12.  b2— b3  ,         .... 
Ein  nachhaltiges  Flankenmanöver! 

12 c6— c5 

Das    Endspiel    nach    12....Lc2: 

13.  Lb2  Df6,  14.  Df6:  gf,  15.  Lf6: 
wäre  für  Schwarz  nicht  besonders 
erstrebenswert. 

13.  Dd4— c3  Dd8— d7 

14.  Lei— a3!  

Ein  Doppeldiagonalläufer,  der  den 
weißen  Angriffsplänen    durch    seine 


10* 


—  148  — 


zwischen  a3  und  b2  oszillierende 
Verwendung  große  Elastizität  ver- 
schafft. —  Unwirksam  wäre  dagegen 
sofort  14.  Lb2  f6  usw. 


14. 


D  d7— b5 


Schlecht  wäre  14.  Dc6  wegen  15. 
Sd4  (und  wenn  jetzt  15. ...Lh2: f  so 
16.  Khl!  mit  Figurengewinn). 


15. 
16. 


Tfl— el 
Sf3— e5 


Tf8— e8 


Hiermit  bezieht  Weiß  einen  starken 
Vorposten,  da  weder  das  Nehmen 
des  lästigen  Springers  (16....Le5: 
17.Te5:Te5:  18.  De5:Lc2:?  19.Lb2 
und  gewinnt)  noch  das  Vertreiben 
desselben  auf  noch  bessere  Felder 
(16....  f6,  17.  Sc4)  für  Schw.  günstig 
wäre.  Auch  16....  Lc2:  ist  wegen  17. 
Sf7:  nicht  ersprießlich. 

16 Te8— e6? 

Eine  Falle  (17.  Df3?  Tae8,  18. 
Df5:  Le5:  und.  gewinnt),  in  die  Schw. 
selbst  hereinfällt.  —  Am  besten  war 
16....  Te7,  1 7.  Sc4  Ta  e8  mit  ungefähr 
gleichen  Chancen. 

Stellung  nach  dem  1 6.  Zuge  von  Schw. 


P 


■    m    «iSi 


W/A        WM       WM       W/W, 


"Wim. 


Es  folgt  eine  Reihe  eleganter 
Opferwendungen,  deren  Fazit  in  einem 
Bauernplus  für  Weiß  und  in  der  zer- 
rütteten Psyche  des  Gegners  besteht. 

17.     Se5Xf7!  .... 

Da  der  Führer  der  weißen  Steine 
mit  solchen  frivolen  Opfergedanken 
im  ernsten  Turnierspiel  als  Rezidivist 
auftritt  (vgl.  z.  B.:  seine  Partie  gegen 


Schlechter  in  Petersburg  1909),  würde 
auf  ihm  der  Lieblingsausspruch  des 
seligen  Marco  passen,  daß  es  ihm 
an  „sittlichem  Ernst"  mangle! 

17 Ta8— e8 

Auch  andere  Züge  genügen  nicht 
mehr,  z.  B.:  17....Tel:t  18.  Tel: 
Te8,  19.  Se5!  mit  entscheidendem 
Vorteil  für  Weiß. 

18.  TelXe6  Te8Xe6 

19.  Las— b2!  .... 

Vgl.  Anmerkung  zum  14.  Zuge  von  Weiß. 
19 Ld6— f8 

Oder:  I.)  19....Kf7:  20.  Dg7:t 
Ke8,  21.  Dg8t  Lf8,  22.  Lg7undgew. 

II.)  19....Tf6,  20.  Sh6t  usw. 

III.)  19....Tg6,  20.  Se5!  (unge- 
nügend wäre  jetzt  20.  Sh6f  gh,  21. 
Dh8t  Kf7,  22.  Tel  Dd7  mit  Remis) 
20....Tf6  (oder  20....Le5:  21.De5: 
mit  entscheidendem  Eingreifen  ins 
schwarze  Nest),  21.  Sc4  und  Weiß 
behauptet  sein  materielles  ebenso  wie 
positionelles  Übergewicht. 

20.  Sf7— g5  Te6— g6 

21.  Dc3— fS!  .... 

Ein  feiner  Entscheidungszug  der 
alle  wichtigen  Knotenpunkte  der 
Stellung  in  seine  Macht  bringt, 
während  hingegen  nach  21.  De5 
(oder  auch  21.  Dd2)  21....Dd7  usw. 
bezw.  nach  2 1 .  h4  Dc6  usw.  der  weiße 
Vorteil  sich  rasch  verflüchtigen  würde. 

21 Db5— d7 

Oder  21....  c4,  22.  d4  Dc5  (bezw. 
22. . . .  Da5,  23.  Lc3),  23.  b4!  usw.  oder 
21....Tg5:  22.  Dd5t  Kh8,  23.  Dd8 
h6,  24  Df8:t  Kh7,  25.  h4  und  gew. 

Mit  dem  Textzug,  der  die  weißen 
Anschläge  auf  die  Punkte  f5  und  d5 
vereitelt,  kann  Schwarz  hoffen,  ein 
wirksames  Gegenspiel  einzuleiten, 
doch  gelingt  es  dem  Weißen,  das 
Entnerven  der  d-Linie  bei  sonst  un- 
verminderter Wirkung  seiner  leichten 
Figuren  durchzuführen. 


149 


22.  Tal— dl  Tg6— d6 

23.  TdlXdö  Dd7Xd6 

Selbstredend  nicht  23. . . .  cd  wegen 

24.  Dd5t  und  auf  23....Ld6:  kann 
Weiß  ganz  einfach  durch  24.  Ddöf 
(in  Betracht  kommt  aber  auch  der 
konstruktive  Zug  24.  g4)    24....Kf8, 

25.  Da8f  usw.  seinen  Besitzstand 
vergrößern. 

24.  h2— h4!  .... 

Dieser  Bauer  hat  eine  heilige 
Mission  zu  erfüllen. 

24 h7— h6? 

Schlecht   wäre    auch   24. ...Lc2: 

25.  Df7t  Kh8,  26.  Se6  usw.  oder 
24....  Lg6,  25.  h5  Le8,  26.  De2  Lc6, 
27.  De6t  und  gewinnt  leicht. 

Den  verhältnismäßig  zähesten 
Widerstand  bot  24....Dd7,  um  die 
günstige  Läuferposition  auf  f5  zu  be- 


halten. Freilich  würde  Schwarz  auch 
dann  nach  etwa  25.  De2  h6,  26.  Sf3 
(einfach  und  gut.  Auf  26.  Se4  könnte 
De7,  27.  Dc4  Le6  folgen.  Ver- 
schwommen wäre  auch  26.  Dc4f 
Kh8,  27.  Sf7t  Kh7,  bezw.  27.  Se5, 
Ddlf  28.  Kh2  Ld6  usw.)  26....Ld6. 
27.  Se5  Le5:  28.  Le5:  (nicht  28.  De5: 
wegen  Ddlf  nebst  Dd6  mit  Damen- 
tausch) 28....De7,  29.  f4!usw.  trotz 
der  ungleichen  Läufer  mit  Rücksicht 
auf  seine  Isolationsbauern  auf  keine 
Rosen  gebettet  sein.  — 

Nun  folgt  eine  kurze  Agonie. 

25.  Df3Xf5  h6Xg5 

26.  h4Xg5  Dd6— dlf 

27.  Kgl— h2  Ddl— h5t 

28.  Kh2— g3  Lf8— d6t 

29.  Lb2— e5  Dh5— e2 

30.  Le5Xd6  c7Xd6 

31.  g5 — g6  Schwarz  gibt  auf. 


Zweispringerspiel  im  Nachzuge. 

(Preußisch) 


Als  „eines  der  schwierigsten 
Kapitel  der  Schachtheorie"  bezeichnet 
das  Bilguersche  Handbuch  mit  vollem 
Recht  den  Max  Lange -Angriff, 
der  sich  auf  vielen  Haupt-  und  Neben- 
geleisen bewegt. 

Weiß  verbrennt  dabei  alle  Brücken 
hinter  sich  und  stürzt  in  ein  noch 
immer  nicht  ganz  durchforschtes  Meer 
frontaler  Verwicklungen,  wie  dies 
auch  die  nachstehende  schöne  Partie 
zeigt 

Partie  Nr.  25. 

Meisterkampf  zu  Triest  1923. 

Weiß:  Schwarz: 

E.  Canal  (Peru)  P.  Johner  (Schweiz) 
[Der  zweite  Preisträger  besiegt  den  ersten!] 

1.  e2--e4  e7— e5 

2.  Sgl— f3  Sb8— c6 

3.  Lfl  — c4  Sg8— f6 

Vom  größten  Schachsystematiker 
aller  Zeiten,  Rudolf  v.  Bilguer  1839 
untersucht  und  für  tauglich  befunden. 
Solider  ist  aber  doch  3....  LfS  —  c5 
(siehe  nächste  Partie). 

4.  d2  — d4!  .... 

Die  Fortissimo-Fortsetzung! 

Etwas  zu  nervös  ist  4.  0—0.  Sehr 
gediegen  ist  dagegen  4.  d3  Lc5  (un- 
genügender wäre  4....d5,  5.  ed  Sd5: 

6.  0 — 0  nebst  Tel  mit  Belagerung 
des  Punktes  e5.  In  einer  Partie  Mieses- 
Marshall,  Mannheim  1914  geschah: 
6. . . .  Lg4  [sicherer  immerhin  6. . . .  Le7], 

7.  h3  [nachhaltiger  7.  Tel  und  wenn 
darauf  7....Df6,  so  8.  Sc3]  7....Lh5 


[oder  7....Lf3:  8.  Df3:  Sd4,  9.  Ddl 
b5,  10.  Lb3  Sb3:  11.  ab  Lc5  mit 
gleichem  Spiel],  8.  g4  Lg6,  9.  Se5: 
[wieder  war  9.  Tel  vorzuziehen]  9. . . . 
Se5:  10.  De2  Dd6,  11.  d4  0—0,  12. 
de  Dc6  mit  gleichem  Spiel),  5.  Sc3 
(auch  5.  c3  oder  5.  Le3  sind  gut 
spielbar)  5.  .  . .  d6  usw.  mit  der 
italienischen  Normalstellung.  — 

Ins  italienische  Vierspringerspiel 
lenkt  4.  Sc3  Se4:!  usw.  ein  (vgl  Partie 
Nr.  24),  während  dem  altertümlichen 
Abwartungszug  4.  De2  vielleicht  noch 
eine  große  Zukunft  blüht. 

Einen  sehr  guten  „Stümperzug*^ 
stellt  schließlich  der  impulsive  Aus- 
fall 4.  Sg5  dar,  mit  der  Folge: 

4....d5  (auf  4....Se4:  ist  5.  LfTif 
Ke7,  6.  d4!  h6  [6....  Sd6,  7.  Lb3],  7.  Se4: 
Kf7:  8.  d5  das  Alleinrichtige). 

5.  ed  Sa5  (auf  5....  Sd5:?  bildet  be- 
kanntlich nicht  das  sofortige  Opfer  6.  Sf7:, 
sondern  der  LoUi-Zug  6.  d4!  eine  restlose 
Widerlegung.  -  Interessant  ist  der  Fritz'sche 

Gegenausfall   5 Sd4,  worauf   in    einer 

Partie  Bogoljubow-Rubinstein,  Stockholm 
1919,  folgte:  6....  d6!  [nach  Leonhardt  ist 
die  ältere  Methode:  6.  c3  b5!  mit  der  Ver- 
stärkung 7.  Lfl!  Sd5:  8,  cd  Dg5:  9.  Lböf 
allerdings  mit  großen  Verwicklungen,  vor- 
zuziehen] 6....  Dd6:  7.  Lf7:t  Ke7,  8.  Lb^ 
[8.  c3  h6]  8. . . .  SbS:!  9.  ab!  h6,  10.  SfS  e4, 
11.  Sgl  Kf7,  12.  Sc3  De6,  13.  De2!  [besser 
als  die  Bilguer'sche  Fortsetzung   13.  Sge2 

Ld6  usw.   mit  Vorteil  für  Schwarz]  13 

Lc5,  14.  Db5  e3!  15.  SfS!  ed'f  16.  Ld2: 
TeSf  17.  Kfl  Lg4,  18.  Dc6:  bc,  19.  Sei  mit 
behauptetem  Bauernvorteil). 

6.  d3!  (von  einem  gewissen  Morphy 
bevorzugt  und  daher  sicherlich  nicht 
schlecht.  —  Kleinlich  ist  dagegen  6.  Lböf 
c6!  [Horrwitz]  7.  de  bc,  8.  Le2!  [8.  Df3  Dc7 
mit  Vorteil  für  Schwarz]  8.  ...h6,  9.  SfS 
[oder  Steinitz  1891 :  9.  ShS]  9. . . .  e4,  10.  Se5 
Dc7  [Dr.  Göring]  11.  f4  Ld6,  12.  d4  ed,  13. 


151 


Sd3:  c5  [Dr.  v  Schmidt]  14.  0—0  0—0,  15. 
Sc3  Tb8  usw.  nebst  baldigem  Td8  und 
c5 — c4  mit  schwarzer  Initiative). 

6....h6,  7.  Sf3  e4,  8.  De2  Sc4:  9. 
de  Lc5  (Maröczy  empfiehlt  hier  zunächst 
9....  Lei,  z.B.:  10.  Se5  [wenn  10.  Sd4,  so 
10. . . .  c6  und  Schwarz  gewinnt  bei  günstigem 
Spiel    seinen  Bauern  zurück]    10 0—0, 

11.  0—0  Ld6,  12.  f4  ef,  13.  Sf3:  Te8  usw. 
Oder  wie  Dr.  Claparede  vorschlägt,  noch 
energischer  ll.....Te8!  12.  h3  [12.  Ddl? 
Lc5!]  12. . . .  Ld6,  13.  Sg4:  Sg4:  14.  hg  Dh4 
mit  Orkan.  —  Wir  antworten  jedoch  auf 
9....Le7,    10.  Sfd2  Lg4,    11.   De3!  0—0, 

12.  h3  Lf5,  13.  g4  Lh7,  14.  Sc3  usw.,  z.  B.: 
14....Sd7,  15.  Sde4:  f5,  16.  gf  Tf5:  17. 
Ld2  Se5,  18.  0-0-0!  Sc4:  19.  Dd4  Se5,  20. 
Le3  Sf3,  21.  Dc4  mit  Vorteil  für  Weiß  oder 
14....  c6,  15.  de  bc,  16.0—0  oder  14.... 
Te8,  15.  Sb3  oder  auch  14....  b6,  15.  Sb3 
nebst  Ld2  und  0-0-0  mit  steigernder  Kon- 
solidierung des  weißen  Spieles.  —  Noch 
zweifelhafter  geschah  in  einer  Partie 
Tartakower-Yates,  Haag  1921 :  9. . . .  Lb4t 

10.  c3  Ld6  [oder  Wettpartie  Tartakower- 
Teichmann,  Berlin  1921:  10.  ...Le7,  11. 
Sd4  Lg4,  12.  Dc2  0-0,  13.  Le3  Te8,  14. 
Sbd2  mit  Vorteil  für  Weiß],  11.  Sd4!  0-0, 
12.  h3Te8  [12....Sd7,  13.  0-0  De7,  14. 
Sd2  De5,  15.  f4  mit  Vorteil  für  Weiß],  13. 
Le3  [13.0— 0De7,  14.  Sd2  De5,  15.  f4Dh5 
mit  Vorteil  für  Schwarz]  13. . . .  Sd7,  14. 
Sd2  Sc5,  15.  0-0-0  [sicherer  15.  0-0  f5, 
16.  f4]  15. . . .  f5,  16.  g3  c6,  17.  Dh5  Sd3t 
18.  Kbl  Tf8,   19.  g4!  mit  weißem  Vorteil). 

10.  Sfd2  (Beginn  eines  sinnreichen, 
von  Prof.  B.  A.  Jankowitsch  in  Rostow  a./D. 
ausgesonnenen  Springer-  und  Damen- 
manövers. Viel  unbeholfener  ist  10.h30— 0, 

11.  Sh2  e3!  12.  Le3:  Le3:  13.  fe  Se4  usw. 
—  Auf  den  besonders  von  Alapin  emp- 
fohlenen Stützungszug  10.  c3  geschah  in 
einer  Partie  Salwe-Vidmar,  Karlsbad  1907: 
10. . . .  0—0,  1 1.  Sd4  Te8  usw.  mit  starkem 
Druck  für  Schwarz). 

10 0-0,   11.  Sb3  Lg4!     (in  der 

Partie  Tschigorin -Teichmann,  Nürnberg 
1896,  geschah  schwächer:  ll....Ld6,  12. 
Sc3  Te8,  13.  h3  Lb4,  14.  0—0!  mit  Vorteil 
für  Weiß). 

12.  Dfl  Lb4t!  (ein  wichtiger  Zwischen- 
zug. Auf  den  sofortigen  Rückzug,  z.  B.: 
12 —  Ld6  folgt  die  Zurückdrängung  der 
schwarzen  Streitkräfte  durch    13.  h3  Lh5, 

14.  g4  Lg6,  15.  Sc3  usw.  mit  vollem  Sicher- 
heitskoeffizient für  Weiß). 

13.  Sc3  (dies  halten  wir  für  besser 
als  das  „löchernde"  13.  c3,  worauf  in  der 
mustergiltigen  Angriffspartie  Salwe-Mar- 
shall,  Wien  1908,   13....Le7,    14.  h3  Lh5, 

15.  g4  Lg6,  16.  Le3  Sd7,  17.  Sbd2  Se5, 
18.  0-0-0  b5!    zum    Vorteil    für    Schwarz 


folgte.  —  Peinlich  ist  auch  13.  Ld2  Ld2:t 
14.  Sd2:  Te8,  15.  h3  e3!  mit  Vorteil  für 
Schwarz). 

13 b5   (oder  etwa     13....Lc3!t 

14.  bc  b5,  15.  h3  Lh5,  16.  g4  Lg6,  17.  La3 
Te8,  18.  0-0-0  bc  [oder  sofort  18. . . .  e3, 
19.  fe  Te3:  20.  Kb2],  19.  Dc4:  e3,  20.  fe 
Te3:  21.  d6  mit  Vorteil  für  Weiß). 

14.  h3  Lh5,  15.  g4  Lg6,  16.  Ld2  Lc3: 
17.  Lc3:  bc,  18.  Dc4:  Dd5:  [18.  .Sd5: 
19.  0-0-0],  19.  Dd5:  Sd5:  20.  La5  [20.  0-0 
e3!  bezw.  20.  0-0-0  Sc3:  21.  bc  f5!  mit 
Vorteil  für  Schwarz]  nebst  0-0-0  usw.  mit 

besseren  Bauern  fürs  Endspiel  (z.  B.:  20 

e3,  21.  0-0-0!  Le4,  .22.  Th2!  Lf3,  23.  Tel 
e2,  24.  Sd4  mit  Vorteil  für  Weiß). 

4 e5Xd4  (am  besten) 

5.     0—0!  .... 

Beginn  des  von  Max  Lange  1854 
untersuchten  Angriffssystems,  das  erst 
volle  vierzig  Jahre  später  durch  die 
Analysen  von  H.  Abels  (in  Hapsal) 
und  S.  Zemsch  (in  Kiew)  neue  Ge- 
dankennahrung erhielt  und  derzeit 
dank  den  weiteren  Verstärkungen  von 
Tschigorin  (1899),  Marshall  (1910) 
und  Schlechter  (1914)  für  vollkommen 
korrekt  und  salon-  pardon!  turnier- 
fähig gelten  darf. 

Rachitisch  ist  das  sofortige  5.  e5  wegen 
d5  6.  Lb5  (jetzt  ist  6.  ef  de  etwa  mit  der 
Folge  7.  De2t  Le6,  8.  fg  Lg7:  9.  Sg5  Dd5 
für  Weiß  ungünstig)  6. . . .  Se4,  7.  Sd4:  Ld7 
(auf  Keidansky's  meteorhafte  7 Lc5  ist 

8.  Le3!  einfach  und  stark),  8.  Sb3  Dh4! 
(auf  8. . . .  Le6  folgt  9.  Le3  Le7,  10.  0—0 
f5,  11.  Sd4  Dd7,  12.  f3  Sg5,  13.  Sc3  mit 
besserem  Spiel  für  Weiß.  —  Interessant 
geschah  in  einer  Partie  Tartakower-Spiel- 
mann,  Baden  b./W.  1914:  8. . . .  De7,  9. 0-0 
[9.  Dd5:  Sf6!]  9. . . .  0-0-0,  10.  f3  [10.  Dd5: 
Lf5]  10....Sc5,  11.  Lc6:  Lc6:  12.  Tel  Se6, 
13.  Sc3  g5!   mit  beiderseitigen  Chancen), 

9.  0-0  0-0-0!  10.  Lc6:  (10.  Dd5:  Le6!) 
10....  Lc6:  11.  Sc3  f6!  12.  Se4:  de,  13. 
De2  Td5!  14.  e6  Ld6  und  Schwarz  steht 
überlegen  (Partie  Tartakower-Reti,  Baden 
b./W.  1914). 

5 Sf6Xe4 

Ein  vorsichtiger  Ausläufer  des 
machtvollen  Max  Lange'schen  An- 
griffs. 

Ansonsten  kommt  auch  die  „Hungari- 
sierung"  bezw  „Philidorisierung"  der  Partie 
durch  5....  Le7,  6.  Sd4:  d6  (6....  Se4:  7. 
Sf5!),  7.  Sc3  0-0  usw.  bezw.  5....  d6,  6. 


—  152  — 


Sd4:  Le7,  7.  Sc3  0—0  usw.  mit  festem, 
wenn  auch  etwas  gedrücktem  Spiel  in 
Betracht.  Allerdings  folgt  dann  nach 
Dr.  Krause:  8.  Lf4!  (in  der  gediegenen 
Partie  Tarrasch-Taubenhaus,  Ostende  1905 
geschah  statt  dessen:  8.  h3  Sd4:  [oder 
8....Se4:  9.  Se4:  d5,  10.  Sc6:  bc,  11.  Ld3 
de,  12.  Le4:  mit  Vorteil  für  Weiß],  9.  Dd4: 
Le6,  10.  Le6:  fe,  11.  e5!  usw.  mit  Vorteil 
für  Weiß.  Versucht  wurde  ferner  im  Badener 
Gambitturnier  1914:  8.  Ld5,  Partie  Opo- 
cencky-Schlechter  und  8.  Tel,  Partie  Johner- 
Schlechter,  beidemale  mit  gutem  Ausgleich) 
8....Te8,  9.  Sc6:  bc,  10.  e5  de,  11.  Le5: 
mit  besserer  Bauernstellung  für  Weiß. 

Das  mächtige  Hauptsystem  aber 
entsteht  nach  5. ...Lc5*)  und  lautet 
bekanntHch  wie  folgt: 

5. . . .  Lc5,  6.  e5  (dies  ist  der  eigent- 
liche   „Sturz  ins  Ungewisse".    Mit    6.  c3 


*)  Dieselbe  Stellung  kann  auch  aus 
vielen  anderen  verwandten  oder  ver- 
schwägerten Eröffnungen  mit  Zugum- 
stellung herbeigeführt  werden,  wie  dies 
aus  der  nachstehenden  tabellarischen  Zu- 
sammenstellung ersichtlich  ist: 

a)  Italienisch:  1.  e4  e5,  2.  Sf3  Sc6,  3. 
Lc4  Lc5,  4.  0—0  (oder  auch  sofort  4.  d4 
ed,  5.  0-0!  Sf6)  4....  Sf6,  5.  d4  ed 
(spielbar  ist  auch  5 —  Ld4)  usw. 

b)  Läuferspiel:     1.   e4  e5,    2.   Lc4   Sf6 

(oder  auch  2 Lc5  bezw.  2 Sc6), 

3.  d4  ed,  4.  Sf3  Sc6  (spielbar  ist  auch 

das  Keidansky-Gambit   4 Se4:),   5. 

0—0  Lc5  usw. 

c)  Mittelgambit:  1.  e4  e5,  2.  d4  ed,  3. 
Sf3  Sc6  (gut  ist  3. . . .  Lc5),  4.  Lc4  mit 
Einlenkung  ins 

d)  Schottische  Gambit:  1.  e4  e5,  2.  Sf3 
Sc6,  3.  d4  ed,  4.  Lc4  Lc5,  (bezw.  4. . . . 
Sf6,  5.  0-0  Lc5.  -  Gedrückt  wäre 
4. . . .  d6  und  unklar  4. . . .  Lb4t),  5.  0—0 
Sf6  (statt  5. . . .  d6)  usw. 

e)  Auch  Russisch:  1.  e4  e5,  2.  Sf3  Sf6, 
3.  Lc4  (oder  auch  3.  d4  ed,  4.  Lc4  Sc6 

usw.)  3.  ...Sc6   (energischer  ist    3 

Se4:)  4.  d4  usw. 

f)  Ferner    Niemzowitsch's  -  Eröffnung : 

l.e4Sc6,  2.  d4e5,  3.  Sf3  etc.  und  sogar 

g)  Aljechins- Eröffnung:  1.  e4  Sf6,  2. 
Lc4  (Prof.  Krejcik's  Zug)  2. . . .  e5  (stark 
ist  2....Se4:  3.  Lf7:t  Kf7:  4.  Dh5t 
g6,  5.  Dd5t  Kg7,  6.  De4:  Sc6!  mit 
Vorteil  für  Schw.),  3.  d4  oder  3.  Sf3  usw. 

Wie  man  also  sieht,  führen  viele  Wege 
—  ob  aber  auch  nach  Rom?!  Die  Antwort 
darauf  erteilt  der  hier  beigegebene  Vari- 
antenkomplex. 


konnte  Weiß  noch  immer  ins  Giuoco  piano 
einzulenken  trachten). 

6....  d5!  (auf  die  von  Steinitz  emp- 
fohlene Diversion  6.  .  .  .  Sg4  folgt  am 
stärksten  7.  Lf4  d6  [v.  Bardeleben  zieht 
hier  7....  0-0,  8.  h3  Sh6,  9.  Lg5!  Le7, 
10.  Lh6:  gh,  11.  c3  de,  12.  Sc3  d6  vor], 
8.  ed  Ld6:  9.  Telf  usw.  —  In  Betracht 
kommt  ferner  [auf  6. . . .  Sg4]  7.  c3.  Schlecht 
ist  dagegen  7.  h3  Sge5,  8.  Se5:  Se5:  9. 
Tel  d(j,  10.  f4  d3t  11.  Kh2  Dh4  usw., 
inkorrekt  7.  Lf7:t  Kf7:  8.  Sg5t  Kg8,  9. 
Dg4:  d5,  10.  Dg3  h6,  11.  Sf3  Lf5  usw. 
Mangelhaft  geschah  auch  in  einer  Partie 
Olson-Reti,   Stockholm  1919:    7.  Del  d5! 

8.  ed  Kf8,  9.  de  Dc7:    10.  De4  Sf6  usw.). 

7.  ef  (ins  ruhigere  Wasser  führt  7.  Lb5 
Sei,  8.  Sd4:  Ld7  [8....  0-0,  9.  Lc6:!  bc, 
10.  Sc6:  Dh4,  11.  Le3  Le3:  12.  fe  Lg4,  13. 
Dd3  mit  weißem  Vorteil],  9.  Sb3  Se7  usw.). 

7. ...  de  8.  Telf  (schwächlicher  ist 
sofort  8.  fg  Tg8,  9.  Lg5,  da  nun  9. . . .  f6 
[auf  9. . . .  Dd5  folgt  vorteilhaft  10.  Sc3  nebst 
Se4  und  auf  9. . . .  Le7  folgt  10.  Le7:  De7: 
ll.Sd4:!  mit  Vorteil  für  Weiß  bezw.  10.... 
Ke7:!  11.  Telf  Le6,  12.  Te4!  mit  Ein- 
lenkung in  die  Schlechter'sche  Variante. 
Siehe  Anmerkung  zum  nächsten  Zuge  von 
Weiß],  10.  Telf  [10.  De2t  De7!  11.  Dc4: 
Le6,  12.  Db5  fg,  13.  Db7:  Kd7  mit  Vorteil 
für  Schwarz]  10....  Kf7,  11.  Se5t  Se5: 
12.  Te5:  Le7!    [12....  fg,    13.  Dh5t  Kg7: 

14.  Tg5:t  Kh8,  15.  Tg8:t  Kg8:  16.  Dc5: 
Le6,  17.  Sbd2  mit  weißem  Vorteil],  13. 
Dh5t  Kg7:  14.  Dhöf  [14.  LhOf  Kh8  mit 
Vorteil  für  Schwarz]  14....Kf7   [14....Kh8? 

15.  Te7:]  15.  Dh7:t  Tg7:  16.  DhSf  Tg6 
[16. . . .  Kg8,  17.  Lf6:!  bezw.  16. . . .  Kf8,  17. 
Dh8t  Tg8?  18.  Lh6t],  17.  Dh7t  Tg7,  18. 
Dh5t  usw.  nur  zum  ewigen  Schach  führt). 

8. . . .  Le6  (auf  das  kluge,  besonders 
von  Berger  1911  untersuchte  Ausweichen 
8. . . .  Kf8  folgt  am  schärfsten  9.  Lg5  [etwa 
ein  Ausgleich  an  Chancen  ergibt  sich  nach 

9.  Sg5  Lf5!  10.  fgf  Kg7:  11.  Sf7:  Df6,  12. 
Sh8  d3,  13.  Sbd2!  Kh8:  14.  Sf3  usw.]  9. . . . 
gf,  10.  Lh6t  Kg8,  11.  Sc3!  Lf8  [oder  11.... 
Lg4,  12.  Se4  Lf8,  13.  Lf8:  Kf8:  14.  Dd2 
nebst  Df4],  12.  Lf8:  Kf8:  13.  Se4  nebst 
eventuellen  Dd2  mit  starkem  Angriff). 

9.  Sg5  (die  Schlechter'sche  „Ver- 
stärkung" lautet:  9.  fg  Tg8,  10.  Lg5  Le7! 
[auf  10....  Dd5  folgt  11.  Sc3  Df5,  12.  Se4 
Le7,  13.  Le7:Ke7:  14.  Sd4:Sd4:  15.  Dd4: 
mit  weißem  Vorteil],  ll.Le7:  und  wenn  jetzt 

11 Ke7:  so  12.  Te4!  [schwächer  geschah 

in  einer  Partie  Mieses-Teichmann,  Peters- 
burg 1909:  12.  Sbd2  Dd5!  13.  b3  cb,  14. 
Sb3:  Td8,  15.  De2  d3,  16.  cd  Tg7:  mit 
schwarzem  Vorteil]  12.  ...f5!  [auf  12.... 
d3  sowie  12. . . .  Dd5  folgt  13.  Sc3!  Mangel- 


153  — 


haft  geschah    auch    in    der  Länderkampf 
partie  Euwe-Yates,  Amsterdam  1923:  12... 
Tg7:  13.  Sd4:  Sd4:  14.  Td4:  Dg8,  15.  g3 
Td8,    16.  Sc3  c6,    17.  Dd2  Tg4,    18.  Se4 
mit  Vorteil  für  Weiß],  13.  Th4  [hier  kommt 
auch  das   herzhafte   Opfer    13.  Te6:  Ke6 
14.    De2f    nebst    Dc4:    einigermaßen  in 
Betracht]    13.  ...Kf7    [einfacher    ist   wohl 
13....Tg7:  14.  Sd4:  Dd5,  15.  Sc6:  Dc6:], 

14.  Th7:  [auf  14.  Th6  könnte  sich  Schwarz 
mit  14....  Tg7:  15.  h4  Ld5,  16.  Sg5t  Kg8, 

17.  Dh5  De7    konsolidieren]    14....Tg7: 

15.  Tg7:t  Kg7:  16.  Sbd2  Df6   [bequemer 

wäre   nach  Marco:  16 Dd5   und  wenn 

darauf  17.  Sg5,  so  Lg8],  17.  De2  c3  [er- 
.zwungen],  18.  bc  de,  19.  Sb3  mit  gutem 
Spiel  für  Weiß.  [Partie  Fahrni-Tartakower, 
Baden  b./W.  1914.  Es  folgte:  19.  ...Tae8, 
20.  Db5!  Lc8,  21.  Sbd4  a6!  22.  Dc5  Sd4: 
23.  Sd4:  De5,  24.  Dc3  Kf8!  und  jetzt  hätte 
Weiß  statt  25.  Dd2  mit  25.  Se2  wohl 
die  Wiederholung  der  Züge  herbeiführen 
können]. 

Wie  jedoch  Lasker  im  Petersburger 
Turnierbuch  1909  und  nach  dessen  Rezept 
auch  Rubinstein  im  Collijn'schen  Lärobock 
ausführte,  dürfte  sich  die  Schlechter'sche 
„Verstärkung"  in  obiger  Variante  nach 
ll....De7:!  [statt  11. ...  Ke7:],  12.  Sd4: 
Td8,  13.  c3  Tg7:  14.  Da4  Kf8!  15.  Sc6:? 
Tg2:t!  16.  Kg2:  Dg5t  usw.  als  eine  „Ab- 
schwächung"  erweisen!  —  So  klar  ist  uns 
jedoch  die  Chose  nicht,  da  Weiß  wohl  dem 
Gambitgeiste  der  Stellung  viel  entsprechen- 
der mit  12.  c3  [statt  12.  Sd4:]  fortsetzen 
kann,  z.B.:  12....  d3,  13.  Sbd2b5,  14.  a4 
usw.  oder  12.... 0-0-0,  13.  cd  Tg7:  14.  Sc3 

usw.  mit  wilden  Kampfe  oder  auch  12 

de,  13.  Sc3:  Td8,  14.  Da4  Tg7:  15.  Se5 
und  nun  wäre  die  Lasker'sche  Kombination 
15....  Kf8,  16.  Sc6:  Tg2:t  17.  Kg2:  Dg5t 

18.  Khl  ganz  unzureichend.  —  Wir  sehen 
also,   daß  der  Schlechter'sche  Vorschlag: 

9.  fg  statt  9.  Sg5  noch  immer  Existenzbe- 
rechtigung besitzt). 

9 Dd5  (von  Staunton  1860  vor- 
geschlagen. Ein  Fehler  wäre  selbstredend 
9....  Df6:?  wegen  10.  Se6:  fe,    11.  Dh5t 

mit  Figurengewinn    und   auch    9 0—0 

führt  nach  10.  Te6:!  fe,  11.  f7t  Kf8,  12. 
Dh5  h6  13.  Dg6  zum  raschen  Verlust.  — 

Gegen    Loman's    Phantasiezug    9 g6, 

geschah  in  einer  Partie  Olson-Spielmann, 
Stockholm    1919,    als    beste  Widerlegung 

10.  Sbd2  [stark  ist  aber  auch  10.  Df3  0—0, 

11.  Te6:  bezw.  10....  h6,  11.  Se6:  fe,  12. 
Dg4!  usw]  10.  ...Dd5,  11.  Sde4  0-0-0,  12. 
Se6:  fe,  13.  Sc5:  Dc5:  14.  Lh6!  Df5,  15. 
Df3  e5  [besser  war  Td7],  16.  f7!  mit  ent- 
scheidendem Vorteil  für  Weiß). 

10.  Sc3  Df5,  11.  Sce4  (widerlegt 
wurde  in  einer  P.  Blackburne-Teichmann, 


Nürnberg  1896,  das  ungestüme  Vorgehen: 
11.  g4  Dg6,  12.  Se4  Lb6!  [12.  . .  .  Ld6,  13. 
f4  mit  Vorteil  für  Weiß],  13.  f4  durch  13. . . . 
0-0-0!  14.  f5  Lf5:  15.  gf  Df5:  mit  sieg- 
reichem Gegenangriff  für  Schwarz). 

Stellung  nach  dem  1 1 .  Zuge  von  Weiß. 


Jt.% K^.M 

m^m^^     ■ 

1 ■ 


Eine  historische  Stetlung: 

I.)  Früher  galt  hier  11 Lb6  für  an- 
griffsabschlagend, bis  es  in  der  Partie 
Tschigorin-Teichmann,  London  1899  wider- 
legt wurde:  12.  fg  (weniger  zwingend  ge- 
schah in  der  bekannten  Stichpartie  Tschi- 
gorin-Charousek,  Budapest  1896:  12.  Sg3 
Dg6,  13.  Se6:  fe,  14.  Te6:t  Kd7,  15.  Sh5 
The8!  16.  Sf4  Df7,  17.  Df3!  Tad8!  18.  Ld2 
gf,  19.  Tael  worauf  jetzt  statt  19....Te6:? 

sehr    gut    19 Se5   geschehen    konnte) 

12....  Tg8,    13.  g4  Dg6,    14.  Se6:  fe,    15. 

Lg5!  Tg7:  (auf  15 h6  folgt  laut  Analysen 

von  Zemsch  gleichfalls  16.  Df3!  hg,  17. 
Sf6t  Kf7,  18.  Te6:!  Ke6:!  19.  Telf  Se5, 
20.  Dd5t  Kf6,  21.  De5:  Kf7,  22.  De7# 
—  Ungenügend  ist  auch  15....  d3  wegen 
16.  cd!  cd,  17.  Dd3:  Tg7:  18.  Tadl!  Tf7, 
19.  h4  e5,  20.  Dd5:  usw.),  16.  Df3  e5,  17. 
Sf6t  Kf7,  18.  h4  h6,  19.  Se4  Ke6,  20.  h5 
usw.  mit  überwältigendem  Angriff. 

II.)  Als  zweite  Phase  glaubte  Schw.  über 
ein  Dezennium  lang  in  der  schleunigsten 

Königsretirade:  11 0-0-0   sein  Heil   zu 

finden,  bis  auch  diese  gewiß  lobenswerte 
Idee  durch  die  Partie  Marshall-Tarrasch, 
Hamburg  1910,  in  ihren  Fundamenten  er- 
schüttert wurde:  12.  Se6:!  (auf  12.  g4 
De5!  [12....Dd5?  13.  fg  Thg8,  14.  Sf6 
Dd6,  15.  Sge4!  mit  weißem  Vorteil.  Partie 
Tschigorin-Albin,  Berlin  1897],  13.  Sf3 
[13.  f4  d3t   usw.    erweist   sich   für  Weiß 

als  kompromittierend]    13 Dd5,    14.  fg 

rettet  sich  Schwarz  durch  das  glänzende 
Turmopfer  14....  Lg4:!)  12....  fe,  13.  g4 
De5,  14.  fg  Thg8,  15.  Lh6!  d3,  16.  c3  Ld6 
(etwas  besser  geschah  in  einer  später 
gespielten  Matchpartie  Marshall-Leonhardt, 
Hamburg  1911:  16. . . .  d2,  17.  Te2  Lb6, 
18.  Dfl  [nach  Zemsch  ist  hier  18.  Kg2  das 


154 


Richtige]  18....  Td3,  19.  Tdl  Sd8,  20.  g5 
Sf7,  21.Dg2  [schärfer  21.  Sg3!]  21....Sh6: 
22.  gh  Dh5,  23.  Tdd2:  Td2:!  24.  Td2: 
Dh6:  mit  Ausgleich  der  Kräfte),  17.  f4  Dd5, 
18.  Df3  Le7,  19.  g5  Df5,  20.  Sg3  Df7,  21. 
Dg4  Tde8,  22.  Te4  mit  entscheidendem 
Stellungsvorteil. 

III.)  Eine  triste  Aussicht  für  Schwarz! 
Daher  versuchte  es  Rubinstein  in  „Collijns 

Lärobock"  1921    mit  der  Neuerung  11 

Lf8  in  der  tückischen  Absicht,  auf  den  sehr 
schön  aussehenden  Vorstoß  12.  g4  durch  die 
überraschende  Verwicklung    12 Dg4:!! 

13.  Dg4:  Lg4:  14.  fg  (resultatlos  wären 
die  Abzugsschachs:    14.  Scöf  Le6,  bezw. 

14.  Sd6t  Kd7  usw.)  14....  Lg7:  15.  Sföf 
Kf8,  16.  Sg  h7:t  (auf  16.  Sg4:  gewinnt 
16 h5  die  geopferte  Figur  bei  über- 
legenen Endspielchancen  zurück)  16. . . . 
Th7:  17.  Sh7:t  Kg8,  18.  Sg5  Sb4  usw. 
gute  Gegenchancen  zu  erlangen  (z.  B.:  19. 
Te7  Sc2:  20.  Tbl  Lh5!  21.  Tc7:  b5,  22. 
Lf4  Lh6  mit  schwarzem  Vorteil). 

Wie  jedoch  die  Untersuchungen 
Vukovic's  und  Anderer  beweisen,  hat  auch 
diese  Rettungsidee  nur  kurze  Beine,  da 
Weiß  auf  11....  Lf8  durch  das  elegante 
Opfer  12.Sf7:!!  (statt  12.  g4)Kf7:  13.Sg5t 
in  entscheidenden  Vorteil  kommt  z.  B.: 

a)  13. . . .  Kg6,  14.  fg  Lg7:  15.  Te6:t  Lf6, 
16.  g4  Dd5,  17.  Sh3!  (die  Pointe!)  17. . . . 
Kg7,  18.  Sf4  Dd7,  19.  g5!  (auf  19.  Df3 
wäre  19. . . .  Se5  wegen  20.  Te5:  sowie 
19.  ...Tae8    wegen    20.    Tf6:t   usw. 

verfehlt.    Schwarz   hat  aber  in    19 

Thf8!  eine  feine  Verteidigung  zur  Ver- 
fügung.) 19 Lg7  (oder  auch   19 

Le5),    20.    Dh5t     mit   unerbittlichem 
Angriff. 

b)13...Kg8,  14.  g4!  (Rubinstein  zieht 
hier  nur  14.  Se6:  Te8!  15.  Sc7:  Telif 
16.  Del:  gf  mit  Vorteil  für  Schwarz  in 
Betracht)  14. . . .  Dd5  (natürlich  nicht 
14 —  Dg4:  wegen  15.  Dg4:  Lg4:  16. 
f7#  Ebenfalls  wäre  14  .  . .  Dg6,  15.  fg 
Lg7:  16.  Te6:  Lf6,  17.  Se4  Tf8,  18.  g5 
usw.  für  Schwarz  sofort  verderblich), 
15.  Se6:  Dd7,  16.  De2  (auch  16.  Df3 
Te8?  17.  f7t  kommt  in  Betracht)  16. . . . 
d3,  17.  cd  ed,  18.  De4  mit  erdrückenden 
Drohungen. 

Allen  diesen  nach  5 Lc5  ent- 
stehenden Verwicklungen  geht  also 
Schwarz  mit  seinem  Textzuge  aus 
dem  Wege,  wobei  er  die  Tendenz 
verfolgt,  die  Mittellage  unter  even- 
tueller Rückgabe  des  Gambitbauern 
zu  vereinfachen    und    dadurch  dem 


ungebrochenen  Offensivgeist  des  An- 
ziehenden neue  schwierige  Aufgaben: 
zu  stellen. 


6.  Tfl— el 

7.  Sbl— c3 


d7— d5 


Ex  occidente  lux!?!  Der  jugend- 
liche Peruaner  fördert  damit  eine 
überraschende  und  sehr  geistreiche,, 
vielleicht  sogar  vollkommen  stich- 
hältige Neuerung  zutage,  die  jeden- 
falls zeigt,  wie  unerschöpflich  das 
tausendjährige  Schachgeheimnis  ist! 
Gewöhnlich  geschieht  hier  7.  Ld5: 
(zum  bloßen  Ausgleich  führt  7.  Sd4: 
Lc5  [vielleicht  Le7],  8.  Ld5:  0—0! 
9.  Le4:  [am  besten]  9....Dd4:  10. 
Le3  Ddl:  11.  Tdl:  Le3:   12.  fe  Se5 

usw.)  7 Dd5:  8.  Sc3  worauf  dann 

je  nach  der  Art  des  Damenrückzuges 
verschiedenartige  interessante  Ver- 
wicklungen entstehen. 

I.)  Vor  allem  8. , , .  Da5!  Dieser  von 
J.  Möller  in  der  „Tidskrif  för  Schack"  1911 
empfohlene  Seitenzug  ist  wohl  auch  der 
beste,  da  er  dem  Nachziehenden  gute 
Gegenaussichten  verschaft.  Es  kann  dann 
folgen: 

9.  Se4:!  (das  Einzigrichtige*)  — Wenn 
9.  Te4:t  so  Le6,  10.  Sd4:  0-0-0  und  Schw. 
erlangt  durch  die  Fixierung  des  Springers 
d4  das  überlegene  Spiel.) 

9....  Le6!  (mit  der  Idee  den  Mehr- 
bauer zurückzugeben,  um  ehestens  zur 
langen  Rochade  zu  gelangen,  wodurch  der 
lebenswichtige  Bauer  d4  an  Kraft  gewinnt.) 


*)  Als  nervöser  Angriffsversuch,  der 
mit  einem  furchtbaren  Fiasko  endete,  ge- 
schah hier  in  einer  Matchpartie  Euwe-Reti^ 
Amsterdam  1920: 

9.  Sd4:!?  Sd4:  10.  Dd4:  f5!  11.  Lg5 
Dc5!  (Schwarz  fürchtet  sich  vor  dem  Ge- 
spenst eines  einzigen  Schachs  nicht),  12. 
DdSf  Kf7,  13.  Se4:  fe,  14.  Tadl  (14.  Te4: 
Lf5!)  14.  .  .  .  Ld6!!  (Einleitung  eines 
glänzenden  Opferspieles,  das  an  die 
„Unsterbliche"  erinnert),  15.  Dh8:  Dg5: 
16.  f4  (16.  Dh7:?  Lf5)  16....Dh4!  17.  Te4: 
Lh3!!  (so  spielen  die  Neo-Romantiker  in 
unserer  düster-prosaischen  Zeit.  Das  ganze 
tausendjährige  Arsenal  von  Kombinationen 
steht  ihnen  zur  vollen  Verfügung),  18.  Da8: 
Lcöf  19.  Khl  Lg2:t!  20.  Kg2:  Dg4t 
Weiß  gibt  auf. 


155  — 


10.  Seg5  (oder  10.  Sd4:  0-0-0  mit 
Vorteil  für  Schwarz  wie  oben.  —  Auf  10. 
Lg5  folgte  in  einer  Partie  Olson-Bogo- 
Ijubow,  Stockholm  1919:  10.... h6  [Bilguer 

empfiehlt  10 Lb4   mit  gleichem  Spiel], 

11.  Lh4  g5,  12.  Lg3  0-0-0  mit  einem  Mehr- 
bauer bei  sonst  gesichertem  Spiel.) 

10....  0-0-0!  11.  Se6:  fe,  12.  Te6: 
Dd5  (Rubinstein  empfiehlt  statt  dessen  in 

„Collijns  Lärobock"     12 Le7    mit    der 

Idee,  diesen  Läufer  auf  die  strategisch 
wichtige  Diagonale  f6-d4  zu  bringen.  In 
einer  Partie  Tartakower-Tarrasch,  Göte- 
borg 1920,  geschah  darauf  in  völlig  un- 
wissenschaftlicher, dafür  aber  wirksamer 
Weise:  13.  Se5!  Se5:  [erzwungen,  wenn 
13....  Dd5,  so  14.  Dg4  Se5:  15.  Te5:t 
Dd7:  16.  Dg7:  mit  Vorteil  für  Weiß],  14. 
Te7:  Td7  [auf  14. . . .  The8  könnte  etwa 
15.  Lg5  Te7:  16.  Le7:  Te8,  17.  b4!  Dd5, 
18.  Lc5  usw.  oder  noch  einfacher  15.  Ld2! 
Dd5, 16.  Te8:  Te8:  17.  D  h5  mit  kraftvollem 
Druck  und  auf  14. . . .  d4-d3,  15.  Lf4  mit 
ausgreifender    Läuferentwicklung    folgen. 

Am  besten  war  daher  wohl  14 Thf8], 

15.  Td7:  Sd7:  16.  Lf4  Te8,  17.  h3  Df5, 
18.  Lg3  De4,  19.  Dd2  mit  Angriffschancen 
für  Weiß.  —  Da  also  Rubinsteins  Idee 
12....  Lf8-e7-f6  schwer  durchführbar  ist, 
hat  man  auch  andere  Züge,   jedoch  ohne 

besonderes  Glück  versucht,    z.  B.:  12 

Df5,  13.  De2  oder  sofort  12. . . .  h6,  13.  Ld2. 
Weiß  steht  stark.) 

13.  De2  (in  Betracht  kommt  auch 
13.  Tel.) 

13....  h6!  (in  einer  Partie  Schlechter- 
Johner,  Baden  b./W.  1914,  geschah  hier 
13....  d3,  14.  cd  Dd3:  worauf  jetzt  Weiß 
statt   des  ausgleichenden     15.   Dd3:    mit 

15.  Lg5!  einen  nachhaltigen  Druck  auf  die 
gegnerische  Stellung  trotz  des  Damen- 
tausches inszenieren  konnte.) 

Ein  ganz  gut  möglicher  Partieverlauf 
wäre  nun:  14.  Lf4  (in  einer  Partie  Havasi- 
Kostitsch,  Gyula  1921,  geschah  14.  Ld2, 
worauf  Schwarz  mit  14. .. .  Lc5  rasch  zur 
wirksamen  Gegeninitiative  gelangte.  — 
Mieses  schlägt  in  der  „Deutschen  Schach- 
zeitung" 14.  b3  nebst  Lb2  vor)    14 g5 

(Einleitung  einer  interessanten  und  umso 
berechtigteren  Kombination,  als  sonst  die 
weißen  Figuren  ihre  bedrohlichen  Posten 
beibehalten  würden),  15.  Lg3d3  (auf  15.... 
Lg7  folgt    16.  Tg6  The8,    17.  Dd3  usw.), 

16.  cd  g4  (oder  16. . . .  Dd3:  17.  Dd3:!  Td3: 
18.  Se5  Se5:  19.  Le5:  mit  Vorteil  für  Weiß), 

17.  Sh4  (in  Betracht  kommt  auch  17.  Sei 
z.  B.:  17. . . .  Sd4,  18.  De5  Se6:  19.  Dh8: 
Lg7,  20.  Dh7  Lb2:  21.  Tdl  Da2:  22.  Lh4! 
Th8,  23.  Df5  mit  sehr  zweischneidigem 
Spiel.  —  In  einer  Partie  Tartakower-Steiner, 
Budapest    1921,    brachte    hier  Weiß    ein 


chancenreiches  Qualitätsopfer:  17.  Tc6:  bc, 
[oder  17....  Dc6:  18.  Se5  De6!  19.  De3I 
Kb8,  20.  Tel  usw.  mit  entscheidendem 
Druck],  18.  Se5  h5,  19.  d4!  Kb7,  20.  Tel 
Te8  [20....  Td6,  21.  Dc2!  mit  Vorteil  für 
Weiß],  21 .  Tc3,  worauf  nun  statt  21 .  . .  Dd4: 
die  Verteidigung  21....Ld6  am  zweck- 
mäßigsten wäre)  17.  ...Sd4,  18.  De5  Se6: 
19.  Dh8:  mit  ungefährem  Ausgleich,  wobei 
jedoch  Weiß  nicht  ohne  Angriffschancen 
verbleibt,  z.  B.:  19....Dd3:  20.  De5  Ddlf 
21.  Del  Del:t  22.  Tel:  Lb4!  23.  Tbl  Td2, 
24.  h3  usw.  oder  19. . . .  Lg7,  20.  Dh7  Dd3: 
(20....  Lb2:  21.  Tel)  21.  Dd3:  Td3:  22. 
Tel  Lb2:  23.  h3  usw. 

II.)  In  Betracht  kommt  auch  die  ent- 
gegengesetzte Seitenbewegung: 

8 Dh5,  9.  Se4:     (auch  hier  wäre 

9.  Te4:t  Le7,  10.  Se2  Lg4  für  Schwarz 
ganz  günstig.) 

9....Le6!  (9....Le7?  10.  Lg5  mit 
Vorteil  für  Weiß.) 

10.  Lg5  (oder  10.  Sd4:  mit  Ausgleich. 
Auf  10.  Sg3  aber  kehrt  die  schwarze  Dame 
wieder  nach  d5  zurück  und  auf  10.  Seg5 
kann  0-0-0  erfolgen.) 

10....  Lb4!     (10....  h6?  11.  Lf6!) 

11.  Sd4:  (unzureichend  wäre  11.  c3 
bc,  12.  bc  La5!    mit  Vorteil  für  Schwarz) 

ll....Ddl:  12.  Tdl:  Sd4:  13.  Td4t 
Le7,  14.  Lf4  0—0  mit  vereinfachtem  Spiel. 

III.)  Keineswegs  abgetan  ist  auch  der 
volle  Damenrückzug:  8. ...Dd8,  was  von 
vielen  sogar  für  die  beste  Entgegnung 
gehalten  wird. 

9.  Te4:f !  (hier  wäre  umgekehrt  zu 
den   beiden    vorigen  Fällen    9.  Se4:  Le7, 

10.  Lg5  Le6,  11.  Le7:  Ke7:  für  Weiß  wenig 
ersprießlich.) 

9. ...Le7!  (schwächer  geschah  in  der 
Partie  Schiffcrs-Tschigorin,  Hastings  1895: 
9....  Le6,  10.  Sd4:  Sd4:  11.  Td4:  Dc8 
12.  Lg5f6,  13.  De2!  worauf  jetzt  allerdings 
statt  13....  Lc5  am  besten  13. ...  Kf7  ge- 
schehen sollte.) 

10.  Sd4:  f5!  (ungenügend  ist  10. . . . 
Sd4:  11.  Td4:  Ld7,  12.  Lf4  usw.  sowie 
auch  10.  ...0—0,  11.  Sc6:  bc,  12.  Td4 
De8,  13.  Lf4  usw.  mit  wachsendem  Druck.) 

11.  Tf4  (inkorrekt  ist  hier  Dr.  Hart- 
laubs genialistischer  Einfall  [Hamburg 
1920]:  11.  Lh6  wegen  11....  fe,  12.  Lg7: 
Sd4:    13.  Dh5t  Kd7,    14.  Ld4:  Tf8   usw.) 

11 0—0!    (wenn    ll....Lg5,    so 

12.  De2t) 

12.  Sc6:  (Weiß  muß  vereinfachen. 
Ungünstig  geschah  in  einer  Klubturnier- 
partie   Spielmann-Reti,   Wien    1914,    das 


156 


angriffsbeharrende  Manöver:  12.  Le3  Ld6! 
13.  Sc6:  bc,  14.  Ta4  Df6,  15.  f4  Tfe8,  16. 
Df3  Tab8  mit  schwarzem  Vorteil.) 

12 Ddl:  13.  Sdl:  bc  mit  ungefähr 

gleichem  Spiel,  z.  B.:  nach  „Collijn":  14. 
Tc4  Ld6,  15.  Sc3  c5,  16.  Lf4  Le6  usw. 
{Zwangsausgleich !) 

IV.)  Ganz  ungünstig  ist  hingegen  der 
Schwebezug  8 Df5  wegen  9.  Se4:  Le7, 

10.  Lg5  Le6,  11.  Lei:  Ke7:  12.  Sd4:  Sd4: 
13.  Dd4:  mit  den  Drohungen  Db4f  sowie 
Dg7: 

V.)  Widerlegt  wurde  schließlich  auch 
der    1870    aufgetauchte    und    später   von 

Alapin  befürwortete  Winkelzug   8 D  c4 

durch  folgende  von  Schlechter  in  der 
„Deutschen  Schachzeitung"  1914  veröffent- 
lichte Analyse: 

9.  S  d2!  (nicht  übel  geschah  aber  auch 
in  der  Partie  Fahrni  -  Opocensky,  Baden 
b./W.  1914:  9.  Se4:  Le6,  10.  b3  Dd5,  11. 
Lg5  h6  [oder  Partie  Fahrni -Reti,  ibid.: 
11....  Le7,  12.  Le7:  Ke7:  13.  c4  de,  14. 
Dc2  mit  Vorteil  für  Weiß],  12.  Lf6!  Da5 
13.  Sd4:!  gf,  14.  Se6:  fe,  15.  Sf6:t  Kd7 
usw.  Die  Partie  erhielt  einen  Schönheits- 
preis. Ungünstig  geschah  hingegen  in  der 
Partie  Spielmann-Breyer,  Baden  b./W.  1914: 
9.  Te4:f  Le6,  10.  Lg5  [sicherer  wäre  immer- 
hin   10.  Sd4:  0-0-0,   11.   Le3]    10....Dc5! 

11.  Se2  h6,  12.  Lf4  [oder  12.  Lh4  g5,  13. 
Lg3  0-0-0,  14.  Sei  Dd5,  15.  Sd2  f5  mit 
Vorteil  für  Schwarz.  Korrespondenzpartie 
Pastor  Rhode-Schachgesellschaft  Stendal] 
12. . . .  0-0-0,  13.  Se5  Ld5!  14.  Sc6:  Dc6: 
mit  entscheidendem  Positionsvorteil.) 

9. . . .  Da6  (oder  9. . . .  Db4,  10.  Sd5 
Da5,  11.  c4!  Ld6,  12.  Se4:  0-0,  13.  Ld2! 
Da6,  14.  Sd6:  cd,  15.  Se7  mit  weißem 
Vorteil  oder  9. . . .  De6,  10.  Te4:  Se5,    11. 

f4!  mit  weißem  Vorteil  oder  endlich  9 

Dc5,  10.  Se4:) 

10.  Sd5  Da5  (oder  10....Ld6,  11. 
Se4  Kd8!  12.  LgSf  f6,  13.  Sf6:  h6,  14. 
Dh5  Ld7,  15.  Sd7:t  usw. 

11.  c4!    usw.  wie  oben. 

Als  Fazit  obiger  Erörterungen 
wollen  wir  festhalten,  daß  von  allen 
Damenbewegungen  8.  ...Da5  am 
aussichtsreichsten  ist 

Der  Textzug  enthebt  nun  den 
Gegnerderimmerhin  qualvollen  Wahl, 
indem  er  aber  dafür  die  schwarze 
Aktionsfreiheit  in  engere  Rahmen 
hineinzwängt. 

7 d5Xc4 


Nach  den  in  der  „Neuen  Wiener 
Schachzeitung"  ex  1923  veröffent- 
lichten Analysen  wäre  die  Annahme 
des  Opfers:  7....  d4Xc3  mangel- 
haft, da  darauf  8.  Ld5:  f5  (auch  nach 
der  freiwilligen  Rückgabe  der  Figur: 
8....Lf5,  9.  Le4:Le4:  10.  Te4:t  Le7 
bleibt  Schwarz  im  Nachteil,  z.  B.: 
11.  Del!  cb,  12.  Lb2:0— 0,  13.  Tdl 
Ld6,  14.  Dc3  f6,  15.  Db3tKh8,  16. 
Db7:  Tb8,  17.  Dc6:  Tb2:  18.  Tdel 
Tb6,  19.  Da4Db8,  20.  Te8  Db7,  21. 
Tf8:t  Lf8:  22.  Te8!  Tblf  23.  Sei 
und  gew.),  9.  Sg5  mit  endscheidenden 
Drohungen  folgen  würde,  z.  B.: 

a)  9....  Se7??   10.  Lf7# 

b)  9....  Lc5,    10.  Se4:  fe,    11.   Lc6:t  bc, 

12.  Dh5t  (ungenügend  wäre  12.  Te4:f 
wegen  12. . . .  Kf7!  [12. . . .  Le7,  13.  Lg5 
mit  Vorteil    für  Weiß],     13.   Dh5t  g6, 

14.  Tf4t  Kg8  und  Schwarz  gewinnt) 
12. . . .  Kf8!  13.  Dc5:  Dd6,  14.  Dc3:  Lf5, 

15.  Da5!  (präziser  als  15.  Le3)    15 

g6  (oder  15....  Lg6,  16.  Le3  Kf7,  17. 
Tadl  De7,  18.  Lg5  usw.),  16.  Lh6t 
Kf7,  17.  Tadl  De7,  18.  g4!!  Lg4:  19. 
Lg5  Df8,  20.  Te4:!  Ldl:  21.  Tf4t  Kg8, 
22.  Tf8:t  TfS:    23.  Lh6    und  gewinnt. 

c)  9....cb,  10.  Se4:  fe  (10....baD,  11. 
Sf6#),  11.  Te4:  Se7,  12.  Lb2:  Lf5 
(oder  auch  12....Dd6,  13.  Df3),  13. 
Df3!!  (dies  ist  schärfer  und  eleganter 
als  das  von  Burn  im  „Field"  angegebene 

13.  T  d4  worauf  Schwarz  am  besten 
13. . . .  Db8!  14.  Dh5t  Lg6,  15.  De2  c6, 

16.  Lb3  Dc7,    17.  Tel  Td8   antwortet) 

13 Lg6    (ungenügend  auch    13.... 

Dd7,  U.Tdlbezw.  13....Dc8,  14.  Lb7:! 

Tragisch  verläuft  auch  13 Le4:   14. 

Lf7t!  Kd7,  15.  Tdlf  Ld5  [15....  Sd5, 
16.  De4:],  16.  Dg4t!  Kc6!  17.  Da4t 
b5  [oderl7....Kd6,  18.c4c6,  19.  Db4t 
c5,  20.  Del !  usw.],  18.  Da6t  Kc5  [18. . . . 
Kd7,  19.  De6#]  19.  Ld4t  Kb4  [19.... 
Kc4,  20.  Da3!]  20.  Td3!  Kc4,  21.  Da3 
nebst  Matt),  14.  Lb7:!  Le4:  15.  De4: 
Tb8,  16.  Lc6t  Kf7,  17.  Df4t!  Kgo 
(oder  17....  Kg8,  18.  Dc4t),  18.  Le4t 
Kh5,    19.  g4t   nebst  Matt  in  3  Zügen. 

d)  9 Sb4,    10.  Se4:!    (ungünstig  wäre 

10.  Le4:  wegen  10....  fe  [10....  Ddl:? 

11.  Lc6:t  Kd8,  12.  Sf7#],  H.  Te4:t 
Le7,  12.  Dd8:t  Kd8:  13.  Sf7t  Ke8,  14. 
Sh8:  Kf8!  15.  Tf4t  Kg8,  16.  Sf7  Sd5, 
17.Tf3Lf6  mit  schwarzem  Vorteil)  10.... 

Le7  (erzwungen,  da  10 fe,  11.  Lf7t 

bezw.  10....  Dd5:  11.  Sf6t  die  Dame 


-  157 


kosten  und  auch  10....  Sd5:  11.  Sdßf 
Kd7,  12.  Sf7  den  Schwarzen  knock-out 
setzen  würde),  1 1 .  Dh5 f  Kd7  (auf  11.... 
g6  folgt  12.  Sf6t  nebst  Lh6#),  12. 
Df5:t  Ke8,  13.  Df7t  Kd7,  14.  Tdl  und 
Schwarz  ist  verloren. 

In  Betracht  kommt  aber  statt  des 
Textzuges  die  Verteidigung  7....Le6, 
worauf  es  für  Weiß  viel  schwieriger 
wird,  die  Initiative  zu  behalten,  da 
darauf  weder 

a)  8.  Sd4:?  Sd4:  9.  Dd4:  Sc3:  nebst  de 
mit  Mehrfigur  für  Schwarz;  noch 

b)  8.  Sd5:  Ld5:  9.  Ld5:  Dd5:  10.  Sg5  f5 
(es  gehtauch  gleich  0-0-0),  11.  fS  0-0-0 
(auf  ll....Lc5  folgt  doch  12.  fe,  da 
das  Abzugsschach  ungefährlich  ist),  12. 
fe  fe,  13.  Te4:  (oder  13.  Se4:  Lb4)  13. . . . 
Lc5,  14.  Dg4t  Kb8,  15.  Khl  Tde8  usw. 
für  Weiß  ersprießlich  wäre.  —  Auch  bei 

c)  8.  Se4:  de!  (8....  de,  9.  Le6:  fe,  10. 
Te4:  mit  weißem  Vorteil),  9.  Seg5  (nach 

9.  Lg5Le7,  10.  Le7:  De7:  11.  Sd4:Td8! 
12.  c3  Sd4:  13.  cd  0—0,  14.  Sc5  Df6 
bezw.  14.  Sc3  Dd6  bleibt  Schwarz  der 
Stärkere.  —  Ungenügend  ist  auch  9. 
Sfg5  Le7  [9....  Dd5,  10.  Sf7:!  bezw. 
9....  Dd7,  10.  Se6:  fe,  11.  Dh5t  Df7, 
12.  Db5],  10.  Se6:fe,  11.  Dh5t  [ll.Dg4 
Dd5  mit  Vorteil  für  Schwarz]  11. . . .  g6, 

12.  Db5  Dd5!  [präziser  als  12. . . .  0—0, 

13.  Dc4:  Dd5],  13.  Db7:  Sb4!  [13.... 
Kd7,  14.  Lf4  e5,  15.  Sc3!],  14.  Dc7: 
[14.Sf6tLf6:  15.  Db4:  Kf7:  mit  Vorteil 
für  Schwarz]  14. ...  Sc2:  15.  Lg5  Dd7, 

16.  De5  0—0,    17.  Lh6  Tf7    und  Weiß 

hat  ausgetobt)  9 Le7  (auf  Dd5  oder 

Dd7  könnte  10.  Sf7:!  nebst  Sg5  folgen), 

10.  Se6:    (inkorrekt  wäre    10.   Te6:  fe, 

11.  Se6:  Dd6,  12.  Sg7:t  Kd7)  10....  fe, 

11.  Te6:  0—0,  12.  b3  (noch  am  besten. 
Auf  12.  De2  folgt  12. . . .  d3,  13.  cd  cd, 

14.  De4  Tf3:!  15.  gf  d2,  16.  Ld2:  Dd2: 

17.  Te7:  Dg5t  und  Schwarz  gewinnt. 
Auf  12.  Del  verstärkt  Schwarz  seinen 
Gegendruck  durch    12 Lf6  und  auf 

12.  Te4  kann  12. . . .  Lc5, 13.  b3  b5  folgen) 
12....Dd7  (12....Dd5,  13.  De2  d3? 
14.  bc!  mit  wiedererobertem  Bauern- 
material bei  freier  Stellung)  13.  Te4 
cb,  14.  ab  Lf6  usw.  hat  Weiß  andauernd 
gegen  das  numerische  Übergewicht  des 
Gegners  anzukämpfen.  —  Schöne  An- 
griffschancen   gewährt    ihm   dagegen: 

d)  8.  Ld5:  Sc3:  (auch  mit  8....  Ld5:  9. 
Se4:  Le6,  10.  Seg5  bezw.  9....Le7,  10. 
Lg5  würde  Schwarz  die  feindliche  Um- 
klammerung nicht  ganz  abschütteln) 
9.  Lc6:t  bc,  10.  bc  de  (nach  10. . . .  Le7, 


1 1 .  cd  stünde  eher  Weiß  besser),  1 1 .  Sd4 
(nachhaltiger  als  11.  De2,  worauf  sich 
Schwarz  mit  ll....Ld6!  [ll....Le7,  12. 
Tdl],  12.  Sg5  0-0  usw.  unter  Rück- 
gabe eines  der  beiden  Mehrbauern  so 
ziemlich  salvieren  würde.)  Jetzt  ist  die 
schwarze  Lage  kritisch,  z.  B.:  11.... 
Le7,  12.  Se6:  (12.  Df3  Dd5)  12....Ddl: 
(12.... fe,  13.  Dg4  mit  weißem  Vorteil), 
13.  Sc7:t  Kd7:  U.Tdlif  Kc7:  15.  Lf4t 
Ke8,    16.  Td3  usw.   bezw.    ll....Dd7, 

12.  Df3bezw.  ll....Dd5,  12.  Se6:  (12. 
Dg4  h5)  12....  fe  (12....  Ddl:?,  13. 
Sg7:t  und  gewinnt),  13.  Dg4  0-0-0 
(oder  etwa  13....  Kf7,  14.  Df4t  Kg8, 
15.  Dc7:  Ld6,  16.  Db7  Tf8,  17.  Le^ 
mit  weißem  Vorteil),  14.  Lg5!  Te8 
(14....Td6,  15.  Lf4),  15.Tfel!  Df5,  16. 
Da4  mit  siegreichem  Angriff,  bezw. 
endlich  ll....Df6,  12.  Dd4!  Kd7  (auf 
12. . . .  h5  folgt  13.  De4  und  auf  12. . . . 
Lc5    gewinnt    13.  Te6:t   nebst  Dh5t> 

13.  Te6:!!  (Nach  13.  Se6:  fe,  14.  Lg5 
Dg6,  15.  h4  Ld6!  usw.  würde  die  weiße 

Initiative  versanden)  13 fe,  14.  De4 

Ld6  (auf  14....  e5  folgt  auch  15.  Lg5!l 
Dg6  [15.  ...Dg5:  16.  Dc6:t  usw.],  16. 
De5:  [nach  16.  Dg4t  Ke8!  17.  Tel  Kf71 
würde  Weiß  wenig  erreichen]  16. . . .  Ld6, 
17.  Da5  mit  andauernden  Drohungen),, 
15.  Lg5!!  Dg5:  (auf  andere  Damenzüge 
entscheidet  nunmehr  16.  Dc6:t)  16. 
De6:t  Kd8,  17.  Sc6:# 

Allen  diesen  schönen  Mattphantomen 
kann  Schwarz  zwar  gleich  im  Anfang  ein 
mächtiges  Veto  anlegen  durch  8 —  de!! 
(statt  8....  Sc3:),  da  nun  auf  9.  Te4:  der 
brutale  Zug  9 —  Se7!  glatt  gewinnen 
würde  und  Weiß  daher  mit  9.  Le4:  den 
Damentausch  zulassen  muß.  Doch  würde 
Weiß  auch  bei  dieser  prosaischen  Wendung 
nach9.  Le4:Ddl:  10.  Tdl:!  (hier  und  auch 
im  nächsten  Zuge  würde  10.  Lc6:t  bc, 
11.  Tdl:  cb,  12.  Lb2:  f6,  13.  Sd4  Ld7 
[13....Ld5,  14.  Sb5],  14.  Sb3  Ld6,  15.  Ld4 
Lf5  [15....Kf7,  16.  Lc5],  16.Td2Kf7  usw. 
dem  Gegner  den  Vorteil  des  Läuferpaares 
überlassen)  10.  ...cb,  11.  Lb2:  f6,  12.  Sd4 
usw.  allerlei  Beunruhigungschancen  be- 
halten, z.  B.:  12.  ...Sd4:  (auf  12....  Ld7 
kann  13.  Sb5  0-0-0,  14.  Tabl  folgen),  13. 
Ld4:  c6  (13. ...  0-0-0,  14.  a4),  14.  Tabl 
Lc8,  15.  Tel  Kf7,  16.  a4  Le7,  17.  a5!  a6, 
18.  Ld3  Te8,  19.  Lh7:   (mit   19.  Lc4t  Kf8 

würde  Weiß   nichts  erreichen)    19 g6, 

20.  Te3  Lf5,  21.  Tb7:  Kf8,  22.  g4!  (präziser 
als  22.  Tbe7:  Te7:  23.  Lc5  Te8,  24.  c3  Kf7) 
22. . . .  Lc2:  23.  g5!  fg,  24.  Tf3t  Lf5,  26.  Lg6: 
und  Weiß  gewinnt.  — 

Hiermit  haben  wir  die  geistvolle 
peruanische  Neuerung  einigermaßen 


158 


durchleuchtet  mit  dem  Ergebnis,  daß 
derselben  mehr  als  nur  die  Rolle 
eines  blendenden  Meteors  zukommt. 
Sie  darf  sich  auch  in  streng-theo- 
retischer Beleuchtung  wohl  zeigen 
lassen! 

8.  TelXe4t  Lc8— e6 

Die  Verteidigung  8. . . .  Lei,  9.  Sd4: 
f5,  10. Tf4  kommt  dem  Nachziehenden 
mit  Rücksicht  auf  die  drohende  Ent- 
wertung seiner  Bauern  (Sc6:)  etwas 
zu  unsicher  vor. 


9.    Sf3Xd4 
10.  Te4Xd4 


S  c6Xd4 
D  dS— c8 


Schw.  benimmt  sich  noch  immer 
renitent  'und  glaubt  jeder  Verein- 
fachung aus  dem  Wege  gehen  zu 
dürfen.  Mit  bescheideneren  und  daher 
leichter  zu  erreichbaren  Verteidigungs- 
zielen verbunden  war   sofort    10 

Ld6,  wenn  auch  dann  Weiß  nach 
etwa  11.  Lf4  0—0,  12.  Ld6:  cd,  13. 
Td6:  De7,  14.  Dd4!  TfdS,  15.  TdS: 
DdS:  16.  Tdl  Dd4:  17.  Td4:  im 
kleinen  Endspielvorteil  bleibt.  Diese 
Wendung  war  jedenfalls  vorzuziehen, 
da  auch  der  Textzug  den  Mehrbauer 
nicht  zu  behaupten  vermag. 


11.  Lei— g5! 


LfS— d6 


Auf  11 f6  gewinnt  in  hübscher 

Weise  12.  Lf6:  gf,  13.  Dhöf  Lf7,  14. 
Telf!  (14.  Te4tLe7,  15.  De2  0— 0! 
16.  Te7:  TeS  würde  nur  ungefähren 
Ausgleich  ergeben)  14. ...Le7,  15. 
Dh6!    (15.  De2?  0— 0!)    15....Df5, 

16.  Se4!  (16.  Tde4  0-0-0)  16....Le6 
(oder  16....Lg6,  17.  Dg7  TfS,  18. 
Sd6t  usw.bezw.  16....De5,  17.Sf6:t 
Lf6:  18.  Te5:  Le5:  19.  De3  und  gew.), 

17.  Sg3  Dg6,  18.  De3  mit  zermal- 
mendem Druck.  —  Auch  nach  11.... 
Le7,  12.  Le7:  Ke7:  würde  Weiß  etwa 
mit  13.  Sdöf  oder  auch  13.  De2, 
am  energischesten  aber  vielleicht  mit 
13.  Dh5  seinen  Stellungsvorteil  ver- 
werten können. 


Schon  um  der  Drohung   13.  Td6: 
zu  entgehen. 

Stellung  nach  dem  12.  Zuge  von  Schw. 


üa  ■iiii 


12.   Sc3— e4 


0—0 


13.  Se4— f6t!!  .... 

Ein  ebenso  unerwartetes  wie 
korrektes  Figurenopfer,  dessen  An- 
nahme überdies  erzwungen  ist  (13. . . . 
Kh8,  14.  Dh5  h6,  15.  Lh6:  usw.  bezw. 

14 Lf5,  15.  Th4  mit  undeckbarem 

Matt). 

Die  kurze  Laufbahn  dieses  wage- 
mutigen Springers  (Sbl-c3!-e4-f6!) 
war  überaus  glänzend. 

13 g7Xf6 

14.  Lg5Xf6  Ld6— e5 

Schwarz  sieht  sich  bereits  ver- 
anlaßt, die  Figur  wegen  der  sonst 
kaum  abwendbaren  Drohung  Dh5 
und  Th4  schleunigst  zurückzugeben. 
Z.  B.:  wie  im  „Resto  del  Carlino"  aus- 
geführt wird:  14. . . .  h6,  15.  Dh5  Kh7, 
16.  Th4  Lf4,  17.  Lg5  und  gewinnt, 
oder  auch    14....Te8,  15.  Dh5  Lf5, 

16.  Td6:!  usw. 

Allenfalls  käme  hier  die  Verteidi- 
gung 14. . . .  Td8,  15.  Dh5  Kf8  (nicht 
aber  15....Lf5  wegen   16.  Dh6  Lf8, 

17.  Td8:  Dd8:  18.  Dg5t  und  gew.) 
mit  großen,  bei  Brett  kaum  zu  be- 
rechnendenVerwicklungen  in  Betracht 
z.B.:  16.  Dh7:  (auf  16.  Tel  kann 
Le7  und  auf  16.  Dg5  Ke8,  17.  Tel 
h6!  18.Dh6:Kd7  mit  Errettung  folgen) 
16....Ke8,  17.  Dh5!!  (um  die  Flucht 
Kd7  zu  hindern.  Nach  der  nahe- 
liegenderen Fortsetzung  17.  Tel  Kd7! 


159  — 


18.  f4  [fruchtlos  wäre  18.  Te6:  Ke6: 

19.  Te4t  Kd5!  20.  Td4  Kc6  mit 
Kettung]  18....Kc6!  [auf  18....Th8 
kann  Weiß  mit  19.  De4  seinen  An- 
griff chancenreich  fortsetzen],  19.  Ld8: 
[auf  19.  f5  folgt  nunmehr  Lc5  und 
auch  19.  De4t  Kb6  führt  zu  nichts] 
19. . . .  Dd8:  20.  Te5  Kb6!  würde  Weiß 
wie  ein  reiner  Tor  dastehen.  —  Ver- 
schwommen ist  auch  sofort  17.  f4 
Kd7!  18.  f5  Kc6!!  19.  fe  [19.  Ld8: 
Dd8:  20.  Khl  Df6]  19....De6:  20. 
De4t  [20.  Ld8:  DeSf  21.  Khl  Dd4: 
usw.]  20. . . .  De4:  21.  Te4:  Lcöf  22. 
Khl  [22.  Kfl  Td2]  22....Td6,  23.  Lg5 
b5  usw.)  17....  a6  (auf  17....Kd7 
gewinnt  nunmehr  elegant  18.  Db5f 
c6,  19.  Td6:t!Kd6:[bezw.  19....Kc7 

20.  Ld8:t  usw.  bezw.  19....Ke8,  20. 
Td8:t  Dd8:  21.  Db7:  und  gewinnt], 
20.  De5t  Kd7,  21.  Tdlf  Ld5,  22. 
De7#)  18.  f4!  und  das  Lasso  über 
dem  Halse  des  Schwarzen  zieht  sich 
immer  enger  zusammen. 

Nach  dem  redemptorischen  Text- 
zuge hingegen  tritt  äußerlich  das 
numerische  Gleichgewicht  der  Streit- 
kräfte ein  und  schon  glaubt  Schwarz, 
sein  Tagewerk  getan  zu  haben,  doch 
spielen  im  Schach  noch 
viele  andere  geheime  Kräfte 
mit! 


15.  Lf6Xe5 

16.  Le5— g3 


f7— f6 
Tf8— d8 


Die  Lichtseiten  dieses  Zuges  (Ver- 
einfachung des  schwierigen  Spieles!) 
werden  bald  durch  dessen  Schatten- 
seiten (Entfallen  einer  für  den  ent- 
blößten Königsflügel  sehr  wichtigen 
Yerteidigungsfigur!)  überwogen. 

Zweckmäßiger  war  daher  16.... 
Tf7  z.  B.:  17.  De2  c6  nebst  Ld5  und 
Schwarz  hat  das  Ärgste  überstanden. 
Weniger  natürlich  sieht  der  Mobili- 
sierungsplan 16. . . .  a5  nebst  Ta6  aus, 
da  die  Läuferstellung  auf  e6  kaum 
zu  behaupten  ist. 


19.  Ddl— f3  .... 

Ein  tragisches,f  ür  diese  Eröffnungs- 
variante sehr  bezeichnendes  Schicksal : 
Schw.  ist  trotz  der  ungleichen  Läufer 
und  des  reduzierten  Figurenmaterials 
total  verloren,  da  sein  Königsflügel 
völlig  entnervt  ist. 

19 Kg8-g7 

Auch  nach  etwa  19....Ld5,  20. 
Dg4t  Kh8  (oder  Kf7),  21.  Df5  Kg7, 
22.  Tdl  Le6,  23.  Df3  usw.  würde 
Schwarz  der  eisernen  Umklammerung 
nicht  entrinnen. 

20.  Df3Xb7t  .... 

Etwas  unklar  wäre  20.  Lf6:t  Df6: 

21.  Db7:t  Lf7,  22.  Da8:  Db2:  usw. 
Im  übrigen  war  aber  auch  der  Vor- 
bereitungszug 20.  Tdl,  z.B.:  20.... 
pf8,  21.Db7:t(21.Lf6:tKg6)  usw. 
sehr  stark. 

20 Le6— f7 

21.  Db7— f3  Ta8— b8 

Um  eine  Nuance  besser  war  Tc8. 

22.  Tal— dl  .... 

Auch   jetzt  wäre    22.  Lf6:t  Df6: 

23.  Dg3t  nebst  Db8:  der  kaum 
schnellere  und  daher  auch  kaum 
präzisere  Weg  znm  Gewinn. 

Weiß  steht  nämlich  so  stark,  daß 
er  den  Sieg  auch  durch  reine  Pressions- 
mittel, ohne  gewaltsame  Qualitäts- 
eroberungen  zu   erzwingen  vermag. 


22 

23.  Df3— g3t 


D  d8— b6 
Lf7-g6 


17.  Lg3— h4 

18.  TdlXdSf 


c7— c5 

Dc8Xd8 


Oder  etwa  23....  Kh6,  24.  Td6 
Db2:  25.  Dg5  # 

24.Tdl— d7t  .... 

Ein  Hereinfall  wäre  24.  Td6  Db2: 
25.  Lf6:t  Df6:!  undWeiß  kann  wegen 
des  auf  bl  drohenden  Matts  nicht 
mehr  gewinnen,  sondern  muß  mit 
ewigem  Schach  durch  26.  Td7f  Kh6, 
27.  Dh3t  Lh5,  28.  De3t  usw.  vor- 
liebnehmen. 


24. 


Kg7-g8 


160 


25.  Lh4Xf6  Tb8— b7 

26.  Td7— dSf  Kg8— f7 

27.  Dg3— f4  entscheidend.  D  b6— e6 

Natürlich  nicht  27...  .Df6:  wegen 

28.  Tf8t 

28.  Lf6— c3t  .... 

Dieses  Abzugsschach  deckt  wohl- 
weisHch  das  eventuelle  Gegenmatt 
auf  el  und  zeigt  daher,  daß  der 
jugendliche  Peruaner  trotz  der  Hitze 
des  Gefechts  und  trotz  der  großen 
Zeitnot  mit  klarem  Kopfe  arbeitet. 
Auf  28.  Lg7  (oder  gar  —  e7??),  was 
der  sonst  so  hellblickende  Glossator 
Teichmann  im  Turnierheft  als  das 
Präzisere  bezeichnet,  würde  Schwarz 
selbstredend   nicht   ihm   zur  Freude 


den  Läufer  nehmen  (wegen  29.  Df8#)y 
sondern  mit  28. . . .  Lf5  eine  verbissene 
Verteidigung  (auf  28.  Le7?  sogar  eine 
glatte  Gewinnführung)  einleiten. 


28. 


D  e6— f5 


Auf  28. . . .  Lf5  würde  der  kanni- 
balische Zug  29.  g4  folgen,  womit 
Lf5  einfach  aufgefressen  wird. 


29.  Df4Xc4t 


Df5— e6 


Oder    29....Ke7,    30.   Td5    mit 
Entscheidung. 

30.  Td8— f8t         Schwarz  gibt  auf. 

Eine  vom  südländischen  Tempera- 
ment getragene  Angriffspartie! 


Italienisch. 

(piano  und  forte) 


Eine  Lavierungspartie.  Ob- 
wohl aller  Knalleffekte  bar,  ist  die 
nachstehende  Partie  ein  treffliches 
Beispiel  dafür,  wie  Schwarz,  wenn 
man  ihn  nicht  ständig  durch  Dro- 
hungen in  Atem  hält,  allmählich  die 
Oberhand   gewinnen    kann. 

In  rein  taktischer  Beziehung  illu- 
striert die  Partie  die  weitausgreifende 
Wirkung  des  Läuferpaares. 

Partie  Nr.  26. 

Großturnier  zu  Göteborg  1920. 

Weiß:  Schwarz: 

Bogoljubow.  Reti. 

[Ret!  erklimmt  die  Turnierspitze!] 


1.  e2— e4 

2.  Sgl— f3 

3.  Lfl— c4 


e7— e5 
Sb8— c6 
Lf8— c5 


Die  älteste  und  wohl  auch  beste 
Fortsetzung.  Ganz  allgemein  läßt  sich 
die  nunmehrige  Sachlage  dahin  for- 
mulieren, daß  Weiß  zu  gewaltsamen 
Mitteln  (z.  B.  4.  b4!)  greifen  müßte, 
um  das  seelische  Gleichgewicht 
der  Streitkräfte  zu  brechen,  während 
beim  „Zv/eispringerspiel"  umgekehrt 
Schwarz  (nach  4.  d4!  oder  auch 
4.  Sg5)  nur  durch  gewaltsame  Mittel 
dem  drohenden  Nachteil  entrinnen 
kann.  — 

Was  die  Ungarische  Verteidigung 
3. . . .  Lf8  — e7  anbetrifft,  so  bietet  sie  oft 
ein  treffliches  Beispiel  dafür,  wie  vor- 
zeitiges Binden  der  Kräfte  trotz  des  even- 
tuellen Entv^^icklungsvorsprungs  keine 
greifbaren  Vorteile  ergibt  und  ist  daher 
darauf  die  zurückhaltende  Spielweise  (etwa 


mit  4.  Sc3  Sf6,  5.  d3!  d6,  6.  h3)  eher  zu 
empfehlen.  Für  das  energischeste  gilt 
freilich  4.  d4,  doch  soll  man  sich  hierbei 
vor  dem  weiteren  scharfen  Losgehen 
hüten,  da  die  schwarze  Stellung  sehr  ver- 
teidigungswert ist.  In  einer  Partie  Tarta- 
kower-Davidsohn,  Haag  1921,  folgte: 

4. . . .  d6   (auf   4 ed   geschieht  am 

besten  5.  Sd4:!  d6  mit  event.  Einlenken 
in  die  Textvariante.  Dagegen  erweist  sich 
der  für  Weiß  vielversprechende  Zug  5.  c3 
als  kräftevergeudend,  da  Schwarz  darauf 
nicht  mit  5.  ...  de?  6.  Dd5!  [z.  B.  6.  .  .  . 
Sh6,  7.  Lh6:  0-0!  8.  Lei  [8.  Sc3!]  Sb4, 
9.  Dh5  Sc2t  10.  Kfl!  Sal :  11.  h4!  mit 
Mattangriff]  antwortet,  sondern  durch 
5.  . .  .  Sa5!  6.  Dd4:  Sc4:  7.  Dc4:  Sf6,  8.  e5 
d5,  9.  Da4t  Sd7!  10.  0—0  0—0,  11.  Le3 
Sc5  usw.  ungefähren  Ausgleich  herbeiführt). 

5.  h3  (hier  und  in  den  nächsten  Zügen 
beschränkt  sich  Weiß  darauf,  das  gegne- 
rische Spiel  lahmzulegen,  ohne  sich  noch 
für  irgend  einen  festen  Angriffsplan  zu 
erklären.  —  Auf  5.  c3  könnte  f5  folgen 
und  auch  5.  d5  ist  wegen  der  später  zu 
gewärtigenden  Gegenchance  f7— f5  zwei- 
schneidig. Allerdings  gelang  es  in  der 
mustergiltigen  Partie  Tarrasch-Showalter, 
Wien  1898,  dem  Anziehenden  diese  Gegen- 
hoffnung rechtzeitig  zu  unterbinden:  5.  d5 
Sb8,  6.  Ld3  Sf6  [in  Betracht  kommt  6. . . . 
f5,  7.  ef  Sf6,  8.  Sc3  c6,  9.  de  Sc6:],  7.  c4 
0-0,  8.  h3!  c6,  9.  Sc3  Sa6,  10.  Le3  Sc7, 
11.0— 0  usw.  Aber  auch  nach  einer  schein- 
bar völligen  Einschnürung  ist  das  schwarze 
Spiel  lebensfähig;  vergl.  Partie  Aljechin- 
Breyer,  Mannheim  1914:  5.  Sc3  Lg4,  6.  h3 
[geschieht  post  festum!]  Lf3:  7.  Df3:  Sf6, 
8.  d5  Sb8,  9.  Le3  Sbd7,  10.  g4  Sf8,  11. 
h4  Dd7,  12.  Lb5  c6,  13.  Le2  Ld8!  14.  g5 
Sg8,  15.  0-0-0  Lb6  und  dem  schwarzen 
Spiel  ist  sehr  wenig  anzuhaben). 

5 Sf6,  6.  Sc3,  0—0,  7.  LeS  (schab- 
lonenhafter wäre  etwa  7.  0—0.  Vergleiche 
Anmerkung  zum  5.  Zuge  von  Weiß.  [„Ab- 
wartungsstrategie!"] Schwarz  verliert  nun 
die  Geduld  und  glaubt  sich  endlich  be- 
freien zu  können.  Es  folgte:)  7. . . .  ed,  8. 
Sd4:  Se4:  (dieses  „Gabelopfer"  erweist  sich 


Dr.  S.  6.  Tartakower:  Die  hypermoderne  Schachpartie. 


162 


in  den  meisten  Fällen  als  ungünstig.  Aller- 
dings würde  auch  nach  etwa  8.  .  . .  Te8, 
9.  Sc6:  bc,  10.  Df3  Tb8,  11.  0-0-0!  usw. 
der  Druck  von  Weiß  immer  fühlbarer 
werden),  9.  Se4:  d5,  10.  Sc6:  bc,  11.  Ld3! 
de,  12.  Le4:  De8,  13.  Df3  Ld7,  14.  0-0-0! 
mit  reeller  Stellungsüberlegenheit  für  Weiß, 
da  die  gegnerischen  Figuren  zwar  nicht 
eingeschnürt,   dafür  aber   patt  stehen! 

4.      d2— d3  .... 

Aus  guten  Gründen  ins  zahme 
„Giuoco  piano"  (Lolli  1763)  ein- 
lenkend da  die  ausanalysierten  Ver- 
wicklungen der  italienischen  Dolch- 
kampfvariante: 

4.  c2-c3   Sg8— f6!   (Damiano    1512), 

5.  d2— d4  e5Xd4,  6.  c3Xd4  (beachtens- 
w^ert  ist  hier  der  von  Steinitz  bevorzugte 
Zwischenstoß  6.  e5,  z.  B.:  6.  ...d5!7. 
Le2!    [auf   das    üblichere   7.  Lb5  ist  Se4, 

8.  cd  Lb4t!  am  besten]  7. . . .  Se4,  8.  cd 
Lb6,  9.  0—0  [in  einer  Partie  Schlechter- 
Reti,  Baden  b.  W.  1914,  geschah  zunächst 

9.  Sc3  0-0,  10.  Le3  Le6,  11.  Dc2  f5!  12. 
ef  Df6:!  13.  Tadl  Tae8!  14.  0-0  Se7! 
15.  Se5  Sf5  und  Schwarz  steht  bereits 
ganz  günstig]  9. ...  0—0,  10.  Sc3  f5!  [in 
einer  Partie  Charousek-Schlechter,  Köln 
1898,     geschah     weniger     unternehmend 

10.  ...Lg4,  11.  Le3  Se7,  12.  Dc2  Sc3:! 
13.  bc  Sg6,  14.  Sg5!  mit  Vorteil  für  Weiß. 
Auch  bei  12. . .  .  f5  hätte  Weiß  mit  13.  Se4: 
de!  14.  Sg5!  das  bessere  Spiel  behauptet], 

11.  ef  Sf6:  12.  Le3  mit  starken  Punkten), 

6.  ...Lc5— b4t  (ungünstig  gestaltet  sich 
die  schwarze  Lage  nach  6. . . .  Lb6  wegen 

7.  Sc3!  Sf6  [7.  ...Lg4,  8.  Lb5!],  8.  0-0 
0—0,  9.  Lb3!  Lg4,  10.  Le3:  vergl.  hierzu 
die  beiden  Karlsbader  Partien  1911:  Partie 
Leonhardt-Burn:    10.  ...h6,    11.  Dd3  Te8, 

12.  Sd2  De7,  13.  Tael  Tad8,  14.  a3  mit 
Vorteil  für  Weiß  und  Partie  Leonhardt- 
Maröczy:  10. . . .  Te8,  11.  Dd3  Lh5  [besser 
Lf3:  12.  gf  Sh5],  12.  Tael  Lg6,  13.  Sg5 
mit  Vorteil  für  Weiß),  7.  Sbl— c3  (Greco 
1619!)  Sf6Xe4!  8.  0-0  (inkorrekt  ist 
Alapins  8.  d5)  8. . . .  Lb4:  c3,  9.  d4— d5! 
(Möller  1898!  —  Inkorrekt  ist  das 
von  Steinitz  1896  versuchte  Figurenopfer 

9.  bc  d5!  10.  La3)  9. . . .  Lc3— f6!  (das 
Einzigrichtige.  Nach  9. . . .  Se5  oder  9. . . . 
La5  gerät  Schwarz  stark  ins  Hintertreffen), 

10.  Tfl— el  Sc6— e7,  11.  TelXe4  d7— d6 
(vorsichtiger    als    11....  0—0,    12.    d6  cd, 

13.  Dd6:!  usw.),  12.  Lcl-g5  (nachhaltiger 
als  der  Schlechter'sche  „Bajonettangriff" 
12.  g4  0-0,  13.  g5  Le5!  usw.)  12.... 
Lf6Xg5  (in  einer  Partie  Leonhardt-Duras, 
Karlsbad  1907,  geschah  12.  ...0—0,  vgl. 
ferner   eine  Partie  Kmoch-N.:    12. . . .  Lf5, 


-£' 
13.  Lf6:!?  Le4:    14.  Lg7:    OsT?    15.  Df3: 
und    gewinnt,    dank    der    vernichtenden 
Drohung    Lb5t),    13.    Sf3Xg5    0—0,    14. 
Sg5Xh7  usw. 

gerade  nur  ewiges  Schach  ergeben 
und  daher  in  der  neuesten  Turnier- 
praxis vermieden  werden. 

Übrigens  weist  Dr.  O.  S.  Bernstein 
in  der  „Tidskrift  för  Schack"  ex  1922 
nach,  daß  Schwarz  sich  auf  die  Genialität 

des  Calabresen  einlassen  und  (statt  8 

Lc3:)  8.  ...Sc3:  9.  bc  Lc3:  spielen  darf 
mit  der  Folge:  10.  Db3  d5!  (die  Pointe! 
Dagegen  führt  10. . .  .  Lal :  bekanntlich  zum 
Verlust),  11.  Dc3:  de,  12.  d5!  Se7,  13. 
Tel  0-0,  14.  La3  Sd5:  15.  Dc4:  Sb6,  16. 
De2  c6  und  Schwarz  hat  Läufer  und  zwei 
Bauern  für  die  Qualität.  —  Die  Achilles- 
ferse dieser  interessanten  Entdeckung  be- 
steht aber  in  der  Dualwendung  11.  Ld5:! 
(statt  11.  Dc3:)  mit  der  beiderseits  besten 
Folge:  11....  0-0!  12.  Lf7:t  Kh8!  wo- 
nach Weiß  mit  13.  Dc3:  Tf7:  14.  Se5!- 
(spielbar  ist  auch  zunächst  14.  Lg5)  14... 
Se5:  15.  de  Le6,  16.  Le3  nebst  Besetzung 
der  d-Linie  sowie  späterem  f2— f4  event. 
-f5  trotz  der  ungleichen  Läufer  überlegene 
Chancen  behält.  — 

Statt  des  leichtsinnigen  Greco- 
zuges  kommt  auch  die  Krakauer 
Variante  7.  Kel — fl  in  Betracht, 
(worauf  schon  in  einer  „Amateur- 
partie" Lord-Enser,  London  1883, 
besser  als  in  manchen  späteren 
Meisterpartien:  7.  .  .  .  d5  [7.  .  . .  Se4: 
8.  d5!],  8.  ed  Sd5:  9.  Sc3!  Lc3:  [hier 
kommt  9.  .  .  .  Sc3:  10.  bc  Lc3:  in 
Betracht]  10.  bc  0—0,  11.  Sg5  Lf5, 
12.  pf3  Le6,  13.  Lb3  h6,  14.  h4! 
folgte);  am  zweckmäßigsten  ist  aber 
die   ruhige  Entwicklungsfortsetzung: 

7.  Lei— d2  Lb4Xd2t  (auf  7.  ...Se4: 
kommt  Weiß  statt  des  zweischnei- 
digen Scheinopfers  9.  Lf7:f  usw. 
einfach  mit  9.  Db3  d5,  10.  Db4:  de, 
11.  0-0  Dd5,    12.  Sa3!  in  Vorteil), 

8.  SblXd2,  z.  B.  wie  in  einer  Partie 
Tarrasch  -  Rubinstein  (Großmeister- 
kampf zu  Berlin  1918)  folgte: 

8....d5,  9.  ed,  Sd5:  10.  Db3  (spiel- 
bar ist  auch  10.  Dc2.  —  In  Betracht  kommt 
es  ferner,  den  Damenausfall  zunächst  zu 
unterlassen,  also  10.  0-0  0—0  und  nun 
entweder  die  Kluxen-Neuerung  11.  Se5 
Se5:  [ll....Sd4:  12.  Sb3!l,  12.  de  Sf4,  13. 


163 


Sf3  Lg4,  14.  DbS  b5!  usw.  oder,  wie  in 
einer  Partie  Johner-Opocensky,  Baden  b.  W. 
1914,  erfolgte:    11.  Tel    Se7,    12.    Se5  c6, 

13.  Se4  Lf5,  14.  Sc5  Dc7  und  erst  jetzt 
15.  Db3  mit  schönem  Spiel). 

10....Sce7,  11.  0-0  0-0,  12.  Tfel 
c6,  13.  Se4  (auf  13.  Se5  folgt  bekanntlich 
Db6  mit  Gegendruck,  z.  B.:  14.  Ld5:  Sd5: 
15.  Dd3  Db2:  16.  Se4  Db6!  mit  1  Bäuer- 
lein  mehr.  —  Das  in  der  Partie  Tschigorin- 
Schlechter,  Wien  1898  erfolgreich  ange- 
wandte Manöver  13.  a4  Db6,  14.  Da3 
führte  in  der  späteren  Partie  Tarrasch- 
Capablanca,    San    Sebastian    1911,    nach 

14.  ...Le6,  15.  a5  Dc7,  16.  Se4  Tad8 
[16.  ...Db6,  17.  Da3],  17.  Sc5  Lc8,  18. 
g3  [18.  Se5!]  Sf5!  19.  Tadl  Sd6,  20.  Ld5: 
Sb5!!  21.  Db4  Td5:  zum  Vorteil  für  Schw.) 

13 Sb6,    worauf   jetzt  Weiß    statt 

des  Tempoverlustes  14.  Lfl  mit  14.  Sc5! 
einen  unverkennbaren  Druck  auf  die 
schwarze  Stellung  ausüben  konnte.  (Eine 
ganz  plausible  Folge:  14.  Sc5  Sc4:  15. 
Dc4:  b6  [15. . . .  Dd5,  16.  Dc3],  16.  Sd3 
Le6,  17.  Te6:!  [Dr.  Lasker  zieht  in  seiner 
Glossierung  des  Turnierbüchleins  nur  17. 
Dc2  in  Betracht]  17. . . .  fe,  18.  De6:  f  Kh8, 
19.  Sde5  De8,  20.  Sg5  Sd5  [oder  20. . .  .  h6, 
21.  Sef7t  nebst  Sh6:tbezw.  20.  ...g6,  21. 
Sef7t  nebst  event.  De5t],  21.  Sf7t  Kg8? 
[die  Charybdis-Variante  wäre  Tf7:],  22. 
Sh6t  Kh8,  23.  Dg8t  Tg8:  24.  Sf7t  Df7: 
25.  Sf7#-  Dies  ist  das  erste  Beispiel  eines 
„doppelt  genähten  Friedrichsmattes"!) 

Ein  ganz  anderer  Gedankengang 
entstellt   nach   4.   0 — 0   (oder   auch 

4.  d4  Ld4:!  5.  0—0!  Sf6),  4. . . .  Sg8-f6 
(veraltet  ist  4.  .  .  .  d6,  5.  c3!  z.  B.: 

5.  .  .  .  Sf6,  6.  d4  Lb6!  7.  de  de,  8. 
DdSrf  Sd8:  9.  Lg5!  bezw.  schärfer 
für  Schwarz,  5.  .  .  .  Lg4,  6.  d4  ed, 

7.  DbS  Lf3:  8.  Lf7:t  Kf8,  9.  gf  mit 
beiderseits  gefährlichem  Spiel),  wenn 
Weiß  jetzt  statt  des  ruhigen  5.  d3 
(gut  spielbar  ist  auch  5.  Tel.  Unklar 
ist  dagegen  5.  c3  Se4:!)  den  General- 
vorstoß 5.  d2-d4  unternimmt.  Schw. 

antwortet  darauf  am  sichersten  5 

Lc5Xd4  (wenn  5.  .  .  .  Se4:  so  6. 
Se5:  mit  Vorteil  für  Weiß.  Nach 
5 —  ed,  6.  e5  usw.:  wäre  aber  unser 
alter  Bekannter  Max  Lange  wieder 
da!!!),  6.  Sf3Xd4  Sc6Xd4  (auf  6. . . . 
ed  folgt  7.  e5!  d5  [7. . . .  Se4,  8.  Dg4], 

8.  ef!  de,  9.  fg  Tg8,  10.  Dh5  mit 
Vorteil   für   Weiß)    und    der   weiße 


Elan  ist  nicht  sehr  bedeutend.  Die 
Folge  kann  sein: 

7.  f4  (einfacher  und  daher  auch  besser 
ist  wohl  7.  Lg5!  da  daraufhin  das  nahe- 
liegende 7 h6,  8.  Lh4  g5  wegen  9.  f4!! 

[9.  Lg3  d6  mit  Vorteil  für  Schw.]  9. . . .  gf, 

10.  Tf4:!  ef  [oder  10. . . .  Se6,  11.  Le6:  fe, 
13.  e5!  bezw.  auch  10. . . .  Sc6, 11.  Dfllusw. 
zugunsten  von  Weiß],  11.  Dd4:  mit  sieg- 
reicher Stellung  [z.  B.  laut  einer  Partie 
Rosentreters:  11....  0—0,  12.  Lf6:  De8, 
13.  Lh8  mit  undeckbarem  Matt!]  für  Schw. 
fehlerhaft  wäre.  —  In  einer  Partie  Frey- 
mann-Dr.  Bernstein,  Wilna  1912,  geschah 

7.  .  . .  d6,  8.  f4  De7,  9.  Sc3  c6,  10.  Tf2  [in 
Betracht  kommt  schon  hier  10.   Lf6:!  gf, 

11.  f5J  10. . . .  Le6,  11.  Ld3  h6,  worauf  jetzt 
statt  12.  fe?  die  Blockierung  mittels  12. 
Lf6:!  gf,  13.  f5  sehr  gut  wäre.  —  Geschieht 

aber  auf  7.  Lg5!  die  Rückzugsdeckung  7 

Se6,  so  ist  Schwarz  auch  dann  nach  etwa 

8.  Le6:!  fe  [8. . . .  de,  9.  Dd8:t  Kd8:  10.  f4 
Ke8,  ll.Sc3!  mit  Vorteil  für  Weiß],  9.  f4 
De7,  10.  Khl!  d6,  11.  fe  de,  12.  Lf6:  gf,  13. 
DhSf  Df7,  14.  Dh6  Tf8,  15.  Sd2!  Ld7,  16. 
De3  b6,  17.  Dc3  usw.  trotz  seines  rachi- 
tischen Mehrbauern  keineswegs  auf  Rosen 
gebettet.    —  Am    zweckmäßigsten    dürfte 

daher  auf  7.  Lg5  die  Verbindung  von  7 

h6,  8.  Lh4  mit  8. . . .  De7,  9.  f4  d6  usw.  sein). 

7. . . .  d6,  8.  fe  (keine  Verdonnerung 
bringt  auch  8.  Sc3  mit  sich,  z.  B.:  8.  . . .  Le6, 

9.  Ld3  De7,  10.  f5  Ld7,  ll.Sd5Sd5:  12.  ed- 
c6,  13.  c3  Sb5,   14.  a4  Sc7  oder  8.  .  . .  c6,  9. 
fe  de,  10.  Lg5  De7,  11.  Se2  Lg4,  12.  c3Se2: 

13.  Le2:  Le2:!   [nachteiliger  wäre  Dc5t], 

14.  De2:  0-0-0  usw.). 

8 de,  9.  Lg5  De7!  (auf  9. . . .  Le6  ist 

nach  Anderssen  10.  Sa3!  De7,  11.  c3  zu 
empfehlen). 

10.  Sc3  (auch  hier  kommt  10.  Sa3  in 
Betracht,  z.  B.:  10. . .  .  Le6,  11.  c3  Lc4:  12. 
Sc4:  Se6,  13.  Lf6:  gf,  14.  Da4t  c6,  15.  Se3 
Tg8,  16.  Khl  Sc5,  17.  Dc2  usw.). 

10 Le6  (über  10. . . .  c6, 1 1 .  Se2  usw. 

siehe  oben.  —  Auf  den  verlockenden  Aus- 
fall Dc5  führt  von  Holzhausen  in  der 
„Deutschen  Schachzeitung"  ex  1908  das 
Opferspiel  11.  Lf7:t  Kf7:  12.  Dhöf!  Ke6! 
13.  Lf6:  gf,  14.  Sd5  usw.  zum  siegreichen 
Ende). 

11.  Ld3  (kaum  ersprießlich  wäre  11. 
Lf6:  gf,  12.  Sd5  Ld5:  13.  Ld5:  c6,  14.  c3 
0-0-0). 

11 0-0-0,   12.  Khl  (auf  12.  Del 

würde  Dc5,  13.  Khl  Lc4  folgen). 

Die  Chancen  stehen  jetzt  annähernd 
gleich,  z.  B.:  12.  . .  .  h6,  13.  Lf6:  gf,  14.  Dh5 
Tdg8,  15.  Tf2  Tg6,  16.  Tafl  Thg8,  17.  g3 
Db4,  18.  Sdl  usw. 


11* 


164 


Wir  haben  uns  mit  dieser,  in  der 
Regel  ziemlich  stiefmütterlich  be- 
handelten Variante  etwas  eingehender 
befaßt,  da  die  Frage  der  eventuell 
erzwungenen  Einlenkung  in  die 
Klippen  des  Max  Länge-Angriffs  sehr 
wichtig  ist.  Wie  wir  jedoch  sehen, 
kann  Schwarz  mit  5.  . .  .  Ld4:  statt 
5.  .  .  .  ed  den  weißen  Ansturm  viel 
prosaischer  gestalten  lassen,  das 
Bauernplus  in  den  meisten  Varianten 
dauernd  behalten  und  (nach  der 
event.  langen  Rochade)  zur  Gegen- 
initiative  zu    gelangen   trachten.  — 

Wegen  4.  b4!  siehe  nächste  Partie. 

4.  ....  Sg8— f6 

Oder  auch  4. .  .  .  d6,  5.  Sc3  [5.  h3!]  Sf6, 
wobei  mit  Zugumstellung  die  Textfort- 
setzung entstehen  kann.  Verfehlt  ist  da- 
gegen für  Weiß  nach  4.  . . .  d6  (ähnlich  wie 
im  Schottischen  Gambit  nach  1.  e4  e5,  2. 
Sf3  Sc6,  3.  d4  ed,  4.  Lc4  Lc5)  der  Ausflug 

5.  Sg5?  worauf  in  einer  Partie  Tartakower- 
Spielmann,  Pistyan  1922,  folgte:  5. . . .  Sh6! 

6.  Dh5  Df6!  (6. . . .  0-0,  7.  f3  Sd4,  8.  Lb3 
a5,  9.  c3),  7.  f3  Sd4,  8.  Lb3  (etwas  besser 
wäre  8.  Kdl)  8. . . .  Dg6!  9.  Dg6:  hg,  10. 
h4f6,  ll.Sh3Sf7,  12.  Sf2  g5!  mit  Vorteil 
für  Schwarz. 

5.  Sbl— c3  .... 

Eine  solide  gut  bürgerliche  Fort- 
setzung. Etwas  nervöser  gestaltet  sich 
das  Spiel,  wenn  Weiß  die  sofortige 
„Entwicklung"  seines  Damenläufers 
vornimmt,  also  entweder: 

I.)  5.  Le3,  worauf  in  einer  Partie 
Tartakower-Reti,  Pistyan  1922,  folgte  5. . .  . 
Lb6  (die  Vereinfachung  5. . .  .  Le3:  6.  fe  d5, 

7.  ed  Sd5:  8.  Ld5:  Dä5:  9.  Sc3  Dd6,  10. 
0—0  usw.  wäre  mit  einem  wahrnehmbaren 
Entwicklungsvorsprung  für  Weiß  ver- 
bunden), 6.  Sbd2  d5,  7.  ed  (auch  7.  Lb5 
oder  gar  7.  Lb3  Le3:  8.  fe  de,  9.  de  mit  der 
schönen  offenen  f-Linie  kommt  für  Weiß 
in  Betracht)  7. . . .  Sd5:  8.  De2  Le6,  9.  0—0 
(9.  Lb6:  Sf4!  10.  De4f5!  bezw.  9.  Se5:  Se5: 
10.  Lb6:  Sc4:!)  9. . . .  Le3:  10.  fe  De7,  11. 
Lb5  Ld7,  12.  Sc4  f6,  13.  Sh4  mit  allerlei 
Sticheleien.  Oder 

II.)  5.  Lg5,  worauf  in  einer  Matchpartie 
Dr.  Gruber-Prof.  Becker,  Wien  1923,  folgte: 
5. . . .  d6  (in  Betracht  kommt  hier  und  in 
den  beiden  nächsten  Zügen  h7— h6,  z.  B.: 
5.  . . .  h6,  6.  Lf6:  Df6:  7.  Sc3  d6,  8.  Sd5  Dd6 
usw.  oder  6.  Lh4  g5!  7.  Lg3  d6,  8.  c3  Lg4, 


9.  De2  De7  usw.  oder  vielleicht  am  feinsten 
6.  Le3,  da  Bh6  eine  eventuelle  Zukunfts- 
schwäche bilden  kann!),  6.  Sbd2!  Le6,  7, 
c3  Dd7  (auch  nach  7. .  . .  De7,  8.  De2  h6, 
9.  Le3  Lb6,  10.  Le6:  De6:  11.  Sc4  Se7, 
12.  0-0  0—0,  13.  a4!  Sd7,  14.  a5  Le3:  15. 
Se3:  f5!  16.  ef  Sf5:  17.  Sf5:  Df5:  18.  d4 
[P.  Tschigorin-Tarrasch,  Nürnberg  1896] 
bezw.  7. .  . .  h6!  8.  Lh4  De7,  9.  b4  Lb6,  10. 
Le6:  fe  11.  Sc4  nebst  a4  [Partie  Sjöberg- 
E.  Cohn,  Stockholm  1912]  steht  Weiß  etwas 
freier),  8.  b4  Lb6,  9.  Le6:  De6:  und  nun 
statt  10.  Db3  Db3:  mit  gleichem  Spiel  am 
nachhaltigsten  10.  Sc4  nebst  a2-a4-a5  ge- 
schehen konnte.  Ferner  aber  kann 

III.)  mit  5.  c3  das  sogenannte  „Giuoca 
pianissimo"  herbeigeführt  werden,  das 
übrigens  bei  weitem  nicht  so  zahm  wie 
sein  Ruf  ist,  z.  B.:  5.  c3  d6  (nach  5. . .  .  d5, 
6.  ed  Sd5:  7.  0—0  hat  Schwarz  bereits  auf 
der  e-Linie  Sorgen),  6.  Sbd2!  (die  Drauf- 
losgeher Bird  und  Albin  pflegten  hier  be- 
kanntlich zunächst  6.  b4  nebst  a4  zu 
spielen,  was  sich  aber  oft  als  etwas  zu 
hitzig  erwies)  6.  . . .  0-0,  7.  Sfl !  d5,  8.  ed 
Sd5:  9.  Le3  Le3:  10.  Se3:!  usw.  Weiß  be- 
sitzt allerlei  starke  observatorische  Punkte. 


5.      .  .  . 


d7-d6 


Hiermit  ist  die  Normalstellung 
des  Giuoco  piano  erreicht.  Sie  kann 
auch  aus  vielen  anderen  verwandten 
oder  verschwägerten  Eröffnungen 
entstehen  (Zweispringerspiel,  Italie- 
nisches Vierspringerspiel,  Läuferspiel, 
Wienerisch,  Russisch). 

6.  Lei— e3  .... 

Auch  nicht  schlecht.  Ferner  ist  hier 
trotz  seines  schlechten  Rufes  der  [vor- 
zeitige ?]  Fesselungszug  6.  Lei— g5  sehr 
beachtenswert  z.  B.  6.  . . .  Se7,  7.  Lf6:  gf,  8. 

d4,  bezw.  6 Le6,  7.   Lb5  (oder  Partie 

Gunsberg-Mackenzie,  Bradford  1888:  7. 
Sd5  Ld5:  8.  Ld5:  Se7  [8. .  . .  h6!],  9.  Lb3  c6, 

10.  De2)  7.  .  . .  h6,  8.  Lh4  Lb4,  9.  d4  Ld7, 
;0.  0-0  Lc3:  11.  bc  g5,  12.  Lg3  Se4:  mit 
gleichem  Spiel  (Gastpartie  Niemzowitsch- 
Capablanca,  Riga  1913)  bezw.  6. .  . .  Lg4, 
7.  Sd5  Sd4,  8.  Lf6:  gf  [8. .  . .  Lf3:],  9.  Se^ 
bezw.  [am  besten  ?]  6. . . .  h6, 7.  Lf6:  (7.  Lh4 
g5!  8.  Lg3  a6,  9.  Dd2  Lg4)  7. . . .  Df6:  8. 
Sd5  Dd8  [8. .  . .  Dg6],  9.  c3  a6!  10.  a4  0-0, 

11.  b4  La7,  12.  h3  (Partie  Prokes-Grünfeld,, 
Pistyan  1922). 

Am  allerschärfsten  dürfte  aber  hier  der 
allerzahmste  Zug  6.  h2-h3  sein,  womit  Weiß 
sich  noch  alle  Möglichkeiten  sichert  z.  B.: 

a)  6 Le6,  7.  Lb5  (schärfer  als  etwa  7. 

Lb3  0-0,  8.  Le3  Lb6,  9.  Dd2  mit  Gleich- 


165 


gewicht)  7.  .  .  .  0—0,  8.  Lg5  h6,  9.  Lh4 
mit  festem  Griff  oder 

b)  6 Se7,  7.  0—0  (interessant  geschah 

in  einer  Partie  Zinkl-Charousek,  Berlin 
1897:  7.  Le3  Lb6,  8.  d4  La5,  9.  Sg5!  d5! 
10.  de  Se4:  11.  Se4:  de,  12,  Dh5  mit 
wildem  Spiel)  7. . . .  h6,  8.  d4!  ed,  9.  Sd4: 
c6,  10.  Le3  (Partie  Maröczy-Janowsky, 
Nürnberg  1896)  mit  schöner  Zentral- 
stellung, oder  auch 

c)  6. . . .  Sa5,  7.  Lb3  c6,  8.  d4  usw.  mit  Ent- 
wicklungsvorsprung. — 


6. 


Lc5— b6 


Seit  der  klassischen  Partie  Salwe- 
Schlechter,  Kbd.  1907,  gilt  das  Steinitz'sche 
Rezept:  6. . . .  LeS:  7.  fe  Sa5,  8.  Lb3  Sb3: 
9.  ab  Sg4  wegen  10.  Dd2  (vielleicht  noch 
präziser  als  10.  De2  f6  nebst  Sg4-h6-f7, 
wie  in  einer  Matchpartie  Lasker-Steinilz, 
Moskau  1896,  erfolgte)  10.... f5,  ll.ef!Lf5: 

12.  0—0!  0—0,   13.  h3  Sh6,   14.  e4  Ld7,  15. 
d4!  usw.  für  schädlich. 

Interessant  geschah  in  einer  Partie 
Schlechter -Tarrasch,  Berlin  1918 
(nach  vorhergegangener  Zugum- 
stellung): 6.  .  .  .  0—0,  7.  h3  De7, 
8.  0—0. Le6,  9.  Lb3Tad8,  10.  Tfel 
Lb4,  11.  Ld2  Lc5,  12.  Sd5  Ld5:  13. 
ed  Sd4,  14.  Sd4:  Ld4:  15.  c3  Lb6, 
16.  d4  Sd7  mit  ungefährem  Ausgleich. 

7.      h2— h3  .... 

Nachdem  sich  Weiß  durch  seinen 
vorigen  Läuferzug  bereits  ein  festes 
System  vor  die  Augen  gestellt  hatte, 
dürfte  hier  7.  Dd2  die  konsequenteste 
Fortsetzung  darstellen,  worauf  in  einer 
Partie  Tartakower-Rubinstein,  Göte- 
borg 1920,  folgte: 

7.  Dd2  (auf  e2  würde  die  Dame  viel 
unbequemer  stehen)  7. . . .  Lg4!  (wenn  Le6, 
so  am  besten  8.  Lb5),  8.  Sg5  (statt  dieses 
die  Bauernkonfiguration  schonenden  Posi- 
tionsmanövers kommt  auch  die  rücksichts- 
lose Fortsetzung:  8.  0-0-0  in  Betracht)  8. . . . 
Lh5,  9.  f3  h6  (verfrüht  geschah  in  einer 
Klubpartie  Tschigorin-Janowski,  Peters- 
burg 1900:  9. . . .  Sd4,  10.  Ld4:  Ld4:  11.  Se2 
Lb6,  12.  Sg3  Lg6,  13.  h4  h6,  14.  h5!  mit 
Vorteil  für  Weiß),  10.  Sh3  Dd7  (droht  Lf3: 
In  einer PartieTschigorin-Janowski  Cambr.- 
Springs  1904,  geschah  statt  dessen  sofort 

10 Sd4  mit  der  Drohung  Sc2:   und  es 

folgte  11.  Ld4:  Ld4:  12.  Se2  [12.  Sgl!]  Lb6, 

13.  0-0-0  d5  mit  schwarzer  Initiative),  11.  g4 
(schwächlicher    geschah    in    einer    Partie 


Salwe-Rubinstein,  Karlsbad  1907:  11.  Sf2 
Sd4,  12.  Ld4:  Ld4:  13.  Sdl  d5  mit  schwarzer 
Initiative)  11. .  . .  Sd4  12.  Ld4:  Ld4:  13.  Sgl ! 
Lg6,  14.  Sge2  (dieses  chinesische  Springer- 
manöver Sh3-gl-e2  statt  des  früher  ge- 
pflogenen Sh3-f2  macht  die  ganze  Variante 
lebensfähig)  14. . . .  Lb6,  15.  0-0-0  nebst 
d3— d4  und  Weiß  ist  im  Vorteil.  —  Schab- 
lonenhaft ruhiger  geschah  in  einer  Partie 
Tarrasch-Lasker,  Berlin  1918:  7.  0-0  Le6 
(einen  anderen  Ausgleichsweg  nach  Rom 
zeigt  „Collijn"  mit  7.  . . .  Lg4,  8.  Sd5  Sd5: !  9. 
Ld5:  0-0  an)  8.  Lb3  h6,  9.  Dd2  La5  10. 
Del  Lc3:  (besser  0—0),  11.  bc  d5,  12.  La4 
Dd6,  13.  Db2  0—0!  mit  etwa  gleichen 
Chancen. 

Während  also  7.  Dd2  die  speku- 
lative und  7.  0 — 0  die  bazillenreine 
Entwicklungsmethode  bedeutet,  ist 
hingegen  der  Textzug  abwartender 
Natur,  da  Bogoljubow  eine  Eröff- 
nungspointe im  Auge  hat.  (Vergl. 
10.  Zug  von  Weiß). 


Lc8— e6 


8.  Lc4— b5 


In  Betracht  kommt  auch  8.  Lb3 
etwa    mit    der   Folge:   8.  .  .  .  Lb3: 

9.  ab    (immerhin    eine    Entwertung 
des  weißen  Damenflügels)  9 Le3: 

10.  fe  d5,  11.  ed  Sd5:  12.  Sd5:  Dd5: 
13.  e4Dd6  mit  etwa  gleichen  Chancen. 

Der  Textzug  entzieht  sich  einer 
solchen  Vereinfachung,  ist  aber  auch 
nicht  ohne  Schattenseiten,  da  der 
spätere  Abtausch  auf  c6  das  schwarze 
Zentrum  nur  stärkt. 

8 0—0 

Daraufhin  bekommt  der  Gegner 
(ob  aber  zu  seinen  Gunsten?)  Ge- 
legenheit, seinen  Aufmarschplan  zu 
ändern  (Lg5  statt  Le3),  da  nach  der 
erfolgten  Rochade  die  Sf6-Fesselung 
viel  mehr  Nachhaltigkeit  verspricht. 
Wären  aber  dazwischen  die  Züge 
Le3  und  Lb6  nicht  geschehen,  so 
könnte  jetzt  statt  des  Textzuges  ganz 
gut  8.  ...a6,  9.  Lc6:  bc  (z.  B.:  10. 
Sa4  La7,  11.  De2  c5  usw.)  mit 
gleichem  Spiel  erfolgen.  Man  ver- 
steht jetzt,  was  Bogoljubow  mit  seinem 
6.  Zuge  anstrebte. 


166 


9.  Lb5Xc6  .... 

Wie  bereits  beim  8.  Zuge  von 
Weiß  angedeutet  wurde,  gewinnt  das 
schwarze  Zentrum  dadurch  sehr  viel 
an  Kompaktheit  und  Durchschlags- 
kraft. Daher  hätte  dieser  Abtausch 
wohl  noch  Zeit  gehabt.  In  Betracht 
kommt   das  sofortige  9.  Lg5,   z.  B.: 

9.  .  .  .  h6  (erweist  sich  als  böse 
Schwächung.   Besser  ist  9. . . .  Se7), 

10.  Lh4  a6,  11.  Lc6:  bc,  12.  Dd2 
La5,  13.  g4  De7,  14.  g5  Sh5,  15. 
gh  f6,  16.  hg  Sg7,  17.  Dh6!  mit 
siegreicher  Stellung. 

9 b7Xc6 

10.  Le3— g5  .... 

Ein  Neuerer  hält  sich  an  keine 
Gesetze  der  „Bewegungsökonomie", 
wenn  nur  dabei  die  Durchführung 
eines  taktischen  Gedankens  möglich 
erscheint.  —  In  dieser  Partie  stoßt 
aber  Bogoljubow  an  einen  eben- 
bürtigen Erbauergeist. 

Stellung  nach  dem  1 0.  Zuge  von  Weiß. 


Ä Ä  S  Ä    » 


ä'SSÄ'"as'^* 


y//////..o.//< 


Ende  des  Taktischen,  Beginn  des 
strategischen  Stadiums  der  Partie: 
Schwarz  gewinnt  allmählich  an 
Aktionsraum. 


1.0. 


Dd8— e7 


Einleitung  eines  feinen  Verteidi- 
gungssystems. Viel  schwächer  wäre 
sofort  10.  .  .  .  h6  wegen  11.  •Lh4 
De7,  12.  Dd2!  usw.  (Siehe  nächste 
Anmerkung.) 

11.      0—0  .... 


Jetzt  wäre  es  für  Weiß  viel  „drei- 
schneidiger", etwa  mit  11.  Dd2  ab- 
wartend fortzufahren,  da  ihm  dann 
der  Gegner  nicht  mit  11.  .  .  .  h6, 
12.  Lh4  La5,  13.  g4!  usw.  auf  der 
g-Linie  entgegenkommen, sondern 

sich  vielmehr  mit   11 TfdS  nebst 

event.  d6 — d5  auf  der  d-Linie  ent- 
gegenstemmen würde,  also  z.  B.: 
11.  Dd2  TfdS,  12.  g4  Lc8!  um  eben 
d6 — d5!  durchsetzen  zu  können. 
Immerhin  würde  diese  Fortsetzung 
(11.  Dd2)  Saft  und  Kraft  zeigen, 
während  im  Text  die  weiße  Armee  sehr 
bald  in  die  Defensive  gedrängt  wird. 


11. 


h7— h6 


Geschieht  zur  rechten  Zeit. 


2.  Lg5— h4 


Kg8— h8! 


Schwarz  baut  sehr  sorgfältig  seine 
Gegenchance  aus.  Der  Textzug  soll 
Tg8  nebst  event.  g5  ermöglichen, 
während  sofort  12.  .  .  ,  g5  wegen 
13.  Sg5:!  verfehlt  wäre. 

In  der  Folge  versteht  Schwarz 
jeden  (für  ihn  wegen  der  schlech- 
teren Bauernstellung  ungünstigen!) 
Endspielgedanken  zu  bannen  und 
den  Kampf  mittelspielartig  zu  ver- 
wickeln. Das  leicht  erklärliche  Be- 
streben von  Weiß,  sich  aus  dieser 
Umklammerung  durch  Öffnung  neuer 
Zugstraßen  im  Zentrum  zu  befreien, 
kommt  nur  dem  Gegner  zugute. 

13.  d3— d4  .  .     . 

Er  „muß"  etwas  unternehmen,  um 
mindestens  seinen  Springern  Ver- 
wendbarkeit zu  verschaffen,  aber  — 

13 Le6— c4! 

—  die  Verwendbarkeit  der  schwarzen 
Läufer  wird  dadurch  um  so  un- 
angenehmer. Selig  ist  ein  Läufer, 
der  auf  zwei  Diagonalen 
arbeitet! 

14.  Tfl— el  Tf8— g8 

Die  Drohung  g5  ist  nunmehr  akut 
geworden.  Weiß  zieht  sich  daher  im 


-  167 


Übernächsten  Zuge  mit  seinem  Läufer 
freiwillig  zurück,  wobei  er  diesen 
Rückzug  durch  neugeschaffene  An- 
griffsmotive (Be5)  zu  verschleiern 
sucht 

15.       d4Xe5  .... 

Das  schlechte  Geschäft  in  der 
Mitte  wird  zunächst  raschestens 
liquidiert.  Freilich  erhält  hierdurch 
Schwarz  eine  neue  Operationsbasis 
(d-Linie),  während  sein  eigener 
schwacher  Punkt  e5  hinreichend  ge- 
deckt (17.  .  .  .  Sd7)  und  befestigt 
(18.  .  .  .  f6)  werden  kann. 


15.  .  . 

16.  Lh4- 


g3 


d6Xe5 
Ta8— d8 


Schwarz  verfolgt  aber  unbeirrt 
seinen  Plan  der  immerfort  steigernden 
Lahmlegung  des  gegnerischen  Spieles, 
dessen  wichtigste  Figur  bereits  an 
Atembeschwerden  zu  leiden  beginnt. 

17.  Ddl— cl  Sf6— d7 

18.  Sc3— dl  .... 

Weiß  wehrt  sich:  Der  Springer 
soll  nach  f5. 


18.  .  , 

19.  Sdl 


e3 


f7— f6 
Lc4— f7! 


Mit  feinstem  Positionsverständnis 
gespielt:  Ursprünglichkeit  gegen 
Schablone! 

Der  plausible(re)  Rückzug  19.... 
Le6  hätte  keinen  Zweck,  da  Schwarz 
nicht  im  geringsten  daran  denkt,  auf 
sein  schönes  Zweiläuferspiel  zu  ver- 
zichten. Er  läßt  vielmehr  Sf5  ruhig 
zu,  da  er  die  baldige  Unterminierung 
dieser  Vorpostenstellung  (durch  event. 
Kh7   nebst  g6)    klar   im   Auge    hat. 

20.  Se3— f5  .... 

Einige  Züge  lang  hat  jetzt  Weiß 
die  Initiative,  doch  bleibt  seine 
Stellung  strategisch  krank:  LgS  ohne 
Zukunft,  Punkt f2  schwach,  die  d-Linie 
vom  Gegner  besetzt,  die  Dame  im 
Hintertreffen. 


21.  c2— c3?  .... 

Da  Weiß  sich  alle  Trümpfe  am 
Königsflügel  entgleiten  sieht,  will  er 
es  an  der  anderen  Seite  versuchen, 
indes  erweist  sich  der  Textzug  nicht 
nur  als  eine  fatale  Schwächung  des 
Punktes  dS,  sondern  auch  als  ein 
böser  Tempoverlust,  da  derselbe  Plan 
der  Damenflügelmobilisierung  mit 
sofortigem  21.  b2 — b4!  inszeniert 
werden  durfte.  (Ein  Fehler  wäre 
darauf  21....  Db4 :  ?  wegen  22.  Sh6 : !) 

Allerdings  würde  Schwarz  auch 
nach  21.  b4!  a5,  22.  c3  Kh7!  dank 
den  nunmehrigen  Drohungen  ab 
bezw.  g6  im  Vorteil  bleiben. 

Nach  dem  verhängnisvollen  Miß- 
griff des  Textzuges  geht  aber  Weiß 
nunmehr  unter  donnernden 
Zwangszügen  zugrunde. 

21 Sd7— c5! 

Droht  Sd3  und  bindet  Tel  an 
die  Deckung  des  Be4. 

22.  Del— c2  .... 

Hier  stand  dem  Weißen  eine 
interessante,  wenn  auch  nicht  ganz 
genügende  Opferkombination  zu  Ge- 
bote: 22.  Se5:  fe,  23.  Le5:  (mit  der 
Drohung  Dh6:#!).  Antwortet  nun 
Schwarz  in  naheliegender  Reflexbe- 
wegung 23.  .  .  .  Kh7,  so  ereilt  ihn 
nach  24.  Lg7:!  Tg7:  25.  Dh6:t  Kg8, 
26.  Dh4!  (mit  der  furchtbaren  Doppel- 
drohung Se7f  und  Sh6f)  das  stra- 
fende Schicksal.  Richtig  ist  aber 
23 Lg6!  worauf  Weiß  ohne  wirk- 
same   Angriffsfortsetzung    verbleibt. 


22. 


Lf7— c4! 


20. 


De7— f8 


Neuerlich  greift  der  Damenläufer 
ins  Gefecht  ein.  Es  gilt  jetzt  dem 
armen  Bauer  e4. 

23.  Sf3— d2  .... 

Die  einzige  Deckung  von  e4,  da 
nach  23.  Te  dl  Tdl  :f  doch  ein  Bauer 
(e4  oder  a2)  verloren  gehen  würde. 

23 Lc4— d3 


168 


24  Dc2— cl  .... 

Nicht  24.  Ddl  wegen  Le4:! 

24 g7— g6 

Schwarz  arbeitet  ununterbrochen 
mit  Hochdruck.  Auch  diese  Delo- 
gierung des  ungebetenen  Gastes  ge- 
schieht gerade  im  richtigen  Augen- 
bHck,  da  der  normale  Rückzug  25. 
Se3  wegen  der  Bauerndeckung  nicht 
geschehen  darf.  Alle  weißen  Figuren 
stehen  nunmehr  vollkommen  dis- 
loziert. 

25.  Sf5— h4  '  Ld3— a6! 

Ein  Räumungsmanöver  für  den 
Springer,  der  bald  die  taktische  Ent- 
scheidung des  Gefechts  herbeiführt. 

26.  Del— c2  Sc5— d3 

Schwarz  betrachtet  das  von  ihm 
mehrfach  beherrschte  Feld  dS  als 
sein  eigenes  Heim,  wo  er  nach  Gut- 
dünken hin-  und  ausgehen  darf. 

27.  Tel— dl  .... 
Stellung  nach  dem  27.  Zuge  von  Weiß. 


I   ^i^^ 


±mi 


wm.    üi 


r4 


M'im 


!^1 


Beginn  der  III.  Phase:  Das  Karten- 
haus der  weißen  Verteidigung  stürzt 
krachend  zusammen. 


27. 


f6— f5! 


Der  entscheidende  Durchstoß,  der 
eigentlich  nur  als  logische  Kon- 
sequenz   des    mit  den    letzten    fünf 


Zügen   inszenierten  Bombardements 
geschieht. 

Nun  droht  f5 — f4  nebst  Herein- 
schlagen auf  f2  und  schon  jetzt  hat 
Weiß  dagegen  keine  Parade.  Falls 
nämlich  28.  Tfl,  so  28.  .  .  .  f4,  29. 
Kh2  Sf2:!  30.  Tf2:  Lf2:t  31.  Kf2: 
Dc5t  32.  Kel  De3t  33.  Kdl  Df2! 
34.  Shf3  Le2t  35.  Kcl  Lf3:  und 
gewinnt  (Spielmann  in  der  „Münchner 
Zeitung"). 

28.  a2— a4  .... 

Ein  verzweifelter,  jedoch  ganz 
aussichtsloser  Rettungsversuch. 

28 f5— f4 

29.  a4— a5  Lb6— c5 

30.  Kgl— h2  .... 

Figurenverlust  ist  unvermeidlich. 
(Falls  30.  b4,  so  Le7.) 


30 

31.       f2Xg3 


f4Xg3t 
Df8— f2 


Eine  brutale  Suffragette!  Es  droht 
nun  Sei,  33.  Tel:  Td2: 


32.  Tdl— fl 


Sd3— el! 


Erobert  zum  Überfluß  noch  die 
Qualität,  da  nach  33.  Tf2:  Sc2:  beide 
Türme  angegriffen  wären. 


33.  TalVel 

34.  TelXn 


L  a6Xn 
Df2Xd2 


Mit  einem  ganzen  Turm  mehr, 
bei  besserer  Stellung  pflegt  man 
in  den  Großmeisterturnieren  zu  ge- 
winnen. —  Es  folgte  noch:  35.  Db3 
Tdf8,  36.  Tf8:  Lf8:  37.  Db7  Lc5,  38. 
Dc7:  Dd6,  39.  Df7  Tg7,  40.  Dc4 
Le3,  41.  Sf3  Te7,  42.  h4  h5,  43.  b3 
Kg7,  44.  De2  Lh6,  45.  b4  Td7,  46. 
Dc4  Tf7,  47.  Da6  Ddl,  48.  Sg5  Lg5: 
49.  hg  Dg4,  50.  Dc6:  Dg5:  51.  b5 
h4,  52.  gh  Dh4:t  53.  Kgl  Df2t 
54.  Kh2  Tf4.  Weiß  gibt  auf. 


Richard  Reti. 


Neben  dem  Sonnenschach  Aljechin's  und  dem  Phantasieschach 
Bogoljubow's  ragt  im  zeitgenössischen  Schachmuseum  das  Logarithmenschach 
Retis  ganz  besonders  empor. 

Als  man  mich  um  das  Jahr  1908  herum  über  die  Zukunftsaussichten 
meines  damals  17-jährigen  Schachschülers  Reti  befragte,  gab  ich  zur  Ant- 
wort: „Reti  studiert  Mathematik,  ohne  trockener  Mathematiker  zu  sein,  vertritt 
Wien  ohne  Wiener  zu  sein,  ist  gebürtiger  (Alt-)  Ungar  ohne  ungarisch  zu 
können,  redet  ungemein  rasch,  um 
desto  bedächtiger  zu  handeln,  und  wird 
noch  der  beste  Schachspieler  der 
Welt  werden,  ohne  Weltmeister  zu 
sein!  Er  ist  eben  ein  forschender 
Künstler,  der  sich  mehr  mit  dem 
„Warum?"  der  Dinge  als  mit  deren 
Wesen  beschäftigt . . ." 

Dieses  flüchtige  Prognostikon 
ist  seitdem  in  Erfüllung  gegangen:  Reti 
ist  heute  zweifellos  als  allerhöchste 
Spielklasse  zu  bezeichnen,  insbeson- 
dere, wenn  man  dabei  die  Wucht 
seiner  Selbstkritik,  sein  tiefes  Ver- 
ständnis aller  Geheimkomponenten 
des  Schachs  und  sein  rücksichtsloses 
Streben  nach  innerer  Wahrheit  ent- 
sprechend zu  würdigen  versteht. 

Die  Leitern  von  Kaschau  1918, 
Göteborg  1920,Teplitz-Schönau  1922, 
zuletzt  auch  Mährisch-Ostrau  1923 
benutzend,  hat  Reti  die  höchste  Stufe 
erklommen,  die  die  Schachkunst  nicht 
nur  an  Durchdringung  ihrer  Geheim- 
nisse, sondern  auch  an  äußeren  Tri- 
umphen gewährt.  Besonders  in  Göte- 
borg ist  bekanntlich  nach  einer  6-jährigen  Turnierpause  eine  Generalrevue 
des  tausendjährigen  Schachwissens  und  -könnens  abgehalten  worden,  weshalb 
auch  jenes  Turnier  als  ein  außerordentlich  wichtiger  Markstein  in  der 
Schachgeschichte  aller  Zeiten  gelten  darf.  Dabei  ist  es  bekanntlich  Retis 
Spezialität,  alle  seine  Turnierrivalen  in  den  Einzelrenkonters  aufs  Haupt 
zu  schlagen,  —  so  stieg  er  z.  B.  in  Göteborg  über  die  Leichen  der  bis  dahin 
führenden  Meister  Bogoljubow  und  Kostitsch;  in  Teplitz-Schönau  hinwiederum 
über  die  Köpfe  von  Tartakower  und  Spielmannn  zum  ersten  Preis  empor. 

Als  sein  größter  Sieg  ist  aber  vielleicht  seine  Schrift  „Die  neuen 
Ideen  im  Schachspiel"  (Wien  1921)   zu  werten,  die    die  gesamte  Schach- 


Richard  Reti. 


170 


weit  von  Grund  auf  revolutionierte   und  seitdem  im    Unterbewußtsein  fast 
aller  schachdenkenden  Kreise  tiefe  Wurzeln  faßte. 

Das  Büchlein  setzt  sich  nämlich  aus  einer  Reihe  von  Paradoxalsätzen 
zusammen,  die  jedoch  mit  einer  solchen  Überzeugungswucht  vorgebracht 
wurden,  daß  sie  seitdem  überall  als  feststehende  Wahrheiten  (meistens 
bereits  ohne  Quellenangabe!)  zitiert  werden,  da  sie  unmerklich  zum  All- 
gemeingut des  gläubigen  Schachvolkes,  der  allwissenden  Schachpädagogen 
und  der  besserwissenden  Schachrezensenten  geworden  sind.  Sätze  wie: 
„Anfang  einer  neuen  Schachtechnik",  „Marke  für  den  Angriff",  „Remistod 
des  Schachs",  „Die  Hypermodernen  sind  die  größten  Gegner  aller  Schab- 
lone" etc.  etc.  haben  durch  ihre  plastische  Ausdrucksfähigkeit  in  der  ge- 
samten Schachwelt  wie  ein  geistiger  Kehrbesen  gewirkt.  Nachstehend  noch 
einige  solche  Proben  Reti'scher  Schachphilosophie:  „Hüte  dich  vor  selbst- 
verständlichen Zügen!"  „Jeder  Zug  ist  als  Element  in  einem  Gesamtplan 
zu  betrachten."  „Je  offener  die  Stellung  um  so  entscheidender  der  Entwick- 
lungsvorteil." „Uns  Jüngere  interessiert  nicht  die  Regel,  sondern  die  Aus- 
nahme." „Eine  komplizierte  Stellung!"  (nämlich  die  Anfangsstellung,  welchen 
Satz  zwar  Breyer  geprägt,  Reti  aber  methodisch  durchleuchtet  hat. 


Im  praktischen  und  philosophischen  Schach  gleich  groß,  beabsichtigt 
Reti  auch  theoretische  Lorbeeren  zu  pflücken,  indem  er  nicht  nur  an  der 
Letztauflage  des  Collijn'schen  Lärobocks  (1921)  neben  Spielmann  und  Rubin- 
stein fehlerfrei  mitwirkte,  sondern  auch  seit  Jahren  an  einem  großangelegten 
Werke  arbeitet,  der  die  tausendjährige  Wahrheitsschlange  im  Schach  end- 
gültig besiegen  soll,  da  die  kürzeste  Variante,  wie  er  mir  verraten  hat, 
bis  zum  100-ten,  die  längste  aber  bis  zum  5-ten  (retrograden!)  Zuge  reicht. 

Diese  Rekordleistung  leitet  uns  übrigens  zu  Reti's  Blindlingstriumphen 
hinüber,  auf  welchem  Gebiete  er  auch  mit  seinen  24  regelrecht  und  in 
kürzester  Zeit  gegen  achtbare  Gegner  durchgeführten  Partien*)  unerreicht 
dasteht,  außerdem  aber  dank  einem  verbesserten  Verfahren  die  Leistungs- 
fähigkeit des  menschlichen  Schachgehirns  bis  zu  30  Blindpartien  und  dar- 
über hinaus  leicht  erhöhen  könnte.  Die  öffentliche  Darbietung  einer  solchen 
kaum  glaublichen  Performanz  ist  selbstredend  nur  —  an  die  entsprechend 
multiplizierte  Anzahl  von  Dollars  gebunden,  die  das  sportlüsterne  Amerika 
vorläufig  noch  lieber  an  seine  Boxerhelden  auszahlt. 

„Wir  sind  ja  die  zwei  besten  Blindspieler  der  Welt",  sagte  Aljechin**) 
halbscherzend  zu  Reti  in  London  1922  bei  einer  Blindanalyse:  „nehmen  wir 
also  lieber  unser  Steckschach  zu  Hilfe!"  —  Tatsächlich  spielen  diese  beiden 


*)  In  Haarlem  1919  (Resultat:  12  gewonnen,  3  verloren,  9  remis  in  7' .  Stunden). 

**)  Aljechin  ist  als  glänzender  Spieler  ä  l'aveugle  bekannt.  Anläßlich  einer  Blind- 
lingsseance  von  12  Simultanpartien,  die  er  im  Jahre  1912  gegen  die  stärksten  Spieler 
des  Pariser  „Cercle  Philidor"  in  kürzester  Frist,  ganz  fehlerfrei  und  unter  schönen  Opfer- 
kombinationen mit  dem  blendenden  Resultat  von  ir/oif.  absolvierte,  bat  er  am  Schluß  der 
Vorstellung  einen  Zuschauerum  eine  Zigarette:  „Nehmen  Sie  es  mir  nicht  übel",  sagte 
er,  „aber  ich  habe  so  ein  schrecklich  schwaches  Gedächtnis!  ich  habe  schon  wieder  meine 
Zigarettentasche  zuhause  vergessen!"  —  Tableau. 

Nicht  minder  vergeßlich  ist  Reti,  der  alles:  Stock,  Schirm,  Hut,  inbesondere  aber 
seine  traditionelle  gelblederne  Aktentasche  überall  liegen  läßt,  so  daß  ein  durch  sein 
„Positions"-gefühl  hervorragender  Meister  folgende  Formel  prägen  konnte:  „Wo  Retis 
Aktentasche,  dort  ist  er  selbst  nicht  mehr.  Sie  ist  also  ein  Beweis  der  Präexistenz  Reti's." 


171 


Großmeister  blindlings  SO  stark,  daß  ihnen  gar  kein  Fehler  unterlaufen 
kann,  während  der  Zweck  einer  jeden  Analyse  bekanntlich  ist,  irgendwelche 
Fehler   zu   finden  !  !  ! 


Es  gibt  aber  noch  ein  Spezialgebiet  des  Schachs,  wo  Reti  große  Triumphe 
erntete,  so  daß  wir  mit  unseren  Superlativen  noch  immer  nicht  innehalten 
dürfen.  Im  Kunstschach,  und  zwar  als  Endspielkomponist  ist  er  der  Größten 
Einer.  Die  praktische  Schwierigkeit,  die  logische  Tiefe  und  die  kunstvolle 
Durchdringung  irgendeines  von  ihm  in  Angriff  genommenen  Ideenwunders 
reichen  sich  in  seinen  Kompositionen  brüderlich  die  Hand,  so  daß  man 
beinahe  geneigt  wäre,  ihn  als  Begründer  der  jungslovakischen  Studienrichtung 
(analog  der  böhmischen  Problemschule)  zu  bezeichnen.  Nachstehend  zwei 
Proben: 

Nr.  I.  Nr.  II. 


(Dr.  Emanuel  Lasker  gewidmet). 


(Dem  Andenken  Breyer's  gewidmet). 


Weiß  zieht  und  gewinnt. 

Eine  der  schwierigsten  Studien 
aller  Zeiten!  (In  Mährisch-Ostrau  1923 
während  einer  kurzen  Spielpause  beim 
Gabelfrühstück  komponiert). 


Schwarz  am  Zuge  kann   nicht  gewinnen! 

Die  Quadratwanderung  des  weißen 
Königs  scheint  hier  so  sehr  unmöglich 
zu  sein,  daß  die  Lösung  an  die  von 
den  Alchemikern  vergebens  gesuchte 
Quadratur  des  Zirkels  erinnert ! ! ! 


Lösungen : 


1.  Td8-e8!! 


Überraschend  und  10  m  tief,  so  daß, 
wer  sich  in  die  Mysterien  dieser  Studie 
hineinstürzt,  kommt  kaum  mit  heiler  Haut 
davon! 


h2-hl  D 


(oder  1....  Kdl,  2.  Se4!  usw.) 


2.  Sd6— e4t 

3.  Te8— c8t 

4.  Se4-d2t 

5.  Sd2Xb3t 

6.  Sb3-d2t 

7.  Tc8— c2!  usw. 


Kd2-cl  (2) 
Kcl-bl 
Kbl— al 
Kal-bl 
Kbl-al 


1 Ka6-b6  (od.A) 

2.  Kh8"g7  h6~h5 

3.  Kg7-f6  h5-h4 

4.  Kf6-e5!  h4~h3 
(oder  4.  ...Kc6:    5.  Kf4  usw.) 

5.  Ke5-d6  h3-h2 

6.  c6— c7  usw. 

A.  1 h6— h5 

2.  Kh8-g7  h5-h4 
(oder  2....Kb6,  3.  Kf6!  usw.) 

3.  Kg7— f6  Ka6-b6 
(oder  3....h3,    4.  Ke7  usw.) 

4.  Kf6-e5!  h4-h3 

5.  Ke5— d6  usw. 


—  172  - 

Die  Besprechung  der  Reti'schen  Schachkunst  glauben  wir  damit  am 
besten  zu  beschließen,  daß  wir  die  Ansichten  einiger  maßgebender  Schach- 
schriftsteller über  seine  Spielweise  zitieren: 

„Reti's  Schachkönnen  ist  universell",  urteilt  Mieses.  „Reti  ist  der 
einzige  Meister,  dessen  Züge  mir  oft  ganz  unerwartet  kamen",  äußerte 
sich  über  ihn  Aljechin.  „Jeder  Zug  von  ihm  ist  eine  Symphonie  von  bizarren 
Kombinationen",  könnten  wir  hinzufügen.  — 

Die  Europameisterschaft  liegt  zwischen  ihm  und  Aljechin.  Die  Welt- 
meisterschaft im  Schach  zwischen  diesen  beiden  und  Capablanca.  Höchstens 
die  Meisterschaft  von  Reti's  Geburtsort  Peczinok  will  ihm  vielleicht  der 
dortige  Champion  und  Retis  erster  Schachlehrer,  Meister  Jenö  Smogrovics, 
streitig  machen. 

Im  übrigen  ist  Reti  der  einzige  Entdecker  einer  Zukunftseröffnung 
(1.  Sgl — f3!?!),  der  sich  aber  auch  in  den  Spielweisen  der  Gegenwart 
trefflich  auskennt.  Zu  erwähnen  ist  schließlich,  daß  er  als  grandioser  Ver- 
fechter der  hypermodernen  Spielrichtung  seine  schönsten  Partien  im  „guten, 
alten"  Stil  zu  gewinnen  pflegt. 


Evansgambit. 


Dieses  blendende  Angriffsspiel, 
das  „man  erfunden  hatte,  um  den 
Menschen  vorzugaukeln,  daß  die 
Schachkunst  ein  Göttergeschenk  sei", 
tritt  leider  immer  sporadischer  auf  und 
wurde  im  letzten  Turnierdezennium 
außer  in  der  vorliegenden  nur  noch 
(abgelehnt!)  in  der  Partie  Tartakower- 
Rubinstein  vom  Haag  1921  ange- 
wandt, wobei  sich  beidemal  die 
Unorientiertheit  der  Nachziehenden 
bitterlich  rächte. 


Partie  Nr.  27. 

Großturnier  zu  Karlsbad  1923. 


Weiß: 
Tartakower. 

1.  e2— e4 

2.  Sgl— f3 

3.  Lfl— c4 

4.  b2— b4 


Schwarz : 
Chajes. 

e7— e5 
Sb8— c6 
Lf8— c5 


Von  Capitän  W.  D.  Evans  im 
Jahre  1824  erfunden  und  doch  schon 
in  unserer  spanisch  durchtränkten 
Zeit  wie  ein  Märchen  aus  uralten 
Zeiten  anmutend.  (Dabei  sind  die 
Hauptpfade  des  Angriffs  vielleicht 
noch  gar  nicht  zur  Durchforschung 
gelangt!  Vergl.  Anm.  zum  5.  Zuge 
von  Weiß.) 

4.      ....  Lc5Xb4! 

Steinitz  hatte  mit  seiner  allgemein 
aufgestellten  Theorie  wohl  Recht,  daß 
fast  jedes  Gambit  am  sichersten  durch 
dessen  Annahme  bekämpft  wird. 

Übler  als  bei  der  Ablehnung  steht 
Schwarz  jedenfalls  nicht.  Man  prüfe: 


4 Lb6,  5.  Lb2 !  (Dieser  von  Cordel 

anempfohlene  Zug  dürfte  die  nachhaltigsten 
Chancen  bieten,  während  die  früher  so  be- 
liebt gewesene,  dem  Giuoco  piano  ange- 
paßte Fortsetzung:  5.  a4  a6  [spielbar  ist 
auch,  wie  Marco  im  Badener  Gambitturnier- 
buch 1914  nachweist,  5. . . .  a5,  6.  b5  Sd4.  — 
Ungünstig  ist  dagegen  5.  .  .  .  Sb4:  wegen 

6.  a5!  nebst  7.  c3],  6.  0—0  [oder  6.  c3  8f6, 

7.  Db3  0—0,  8.  dS  d6,  9.  Lg5  De7  mit  Aus- 
gleich. Es  kann  hier  aber  auch  wiederum 
6.  Lb2  mit  Einlenkung  in  die  Cordel- 
Variante  geschehen]  6. . . .  d6,  7.  a5  La7,  8. 
b5  ab,  9.  Lb5:  Sge7!  10.  d4  ed!  11.  Sd4: 
Ld7  usw.  keine  besonders  erstrebenswerten 
Resultate  für  Weiß  zeitigt.  —  Ähnlich  auch 
bei  5.  0—0  oder  5.  c3.  —  Sehr  geistreich  ist 

5.  b5  Sa5!  [schwächlich  geschah  in  einer 
Partie  Spielmann-Nyholm,  Baden  b./W. 
1914:  5.  .  .  .  Sd4,  6.  Sd4:!  Ld4:   7.  c3  Lb6, 

8.  d4  mit  Vorteil  für  Weiß],  6.  Se5:  [6.  Le2 
d5!],  worauf  jetzt  weder  6. . . .  Df6,  7.  Lf7:t 
Kf8,  8.  d4  d6,  9.  Lg8:  de,  10.  Ld5  Ld4:  11. 
Dd2!  usw.  noch  6. . . .  Dg5,  7.  Lf7:t  Kf8,  8. 
Lg8:  De5,  9.  Ld5  c6!  10.  d4!  usw.  für  Schw. 
ersprießlich  wäre.  Am  besten  spielt  er  aber 

6.  . . .  Sh6!  und  bleibt  dann  nach  7.  d4  d6,  8. 
Lh6:  de,  9.  Lg7:  Tg8,  10.  Lf7:t  Kf7:  11. 
Le5:  Dg5,  12.  Sc3  [12.  Sd2  Dg2:]  Sc4!  13. 
Lg3  Lg4  [Partie  Reti-Perlis,  Wien  1913]  im 
Vorteil). 

5.  .  .  .  d6,  6.  a4  a6,  7.  b5!  (diese  vor- 
geschobene Bauernfeldwache  kennzeichnet 
die  ganze  Spielidee,  die  den  Anziehenden 
beseelt). 

7.  ...  ab  (schwerfälliger  geschah  in 
einer  Partie  Tartakower-Fahrni,  Baden  bei 
Wien  1914:  7.  .  .  .  Sa5,  8.  Le2  Sf6,  9.  Sc3, 
Lg4!  10.  Sd5!  Sd5:  [10....Se4:  ll.Sb6:  cb, 

12.  Se5:!  mit  Vorteil  für  Weiß],  11.  ed  usw. 
mit  Vorteil  für  Weiß). 

8.  ab  Tal:  9.  Lal:  Sd4  (oder  9. .. .  Sa5, 
z.  B.:  Partie  Breyer-Nyholm,  Baden  b.  W. 
1914:  10.  Le2  Sf6,  ll.Sc3  0—0,  12.0— 0c6, 

13.  d4  usw.  bezw.  wie  in  einer  freien  Partie 
Kostitsch-Yates,  Haag  1921,  geschah:  10. 
La2  Lg4,  11.  d3  Sf6,  12.  0—0  0—0,  13.  h3 
Ld7  [besser  Le6],  14.  Sc3  De8,  15.  Dbl  mit 
Chancen  am  Damenflügel). 

10.  Ld4:  (gut  geschah  auch  in  einer 
Partie  Tartakower-Rubinstein,  Haag  1921 : 
10.  Sd4:  ed,  11.  c3  Sf6  [11. . . .  Df6,  12.  0-0 


174 


Sh6,  13.  cd  Ld4:  14.  Sc3  Le6,  15.  Sd5  mit 
Vorteil  für  Weiß],  12.  0—0  0-0,  13.  d3  d5! 
14.  ed  Sd5:  15.  Df3!  [15.  cd?  Sf4,  16.  Df3 
Dg5  und  gewinnt]  15.  .  .  .  Sf6  [15.  . . .  Sc3: 
16.  Sc3:  de,  17.  Lc3:  mit  Vorteil  für  Weiß], 
16.  cd  Ld4,  17.  Sc3  Sg4,  18.  Sd5!  und  Weiß 
blieb  im  Vorteil). 

10 ed,   11.  0-0  Sf6,   12.  d3  0-0 

(beiderseitige  Vollendung  der  Mobili- 
sierung!). 

13.  Sbd2,  c5  (es  drohte  bereits  Dal). 

14.  bc  bc,  15.  Dal  c5,  16.  Tbl  La5 
und  Weiß  hat  noch  immer  die  Initiative, 
z.  B.  Partie  Tartakower-Schlechter,  Baden 
b./W.  1914:  17.  h3  Sh5,  18.  Sfl  usw.  oder 
vielleicht  noch  wuchtiger  Partie  Johner- 
Hromadka,  ibid:  17.  Tb5  Lc7,  18.  Da7usw. 

O«  v-^        L-O  •    •    •    • 

Es  ist  sonderbar,  daß  man  trotz 
der  aufgetauchten  Verstärkungen  für 
Schwarz  noch  nie  auf  die  Idee  ge- 
kommen ist,  statt  dieses  instinktiven 
Zuges  mit  5.  0—0  d7— d6!  (auf  5. . . . 
Sf6  ist  ebenfalls  6.  d4  von  großer 
Nachhaltigkeit),  6.  d2— d4  fortzu- 
fahren, z.  B.: 

a)  6.  .  .  .  ed,  7.  c3!  (auch  7.  Sd4: 
oder  7.  Lb2  kommen  in  Betracht) 

7 de  (nach  7. .  .  .  La5  [bezw. 

Lc5]  kann  mit  8.  cd  [vielleicht  8. 
Db3]  8.  .  .  .  Lb6!  die  wohler- 
wünschte „Normalstellung  des 
Evansgambits"  herbeigeführt  wer- 
den), 8.  Db3  Df6,  9.  Lb5  a5  (auf 
9.  . .  .  La5   würde    10.    Lc6:t  bc, 

11.  Da4  folgen  und  auch  auf  9 

c2  kommt  Weiß  mit  10.  Lcöif  bc, 
11.  Dc2:  Dal:  12.  Lb2  Da2:  13. 
Dc6:t  usw.  in  entscheidenden 
Vorteil),  10.  a3  Lc5,  11.  Sc3:mit 
idealer  Angriffsstellung. 

b)  6. .  . .  Ld7  (um  womöglich  ins 
Sanders  -  Alapin'sche  Verteidi- 
gungssystem einzulenken),  7.  Lb2 
mit  neuartig  interessanten  An- 
griffswegen. 

5 Lb4 — a5 

Ist  wohl  etwas  präziser  als  5. . . .  Lc5 
(worauf  6.  d4 !  ed,  7. 0-0  am  energische- 
sten ist).  Nachteiliger  sind  bekanntlich 
die  anderen  Läuferrückzüge: 


a)  5. . . .  Le7,  6.  Db3!  Sh6,  7.  d4  Sa5, 
8.  Da4  usw.  (nach  La  Bourdonnais 
1836!) 

b)  5.  .  .  .  Ld6  [Mac-Donnel],  6.  d4 
(auch  6.  0—0)  6. . . .  De7,  7.  0-0 
Sf6,  8.  Tel!  nebst  Sb-d2-fl. 

6.      d2— d4!  .... 

Läßt  man  den  widerspenstigen 
Gegner  mit  6.  0 — 0  etwas  zu  Atem 
kommen,  dann  folgt  6.  .  .  .  d6  und 
nun  braucht  Schwarz  auf  7.  d4  nicht 
mehr  mit  7.  ...ed,  8.  cd  Lb6  in  die 
berüchtigte  Normalstellung  des 
Evansgambits  (siehe  unten)  einzu- 
lenken,  sondern   er   kann   entweder 

a)  mit  7.  .  .  .  Ld7  die  Sanders- 
Alapin'sche  Verteidigung  oder 

b)  nach  Lasker's  Rezept  den  Präven- 
tivrückzug 7 Lb6!  antreten,  da 

er  nach  8.  de  (auf  8.  Db3  folgt 
Df6  und  auf  Tschigorin's  8.  a4 
geschieht  Sf6  zum  Vorteil  für 
Schwarz)  8.  .  . .  de,  9.  Dd8:  Sd8: 
10.  Se5:  Le6  unter  Rückgabe  des 
Gambitbauern  mit  besserer  End- 
spielkonfiguration verbleibt. 

Allerdings  nimmt  der  initiativere 
Textzug  die  „kompromitierte"  Gefahr 
in  Kauf  —  nämlich  die  Gefahr,  den 
armen  Gegner  mit  einer  100  km-Ge- 
schwindigkeit  zu  überfahren! 

6 La5— b8 

Dieser  transatlantische  Zug  ist 
allerdings  nur  eine  schlechte  Imi- 
tation des  Lasker'schen  Gedankens, 
auf  die  Behauptung  des  Mehrbauern 
ehestens  zu  verzichten.  Keineswegs 
aber  ist  es  dabei  opportun,  den 
wichtigen  Halt  auf  e5  aufzugeben. 
Alapin  empfahl  im  „Schachfreund" 
1898    behufs    völliger    Entkräftung 

des  weißen  Elans  6 d7 — d6,  z.  B.: 

7.  0—0  Lb6!  8.  de  (in  einer  Partie 
Johner-Fahrni,  Baden  b./V/.  1914, 
geschah  noch  schwächlicher  8.  La3 
ed!  9.  cd  Lg4  mit  schwarzem  Vor- 
teil) 8. ...  de  usw.  wie  oben  oder 
sofort  7.  de  de  (in  Betracht  kommt 


175 


auch  7. .  .  .  De7)  oder  7.  Sg5  Sh6 
oder  7.  Da4  ed,  8.  Lg5  Sge7,  9. 
Sd4:  Dd7!  mit  Vorteil  für  Schwarz 
(Partie  Breyer-Reti,  Baden  bei  Wien 
1914)  oder  endlich  und  auch  wohl 
am  chancenreichsten: 

7.  Db3  Dd7!  (unzureichend  wäre  7. . . . 
De7,  8.  d5  Scl4). 

8.  a4!  (farbloser  geschah  in  einer  Partie 
Spielmann-Salwe,  Wien  1908:  8.  0-0Lb6! 
[droht  Sa5],  9.  Lb5  a6,  10.  La4  La7  nebst 
b5  mit  Überlegenheit  für  Schwarz.  —  Ge- 
rade diese  wegen  der  Drohung  Sa5  sehr 
unangenehme  rückwärtige  Konzentrierung 
soll  der  Vorstoß  8.  a4  verhindern,  da  nun 
auf  8.  .  .  .  Lb6  das  chancenreiche  Opfer  9. 
a5!  Sa5:  10.  Ta5:!  La5:  11.  de  usw.  folgen 
und  auch  8. . . .  Sd4:  wegen  9.  Sd4:  ed,  10. 
0—0  de,  11.  e5!  usw.  wenig  ersprießlich 
sein  würde). 

8.  .  .  .  Sf6  (von  Marco  im  Badener 
Gambitturnierbuch  1914  vorgeschlagen. 
Ahnungsloser  geschah  in  der  dortigen  P. 
Tartakower-Nyholm:  8.  .  .  .  a6,  9.  de  Lb6, 
10.  a5!  Sa5:  11.  Ta5:  La5:  12.  ed  b5?  [Ge- 
boten war  12. ...  cd,  worauf  etwa  13.  0—0 
b5,  14.  Ld5  Lb7,  15.  e5,  z.  B.  15.  .  .  .  de? 
16.  Lb7:  Db7:  17.  Se5:  Sf6,  18.  La3  mit 
vehementem  Angriff  folgen  könnte],  13. 
Ld5  c6,  14.  Se5!  und  Schwarz  gab  auf.) 

9.  0—0  (präziser  als  9.  de  Se4:!  10. 
0—0.  Weiter  setzt  „Collijn"  diese  wichtige 
Variante  nicht  fort,  wir  wollen  es  aber  hier 
versuchen): 

9....0— 0(auf  9.  ...Se4:  folgt  10.  Tel 
und  auf  9.  .  .  .  ed  würde  die  „kompromit- 
tierte" Fortsetzung:  10.  e5!  Se5:  11.  Se5: 
de,  12.  La3  sehr  lästig  werden.) 

10.  de  Se4:  (auch  jetzt  wäre  10.  .  .  . 

Se5:  11.  Se5:  de  oder  auch  sofort  10 de 

wegen  11.  Tdl  nebst  La3  sehr  penibel.) 

11.  La3!  Lb6,  12.  Dc2.  Schwarz  ist 
noch  bei  weitem  nicht  am  Ende  seiner 
Leiden  angelangt.  Neue  Angriffskonjunk- 
turen sind  für  Weiß  im  Werden. 

Außer  der  Alapin'schen  Justament- 
Deckung  6.  .  .  .  d7 — d6  wurde  in 
neuerer  Zeit  vom  tiefsinnigen  Er- 
öffnungsgrübler Leonhardt  die  Riposte 
6 —  b7 — b5  vorgeschlagen,  worauf 
jedoch  nach  Maröczy  7.  Ld5  (nicht 
7.  Lb5:  wegen  7. . . .  Sd4:  8.  Sd4: 
ed,  9.  Dd4:  Sf6  mit  besserer  Stellung 
für  Schwarz)  7. .  . .  ed,  8.  Db3  Df6, 
9.  e5!  (schwächer  geschah  in  einer 
Partie  Breyer-Schlechter,  Baden  bei 


Wien  1914:  9.  0—0  h6!  10.  cd  Sge7, 
wobei  jetzt  statt  11.  e5  die  Fort- 
setzung 11.  Sc3  noch  am  chancen- 
reichsten war)  9.  .  .  .  Dg6,  10.  Sg5 
Se6,  11.  e6!  0—0,  12.  eff  Sf7:  13. 
Sf7:  Tf7:  (13.  .  .  .  TeSf  14.  Le3!), 
14.  0—0  mit  Vorteil  für  Weiß  folgen 
könnte. 

Kehren  wir  nunmehr  von  diesen 
beiden  Abblendungsideen  zur  „guten 
alten"  Fortsetzung:  6.  .  . .  e5Xd4  7. 
0 — 0!  zurück,  worauf  Schwarz  ent- 
weder mit 

I.)  7.  ..  .d6?  8.  Db3  Df6,  9.  e5! 
de,  10.  Tel  (schwächer  geschah  in 
einer  Partie  Tartakower-Johner,  Baden 
b./  W. :  1 0.  La3)  10....  Ld7, 1 1 .  Lg5  usw. 
die  Quälereien  des  „Wallner'schen 
Angriffs"  auskosten;  oder  mit 

11.)  7....Sf6?  8.  La3!  d6,  9.  e5! 
usw.  noch  ärgere  Schikanen  aus- 
stehen; ferner  auch  mit 

111.)  7..,.d3,  8.  Db3  Df6,  9.  e5 
usw.  bezw. 

IV,)  7. . . .  de,  8.  Db3  Df6,  9.  e5 
(nachhaltig   ist   auch    9.    Lg5   Dg6, 

10.  Sc3:)  9....Dg6,    10.   Sc3:  Sge7, 

11.  La3  (nach  Paulsen!  Nach 
Anderssen  ist  11.  Se2  am  besten) 
ll,...Lc3:    (11.... 0—0,    12.    Sd5!), 

12.  Dc3:  0-0   (12....b6,    13.  Ld3), 

13.  Tadl!  Te8,  14.  Tfel  Tb8:  15. 
Ld3  usw.  die  für  Weiß  „kompro- 
mittierte",fürihn  aber  kompr  im  ierte 
Verteidigung  kennen  lernen;  oder 
endlich  mit 

V.)  7....Lb6!  8.  cd(8.  Db3Sa5!) 

8 d6  den  zweifelhaften  Hafen  der 

Normalstellung  des  Evansgambits  er- 
reichen kann. 

In  dieser  „Normalstellung"  ist  entweder 

a)  Anderssen's  Positionskampf  mittels  9. 
d5  Sa5,  10.  Lb2  Se7!  11.  Ld3!  0—0,  12. 
Sc3  Sg6!  13.  Se2!  c5!  14.  Dd2  f6,  15. 
Khl  Se7,  16.  Tacl  Tb8  usw.  oder 

b)  Morphy's  Figurenritt  mittels  9.  Sc3  Sa5! 
(9.  .  .  .  Lg4,  10.  Lb5!  Ld7,  11.  e5!  mit 
Vorteil  für  Weiß),  10.  Lg5  (Dr.  Göring) 
10 —  f6, 1 1 .  Le3  (besonders  von  Maröczy 
in  seinem  „Morphybuch"  anempfohlen. 


176  — 


Es  kommt  übrigens  nach  Bardeleben 
auch  11.  Lh4  Se7!  12.  De2  nebst  Ta  dl 
in  Betracht.  Auf  den  „üblichsten"  Rück- 
zug 11.  Lf4  ist  statt  ll....Sc4:  12.  Da4t 
Dd7,  13.  Dc4:  Df7,  14.  Sd5  usw.  nach 
Dr.  V.  Schmidt  11.  .  .  .  Se7!  12.  Tel  c6, 
13.  Dd3  Lc7,  14.  a4  Sc4:  15.  Dc4:  Sg6 
usw.  [Korrespondenzpartie  Motzko- 
Vidmar,  1910]  zu  empfehlen.)  1 1 . . . .  Se7 
(oder  11.  .  .  .  Sc4:  12.  Da4t  Dd7,  13. 
Dc4:  Df7,  14.  Sd5  Le6,  15.  Da4t  Ld7, 
16.  Dc2!  Tc8,  17.  a4  usw.),  12.  h3  Ld7, 
13.  Lb3  Sb3:  14.  Db3:  Dc8,  15.  a4  Lc6, 
16.  Da3  a5,  17.  Tfcl  usw.  mit  weißem 
Überlegenheitsgefühi!  oder  endlich 
c)  die  altneustrategische  Fortsetzung  9. 
Lb2!  Sge7,  10.  Sg5  (oder  auch  10.  d5 
Sa5  wie  oben  sub  a)  10. . .  .  d5,  11.  ed 
Sa5,  12.  d6  Sc4:  13.  de  Dd5,  14.  Sc3 
Sb2:  (14....Dg5:  15.  Da4tc6,  16.  Dc4: 
mit  weißem  Vorteil),  15.  Sd5:  Sdl:  16. 
Tf  dl :  c6,  17.  Sb6:  ab,  18.  d5!  usw.  sehr 
gut  spielbar  und  keineswegs  als  un- 
brauchbare Waffe  abgetan:  Das 
Evansgambit  ist  und  bleibt  eine 
lebensfähige  Eröffnung! 

7.  d4Xe5  h7— h6 

Im  Steinitz'schen  Barocksinne  ge- 
spielt Mehr  im  Lasker'schen  Ent- 
spannungsgeiste wäre  hier  7.  .  . .  d6 
gewesen.  Ferner  kommt  trotz  der 
anscheinenden  Gefahr  auch  7. .  . . 
Sge7  in  Frage,  um  seine  Figuren- 
entwicklung nach  Tunlichkeit  fort- 
zusetzen. 

8.  Ddl— d5  .... 

Mit  Rücksicht  auf  eine  gewisse 
Verkalkung  seines  „Bauernzentrums" 
ist  es  für  Weiß  keineswegs  leicht, 
den  Offensivgedanken  durchzusetzen, 
so  daß  diese  Partie  ein  ganz  apartes 
Evansgepräge  trägt.  Auf  das  nahe- 
liegende 8,  Db3  würde  8 Sa5,  9. 

Lf7:t  Kf8,  10.  Dd5  Se7!  11,  La3  c5 

(unbequemer  wäre  11 c6,  12.  Dd6 

Kf7:  13,  e6t  nebst  Se5),  12.  Lc5: 
Lc5:  13,  Dc5:  Kf7:  usw.  den  feind- 
lichen Husarenritt  siegreich  ab- 
schlachten. Weiß  muß  daher  auf  Um- 
wegen (Ddl-d5-d3)  zu  einer  lebens- 
fähigen Angriffsformation  zu  gelangen 
trachten,  indem  er  zunächst  die 
schwarze  Dame  aus  ihrem  Gehäuse 
hinaustreibt.   —   Nach    der   ruhigen 


Fortsetzung  8.  La3  Sge7,  9.  0—0 
0—0,  10.  Sb  d2  Te8  nebst  Sg6  würde 
Weiß  dafür  auch  ruhig  zusehen 
müssen,  wie  ihm  die  Führung  der 
Partie  entgleitet. 

8 Dd8— e7 

9.   Lei— a3  De7— e6 

10.  Dd5— d3!  .... 

Verfehlt  wäre  dagegen  10.  Db5 
Dg6,  11.  0-0Sge7  mit  unaufhaltsam 
fortschreitendem  Gesundungsprozeß. 


10 

11.  Sf3Xe5 

12.  f2— f4! 


Sc6Xe5 
De6Xe5 
D  e5— h5 


Mangelhaft  wäre  12.,,,  Df4:  wegen 
13.  Tfl  De3t  14.  De3:  Le3:  15.  Tf7:! 
usw.  — 

Jetzt  tritt  die  weiße  Idee  schon 
viel  deutlicher  zutage:  Es  ist  ihm 
gelungen,  den  verkalkten  Bauer  e5, 
der  sein  eigenes  Spiel  behinderte, 
loszuwerden  und  freie  Zugstraßen 
zu  erhalten.  Immerhin  hat  er  aber 
noch  ein  weiteres  Übel:  die  Unsicher- 
heit seines  Königs  zu   beseitigen. 

13.  Sbl— d2  .... 

Vollendung  der  Entwicklung.  Mit 
13.  e5   Se7!    ebenso   wie    auch   mit 

13.  Dg3   Dg6,    14.   Dg6:   fg   würde 
Weiß  nichts  Rechtes  erreichen. 

13 d7— d6 

14.  Lc4— böf!  ,  ,  .  . 

Auf  etwa  14.  e5  folgt  14,.,.Ld7! 
(14..  ..de,  15.  Sf3!),  15.  ed  0-0-0! 
und  Schwarz  steht  überlegen.  Die 
nachfolgenden  Manöver  von  Weiß 
machen  es  dem  schwarzen  König 
viel  schwieriger,  sich  ins  ruhige 
Privatleben  zurückzuziehen. 


14. 


Lc8— d7 


Auf  14.  ...c6  würde  15.  Dd6:! 
rasch  und  elegant  gewinnen. 

15,  Lb5Xd7t  .... 

Dem  sofortigen  Umklammerungs- 
versuch 1 5.  e5  würde  sich  Schw.  durch 
die  Roulade:  15,, ..0-0-0!  entziehen. 


177 


15 

16.      e4— e5 


Ke8Xd7 
Ta8-e8 


Durchführung  einer  künstlichen 
Rochade.  Trotz  des  unentwickelten 
Königsflügels  beginnt  die  schwarze 
Stellung  vertrauenserweckend  aus- 
zusehen. 

17,  Sd2— f3  .... 

Ein  Angriffs-  und  Verteidigungs- 
zug zugleich:  Er  klopft  an  die  Tür 
des  Gegners  (20.  Se5:)  und  sperrt 
die  eigene  zu  (0-0-0!). 

17 Dh5— g4 

Schwarz  will  unbedingt  noch  etwas 
dreinzureden  haben.  Weiß  deckt  aber 
zunächst  in  aller  Seelenruhe  den  an- 
gegriffenen Pion: 

18,  g2— g3  Kd7— c8 

19,  0-0-0  ,  ,  ,  . 

Unseres  Wissens  ist  es  ein 
Unikum  in  der  Geschichte  des 
Evansgambits,  daß  die  weiße 
Partei  zur  langen  Rochade  gelangt! 
—  Jetzt  droht  Weiß  endlich,  den 
strittigen   Mittelbauern    zu    erobern. 

19 d6Xe5 

Dieses  Losschlagen  wird  durch 
eine  hübsche,  wenn  auch  naheliegende 
Opferkombination  widerlegt.  Bessere 
Verteidigungschancen  bot  hier  sofort 
19.  ....De6, 


20.  Sf3Xe5 


Dg4— e6 


Stellung  nach  dem  20.  Zuge  von  Schw. 


Weiß  verwertet  in  energischer 
Weise  die  dynamischen  Treibkräfte 
seiner  Steine,  —  Ungenügend  wäre 
der  Vorbereitungszug  21.  Thel,   da 

Schwarz  daraufhin  mit  21 Sf6  zur 

vollen  Konsolidierung  seiner  Stellung 
gelangen  würde  (22.  Sg6?Da2:usw.). 


21. 


Lb6— e3t! 


(Selbstredend  nicht  21....De5: 
wegen  22.  Dd7t  nebst  zweizügigem 
Matt,) 

Schwarz  hat  der  Entwicklung  der 
Dinge  im  festen  Vertrauen  auf  dieses 
rettende  Schach  ruhig  zugeschaut, 
Weiß  hat  aber  noch  ein  paar  Züge 
weiter  gerechnet  und  sich  für  seine 
Mühe  ein  standesgemäßes  Honorar 
votiert. 

22,  KCl— b2  .  ,  .  . 

Verfehlt  wäre  22.  De3:  De5:  23. 
Da7:  wegen  De3t  mit  Damentausch. 

22 De6— b6t 

23.  La3— b4!  .... 

Erzwingt  Materialgewinn,  aller- 
dings unter  einer  gewissen  Ver- 
schlechterung der  Stellung.  —  Ganz 
unersprießlich  wäre  dagegen  23.  Kc2 
(oder  Ka2)  Sf6,  24.  Sf7:  Thg8  usw. 


23 

Sg8- 

-f6 

24.  Se5— c4 

Db6- 

-c6 

25.  Sc4Xe3 

Dc6- 

-f3 

26.  Se3— d5 

. 

Durch  die  Figureneroberung  ist 
Weiß  (sonderbarerweise)  in  eine  ge- 
drängte Lage  geraten.  Auch  nach 
26.  Sc2  Dg2  würde  er  mit  allerlei 
Schwierigkeiten  zu  kämpfen  haben. 
Der  Textzug  ist  daher  jedenfalls  unter- 
nehmender, zumal  er  den  Damen- 
tausch erzwingt: 


26 

27,  Kb2— b3 

28.  TdlXd3 


Te8— e2t 
Df3Xd3 
Sf6— e4! 


21 


f4— f5! 


Ein  sehr  lästiges  Springertier.  Es 
droht  (außer  Sf2)  vor  allem  c7— c5 
nebst  b7— b5,  so  daß  Weiß  zunächst 


Dr.  S.        Tartakower:  Die  hypermoderne  Schachpartie. 


-  178 


mit  seinen  Gegenplänen  (Se7f  nebst 
Thel)  innehalten  muß, 

29,  Td3— e3  Se4— d2t 

30.  Kb3— c2  Te2— f2 

31.  Kc2— dl!  .... 

Endlich  ist  der  weiße  König 
einigermaßen  in  Sicherheit. 

31 Sd2— c4 

Die  beste  Gegenchance. 

32.  Te3— e2  Tf2Xe2 

Oder  32....Sb2t  33.  Kel  Sd3t 
34.  Kd2. 

33,  KdlXe2  b7— b6 

Ein  schüchterner  Versuch  den  Lb4 
zu  erobern.   (Es   droht  c7 — c5.   Auf 

34,  Lei  soll  34....Te8  folgen.) 

34.  Ke2— d3  Sc4— b2t 

35.  Kd3— c2  Sb2— c4 

36.  f5— f6!  .... 

Schlägt  eine  Bresche  in  die 
schwarze  Bauernkette  hinein,  wo- 
durch der  Läufer  gerettet  und  das 
materielle  Übergewicht  am  raschesten 
zur  Geltung  gebracht  wird. 

Der  Rest  ist  —  Rast, 


37.  Lb4— e7 


f6— f5 


Auf  Te8  folgt  zunächst  38,  Tel, 


h6— h5 
f7— f6 

Th8— h7 
Sc4— d6 
Th7— f7 
Kc8— d7 
c7— c6 


36. 


g7Xf6 


38.  Thl— el 

39.  Le7— g5 
Es  drohte  Te7. 

40.  Lg5Xf6 

41.  Lf6— g5 

42.  Tel— e5 

43.  Lg5— f4 

44.  Sd5— e3 

45.  c3— c4  .... 
Schade  um  jedes  Ausrufszeichen. 

45 Tf7— f6 

46.  c4— c5  Sd6— b7 

47.  c5Xb6  a7Xb6 

48.  Se3Xf5 

Schwarz  darf  aufgeben.  Da 
jedoch  Mr,  Chajes  (ebenso  übrigens 
wie  sein  Gegner!)  prinzipiell  bis 
zum  „knock-out"  kämpft,  mußte  das 
Trauerspiel  noch  16  Züge  lang  fort- 
gesetzt werden,  —  Es  folgte:  48 

Te6  (erzwungen),  49.  Te6:  Ke6:  50. 
Sg7  Kf6,   51.  Sh5:  Kf5,   52.  h3  Sc5, 

53.  g4  Ke4,  54,  Lc7   (54,  g5?  Kf5) 

54.  .  .  .  b5,  55.  Sf6  Kf3,  56.  g5  Se6, 
57.  g6  Sg7,  58.  Le5  c5,  59.  Sg4  Se6, 
60.  g7  Sg7:  61.  Lg7:  Kg3,  62.  Sf2 
c4,  63.  Le5t  Aufgegeben. 


Englisch. 

(Ponziani) 


Die  englische  Eröffnung  ist  sehr 
zart  und  ist  daher  oft  mit  Kinder- 
krankheiten behaftet.  Die  nach- 
stehende EHtepartie,  auf  deren  nach- 
ziehender Seite  auch  Großmeister 
Aljechin  mitwirkte,  illustriert  in  pracht- 
voller Weise  die  Entwicklungssorgen 
von  Weiß. 


Partie  Nr.  28. 

Korrespondenzkampf  1921. 

Weiß:  Bern.       Schwarz:  Paris. 
Schachklub.    Les  Echecs  du  Palais  Royal. 

1.  e2— e4  e7— e5 

2.  Sgl— f3  Sb8— c6 

3.  c2— c3  .... 

„Glücklicherweise  gibt  es  im 
Schach  auch  bessere  Züge",  meinte 
Großmeister  Vidmar,  als  ich  gegen 
ihn  in  einem  unserer  Wettkämpfe 
diesen  Zug  machte.  —  „Glücklicher- 
weise gibt  es  im  Schach  auch 
schlechtere  Züge",  verbesserte  ich 
seinen  Spruch. 

Jedenfalls  legt  der  Textzug  der 
weißen  Partei  große  Mühseligkeiten 
auf  und  scheint  außerdem  vom 
Künstlerpech  verfolgt  zu  sein:  zur  be- 
absichtigten Zentrumsbildung  (durch 
d4)  kommt  es  kaum,  die  Emanzi- 
pierung der  Dame  (4.  Da4)  bringt 
keine  Früchte,  dafür  aber  rächt  sich 
die  Schutzlosigkeit  des  Bauers  e4 
(mangels  des  Sc3!)  in  bitterer  Weise 
und  Schwarz  gelangt  sehr  rasch  zur 
Gegeninitiative. 


3. 


d7— d5! 


Greift  ins  Volle  hinein.  Unergiebig  ist 
dagegen  für  Schwarz  der  Figurenkampf 
nach  3. . . .  Sg8— f6,  4.  d4  Se4:!  (wenn  4. . . . 
d5  so  5.  ed!  Dd5:  6.  Le2  ed,  7.  cd  usw. 
ins  Göringgambit  einlenkend  und  wenn 
4. . . .  ed,  so  5.  e5  Sd5  [5. . . .  Se4?  6.  De2! 
und  gewinnt],  6.  cd  d6,  7.  Lb5  Ld7,  8.  Db3 
mit  besserer  Stellung  für  Weiß.  —  Auf 
4....d6  ist  5.  Le3Le7  [5....Se4:?  6.  d5 
nebst  Da4t]  6.  d5  SbS,  7.  Sbd2  0-0,  8.  h3 
c6  [Lasker  empfiehlt  8. . . .  Se4:  9.  Se4:  f5, 
10.  Segö  f4],  9.  c4  usw.  [Partie  Bernstein- 
Salwe,  Petersburg  1909]  beachtenswert, 
obwohl  in  einer  P.  Tartakower-L.  Steiner, 
Wien  1923  einfach:  5.  de  de  [5. . . .  Se4:  6. 
Lc4],  6.  Dd8:t  Sd8:  7.  Se5:  Se4:  8.  Ld3 
Sc5,  9.  Lc2  mit  etwas  besseren  Endspiel- 
chancen erfolgte),  5.  döSbS!  (ungenügend 
ist  5. . . .  Lc5,  6.  de  Lf2:t  7.  Ke2  bc,  8.  Da4 
f5,  9.  Sbd2  usw.  In  Betracht  kommt  aber 
auch  5. . . .  Se7),  6.  Ld3  (nachhaltiger  als 
6.  Se5:  Lc5,  7.  Sd3  Lb6!)  6....  Sf6!  (auf 
6 Sc5  geschah  in  der  gediegenen  Haupt- 
turnierpartie Heilmann  -  Löwy,  Nürnberg 
1906:  7.  Se5:  Sd3:t  8.  Sd3:  d6  [oder  auch 
8. . . .  Le7,  9.  0-0  0-0,  10.  Df3  mit  weißem 
Vorteil],  9.  Df3!  Le7,  10.  0-0  0-0,  11.  Le3! 
Sd7,  12.  Ld4!  mit  Vorteil  für  Weiß),  7.  Se5: 
Lc5!  8.  0—0  0—0,  worauf  jetzt  Weiß  mit 
9.  Lf5!  ein  sehr  schönes  Spiel  behält. 

Auch  mit  dem  gambitartigen  Bauern- 
geplänkel 3. . . .  f7— f5  (was  nach  Cordel 
sozusagen  als  automatische  Antwort  auf 
c2— c3  immer  geschehen  darf!)  ist  hier  nach 
4.d4!d6!  5.efLf5:  (5. . . .  e4,  6.  d5!),  6.  Lb5 
usw.  kein  Lorbeerblatt  für  Schwarz  zu 
pflücken. 

4.  Ddl— a4  .... 

Beginn  vom  Ende  des  weißen 
Eheglückes!  Dieser  früher  so  be- 
liebte Amazonen-Ausfall  bedeutet  die 
völlige  Zerrüttung  des  weißen  Haus- 
haltes, wo  die  Bürgerin  viel  lieber 
sitzen  und  kochen  sollte,  statt  auf 
Bälle  auszugehen. 

Zweckmäßiger  ist  4.  Lfl— bo  de!  5. 
Se5:  Dd5  (auf  5. . . .  Dg5  folgt  nunmehr  6. 


12* 


180  — 


Da4  —  In  einer  Matchpartie  Tartakower- 
Vidmar,  Wien  1918,  geschah  5....Ld7, 
worauf  statt  6.  Lc6:  Lc6:  7.  Sc6:  bc,  8.  Da4 
Dd5,  9.  0—0  Sf6,  10.  c4  De6,  11.  d4  ed,  12. 
Ld2  Lc5  usw.  am  einfachsten  und  besten 
6.  Sd7:  Dd7:  7.  d4  [oder  etwa  7.  Dc2  0-0-0, 

8.  0—0 f5,  9.Tdl  nebst  d4]  7. . . .  ed,  8.  Dd3: 
Dd3:  9.  Ld3:  mit  dezimalen  Endspiel- 
chancen folgen  könnte),  6.  Da4  Se7,  7.  f4 
Ld7!   (nach  7. . . .  ef,   8.  Sf3:  Le6   [8....a6! 

9.  Le2!  Sg6,  10.  0-0],  9.0—0  0-0-0,  10.  d4 
Dh5,  11.  c4!  Lg4,  12.  d5  Sf5,  13.  Lf4!  usw. 
verbleibt  Weiß  im  Besitz  eines  wirksamen 
Zentrums),  8.  Sd7 :  Kd7 : 9.  Lc4  (wir  schlagen 
hier  auch  9.  0—0  Sf5,  10.  b4!  [es  drohte 
Lest  nebst  event.  Sg3t  und  Dh5#]  10. . . . 
Ld6,  11.  Sa3  mit  schöner  Angriffsformation 
vor)  9. . . .  Df5  (oder  9. . . .  Dh5,  10.  Le2),  10. 
0—0  (auch  10.  Db3  kommt  in  Betracht. 
„Collijn"  glaubt  es  zwar  durch  10. . . .  Sc8! 

11.  Db7:  Sd6,  12.  Da8:  g5!  zu  widerlegen. 
Weiß  spielt  aber  einfacher  10.  Lf7:  und 
bleibtnach  ll....Sd6  [ll....Df4:?  12.  Deöf 
nebst  De8#],  12.  Ld5  Df4:  13.  d4!  e3,  14. 
Lf3  nebst  0-0  im  Stellungsvorteil)  10. . . . 
Td8,  11.  d4  (gut  ist  auch  11.  Db5  Db5:  12. 
Lb5:  Kc8,   13.  d3!  ed,    14.  Tdl)    11.... ed, 

12.  Ld3  Dcöf  13.  Khl  Kc8  „Schwarz  steht 
etwas  besser",  dekretieren  hier  das  „Läro- 
bock"  und  das  „Handbuch"  —  Warum?  — 
Wir  spielen  z.  B.:  14.  Dc2  und  bleiben  nach 
etwa  14. . . .  Sd5,  15.  b4  Db6,  16.  Sa3  Se3 
(16. . . .  Sdb4:  17.  cb  Sb4:  18.  Lföf)  17.  Le3: 
De3:  18.  Lföf  Kb8,  19.  Sc4  De8,  20.  Tfel 
Se7  (20. . . .  Le7,  21.  b5),  21.  Sa5  b6  (21. . .  . 
Db5, 22.  Te5),  22.  Tabl  usw.  mit  der  weißen 
Stellung  sehr  zufrieden.  (22. . . .  ba,  23.  baf 
Ka8,  24.  Db3  Tb8,  25.  Te7:!  Le7:  26.  Le4t 
c6,  27.  Db8:t!  Db8:  28.  Le6:t  Db7,  29. 
Tb7:  Tc8,  30.  Lf3  und  gewinnt.) 

4 Sg8— f6! 

Mit  dieser  von  Leonhardt  vor- 
gesclilagenen  Neuerung  wird  nach 
der  Ansiclit  des  Bilguer'schen  Nachi- 
trages  die  Unzulänglichkeit  derweißen 
Spielanlage  am  augenscheinlichsten 
dokumentiert.  (Vergl.  aber  unsere 
Anmerkung  zum  7.  Zuge  von  Weiß.) 

Zu  keinen  greifbaren  Resultate  führt 
dagegen  das  in  den  Wettkämpfen  zwischen 
Tschigorin,  Steinitz  und  Gunsberg  aufge- 
tauchte System  4. . . .  f6,  5.  Lb5  Sge7,  6.  ed 
(oder  auch  6.  d3  Le6  mit  gleichem  Spiel) 
6. . . .  Dd5:  7.  d4  Ld7!  8.  Le3  ed,   9.  cd  Se5, 

10.  Sc3Sf3:t  11.  gf  Df5  usw.  mit  etwa 
gleichem  Spiel.  —  Ein  noch  magereres 
Fazit  ergeben  die  älteren  Fortsetzungen 
4. . . .  de,  5.  Se5:  Dd5,  6.  Sc6:  bc,  7.  Lc4  usw. 
bezw.  4. . . .  Dd6,  5.  Lb5  usw.  —  Farben- 


reicher gestaltet  sich  hinwiederum  der 
Kampf  nach  dem  von  Caro  1893  vorge- 
schlagenen Bauernopfer:   4 Ld7,  5.  ed 

Sd4,  6.  Ddl  Sf3:t  7.  Df3:  f5  (energischer 
als  7. . . .  Sf6,  8.  Lc4  Ld6,  9. 0-0  e4, 10.  De2:), 
8.  d4  (wir  halten  auch  hier  8.  Lc4  Ld6,  9. 
d3  für  das  Richtige)  8. . . .  e4,  9.  Ddl  (Barde- 
leben hält  zwar  9.  Dg3  für  besser,  setzt 
aber  darauf  in  der  „Deutschen  Schachztg." 
1923  mit  9. . . .  Sf6,  10.  c4  Ld6,  11.  Dc3!  b6, 
12.  Lg5  0—0,   13.  Sd2  Te8!   14.  0-0-0  Sd5: 

usw.  zugunsten  von  Schwarz  fort)  9 Ld6 

(in  einer  Lokalturnierpartie  Heilmann-Spiel- 
mann, Berlin  1907,  geschah  sehr  geistreich: 
9. . . .  Sf6,  10.  c4  Lb4t  11.  Sc3  0— 0,  12.  Le2 
f4!  13.  Lf4:  Sd5:  14.  Ld2  e3),  10.  c4b6,  11. 
a3  a5,  12.  Sc3  mit  beiderseitigen  Chancen. 

5.  Sf3Xe5  Lf8— dö 
Die  Pointe! 

6.  Se5Xc6  .... 

Weiß  muß  bereits  nach  einer  vor- 
geschriebenen Marschroute  handeln. 

Auf  6.  ed  folgt  6 Le5:  (auch  6.... 

De7  ist  stark),  7.  de  0—0!  mit  großer 
Stellungsüberlegenheit  für  Schwarz. 


d2— d3 


b7Xc5 


Endlich  besinnt  sich  Weiß  daran, 
daß  alle  seine  Leichtfiguren  dem 
letargischen  Schlafe  zu  verfallen  be- 
ginnen. Mit  7.  Dc6:t  Ld7,  8.  Da6 
de  (es  ginge  auch  0 — 0),  9.  Lb5 
0—0,  10.  Ld7:  Dd7:  usw.  würde  er 
nur  den  feindlichen  Entwicklungs- 
vorsprung ganz  ungeheuer  fördern. 

Dagegen  schlagen  wir  hier  7.  d4 
de,  8.  La6  vor,  z.  B.:  8....Ld7,  9. 
Lb7  c5,  10.  Lc6cd,  11.  Ld7:t  Dd7: 
12.  Dd4:  und  die  Wucht  des  Leon- 
hardt'schen  Opferspieles  ist  im  Ab- 
sterben, während  die  eventuellen 
Endspielchancen  für  Weiß  über- 
wiegen. 

7 0—0 

8.       Lei— g5  .... 

Jetzt  gesellt  sich  ein  Eröffnungs- 
übel zum  anderen.  Weiß  muß  noch 
immer  mit  der  heißersehnten  Ent- 
wicklung seines  Königsflügels  inne- 
halten,  da  sonst  z.  B.   8.   Le2  Sg4, 


181 


9.  Lg4:  Lg4:    10.  0—0  Le2   mit  lo- 
gischer Unerbittlichkeit  folgen  könnte. 


8. 


h7— h6 


Schwarz  schüttelt  mit  leichter 
Mühe  und  unter  fortwährendem  An- 
schwellen seines  Figurendruckes  die 
Springerfesselung  ab. 


9.  Lg5Xf6 
10.  Lfl— e2 


Dd8Xf6 


Beginn  eines  halberzwungenen 
Va  banque-Spieles,  worauf  derGegner 
bereitwilligst  eingeht,  so  daß  nach 
zwei  Zügen  Schwarz  statt  Weiß  mit 
einem  Mehrbauer  operiert,  —  Auf 
10.  Dc6:  würde  TbS  unbequem 
folgen,  dagegen  kommt  hier  10.  Sd2 
in  Betracht,  um  den  verlockenden 
Lähmungszug  10. . . .  Lg4  ganz  unbe- 
fangen mit  11.  f3  beantworten  zu 
dürfen,  da  daraufhin  die  Opferkom- 
bination ll.,..Dh4t  12.  g3  Lg3:t 
13.  hg  Dhl:  14.  fg  für  Schw.  nicht 
ersprießlich  wäre. 

Am  besten  würde  auf  10.  Sd2 
ebenfalls  10. ...TbS  mit  allseitigem 
Druck  erfolgen,  doch  gelangt  darauf 
Weiß  nach  Bardeleben's  Ansicht  mit 
(10.  Sd2  TbS),  11.  Dc2  Dg6,  12. 
0-0-0  zur  „theoretischen"  Gleich- 
ziehung der  Spiele.  Praktisch  sieht 
freilich  die  Sache  mit  Rücksicht  auf 
die  offene  b-Linie,  das  schöne  Läufer- 
paar und  den  Entwicklungsvorsprung 
von  Schwarz  keineswegs  beruhigend 
für  die  weiße  Partei  aus. 


10. 


Df6— g5! 


Dieser  nach  links  und  rechts  mit 
Drohungen  verbundene  Zug  erdröhnt 
wie  ein  Machtdiktat  und  scheint  die 
von  Leonhardt  in  seiner  Analyse  vor- 
geschlagene Fortsetzung  (10. . . .  TbS, 
11.  Dc2  de,  12,  de  TeS,  13.  Sd2 
Lf4,  14.  Sc4  Dg6  mit  Wiederer- 
oberung des  Bauern)  an  Spannkraft 
noch  zu  übertreffen. 

11.  Sbl— d2  .... 


Ein  direkter  Fehler  wäre  11.  0^0 
wegen  ll....Lh3,  12.  Lf3  Df4  usw. 


11 

12.  Le2— f3 

13.  0-0-0 


Dg5Xg2 
Dg2— h3 


Wenn  Weiß  mit  seinen  letzten 
Zügen  auf  Kosten  eines  imrnerhin 
zweifelhaften  Bauern  (g2!)  das  Ärgste 
überstanden  zu  haben  glaubte,  so 
irrte  er  gewaltig.  Seine  Qualen  be- 
ginnen erst:  Der  nächstfolgende 
Läuferzug  des  Feindes  greift  bereits 
unbarmherzig  an  sein  Herz. 


13.  . 

14.  Lf3 


-e2 


Ld6- 
Dh3- 


-f4 
h4 


Schwarz  beschäftigt  seinen  Gegner 
ohne  Unterlaß  und  stellt  ihm  gleich- 
zeitig mit  dem  unscheinbaren  Text- 
zuge eine  tückische  Falle. 

15.  Da4— d4 

Nicht  aber  etwa  15.  ed  wegen 
Ld2:t  mit  radioaktivem  Damen- 
gewinn. —  Wie  leicht  ersichtlich, 
würde  Weiß  auch  nach  15.  Dc6:  Df2: 
usw.  nicht  mehr  zu  Atem  kommen 
können. 


15 

16.  KCl— c2 


TfS— eS 


Ein  geistreicher,  jedoch  ungenü- 
gender Abschüttelungsversuch.  Besser 
war  etwa  16.  Thgl  mit  geschlossenen 
Augen  zu  ziehen,  um  den  Gegner 
sich  eventuell  auskombinieren  zu 
lassen. 


16. 


d5Xe4 


Auch  Schwarz  fällt  in  die  sorg- 
sam vorbereitete  Grube  nicht  hinein 
(16.  ...  Ld2:  17.  Td2:  de,  IS.  de 
Te4:?  19.  DdSfKhT,  20.  Ld3!  und 
gewinnt),  sondern  holt  nunmehr  zu 
entscheidenden  Keulenschlägen  aus. 

17.      d3Xe4  .... 

Auf  17.  Se4:  würde  17. ...f5  eine 
Figur  erobern. 


—  182 


Stellung  nach  dem  1 7.  Zuge  von  Weiß. 


17. 


Lc8— f5! 


Es  erscheint  noch  ein  blutrün- 
stiger Kämpe  am  Kriegsschauplatz 
und  bezieht  grinsend  den  günstigsten 
Beobachtungsposten  (auf  g6). 

18.  Dd4— c5  Lf5— g6 

19.  f2— f3  Lf4Xd2 

20.  Kc2Xci2  .... 

Eine  traurige  Notwendigkeit:  Auf 
20.  Td2:  würde  20...,Le4:t!  21.  fe 
De4:t  nebst  Dhl:  folgen. 


Der  arme  König  wird  nun  fürch^ 
terlich  gefoltert. 

20 TaS— dSf 

21.  Kd2— e3  .... 

Auf  21.  Kcl    entscheidet   21 

Df4t  22.  Kc2  Le4:t  23.  fe  De4: 
24.  Ld3  Td3:  usw. 

21 TdSXdl 

22.  Le2Xdl  .... 

Auch  22.  Tdl  :  vermochte  nichts 
mehr  zu  retten. 

22 Lg6Xe4! 

23.  Ke3— d2  Te8— dSf 

24.  Kd2— e2  .... 

Oder   auch    24.   Ke3   Td3t   25. 
Ke2  Df4  mit  baldigem  Matt. 

24 Le4Xf3t! 

Ein  höchst  eleganter  Schluß.  Auf 

25.  Kf3:  führt  25....Td3t  26.  König 
beliebig  De4t  27.  Kf2  Td2t  usw. 
zum  elektrischen  Tode. 

Weiß  gibt  auf. 


Schottisch. 


Dieser  seit  dem  Korrespondenz- 
kampf Edinburgh-London  1824  be- 
sonders beliebt  gewordenen  Er- 
öffnung gebührt  die  hohe  Ehre,  die 
PhiHdor'sche  Bauernpartie  zum  neu- 
zeitlichen Figurenschach  hinüberge- 
leitet zu  haben. 

Partie  Nr.  29. 

Trebitschturnier,  Wien  1920. 

Weiß:  Schwarz: 

Maröczy.  Tartakower. 

1.  e2— e4  e7— e5 

2.  Sgl— f3  Sb8— c6 

3.  d2— d4  .... 

Die  philosophische  Idee  der 
schottischen  Partie  ist  sehr  be- 
achtenswert: Zum  Unterschied  von 
der  spanischen  oder  italienischen, 
wo  Weiß  zunächst  die  beiden  leichten 
Figuren  des  Königsflügels  entwickelt, 
glaubt  hier  der  Anziehende  gleich 
nach  Entwicklung  einer  einzigen 
Figur  zu  den  Sanktionen  übergehen 
zu  dürfen.  Es  ist  daher  aber  auch 
nicht  weiter  verwunderlich,  wenn  eine 
solche  Strategie  in  vielen  Varianten 
zu  einem  frühzeitigen  Aufreiben  des 
wichtigsten    Angriffsmaterials    führt. 

3 e5Xd4 

4.  Sf3Xd4  SgS— f6 

Von  Dr.  E.  v.  Schmidt  in  Moskau 
1865  anempfohlen,  gilt  diese  so- 
fortige Beunruhigung  des  gegne- 
rischen Mittelbauern  für  die  beste 
und  schärfste  Antwort,  obwohl  sie 
bei  ziemlicher  Vereinfachung  des 
Kampfgebildes  eventuelle  Endspiel- 
schwächen in  Kauf  nimmt. 


Da  anderseits  die  Steinitz'sche 
Inspiration:     4. .  . .  Dd8 — h4    wegen 

5.  Sf3!   (unklarer   ist  5.  Sb5  De4:t 

6.  Le2  [6.  Le3!]  Lb4t  7.  Ld2!  Kd8, 
8.  0—0  Ld2:t  9.  Sd2:  Df4  usw.) 
5 De4:t  6.  Le2  (noch  sicherer  ist 

6.  Le3)  6. , . .  d5,  7.  0—0  Le6,  8.  Sc3 
Df5,  9.  Lb5  Sge7,  10.  Lg5!  f6,  11. 
Sd4  usw.  als  abgetan  gelten  darf, 
hat  Schwarz  sonst  nur  eine  brauch- 
bare, gleichzeitig  auch  die  älteste 
Fortsetzung  zur  Verfügung:  4.  . , . 
Lf8 — c5,  wonach  die  Errichtung  einer 
Figureninsel  in  der  Mitte  des  Brettes 
zu  einem  ebenso  lebhaften  wie 
interessanten  Geplänkel  führt: 

4....  Lc5,  5,  Le3  (unergiebig  ist  das 
ältere  System  5.  Sb3  Lb6,  6.  c4  [oder  auch 
sofort  6.  Sc3  Df6]  6. . . .  d6,  7.  Sc3  Df6,  8. 
f4  [verfehlt  ist  das  Bauernopfer  8.  c5  de,  9. 
Sd5  De5]  8. . . .  Sge7  und  die  weiße  Stellung 
beginnt  zu  kränkeln.  —  Überhitzt  wäre 
ferner  5.  Sf5  wegen  d5!  [auch  einfach  Df6 
kann  vorteilhaft  geschehen],  6.  SgTif  Kf8, 

7.  Sh5!  Dh4,  8.  SgS  Sf6,  9.  Le2  Se5!  10.  h3 
Tg8  mit  schwarzem  Vorteil  und  auf  5.  Sc6: 
kann  der  Nachziehende  die  Gelegenheit 
ergreifen,  mit  5. . . .  Df6!  6.  Df3  DfS:  7.  gf 
bc,  8.  Lf4  d6  usw.  endspielartig  auszu- 
gleichen, darf  aber  auch,  wie  in  der  lehr- 
reichen P.  Mieses-Trejbal,Teplitz-Schönau 
1922,  geschah  mit  5. . . .  bc,  6.  Ld3  Se7  das 
Mittelspielgepräge  aufrechterhalten.  Es 
folgte:  7.  De2  [bequemer  war  7.  0—0  0—0, 

8.  Sd2  d5,  9.  DfS]  7. . . .  0-0,  8.  0-0  d5,  9. 
LeS  [gekünstelt.  Nach  9.  Sd2  stünde  Weiß 

noch  immer  ganz  gut.]    9 Lb6,   10.  Sd2 

Sg6  und  Schwarz  gelangte  bald  zum  Über- 
gewicht. 

5. . . .  Df6  (anscheinend  das  Einzige, 
wenn  man  nicht  zum  ungünstigen  General- 
abtausch auf  d4  greifen  will.  Hier  leuchtete 
aber  Laskers  Genie  auf,  indem  er  in  Peters- 
burg 1 909  den  überraschenden  Präventivzug 
5 —  Lb6  erfand.  Als  beste  therapeutische 
Behandlung  dieser  Spielweise  gilt  die  Partie 
Spielmann-Tarrasch,  Breslau  1912:  6.  Sc3! 


184 


0—0  [oder  Partie  Mieses-Fontein,  Scheve- 
ningen  1923:  6. . . . Sge7,  7.  Lc4  0—0,  8.  0-0! 
Se5,  9.  Lb3  mit  Vorteil  für  Weiß],  7.  Le2! 
[farbloser  geschah  in  der  Partie  Mieses- 
Lasker,  Petersburg  1909:  7.  Sd5  nebst 
Doppelabtausch  auf  b6  und  c6]    7. . . .  Sf6, 

8.  Dd2!  Sg4  [ein  häufig  vorkommendes 
Stratagem],  9.  Lg4:  Lg4:  10.  fS  Ld7,  11.  Sd5 
0—0,  12.  0-0-0  mit  überlegener  Schlacht- 
ordnung für  Weiß). 

6.  c3  (der  Märchenritt  6.  Sdbo,  womit 
der  Moskauer  Meister  Blumenfeld  die 
Schachwelt  im  Jahre  1904  überraschte  gilt 
für  widerlegt  durch  6....Le3:  7.  fe  Dh4t 
[Schlechter  empfahl  7. . . .  Dd8,  8.  Sbl— c3 
Sge7],  8.  g3  De4:t  [nach  Bardeleben!  In 
einer  Partie  Spielmann-Rubinstein,  Stock- 
holm 1919,  geschah  vorsichtiger  und  auch 
nicht  schlecht  8. . . .  Dd8,  9.  Dg4  g6!  10.  Df4 
d6,  11.  Lc4  Le6,  12.  Le6:  fe,  13.  0—0  Sge7], 

9.  Sc7:t  [oder  zuerst  9.  Sbl— c3  Dhl:  10. 
Sc7:t  Kd8,  11.  Dd6  SfÖ,  12.  Sa8:  Df3,  13. 
Sc7  De3:]  9. . . .  Kd8,  10.  Sa8:  Sf6!  11.  Dd6 
Dhl:  12.  Sd2  Se8  mit  schwarzem  Vorteil). 

6. . . .  Sge7,  worauf  nun  Weiß,  um 
die  gegnerische  Drohung  d7— d5!  abzu- 
dämpfen, unter  vielen  geistreichen  Fort- 
setzungen zu  wählen  hat,  ohne  freilich 
irgend  einen  besonderen  Vorteil  heraus- 
kristallisieren zu  können: 

a)  L.  Paulsen's  7.  Dd2  (mit  der  nunmehrigen 
Scheindrohung  Sdb5)  7.  . .  d5!  8.  Sdb5 
Le3:9.De3:0—0!  10.  Sd2  (am  sichersten) 
10 de,  11.  Se4:  De5  mit  Ausgleich. 

b)  Blackburne's  7.  Lb5  0-0!  8.  0-0  d6, 
9.  Sc6:  (auch  9.  Lc6:  ist  gut  spielbar) 
9....bc,  10.  Lc5:  cb,  ll.Ld4Dg6  mit 
gleichem  Spiel  (aus  dem  Match  Mieses- 
Tarrasch,  Berlin  1916). 

c)  Zukertort's  7.  Le2  d5!  8.  Lf3  Ld4:  9.  cd 
de,  10.  Le4:  0-0  mit  Ausgleich. 

d)  7.  Lc4  z.  B. :  7. . . .  Se5,  8.  Le2!  d6  (richtig 
ist  8. . . .  Dg6!  9.  0-0  d5!),  9.  f4!  Sc6,  10. 
0-0  mit  Vorteil  für  Weiß. 

e)  7.  f4,  worauf  7 Dg6  die  richtige  Ent- 
gegnung ist.  —  Ferner 

f)  7.  Sd2,  womit  ein  spannendes  Intermezzo 
herbeigeführt  werden  soll.  In  einer  Partie 
Mieses-Spielmann,  Göteborg  1920  folgte 

zwar  darauf  ausweichend:  7 0—0,  8. 

Sc6:  Dc6:  9.  Lc5:  Dc5:  10.  Le2  f5,  11. 
0-0  fe,  12.  Se4:  De5:  13.  Dd4!  mit 
baldigem  Friedensschluß,  doch  scheint 
sich  Schwarz  auf  den  offerierten  Bauern- 
gewinn mittels  7.  ...Sd4:!  (auch  7 

Ld4:  8.  cd  d5!  9.  e5  Dg6  kommt  in  Be- 
tracht), 8.  e5!  Sc2:t  9.  Dc2:  De5:  10. 
Sc4De6,  11.  0-0-0  Le3:  12.  Se3:  Da2: 
13.  De4  De6  usw.  mit  guten  Aussichten 
einlassen  zu  dürfen.  —  Endlich 


g)  Dr.  Philipp  Meitner's  7.  Sc2,  womit  Weiß 
den  Knäuel  im  Zentrum  vielleicht  am 
günstigsten  zur  Entspannungbringt,  z.B. 
Partie  Tartakower-Tarrasch,  Wien  1922: 

7 Le3:  (in  der  Championspartie 

Blackburne-Lasker,  Petersburg  1914, 
wurde  hier  7. . . .  b6  versucht.  Rationeller 
ist  jedenfalls  7. . . .  d6,  obwohl  in  beiden 
Fällen  zunächst  abwartend  8.  Sd2,  später 
aber  eventuell  durch  den  Abtauch  auf 
c5  die  Entvalorisierung  der  schwarzen 
Bauernstellung  geschehen  darf.— Keinen 
Segen  bringt  auch  der  von  Steinitz  emp- 
fohlene Rückzug  7.  ...Lb6  wegen  8. 
Sba3  0—0!  9.  Le2!  mit  starken  Obser- 
vationspunkten  für  Weiß.) 

8.  Se3:  De5  (von  Bardeleben  in 
seinem  Lehrbuche  empfohlen.  Schwä- 
cher geschah  in  einer  Partie  Tartakower- 
Trejbal,  Teplitz  1922:  8. . . .  0—0,  9.  Le2 
[auf  9.  g3  könnte  9. . . .  De5,  10.  Lg2  f5, 
ll.efSfö:  folgen]  9. . . .  d6,  10.0— 0Dh6 
[auch  Dg6  wurde  hier  versucht.  Am 
besten  ist  aber,  wie  Zukertort  1884  spielte 
10 Le6,  worauf  11.0-0  oder  auch 

11.  Sa3  gut  folgen  kann.],  11.  Sd2  Kh8, 

12.  f4  f5  [auf  Le6  würde  nunmehr  13.  Sg4 
vorteilhafterfolgen],  13.  Sd5!  mit  großen 
Terraineroberungen  für  Weiß.) 

9.  Df3!  (auf  9.  Sd2  gelangt  Schw. 
mit9....d5,  10.  Ld3de,  11.  Se4:  Le6! 
zum  Gegenspiel.  Viel  weniger  nachhaltig 
geschah  auch  in  der  Partie  Tartakower- 
Johner,  Teplitz  1922:  9.  Dd3  f5!  10.  ef 
d5,  11.  Le2  usw.) 

9. . . .  0—0,  10.  Lc4  (in  Betracht 
kommtauch  10.  Ld3)  10....  d6,  11.  Sd2 
Le6,  12.  0-0  Dg5,  13.  De2  Sg6,  14.  g3 
Lh3,  15.  Tfel  (es  ist  den  Nachziehenden 
zunächst  gelungen,  den  unangenehmen 
Vorstoß  f2— f4  hintanzuhalten.  Übrigens 
kommt  hier  das  Qualitätsopfer  15.  f4 
sehr  in  Betracht)  15....Sce5,  16.  Sf3 
Sf3:  17.  Df3:  Se5,  18.  De2  Sc4:  und  nun 
konnte  Weiß  statt  19.  f4  Dc5,  20.  Dc4: 
Dc4:  21.Sc4:  mit  gleichem  Spiel,  einfach 
mit  dem  sofortigen  19.  Dc4:  im  Positions- 
vorteil bleiben. 

Jedenfalls  ersehen  wir  aus  obigen 
Varianten,  daß  die  „gute,  alte" 
schottische  Eröffnung  einer  ver- 
feinerten Positionsbehandlung  wohl 
fähig  ist! 

5.  Sd4Xc6!  .... 

Nach  5.  e5!?  Se5:  (in  einer  Partie 
Aljechin-Cohn,  Stockholm  1912,  ge- 
schah ängstlich  5.  ...De7,  6.  f4!  mit 
Vorteil  für  Weiß),  6.  De2  De7,  7.  Sf5 


185 


braucht  sich  Schwarz  mit  der  Zug- 
wiederholung: 7. . . .  De6,  8.  Sd4  De7 
usw.  nicht  zu  begnügen,  sondern 
kann,  wie  in  der  „Deutschen  Schach- 
zeitung" ex  1912  ausgeführt  wurde, 
mit  7....Db4t  8.  Sc3  d6,  9.  Se3 
Le7,  10.  Ld2  Db2:  11.  Tbl  Da3  usw. 
seinen  materiellen  Vorteil  zu  be- 
haupten trachten. 

Weniger  logisch  ist  es  auch,  mit 

5.  Sbl— c3    Lf8— b4t    (energischer 

als  5 Lc5  oder  auch  5 g6)  die 

feindliche  Entwicklung  in  nahe- 
liegender Weise  zu  fördern,  obwohl 
gerade  diese  Spielart  viele  Adepten 
zählte  und  zählt  (Spielmann,  Niem- 
zowitsch  u.  A.).  Es  kann  dann,  und 
zwar  mit Einlenkung  ins  schottische 
Vierspringerspiel  folgen: 

6.  Sc6:    (auf  6.  Lg5  folgt  h6  und  auf 

6.  Lc4  ist  0—0  am  besten.) 

6...bc,  7.  Ld3  (der  Vorstoß  7.  e5 
De7!  ist  für  Schwarz  günstig.  —  Als  beste 
Folge  gegen  7.  Dd4  gilt  7. . . .  De7,  8.  f3  c5! 

9.  Df2!  0-0,  10.  Ld2!  d5,  11.  0-0-0  d4,  12. 
Sbl  Ld2:t  13.  Sd2:  Le6,  14.  Lc4  usw.  mit 
beiderseitigen  Chancen.  Immerhin  birgt 
diese  Variante  manche  Tücken  in  sich.) 

7. ...  d5!  8.  ed  (sehr  wenige  An- 
hänger besitzt  auch  hier  der  Vorstoß  8.  e5 
wegen  8. . . .  Sg4,  9.  0-0  Lc5  [mit  der  Droh- 
ung Dh4],  10.  hS  Se5:  11.  Tel  Df6,  12.  De2 
0-0,  13.  De5:?Df2:t  14.  KhlLh3:!  15.  gh 
Df3t  16.  Kh2  Ld6  und  gewinnt,  obwohl  bei 
dieser  Variante  folgende  Mieses'sche  Ver- 
besserung mit  einem  Tempo  mehr  [Lf8-b4- 
c51  angebracht  erscheint:  10.  Lf4  [statt  10.  h3] 

10.  ...g5,  11.  Ld2!  [die  Pointe.  Auf  11.  Lg3 

wird  der  schwarze  Sturm  nach   11 h5! 

übermächtig.]  ll....Se5:  12.  De2  De7,  13. 
Tael  f6,  14.  Lg5:  usw.  mit  weißem  Vorteil.) 

8 cd,    (der  richtige  Mut  besteht  in 

rechtzeitigen  Zurückweichen  vor  den 
drohenden  Gefahren.  In  Betracht  kommt 
daher  das  Vereinfachungsschach:  8.  ...De7t 
9.  De2!  z.  B.  Partie  Spielmann-Bogoljubow, 
Pistyan  1922:  9.  ...cd,  10.  0— 0  De2:t  11. 
Se2:  c5,  12.  c3  La5,  13.  Lf4  Lb6  usw.  oder 
Partie  Spielmann-Rubinstein,  Teplitz  1922: 
9....Sd5:  10.  De7:t  Ke7:  11.  a3  La5,  12. 
Ld2  usw.  beidemale  mit  gediegenem  Aus- 
gleich.) 

9.  0-0  (mit  9.  Lb5t  Ld7,  10.  Ld7:t 
Dd7:  usw.  bezw.  auch  10.  De2t  De7  sind 
wohl  keine  Siegestrophäen  zu  erringen. 
Das  Schachgeheimnis  kann  und  darf  nicht 
im    automatischen   „Abholzen"  bestehen.) 


9....  0-0,  10.  Lg5  c6  (Stoppt  den 
feindlichen  Anprall,  ohne  sich  weitere 
Schwächen  zu  geben.  Viel  zweischneidiger 
geschah  in  einer  Konsultationsp.  Blumen- 
feld und  Pawlof  gegen  Capablanca,  Moskau 
1913:  10.  ...Lc3:  11.  bc  h6,  12.  Lh4  Te8 
[auf  sofortiges  12. . . .  Dd6  setzt  Weiß  am 
zweckmäßigsten  mit  13.  Dd2  fort],  13.  Del 
Dd6  usw.  „Es  war  die  erste  Schottische 
meines  Lebens,"  sagt  Capablanca  in  seinem 
ausgezeichneten  Buche:  „My  Chess  Career„ 
und  war  ich  daher^über  die  richtige  Ver- 
teidigungsmethode noch  nicht  im  Klaren." 
So  darf  nur  ein  schwacher  Spieler  oder 
aber  —  ein  Weltmeister  reden!  Durch  den 
Abtausch  auf  c3  bringt  sich  Schwarz  jeden- 
falls um  eine  wichtige  Verteidigungsfigur 
und  dazu  noch  um  sein  Läuferpaar,  ohne 
dafür  den  weißen  Figurendruck  bedeutend 
herabzumindern. 

Statt  10 c6  kommt  ferner  auch  die 

von  Dr.  Tarrasch  empfohlene  Deckung 
10. . . .  Le6  in  Betracht,  worauf  aber  der 
Vorstoß  f2-f4-f5  unangenehm  werden 
könnte.  Eine  ruhigere  Folge  auf  10. . . .  Le6 
ist  11.  Df3  Le7  z.  B.  Partie  Euwe-Grünfeld, 
Wien  1921:  12.  Dg3Sh5,  13.  Le7:  De7:  14. 
De5  Sf6,  15.  Tael  c6  mit  Ausgleich  oder 
gar  die  pikante  Gastpartie  Aljechin-Lasker, 
Moskau  1914:  12.  Tfel  h6  [Lasker  fühlt 
sich  unbehaglich  und  will  daher  den  Gegner 

zur  Erklärung  zwingen.  —  Wegen  12 c6 

was  Grünfeld  für  das  Beste  hält,  siehe 
unten],  13.  Lh6:  [statt  dieser  schöngeistigen 
Remiswendung  kommt  übrigens  auch  13. 
Lh4  in  Betracht]  13.... gh,  14.  Te6:  fe,  15. 
Dg3t  Kh8,  16.  Dg6  De8,  17.  Dh6:t  usw. 
mit  ewigem  Schach!) 

Kehren  wir  nun  zu  10. . . .  c6  zurück, 
womit  eine  strategisch  sehr  interessante 
Stellung  entsteht  und  die  Basis  der  beider- 
seitigen Operationen  immer  klarer  vor  die 
Augen  tritt.  Früher  setzte  hier  Weiß  meistens 
mit  11.  Sc3— e2  fort,  worauf  Schwarz  zu 
einer  aktiveren  Verteidigung  übergehend, 
mehrere  Erwiderungen  zur  Verfügung  hatte: 

a)  11 Lg4,    12.  f3    (farbloser  geschah 

in  der  Championspartie  Tschigorin- 
Marshall,  Ostende  1907:  12.  c3Le7l  13. 
Dc2h6,  14.  Lh4  mit  Ausgleich)  12....Lh5, 

13.  Sg3  Lg6  usw.  Partie  Niemzowitsch- 
Fleischmann,  Barm.  „B"  1905. 

b)  ll....Dd6,  12.  c3Lc5,  13.  Lf4  Partie 
Dus-Chotimirsky-Salwe,  Karlsbad  1907. 

c)  11 Lc5   (um  das  event.  Manöver  Sd4 

zu  behindern),  12.  Sg3  h6,   13.  Lf4  Te8, 

14.  h3  Le6,  15.  Df3Ld6,  lö.Tadl  Partie 
Niemzowitsch-Janowski,  Karlsbad  1907. 

d)  11 Te8  (leitet  den  schwarzen  Gegen- 
druck auf  der  e-Linie  l3esonders  gegen 
den  Punkt  e4  ein),  12.  Sd4Dd6,  13:  Lh4 
(farbloser  geschah  in  der  Champions- 


186 


partre  Tschigorin-Schlechter,  Ostende 
1907:  13.  Df3  Se4!  14.  LeS  Dg6!)  13. . . . 
Se4,  14.  c3  Lc5  Partie  Niemzowitsch- 
Teichmann,  Hamburg  1910. 

e)  11. . . .  h6,  12.  Lh4  Te8,  13.  Sd4  Ld7,  14. 
Df3  c5,  15.  Sf5Lf5:  16.  Lf5:  g5,  17.  Lg3 
mit  Vorteil  für  Weiß.  P.  Niemzowitsch- 
Reggio,  Barm.  „B"  1905. 

f)  11....  Ld6  (strebt  einer  Zukunfts- 
diagonale nach),  12.  Dd2!  (in  einer  Partie 
Janowski-Lipke,  Leipzig  1894  geschah: 
12.  Sd4h6,  13.  Lh4g5,  14.  Lg3  mit  etwa 
gleichen  Chancen)  12.  . . .  h6,  13.  Lh6:! 
Lh2:t!  14.  Khl!  Sg4,  15.  Lg5  Dd6,  16. 
Lf4  mit  Ausgleich  (nach  Collijn). 

Schon  die  Tatsache,  daß  Schwarz  unter 
so  vielen  Möglichkeiten  (am  besten  viel- 
leicht 11. .  . .  Te8)  zu  wählen  hat,  stimmt 
nachdenklich.  Eine  viel  engere  Verteidi- 
gungsmarschroute wird  dem  Gegner  mit 
der  neuerdings  bevorzugten  Fortsetzung 
11.  Ddl-f3  (statt  11.  Se2)  angewiesen,  da 
Schwarz  jetzt  volensnolens  zur  Vermeidung 
der  Aufreissung  seines  Königsflügels  (z.  B. : 
11.  Df3  h6,  12.  Lf6:  [mit  12.  Lh6:  gh!  13. 
Dg3t  Kh8,  14.  Df4  ist  nur  ewiges  Schach 
zu  erzielen]  12. . . .  Df6:  13.  Df6:  gf,  14.  Se2! 
nebst  Sf4  mit  weißem  Vorteil)  den  Läufer- 
rückzug 11....  Le7  vornehmen  müßte, 
worauf  Weiß  noch  immer  gewisse  Initiativ- 
chancen behält,  z.B.:  12.  Tfel*)  (behut- 
samer geschah  in  einer  Partie  Bardeleben- 
Janowski,  Barm.  1905,  zunächst:  12.  h3  Le6, 
13.  Se2  mit  Ausgleich)  12. . . .  Le6  (oder 
Partie  Tschigorin-E.  Cohn,  Nürnberg  1906: 
12. . . .  Te8,   13.  h3  Le6,   14.  Se2  Sd7.    Auf 


*)  Auch  12.  Tael  hat  seine  Anhänger, 
wobei  sich  ungefähr  dieselben  Knalleffekte 
ergeben  können.  Vgl.  Partie  Emmrich- 
Wagner,  Frankfurt  a./M.  1923:  12.  Tael 
Tfb8  (in  Betracht  kommt  12.  Tfe8  nebst 

Le6  und  Sd7  oder  auch  sofort  12 Le6, 

was  „Collijn"  mit  etwa  gleichen  Chancen 
empfiehlt),  13.  Sdl  h6  (auf  13....Lg4  kann 
ein  schönes  Damenopfer:  14.  Lf6:!  Lf3:  15. 
Le7 :  nebst  gf  zugunsten  von  Weiß  erfolgen), 
14.  Lh6:  gh,  15.  De3!  (schlecht  wäre  15.  Dg3t 
wegen  Lg4!  16.  h3  Ld6  usw.)  15....Lb4! 
(das  Einzige.  Alles  andere,  z.B.:  15 Te8, 

16.  Dg3t!  bezw.  15. . . .  Le6,   16.  Dh6:  Se4, 

17.  Te4:!  Lg5,  18.  Tg4!!  bezw.  15. . . .  Tb7, 
16.  Dh6:  nebst  f4,  bezw.  15. . . .  Ld6,  16.  Dh6: 
könnte  fürSchwarz  verhängnisvoll  werden), 
16.   Dh6:    (wenn   16.  c3,  so    Sg4  mit  Ab- 

schüttelung  des  Druckes)   16 Lei :   17. 

Dg5t  Kh8,  18.  Tel:  (Weiß  hat  noch  eine 
Weile  Zeit)  18....Sg4!  (auf  18....  Se4  würde 
Weiß  durch  19.  De5t  nebst  Db8:  entschei- 
denden Vorteil  erlangen),  19.  Dh5t  Kg7, 
20.  Dh7t  Kf6,  21.  Dh4t  Kg7,  22.  Dh7t 
Remis  durch  ewiges  Schach. 


12. . . .  h6  aber  kann  ähnlich  wie  in  der  Fuß! 
notenpartie  das  Opfer  13.  Lh6:  gh,  14.  De3- 
mit  der  Doppeldrohung  De7:  und  Dh6: 
mindestens  Remis  erreichen). 

Nun  ist  (ebenso  wie  bei  der  Zugum- 
stellung 10.  Lg5  Le6,  11.  Df3  Le7,  12.  Tfel 
c6)  eine  Stellung  entstanden,  die  mancher 
Theoretiker  für  Schwarz  vorzieht,  so  z.  B. 
Grünfeld  mit  der  Folge  13.  Se2  h6,  14.  Lh4 
Te8  (vielleicht  14. . . .  Lg4),  15.  Sd4  Ld7  — 
doch  scheint  uns  das  weiße  Spiel  nach  etwa 

16.  Sf5  ganz  behaglich  zu  sein. 

Ein  Feuergeist  würde  übrigens  statt 
des  schwerfälligen  13.  Se2  nach  anderen, 
schärferen  Fortsetzungen  fahndend.  Das 
Opferspiel  13.  Te6:  fe,  14.  Dh3  würde  aller- 
dings nach    14 Dd6,   15.   Tel   e5  usw. 

ruhmlos  scheitern  und  auch  das  vehemente 
13.  Te5  nach  etwa  13....Sd7,  14.  Le7:De7:l 
(14. . .  .  Se5:   15.  Lh7:t!  Kh8,  16.  Dh5  Lg4, 

17.  Dh4),  15.  Th5  (oder  15.  Te2  Db4  oder 
auch  15.  Dh3  Lh3:  16.  Te7:  Le6,  17.  Se2 
Tf  c8!)  15. ...  g6, 16.  Dg3  Kh8, 17.  Th4  TabS, 

18.  b3  usw.  keine  greifbaren  Resultate  er- 
geben. Dagegen  ist  13.  Dg3  Sh5,  14.  Le7: 
De7:  15.  De5  Sf6,  16.  Te3!  Tf  e8  (16. . . .  Sg4, 
17.  Dh5!  g6?  18.  Dg4:),  17.  Tg3  usw.  für 
Weiß  sehr  gut  spielbar. 

Da  immerhin  die  schwarzen  Bauern- 
schwächen so  ziemlich  maskiert  und  alle 
schwarzen  Figuren  zweckmäßig  postiert 
sind.  Weiß  dagegen  noch  Mühe  hat,  sich 
wirksame  Zugstraßen  zum  Königsangriff  zu 
öffnen,  sind  die  beiderseitigen  Spielchancen 
als  etwa  ausgeglichen  zu  betrachten,  was 
auch  durch  verschiedene  oben  angeführte 
Zwangsremisen  (nach  dem  Läuferopfer  auf 
h6)  zum  Ausdruck  kommt. 

5 b7Xc6 

6.  Sbl— d2  .... 

Die  normale  Fortsetzung  ist  6.  Ld3d5 
(Schwarz  kann  übrigens  auch  mit  dem  be- 
scheidenen 6. . . .  d6  ganz  gut  sein  Aus- 
kommen finden,  z.  B.  Schlechter-Lasker, 
Nürnberg  1896:  7.  0-0  Sg4,  8.  Le2  Dh4, 
9.  Lg4:  Dg4:  10.  f3  Lc5t  11.  Khl  Dh4  usw. 
mit  Ausgleich),  7.  ed  (bezüglich  des  von 
Mieses  bevorzugten  Vorstoßes  7.  e5  siehe 
nächste  Partie.    —  Auf  7.  Sd2  folgt  aber 

7 Lc5!  zum  Vorteil  von  Schwarz.  —  Zum 

Ausgleich  der  Kräfte  führt  hingegen  7.  De2 
de  [auch  7. . . .  Le7  ist  spielbar.  Collijn  emp- 
fiehlt übrigens  7. . . .  Lb4 f  8.  c3  de],  8.  Le4: 
Se4:  9.  De4:tDe7,  10.  De7:tLe7:  11.0-0 
0—0  und  die  beiden  Gladiatoren  liegen 
durch  mehrfaches  Blutvergießen  voll- 
kommen erschöpft  auf  der  Matte)  7 —  cd, 
8.  Lb5t  (oder  einfacher  8.  0—0  Le7,  9.  Sc3 
0—0,  10.  Lg5  c6  mit  gleichem  Spiel)  8. . . . 
Ld7,  9.  Ld7:t  Dd7:  (dieses  ganze  mit  dem 


187 


sonderbaren  Tempoverlust  Lfl-dS-böf  ver- 
bundene Abwicklungssystem  wurde  von 
Steinitz  mit  Rücksicht  auf  die  schwarzen 
Endspielschwächen  a7  und  c7  empfohlen, 
während  Dr.  Tarrasch  darüber  mit  Rück- 
sicht auf  das  freiere  Figurenspiel  von  Schw. 
abfälliger  Meinung  ist),  10.  0— 0  Le7!  11. 
Sd2  (oder  nach  Steinitz  11.  Lg5  0— ü,  12.  c4 
d4,  13.  Dd3)  11....  0—0.  Die  Folge  kann 
nun  sein: 

a)  XII.  Matchpartie  Mieses-Tarrasch,  Berlin 
1916:  12.  b3  (Mason's  Entwicklungs- 
system) 12 Tfe8    (in  einer  Matchp. 

Tartakower-Spielmann,  Wien  1913,  ge- 
schah 12. ...  d4,  13.  Sf3  c5,  14.  Dd3  Sd5, 
15.  Ld2  Lf6,  16.  Tadl  Tfd8,  17.  Tfel 
Dc7,  18.  Lg5!  mit  Vorteil  für  Weiß),  13. 
Lb2  Df5  (in  einer  Gastpartie  Tartakower- 

Capablanca,  Wien  1914  geschah  13 

Tad8,  14.Sf3Se4,  15.  Dd3Lc5,  16.  Tadl 
Te6,  17.  c4Td6,  18.  Tdel!  f5  [18.... 
Tg6,  19.  Ld4!],  19.  Ld4  Ld4:  20.  Sd4: 
Df7  worauf  jetzt  Weiß  statt  21.  Sb5 
Td6-d7!  usw.  mit  21.  Sf5:!  Df5:  22.  cd 
einen  gesunden  Bauern  erobern  konnte), 
14.  Sf3  c5,  15.  Dd2  Se4,  16.  Dd3  Tad8 
woraufhin  statt  17.  Sd2  am  zweck- 
mäßigsten 17.  Tadl  nebst  event.  c2— c4 
geschehen  sollte.  — 

b)  Partie  Maröczy-Janowski,  London  1899: 
12.  Sf3Tfe8,  13.  b3  Se4,  14.  Lb2  Ld6 
[besser  Lf6],  15.  Dd4!  Lf8,  16.  Tadl  c6, 
17.  c4  Tad8,  18.  cd  cd,  19.  Tel  Tc8,  20. 
Se5  mit  weißem  Vorteil. 

c)  111.  Matchpartie  Tartakower-Reti,  Wien 
1920:   12.  Sb3  (von  Steinitz  bevorzugt) 

12 c5    (in  einer  Partie  Golomayo- 

Mackenzie,  New -York  1889,  geschah 
12. . . .  Tf  e8),  13.  Lg5  Tab8  (13. . . .  Tac8, 
14.  Df3),  14.  Tab  1  Tb6,  15.  c4  (15.  Df3 
Se4)  15. . . .  Tf  d8!  nebst  Figurenmassaker 
(auf  f6  und  d5)  und  Ausgleich.  — 

Der  ungewöhnliche,  etwas  ge- 
künstelt aussehende  Textzug  hat  nun 
zur  Hauptidee,  auf  die  naheliegende 

Antwort  6 d5   mit  7.   ed  cd,  8. 

Lböf!  Ld7,  9.  LdTifOdY:  10.0—0 
usw.  in  das  ebenerwähnte  Steinitz'sche 
System  mit  einem  Tempo  mehr 
einzulenken. 

Zur  Klärung  der  langen  Frage,  ob  hier 
auch  der  Vorstoß  6.  e5  zulässig  sei,  hat 
insbesondere  der  feurige  Mieses  (zuletzt  in 
seinem  Wettkampf  gegen  Tarrasch,  Berlin 
1916)  in  dankenswerterweise  beigetragen. 
In  der  X.  Wettpartie  folgte: 

6.  e5  De7!  7.  De2  Sd5,  8.  Sd2!  (dieser 
Zug  eines  Berliner  Spielers  Dr.  Thalheim 
ist  viel  nachhaltiger  als  8.  b3  a5!  oder  8.  c4 


La6, 9.  f4  Db4t!  10.  Kdl  Lc5!  mit  schwarzem 
Vorteil)  8. . . .  Lb7!  (am  besten.  Schwächer 
geschah  in  der  IV.  Wettpartie:  8....Sf4,  9. 
Se3  Sg6  [9. . . .  Se6, 10.  Le2],  10.  f4  f6,  worauf 
jetzt  statt  11.  Ld3  am  schärfsten  11.  Sf3! 
wäre.  —  Auch  andere  Fortsetzungen  wie 
8. . . .  Sb4,  9.  Sf3  bezw.  8. . . .  d6, 9.  Sc4!  bezw. 
8. . . .  f6,  9.  Sf3  d6,  10.  ed  bezw.  endlich  8. . . . 
a5,  9.  c4  La6,  10.  De4  usw.  sind  für  Weiß 
ganz  günstig),  9.  Sb3  0-0-0!  (am  schärfsten. 
Schwächlich  geschah  in  der  VIII.  Wettpartie 
9....f6,  10.ef!De2:t  11.  Le2:Sf6:  12.0-0 
mit  besserem  Endspiel  für  Weiß),  10.  c4! 
Sb6,  11.  Ld2  Te8,  12.  f4f6,  13.  a4!  La6!  14. 
De4  Df7!   15.  c5  Lfl:   16.  cb  Db3:   [besser 

wäre  laut  Bilguer'schen  Nachtrages  16 

ab],  17.  ba  mit  Chancen.  — 

6 Lf8— c5 

Mit  dieser  starken  Entgegnung 
übernimmt  Schwarz  die  augenblick- 
liche Führung  der  Partie,  so  daß 
Weiß  nur  in  weiterer  Ferne  (nach 
erfolgter  Befreiung  vom  Druck  und 
event.  Vertreibung  des  Lc5  durch 
Sb3)  die  Aussicht  hat,  seine  Trümpfe 
auszuspielen. 

Bei  weitem  farbloser  wäre  hier  der 
schablonenhafte  Gegenstoß  6. . . .  d5,  worauf 
Weiß,  wie  bereits  angedeutet,  mit  7.  ed  cd, 
8.  Lb5t!  Ld7,  9.  Ld7:t  Dd7:  10.  0-0  Le7 
in  das  oben  ausgeführte  Steinitz'sche  Ab- 
wicklungssystem mit  einem  Tempo  mehr 
(da  das  Manöver  Lfl-d3-b5t  abgesperrt 
wurde)  einlenkt.  Es  kann  dann  folgen: 

11.  Sf3  (auch  11.  Sb3  oder  11.  b3  sind 
wohl  spielbar)  11....  0—0,  12.  Lg5  (noch 
nachhaltiger  dürfte  12.  b3  sein)  12....Te8 
(oder  Partie  Tartakower-Yates,  London 
1922:  12.  ...Tab8,  13.  b3,  bezw.  Partie 
Tartakower  -  Möller,  Kopenhagen  1923: 
12.  ...h6,  13.  Lh4Tab8,  14.  b3  Tfe8,  15. 
Tel  Lb4  [auch  15. . . .  c5  kommt  in  Betracht], 
16.  Te8:t  Se8:  17.  c4  c6,  18.  cd  cd,  19.  Dd4 
a5,  20.  Tdl  Tc8,  21.  h3  Tc2,  22.  Se5  Df5, 
23.  Dd5:  Ta2:  24.  g4  Df4,  25.  Lg3  Df6,  26. 
Da8  De6,  27.  Td8  aufgegeben),  13.  Tel  c6 
(13....Se4?  14.  Te4:),  14.  Dd3  Db7,  15.  Sd4 
h6,  16.  Lh4  g5,  17.  Lg3  Se4  (Partie  Tarta- 
kower-Wolf,Teplitz-Schönau  1922),  worauf 
jetzt  statt  des  verwickelnden  18.  Sf5  auch 
die  solide  Verstärkung  des  Druckes  durch 
18.  Db3  in  Betracht  kommt. 

7.  Lfl— d3  .... 

Statt  dieses  Ruhezuges  wurde  in 
der  Mährisch-Ostrauer  Partie  Tarta- 
kower-Rubinstein  ein  zweischneidiges 
Verfahren  eingeleitet,  um  die  feind- 
liche Gegeninitiative  zu  unterbinden: 


-  188 


7.  e5  De7!  (jetzt,  nachdem  der 
Lf8  bereits  entwickelt  ist,  scheint  die 
ganze  Spielweise  für  Schwarz  sehr 
günstig  zu  sein,  doch  baut  Weiß 
seinen  Plan  auf  gewisse  Hemmungen 
des  schwarzen  Spieles.  —  Vergl. 
unseren  Artikel:  „Die  Lehre  von  den 
Schwächen"),   8.   De2   Sd5,   9.  Sb3 

0 — 0!  (Verfehlt  wäre  9 Lb6  wegen 

10.  Ld2!  Lb7,    11.  0-0-0   0-0-0,    12. 
c4  La6,  13.  Del !  mit  Springergewinn), 
10.  Ld2  a5!  11.0-0-0  usw.  mit  ver- 
steckten Chancen. 
7 0—0 

Im  wütenden  Remiskampf  Tarta- 
kower-Teichmann,     Karlsbad    1923, 

geschah  sofort  7 d5,  8.  ed,  (richtig 

ist  8.  0—0)  8....De7t!!!  9.  De2 
mit  behördlich  konzessioniertem  17- 
zügigen  Friedensschluß. 


8.  0- 

9.  Ddl 


-0 


d7— d5! 


-f3 


Diese  vorzeitige  Damenentwick- 
lung bezweckt  die  völlige  Mobili- 
sierung der  Streitkräfte,  hat  aber 
auch  ihre  Schattenseiten,  die  sich 
in    dieser    Partie    bitterlich    rächen. 

Wenn  zunächst  9.  h3,  so  verstärkt 
Schwarz  seinen  Druck  im  Zentrum 
durch  9....Te8,   10.  Df3,  Sd7!  usw. 

Am  besten  soll  daher  die  so- 
fortige Entspannung  im  Zentrum  ver- 
sucht werden:  9.  ed.  In  einer  Lokal- 
turnierpartie Tartakower-Reti,  Wien 
1 920,  folgte  darauf:  9. . . .  cd  (9. . . .  Lg4, 

10.  Le2),  10.  Sb3  Lg4,    11.  Del   (in 
Betracht  kommt  auch    das  einfache 

11.  Le2)    ll....Te8,    12..  Dc3   Lb6, 
13.  Lg5  mit  Befreiung. 

9 Sf6— g4! 

Jetzt  wird  der  Druck  von  Schw. 
immer  fühlbarer. 

10.       h2— h3  .... 

In  einer  Partie  Tartakower-Eg. 
Jacobsen,  Kopenhagen  1923,  ver- 
suchte Weiß  zunächst  den  Zauber- 
bann im  Zentrum  mit  10.  ed  zu 
brechen,  da  darauf  10....Se5?  wegen 


11.  Lh7:f!  ein  Fehler  wäre  und  er 
auch  nach  10 cd,  11.  h3  im  Vor- 
teil bleiben  würde.   Schwarz  leitete 

aber   auf    10.    ed    mit    10 Dd6! 

(präziser  als  10 Dh4,  worauf  11. 

h3  Se5,  12.  De4  folgen  könnte), 
11.  Dg3  (erzwungen,  da  auf  11.  g3 
nunmehr  ll....Se5  [11.. .  .Dh6?  12. 
Dg2  mit  der  Drohung  Se4]  mit 
schönem  Spiel  für  Schwarz  folgen 
würde)  ll....Dg3:  12.  hg  cd  ins 
Endspielstadium  hinüber,  das  nach 
13.  Sb3  Lb6,    14.   Lf4   Le6!    (in  der 

Partie  geschah  schwächer  14 Ld7, 

15.  c4!  mit  Vorteil  für  Weiß)  für 
Schwarz  mindestens  gleich  steht. 

10 Sg4— e5 

11.  Df3— e2  Tf8— e8 
Schwarz  läßt  nicht  locker. 

12.  e4Xd5  c6Xci5 

Auch  nach  dieser  endlich  er- 
folgten Entspannung  im  Zentrum 
wird  die  Lage  von  Weiß  nicht  leichter, 
da  alle  schwarzen  Figuren  auf  ihren 
Posten  mit  Drohungen  arbeiten  und 
auch  der  restierende  Zentralbauer 
festen  Druck  ausübt. 


13.  Sd2— b3 

Lc5— d6 

14.      f2— f4 

Se5Xd3 

15.  De2Xcl3 

a7— a5! 

Ein  trotz  seiner  Unscheinbarkeit 
sehr  elegantes  Bauernopfer.  Schwarz 
hat  zwar  nur  wenige,  dafür  aber  sehr 
wirksame  Mittel  zur  Verfügung.  Das 
zu  gewinnende  Tempo  ist  wohl  den 
Bd5  wert,  um  den  unentwickelten 
Damenflügel  des  Gegners  im  Zaume 
zu  halten. 
16.  Dd3Xd5  .... 

Auch  ohne  diesen  Bauernraub 
hätte  Weiß  angesichts  verschiedener 
gegnerischer  Drohungen  (La6  mit 
Qualitätsgewinn;  a5 — a4  mit  Zurück- 
drängen des  Springers  usw.)  mit 
großen  Schwierigkeiten  zu  kämpfen. 

Die  Pointen  des  Bauernopfers 
kommen  übrigens  nur  allmählich 
zum  Vorschein. 


189 


16 Lc8— a6 

17.  c2— c4  .... 

Erzwungen,  denn  auf  17.  Tdl 
folgt  17. . . .  c6!  (droht  eventuell  Lcöf 
nebst  Ddl:!),  18.  Dd4  (auf  18.  Dd6: 
entscheidet    Telf    nebst    Tdl:    auf 

18.  Df3  gewinnt  Le2  und  auf  18. 
Dd2  folgt  Te2)  18....Lc5!  19.  Sc5: 
Telf  nebst  Tdl: 

Auch  mit  17.  Te3  vermochte  Weiß 
die  Wucht  der  feindlichen  Offensive 
nicht  abzuschütteln. 


17. 


a5 — a4 


Dieses  Bäuerlein  besitzt  offenbar 
Quecksilberkraft. 

18.  Sb3— c5  .... 

Weiß  hofft  noch  immerhin  zur 
Vereinfachung  der  Stellung  durch 
Figurenabtausch  zu  gelangen,  wird 
aber  durch  fortwährende  Sticheleien 
daran  gehindert. 

Auf  18.  Sd2  (oder  auch  18.  Sd4) 
würde  Schwarz  wenn  nichts  anderes 
so  zum  mindesten  seinen  Bauern 
(durch  Lb4)  mit  überlegenem  Spiel 
zurückgewinnen. 

Stellung  nach  dem  18.  Zuge  von  Weiß. 


Schwarz  führt  mit  unscheinbaren 
Mitteln  die  Entscheidung  herbei. 

18 c7— c6! 

Dieses  zweite  Bauernopfer  ist 
eine  logische  Ergänzung  des  ersten. 
Das  Feinste  im  Schach  sind  doch 
die  Bauernzüge. 

19.  Dd5Xc6  .... 


Auf  19.  Dd4  gewinnt  Schwarz 
mit  19.  .  .  .  Db6  (nachhaltiger  als 
19....Df6,  20.  Le3!),  20.  Sb3  Dd4: 
21.  Sd4:  Lc5  usw. 

19.  ....  Ta8— c8 

20.  Dc6Xa6  LdöXcSf 

Trotz  des  stark  reduzierten  Figuren- 
materials befindet  sich  der  weiße 
König  in  einer  trostlosen  Lage. 

21.  Kgl— h2  Dd8— d3! 

22.  Tfl— f3  .... 

Auf  22.Th  1  würde  Lf2  entscheiden. 

22 Dd3— dl 

Droht   Dgl  t   nebst  Del  f  usw. 

23.  Da6— a5  Tc8— c6 

„Der  Verderber  naht",  würde  der 
kleine  Dufresne  sagen.  Der  Textzug 
ist  präziser  als  Tel. 

24.  Da5— d2  Ddl— gif 

Weiß  gibt  auf,  da  auf  25.  Kg3 
Tg6t  26.  Kh4  einfach  26.  ...Tg2: 
mit  der  Hauptdrohung  Le7t  28.  Kh5 
g6,  29.  Kh6  Lf8#  zu  schnellem 
Untergang  führt. 

Eine  trotz  ihrer  Kürze  durch 
pikanteWendungen  auffallende 
Partie. 

CEID 

Der  Leipziger  Meister  Mieses  ist 
Maschinenstürmer  im  Schach! 

Partie  Nr.  30. 

(Mittelgambit    in     die     Schottische 
Partie  übergehend.) 

Osterturnier  zu  Liverpool,  1923. 

Weiß:  Schwarz: 

Mieses.  Thomas, 

1.  e2— e4  e7— e5 

2.  d2— d4  e5Xd4 

3.  Sgl— fS  .... 

Nach  den  Erfahrungen  des  Badener 
Gambitturniers  1914  wird  das  nor- 


190 


dische  Gambit  nur  durch  dessen 
rücksichtslose    Annahme    widerlegt: 

3.  c2— c3  (gut  bürgerlich  ist  3.  Dd4:) 
3. . . .  d4Xc3  (zum  schlechten  Ausgleich 
führt  das  Mittelgambit:  3....d5,  4.  ed  Dd5: 
5.  cd  Sc6!  6.  Sf3  Lg4,  7.  Le2  Sf6,  8.  Sc3 
Da5!  [ungünstiger  ist  8. . . .  Lb4,  9.  0-0  Dd7, 
10.  h3!  Lh5,  11.  d5  Lf3:  12.  Lf3:  Se5,  13. 
Lf4  Sf3:t  14.  Df3:  usw.],  9.  Le3  Ld6,  10. 
0—0  0—0,  11.  Db3  usw.  mit  mobilem 
Zentralbauer,  bezw.  3. . . .  De7,  4.  cd!  De4:t 

5.  Le2  Dg2:  6.  Lf3  Dg6,  7.  Se2  und  Weiß 
beherrscht  das  Schlachtfeld). 

4.  Lfl-c4  c3Xt>2  (unbequem  für  Schw- 
ist  4. . . .  Sf6,  5.  Sc3  Sc6,  6.  Sge2!  Lc5,  7- 
0-0  d6,  8.  Lg5  usw.  bezw.  4. . . .  Lb4,  5.  bc 
Df6,  6.  Sge2  bezw.  auch  4. . . .  d6,  5.  Sc3: 
Le6,  6.  Le6:  fe,  7.  Dh5  g6,  8.  Db5  usw. 
Dagegen  kann  auch  sofort  der  Schlechter- 

sche  Zug  4 d7— d5,  5.  Ld5:  [bezw.  5.  ed] 

5. . . .  cb,  6.  Lb2:  Sf6!  mit  Einlenkung  in  die 
unten  angegebene  Variante  erfolgen.) 

5.  LclXb2  d7— d5!  (von  Schlechter  in 
der  „Deutschen  Schachzeitung"  1914  an- 
empfohlen und  im  Badener  Gambitturnier 
mit  100%-igen  Erfolg  angewandt.  —  Auf 
5 d6  folgt  am  schärfsten  6.  f4!  [in  Be- 
tracht kommt  auch  6.  Sf3,  ungenügend  ist 
aber  6.  Se2,  wie  in  der  P.  Mieses-Maröczy, 
Monte  Carlo  1903,  klassisch  dargelegt 
wurde]  6. . . .  Sd7,  7.  Sf3  Sc5,  8.  Sg5  Sh6,  9. 
0—0  mit  weißem  Vorteil.  —   Ungemütlich 

für  Schwarz  ist  auch  5 Sf6,    6.  Sc3  Sc6, 

7.  Sf3  Lb4,  8.  Dc2  usw.    bezw.    5. . . .  Lb4t 

6.  Sc3  Sc6,  7.  Sf3  d6,  8.  Db3  Sh6,  9.  0-0-0 
bezw.  auch  die  Tschigorin'sche  Verteidi- 
gung: 5.  ...De7.  6.  Sc3  c6,  7.  Dc2  d6,  8. 
0-0-0  Le6  wegen  9.  Sd5!  usw.) 

6.  e4Xd5!  (schwächer  geschah  in  einer 
Partie  Nyholm-Tartakower,    Baden  b.  W. 

6.  Ld5:  worauf  Schw.  nach  dem  Schlechter- 
schen  Rezept  durch  6.  ...Sf6!  7.  Lf7:t 
[oder   Partie   Nyholm-Reti,  Baden  b./W.: 

7.  Sf3?  Lb4t!  8.  Kf  1 !  0-0!  mit  erdrückender 
Gegeninitiative]  7. . . .  Kf7:  8.  Dd8:  Lb4t  9. 
Dd2Ld2:t  10.Sd2:  The8!  Il.f3c5!  [11.... 
Sc6,  12.  Tel!]  und  wenn  nun  12.  Sc4,  so 
12. . . .  Ted8,  13.  e5  Se8!  usw.  in  Vorteil 
kommt.) 

6. . . .  Sg8— f6,  7.  Sbl— c3  (von  Mieses 
in  einer  Spezialbroschüre  1920  als  das  Beste 
angegeben  mit  der  Tendenz,  zur  langen 
Rochade  zu  gelangen.  Minderwertig  ge- 
schah dagegen  in  der  Badener  Partie 
Opocensky-Reti:  7.  Sf3  Ld6,  8.  0—00—0,  9. 
Sc3  Lg4  mit  genügend  gesicherter  Stellung 
für  Schwarz.) 

7.  ...Lf8— d6  (oder  Partie  Nyholm- 
Spielmann,  Baden  b./W.:  7. . . .  Sbd7,  8.  Sf3 
Lb4,  9.  0-0  0—0,  worauf  jetzt  statt  10.  Dd3 


Sb6,  ll.Tadl  Lf5!  usw.  die  Fortsetzung 
10.  Db3  viel  chancenreicher  wäre.) 

8.  Ddl— c2  Dd8— e7t!    (Mieses  setzt 

in  seiner  Analyse  nur  mit  8 0—0,  9. 0-0-0 

fort  und  die  Stellung  bleibt  dann  allerdings 
trüb  genug,  um  darin  fischen  zu  können.) 

9.Sgl— e2  0-0  und  wenn  jetzt  10.  0-0-0, 
so  10 Ld6— a3  mit  grausamer  Vernich- 
tung der  Angriffsperspektiven  von  Weiß.  — 
Hiemit  dürfte  der  „nordische  Knoten"  ge- 
löst sein. 

3 Sb8— c6 

Daß  Schwarz  hier  dem  schottischen 
Schotterwege  günstig  ausweichen  kann, 
hat  Aljechin  in  seiner  Haager  Partie  gegen 
Mieses  1921  durch  die  Neuerung  3. . . .  Lc5 
bewiesen  und  später  in  „Kagans  Neuesten 
Schachnachrichten"  ex  1922  genau  ausge- 
führt. Allerdings  kommt  für  Weiß  auf  3 

Lc5  unter  anderem  die  Fortsetzung  4.  Lc4 
(schwächer  geschah  in  der  vorerwähnten 
Partie  Mieses-Aljechin:  4.  Sd4:  Sf6!  5.  Lg5 
h6!  6.  Lf6:  Df6:  7.  c3  Sc6,  8.  Sf3  0-0  und 
Schwarz  ist  bereits  im  Vorteil)  4. . . .  d5!  5. 
ed  De7t  6.  Kfl  (in  seiner  Analyse  berück- 
sichtigt Aljechin  nur  6.  Kd2?  sowie  6.  Le2 

mit  guten  Gegenchancen  für  Schwarz)  6 

Lg4  (anders  ist  Bauer  d4  kaum  zu  decken), 
7.  Dd3!  in  Betracht,  z.  B.:  7. . .  .Sd7,  8.  Lf4 
0-0-0,  9.  Sbd2  Sb6,  10.  Tel  und  Weiß  ist 
stark  am  Ruder. 

4.  Sf3Xd4  .... 

Daßein  feuriger  Angriffsspieler  wie 
Miesessich  nie  auf  das  Schottische 
Gambit  (mit  4.  Lc4)  bezw.  Göring- 
Gambit  (mit  4.  c3)  einläßt,  zeigt 
wohl,  daß  diese  in  den  früheren 
Dezennien  so  beliebt  gewesenen  Fort- 
setzungen   heutzutage  abgetan  sind. 

Immerhin  bietetinsbesonderenach 
den  Ergebnissen  des  Badener  Gambit- 
turniers 1914  das  reine  schottische 
Gambit: 

4.  Lc4   Lc5!     (mit   4 Sf6    würde 

Schwarz  den  gefährlichen  Max  Länge- 
Angriff  heraufbeschwören.  —  Ungünstig  ist 
ferner  4. . . .  Lb4t  5.  c3  de,  6.  0—0!  d6  [oder 
6. . . .  Df6,  7.  e5  cb,  8.  Lb2:  Dg6,  9.  Ld3  usw. 
bezw.  das  „kompromittierte  schot- 
tische Gambit":  6. . . .  cb,  7.  Lb2:  Sf6,  8.  Sg5 
0—0,  9.  e5  d5,  10.  ef  de,  1 1 .  Dh5  h6,  12.  Se4 
usw.  zum  Vorteil  für  Weiß],  7.  a3  Lc5,  8. 
b4  c2,  9.  Dc2:  Lb6,  10.  Db3  De7,  11.  Sc3 
Le6,  12.  Sd5  Ld5:  13.  ed!  und  Weiß  be- 
herrscht das  Brett.) 

5.  c3  (die  Widerlegung  von  5.  Sg5 
Sh6,  6.  Sf7:  Sf7:  7.  Lf7:t  Kf7:  8.  DhSf  g6, 


191 


9.  Dc5:  besteht  im  Gegenstoß  9 —  d5!  wie 
bereits  Schumoff  im  Jahre  1850  nachge- 
wiesen hat.  —  Es  kann  aber  auch  5.  0—0 
de,  6.  c3  [nachteilig  6.  Lg5  Sge7,  7.  c3  Lg4, 

8,  Lb5  de,  9.  Sc3: 0-0  usw.]  6. . . .  Sf6,  7.  cd 
Lb6  usw.  mit  Einlenkung  in  die  italienische 
Partie  geschehen.) 

5. . . .  de  (am  sichersten  ist  wohl  5 — 
Sf6,  6.  cd  Lb4t  usw.  mit  Einlenkung  ins 
Giuoco  piano.  —  Eine  gute  alte  italienische 
Bekannte  ist  auch  mit  5 —  d6,  und  zwar 
etwa  mit  der  Folge:  6.  cd  Lb6!  7.  0-0  Sf6, 
8.Sc3Lg4,  9.  Le3De7!  usw.  herbeizuführen. 

—  Ungünstig  ist  dagegen  5 d3,  6.  Dd3: 

{oderP.  Schlechter-Nyholm,  Baden  b./W.: 

6.  b4  Lb6,  7.  a4  a5!  8.  b5  De7,  9.  0—0] 
6....De7,  7.  Le3Sf6,  8.  Sbd2  und  Weiß 
steht  freier.) 

6.  Sc3:  (keine  Früchte  trug  in  der 
Badener  P.  Fahrni-Hromadka  das  Schein- 
opfer 6.  Lf7:t  Kf7:  7.  Ddöf  Kf8,  8.  Dc5:t 
De7!  usw.  Unergiebig  ist  auch  sofort  6.  Dd5 
oder  6.  Db3.) 

6....d6,  7.  Db3  Dd7,  8.  Sd5!  Sge7, 

9.  Dc3!  0—0,   10.  0-0  usw 

gute  praktische  Chancen.  —  Unklarer 
in  seinen  Endzielen  ist  das  Göring- 
gambit: 

4.  c3  de  (mit4.  ...d5,  5.  ed  Dd5:  6. 
cd  Lg4,  7.  Le2  0-0,  8.  Le3  Sf6,  9.  Sc3  Da5 
usw.  wäre  das  bereits  beim  3.  Zuge  von 
Weiß  charakterisierte  Mittelgambit  herbei- 
zuführen. 

Nachteilig  für  Schwarz  ist  4 Sf6,  5. 

€5  Se4,  6.  De2!  usw.  bezw.  auch  4. . . .  d6,  5. 
Lc4  mit  heranwälzendem  Angriffsmaterial.) 

5.  Lc4  d6    (ungünstig  für  Schwarz  ist 

5 Lb4  oder  auch  die  „kompromittierte" 

Wendung:  5. . . .  cb,  6.  Lb2:  Lb4t  7.  Sc3Sf6, 
8.  Dc2!  usw.  —  Rapide  Angriffschancen  er- 
hält Weiß  auch  nach  5. . . .  c2,  6.  Dc2:  Lb4t 

7.  Sc3,  Sge7,  8.  0-0  usw.  —  Zäher  kann 
sich  Schwarz  jedenfalls  mit  5 Sf6  ver- 
teidigen, z.  B.  Partie  Reti-Hromadka,  Baden 
b./W.:  5....Sf6,  6.  Sc3:  Lb4,  7.  0—0  Lc3: 
[oder  7.... 0-0,  8.  e5]  8.  bc  0-0,  9.  Dc2 
d6  usw.) 

6.  Sc3:  (mit  6.  Db3  Dd7,  7.  Ld5  Sf6 
usw.  würde  Weiß  nichts  erreichen.) 

6....Le6!  7.  Le6:     (auf  7.  Sd5  folgt 

7 Se5!  und  auf  7.  Ld5  geschah   in  der 

Badener  Parti  Reti-Fahrni  7. . .  .  Ld5:  8.  ed 
Se5,  9. 0-0  Le7  mit  etwa  gleichen  Chancen.) 

7....fe,  8.  Db3  DcS,  9.  Sg5  SdS, 
10.f4Le7,  11.0-0  (wenn  ll.SfS,  soSh6!) 
ll....Lg5:  12.  ig  Sei,  13.  Sb5  e5,  14. 
Dc4(von  Marco  im  Karlsbader  Turnierbuch 
1907  anläßlich  der  P.  Mieses-Spielmann,  wo 
statt  dessen  14.  Ld2  geschah,  empfohlen.) 


14....  Sec6,  15.  g6!  hg,   16.  Lg5  a6 

[Partie  Marco-Spielmann,  Göteborg  1920] 

und  Schwarz  gelangt  zur  Befreiung. 


Sg8— fö 
b7Xc6 
d7— d5 


5.  Sd4Xc6 

6.  Lfl— d3 

7.  e4 — e5  .... 

Hiermit  leitet  Mieses  ein  von  der 
Theorie  verpöntes,  von  ihm  jedoch  be- 
vorzugtes Überrumpelungsmanöver 
ein.  Über  die  normale  Fortsetzung 
7.  ed  usw.  vergl.  Anm.  zum  6.  Zuge 
von  Weiß  in   der  vorigen  Partie. 

7 Sf6— g4! 

Die  richtige  Antwort,  wobei  sich 
Bauer  e5  bald  auf  einem  verlorenen 
Posten  erweist. 

Mangelhaft  geschah  übrigens  in 
einer  Partie  Mieses-Reti,  Teplitz  1922: 
7,  . .  .  Sd7?  8.  0—0  Sc5,  9.  f4!  mit 
Überlegenheit  für  Weiß. 

8.  Lei— f4  .... 

Wenn  sofort  8.  0 — 0,  so  eben- 
falls 8.  . . .  Lc5  und  jetzt  wäre  die 
plausibel  aussehende  Folge:  9.  h3 
Se5:!  10.  Tel  Df6,  11.  De2  0—0, 
12.  De5:  wegen  12....Df2:t  13.  Khl 
Lh3:!  usw.  für  Weiß  ruinös. 

Man  sieht  bereits,  daß  Weiß  mit 
seiner  Partieanlage  für  feindliche 
Gegenchancen  vorgearbeitet  hat. 
Immerhin  hat  Mieses  bestimmte 
Zernierungspläne  im  Auge. 

8 Lf8— c5 

Mit  der  scharfen  Drohung  Dh4. 
Trotzdem  hält  Maröczy  8. .  .  .  f6  für 
zweckmäßiger;  z.  B.:  9.  h3  Se5:! 
10.  Le5:  fe,  11.  Dhöf  Kd7.  In  Be- 
tracht kommt  übrigens  auch  schon 
jetzt  8. . . .  g5  und  wenn  darauf  9.  Lg3, 
so  9....Lg7,  10.  0— 0h5!  mit  kraft- 
vollen Gegengriffen. 

9.  0—0  .... 

Erzwungen,  da  auf  9.  Lg3  einfach 

und  unnachsichtig  9 Ld4!  folgen 

würde. 


192 


9. 


Ta8— b8? 


Total  verfehlt,  da  Weiß  den 
drohenden  Bauernverlust  einfach 
ignoriert  und  damit  ein  wertvolles 
Tempo  zur  Verstärkung  seines  Zentral- 
druckes gewinnt. 

Statt  des  divergierenden  Text- 
zuges geschah  in  einer  Gastpartie 
Mieses-Dr.  Vidmar  (Laibach  1923): 
9. ...Dh4  (um  den  Rückzug  Sh6  in 
die  Wege  zu  leiten).  Es  folgte:  10. 
Df3  0—0,  11.  hS  Sh6,  12.  LeS  Lb6. 
13.  Sd2  Le6,  14.  De2  (um  dem 
drohenden  f6  zu  begegnen)  14.  . . . 
Tae8,  15.  Lb6:  cb,  16.  f4  Lf5  und 
jetzt  wäre  statt  17.  Tael  f6  usw.  der 
sofortige  Abtausch  17.  Lf5:  Sf5:  18. 
Dd3  mit  bequemen  Chancen  vorzu- 
ziehen gewesen. 

Gut  für  Schwarz  ist  übrigens  nach 
Bilguer  9.... 0—0,  z.B.:  10.  h3Sf2: 
11.  Tf2:  Lf2:t  12.  Kf2:  Dh4t  13. 
Lg3  Dd4t  nebst  Db2: 

Für  das  Energischeste  gilt  aber 
an    der    Textstelle     der    Gegenstoß 

9 g7^ — g5,  worauf  10.  Lg3  wegen 

1 0. . . .  h5 ! !  zum  Nachteil  von  Weiß  aus- 
schlägt, z.  B.:  1 1.  h3  h4,  12.  Lh2  Sh2: 
(oder  für  die  Liebhaber  von  Schauer- 
geschichten gemäß  einer  Petersburger 
Beratungspartie:  12....Sf2:!  13.  Tf2: 
g4!  14.  hg  Dg5,  15.  Kfl  h3  usw.), 
13.  Kh2:  Ld4,  14.  c3  Le5:  15.  be- 
liebig Ld6!  und  Schwarz  behält  einen 
wichtigen  Bauer  mehr. 

Die  von  Mieses  erdachte  Ver- 
stärkung dieser  Variante  besteht  aber 
im  Läuferrückzug  10.  Ld2  (statt  10. 
Lg3),  womit  er  schon  manchen  tüch- 
tigen Sieg  zu  erringen  vermochte,  z.  B. : 

a)  Partie  Mieses-Euwe,  Haag  1921:  10 — 
De7,  11.  Lc3  Se5:???  (jugendlicher 
Ungestüm.*)  Übrigens  ist  auch  11 d4, 


*)  Am  zweckmäßigsten  ist  11 Le6, 

worauf  eine  Simultanpartie  Mieses-  Albin 
Fuchs  (Wien  1923)  folgenden  trauervollen 
Verlauf  nahm:  12.  hS  (vorzuziehen  ist  12. 
De2)  1 2. . . .  h5 ! !  (ein  Wiener  Schachamateur 
fürchtet  sich  nur  vor  Gott  und  sonst 
Niemandem  in  der  Welt),  13.  hg?  (auf  13. 
Sd2  könnte  Schwarz  mit  13. . . .  0-0-0,  viel- 


12.  Ld2  [12.  Le4  de!]  12....Se5:  13. 
Tel  nebst  Dh5  nicht  ohne  Chancen  für 
Weiß),  12.  Le5:  und  Schwarz  gab  auf. 

b)  Partie   Mieses-Yates,   Liverpool    1923: 

10 h5  (ein  Versuch  ins  Blaue),    11. 

De2  De7,  12.  Sc3  Ld7,  13.  Tael  (nun 
ist  der  wichtige  Vorpostenbauer  e5 
genügend  befestigt)  13... .0-0-0,  14.  Sa4 
Tde8?  15.  La6t  Kba  16.  Lg5:!  Df8:  17. 
b4  Lb6,  18.  Sc5  mit  baldigem  Gewinn. 

c)  Am  besten  geschah  in  einer  konsul- 
tierenden Partie  gegen  Lasker  1893: 
10....  Le6!  11.  De2  Tg8,  12.  h3  (be- 
quemer 12.  Sc3)  12....Sh6,  13.  Dh5 
Sf5,  14.  Dh7:  Tg7,  15.  DhSf  Kd7  mit 
starkem  Angriffspiel   für  Schwarz. 


10.  Sbl— c3! 
n.  Sc3— e2 


Tb8Xb2 


Verfehlt  wäre   der  Doppelangriff 

1 1 .  Sa4,  da  Schwarz  darauf  mit  11.... 
Lf2:t  12.  Tf2:  Sf2:  13.  Kf2:  Dh4t 
in  Vorteil  kommen  würde,  während 
das  Textmanöver  den  entscheidenden 
Druck  im  Zentrum  in  aller  Ruhe 
vorbereitet:  Weiß  hat  eben  mit  Rück- 
sicht auf  die  dislozierten  feindlichen 
Figuren  (Sg4  und  Tb2)  alle  Zeit. 

11 •  h7— h5 

Dieser  Zug,  der  die  Königsseite 
bedenklich  schwächt,  ist  wegen  der 
Drohung  h3  notwendig,  da  Schwarz 
anderseits  sich  nicht  auf  f6  einlassen 
will.  ■ —  Man  sieht,  wie  sich  die 
schlechte  Lage  des  Sg4  zu  rächen 
beginnt. 

12.  Ddl— cl  Tb2— b8 

Aktiveren  Widerstand  bot  vielleicht 
12....  Tb7.  (Vergl.  22.  Zug  von  Weiß.) 


leicht  aber  noch  schärfer  mit  13 — Sf2: 
14.  Tf2  g4,  15.  Sb3  Lf2:t  16.  Kf2:  gh  fort- 
setzen. Ungemütlich  wäre  auch  13.  Le2 
wegen  13....Sf2:  14.  Tf2:  Lf2:t  15.  Kf2: 
g4,  16.  Sd2  gh,  17.  Sf3  hg  mit  Vorteil.  Am 
besten  war  noch  immer  13.  De2,  z.  B.: 
13....Sf2:  14.  Tf2:g4,  15.  Khl!)  13.... hg, 
14.  g3  (oder  14.  Le2  f5  bezw.  14.  Sd2  g3) 
14....Df8,  15.  Kg2Th2t!!  16.  Kh2:  Dh6t 
17.  Kgl  Dh3  (droht  Dg3:t  19.  Khl  Dh3t 
nebst  g3  mit  undeckbarem  Matt),  18.  Ld4 
0-0-0  (auf  18.  ...Kd7  könnte  immerhin  19. 
Le4  folgen),  19.  Lh7  Th8,  20.  Dd3  Ld4: 
21.  Sd2  Th7:  22.  Dh7:  Dh7:  23.  c3  Lb6, 
24.  Sb3  Lf5.  Weiß  gibt  auf. 


193 


13.      c2— c3  .... 

Weiß  muß   sich    immerhin  noch 
künstlich  neue  Angriffswege  bahnen. 

....  Sg4— h6 


13 

14.  Se2— d4 

15.  Tfl— el 


Lc8- 
Ke8- 


-d7 

-f8 


Um  die  Wirkung  des  drohenden 
Vorstoßes  e5 — e6  abzudämpfen. 


16.  e5— e6! 

17.  Sd4Xe6t 

18.  TelXe6 


f7Xe6 
Ld7Xe6 
Dd8— d7 


Stellung  nach  dem  18.  Zuge  von  Schw. 


19.  Te6X^6!  .... 

Weiß  nimmt  seine  Angriffschancen 
in  feinster  Weise  wahr  und  leitet  nun 
mit  seinen  beiden  fernwirkenden 
Läufern  die  Verfolgung  der  schwarzen 
Majestät  ein. 


19 

20.  Lf4Xh6t 

21.  Del— f4 

22.  Df4Xc7! 


g7Xh6 
Kf8— e8 
Dd7— e6 
Lc5Xf2t 


Ein  hübscher  Reinfall  wäre  22 

Ld6  wegen  23.  Lgöfü  Dg6:  24.  Telf 
usw.  Diese  weiße  Drohung  war  so 
stark,  daß  Schwarz  wohl  am  besten 
mit  22. . . .  Th6:  23.  DbSif  Kf7  die 
Qualität  zurückgeben  sollte,  obwohl 


Weiß  auch  dann  die  Aussicht  be- 
hielt, sich  im  Endspiel  eine  starke 
Bauernmasse  zu  verschaffen.  Vor- 
läufig hätte  aber  Schwarz  nur  1  Bauer 
weniger  gehabt  und  konnte  mit  Rück- 
sicht auf  die  ungleichen  Läufer  noch 
einige  Hoffnung  schöpfen.  — 

Nun  geht  es  jedenfalls  mit  Schw. 
rasch  bergab. 

23.  Kgl— hl!  .... 

Verfehlt  wäre  23.  Kf2:  worauf 
23....Tb2t  nebst  Th6:  zum  Vorteil 
für  Schwarz  folgen  würde. 


23. 


Tb8— b2 


Eine  bessere  Rettungschance  bot 
noch  immer  23 Th6: 


24.  Lh6— g5 


Ke8— f8 


Es  drohte  sowohl  Lf5  als  auch 
Lg6t 

25.  Tal— fl  Kf8— g8 

26.  Lg5— cl!  .... 

Ein  feines  Entscheidungsmanöver, 
womit  für  die  weiße  Dame  das  wich- 
tige Feld  g5  geräumt  wird. 


26. 
27. 


Dc7— d8t 


Tb2Xa2 


Viel  präziser   als   27.  Tf2:  Tf2: 
28.  Dg3t  nebst  Df2: 


27 

28.  Dd8— g5t 

29.  Lei— e3 

30.  Dg5Xf6t 

31.  Le3— d4t! 


Kg8-g7 
Kg7-f7 
De6— f6 
Kf7Xf6 
Schwarz  gibt  auf. 


„Eine  richtige  Miesespartie",  be- 
merkt treffend  Dimer  in  der  „Deut- 
schen Schachzeitung".  Schneidig  und 
elegant! 


Dr.  3.  öv  tartakower;  Die  hypermodefrte  Schachpartie. 


13 


Philidorisch. 

(Marke  Hanham!) 


Um  diese  Eröffnung  (zum  Über- 
fluß auch  „französisches  Springer- 
spiel" genannt)  haben  sich  in 
neuerer  Zeit  besonders  drei  Meister: 
Marco,  Niemzowitsch  und  John  ver- 
dient gemacht. 

Partie  Nr.  31. 

Großturnier  zu  Göteborg  1920. 
Weiß:  Schwarz: 

Niemzowitsch.  Marco. 


1.  e2— e4 

2.  Sgl— f3 


e7— e5 
d7-d6 


Bereits  von  Lopez  1561  und  später 
vom  großen  Philidor  als  die  Wider- 
legung des  2.  Zuges  von  Weiß  be- 
zeichnet, doch  hat  sich  diese  Be- 
hauptung im  Wandel  der  Zeiten  als 
unberechtigt  erwiesen. 


3.     d2— d4! 


Sb8— d7 


Von  Major  Hanham  in  New-York 
1889  in  die  Turnierpraxis  eingeführt, 
wurde  später  dieser  barock  aus- 
sehende Springerzug  vom  Führer  der 
schwarzen  Steine  zur  Lieblingswaffe 
auserkoren,  so  daß  man  das  ganze 
System  vielleicht  am  treffendsten  als 
„Marke  Marco"  bezeichnen  darf. 

Die  Idee  des  Textzuges  ist,  das 
Kampfgewoge  im  Zentrum  geschlos- 
sen zu  halten  und  folgende,  an- 
scheinend etwas  gedrückte,  jedoch 
zum  Ausfall  sich  gut  eignende  Auf- 
stellung zu  erlangen:  Be5,  d6,  c6 
nebst  Dc7. 

Da  jedoch  dagegen  verschiedene,  mit 
dem    rechtzeitigen  Abtausch    auf  e5   zu- 


sammenhängende Zernierungsmethoden  für 
Weiß  gefunden  wurden  (siehe  Anm.  zum 

5.  Zuge  von  Weiß),  galt  eine  Zeit  lang  das 
von  Niemzowitsch  in  San  Sebastian  1912 
eingeführte  3. .  .  .  Sg8— f6  für  präziser,  wo- 
bei Weiß  zunächst  mit  der  Verteidigung 
des  Bauern  e4  beschäftigt   und   daher  zu 

4.  Sc3  (wenn  4.  de,  so  4 Se4:  und  auch 

wenn  4.  Lc4,  so  4 Se4:  z.  B.:  5.  de  c6! 

6.  0-0  d5  bezw.  5.  0—0  Le7!  6.  de  0-0 
mit  Ausgleich)  veranlaßt  wird,  worauf 
nunmehr  4.  .  .  .  Sbd7  mit  mehr  Stabilität 
geschehen   könnte.")  — 

Was  die  „klassische  Gambitverteidi- 
gung des  Philidorspieles"  3. . .  .  f7— f5  be- 
trifft, so  führen  daraufhin  verschiedene 
Wege  nach  Rom: 

a)  4.  ef  („Gambit  in  der  Rückhand")  4 — 
e4,  5.  Sg5!  Lf5:  6.  Sc3  Sf6,  7.  f3  ist 
nach  Dufresne  für  Weiß  sehr  gut; 


*)  Doch  ist  auch  diese  Entwicklungs- 
methode schwankend.  In  einer  muster- 
gültigen P.  Bogoljubow-Selesnjew, 
Triberg  1916  geschah:  (3. . . .  Sf6,  4.  Sc3 
Sbd7)  5.  Lc4!  (beachtenswert  ist  auch  die 
Doppelflankenentwicklung:  5.  g3  Le7,  6. 
Lg2  0—0,  7.  0-0  c6  [oder  Partie  Vidmar- 
Schlechter,  Berlin  1918:  7.  .  . .  ed,  8.  Sd4: 
Se5,  worauf  jetzt  statt  9.  Sf5  einfach  9.  h3 
mit  klarem  Positionsvorteil  folgen  konnte], 

8.  b3  [oder  auch  8.  h3  nebst  Le3]  8. . . .  Te8, 

9.  Lb2  Lf8,  10.  Dd2  Dc7,  11.  Tadl  usw. 
Partie  Tartakower-Kostitsch,  Teplitz  1922) 
5.  ...Le7  (5....h6,  6.  0-0  c6,  7.  de  mit 
Vorteil),  6.  0—0  (inkorrekt  wäre  hier  das 
Opfer  6.  Lf7:t  oder  auch  6.  Sg5  0—0,  7. 
Lf7:t  Tf7:  8.  Se6  De8,  9.  Sc7:  Dd8,  10. 
Sa8:  b5!)  6.... 0—0,  7.  De2!  c6,  8.  a4!  h6 
(8. . .  .Dc7,  9.  Lg5),  9.  La2!  (schwächer  ge- 
schah in  der  Partie  Aljechin-Marco,  Stock- 
holm 1912:  9.  Lb3  Dc7,  10.  h3  Kh7,  11. 
Le3g6,  12.  Tadl  Kg7,  13.  Sh2  worauf  jetzt 
12....  Sh5  statt  12....Sg8  folgen  sollte) 
9....Sh7,  10.  Le3  Lf6,  11.  Tfdl  De7,  12. 
Dc4  Te8,     13.  a5  Shf8!    14.  d5  c5  (etwas 

zäheren  Widerstand  bot  sofort  14 Sb8), 

15.  Sb5  Sb8,  16.  Lc5:!  de,  17.  d6  Dd7,  18. 
Sc7  b5,  19.  Dd5  und  gewann. 


195 


b)  Zukertort   empfahl  dagegen   4.  Sc3  fe, 

5.  Se4:    (wenn    5.  Se5:  so   5....Sf6!) 
5....d5,  6.  Se5:!  mit  Vorteil; 

c)  nach  Bardeleben  ist    4.  de  fe,    5.  Sg5 
d5,  6>  e6  usw.  am  einfachsten; 

d)  laut  CoUijn  ist  4.  Lc4!  fe,  5.  Se5:!  de, 

6.  Dhöf  Kd7,    7.  DfSf   Kc6,    8.  De5: 
usw.  vorzuziehen. 

Unbequem  gestaltet  sich  das  schwarze 
Spiel  auch  nach  der  frühzeitigen  Aufgabe 
des  Zentrums:  3....ed,  4.  Dd4:!  Sf6  (oder 
4. . . .  Ld7,  5.  Lf4  bezw.  4. . . .  Sc6,  5.  Lb5 
usw.,  einer  spanischen  Variante  ähnelnd), 
5.  Sc3  Le7,  6.  Le3  0-0,  7.  0-0-0  Sc6,  8. 
Dd2  mit  Entwicklungsvorsprung  für  Weiß. 


4.  Lfl— c4 


c7— c6 


Ein  Fehler  wäre  hier  bekanntlich 
der  ahnungslose  Entwicklungszug 
4....Le7  wegen  5.  de  Se5:  (auf  5.... 
de  gewinnt  sofort  6.   Dd5!),   6.  Se5: 

de,   7.   Dh5    usw.  bezw.  auch  4 

Sf6  wegen  5.  Sg5. 

5.    a2— a4  .... 

NiemzoWitsch,  der  selbst  ein  tiefer 
Kenner  der  Hanham-Variante  ist, 
wählt  hier  als  Anziehender  ein 
scharfes  System,  wobei  der  Text- 
zug für  die  ganze  Eröffnungs- 
anlage von  Weiß  sehr  charakteristisch 
ist.  Nicht  nur  verhindert  er  den  ge- 
legentlichen Vorstoß  b7 — b5,  sondern 
birgt  auch  manche  versteckte  Pointe 
in  sich,  so  daß  ins  feindliche  Lager 
viel  Unordnung  und  Sorge  gebracht 
wird! 

Hier  werden   ferner  empfohlen: 

a)  Das  Schlechter'sche  Abwicklungssy- 
stem: 5.  Sc3  Le7,  6.  de!  de!  7.  Sg5!! 
Lg5:  (7. . . .  Sh6,  8.  Se6!  fe,  9.  Lh6:  Sb6, 
10.  Dhöf  mit  Vorteil),  8.  Dh5  Df6  (oder 
8.  ...g6,  9.  Dg5:  Dg5:  mit  besseren 
Endspielchancen  für  Weiß),  9.  Lg5:  Dg6, 
10.  Dh4  [Partie  Schlechter- Aljechin, 
Hmbg.  1910]  mit  weißer  Überlegenheit. 

b)  Nach  Dr.  Krause  („Deutsches  Wochen- 
schach" 1912)  sozusagen  als  ver- 
besserte Fassung  der  Schlechter'schen 
Idee:  5.  0—0  Le7  (oder  5. . . .  h6,  6.  de 
de,  7.  Lf7:t  Kf7:  8.  Se5:  usw.  bezw. 
5.  . . .  Dc7,  6.  Sg5  Sh6,  7.  c3!  nebst  f4 
mit  Vorteil),  6.  de  de,  7.  Sg5  Sh6  (7. . . . 
Lg5:  8.  Dh5),  8.  Se6!  fe,    9.  Lh6:  Sb6 


(9. . . .  gh,  10.  Dhöf  Kf8,  11.  Le6:  usw.), 
10.  Dh5t  g6  (10.  ...Kf8?  11.  f4!),  11. 
De2  Dd4,  12.  Lb3  Db2:  13.  Sd2!  mit 
herauskristallisiertem  Stellungsvorteil 
für  Weiß. 

c)  Weniger  ergibt  der  sofortige  Ausfall 
5.  Sg5  Sh6,  6.  f4  (interessant  geschah 
in  einer  Matchpartie  Leonhardt-Niem- 
zowitsch,  Hamburg  1911 :  6.  a4  mit  der 

tückischen  Drohung  auf  6 Le7?  mit 

7.  Lf7:t  Sf7:  8.  Se6  die  schwarze  Dame 
abzufangen)  6. . . .  Le7,  7.  c3  0—0!  8. 
0—0  d5!  (von  Berger  angegeben),  9.  ed 
cd,  10.  Ld5:  ed,  11.  cd  Sf6,  12.  Lb3 
Sf5  mit  Gegenchancen. 

d)  Auch  auf  das  von  Mortimer  in  Ostende 
1907  eingeführte  System  mit  5.  c3  würde 

zwar  5 Le7  wegen  6.  Db3  nachteilig, 

dafür  aber  5 b5!  mit  guten  Gegen- 
chancen  für  Schwarz   verbunden  sein. 


5 

6    Sbl— c3 

7.  0—0 

8.  b2— b3 


Lf8— e7 

SgS— f6 

h7— h6 


Auch  in  dieser  Variante  bewährt 
sich  als  letzte  Modeneuheit  die  Flan- 
kenentwicklung des  Damenläufers 
sehr  gut.  Die  alte  Strategie  würde 
etwa  8.   Le3  oder  8.  h3   vorziehen. 


8 

9.  Lei— b2 


Dd8— c7 
Sd7~f8 


Schwarz  will  sich  nun  schon  mit 
Sg6  vollkommen  sicher  stellen,  was 
den  Weißen  veranlaßt,  seine  Karten 
endlich  zu  öffnen  und  den  Gegner 
niederzutrumpfen. 

10.      d4Xe5!  d6Xe5! 

Stellung  nach  dem  10.  Zuge  von  Schw. 


196 


11.  Sf3Xe5!  .... 

„Ein  schönes  und  völlig  korrektes 
Opfer",  bemerkt  hier  Niemzowitsch, 
dessen  sachlichen  Ausführungen  wir 
im  Nachstehenden  folgen. 


11 

12.  Sc3— d5! 


D  c7Xe5 
De5— d6 


Falls  12.  ...Db2:  so  13.  Sc7#. 

Falls  12....Db8,  so  13.  Se7:  Ke7: 
14.  La3t  Ke8,  15.  Ld6  Lg4  (die 
einzige  Antwort),  16.  f3  Dd8,  17.  fg 
mit  Gewinnstellung  für  Weiß. 

13.  Lb2— a3!  .... 

Schlecht  wäre  statt  dessen  13.  e5 
wegen  Dd5:  und  Schwarz  behält 
bei  sicherem  Spiele  drei  Figuren 
für  die  Dame. 

13 c6Xd5 

Schwarz  entschließt  sich  zum 
Damenopfer.  Falls  stattdessen  13.... 
c5,  so  14.  e5  De5:  15.  Tel  Se4,  16. 
Te4:!  usw. 


14.  La3Xd6 

15.  Ld6Xe7 

16.  e4 — e5 


d5Xc4 
Ke8Xe7 
Sf6— d7 


Auf  16.  ...Se8  würde    17.  Dd5 
(mit    der    Drohung    Dc5f)    folgen. 

Antwortet  dann  Schwarz  17 Se6, 

so  18.  Dc4:   und   nun   droht   Db4t 


17.  Ddl~d6t 

18.  f2— f4! 


Ke7— d8 


Das  entscheidende  Manöver. 
18 a7— a5 

Auf  18....Sg6  geschieht  19.  e6! 
fe,  20.  f5!  ef,  21.  Dg6: 


19. 

f4— f5 

Ta8- 

-a6 

20. 

Dd6— d5 

Kd8- 

-e7 

21. 

Dd5Xc4 

Ta6- 

-c6 

22. 

Dc4— d5 

h6- 

-h5 

23. 

D  d5Xa5 

Th8- 

-h6 

24. 

Tal— el 

b7- 

-b6 

25. 

Da5— d2 

Ke7- 

-d8 

26. 

Dd2— d5! 

.  . 

. 

Dies  ist  stärker  als  26.  Dg5tf6, 
27.  Dg7:  Th7!  usw. 

26 Tc6Xc2 

Der  Bauer  f7  ist  nicht  zu  decken, 
denn  auf  26. . . .  Ke7  folgt  27.  f6  f  usw. 

27.  e5— e6  f7Xe6 

28.  f5Xe6  Sf8Xe6 

29.  TelXe6  Lc8— b7 

30.  Tfl-f8t  .... 

und  Matt  im  nächsten  Zuge.  —  Eine 
elegante  Partie!  („Sie  ist  wie  aus  zwei 
Güssen  gespielt",  möchten  wir 
hinzufügen.) 

Partie  Nr.  32. 

Großturnier  zu  Haag  1921. 
Weiß:  Schwarz: 

Yates.  Marco. 

1.  e2— e4  e7— e5 

2.  Sgl— fS  d7— d6 

3.  d2— d4!  SbS— d7 

4.  Lfl— c4  c7— c6! 

5.  Sbl— c3  .... 

In  der  vorigen  Partie  geschah 
hier  5.  a4.  Nach  „Collijn"  ist  5.  0-0 
(Dr.  Krause!)  am  schärfsten. 

5 LfS— e7 

6.  0-0  .... 

Wie  bereits  beim  5.  Zuge  der 
vorigen  Partie  ausgeführt,  gewährt 
hier  das  Schlechter'sche  Abwicklungs- 
system 6.  de!  de,  7.  Sg5  Lg5:(7. ... 
Sh6,  8.  Se6!),  8.  Dh5  g6!  9.  Dg5: 
trotz  des  Damentausches  erfolgver- 
heißende Endspielchancen  für  Weiß. 

Die  Textfortsetzung  ist  rein  schab- 
lonenhaft und  läßt  den  Gegner  nicht 
nur  rasch  zur  Konsolidierung,  sondern 
auch  zur  Gegeninitiative  gelangen, 
die  für  die  schwarze  Anlage  dieser 
Eröffnung  sehr   charakteristisch   ist. 

6 h7— h6 

Die  Erfahrung  macht  klug:  Nach 
6....Sgf6,  7.  Sg5  0—0,  8.  Lf7tTf7: 
9.  Se6  Da5,  10.  a3  ergeben  sich  be- 


197 


kanntlich  Verwicklungen,  auf  die  sich 
eben  Schwarz  nicht  einlassen  will. 
Ferner  bereitet  der  Textzug  einen 
eventuellen  Bauernsturm  auf  dem 
Königsflügel  vor.  Die  Partie  stammt 
aus  der  ersten  Runde  des  Turniers  und 
ist  vom  Altmeister  Marco  mit  außer- 
ordentlicher Verve  und  Frische  ge- 
spielt worden. 

7.  Lei— e3  .... 

Besser  wäre  wohl  7.  Se2  nebst  Sg3. 


8.  Lc4---b3 


Sg8-f6 


Energischer  wäre  wohl  sofort  8.  a4. 

8.  ....  Dd8— c7 

9.  Sf3— d2  g7— g5 

Schwarz  macht  aus  der  Not  eine 
Tugend  und  leitet  mit  dem  an  sich 
gewagten  Textzuge,  der  jedoch  wegen 
des  drohenden  f2 — f4  notwendig  war, 
wirksame    Angriffsoperationen     ein. 

10.      a2-a4!  .... 

Endlich  erwacht  Weiß  und  nimmt 
seine  Gegenchancen  auf  dem  Damen- 
flügel  wahr,  wodurch  die  Partie  einen 
sehr  spannenden  Charakter  erhält.  Die 
beiderseitigen  Bauern  (a4  bezw.  -gö) 
wirken  als  Mauerbrecher. 


10. 
11. 


Sd7-"f8 


a4— a5 


Die  genügend  motivierte  Idee  des 
vorigen  Zuges  von  Weiß  war  es, 
den  Springer  nach  c4  zu  führen, 
ohne  daß  er  durch  b7— b5  vertrieben 
werden  kann.  Maröczy  empfiehlt  da- 
her im  Haager  Turnierbuche  folgende 
Aufstellung  für  Weiß:  Sd2~-c4, 
Ddl— d2,  Tfl-~dl  usw. 

Der  Textzug  ist  etwas  zu  scharf 
und  zwingt  den  sonst  gutmütigen 
Gegner  zu  Repressalien  (siehe  16. 
Zug  von  Schwarz!) 


11 

Sf8— g6 

12.  Tfl— el 

Sg6— f4! 

13.      f2--f3 

.  .  . 

„Ein  häßUcher  Zug!"  würde  Dr. 
Tarrasch  sagen.  Und  dazu  noch  ein 
schwächender  Zug,  da  er  die  spätere 
Forcierung  der  g-Linie  (mit  g5— g4) 
begünstigt. 

Allerdings  würde  auch  etwa  13. 

g3  wegen  13 Dd7  mit  der  Drohung 

Dh3  dem  Weißen  große  Ungelegen- 
heiten  bereiten.. Weiß  hat  also  bereits 
zwischen  verschiedenen  Übeln  zu 
wählen. 


13.       .  ... 

Th8-rg8 

14.  Sd2— fl 

Lc8— e6 

Schlecht  wäre  14.  . . .  g4  wegen 
15,  Lf4: 

15.  Sfl-g3  Dc7— d7 

Von  großem  Offensivgeiste  be- 
seelt, provoziert  Schwarz  den  fol- 
genden Zug  des  Gegners,  um  darauf 
mit  einem  verwegenen  Opfer  ins 
feindliche  Lager  einzudringen. 

16.  d4--d5  .... 
Stellung  nach  dem  16.  Zuge  von  Weiß. 


4  ./J     ...Jmt;i  1  .:Z 

m    m  s  m   m 


6. 


Le6— h3!! 


Hierzu  paßt  folgender  Spruch  eines 
kämpf  ergrauten  Schachschriftstellers : 
„Die  Opfer  sind  entweder  zufälliger- 
weise korrekt  oder  —  der  Gegner 
fällt  herein!" 

17.       g2Xh3  .... 

Die  knapp  nach  der  Partie  auf- 
getauchte Behauptung,  wonach  das 
Opferangebot  einfach  mit  17.  a5-a6 
zu  widerlegen  wäre,  erscheint  wegen 


—  198  - 


(17.  a6)  Sg2:!  18.  ab  Db7:  19.  La4 
Se3:!  sehr  zweifelhaft 


Nach  dem  Textzuge  gehl  das 
Porzellanspiel  des  Anziehenden  rasch 
in  Brüche. 


17.  .  . 

18.  Ddl 


d2 


Dd7Xh3 


Auf  18.  Te2,  was  Maröczy  im 
Turnierbuche  vorschlägt  (um  Dfl 
folgen    zu   lassen),   würde    Schwarz 

mit  18 g4  noch  manchen  giftigen 

Pfeil  zu  versenden  haben. 


g5— g4 
folgt    entscheidend 


18 

19.  Dd2— f2 


Sf6— h5! 


Hier  pflichten  wir  der  Maröczy- 
anischen  Ansicht  bei,  daß  Weiß  sich 
mit  folgender  (allerdings  sehr  ge- 
fährlich aussehenden  und  bei  be- 
schränkter Bedenkzeit  kaum  durch- 
zurechnenden) Spielweise  retten 
konnte:  19.  Sh5:  Df3:  20.  Lf4:  (der 
einzige  Zug)  20. . .  .gff  21.  Sg3  fg, 
22.  h3!  Df2t  23.  Df2:  gff  24.  Kf2  : 
Lh4f  25.  Ke2  usw.,  doch  scheint 
uns  auch  in  dieser  Variante  die 
schwarze  Stellung  nach  etwa  25.... 
Lei:  26.  Tel:  c6-c5  (nicht  sofort 
26. . . .  Tg3  wegen  27.  de  nebst 
Tfl)  27.  Kf3  (27.  Kf2  f5!)  27.... 
Kd7,  28.  Se2  Tg6,  29.  Tgl  Tag8 
usw.  mit  Rücksicht  auf  den 
abgesperrten  Lb3  sowie  den  isolierten 
Bauer  h3  im  Endspiel  vorzuziehen 
zu  sein,  obwohl  die  algebraische 
Formel:  L+S  gegen  T-j-B  zu 
gunsten  von  Weiß  spricht. 


19 

20.  Kgl— hl 

Auf    20.   Dfl 
20....Sg3: 

20 g4Xf3 

Oder  auch  sofort  20....Lh4,  21 
Tgl  gf  usw.  wie  im  Texte. 

21.  Tel— gl  Le7— h4 

22.  Le3Xf4  e5Xf4 

23.  Sg3Xh5  .... 

Weiß  hat  keine  Auswahl. 


23 

24."  TglXg8t 

25.  Sh5Xf4 

26.  Tg8~g7 


Lh4Xf2 
K  e8— e7 
Dh3— h4 
K  e7— f8 


Nach  26.  Df4:  de  würde  Weiß 
immerhin  noch  Gegenchancen  (oder, 
wie  es  eine  böse  Zunge  nennt: 
Gegenchanzonetten)  erlangen. 


27. 

Tg7Xf7t 

Kf8X^7 

28. 

d5Xc6t 

Kf7— g7 

29. 

Sf4— e6t 

Kg7— h8 

30. 

Sc3— d5 

b7Xc6 

Zu  30. . . .  Lg3  nebst  zweizügigem 
Matt  wollte  sich  der  weichherzige 
Marco  nicht  entschließen.  —  Weiß 
gibt  den  hoffnungslosen  Kampf  auf. 

(Zweiter  Schönheitspreis.) 


Marco. 


Weder  als  Meister  des  praktischen  Schachs,  noch  als  langjähriger 
Sekretär  des  „Großen  Wiener  Schachklubs"  soll  hier  der  „Dick-,  Weit-  und 
Breitmeister"  Marco  gefeiert  werden,  obwohl  er  in  ersterer  Beziehung  viele 
glanzvolle  Proben  seines  Könnens  lieferte  und  in  letzterer  Eigenschaft 
große  Verdienste  um  das  Schachaufblühen  in  Wien  aufwies,  da  er  die 
aufstrebenden  Schachtalente  (ebenso   wie  bei  der  Leitung  der  Turniere  in 


uneigennützig  förderte. 


Baden  bei  Wien  und  Abbazia)  stets 

Auch  nicht  als  glänzender  Gesell- 
schafter, wobei  seine  Gutmütigkeit, 
sein  sonniger  Humor  und  sein  erstaun- 
lich universellesWissen  allen  Zuhörern 
über  die  Lebenssorgen  hinweghalf.  .  . 

Dem  Schachpublizisten,  dem  lang- 
jährigen Herausgeber  der  „Wiener 
Schachzeitung"  ( 1 897  bis  1 9 1 7),  ferner 
und  insbesondere  dem  idealsten  und 
ehrlichsten  Glossator,  der  besonders  in 
seinen  beiden  Turnierbüchern  (Karls- 
bad 1907  und  Baden  bei  Wien  1914) 
zwei  Meisterwerke  der  Schachliteratur 
geschaffen  hat,  will  ich  hier  ein 
schlichtes  Denkmal  errichten.  Auf  dich, 
edler  Bruder  Bombasticus,  schaue  ich 
bewundernd  empor:  Mit  vollen 
Händen  schütteltest  du  die  reichen 
Schätze  deines  Wissens  und  deiner  Er- 
fahrung den  lernbegierigen  Schach- 
lesern hervor;  neidlos  und  mit  Freude, 
anerkanntest  du  alles  Edle  und  Schöne 
im  Schach;  auch  war  deine  Grund-  Ceo  g  M 

lichkeit    aller    Mumienhaftigeit    und 

deine  Gelehrsamkeit  allen  Schulmeistertums  bar,  während  außerdem  auf  Schritt 
und  Tritt  deines  Wirkens  köstliche  Proben  eines  weltumsponnenen  Humors 
leuchteten!  Wohl  darfst  du  daher  neben  dem  großen  Praeceptor  Germaniae 
Dr.  Tarrasch,  als  ebenbürtiger  Praeceptor  Austriae  gelten,  dies  umsomehr,  als 
gerade  die  ehemalige  Donaumonarchie  so  viele  Schachgrößen  zählte  und  zählt, 
die  alle  aus  deiner  sokratischen  Lehrmethode  großen  Nutzen  gezogen  haben: 
Zweifellos  haben  Schlechter  und  Maröczy,  Dr.  Perlis  und  Dr.  Kaufmann, 
Vidmar  und  Spielmann,  Reti  und  Tartakower,  Grünfeld  und  so  viele  andere 
Alt-  und  Jungmeister  der  Vergangenheit  und  der  Gegenwart  in  Wien  und  in 
der  ganzen  Welt  viel  von  ihrer  glänzenden  Karriere  dir  zu  verdanken. 

Unter  den  mannigfaltigen  Glossierungssystemen  hast  du  auch  zweifels- 
ohne eines  der  glücklichsten  gewählt,  indem  dich  die  ideale  Suche  nach 
der  Wahrheit  bei  jeder  Zeile  und  Zwischenzeile  leitete.  In  der  Geschichte 
des  Schachdenkens  gebührt  dir,  edler  Bruder  Marco,  schon  deshalb  ein 
markanter  Ehrenplatz,  weil  du  in  den  Herzen  der  Schachjünger  neben  dem 
Wissen  und  Streben  das  Wichtigste  gesäet  hast:  —  Freude  !  ! 


f  f  f 


Russisch. 


Die  große  Kunst  einen  kleinen 
Eröffnungsvorteil    festzuhalten  l 

Nachstehend  eine  trotz  ihrer  glanz- 
losen Länge  äußerst  instruktive  Partie: 
Man  sieht  förmlich  (ähnlich  wie  bei 
der  Partie  Nr.  5:  Lasker-Bogoljubow) 
den    Siegeswillen    zur  Tat   werden. 

Partie  Nr.  33, 

Erste  Matchpartie,  Havanna  1919. 
Weiß:  Schwarz: 

Capablanca.  Kostitsch. 

1.  e2— e4  e7— e5 

2.  Sgl— f3  Sg8    f6 

3.  Sf3Xe5  .... 

Statt  dieses  zur  großen  Ent- 
spannung im  Zentrum  und  daher 
auch  oft  zur  Rehabilitierung  der 
russischen  Verteidigungsidee  führen- 
den Beutezuges,  ist  nach  Steinitz  der 
Bauernvorstoß  3.  d2 — d4  das  Beste, 
welche  Ansicht  auch  die  letzte  Collijn- 
Auflage  vertritt,  z.  B.: 

a)  3.  .  .  .  ed,  4.  e5  Se4,  5.  Dd4:!  (5.  De2 
Lb4t!  mit  Ausgleich)  5.  .  .  .  d5,  6.  ed 
Sd6:  7.  Sc3  (Steinitz  selbst  zog  hier  mit 
Vorliebe  7.  Lg5  f6,  8.  Lf4  Sc6,  9.  Dd2) 
7....Sc6,  8.  Df4  mit  besserem  Spiel. 

b)  3. . .  Se4:  4.  Ld3  d5,  5.  Se5:  Ld6  (statt 
dieses  Symmetrieverfahrens  ziehen  wir 
5.  .  .  .  Le7  vor),  6.  0-0  0—0,  7.  c4  (we- 
niger systematisch  geschah  in  einer 
Partie  Reti-Spielmann,  Stockholm  1919: 
7.  Sc3  Le5:  [ungünstig  wäre  der  weitere 
Symmetrieversuch:  7.  .  .  .  Sc6  wegen  8. 
Se4:  de,  9.  Le4:  Se5:  10.  de  Le5:  11. 
Lh7:t  usw.  Zweifelhaft  ist  auch  7.  .  .  . 
Sc3:  8.  bc  Le5:  9.  Dh5  f5,  10.  de  mit 
Angriff],  8.  de  f5,  9.  Dh5  Le6,  10.  Tdl 
[droht  ßauerngewinn  mit  11.  Le4:  fe, 
12.  Se4:]  10.  .  .  .  De8,  11.  Dh4,  worauf 
Jetztstatt  11....  c6  sehr  gut  11. . .  .  Sc6! 
geschehen  konnte,  z.  B.:  12.  Lf4  Sg6- 
e7-g6  bezw.  12.  f4  De7!  bezw.  12.  Lb5 
Dd8)  7. . . .  c6,  8.  Dc2  Sf6,  9.  Lg5  h6,  10. 
Lh4  mit  Pressionsmitteln. 

c)  3. . . .  d5,  4.  Se5:!  Se4:  5.  Ld3  üsw,  wie 
oben..  Schließlich 

d)  3.  .  .  .  d6,  4.  Sc3  mit  Einlenkung'  ins 
Philidorische  Springerspiel  (siehe  Partie 
Nr.  31,  Anm.  zum  S.Zuge  voh  Schw.) 


Am  einfachsten  aber  ist  die 
russische  Frage  nach  unserer  Ansicht 
dadurch  zu  lösen,  daß  man  diese 
Eröffnung  mit  3.  Sbl— c3  (hier  ist 
es  die  weiße  Partei,  die  sich  der 
„russischen    Gefahr"    zu-  entziehen 

trachtet!)  3 Lb4  usv/.    ins  „Rus-; 

sische  Dreispringers  piel"*), 
bezw.  3.  .  .  .  Sc6  usw.  ins  normale 
Vierspringerspiel  verv/andelt. 

Auf  3.  Lc4  folgt  nach  CoUijn 
3. . . .  Se4:  4.  d3  Sc5,  u.  Se5:  d5,  6.  Lb3 
Sb3:  7.  ab  Ld6,  8.  d4  0—0  mit  gutem 
SpielfürSchwarz.  — In  Betrachtkommt 
aber  noch  .der  aparte  Zug  3.  Ld3. 


*)  Tragisch  endete  mit  dieser  Eröff- 
nung folgende  „Permutationspartie":  Dr. 
Tarrasch-Grünfeld  (Wien  1922):  1.  e4 
Sf6,  2.  Sc3  e5  (jetzt  ist  die  Partie  vor- 
übergehend „wienerisch"  geworden  und 
hat  sie  auch  tatsächlich  den  diesbezüg- 
lichen Speziaipreis  erhalten). 

3.  Sf3  Lb4,  4.  Se5:  (mit  4.  Sd5  Sc6 
[angängig  ist  auch  4.  .  .  .  Sd5:  5.  ed  0—0], 
5.  bb4:!  Sb4:  6.  Se5:  usw.  kann  die 
Schlechter'sche  Variante  des  Vierspringcr- 
spiels  [siehe  Anmerkung  zum  4.  ^uge  von 
Schwarz  der  Partie  V.r.  19]  herbeigeführt 
werden.  —  Wir  ziehen  übrigens  auch  hier 
4.  Lc4  vor,  z.  B.  Partie  Mieses-Pillsbury, 
Cambr.-Springs  1904:  4.  Lc4  0— 0,  5.  d3 
c6  [auf  5....d5  kann  6.  ed  Sd5:  7.  Ld2  Sc3: 

8.  bc  Ld6,  9.  Sg5!  mit  Vorteil  folgen],  (3. 
U— 0  d5,  7.  Lb3!  a5  [solider  Lg4  und  falls 
dann  8.  h3,  so  8.  .  .  .  de],  8.  a3,  Weiß  steht, 
besser). 

4. . . .   0—0   (chancenreicher  als  4 

De7  oder  4. . . .  Lc3:  5.  de  Se4:  6.  De2),  5. 
Le2!  (auf  5.,d3  folgt  5. . . .  d5!  mit  gefähr- 
lichem Angriff)  5.  . .  .  TeS  (in  .einer  Partie 
Janowski-Pillsbury,  London  1899,  geschah: 
5....d6,  6.  Sf3  Lc3:  7.  dcSe4:  8.  0-0  Sd7,. 

9.  Tel  mit  gleichem  Spiel),  6.  Sd3  Lc3:  7.. 
de  Se4:  8.  0-0  d6  (oder  Partie  Maröczy^ 

Marshall,  M.  Carlo  1902:  8 dö,  9.  Sf4 

c6,  10.  Le3  f5,  11.  c4  g5,  12.  Sh5.V/eiß  steht 
besser),  9.  Sf4  Sd7,  10.  Le3  (besser  als  10. 
Ld3  Sdc5  Partie  Spielmanri-Rabinowitsch, 
Karlsbad  1911)  10.  .  .  .  Se5,  11.  f3  Sf6,' 
12.  Lf2  (Weiß  steht  jetzt  vermöge   seines. 

Läuferpaares  besser)  12 h6,  .13.  b3!  Lf5, 

14  Dd2  Dd7,  15.  Tfel  Dc6,  16.  c4  a6,  17. 
Tacl  Sfd7,  18.  Sd5  Sc5,  19.  Ld4Se6?  20. 
Sb4Dd7,  21.  Le5:  Aufgegeben. 


201  " 


3.      . 


d7— d6 


Bekanntlich  nicht  sofort  3.... Se4: 
wegen  4  De2  De7,  5.  De4:  d6,  6, 
d4  f6,  7.  Sc3!  mit  Vorteil  und  auch 
nicht  3....De7  wegen  4.  Sf3! 


4.  Se5-f3 

5.  Ddl— e2! 


Sf6Xe4 


Nach  5-  d4  dS!  entsteht  eine  oft  da- 
gewesene Stellung,  in  welcher,  wie  Dr. 
Tarrasch  richtig  bemerkt,  Schw.  im  Tempo- 
vorteil  ist  (Se4!),  Weiß  jedoch  gerade  aus 
dieser  vorgewagten  Springerstellung  Kapi- 
tal zu  schlagen  trachtet.  Es  folgt:  6.  Ld3 
Sc6!  (von  Berger  angegeben,  doch  ist  auch 

M  a  r  s  h  a  1 1 '  s  Patentvariante  6 Ld6, 7. 

0—0  Lg4,  8.  c4  0-0!  spielbar,  z.  B.  Partie 
Schlechter-Marshall,  Hamburg  1910:  9.  Sc3 
Sc3:  10.  bc  de  oder  Partie  John-Marshall, 
ibid.:  9.  c5?  Le7  oder  endlich  9.  cd  f5,  10. 
Sc3  Sd7,  11.  h3  Lh5,  12.  Se4:  fe,  13.  Le4: 
Sf6,  14.  Lf5  Kh8,  15.  Db3  Sd5:  usw.,  alle- 
mal mit  ungefähr  gleichem  Spiel),  7.  0—0 
Le7,  8.  Tel  (wenn  8.  c4  so  8.  .  .  .  Sf6  mit 
Ausgleich)  8.  .  .  .  Lg4!  (wenn  8.  .  .  .  f5,  so 
9.  c4!  mit  Vorteil),  9.  c3  (auch  mit  sofortigem 
Ö.  c4  Sf6!   oder  9.  Le4:  de,  10.  Te4:   Lf3:! 

11.  Df3:  Sd4:  12.  Dd3  Se6  ist  kein  Vorteil 

zu  erzielen)  9 f5,   10.. c4  (das  sinnreiche 

Bauernmanöver  c2  — c3— c4  wurde  von  Dr. 
Krause  in  der  „Tidskrift  för  Schack"  1895 
vorgeschlagen  und  galt  lange  Zeit  für  die 
Widerlegung  der  russischen  Eröffnung. 
Farbloser  geschah  in  einer  älteren  Partie 
Lasker-Pillsbury,  Petersburg  1895:  10.  Db3 
■0—0!  1 1 .  Lf4,  beachtenswert  ist  dagegen  die 
dritte  Matchpartie  Capablanca-Kostitsch, 
Havanna  1919:  10.  Sbd2  0-0,  11.  Db3  Kh8, 

12.  Sfl!  [die  Gefahren  von  12.  Db7:  sind 
aus  den  Partien  Gunsberg-Weiß,  New-York 
1889,  sowie  Showalter-Pillsbury,  Cambr.- 
Springs  1904  wohlbekannt]  12.  .  .  .  Dd7, 
schärfer  wäre  12.  .  .  .  Lf3:  13.  gf  Sf2:!  14. 
Kf2:  Lh4t  15.  Sg3  f4  mit  unklarem  Spiel], 

13.  Sf3— d2.  Weiß  kam  in  Vorteil)  10.  . . . 
Lh4!  (dieses  bizarre  Manöver  gelangte  in 
einer  denkwürdigen  Partie:  Tarrasch- 
Maröczy,  Monte  Carlo  1903,  erfolgreich  zur 
Anwendung.  Nachteilig  ist  aber  10.  .  .  , 
Dd6,  11.  Sc3!  oder  auch  10.  .  .  .  Lf3:  11. 
gf  Sf6,  12.  Lf5:  de,  13.  Le3  Dd5,  14.  Lh3), 

11.  Le4:  (noch  am  besten.  Nach  11.  cd 
Lf2:t  bezw.  11.  Le3  f4!  bezw.  auch  11.  Tfl 
de,  12.  Lc4:  Df6,  13.  Del!  0-0-0  bliebe 
Schwarz  im  Vorteil)  11.  ...  de  (11.  ...  fe, 

12.  cd),  12.  d5  0—0,  13.  de  er,  14.  Dd8: 
Tad8:  mit  ungefähr  gleichen  Chancen. 

Wirkungslos  verpufft  ferner  der 
Blockierungsversuch  5.  c4  d5!  und  auch 
mit  dem  ruhigen  5.  d3  Sf6,  6.  d4  d5  ist  nur 


die  symmetrische  Stellung  der  franzö- 
sischen Abtauschvariante  (1.  e4  e6,  2.  d4 
d5,  3.  ed  ed,  4.  Sf3  Sf6)  zu  erreichen,  wo- 
bei freilich  gegenüber  der  Ewigkeit  zwei 
Tempi  erspart,  gegenüber  dem  Partner 
aber  gar  keine  Vorteile  erreicht  wurden. 
Zum  Ausgleich  führt  schließlich  auch 

Anderssen's   Zug   5.  Sc3  nach    5 Sc3:! 

(minderwertiger  ist  5. .  . .  Sf6,  6.  d4  d5,  7. 
Ld3  mit  klarem  Entwicklungsvorsprung 
und  auch  Marshall's  interessantes  Bauern- 
opferspiel: 5....d5!?  6.  De2  Le7,  7.  Se4: 
de,  8.  De4:  0—0  fand  in  einer  Partie 
Leonhardt-Schlechter,  Barm.  1905,  durch 
9.  Lc4!  seine  Widerlegung),  6.  de  (oder 
auch  6.  bc  Le7,  7.  d4  0-0  mit  Ausgleich) 
6. . . .  Le7,   7.  Ld3  0—0,   8.  0—0  Lg4   usw. 

Aus  all  diesen  Gründen  darf 
der  (bereits  in  einer  Partie  Morphy- 
Löwenthal  angewendete,  dann  von 
Lasker  und  nach  ihm  auch  von 
Capablanca  bevorzugte)  Textzug 
als  der  philosophisch  beste  betrachtet 
werden,  da  er  trotz  der  scheinbaren 
Vereinfachung  (Damentausch!)  die 
Beibehaltung  eines  zum  mindesten 
ideellen  Entwicklungsvorsprungs  für 
Weiß  e?  möglicht. 


5 

6       d2— d3 
7.    Lei— g5! 


Dd8— e7 
Se4— f6 
De7Xe2t 


Auf  7. . . .  Lg4  folgt  unbefangen  8.  Sc3 
(vielleicht  aber  auch  8.  Lf6:  Lf3:?  9.  De7:t 
Le7:  10.  Le7:  mit  Figurgewinn)  und  auch 
die  Vermeidung  des  Damentausches  durch 

7 Le6  führte  in  der  Prachtpartie  Lasker- 

Marshall  (letzte  Runde  von  Petersburg  1914) 
nach  8.  Sc3  Sd7  (oder  Partie  Capablanca- 

Marshall  desselben  Turniers:   8 h6,   9. 

Lf6:  [9.  Lh4!]  9....Dm:  10.  d4  mit  etwas 
besseren  Chancen.  Über  8....  Sc6  was 
verhältnismäßig  das  kleinste  Übel  wäre, 
siehe  gleich  unten),  9.  0-0-0  h6,  10.  Lh4! 
g5,  11.  Lg3  Sh5,  12.  d4  Sg3:  13.  hg  g4, 
14.  Sh4  d5,  15.  D  b5  zum  siegreichen 
Angriffsspiel  für  Weiß. 

Etwa  gleiche  Chancen  ergab  dagegen 
eine  Partie  Lasker-Pillsbury,  Petersburg 
1895:  7. .. .  Se6!  8.  Sc3  Le8,  9.  0-0-0  (in 
Betracht  kommt  9.  d4  mit  der  Eventual- 
drohung  Lf6:)  9.  .  . .  0-0-0,  10.  d4  d5,  11. 
Se5  De8!  12.  Df3  usw. 

Mit  dem  Textabtausch  begibt  sich 
jedenfalls  Schwarz  endgültig  in  positio- 
nelle  Abhängigkeit  vom  Gegner. 


8. 


Lfl 
Sbl 


e2 
c3 


LfS— e7 

LcS— d7 


~  202  — 


Um  Sb5  zu  verhindern.  Mit  Recht 
weist  Dr.  Tarrasch  (in  seiner  „Mo- 
dernen Schachpartie")  auf  die  Ver- 
schiedenheit zwischen  der  stolzen 
Entwicklung  des  weißen  Damen- 
läufers und  der  bescheidenen  Ver- 
teidigungsrolle seines  schwarzen 
Antagonisten  hin. 

Die  minimalen  Vorteile  von  Weiß 
beginnen  sich  zu  akkumulieren! 

10.       0—0  .... 

Soweit  man  vom  scharfen  Spiel 
bei  einem  solchen  „Imponderabilien- 
kampf" sprechen  darf,  scheint  die 
von  Lasker  in  einer  klassischen  Partie 
gegen  Teichmann  (Cambridge  Springs 
1904)  angewandte  Fortsetzung  10. 
0-0-0  Ausgiebigeres  zu  leisten.  (Es 
folgte  10.  ...Sc6,  11.  Thel  0-0 
[11.... 0-0-0!],  12.  d4  Sg4,  13.  Le7: 
Se7:  14.  Lb5!  mit  sozusagen  ent- 
scheidendem Vorteil.)  Bei  der  Text- 
fortsetzung geht  die  Mobilisierung 
der  weißen  Türme  etwas  langsamer 
vor  sich. 


10 

0—0 

11.  Tfl— el 

Sb8— c6 

12.     d3— d4 

Tf8— e8 

Schwarz  muß  sich  beeilen,  dem 
Gegner  die  Beherrschung  der  e-Linie 
streitig  zu  machen,  die  doch  bis  zum 
Schluß  im  Besitz  des  Anziehenden 
bleibt. 


13.  Le2— b5 

a7— a6 

14.  Lb5— a4 

b7-b5 

15.  La4— b3 

Sc6— a5 

Dieses  ganze  Manöver  am  Damen- 
flügel hält  nicht  das,  was  es  ver- 
spricht, d-a  Schwarz  selbst  nur  über 
ein  „eingeschränktes  Läuferpaar" 
verfügt. 

16.  Tel 

17.  Tal 

18.  Lg5 

Schwarz  beginnt  bereits  mit  um- 
ständlichen Rückzugsmanövern  vor- 
liebzunehmen. Auf  das  plausibel  aus- 


e3 

c7— c6 

el 

Kg8— f8 

f4! 

Sa5— b7 

sehende  18....Sh5  (mit  der  löblichen 
Idee,  den  lästigen  Lf4  zu  beseitigen) 
würde  Weiß  mit  19.  Te7:!  Te7:  20. 
Ld6:  Tae8,  21.  Te7:  Te7:  22.  Se5 
usw.  in  den  Besitz  eines  zum  Siege 
genügenden  Pfandes  gelangen. 

Mit  seinem  Textzuge  möchte 
Schwarz  die  bei  seinem  12.  Zuge 
angedeutete  Idee  verwirklichen, 
kommt  aber  bereits  zu  spät. 

19.  h2--h3  h7— h6 

20.  Lf4— h2  Le7— d8 

21.  Te3Xe8t  Ld7Xe8 

22.  a2— a4  c6— c5 

23.  Sc3— e4  Sf6Xe4 

Auf  23. . . .  c4  gewinnt  Weiß  durch 

24.  Sd6:  den  kritischen  Mittelbauern. 
Nach  dem  Textzuge  aber  verschafft 
er  sich  durch  ein  hübsches  Manöver 
freies  Linienspiel. 

Stellung  nach  dem  23.  Zuge  von  Schw. 


um  mim  \ 


24. 

Lb3— d5! 

Ta8— a7 

25. 

Ld5Xe4 

Ld8— e7 

26. 

a4Xb5 

a6Xb5 

27. 

d4Xc5 

d6Xc5 

28. 

Lh2— b8 

T  a7— a8 

29. 

Lb8— g3 

Ta8— a7 

30. 

Lg3— b8 

Ta7— a8 

31. 

Lb8— g3 

T  a8— a7 

32. 

Sf3--e5 

Sb7— d8 

33. 

b2— b3 

S  d8— e6 

34. 

Le4— d5 

Se6— d4 

35. 

c2— c3 

Sd4— f5 

36. 

Lg3— h2 

b5— b4 

37. 

g2— g4 

Sf5     d6 

38. 

c3— c4 

Ta7— a3 

39. 

Tel— e3 

Sd6— c8 

203 


40.  Ld5— b7 

41.  Lb7— d5 

42.  Se5— f3 

43.  Sf3— h4 

44.  Sh4— f5 

45.  g4Xf5 

46.  Ld5— e4 

47.  Te3— d3 

48.  Le4Xc6 

49.  Kgl-g2 

50.  Kg2— f3 

51.  Lh2— g3 


Sc8— a7 
f7— f6 
Sa7~c6 
Sc6— d4 
Sd4Xf5 
LeS— d7 
Ta3— a6 
Ld7— c6 
Ta6Xc6 
T  c6 — a6 
T  a6— a2 
KfS— eS 


59.  h3— h4 

60.  Td3— d5 

61.  Td5— d7 

62.  Td7— d3 

63.  Td3— d5 


Ta3— a7 
Ta7— a5 
Kf7— eS 
KeS— f7 
T  a5 — a3 


Man  könnte  glauben,  daß  Schw. 
durch  gediegene  Beschwichtigungs- 
manöver die  Krisis  längst  überstanden 
und  so  ziemlich  das  Gleichgewicht  der 
Chancen  wieder  hergestellt  hat.  Aller- 
dings ergibt  die  chemische  Negativ- 
analyse der  schwarzen  Stellung  zwei 
schwache  Punkte  (c5  und  g6)  gegen- 
über einem  einzigen  (b3)  von  Weiß. 
Ein  großer  Vorteil  für  Weiß  sind 
auch  (mit  Rücksicht  auf  die  Läufer) 
die  fast  sämtlich  auf  schwarzen 
Feldern  fixierten  Bauern  des  Gegners. 

Der  Textzug  leitet  jedenfalls  kein 
glückliches  Verteidigungssystem  ein, 
da  dabei  letzten  Endes  die  Herrschaft 
über  die  siebente  Reihe  dem  Schw. 
entschlüpft.  Schwarz  sollte  lieber 
trachten  seinen  Turm  auf  a7  (nach 
Möglichkeit  sogar  auf  c7)  aufzu- 
pflanzen und  dann  durch  Kf7  und 
g7 — g6  den  Bauer  f5  zu  beseitigen, 
um  seinem  König  dadurch  mehr 
Bewegungsfreiheit  zu  verschaffen. 

52.  Lg3— f4  Ta2— a3 

53.  Lf4— e3  Ta3— al 

54.  Kf3— g4  Tal— a7 
Die  richtige  Einsicht  kommt  im 

Schach  wie  im  Leben  meistens  zu 
spät.  (Vergl.  vorige  Anmerkung.) 

55.  Kg4— h5  KeS— f7 

56.  Td3— d5  Ta7— a3 
Ein  Gegenversuch,   da   nunmehr 

56 —  Tc7  wegen  etwa  57.  h4  (Zug- 
zwang!) 57. . . .  LfS,  58.  Td8  Le7,  59. 
Ta8  usw.  trostlos  wäre. 

57.  Td5— d7  Kf7— e8 

58.  Td7— d3  KeS— f7 


Weiß  hat  in  großzügiger  Weise 
eine  Zugzwangssymphonie  am  prak- 
tischen Schachbrett  konstruiert:  Auf 
63. . . .  LfS  würde  Weiß  durch  64. 
Td7t  KeS  (oder  Le7),  65.  Tc7  den 
feindlichen  König  vom  Zutrittsfelde  g6 
abdrängen  und  dann  leicht  gewinnen. 

64.  Le3Xc5  Le7Xc5 

65.  Td5Xc5  Ta3Xb3 

66.  Tc5— c7t  Kf7— fS 

67.  Kh5— g6  Tb3— f3 

68.  Tc7— f7t  KfS— eS 

69.  Tf7Xg7  Tf3— f4 

70.  h4— h5  Tf4Xc4 

71.  Kg6Xh6  KeS— fS 

72.  Tg7— b7  Tc4— g4 

73.  f2— f3!  Tg4— g5 

74.  Tb7Xb4  KfS— f7 
Schwarz   führt    einen    aussichts- 
losen Kampf,  den  Weiß  in  präzisester 
Weise  erledigt. 

75.  Tb4— g4!  Tg5Xf5 

76.  f3— f4  Tf5— a5 

77.  Tg4— g7t  Kf7— fS 

78.  Tg7— b7  f6— f5 

79.  Kh6— g6  Ta5— a6t 

80.  Kg6Xt5  Ta6— a5t 

81.  Kf5— g4  Ta5— a6 

82.  Kg4— g5  Ta6— c6 

83.  f4— f5  KfS— gS 

84.  f5— f6  Tc6— cl 

85.  Tb7-g7t  KgS— fS 

86.  h5 — h6  Schwarz  gibt  auf. 
„Die  Phasen  des  Endspiels":  Ein 

kubanischer  Lehrfilm  inS  Abteilungen: 
I.  Erdrosselung  der  e-Linie. 
II.  Der  mobilere  Läufer! 

III.  Entwertung   des  Damenflügels. 

IV.  Bilanzierung  der  Schwächen. 
V.  Entscheidende  K-Wanderung. 

VI.  Herausmanövrierung    aus    der 

7.  Reihe. 
VII.  Hahnenkampf  zweier  Türme. 
VIII.  „Südländische  Bauernehre" 

(Cavalleria  rusticana). 


Läuferspie!. 


Diese  Vergangen heitseröffnung 
hat  noch  eine  große  Zukunft  vor 
sich!  Sie  verzweigt  sich  in  verschie- 
dene Nebeneröffnungen,  schillert  in 
allen  Nuancen  des  Kampfes,  deckt  in 
allen  Punkten,  greift  aller  Ecken  an  und 
ermöglicht  trotz  ihrer  scheinbaren 
Vereinfachungstendenz  tiefes  Posi- 
tionsspiel mit  viel  Wagemut  zu 
verbinden. 

Als  seh  arf e  Probe  folgt  ein  Läufer- 
spiel in  die  Wiener  Partie  über- 
gehend. 


Parti( 

e  Nr.  34. 

Großturnier 

zu  Berlin   192L 

Weiß: 
Spielmann. 

Schwarz : 
Bogoljubow. 

1.  e2— e4 

2.  Lfl— c4 

e7— e5 
Sg8    f6 

Berlinerisch!  Auf  das  Gambit  in  der 
Rückliand:  2. . . .  f7-f5  ist  3.  d3!  erfolg- 
versprechend, hingegen  hat  das  alter- 
tümliche 2. . . .  c7— c6  noch  immer  hyper- 
modernen Reiz!  Die  Folge  könnte  dann 
sein:  3.  De2!  Lc5!  (von  Lopez  1561 
empfohlen.  Schwächer  geschah  in  einer 
Blindpartie  Graf  Brühl-Philidor,  London 
1783:  3....d6,  4.  c3  [4.  Sf3!]  f5  [4....Sf6!l, 
5.  d3  usw.),  4.  Lf7:t  Kf7:  5.  Dc4t  d5,  6. 
Dc5:  de,  7.  De5:  Sf6  mit  initiativem  Spiel. 

Auf  2. .  .  .  Lf8— c5  ist  außer  dem  un- 
günstigen Mac  Donnell-Doppelgambit  3. 
b4  Lb4:  4.  f4  (besser  ist  aber  4.  c3  La5, 
5.  Sf3!  das  eventuelle  Evansgambit  herbei- 
führend) 4 d5,    5.  Ld5:    Sf6   usw.    und 

dem  „Klassischen  Angriff :  3. c3Sf6, 4.  d4 
ed,  5.  e5  d5,  6.  ef  de,  7.  Dh5  0—0!  mit 
etwa  gleichen  Chancen  (Pratt  1825!),  vor 
allem  3.  De2  sehr  beachtenswert,  z.  B.: 
3. . . .  d6  (3. . . .  c6!),  4.  d3  Sc6,  5.  c3  Sf6 
mit  beiderseitigen  Positionschancen.  Im 
moderneren  lebhafteren  Stile  geschieht  auf 
2. . . .  Lc5  die  Figurenentwicklung:  3,  Sc3 
d6,  4.  d3  Sc6  usw.,  z.  B.  Partie  Spielmann- 
011and,Scheveningen  1923:  5.  Sa4Sf6  (von 
fraglichem  Werte.  Gesünder  ist  Lb6),  6. 
Se5:  de,  7.  f4  ef,  8.  Lf4  (Weiß  steht  freier) 
8. . . .  Lg4,  9.  Sf3  0-0,  10,  0-0  Sd4,  11. 
c3  Sf3:t  12.  gf  Lh3,  13,  Tf2  usw. 

Gut  ist  schließlich  2. . . .  Sb8— c6,  da 
Schwarz  dabei  bezüglich   seiner  weiteren 


Entwicklungspläne  noch  ziemlich  freie 
Hand  behält, 

3.     d2— d3  .... 

Folgende  Permufattonen  sind  hier 
zulässig: 

a)  3.  Sc3  Se4:!  -  Wienerisch, 

b)  3,  Sf3   Sc6!  =  Preußisch. 

c)  3,  d4  ed   (oder   3,.,  .Se4:    4,  de  Sc5f 

5.  f4),  4.  Sf3  Se4:  (sicherer  ist  wieder 
4. . , .  Sc6  mit  preußischer  Einlenkung, 
Ungünstig  ist  aber  4.  . . .  Lb4t  5.  c3! 
de,  6.  bc),  5.  Dd4:  Keidansky-Gambitl 
Es  kann  nun  folgen:  5. . . .  Sfö  (oder 
5, . . .  Sc5,  6.  Sc3),  6.  Lg5  Le7,  7.  Sc::^ 
c6  (in  einer  Partie  Mieses-Rubinstein, 
Breslau  1912,  geschah:  7. .  .,Sc6>  8.  Dh4 
d6,  9.  0-0-0  Le6,  10.  Ld3  Dd7,  11.  Lb5 
mit  starkem  Angriff  für  Weiß),  8,  0-0-0 
d5,  9.  Thel  Le6  (oder  9. . , .  0— 0  10, 
Dh4  h6?  [besser  ist  jedenfalls  Le6J,  IL 
Ld5:!  mit  Vorteil),  10.  Dh4!  Sbd7,  IL 
Ld3Sc5,  12.  Sd4Sfd7,  13.  f4  mit  Angriff, 

d)  3.  f4  (Greco)  3.  . .  .  d5,    4,  ed  e4  (ä  la 
Falkbeer!),  5.  d3!  (5.  Sc3  c6!)  5. . . .  Lg4, 

6.  Se2  Lc5,  7.  d4  Ld6,  8.  Sc3Sbd7mit 
Vorteil  für  Schwarz. 

Der  abwartende  Textzug  behält 
sich  noch  verschiedene  Eventualitäten 
vor  (so  kann  z.B.  auf  3. ...Lc5  ent- 
weder mit  4.  Sf3  Sc6,  5.  Sc3  die 
italienische  Normalstellung  oder  aber 
mit  4.  f4  Sc6,  5.  Sf3  das  abgelehnte 
Königsgambit  herbeigeführt  werden) 
und  will  also  doch  im  zeitgenössischen 
Variantenraum  herumwühlen,  statt 
etwa  mit  3.  D  e2  die  düsteren 
Schatten  der  Vergangenheit  heraufzu- 
beschwören. 
3.      .  ...  Sb8— c6 

Wegen  3,.,.  Lc5  siehe  vorige  Anm, 
In  Betracht  kommt  ferner  3. . . ,  c6,  da 
darauf  weder  Dr.  Krause's  4,  De2  noch 
Collijn's  4.  f4  ef,  5.  Lf4:  d5,  6.  ed  Sd5: 
(6. . . .  cd,  7,  Lb3),  7,  Df3  Le6,  8,  Se2  Ld6 
usw.  noch  endlich  4.  Sf3  d5,  5.  Lb3!  Ld6, 
6,  Sc3  d4,  7.  Se2  c5  usw.  irgend  etwas 
Greifbares  für  Weiß  ergibt. 

Nachteiliger    ist    hingegen    3 d5 

wegen  4.  ed  Sd5:  5,  Sf3  Sc6  (oder  5. . . . 
Lg4,  6.  h3  Lf3:  7.  Df3:  c6,  8.  0—0  mit 
Vorteil,  da  B  e5  etwas  lungenkrank  ist), 
6,  0-0  Lg4  (oder  6, . . .  Le7,  7.  Tel),  7.  Teil 
(nervöser  geschah  in  einer  Partie  iVlieses- 


—  205  - 


Marshall,  Mannheim  1914:  7.  h3  Lh5,  8.  g4 
Lg6,  9,  Se5)  und  die  Schwäche  des  schw. 
Bauern  e5  wird  wohl  fühlbar. 

4.  Sbl— c3  .... 

Verfehlt  wäre  jetzt   4.  f4  wegen 
4. . . .  ef !  5.  Lf4:  d5  mit  freieren  Chancen 
für  Schwarz. 
4 Lf8— b4 

Die  Partie  ist  nunmehr  ganz  wienerisch 
geworden,  wobei  die  Ansichten  über  den 
Wert  der  entstandenen  Textvariante  sehr 
geteilt  sind.  Besser  für  Schw.  ist  vielleicht 
4. . . .  Lf8— c5,  worauf  in  einer  Champions- 
partie Schlechter-Tarrasch,  Berlin 
1918*)  (und  zwar  nach  der  Zugumstellung: 
3.  Sc3  Lc5  [schärfer  ist  3. . . .  Se4:],  4.  d3 
d6,  5.  Le3  0—0!)  mit  6.  Sf3  die  Italienische 
herbeigeführt  wurde.  Es  folgte:  6.  (Sf3) 
Sc6,  7.  h3  (wenn  7.  Lc5:  de,  8.  Lb5,  so 
8. . . .  Sd4,  9.  Se5:  Sb5:  10.  Sb5:  De8)  7. . . . 
De7,  8.  0-0  Le6,  9.  Lb3  Tad8,  10.  Tel 
Lb4,  11.  Ld2Lc5,  12.  Sd5  (statt  dieser  Ver- 
einfachung empfiehlt  Lasker  12.  Sc3-e2-g3) 
12.  ...Ld5:  13.  ed  Sd4,  14.  Sd4:  Ld4:  15. 
c3  Lb6,    16.  d4   Sd7    mit   gleichem  Spiel. 

In  „wienerischen"  Bahnen  bewegte 
sich  ferner  nach  4.  ,  ,  .  Lc5  eine  andere 
Berliner  Championspartie:  Schlechter- 
Rubinstein  [mit  der  Zugumstellung  3.  Sc3 
Sc6,  4.  d3  Lc5],  5.  Lg5  h6,  6.  Lh4  d6,  7. 
Sd5  g5,  8.  Lg3  Sd5:  9.  Ld5:  Se7,  10.  h4 
(statt  dessen  empfiehlt  Lasker:  10.  Lb3 
Sg6,  11.  Se2  Df6,  12.  Sc3  c6,  13.  Dd2) 
10.  ...Sd5:  11.  ed  Df6,  12.  Dd2  Tg8,  13. 
hg  hg,  14.  Se2  (für  die  weiße  Partiean- 
lage charakteristisch!)  Ld7,  15.  d4  ed,  16. 
0-0-0  0-0-0.  Schwarz  steht  besser. 

Ins  ungarische  Fahrwasser  lenkte 
hingegen  die  Berliner  Championspartie 
Schlechter-Lasker  mit 4 Le7  (hier- 
mit wird  nach  Lasker  „Die  Plastik  der 
Stellung  längere  Zeit  aufrechterhalten"), 
5.  Sge2  d6,  6.  0-0  Le6,  7.  Le6:  fe,  8.  f4 
ef,  9.  Sf4:  Dd7,  10.  d4  e5  (Schwarz  sucht 
die  Partie  etwas  dreischneidiger  zu  ge- 
stalten), 11.  de  Se5:  12.  Sfd5  mit  etwa 
gleichem  Spiel. 

5.  Lei— g5  .... 

Auf  5.  Sge2  gelangt  Schwarz  mit 
5. .  .  .  d5!   6.  ed  Sd5:   7.  0—0    Le6, 
8.  Sd5:  Ld5:  9.  Ld5:  Dd5:  10.f4  0-0-0 
zum  freien  Gegenspiel. 
5 h7— h6 

6.  Lg5X^6  Lb4Xc3tI 


*)  In  diesem  Viererkampf  der  Titanen 
brachte  der  ruhige  Schlechter  das  Lieblings- 
spiel Philidors  zu  hohen  —  Remis  ehren. 


Wenn  sofort  Df6:  so  7.  Sge2!  und  Weiß 
behält  ein  schön  arrondiertes  Spiel  mit 
dem  nächsten  strategischen  Ziele,  nach 
der  Rochade  mit  dem  Springer  das  Feld 
d5  zu  besetzen.  Es  kann  dann  folgen: 
7. . . .  d6  [ebenso  bei  der  Zugumstellung 
5.  Lg5  d6,  6.  Sge2  h6],  8.  0-0  Le6,  9.  Sd5 
Ld5:  10.  Ld5:  (am  einfachsten.  Nicht  ohne 
Salz  ist  auch  10.  ed  Se7,  11.  a4!  z.  B. 
Partie  Tartakower-Tschigorin,  Karlsbad 
1907:  11. . . .  c6,  12.  a5!  oder  Partie  Tarta- 
kower-Marshall,  Wien  1908:  11. . . .  a5,  12. 
f4!  mit  weißem  Vorteil)  10.  . . .  Lc5,  11.  c3 
0-0,  12.  Khl!Se7,  13.  Lb3  Sg6,  14.  f4!  mit 
schöner  Initiative  (Partie  Schlechter-Berger, 
Wien  1908). 

7.  b2Xc3  Dd8Xf6 

8.  Sgl— e2  d7-d6 

Es  kann  auch  sofort  8. . . .  g5,  9. 
0 — 0  d6  geschehen.  —  Nach  Fritz 
ist  übrigens  das  sofortige  Manöver 
Sc6-e7-g6  am  zweckmäßigsten. 

9.  0—0  g7— g5! 
Die  Pointe  der  schwarzen  Spiel- 
weise, da  der  Vorstoßf2-f4unterkeinen 
Umständen  zugelassen  werden   soll. 

Ungünstiger  geschah  in  einer 
Partie  Mieses-Rubinstein,  Wien  1908 
nach  Janowski's  Muster:  9. .  .  .  Sa5, 
10.  Lb3  Sb3:  11.  ab  g5,  12.  c4  0-0, 
13.  Sc3  mit  freierem  Spiel  für  Weiß. 
10.     d3— dl!  .... 

Der  Plan  des  Anziehenden  geht 
in  dieser  Variante  dahin,  Stützpunkte 
im  Zentrum  zu  schaffen. 

Farbloser  geschah  in  einer  Partie 
Schlechter-Leonhardt,  Pistyan  1912: 

10.  Lb5  Ld7  mit  gleichem  Spiel. 
10 h6— h5! 

Energischer  als  das  übliche  10.... 
Lg4,  11.  f3  Ld7  mit  beiderseits  un- 
klaren Chancen. 

Schwarz    muß  aggressiv   spielen 
und    durch    schleunigstes   Vorgehen 
des  h-Bauern    den  weißen  Plan  (f3 
nebst  g3  und  f4)  verhindern. 
ll..Tal— bl  .... 

In  einer  Partie  Spielmann-Möller, 
Kopenhagen  1923,  geschah  zunächst 

11.  f 3   h4,    12.   Dd3    Ld7,    13.   Tbl 
Tb8  (wenn  13.,.  0—0—0,  so  1 4.  Ld5 !) 


14.  Tfdl  h3?  (überflüssige  Schwä- 
chung. Besser  war  etwa  Se7),  15. 
g3  0—0,  16.  Tfl   Dg6,  17.  Ld5Kh7, 

18.  Lc6:  Lc6:  19.  d5  Ld7,  20.  g4l 
c6,  21.  c4  mit  besseren  Chancen 
für  Weiß. 

11 h5— h4 

12.  Ddl— d3  .... 

Es  drohte   bereits   h4 — h3   (und 
auf  g3  Df3). 
12 Sc6~e7 

13.  Lc4— böf  ,    Ke8— f8! 
Ein  sinnreiches  Bauernopfer,  um 

die  weiße  Dame  von  der  Verteidigung 
des  Feldes  f3  abzulenken,  wodurch 
der  schwarze  Angriff  gefördert  wird. 
Auf  das  naheliegende  13. ...c6  würde 

14.  La4  Kf8  (sonst  d4— d5),  15.  c4 
nebst  c5  mit  Zerrüttung  der  schwarzen 
Bauernkette  auf  dem  iinken  Flügel 
folgen. 

14.  d4Xe5  

Durch  die  Annahme  des  Bauern- 
opfers stürzt  sich  Weiß  in  ein  schier 
unübersehbares  Meer  von  Verwick- 
lungen. Ruhiger  war  jedenfalls  14. 
f3  Kg7  usw. 

14 d6Xe5 

15.  Dd3— d8t  Kf8— g7 

16.  Dd8Xc7  h4— h3 

17.  f2— f4  .... 

„Die  einzige,  wenn  auch  riskante 
Chance",  sagt  Spielmann,  dessen 
sachlichen  Ausführungen  in  der 
„Münchn.  Ztg."  wir  hier  teilweise 
folgen. 

Auf  17.  Tfdl  hg,   18.  Td6  Le6, 

19.  Sg3,  was  von  mancher  Seite  an- 
geregt wurde,  könnte  ähnlich  wie  in 
der  Partie,  das  Turmopfer  19.  ...Th2:f 

20.  Kh2:  Df2:  sehr  kitzlich  werden. 

17 h3Xg2 

18.  Tfl— f2  .... 

Das  verlockende  Turmopfer  18. 
fe  gfDf  19.  Tfl:  scheitert  an  DbOf 
18 g5Xf4 

Nicht  aber  18.  ...ef  wegen  19.e5! 

19.  Lb5— c4  .... 


Stellung  nach  dem  1 9.  Zuge  von  Weiß. 


m 


19 Th8Xh2!?! 

Ein  sehr  scharf  und  doch  nicht 
scharf  genug  berechnetes  Turmopfer, 
das  übrigens  bereits  nötig  war,  da 
einerseits  Sf4:  drohte  und  anderseits 
auf  19.  ...f3,  20.  Sg3  zum  weißen 
Vorteil  folgen  würde,  z.  B.:  20. .  .  , 
Th2:  21.  Tf3:!  bezw.  20....Sg6,  21. 
Tb7:!  Lb7:  22.  Sf5t  usw. 

20.  Se2XM!?  .... 

Weiß  verfällt  der  „Hypnose 
des  schwachen  Zuges",  da  er 
sich  vor  der  matoiden  Variante:  20. 
Kh2:  Dh4t  21.  Kg2:  Lh3t  22.  Kgl 
Dg5t  23.  Khl  Th8,  24.  Th2  Lg2t 
25.  Kgl   Le4:t  usw.  fürchtet. 

Wie  jedoch  später  ein  Schach- 
freund nachwies,  konnte  Weiß  der 
obigen  Variante  durch  22.  Khl!I 
(statt  22.  Kgl)  z.  B.  22....Le6t  23. 
Th2  bezw.  22....Lf5t  23.  Kgl  bezw. 
22....Df2:  23.  De5:t  bezw.  endlich 
22. . . .  Th8,  23.  De5:t  Kf8,  24.  Tf4:I 
(nicht  aber  24.  Df4:  wegen  Lg2x 
nebst  Matt  in  zwei)  24. ...Lg4t  25. 
Kgl  Dhlf  26.  Kf2  Th2t  27.  Ke3 
usw.  die  Spitze  abbrechen  und 
der  materialistischen  Weltanschauung 
zum  Siege  verhelfen. 

20.  ....  e5XW 

21.  Tf2XM  Lc8— f5 

22.  Tf4Xf5  Se7Xf5? 
Nun  war  Schwarz  an  der  Reihe, 

sich    zu    revanchieren.    Die    präzise 

Gewinnfortsetzung  bestand  in  22 

Thlf  23.  Kg2:  Sf5:!  (mit  23.... 
DgOf?  24.  Kf2!  Tbl:  25.  De7: 
wäre  nur  ewiges  Schach  zu  erreichen), 


207 


24.  Thl:  SeSf  25.  Kg3  Tg8!  26. 
Df7:t  (erzwungen)  Df7:  27.  Lf7: 
Kf7:t  28.  Kf4Sc4!  mit  einer  Mehr- 
figur im  Endspiel,  während  die 
Textfortsetzung  noch  sehr  viel  trübes 
Wasser  zum  kombinatorischen 
Fischen  zurückläßt. 

23.  Dc7Xh2  Sf5— h4 

24.  Dh2— gSf  Kg7— hS 

25.  Tbl— b5;  .... 
Spielmann  ist  ein  Figurenfanatiker. 

Sonst  kam   aber  auch    25.  e5  De7, 

26.  Df4  in  Betracht. 

25 Df6— h6 

26.  Dg3— e5t  KhS— h7 

27.  De5— h5  TaS— gS 

28.  Lc4— 'e2  .... 

Nun  spielt  gar  Weiß  auf  Gewinn. 
Vorzuziehen  war  wohl  28.  Df7:t 
Tg7,  29.  Th5  um  nach  dem  General- 
abtausch der  beiderseitigen  schweren 
Figuren  (Dame  und  Turm)  ein  klares 
Remisspiel  zu  erlangen. 

28 Tg8-g6 

29.  Tb5Xb7?  .... 

Weiß  schaufelt  sich  planmäßig 
sein  eigenes  Grab.  Er  mußte  sich 
noch  immer  mit  29.  Dh6:  Th6:  30, 
Tb7:  Kg7  begnügen  und  dabei  noch 
sehr  behutsam  spielen  (31.  Ta7:? 
Tb6!),  um  das  Remis  zu  sichern. 

Jetzt  gelingt  es  dem  Schwarzen 
durch  feine  Turmmanöver  Herr  der 
Lage  zu  werden. 

29 Dh6Xh5 

30.  Le2Xh5  Tg6— g3 

Stellung  nach  dem  30.  Zuge  von  Schw. 


,/m  ■  ■  m 

M,     il     •    II 

mm,  ■*■ 


„Eine  merkwürdige  Verluststel- 
lung, die  an  die  feinpointierten  Studien 
von  Kling  und  Horwitz  erinnert", 
sagt  Spielmann:  Nach  31.  Tf7:t  Kh6, 
32.  Le2  Th3  ist  der  weiße  Turm  von 
allen  brennenden  Linien,  also  sowohl 
von  der  ersten  als  auch  von  der 
g-Reihe  abgelenkt 


31. 
32. 
33. 


Tb7— bl 
Tbl— cl 
Lh5— e2 


Tg3Xc3 
Kh7— h6 


Auf  33.  Lf7:  entscheidet  33. 
Tg3,  34.  Kf2  Tg7  nebst  Sf3. 


33 

34.  Kgl— f2 

35.  Le2— d3 

36.  Tel— al 


Kh6— g5 
K  g5— f4 
Tc3— a3 
f7— f6! 


Soweit  hat  sich  Weiß  sehr  zähe 
verteidigt  und  „tätige  Reue"  wegen 
der  früheren  Unterschätzung  des 
gefährlichen  Bauern  g2  gezeigt. 

Das  problemmäßige  Textzüglein 
deckt  aber  neue  Mängel  der  weißen 
Stellung  auf:  Sie  geht  an  einer  merk- 
würdigen Abart  von  Zugszwang, 
nämlich  an  Fehlzugszwang,  zugrunde, 
indem  jede  Bewegung  von  Weiß 
irgend  eine  entscheidende  geg- 
nerische Drohung  (z.  B.:  37.  Tel 
Sf3  usw.)  heraufbeschwört. 


37.   Ld3— e2 

Ta3— h3 

38.  Tal— dl 

Th3— hl 

39.      c2— c4 

Kf4Xe4 

40.   Le2— d3t 

Ke4— d4 

41.  Ld3— flf 

Kd4— c3 

42.  Tdl— d3t 

Kc3Xc4 

43.    LflXg2 

Thl— h2 

Weiß  gibt  auf. 

Es    war    ein    fesselnder    Kampf 
zweier  Drauflosgeher. 


Wienerisch. 


Wiener  Gambit. 

Partie  Nr.  35. 

Großturnier  zu  Teplitz-Schönau  1922. 

Weiß:  Schwarz: 

Spielmann.  Maröczy, 


1.  e2— e4 

2.  Sbl^cS 


e7-e5 
Sg8— f6! 


Auf  2....  Sb8— c6  kann  die  Gambit- 
fortsetzung 3.  f4  nocli  viel  schärfere  Formen 
annehmen.  Oder  aber  auch  ruhig:  3,  Lc4 
Sf6  (etwas  unbequemer  ist  3.  .  .  . 
Lc5,    \.  Dg4  g6!  5.  Dg3  d6,   6.   Sf3  Le6), 

4.  d3  Lb4,  5.  Lg5!  usw.  (Siehe  vorige 
Partie.)  —  Gut  spielbar  ist  ferner  auf  2 — 
Sc6  auch  3,  g3.  z.  B.  Partie  Mieses-Vidmar, 
Kaschau  1918:  3.  g3  Lc5,  4.  Lg2  d6,  worauf 
jetzt  aber  statt  des  zweifelhaften  Manövers 

5.  d3  Sf6,  6,  Sd5  Lg4,  7.  f3  Le6  usw.  am 
besten  wohl  5.  Sge2  nebst  0—0  geschehen 
sollte. 

3.      f2— f4  .... 

Also  doch!  Mit  3.  Sgl-f3  kann  das 
Drei-bezw.  Vierspringerspiel  herbeigeführt 
werden,    falls  es  Schwarz   nicht  vorzieht, 

mit  3 d6,  4.  d4  Sd7  ins  Hanham-System 

einzulenken,  z.  B,  Partie  Wolf-Marco, 
Pistyan  1922:  5.  Lc4  h6,  6.  0—0  Le7  oder 
Partie  Tarrasch-Marco,  ibid.:   5.  Lg5  Le7, 

6.  Dd2  a6  mit  etwa  gleichem  Spiel. 

Auf  die  eigentliche  Wienerische  Wen- 
dung 3.  Lfl— c4  hat  Weiß  den  Vv'ilden 
Ausfall  3. . . .  Se4:  zu  gewärtigen,  der  je- 
doch am  besten  mit  4.  Dh5  (ungünstig 
wäre  4.  Lf7:f   dagegen    kommt  auch  die 

Gambitfortsetzung  4.  Sf3  in  Betracht)  4 

Sd6,  5.  De5:t!  (5.  Lb3  Sc6!  mit  bekannten 
Verwicklungen)  5. . . .  De7,  6.  De7:f  Le7: 

7.  Lb3  0—0,  8.  d3  mit  einigen  Endspiel- 
chancen für  Weiß  (vergl.  Partie  Mieses- 
Reti,  Wien  1908)  bezähmt  wird. 

Ein  ungünstiges  „Loch"  schafft  da- 
gegen 3.  g2— g3,  da  Schwarz  in  dieser 
Variante  sofort  freie  Hand  im  Zentrum 
bekommt:  3.  g3  d5!  4.  ed  Sd5:  5.  Lg2 
(Collijn     empfiehlt     immerhin     zunächst 


5.  Sge2,  worauf  aber  5....  Lg4f  6.  Lg2 
Sc3:  7.  bc  Sc6,  8.  d4  Df6  zugunsten  von 
Schwarz  folgt)  5....  Le6  (in  der  be- 
rüchtigten Partie  Tarrasch-Trenchard, 
Wien  1898,  geschah  sehr  energisch 
5.  . . .  Sc3:  6.  bc  Lc5,  7.  Se2  Sc6,  8.  0—0 
0—0  mit  Vorteil  für  Schwarz),  6.  Sg  e2 
Sc6,  7.  0-0  (auf  7.  d3  geschah  in  einer 
Partie  Mieses-Dr.  Asztalos,  Kaschau  1918: 
7. . . .  Le7,  8.  0-0?  h5!  9.  h3  Dd7  mit 
heftigen  Angriffchancen  und  auf  7.  d4 
geschah  in  einer  Partie  Tarta- 
kower— Grünfeld,  Wien  1922:  1.  .  .  , 
Sc3:!  8.  Lc6:t  [8.  bc  Ld5!]  8....  bc, 
9.  bc  Dd5!  [in  einer  Partie  Tarta- 
kower— Perlis,  Wien  1913,  kam  Weiß 
nach  9....  ed,  10.  Sd4:  Ld7,  11.  0—0 
c5,  12.  Telf  Le7,  13.  Lg5!  f6,  14.  Lf6:I 
in  opfermäßigen  Vorteil],  10.  Tgl  [keine 
erstrebenswerte  Lage  für  Weiß]  10. . .  . 
Ld6  [energischer  ist  wohl  Td8!],  U.  Dd3 
0—0    und    Weiß    hat     ein     schwieriges 

Spiel)     7 Le7    und    Schwarz    steht 

effektiv  besser.*) 


3. 


d7-  d5 1 


Die  provokante  Fortsetzung  3. . . , 
ef,  4.  e5  Sg8,  5.  d4  d6  dürfte  nur  sehr 
wenige  Anhänger  finden. 


4.      f4Xe5 


.  .  •  • 


Mit  der  Steinitz'schen  Fortsetzung 
4.  d2— d3  d5— d4,  5.  Sc3— bl!  usw.  ist 
kaum  mehr  als  Ausgleich  zu  erzielen. 

Wegen  des  früher  üblichen  4, 
e4Xd5  e5— e4,  womit  in  eine  Variante 
des  Falkbeergambits  eingelenkt  wird, 
vgl.  Partie  Nr.  40.  — 


*)  Als  Beispiel  mag  folgende  Ab- 
Schlachtungspartie  Müller-Grünfeld,  Mar- 
gate  1922,  dienen:  8.  d4?  Sc3:  (schwächer 
geschah  in  einer  Partie  Tartakower-Forgacs, 
Budapest  1912:  8....  ed),  9  bc  Ld5,  10, 
f3  0—0,  11.  Le3  Dd6,  12.  Dd3?  De6!  13. 
a4  Lc4!  14.  Dd2  ed,  15.  cd  Lb4!  (lauter 
Keulenschläge),  16.  Sc3  (oder  16.  c3  Le2: 
nebst  Lc3:)  16....  Lfl:  17,  Lfl:  Se7!  18, 
Dd3  Lc3:  19.  Dc3:  Sd5  und  Weiß 
gab  auf. 


209 


Spielbare  Wendungen  ergibt  ferner 
auch  4.  Sgl-f3. 

4 Sf6Xe4 

5.  Sgl— 13  .... 

Scharfe  Chancen  gewährt  auch 
5,  Ddl— f3,  z.  B.: 

a)  5. . . .    ScG,   6.    Lb5!  (6.  Se4:  Scl4!) 

G Sc3:    7.  bc    Dh4t    Einleitung    eines 

von  Steinitz  empfohlenen,  in  seinen  End- 
spielkonsequenzen jedoch  nach  den  letz- 
ten praktischen  Ergebnissen  revisions- 
bedürftigen Abwickelungss}' Sterns.*)  8.  g3 
De4t  9.  De4:  de,  lu.  Lc6:  (auf  das  plau- 
sible 10.  d4  ed,   11.  cd  würde  11 Ld7 

erzwungenermaßen  einen  Bauer  gewinnen), 
10....  bc,  11.  Se2!  Dieses  von  Hromadka 
eingeführte  Manöver  ist  viel  nachhaltiger 
als  die  Collijnsche  Fortsetzung:  11.  d4  ed, 

12.  cd  Lf5  usw.,  da  Weiß  mit  nunmehrigem 
Thl— fl— f4  den  wichtigen  Be4  zu  ver- 
speisen droht.  Vgl.  Partie  Hromadka— 
Johner,  Pistyan  1922:  11....  La6,  12.  Tfl 
g5,  13.  Tf6  0-0-0,  14.  Tc6:  Lb7,  15.  Tf6 
Ld5,  16.  d4  h6,  17.  'fa6  usw.,  bezw.  Partie 
Hromadka— Bogoljubow,  Mährisch-Ostrau 
1923:  11....  Lh3!?  12.  Sf4  Lg4,  13.  d4 
g5?  [besser  13....  ed],  14.  Sg2  Le7,  15.  h3 
Le6,  16.  Se3  h5,  17.  Ibl  0-0-0  [besser 
17....  Kd7],  18.  a4  Th6  [besser  18...  f5], 
19.  Tfl  c5,  20.  Sf5  usw.,  beidemale  mit 
weißem  Vorteil.  Wir  schlagen  jedoch  für 
Schwarz  11 c6— c5  vor. 

*)  Einen  sensationell  kurzen  Verlauf 
nahm  statt  dessen  folgende  Partie 
Hromadka-Lasker  Mährisch-Ostrau 
1923:  7. . . .  Le7  (Strategie  der  Klugheit!), 
8.  d4  0— 0(als  ungünstig  erwies  sich  in  einer 
Alt  vaterpartie :  Baird-Burn,  New-York  1 889, 
der  schärfere  Versuch :  8. . . .  Le6, 9.  Se2  Dd7, 

10.  0-0  f6?  11.  ef  Lf6:  12.   La3   0-0-0, 

13.  Dd3!  mit  kraftvollen  Chancen  für 
Weiß.  —  Ähnlich  würde  Weiß  auch  auf 
sofortiges  8. . . .  f6  mit  9.  ef !  [9.  Ld3  Le6] 
Lf6:  10.  La3  usw.  fortfahren),  9.  Ld3  f6 
(nötigt  den  Gegner  zur  Erklärung,  der  sich 
sonst  auf  etwa  9 —  f5  mit  Se2,  0-0 
usw.  ruhig  und  schön  entwickeln  würde. 
Auch  nach  9. . .  .  Le6  10.  Sh3!  [nicht  so- 
fort 10.  Dh5  wegen  10....  g6,  11.  Dh6 
Te8  nebst    Lf8.    [etzt   droht   aber   bereits 

11.  Dh5  gö,  12.  Dhe  nebst  Sg5]  10.... 
Lh4t!  11.  Sf2  usw.  bleibt  Weiß  im 
Stellungsvorteil),  10.  Dh5  g6  (erzwungen 
und  erzwingend.  —  Schlecht  wäre  10. . . . 
f5    1.1.    Sf3!  usw.),    11.    Lg6:    (wenn    11. 

Dh6,    so  11 Tf7  und  Schwarz   kommt 

in  Vorteil)  hg,  12.  Dg6:t  Kh8,  13.  Dhöf 
mit  ewigem  Schach  (nicht  aber  13.  Lh6!? 
wegen  13....  Tg8,  14.  Dh5  De8!  15.  Dh4 
Tg4!  und  Schwarz  gewinnt). 


b)  5. . . .  f5  (gilt  für  das  Beste),  6. 
d3  (6.  Sge2  Sc6,  7.  d4  Sb4,  8.  Kdl  c5 
ist  eher   für   Schwarz    günstig.    Auch  auf 

den    seltenen    Zug   6.    Sh3    ist   6 Sc6 

zu  empfehlen)  6....  Sc3:  7.  bc  d4  (ini- 
tiativer als  7....  Le7),  8,  Dg3!  Weiß 
sieht  sich  veranlaßt,  im  Gambitstile  fort- 
zusetzen, da  auf  etwa  8.  Le2  einfach  8 

Le6  nebst  Scß  und  Dd5!  mit  gutem 
Spiel  für  Schwarz  folgen  könnte.  —  Vgl. 
nun  Partie  Hromadka-Wolf,  Mähriscn- 
Ostrau  1923:  8.  Dg3  Sc6,  9.  Le2  Dd5 
(oder  nach  Collijn:  9....  Le6,  10.  Lf3 
Dd7!  11.  Tbl  Lc5!  doch  möchten  wir  in 
dieser  Variante  eine  kleine  Zugumstellung: 
10.  Tbl!  vorschlagen,  worauf  die  schwarze 
Lage  etwas  schwieriger  wird),  10.  Lf3 
Dc5,  11.  Lc6:t  (kleinmütig.  Mit  11.  Se2! 
Se5:  12.  0—0!  ist  wohl  eine  schöne  An- 
griffsstellung   zu    erlangen)    11 Dc6: 

12.  c4  Lb4t  mit  beiderseitigen  Trümpfen.  — 

Für  weniger  nachhaltig  als  der 
Textzug  oder  als  5.  Df3  gilt  5.  d2— d3. 

Z.  B.:  Partie  Hromadka— Wolf,  Pistyan 
1922:  5.  d3  Sc3:!  (inkorrekt  ist  bekannt- 
lich 5.  .  .  .  Dh4t  6.  g3  Sg3:  7.  Sf3  Dh5 
wegen  8.  Tgl!  usw.),  6.  bc  d4!  7.  Sf3 
Sc6  (noch  zweckmäßiger  ist  7. . . .  c5, 
8.  Lb2  ScG  usw.  mit  günstigem  Spiel), 
8.  Le2  Le7  und  Schwarz  steht  zufrieden- 
stellend. 


.  •  • 


Lf8— e7! 

Ein  Zug  der  Mode  und  der  Ver- 
nunft, dessen  Wiedereinführung  in 
die  Turnierpraxis  von  Breyer,  Kaschau 
1918,  bewerkstelligt  wurde.  Die 
Tendenz  des  Zuges  ist,  so  rasch  als 
möglich  ins  Ruheleben  zu  gelangen. 

Gegen  den  früher  eine  zeitlang 
bevorzugten  Ausfall  5....  Lg4, 
(auch  der  ruhige  Entwicklungszug 
5...  Lb4  hat  nicht  ganz  befrie- 
digen können.  —  In  Betracht  kommt 
hier  aber  .  noch  der  Bauernvorstoß 
5....  c5  —  Schwächlich  geschah 
hingegen  in  einer  Partie  Asztalos- 
Vidmar  5....  Sc6,  6.  d3  [6.  Lb5!] 
Sc3 : 7.  bc  d4  [sicherer  Le7],  8.  Le2  Le6, 
9.  0—0  Le7  [schärfer  de],  10.  Del 
0 — 0,  ll.DgS  mit  weißem  Ansturm) 
gilt  neuerdings  Dr.  Arthur  Kaufmann's 
Zug  6.  De2!  (mit  der  Doppeldrohung 
S  e4 :  sowie  Db5  f )  für  sehr  stark,  z.  B. : 

a)  Prachtminiaturpartie  Spielmann— 
Flamberg,  Mannheim  1914:  6 Sc5,  7. 


Dr.  S.  G.  Tartakower:  Die  hypermoderne  Schachpartie. 


210 


d4!  Lf3:  8.  Df3:  Dh4t  9.  g3!  Dd4:  10. 
Le3  De5:  (vorsichtiger  wäre  jedenfalls 
Db4),  11.  0-0-0  c6,  12.  Sd5:!!  cd,  13. 
Td5:  De6  (oder  13. . . .  De4,  14.  LbSf  Sc6, 
15.  Lc5:!!  Df3:  16.  Lcßrf  bc,  17.  Telf  Le7, 
18.  Te7:t  Kf8, 19.  Ta7:t  Ke8,  20.Ta8:#), 
14.  Lc4  De4,  15.  Lc5:!!  Df3:  16.  Telf 
Aufgegeben. 

b)  Pechminiaturpartie  Euwe— Yates, 
Haag  1921:  6....  Sc6!?  7.  Se4:  Sd4,  8. 
Dd3!  Lf3:  9.  Sg3!  Lc5,  10.  gf  Dg5,  11. 
c3  De5:  f  12.  Le2Sc6,  13.  Df5.  Aufgegeben. 

c)  Konsultationspartie  Aljechin— 
Rotenstein  &  Co.,  Berlin  1921:  6. .  .  .  Sg5, 
7.  h4  (oder  7.  Db5t  c6,  8.  Db7:  Sf3:t  9. 
gf  Lf3:  mit  der  Drohung  Dh4f.  Bilguers 
Nachtrag  empfiehlt  7.  d3  Le7,  8.  Lf4  Sc6, 
9.  Df2  mit  gleichem  Spiel  und  warnt  vor 
7.  d4?Se6,  8.  Le3c5,  9.  0— 0— 0Sc6!  usw.) 
7.  . . .  Sf3:t  8.  gf  Le6,  9.  d4  Sc6,  10.  Le3 
Le7,  11.  Df2  Dd7,  12.  0—0—0  0—0—0, 
13.  Lb5  a6,  14.  La4  Kb8  mit  etwa  glei- 
chen Chancen.. 

d)  Am  einfachsten  und  zweck- 
mäßigsten ist  vielleicht,  in  den  sauren 
Apfel  zu  beißen  und  6. . . .  SXS  zu  spielen, 
um  dann  schleunigst  zur  Rochade  und  zum 
Gegenstoß  f7— f6  zu  gelangen,  was  schließ- 
lich auch  die  Idee  des  zurückhaltenden 
Textzuges  ist. 

6.      d2— d4 


•  •  • 


Ambesten,  nachdem  sich  das  schwarze 
Opferspiel:  6....  Lh4t  7.  g3  Sg3:  8.  hg 
Lg3:t  als  ungenügend  erwiesen  hat. 

Auf  6.  d3  folgt  einfach  6. . . .  Sc3:  7.  bc 
0-0  nebst  f7  f6  mit  guten  Gegenchancen. 
(Partie  Spielmann— Dr.  Kaufmann,  Wien 
1917).  Auf  das  von  Steinitz  bevorzugte 
6.  De2  folgt  energisch  6....  f5  (schwächer 
6....  Sc3:  7.  bc  0—0,  8.  g3!  Lf5,  9.  d3), 
z.  B.  Partie  Spielmann— Teichmann, 
Teplitz-Schönau,  1922:  7.  d3Sc5,  8.d4Se4, 
9.  Lf4  0—0,  10.  h4  woraufhin  Schwarz 
statt  10....  c6  mit  sofortigem  10....  Lb4! 
nachhaltigen  Druck  inszenieren  konnte. 

6 0—0 

Wenn  6....Lb4,  so  7,  Dd3! 

7.  Lfl— d3  f7-f5 

8.  e5X^6  Se4Xf6 

Für  sicherer  gilt  neuerdings  8.... 
Ad:  obwohl  Weiß  auch  dann  einige 
Chancen  behält,  z.  B,:  Partie  Spiel- 
mann-Loman,  Scheveningen  1923: 
8. . . .  Lf6:  9.  0—0  Sc6,  10.  Se2!  (statt 
dessen  führte  in  einer  Partie  Spiel- 
mann-Reti,  Wien  1922,  das  mehr- 
fache   Blutvergießen:    10.    Se4:    de, 


11,  Le4:  Sd4:  12,  Sg5!  Lf5!  usw. 
zum  baldigen  Ausgleich)  10. . . .  Se7  (in 
einer  Korrespondenzpartie  Dührssen- 
H.  Wolf  1922,  geschah  10.  .  .  .  Sb4, 
worauf  sehr  fein  11.  Lb5!  Ld7,  12. 
Ld7:  Dd7:    13.  c3  Sa6,    14.   Lf4  c6, 

15.  Dd3  usw.  mit  etwas  freierem 
Spiel  für  Weiß  folgte),    11.  c3   Sg6, 

12.  Sf4  Sf4:  13.  Lf4:  Lf5,  14.  Dc2 
Lg6  (Schwarz  hat  wegen  seines  ex- 
ponierten Se4  noch  manche  Sorgen 
zu  überwinden),  15.  Tael  Dd7, 
woraufhin  Weiß  statt  der  etwas  un- 
klaren Kombination  16.  Te3  Tae8, 
17.  Sd2  usw.  auch  mit  dem  einfachen 

16.  Se5  einen  kleinen  Stellungsvorteil 
buchen  konnte.  — 

Nach  Lasker  ist  übrigens  an  der 
Textstelle  8, . .  .  Sc3:  9.  bc  Lf6:  10. 
0 — 0  Sc6  am  basten. 


9.       0—0 


Sb8— c6 


Das  ganze  ist  ein  vom.  Collijn'schen 
Lärobok  empfohlenes  System,  wobei 
hier  mit  9. .  .  .  Lg4  fortgesetzt  wird, 
was  jedoch  in  einer  Partie  Euwe-Reti, 
Pistyan  1922,  durch  10.  Del!  c5, 
11.  Se5  c4,  12.  Sg4:  cd,  13.  De6t 
Kh8,  14.  Se5!  eine  zwingende  Wider- 
legung erlitt. 

Auch  nach  dem  Textzuge  bleibt 
Weiß  mit  Rücksicht  auf  die  ener- 
gischere Entwicklung  seines  Königs- 
läufers bei  sonstiger  Symmetrie  der 
Stellung  im  Vorteil,  den  ein  Angriffs- 
spieler wie  Spielmann  womöglich 
im   Opferstile   wahrnehmen   möchte. 


10.  Lei— g5 
ll.Ddl— el! 


L  c8— g4 
h7— h6 


Schwarz  muß  die  Spannung  zu 
beheben  trachten.  Ruinös  wäre  der 
Bauernraub:  1  l....Lf3:  12.  Tf3:  Sd4: 
wegen  13.  Th3  h6,  14.  Lh6:  gh,  15. 
Dg3t  usw. 

12,  Lg5— d2  .... 

Einen  grotesk-dramatischen  Ver- 
lauf nahm  folgende  Partie  Spielmann- 
Johner,  Pistyan  1922,  wo  der  Mün- 
chener sich .  zu   einem   übermütigen 


211 


Figurenopfer  hinreißen  ließ:  12. 
Lh6:!??  gh,  13.  Dg3  Ld6,  14.  Se5 
De7  ?  ?  (unbegreiflich.  Mit  1 4. . . .  Sd4 : ! 
gewann  Schwarz,  z.  B.  15.  h3  De7, 
16.  Tael  Tae8  usw^.),  15.  Sd5:!  Sd5: 
16.  Dg4t  Dg5,  17.  De6t  Kh8,  18. 
Tf7,  Aufgegeben. 

Am  sichersten  dürfte  übrigens  an 
der  Textstelle  12.  Le3!  sein,  etwa 
mit  der  Folge:  12....Lf3:  13.  Tf3:! 
Sg4,  14.  Tf8:t  Lf8:  15.  Dg3  Se3: 
16.  De3:  Dd7,  17.  Tf  1 !  Weiß  steht 
weit  überlegen. 


12 

13.  TflX^3 


Lg4Xf3 

Sc6Xd4 


Nun  geht's  auf's  Ganze. 

14.  Tf3— g3  .  :  .  . 

Nicht  14.  Th3  wegen  14 Lc5, 

15.  Khl  Sg4. 


14.  .... 

15.  Kgl— hl 


Le7— c5 
Tf8— e8 


Um  die  weiße  Dame  vom  Haupt- 
kriegsschauplatz   nach    Möglichkeit 
abzudrängen. 
16.  Del— cl  .... 

Wie  Grünfeld  im  Teplitzer Turnier- 
buch ausführt,  ergibt  das  Turmopfer 

16.  Tg7:t    nach    etwa    16....Kg7: 

17.  Dg3t  Kh8!  18.  Lh6:  Dd7,  19. 
Dh4  Sh7,  20.  Sd5:  Sf5!  21.  Dh3 
Dd5:  22.  Lf5:  Df7,  23.  Lh7:  Dh7: 
24.  Dc3t  KgS,  25.  Dc4t  Khß,  26. 
Dc3f  nur  ewiges  Schach. 

Weiß  muß  daher  auf  Umwegen 
nach  Gewinnmöglichkeiten  spähen. 
Vorläufig  droht  Lh6: 


16. 


Sf6— h5 


Auf  16....Se4  würde  17.  Le4: 
oder  auch  17.  Se4:  etwa  mit  der 
Folge:  17..,.  de,  18.  Lc4t  Kh7,  19, 


Lc3  Sf5,   20.  Th3  e3,   21.  Ld3   den 
weißen  Vorteil  klarstellen. 


17.  Tg3— h3 

18.  Th3— g3 


Sh5— f6 


Stellung  nach  dem  18.  Zuge  von  Weiß. 


!■    BiHfe;; 

B   B   ü   P 

m  «*■  ■ 

■  11  ■  ■ 

s  S  s  B   B  s  fSl 

ISI   B   M   ■# 

8. 


Dd8— d7? 


Psychologisches  Ringelspiel :  Nach- 
dem Weiß  anscheinend  auf  die  Zug- 
wiederholung eingeht,  versucht  nun- 
mehr Schwarz  derselben  auszu- 
weichen, übersieht  aber  dabei  die 
Tragweite  des  zweitnächsten  Zuges 
von  Weiß,   - 

Übrigens  stände  für  Weiß  auf 
das  neuerliche  18 Sh5  der  Ge- 
winnversuch 19.  Tg4  (nicht  aber  19. 
Tg6  wegen  19....  Dh4,  20.  Lh6 :  Te6 !) 
offen,  ohne  jedoch  etwas  Greifbares 
zu  ergeben,  z.  B.:  19.  Tg4  Dd7,  20. 
Tg6  Te6,  21.  Lh6:  Tg6:  22.  Lg6:  gh! 
23.  Lh5:  (ungenügend  wäre  23.  Dh6: 
Sf6,  24.  Dg5  Dg7,  25.  Sd5:  Se4! 
usw.)  23. . . !  Kh7  mit  genügenden 
Gegenchancen. 

Ansonsten  käme  für  Schw.  noch 

18 Se4    jedoch    ohne    besonders 

rosige  Aussichten  (etwa  nach  19. 
Se4:  de,  20.  Lc4t  Kh7,  21,  Lc3  Sf5, 
22.  Th3)  in  Betracht. 


19.  Ld2Xh6 

20.  Del— f4! 


Sf6— g4 


212 


Die  ganze  weiße  Armee  greift 
nun  mit  voller  Wucht  ein,  Schwarz 
ist  verloren  (z.  B.:  20....Sh6:  21. 
Dh6:  usw.). 


20. 


Sd4-e2 


Immerhin  noch  eine  (Verzweif- 
lungs-)  Falle:  wenn  Weiß  den  Se2 
nimmt,  so  folgt  21....Sf2f  und 
Schwarz  gewinnt. 


21.  Df4Xg4 


Se2Xg3t 


22.  Dg4Xg3  Schwarz  gibt  auf. 

Weiß  droht  zunächst  Dg6  usw. 
Immerhin  gibt  es  auch  weniger  zart- 
beseelte Naturen,  die  sich  etwa  mit 
22....Kh8   (nicht  22....Df7   wegen 

23.  Lg6  und  auch  nicht  22....Te6 
wegen  23.  Lf5)  gegen  das  rauhe 
Gesetz  der  Wirklichkeit  zu  verteidigen 
versuchen  würden. 

Doch  hat  auch  die  Textfortsetzung 
sehr  viel  für  sich. 


Königsgambit 

a)  angenommen. 


Spielmann     ist    Ehrenritter    des 
Königsgambitordens. 

Läufergambit,   ins   Hanstein- 
gambit  übergehend. 

Partie  Nr.  36. 

Großturnier  zu  Teplitz-Schönau  1922. 


Weiß: 
Spielmann. 


Schwarz: 
Grünfeld. 


1. 

e2— e4 

e7— e5 

2. 

f2— f4 

e5Xf4 

3. 

Lfl— c4 

•     •     .     . 

Auf  das  bazillenreine  Springergambit 
3.  Sgl— f3  (der  verwegene  Versuch  3.  Sh3 
fand  in  einer  Partie  Tartakower-Grünfeld, 
Budapest  1921,  durch  3.  ..d5!  seine  halbe 
Widerlegung)  gilt  nicht  mehr  die  klassische 
Verteidigung  3. .  . .  g5  mit  ihrer  weitver- 
zweigten Nomenklatur,  sondern  die  ver- 
schleierte Ablehnung:  3. , .  ,  d5,  4.  ed  Sf6! 
als  die  beste  Fortsetzung,  vgl.  Partie 
Rubinstein-Yates,  Hastings  1922:  5.  Sc3 
(bequemer  ist  5.  Le2)  5. , . .  Sd5:  (dies  alles 
geschah  eigentlich  mit  vorheriger  Zugum- 
stellung: 3.  ...Sf6,  4.  Sc3!  d5,  5.  ed  [auf 
5.  e5  ist  5.  . .  .Sh5!  sehr  zäh,  oder  wie  in 
einer  Partie  Spielmann-Bogoljubow,  Berlin 


1919,  erfolgte:  5....  Se4,  6.  Le2  g5  usw. 
zugunsten  von  Schwarz]  5....  Sd5:) 

6.  Sd5:  (auf  6.  Lc4,  was  von  Barde- 
leben mit  der  Folge:  6....  Le6,  7.  De2  Le7, 
8.  d4  empfiehlt,  erwidert  Spielmann 
einfach  (5....  Sc3:  nebst  7...  Ld6  mit  end- 
gültigem Vorteil  für  Schwarz.  —  Ergeb- 
nislos verlief  folgender  Verbesserungs- 
versuch: Partie  Rubinstein— Dr.  Tarrasch, 
Meran  1924:    6.    Lböf  c6,   7.    De2t  Le6, 

8.  Lc4  Le7,  9.  Sd5:  cd,  10.  Lböf  Sc6,  11. 
d4  Dc7,  12.  Lc6:t  bc,  13.  0-0  0-0,  14 
Se5  Db6,  15.  c3  c5,  16.  de  Lc5:t  17. 
Khl  f6,  18.  Sd3  Tfe8,  19.  Sc5:  Dc5:  20- 
Lf4:[na  endlich!]  Lf7,  21.  Dd2  Te4  Remis). 

(5...  Dd5:  7.  d4  Le7!  (Die  Pointe  der 
schwarzen  Verteidigung,  die  früher  mit 
7....  Ld6  in  ihr  Verderben  hineinrannte, 
[vgl.  u.  a.  die  Badener  Schönheitspartie 
Reti-Nyholm:  8.  c4  Deöf,  9.  Kf2  c5!  10. 
Ld3  Dh6!  11.  Telf  Kf8,  12.  De2  Ld7,  13. 
b4!  usw.]  oder  aber  mit  7....  Lg4  den 
Gambitbauern  freiwillig  zurückgab.  Der 
neue  Zug  aber  verteidigt  indirekt  seine 
Beute:8.'Lf4:?  De4t). 

8.  Ld3  (wir  ziehen  8.  Le2  g5,  9.  0—0 
mit  allerlei  gefährlichen  Ausfallsmöglich- 
keiten  vor)  8. . . .  g5  (droht  g4  nebst  Dg2:), 

9.  De2  (wenn  9.  c4,  so  Dd6)  9....  Lf5! 
(es  drohte  Le4),  10.  Lf5:  Df5:  11.  g4  (um 
auf  11....  Dg4:?  mit  12.  Tgl  endlich 
zum  traditionellen  Angriff  gelangen  zu 
dürfen.  Weiß  spielt  aufs  Ganze,  da  sonst 


—  213  - 


die  feindliche  Bauernmasse  immer  bedroh- 
licher wird.  Am  zweckmäßigsten  ist  aber 
11.  Ld2  [11....   Dc2:?  12.  Tel] nebst 0-0-0). 

11....  Dd7!  (Um  eine  bis  zwei  Nu- 
ancen schwächer  geschah  in  einer  früheren 
Partie  Rubinstein— Kostitsch,  Haag  1921: 
11.  De6  mit  der  Folge:  12.  De6:  fe,  13.  h4. 
Schwarz  bleibt  jedoch  auch  dann,  trotz 
der  Zersplitterung  seiner  Bauern,  im  End- 
spielvorteil). 

12.Ld2.  (12.Sg5:?  Sc6,  13.  c3  0—0—0) 
12....  Sc6,  13.  0—0—0  0—0—0,  14.  h4  f6 
15.  c4,  worauf  Schwarz  statt  des  gefähr- 
lichen Damenausfluges  15....  Dg4:  mit 
dem  einfachen  15. ...  h5  eine  übermächtige 
Freibauernkette  erlangen  konnte.  — 

Oderaber  ein  ganz  anderer,  ultramodern 
anmutender  Eröffnungsgedanke  :3.  Dd  1  — f3. 
Dieser  zuerst  in  einer  Partie  Charousek— 
Showalter,  Nürnberg  1896  und  dann 
nach  einem  22-jährigen  letargischen 
Schlaf  in  einer  Partie  Breyer— Reti, 
Kaschau  1918,  wieder  angewandte  Zug 
wurde  in  der  Partie  Spielmann— Tarrasch, 
Göteborg;  1920,  mittels  3....  Sc6!  (andere 
Züge  wie!  3....  Dh4f  oder  3....  d5  sind 
nach  Retis  Analysen  für  Weiß  günstig), 
4.  c3  (besser  nach  Breyer  4.  Se2,  worauf 
jedoch  4....  d5  das  schwarze  Spiel  gün- 
stiger stellt)  4....  Sfö  (schwächer  wäre 
4....  d5,  5.  ed  Se5,  6.  Lb5t  nebst  De2  mit 
schönem  Spiel  für  Weiß),  5.  d4  d5,  6.  e5 
Se4,  7.  Lf4:  Le7  nebst  0-0  und  f6  so  stark 
demoliert,  daß  auch  der  von  Reti  im 
„CoUijn"  unternommene  Ehrenrettungs- 
versuch dieser  kühnen  Variante  sehr  un- 
sicher klingt. 

Als  das  Beste  nach  3.  Df3  Sc6 
schlagen  wir  einfach  4.  Df4:  vor,  z.  B. 
4....  Df6,  5.  De3  Dd4,  6.  De2  usw.  mit 
baldiger  Zurückdrängung  der  feindlichen 
Streitkräfte  oder  4....  Sf6,  5.  Sc3  Sb4,  6. 
e5  Sfd5,  7.  De4  Sc3:  8.  bc  Sc6,  9.  d4  mit 
schöner  Zentralstellung  oder  endlich  und 
für  Schwarz  wohl  noch  am  günstigsten: 
4....  d5,  5.  ed  (auf  5.  e5  kann  Schwarz 
mit  5....  f6!  6.  d4  De7,  7.  Lb5  fe,  8.  de 
Db4t  das  Spiel  vereinfachen)  5....  Sb4, 
6.  De4t  De7,  7.  De7:t  Le7:  8.  Kdl  Sf6,  9. 
Sc3  mit  gleichem  Spiel. 

3 Sb8— c6 

Lenkt  bezeichnenderweise  freiwil- 
lig ins  regelrechte  Springergambit  ein. 

Über  die  Schattenseiten  der  alt- 
modernen Verteidigung  3. . . .  Sg8 — f6, 
die  sonst  für  sehr  bequem  gilt,  siehe 
nächste  Partie.  —  Als  prähistorisches 
Kampfmittel  mutet  3...,Dd8— h4t 
nebst  event  g5  und  als   mittelalter- 


liches Werkzeug  3. ...d7 — d5  nebst 
Dh4t  an.  Auf  3....f7— f5  ist  be- 
kanntlich 4.  De2  am  besten. 

4.   Sgl— f3  ... 

Noch  energischer  als  das  nunmehr 
entstehende  Philidor-  bezw.  Hanstein- 
Gambit  ist  wohl  4.  d2— d4,  z.  B.  4....  Sf6 
(wirkungslos  verpufft  Dh4t),  5.  e5  (auf  5.  Sc3 
folgte  in  einer  Partie  Spielmann— Reti, 
Baden  bei  Wien  1914:  5....  Lb4,  6.  Dd3 
d5!  7.  ed  Sd5:  8.  Sf3  0—0,  9.  0-0  Lc3:  10. 
bc  Te8,  11.  Ld5:  Dd5:  mit  überwundenen 
Schwierigkeiten  für  Schwarz)  5....  d5,  6. 
Lb5!  (nicht  übel  geschah  auch  in  einer 
Partie  Charousek— Tschigorin,  Budapest 
1 896 : 6.  Lb3  Lg4, 7.  Dd3  Sh5, 8.  Sh3 ;  seh  wäch- 
lich  hingegen  in  einer  Partie  Flamberg— 
Duras,  Abbazia  1911:  6.  Le2  [aus  Furcht 
vor  Lg4  nebst  Sh5]  Se4,  7.  Lf4:  f6,  8.  Sf3 
fe,  9.  Se5:  Se5:  10.  Le5:  Lb4t,  11.  c3  0— 0! 
zum  Vorteil  für  Schwarz)  6....  Lg4,  7. 
Dd3  Sh5,  8.  Sh3  und  der  weiße  Druck 
beginnt  fühlbar  zu    werden. 

4 g7-g5! 

Auf  4....  Sf6  folgt  günstig  5.  Sc3 
(vgl.  Anm.  zum  4.  Zuge  von  Schwarz 
in  der  nächsten  Partie). 


5. 

0-0 

d7— d6 

6. 

d2-d4 

Lf8-g7 

7. 

c2— c3 

h7— h6 

8. 

g2-g3 

.... 

Die  weiße  Initiative  droht  ohne 
weitere  Kompensation  für  den  von 
Schwarz  ins  feindliche  Lager  einge- 
keilten Mehrbauer  im  Sande  zu  ver- 
laufen, z.B.:  8.  Db3  De7,  9,  Sa3 
Sf6  bezw.  auch  9.  h4  Sf6!  10.  hg 
hg,  11.  Sg5:  Se4:!  mit  beginnendem 
Gegenspiel  von  Schwarz. 

Das  vom  großen  Tschigorin  öfters 
angewandte  Textmanöver  bereitet  die 
Sprengung  des  schwarzen  Bauern- 
ungeheuers (eventuell  auf  Kosten 
eines  Figurenopfers)  vor. 

8.      ....  g5— g4 

Natürlich  nicht  8. ...fg  wegen  9. 
Lf7:t  Kf7:  10.  Seöf  nebst  baldigem 
Matt. 

Ohne  überzeugenden  Wert  ge- 
schah auch  in  einer  späteren  Partie 
zwischen  denselben  Partnern  (Karls- 


-  214 


bad  1923)  der  Gegenhieb  8....Lh3, 
9.  gf!  (auf  9.  Tel  setzt  Schwarz  seine 
Entwicklung  mit   Dd7  fort   und  auf 

9.  Tf2  geschah  in  einer  Beratungs- 
partie in  Petersburg  1906:  9.  ...Sf6! 

10.  gf  Se4:  usw.). 

9.  ...Lfl:  10.  Dfl:  gf,  11.  Lf4: 
Df6,  12.  Lg3  0-0-0,  13,  Sbd2  Sge7 
worauf  Weiß  mit  14.  Dh3t  Kb8, 
15.Tfl  Dg6,  16.Sh4Dg5,  17.Sf3Dg6, 
18.  Sh4  eine  „schlichte"  Wendung 
erzwang  und  nach  dem  unbegrün- 
deten Remisausweichen  des  Gegners: 
18.. . .Dh7?  mit  19.  b4!  sogar  ans  Ruder 
kam,  die  Partie  dann  freilich  durch  ein 
überstürztes    Damenmanöver  verlor. 


9.    Sf3-h4 
10.  Sbl— d2 


f4— fS 


Spielmann  legt  die  Partie  offen- 
kundig auf  das  Figurenopfer  auf  f3 
an,  wobei  selbstredend  nicht  der 
bereits  einigermaßen  entwickelte  Sh4, 
sondern  der  embryonale  Sbl  auf  die 
Schlachtbank  geführt  werden  soll. 


Rudolf  Spielmann. 


Weiß  muß  sich  jedenfalls  mit  seinen 
Maßnahmen  beeilen,  da  z.  B.  auf  10.  Le3 
(in  der  Absicht,  die  Entwicklung  seines 
Damenflügels  zunächst  ruhig  zu  vollenden) 
folgt  nicht  etwa  10....  Sge7,  11.  Sd2  0— ü 
wegen  12.  h3  h5,  13.  hg  hg,  14.  Sdf3:  mit 
übermächtigem  Angriff  (Partie  Szekely— 
Freymann,  Abbazia  1912),  sondern  10.... 
Lf6,  w^odurch  Sh4  zur  sofortigen  Ausweis- 
leistung gezwungen  wird. 

Auch  mit  anderen  langsamen 
Methoden  wie  10.  Sbl— a3— c2  oder  10. 
Lf4  nebst  Dd2  vermag  Weiß  das  Problem 
der  Stellung  nicht  zu  lösen.  Wenn  also 
Weiß  nicht  mit  dem  immerhin  zweifel- 
haften Springeropfer  fortfahren  will,  so 
dürfte  hier  der  Damenausfall  10.  Db3  am 
zweckmäßigsten  sein,  wie  dies  auch  in  einem 
anderen  Rekonter  zwischen  denselben 
ritterlichen  Gegnern  (Wien  1922)  geschah: 

10.  (Db3)  De7,  11.  Sf5  Lf5:  12.  ef 
(sehr  verschwommen  w^äre  12.  Db7:) 
12....  Sd8  (dieser  Rückzug  ist  wohl  not- 
wendig, da  auf  die  im  „Bilguer"  erwähnte 
Fortsetzung:  12....  0—0—0  einfach  13. 
Lf7:  De2,  14.  Deßf  De6:  15.  fe  zum  Vor- 
teil für  Weiß  folgen  würde),  woraufhin 
Weiß  durch  restlose  Figurenmobilisierung: 
13.  Lf4  Sf6,  14.  Sd2  0—0,  gefolgt  von  der 
Öffnung  der  h-Linie:  15.  h3!  h5,  16.  Ld3 
Dd7,  17.  hg  hg,  18.  Kf2!  Sc6,  19.  Thl  ffeS 
reelle  Angriffschancen  erhielt,  die  er  jedoch 
durch  20.  Lg5  (statt  des  sofortigen  20.  Th4 
nebst  Turmverdoppelung  auf  der  h-Linie, 
z.  B.  20.  Th4!  d5,  21.  Tahl  Se7  [von 
Grünfeld  als  die  richtige  Verteidigung, 
um  Kf8  nebst  Se  g8  soielen  zu  können, 
angegebeni,  22.  Le5  Sf5:  23.  Lfß:  Lf6:  24. 
Tg4:t  Sg7,  25.  Lh7t  Kf8,  26.  Db4t  Le7, 
27.  Lfo!  und  gewinnt)  überstürzte,  so  daß 
sein  Gegner  zu  kraftvollen  Gegenschlägen 
aus'iolen  konnte.*) 

10 Lg7— f6 

Als  streng  logischer  Geist,  der  an 
den  Sieg  der  Gerechtigkeit  im  Schach 
glaubt,  hält  Grünfeld  das  nachfolgende 
Springeropfer  für  inkorrekt  und  will 
daher  den  Gegner  zur  sofortigen  Er- 
klärung zwingen,  wobei  der  Textzug 

*)  Es  folgte:  20.  Lg5?  d5,  21.  Th4Se4t 
22.  Le4:  de,  23.  f6  (23.  Tg4:  e3t,  24.  Le3: 
Df5:  25.  Tf4  Dgo)  23....  e3t!!  24.  Le3: 
Lf6:  25.  Th5  Te3:!!  (Schwarz  hat  sein 
Gegenspiel  geschickt  zu  inszenieren  ver- 
standen), 26.  Ke3:  Ld4:t!  27.  Kd3  Td8! 
2S.  Kc2  Le3,  29.  Dc4  Dd2:t  30.  Kb3  Dd7, 
31.  Tel  f2,  32.  Tehl  De6,  33.  De4:  fe,  34. 
Th5-h4  Tf8,  35.  Tg4:t  Kf7,  36.  Te4  Ke7, 
37.  Tfl  Tf3.  Weiß  gibt  auf. 


215  - 


auch  beizeiten  die  schwache  Königs- 
lage befestigen  soll. 


11.  Sd2Xf3 

12.  DdlX^3 


g4Xf3 
Th8— h7? 


Übersieht  die  glänzende  Antwort, 
so  daß  Spielmann,  der  überhaupt  die 
ganze  Partie  mit  gewaltigem  Schwung 
spielt,  die  Skalpierung  des  schwarzen 
Königs  bald  vornehmen  kann. 

Wie  Grünfeld  im  Turnierbuch  pro 
domo  sua  ausführt,  soll  hier  12....  Lh3, 
13.  Tel  Dd7  (mit  der  Drohung  durch 
14. ...Lh4:  15. ghDg4t  die  Damen  zu 
tauschen)  die  Inkorrektheit  des  feind- 
lichen Springeropfers  nachweisen. 
Wir  würden  jedoch  für  Weiß  bei 
dieser  Spielwendung  13.  Tf2  (statt 
13.  Tel)  mit  aufrechterhaltener  Ein- 
bruchsdrohung e4 — e5  vorziehen, 
z.B.:  13.  Tf2Dd7,  14.  e5  de,  15.de 
Se5:  16.  Db7:  Td8  (16....Ddlt  17. 
Tfl),  17.Td2  Dg4,  18.  Td8:  (18.  LbSf 
Sd7)  18....Ld8:  (18....Kd8,  19.  Lf4), 

19.  Lb5t  Sd7    (19....Kf8,   20.  Lf4), 

20.  Sf3  (20.  Lf4Lh4:  21.Dc8t  Ld8, 

22.  Lc7:  Dg5,  23.  Telf  Kf8   usw.) 
20....Sf6,  21.  Lf4  0—0,  22.  Lh6:  Te8, 

23.  Lf4   mit  unausgesetzten    Beun- 
ruhigungschancen. 

Am  sichersten  scheint  uns  daher 
an  der  Textstelle  12....De7  zusein. 

13.  Sh4— g6!  .... 

Im  nachfolgenden  erweist  sich  der 
Königsspringer  als  von  dämonischer 
Triebkraft  erfüllt  (Sgl-f3-h4-g6!!-f4- 
h5-f6t).  Zunächst  gelangt  er  zu  den 
wichtigen  Schlüsselfeldern  f4  und  h5, 
die  für  ihn  anscheinend  unerreichbar 
waren.  Nur  dank  seiner  Unterstützung 
wird  allmählich  der  weiße  Ansturm 
überwältigend. 


13. 

.  . 

.  . 

Th7- 

-g7 

15. 

Falls  13.. 
Lc4  Le7, 

.fg,  14. 
16.  Lh6: 

Lg8:  Tg 
Th7,    17. 

7,  so 
Lf7t 

usw. 

14. 
15. 
16. 

Sg6- 

Df3- 

•h2- 

-f4 

-g2! 
-h3 

Lc8- 
Lf6- 
Lg4- 

-g4 
-g5 
-d7 

Etwas  besser  war  vorerst  16...  .Lf  4 : 
17.  Lf4:!  (17.  gf?  Dh4)  17....  Ld7, 
wenn  auch  dann  18.  Tael  De7,  19. 
e5  d5,  20.  Ld5:  0-0-0,  21.  b4  usw. 
das  Blatt  zugunsten  von  Weiß  wenden 
läßt. 

17.  Sf4— h5  Tf7— h7 

18.  e4— e5!  .... 
Dieses   elegante   Räumungsopfer 

ermöglicht  der  weißen  Königin  über 
das  Feld.e4  ins  feindliche  Spiel  ent- 
scheidend einzudringen. 
18 d6Xe5 

19.  Dg2— e4  f7— f5 
Auf  19....  Th8  folgt  20.  Lf7:t  Ke7 

(oder  20....  Kf8,  21.  Lg8:t  Kg8:  22. 
Dg6#),  21.  d5  und  Weiß  gewinnt. 

20.  TflXf^  Ld7X*5 
Erzwungen.  Falls  De7  (oder  Te7), 

so  21.  Tg5:  nebst  DgOf 

21.  De4X^5  .... 
Stellung  nach  dem  21.  Zuge  von  Weiß. 


Ifh 


m  *  mi   m/.   .w  I 

W-'/'/  ^  W^/      W^/      ^'4^^ 

■iii  ■;  s 

L   'W'^  W^/  ^  W^/ 


Ein  schönes,  seiner  großen  histo- 
rischen Vorfahren  würdiges  Königs- 
gambit: Trotz    des   Mehrturmes    ist 
Schwarz  rettungslos  verloren. 
21 Th7— e7 

Wie  Grünfeld  selbst  mit  großer 
Unparteilichkeit  im  Turnierbuch  aus- 
führt, würde  auch  21....De7  nach 
22.  Dgöf!  Kf8?  23.  Dg8:#  bezw. 
22....Tf7,  23.  Sg7t  Kd7,  24.  Lg5:! 
hg,  25.  Le6t  Kd8,  26.  Lf7:  Sf6,  27. 
Sf5  usw.  bezw.  auch  22....Kd7,  23. 
Lg8:  Th8,  24.  Lg5:  usw.  mit  glatter 
Niederlage  der  schwarzen  Armee 
enden. 


216 


22.  LclXgö 

23.  Tal— fl! 


h6Xg5 


.  Wuchtige  Angriffsführung: 
Auf  23....Sh6  soll  24.  Sföf  Kf8,  25. 
Dg5:  entscheidend  folgen. 


23. 
24. 
25. 
26. 


Lc4Xg8 
Df5— fSf 
DfSVaS 


D  d8— d6 

e5Xd4 
KeS— d7 


Stärker  als  26.  Sf6f ,  worauf  Schw. 
unter  Aufopferung  der  Dame  viel 
längeren  Widerstand  leisten  könnte: 
26....Df6:  27.  Df6:  TgS: 


26 

27.  Sh5— f6t 

28.  Da8— f8 


Dd6- 
Kd7- 
Dc5- 


-c5 
d6 
-e5 


Auch  nach  28....d3t  29.  Kg2 
(droht  30.  Se4t)  De5  würde  mit 
Zugumstellung  die  Textfortsetzung 
entstehen. 

29.  Kgl— g2  d4— d3 

30.  Tfl— f2  De5— el 

31.  Df8 — h6  Schwarz  gibt  auf, 
da  auf  31 ... .  Te2, 32.  Se4t  vernichtend 
folgt,  z,  B.:  32. . . .  Ke7,  33.  Df8t  bezw. 
32....Kd7,  33.  ScSf  Kc8,  34.  Le6t 
Te6:  35.  De6:t  De6:  36.  Tf8t  Sd8, 
37.  Se6:  usw. 

CEED 

Läufergambit. 

Partie  Nr.  37. 

Großturnier  zu  Karlsbad  1923. 


Weiß: 
Spielmann. 


1. 
2. 
3. 


e2--e4 

f2~f4 

Lfl— c4 


Schwarz: 
Bogoljubow. 

e7— e5 

e5XW 


In  der  „Einschränkung"  zeigt  sich 
der  Meister:  Wir  halten  3.  Lfl— e2 


für  die  nachhaltigste  Fortsetzung  des 
Königsgambits.*) 

3o       ....  SgS— f6 

Bequemlichkeitsstrategie,  wonach 
der  Textzug  nur  vom  utilitarischen 
Standpunkt  (Bedrohung  des  Bauern 
e4  und  Vorbereitung  von  d7 — d5) 
beurteilt  wird,  ohne  unter  die  philo- 
sophische Lupe  der  unzvv^eckmäßigen 
Springerpostierung  genommen  zu 
werden. 

4.  Sbl  -c3  .... 


*)  Dieses  früher  von  Bird  mit  Vor- 
liebe gespielte  „eingeschränkte  Läufer- 
gambit" wurde  von  Tartal<ovver  in  New- 
York  1924  wieder  eingeführt,  wobei 
verschiedene  Verteidigungen:  3....  Sc6, 
(Yates)  3....  Se7,  (Aljechin)  3....  d5, 
(Bogoljubow)  zur  Anwendung   gelangten. 

Von  praktischem  Mißerfolg  er- 
wMes  sich  dabei  nur  folgende  Partie 
Tartakower— Capablanca : 

3.  Le2  d5  (dieser  Befreiungsstoß 
im  Zentrum  ist  wohl  die  zweckmäßigste 
Fortsetzung.  Die  altertümlichen  Ver- 
teidigungen   wie    3. . . .    g5,    3. . . .    Dh4"J- 

sowie   auch   3 f5,   4.    e5!   d6,    5.    d4 

usw.  belassen  jedenfalls  Weiß  im  Vor- 
teil). 

4.  ed  Sf6!  (besser  als  4....  Dd5,  5. 
Sf3  nebst  Sc3),  5.  c4  (solider  5.  Sf3  oder 
5.  Sc3)  5....  c6,  6.  d4  Lb4t!  (schwächer 
geschah  in  der  Präzedenzpartie  Tarta- 
kower—Bogoljubow  zunächst  6 cd,  7. 

Lf4:  de,  8.  Lc4:  Lb4t  9.  Sc3  ü— 0,  10. 
Sge2  Lg4,  11.  0—0  SbdT,  12.  Db3  usw. 
mit  Entwicklungsvorsprung  für  Weiß),  7. 
Kfl  (auf  7.  Sc3  folgt  7....  Se4  mit  Dro- 
hungen nach  rechts  und  links.  In  Betracht 
kommt  aber  auch  7.  Ld2  Ld2:t  8.  Dd2: 
usw.)  7. . . .  cd,  8.  Lf4:  (besser  vielleicht 
8.  c5)  8....  de!   (echt  Capablanca!   Nach 

8.  ...0—0,  9.  c5!   stünde  Weiß   sehr  gut), 

9.  Lb8:?  (zu  rasch  zugegriffen.  Geboten 
w^ar  9.  Lc4:  mit  zweischneidigem  Spiel) 
9....  Sd5!!  10.  Kf2  Tb8:  11.  Lc4:  0-0, 
12.  Sf3?  (entscheidender  Fehler.  Nach  12. 
Ld5:  Dd5:  13.  Sc3wäre  die  weiße  Stellung 

nicht    ohne   Gegenchancen)     12 Sf6! 

(nun  geht  es  mit  Weiß  rasch  bergab),  13. 
Sc3  b5!  14.  Ld3  Sg4t  15.  Kgl  Lb7,  16.  Lf5 
Sf3:  17.  gf  Se3,  18.  Lh7:t  Kh8,  19.  Dd3 
Lc3:  20.  bc  Sd5,  21.  Le4  Sf4,  22.  Dd2  Dh4, 
23.  Kfl  f5,  24.  Lc6  Tf6,  25.  d5  Td8,  26.  Tdl 
Tc6:  27.  de  Td2:  28.  Td2:  Se6,  29.  Td6 
Dc4t  30.  Kg2  De2t  Weiß  gibt  auf. 


217  - 


Auf  4.  e5  würde  freilich  nach 
bekannten  Analogien  4, .  .  .  d5  vor- 
teilhaft erfolgen, 

4 c7— c6 

„Eine  sehr  beachtenswerte  Neue- 
rung von  mir",  sagt  Bogoljubow  im 
Turnierbuch. 

Allerdings  ist  sie  bereits  vor  einem 
Menschenalter  von  dem  bedeutenden 
russischen  Theoretiker  Jänisch  einer 
genauen  Analyse  (vgl.  unten)  unter- 
zogen worden.  Die  Pointe  des  Text- 
zuges ist,  b7-b5-b4  mit  Eroberung 
des  Bauern  e4  zu  drohen. 

Die  übliche  Fortsetzung  4...,  Sb8— c6, 
ö.  Sgl— f3  LfS— b4  wurde  durch  eine  frü- 
here Partie  Spielmann—Bogoljubow, 
Triberg  1921,  in  Frage  gestellt:  6.  Sd5! 
Se4:  7.  0—0  0—0,  8.  d4  Sfß  (oder  auch 
Partie  Spielmann— Grünfeid,  Innsbruck 
1922:  8...,  Le7,  9.  Lf4:  d6,  10.  Dd3  Sf6,  11. 
Lg5  gß,  12.  Se7:t  De7:  13.  Lb3!  mit  Über- 
legenheit für  Weiß),,  9.  Sb4:  Sb4:  10.  Lf4: 
und  Weiß  steht  überlegen. 

5.     d2— d4  .... 

Jedenfalls  besser  geschah  in  einer 
späteren  Partie  zwischen  denselben 
Gegnern  (Mährisch-Ostrau  1923):  5.  Lb3 
(gegen  d5  und  b5  gerichtet  und  mit  der 
Drohung  e5  verbunden). 

5....  d5,  6.  ed  cd  (verfehlt  wäre  6.... 
Sd5:  7.  Sd5:  cd  [7....  Dh4t  8.  Kfl  cd,  9, 
Ld5:L8.  d4  Dh4t  9.  Kfl  Le6  [9.!..  Ld6, 
10.  De2tL  10.  Sf3  nebst  eventuell  De2.  In 
Betracht  kommt  dagegen  auch  6.  .  .  . 
Ld6,  7.  De2t  Kd7!  8.  Df3  Kc7,  9.  d4  Lg4, 

10.  Dd3Te8t  IL  Sge2  De7). 

7.  d4  Ld6!  8.  Sge2  0—0,  9,  0-0, 
(Nachteilig  wäre  9.  Lf4:  Lf4:  10.  Sf4;  Sg4! 

11.  0-0   Se3   mit  Qualitätsgewinn    oder 
gar  9.  Sf4:  Te8t  10.  Sf  e2  Sg4  usw.) 

9..,,.  g5!  10.  Sd5:.Sc6,  worauf  jetzt 
statt  des  „sonderlichen"  11.  c3*)  etwa  11. 


*)  Es  folgte  sehr  schön  und  energisch: 
11.  (c3)Sd5:  12.  Ld5:Se7,,  13.  Le4  f5.  (Der 
schwarze  Bauernwald  setzt  sich  nunmehr 
in  Bewegung!)  14.  Ld3  b6,  15.  Ld2Sg6,  16. 
Db3t  Kg7,  17.  c4  h5,  18.  Tacl  h4,  19.  c5 
bc,  20,  de  Tb8,  21.  Da3  Leo,  22.  c6  Tb2: 
(Nicht  22..,.  Lb2:  wegen  23.  Lc3t  nebst 
Dc3:t  und  c7.)  23.  Lc3  Dböf,  24.  Khl  Lc3: 
25.  bc3:tKh6,  26.  Lc4  Te8,  27.  Tf  e  1  f3,  28. 
Df3:Te3,  29.  Dd5  h3,  30.  gh  Te5,  31.  Dd6 
De3,  32.  Dd3  Df2,  33.  Dg3  Db6,  34,  Lf7 
Tb  e2:  35,  Te2:  Te2:  36.  Dd6  Le6!  37.  Lg6: 
Df2,  38.  Dg3  Ld5t.  Weiß  gibt  auf. 


Sec3  zwecks  Aufrechterhaltung  der  Halte- 
stelle im  Zentrum  oder  aber  noch  schär- 
fer zunächst  11.  h4  h6,  12.  hg  hg  behufs 
Entwurzelung  der  schwarzen  Bauernmasse 
geschehen  sollte.  — 

Nachteilig  ist  jedenfalls  an  der  Text- 
stelle der  ahnungslose  Entwicklungszug 
5.  Sf3  wegen  5....  b5  und  Weiß  müßte  nun 
den  ungünstigen  Rückzug  6.  Ld3  antreten, 
da  6.  Lb3  b4,  7.  Sa4  Se4:  8.  De2,  d5!  9. 
d3  La6,  10.  Lf4:  Le7  dem  Schwarzen  einen 
effektiven  Mchrbauern  einbringen  würde. 

Keine  guten  Früchte  für  den  An- 
ziehenden trägt  auch  5.  e5  d5,  bezw.  5.  d3 
Lb4,  6.  Lf4:  d5,  bezw.  auch  5.  De2  Lb4,  6. 
e5  0—0  usw- 

Das  richtige  Verfahren  besteht  aber 
wohl    im    vorurteilslosen    Damenausfall 

5.  Ddl— f3!,  da  darauf  das  von  Spielmann 
gefürchtete  Gespenst:  5. . . .  De7  (droht  d5), 

6.  Sge2  b5,  7.  Lb3  b4,  bezw.  auch  7.  Ld3 
b4,  8.  Sa4  d5!  9.  ed  Sd5:  nach  unserem 
materialistischen  Dafürhalten    einfach    an 

7.  Lb5:!  cb,  8.  e5  scheitert,  z.  B.  8....  De5; 

9.  Da8:  Lc5,  10.  d4!  Ld4:  11.  Lf4:  usw. 

Spielt  aber  Schwarz  auf  5.  Df3  im 
Opferstile  5.,..  d5,  6.  ed  Ld6,  um  mit  even- 
tuell Lg4  allerlei  Angriffstrümpfe  zu  er- 
langen, dann  folgt  gemäß  einer  im 
Bilguer  mitgeteilten  Korrespondenzpartie 
Shanghai-Tschifu: 

7.  d3  Lg4,  8.  Df2  0-0,  9.  Lf4:  Te8t 
(oder  9....  cd,  10.  Ld5:  Sd5:  11.  Sd5:  DaSf 

12.  Sc3  Lb4,  13.  Ld2!  Te8t  14.  Kfl  Sc6, 
15.  Sf3Tad8,  16.  a3  Lf3:  17.  gf  Sd4,  18. 
Tel  mit  weißem  Vorteil). 

10.    Kfl!     (Shanghai    zog   schwächer 

10,  Kd2)10,..-b5,  ll.Lb3  b4,  12,  Sce2Sd5: 

13.  Ld5:  cd,  14.  Dg3!  Lf4:  15.  Sf4:  mit 
wohlgefälliger  Stellung. 


5. 


LfS— b4! 


Jetzt  wäre  natürlich  5, . . ,  b5  wegen 
6.  Ld3  ein  Schlag  ins  Wasser  und 
auch  5....Se4:  6,  De2  d5,  7,  Se4: 
ist  für  Weiß  ganz  gut. 

6,  Ddl-f3  .... 

Hier  ist  der  Damenausfall  schlecht, 
allerdings  krankt  bereits  das  weiße 
Spiel  an  der  Schutzlosigkeit  des 
Punktes  e4. 


6. 


d7— d5! 


Noch  energischer  als  die  Bilguer- 
sche  Empfehlung:  6.... 0—0,  7.  Lf4: 
Se4:  usw. 


7.  ,  e4Xd5 

8,  Sgl-e2 


0—0! 


-  218 


Angesichts  der  gefährdeten  Königs- 
lage von  Weiß  würde  die  weitere 
Förderung  der  feindlichen  Entwick- 
lung durch  8.  de  Sc6:  einem  Selbst- 
mordversuch gleichkommen,  doch  ist 
Weiß  auch  jetzt  nicht  gerade  auf 
Rosen  gebettet. 

8 c6Xd5 

„Hiermit  gewinnt  Schwarz  das 
mit  4....C6  hergegebene  Tempo  mit 
Vorteil  zurück",  sagt  treffend  Bogo- 
Ijubow. 

9.  Lc4— d3  Lc8~-g4! 

Die  Strategie  des  Schwarzen  in 
dieser  Partie  ist  von  kristallener 
Klarheit  und  Schärfe. 

Nach  etwa  9.,..g5,  10. g3  würden 
dagegen  große  Verwicklungen  ent- 
stehen können,  deren  Unübersehbar- 
keit am  Brett  der  schwächeren  Partei 
zugute  kommen  könnte. 

10.  Df3Xf4  Lg4Xe2 

Ein  keineswegs  naheliegender  Ab- 
tausch, mit  dessen  Hilfe  Schwarz  die 
errungene  Initiative  festhält. 

11.  KelXe2  .  .  .  , 

Immerhin  noch  das  kleinere  Übel, 
da  Weiß  auch  nach  11.  Le2:  Te8  nie 
zur  befreienden  Rochade  kommen 
würde. 


11 

Sb8— c6 

12.   Lei— eS 

Tf8-e8 

13.  Thl-fl 

.... 

Ein  diskreter  Versuch,  mittels  Tf3 
und  Kfl  auf  die  solidere  (kurze)  Seite 
künstlich  zu  rochieren. 


13. 


Dd8— e7 


Mit  der  liebenswürdigen  Even- 
tualdrohungSd4:t  nebst  Lc5.Der  Alp- 
druck der  schwarzen  Figurenarmee 
wird  nun  evident. 

14.    Tfl— f3  .... 

Immerhin  noch  eine  sehr  sinn- 
reiche Verteidigung:  Falls  jetzt  14.... 


Sd4:t?  15.  Dd4:  Lc5,  so    16.  Sd5:! 
mit  trefflichen  Remisaussichten. 

14 Ta8— d8! 

15.  Ke2— fl  Td8— d6 

16.  Df4— h4  .... 

Weiß  hofft  noch  im  letzten  Augen- 
blick, aus  seiner  Froschstellung  eine 
erfolgreiche  Roulade  durchzuführen. 
Nach  etwa  16.  Kgl  Te6,  17.  Lf2  Lc3: 
18.  bc  Se4  würde  dagegen  sein 
Sonnenlicht  völlig  verbarrikadiert 
bleiben. 


16. 


Lb4Xc3!: 


Stellung  nach  dem  16.  Zuge  von  Schw. 


m^     m^y     m^y     \ 


m^ 


17.  Le3--g5  .... 

In  der  richtigen  Erkenntnis,  daß 
das  Endspiel  nach  17.  bc  Se4,  18, 
De7:  (18.  Del  Te6)  18....  Te7:  19. 
Le4:  (erzwungen)  de!  20.  Tf2  Sa5 
usw.  für  ihn  mit  Rücksicht  auf  seine 
Bauernschwächen  hoffnungslos  wäre^ 
zündet  Weiß  mit  seinem  Textzuge  ein 
grandioses  Feuer  an,  dessen  Funken 
freilich  für  den  Brandleger  selbst  ver- 
derblich werden. 

17 Lc3Xd4!! 

Eine  glänzende,  des  ersten  Preis- 
trägers würdige  Schlußkombination. 

18.  Lg5Xf6  

Weiß  muß  das  hübsche  Gegen- 
spiel heraufbeschwören,  da  sonst  alle 
seine  Drohungen  einfach  durch  18.... 
h6, 19.  Lh6:  Se4  abgeschüttelt  werden. 


—  219  - 


18 

19.  Dh4Xh7t 


De7Xf6! 
Kg8— f8 


Falls  jetzt  20.  Tf6:,  so  natürlich 
20....Tf6:t  21.  Lf5Th6!  (eine  hübsche 
Wendung!)  und  auf  20.  Dh8t  Ke7, 

21.  Dh5    (21.  Telf  Te6)    21. ...g6, 

22.  Telf  Te6,  23.  Tf6:  folgt  23.... 
Telrf  24  Kel:  Kf6:t  mit  Rück- 
gewinn der  Dame  bei  Mehrfigur. 

Weiß    gab     auf, 

QZED 

Königsgambit 

b)  abgelehnt. 

Auch  in  seiner  abgelehnten  Form 
ist  das  Königstigergambit  eine  Er- 
öffnung, wo  der  Begriff  „Ruhiger 
Positionskampf"  gar  nicht  vorkommen 
darf,  da  beiderseits  mit  blitzartigen 
Drohungen  gearbeitet  wird.  —  Jeden- 
falls hat  Weiß  keine  Form  der  Ab- 
lehnung zu  befürchten:  Das  Königs- 
gambit ist  und  bleibt  eine  ebenso 
nachhaltige  wie   korrekte  Eröffnung. 

Partie  Nr.  38. 

Großturnier  zu  Mährisch-Ostrau  1923. 
Weiß:  Schwarz: 

Rubinstein.  Hromadka. 

1.  e2— e4  e7— e5 

2.  f2— f4  LfS— c5 
Alt  und  schlecht.  Die  weiße  Ini- 
tiative am  Königsflügel   rollt  immer 
bedrohlicher  heran. 

3.  Sgl— f3  .... 

Auf  3.  Df3  gelangt  Schwarz  nach  den 
Erfahrungen  des  „Abgelehnten  Gambit- 
turniers" von  Wien  1905  mit  3....  d6,  4.  fe 
de,  5.  Dg3  Sf6!  unter  Aufopferung  eines 
der  beiden  Bauern    (e5  oder  g7)  ans  Ruder. 


3.  . 

4,  Sbl 


c3 


d7— d6 


Auch  nach  4.  Lc4  pflegen  die  Text- 
varianten herbeigeführt  zu  werden,  z.  B. 

4.  Lc4  Sf6  (schärfer  Sc6!)  5.  Sc3.  (wegen 

5.  c3,  vgl.  Partie  Tschigorin-Burn,  Ostende 
1906:  5.  c3  0-0,  6.  d3  Sc6,  7.  De2  Te8, 
8.  f5?  d5!  9.  Lb3  Lf5;!  und  gewann  rasch) 
5....   Sc6    (nach  Marco  ist   die  hanham- 


artige  Behandlung  vorzuziehen,  vgl. 
aber  hiezu  die  Haager  Schönheitspartie 
Rubinstein— Marco:  5....  0—0,6.  d3  Sbd? 
loder  sofort  6. . . .  c6,  7.  fe  de,  8.  De2],  7. 
f5  c6,  8.  a3  b5,  9.  La2  a5,  10.  De2  [10. 
Sg5!]  Db6,  11.  Sg5  mit  zweischneidigem 
Angriffsspiel),  6.  d3  usw.  wie  im  Texte. 

Wegen  4.  c3,  was  neuerdings 
wieder  als  die  chancenreichste 
Fortsetzung  gilt,  siehe  nächste  Partie. 

4 Sg8— f6 

Gut  spielbar  ist  auch  zunächst  4.... 
Sc6,  z.  B. 

a)  5.  Sd4  (Alapin)  Lb6,  6.  Sb6:  ab,  7. 
d3  Sf6,  bezw- 

b)  5.  Lb5  Se7!  (schwächer  geschah 
in  einer  Partie  Tschigorin— Salwe,  Karls- 
bad 1907:  5....  Lg4,  6.  d3  Sf6,  7.  Sa4  Lb6, 
8.  Sb6:  ab,  9.  0-0  0-0,  10.  c3  ef,  11.  Lf4: 
mit  größerer  Ellenbogenfreiheit  für  Weiß), 
6.  fe  de,  7.  Se5:  0—0!  (Möller)  bezw. 

c)  5.  Lc4  Lg4!  6.  h3  Lf3:  7.  Df3:  Sd4, 
8.  Dg3  ef!  9.  Df4:  Df6.  Schwarz  steht  gut. 


5.  Lfl— c4 


Sb8    c6 


Wegen  5. . . .  0 — 0  siehe  oben 
(Anmerkung  zum  4.  Zuge  von  Weiß). 

6.     d2 — d3  .... 

Dies  ist  sozusagen  die  Normalstellung 
des  abgelehnten  Königsgambits,  die  üb- 
rigens auch  sehr  oft  (mit  Umgehung  der 
Möglichkeit  des  Falkbeergambits)  aus  der 
Wiener  Eröffnung  entsteht:  1.  e4  e5,  2.  Sc3 
Sf6,  3.  Lc4  Sc6  [3....  Se4:!],  4.  d3  Lc5 
[4....  Lb4],  5.  f4d6,  6.  d3. 


6, 


Lc8— g4 


Auf  6. . . .  0—0  kann  Weiß  mit  nun- 
mehrigem 7.  f5  die  effektive  Blokade  über 
die  feindliche  Königsküste  verhängen 
(z.  B.  Tschigorins  letzte  Turnierpartie: 
Tschigorin— Vidmar,  Karlsbad  1907:  6.... 
0—0,  7.  f5!  h6,  worauf  jetzt  statt  8.  De2 
Sd4  usw.  der  sofortige  Bauernsturm  8.  h3 
nebst  g4  sehr  erfolgverheißend  gewesen 
wäre).  — 

Dagegen  gilt  hier  (und  auch  noch  im 
nächsten  Zuge)  das  von  Dr.  Tarrasch  seit 
Dezennien  präkonisierte  Entgegenstemmen 

des    Damenläufers:    6 (bezw.   7 ) 

Le6  für  die  bequemste  und  sicherste  Ver- 
teidigungsmethode, z.  B. 

a)  7.  Le6:  fe,  8.  fe  de  und  Schwarz 
steht  besser. 

b)7.  f5  Lc4:  8.  dcLb4!  9.  Dd3Lc3:t 
10.  bc  und  Weiß  braucht  zwar  auf  seinen 
Tripelbauer  nicht  besonders  stolz  zu 
sein,  behält  aber  immerhin  manche  Durch- 
bruchsdrohung in  petto  (c4— c5!). 


22Ö 


c)  7.  Sd5  Ld5:  (von  Dr.  Dyckhoff 
empfohlen.     Nachteilig     ist     aber    nach 

CoUijn    das    Seitenmanöver     7 Sa5 

wegen  8.  SfOif  gf!  9.  fo  Lc4:  10.  de  Sc4: 
11.  c3usw.),  8.  ed  Sd4!  (nicht  aber  8.... 
Se7  wegen  9.  fe  de,  10.  Sc5:  Sed5:  11.  d4 
Lb6,  12.  Dd3  0—0,  13.  Ld2  nebst  0—0—0 
mit  Vorteil),  9.  c3  Sf5  und  Schwarz  hat 
Gegenspiel.  —  Endlich: 

d)  7.  Lb5  a6,  8.  LcOif  bc,  9.  De2! 
(droht  nunmehr  Be5  zu  erobern)  9. . .  . 
ef  (präziser  als  9. . . .  0—0,  10.  fe  de,  11. 
Se5:  Te8,.  wie  in  einer  Partie  Spiel- 
mann—Tartakower,  Baden  bei  Wien 
1914  unter  vorübergehendem  Bauernopfer 
geschah),  10.  Lf4:  Db8!  (eine  wichtige 
Verstärkung  der  ganzen  Spielweise  von 
Schwarz),  11.  Sdl  0—0,  12.  c3  (zweck- 
mäßiger sofort  12.  Le3)  12....  Te8,  13. 
Le3  (der  Vorstoß  13.  d4  würde  den  Bauer  e4 
entscheidend  schwächen)  13 —  Le3:  14. 
Se3:  Sg4!  15.  0—0  (in  einer  ursprünglich 
wienerisch  eröffneten  Partie  Spielmann- 
Tarrasch,  Pistyan  1922,  geschah  hier  15. 
b3,  worauf  Schwarz  statt  des  gekünstel- 
ten 15....  f5,  16.  Sg4:  fe,  17.  Shöf!  gh, 
18.  de  Lf5,  19.  0-0  usw.  mit  dem  ein- 
fachen 15....  Se3:  nebst  f5  in  Vorteil 
kommen  konnte)  15. . . .  Db6,  16.  Sd4  Se3: 
17.  De3:  und  nun  einfach  17....  c5 
(vorsichtiger  als  17....  Db2:  18.  Sc6: 
Dc3:)  mit  vollwertigen  Gegenchancen. 

7o    h2— h3.  .... 

Auf  7.  Lb5  folgt  am  besten  7. . . . 
0— 0.  Cordel  empfiehlt  7.  f e  Se5:  8. 
Lg5  Sc4:  9.  de.  Interessante  Folgen 
zeitigt  ferner  7.  Sa4,  z.  B.: 

a)  7....  Lf3:  8.  Df3:  Sd4  mit  ähn- 
lichen Gefahren  wie  bei  der  Textfort- 
setzung (im  9.  Zuge),  wobei  freilich  nach 
Fähndrich's  Analysen  die  Annahme 
des  Turmgeschenkes  versucht  werden 
darf,  vgl.  Partie  Janowsky— Leonhardt, 
Barm.  1905: 

9.  Dg3  (oder  9.  Ddl  b5!  10.  Sc5: 
bc,  11.  fe  de,  12.  ef  Df6:  mit  Vorteil  für 
Schwarz.  Matchpartie  Spielmann— Leon- 
hardt   1906)    9....    Sc2:t     10.    Kdl    Sal: 

11.   Dg7:   (schärfer    vorerst   11.  fe)    11 

Tf8,  12.  fe  (12.  Sc5:  de,  13.  fe  Se4:) 
12....  Sh5  (12....  Dd7,  13.  Df6:),  13. 
Dg4  Dd7,  woraufhin  14.  Dd7:  etwa  aus- 
gleichen konnte. 

b)  7....  a6,  8.  Sc5:  de,  9.  a4  Sh5, 
10.  f5  (Partie  Spielmann— Hromadka, 
Pistyan  1922).  Weiß  steht  überlegen. 

c)  7....   0—0,    8.   Sc5:   de,  9.  c3  Sa5! 

10.  Lb5  (10.  fe  Se4:  11.  De2Sc4:!)  10...  a6, 

11.  La4  b5,  12.  Lc2  Sc6,  13.  h3  (Partie 
Tartakower— Opocensky,  Baden  bei  Wien 
1914).  Weiß  bleibt  im  Vorteil. 


d)  7....  Sd4I  S.  Sc5:  de,  9.  fe  Sd7! 
10.  Lf4  De7  mit  Gegenspiel. 

e)  bis  g)  Als  ungünstig  erwiesen 
sich  dagegen  die  Versuche:  7....  Sd7 
(Partie  Spielmann— Maröczy,  Wien  1907), 
sowie  7. . . .  ef  (Partie  Spielmann-Schlechter, 
Ostende  1906.  Es  folgte  daselbst:  8.  Sc5: 
de,  9.  Lf4:  Sh5,  10.  Le3  0—0,  11.  0-0 
Se5,  12.  Se5:!!  Ldl:  13.  Sf7:  Tf7:,  worauf- 
hin statt  des  ausgleichenden  14.  Lf7:-J- 
die  Fortsetzung  14.  Tf7:!!  Kh8,  15.  Tdl: 
b6,  16.  e5  usw.  den  weißen  Vorteil  sicher- 
gestellt hätte).  — 

Schließlich  ist  nach  Bilguer  auch 
7. . . .  De7  nebst  0-0—0  in  Betracht  zu 
ziehen. 

7.  ....  Lg4X^3 
Vorsichtiger  noch  immer  7. . . .  Le6, 

8.  DdlXf3  Sc6— d4 

Nach  CoUijn  ist  hier  zunächst  der 
Svenonius-Zug  8 ef  vorzuziehen,  z.  B, 

9.  Lf4:  Sd4,  10.  Dg3  Sh5,  11.  Dg4  Sf4: 
12.  Df4:  Sc2:t  13.  Kdl  Se3tl  nebst 
Sc4:  usw.  bezw.  9.  Df4:  Se5,  10.  Lb3 
Sh5  usw. 

Am  sichersten  ist  aber  wohl  sofort 
8. . . .  De7. 

9.  Df3— g3!  Dd8— e7 

Bekanntlich  führt  die  Annahme  des 
Danaergeschenkes  glatt  in  den  Orkus: 
9....  Sc2:t  10.  Kdl  Sal:  11.  Dg7:  Kd71 
(bezw.  11...  Tf8,  12.  fe  de,  13.  Lg5  Le7, 
14.  Tfl),  12.  fe  de,  13.  Tfl  Le7,  14.  Lg5I 
usw.  (vgl.  Partie  Tschigorin— Pillsburv, 
Hastings  1895). 

Ungünstig  ist  auch  9 0—0,    10.  fe 

de,  11.  Lg5  Sc2:t  12.  Kdl!  usw.  ~ 

Die  Textwendung,  die  den  langen 
Seitenwechsel  vorbereitet,  stammt  von 
Anderssen  (P.  Blackburne-Anderssen, 
Wien  1873,  allerdings  mit  beider- 
seitiger Einschaltung  von  a2— 'a3 
bezw.  a7 — a6),  spielbar  ist  aber  nach 
den  neuesten  Forschungen  auch  jetzt 
noch  9. ...ef. 

10.  f4Xe5  .... 
Wegen  1 0.  Lb3  siehe  nächste  Anm. 

10 d6Xe5 

11.  Kel— dlf  .... 

Quisisana  (man  behelfe  sich  selbst!) 
—  Obwohl  Weiß  nunmehr  endgültig 
auf  die  Rochade  verzichtet  hat,  ist  er 
nach  Rubinstein's  Ansicht  im  Vorteil, 
da  er  in  der  offenen  f-Linie  eine  starke 
Operationsbasis  besitzt. 


221 


Viel  weniger  nachhaltig  ist  11.  Lb3 
(vgl.  II.  Matchpartie  Marshall— Ed.  Lasker, 
Nevv-York  1923),  wobei  der  Bauernab- 
tausch des  vorigen  Zugwechsels  vor- 
läufig noch  unterlassen  wurde,  also:  10. 
Lb3  0-0-0,  11.  Tfl  Sf5?!  12.  Dg5  g6?! 
13.  fe  (es  drohte  h7— h6.  In  Betracht 
kommt  trotzdem  13.  ef  h6!  14.  Dh4  eff 
15.  Kdl  g5,  16.  Del  Dd7,  17.  Se2!  The8, 
18.  c3  Df5:  19.  d4  Se4,  20.  Lc2!  usw.) 
13....  De5:  14.  Df4  De7,  15.  g4«?  d5!  16. 
gf  g5!  mit  starkem  Angriff  für  die  ge- 
opferte Figur. 


11 


c7— c6 


Verhindert  beizeiten  Sd5  und  droht 
selbst  b5  nebst  a5.  In  einer  Partie 
Spielmann— Prokes,  Pistyan  1922,  geschah 

sofort  11 0—0-0  mit  der  Folge   12. 

Tfl!  TgS,  13.  Le3  KbS,  14.  Sd5  Dd6,  15. 
c3  Sc6,  16.  Kc2  Le3:  17.  Se3:  Weiß  steht 
überlegen. 

12.  a2— a4!  .... 

Während  die  bisherige  Partiean- 
lage von  Weiß  schon  öfters  vorge- 
kommen ist,  erscheint  der  Textzug 
an  dieser  Stelle  neu  und  zeigt  die  Ten- 
denz des  zeitgenössischen  Schachs, 
auch  die  offensten  Eröffnungen  posi- 
tioneil (d.  h.  unter  Ausschaltung  von 
Ruhestörungen)  zu  behandeln.  Die 
Ruhestörung  würde  hier  in  der  schw. 
Drohung  b7— b5,  13.  Lb3  Sb3:  be- 
stehen. ^  In  einer  Championspartie 
Tschigorin-Burn,  Ostende  1907,  ge- 
schah an  der  Textstelle  (wobei  der 
vorherige  Tausch  10.  fe  de  zunächst 
noch  unterlassen  wurde)  Tfl, 

Verfehlt  wäre  dagegen  etwa  12, 
Se2  (um  den  lästigen  Gegenspringer 
sofort  wegzutauschen)  wegen  1 2. . . .  b5, 

13.  Sd4:  Ld4:  14.  Lb3  c5!  15.  c3  c4 
und  Schwarz  hat  freie  Operations- 
linien, wie  Rubinstein  nach  der  Partie 
darlegte. 

12 Th8— g8 

Präziser  war  sofort  12.... 0-0-0 
und  erst  nach  13.  Tfl!  (nicht  aber 
13.  Dg7:  Thg8,  14.  DfT:  Df7:  15. 
Lf7:  Tg2:  16.  Ld2  TfS)  nunmehr  not- 
gedrungen 13....Thg8.  In  der  Hier- 
archie der  logischen  Züge  rangiert 
eben  die  Beunruhigung sfunktion 


an  allererster  und  die  Festlegungs- 
funktion (zu  welcher  Kategorie  auch 
der  Textzug  gehört)  an  allerletzter 
Stelle, 

13.  Thl— fl!  ,  .  ,  . 

Ein  Schreckschuß,  mit  dem  Weiß 
die  Fesselung  Lg5  ankündigt,  was 
sofort  wegen  13....  h6  verpuffen 
würde. 

13 h7— h6 

Schwarz  läßt  sich  tatsächlich  in 
seinem  seelischen  Gleichgewicht  be- 
einflussen. Geboten  war  gleich  13.... 
0-0-0,  da  sich  darauf  14.  Lg5(?)  nach 
14....h6!  15.  Lf6:  gf  als  ein  Schlag 
ins  schlammige  Wasser  erweisen 
würde.  Die  Stellung  von  Schwarz  ist 
keineswegs  so  stark,  daß  er  noch 
mit  Zeitverlust  arbeiten  darf, 

14.  Sc3— e2  0-0-0 

Einfacher  war  vorerst  14. .. .Se2: 

15.  Ke2:  0-0-0.  Schwarz  glaubt  aber, 
daß  die  nächsten  Züge  des  Gegners 
für  seine  eigenen  Gegenangriffspläne 
(Schwächung  des  Bd3!)  förderlich 
wären. 

15.  Se2Xd4  Lc5Xd4 

16.  c2— c3  Ld4— b6 

17.  a4— a5!  .... 

Erweist  sich  später  als  eine  über- 
raschend wirksame  Stütze  der  weißen 
Operationspläne,  Alle  weißen  Züge 
von  nun  an  scheinen  wie  aus  Marmor 
gehauen  zu  sein! 

17 Lb6— c7 

18.  Lei— e3  Kc8— b8 

Verbindet  die  Deckung  des  ange- 
griffenen Bauern  a7  mit  der  nun- 
mehrigen sanften  Drohung  Se4:  (was 
früher  wegen  Dg4t  nicht  angängig 
war). 

19.  Kdl~c2  .... 

Entzieht  sich  aber  der  vorer- 
wähnten Drohung  und  droht  seiner- 
seits mit    20.  Df2  einen  der  beiden 


222 


Bauern:  a7  oder  h6  zu  erobern.  — 
Der  Stellungskomplex  spricht  jetzt 
klar  zugunsten  von  Weiß. 

19 Kb8— a8 

Schwarz  will  im  Notfalle  Lb8 
spielen,  statt  mit  a7 — ^aö  seine  Bauern- 
stellung noch  mehr  schwächen  zu 
müssen. 

20.  Tfl— f3  .... 
Mit  der  verstärkten  Drohung  Df2, 

womit  also  Weiß  eine  Doppel- 
orchestrierung  seines  Angriffs  (auf 
der  f-Linie  sowie  auf  der  Diagonale 
gl — a7)  einleiten  will.  Das  Text- 
manöverist daher  zweifellos  als  groß- 
zügig zu  betrachten,  doch  kommt  hier 
auch  die  einfache  Orchestrierung 
durch    das   sofortige   20.   Df2    LbS, 

21.  g4!  (nicht  aber  21.  Lh6: 
gh,  22.  Df6:,  da  Schwarz  sich 
dann  an  dem  Bauer  g2  schadlos 
halten  würde)  nebst  Df5  und  Weiß 
beherrscht  das  Terrain. 


20. 


Sf6— d5!? 


Schwarz  fühlt  sich  unbehaglich 
und  sucht  daher  in  Verwicklungen 
sein  Heil.  Die  geistreiche  Kombination 
erweist  sich  aber  als  ebenso  schön  wie 
unglücklich,  da  sie  nach  dem  Gesetz 
des  gesteigerten  Widerstandes  neue 
Geisteskalorien  beim  Gegner  er- 
wachen läßt. 

Schwarz  hätte  daher  lieber  mit 
etwa  20....  LbS,  21.  Df2  Td7  die 
weiteren  Ereignisse  kaltblütig  ab- 
warten sollen,  wobei  ihm  noch  einige 
Hoffnungen  auf  die  d-Linie  verbleiben 
würden,  während  derTextzug  dagegen 
die  ohnehin  gefährdete  f-Linie  noch 
mehr  bloßlegt. 
21.  Le3— gl  .... 

Beginn  großartiger  Manöver.  In 
Betracht  kommt  freilich  auch  die  An- 
nahme des  Opfers:  21.  ed  cd!  (21 

e4,  22.  Lf4  ef,  23.  Lc7:  De2t  24. 
Kb3  usw.),  22.  Lb5!  (22.  Lb3  e4,  23. 
Lf4?  ef,  24.  Lc7:  De2t  25.  Kbl  f2 
und  gewinnt)  22. . . .  e4  (22. . . .  d4,  23. 


Ld2  e4,  24.  Del  Dc5,  25.  De4:  Db5: 
26.  Tf7:  usw.  Auch  nach  22.... a6,  23, 
Df2 !  ab,  24.  a6  b6,  25.  LbS :  steht  Schw, 
beklagenswert),  23.  Lf4  ef,  24.  Lc7: 
und  Weiß  scheint  seinen  Vorteil  be- 
haupten zu  können,  was  jedoch  bei 
bewölktem  Himmel  und  beschränkter 
Bedenkzeit  keine  leicht  übersichtliche 
Sache  ist.  Daher  ist  der  Textzug,  der 
den  errungenen  Druck  festhält,  ohne 
Gegenchancen  zu  gewähren,  zweifel- 
los vorzuziehen. 


21 


S  d5--f4 


Daß  sich  der  reiselustige  Springer 
auf  diesem  vorgeschobenen  Posten, 
nicht  behaupten  läßt,  weist  Rubin- 
stein  in  wunderschöner  Weise  nach. 
Verhältnismäßig  besser  war  daher  die 
schleunigste  Heimreise:  21. .  .  .  Sf6. 


22.  Dg3— f2! 

23.  g2--g3! 

24.  Tf3Xf7 


Lc7—b8 

Sf4Xh3 

D  e7— d6 


Mit  24....Sf2:  25.  Te7:Tgf8,  26. 
Tg7:  (bezw.  auch  mit  dem  sofortigen 

24.  . .  .  Tgf8)  würde  Schwarz  der 
Charybdis  eines  unhaltbaren  End- 
spiels verfallen. 

Der  Textzug  (mit  der  leisen  Hoff- 
nung Sgl:  bei  ungleichfarbigen 
Läufern  folgen  zu  lassen)  beschwört 
freilich  eine  grandiose  Katastrophe 
herbei,  die  einem  unerwarteten  Vulkan- 
ausbruch gleicht,  von  Rubinstein 
jedoch  bereits  seit  langem  (21.  Lg  1 !) 
vorausgesehen  wurde. 

25.  Df2— b6!l!  .... 
Stellung  nach  dem  25.  Zuge  von  Weiß- 


223 


Es  folgen  die  letzten  Tage 
von  Pompeji: 

25.  .  -  ,  .  Td8— d7 

Die  Annahme  des  überaus  glän- 
zenden Damenopfers  würde  nach 
25.. ..ab,  26.  abf  La7,  27,  Ta7:t  Kb8, 
28.  Tfb7:t  Kc8,  29.  La6  usw.  zum 
glatten  Verlust  führen. 

26.  Lgl— c5!!!  .  ,  .  , 

Entscheidende  Ergänzung  des  von 
Rubinstein  mit  seinen  letzten  Zügen 
komponierten  Problems.  Wenn  nicht 
der  schwarze  König,  so  soll  seine 
Dame  erbarmungslos  mattgesetzt 
werden, 

26 Td7X^7 

Schwarz  hat  keine  ausreichende 
Antwort    mehr.    Nach    26....    Dc7, 

27.  Dc7:  Tc7:  28.  Tc7:  Lc7:  29.  Lg8: 
würde  er  glatt  einen  Turm  weniger 
behalten, 

27.  Lc5Xd6  Tf7— f2t 

28.  D  b8Xf2  .... 
Am  einfachsten,  Schwarz  gibt 

auf,  da  er  nach  28...,Sf2:  29.  Lc5 
mit  einer  Minusfigur  verbleibt  —  Die 
effektvolle  Partie  wurde  einstimmig 
mit  dem  ersten  Schönheitspreis  aus- 
gezeichnet, 

Partie  Nr.  39. 

Großturnier  zu  Karlsbad  1923. 

Schwarz : 
Dr.  Tarrasch. 

e7— e5 

Lf8— c5 

d7— d6 


Weiß: 

Spielmann, 

1.  e2— e4 

2.  f2— f4 

3.  Sgl— f3 

4.  c2— c3 


Diese  älteste  Fortsetzung  ist  wohl 
auch  die  nachhaltigste  (Der  Spruch: 
„On  revient  toujours  ä  ses  premiers 
amours"  gilt  auch  im  Schach). 
^  Die  primäre  Idee  des  Textzuges 
ist,  den  Vorstoß  d2 — d4  zwecks  Ver- 
jagung des  Störenfriedes  Lc5  vorzu- 
bereiten. 


4.      ....  Lc8--g4 

Verhindert  den  oben  angedeuteten 
Vorstoß.  — 

Auf  4 Sg8— f6  ist  eben 

a)  5,  d2— d4  zu  empfehlen  mit  der 
Folge:  5....  e5Xd4,  6.  c3Xd4  Lc5— b(3 
(6. . . .  Lb4t  7.  Ld2),  7.  Sbl— c3  und  das 
weiße  Zentrum  ist  mit  einer  ziemlich 
hohen  Prämie  gegen  Feuer  und  Einbruch 
versichert. 

b)  Etwas  phantastisch  klingt  dagegen 
die  Collijnsche  „Widerlegung":  5.  Ld3, 
um  nach  5. .  . .  8g4  (in  Betracht  kommt 
aber  5. . . .  0-0  und  wenn  darauf  6.  Lc2, 
so  6. . . .  d5!),  6.  De2  Sf2  (warum  nicht 
etwa  6. .  .  .  Lf2t  7.  Kfl  Lbö,   8.  Lc2  Sf2, 

9.  Tgl  Sg4),  7.  Lb5t  c6,  8.  d4!  Shl: 
offenbar  mit  9.  LdS!  ed,  lU.  cd  Lb4t  H. 
8c3  fortzufahren  und  in  schönen  Angriffs- 
hoffnungen für  den  geopferten  Turm  zu 
schwelgen.  — 

c)  Zum  guten  Ausgleich,  bei  virtuoser 
Ausnützung  minimaler  Chancen  sogar 
zum  klaren  Vorteil  führt  5.  fe(!)  de  [5. .  . . 
Se4:?  6.  Da4t],  6.  Se5:  [farbloser  6.  d4 
ed,  7.  e5  Sd5!    8.  cd  Lb4t  9.  Ld2  Ld2:t 

10.  Dd2:  Lg4,  Partie  Marshall-Schlechter, 
bezw.  9....  Sc6!  10.  Sc3  0-0,  Partie 
Marshall-Vidmar,  Karlsbad  1907]. 

6 De7!  [unbequemer  ist  6 0-0, 

7.  d4  Ld6,  8.  Sf3!  Se4:  9.  Ld3  Te8,  10. 
0—0,  Partie  Tartakower —Schlechter,  St. 
Petersburg  1909]. 

7.  d4  Ld6,   8.  Sf3    [hier  kommt  auch 

8.  Sc4   De4:t   9.    Le2    bezw.    8....   Se4: 

9.  Sd6:t  Sd6:t  10.  De2  mit  einem  kleinen 
Endspielvorteil  für  Weiß  in  Betracht]. 

8. .  . .  Se4:  9.  Le2  0-0,  10.  0-ü  c5,  11. 
Sbd2    [gefährlich    wäre   der   Bauernraub: 

11.  Ld3  cd,  12.  Tel  f5,  13.  cd  Sc6,  14. 
Sbd2  Dc7  usw.  Unbequem  ist  auch  11.  d5 
wegen  11....  c4!  12.  Lc4:  Lg4  usw.  mit 
der  Drohung  Lcöf]. 

11....  cd  [in  einer  Partie  Charousek- 
Janowsky,  Berlin  1897,  geschah:  11.... 
Sd2:  12.  Ld2;  worauf  nun  statt  des  sofor- 
tigen 12. .  . .  Sc6,  13.  d5!  zunächst  12.  . . . 
cd  und  dann  Sc6  besser  gewesen  wäre]. 

12.  Se4:  De4:  13.  Ld3  Dg4,  14.  Dc2 
Dh5,  15.  Ld2  Sc6,  16.  Tael  mit  unleug- 
barem kleinen  Vorteil  für  Weiß  (Partie 
Reti-Spielmann,  Triberg  1919).  — 

Erwähnenswert  ist  ferner  die  originelle 
Eröffnungsbehandlung  in  einer  Partie  Löwy- 
Maröczy  aus  dem  Abgelehnten  Königs- 
gambitturnier, Wien  19U5: 

4....  Lb6  (Präventivmethode!),  5.  Ld3 
(Bird's  Gedanke)  5. . . .  Sc6,  6.  Lc2  Sge7, 
7.  d3  f5    mit   beiderseitigen    Chancen.  — 

Gegen  4. . . .  Sb8— c6  ist  die  Fesselung 
5,  Lbö,  etwa  mit  der  Folge  Ld7,  6.  d4  ed, 
7.  cd  Lb6,  8.  Sc3  zu  empfehlen,  während 


224 


auf  den  von  Cördel  als  automatische 
Widerlegung  von  c2— c3  befürworteten 
Gegenstoß  4 f7-f5  das  Reti'sche  Opfer- 
manöver: 5.  fe!  (5.  ei?  De7,  6.  Lc4  Sf6) 
5. . . .  de  (5. .  . ,  fe?  6,  Da4t  nebst  De4:), 
6.  d4!  (schwächer  geschah  in  einer  Lokal- 
turnierpartie Flamberg-Rubinstein,  War- 
schau 1912:  6.  ef  Lf5:  7.  d4  ed,  8.  cd, 
worauf  jetzt  8. . . .  Lb6!  statt  8, . . ,  Lb4t 
folgen  sollte). 

6....  ed,  7.  Lc4!  veischiedene  groß- 
zügige Wendungen  ermöglicht,  und  zwar: 

a)  Die  weißen  Angriffspläne  begün- 
stigend wäre  nun7 Sf6wegen8,e5usw.*) 

b)  Von  fraglichem  Werte  ist  auch 
das  von  Svenonius  vorgeschlagene  T-Opfer 
mittels  7. . . .  fe,  8.  Sg5  Sf6  usw.  3.  S17 
De7,  10.  Sh8:  Sc6,  worauf  jedoch  11.  Lg5! 
Se5,  12.  Lf6:  gf,  13.  Dhöf  Kd7!  14.  cd  usw., 
den    weißen  Vorteil    festzuhalten  scheint. 

c)  Am  besten  dürfte  hier  7 —  Sc6  sein, 
worauf  Rcti  in  „Collijns  Lärobok"  folgen- 
dermaßen für  Weiß  fortsetzt:  8.  b4l  Lb6, 
9.Db3  Sh6!  (9.  . . .  Sf6,  10.  b5  Se7!  11.  Se5 
bezw.  9.  . . .  8e7,  10.  Lf7t  Kf8,  11.  0—0!  mit 
weißem  Vorteil),  10.  0—0  (auch  10.  Lg5 
Dd6,  11.  Sa3  fe,  12.  0-0!  dcf!  13.  Khl 
Db4:   14.  Tael  kommt  stark  in  Betracht) 

10 fe,    11.  Sd4:!!  (verfehlt  geschah  in 

einer  Partie  Spielmann-Rubinstein,  Stock- 
holm 1919:  11.  Sg5  d3t  12.  Khl  Se5,  13. 
Sf7  Tf8,  14.  Lh6:  Sc4:  15.  Dc4:  De7!!) 
11....  De7  (11....  Sd4:  12.  Lf7t!  Kf8, 
13.  cd  Dd4:t  14.  Khl  Sg4,  15.  Lhöf  Sf2t 
16.  Kgl!  usw.  bezw.  U....  Tf8,  12.  Lh6: 
mit  weißem  Vorteil),  12.  Lh6:  gh,  13.  Lf7t 
Kd8,  14.  Khl  mit  ungeschwächtem  Angriff. 

5.      f4Xe5  .... 


*)  Einen  kraftvollen  Verlauf  nahm  z.  B. 
folgende  in  Scheveningen  1919  gespielte 
(}astpartie  Reti-Loman  : 

8.  e5  Se4,  9.  cd  Lb6,  10.  Sc3  Sc6, 
ll.Le3Se7(um  mit  12....  Sc3:  13.  bc  Sd5 
endlich  zu  0—0  zu  gelangen.  Schlecht 
wäre  sofort  11. . . .  Sc3:  12.  bc  De7,  wegen 
13.  Lg5.  In  einer  Partie  Reti-Hromadka, 
Pistyan  1922,  geschah:  11....  Sa5,  12. 
Ld3  Sc3:  13.  bc  0—0,  14.  Dc2  h6,  worauf 
Weiß  statt  15.  0—0  c5  usw.  mit  15.  c4! 
c5?  16.  d5  ein  überstarkes  Zentrum  er- 
langen konnte),  12.  Db3  c6,  13.  Lf7t  Kf8 
(13.  . .  .  Kd7,  14.  Se4:  fe,  15.  e6t  nebst 
Lf4t),  14.  Se4:  fe,  15.  0-0! !  ef,  16.  Tf3: 
Lf5  (schön  wäre  nach  16. . . .  Sf5,  17.  Le6 
g6.  18.  Lh6t  Ke8,  19.  Lf7t  Kd7,  20.  Tf5: 
gf,  21.  e6t  Kc7,  22.  Lf4t  und  gewinnt), 
17.  Le6  Ld4:  (17....  g6,  18.  g4),  18.  Lf5: 
Le3:t    19.  De3:    Sf5:    (oder    19....    Db6, 

20.  Ld7t  Kg8,  21.  Le6#),  20.  Tf5:t  Ke8, 

21.  e6!  Db6,   22.  Db6:  ab,   23.  Tf7.    Auf- 
gegeben. 


Hie  mit  führt  Weiß  nachträglich 
die  Soldantenkoff-Variante  (4.  fe!? 
de,  5,  c3)  in  seiner  günstigsten  Ge- 
stalt herbei  (5....Lg4?  statt5,...Sc6!). 

Farblos  wäre  hier  die  ältere,  be- 
reits im  Wettkampf  Morphy-Löwen- 
thal  angewandte  Fortsetzung:  5.  Le2 
Sc6,  6,  b4  Lb6,  1.  b5  Sa51  mit 
Gegenchancen. 

5 d6Xe5 

Nach  5....Lf3:  6.  Df3:  de,  7.  Dg3 
würde  Weiß  sehr  rasch  in  entschei- 
denden Vorteil  kommen. ' 

6.  Ddl— a4tl  .... 

In  Verbindung  mit  dem  nächsten 
Zuge  ein  feines  Ausfallmanöver,  das 
in  der  P.  Marshall-E.  Cohn,  Karlsbad 
1907,  seine  Turniertaufe  erhielt  und 
die  ganze,  sonst  wackelige  Variante 
wieder  lebensfähig  machte. 

6 Lg4— d? 

Auf  6. . . .  Dd7  folgt  effektvoll  7.  Lb5 
c6,  8.  Se5:!  mit  materiellem  Gewinn  für 
Weiß.  - 

Interessant  geschah  ferner  in  einer 
Partie  Spielmann -Wolf,  Karlsbad  1923: 
6....  Scö,   7.  Lb5?   (auf   7.  Se5:!    planie 

zwar  Schwarz  7 Dh4t  [mit  7 Dg5, 

8.  Sf3  Lf3:  9.  gf  0-0-0,  10.  Sa3  Sf6,  11.  b4 
Lb6,  12.  b5  ist,  wie  Maröczy  im  Turnier- 
buch ausführt,  keine  genügende  Angriffs- 
kompensation für  Schwarz  zu  erlangen], 
8.  g3  Lf2t!  9.  Kf2:  Df6t  nebst  De5:  doch 
ist  dabei  nach  10.  Kg2  De5:  11.  Lb5  oder 
nach  Spielmanns  Ansicht  noch  sicherer 
10.  Kgl!  De5:  11.  Lg2  usw.  das  weiße 
Schlachtbild  wohl  vorzuziehen)  7. . . .  Df6, 

8.  d4!  Lf3:  9.  0—0  ed,  10.  b4!  (nicht  sofort 

10.  Tf3:  wegen  dcf  nebst  cb)  10. . . .  Lb6, 

11.  Tf3:  dcf  12.  Khl  De6,  13.  Sc3:  Se7, 
14.  Sd5  mit  Generalabtausch. 

7.  a4— c2!  Sb8— c6 

In  der  vierten  Matchpartie  Euwe— 
Maröczy,  Bad  Aussee  1921,  geschah:  7 — 
De7,  8.  d4  ed,  9.  cd  Lb4t  10.  Sc3  Lc6 
(10....  Sf6,  11.  e5!),  11.  Ld3  und  Weiß 
ist  bereits  im  entscheidenden  Stellungs- 
vorteil. 

8.  b2— b4  L  c5— d6 
Auf   8....Lb6   würde  Weiß   mit 

9.  b5  nebst  Se5:  ungestraft  einen 
Bauern  erobern.  Schwarz  muß  also 
die   wichtige  Läuferschräge   c5 — gl 


225 


aufgeben    und    die    weiße    Rochade 
zulassen,  wodurch  die  Idee  der  ganzen 
Spielweise     von     Weiß      nunmehr 
kenntüch  wird. 
9.    Lfl— c4  Sg8— f6 

10.  d2— d3  .... 
Entweder  steht  Weiß  mit  seinen 

freien  Linien  entscheidend  besser 
oder  —  das  Schachspiel  ist  falsch! 
Da  aber  der  Kampf  nicht  aus  ab- 
strakten Prinzipien  besteht,  gelingt 
es  dem  Nachziehenden  bald,  inter- 
essante Gegenchancen  auf  dem 
Damenflügel  zu  erlangen.  Die 
Aufrüttelung  der  Bauernmasse  von 
Weiß  kommt  ihm  dabei  zugute. 

10 Sc6— e7 

Nach  10.... 0—0,  ll.Lgö  würde 
diese  Fesselung  sehr  lästig  werden. 
Daher  wird  die  Reservekavallerie  bei- 
zeiten herangeholt,  um  den  Präsenz- 
stand am  Königsflügel  rechtzeitig  zu 
verstärken. 

11.  0—0  ■  .  .  .  . 
Gott    schütze   uns  vor   den  ein- 
schmeichelnden       Schablonezügen, 
vor  den  krassen  Fehlzügen   werden 
wir  uns  selbst   zu  schützen  wissen! 

Hier  (und  dann  noch  einmal  beim 
nächsten  Zuge)  sollte  Weiß  mit  a2-a4! 
das  feindliche  Gegenspiel  auf  dem 
Damenflügel  zu  unterbinden  trachten 
und  erst  dann  sein  Schwergeschütz  auf 
dem  Königsflügel  heranrollen  lassen. 
11 Se7— g6 

12.  Lei— e3  .... 
Siehe  vorige  Anmerkung.  12.  a4 

war  geboten,  jetzt  wird  der  Damen- 
flügel von  Weiß  desorganisiert, 
12 b7— b5! 

13.  Lc4— b3  a7— a5 
Mit  einem,  oder  richtiger  gesagt, 

mit  zwei  Schlägen  ist  das  ganze  Stel- 
lungsbild verändert  und  das  Schwer- 
gewicht des  Kampfes  vorläufig  auf 
die  Linksereignisse  verlegt. 

14.  a2— a3  a5Xb4 

15.  c3Xb4  .... 
Zweifellos    bildet    nunmehr    die 

linienentblößte   Rückständigkeit   des 


Bauern  a3  zum  mindesten  ein  ästhe- 
tisches Manko  des  weißen  Spieles.  Eine 
unharmonische  Stellung  birgt  aber 
zweifellos  Krankheitsbazillen  in  sich. 

15 0—0 

Würde  Schwarz  statt  dessen  rasch 
zugreifen:  15....Lb4:?,  so  ginge  ihm 
nach  16.  Sg5  0-0,  17.  Sf7:Tf7:  18. 
Lf7:t  Kf7:  19.  Db3t  nebst  Db4:  ein 
böses  Licht  in  Gestalt  einer  ver- 
lorenen Qualität  auf. 

16.  Sbl— c3  c7— c6 

17.  h2— h3  Dd8— e7 
Droht  bereits  mit  c6— c5  seinen 

Gegendruck  auf  dem  Damenflügel 
fühlbar  zu  verstärken,  was  jedoch  der 
nächste  Zug  von  Weiß  bis  auf  weiteres 
verhindert. 

18.  Sc3— e2  Ld6— b8 
Hiemit  aber  unternimmt  Schwarz 

einige  etwas  zu  langatmige  Manöver, 
ohne  sich  vorher  vor  den  Rechts- 
drohungen genügend  gesichert  zu 
haben. 

Aus  demselben  Grunde  wäre  auch  die 
Diversion  18. . . .  Tf  c8  (um  c6— c5  doch 
durchzusetzen)  viel  zu  wagemutig,  da  Weiß 
darauf  selbstredend: 

a)  weder  den  Austauschzug  19.  Lc5, 

b)  noch  den  Angstzug  19.    Tfcl,  sondern 

c)  den  Angriffszug  19.  Sg5  wählen  würde. 

Es  könnte  also  folgen:    18 Tfc8, 

19.  Sg5!  Le8,  20.  Sg3  Sh4,  21.  Df2  h6,  22. 
Sh5!!  Sh5:  (22.. . .  hg,  23.  Lg5:  Sg6,24.  Df5!! 
[zwingender  als  sofort  24.  Sg7:  Sf4]  24. . . . 
Kh7  [24. . . .  Sf4,  25.  Tf4:  ef,  26.  Sf6:t  gf, 
27.  Lf6:  Df8, 28.  ögGf  nebst  Matt],  25.  Sg7: !  1 
und  gewinnt),  23.  Sf7:  (23.  Dh4:  Sf4!)  23. . . . 
Lf7:  24.  Df7:t  Df7:  25.  Lf7:t  Kh7,  26.  Lh5: 
mit  entscheidendem  Vorteil  für  Weiß.  — 

In  Betracht  kommt    18....Sh5. 

19.  Kgl— h2  .... 
Entzieht  sich    sanft  der  Absicht: 

19....  La7,  nebst  Turmverdoppelung 

auf  dera-Linie:  „Le3  soll  abgetauscht 

werden,  aber  gegen  eine  Figur  des 

Königsflügels",     sagt    treffend 

Meister  Zander   in  den   „Deutschen 

Schachblättern". 

19 Lb8— a7 

20.  Le3— g5  h7— h6 
Wegen  der  sonst  später  drohenden 

Aufreissung  auf  f6  erzwungen. 


Dr.  S.  G.  Tartakower;  Die  hypermoderne  Schachpartie. 


226 


Wie  man  sieht,  ist  es  Schwarz 
zwar  gelungen,  mit  seinem  Königs- 
läufer die  schöne  Volldiagonale  a7-gl 
zu  besetzen,  doch  hat  indessen  Weiß 
Zeit  genug  bekommen,  seine  jäh  unter- 
brochene Initiative  auf  dem  Rochade- 
flügel in  die  richtigen  Bahnen  ein- 
zulenken. 

21.  Lg5Xf6  De7Xf6 

22.  Sf3— d4!                   Df6— d6 
Ganz    minderwertig  wäre    22 

Sf4  wegen  23.  Sf4:  und  wenn  jetzt 
23....Ld4:,  so  24.  Se6  bezw.  wenn 
23.... ed,  so  24.  g3  mit  idealer  Aus- 
fallsposition. —  Welche  Angriffsmo- 
tive vermag  aber  jetzt  Weiß  aus  seiner 
hängenden  Stellung  herauszuarbeiten? 
Ein  Spielmann  ist  darob  nie  verlegen! 

23.  Sd4— f5  Ld7Xf5 

24.  TflXfö  Sg6— f4 
Um  die  drohende  direkte  Turm- 
verbindung auf  der  f-Linie  beizeiten 
zu  verhindern.  Nun  droht  auch  25.... 
g7— g6. 

25.  Tal— fl  .... 
Mit  der  löblichen  Gegendrohung, 

die  Qualität  zu  wohltätigen  Zwecken 
zu  opfern,  was  wohl  die  einzige 
Möglichkeit  darstellt,  den  erlangten 
Angriff  festzuhalten. 

25 g7-g6 

Erzwungen  und  erzwingend.  — 
(natürlich  nicht  25....Sd3:  wegen 
26.Tf7:  Ungenügend  wäre  auch  25.... 
Se6  wegen  26.  Da2!  mit  der  Drohung 
Tf7:).  —  Die  Abseitsstellung  mehrerer 
schwarzen  Figuren  vom  gefährdeten 
Flügel  (Ta8  und  La7)  beginnt  sich 
zu  rächen. 
Stellung  nachdem  25. Zuge vonSchw. 


m.   m    t^ä 


im  ■*» 


im    wmm 


26.  TflXf4  e5Xf4 
Jedenfalls  besser  als  26.... gf,  27. 

Tf5:,  wobei  Weiß  auf  den  gelichteten 
Linien  des  Königsflügels  frei  walten 
könnte. 

27.  e4— e5  D  d6— e7 

28.  Tf5— f6  KgS— g7 
Natürlich  nicht  De5:?  wegen  29. 

Tg6:t  Kh7,  30.  d4!  Db8!  31.Td6t! 
f5,  32.  Td7t  Kh8,  33.  Dc6:  usw.,  doch 
endet  auch  der  plausible  Textzug  mit 
einer  schrecklichen  Katastrophe.  Ver- 
hältnismäßig am   besten  war  28 

Kh8,  obwohl  Weiß   auch   dann   mit 

29.  Dc3!  (nicht  aber  sofort  29.  d4 
wegen  29. . . .  Ld4 : !  30.  Sd4 :  De5 :)  sehr 
gewalttätig  zu  werden  drohte,  z.  B.: 

a)  29. . . .  Kh7,  30.  d4  (auf  30.  Sf4: 
könnte  Tad8,  31.  Se2  Ld4!  erfolgen)  30. . . . 
Taä8,  31.  Dc2!  (mit  der  Drohung  Lf7: 
Verfehlt  wäre  hingegen  31.  Dd3  wegen 
De5:  und  auch  31.  Tf4:  würde  eine  halbe  Be- 
freiung durch  31. . . .  f6,  32.  e6  Td6  ermög- 
lichen. Sehr  unklar  ist  ferner  31.  Tc6: 
Td7,  32.  e6  [oder  32.  d5  Te8,  33.  e6  fe, 
34.  de  Tb?  bezw.  34.  Te6:  DdS]  32. . . . 
fe,  33.  Te6:  Dg7,  34.  Dc6  [sonst  34. . . . 
Tf6]  34....  Tc7  [34....  Ld4:?  35.  Tg6:! 
Dg6:  36.  Lc2  und  gewinnt],  35.  De4  [35. 
Db5:  Ld4:]  35. . .  .  Tf6  usw.)  31. . . .  KhS, 
32.  Sf4:!  (nicht  etwa  32.  Tf4:  wegen  32.... 
Ld4:!  33.  Sd4:  Td4:  Dagegen  kommt  auch 
32.  De4  nebst  Df4:  in  Betracht)  32. . . . 
Ld4:  33.  Tf7:!  (auf  33.  Tg6:  salviert  sich 
Schwarz  durch  33. . . .  Dh4,  34.  Tg4  De7 
bezw.  34.  Df5  fg  bezw.  34.  g3  .Le5:!) 
33....  De5:  34.  Th7t!!  nebst  Matt  in  2 
Zügen. 

b)  29 c5  (um  d3— d4  zu   hindern 

und  eventuell  den  Lb3  völlig  abzusperren), 

30.  bc  (verhältnismäßig  am  klarsten.  Wenn 
30.  d4?  so  einfach  30. .  . .  cd  und  wenn 
30.  e6  so  30. .  . .  Kh7.  Auf  30.  Sf4:  könnte 
aber  30. .  . .  Lb8,  31.  Tg6:  De5:  bezw.  31. 
Td6  Kh7  und  ähnlich  auch  auf  30.  Tf4: 
am  bequemsten  30. . . .  Lb8,  31.  Te4  Te8 
erfolgen)  30....  Dc5:  31.  Db2!  (schärfer 
als  31.  Dc5:  Lc5:)  bezw.  30....  Lc5:  31. 
Sf4:  (schärfer  als  31.  d4)  mit  andauerndem 
Angriff. 

c)  29....  Tae8,  30.  e6  (auf  30.  d4 
könnte  30. . . .  Td8,  31.Tf4:g5!  [nicht  31.... 
Ld4:  wegen  32.  Sd4:  De5:  33.  Sb5:!  mit 
Vorteil],  32.  Tf5  f6  mit  Gegenspiel  erfolgen) 
30. . . .  Kh7,  31.  ef!  Td8  (oder  31. . . .  De2: 
32.  feD  De8:  33.  Te6  DdS,  34.  De5  bezw. 
33. . .  .Df7, 34.  Tc6:  und  gewinnt),  32.  Dc6:!! 
(32.  Te6  Df7:  33.  De5  Lb8  bezw.  33.  Tc6: 


—  227  — 


De7!)  32. . . .  De2:  (bei  32. . . .  Tc8  darf  sich 
Weiß  auf  33.  Te6  Df7 :  34.  Db5 :  bezw.  33. . . . 
Tc6:  34.  Te7:  Lb8,  35.  Kgl  vorteilhaft  ein- 
lassen), 33.  Tg6:  Dh5,  34.  Tg8  (34.  Tg4 
Df5,  35.  d4  Tc8  bezw.  34.  Tf6  Ld4,  35.  De4t 
Kg7)  34.  .  . .  Tg8:  (34. .  . .  Df5,  35.  Le6!  De5, 
36.  d4  bezw.  35. ...  Dd3:  36.  Dc3!!),  35. 
fgDf  Tg8:  36.  Lg8:t  Kg8:  37.  DaSf  nebst 
Da7:t  und  gewinnt. 

d)  29. . . .  Tad8,  30.  Tc6:  (auf  30.  Tf4: 
folgt  nicht  30....  Ld4!?  wegen  31.  Sd4: 
De5:  32.  Sb5:!  usw.,  sondern  30....  Lb8 
mit  Gegenspiel)  30....  Kh7,  31.  d4  oder 
zunächst  31.  Khl  mit  steigenden  Angriffs- 
chancen. — 

Mag  obige  Analyse,  die  wir 
flüchtig  begonnen  haben,  um  dann  doch 
bei  ihr  mehrere  Stunden  lang  zu 
verweilen,  deutlich  zeigen,  wie  schwer  es 
ist,  die  Geheimnisse  einer  Schachstellung 
erschöpfend  zu  ergründen! 

29.  d3— d4!  La7Xd4 

30.  LbSXfTÜ  .... 
Ein  schöner  Schlußeffekt.  Natürlich 

aber  nicht  30.  Sd4:  wegen  De5: 

30 Ld4Xe5(?) 

Fatalistische  Lebensanschauung. 
—  Die  normalere,  verbissenere  Todes- 
art wäre  wie  Meister  Blümich  im 
„Leipziger Tageblatt"  ausführt:  30.... 
Tf7:  31.  Dg6:t  Kf8,  32.  Sd4:  Tf6:  33. 
ef  Df7,  34.  Dh6:t  Ke8,  35.  Sc6:  Ta3: 
36.  Se5  Df8,  37.  f7t  Ke7,  38.  Sgöf. 

31.  Dc2Xg6t  nebst 

32.  Dg6Xh6#  Wieder  ein  Beispiel 
dafür,  wie  die  offene  f-Linie  ihren 
Adepten  zum  Triumph  verhilft. 

[HB 

Falkbeer-Gambit. 

Mit  bewundernswerter  Überzeugungs- 
treue predigt  Dr.  Tarrasch  seit  Dezennien, 
daß  der  Gegenstoß  im  Zentrum:  2.  .  .  . 
d7— d5  die  logische  Widerlegung  des 
Gambitzuges  2.  f2— f4  bilden  muß.*) 
Tatsächlich  gelang  es  ihm  in  der  nach- 
stehenden Partie,  dank  seiner  bemerkens- 
werten Neuerung  im  7.  Zuge,  einen  der- 
art eklatanten  Sieg  zu  erringen,  daß 
sein  Gegner  Spielmann  dem  Zweifel  ver- 


*)  Diese  prinzipielle  Auffassung 
seitens  des  berühmten  Schachdogmatikers 
gibt  uns  im  Nachstehenden  Anlaß,  in 
alle  Ecken  des  Falkbeergambits  möglichst 
gründlich  hineinzuleuchten,  um  ein  klares 
Bild  dieser  wieder  aktuell  gewordenen 
Spielweise  zu  geben. 


fiel  und  —  er,  der  Sieger  in  den  beiden 
Gambitturnieren  von  Abbazia  1912  und 
Baden  1914!  —  den  aufsehenerregenden 
Artikel:  „Vom  Krankenlager  des  Königs- 
gambits" (in  den  „Kagan'schen  Neuesten 
Schachnachrichten"  ex  1924)  veröffent- 
lichte. —  Der  Artikel  ist  außerordentlich 
plastisch  nnd  lehrreich,  nur  hätte  sein 
Titel  richtiger:  „Vom  Triumphlager  des 
Königsgambits"  lauten  sollen,  da  die 
Ausführungen  eher  zugunsten  dieser 
Eröffnung  sprechen. 

Partie  Nr.  40. 

Großturnier  zu  Mährisch-Ostrau  1923. 

Weiß:  Schwarz : 

Spielmann.  Dr.  Tarrasch. 

1.  e2— e4  e7— e5 

2.  f2— f4  d7— d5 
Ein  tückischer  Versuch   die  ima- 

ginäreAchillesf  erse  des  Königsgambits 
zu  treffen  und  dieser  ahnenstolzen 
Eröffnung  allerlei  Positionssorgen 
aufzuzwingen. 

3.  e4Xd5  .... 
Hierauf  erlangt  Schwarz  jedenfalls 

die  moralische  Genugtuung,  einen 
lästigen  Ventildruck  im  Zentrum  aus- 
üben zu  dürfen. 

Am  besten  ist  hier  daher  die  pro- 
saische Wendung  3.  Sgl — f3  d5Xe4 

(oder  3. . . .  ef,  4.  ed  mit  Einlenkung  ins 
unreine  Springergambit,  vgl.  Anmerkung 
zum  3.  Zuge  von  Weiß  in  der  Partie 
Nr.  36.  —  Ungünstig  für  Schwarz  ist 
jedenfalls  3....  Lg4,  4.  Le2  Lf3:  5.  Lf3: 
ef,  6.  ed  Dh4t  7.  Kfl  LdG,  8.  Sc3!  sowie 
3....  Lc5,  4.  Se5:  de,  5.  Lc4  usw.), 
4.  Sf3Xe5,  da  darauf  alle  Antworten 
von  Schwarz  nachteilig  enden,  und 
zwar: 

a)  4 —  Sc6  wegen  5.  Lb5  Sf6  (wenn 
5....  Ld7,  so  6.  Sd7:  nebst  0—0  zum 
Vorteil  für  Weiß)  und  nun  6.  De2!  (Partie 
Tartakower— Gruber,  Wien  1919.  Schlecht 
wäre  freilich  sofort  6.  Sc6:  bc,  7.  Lc6:t 
Ld7,  8.  La8:  Lg4  usw.  Ungünstig  ist  auch 
die  Bilguer'sche  Fortsetzung  6.  d4edusw.) 

b)  4. . . .  Ld6  wegen  5.  De2  (Partie 
Tschigorin— Walbrodt,  Budapest  1896.  Eine 
flotte  Fortsetzung  ist  5.  Lc4  Le5:  6.  fe 
Sc6!  [6...  Dd4,  7.  De2  De5:  8.  d4  Dd4: 
9.  Sc3  mit  Elan:  Partie  Anderssen— 
Schalopp,  1864],  7.  De2  Lf5,  8.  Lb5.  — 
Unbequemer  ist  5.  d4  ed,  6.  Ld3:  [oder 
auch  6.  Sd3:  Sf6,  7.  Le2  0—0,  8.  0—0 
Sc6,  9.  Sc3  Sd4  mit  schwarzer  Initiative: 


-  228 


Partie  Blackburne— Marco,  Hastings  1895] 
6....  Sf6,  7.  0-0  0-0,  8.  Sc3  Sbd7! 
Partie  Tschigorin-Walbrodt,  Hastings  1895). 
5....  De7,  6.  De4:  fo,  7.  d4  fe  (vor- 
sichtiger 7. .. .  Le5:),  8.  fe  c6  (schärfer 
geschah  jedenfalls  in  einer  Partie 
Schirmer— Prinz  Dadian  von  Mingrelien, 
Wien  1897,  das  Gegenopier:  8.  . . .  bf6,  9. 
De2  0—0,  10.  ed  Dd6:  worauf  statt  11. 
Le3  TeS,  12.  Dc4t  Le6  usw.  sofort  11. 
Dc4t  Le6,  12.  Dc5  mit  Behauptung 
der  Bauernbeute  versucht  werden  könnte), 
9.  Lc4  Lc7,  10.  0-0  Le6,  11.  Lg5!  Dg5: 
(oder  etwa  11....  Dd7,  12.  Sd2),  12. 
Le6:  Sh6  (oder  auch  12....  Se7,  13.  Sc3 
mit  überlegenem  Spiel),  13.  Lc8  und 
Weiß  kommt  in  Vorteil; 

c)  das     Simon'sche     Opferangetjot: 

4 Sf6!?  einfach  wegen  5.  d4  (es  giht 

übrigens  auch  die  Verwicklung  5.  Lc4 
Lc5!?  6.  Lf7:t  [viel  unklarer  ist  6.  Sf7: 
Dd4]    6....    Ke7!    7.    Lb3    mit   weißem 

Vorteil)  5 de,  6.  Ld3:  usw.,  wobei  die 

Kampfmitte  dem  Weißen  überlassen  wird; 

d)  ferner   auch   4 Lc5    wegen    5. 

Dh5    sowie 

e)  4. . . .  Le6  wegen  5.  De2  mit 
weißem  Vorteil; 

f)  schließlich  die  hochgepriesene 
Fortsetzung  4. . . .  Sd7  wegen  5.  d4 
(schwächer  geschah  in  einer  Partie 
Dr.  Perlis— E.  Cohn,  St.  Petersburg  1909: 
5.  De2  Sgf6,  6.  Sc3  [6.  Dc4  De7,  7. 
Dc7:  Sd5  nebst  Sf4:]  6....  Sc5!  mit 
Gegenspiel). 

5 ed,  6.  Sd3:  (ungünstig  geschah 

in  einer  Partie  Tschigorin— Duras,  Karls- 
bad 1907:  6.  Ld3:  Se5:  7.  De2  Dd4,  8. 
fe  [mit  Recht  bemerkt  hiezu  Marco  im 
Karlsbader  Turnierbuche,  daß  der  starke 
Bauer  f4  sich  in  den  schwachen  Bauern 
e5  umgewandelt  hat.  Besser  war  üb- 
rigens sofort  8.  De5:,  da  der  Damen- 
tausch sowieso  unvermeidlich  wird] 
8....  Lc5,  9.  c3  Dh4t  10.  g3  Dg4  mit 
großem  Stellungsvorteil  für  Schwarz). 

6....  Sgf6,  7.  Df3!  (farbloser  ge- 
schah in  einer  Partie  Hromadka— Johner, 
Baden  bei  Wien  1914:  7.  Le2  Sc5!  mit 
gutem  Spiel.  Jetzt  wird  dagegen  die 
gegnerische  Entwicklung  mit  eiserner  Faust 
zurückgehalten: 

7. . . .  Le7  (oder  etwa  1. ...  Sc5,  8. 
De3tSce4  [8....  De7,  9.  Sc5:  mit 
Figurgewinn],  9.  Sd2  Lf5  [9. . . .  De7, 10.  Se5], 
10.  Se4:  Le4:  11.  Sf2  De7,  12.  Se4:  De4: 
13.  Ld3  mit  schönem  Zweiläuferspiel). 

8.  Le3  0-0,  9.  Sc3  Sb6  (droht  Sc4 
und  eventuell  Lg4.  —  Auf  9. . . .  c6,  10. 
0-0—0  Da5  kann  Weiß  ruhig  11.  Kbl 
oder  aber  ganz  scharf  11.  g4  Sb6,  12.  f5 
Sc4,  13.  g5  spielen). 

10.  Se5!    (vereitelt   beide  Drohungen, 


Sc4  und  Lg4)  10. . . .  Lf5  (auf  10. . . .  c6 
folgt  11.  Ld3  nebst  0-0-0),  11.  Ld3! 
(wirkungslos  wäre  11.  Tdl  De8,  12.  Db7: 
Ld6,  sowie  auch  11.  g4  Lc2:  12. 
Tel  La4). 

11....  Ld3:  12.  0-0-0!  nebst  Td3: 
mit  überlegener  Entwicklung  für  Weiß, 
während  die  schwarzen  Streitkräfte  sehr 
verpackt  dastehen.  — 

Erwähnenswert  ist  ferner  an 
der  Textstelle  3.  d2— d4,  z.  B. 

a)  3. . . .  de,  4.  fe  mit  gediegenen 
Pressionsmitteln  (vergleiche  Partie 
Göring— Dr.  Z.  1886:  4....  Sc6,  5. 
Lb5  Le6,  6.  Sge2  Lb4t  7.  c3  La5,  8. 
0—0  Ld7,  9.  Sg3  usw.),   beziehungsweise 

b)  3. . . .  ed,  4.  Dd4:  (recht  zweifel- 
haft wäre  4.  e5  wegen  4 c5!  [schlecht  ist 

aber  4. . . .  Sc6,  5.  Sf3  Lg4,  6.  Sb  d2  usw. 
oder  Partie  Blackburne  -  Trenchard, 
Wien  1898:  4. . . .  Lb4t  5.  Ld2  De7,  6.  Sf3 
usw.],  5.  c3  de,  6.  Sc3:  d4  mit  fühlbarem 
Druck  von  Schwarz). 

4. . .  .  Sf6  (oder  etwa  4. .  . .  de,  5. 
De4:t  Le7,  6.  LbSf!  c6,  7.  Ld3  Sf6,  8. 
Df3  0-0,  9.  Se2  Lc5  [9.  . .  .  Lg4,  10.  Dr2], 
10.  Sbc3  Te8  [10. . . .  Lg4,  11.  Dg3  nebst 
h3],  11.  h3  oder  11.  Ld2  nebst  0—0—0 
usw.  nicht  ohne  Chancen  für  Weiß),  5. 
ed  Dd5:  6.  Sf3  (voreilig  geschah  in 
einer  Konsultationspartie  Gunsberg  u.  A. — 
Blackburne  u.  A.,  Hastings  1895:  6.  De3t 
wegen  6.  .  .  .  Le6!  mit  genügenden  Ver- 
teidigungsressourcen für  Schwarz). 

6....  Sc6,  7.  De3t  (Partie  Tarta- 
kower— Grünfeld,  Wien  1923)  mit  nach- 
haltiger Initiative  für  Weiß,  bezw. 

c)  die  dem  „Steinitz-Gambit"  (1.  e4 
e5,  2.  Sc3  Sc6,  3.  f4  ef,  4.  d4)  ähnelnde 
Verwicklung:  3....  ef,  4.  ed  Dh4f  5. 
Kd2!!  (weicht  beizeiten  der  Pemiswendung 
5.  Ke2  De7t  6.  Kf2  Dh4t  7.  Ke2!  De7t! 
usw.  aus,  bei  welcher  der  „Gewinnver- 
such" von  Weiß:  7.   g3  wegen   7 fgf 

8.  Kg2  [8.  hg?  Dhl:  9.  Lg2  Dh2,  10.  Sf3 
Dh5]  8. . . .  gh,  9.  Sf3  Dg4t  10.  Kf2  [10. 
Kh2:?  Ld6t]  10....  Ld6,  11.  Lg2  Dg3t 
12.  Kfl  Lh3,  13.  Th2:  Lg2:t  14.  Tg2:  Dh3 
usw.  kläglich  scheitern  würde,  anderseits 
auch  die  schwarzen  Gewinnversuche 
durch  7. . . .  Se7*)  oder  7. . . .  Sf6**)  [statt 
7 De7t]  unzulänglich  sind). 


*)Vgl.  Korrespondenzpartie  Dr.  Krause- 
Ritzen:  7. . . .  Se7,  8.  Sf3  Lg4,  9.  Sc3  Lf3: 
10.  Kf3:!  Dh5t  11.  Kf4:  usw.  mit  weißem 
Vorteil.  [Der  Verlauf  ist  übrigens  mit  Zug- 
umstellung aus  dem  angenommenen 
Königsgambit:  1.  e4  e5,  2.  f4  ef,  3.  d4 
Dh4t  4.  Ke2  usw.  entstanden,  , siehe 
Bilguer,  VIII.  Auflage,  Seite  790]. 

**)  Fußnote  siehe  auf  der  nächsten  Seite 


-  229  - 


Jetzt  hat  das  Spiel  einen  sehr  wilden 
Charakter,  z.  B.  5.  (Kd2)  Dg5  (verhindert 
vorläufig  noch  die  weiße  Absicht:  c2— c4), 
6.  Df3  Sf6,  7.  c4!  Lg4,  8.  Sh3!  Lh3:  9.  DhS: 
fSf    10.    Kc2   usw.    zugunsten  von  Weiß. 

3 e5— e4! 

Jedenfalls  das  Chancenreichste. 

Auf  3 e5Xf4  folgte  in  einer  ab- 
wechslungsvollen Partie  Keti— Rubinstein 
des  Stockholmer  Viermeisterturniers  1919: 
4.  Df3!  (es  geht  auch  sofort  4.  LbSf. 
Zum  bloßen  Ausgleich  führt  dagegen  4. 
Sf3  sowie  4.  Lc4)  4....  Sf6,  5.  LbSf 
Ld7,  6.  Sc3  Lb4,  7.  Sg  e2  0—0,  8.  Ld7: 
Sbd7:  9.  0-0  Sb6,  10.  Sf4:  Dd7,  11.  b3! 
Tad8,  12.  Lb2  Df5  (oder  12.  ...Sbd5: 
13.  Scdö:  Sd5:  14.  Sd5:  Dd5:  15.  Dg3 
mit  Simultanbedrohung  der  Bauern 
g7  und  c7). 

13.  Dg3  Dc2:  Ein  riskantes  Unter- 
nehmen, worauf  Weiß  statt  der  kompli- 
zierten Fortsetzung  14.  Sd3*)  mit  dem  ein- 
fachen 14.  Sdl!  stark  in  Vorteil  kommen 
konnte.  — 

Gegen  den  flotten,  von  Niemzowitsch 
in  die  Turnierpraxis  eingeführten  Angriffs- 
versuch: 3....  c7— c6  folgte  in  einer  Partie 
Opocensky— Johner,  Baden  bei  Wien  1914: 

4.  Sc3!  (schwächer  ist  C.  Behtings 
Zug  4.  Df3,  z.  B.  Partie  Breyer— Johner, 
Baden  bei  Wien  1914:  4....  Lc5,  5.  fe  cd, 
6.  c3  mit  etwa  gleichen  Chancen  oder 
Matchpartie       Spielmann— Niemzowitsch, 


**)  Fußnote  von  Seite  228. 

Vgl.  Korrespondenzpartie  S.  R.  Wolf- 
Becker  (1912):  7....  Sf6,  8.  Sf3  Lg4,  9. 
c4  (auf  9.  Sc3  könnte  9. .  . .  Lg4:t  10. 
gf  Sa6  mit  Gegenspiel  folgen.  Für  das 
Beste  halten  wir  aber  sofort  9.  Del,  z.  B. 
9....  Lf3:t  10.  gf  Del:t!  11.  Kel:  Sd5: 
12.  c4  Sb4,  13.  Kdl!  mit  vielversprechen- 
dem  Zweiläuferspiel)    9 Se4    (9.  . . . 

Sa6,  lODel!),  10.  Del  Lf3:t!  11.  gf  Sg3t 
12.  Kf2t!  Le7  (oder  etwa  12. . . .  Kd8,  13. 
hg!  Dhl:  14.  Lf4:  Ld6,  15.  Ld6:  cd,  16. 
Db4  mit  Vorteil),  13.  hg!  Dhl:  14.  Lf4: 
und  das  Qualitätsopfer  dringt  durch. 

*)  Die  weitere  Folge  war:  14.  (Sd3) 
Ld6,  15.  Dg5  Dd3:  16.  Se4!!  Le7  (oder 
16....  De4:  17.  Lf6:  mit  Qualitätsgewinn), 
17.  Sf6:t  Kh8,  18.  Tael!  Td5:  (auf  18.... 
Tde8  entscheidet  19.  Te7:  nebst  Sh5),  19. 
Dg7:t!!  Kg7:  20.  Sd5:t  f6,  21.  Te7:t 
Tf7  und  jetzt  konnte  Weiß  statt  22.  Lf6:t? 
mit  22.  Tf6:!  glänzend  und  zwingend  ge- 
winnen. 

Mit  bewunderungswürdiger  Kalt- 
blütigkeit wehrte  Rubinstein  noch  zahl- 
reiche spätere  Gefahren  ab  und  brachte, 
nachdem  Reti  in  folgender  lehrreichen 
Stellung: 


München  1907:  4....  ef,  5.  de  Sc6:  6.  Lb5 
Sf6,  7.  d4  Ld7,  8.  Se2  Db6!  9.  Dd3  Ld6  mit 
schwarzem  Vorteil.  Ebenfalls  ungünstig 
für  Weiß  geschah  in  einer  Partie  Aljechin— 
Johner,  Karlsbad  1911:  4.  De2  cd,  5.  fe 
[5.  De5:t  Le7]  Sc6,  6.  c3  d4!  usw.  und 
auch  nach  4.  Sf3  e4  [4. . . .  ef,  5.  d4],  5.  Se5  cd 
erhält  Schwarz  gute  Gegenchancen). 

4....  cd  (auf  4....  Lb4  empfiehlt 
Collijn  5.  Sf3!  [von  fraglichem  Werte  ge- 
schah in  einer  Partie  Spielmann— Johner 
Baden  bei  Wien  1914:  5.  Lc4  ef,  6.  Sf3  Sf6, 
7.  de  Sc6:  8.  0-0  0—0,  9.  d4  Lg4  mit 
schwarzer  Initiative]    5 Lc3:  6.  dc3  e4, 

7.  Se5  cd,  8.  Lb5t  Kf8,  9.  Le3  und  auch 
4. . . .  ef,  5.  Sf3  läßt  Weiß  im  Vorteil). 

'  5.  fe  d4,  6.  Se4  Dd5  und  nun  sehr 
geistreich  7.  Ld3  (wenn  sofort  7.  De2,  so 
7. . . .  Sc6!  8.  Sf3  Lg4)  7. . . .  Sc6,  8.  De2  mit 
überlegenen  Chancen.  — 

Ruinös  ist  bekanntlich  an  der  Text- 
stelle  der  Anfängerzug  3 Dd5:  wegen 

4.  Sc3  De6,  5.  Sf3!  e4  (5. . . .  ef  f  6.  Kf2!), 
6.    Se5    nebst    Lc4    mit   Verfolgung    der 
schwarzen  Hauptarmee. 
4.    d2— d3  (!?)  .... 

Eine  vielleicht  etwas  zu  dogma- 
tische Fortsetzung,  deren  Sinn  ist,  den 
vorgeschobenen  Bauern  e4  zur  sofortigen 
Erklärung  zu  zwingen.  Dagegen  pflegte 
der  große  Gambitkenner  Tschigorin,  den 
schwarzen  Gegendruck  vorläufig  ganz  zu 
ignorieren  und  trachtete  vor  allem  seinen 
Mehrbauer  auf  d5  hartnäckig  zu  behaupten. 
Also: 

1)  4.  Lfl-b5t  c7-c6  (wenn  4.  ... 
Ld7,  so  5.  De2  mit  Vorteil),  5.  d5Xc6 
b7Xc6  (gegen  die  Suhle'sche  Fortsetzung 
5. . . .  Sb8Xc6  wäre 

a)  6.  Lc6:t  bc,  7.  d3  [bezw.  7.  d4  Sf6! 

8.  Se2  La6  mit  bleibendem  Druck]  7. . . . 
ed,  8.  Dd3:  Dd3:  9.  cd  La6  nebst  0—0—0 
usw.,  sowie  der  sofortige  Vorstoß: 

b)  6.    d4  wegen  6 Sf6    [gut   ist 

auch  6....  Da5t  7.  Sc3  Lb4,  8.  Ld2  Sf6, 


m...  m  m 


den  theoretischen  Remisweg:  60.  Lb2: 
(statt  60.  Tg5t?).pb2:  61.  Tf4!  usw.  ver- 
kannt hatte,  sein  Übergewicht  im  78.  Zuge 
siegreich  zur  Geltung. 


230 


9.  a3  Lc3:  10.  Lcöif  bc,  11.  Lc3:  Dc7,  12. 
Se2  La6,  13.  Dd2  0—0  mit  schwarzem 
Vorteil,  bezw.  8.  Lcöif  bc,9.  Se2  Lg4,  10. 
Ld2  Dh5!  mit  andauerndem  Druck,  nicht 
aber  10.  . . .  Sf6,  11.  h3!  Lc3:  12.  Lc3:  Dh5, 
13.  Kf2!  mit  besseren  Chancen  für  Weiß] 
für  Weiß  verfrüht,  da  der  Gegner  an- 
dauernd am  Ruder  bleibt,  z.  B.  7.  Sc3Db6, 
bezw.  7.h3  Daöf  8.Sc3Lb4,  9.  Ld2  e3!  10. 
Lc6:tbc,   11.   Le3:   Lc3:t   12.  bc  Dc3:t 

13.  Kf2La6usw.  [Partie  Anderssen-Zuker- 
tort].  —  Auch  nach 

c)  6.  De2  Sf6,  7.  d3  [wenn  7.  Sc3,  so 
Lc5!  8.  Se4:  0—0  mit  rasantem  Ent- 
wicklungsvorsprung. —  Ungenügend  wäre 
auch  das  bizarre  Manöver  7.  De3,  da 
darauf  nicht  7. . . .  Lf5,  8.  Se2  Sg4,  9.  Dgl 
mit  baldiger  Wiederbefreiung,  sondern 
7. . . .  Ld6,  8.  d4  0—0,  9.  c3Te8  usw.  folgt] 
7....  Daöf  8.  Sc3  Lb4,  9.  Ld2  0— 0,  10. 
Lc6:  bc  usw.; ferner  nach 

d)  6.  Sc3  Sf6,  7.  Sge2  Db6!  [auch  7.... 
Lc5,  8.  Sa4Lb6],  8.  d4  Lb4,  9.  0-0  0-0, 

10.  Lc4  Lg4,  11.  Le3  Sa5,  12.  Lb3  Lc3:  13. 
bc  Db5  und  sogar  nach 

e)  6.  Se2  Sf6  [schwächere. .. .  Db6, 
7.  Sbc3  Lb4?  8.  Sd5],  7.  Lc6:  bc,  8.  0-0 
Lc5t  9.  Khl  0-  0,  10.  Sbc3  La6  usw. 
wären  die  weißen  Verteidigungs- 
ressourcen auf  einem  toten  Punkt  ange- 
langt. —  Wir  schlagen  daher  einfach  das 
sofortige 

f)  6.  d3!  vor,  womit  der  Gegner  nun- 
mehr nach  gesicherter  Bauernbeute  zur 
Erklärung  in  der  Mitte  gezwungen  wird, 
z.  B.  6.  (d3)  Sf6  [oder  6. . . .  DaSf  7.  Sc3 
Lb4,  8.  Ld2  e3?  9.  De2  mit  Vorteil],  7.  Sc3 
[zweckmäßiger  als  7.  Sd2  ed,  8.  Ld3:  Lg4! 
9.  Sgf3  Lc5,   10.  De2t  Kd7  usw.  und  auf 

7.  Se2  vereitelt  Schwarz  mit  7. . . .  Db6! 

8.  Sbc3  Lb4,  9.  Lcöif  bc  die  freie  Ent- 
faltung der  weißen  Streitkräfte.  Auch  die 
Liquidierung   7.  de  Ddlif   8.  Kdl:  Se4: 

9.  Lc6:t  bc,  10.  Le3  bringt  dem  Weißen 
nach  etwa  10. . .  .  Lg4t  11.  Kel  0—0—0,  12. 
Sd2?  Lb4,  13.  c3  Sd2:  14.  Ld2:  The8t 
bezw.  14.  cb  Se4  usw.  bezw.  12.  Se2 
Lb4t!  13.  c3  Lc5,  14.  Sd4  The8  usw. 
keinen  arithmetischen  Segen]  7. . . .  Lb4, 
8.  Ld2  Lg4,  9.  Sge2  ed  [9....  Db6,  10. 
Lc6:t  Dc6:  11.  Se4:],  10.  Ld3:  Db6,  11  h3! 
Le6    [11....   Lh5,   12.  g4  Sg4:  13.  hg  Lg4: 

14.  Sd5,  bezw.  12....  Lg4:  13.  hg  Sg4:  14. 
Sd4!],  12.  a3  Ld6  [12....  Lc5,  13.  Sa4] 
nebst  0—0  mit  durchgeführter  Befreiungs- 
aktion). 

6.  Lb5— c4!  (6.  La4  Lc5  mit  Angriff, 
z.  B.  7.  Sge2  Lg4,  8.  Sbc3  Sf6,  9.  d4  ed, 
10.  cd  0-0,  11.  d4  Lb4!  [statt  des  Bil- 
guer'schen  Lb6],  12.  0-0  Te8  usw.) 

6 Sg8-f6,  7.  d2-d4!  (Auf  7.  d3 

folgt  nicht  7....  ed,  8.  Dd3:  Ld6,  9.  Sf3 
0—0,  10.  0—0  mit  Sicherstellung,  sondern 


viel  energischer  7 Lc5!  8.  Se2  Lg4,    9. 

Sb  c3  ed  [9. . . .  0—0,  10.  de!],  10.  Dd3: 
Db6,  11.  Ld2!  Lf2t  12.  Kfl  a5  mit  an- 
dauerndem Druck). 

7 Lf8— d6!   (es   geht   auch  7. . . . 

Sbd7,   z.    B.    wie    „Dufresne"    ausführt: 

8.  Se2  Sb6,  9.  Lb3  La6,  10.  Sbc3Lb4,ll. 
0-0  mit  etwa  gleichem  Spiel.  — 
Schwächlich  geschah  dagegen  in  einer 
Partie  A.  Steiner  —  Aljechin,  Portsmouth 
1923:  7. .. .  ed?  8.  Dd3:  Sbd7  [bezw.  8. .  . 
Ld6,  9.  Sf3  0—0,  10.  0-0  usw.],  9.  Le3 
zugunsten  von  Weiß). 

Jetzt  behält  Schwarz  dauernden 
Druck,  z.  B.  Partie  Tschigorin-Pillsbury, 
Wien  1898:  8.  Se2  0—0,  9.  0-0  c5 
(Spielbar  ist  auch  Sbd7  oder  Lg4),  10. 
d5  Sbd7,  11.  Lb3  c4!  usw.    — 

Zweckmäßiger  als  4.  LbSf  ist 
dalier 

II)  4.  Sbl-c3   Sg8-f6,    5.  Lfl-c4! 

(oder  auch  die  Zugumstellung  4.  Lc4 
Sf6,  5.  Sc3.  —  Ohne  Saft  und  Kraft  ist 
hier  5.  d3  Lb4,  6.  de  [einfacher  immer- 
hin 6.  Ld2]  6.  ...Se4:  7.  Dd4  De7 
[weniger  nachhaltig  geschah  in  einer 
Partie  Tarrasch— Walbrodt,  Leipzig  1894, 
7....  Lc3:t  8.  bc  0—0,  9.  Sf3  Te8,  10. 
Le2  c5,  11.  de!  Dd4:!  12.  Sd4:  Sc3:  13. 
Lb2  Se2:  14.  Se2:  Sc6:  15.  Kf2  mit  etwa 
gleichen  Chancen],  8.  Le2  0—0,  9.  Ld2 
Sd2:  10.  Dd2:  Lg4  [Partie  Gunsberg— 
Marco,  Hastings  1895]  mit  andauernden 
Beunruhigungschancen.  — 

Dagegen  empfiehlt  Rubinstein  im 
Collijn'schen  Lärobok  5.  De2  mit 
der  Folge: 

a)  5.  .  .  .  Lc5,  6.  d3!  bezw. 

b)  5 Lf5,   6.    Se4:!    Se4:    7.    d3 

Dd5:!   8.    Ld2!    Le7,   9.    de   De4:  [9 

Le4:  10.  0—0—0],  10.  De4:  Le4:  11. 
0—0—0  mit  mikroskopischem  Vor- 
sprung, bezw. 

c)  5.  .  .  .  Ld6,  6.  d3  [schwächlich 
ist  aber  6.  Se4:  0—0,  7.  Sf6:t  Df6:  mit 
vehementem  Angriff:  Schönheitspartie 
Gunsberg— Bardeleben,  Hastings  1895.  — 
Es  folgte  dort  bekanntlich  8.  Df3  Lf5,  9. 
d3  Lb4t  10.  Kdl  Sbd7,  woraufhin  statt 
11.  c3?  Lc3:!!  die  kaltblütige  Fortsetzung 

11.  Sge2  eine  viel  bessere  Ver^ 
teidigung  bot]. 

6 0—0   [oder  6 Lg4,   7.  Sf3 

0-0,  8.  Se4:!],   7.  de   Se4:   8.  Se4:   Te8, 

9.  Df3  f5,  10.  Le3  und  wenn  jetzt  10.  .  .  . 
fe,  so  11.  Df2  und  es  wird  dank  dieser 
kleinen  Remedur  der  Bilguer'schen 
Variante  fraglich,  ob  die  Stellungsüber- 
legenheit von  Schwarz  den  Minusbauer 
voll    aufwiegt,   z.   B.    etwa    11.  .  .  .   Sd7, 

12.  Lc4  Sf6,  13.  h3  usw.  oder  IL... 
Df6,  12.  0—0-0  Tf8,  13.  Lc4  Kh8,  14.  Se2 


231  - 


usw.  oder  auch  ganz  scharf  11.  .  .  .  c6, 
12.  Lc4  Kh8,  13.  Td\  b5,  14.  Lb3  Df6,  15. 
c3  b4,  16.  Se2  usw.  — 

Allerdings  schlägt  Spielmann  gleich 
am  Anfang  dieser  Rubinstein'schen  Ana- 
lyse 5....  Le7!  [statt  5....  Ld6]  nebst  0—0 
und  auf  d2— d4  einfach  e4Xd3  vor,  womit 
angeblich  Schwarz  seinen  Entwicklungs- 
druck dauernd  festhält.  Hiezu  sei  aber 
folgende  Behandlung  aus  einer  Partie 
Steinitz— Brandt,  Hamburg  1896,  zitiert: 
5. . . .  Le7,  6.  Se4:  Sd5:  7.  d4  0—0,  8.  Dh5 
Sb4!  9.  c3!  mit  praktischen  Chancen  für 
Weiß).  - 

Kehren  wir  jedoch  zu  5.  Lc4!  zu- 
rück. In  einer  zähen  Partie  Tschigorin— 
Marshall,  Karlsbad  1907,  folgte  nun:  5.... 
Lc5  (sieht  ganz  plausibel  aus.  Auf  5. . . . 
c5  kann  6.  d3  Lb4,  7.  Ld2  folgen  und  auf 

5 c6,  womit  Schwarz   den  gordischen 

Knoten  zerhauen  möchte,  empfiehlt 
Cordel  6.  d4!  [sehr  gefährlich  wäre  da- 
gegen 6.  de  Sc6:  z.  B.  Partie  Heyermanns- 
Blackburne:  7.  Sge2?  Lc5,  8.  Sg3  Dd4,  9. 
De2  Lg4,  10.  bil  Sb4  mit  schwarzem 
Vorteil  oder  etwas  besser  7.  d3  Lf5,  8. 
Sge2  Lc5  und  Schwarz  ist  doch  am  Ruder. 
Interessant  ist  übrigens  der  Collijn'sche 
Vorschlag:  6.  d6  Ld6:  7.  d3  mit  Ausgleich] 
6....  cd,  7.  Lb3!  Lb4,  8.  Sge2  Lg4,  9. 
0—0  oder  9.  h3  nebst  Le3  und  eventuell 
späterem  c2  [c3]  — c4). 

6.  Sge2  (oder  nach  Collijn  6.  d3  ed, 
7.  Dd3:  0-0,  8.  h3,  womit  dieselbe 
Fortsetzung  herbeigeführt  wird). 

6. . . .  0-0,  7.  d4!  ed,  8.  Dd3:  Te8,  9.  h3! 
Sh5,  10.  Df3  (hiermit  ist  der  Plusbauer 
endgültig  gesichert)  10....  Dh4t  11.  Kdl 
g6,  12.  Ld2  Sd7,  13.  g4  Sg7,  14.  Se4 
(Weiß  ist  jetzt  zweifellos  im  Vorteil) 
14....De7,  15.  Se2-g3  Sb6,  16.  Lb3  a5, 
17.  a4  Lb4,  18.  Le3  und  Weiß  brachte  sein 
materielles  Übergewicht  im  84.  Zuge  sieg- 
reich zur  Geltung.  — 

Dem  erhabenen  Zweck  der  möglich- 
sten Behauptung  des  Plusbauern  d5  dient 
ferner  auch 

III)  Dr.  Krauses  Wendung:  4.  c2— c4 
c7— c6  (bezw.  4....  Sf6,  5.  d4  ed,  6.  Ld3: 
Lc5,  7.  De2t  bezw.  4. . . .  Lc5,  5.  d4  ed,  6. 
Ld3:  Lgl:?  7.  De2t  mit  gutem  Vorteil). 

5.  Sbl-c3  Sg8-f6,  6.  d2-d4  c6Xd5, 
7.  Ddl— b3!  z.  B.  Partie  Tartakower-Reti, 
Wien  1923:  7. .. .  Le7!  8.  cd  0—0,  9.  Sge2 
Sbd7,  10.  Sg3  Sb6,  11.  Lc4  Sc4:  12.  Dc4: 
a6!  13.  0-0  b5,  14.  Db3  Lb7,  15.  Tel 
(besser  15.  a3.  Verfehlt  wäre  aber  die  so- 
fortige Abwicklung  15.  Sge4:  Se4:!  16. 
Se4:  Ld5:  usw.)  15....  Dd7!  16.  Ld2Tad8, 
17.  a3  usw.  mit  mühseligem  Ausgleich.  — 

IV)  Wegen  4.  Lfl— c4,  was  insbeson- 
dere Cordel  empfiehlt,  und  zwar  mit  der 


Folge:  4. . . .  Sf6,  5.  Sc3  oder  auch  4. . . .  c6 
5.  Sc3!  usw.  siehe  oben  bei  II). 

V)  Ein  verwegenes  System,  das  zwar 
den  Bauern  d5  nicht  zu  behaupten,  dafür 
aber  das  Schwergewicht  der  Partie  auf 
den  Damenflügel  zu  verlegen  sucht,  ist 
Cordeis  4.  d2-d4  Dd8Xd5,  5.  c2— c4 
Dd5— d8,  6.  a2— a3  usw. 

VI)  Im  Sinne  obiger  Erörterungen 
schlagen    wir    aber    an     der    Textstelle 

4.  Ddl— e2  als  die  zweckmäßigste  Fort- 
setzung vor,  mit  der  Folge:  4.  (De2)    Sf6, 

5.  d3!  (zwingender  als  5.  Sc3  [Partie 
Gunsberg-Bardeleben,  Hastings  1895],  wo- 
mit in  die  bereits  oben  sub  II)  ausgeführte 
Rubinstein'sche  Wendung  eingelenkt  wird). 
Und  wenn  nun 

a)  5....  Dd5:  so  6.  Sc3  (nachhaltiger 
als  etwa  6.  Sd2  Lf5,  7.  de  Le4:  8.  g4  Le7, 

9.  Se4:  De4:  10.  De4:  Se4:  11.  Lg2  ohne 
Übergewicht)  Lb4,  7.  Ld2  Lc3:  8.  Lc3: 
mit  Einlenkung  in  die  bei  der  nächsten 
Anmerkung  ausgeführte  „Reti'sche" 
Variante;  bezw.  schärfer: 

b)  5. . . .  Lc5,  6.  de  0—0, 7.  Sc3  (zweck- 
mäßiger als  7.  Sf3,  worauf  zwar  das  Opfer 

7.  ...Se4:  übereilt,  dafür  aber  7. . . .  Te8, 

8.  Sc3  Sbd7!  und  vielleicht  auch  7. . . .  Sg4 
für  Weiß  unbequem  wäre.  Wegen  7.  Dc4, 
was  schon  hier  in  Betracht  kommt,  siehe 
Anmerkung  zum  nächsten  Zuge  von 
Weiß)  7.  .  .  .  Te8  (Schwarz  hat 
zwar  zwei  glatte  Bauern  weniger,  da- 
für aber  große  Durchbruchshoffnungen  im 
Zentrum,  die   ein   sehr  präzises  Spiel  von 

Weiß  erfordern.  —    Inkorrekt  wäre  7 

Se4:  8.  Se4:  Te8  wegen  etwa  9.  Dc4  Lgl: 

10.  Tgl :  Lf5, 1 1 .  Ld3  Le4: 12.  Le4:  b5  [12. . . . 
Dh4t  13.  Kfl,  bezw.  12. . . .  f5, 13.  d6t  Kh8, 
14.  de  Dh4t  15.  Kfl  mit  Mehrfigur],  13.  Dd3 
f5,  14.  Le3  Te4:  15.  0-0-0  mit  behaup- 
tetem Bauernübergewicht),  8.  Ld2  (auch 
die  Damendiversion  8.  Dc4  kommt  in  Be- 
tracht, z.B.  8....  Lgl:  9.  Tgl:  Se4:  10. 
Se4:  f5,  11.  d6t  Kh8,  12.  de  Dh4t  13.  g3 
Dh2:  14.  Tg2  Dhl,  15.  cbD  Tb8:  16.  Kf2 
und  gewinnt,  bezw.  8. . . .  Sbd7,  9.  Sf3  Se4: 
10.  Se4:  f5,  11.  d6t  Kh8,  12.  Sfg5  usw.  — 
Mit  dem  von  uns  vorgeschlagenen  Läufer- 
zug gravitiert  Weiß  auf  die  linke  Seite.  In 
der  eleganten  Partie  Blackburne— Marco, 
Berlin  1897,  die  mit  Zugumstellungen  bis 
zu  dieser  Stellung  gediehen  ist,  geschah 
statt  dessen  8.  Sf3  Se4:  9.  Se4:  Lf5  [9.. . . 
f5,  10.  Se5],  10.  Se5Le4:  11.  De4:  f6,  12. 
d6!!  Dd6:  [12....  cd,  13.  Lc4t  Kf8!  14. 
Dh7:  und  gewinnt],  13.  Le3!  Le3:  14.  Dc4t 
mit  baldigem  Gewinn,  doch  hat  der  Fehler 
von  Schwarz  im    überhasteten  Zugreifen 

8 Se4:   bestanden.    Ungünstig    wäre 

statt  dessen  freilich  auch  8 Sb  d7,  9. 

Dc4  usw.,  wie  oben,  bezw.  8 Lg4,  9. 

Dc4,    bezw.    8 Lf5,    9.    Se5,    bezw. 


-  232 


endlich  der  Einbruchsversuch  8 c6,  9. 

Dc4  Se4:  10.  Se4:  Dd5:  11.  Se5!  Ld4,  12. 
Dd5:  cd,  13.  Sd6  usw.  Dagegen  scheint 
Schwarz  mit  der  Fesselung  8. . . .  Lb4,  9. 
Se5  Le3:t  [es  geht  auch  sofort  9. . . .  Sbd7, 
10.  Dc4  Lc3:t  11.  Dc3:  Se4:  12.  Dd4  Sd6j, 
10.  bc  Sbd7,  11.  Sd7:  [11.  Dc4  Se5:  12. 
fe  Te5:  13.  Ld3  Dd5:  14.  Dd5:  Sd5:  15. 
Kd2  Sf4  mit  Ausgleich]  11....  Ld7:! 
[natürlich  nicht  11....  Te4:?  wegen  12. 
Sf6:t  und  gewinnt.  Weniger  aussichts- 
reich wäre  auch  11 Dd7:  12.  e5  Dd5: 

13.  Dd3!  Dc6,  14.  Dc4!  mit  behaupteter 
Bauernbeute],  12.  e5  [sonst  gehen  beide 
Mehrbauern  rasch  zurückverloren]  12.  .  . . 
Sd5:  [12....  Lg4,  13.  Dd3],  13.  c4  Sb4 
mit  schönem  Gegenspiel). 

8. . . .  Lgl :  (oder  8.  . . .  Se4:  9.  Se4:  f5, 

10.  0-0-0  Te4:  11.  Dd3  Td4,  12.  Db3 
mit  Vorteil),   9.  Tgl:    Lg4,    10.   Dc4  Se4: 

11.  Se4:  f5,   12.    d6t   Kf8,    13.    de  Dh4t 

14.  g3  Dh2:  15.  c8  D  und  gewinnt. 

VII)  Schließlich  schlagen  wir,  als  eine 
Falkbeerbehandlung  eigenster  Marke,  den 
Zug  4.  g2— g3  vor,  dem  die  Idee  zugrunde- 
liegt, den  vorgeschobenen  Bauern  e4  unter 
gleichzeitiger  Förderung  der  eigenen  Ent- 
wicklung unter  Flankenfeuer  zu  nehmen.  Es 
könnte  folgen: 

4.  (g3)  Sf6,  5.  Lg2  Lg4,  6.  Se2  Lc5 
(6....  Lf3,  7.  Lf3:  ef,  8.  Sec3  mit  Vor- 
teil), 7.  d4!  ed  (7. .  . .  Le2:  8.  Ke2:),  8.  Dd3: 
0—0,  9.  Sbc3  Te8,  10.  Ld2  usw.  oder 
sofort  5....  Lc5,  6.  d4!  (6.  d3  Lf5)  ed 
(auf  6.  .  . .  Lb6,  7.  c4  c6  kann  8.  Sc3  cd, 
9.  cd!  oder  ä  la  Steinitz  8.  c5  oder  am 
schärfsten  8.  de!  ohne  Furcht  und  Tadel 
folgen,  z.  B.  8. . .  .  Sc6:  9.  d5,  bezw. 
8. . . .  Ld4:  9.  Se2  [unbequemer  9.  cb 
Lb7:]  9....  Sc6:  10.  Sd4:  Dd4:  11.  Dd4: 
Sd4:  12.  Sa3,  bezw.  8....  Dd4:  9.  Dd4: 
Ld4:  10.  Se2  usw.  mit  etwas  besseren 
Chancen),  7.  Dd3:  0—0,  8.  Sge2  Te8, 
(wegen  8. . .  .  Lg4,  siehe  oben),  9.  Sb  c3 
De7,  10.  Ld2  Lg4,  11.  Lf3  oder  auch  11. 
h3  usw.  beidemale  mit  pupillarmäßig 
sichergestelltem  Bauernvorteil  oder  wohl 
am  schärfsten  5. . . .  c6,  6.  d6  (peinlich 
ist  6.  de  Sc6:  7.  h3  Lc5)  6....  Ld6:  d4 
usw.  mit  zweischneidigem  Spiel.  — 

Viele  Wege  führen  also,  wie  man  sieht, 
nach  Rom.  Spielmannfindetjedoch  im  nach- 
folgenden einen  Weg  in  die  Hölle. 

Sein  Textzug  leitet  zunächst  ein  be- 
liebtes, von  Charousek  1896  aufgegriffenes 
und  besonders  von  Alapin  1899  ausge- 
arbeitetes Entlastungsverfahren  ein,  das 
jedoch  in  der  vorliegenden  Partie  zu 
einem  Konkursverfahren  wird. 

4 Sg8— f6 

Der  Vereinfachungsversuch  4. . . . 
Dd8Xd5   fand    in    der  Göteborger  Partie 


Reti— Dr.  Tarrasch  seine  halbe  Wider- 
legung durch  5.  De2! 

(Farbloser  geschah  in  der  Badener 
Partie  Spielmann  —  Schlechter  nach 
älterem  Rezept  sofort  5.  Sc3  Lb4,  6.  Ld2 
[auf  6.  De2  könnte  jetzt  einfach  6.  . . . 
Lc3:t  7.  bc  Sf6  folgen  und  auf  6.  Dd2 
folgt  etwa  6. . .  .  De6,  7.  de  Lc3:  8.  Dc3: 
De4:t  V}.  Kf2  mit  Ausgleich]  6.  .  .  . 
Lc3:  7.  Lc3:  Se7!  [immerhin  schärfer 
als  die  Bilguer'sche  Fortsetzung  7 fö, 

8.  de  De4:t  9.  De2],  8.  Dd2!  [keinen 
Segen  für  Weiß  bringt  bekanntlich  das 
Hineinschlagen  8.  Lg7:  Tg8,  9.  Le5  Sbc6! 
bezw.  Partie  Tarrasch— Walbrodt,  Buda- 
pest 1896:  9.  Lc3  Lg4,  10.  Dd2  Tg6,  11. 
Se2,  Sbc6  mit  starkem  Druck]  8.  .  .  .  0—0, 

9.  de  De4:t  10.  Se2  Sbc6,  11.  0—0—0 
Sg6,  12.  Dd5  Da4,  13.  Db3  Db3:  14.  ab. 
Remis!) 

5. . . .  Sf6  (auf  5. .  . .  Lf5  folgt  6.  g4 
und  auf  5. . . .  f5,  6.  Sc3  Lb4,  7.  Ld2   Lc3: 

8.  Lc3:  Sf6!  setzt  Reti  im  „Lärobok" 
statt  des  von  Dr.  Krause  z.ugunsten  von 
Schwarz  ausgeführten  Tausches  9.  Lf6: 
gf,  10.  Dh5t  Ke7!  [oder  auch  10....  Df7! 
11.  Df7:t  Kf7:]   usw.  sehr  energisch    mit 

9.  0—0—0!  Da2:  10.  b3  0—0  [vielleicht 
10....  Le6],  11.  de  Se4:  12.  Dc4t  Kh8, 
13.  Lb2!  fort,  wobei  Weiß  tatsächlich  in 
dieser  wilden  Stellung  endgültig  die 
Oberhand  behält,  z.  B.:  13....  Sc6,  14. 
Sf3!  Tg8,  15.  Sg5  Sg5:  16.  fg  a5,  17.  g6 
[oder  auch  17.  Df7]  und  gewinnt,  bezw. 
13....  Sd7,  14.  Sf3  Sdf6,  15.  Se5  g6,  16. 
g4!    Sf2,    17.  Lg2  usw.) 

6.  Sc3  (mit  6.  Sd2  Lf5  [verwegener  ge- 
schah in  einer  Gastpartie  Aurbach-Capa- 
blanca,  Paris  1913:  6. . . .  Lg4,  7.  Sgf3  Sc6,8. 
de  Dc5,  9.  c3  usw.  mit  2  Mehrbauern  für 
Weiß],  7.  de  Le4:  8.  g4  Le7,  9.  Se4: 
De4:  10.  De4;  Se4:  11.  Lg2  ist  nur 
Ausgleich  zu  erzielen). 

6....  Lb4,  7.  Ld2  Lc3:  8.  Lc3:  Lg4 
(auf   8....  Sbd7  kommt  9    0—0-0  Da2: 

10.  de,  bezw.  9....  0—0,  10.  de  De4:  11. 
Dd2  mit  schönen  Läuferwirkungen  in 
Betracht.  —  Von  fraglichem  Werte  ge- 
schah dagegen  in  einer  Partie  Charou- 
sek—V/.  Cohn,  Berlin  1897:  9.  g4  0—0, 
10.  Lg2,  worauf  jetzt  statt  der  Abwicklung 
10....  ed,  11.  Ld5:  de,  12.  Lf3  Te8,  13. 
Se2:  usw.  einfach  10.  .  .  .  Dd6  die 
Punktalschwächen  f4  und  d3  unter  die 
Lupe  nehmen  würde). 

9.  de!  (wenig  günstig  ist  dagegen 
9.  De3  Sbd7,  10.  de  De4:  11.  De4:t 
Se4:  12.  Lg7:  Tg8,  13.  Lc3  Sc3:  14.  bc 
0—0—0  usw.) 

9. . .  .  De4:    (in    einer    Partie    Reti— 

Spielmann,  Stockholm  1919,  geschah  9 

Le2:  worauf  gemäß  einem  Rezept  von 
Alapin   [im  „Schachfreund"  1889!]    10.  ed 


233 


Lfl:  IL  Kfl:  Sd5:  12.  Lg7:  Tg8,  13, 
Telf  Kd7,  14.  Tdl  Kc6,  15.  Ld4  bf4:  16, 
Sf3  Sd7,  17,  g3  Se6,  18,  Kf2  mit  Vorteil 
für  Weiß  folgte.  —  Noch  energischer 
hätteRety  seine  versteckten  Angrif/scnancen 
mit  17.  Le3!  Sg2:  18.  Sd4t  Kb6,  19.  Lf2 
c5,  20.  Sb3  usw.  ausnützen  können). 

10.  De4:t  Se4:  11.  Lg7:  Tg8,  12. 
Le5  Sc6,  13.  Ld3  (nicht  13.  Lc7:  wegen 
13. . . .  Tc8,  14,  Le5  Se5:  nebst  Tc2:)  13. . .  . 
Se5:  14,  Le4:  Sc4,  worauf  statt  15.  b3? 
0—0-0!  einfach  15.  Lb7:  Tb8,  16.  Lc6t 
Ld7,  17.  Ld7:t  nebst  0—0-0  mit  bru- 
talem Vorteil  für  Weiß  folgen  konnte.  — 

Als  kaum  günstig  erwies  sich  auch 
in  einer  Partie  Leonhardt— Marshall,  San 
Sebastian  1911,  die  Abwicklung:  4.... 
e4Xd3  mit  der  Folge:  5.  Dd3:  (schwäch- 
lich ist  5-  Ld3:  Dd5:  6.  Sc3  Dd8,  ver- 
gleiche Partie  Morrison— Vidmar,  London 
1922)  5....  Sfö,  6.  Sc3  Lc5,  7.  Ld2  0—0, 
8.  0—0—0  und  Weiß  steht  trotz  seines 
Plusbauern  sehr  gut  — 

N.  B.  Wir  haben  den  eröffnungs- 
analytischen Teil  des  beiderseitigen 
4.  Zuges  besonders  genau  behandelt,  da 
er  für  die  Beurteilung  der  ganzen  Er- 
öffnung von  grundlegender  Bedeutung  ist. 
5      d3X€4  .... 

Ein  Zug  der  Mode,  der  einen  Zug  ins 
Kommode  hat  Weiß  beschwört  aber  durch 
die  Heranlockung  des  feindlichen  Springers 
allerlei  Schwierigkeiten  herauf,  deren  er 
nicht  immer  Herr  wird.  Zweckmäßiger  ge- 
schah in  der  bereits  vorerwähnten  Partie 
Blackburne-Marco,  Berlin  1907:  5.  De2 
Lc5  (oder  5.  . . .  Dd5:  6.  Sc3  Lb4,  7.  Ld2 
Lc3:  8.  Lc3:  usw.  wie  oben),  6.  Sc3  (es 
geht  auch  sofort  6.  de  0-0,  7.  Sc3)  6. . .  . 
0—0,  7.  de  usw.,  was  sich  auch  mit  Zug- 
umstellung nach  4.  De2  Sf6,  5.  d3!  ergeben 
kann  (Näheres  darüber  siehe  bei  der  Anm. 
zum  4.  Zuge  von  Weiß  sub.  VI). 

Dagegen  ist  die  Variante  5.  Sc3  Lb4, 

6.  de  Se4:  7.  Dd4,  in  die  ebenfalls  ein- 
gelenkt werden  kann,  wie  bereits  an 
betreffender  Stelle  ausgeführt,  eher  für 
Schwarz  günstig, 

5 Sf6Xe4 

Mit  5,  - .  Lc5,  was  Alapin  als  groß- 
zügige Handhabung  des  Gegenangriffs 
empfahl,  wurde  Schwarz  nach  6.  Sc3  0—0, 

7.  Df3,  bezw.  6. . .  Sg4,  7.  Sh3  keine  hand- 
greiflichen Erfolge  als  Kompensation  für 
die  geopferten  zwei  Bauern  aufzuweisen 
liaben. 

6.  Sgl— f3  .... 

Alapin!  —  Meteorhaft  erlosch  der 
Charousek'sche  Gedanke:  6.  De2  Dd5: 
7.  Sd2  f5,  8.  g4!?  (der  Versuch  8.  Sh3 
fand  in  der  schönen  Damenopferpartie 
Janowski— Pillsbury,    Wien     1898,    seine 


allerdings  nur  moralische  Widerlegung. 
Ansonsten  ist  übrigens  auch  8.  Se4:  mit 
so  ziemlichem  Ausgleich  spielbar)  wegen 
8. . . .  Sc6!  (viel  schwächer  geschah  in  der 
bekannten  Partie  Charousek— Pillsbury, 
Nürnberg  1896:  8....  Le7,  9.  Lg2  Da5, 
10-  gf  [nicht  aber  sofort  lU.  Le4:  fe  IL  c3 
0—0,  12.  Se4:  Sc6,  13.  f5  Lh4t  14.  Sf2  Lf5:! 
mit  baldiger  Katastrophe  der  weißen 
Armee:  Partie  Schalopp— Blackburne, 
Nürnberg  1896]  10.,..  Sf6  [vielleicht 
10....  Sd6],  11.  Sf3  0—0,  12.  0-0  usw. 
mit  besseren  Chancen  für  Weiß),  9.  c3 
(auf  9.  Lg2  oder  auch  9.  gf  folgt  sehr 
stark  9. . . .   Sd4)  9. . .  .  Le7,  10.  Lg2  Df7! 

11.  Se4:  fe,  12.  L)e4:  Lh4f  mit  schwarzem 
Vorteil  [Konsultationspartie  Bardeleben 
u,  A.    —   Pillsbury     u.  A.,   Berlin    1902]. 

Eine  verschollene  Fortsetzung  an  der 
Textstelle  ist  übrigens  6.  Le3  Dh4t  7.  g3 
Sg3:  8.  Sf3  Dh5,  9.  Tgl  Sf  1 :  10.  Tfl:  mit 
etwa  gleichem  Spiel  trotz  der  Zersplitterung 
des  weißen  Königsflügels.  —  Schwer- 
fällig sieht  schließlich  6.  Dd3  aus,  worauf 
etwa  6. . . .  Lf5  (wenn  6. . . .  f5,  so  7.  Sc3), 

7.  Le3  Ld6  (inkorrekt  wäre  7. . . .  Sg3,  8. 
Db5t  sowie  auch  7....   Dh4t  8.  g3  Sg3: 

9.  hg)  8.  Db3  0-0  mit  rascher  Entwicklung 
für  Schwarz  empfehlenswert  erscheint. 

6 Lf8— c5 

Als  verderblich  erwies  sich  in  einer 
Mannheimer  Miniaturpartie  Spielmann— 
Marshall  der  vorwitzige  Offensivstoß  6. . . . 
Lg4?  wegen  7.  Ld3  f5 (nunmehr  notwendig), 

8,  De2  Dd5:woraufhin  9.  Sbd2!  noch  zwin- 
gender als  der  geschehene  Zug  9.  Sc3 
gewesen  wäre. 

(In    der   Partie    folgte:    9.   Sc3    Lb4, 

10.  Ld2  Lc3:   IL   Lc3:   Sc6  [besser  Kf8], 

12,  Lg7:  0-0-0,  13,  Lh8:  Th8:  14.  De3! 
Lf3:  15.  Df3:  Sd4,  16.  De3!  Dc5,  17.  Kfl! 
Db4,  18.  TdlTe8,  19.  c3  Da4,  20.  b3  Sc3: 
21.  Dd4:!  Da5,  22.  b4.  Aufgegeben.)  — 

Wenig  Schärfe  weist  an  der  Text- 
stelle auch  6....  c6,  7.  Sbd2  Sd2:  8.  Dd2: 
cd,  wobei  dem  Schwarzen  nur  die  traurige 
Trophäe  eines  isolierten  Bd5  verbleibt. 

7.  Ddl— e2  .... 

Das  ganze  System  wurde  bereits  von 
Berger  1867  einer  genauen  Analyse  unter- 
zogen. 

Interessant  und  sogar  normaler  aus- 
sehend ist  7.  Ld3,  worauf  7. . ,  .  Sf2,  8. 
De2t  De7,  9.  De7:t  Ke7:  10.  Tfl  Sd3:t 

11.  cd  Lf5,  12.  d4  usw.  für  Weiß  ganz 
günstig  wäre,  dagegen  aber  das  Opfer- 
spiel 7, . . .  0—0!  8.  Le4:  Te8  die  Chancen 
von  Schwarz  entscheidend  zu  fördern 
scheint  (z.  B.:  9.  Se5  Te5:!  10.  fe  Dh4t 
IL  Kd2  De4:  12.  De2  Dd4t!  13.  Kel 
Lg4  bezw.   13.  Dd3  Df4t!  und  gewinnt). 


234  — 


7.      .  *  •  .  Lc8— f5 

Mit  dieser  sinnreichen  Neuerung,  die 
im  Bilguer  mit  der  lakonischen  Anmeri^ung: 
„Falls  1.  ...  Lf5,  so  8.  g4"  als  eine  Art 
quantite  negligeabile  abgefertigt  wird^ 
erbringt  Dr.  Tarrasch  einen  neuerlichea 
glänzenden  Beweis  dafür,  wie  ^grau  alle 
Theorie  ist"^:  Mit  einem  Schlag  soll  das 
verrufene  Falkbeergambit  rehabilitiert  und 
als  Folge  davon  das  ahnenstolze  Königs- 
gambit in  die  Rumpelkammer  geworfen 
werden!  (vgl.  aber  hiezu  unsere  Anm, 
zum  nächsten  Zuge  von  V/eiß). 

Die  sonstigen,  für  Weiß  sehr  günstigen 
Abzweigungen  dieser  Spielart  sind: 

I)  7..,.  Lf2t  8.  KdlDd5:t  („Ein  vor- 
zeitiger Wiedergewinn  des  Gambitbauern ''^^ 

sagt  Spielmann.   Auf  8 f5  folgt   aber 

eberialls9.Sfd2),  9.  Sfd2!  (die  Alapin'sche 
Pointe)  9....  f5,  10.  Sc3  Dd4,  U.  Sce4: 
fe,  12.  c3  De3  (12....  Db6,  13,  Sc4),  wo- 
rauf nun  statt  der  immerhin  verschwom- 
menen Fortsetzung  13.  Se4:  De2:t  14.  Le2: 
Lb6,  15.  Sg5  [Partie  Maröczy— Burn, 
Ostende    1906]   die  Reti'sche    Erfindung: 

13.  Dhöf  den  weißen  Vorteil  in  über- 
raschender Weise  klarstellt.*) 

II)  7. . , .  f5,  worauf  statt  des  zwei- 
schneidigen Bauerngewinns:  8,  Sc3  0— Ol 
9.  Se4:  fe,  10.  De4:  Lf5  (nicht  aber  10.... 
Te8,  11.  Se5  Sd7,  12.Le2!  mit  genügendem 
Vorteil  für  Weiß,  wie  Alapin  im  „Schach- 
freund" 1899  ausführte!),  IL  Dc4  TeSf 
12.  Kdl  Sbd7,  13.  Ld3  Df6  usw.,  der  von 
Dr.  Krause  1906  angegebene  magische 
Zug  8.  LeS!  in  allen  Varianten  das  weiße 
Übergewicht  pupillarmäßig  sichergestellt, 
z.  B.  (nach  Krause): 

a)  8...,  Dd5:  9.  Lc5:  Dc5:  10,  Sc3 
De7,  11.  Sd5  Dd6  (P.  Spielmann- Wolf, 
Düsseldorf  1908). 

b)  8. . . .  Le3:  9.  De3:  Dd5:  10.  Sc3  usw. 

c)  8. . . .  0~-0,  9.  Lc5:  Sc5:  10.  Sc3  usw. 

d)  8....  De7,  9.  Lc5:  Dc5:  10.  Dböf 
usw. 

e)8....  Sa6,  9.  Lc5:  Sc5:  10.  De3! 
Dd5:  11.  Sbd2!  Le6,  12.  Lc4  Dd6,  13. 
0-0-0  De7,  14.  Le6:  De6:  15.  Se4:  Se4: 

16.  Da3  usw.  — 

HI)  7....  Dd5:  8.  Sfd2!  f5,  9.  Sc3 
De6, 10.  Sde4:fe,  ll.De4:usw.  mitw^eißem 
Vorteil. 

IV)  Auf  7. . . .  0-=0  aber  folgt  einfach 
8.  De4:  Te8,  9.  Se5  f6,  10.  Ld3  usw.  mit 
baldiger  Erdrückung. 

*)  Vgl.  hiezu  folgende  Partie  Reti— 
Breyer,   Budapest    1917:    13.   DhSf!    Kf8, 

14.  Lc4!  Df4:   15.  Dd5  Lg4t  16.  Kc2  Ke8, 

17.  Se4:  Df5,  18.  Tfl  c6,  19.  Dd3.  Auf- 
gegeben. 


Stellung  nach  dem  7.  Zuge  von  Schwär: 
(7....  Lc8-f5!) 


Wie  vereitelt  man  nun  dieses 
Attentat  gegen  die  Erhabenheit  des 
Königsgambits? 

8.     g2-g4?  /.  ,  . 

Plausibel  und  schlecht,  wie  des 
Gegners  prächtig  orchestriertes  Opfer- 
spiel beweist. 

Richtig  ist  8,  Sbl— c3 

(oder  auch  8.  Sbl— d2,  da  darauf 
8....  Lf2t  wegen  9.  Kdl  Dd5:  10.  Sg5 
0—0,  11.  Sge4:  Le4:  12.  De4:  usw.  fehler- 
haft und  auch  sofort  8,..,  Dd5:  wegen  9, 
Sg5  0-0  [9....  Kd7,  10.  Sde4:  Le4:  11. 
Se4:  Te8,  12.  Le3!  Le3:  13.  Tdl  Ld4,  14, 
Db5t  mit  Vorteil],  10.  Sge4:  Sc6  [10.... 
Te8?  11.  Sf6t],  11.  Dc4  [zwingender  als 
n.  Dd3  De6]  11....  Dc4:  12.  Lc4:  Le4: 
[12.  . ..  Tae8,  13.  Ld3J,  13.  Se4:  Tf  e8,  14, 
Kdl  Te4:  15.  Ld3  usw.  für  Schwarz 
wenig  erstrebenswert  wäre  und  er  daher 
am  zweckmäßigsten  8.  ,  .  .  De7,  9.  Se4: 
Le4:  usw.  spielt). 

8 Dd8— e7    (inkorrekt    wäre 

wohl  8.. ..0—0,  9.  Se4:Te8,  10.  Se5 
usw,).  Nun  kommen  für  Weiß  folgende 
Fortsetzungen  in  Betracht: 

I)  Zunächst  9.  Lei— e3  mit  der  Folge 
9....  Le3:  (9....  Sc3:  10.  Lc5:!  Se2:  11. 
Le7:  Sf4:  12.  La3  S(15:  13.  0—0—0  mit 
weißem  Vorteil),  10.  De3:  Sc3:  U.  De7:t 
Ke7:  12.  bc  Le4!  (zieht  den  irdischen 
Gütern  ideale  Chancen  vor.  Wenn  nämlich 
12....  Lc2:,  so  13.  Sd4l  [Präziser  als  13. 
Lc4  oder  13.  Kd2]  13....  Le4,  14.  Lc4r 
zugunsten  von  Weiß,  da  seine  leichten 
Figuren  schön  im  Gefecht  stehen),  13.  c4 
(oder  ähnlich:  13.  0—0—0  Lf3:  14.  gf  usw.) 

13....  Lf3:  14.  gf  Sd7,  15.  Ld3  Kd6 
usw.,  wobei  Weiß  nur  in  der  weitesten 
Endspielferne  die  Aussicht  hat,  das  ver- 
kalkte   Gleichgewicht    der    Stellung    zu 


—  235  - 


l)rechen  und  seinen  arithmetischen 
Bauernvorteil  zu  realisieren.  — 

II)  Ob  aber  der  sofortige  Tausch  9, 
■Sc3Xe4  eine  verbesserte  Auflage  der- 
selben Abv»fickluxigsidee  bildet?  Es  kann 
folgen : 

9. . , .  Le4.:  (oder  9. , . .  De4:  10.  De4:t 
Le4:  11.  c4  mit  behauptetem  Mehrbauer 
bei  nahezu  vollem  Brett,  so  daß  die  Ver- 
rammelung  der  Stellung  vermieden  werden 
kann), 

10,  c4  (natürlich  nicht  10,  Le3  wegen 
10. . ,  Lf3:) 

10,,    ,  0-0,   11.  Sg5  (Ld2  c6!) 

IL.,,  Lb4t  (oder  aber  U.. .  f5,  12, 
5e6  TeS,  13.  Sc5:  Dc5:  14.  Le3  Db4t  15. 
Dd2,  bezw.  15,  Kf2  mit  Vorteil). 

12.  Ld2  Ld2:t  13.  Kd2:  Db4t  14, 
Kdl!  Lg6,  15,  Dd2  Dd6,  16.  Ld3  mit 
überlegenen  Chancen, 

Soweit  sehen  diese  Varianten  sehr 
freundlich  für  Weiß  aus,  doch  kommt  für 
seinen  Gegner  statt  10 0—0  die  so- 
fortige Gegenaktion  mittels  10. , . .  c6  mit 
unklaren  Verwicklungen  sehr  stark  in 
Betracht. 

III)  Interessant  ist  ferner  9.  Lei— d2, 
womit  Weiß  seine  Entwicklung  trotz  der 
Umzingelung  durch  feindliche  Kräfte  kalt- 
blütig fortsetzt.  Wenn  darauf 

a)  9,,.,  Sf2,  so  10.  De7:t  Ke7:  11. 
Sa4  mit  entscheidendem  Vorteil  und  auch 

b)  der  sofortige  Gegenversuch  9. . . .  c6 
läßt  Weiß  nach  etwa  10.  Se4:  Le4:  11. 
de!  Sc6:  12.  0-0-0  0—0,  13.  Sg5f5,  14; 
Dh5!  h6,  15.  Lc4f  usw.  im  entscheidenden 
Vorteil-   Oder 

c)  9...,  0-0,  10,  0-0-0!  (nach 
etwa  10.  Se4:  Le4:  [nicht  10.,..  De4: 
11.  De4:  Le4:  12.  c4  mit  gesicherter 
Bauernbeute  für  Weiß],  ILO— 0-0 [IL  c4 
c6]  Ld5:  [die  Versuche  der  Linienöffnung 
11 —  c6,  bezw.  der  Figurenumspannung 
11 —  f5  führen  wie  bereits  früher  dar- 
gelegt, zu  nichts  gutem],  12.  De7:    Le7: 

13.  Lc3  c6!   [nicht    13....    La2:    wegen 

14.  b3  La3t  15.  Kd2  mit  weißem  Vorteil 
und  auch  13...,  Lf3:  14.  gf  würde  dem 
Anziehenden  schöne  Angriffschancen  ver- 
schaffen], 14.  Ld3Sd7  wäre  der  friedliche 
Zwarigsausgleich  kaum  aufzuhalten  z.  B.: 

15.  Sg5  h6  oder  15.  Thel  Ld6  oder  auch 
um   2  Grade    schärfer:    15.   h4    Sc5   mit 

peinlichem    Befragen)     10 c6    (wenn 

10....  Sf2,  so  IL  De7:  Le7:  12.  Tel  Shl: 
[auf  12 —  Lc5  ist  13,  Sa4  oder  noch  ein- 
facher 13.Tgl  Sg4,  14.  h3  spielbar],  13. 
Te7:  Sf2  [wenn  13...,  Sd7,  so  14.  Sd4 
Lg4,  15.  h3J,  14.  h3  Shl,  15.  g4  Ld7,  16. 
Lei  nebst  Lg2  mit  Figurgewinn),  11. 
Se4:  Le4:  12.  de  Sc6:  13.  Sg5  usw.  wie 
oben  sub  b).  — 


V/ohl  am  zweckmäßigsten  wäre  da- 
her für  Schwarz:  9....  Lf2t  10.  Kdl  Lb6, 
IL  Se4:  La4:  12.  c4  c6  usw.,  wobei  das 
schwarze  Gegenspiel  auf  der  d-Linie 
dem  heimatlosen  weißen  König  un- 
angenehm werden  kann. 

Man  muß  jedoch  zugeben,  daß 
die  stolzen  Hoffnungen  des  weißen 
Gambitgebers  auf  alle  Fälle  etwas 
mager  ausfallen  und  seine  Angriffs- 
melodien nur  zu  bald  verstummen, 
was  eben  als  die  größte  Schattenseite 
der  Modefortsetzung  4.  d2 — d3  nebst 
d3Xe4  gebucht  werden  soll  '4.  De2!], 


a     , , , , 


0— Oü 


Hübsch,  energisch  und  korrekt 
—  Mehr  darf  man  von  einem  Zug 
nicht  verlangen. 

9,     g4Xlo  _  _ 

Wer  „G"  gesagt  hat,  muß  auch 
„F"'  sagen,  —  Der  schwarze  Frontal- 
angriff entwickelt  sich  nun  in  außer- 
ordentlich logischer  Weise, 


9.      , 
10,   Lfl 


Tf8— e8 


-g2 


Nicht  10,  Se5  wegen  Dh4t!  Auch 
10,  Dg2,  was  nach  Beendigung  der 
Partie  als  eventuelle  Rettung  in  Be- 
tracht gezogen  wurde,  genügt  nicht: 
Die  verschiedenen  Abzugschachs 
würden  zwar  darauf  tatsächlich  wenig 
nützen,  dagegen  dürfte  die  Zunächst 
ruhige  Fortsetzung:  10. ...Dd5:!  11. 
Le2  Sc6,  12.  Sc3  Df5:  usw.  den 
weißen  Ansturm  in  Bälde  unwider- 
stehlich gestalten.  —  Weiß  mußte 
also  bereits  durch  materielle  Einbußen 
den  Feind  zu   besänftigen   trachten. 


10 

IL   Sf3— e5 
12.  Lg2Xhl 


S  e4— f2 

Sf2Xhl. 

Sb8— d7! 


Die  Pointe  des  schwarzen  Rück- 
eroberungsspieles. Verfehlt  wäre  das 
sofortige  Zugreifen:  12,...f6  wegen 
13.  d6!z.B.  ia...cd,  14.  Ldöf  KfS, 
15.Dh5usw.bezw.  13....fe,  14Dc4t 
nebst  Dc5: 

13,  Sbl— c3  .... 


236 


Vom  leicht  erklärlichen  Bestreben 
geleitet,  seiner  mangelhaften  Ent- 
wicklung möglichst  nachzuhelfen, 

13 f7— f6 

Besiegelt  den  Gewinn  des  Se5 
und  damit  auch  den  der  Partie. 

14.  Sc3— e4  ,  .  .  , 

Auf  14.  Ld2  würde  14....fe,  15. 
0-0-0  ef,  16.  Dc4  Ld6  usw.  die 
schwarze  Überlegenheit    klarstellen. 

14.  ....  f6Xe5 

Die  weiße  Lage  ist  herzzerreissend. 
„Alles  als  Folge  von  2.  f2— f4",  sagt 
Spielmann.  Gott  vergebe  ihm! 

15.  Se4Xc5  Sd7Xc5 

16.  f4Xe5  Dd8— h4t 

17.  Kgl— fl  .  ,  .  . 
Oder  17.  Kdl  Dd4t  nebst  De5: 

17.  ....  Te8— 18! 

Erobert  forciert  einen  der  drei 
weißen  Musketiere:  —  d5,  e5,  f5  — 
und  beraubt  damit  den  Gegner  seiner 
letzten  Spielchancen. 

18.  Kfl—gl  ,  .  ,  , 

Vgl.  vorige  Anmerkung.  —  Trost- 
los wäre  auch  18.  DfS  wegen 
18....  Dc4t  19.  Kgl  Dc2:  usw., 
bezw.    18.    f6    wegen     18....  Tae8, 

19.  e6  Tf6:t  20.  Kgl  Dd4t  21.  Le3 
Tg6t  22.  Lg2  Dd5:  bezw.  sofort 
18.  e6  wegen  18....Tf5:t  19.  Kgl 
Taf8,  20.  Le3  Se4!  usw.  [Spielmann 
in  „Berlinske  Tidende"]. 

18.  ....  Dh4— d4t 
Noch  präziser  als  18....Tf5: 

19.  Lcl'-e3  

Oder  19.  De3  Ddlf! 


19 Dd4Xe5 

20.  Tal— el  Sc5— d7 

Auf  20....Tae8  hätte  Weiß  immer- 
hin noch  eine  Ausrede  gehabt:  2L 
Dc4  mit  der  Drohung  22.  döf 

21.  De2— c4  Kg8— h8 

22.  Lhl— e4  Ta8— e8 

Die  „Wert**- Überlegenheit  der 
nachziehenden  Partei  ist  von  ent- 
scheidender Bedeutung,  nachdem  sich 
die  schwarzen  Türme  auf  den  beiden 
wichtigsten  „Geraden"  befinden, 
während  den  weißen  Läufern  keine 
wirksamen  „Schrägen"  zur  Ver- 
fügung stehen  und  außerdem  der 
weiße  König  ohne  „Wechsel'' 
(auf  Sicht?)  hilflos  dasteht. 

Zu  deutsch  gesprochen:  Schwarz 
steht  quantitativ  und  qualitativ  besser. 
Es  folgt  ein  ungemein  rascher  Zu- 
sammenbruch der  dezimierten  weißen 
Armee. 

23.  Le3— d4  De5— f4 

24.  Tel— e2  Sd7— f6 

25.  Ld4Xf6  g7Xf6 

Nun  ist  auch  die  g-Linie  in  der  Ge- 
walt von  Schw.  „Mein  Liebchen,  was 
willst  du  noch  mehr?". 

26.  h2— h3  .... 

Eine  andere  Todesart  wäre:  26. 
Tel  Tg8t  27,  Khl  Df3t 

26 Tf8— g8t 

Weiß  gibt  auf. 

Für  diese  sowohl  theoretisch  als 
auch  praktisch  außerordentlich  wert- 
volle Partie  erhielt  Dr.  Tarrasch 
den  dritten  Schönheitspreis  zuerkannt. 


Ende     der    offenen    Spiele. 


Figurentanz. 

(Zur  Anatomie  des  Schachspiels). 

Die  Schachdidaktiker  pflegen  gerne  bei  dem  Aufbau  ihrer  Lehrsysteme  mit 
Begriffen  wie: 

Zeit,  Raum,  Kraft  — 

Wilie,  Logik,  Glück  — 

Krise,  Plan,  Zwang 
und   dergleichen   mehr  herumzuspielen,  übersehen  aber  dabei,  daß  über  allen  diesen 
Faktoren,  als  allvereinigendes  und  allversöhnendes  Moment,  die  Entschleierung  des 
Schachgedankens  steht. 

Mit  dieser  Entschleierung,  die  allein  den  Sieg  verbürgt  und  deren  glänzendster 
Verfechter  Dr,  Emanuel  Lasker  ist,  hängen   wohl  auch  zusammen: 

1.  die  richtige  Beurteilung  der  Stellung, 

2,  Einschätzung  der  beiderseitigen  Chancen, 

3,  Vorausberechnung   möglicher  Verwicklungen, 

4.  Schaffung  einer  leitenden  Idee  usw.  usw. 

* 

Eine  große,  wenn  nicht  die  Hauptrolle  bei  dieser  Entschleierung  der  geheimen 
Zusammenhänge  des  Schachspiels,  spielt  neben  dem  Können,  Wissen  und  Streben 
zweifellos  auch  die  Einfühlung  in  die  immanente  Bedeutung  der  Figuren:  Wie 
der  Virtuos  seinem  Instrument  Leben  einzuhauchen  weiß,  um  daraus  immer  neue 
Inspiration  zu  schöpfen,  so  soll  auch  der  Schachspieler  als  wahrer  Künstler  in  seinem 
Kampf material  kein  totes  Ding  erblicken! 

„Die  Steine  fühlen,  denken  und  klagen",  heißt  es  bei  einem  Schachschriftsteller. 
Nur  darf  man  nicht  außer  Acht  lassen,  daß  im  schachlichen  Kampfe  alle  Gesetze 
der  Statik  umgeworfen  werden  und  alle  Figuren  sozusagen  im  Fieberzustande  zu 
arbeiten  gezwungen  sind. 

Zu  diesem  Gedankengang  gehört  vielleicht  auch  die  Tatsache,  daß  die  Anatomie 
des  Mittelspiels  ständige  Fortschritte  macht,  indem  jede  einzelne  Figur  auf  ihre 
innere  Struktur  und  zweckmäßigste  Funktion  genau  nachgeprüft  wird.  Dabei  kommen 
oft  ganz  neue  Gesichtspunkte  zutage,  wie  es  zum  Beispiel  die  in  letzter  Zeit  so 
beliebt  gewordene  Fianchettierung  der  Läufer  beweist. 

Das  ganze  Schachspiel  ist  sozusagen  ein  verkappter  Rösselsprung!  Versuchen 
wir  es  nun  auf  rein  empirischen  Wege  zu  „entrössefn**!  Folgende  charakteristische 
Figurenwanderungen  seien  dabei  in  graphischer  Darstellung  registriert: 


Aus  dem  Londoner  Großturnier  1922; 
Schwarzj  Tartakower. 


(a) 


Weiß:   Aljechin 
(Observationspunkt  e5 !). 


^  ist  ein  sehr  in- 
telligentes Tier, 
dessen  sich  die  hyper- 
moderne Schachschule 
zu  allerlei  neuartigen 
Ritten  ins  unerforschte 
Land  bedient.  (Fälle 
a  und  b).  — 


AUD  dam  Haager  CroDturnier  1921  { 
Schwarz:  Tartakowor, 


ÄÄ 


(b) 


Weiß:  Aljechin. 


—  238 


Ao»  dem  Wer  an  er  Turrrier  1924: 
Schwarz:  L.   Steiner. 


Aus      emem     Gasfkampf,     Wien     Tg23j 
Csiehe  Fußnote  auf  Seite  15). 

Schwarz:  Dr,  Oskam. 


CgJ 


r" 

? 

/ 

Y 

-X 

J 

<r 

\ 

- 

t 

h 

" 

Weiß:  Grünfeld: 
»rinaeropfei?  auf  f7  !.).. 


Sehr  bemerkenswert  ist 
auch  die  Verwendung 
des  weißen  Damen- 
springers im  Pallete), 
sowie  bei  der  Bauern- 
kettenpartie des  Fialles 


^■— 

- 

* 

K 

K 

^ 

s, 

^ 

^ 

^ 

^ 

^ 

^ 

^- 

— 

L 

(d3 


Weiß:  S.   R.  Wolf 
CB  a  U3  p  aicett  en  pa  rt  i  e];. 


Aas  d'efYi  lVew-Vorl<er  WeftfurnferfSS-l 
Schwarz:   Bogoljubow. 


A,  Revanche»ettpartfe,   Berfin  19f6; 
Schwarz :   Dr.  Tarrsach. 


la) 


-  V 

J^ 

-.<t>- 

y 

K  ^ 

2^ 

^ 

Weiß:  R6ti 
(Eveniuaiabzug     Lf7-^d5)* 


Aas  dem  New-Yorker  Weltturnier  1924  ; 
Schwarze  Cäpablanca. 


ic) 


Weiß:   Reti 
(Blutvergießen    auf  g2  bezw. 


97). 


A  ist  der  Haupt- 
"^  held  der  neu- 
romantischen Schach- 
forschung, die  mit  ihm 
ganz  aparte  Evolu- 
tionen vollzieht!  Ein 
vollwertiges  Seiten- 
stück zu  der  Reti'schen 
Zukunftspartie  (Fall  a) 
bildet  übrigens  die 
Lasker'sche  Behand- 
lung des  normalen 
Damengambits  (Fall 
b)-  —  Eine  nunmehr 
auch  vom  Weltmeister 
legitimierte  Plenarver- 
sammlung  aller  vier 
Flankenwächter  findet 
im  Falle  c)  statt, 
während  endlich  der 
Fall  d)  einen  interes- 
santen Stafettenlauf 
auf  der  Damenseite 
zeigt.  -" 


^ 

p 

< 

\ 

k 

.1> 



-J 

2L 

— 

(bj 


Weiß ;  Dr.  Lasker. 


^,  Matehpartier  Wien  1920  (siehe  Partie 

Nr.  24), 

Schwarz :  R&i'\. 


— 

[— 

- 

<\ 

> 

/ 

Os 

s>^ 

/ 

-^ 

b 

Cd) 


Weiß:  Tartakower, 


—  239 


Aus  dem  "New  Yorker  "Wart- 

turnier  1924  : 

Schwarz:    Marshall. 


Ca) 


X 

Cn" 

I 

L 

^ 

■> 

1 

1 

» 

r-i 

tA  ist  zwar  denkfaul, 
doch  erwacht  er  manch- 
mai  aus  dem  beschau- 
lichen Leben  und  führt 
dann  trotz  seiner  grad- 
Unbeholfenheit 


Weiß:  fleli:  . 

(Drohung    des    T-Opfers    Th6Xh2),     ll^lgen 

neuartige  Angriffsmanöver 


Aus    dem    Londoner    Großturnier   1922 
(siehe  Partie  Nr.  23), 
Schwarz:;  BojjolJ^jbow, 


5c) 


ti 

3 

c 

? 

c 

M 

IM 

3-a 

, 

(Fall  a),  wagelustige 
Ausflüge  (Fall  b),  oder 
gar  direkte  Akrobaten- 
kunststücke durch,  wie 
im  Falle  c),  dem  sich 
übrigens  im  letzange- 
führten Falle  d)  ein  be- 
rühmter ^Vorgänger  an- 
reiht. — 


9.  iMatchpartie,  Stockholm  1920 
(siehe  Partie  Nr.  21). 
Schwarz:  Rubinstein, 


p 

.       Cl 

H 

<b) 


Weißi  ßogoljubow. 
(Drohung    Thl— h3— fS). 


«4.  Matchpartie,  München  1908; 
Schwarz:  Dr.  Lasker. 


om 

«?■ 

^j 

£- 



— 

■a 

(d) 


Weiß-  Maröczy, 


Weiß:  Dr.   Tarrasch, 


Aus      einer     KisnsultatlonspBrtie    Buda- 
pest 1921    (siehe  Partie    Nr.  63). 
Schwarz :   Bogoljubow   u.   A. 


(e) 


mm 

nTw 


Weiß:  Aljechin  u.  A. 


zeigt  Sich  im  Falle 
a)  zunächst  als  eine 
emsige  Hausfrau,  die 
mit  leisen,  unmerklichen 
Schritten  (dl-c2-c3-d3-e2- 
d2)  ihr  Heim  in  Ordnung 
bringt,  um  dann  freilich 
eine  weite  Seebadreise 
(d2-h6)  zu  unternehmen, 
wobei  sie  eine  fremde  Ma- 
jestät gefangen  nimmt.  — 
Im  Falle  b)  geht  sie 
gleich  vom  Anfang  an 
auf  große  Bälle  aus:  Retis 


dem     Ne'w-Yorker  Wjltturnier 

1924: 
Schwarz:   Dr.   Em.   Lasker. 


ip 

""" 

E 

y/ 

<y 

\ 

s^ 

\ 

N 

N 

\ 

Q 

^ 

^f-j 

i^ 

-^1 

Weiß:   Rät! 


(b) 


neuartige  Schachstrategie,    die    manchmal   ungeahnte  Wirkungen   erzielt 


g  ist   eine   Schachameise,    die   oft  ganz   gewaltige  Lasten   durchdrückt.   -   Einen 

^  erfolgreich  abgelegten  Schraubenweg  zeigt  uns  der  Fall  a),  während  wir  im  nächst- 

angeführten    Falle  b)  jenen    unheimlichen,   zentrifugal   wirkenden    Uhrenmechanismus 

"9f"^f,^".^"^''  beobachten  können.  —   Daß  übrigens  ein  kompaktes  Bauernpaar  auch 

mit  Offizieren   erfolgreich   ringen    darf,   ist  in  der  Schachliteratur  unter  anderem  aus 

der  Opferpartie  Euwe— Rubinstein  (Fall  c)  bekannt. 


24Ö  - 


Aus  dem  Scheveninger  M^e  ist  er  kämpf      Aus  dem  Pistyaner  Qpoßturniep  1922 
1923     (siehe  Partie  Nr.  51].  (siehe  Partie  Nr.  111). 

Schwarz  :   Euwe.  Schwarz  :  Aljechin. 


Aus  dem   Ffaager  Großturn fer  1921! 
(siehe  Partie  Nr.  52). 
Schwarz:   Rubinstein. 


(a) 


■~~ 

"■"■ 

q 

■>..' 

~~ 

- 

f 

f  ^4 

1 

i; 

\ 

o 

-        T    \ 

["" 

L_ 

T      7 

Y      *■ 

> 

T       ' 

Ib) 

'"     o    < 

\ 

i    / 

> 

6 

/ 

— 

— 

- 

k& 

O 

Weiß  :.  Maröczy. 


Weiß:  Dr.  Tarrasch, 
CBIumenfeld-Gambit  l) 


Weiß '  EuwBr 


Aus   dem   SechsmeisterfurnSer, 

Kopenhagen    1923: 

Schwarz;  Tartal<ower. 


(a) 


f — 

Ife 

-S 

1 

^l 

Weiß;   Spioln>ann> 

Aus  dem  Londoner  Großturnier  1922 

(siehe  Partie  Nr.   65), 

Schwarz;  Yates, 


(c) 


^ 

o 

H 

^3 

^ 

c(f_ 

_. 

Ö? 

(ii) 


soll  stets  immun  blei- 
ben! Und  doch 
schlängelt  er  sich  im 
Falle  a)  wie  ein  Mondsüch- 
tiger mitten  im  Figurenge- 
tümmel durch  und  bringt 
die  Entscheidung.  —  Daß 
jedoch  solche  Versuche, 
den  König  schon  im  Mittel- 
spiel als  „starke  Figur"  zu 
verwenden,  nicht  jedesmal 
glücken,  zeigt  der  berühmte 
Fall  b),  wo  Schwarz  seinen 
König  dadurch  beleidigte, 
daß  er  ihm  die  Rolle  eines 
Bauernwächters  aufdräng- 
te, von  ihm  jedoch  dafür  im 
letzten  Augenblick  im 
Stiche  gelassen  wurde: 
„Die  Rache  des  Tutan- 
khamen!"  — 
In  den  Fällen  c)  und  d) 
übernimmt  dagegen  der 
weiße  Anführer  die  Rolle 
eines  unbarmherzigen  Ur- 
teilsvollstreckers, der  vor 
der  erschreckten  geg- 
nerischen Majestät  hohn- 
lachend auftaucht:  „Der 
steinerne  Gast!" 


5.   Mafchparfie,  Wien  19ro; 
Schwarz ;    Dr.   Lasl<er. 


ö[i \ 

_k 


Cbll 


Weiß:  Schlechter. 
(Blutiger   Rückzug   c7 — d8 — c8), 

lus  dem  Wiener  Großturnier    192; 

(siehe  Partie  Nr.  56), 

Schwarz;    Reti, 


^Hi 

i^B 

BBH 

^ 

? 

> 

< 

\ 

X 

> 

— 1 

•m 

m 

L 

(d) 


Weiß:   Aljechin, 


Weiß ;  Dr,  Tarrasch, 


Es  wäre  wohl  angezeigt,  diese  Sammlung  zu  erweitern  und  sozusagen  eine 
Spektralanalyse  von  Feldern,  Linien  und  Figuren  aufzustellen.  Hoffentlich  werden 
aber  schon  diese  wenigen  Beispiele  dem  Leser  beweisen,  daß  der  Schachspieler 
keineswegs  mit  bloßem  hölzernen  Brettmaterial,  sondern  vielmehr  mit  lebendigen, 
und  zwar  ebenso  feinfühligen  wie  aufopferungsvollen  Helfern  und  Helfershelfern 
arbeitet:  Jedes  Feld  lebt  und  webt,  jede  Figur  wirkt  und  stirbt,  jedes  Tempo  wagt 
und  wacht  —  und  oft  ist  es  nur  der  Spieler  allein,  der  wie  eine  Holzfigur  dasitzt, 
statt   das  Gefühlleben    der  „toten   Dinge"  richtig  zu   erfassen   und  auszuwerten.  ,  .  . 


Halb-Offen. 


Ü  b  B  T  s  1  c  h  t  •: 


a)  Ftanzösiscli  ,,.,,.,.  Partie  Nr,  41  bis  47.. 

h)  Sizilianisch „  „    48  „  55, 

c)  Caro-Kann    , „  ^    56  „  59, 

d)  Skandinavisch „  „    60  „  61, 

e)  Niemzowitsch-Eröffnung:  „  „    62 

f)  Aljechija-Eröffniing:  ...  .  „       1  .      3*) 


*)  Wir  haben  diefee  eigenartige  Neuerrungenschatt  des  hypermodernen  Schach^ 
gedankens  schon  mit  Rücksicht  auf  ihre  brennende  Aktualität  ganz  außerhalb  der 
überlieferten  Rangordnung  eingangs  des  Buches  behandelt. 

Dr.  S.  6.  Tartakower:  Die  hypermoderne  Schachpartie.  16 


Französisch. 


Ist  die  „französische  Mauer"  zu 
durchbrechen?  Diese  Frage,  die  be- 
reits von  Jänisch  1842  zugunsten  der 
nachziehenden  Partei  beantwortet 
wurde,  bildet  noch  heute  das  Um 
und  Auf  der  ganzen  Eröffnung.  Immer 
mehr  überzeugt  man  sich  dabei,  daß 
die  Unterbrechung  der  Angriffslinie 
gegen  f7  wie  eine  kalte  Dusche  wirkt 
und  daß  die  Bildung  des  weißen 
Bauernzentrums  (mittels  2.  d2-d4 
und  späterem  e4— e5)  von  ephemerer 
Natur  ist,  da  das  schwarze  Gegen- 
spiel (mit  c7 — c5  und  gelegentlichem 
f7— f6)  nicht  lange  auf  sich  warten 
läßt,  —  Wenig  ergibt  auch  die  Ent- 
spannungsmethode mittels  e4Xd5, 
möge  nun  dieser  Abtausch  in  seiner 
einfachen,  bereits  von  Morphy 
bevorzugten  Form  (im  3.  Zuge),  oder 
in  seiner  hochkultivierten,  von  Sveno- 
nius  aufoktroyirten  Gestalt  (im 
5.  Zuge)  geschehen.  —  Da  ferner 
auch  die  Flügelstöße  2.  f2— f4 
nach  2 d5,  3.  e5  c5  usw.  sowie 

2.  c2— c4  nach  2. . . .  c5 !  3.  Sf3  Sc6, 
4.  d4  cd,  5.  Sd4:  Sf6  usw.  allerlei 
Schwächen  zurücklassen,  liegt  der 
Gedanke  nahe,  das  Geheimnis  der 
Eröffnung  in  ganz  geschlossener 
Weise   zum  Lösen  zu  bringen. 

In  Ausführung  dieses  strategischen 
Gedankens  wurden  in  neuerer  Zeit 
versucht: 

I.)  2.  b2~b3,  vergl.  Partie  Rdti- 
Maröczy,  Göteborg  1920:   2.  b3  d5, 

3.  Lb2  de,  4.  Sc3  Sf6  (wenn  4....f5, 
so  5.  f3!),  5.  De2  Le7  (vielleicht 
5....Lb4),  6.  0-0-0!  Sbd7,  7.  g4  h6, 
8.  Lg2  mit  chancenreichem  Spiel. 
Schwarz  konnte  jedoch  viel  wirk- 
samer mit  3....C5!  fortsetzen,  womit 


übrigens  in  eine  sizilianisch  eröffnete 
Partie  Kieseritzki-Anderssen,  London 
1850  eingelenkt  wird. 

IL)  2.  d2— d3,  vergl.  Partie  Niem- 
zowitsch-Capablanca,  San  Sebastian 
191 1 :  2.  d3  d5,  3,  Sd2  (ä  la  Hanham!) 
c5,  4.  Sgf3  Sc6,  5.  Le2  Ld6,  6.  0—0 
Dc7,  7.  Tel  Sge7,  8.  c3  0—0,  9'.  a3 
f5  und  Schw.  kam  bald  ans  Ruder. 

III.)  last  not  least  Tschigorins 
alterZug2,  Ddl— e2,  um  das  Zentrum 
möglichst  geschlossen  zu  halten,  z.  B.: 

a)  Partie  Trejbal— Tartakower,  Pistyan 
1922:  2....  c5!  3.  Sf3  (dieselbe  Spielart 
kann  sich  auch  aus  der  Sizilianischen 
nach  1;  e4  c5,  2.  Sf3  e6,  3.  De2  ergeben.  — 
Spielbar  ist  hier  auch  sofort  3.  g3,  am 
schärfsten  ist  aber  3.  f4,  z.  B.  Partie 
Hromadka  — Balla,  Pistyan  1922:  3.  U 
Sc6,     4.  Sf3  Le7,     5.    g3   Sf6,    6.  d3   d5, 

7.  Sc3  mit  gutem  Spiel). 

3. .  . .  Sc6   (oder  auch  zunächst  3 

Le7),  4.  g3  Le7  (unzweckmäßig  wäre  die 
Abwicklung  4. . . .  Sd4,  5.  Sd4:  cd,  6.  f4  usw., 
ganz  abgesehen  davon,  daß  Weiß  auch 
ganz  gut  5.  Dd3  spielen  und  die  Vor- 
postenstellung des  Sd4  bald  unterminieren 
kann.  —  Nach  Steinitz  ist  übrigens  am 
besten,  mit  d6  nebst  Sf6,  Le7,  0—0  und 
d6— d5  fortzusetzen,  vergl.  hiezu  aber  Partie 
Trejbal— Sämisch,  Karlsbad  1923:  4....  d6, 
5.  Lg2  Sf6,  6.  0-0  Le7,  7.  c3  0—0,  8.  d4 
cd,  9.  Sd4:  Ld7,  10.  Tdl!  mit  weißem 
Vorteil). 

5.  Lg2  d5,  6,  d3!  (die  Pointe  der 
ganzen  Spielanlage  von  Weiß:  Er  ver- 
gittert die  d-Linie,  ohne  dabei  den  Damen- 
tausch zuzulassen!) 

6....  Sf6,  7.  0-0  0-0,  8.  Sc3  (un- 
günstig geschah  in  einer  Partie  Chajes— 
Sämisch,   Karlsbad    1923,   ä   la  Hanham: 

8.  Sbd2  b6,  9.  c3?  La6!  10.  Sei  Dc7  mit 
besseren  Chancen  für  Schwarz.  —  Von 
fraglichem  Werte  wäre  auch  der  Vorstoß 
8.  e5). 

8.  .  .  .  d4  (zweischneidig.  In  einer 
Matchpartie  Tschigorin— Tarrasch,  Peters- 
burg 1893,  folgte  hier  bekanntlch  die 
Mobilisierung    des    Damenflügels    durch 


~  243  - 


8. ...  a6,  9.  Lg5  h6,  10.  Lf4!  b5,  worauf  je- 
doch Weiß  mit  11.  Tfel  d4,  12.  Sdl  Sd7, 
13.  Khl!  Te8,  14.  Tgl  e5,  15.  Ld2  Sf8, 
16.  Sei  Se6,  17.  f4  usw.  einen  heftigen 
Rochadeangriff  inszenierte.  —  Am  zweck- 
mäßigsten  ist  daher  vielleicht  8....  Sd4). 

9.  Sbl  e6— e5,  10.  Sbd2  h6,  11.  Sc4 
Dc7,  12.  a4  Le6,  13.  Sh4  Dd7,  14.  SföK 
Te8  (nicht  14....  Lf5:  15.  ef  Df5:  wegen 
16.  f4!),  15.  Se7:t  Te7:  16.  b3  Lh3,  17.  f4 
usw.  mit  wildem  Kampf. 

b)  Partie  Hromadka  —  Spielmann, 
Mährisch  - Ostrau  1923:  2....  Sc6  (ein 
Eventualversuch,  das  Spiel  in  ein  offenes 
zu  verwandeln),  3.  Sc3  (richtig  ist  3.  f4! 
z.  B. :  3. . . .  e5,  4.  f e  Se5 :  5.  d4,  bezw.  3. . . . 
Sf6,  4.  Sf3  d5,  5.  e5  Se4,  6.  d3,  beidemale 
mit  Vorteil  für  Weiß)  3....  Sd4  (zweck- 
mäßiger geschah  in  der  Partie  Tschigorin- 
Lasker,  London  1899:  3....  e5,  4.  g3 
Sf6,  5.  Lg2  Lc5,  6.  d3  d6  mit  etwa 
gleichem  Spiel),  4.  Dd3  c5,  5.  Sf3  Sc6, 
6.  De2  Le7,  7.  g3  d5,  8.  d3.  Weiß  steht 
nach  wie  vor  besser.  — 

Den  unverkennbaren  Vorzügen  des 
Tschigorin'schen  Zuges  (eiserne  Hand- 
habung der  Initiative  und  Vermeidung 
energieauflösender  Manöver)  stehen  jeden- 
falls folgende  Schattenseiten  gegenüber: 
Der  Gegenstoß  d7— d5  wird  zwar  eine 
Zeitlang  hintangehalten,  kann  aber  auf 
die  Dauer  nicht  verhindert  werden  und 
auch  die  vorzeitige  Aufstellung  der  Dame 
atif  e2  birgt  manche  Nachteile  in  sich. 
Ferner  kann  Schwarz  am  Damenflügel 
leicht  das  Übergewicht  erlangen. 

Wir  empfehlen  daher  als  die 
einzige,  philosophisch  richtige  Be- 
kämpfungsart der  französischen 
Partie: 

IV.)  2.  g2— g3,  wobei  der  weiße 
Königsläufer  auf  eine  vielver- 
sprechende Diagonale  gelangt,  wäh- 
rend seine  Verwendung  auf  der 
Hauptdiagonale  (also  etwa  Lfl — d3) 
die  Gestaltung  der  sorgenvollen 
Bauernkette  (c3,  d4  und  ev.  e5) 
als  Bedingung  auferlegt. 

Nach  2.  gS  d5,  3.  Lg2!  (der 
schwarze  Damenläufer  soll  nur  schön 
eingekapselt  bleiben !)  3. . . .  de,  4  Sc3 ! 
(noch  energischer  als  4  Le4:  Sf6, 
5.  Lg2,  worauf  Schwarz  vielleicht  am 
besten  5....e6-'e5,  6.  Sf3  Ld6,  7. 
0 — 0  0 — 0  mit  gewissen  Ausgleichs- 

persp.ektiven  fortsetzt)  4 f5  (oder 

4...Sf6,    5.     Se4:     Se4:    6.     Le4: 


mit  asthmatischen  Beschwerden  für 
Schwarz),  5.  f3!  wird  unter  event. 
Bauernaufopferung  dem  starren  Ge- 
rippe der  französischen  Spielkon- 
figuration neues,  wildaufbrausendes 
Leben  eingehaucht. 

In  Betracht  kommt  freilich  für 
Schwarz  auf  2.  g3  das  Oppositions- 
system: 2....b6,  3.  Lg2  Lb7,  worauf 
aber  etwa  4.  Sc3  f5,  5.  Sf3!  fe,  6. 
Sg5  Sf6,  7.  Sge4:  usw.  zu  einem 
für  Weiß  günstigen  Geplänkel  im 
Zentrum  führt. 

* 

Dies  sind  die  neuen  Perspektiven 
für  die  Entwurzelung  der  franzö- 
sischen Verteidigung. 

Kehren  wir  nun  zur  Wirklichkeit 
zurück,  die  vorläufig  noch  fast  aus- 
nahmslos vom  naiven  Vorstoß  2. 
d2 — d4  beherrscht  wird  und  im  Zu- 
sammenhang damit  hartnäckig  das 
Bauernzentrum  aufzubauen  trachtet. 
'  Nachfolgende  Hauptvarianten 
kommen  hiebei  in  Betracht: 

a)  Alapin's  Blockade  (Partie  Nr.  41). 

b)  Aljechin's   Ansturm   (Partien  Nr. 
42  und  43). 

c)  Mac  Cutcheon's  Gegenausfall 
(Partien  Nr.  44  und  45). 
Einigen  sehr  lebensfähigen  Neben- 
varianten für  Weiß  bezw.  Schwarz 
sind  weitere  zwei  Partien  gewidmet, 
und  zwar: 

d)  Lasker's  Entlastungssystem   4 — 
d5Xe4  (Partie  Nr.  46). 

e)  Paulsen's       Zernierungsmethode 
3.  e4— e5  (Partie  Nr.  47). 

Partie  Nr.  41. 

Großturnier  zu  Mähr.-Ostrau    1923. 

Weiß:  Schwarz: 

H.  Wolf.  Spielmann. 

1.  e2— e4  e7— e6 

2.  d2— d4  d7— d5 

3.  Sbl— c3  .... 

Ein  Zug  der  Mode  und  der 
Vernunft. 


16* 


244 


Außerdem     kommen    hier    noch 
folgende  vier  Systeme  in   Betracht: 
I.)  3.  Sbl— d2. 

Dieser  von  Dr.  Tarrasch  in  Manchester 
1890  eingeführte  Wendeltreppenzug  sieht 
wenig  natürlich  aus,  vergleiche  IX.  Match- 
partie Marotti— Koselli,  Neapel  1923: 

3...,  c5!  (wohl  am  besten.  Nach  3.... 
de,  4.  Se4:  würde  eine  wenig  beliebte 
Variante  des  Hauptspieles  entstehen  und 
auf  3....  Sf6  folgte  in  einer  Gastpartie 
Canal— Hans  Johner,  Zürich  1917,  die  Ein- 
schnürung 4.  e5  Sd7,  5.  Ld3,  wobei  Weiß 

dem  Gegenstoß   5 c7— c5   sofort   mit 

dem  Reservezug  6.  c2— c3  zu  begegnen  ver- 
mochte. —  6. . . .  Sc6,  7.  Se2!  Dbö,  8.  Sf3! 
f6,  9.  ef  Sf6:  10.  0-0  Ld6,  11.  Tbl!   [um 

Lei  mobil  zu  machen]  11 0—0,  12.  Lf4 

Lf4:  13.  Sf4:  Dc7,  14.  g3!  e5,  15.  de  Se5: 
16.  Se5:  De5:  17.  Tel  Dd6,  18.  Lc4!  Lf5, 
19.  Sd5:  Kh8,  20.  Se3  De5,  21.  Sf5:  Df5; 
22.  Le6  Dg6,  23.  f4  und  Weiß  gewann 
leicht  mit  seinem  Freibauern).  — 

4.  ed  (oder  4.  de  Lc5:  5.  Sb3  Lb6,  6. 
ed  Sf6 !  —  Ergebnislos  ist  auch  4.  c3  Sc6, 

5.  Sf3  Db6  mit  Gegenspiel,  wodurch  die 
Stützung  des  weißen  Zentrums  illusorisch 
gemacht  wird). 

4....  ed  (auf  4....  Dd5:  schlägt  Dr. 
Tarrasch  die  Gambitfortsetzung  5.  Sgf3! 
ed,  6.  Lc4  vor). 

5.  Lböf  (oder  nach  Collijn  5.  de  Lc5: 

6.  Sb3  Lb6,  7.  Sf3  Sc6,  8.  Le2  Sf6  mit 
gleichem  Spiel). 

5....  Sc6,  6.  De2t  Le6,  7.  Sf3  (jeden- 
falls nachhaltiger  als  das  im  Bilguer  an- 
gegebene 7.  de). 

7....  a6  (in  Betracht  kommt  auch 
7....  Sf6). 

8.  Lc6:t  bc,  9.  0—0,  worauf  nun- 
mehr statt  des  zweifelhaften  9. . . .  c4  am 
einfachsten  9....  Sf6  mit  gleichem  Spiel 
geschehen  sollte. 

II.)  3.  e4-e5. 
Wegen     dieses     von    Niemzowitsch 
modernisierten  Paulsen-Zuges  siehe  Partie 
Nr.    47. 

III.)  3.  Lfl-d3. 

Eine  sehr  beachtenswerte  Fortsetzung, 
der  man  höchstens  nur  ihre  übergroße 
Natürlichkeit  zum  Vorwurf  machen  könnte! 

Wenn  darauf  3. . . .  Sf6,  so  4.  e5  nebst 
baldigem  c3  und  f4  mit  schöner  Bauern- 
kette und  wenn  3....  de,  so  4.  Le4:  Sf6, 
5.  Ld3  (schwächer  5.  Lf3  c5.  Auch  gegen 
5.  Lg5  ist  5. ...  c5  zu  empfehlen)  5.... 
c5,  6.  de  (oder  auch  6.  Sf3  cd,  7.  Sd4: 
Lc5,  8.  Sf3  usw.  Weniger  Spannkraft  weist 
dagegen  6.  c3  cd,  7.  cd  auf,  da  Bd4 
immerhin     schwach     bleibt)     6....    Lc5: 


7.  Sf3  usw.  mit  einem,  allerdings  kleinen, 
Stellungsvorteil.*) 

Die  beste  Entgegnung  auf  3.  Ld3  bildet 
daher  wohl  3....  c5,  4.  c3  (oder  4.  ed  ed! 

5.  De2 1  Le6!)  4. ...  cd !  (schwächer  ist  4. . . . 
Sc6,  5.  Sf3  Sf6,  6.  e5  Sd7,  7.  0-0  Db6,  8. 
de  Lc5:  9.  De2.  Partie  Schlechter— 
Showalter,  Wien  1898  oder  noch  präziser 
9.  b4  Le7,  10.  Tel.  Partie  Tartakower— 
Spielmann,  Wien  1913). 

5.  cd  de  (oder  Partie  Tartakower— 
Maröczy,  Karlsbad  1923:  5. . . .  Sc6,  6.  Sf3 
de,  7.  Le4:  Sf6,  8.  Lc6:t  bc,  9.  Da4  mit 
einem  minimalen  Stellungsvorteil  für 
Weiß). 

6.  Le4:  Sf6,  bei  welcher  Fortsetzung 
Schwarz  gute  Ausgleichshoffnungen  hegen 
darf.  - 

IV.)  3.  e4Xd5. 

Morphy  —  der  übrigens  den  halb- 
offenen Spielen  alle  Tiefe  absprach  — 
zog  grundsätzlich  3.  e4Xd5,  und  es  ist 
nicht  seine  Schuld,  daß  aus  dieser  fein- 
sinnigen Ab  tau  seh  Variante  später  die 
berüchtigte  Abholzungsvariante  ent- 
stand! Schwarz  braucht  die  Eintönigkeit 
derselben  nicht  zu  fürchten,  er  muß 
sich  nur  entschließen,  der  symmetrischen 
Entwicklung  der  Königsspringer  auszu- 
weichen und  der  heterogenen  Rochade 
nachzustreben,  also: 

3.  ed  ed,  4.  Sf3  Ld6!  5.  Ld3  Se7  (oder 
gar  Partie  Maröczy— Bogoljubow,  (jöte- 
borg  1920:  5....  De7t  6.  De2  [6.  Le3  Lf4] 
Sc6  mit  Initiative),  6.  0-0  Lg4  nebst  Sc6 
Dd7   usw.,   bezw.  4.  Ld3  Ld6,  5.  Se2  Sf6, 

6.  Lg5  Sc6!   usw.,  bezw.  auch  4.  Le3  Sf6, 


*)  Mit  einem  Sieg  der  schweren 
Geschütze  endete  folgende  Partie  Tarta- 
kower—Sämisch  (Karlsbad  1923): 

7....  Sc6  (oder  Partie  Schlechter— 
Tarrasch:  7....  0—0,  8.0-0  Sc6,  9.  De2 
Dc7,  10.  Sc3  mit  freierer  Stellung  für  Weiß). 

8.  0—0  Ld7  (in  einer  Matchpartie 
Tarrasch— Mieses,  Berlin  1916,  geschah 
sofortS....  Sb4,  9.  LbSf  Ld7,  worauf  statt 
der  Verwicklung  10.  De2  0—0,  11.  Lc4 
Tc8,  12.  a3  Sbdö  usw.  einfach  10.  Ld7:t 
Dd7:  11.  De2  usw.  mit  freierem  Spiel  für 
Weiß  gut    genug  wäre). 

9.  Sc3  Sb4  (besser  0—0),  10.  Se5Sd3: 
11.  Dd3:  Lc6,  12.  Dg3!  0-0,  13.  Lh6  Se8, 
14.  Sc6:  bc,  15.  Tadl  Dc8,  16.  Td3  f6,  17. 
Se4  Le7,  18.  Tf  dl  Tf7,  19.  Le3!  (Eroberung 
des  strategischen  Punktes  c5). 

19... .  Lf8,  20.  Lc5  f5,  21.  Sg5!  Lc5:  22. 
Sf7:  Kf7:  23.  Td7t  Kg8!  24.  Dg5!  (24.  De5? 
Sf6!)  24....  h6  (etwas  besser  war  sofort 
24....Lf8). 

25.  Dg6  Lf8,  26.  Df7t  Kh7,  27.  Df8: 
Aufgegeben. 


245  — 


5.  Ld3  Ld6,  6.  Sc3  Sc6!  7.  Dd2  Sb4  nebst 
Sd3:,  allemale  mit  Vermeidung  des  so 
beliebt  gewordenen  Scheingefechts. 

3.    .     .     .  Sg8"f6 

Mut  oder  Übermut?  —  Jedenfalls 
zwingt  Schwarz  den  Gegner  zur  Er- 
klärung, ob  er  nämlich  die  Spannung 
im  Zentrum 

a)  durch     den    Abtausch     auflösen 
(4.  ed), 

b)  durch    das   Vorrücken    festlegen 
(4.  e5)  oder  endlich 

c)  durch  die  Fesselung  (4.  Lg5)  pro- 
longieren will. 

Als  eine  lehrreiche  Verquickung  von 
Vergangenheitserfahrungen  mit  Zukunfts- 
aussichten stellen  sich  hier  folgende  drei 
Abzweigungen  dar: 

I)  3. . .  d5Xe4. 

Diese  von  Lasker  in  früheren  Jahren 
gepflogene  Abwicklung  steht  wegen 
folgender  Matchpartie  Capablanca— 
Kostitsch  (Havanna  1919)  unter  Quaran- 
taine: 

4.  Se4:  Sd7!  (viel  besser  als  sofort 
4....  Sf6  oder  4. . . .  b6),  5.  Sf3  Sgf6 
(5 b6,  6.  Lb5),  6.   Sf6:t  (präziser  als 

6.  Ld3  *  worauf  nunmehr  6.  . . .  b6,  mit 
sofortigem  Inaktiontreten  des  schwarzen 
Damenläufers    am    zweckmäßigsten    ist). 

6 Sf6:  7.  Ld3  (interessant  geschah 

auch  in  einer  Partie  Capablanca— Blanco, 
Havanna  1913,  um  b7— b6  im  Keime 
zu  ersticken:  7.  Se5  Ld6  [oder  Partie 
Reti— Mieses,  Göteborg  1920:  7. . . .  Sd7, 
8.  Ld3  c5,  9.  Dh5  mit  Angriff],  8.  Df3 
[noch  besser  vielleicht  8.  Lg5J  8. . . .  cO, 
[Besser  8. . . .  c5],  9.  c3  0-0, 10.  Lg5  Le7, 
11.  Ld3  mit  endgültig  sichergestellter 
Initiative  für  Weiß). 

7 Le7    (auf    7 b6  geschah  in 

zwei  Matchpartien  Tarrasch— Mieses:  8. 
De2**  mit  gutem  Spiel  iuv  Weiß). 


*)  Einen  wilden  Verlauf  nahm  dabei 
folgende  Korrespondenzpartie  Linz— Wien 
(1919/20):  6.  Ld3  Le7,  7.  c3  b6,  8.  Lf4 
Lb7,  9.  Sf6:t  Sf6:  10.  De2  0-0,  11.  h4 
Dd5,  12.  Le5  c5,  13.  Sg5  g6,  14.  Th2  cd, 
15.  Lc4  Dc6,  16.  h5  de,  17.  b3  Sh5:  18. 
Th5:  Lg5:  19.  Tg5:  f6,  20.  0-0-0  fe, 
21.  De5:  Tae8,  22.  Tg6:t!  (ein  schönes 
Finale!)  22....  hg,   23.  Thl.   Aufgegeben. 

**)  Mit  guten  praktischen  Chancen  ist 
wieder  8.  Se5  verbunden,  z.  B.  geschah  in 
einer  Leipziger  Fernturnierpartie  Churgin- 
Hanitzsch  (1923):  7. . . .  b6,  8.  Se5  Lb7,  9. 
LbSf  c6,  10.  Df3  (nicht  aber  10.  Sc6: 
Dd5,  11.  Sa7:t  Sd7  oder  auch  10.  Lc6:t 


8.  0-0  0-0  (8. . . .  b6,  9.  Se5  Lb7, 
10.  Lb5tKf8,  11.  c4!),  9.  Lg5  b6,  10.  De2 
Lb7,  11.  Tadl  h6,  12.  Lf4  Dd5  (auch 
nach  etwa  12....  Tc8,  13.  c3  steht  Weiß 
überlegen),  13.  c4  usw.  mit  überraschend 
schnellem  Gewinn. 

Trotzdem  schlagen  wir  in  dieser 
Variante  als  eine  zum  Ausgleich  genü- 
gende  Verstärkung  5 Le7  (statc  5 

Sgf6)  vor,  z.  B.: 

5. . . .  Le7,  6.  Ld3  Sgf6,  7.  Sf6:t  Lf6:! 
8.  De2  0—0,  9.  De4  g6,  10.  0-0  c5,  11. 
c3  cd,  12.  cd  Db6,  mit  befriedigendem 
Gegenspiel.  —  Vgl.  hiezu  auch 
Partie  Nr.  46.  ^.y,^^-  .^ 

II.)  3. . . .  ui:?--d5. 

Gegen  diese  MarshaH'schc  Ketten- 
sprengung, die  von  ihm  auch  bei  der 
Sizilianischen  Verteidigung  (nach  1.  e4  c5, 
2.  Sf3  e6,  3.  d4  d5.  Vgl.  Anm.  zum  3.  Zuge 
von  Schwarz  in  der  Partie  Nr.  49)  öfters 
angewendet  wurde,  ist  nach  Collijn  4.  ed! 
ed,  5.  Sf3  Sc6,  6.  Le2!  nebst  0-0  und 
eventuell  Le3  zu  empfehlen,  wobei  der 
schwarze  Bd5  systematisch  unterminiert 
wird.  — 

III.)  3. . . .  Lf8— b4. 

Im  Vordergrund  der  gegenwärtigen 
„Ausgleichsverhandlungen"  stehend,  hat 
dieser  alte  Zug  zur  Idee,  eventuell  die 
Sge7-  (statt  der  Sf6-)  Entwicklung 
durchzusetzen  und  dadurch  die  unbe- 
queme Symmetrial  Verwendung  des  Königs- 
springers zu  brechen. 

Als  ersten  moralischen  Erfolg  hat 
Schwarz  dabei  zu  verzeichnen,  daß  der 
Gegner  am  besten  die  Schwebestellung 
im  Zentrum  auflöst: 

3 Lb4,   4.  ed!  ed,    worauf    dann 

folgende  fein  nuancierte  Entwicklungs- 
möglichkeiten entstehen: 

a)  mit  Sge2,  vgl.  Partie  Reti— Maröczy, 
Wien  1922 : 5.  Ld3  Se7 !  (beiderseits  farbloser 
geschah  in  einer PartieTeichmann-Maröczy, 
Teplitz  1922:  5. . .:  Sf6,  6.  Sf3  [energischer 
6.  Lg5,  Partie  Tarrasch-Duras,  Breslau 
1912,  oder  auch  6.  Sge2,  Partie  Maröczy- 
Showalter,    London      1899]     6....     0—0 

[sicherer  als  6 Se4,    worauf  7.    0—0 

Sc3:  8.  bc  Lc3:  9.  La3  Lal :  10.  Tel  f  Le6, 
11.  Dal:  Sc6,  12.  c4  mit  scharfem  An- 
griff folgen  könnte],  7.  0—0  Lg4.  8.  Lg5 
c6,    9.   h3    [nach    Grünfeld   wäre   9.   Se2 

Lc6:  11.  Sc6:  Dd5!  mit  schwarzem 
Vorteil)  10. . . .  Tc8?  (richtig  ist  10. . . . 
Dd5,  z.  B.  11.  Dd5:  Sd5:  12.  Lc6:t  Lc6: 
13.  Sc6:  Tc8  mit  gutem  Spiel),  11.  Sc6: 
Dc7  (wenn  jetzt  11....  Dd5,  so  12.  Dd5: 
nebst  Sa7:t),  12.  Saöf  Ke7  (12....  Sd7, 
13.  Sb7:  nebst  Lf4),  13.  Sb7:  Tb8?  14. 
Da3t  Dd6,  15.  Dd6;# 


246 


Lf3:    10.    gf    chancenreicher]    9 Lf3: 

[sicherer  als  Partie  Maröczy— Rubinstein, 
Prag  1908:  9. . . .  Lh5,  10.  g4  Lg6,  11.  Se5 
Lei,  12.  Lf4],  10.  Df3:  Sbd7,  11.  Tfel 
[nachhaltiger  wäre  11.  Se2]  11. . . .  Dc7,  12. 
Lf4  Ld6  mit  gleichem  Spiel.  —  Die  so- 
fortige Entwicklung  des  schwarzen  Königs- 
springers ist  übrigens  nicht  vonnöten; 
Niemzowitsch  spielt  hier  auch  zunächst 
5. . . .  Sc6). 

6.  Se2  (oder  Partie  Möller— Niem- 
zowitsch,  Kopenhagen    1923:    6.  Sf3  Lg4, 

7.  h3  Lh5,   8.  0—0    [zweckmäßiger  sofort 

8.  g4  Lg6,  9.  Se5]  8. . . .  Sc6,  9.  g4  Lg6, 
10.  Se5  Se5:  11.  de  h5,  12.  Lg6:  fg,  13. 
Lg5  mit  etwa  gleichen  Chancen). 

6.  . . .  Lf5!  7.  Sg3  Lg6,  8.  0-0  0-0 
(oder  Partie  Spielmann— Niemzowitsch, 
Kopenhagen  1923,  die  mit  Zugum- 
stellungen identischen  Verlauf  nahm: 
8....  Sbc6,  9.  Sce2  Dd7,  10.  f4  f5  mit 
Gleichgewicht). 

9.  Sce2  c6,  10.  Sf4  Ld6  und  der 
Läufer  ist  nach  erfüllter  Mission  glück- 
lich heimgekehrt;  die  Spiele  stehen  im 
Zeichen  der  Vereinfachung  vollkommen 
gleich.   — 

b)  mit  Sf3,  vgl.  Partie  Post— Moritz, 
Frankfurt  am  Main  1923:  5.  Sf3  Se7  (nach 
5. . . .  Sf6,  6.  Ld3  0—0  [6. . . .  Se4,  7.  0-0! 
Sc3:  8.  bc  Lc3:  9.  La3!],  7.  0-0  nebst  Lg5 
hat  Schwarz  ceteris  paribus  immerhin  an 
der  ungünstigen  Postierung  seines 
Königsläufers  zu  leiden.  —  Unbefriedigend 
ist  auch  etwa  5. . . .  Lg4,  6.  Ld3  Sf6 
[vielleicht  Se7],  7.  0—0  0—0,  8.  Lg5  Lc3: 

9.  bc  Dd6,  10.  Tel  mit  besseren  Chancen 
für  Weiß). 

6.  Ld3  (interessant  geschah  in  einer 
Partie  Trejbal— Niemzowitsch,  Karlsbad 
1923:  6.  a3  Lc3:t  7.  bc  0—0,  8.  Ld3  Lf5, 

9.  0-0  Sbc6,  10.  Lf4  und  Weiß  ist  sehr 
günstig  entwickelt). 

6 c6    (zweckmäßiger     ist    nach 

Grünfeld  der  Mobilisierungsplan  Lg4, 
Sc6,  Dd7,  f6,  0—0—0.  Vergleiche  hiezu 
die  vorzitierte  Partie  Möller-Niemzowitsch). 

7.  0—0  0—0,  8.  Se2!  Lf5,  9.  Lf5:  Sf5: 

10.  Dd3!  Se7,  11.  Sg5  Sg6,  12.  h4!  Le7! 
13.  Sh7:  mit  schönem  Angriff,  der  jedoch 
das  Fundament  der  schwarzen  Stellung 
nicht  zu  erschüttern  vermochte.  — 

c)  Partie  Chajes— Niemzowitsch, 
Karlsbad  1923:  5.  a3  (famos!  Dem  trans- 
atlantischen Recken  ist  jede  Fesselung  un- 
erträglich). 

5.  . . .  La5?  (ein  ungünstiger  Rückzug. 
Geboten  war  Lc3:t  oder  Le7). 

6.  Ld3  Sc6,  7.  Le3  Sge7,  8.  Sf3  Lg4, 
9.  h3!  Lh5,  10.  De2  und  Weiß  steht 
prachtvoll  entwickelt.  Die  beiden 
schwarzen  Läufer  gerieten  auf  Abwege, 
Schwarz  wurde  ausgezählt. 


Die  Idee  des  Zuges  3. . . .  Lb4  ist 
jedenfalls  nur  rein  defensiven  Charakters: 
Abtausch,  Vereinfachung,  Remis.  Mit 
hochtrabenden  Plänen  läßt  er  sich  schwer 
verbinden,  außer  wenn  V/eiß  selbst  etwas 
zu  scharf  vorgeht,  vergleiche  Partie 
Dr.    Lasker— Maröczy,    New-York     1924: 

4.  e5!?  c5!  (zahmer  geschah  in  einer 
Partie  Bogoljubow— Selesnjew,  Triberg 
1921:  4....  Se7,  5.  a3  La5, '6.  Dg4  usw. 
mit  weißem  Vorteil),  5.  a3  cd  (nicht 
5....    La5   wegen   6.  b4  cb,  7.  Sb5!  usw. 

Dagegen   kommt   auch  5 Lc3:t  6.  bc 

Da5,  7.  Ld2  c4  usw.  stark  in  Betracht), 
6.  ab  de,  7.  bc  Dc7,  8.  Sf3  Se7,  9.  Ld3 
Sg6,  10.  0-0  Sd7,  11.  Tel  Dc3:  12.  Ld2 
Dc7,  13.  De2  0-0  usw.  mit  zwei- 
schneidigem Spiel.  — 

4.  Lei — g5  .... 

Baut  die  ganze  Eröffnung  auf 
einer  (auch  im  Damengambit  be- 
liebten) Fesselungsidee  auf.  Doch 
sind  hier  auch  andere  strategische 
Gedanken  zu  beachten: 

I.)  Festleguns:  des  Zentrums. 

Dieser  Vorstoß  4.  e4 — e5  Sf6 — d7 
gilt  für  ungünstig  in  allen  seinen  drei 
Abzweigungen: 

a)  5.  f4  (Steinitz!)  laut  Partie 
Tarrasch— Spielmann,      Nürnberg      1906: 

5.  f4  c5,  6.  de  Sc6!  7.  a3  Lc5:  (oder 
Partie  Pillsbury— Lasker,  Nürnberg  1896: 
7....  Sc5:  8.  b4  Sd7,  9.  Ld3  und  Weiß 
kam  in  Vorteil.  —  Alapin  hält  übrigens 
7. . . .  f6  für  das  Beste). 

8.  Dg4!?  0—0  (nach  Cordel  kommt 
auch  8. . . .  Sf8,  9.  Dg7:  Sg6  in  Betracht). 

9.  Sf3  (wir  halten  immerhin  die 
flotte  Fortsetzung  9.  Ld3  für  die  chancen- 
reichere). 

9 Sd4!  (statt  des  früher  üblichen 

9. . . .  f5,  10.  Dh3  h6). 

10.  Ld3  f5,  11.  Dh3  Sf3:t  12.  Df3: 
Lb6!  13.  Se2  Sc5,  14.  Le3  (besser  Ld2) 
Ld7,  15.  Lc5:  Lc5:  16.  0-0-0  b5  mit 
starkem  Gegenspiel. 

b)  5.  Sce2,  gegen  das  patentierte  Er- 
schütterungsmanöver: c5,  Sc6,  Db6,  f6usw. 
gerichtet*). 


*)  Umsonst!  Vergleiche  hiezu  Partie 
Whitehead— Maröczy,  London  1923: 

5.  (Sce2)  c5,  6.  c3  Sc6,  7.  f4  Db6, 
8.  Sf3  (oder  auch  Partie  Duras— Spiel- 
mann, Pistyan  1912:  8.  g3  f6!) 

8....  f6!  9.  g3  cd,  10.  cd  fe,  11.  fe 
Lb4t  12.  Kf2  0-0,  13.  Le3  Sde5:!  14. 
de  Tf3:!!  15.  Kf3:  Se5:t  16.  Kf4  Dd6, 17. 
Lh3  Ld7,  18.  Ld4  TfSf  Weiß  gibt  auf. 


—  247  - 


c)  5.  Dg4  (Gledhill!),  vergleiche 
Partie  Bogoljubow— Reti,  Mährisch-Ostrau 
1923:  5.  Dg4  c5  (wir  halten  hier  zunächst 
5 h5  für  noch  energischer). 

6.  Sb5  (eine  Neuerung.  Auf  6.  Sf3  cd, 
7.  Sd4:  kommt  Schwarz  durch  den  von 
Bogoljubow   selbst  vorgeschlagenen  Zug 

7 Sc6   in   Vorteil,   während   hingegen 

7....  Se5:  8.  DgS  Sbc6  [8....  Sg6,  9. 
SdbS  Sa6,  10.  h4!],  9.  Lb5  Ld7,  10.  Lc6: 
Sc6:  11.  Sdb5  Tc8,  12.  Lf4  Da5!  13.  0-0! 
den  Weißen  im  Angriff   belassen  würde). 

6....  cd!  7.  Sf3  (natürlich  nicht  7. 
Sd6t  Ld6:  8.  Dg7:  Le5:)  7....  Sc6,  8. 
Sd6t?  Ld6:  9.  Dg7:  Le5:!  10.  Se5:  Df6, 
11.  Df6:  Sf6:  und  Schwarz  ist  offen- 
kundig im  Vorteil.  — 

IL)  Abwartung  im  Zentrum. 

Obwohl  diese  in  Lfl — d3  be- 
stehende Methode  von  niemand  Ge- 
ringerem als  Lasker  undCapablanca 
öfters  angewandt  wurde,  ergibt  sie 
keinen  Vorteil,  z.  B.  Partie  Lasker- 
Spielmann,    Mährisch-Ostrau    1923: 

4.  Ld3   c5!    (auf   4 de   folgte  in 

einer  Partie  Capablanca— Chajes,  New- 
York  1918:  5.  Se4:  Sbd7,  6.  Sf6:t  Sf6:  7. 
Sf3  Le7,  8.  De2!  mit  Stellungsvorteil  für 
Weiß). 

5.  Sf3  c4  (gesünder  sieht  wohl 
Sc6  aus). 

6.  Le2  Lb4,  7.  ed  Sd5:  8.  Ld2  Lc3: 
9.  bc  Dc7,  10.  a4  mit  verbarrikadiertem 
Spiel. 

III.)  Entspannung  im  Zentrum. 
Diese  von  Svenonius  verkündete 
Wahrheit  lautet: 

4.  e4Xd5  e6Xd5  (auf  4. . . .  Sd5:  ist 
5.  Sf3  am  schärfsten*,  z.  B.:  Partie 
Sämisch— Tartakower,  Berlin  1920:  5.  Sf3 
Le7,  6.  Ld3  0—0,  7.  0—0  Sc6  [natürlicher 
sieht  7. . . .  b6  oder  7. . . .  c5  aus],  8.  Tel 

[8.  De2  Sdb4]  8 Lf6,   9.  Sd5:  ed,    10. 

c3.  Weiß  steht  besser). 

5.  Lei— g5  Sb8— c6!  (von  Aljechin 
befürwortet,  dagegen  ist  nach  der  stereo- 
typen Fortsetzung  5. . . .  Le7,   6.  Ld3  Sc6, 


*)  Nicht  ohne  Tücken  ist  auch  5. 
Se4,  vergleiche  folgende  Blindpartie 
Aljechin— Feldt  (Tarnopol  1920): 

5.  Se4  f5?  (Schwarz  wird  nervös. 
Solider  wäre  etwa  5 Le7). 

6.  Sg5  Le7,  7.  Sgl— f3  c6,  8.  Se5! 
0-0,  9.  Sgf3  b6,  10.  Ld3  Lb7,  11.  0-0 
Te8,  12.  c4  Sf6,  13.  Lf4  Sbd7,  14.  De2 
c5,  15.  Sf7!!!  Kf7:  16.  De6:t!!!  Kg6, 
(16....  Ke6:  17.  Sg5#  Himmlisch!) 

17.  g4!  nebst  Matt  im  nächsten 
Zuge  (17.  .  .  .  Le4,  18.  Sh4#). 


7.  Sge2  [vielleicht  auch  7.  Sf3]  die  weiße 
Schlachtordnung  entschieden  vorzuziehen, 
z.  B.  7. . . .  Sb4,  8.  0-0  Sd3:  9.  Dd3: 0-0, 
10.  Sg3  usw.  oder  auch  als  „dernier  cri 
de  Budapest":  7....  0-0,  8.  0-0  Se8 
[ein  von  Maröczy  empfohlenes  Ent- 
wirrungssystem], 9.  Le7:  [präziser  als 
9.  Lf4  Sb4!  mit  gutem  Ausgleich:  Partie 
Spielmann— Reti,  Mährisch-Ostrau  1923] 
9. . . .  Se7:  10.  Sg3,  Weiß  steht  besser). 
6.  LgöXfö  (zum  raschen  Ausgleich 
führte  in  einer  Partie  Aljechin-Spielmann, 
Pistyan  1922:  6.  Sf3  Le7  [es  geht  auch 
sofort  Lg4],  7.  Ld3  Lg4  usw.  —  Wenig 
ergab  auch  in  einer  Partie  Spielmann — 
Tarrasch,  Teplitz  1922:  6.  Lb5  [droht  Lf6:] 

6 Le7,     7.    Sg  e2     0—0,     8.    0-0, 

worauf  jetzt  statt  8.  .  .  .  a6,  9. 
Lc6:!  bc,  10.  Sg3  usw.  die  Ab- 
wicklung 8. . . .  Se4!  sehr  gut  geschehen 
konnte). 

6....  Dd8Xf6,  7.  Sc3Xd5  (einfach 
und  gediegen.  Gekünstelt  geschah  da- 
gegen in  einer  Partie  Mieses-Bogoljubow, 
Berlin  1920:  7.  De2t  Le6,  8.  Sd5:  Dd8, 
9.  Se3  Dd4:  Schwarz  steht  besser). 

7. . . .  Df6— d6  (präziser  als  7. . . . 
Dd8,  worauf  in  einer  Partie  Tartakower- 
Sämisch,  Kopenhagen  1923,  einfach 
folgte:   8.   Se3   Dd4:   9.    Dd4:    Sd4:    10. 

0-0-0  Se6  [10 Lc5,  11.  b4!  Lb6,  12. 

Sd5  Sc6,  13.  b5,  bezw.  12. . . .  Se6,  -13. 
Sb6:  ab,  14.  Kb2  mit  kleinem  Positions- 
vorteil für  Weiß],  11.  Sf3  g6  [besser 
wohl  Lc5],  12.  Lc4  Lh6,  13.  Kbl  b6,  14. 
h4  zugunsten  von  Weiß). 

8.  c2— c4  (oder  auch  8.  Lc4)  8. . .  . 
Lc8— e6  mit  gutem  Ausgleich. 


•  •  • 


Lf8-e7 


Wegen  4. . . .  Lb4  (Mac  Cutcheon !), 
was  sich  endlich  als  ungünstig  zu 
entschleiern  beginnt,  siehe  Partien 
Nr.  44  sowie  45  und  wegen  4.... 
de  (Lasker-Rubinstein!),  was  nach 
unserer  Meinung  den  vorigen  Fesse- 
lungszug von  Weiß  vollkommen  un- 
schädlich macht,  siehe  Partie  Nr.  46. 

Der  kühne  Bauernopferversuch 
4....h6,  5.  Lf6:  Df6:  6.  ed  Lb4,  7. 
Lböf  hat  sich  in  der  Partie  Capa- 
blanca-Aljechin,  Petersburg  1914,  als 
ein  totgeborenes  Experiment  erwiesen. 

5.      e4— e5  .... 

Auf  5.  ed  darf  jetzt  5....Sd5: 
mit  umso  größerer  Berechtigung  ge- 
schehen. 


248  - 


Ohne  Durchschlagskraft  ist  auch 
die  Mieses'sche  Lieblingsfortsetzung: 
5.  Lf6:  Lf6:  6.  e5  (bezw.  6.  Sf3  0-0, 

7.  Ld3  c5)    6. . . .  Le7,   7.   Dg4  0—0, 

8.  Ld3  f5, 9.  Dh3  c5.  Schwarz  steht  gut. 

5.  ....  Sf6— d7 

Auf  5. . . .  Se4  ist  zwar  6.  Lei:  De7: 
(6.  .  .  .  Sc3:  7.Dg4!),  7.  Se4:  de  für  beide 
Teile  sehr  zweischneidig,  z.  B.  Match- 
partie Spielmann— Tartakower,  Wien 
1913:  8.  c3  (auch  gegen  8.  Dd2  gibt  es 
genügende  Paraden)  8.  .  .  .  0—0,  9.  g3 
(gediegener  als  9.  Dc2  f5,  10.  Lc4  Sd7, 
wie  in  einer  früheren  Partie  zwischen 
denselben  Gegnern,  Wien  1907,  mit  wil- 
dem Spiel  erfolgte)  9.  .  .  .  f5,  10.  Lg2 
c5,  11.  Se2  cd,  12.  cd  Db4t  13.  Dd2 
Dd2:t  14.  Kd2:  Sc6  mit  Gegenchancen.  — 
Vorzuziehen  ist  daher  wohl  (auf  5.  .  . 
Se4)  6.  Se4:  de  (oder  6. . . .  Lg5:  7.  Sg5 
Dg5:  8.  Sf3!  De7,  9.  c3  c5,  10.  de  Dc5 
11.  Ld3),  7.  Le3!  (Partie  Marshall— Tarta- 
kower, Karlsbad  1911)  mit  etwas  besseren 
Chancen  für  Weiß. 

6.  Lg5Xe7  .... 

Über  die  neue  Wahrheit  6. 
h2-h4(?!)  siehe  die  beiden  nächsten 
Partien. 

6 Dd8Xe7 

7.  Ddl— d2  .... 

Eine  schwer  zu  ergründende 
Stellung!  Das  Fesselungsabenteuer 
ist  vorbei  und  Weiß  hat  vorüber- 
gehend mit  eigenen  Sorgen  zu  tun. 
Gelingt  es  ihm  aber,  sein  Bauernge- 
bäude im  Zentrum  rechtzeitig  zu 
stützen  (durch  c2 — c3  sowie  f2 — f4), 
dann  wird  sein  Vorteil  augenfällig.  Das 
sofortige  Manöver  7.  Sce2  (um  eben 
c2 — c3  zu  ermöglichen)  ist  zwar 
wegen  des  drohenden  Db4(f)  nicht 
angängig,  doch  stehen  hier  dem 
Weißen  nicht  weniger  als  sechs  an- 
nehmbare Züge  zur  Verfügung: 

I)  Der  Textzug  ist  im  Pariser  Turnier 
1878  aufgetaucht  [Partie  Englisch— 
Makenzie],  wurde  aber  später  zugunsten 
der  Modezüge  7.  Sb5,  bezw.  7.  Ld3 
verdrängt.  (Näheres  siehe  unten.) 

II)  Dem  seit  Hamburg  1885  ein- 
gesetzten Rummel  mit  dem  Alapin'schen 
Zuge  7.  Sc3— b5  wurde  später  vom  Er- 
finder selbst  mittels  7 Sb61  ein  Ende 


bereitet,  da  Schwarz  dabei  oft  zu 
lästigem  Gegenspiel  gelangt.  Es  kann 
z.  B.  folgen: 

7.  Sb5  Sb6  (nach  7....  Dd8  oder 
7....  Kd8  folgt  8.  c3  a6,  9.  Sa3  nebst 
baldigem  f2— f4  mit  völliger  Konsoli- 
dierung des  Bauernzentrums). 

8.  c3  (auf  8.  a4  folgt  8. . .  .  a6  usw. 
mit  schließlichem  Ausgleich). 

8. . . .  a6,  9.  Sa3  f6!  (präziser  als 
9....  c5,  10.  f4  cd?  11.  Dd4:!  [11.  cd, 
Db4t  12.  Dd2  Sc6,  13.  Sf3  Sa4,  14.  Db4: 
Sb4:  15.  Kd2  usw.  mit  bloßem  Ausgleich] 

11 Dc7,    12.    Sf3   Sc6,    13.    Df2    Ld7, 

14.  Ld3  nebst  0—0,  wie  in  einer  Partie 
Dr.  Bernstein— Dr.  Tarrasch,  San  Seba- 
stian 1911,  mit  überlegenem  Spiel  für 
Weiß  geschah. 

Die  Auflösung  10.  .  .  .  cd  war  also 
jedenfalls  verfrüht  und  wäre  zunächst 
10.  .  .  .  Sc6  oder  gar  10. . . .  Ld7,  11.  Dd2 
Sa4!  12.  Tel  b5  usw.  wie  in  einer  Partie 
Leonhardt— Maröczy,  Ostende  1906  mit 
Gegenspiel  erfolgte,  vorzuziehen  gewesen). 

10.  Sf3  (oder  Partie  Fahrni— Alapin, 
München  1909:  10.  Ld3  fe,  11.  Dh5t 
K(^8,  12.  de  Sa4  mit  starken  Gegen- 
chancen. Spielbar  ist  allerdings  auch  10. 
f4,  z.  B.  Partie  Maröczy— Reggio,  Monte 
Carlo  1902:  10.  f4  fe,  11.  de  0-0,  12. 
Dd2  c5,  13.  Sf3). 

10.  .  .  .  Sbd7,  11.  ef  Df6:  12.  Ld3 
(oder  Partie  Bernstein— Spielmann,  San 
Sebastian  1911:  12.  c4  c5,  13.  cd  ed,  14. 
Le2  0—0  mit  Ausgleich). 

12. . . .  e6— e5  (auch  die  von  Collijn 
zugunsten  von  Weiß  diagnostizierte  Fort- 
setzung 12.  .  .  .  0—0,  13.  De2  ist  nach 
etwa  13.  .  .  .  Te8,  14.  Se5  [sonst  e6— e5] 
c5  mit  allerlei  Gegenchancen  für 
Schwarz  verbunden). 

13.  de  Se5:  14.  De2  Sbd7,  15.  0-0-0 
0—0,    16.    Lc2    (auf    16.    c4    wäre    zwar 

16 Sf3:  17.  gf  d4,  18.  Dc2  g6,  19.  c5 

für   Schwarz   gefährlich,    dagegen    dürfte 

16 Df4t!  17.  Kbl  Sd3:    18.  Dd3:  de, 

19.  Sc4:  Sf6  ein  mindestens  gleiches 
Spiel  ergeben). 

16.  .  .  .  Sf3:  17.  <if  Df3:  (zwingender 
als  17....  c6),    18.    Df3:   (18.   De6t   Df7, 

19.  Dh3  Sf6)  18....  'if3:  19.  Td5:  Tf2: 
(die  Philosophie  des  brutalen:  „Nimmst 
du  was,  so  hast  du  was".  Dagegen 
würde   Schwarz   nach    etwa    19.  .  .  .    g6, 

20.  Tel  Kf8,  21.  Te2  endgültig  im  Nach- 
teil bleiben). 

20.  Tel  (oder  20.  Thdl  Sb6,  21. 
TdSf  Kf7)  20....  g6,  21.  Te7  Tf7,  22. 
Tdd7:  (ein  schöner  Schlag  —  ins 
Wasser)  22....  Ld7:  23.  Lb3  Le8,  24. 
Tc7:  b5,,  25.  Sc^  Kg7,  26.  Lf7:  Lf7:  und 
ächwarz    hat ;  ejp    mindestens    gleiches 


249 


Endspiel.  —  Den  Diagnosen  der  Lehr- 
bücher haftet  gewöhnlich  der  eine  Fehler 
:an:  sie  vergessen,  daß  das  Schachspiel 
nicht  aus  Ansichten,  sondern  aus  Zügen 
■besteht! 

HO  „25  Jahre  nachher!"  —Gleichfalls 
aus  Hamburg  drang  1910  die  Kunde  von 
der  Erschütterung  der  französischen 
Hauptverteidigung  mittels  7.  Lfl— d3 
[Partie  Leonhardt— Spielmann], 

Der  Siegesrausch  ist  jedoch  bald 
verflogen  und  nach  Collijn  ist  darauf  am 
besten: 

7 a6!   (schwächer   ist  7,..,  0—0 

wegen  8.  U  c5,  9.  Sf3  f6,  10.  de  nebst 
De2  und  0—0—0!  mit  scharfer  Angriffs- 
konfiguration für  Weiß.  —  Unklar  ist 
auch  das  Schlechter'sche  Rezept  7,... 
Db4,  8.  Sge2  c5  wegen  9.  a3  Db6,  10, 
Sb5  0-0,  11.  de  nebst  12.  f4  mit  wach- 
senden Chancen). 

8.  Sce2  Db4t!  (schwächer  geschah 
in  der  vorerwähnten  Partie  Leonhardt- 
Spielmann,  Hamburg  1910:  8....  c5,  9.  c3 
Sc6,  10,  Dd2!  cd  [10....  f6,  11.  f4],  11. 
cd  Sb6   [oder  11....  Db4,   12.  Db4:  Sb4: 

13.  Kd2  mit  Vorteil.  Am  besten  wäre 
aber  11....  b5],  12.  b3  Ld7,    13.  Tel  0-0, 

14.  f4  und  der  weiße  Angriff  drang 
glänzend  durch). 

9.  c3  Db2:,  welches  sonst  verdäch- 
tige Dreinschlagen  einmal  ausnahms- 
weise auch  gut  sein  kann!!! 

IV— VI)  In  einer  Partie  Gunsberg— 
Burn,  1888,  geschah  7.  Sf3  0—0,  8.  a3 
ohne  sonderliche  Perturbationen  in  den 
beiderseitigen      Lagern      herbeizuführen. 

(Es  folgte  8 f6,  doch  wäre  die  andere 

Sprengung  8 c5  angezeigter).  — 

Einen  scharfen  Versuch  stellt  ferner 
der  Damenausfall  7.  Dg4  nebst  0—0—0 
dar.  — 

Verschwommen  ist  schließlich  7.  f4, 
z.  B.  Partie  Dr.  Perlis— Spielmann,  Karls- 
bad 1911: 

7....  0-0,  8.  Sf3  c5,  9,  Ld3  mit 
beiderseitigen  Chancen. 


Kehren  wir  nunmehr  zum  Text- 
zug zurück,  auf  welchen  übrigens 
die  neueste  Turnierpraxis  allgemein 
zurückzugreifen  beginnt,  da  sie  ihn 
für  den  nachhaltigsten  betrachtet. 

Seine  leitende  Idee  ist  der  Ver- 
zicht auf  die  Bildung  der  Bauernkette 
(c3,  d4,  e5)  zugunsten  raschester 
Entwicklung,  eventuell  sogar  gänz- 
liche Auflösung  des  Bauernzentrums, 


dafür  aber  Besetzung  des  strategischen 
Schlüsselpunktes  d4  mit  einer  Figur 
(Springer), 

7.  ....  0—0 

Auf   7. . . .   f6,   8,  Sb5  Kd8,   9,  f4   fe, 

10.  fe  Dh4t  (Partie  Breyer  —  Maröczy, 
Göteborg    1920)    sollte    Weiß    nun    mit 

11.  g3!  De4t  12.  Le2  h6,  13,  Sf3  nebst 
0—0  fortsetzen. 

Nach  Grünfeld  ist  an  der  Textstelle 
auch  7....  Sb6,  8.  f4  Ld7,  9.  Sf3  c5, 
10.  Ld3  c4,  11.  Le2  Sa4  usw.  zu  beachten, 

8.  f2— f4  .... 

Also  völlige  Aufgabe  des  Bauern- 
zentrums! 

Der  Zug  wurde  von  Steinitz  einge- 
führt, nachdem  der  früher  üblich  gewe- 
sene Ausbau  des  Zentrums  mittels  8. 
Sdl  (oder  ähnlich  auch  bei  8.  Sce2)  von 
Winawer  demoliert  wurde,  vergleiche 
hiezu  Partie  Gottschall— Dr,  Tarrasch, 
Frankfurt  1885: 

8.  Sdl  c5,  9.  c3  f6  (nach  Collijn  ist 
sofort  Sc6  präziser),  10.  f4  Sc6,  11.  Sf3  cd. 

12.  cd  fe,  13.  fe  Tf3:!!  14.  gf  Dh4t  15. 
Df2  Sd4:[  16.  Dh4:  Sf3:t  mit  entschei- 
dendem Übergewicht  für  Schwarz. 

8 c7— c5 

Vorsichtiger  ist  zuerst  8..,.a6. 
Gegen  den  Sprengungsversuch  auf 
dem  anderen  Flügel  8....f6  ist  9.  Sb5! 
zu  empfehlen,  schwach  geschah  da- 
gegen in  einer  Partie  Yates-Maröczy, 
Karlsbad  1923:  (8....f6),  9,  Sf3  c5, 

10.  Sb5  a6!  11.  Sd6  (11.  Sc7  Ta7!) 
11.... cd,  12.  Sc8:  Tc8:  13.  Ld3  fe, 
14.  fe  Sc6,  15.  De2  Db4t  16.  Kf2 
Tf8  mit  Stellungsvorteil  für  Schwarz. 
Übrigens  ist  auf  8 —  f6  (ebenso 
wie  auf  8....f5)  9.  ef  Df6:  10.  Sh3! 
c5,  11.  0 — 0—0  usw.  sehr  stark. 

9.  Sc3— b5  .... 
Ein  zweifelhaftes  Manöver.  Ge- 
diegener geschah  in  einer  Partie 
Tarrasch-Teichmann,  San  Sebastian 
1912:  9.  Sf3  Sc6,  10.  g3!  (von 
Rubinstein  empfohlen.  —  Der  Welt- 
meister aber  zieht  hier  die  Abwick- 
lung 10.  de  vor,  vgl.  P.  Capablanca- 
Reti,  New  York  1924:    10.  de  Sc5: 

11.  Ld3  f6,  12.  ef  Df6:  13.  g3  Ld7 
[warum   nicht.  13....   Sd3:t   14.   cd 


~  250  - 


e5f  15.  Sd5:  Df7  nebst  ef],  14.  0—0 
Sd3:  15.  cd!  Le8,  16.  Tfel  usw.  mit 
fühlbarem  Positionsdruck  von  Weiß). 

10. .,.a6  (daß  der  Collijn'sche 
Vorschlag  10. ...f6  sehr  gefährlich 
ist,  beweist  die  Partie  Breyer-Spiel- 
mann,  Berlin  1920:  10.. ..f6,  11.  ef 
Sf6:  12.  Lg2  cd,  13.  Sd4:  e5  [etwas 
besser  Ld7],  14.  Sd5:  Sd5:  15.  Ld5:t 
Kh8,  16.  Se2  ef,  17.  0-0-0!  usw.) 

11.  Lg2  b5,  12.  O-O  mit  schöner 
Konzentration  der  weißen  Angriffs- 
kräfte. — 

In   der  Ursprungspartie  Steinitz- 
Golmayo  geschah   übrigens   an  der 
Textstelle   9.  de,   was   ganz   andere 
strategische  Ziele  herbeiführt 
9.      ....  Sb8— c6 

Etwas  zu  oberflächlich  gespielt, 
so  daß  Weiß  nunmehr  die  Bauern- 
stützung seines  Zentrums  rechtzeitig 

vornehmen   kann.   Mit   9 a6!   10. 

Sd6  (10.  Sc7?  Ta7)  10..., cd!  11. 
SfS  f6!  konnte  Schwarz  die  Springer- 
stellung auf  d6  rasch  unterminieren 
und  dadurch  ein  vollwertiges  Gegen- 
spiel erlangen. 

10.  C2--C3!  f7-f6 

11.  Sgl— f3  f6Xe5? 
Dieses  Losschlagen,  das  sonst  in 

den  logisch  entwickelten  Lagen  von 
entscheidender  Bedeutung  zu  sein 
pflegt,  vergrößert  hier  nur  die  Schwie-. 
rigkeiten  von  Schwarz.  In  Betracht 
käme  eher  die  Absperrung  der  Zu- 
gangslinien  durch  11 f6 — f5,    12. 

Le2  a6,  13.  Sd6  c4  nebst  Sc6-d8-f7, 

12.  f4Xe5  a7— a6 

13.  Sb5— d6                       b7— b5 
Der  Befreiungsversuch  13 Sd8 

14.  Ld3  Sf7  würde  nach  15.  Sf7: 
nebst  16.  Sg5  sehr  schlimm  aus- 
fallen. 

Auch  das  in  ähnlichen  Stellungen 
der  französischen  Partie  für  Schwarz 

vorteilhafte  Qualitätsopfer:  13 cd, 

14.  cd  Tf3:  15.  gf  Dh4t  16.  Df2 
Sd4:    17.  Dh4:  Sf3:t    18.  Kf2  Sh4: 


wurde  hier  nach  19.  Tel  Sb6,  20. 
Tc7  zu  Ungunsten  des  Nachziehenden 
enden. 

14.  Lfl-  e2  _  .  . 
Mit   Rücksicht   auf    das    soeben 

Ausgeführte,  käme  hier  auch  die 
energischere  Entwicklung  14.  Ld3  in 
Betracht,  doch  verzichtet  Weiß  vor- 
läufig noch  darauf,  da  zahlreiche 
Präzedenzfälle  (z.  B.  Niemzowitsch- 
Bogoljubow,  Göteborg  1920)  zur 
Vorsicht  mahnen. 

14 c5Xd4 

Alle  Auflösungsversuche  von  Schw, 
(fe,  cd)  kommen  nunmehr  zu  spät. 
Weiß  hat  beim  Stellungsaufbau  das 
letzte  Wort  behalten  und  die  domi- 
nierende Springerstellung  behauptet, 

15.  c3Xd4  Sd7— b6 

16.  b2— b3  Lc8— d7 

17.  0—0  h7— h6 
Optimistische  Wertung:  Ein  ab- 
wartender Sicherungszug!  Pessimi- 
stische Auffassung:  Ein  schwächender 
Tempoverlust!  (Die  letztere  Ansicht 
behält  Recht). 

Wollen  wir  aber  von  diesen  sub- 
jektiv gefärbten  Anschauungen  ab- 
strahieren, so  belehrt  uns  doch  eine 
eingehende  Untersuchung  der  Stel- 
lung, daß  der  Textzug  eine  peinliche 
Notwendigkeit  darstellt,  trotzdem  er 
sehr  viel  an  Zeit  und  an  Stellungs- 
festigkeit verloren  gehen  läßt. 

Schwarz  muß  nämlich  der  pein- 
lichen Drohung  Sg5  unbedingt  be- 
gegnen. Ungenügend  wäre  z.  B.  sofort 

17 Tb8  (zwecks  Vorbereitung  von 

Sc8,  was  sofort  wegen  Sd6-b7-c5 
nicht  angängig  ist),  18.  Sg5  Sd4; 
19.  Tf8:t  Tf8:  20.  Dd4:  Dg5:  21. 
Db6:  De5:  22.  Tf  1  und  Weiß  behält 
eine  Figur  mehr, 

18.  Tal— cl  Ta8— b8 

19.  Le2— d3  .... 
Mit     offenem     Visier     gespielt! 

Weiß  hat  seine  strategischen  Ziele 
(starkes  Bauernzentrum,  dominie- 
rende Springerstellung,  übermächtige 


-  251 


Läuferdiagonale!)  mit  eisernem  Willen 
durchgesetzt  und  auch  die  nach- 
folgenden Verwicklungen  haarscharf 
vorausberechnet 

19 Sb8— c8 

20.  Ld3— bl!  .... 

Dieses  Bauernopfer  entwickelt 
sich  mit  logischer  Klarheit  und  Not- 
wendigkeit, da  sonst  der  Gegner  nach 
€twa  20-  Sc8:  Tbc8:  usw.  fast  aller 
Sorgen  enthoben  werden  würde.  Kein 
Wunder  also,  daß  bei  der  Text- 
fortsetzung auch  der  praktische 
Erfolg  für  Weiß  nicht  ausbleibt. 

20.  ,  .  .  ,  Sc8Xd6 

21.  e5Xd6  De7Xd6 

22.  Dd2— d3  Tf8— f5 

Noch  der  einzige  Ausweg,  da  auf 

22 Tf6    naheliegenderweise    23. 

Dh7t  Kf8  (bezw.  Kf7),  24.  Lg6(t)! 
mit  vernichtender  Wirkung  folgen 
würde. 

23.  Sf3— h4  .... 
Gewinnt  die  Qualität,  ohne  jedoch 

den  Gegner  aller  Gegenhoffnungen 
zu  berauben,  so  daß  diese  ganze 
Zugfolge  von  Schwarz  offenbar  (mit 

20 Sd6:)     freiwillig     zugelassen 

wurde. 

Noch  zwingender  wäre  aber  23.  g4, 

trotzdem  darauf  23 Sb4  die  weiße 

Dame  scheinbar  mit  Vorteil  zurück- 
treiben würde.  Der  routinierte  Meister 
Wolf  schenkte  daher  diesem  Bauern- 
vorstoß nur  wenig  Beachtung,  da  er 
ihu  als  einen  vom  Gegner  „herbei- 
gesehnten Fehler"  taxierte.  Bei  nähe- 
rem Studium  ersehen  wir  aber,  daß 
nach  23.  g4!  Sb4,  24.  Dd2  der  Zug 
24 Tf4  (ebenso  wie  auch  der  Rück- 
zug Tf6)  wegen  25.  Se5!  (mit  der 
Hauptdrohung  26.  Sd7:  Dd7:  27. 
Db4:)  großen  Materialverlust  nach 
sich  zieht,  weshalb  Schwarz  ver- 
hältnismäßig noch  am  besten  24... 
Tf3:  25.  Tf3:  Tf8,  26.  Tcfl  Tf3:  27. 
Tf3:  Le8  bezw.  26.  Tf8:t  Kf8:!  27. 
Tf  1 1  Ke7,  28.  Df2  Kd8  spielt,  ohne 


freilich  die  weiße  Obermacht  auf  die 
Dauer  paralysieren  zu  können. 

Als  Milderungsgrund  darf  aller- 
dings Meister  Wolf  anführen,  daß  er 
auch  mit  der  von  ihm  gewählten 
Fortsetzung  etwas  Greifbares  in  den 
Schoß  fallen  sah.  Nichtsdestoweniger 
ist  die  Unterlassung  von  23.  g4 
wohl  als  Oberflächlichkeitssünde  zu 
betrachten. 

Die  sieben  Erbübel  des 
Schachspiels  sind  nämlich: 
Oberflächlichkeit,  Gefräßig- 
keit, Furchtsamkeit,  Inkonse- 
quenz, Zeitvergeudung,  Ver- 
ramm elung  und — Fri  edenssinn! 

23 Tb8~f8 

24.  Sh4Xf5  e6Xf5 

25.  Tel— c5  Dd6— f6 
Trotz  der  ungünstigen  Postierung 

seiner  Figuren  macht  Schwarz  geist- 
reiche Versuche,  zu  einem  Hasard- 
angriff zu  gelangen  (vergL  nächste 
Anmerkung). 

26.  a3— a3!  .... 
Beiderseits  wird  viel  Tücke  und 

Raffinement  angewendet.  Ein  Herein- 
fall   wäre    hier    26,    Td5:?    wegen 

26 Sb4  und  Schwarz  gewinnt  die 

Qualität  zurück. 

Der  weiße  Textzug  stellt  aber 
auch  seinerseits  eine  Falle  (26 — 
Dd4:t?  27.  Dd4:  Sd4:  28.  Td5:  mit 
Figurgewinn),  in  die  jedoch  der 
Gegner  nicht  hereinfällt.  Vielmehr 
unternimmt  er  mit  den  nachfolgenden 
Springermanövern  (Sc6-e7-g6-h4) 
einen  scharfen  Patrouillenritt. 
26 Sc6— e7 

27.  b3— b4  Kg8— h8 

28.  Tfl— dl  .... 
Zur    Ablösung    der    Dame,    die 

ihrer  unstandesgemäßen  Funktion  als 
Wärterin  des  Bd4  bereits  müde  ge- 
worden ist. 
28 Se7— g6 

29.  Dd3— g3  Sg6— h4 
Der    Gegenangriff    ante    portas! 

Schwarz  droht  bereits  mit  f5-f4-f3 
sehr  unangenehm  zu  werden. 


-~  252  — 


30.  Dg3— e5  .... 

Der  berüchtigte  30.  Zug,  weshalb 
Weiß  vorläufig  weder  für  das 
hoffnungsvolle  30.  Dc7  noch  für  das 
vorsichtige  30.  Df2  noch  schließlich 
und  insbesondere  für  die  Verwick- 
lungen von  30.  Td5:  abstimmt, 
sondern  sich  nur  über  die  Absichten 
des  Gegners  orientieren  will. 

Wie  jedoch  die  nach  Beendigung 
der  Partie  angestellten  Analysen  be- 
wiesen haben,  führte  hier  die  letzt- 
erwähnte Wendung:  30.  Tc5Xti5: 
f5— f4,  31.  Dg3-d3!  (verwickelt  wäre 
dagegen  31 .  Df2  Lc6, 32.  Th5!  [32.  Dc2 
g6,  bezw.  32.  Tc5  Lg2:!  33.  Th5  Lf3] 
32. . . .  g5  [32. . . .  Sg2:  33.  Dc2],  33.  d5 
Le8,  34.  Th4:  gh,  35.  Dd4  usw.)  31, . . . 
Ld7— f5,  32.  Td5Xf5!  Sh4Xf5,  33. 
Dd3Xf5  Df6Xf5, 34.  Lb  1  yj5  Tf8Xf5. 
35.  d4 — d5  usw.  in  zwingender  Weise 
zu  einem  klar  gewonnenen  Turm- 
endspiel, z.  B.:  35. . . .  Tf7,  36.  d6  Td7, 
37.  Kf2  g5,  38.  Kf3  Kg7,  39.  Ke4 
Kf6,  40.  Kd5  usw.  oder  etwas  zäher: 
35....Tf8!  36.  Kf2  (jetzt  wäre  das 
Vorrücken  des  Bd5  noch  verfrüht) 
36.... g5,  37.  Kf3  Kg7,  38.  Ke4  mit 
rechtzeitiger  Besetzung  der  Mittel- 
zone durch  den  weißen  König. 

30.  ....  Df6^g5 
.    Droht  nur  Matt. 

31.  De5— g3  .... 
Nicht  31.Dd5:  wegen  31...  .Le6, 

32.  Dc6  (oder  Db7)  Td8!  nebst  Ld5. 
—  Weiß  will  nun  nach  überstandener 
Zeitnot  seinen  oben  skizzierten  Ge- 
winnweg in  aller  Ruhe  beschreiten, 
doch 

31.  .  .  .  .^  Dg5~"h5 
—   —    Schwarz   ist  keineswegs 

gewillt,  „Katz'  und  Maus"  mit  sich 
spielen  zu  lassen  und  hofft  sogar 
selbst  mit  seinen  starken  Gegen- 
drohungen durchzudringen, 

32.  Tdl— el  .... 
Weiß  führt  etwas  ganz  besonderes 

im  Schilde. 


32 f5— f4 

33.  Dg3— f2  f4— f3 
Mit  33 Lh3,  34.  gh  Sf3t  35. 

Khl  Sei:  36.  Del;  f3  hätte  Schw. 
viel  länger  im  Trüben  fischen  können. 
Dagegen  wäre  33....Sg2:  34„ 
Kg2:  f3t  35.  Khl  Lh3  wegen  36. 
Tc21  ganz  chancenlos. 

[Spielmann     in     „Tidskrift     för 
Schack"], 

34.  g2— g3  Sh4— g2 

35.  Tel— e5  Dh5— g4 
Mit  der  viel  versprechenden  Dro- 
hung Sf4,  übersieht  aber  die  wunder- 
schöne Parade.  Allerdings  wäre  die 
schwarze  Partie  auch  nach  etwa 
35....Df6,  36.  Tcd5:  Lc6,  37,  Tf5 
De7,  38.  Tf8:t  Df8:  39,  Tc5  De8 
(39....Dd6,  40.  d5!),  40.  d5  De2, 
41.  Tc6:  Ddlf  42.  Dfl  Dd4t  43. 
Khl   usw,  nicht  mehr  zu  halten. 

Stellung  nach  dem  35.  Zuge  von  Schw. 


m 


m  ÄiB  11 


M    W4    PI  i  M 

'W^y         'W^y         W^  ^  ^4^--^ 


36.  h2— h3!!  .... 
Eine  —  sei  es  auch  naheliegende 

—    so     doch     entzückende    Opfer- 
wendung. 
36 Dg4Xh3 

37,  Df2Xf3!!  Schwarz  gibtauf, 
da  auf  37 Tf3:  das  weitere  Turm- 
opfer 38.  Tc8t  zum  Matt  führt.   — 

Ein  brillanter,  im  besten  Problem- 
stil „komponierter"  Schluß.  Die  Partie 
wurde  mit  dem  zweiten  Schönheits- 
preis ausgezeichnet. 


253  - 


Aljechin's  Ansturm. 

Ob  vom  altösterreichischen  Hau- 
degen Albin  oder  vom  französischen 
Amateurmeister  Chatard  ausge- 
klügelt, v^urde  der  phantasievolle 
Bauernzug  6.  h2 — h4,  dem  die  beiden 
nächsten  Partien  gewidmet  sind, 
jedenfalls  von  Aljechin  in  Mann- 
heim 1914  (gegen  Fahrni)  in  die 
Turnierpraxis  eingeführt. 


Partie  Nr.  42. 

[Damenbauer,     in's    französische 
Fahrv^asser  übergehend]. 

Großturnier  zu  Wien  1922. 
Weiß:  Schwarz: 

Bogoljubow.  Spielmann. 

1.  d2— d4  .... 
Sic! 

1 e7— e6 

2.  e2— e4  d7— d5 

3.  Sbl— c3  Sg8— f6 

4.  Lei— g5  Lf8— e7 

5.  e4— e5  Sf6— d7 

6.  h2— h4  .... 

Entspricht  dem  stürmischen  Tempo 
unserer  Zeit. 


6 


0—0 


Galt  bis  zu  dieser  Partie  für  das 
Beste.  Ansonsten  sind  noch  fünf 
andere  Entgegnungen  in  Betracht  zu 
ziehen: 

I.)  Als  ungünstig  erwies  sich  vor 
allem  in  der  bereits  vorerwähnten  Partie 
Aljechin— Fahrni,  Mannheim  1914,  die  An- 
nahme des  Bauernopfers:  6 Le7  X  g5, 

7.  h4Xg5  DdSXgö,  8.  Sgl-h3  Dg5-e7, 
(jedenfalls  nicht  8. . . .  Df5??  wegen  9. 
Ld3  mit  Abfangen  der  Dame.  —  Bei 
weitem  nicht  so  klar  ist  8. . . .  Dh6,  z.  B. 
9.  Sb5  Sa6,  bezw.  9.  Ld3  a6  nebst  c5 
bezw.  9.  Df3  f6,  bezw.  auch  9.  g4  f6  mit 
achtunggebietenden  Gegenchancen.  Am 
t)esten    dürfte    daher    auf  8. . . .  Dh6  zu- 


nächst 9.  g3  sein,  z.  B.  9. . . .  f6,*  10.  f4 
fe,  11.  de!  mit  starker  Sturmstellung, 
oder  etwa  9....  g6,  10.  Df3  c6,  11.  Sf4 
Df8,  12.  0-0-0  Sb6  [12....  b5,  13. 
Lb5:!  cb,  14.  Sb5:  mit  vernichtendem 
Angriff],  13.  Le2  [13.  Sd3  Sb8-d7,  14.  g4 
Sc4,  15.  Le2  b5,  16.  Th3  a5,  17.  Td  hl 
a5-a4,  18.  Th7:  Th7:  19.  Th7:  b4,  20. 
Sb4:  Db4:  21.  Df7:t  Kd8,  22.  Lc4:  Dc4: 
mit  Vorteil,  bezw.  auch  18.  a3  Sa3:  19. 
ba  Da3:t  20.  Kd2  b4,  21.  Sbl  Dal,  22. 
Th7:  Tf8  mit  Gegenchancen]  13.... 
Sb8-d7  [13. . . .  Db4,  14.  a3!  Da5,  15.  Th6 
nebst  Tdhl],  14.  g4  mit  wachsendem 
Druck). 

9.  Sh3— f4    (chancenreich     ist    auch 

9.  Dg4  f6  [9. . . .  Kf8,  10.  Sf4,  bezw.  9. . . . 
g6,  10.  0—0—0  mit  Brutalisierung],  10. 
Sf4  [10.  f4  a6,  11.  Ld3  f5,  12.  Dg3  c5,  13. 
Lf5:    cd]    10....    Sf8,    11.    Sf  d5:    bezw. 

10 Sb6,     11.    Sg6    Db4,    12.    0-0-0 

usw.,  bezw.  10. ...  f5,  11.  DhSf  g6,  12. 
Sg6:  mit  Qualitätsgewinn.  —  Die  beste  Ant- 
wort von  Schwarz  auf  9.  Dg4  ist  daher 
sofort  9 —  f5,  worauf  jedoch  10.  Dh5t 
g6,    11.   Dh6   mit   starker  Stellung   folgt). 

9. . . .  Sd7-f8   (nicht   9. . . .  c5  wegen 

10.  Sb5.  Günstig  für  Weiß  ist  auch  9. . . . 
Sc6,  10.  Dg4  g6,  11.  Ld3  Sf8,  12.  0-0-0 
wobei  12....  Sd4:  durch  13.Sfd5:  ed,  14. 
Dd4:  c6,  15.  f4  usw.  bemeistert  wird.  — 
Sehr  geistreich  widerlegte  Bogoljubow 
Im  „Collijn"  9. . . .  a6   durch    10.  Dg4  g6, 

11.  0-0-0  c5,  12.  Dg3!  Sb6,  13.  de  Dc5: 
14.  Ld3  Df8,  15.  Le4!!  usw.). 

10.  Ddl— g4  mit  der  Doppeldrohung 
Dg7:  und  Sd5:  Der  weiße  Sieg  ist  nicht 
aufzuhalten. 

II.)  Auf  den  Präventivzug  6 a7— a6 

folgt  7.  Dg4  h5  (Weiß  droht  Le7: 
nebst  Dg7:  —  In  einer  Petrograder-Partie 
geschah  7. . . .  Kf8,  8.  f4  h5,  9.  Dh3!  f6, 
10.  ef  gf,  11.  De6:  Sb6,  12.  De3  fg,  13. 
hg  Lg4,  14.  Sf3  Sc6,  15.  0—0—0  und 
Weiß     gewann),      8.    Dg3!     Lg5:     (die 

Deckungen  8 Kf8  oder  8 g6  sehen 

wenig  einladend  aus),  9.  hg  Sf8,  10.  Ld3 
zugunsten  der  Angriffspartei. 


*)  Oder  laut  einer  auf  dem  Atlan- 
tischen Ozean  1924  gespielten  analyti- 
schen Partie  Dr.  Tartakower— Dr.  Lasker: 
9....  a6,  10.  f4  c5,  11.  Ld3  g6,  12.  Df3 
cd,  13.  Se2  Sc6,  14.  Sg5  Dg7,  15.  Df2! 
h6,  16.  Sf3  Sc5,  17.  0-0-0  Ld7,  18. 
Sed4:  0-0-0,  19.  Sc6:  Sd3:t  20.  Td3: 
Lc6:  21.  Da7  Kc7,  22.  Tb3  d4,  23.  Db6t 
Kc8,  24.  Tdl  Td5  (24....  Lf3:  25.  Tf3: 
Td5,  26.  Td4:!  Thd8,  27.  Tc3t  Kb8,  28. 
Tc7usw.),  25.  Td4:  Thd8,  26.  Td5:  Ld5: 
27.  Tc3t  Kd7,  28.  Sd4  Df8,  29.  Tc7t 
Ke8,  30.  c4  Le4,  31.  Se6:  Aufgegeben. 


254 


in.)  Auf  den  zur  Erklärung  zwingenden 
Zug  6. . . .  h7— h6  geschah  in  einer 
früheren  Partie  zwischen  den  Textgegnern 
(Stockholm  1919): 

7.  Lg5— e3  (hier  kommt  auch  das 
einfache  7.  Le7:  sehr  stark    in  Betracht). 

7....    c7-c5,      8.    Ddl— g4    g7-g6 

(kaltblütiger    wäre   allerdings   8 KfP, 

z.  B.  9.  f4!  [9.  Th3  f5!  auch  9.  h5  cd,  10. 
Ld4:  Scß,  11.  Sf3  Sd4:  12.  Dd4:  Db6!  13. 
0—0—0?  Lc5  nebst  Lf2:  ist  für  Weili 
wenig  ersprießlich. 1  9. . .  .  Sc6  [9. . . .  cd, 
10.  Ld4:  Sc6,  11.  Sf3  Sd4:  12.  Sd4:  DbG, 
13.  0—0—0],  10.  Sf3f5,  11.  Dh3  [11.  Dg6 
De8]  11. . .  .  h5!  mit  trefflichenAbsperrung- 
chancen). 

9.  h4— h5  g6— g5,  10.  f2-f4  mit  Über- 
gewicht für  Weiß. 

IV.)  Anlaß  zu  einem  korrekten  Figuren- 
opfer gibt  ferner  der  mutige  Entgegen- 
stemmungszug  6. . . .  f /— f6.  Es  kann 
folgen: 

7.  Ld3!  (ohne  zu  opfern  geht  die 
Chose  kaum,  vgl.  Partie  Yates— Maröczy, 
New-York  1924:  7.  ef  Sf6:  8.  Ld3  c5,  9. 
de  Sc6,  10.  Sh3  Da5,  11.  Ld2  Dc5:  12. 
Sf4  0-0  und  Schwarz   steht  überlegen). 

7. . . .  fg  (oder  etwa  7. . . .  Sc6,  8. 
Dh5f  Kf8,  9.  Sf3  mit  ungeschwächten 
Angriffschancen). 

8.  Dhöf  Kf8,  9.  Th3  gh!  10.  Tf3t  Sf6 
(Maröczy's  Besänftigungsidee). 

11.  Lh7:  De8,  12.  Dh4:  Dg6!  13.  Lg6: 
Th4:  14.  0—0—0  Kg8,  15.  ef  Lf6:  16.  Sb5 
Sa6,  17.  Se2  (17.  c3  Tg4). 

17....  Ld7  (17....  Tg4,  18.  Sf4). 

18.  Sa3  Le8,  19.  Le  8:  Te8:  20.  Sf4I 
(20.  c3  e5  mit  Gegenspiel). 

20. . . .  Kf7,  21.  g3  Th2,  22.  Sd3.  Weiß 
steht  überlegen, 

V.)  Wegen  6. . . .  c7— c5,  was  jeden- 
falls zu  scharfen  Angriffswendungen  führt, 
siehe  nächste  Partie. 

Wir  sehen  also,  daß  der  Aljechin'- 
sche  Sturmzug  das  Angriffsrepertoire 
der  französischen  Partie  in  lobens- 
werter Weise  bereichert  hat 

7.  Lfl— d3  .... 

Im  Zusammenhang  mit  der  in 
der  Luft  schwebenden  Opferidee 
Lh7:  ist  diese  Wendung  noch  nach- 
haltiger als  das  von  Collijn  empfohlene 
7.  Dg4. 
7 c7— c5 

8.  Sgl— h3!*)  .... 


*)  In  einer  Vor-Matchpartie  Euwe— 
Maröczy  (Amsterdam  1921)  geschah 
statt  dessen  im  flottesten  Stile: 


Droht  bereits  auf  h7  zu  opfern. 

8.      Tf8— e8 

Fehlerhaft   wäre   8 c4  wegen 

9.  Le7:  De7:  10,  Lh7:t  nebst  Dh5 
usw.  — 

Weiß  hat  nunmehr  alle  seine 
Figuren  ins  Feuer  gebracht  und  droht 
allerlei. 

Die  verhältnismäßig  beste  Ver- 
teidigung bot  hier  8. ...h6. 

9.  Sc3— b5!  .... 
Weiß    widerlegt     die    Verteidi- 
gungsanlage von  Schwarz   in  eben- 
so     geistvoller     wie      zwingender 
Weise. 

Schon  jetzt   ist  die  Textdrohung 
Sd6  nicht  zu  parieren. 
9.      ....  f7— f5 

10.  Sb5— d6  c5Xd4 
Bittere    Not,    da    auf    10....Tf8 

einfach  11.  Sc8:  Lg5:  12.  hg  mit 
unwiderstehlichem  Angriff  folgen 
würde.  —  Nach  einer  musterhaften 
Eröffnungsbehandlung  nützt  Weiß 
in  der  Folge  seinen;  materiellen 
Vorfeil  mit  größter  Energie  aus. 

11.  Sd6Xe8  Dd8Xe8 

12.  Ld3— b5!  .... 

Die  einzig  richtige  Deckungsart 
des  Be5,  da  12.  f4  m.it  Lb4t  nebst 
späterem  h6  und  eventueller  Er- 
oberung des  abgeschnittenen  Lg5 
beantwortet  werden  könnte. 
12 Le7— b4t 

13.  Lg5— d2  Dd8— e7 

14.  f2— f4  De7Xh4t 

15.  Sh3— f2  Dh4— e7 

16.  a2— a3  Lb4Xd2t 

17.  DdlXd2  De7— c5 

18.  Lb5— d3  Sb8— c6 

19.  g2-g4?  

8.  Dh5  g6  (8. . . .  h(>,  9.  Lh6:),  9.  Dhö 
Te8  (richtig  war  9. . . .  Sc6!  und  wenn 
darauf  10.  Sf3,  so  10....  Sd4:),  10.  Le7: 
De7:  U.  h5!  Sf8,  12,  Sf3  cd,. 13.  Sg5  Sb  d7, 
U.  Sh7:l  Se5:  15,  hg  Sfg6:  (besser  15.... 
Sd3:t  16.  cd  fg,  17.  Sf8:  Dg7),  16.  Lg6: 
Sg6:  17,  g4!  de,  18.  0—0—0!  (nicht  aber 
18.  g5  cb,  19.  Tbl  Db4t  mit  Ewig- 
schach). Schwarz  gibt  auf. 


-  255 


Frischt  den  schier  entschlafenen 
Rochadeangriff  auf,so  daß  die  Bauern- 
majorität   von    Schwarz    nicht    zur 
Geltung  gelangt 
19 Sd7— b6 

Entspricht  ganz  dem  unterneh- 
mungslustigen Geist  des  schwarzen 
Opponenten,  Bessere  Aussicht  auf 
Verteidigung  bot  aber  wohl  19...,Sf8. 

20.  Ddl— e2  Sb6— c4 

21.  b2— b4!  Dc5~e7 

22.  Ld3Xc4  .... 

Hiemit  wird  der  ungebetene 
Gast  sehr  rasch  insjenseits  befördert. 
Die  schwarze  Stellung  bricht  nun- 
mehr sang-  und  klanglos  zusammen, 
22 d5Xc4 

23.  De2Xc4  Lc8— d7 

24.  g4Xf5  Ta8— f8 

Stellung  nach  dem  24.  Zuge  von  Schw. 


Es  folgen  Keulenschläge: 

25.  b4"-b5  Sc6— d8 

26.  fö— f6!  g7Xf6 

27.  Sf2~e4!  f6Xe5 

28.  f4Xe5  Aufgegeben. 

Partie  Nr.  43. 

Meisterkampf  zu  Scheveningen  1923. 
Weiß:  Schwarz: 

Spielmann.  Dr.  Oskam. 


1.  e2— e4 

2.  d2— d4 

3.  Sbl— c3 

4.  Lei— g5 

5.  e4— e5 

6.  h2— h4 


e7— e6 

d7— d5 

SgS— f6 

Lf8-e7 

Sf6— d7 

c7— c5 


Von  Breyerals  beste  Verteidigung 
empfohlen.  Wegen  anderer  Züge  siehe 
vorige  Partie. 

7.  Lg5Xe7  .... 
Auf   7.   Sb5  folgt   nach  Breyer's 

und  R^ti's  Analysen  7. . . .  cd,  8.  Sd6  f 
Kf8,  9.  Le7:  (oder  9.  Dh5  g6,  10. 
Dh6t  Kg8,  11.  Le7:  De7:  12.  Sc8: 
Db4t!  usw.  zugunsten  von  Schwarz: 
Partie  Siebenschein  —  Dr.  Eberie, 
Wien  1923)  9....  De7:!  10.  Sc8:  Db4t 
11.  Dd2  bb2:  12.  Tadl  Sc6,  13. 
Sd6  Sde5:  14.  Sb5  Tc8  usw.  mit 
Bauern  und  besserer  Entwicklung 
für  die  geopferte  Figur, 

7 Ke8Xe7! 

Schwarz  ist  es  bei  derfranzösischen 
Verteidigung  gewöhnt,  auf  die  Ro- 
chade zu  verzichten.  Sein  König  ist 
daher  bereits  abgehärtet  und  wagt 
sich  mutig  vor  die  Dame,  in  der  Er- 
kenntnis, daß  7....  De7:  8,  Sb5  zu 
Qualitätsvedust  oder  noch  ärgeren 
Unbequemlichkeiten    führen    würde. 

8.  Ddl— g4 

Jedenfalls  energischer  als  der 
Abwicklungszug  8.  Lb5,  der  in 
der  Partie  Euwe-Reti  aus  einer 
Vorrunde  desselben  Turniers  zur  An- 
wendung gelangte.  Es  folgte:  8. ...  cd, 

9.  Dd4:  Sc6,  10.  Lc6:  bc,  11.  0-0-0 
Db6  mit  etwa  gleichen  Chancen. 

8.  .  .  .  .  K  e7— f8 

9.  Sgl— f3  c5Xd4 

10.  Dg4Xd4  Dd8— b6 

11.  Dd4— d2  Sb8— c6 
Sehr    zweischneidig  geschah   in 

einer  Partie  Spielmann-Opo- 
censky,  Wien  1923:  11....  Db2:  (in 
den  Rachen  des  Löwen !),  1 2.  Tb  1  Da3, 

13.  Sb5Da2:  (sicherer  vielleicht  Dc5), 

14.  Db4f  Kg8  (ungenügend  wäre 
das  Opferspiel  14....Ke8,  15.  Sdöf 
Kd8,  16.  Sf7:t  Ke8,  17.  Sh8:  Sc6, 
18.Db2  Db2:  19.Tb2:  Sde5:  20.Sg5! 
h6,  21.  Sf3   mit  entkerkertem   Sh8), 

15.  Sc3!!  a5?  (geboten  war  jeden- 
falls das  sofortige  Devorationssystem: 
15....Dc2:  16.  Sd4  Dg6,  z.  B.:    17. 


-  256 


De7!?  h5!  [17.... h6,  18.  h5  bezw. 
17....Sc6?  18.  De8t  Sf8,  19.  Sc6: 
bc,  20.  Dc6:  und  gewinnt],  18.  Th3 
[18.  f4  DgSf]  18....Se5:  19.  Tg3 
Dh6  mit  Konsolidierung.  Wenig  er- 
gibt für  Weiß  auch  17.  h5  Dg4 
bezw.  17.  Th3  Se5:  18.  Dd6  Df6 
usw.  Am  besten  ist  daher  sofort  17. 
Dd6!  h5,  18.  Th3,  wobei  Schwarz 
trotz  seiner  drei  Plusbauern  mit 
wachsenden  Gefahren  zu  kämpfen 
hat),  16.  De7  Dc2:  17.  DeSf  Sf8, 
18.  Dc8:  mit  baldiger  Entscheidung. 

12.  0-0-0                            a7— a6! 
Viel    zu    gefährüch   wäre    12 

Sde5:wegenl3.Se5:Se5:14.h5!z.B.: 

a)  1 4. ...  h6,  1 5.  f4  (auch  1 5.  Df4  Sd7, 

16.  g4  ist  stark)  15....Sd7  (oder 
15....Sg4,  16.  Tel  Sf2,  17.  Th4 
bezw.  16....  Df2,  17.  Te2),  16. 
f4 — f5   mit  wachsendem  Angriff. 

b)  14....Sg4,15.f3!(auf  15.h6wäre 
zwar    15 Sh6:    16.    Th6:    gh, 

17.  Dh6:f  usw.  für  Schwarz  fatal, 
dagegen  15.... gh,  16.  Th6:  Df2: 
nebst  De3  zur  Verteidigung  ge- 
nügend. Ebenso  wäre  auf  15.  Dg5 
nicht    15....Sf2:    16.    h6!    usw., 

sondern    15 Sh6   die    richtige 

Riposte)  15....Sf2  (15....Sh6, 
16.  g4),  16.  Sa4  Dc6,  17.  Df2: 
Da4:  18.  Dc5t  Kg8,  19.  h5~h6! 
(noch  energischer  als  19.  Td4 
De8)  19....De8  (19.... g6,  20. 
Dc3  bezw.  19....gh,  20.  Td4), 
20.  hg  Kg7:  21.  Th3  mit  über- 
wältigendem Angriff. 

13.  Thl— h3  ..... 
Mobilisierung   älterer  Jahrgänge. 

13 Db6--c7 

Auch  jetzt  wäre  13 Sd  e5:  ein 

Todessprung  wegen    14.  Se5:  Se5: 

15.  h5!  h6  (15....Sg4,  16.  Df4  Sf2: 

17.  Tf3),  16.  Dfl  (nunmehr  präziser 
als  etwa  14.   f4  Sg4!    15.   Tel  Df2, 

16.  Se2  e6— e5,  17.  Tf3  Dc5  bezw. 
15.  Tf3  Sf6,  16.  f5  Sh5:  17.  fe  Le6: 

18.  Sd5:  Dd6)  16....Sd7,  17.  Tf3 
(mit    17.   g4  e5,    18.   Sd5:   [18.  Df3 


d4]  18. . . .  ef,  19.  Sb6:  Sb6:  20.  Td8f 
Ke7,  21.  Th8:  Lg4:  22.  Ta8:  Lh3: 
23.  Tb8  Lfl:  24.  Tb7:t  Sd7  usw. 
würde  sich  Weiß  nur  selbst  über- 
kombinieren) 17....Sf6,  18.  Dh4! 
(wieder  würde  es   dem  Weißen  ^bei 

18.  g4  e5!  19.  Sd5:  [19.  De5:  Lg4:] 
19.... ef,  20.  Sb6:Lg4:  21.Sa8:L?3: 
22.  Td8t  Se8  usw.  übel  ergehen. 
Erfolglos  ist  auch  18.  Sa4Dd8.  Man 
sieht  also,  daß  die  Behandlung 
dieserfinessenreichen  Stellung  großen 

Orientierungssinn     erheischt)    18 

Ld7  (schön,  wenn  auch  naheliegend. 
sind    die    Wendungen    18 Dd8 ' 

19.  Se4  sowie  18....Ke7,  19.  Td5:) 
19.  Tf6:  gf,  20.  Df6:  Tg8,  21.  SdS.- 
und  Weiß  gewinnt. 

Mit     dem     Textzuge     hat  aber^ 
Schwarz  seinen  Druck  auf  den  Be5  ent- 
scheidend verstärkt  und  bereitet  sich- 
anscheinend vor,  denselben  zu  ver- 
speisen. 

14.  h4— h5  h7— h6 
Der  weitere  Auflauf  h5 — h6  darf 

natürlich  aus  Gründen  der  öffent- 
lichen Sicherheit  nicht  zugelassen 
werden. 

15.  Kcl— bl!  .... 
Nach  wie  vor  baut  der  großzügige 

weiße  Armeeführer  seinen  Angriff 
auf  die  Opferidee  im  Zentrum  auf. 
Der  Textzug  soll   (als  Antwort   auf 

15 Sde5:),    16.  Df4   ermöglichen, 

ohne  dann  das  Abzugsschach 
Sd3f  befürchten  zu  müssen, 

15 b7— b5 

Schwarz  gibt  den  Kampf  um  Be5 
vorläufig  auf,  doch  wäre  hier  viel- 
leicht 15....Sde5:  16.  Df4  (droht 
Tel)  16....Ld7!  (wenn  16....Db8, 
so  17.  Sh4!  und  Schwarz  kann  sich 
nicht  rühren),  17.  Tel  f6,  18.  Sh4 
Tc8  das  kleinere  Übel,  da  Schwarz  ab- 
gesehen von  seinem  trostspendenden 
Plusbauer  auch  selbst  auf  der  c-Linie 
manchen  Gegenangriff  inszenieren 
könnte. 

16.  Dd2— f4!  f7— f6 


257 


„Die  Gegner  bringen  sich  am 
liebsten  selbst  um",  pflegte  Walbrodt 
zu  sagen  und  tatsächlich  gleicht  dieser 
Zug,  mit  dem  Schwärz  die  unge- 
deckte Stellung  der  weißen  Dame 
zu  brandmarken  glaubte,  einem 
Selbstmord.  V/eiß  nutzt  mit  seinem 
folgenden  Manöver  Sf3-h4-g6  das 
auf  g6  entstandene  Vacuum  sofort 
aus  und  alle  wunden  Punkte  von 
Schwarz  beginnen  zu  bluten. 

Gut  war  h'eilich  die  schwarze 
Stellung  mit  Rücksicht  auf  den  dauernd 
eingesperrten  Th8  nicht,  z.  B.:  16.... 
b4,  17.  Sa4  Sf6,  18.  Ld3  usw.  Zu 
versuchen  war  immerhin  der  Gegen- 
ausfall 16.  ...Da5. 


7.  Sf3— h4! 

8.  Sh4-g6 


Kf8— e8 
T  h8— g8 


Stellung  nach  dem  18.  Zuge  von  Schw. 


Es  geht  nun,  wie  man  es  bei  Spiel- 
mann gewöhnt  ist,  unter  Pauken  und 
Trompeten  zu  Ende, 
19.  LflXbö!?!  .... 

Ein  sehr  schönes  Opferangebot, 
das  Schwarz  aus  Schamgefühl  nicht 
annimmt,  da  sonst  sein  König  dem 
kombinierten  Angriff  der  beiden 
weißen  Springer  erliegen  würde. 
Man  prüfe: 

19.... ab,  20.  Sb5:  Db8!  (die 
Dame  muß  auf  der  Diagonale  bleiben, 
um  die  weiße  Drohung  21.  ef  nach 
Möglichkeit  abzuschwächen,  z.  B.: 
20....Da5,  21.  Sd6t  nebst  Ta3  oder 
20....Db6,  21.  ef  [21.  Tb3  Kd8]  gf, 
22.  Sc7t  nebst  SaS:  oder  20. . . .  Dd8, 
21.  Sd6#.  Der  schönste  Tod!). 


21.  ef !!  (diese  paradoxale,  mit  dem 
Damentausch  verbundene  Wendung 
bildet  die  einzige  richtige  Fortsetzung 
des  Angriffs,  während  die  Versuche 
21.  Tc3  Ta6  oder  21.  Tb3  fe  ohne 
klares  Resultat  verlaufen). 

21....Df4:22.  Sf4!Sb6(auf22.... 
Tb8  folgt  Matt  in  zwei  Zügen  durch 
23.  Sd6t  nebst  Se6:#  und  auf 
22....  gf  folgt  23.  Sc7t  nedst  Sa8: 
mit  Wiederbefreiung  des  Springers. 
Auch  nach  22....  Sf6:  23.  Sc7t 
Kf7,  24.  Sa8:  e5,  25.  Tc3  [einfacher 
und  präziser  als  25.  Sb6  ef,  26. 
Sc8:  Tc8:  27.  Th4  usw.]  25....  Lb7, 
26.  Sd5:  La8:  27.  Sf6:  gf,  28.  g3 
Sd4,  29.  b4  usw.  ist  der  weiße 
Vorteil  evident). 

23.  Sc7t  Kf7,  24.  Sa8:  Sa8:  25. 
fg  e5,  26.  Ta3  usw.  mit  entschei- 
dendem materiellen  Übergewicht  für 
Weiß. 

Spielmann's  Opfertaktik  ist  umso 
bewunderungswürdiger,  als  er  dabei 
den  Verlockungen  der  gutbürgerlichen 
Fortsetzung:  19.  ef  Df4:  (erzwungen), 
20.  Sf4:  Sf6:  21.  Tel  Kf7,  22.  Ld3 
Td8,  23.  Lg6f  usw.  mit  besseren 
Chancen  für  Weiß  zu  widerstehen 
hatte. 


19, 


f6Xe5 


Mr.  Oskam,  der  selbst  eine  bril- 
lante Klinge  zu  führen  pflegt,  wehrt 
sich  verzweifelt,  jedoch  erfolglos. 

20.  Df4— g4  Sd7— f6 

21.  Lb5Xc6t  Dc7Xc6 

22.  Dg4— g3  e5— e4 

23.  Sg6— e5  Dc6— b6 

24.  Sc3Xe4!!  .... 

Eine  sehr  elegante  Schlußwendung. 

24 Sf6Xe4 

Wenn  24. . . .  de,  so  Matt  in  zwei 
Zügen. 


25.  Dg3Xg6t 

26.  TdlXd5t! 


Ke8— d8 
Aufgegeben, 


Dr.  S.  G.  Tartakower;  Die  hypermoderne  Schachpartie. 


258 


da  Matt  oder  entscheidender  Ma- 
terialverlust   unabwendbar   ist.    (Es 

könnte  noch  folgen:  26 Kc7,  27. 

DfTf  Kb8,  28.Tb3  Db3:  29.  Sc6#. 
Allerdings  kein  reines  Matt). 

[HB 

Mac  Cutcheon-Verteidigung. 

Als  vorletztes  Wort  in  dieser 
Variante  gilt  die 

Partie  Nr.  44. 

Meisterturnier  zu  Budapest  1921. 
Weiß:  Schwarz: 

Euwe.  Bogoljubow. 

1.  e2— e4  e7— e6 

2.  d2— d4  d7— d5 

3.  Sbl— c3  Sg8— f6 

4.  Lei— g5  LfS— b4 
o.       e^     co  •  •  .  . 

Wohl  das  Beste.  Der  Lasker'sche 
Versuch,  die  geistreiche  Mac  Cutcheon- 
Variante  durch  5.  e4Xd5  zu  entwurzeln, 
führt  nur  zum  Ausgleich:  5....  Dd5:! 
(5. . . .  ed,  6.  Ld3  nebst  Sg  e2  und  0—0  mit 
Stellungsvorteil  für  Weiß),  6.  Lfö:  (6.  Sf3 
3e4!  mit  gutem  Ausgleich,  vergl.  Partie 
Schlechter— Marshall,  Ostende  1907)  6. . . . 

Lc3:t  (auf  6 gf  behauptete  Lasker  in 

einigen  Wettpartien  gegen  Marshall  1907 
sowie  Tarrasch  1908  mit  7.  Dd2  die 
besseren  Endspielchancen,  doch  zeigt  die 
gehaltvolle  Partie  Capablanca— Bogo- 
ljubow, New-York  1924:  7.  Dd2Da5[7.... 
Dg5, 8.  Dg5 :  hg,  9.  h4],  8.  Sg  e2  Sd7  [Seh wer- 
fälliger Partie  Leonhardt— Tarrasch,  Berlin 
1920:  8. . . .  Ld7,  9.  0-0-0  Sa6, 10.  Df4],  9. 
SclSb6,  lO.SbSDgö,  ll.a3Dd2:t  12.Kd2: 
Le7  usw.,  daß  Schwarz  im  Endspiel  dank 
seinen  Läufern  wenig  zu  fürchten  hat.  Viel- 
leichtist daher  7.  Dg4  doch  energischer),  7. 
bc  gf,  8.  Sf3  (auf  Swiderski'sZug  8.Dg4ist 

8 Dg5  eine  gute  Antwort.  —  Interessant 

geschah  in  einer  Partie  Capablanca— 
Aljechin,  New-York  1924:  8.  Dd2  Sd7, 
9.  c4  De4t  10.  Se2,  worauf  statt 
des  zeitraubenden  Springermanövers: 
Sd7— b6— d5— e7  usw.  einfach  10. . . .  b6 
nebst  Lb7  und  0—0-0   geschehen  sollte) 

8 b6  (gediegen  geschah  auch  in  einer 

Partie  Maröczy— Capablanca,  San  Seba- 
stian   1911:     8 Ld7,     9.     g3    De4t 

[noch     präziser    zunächst   9 Lc6],  10. 

De2  Lc6!  11.  Lg2  Sd7  mit  mindestens 
gleichem  Spiel),  9.  g3  (Lasker  regt  in 
seinem  Matchbüchlein  gegen  Tarrasch 
1916:    9.  Le2  Lb7,    10.  0—0  Tg8  [zweqks 


Verhinderung  von  Sei],  11.  a4 !  Sd7,  12. 
a5  0-0-0  [wenn  12. . . .  b5,  so  früher 
oder  später  c3— c4],  13.  ab  ab,  14.  La6 
mit  gutem  Spiel  für  Weiß  an.  —  Schwarz 
hätte  jedoch  in  dieser  Variante  den 
Vorstoß  a5  nicht  zulassen  und  daher 
11....  Da5  spielen  sollen  und  wenn 
darauf  12.  Dd3,  so  12. .  . .  f5,  13.  Se5,  f6! 
14.  Sc4  Dd5,  15.  f3  Sc6  usw.)  9. . . .  Lb7, 
10.  Lg2  De4t  (oder  auch  nach 
Dufresne  10....  Da5,  11.  Dd2  mit 
Gleichgewicht).  11.  De2  (nachteilig  geschah 
in  einer  Partie  Reti— Bogoljubow, 
Berlin  1919:  11.  Kfl  und  auch  11.  Kd2 
Dg6,  wie  in  einer  Petersburger-Partie 
Tarrasch— Aljechm  1914  erfolgte,  ist  für 
Schwarz  günstig)  11....  Sd7  und  die 
beiderseitigen  Chancen  halten  sich  voll- 
kommen die  Wage. 

Einen  ganz  verfehlten  Versuch,  dem 
Geheimnis  der  Stellung  neue  Seiten  abzu- 
gewinnen stellt  5.  f2— fS  h6!  6.  Lf6: 
Uf6:  7.  Se2  de,  8.  fe  e5!  [II.  Revanchewett- 
partie Lasker— Tarrasch,  Berlin  1916]  dar. 
—  Ohne  Saft  ist  auch  ein  anderer 
Lasker'sche  Versuch.  5.  Lfl— dS,  worauf 
in    der    IX.  Wettpartie  Lasker— Tarrasch, 

München   1908,  folgte:  5 de  (stark   in 

Betracht  kommt  auch  5. . . .  c5),  6.  Le4:  c5, 

7.  de  Ddl:t  8.  Tdl:  Sbd7,  9.  Lf3  Lc3:t 

10.  bc  Sc5:  11.  Le3Sc  e4!  mit  vollwertigem 
Spiel  für  Schwarz.  — 

Als  New-Yorker  Spezialität  gilt  nun- 
mehr der  Entlastungszug5.Sgl-e2,  vgl.  das 
dortige  Renkontre  Bogoljubow— Aljechin: 

5.  Se2  de  (in  der  Ursprungspartie 
Wolf-John,  Düsseldorf  1908,  ge- 
schah: 5....  h6,  6.  Lf6:  Df6:  7.  a3  Lc3:t 

8.  Sc3:  c6,  9.  Dd2  und  Weiß  steht  über- 
legen.  Wir   empfehlen    aber  5 c6  mit 

der  dreifachen  Funktion:  Festigung  des 
Zentrums,  Mobilmachung  der  Dame,  Auf- 
klärung über  die  Absichten  der  Gegenpartei). 

6.  a3!    Le7!    7.  Lf6:  gf   (hier  kommt 

auch   7 Lf6:  in  Betracht,  z.  B.:  Partie 

Bogoljubow— Tarrasch,  Pistyan  1922:  8. 
Se4:  0-0  [spielbar  ist  auch  sofort  8 — 
e5.  Schwächer  geschah  dagegen  in  der 
New-Yorker  Partie  Bogoljubow  — Reti:, 
8....  Ld7,    9.  Dd3  Lc6,    10.  0-0-0   Le4: 

11.  De4:  Dd5,  12.  De3  mit  weißem 
Stellungsvorteil],  9.  Dd3  e5,  10.  d5  Le7, 
11.  0—0—0,  worauf  Schwarz  bereits  mit 
11....  f5  ein  sehr  gutes  Spiel  erlangen 
konnte). 

8.  Se4:  b6  (schwächend  geschah  in 
der  New-Yorker  Partie  Dr.  Lasker— Reti 
zunächst    8....    f5,    9.    Sc3    Ld7  [besser 

nach  Nimzowitsch  9 c6,  sodann  Sd7  und 

Dc7  mit  elastischer  Stellung!],  10.  Dd2 
Ld6,  11.  0-0-0  De7,  12.  Sg3  [droht  Sf5:] 
Dh4,  13.  Del  usw.  mit  schöner  Initiative 
für  Weiß).  ,  .  ' 


—  259 


9.  Se2— c3  (oder  auch  9.  g3  Lb7,  10. 
Lg2  c6!  11.  0—0  Sd7,  12.  Dd2  Dc7,  13. 
Tf  dl  Sf8,  14.  -Dhe!  Sg6,  15.  Dg7  usw. 
mit  weißem  Vorteil). 

9....  f5,  10.  Sg3  Lb7,  11.  Lb5t  c6 
(nach  Nimzowitsch  [„Eröffnung  und  Partie- 
anlage in  der  neuesten  Turnierpraxis", 
Kagans  Schachnachrichten  ex  1924]  eine 
„Sägestellung",  die  jedoch  im  nach- 
folgenden kunstgerecht  abgesägt  wird!) 

12.  Lc4  Sd7,  13.  De2  Sf6,  14.  0-0-0 
Dd6,  15.  Th  el  Sd5,  16.  Sd5:  cd,  17.  Lb5t 
Kd8, 18.  Kbl  usw.,  Weiß  steht  überlegen.  — 
5       ....  h7— h6 

6.  Lg5— d2!  .... 

Dieser  am  normalsten  aussehende 
Rückzug  bildet  den  Auftakt  zu  einem 
scharfen,  besonders  von  Maröczy  aus- 
gearbeitetenWiderlegungssystem(vgl. 
Anmerkung  zum  9.  Zuge  von  Weiß). 

Ansonsten  gelangten  hier  be- 
kanntlich noch  folgende  fünf  Mög- 
lichkeiten zur  Anwendung,  ohne  je- 
doch die  Mac  Cutcheon-Verteidigung 
erschüttern  zu  können: 

I.)  Janowski's  Rückzug  6.  Lg5— e3, 
was  eventuell  ein  doppeltes  Bauernopfer 
in  Kauf  nimmt,  vergl.  Partie  Janowski— 
Burn,  Ostende  1907: 

6.  Le3  Se4,  7.  Dg4!  (7.  Ld3  Sc3:  8. 
Dd2  Sa2:  9.  c3  Le7  mit  Vorteil  für 
Schwarz)  7. . . .  Kf8!  8.  Ld3  (oder  8.  Se2 
c5,  9.  0-0-0  Sc3:  10.  Sc3:  Sc6!  Partie 
Spielmann— Vidmar,  Wien  1907)  Sc3:  9. 
Ld2  Sa2:  10.  c3  Le7!  11.  Ta2:  c5,  12.  Se2 
Sc6,  13.f4Db6, 14.0— 0  mit  unklarem  Spiel. 

II.)  Dr.  Olland's  Rückzug:  6.  Lg5— cl 
mit  ähnlichen  Verwicklungen,  z.  B.  Partie 
Dr.  Olland— Esser,  Utrecht  1907:  6.  Lei 
Se4,  7.  Dg4  Kf8!  8.  Se2  (8.  Ld3  Sc3:  9. 
Ld2  Sa2:)  8....  c5  nebst  Sc6  zugunsten 
von  Schwarz. 

III.)  Dr.  Bernstein's  Rückzug:  6. 
Lg5— h4,  gleichfalls  ohne  erstrebenswerte 
Resultate,  vergl.  Partie  Bernstein— Swi- 
derski,  Koburg  1904: 

6.  Lh4  g5,  7.  Lg3  Se4,  8.  Se2  c5,  9. 
a3  Lc3:t  (9. . . .  La5, 10.  b4!  Partie  Pills- 
bury— Reggio,  Monte  Carlo  1903,  oder 
10.  de  Partie  Rubinstein— Freymann,  Wilna 
1912),  10.  Sc3:  Da5!  .(xiel,schwftcher  ii>t 
10. ...  Sc3:  11.  bc  Da5,  12.  Dd2  mit 
weißem  Vorteil  oder  auch,  wie  in  einer 
Partie  Wolf— Vukovic,  Wien  1922,  erfolgte: 
10...  .  Sct3:  11.  hg  cd,  12.  Sb5  zugunsten 
von  Weiß),  11.  Dd3  Sc6,  12.  Db5  Sc3:! 
13.  Da5:  Sa5:  14.  bc  Ld7  mit  ungefährem 
Ausgleich. 

IV.)  Cordel'sDreinschlagen  6.  Lg5Xf6, 
was     nach     6 gf,   7.   Dh5   c5   bezw. 


7.  Dg4  fe,  8.  Dg7  Ke7,  9.  de  Dg8,  10. 
Df6t  Ke8,  11.  Sf3  (11.  0-0-0  Sd7,  12. 
Df3  Dg5t)  Le7,  12.  Df4  Ld7  usw.  für 
Schwarz  ganz  freundlich  aussieht. 

V.)Tschigorin's  Fortsetzung:  6.  e5X*6 
h6Xg5,  7.  f6Xg7  Th8— g8,  8.  h2— h4! 
(früher  setzte  man  mit  8.  Dh5  Df6,  9.  Sf3 
Dg7:  10.  0—0—0  Ld6  mit  schwarzem 
Vorteil  fort.  Der  Bauernzug  wurde  zuerst 
in  einer  Partie  Tartakower— Vidmar,  Wien 
1907,  unter  Befolgung  einer  Tschi- 
gorin'schen  Anregung  angewandt  und 
sichert  dem  Weißen  den  Stellungsvorteil 
der  offenen  h-Linie).  —  Es  kann  folgen: 
8. . . .  gh  (8. . .  .  Tg7:  9.  h5!),  9.  Dh5  Df6, 
10.  Sf3  Sc6!  (viel  schwächer  geschah  in 
der  schönen  Partie  Fleischmann— Spiel- 
mann, Petersburg  1909:  10....  Sd7,  11. 
0—0—0  Lc3:?  12.  bc  Dg7,  13.  Dh4:  Sf8, 
14.  Df4  mit  überlegenen  Chancen  für 
Weiß),  11.  0-0-0  (11.  Th4:  Dg7:    nebst 

Le7)  11 Ld7.   Die  Spiele   stehen  etwa 

gleich.  — 
6 Lb4Xc3 

Die  Idee  der  schwarzen  Eröff- 
nungsanlage ist  eigentlich  die,  den 
Königsläufer  für  spätere  Zwecke  zu 
behalten.    Wir  schlagen   daher  statt 

des       üblichen      Textzuges       6 

Sf6— d7,  7.  Ddl— g4  (oder  Partie 
Niemzowitsch — Bogoljubow,  Göte- 
borg 1920:  7.  f4  c5:  8.  Sb5  Ld2:t  9. 
Dd2:  0—0,  10.  c3  Sc6,  11.  Sf3  f6, 
12.  Ld3?  [12.  Le2]  12....   Db6    mit 

gutem  Gegenspiel)  7 Lb4 — f8!!*) 

vor,  z.  B.  8.  f2— f4. 

*)  Anders  geschah  in  einer  Partie 
Reti-Vukovic,  Wien  1922: 

6....  Sd7,  7.  Dg4  Kf8,  8.  f4  c5, 
9.  a3  Lc3:  (nunmehr  eine  traurige  Not- 
wendigkeit), 10.  bc  Sc6,  11.  Ddl!  (ein 
tiefer  Gedanke,  um  Bd4  zu  decken  und 
den  späteren  Bauernvormarsch  am  Königs- 
flügel zu  ermöglichen.  Sonst  käme  auch 

das  einfache    11.  Sf3  in  Betracht)    11 

a5?  (besser  etwa  sofort  Db6),  12.  Sf3 
Db6,  13.  Tbl  Da7,  14.  Le3  b6?  (Selbst- 
vermauerung der  Dame!) 

Weiß  gewann  in  schönstem  Stile  wie 
folgt:  15.  Lb5  Se7,  16.  a4  c4,  17.  0-0 
Sb8,  18.  Lei!  g6,  19.  Del  (eine  neuerliche 
Reise)  Kg7,  20.  Dh4  Sg8  (Heimkehr 
der  beiden  ungeratenen  Söhne!),  21. 
La3  Ld7,  22.  g4  h5,  23.  f5!!  ef,  24.  Ld7: 
hg,  25.  Lf8t  Kf8:  26.  Dh8:  Sd7:  27.  Sg5 
Db8,  28.  Sf7:!  Kf7:  29.  Dh7t  Ke6,  30. 
Dg6:t  Ke7,  31.  Dg5t  Sgf6,  32.  eff  Kd6, 
33.  Df4t  Kc6,  34.  Db8:  Tb8:  35. 
Tf5:  Tf8,  36.  f7.  Aufgegeben. 


260 


(jedenfalls  das  Konsequenteste.  Auch 
auf  8.  h4  bezw.  8.  Sc  e2  bezw.  etwas 
präziser  8.  Sdl  setzt  Schwarz  sein 
Gegenspiel  mit  c7 — c5  Sc6  Db6  usw. 
fort,  während  sein  Königsflügel  einer 

Festung     gleicht)     8 c7 — c5,     9. 

Sgl — f3  (dem  Katzensprung  9.  f5  be- 
gegnet Schwarz  ganz  kaltblütig  mit 
9....ef!!  10.  Df5:  cd  und  kommt  in 
Vorteil)  9. . . .  Sb8-c6,  10.  0-0-0  (wenn 

10.  Le3  so  10 Da5.  Auch   gegen 

10.  Lb5  ist  Schwarz  gut  gewappnet) 

10 a7— a6   (etwas   zu    gefährlich 

sieht  sofort  10....  cd,  11.  Sb5  Db6, 
12.  Sdöf  aus),  ll.Lfl— d3(ll.Le3 
Da5)  ll....c5Xci4  (auch  11.... c4, 
12.  Le2  b5  nebst  b4  ist  nicht  zu  ver- 
achten), 12.  Sc3— e2  Dd8— b6  mit 
überlegenen  Chancen. 

Nach  dem  Textzug  entstehen  für 
Schwarz  große  Gefahren: 


7.  b2 

8.  Ddl- 


c3 
g4! 


Sf6— e4 


Ohne  Saft  und  Kraft  erwies  sich 
im  Wettkampf  Tarrasch -Marshall 
1905,  die  Fortsetzung  8.  Ld3  Sd2: 
9.  Dd2:  c5  nebst  Sc6  und  Da5. 


8. 


•  •  • 


g7— g6 


Minderwertig  wäre  selbstredend  8 

0—0  wegen  9.  Lh6:  mit  Qualitätsgewinn 
sowie  auch  8. . . .  Sd2:  wegen  9.  Dg7: 
Sf8,  10.  Kd2:  mit  materiellem  Vorteil  für 
Weiß. 

Erschüttert  wurde  in  letzter  Zeit  auch  die 

Verteidigung    8 Kf8,    ebenfalls  durch 

den  Bauernsturm  9.  h4  nebst  10.  Th3  oder 
eventuell  10.  h5,  vergl.  hiezu  aber  Partie 
Thomas— Tarrasch,  Karlsbad  1923: 

8. . . .  Kf8,  9.  h4  (sehr  originell  geschah 
übrigens  auch  in  einer  Partie  Duras— 
Olland,  Karlsbad  1907:  9.  Lei  c5  [9.  . . . 
Sc3:  10.  Ld3  mit  Angriff],  10.  Ld3  Da5, 
11.  Se2  mit  besseren  Chancen  für  Weiß). 

.9....  c5,*  10.  Th3  Sc6,  ll.Ld3:Sd2:! 


*)  Eine  andere  Idee  wäre,  alle  Unter- 
nehmungen am  D-flügel  zu  unterlassen 
und  dem  bedrängten  König  mit  sofortigem 
9. . . .  Sc6  nebst  Sc6— e7— f5  zu  Hilfe  zu 
eilen.  Dieser  Versuch  erlitt  aber  ein 
völliges  Fiasko  in  folgender  Partie 
Spielmann-Kieninger,  Innsbruck  1922: 


(Schwächer  geschah  in  einer  Länder- 
kampfpartie  te  Kolste— John,  Berlin  1922, 

vorerst  11 h5,  12.  Df4.  Sd2:  13.  Kd2: 

c4  worauf  statt  14.  Lg6?  De7,  15.  Df3 
[15.  Tf3  f5,  16.  ef  gf,  17.  Df6:t?  Df6:  18. 
Tf6:  tKg7  und  gewinnt]  15.  . .  .  Ke8!  usw. 
viel  zweckmäßiger  14.  Le2  mit  aufrecht- 
erhaltener    Initiative    geschehen     sollte). 

12.  Kd2:  c4!  13.  Le2  Se7!  wobei 
sich  Schwarz  erfolgreich  zu  verteidigen 
vermochte.  — 

9.      h2— h4!  .... 

Von  Maröczy  dem  Jüngeren  in  der 
„Tidskrift  för  Schack"  ex  1922;  einer  ein- 
gehenden Analyse  unterzogen: 

Dagegen  geschah  in  der  IV.  Wett- 
partie Lasker— Marschall  1907  bekanntlich 
9.  Sf3  c5,  10.  Ld3  Sd2:  mit  baldiger  Kon- 
solidierung des  schwarzen  Spiels. 

Auch  das  von  Maröczy  dem  Älteren 
seinerzeit  vorgeschlagene  Svstem:  9.  Le3 
Sc3:  10.  Ld3  wird  nach  Collijn  durch 
De7  nebst  b6  und  La6  entkräftet. 


9.       .... 
10.  Lfl— d3 


c7 — c5 


Noch  energetischer  als  10.  Th3. 
Das  Läuferopfer  auf  g6  beginnt  bereits 
in  der  Luft  zu  schweben  und  wird 
von  Weiß  in  kürzester  Zeit  durch- 
gesetzt. 


10 

11.  KelXd2 

12.  Thl— h3 

13.  Ld3Xg6n 

14.  Th3— f3 


Se4Xd2 
Sb8— c6 
D  d8— a5 
Th8— f8 
c5Xd4 


(8. . . .  Kf8,  9.  h4  Sc6),  10.  Ld3  Sd2: 
11.  Kd2:  Se7,  12.  Th3  Sf5  (mindestens  ist 
eine  schwarze  Figur  wirksam  postiert!), 
13.  Se2  h5,  14.  Df4  g6,  15.  g4!  (zu  Vor- 
bereitungen wie  15.  f3  hat  ein  Spielmann 
nie  Zeit!)  15. . . .  hg  (oder  15. .  .  .  Sh4:  16. 
gh  Th5:  17.  Tahl  g5,  18.  Dg4  nebst  f4 
mit  weißem  Vorteil),  16.  Dg4:  Th4:  17. 
Th4:  Dh4:  (17.  ...Sh4:?  18.  Thl  usw.), 
18.  Lf5:  Dh6t  19.  Sf4  ef  (auch  19. . . .  gf 
verliert,  z.  B.  20.  Df3  Ld7,  21.  Thl  Dg7, 
22.  Sh5  Dg5,  23,  Kdl  Ke7,  24.  Sf6  c5! 
25.  c4!  usw.),  20.  Df3  c6,  21.  Thl  Dg5 
(21....  Dg7,  22.  Th2!  nebst  Dhl),  22. 
Th8t  Ke7  (oder  22....  Kg7,  23.  Dhl! 
usw.),  23.  De3  Dgl,  24.  e6!  Aufgegeben 
(24. ...  f6,  25.  Tg8).  Wieder  ein  unschul- 
diges Opfer  der  h-Linie! 


—  261  — 


Stellung  nach  dem  1 4.  Zuge  von  Schw. 


Die  schwarzen  Verteidigungsan- 
lagen waren  morsch  aufgebaut.  — 
Es  folgte  sehr  schön: 

15.  Lg5Xf7t!  Ke8— d8 

16.  Dg4— g7  d4Xc3t 

17.  Kd2— el         V  Da5— b4 

18.  Lf7— g6!  Tf8Xf3 

19.  SglXf3  Db4— f4 

20.  Tal— dl  Ta8— b8 

21.  Dg7— f6t  .... 

Führt  am  schnellsten  die  Ent- 
scheidung herbei. 

21 Df4Xf6 

22.  e5Xf6  Lc8— d7 

23.  g2-g4  

Der  Bauernwald  setzt  sich  in 
Bewegung. 


23. 

24  g4-g5 

25.  Lg6— d3 

26.  h4Xg5 


Kd8— c7 

Tb8— h8 

h6Xg5 

e6— e5 


Schwarz  verteidigt  sich  hartnäckig, 
was  noch  einige  pikante  Schluß- 
wendungen ermöglicht. 


27.  g5-g6 

28.  Sf3— g5! 

29.  Sg5— h7 

30.  Kel— e2 

31.  f6— f7 

32.  Ke2— e3 

33.  Ke3— f4 

34.  g6-g7 

35.  f7— f8D 

36.  Kf4— e5 


Ld7— e6 
Sc6— d4 
Sd4— f3t 
e5 — e4 

Sf3— d4t 
Sd4— f5t 

Sf5— e7 
Th8Xh7 
Th7— h4t 
Aufgegeben. 


Der  holländische  Jungmeister 
Euwe  (geboren  1901  zu  Amsterdam) 
ist  die  Zukunftshoffnung  des  euro- 
päischen Schachs.  Logik,  gepaart 
mit  Phantasie,  zeichnet  sein 
Spiel  aus. 

[EH] 

Partie  Nr.  45. 

Viermeisterkampf  zu  Kiel  1921. 


Weiß: 

Schwarz: 

Bogoljubow. 

Reti. 

1.      e2— e4 

e7— e6 

2       d2— d4 

d7— d5 

3.   Sbl— c3 

Sg8  -f6 

4.   Lei— g5 

LfS    b4 

5.      e4— e5 

h7— h8 

6.    Lg5— d2! 

Lb4Xc3 

7.    Ld2Xc3 

.... 

Im  Zusammenhang  mit  dem 
nächstzügigen  Manöver  eine  der  zahl- 
losen Neuerungen  Bogoljubow's,  die 
sich  aber  hier  nicht  bewährt. 

Wegen  der  normalen  Fortsetzung 
7.  bc  siehe  vorige   Partie. 

7 Sf6— e4 

8.  Ld3— b4  .... 


262 


Ein  lebenslustiger  Läufer!  In  einer 
Partie  Duras-Prokes,  Wien  1907, 
geschah  weniger  effekthaschend  8. 
Ld2  c5,  9.  Le3. 

8 c7— c5! 

9.  Lb4Xc5  .... 

Wenn  9.  de,  so  9....Sf2:!  nebst 
Dh4t  und  Db4: 

9 Se4Xc5 

10.  d4Xc5  Dd8— aöf 

Schwarz  will  sich  mit  dem  metho- 
dischen, von  Collijn  empfohlenen 
Ausgleichungssystem :  10....  Sd7,  1 1 . 
Dd4  Dc7  usw.  nicht  begnügen. 

11.  c2— c3  Da5Xc5 

12.  Ddl— d4  Dc5— c7 

13.  Sgl— f3  Sb8— c6 

14.  Lfl— b5  0—0 

15.  Lb5Xc6  b7Xc6 

16.  b2— b4  Lc8— a6! 
Gibt  der  ganzen  Partie  ein  unver- 
kennbares Gepräge. 

17.  Kel— d2  Ta8— c8 

18.  Dd4— c5  f7— f6 
Hiemit  ist  die  weiße  Partieanlage 

strategisch  widerlegt,  indem  sein 
Stützpunkt  e5  gesprengt  und  c5  nur 
künstlich  behauptet  werden  kann. 

19.  Thl— el  f6Xe5 

20.  Sf3Xe5  Tf8— f5! 
Nun    bemächtigt    sich    Schwarz 

auch  in  taktischer  Hinsicht  der 
Spielführung. 

21.  Dc5— e3  .... 
Dieser   Rückzug    ist   erzwungen, 

da  wenn  der  Springer  zieht,  so  folgt 
e6 — e5! 

22.  ,  ...  c6— c5 
Nun    aber    produziert    sich    ein 

anderer  schwarzer  Bauer  als  Mauer- 
breche r. 

22.  Tal— cl  .... 
Auf  22.  bc  folgt  22. . . .  d4!  23.  cd 

Daöf  zum  Vorteil  für  Schwarz. 
22 c5Xb4 

23,  c3Xb4  ... 


Stellung  nach  dem  23.  Zuge  von  Weiß. 


löt,  m..   m..  m 


Wa      V/m      l^i      v/M 


23.       .  .  . 


d5— d4! 


Ebenso  elegant  wie  energisch. 
Der  weiße  König  kommt  aus  seiner 
offenen  Stellung  nicht  mehr 
heil  heraus. 

24.  De3— g3  .... 
Auf  24.  Dd4:   siegt  Schwarz   in 

prachtvoller  Weise  durch  24. . . .  Tf2:f ! 

25.  Df2:  Dd6t  usw. 

24.  ....  Dc7— d6 

25.  TclXc8t  La6Xc8 

26.  Se5— d3  Dd6— d5 

27.  Tel— cl  Lc8— a6 
„Ich  bin  schon  wieder  da!" 

28.  Sd3— c5  d4— d3! 
Ein  äußerst  lebensfähiger  Bauer, 

dem  alsbald  auch  die  wohlverdienten 
Siegesehren  zufallen  werden. 

29.  Sc5— b3  .... 
Weiß  wehrt   sich   nach   Kräften. 

Fatal    wäre    selbstredend    29.   Sd3: 

Ld3:  30.  Dd3:  Tf2:t  usw. 

29 Dd5— e4 

30.  Dg3— b8t  Tf5— f8 

31.  Db8Xa7  De4— e2t 

32.  Kd2— c3  d3— d2! 
Weiß  fällt  dieser  „höheren  Geo- 
metrie" zum  Opfer. 

33.  Tel— gl  Tf8— c8t 

34.  Sb3— c5  De2— c4t 

35.  Kc3— b2  Dc4Xb4t 

36.  Sc5— b3  Db4— c3t 

37.  Kb2— a3  La6— e2 
Weiß  gibt  auf. 

„Lützow's  wilde  Jagd". 

OHI 


263  — 


Entlastung:  4 d5Xe4. 

Mit  einem  imposanten  Siege  der 
schweren  Geschütze  endete  die 

Partie  Nr.  46. 

Meisterturnier  zu  BerHn  1920. 


Weiß: 
Rdti. 

1.  d2~d4 

2.  e2-e4 

3.  Sbl— c3 

4.  Lei— g5 


Schwarz: 

Tartakower. 

e7— e6 

d7— d5 

Sg8— f6 

d5Xe4 


Von    Lasker,    später    aber    von 
Rubinstein  mit  großer  Virtuosität  an- 
gewendet (vergl.  Anm.  zum  7,  Zuge 
von  Schwarz). 
5.  Sc3Xe4  .... 

Auf  5.  Lg5Xf6,  was  u.  a.  Maröczy 
für  das  Beste  hält,  wäre  5. . . .  Dd8Xf6 
allerdings  gefährlich,  z.  B.  Partie  Spiel- 
mann—Opocensky,   Pistyan    1922: 

6.  Sc3— e4  Df6— d8  (beachtenswert 
ist  aber  6. . . .  Dh6,  oder  wie  in  einer 
Matchpartie  Spielmann— Tartakower,  Wien 
1921,  geschah:    6....   Dg6,    7.  SgS  Ld6, 

8.  SfS   0—0,    9.  Ld3  Dh6,  10.   0—0    Sc6, 

11.  Tel  Ld7,  12.  c3  Tae8,  13. 
Te4  [besser  13.  Db3]  f5!  14.  Te2  [vor- 
sichtiger 14.  Tel]  g5!  mit  schwarzer 
Initiative). 

7.  Sgl— f3  Sb8— d7  (nicht  ganz  be- 
friedigend geschah  in  einer  Partie  Tarta- 
kower—Maröczy,  Göteborg  1920,  sofort 
7. . . .  c5). 

8.  Lfl— d3  (oder  auch  etwa  8.  c3  c5, 

9.  Da4  cd,    10.  0—0—0!  de,   11.  Se5  cbf 

12.  Kbl  a6,  13.  Lb5!  mit  weißem  Vorteil). 


8. . . .  Lf8— e7,  9.  Ddl-e2  c7— c6,  10. 
0-0-0  mit  klarem  Stellungsvorteil  für 
Weiß,  dagegen  scheint  Schwarz  auf  5. 
LgöXfß  mit  5. . . .  g7Xf6, 6.  Sc3Xe4f6— f5 
gute   Gegenchancen    zu    erlangen,   z.  B.: 

a)  Partie  Spielmann— Sämisch,  Kopen- 
hagen 1923:  7.  Sg3  c5!  8.  Sf3!  (keine 
Vorteile  ergab  in  einer  Partie  Tartakower 
—  Maröczy,  Wien  1922:  8.  LbSf  Sc6!) 
8. . . .  Sc6,  9.  Dd2!  (Weiß  versucht  in  raffi- 
nierter Weise,  aus  Nichts  etwas  zu  machen) 
9....  cd,  10.  Lb5  Ld7,  11.  0—0  Db6,  12. 
Sd4:  mit  ungefährem  Ausgleich. 

b)  Partie  Aljechin— Tartakower,  Wien 
1922:  7.  ScS  (nach  Maröczy  am  besten, 
nach  unserer  Meinung  aber  eine  verstärkte 
Abschwächung)  7. . . .  Lg7,  8.  Sf3  0—0!  (ver- 
früht wäre  noch  8 c5.  Nachteilig  ge- 
schah ferner  in  einer  Partie  Strobl— 
Krejcik,  Wien  1921:  8....  De7  nebst  c5.  — 
Auch  8. . . .  Sc6, 9.  Lb5  Ld7, 1 0.  Dd2  De7, 1 1 . 
0—0—0  0—0—0,  12.  Thel  h5,  13.  Kbl  wäre 
nach  Maröczy's  Ausführungen  für  Weiß 
günstig),  9.  Dd2  c5!  10.  de  Da5,  11.  Sb5! 
(wenn  1 1 .  Dg5,  so  vorerst  11..  . .  h6 !  1 2.  Dg3 
f4!  mit  Vorteil)  11....  Dd2:t  12.  Sd2: 
Sa6  (12. . . .  Lb2:  13.  Tbl  Le5,  14.  Sc4), 
13.  c3  Sc5:  14.  Sb3!  Sb3:  15.  ab  a6,  16. 
Sd6,  worauf  sofort  16 Td8  ein  min- 
destens gleiches  Endspiel  herbeiführen 
konnte.  Es  folgte  jedoch  beiderseits  ge- 
künstelter:   16....    Tb8,    17.   b4  Td8,    18. 

0—0-0!?  (geboten  war  18.  Sc8:)    18 

Le5?  (mit  18. . . .  Ld7  konnte  Schwarz 
das  überlegene  Zweiläuferspiel  behaupten, 
da    das   von  Weiß    geplante    19.  b5  Le5, 

20.    ba    wegen    20 La4    mangelhaft 

wäre),  19.  Sc8:  Tdl:t  20.  Kdl:  Tc8:  21. 
Kc2  und  Weiß  befindet  sich  jetzt  trotz 
der  ungleichen  Läufer  in  kleinem  Vor- 
teil, was  er  durch  geniale  Endspiel- 
führung siegreich  zu  verwerten  verstand.*) 


*)  Zum  Kapitel:  Endspiel- 
führung. 

Stellung  nach  dem  29.  Zuge 
von  Schwarz. 

Schwarz:  Tartakower. 


. .  m Ä.»  m...  m 


^f'     W^/      W^y 

§MM   MM. 

wm     'rn^y     ^öy^ 

im.   ■   m\ 


Weiß:  Aljechin. 


Es  folgte: 

30.  Lf3— h5!  .... 
Eine  tiefe  Konzeption. 

30 Tf2Xg2 

31.  Th7Xf7t  Ke7-d8 
Verhältnismäßig  am  be- 
sten war  31....  Kd6,  32. 
Tf4:  Ld8!  obwohl  Weiß 
auch  dann  dank  seinem 
freien  Plusbauer  im  Vorteil 
blieb. 

32.  Lh5— g4!  e6— e5 

33.  Tf7— d7t        Kd8— c8 

34.  Td7-d2t  .... 
Mit     den    Abzugschachs 

auf  der  7-Linie  würde 
Weiß  nur  Remis  halten 
können.  Die  nun  folgenden 
Verwicklungen     hatte    der 


Führer  der  schwarzen  Steine 
in  Verkennung  des  36.  Zu- 
ges von  Weiß  als  günstig 
für  sich  beurteilt. 

34 Tg2Xg4 

35  h3Xg4  f4— f3! 

Auf  35. . . .  e4  gewinnt 
Weiß  leicht  durch  36.  Td4 
f3,  37.  Te4:  f2,  38.  TeSf 
nebst  Tf8,  während  jetzt 
sogar  seine  eigene  Lage 
prekär  zu  sein  scheint. 
Man  prüfe: 

a)  36.  Kc4  e4,  37.  Kd4 
Lf4,  38.  Tf2  e3,  39.  Tf3: 
e2!  und   Schwarz   gewinnt. 

Fortsetzung  der  Fußnote 
siehe  Seite  264. 


264 


5 Sb8— d7 

In  einer  Partie  Tarrasch-Tartakower, 
Mährisch-Ostrau     1923,     geschah     sofort 

5 Le7,   um   nach  6.   Sf6:t  mit  6 

Lf6:  seinen  Läufer  entgegenzustemmen 
(z.  B.  etwa  7.  Lf6:  Df6:  8.  Sf3  0—0 
[8....  b6,  9.  Lböf  c6,  10.  LdS  Lb7,  11. 
De2!  Sd7,  12.  c3  mit  gutem  Spiel],  9. 
Ld3  c5,  10.  De2!  [10.  c3  cd,  11.  Sd4:  e5 
mit  Initiative]  IQ...  Sc6,  11.  de  Db2: 
mit  unklarem  Spiel),  bezw.  nach  6.  Ld3? 
Se4:  7.  Le7:  Sf2:!  einen  Bauern  zu  er- 
obern. Da  auch  der  Rückzug  6.  Sg3  auf 
die  unmittelbare  Einwirkung  im  Zentrum 
verzichten  würde,  entschloß  sich  Weiß 
zum  hypermodernen  Rücksprung  6.  Sc3 
(vergleiche  unsere  Ausführungen  auf 
Seite  70). 

6.  Sgl— f3  Lf8— e7 

7.  Se4Xf6t  .... 

Dies  soll  nach  moderner  Ansicht 
noch  das  Beste  sein  (jedenfalls  nicht 
7.  LdS  wegen  7. . . .  Se4:  usw.  wie  oben). 

Weiß    hofft    seinen    Bauern    im 
Zentrum  zu  behaupten  und  den  feind- 
lichen Damenläufer  dauernd   einge- 
sperrt halten  zu  können. 
7 Le7Xf6 

Eine  neue  Idee,  um  die  Fesse- 
lungwirksam zurückzuschlagen  und 
eine  der  beiden  Bauernsprengungen 
(c7— c5  oder  e6 — e5)  schleunigst  zu 
ermöglichen. 

Gewöhnlich  geschieht  hier  7. .  . . 
Sd7Xf6,  8.  Lfl-d3  b7-b6  (Rubinstein! 
„Jetzt  oder   nie",   lautet  sein   Grundsatz, 

da  nach  8 0—0, 9.  De2  das  nunmehrige 

9....   b6   wegen   10.    Lf6:    nebst  De4  ein 


grober  Fehler  wäre.  --  Nach  Collijn  soll 
übrigens  8....  c5,  9.  0—0  cd,  10. 
Sd4:  e5,  11.  Sf3  Sd7!  zum  Ausgleich 
genügen,  doch  kann  Weiß  bei  dieser 
Spielwendung  viel  energischer  11.  Sf5  Lf5: 
12.  Lf5:  Ddl:  13.  Tadl:  mit  zweifel- 
losem Endspielvorteil  spielen). 

9.  0—0  (stürmischer  geschah  in  der 
bekannten  Partie  Spielmann— Rubinstein, 
San  Sebastian  1911,  wo  der  polnische 
Großmeister  seine  Neuerung  zum  ersten 
Male  anwandte:  9.  Se5  Lb7,  10.  Lböfcö, 
11.  Df3  [oder  Partie  Schlechter— Rubin- 
stein, San  Sebastian  1912:  11.  Lc6:t 
Lc6:  12.  Sc6:  Dd5!  13.  Se5  Dg2:  14.  Df3 
Df3:     mit     schwarzem      Endspielvorteil] 

11 Dd5,    12.   Lf6:   cb,    13.   Le7:  Df3: 

14.  gf  Tg8,  15.  Lh6  f6,  16.  Sd3  Lf3:  17. 
Tfl  Tg4,  18.  Lf4  Td3,  19.  c3  e5!  mit 
gutem  Endspiel  für  Schwarz.  —  Ver- 
gleiche im  übrigen  die  zweite  Fußnote 
der  Seite  245). 

9....  Lc8-b7,  10.  Ddl  -e2  0-0,  11. 
Tal— dl  mit  Entwicklungsschwierigkeiten 
für  Schwarz.  (Matchpartie  Capablanca— 
Kostitsch,  Havanna  1919,  mit  Zugum- 
stellungen aus  der  Variante  3.  .  .  . 
d5Xe4  entstanden). 

8.  Lg5— e3!  .... 

Jeder  Tausch  würde  das  schwarze 
Spiel  erleichtern.  In  einer  Partie 
Breyer-Tartakower,  Göteborg  1920, 
geschah  8.  Lf6:  Df6:  mit  baldigster 
Gegeninitiative,  deren  Mittel  freilich 
sehr  beschränkt  sind. 

8 0—0 

Noch  sicherer  geschah  in  einer 
früheren  Matchpartie  zwischen  den 
Textgegnern    (Wien  1920):   8.  ...c5, 


Fortsetzung  der  Fußnote 
von  Seite  263. 

b)  36.  Kc2  e4,  37.  Td4! 
e3,  38.  Kdl  Lg3,  39.  Te4 
e2t  40.  Kd2  Lh4,  41.  Te5 
Lg3  etc.  mit  Remis. 

c)  36.  g5  e4,  37.  Td5  (37. 
g6?  Le5  nebst  e3  und  ge- 
winnt) 37....  f2,  38.  Tf5 
e3,  39.  g6  e2,  40.  g7  f  1  D, 
41.  g8Dt  Kb7,  42.  Dd5t 
Ka7  mit  Gleichgewicht. 

d)  36.  Th2  e4,  37.  Th8t 
Kd7,  38.  Tf8  Lg3!  39.  g5 
Ld6,  40.  Tf6  Le5!  41.  Tf7t 
Ke6  mit  Ausgleich.  [Alje- 
chin  in  der  „Strategie"]. 


36.  Td2-d5!!!  .... 

Deusexmachina!  -  Durch 
diese  ganz  unwahrschein- 
liche Wendung  erzwingt 
Weiß  den  Gewinn: 

36. . . .  e5— e4 

Oder  36....  f2,  37.  Tdl 
e4,  38.  Kc2  Lf4,  39.  Tfl 
nebstKdl  undgewinntleicht. 


37.  Td5— f5 

38.  g4-g5 


Lc7-g3 
Kc8— d7 


Oder  38. .'. .  e3,  39.  Tf3: 
e2,  40.  Te3  usw.  mit  klarer 
Entscheidung. 

39.  g5-g6  Kd7-e6 


40.  g6— g7  Ke6Xf5 

41.  g7— g8D        Lg3— f4 

Um  eine  Nuance  zäheren 
Widerstand  bot  Le5. 

42.  Dg8-f7t        Kf5— g4 

Auf   42 Ke5  gewinnt 

43.  c4  usw. 

43.  Df7-g6t  Lf4-g5 

44.  Dg6Xe4t  Kg4— g3 

45.  De4— g6  Kg3— g4 

46.  Dg6Xb6  Aufgegeben. 

Die  Partie  wurde  mit 
dem  Speziaipreis  für  das 
beste  Endspiel  ausge- 
zeichnet. 


—  265  - 


9.  c3  cd,  10.  Sd4:  0—0,  11.  Le2  Sb6, 
12.  Sb5  Ld7!  usw.  mit  ungefährem 
Ausgleich  der  Kräfte, 

9.  Lfl-<13  Tf8— e8 

Auch  jetzt  kommt  9.,.,  c5  in  Be- 
tracht, doch  hat  der  schwarze  Führer 
schon  manche  böse  Erfahrung  mit 
der  Herabminderung  seines  Präsenz- 
standes am  Damenflügel  gemacht 
und  will  hier  daher  lieber  mit  der 
Öffnung  der  e-Linie  versuchen,  (Siehe 
nächste  Anmerkung.)  '  Übereilt  ge- 
schah in  einer  Partie  Schlechter — 
Snoskoborowski,  Nürnberg  1906,  so- 
fort 9....  e5?  wegen  10.  de  Se5: 
11.  Se5:  Le5:  12.  Lh7:t  nebst  Dh5 
und  De5:  mit  Bauerngewinn  für 
Weiß. 

10.  c2— c3  e6— e5 
Gesunde  Strategieljetzt  wäre  hin- 
wiederum 10 c5  ein  Fehler  wegen 

11.  Dc2  g6,  12.  de  Dc7,  13.  b4  b6 
(oder  13,... a5,  14.  Tbl),  14.  Le4 
Lb7,  15.  Lb7:  Db7:  16.  cb  Tac8, 
17.  Ld2  Sb6:  18.  Tel  mit  Mehrbauer 
für  Weiß. 

11.  Ddl— c2!  .... 
Der  phantasievolle  Reti  beginnt 

bereits  seinen  Gegner  vor  schwere 
taktische  Probleme  zu  stellen  und 
der  Partie  den  schärfsten  Duell- 
charakter zu  verleihen.  (Heterogene 
Rochaden!) 

11 g7-g6? 

Diese  böse  Schwächung  legt  den 
Grund  zu  allen  späteren  Schwierig- 
keiten von  Schwarz.  Richtig  war  das 
unerschrockene  Dreinschlagen  IL... 
ed!  da  darauf  die  Opferwendung  12, 
Lh7:t  Kh8,  13.  Sd4:  Ld4:  14.  cd 
g6,  15.  Lg6:  fg,  16.  Dg6:  Sf8,  17. 
Dh6t  Sh7,  18.  0—0  Dd5  für  Weiß 
ergebnislos  wäre  und  er  daher  die 
bescheidene  Spielart:  12.  Sd4:  (statt 

12.  Lh7:t)  Ld4:  13.  cd  Sf8,  14. 
0-0-0!  mit  punktalen  Schwächen, 
dafür  aber  mit  verschiedenen  prak- 
tischen Hoffnungen  wählen  müßte. 
12.      0—0—0  .... 

In  Betracht  kam  auch  12.  h4. 


12,      e5Xd4 

Auf  l^....De7  könnte   13,  The  1 

die  Gabeldrohung  von  Schwarz  mit 
leichter  Mühe  vereiteln, 

13.  Le3Xd4  ,  ,  .  . 
Mit  13.  Sd4:  würde  Weiß  (nach 

13....  Lg5)  dieselbe  Läufer-Trans- 
aktion in  viel  ungünstigerer  Form 
durchführen  müssen, 

13,  ,  .  .  .  Lf6Xd4 

14,  Sf3Xd4  Sd7— c5 
Riskant  wäre   der  Bauerngewinn 

durch  14,...Dg5t  nebst  Dg2: 

Am  besten  war  aber  hier  (und 
auch  noch  in  den  nächsten  Zügen) 
Di6,  womit  die  schwarze  Hauptfigur 
die  unbequeme  d-Linie  sozusagen 
unter  zähneknirschenden  Flüchen 
und   Drohungen    verlassen  müßte. 

12.  h2— h4!  Sc5Xd3t 

13.  TdlXd3  c7— c5 
Schwächend.    Noch    immer   war 

Df6  vorzuziehen, 

14.  Sd4— b5!  Dd8— a5 
Besser  war  Db6   (vergl  nächste 

Anmerkung). 

18.  Sb5— d6  Te8— e7 
Jetzt  erst  sieht  Schwarz,  daß  der 

Grundgedanke  seines  1 6.  Zuges  fehler- 
haft war,  da  der  geplante  Einbruch: 
18,..,Da2:  19.  Se8:  Dal  f  20.  Kd2! 
(20,  Dbl  ?  Dbl  :t  21.  Kbl :  Lf5  usw.) 
Dhl:  wegen  21.  Sc7!  (nicht  aber  2  L 
Td8  wegen  2L...Dh4:!)  Dh4:  22. 
Sa8:  usw.  ein  katastrophales  Ende 
nehmen  würde. 

Er  muß  also  nunmehr  dem 
Gegner  die  Offensive  überlassen,  was 
jener  auch  in  kräftigster  Weise 
besorgt. 

19.  a2--a3  Lc8— g4 

20.  f2 f3 

Auf  20.  Tg3  folgt  Dc7'.  —Mit 
seinem  letzten  Zuge  hat  Schwarz 
mindestens  das  Herüberrollen  der 
gesamten  weißen  Artillerie  auf  die 
h-Linie  verhindert. 
20 Lg4— e6 

21.  Dc2— d2!  .... 
Nun   ist  es  für  Schwarz  bereits 


-  266  — 


schwierig  geworden,  den  verschie- 
denen Mattnetzdrohungen  (vor  allem 
durch  Dh6  nebst  Se4,  sonst  aber  auch 
durch  h4-h5Xg6)  wirksam  zu  be- 
gegnen. 

21.  ....  Da5— a6 
Dieser     „fesselnde"    Zug    deckt 

immerhin  noch  alles. 

22.  h4— h5  Te7— d7 
Schlecht  wäre  22, . . .  Lc4,  23.  Sc4: 

Dc4:  24.  hg!  ig,  25.  TdSf  Te8,  26. 
Td7  und  gewinnt. 

Auch  der  Bindungsversuch  22.:.. 
Td8  würde  nach  23  hg  fg,  24Tel  [(mit 
der  Drohung  Tde3)  die  Fesselungs- 
rollen umwandeln. 

23.  h5  Xg6  f7Xg6 

24.  Thl  — el!  .... 
Eine  feine  Diversion  zur  rechten 

Zeit.  Diesem  Turm  ist  von  den 
höheren  Schicksalsmächten  die  ent- 
scheidende Einbruchs  rolle  zuge- 
dacht worden. 

24.  ...  ,  L  e6— b3 
Erweist    sich   bald    als  Tempo- 
verlust Etwas  besser  war  sofort  Lf7. 
Schwarz  jagt  aber  wieder  trügerischen 
Phantomen  nach  (26.  Zug!). 

25.  Tel— e5!  .... 

Dieser   feine   Zug    bedeutet   ein 
Figurenopfer. 
25 Ta8— d8 

26.  Dd2— e3  

Alles  das  hat  Weiß  brillant  kom- 
biniert. Sein  Erfolg  ist  daher  ein 
wohlverdienter, 

Stellung  nach  dem  26.  Zuge  von  Weiß. 


26, 


Da6Xd3.r?? 


M      m 


m:"'M 


m..^m^ 


m    m    WM    m 

W4  W^/  'W^/    Ä    W^y 


Ein  inkorrektes  Damenopfer  (vgL 
Anmerkung  zum  28.  Zug),  doch  war 
bereits  eine  ausreichende  Verteidigung 
kaum  vorhanden. 

Ganz  verfehlt  wäre  zum  Beispiel 
auch26,.,,Td6:27,Te8tKg7  (bezw, 
27,,.,Te8:  28,  De8:t  nebst  Dd7:t), 
28,  Td8:Td8:  29,  De7t  nebst  Dd8: 

Geboten  war  jedenfalls  die  nahe- 
liegende Parade  26. , , ,  Lf7  mit  der 
Folge: 

27,  Sf7:  Td3:  (auf  27,,,,Kf7: 
folgt,  wie  Reti  sofort  nach  Beendigung 
der  Partie  zeigte:  28.  Df4f  Kg7,  29. 
Te8!!  [nicht  aber  29.  Te7tTe7:30. 
Td8:  Tf7  mit  Ausgleich]  29,..,Te8: 
30.  Td7:t  Kh8,  31,  Te7!I  und  ge- 
winnt, —  Ungenügend  wäre  auch 
27,,,.Dd3:  28.  Dd3;  Td3:  29.  Sd8: 
Td8:  30,  Tc5:  usw,  mit  weit  über- 
legenem Turmendspiel). 

28.  Te8t  Te8:  29,  De8:t  Kg7, 
30,  Se51  Dd6  (am  besten)  31.  Df 7  t 
Kh6,  32,  Sd3:  Dd3:  33,  Df8t  nebst 
Dc5:  wobei  jedoch  Weiß  im  Damen- 
endspiel mit  gutem  Mehrbauer,  sohin 
trefflichen  Gewinnchancen  verbleibt. 

Eine  sehr  tiefe  Konzeption! 

27,  Te5— e8tl  Kg8— g7 

28,  Dc3Xd3  Td7Xd6 
Bei    seinem    Damenopfer    hatte 

Schwarz  übersehen,  daß  jetzt  28.,.. 
Te8:  wegen  29,  Se8:  mit  Schach! 
nicht  geht. 

Jetzt  bricht  seine  Partie  rasch  zu- 
sammen. 

29,  Te8X d8!  Td6Xd3 

30,  Td8Xd3  Lb3— a4 
Vom  Standpunkt  des  „Nichtauf- 

gebens**   wäre  jedenfalls   30 Le6 

zäher.  Nun  werden  noch  einige  un- 
schuldige Bauern  von  Schwarz 
massakriert. 

Es  folgte:  31.  Td5  b6,  32.  Td8 
h5,  33,  Kd2  h4,  34.  Ta8  a5,  35.  Tb8 
Kf6,  36.  Tb6:t  Kf5,  37,  Ke3  Ldl, 
38.  Tb5,  Aufgegeben. 

OHD 


—  267  - 


Zernierung:  3.  e4— e5?! 

Dieser  früher  von  Paulsen  ange- 
wandte Zug  wurde  in  neuerer  Zeit 
von  Nimzowitsch  mit  einer  neuen 
philosophischen  Idee  (Schaffung  eines 
mobilen  Figurenzentrums!)  ausge- 
stattet 

Partie  Nn  47. 

Erste  Matchpartie,   Stockholm  1920, 


Weiß: 
Nimzowitsch. 

1.  e2— e4 

2.  d2— d4 

3.  e4-e5 


Schwarz: 

Bogoljubow, 

e7— e6 

d7— d5 

c7— c5! 


Dieses  Sprengungsmanöver  am 
Damenflügel  ist  viel  nachhaltiger  als 

3 f6,   worauf  4,  Ld3   g6,   5.   Sf3 

zugunsten   von   Weiß  folgen    kann. 

4.  Sgl— fS  .... 

Nimzowitsch's  Originalmarke.  Be- 
achtenswert ist  auch  4.  c2 — c3  vgl. 
P.  Nimzowitsch-Rubinstein,  Karls- 
bad 1911: 

4.  c3  Sc6,  5.  Sf3  (oder  die  eigentliche 
Paulsen'sche  Fortsetzung:  5.  f4  Db6,  6.  Sf3 
Ld7!  7.  Le2  Tc8  oder  Sh6  nebst  Sf5  mit 
theoretischem  Vorteil  für  Schwarz). 

5. . , .  Db6  (auch  5. . . .  Ld7  oder  5. . . . 
16  kommen  hier  in  Betracht). 

6.  Ld3  (6.  Le2  cd,  7.  cd  Sge7,  8.  Sc3 
Sf5,  9.  Sa4  Daöf  10.  Kfl  b5!  ist  für 
Schwarz  günstig). 

6 cd!      (schwächer    geschah    in 

einer  Partie  Nimzowitsch— Salwe,  Karls- 
bad 1911:  6....  Ld7,  7.  de!  Lc5:  8.  0-0 
f6,  9.  b4  Le7,  10.  Lf4.  Weiß  steht  brillant). 

7.  cd  Ld7,  8.  Le2  (auf  8.  Lc2 
empfiehlt  Collijn  8. . . .  Sb4,  9.  Lb3  Da6 
mit  der  Drohung  Sd3.  Dann  Sg8— e7— c6). 

8. . . .  Sge7!  9.  b3  Sf5,  10.  Lb2  Lb4t 
(nach  Collijn  sei  dieses  Schach  überhaupt 

zu   unterlassen    und    mit    10 h5!    11. 

0-0  Le7,  12.  Sc3?  Scd4:  vorteilhaft  für 
Schwarz  fortzufahren.  Beachtenswerter- 
weise ist  es  daher  für  Weiß  günstiger, 
auch  in  dieser  Variante  mit  11.  Kfl  statt 
0-0  künstlich  zu  rochieren). 

11.  Kfl!  h5!  (zwecks  Fixierung  des 
Sf5.  Schwächer  geschah  in  einer  Partie 
Nimzowitsch— Tarrasch,  San  Sebastian 
1912:  11....  Le7,  worauf  12.  h4  h5,  13. 
Sc3!  Scd4:   14.  Sd5:  zu  empfehlen  ist). 

12.  g3  Tc8,  13.  Kg2  g6  mit  Gleich- 
gewicht der  Kräfte.  — 


Steinitz  pflegte  übrigens  an  der 
Textstelle  mit  4.  d4Xc5  fortzu- 
setzen,   worauf   jedoch    4 —    Sc6! 

(weniger    klar    wäre    4 Lc5:   5, 

Dg4  g6  usw.  Nach  Godai  ist 
übrigens  4. . . .  Se7,  5.  SfS  Se  c6,  6, 
Ld3  Sd7  zu  beachten),  5.  SfS  Dc7 
(auch  5, . .  .Lc5:6.  Ld3f6!7.De2[7.  Lf4 
fe!  8.  Se5:  Df6!  9.  Dhöf  g6]  7. . . .  fe, 
8.  Se5:  Se5:  9.  De5:  Df6,  10,  De2 
Se7,  11.  Sd2  0— 0,  12.  0—0  Sec6, 
13.  c3  e5  kommt  in  Betracht),  6. 
Lf4  f5  zugunsten  von  Schwarz  ge- 
schehen kann.  Ebenso  läßt  auch  4. 
Lfl— böf  nach  4....  Sc6,  5.  Lc6:t 
bc,  6.  c3  Db6  den  Nachziehenden 
im  Stellungsvorteil. 
4 Sb8— c6 

Auf  4 cd  geschah   in  einer  Partie 

Nimzowitsch— Bernstein,  Wilna  1912: 
5.  Dd4:  (auch  die  Gambitfortsetzung  5. 
Ld3    nebst   0—0    ist   hier   zu    beachten) 

5 Sc6,   6,   Df4   mit    ausgezeichnetem 

Spiel  für  Weiß. 

Sehr  ideenreich  geschah  hin- 
gegen    in     einer    Partie    Nimzowitsch— 

Leonhardt,    San    Sebastian    1912:    4 

Db6,  5.  Ld3  (oder  5.  e3  Sc6  mit  Aus- 
gleich, bezw.  5.  de  Lc5:  mit  schwarzem 
Druck  auf  den  Bauer  f2)  5. . . .  cd,  6. 0—0 
mit  sehr  unklarem  Spiel,  z.  B.  nach 
Collijn  6. . , .  Sc6,    7.  a3  a.5   (7. . . .   Sg  e7, 

8.  b4  Sg6,  9.  Tel  Ld7,  10.  h4!  mit  Vor- 
teil für  Weiß),  8.  a4  f5,  9.  Sa3  (wir  zie- 
hen 9.  ef  Sf6:  10.  Tel  Dc7,  11.  Lf5, 
bezw.  10.  .  .  .  Lc5,  11.  Sa3  mit  unge- 
schwächten Chancen  im  Zentrum  vor) 
9....  Sge7,  10.  Sb5  Sg6,  11.  Tel  Lc5 
und  Schwarz  steht  besser. 

5.  d4Xc5  .  •  .  . 

In  der  dritten  Matchpartie  zwi- 
schen den  Textgegnern  geschah 
nach  einem  anderen,  weniger  ori- 
ginellen System: 

5.  c3  Db6,  6.  Le2  cd,  7.  cd  Se7 
(oder  Partie  Nimzowitsch— Spielmann, 
Stockholm  1920:   7....   Sh6,   8.   Sc3  Sf5, 

9.  Sa4  Da5,  10.  Ld2  Lb4,  11.  Lc3  Ld7, 
12.  a3  Lc3:  13.  Sc3:  h5,  14.  0—0  Tc8, 15. 
Dd2!). 

8.  Sc3  Sf5,  9.  Sa4  Lb4t  10.  Kfl? 
(besser  war  wohl  10.  Ld2,  z.  B.  10. . . . 
Da5,  11.  Lc3:  Lc3:  [11....  b5,  12.  a3],  12. 
Sc3:  Db6  [12....  Db4,  13.  a3],  13.  Lb5 
0-^,  14.  Lc6;  Db2:  15.  Sa4  Db4,  16. 
Dd2    mit    Kompensationsdruck    auf    c5). 


~  268  — 


lö. . . .  Dcf8,  II.  a3  LeT,  12.  b4  0-0, 
13.  Tgl  f6!  mit  Stellungsvorteil  für 
Schwarz. 

5 Lf8Xc5 

6.  Lfl— d3  f7— f6 

Erweist  sich  als  unheilbringend, 
so  daß  die  ganze  Partieanlage  von 
Schwarz  gerügt  werden  muß,  da 
auch  andere  Fortsetzungen  wenig 
taugen,  z.  B.: 

a)  Partie  Nimzowitsch— Spielmann, 
San  Sebastian  1912:  6.  ..,Sge7,  7.  Lf4 
(zweckmäßiger  als'  7.  0—0,  was  in  einer 
Partie    Steinitz— Showalter,    Wien    1898, 

erfolgte)   7 Db6,    8,  0—0!    Db2:    9. 

Sbd2  Db6,    10.  Sb3  mit  weißem  Vorteil.. 

b)  Partie  Spielmann— Marco,  Buda- 
pest 1913:  6. .. .  Dc7,  7,  Lf4  Sge7,  8,  0—0, 
Weiß  steht  überlegen, 

7.  Ddl--e2  f6Xe5 

8.  Sf3Xe5  Sc6Xe5 

9.  De2Xe5  Sg8— f6 

10.  Ld3— b5t  Kea— f7 
Natürh'ch      nicht      10..,,     Ld7 

wegen  11.  De6:f 

11.  0—0  _  ,  , 
Nun    drohte    aber   Schwarz   mit 

11....  Lf2:t  nebst  Sg4t,  Dieser 
Gegendruck  auf  Bf2  bildet  auch 
nach  der  weißen  Rochade  eine 
nicht  zu  unterschätzende  Gefahr, 
der  jedoch  Nimzowitsch  in  virtu- 
oser Weise  begegnet. 

11.  .  ,  .  ,  Dd8— b6 

12.  Sbl— c3  .... 
Verfehlt     wäre     12.     De2,     da 

darauf    12 e5    nebst    Lg4    die 

wildgewordenen       Elemente       von 

Schwarz      in      Bewegung      setzen 

würde. 

12 Lc5Xf2t 

13.  Kgl— hlf  Th8— f8 
Um  künstlich  zu  rochieren.   Da- 
zu kommt  es  aber  nicht  mehr. 

14.  De5— e2  Lf2— d4 


15.  Sc3— a4  Db6— c7 

16.  Lei— f4  .... 

Mit  dem  Jagdspiel  16.  Dd3  Le5, 

17.  Dh7:  Ld7,  18.  Dhöf  KeT 
würde  Weiß  nichts  erreichen.  Er 
trachtet  daher  ausschließlich  danach, 
alle  Ausfallspforten  zu  besetzen. 

16.  ,  ,  .  e6 — e5 

17.  Lf4— g3  .  ,  ,  . 
Nun    wird    Schwarz    durch    die 

Drohung  c2 — c3  beschäftigt, 

17.  ,  ,  .  a7— a6 

18.  Lb5— d3                     Dc7— d7 
Eine  Gegenkombination,   die  je- 
doch  ein   Loch    hat.    Freilich   wäre 
Schwarz  auch  nach  etwa  18 b5, 

19.  c3!  La7,  20.  Le5:  De7,  21.Lh7:! 
nicht   auf    Rosen    gebettet,    da   der 

weiße  Angriff   nach    21 ba,   22. 

Dh5t  Ke6,  23.  Dföf  Kf7,24.  Ügöf 
Ke6,  25.  Lf6:  leicht  gewinnt. 

Stellung  nach  dem  1 8.  Zuge  von  Schw. 


I  sm  m  m 

i9,    'm^,    ^;    im 

IM      ''(Mi  X.  VM      WH 

* "V^^^p 


Weiß  gewinnt  elegant: 

19.  Lg3Xe5!!  Dd7Xa4 
Übersieht    den     22.     Zug    von 

Weiß,  doch  würde  Schwarz  auch 
nach  19....  Le5:  20.  Sb6  mit  einer 
Unterbilanz  abschließen, 

20.  Tfl— f4  Lc8-g4 

21.  De2Xg4  Ld4Xe5 

22.  Tf4Xf6t.^  Aufgegeben 
Ein  Sieg  des  forschenden  Geistes. 


Nimzowitsch 

als  Vorläufer  der  Hypermodernen. 

Geheimnisvoll  sind  die  Gesichtszüge  des  baltischen  Großmeisters, 
nicht  minder  geheimnisvoll  muten  uns  oft  auch  seine  Schachzüge  an. 

Originalität  —  dies  ist  der  erste  Eindruck  seiner  Spielweise,  Effekt- 
hascherei   scheint   seine    ständige  Tendenz  zu  sein,  und  nur  bei  näherem 
Studium     wird     man     der    schachphilosophischen     Tiefe    gewahr,    die 
Nimzowitsch  bei  seinen  eröffnungs- 
theoretischen    Experimenten     leitet, 

Nimzowitsch  ist  vielleicht  der 
erste  Meister,  der  statt  der  stereo- 
typen Frage:  „Wer  ist  Steinitz?" 
die  Frage:  „Was  ist  Steinitz?"  vor- 
zulegen wagte.  Noch  jetzt  erinnert 
man  sich  schachüberall  an  seine 
bedeutungsvollen  Untersuchungen, 
die  über  das  Bauernzentrum,  die 
Gliederübertragung  von  Bauernketten, 
die  Unterminierung  der  Bauernbasis 
und  viele  andere  wichtigen  Fragen 
untar  dem  Gesamttitel:  „Mein 
System"  in  der  „Wiener  Schach- 
zeitung" ex  1909  zur  Veröffentlichung 
gelangten. 

Auch  in  rein  praktischer  Beziehung 
überraschte  uns  alle  der  funken- 
telegraphische  Stil  seiner  Spielweise, 
die  entweder  den  schwerfälligen 
Verteidigungen  des  Philidor  und 
Caro-Kann  neue  Seiten  abgewann, 
oder  gar  mit  exzentrischen  Partie- 
anfängen (wie  z.  B.  mit  1 .  e4  e6, 2.  d3, 
Partie  Nimzowitsch  —  Capablanca, 
San  Sebastian  1911,  beziehungsweise  mit  der  nach  ihm  benannten  Eröffnung: 
1.  e4  Sc6!  usw.)  schachliches  Neuland  zu  betreten  suchte. 

Längst  schon  als  erstklassiger  Meister  anerkannt,  darf  daherNimzowitsch 
auch  seinen  unverkennbaren  Einfluß  bei  der  Revolutionierung  des  modernenl 
Schachgedankens  geltend  machen.  Trotzalledem  sollen  aber  nachstehend! 
einige  Gründe  angeführt  werden,  weshalb  das  Werk  der  Neu-Romantiker 
ganz  anderen,  ja  ganz  neuen  Gesichtspunkten  entsprang  und  folglich' 
keineswegs  (wie  dies  fast  immer  seitens  der  Kritiker  geschieht)  als 
epigonenhaft  bezeichnet  werden  darf. 

Die  Anhänger  der  ultramodernen  Spielmethoden  wenden  dieselben  an, 
nicht  um  etwas  Neuartiges,  Originelles,  Bizarres  zu  erreichen,  sondern  vielmehr 
in  voller  Überzeugung,  etwas  Gutes,  ja  sogar  d  as  e  inzig  Gute  gefunden 
zu  haben! 


~  270  — 

Daraus  erklärt  sich  einerseits  die  Intensität  ihres  neustrategischen 
Strebens,  anderseits  und  insbesondere  auch  —  zum  Unterschied  von  allen 
ihren  Vorgängern!  —  der  überraschende  praktische  Erfolg,  der  ihre 
Bemühungen  in  den  Jahren  1920 — 1923  gekrönt  hat. 

Freilich  beginnt  sich  allmählich  diese  neue  Wahrheit  auch  anderen, 
wissenschaftstrunkenen  Schachdenkern  zu  offenbaren  und  durch  ihren 
phantasievollen  Reiz  die  heilige  Logik  eines  Rubinstein,  den  Methoden- 
sinn eines  Maröczy,  ja  sogar  die  machoide  Spielveranlagung  eines  Lasker 
günstig  zu  beeinflussen:  —  Über  die  bloßen  Eröffnungspointen  hinweg- 
gehend, beginnt  man  nunmehr,  die  strategischen  Fragen  des  Entwicklungs- 
vorsprungs, des  Tempogewinns,  der  Zentrumsbesetzung  usw.  usw.  viel 
unbefangener  zu  beurteilen  und  im  Zusammenhang  damit,  immer  neuen 
Schachgeheimnissen  nachzujagen,  statt  dieselben  mit  rauher  Hand  ver- 
nichten zu  wollen. 

Kurz  gesagt:  Das  Schach  feiert  eine  neue  Renaissance-Epoche, 
welche  freudige  Tatsache  wir  alle  nicht  kleinlich  bestreiten,  sondern  viel- 
mehr dankend  anerkennen  sollten. 

Es  lebe  das  verjüngte  Schacht 


Sizilianisch. 


Eines  Tigers  geschnellter  Sprung 
zerfleischt  den  Gegner  im  nach- 
folgenden 

Sizilianischen  Fianchetto. 

Partie  Nr.  48. 

Großturnier  zu  Wien  1922, 
Weiß:  Schwarz: 

Aljechin.  Sämisch. 

1.  e2— e4  c7— c5 

2    Sgl— f3  .... 

Beabsichtigt  in  Verbindung  mit 
dem  nächsten  Zuge,  die  Mitte  ge- 
waltsam zu  öffnen,  was  noch  immer 
die  beliebteste  Behandlungsart  dieser 
Eröffnung  bildet,  da  man  sich  dabei 
an  der  Schwäche  des  gegnerischen 
d-Bauern  weidet  —  Wegen  der  ge- 
schlossenen Spielweise  2.  Sc3  nebst 
g3  und  d3  siehe  Partie  Nr.  53  und 
wegen  sonstiger  Methoden  die 
Nachbemerkung  zur   Partie    Nr.  54. 

2 Sb8— c6 

3.  d2— d4  c5Xd4 

4.  Sf4Xci4  g7— g6 
Die  Drachenvariante !  —  Spielt   man 

jedoch  vorerst  4. . . .  Sf6  (um  den 
MaröczyanischenZug  c2— c4  zu  vereiteln!), 
5.  Sc3  g6,  dann  folgt  bekanntlich  am 
besten  6.  Sc6:!  (viel  weniger  „wissen- 
schaftlich" geschah  in  der  7.  Matchpartie 
Schlechter— Lasker,  Berlin  1910:  6.  Lc4 
d6,  7.  Sc6:  bc,  8.  e5  Sg4,  9.  e6  f5,  10.  0—0 
Lg7,  11.  Lf4  Db6  mit  wildem  Spiel). 

6. . . .  bc   (etwas  besser  ist  (3. . . .  de). 

7.  e5  (nach  Cordel  ist  auch  7.  Lc4 
nebst  Df3  zu  beachten). 

7....  Sg8,  8.  Df3  Lg7  (noch  un- 
genügender geschah  bekanntlich  in  der 
Partie    Post— Swiderski,    Ostende     1906: 

8 Da5,  9.  Lf4  Lg7,  10.  Lc4  f6,  11.  e6!! 

Sh6,  12.  0-0-0  Dc5,  13.  ed  Ld7,  14.De2! 
Sf5,  15.  Td7:Kd7:  16.  Deöf  Aufgegeben), 
9.  Lc4  e6,  10.  Lf4  Dc7,  11.  0-0!  Le5:  12. 
Sb5  Db8,  13.  Le5:  De5:  14.  Tadl!  d5, 
15.  Tf  el  Db8,  16.  Ld5:  cd,  17.  Dd5:  usw. 
[Partie  Leonhardt— Tartakower,  Karlsbad 
1907]  zugunsten  von  Weiß. 


5.  c2— c4  V  .  .  . 

Auch  ohne  diese  von  Maröczy  ange- 
gebene rein  positioneile  Behandlung  (Druck 
auf  den  Punkt  d5!)  läßt  sich  das 
sizilianische  Fianchetto  scharf  bekämpfen 
durch : 

5.  Sc3  Lg7,  a  Le3  d6  (6.  . .  .  Sf6,  7. 
Sc6:  bc,  8.  e5  mit  Vorteil),  7.  Le2!  Sf6 
und  nun  8,  Sb3I  (von  J.  H.  Bauer  ange- 
geben. —  Wenn  hingegen  8.  0—0  so 
8....  d6-d5!  9.  ed  Sb4!  [Dr.  Meitner, 
1903],  10-  d6  [oder  Partie  Janowski— 
Tartakower,  Karlsbad  1907:  10.  Lf3  Sfd5: 
11.  Sd5:  Sd5;  mit  vollwertigem  Gegenspiel] 
10....  Dd6:  11.  Sd  b5  DbS!  12.  Lc5  Sc6, 
13.  Lf3  Sd7!  mit  voller  Befreiung.  — 
Auch  auf  8.  h3,  womit  das  Lasker'sche 
Angriffssystem:  Dd2,  0—0—0,  g4  usw. 
eingeleitet  wird,  könnte  Schwarz  mit 
8. .  . .  d5!*)  das  herandrohende  Gewitter 
abschütteln.  —  Ähnliches  bei  8.  Dd2, 
vergl.  Matchpartie  Janowski  —  Lasker, 
Paris  1910:  8.  Dd2  d5!  9.  ed  Sd5:  10. 
Sd5:  Dd5:  11.  Lf3  Dc4  mit  mindestens 
gleichem  Spiel). 

8. . . .  0—0,  9.  h3  (schärfer  als  etwa 
9.  0-0  Se5!  10.  h3  Le6  mit  Gegenmaß- 
nahmen am  Damenflügel). 

9. . . .  Ld7,  10.  Dd2  Tc8,  11.  g4  nebst 
g5,  h3— h4  —  h5Xg6, 0-0—0 usw.  (Lasker !) 

Lf8-g7 


6.  Sd4— b3 ! 

Da  die  Maröczyanische  Auf- 
stellungsmethode: 6.  Le3  d6?  7.  Le2 
Sf6,  8.  Sc3  0—0,  9.  f3!  Ld7,  10. 
Dd2  SeS,  IL  0—0  usw.  mit  fort- 
schreitender Einschnürrung  der 
schwarzen  Partie  durch  die  von 
Breyer  (gegen  Kostitsch  in  Göte- 
borg 1920)  angewandte  Verstärkung: 

*)  „Wie  werde  ich  energisch?",  lautet 
das  ewige  Postulat  des  Nachziehenden 
in  der  sizilianischen  Partie.  — 

Ein  klägliches  Ende  nahm  dagegen 
folgende  Partie  Taubenhaus— Smorodski 
(aus  dem  Allrussischen  Nationalturnier  in 
Petersburg  1914): 

8....  0-0,  9.  Dd2  a6,  10.  TJl  Dc7, 
11.  g4  b5?  12.  g5  Sd7,  13.  Sd5.  Aufge- 
geben. 


--  272  — 


6,...  Sf6!  7.  Sc3  (7.  f3  Db6)  7.... 
Sg4!  8.  Sc6:  Se3:  9.  Sd8:  Sdl:  usw. 
an  Überzeugungskraft  eingebüßt  hat, 
gestaltet  Aljechin  schon  in  diesem 
Stadium  den  J.  H.  Bauer'schen  Zug 
zum   Leitmotiv    der    ganzen    Partie. 

Statt  dessen    möchten    wir  aber 
auch  den  Rückzug  6.  Sc2  anregen. 

SgS— f6 
d7— d6 


7.  Sbl— c3 

Schwarz  wird  nervös  und  sucht 
seinem  Damenflügel  so  rasch  als 
möglich  Freiraum  zu  verschaffen. 
Methodischer    wäre     vielleicht    der 

einfache      Entwicklungsplan      7 

0 — 0    nebst    e7 — e6    und   eventuell 
d7~d5 


8.  Lfl— e2 


Lc8— e6 


Um  Sd7  folgen  zu  lassen,  ohne 
eigene  Figuren  eingeschlossen  zu 
halten.  Fein  erdacht,  doch  wäre 
etwa  0 — 0  nebst  Ld7,  Tc8,  Se5  usw. 
zweckmäßiger. 

9.  0-0  h7— h5? 

Hochtrabende  Angriffspläne,  die 
nicht  in  Erfüllung  gehen.  Einfacher 
und  besser  war  noch  immer  0 — 0, 
doch  pflegt  Meister  Sämisch  das 
Geheimnis  der  sizilianischen  Ver- 
teidigung im  Rochadeverzicht  zu 
suchen,  was  ihm  auch  oft  gegen 
schwächere  Gegner  gelingt. 

10.  c4— c5  .... 

Des  besagten  Tigers  Sprung,  wo- 
mit jedenfalls  große  Verwirrung  in  die 
feindlichen  Reihen  getragen  wird, 
da  man  ja  sonst  nicht  gewöhnt 
ist,  gleich  im  Anfangsstadium 
der  Partie   überrumpelt  zu  werden  ! 

Bei  dieser  Gelegenheit  sieht  man 
auch  gleich  Aljechin's  Sonnen- 
schach in  hellstem  Lichte  erstrahlen. 
Eine  ruhige  stellungsgemäße  Fort- 
setzung wie  etwa  10.  Lg5  hat  wenig 
Anziehungskraft  für  ihn,  da  er  stets 
bestrebt  ist,  alle  latenten  Schwächen 


im  feindlichen  Lager  zur  Explosion 
zu  bringen. 

10 d6Xc5 

Läßt  sich  resigniert  zur  Schlacht- 
bank führen,  da  auch  der  im  zweit- 
nächsten Zug  stattfindende  Damen- 
tausch keine  wesentliche  Ab- 
schwächung  des  weißen  Ansturmes 
nach  sich  zieht. 

Es  entsteht  dagegen  die  Frage, 
was  folgen  würde,  wenn  Schwarz 
statt  des  Textzuges  mit  10....d6-d5 
achselzuckend  an  dem  kecken  An- 
greifer vorbeigehen  und  die  Auf- 
lösung der  Zentralspannung  an- 
streben würde.  Die  geniale  Konzeption 
von  V/eiß  lautet: 

10....  d5,  11.  e4-e5!!  Se5:  12. 
Sd4  Ld7,  13.  Lf4  Sc6,  14.  Sdb5 
Tc8  (14....  e5,  15.  Sdöf),  15.  Sd5: 
Sd5:  16.  Dd5:  Lb2:  17.  Tadl 
bezw,  15....  0—0,  16.  Sf6:  f  Lf6: 
17.  Dd2  mit  überlegener  Schlacht- 
ordnung für  Weiß.  Immerhin  wäre 
diese  zuletzt  erwähnte  Wendung 
als  das  verhältnismäßig  geringste 
Übel  der  Textfortsetzung  vorzu- 
ziehen gewesen. 

11.  Sb3Xc5  .... 

Endlich  ist  der  reiselustige 
Springer  zu  einer  dominierenden 
Position  angelangt. 

11 Le6— c8 

12.  DdlXd8t  Ke8Xd8 

Auch  12....  Sd8:  13.  Sb5  0—0, 
14.  Sc7  Tb8,  15.  Lf4  oder  vielleicht 
noch  schärfer  13.  Sd5 !  Sd5:  14. 
Lb5t  Kf8,  15.  ed  würde  der 
schwarzen  Partei  keine  Erleichterung 
bringen. 

13.  Tfl— dlf  Sf6— d7 

14.  Le2— c4!  Lg7Xc3 

„Ein  Feind  weniger  .  ,  .",  denkt 

sich  Meister  Sämisch.  —  Auf  14 

e6  könnte  15.  Le6:  fe,  16.  Se6:t 
Ke7,  17.  Sg7:  Th7,  18.  Sd5t  Kf7, 
19.  Se6!  Ke6:  20.   Sc7t  nebst  Sa8: 


-  273  - 


mit      endgültigem     Qualitätsgewinn 

folgen    und    auch    nach   14 Tf8, 

15,  Lf7:  Tf7:  16.  SeöfKeS,  17.  Sc7t 
Kd8,  18.  .Sa8:  Lc3:  19.  bc  b6,  20. 
Le3!  Lb7,  21.Sb6:!  (21.Lb6:tKc8) 
ab,  22.  Lb6:t  Kc8,  23.  Le3  usw. 
bleibt  Weiß  mit  Turm  und  drei 
Mehrbauern  für  zwei  leichte  Figuren 
im  entscheidenden  Vorteil. 

Stellung    nach    dem    14.  Zuge   von 
Schwarz : 


IBI»   ■   ii 


w^,     y/m     ^^  ^  W'^y 


Die  Landschaft  hat  sich  ver- 
wandelt :  Die  schwarze  Stellunggleicht 
einem  verwunschenen  Schlosse, 
dessen  Eingang  von  zwei  schwarzen 
Rittern  bewacht  wird.  Aljechin 
fürchtet  sich  aber  vor  keinen  Ge- 
spenstern und  siegt  im  Fluge. 

15,  Lc4Xf7!  .... 


Droht  nur  Se6  X-  Somit  hat 
Weiß  einen  wichtigen  Bauern  bei 
sonst  ungeschwächter  Angriffslage 
erobert. 

15.  .  .  .  Kd8— c7 

16.  Sc5— e6t  Kc7— b8 

„Wie  Gott  will,  ich  halt  still" 
(Nestroy), 

17.  b2Xc3  Sd7— e5 
Immerhin  ein  Rouladeversuch. 


18.  Lei— f4 

19.  Lf7Xe6 


Lc8Xe6 
Ta8— f8 


Mit  dem  leisen  Gebet :  20.  g3  ? 
g5,  21.  Lg5:?  Sf3t  nebst  Sg5: 

20.  Lf4— g3 

Schwarz  gibt  auf,  da  seine 
Hoffnung  verflogen  und  der  Figuren- 
verlust durch  Td5  nunmehr  unab- 
wendbar ist 


„Wie  so  gelingt  es  Ihnen,  Ihre 
Gegner  so  kurz  und  bündig  abzu- 
fertigen?", fragten  wir  den  weißen 
Armeeführer.  —  „Ich  zwinge  sie 
alle  bei  jedem  Zuge  zum  selbständigen 
Denken",  lautete  die  Antwort. 


Dr.  §.  6.  tartakower:  Die  hypermoderne  §chachpäriie. 


18 


Aljechin. 


Aljechin  spielt  Sonnenschach.  Mehr  als  jeder  andere  Meister  repräsentiert 
dieser  ewige  „Stürmer  und  Dränger"  die  Vollkraft  des  XX,  Schach- 
jahrhunderts, wobei  als  Hauptmerkmal  seiner  Spielweise  die  Uner- 
schöpflichkeit seiner  Schachphantasie  bezeichnet  werden  darf, 
die  es  ihm  ermöglicht,  alle  Partien  in  einer  steten  Spannung  von 
1000  Volt  zu  halten!!! 

Früher  war  es  ja  verhältnis- 
mäßig leicht,  romantisches 
Schach  zu  spielen,  solange  die 
Eröffnung  (Muzio!  Evans!)  feste 
Angriffsbahnen  zuwies.  Die  Jüng- 
sten aber  (und  insbesondere 
Aljechin!)  legen  das  ganze  Feuer 
einer  solchen,  scheinbar  abge- 
lebten, Spielromantik  in  das 
wissenschaftliche  Gepräge  einer 
verschlossenen  Damenbauerpartie 
oder  eines  methodischen  Vier- 
springerspiels hinein. 

Dies  ist  die  eigentliche,  die 
wahre  Verjüngung  der  Schach- 
kunst, die  sich  übrigens  auch 
schon  in  der  Ausgestaltung  der  Er- 
öffnungsprinzipien kjndgibt:  In 
alle  Ecken  der  widerspenstigen 
Schachtheorie  hat  Aljechin  neues 
Leben  gebracht,  eine  eigene  kaum 
zu  widerlegende  Eröffnung  ge- 
schaffen, die  solide  französische 
Verteidigung  durch  den  Bauern- 
sturm 6.  h2 — h4  beinahe  über 
den  Haufen  geworfen,  das  ortho- 
doxe Dam'^ngambit  durch  das 
originelle  Springermanöver  Sc3 — e4  in  Frage  gestellt  und  bei  der  Lösung 
vieler  anderen  Eröffnungsfragen  schöpferisch  mitgewirkt. 

Das  Geheimnis  der  Aljechin'schen  Kunst  liegt  vielleicht  in  de  ^  ungeheuren 
Vitalität,  die  sein  ganzes  Wesen  erfüllt.  Wie  das  Spiel,  so  auch  der  Mensch 
(le  style,  c'est  l'homme!)  —  blond  und  hochgewachsen,  breitschulterig  und 
ernst.  „Ich  siege,  also  ich  existiere"  (vinco,  ergo  sum)  so  könnte  man 
die  Aljechin'sche  Schachphilosophie  am  treffendsten  charakterisieren. 
Im  Anschluß  an  die  überaus  zahlreichen  Glanzproben  aus  seiner 
Turnierpraxis,  denen  der  Leser  in  diesem  Buche  begegnet,  seien  nach- 
stehend auch  einige  Beispiele  aus  den  Simultanseancen  Aljechin's  ange- 
führt, der  übrigens  seit  27.  April  1924  mit  seinen  sechsundzwanzig  in 
New-York  glänzend  durchgeführten  Blindpartien*)  auch  in  dieser  Beziehung 
als  Rekordinhaber  dasteht. 


Alexander  Alexandrowitsch  Aljechin. 


*)  Resultat:  +  16 


5.  Dauer:  11  Stunden. 


275 


Stellungsbild  I. 
Schwarz:  Aljechin. 


i....    ..„ALI 

^^  m  m 


Weiß:  Gonziarowsky. 
Aus  einer  Blindseance  (Odessa  1918). 

Schwarz   am  Zuge   ließ   seine  Dame 
viermal  en  prise  stehen: 

1 Sf6-d5!! 

Dd8Xe8 
De8Xe4!! 
De4-e3!!! 
Lc8-f5!!! 
d4Xe3 
e3Xd2 
Sc6— b4 
Sd5-c3# 


2.  TelXe8t 

3.  Sd2-e4 

4.  Lg5-d2 

5.  Tdl— el 

6.  TelXe3 

7.  Df2— fl 

8.  Lc2-dl 

9.  Beliebig. 


SteUungsbild  II. 
Schwarz:  Aljechin. 


Weiß:  N.  N. 
Aus  einer  Blindseance. 

Schwarz  am  Zuge  setzt  mit  seinen 
beiden  Springern  den  Gegner  unter 
Damenaufopferung  matt: 

1 Sc6Xd4!! 

2.  g4Xf5  Sd4Xf5t 

3.  Kg3— g4  h7-h5t 

4.  Kg4-h3  Sd3-f2# 


Stellungsbild  III. 
Schwarz  Aljechin. 


Weiß:  Dr.  Torres. 
Aus  einer  Blindseance  (Sevilla  1922). 

Aljechin  (Schwarz)  am  Zuge  zaubert 
wieder    einmal    mittels   Damenopfers  ein 
wundervolles  Mattbild  heraus: 
1 Dh5Xh3!! 

2.  g2Xh3  Se4-f2t 

3.  Khl-gl  Sf2Xh3# 


Stellungsbild  IV. 
Schwarz:  Konsultierende. 


Weiß:  Aljechin. 
Aus   einem  Simultankampf  gegen  6  kon- 
sultierende Paare  (Antwerpen  1923). 

Spanisch  mit  8.  a2-a4.  Weiß  (Aljechin) 
hat    bereits    im  Eröffnungsstadium   zwei 
feine  Bauernopfer  gebracht  und  siegt  nun 
durch  großartige  Manöver: 
29.  Tel— c4!!  .... 

Der  Turm  greift  machtvoll  in  den 
Kampf  hinein.  Verfehlt  wäre  aber  sofort 
29.  Se6  wegen  29. . . .  Te6:  mit  Befreiung. 


29 

30!  Sd4— e6 

Wenn  nun  30. 


Te8-e5 
Te5— h5 
Te6:,  so  31.  deDeö: 


32.   te4D  weicht  aus,  33.  Lf6:!  mit   Ent 
Scheidung. 

Ungenügend  ist  hier  auch  30 Td5: 

wegen  31.  Sg7:l!  usw. 


18* 


276 


31.Dh4— e4  Dd7-e7 

Nicht 31....  Td5:  wegen  32.Sd8t!Dd8: 
33.  Dd5:t  nebst  32.  Da5: 

32.  De4— d3!  La5— b6 

33.  Tc4— e4  De7— d7 

34.  g2— g4  Th5— h8 
Der  Irrweg   dieses  Turmes  (TaS— dB 

— eS— e5— h5— hS— eS)    ist    sehr    bemer- 
kenswert. 

35.  Te4— f4!  ThS— eS 

36.  Lb2Xf6!  g7Xf6 

37.  Tf4Xf6t!  Kf7Xf6 

38.  Dd3~c3t         nebst  Matt  in  2  Zügen. 

Stellungsbild  V. 
Schwarz:  Aljechin. 


40.  Khl— gl 

41.  Dh5— g4 

42.  h2— h4 

43.  Kgl— h2 

44.  Kh2-h3 
Weiß  gibt  auf. 


Tc3Xf3 
Sa7— b5 
Sb5-c3 
Tf3-f2 
Le4-f5 


Stellungsbild  VI. 
Schwarz:  Sämiscl: 


IBIS    fe#.;a 
iii    iii»    ■ 


Weiß:  Aljechin. 

Aus  einem  Gastkampf  (Berlin  1921). 

Sizilianisch  mit  3.  Lfl— e2. 

(Vorherige  Züge:  1.  e4  c5,  2.  Sf3  e6, 
3.  Le2  d6,  4.  0-0  Sc6,  5.  d4  cd,  6.  Sd4: 
Sf6,  7.  Lf3  Se5,  8.  c4  Sf3:t  9.  Df3:  Le7, 
10.  Sc3  0-0,  11.  b3  Sd7,  12.  Lb2  Lf6, 
13.  Tadl  a6,    14.  Dg3  Dc7,   15.  Khl  Td8, 

16.  f4  b6). 
Aljechins  nervöse  Hand  zog  hier: 

17.  f4-f5!!  Lf6-e5 

18.  f5Xe6!!!  Le5Xg3 

19.  e6Xf7t  Kg8-h8 

20.  Sc3-d5!!  .... 

Alles  haarscharf  berechnet.  Unge- 
nügend wäre  sofort  20.  Se6  wegen 
20....  Da7,  21.  Sd8:  Sf8  usw. 

20.  .  .  .  Dc7-b7 

21.  Sd4-e6  .... 
und  Sämisch   gab  auf,   wobei   er  gleich- 
zeitig diese  Partie  für  die  „genialste,  von 
ihm  je  gesehene"  erklärte!  — 

Spät  kam  Aljechin  aus  Sowjet-Rußland,  aber  er  kam  doch:  Erst  im  Jahre 
1921  hat  ihn  —  den  bereits  mehrmals  Totgesagten!  —  die  Kriegsfurie 
freigegeben,  mit  umso  größerer  Wucht  schlug  er  dann  drein:  Die  Serie 
seiner  Triumphe  in  Triberg,  Budapest  und  Haag  1921  —  überall  ohne 
eine  einzige  Verlustpartie!  —  bleibt  unvergeßlich,  wobei  auch  die  Art,  wie 
er  seine  europäischen  Rivalen  —  Rubinstein,  Grünfeld,  Bogoljubow  und 
andere  —  in   den  Einzelrenkontres  überrannte,  zur  Bewunderung  hinriß. 

Wie  Oswald  in  Ibsens  „Gespenstern"  streckte  sich  die  sonst  an 
Begeisterungsarmut  dahinsiechende  Schachwelt  empor  und  rief  aus:  — 
„Sonne!" 


Weiß:  Muffang. 

Aus  einem  Gastkampf  (Paris  1923). 

Französisch  mit  3.  e4— e5. 

Nach  großzügiger  Eröffnungsbehand- 
lung  siegt  Schwarz   durch   eine  weitbe- 
rechnete Damenopferkombination: 
29 Sc6Xa7!! 

30.  TelXe4  d5Xe4 

31.  Sf3— h4  e4— e3 

32.  Ddl— h5t  Ke8-f8 

33.  f2Xe3  Ld7— c6t 

34.  Sh4— f3  f4Xe3 

35.  Ld2Xe3  Kf8-g8 

36.  Dh5— h3  Lc6— d5 

37.  Ld2Xh6  Tg7— g6 

38.  Dh3-h5  Ld5-e4 

39.  Lh6— g5  Tc8— c3 


277  - 


Sizilianisches  Hauptspiel. 

Um  die  Lebensfähigkeit  dieser 
weitverzweigten  Variante  hat  sich 
insbesondere  derAltromantiker  Mieses 
große  Verdienste  erworben. 

Wie  leicht  dabei  Schwarz  die 
Oberhand  gewinnen  kann,  zeigt  nach- 
stehende 

Partie  Nr.  49. 

(Konsuhationskampf  in  Berlin  1921). 
Weiß:  Schwarz: 

Wegemund,  Brennert, 
Friedrich  u.  Deissner. 


Aljechin. 

c7— c5 
e7— eö 


1.  e2— e4 

2.  Sgl— f3 

Wenn    man    nicht    gerade    dem 

sizilianischen   Fianchetto    (mit   2 

Sc6,  3.  d4  cd,  4.  Sd4:  g6!  oder  gar 

mit  sofortigem  2 g6)  nachstreben 

und  dann  allerdings  die  Verlöcherung 
(e6  mit  g6)  vermeiden  will,  ist  der 
Textzug  der  unmittelbaren  Entwick- 
lung des  Damenspringers  vorzuziehen. 

3.  d2— d4  .... 

Häufig  geschieht  auch  zuerst 
3.  Sbl— c3,  Avas  nach  3. . . .  Sc6,  4.  d4 
cd,  5.  Sd4:  zu  den  Textvarianten,  bezw. 
nach  3. . . .  a6  zur  Paulsen'schen  Ver- 
teidigung führen  kann  (Näheres  darüber 
bei  der  nächsten  Partie). 

Der  Textzug  bildet  jedenfalls  die 
handgreiflichste  Methode,  den  Gegner  an 
der  Ausführung  seines  primären  Spiel- 
planes (das  ist  Durchdrücken  von  d7— d5) 
dauernd  zu  hindern. 

Spielbar  ist  auch  3.  c2— c3,  womit 
die  vorerwähnte  Absicht  des  Gegners  in- 
direkt vereiteltwird,  dajetztauf3 döein- 

fach  4.  ed!  ed,5.d4,mitEinlenkungindiefür 
Weiß  günstig  stehende  Partie  Schlechter  — 
Marshall,  Wien  1908,  folgen  würde. 
Schwarz    antwortet    aber   auf    3.  c3  viel 

energischer     3 Sf6!     mit    sofortiger 

Beunruhigung  des  Be4,  z.  B.:  Partie 
Wolf— Tartakower,  Mährisch-Ostrau  1923: 
3.  c3  Sf6,  4.  d3  (oder  4.  e5  Sd5)  4. . . . 
d5,  5.  Sbd2  (die  neuerdings  beliebt  ge- 
wordene Hanhamisierung  des  Spieles!) 
5. . . .  Sc6,  6.  Dc2  Le7,  7.  Le2  0-0,  8. 
Sfl  b6,  9.  Sg3  Lb7,  10.  0—0  Dc7  und 
Schwarz  steht  überlegen.  — 

Keine  Gefahr  für  den  Nachziehenden 
bedeutet      auch       der      behäbige    Ent- 


wicklungszug 3.  Lfl— e2,  da,  darauf 
zwar  3. . . .  d5  wiederum  wegen  des 
einfachen  4.  ed  ed,  5.  d4  usw.,  wenig 
ersprießlich  wäre,  dagegen  aber  ein  sehr 
gutes  Figurenspiel  realisierbar  ist,  vergl. 
Partie  Tarrasch— Sämisch,  Wien  1922: 

3.  Le2  Sc6  (noch  zwingender  ist 
3. .  . .  Sf6  da  darauf  4.  Sc3  d5,  5.  ed  Sd5: 
oder  etwa  4.  e5  Sd5,  5.  c3  Sf4  für  Schwarz 
ganz  günstig  wäre),  4.  d4  cd,  5.  Sd4:  Sf6, 

6.  Sc3  Lb4  (besser  geschah  in  einer 
früheren  Partie  Wolf— Maröczy  6 Le7), 

7.  0—0!  0-0  mit  etwa  gleichem  Spiel.  — 

Wegen  der  hermetisch  geschlossenen 
Behandlung  3.  Ddl— e2,  womit  in  die 
französische  Partie  (1.  e4  e6,  2.  De2  c5, 
3.  Sf3)  eingelenkt  wird,  vergl.  daselbst. 
Die  Licht-  und  Schattenseiten  sind  in 
dieser  Variante  ungefähr  gleichmäßig  ver- 
teilt. Es  kommt  dabei  meistens  zu  heißen 
Existenzkämpfen. 


3. 


c5Xd4 


Die  Marshall'sche  Justament-ldee: 
3. . . .  d7— d5,  die  sich  u.  a.  auch  in  der 
bekannten  Partie  Lasker  —  Marshall, 
Cambrigde  Springs  1904,  mit  Ehren 
behauptet  hatte,  wurde  in  einer  Partie 
Reti  —  Kostitsch,  Teplitz-Schönau  1922, 
nach:  4.  ed  ed,  5.  Le2!  (viel  nachhaltiger 
als  etwa  5.  Lböf  Sc6,  6.  0—0,  bezw.  als 

5.  Sc3  Sf6!  mit  Einlenkung  in  die 
französische  Abtauschvariante.  Weniger 
ergibt  auch  5.  c3,  worauf  statt  5. . . .  c4? 

6.  g3!  Sf6,  7.  Lg2  usw.  [Partie 
Schlechter— Marshall,  Wien  1908]  viel 
solider  5....  Sf6  nebst  Le7  und  0—0 
geschehen  kann)   5. . . .  Sf6,   6.  0—0  Le7, 

7.  de  0—0,  8.  Sbd2!  usw.  als  minder- 
wertige Ware  entlarvt. 

4.    Sf3Xd4  .... 

Zulässig  ist  auch  4.  Dd4:  Sc6, 
5.  De3  (vgl.  hiezu  Partien  Nr.  54a  u.  b). 

4 Sg8— f6 

Hiemit  gehtdiePartie  ihren  normalsten 
Entwicklungsplänen  entgegen.  Minder- 
wertig  wäre   4. . . .   Lc5  sowie  4 Db6 

wegen  5.  Sb3  mit  baldiger  Dislozierung 
der  schwarzen  Streitkräfte. 

Weniger  scharf  als  der  Textzug  ist 
4. . . .  Sb8 — c6,  da  er  nicht  nur  keine  un- 
mittelbare Bedrohung  (des  Be4)  bedeutet, 
sondern  auch  eine  eventuelle  Abwicklungs- 
möglichkeit des  Sd4  (durch  Sc6:)  gestattet. 

Weiß    kann    übrigens    auf   4 Sc6  mit 

etwa  5.  Sb5  Sf6!  6.  Sc3  Lb4  in  die  bei 
der  nächsten  Anmerkung  (sub  IIa)  aus- 
geführte Variante  einlenken,  vielleicht  aber 
noch  methodischer  mit  5.  Le2  Sf6,  6.  Lf3 
fortfahren.  — 


-  278  - 


Eine  Schar   treuer  Anhänger   besitzt 

ferner  die  Paulsen'sche  Fortsetzung  4 

a6  nebst  Dc7.  (Siehe  nächste  Partie.) 

5.   Lfl— d3  .... 

Natürlich    nicht    5.    e5  wegen   5 

Da5t  nebst  De5:  und  auch  5.  Lg5  wird 
von  Schwarz  mit  5. . . .  Daöf  6.  Ld2  De5 
bezw.  6.  Dd2  Lb4,  7.  c3  Se4:  8.  cb  Dg5: 
mit  Bauerngewinn  widerlegt. 

Allerdings  ist  auch  der  Textzug  nicht 
der  schärfste,  da  er  nur  die  Tendenz  hat, 
seine  Königsseite  schablonenhaft  zu  ent- 
wickeln, ohne  den  Gegner  vor  schwere 
positioneile  Probleme  zu  stellen. 

Ein  verwegener  Zug  ist  hierö.Sbl— d2, 
vgl.  Partie  Spielmann— Reti,  Karlsbad 
1923: 

5.  Sd2  Sc6  (gut  ist  5....  d5  und 
wenn  darauf  6.  e5,  so  nach  französischen 
Mustern  6. . . .  Sd7,  wobei  jedoch  der 
schwarze  Königsspringer  bereits  ins  Spiel 
gebracht  und  der  weiße  Mittelbauer  d4 
rechtzeitig  beseitigt  wurde.  —  In  Betracht 
kommt  ferner  auch  5. . . .  Lc5). 

6.  Sc6:  bc  (vielleicht  6. . . .  de),  7.  e5 
Sd5,  8.  c4  (die  Pointe  des  5.  Zuges  von 
Weiß)  8. .  . .  Sb4,  9.  Sf3  c5,  10.  a3  Sc6, 
11.  Ld3  Dc7,  12.  0—0,  worauf  Schwarz 
statt  12. . . .  Lb7,  13.  Tel  usw.  das  Bauern- 
geschenk wohl  annehmen  sollte,  z.  B. 
12....  Se5:  13.  Se5:  De5:  14.  Df3  Ld6!! 
15.  g3  Tb8,  16.  Lf4  Df6  und  Schwarz 
bleibt  im  Vorteil.  — 

Aus  allen  diesen  Erwägungen  ge- 
langen wir  zur  Erkenntnis,  daß  5. 
Sbl — c3  den  präzisesten  Zug  an  der 
Textstelle  bildet.  Tatsächlich  gilt  diese 
letzterwähnte  Fortsetzung  als  Haupt- 
variante der  sizilianischen  Partie, 
wobei  beiderseits  feinziselierte  Ge- 
dankenarbeit erforderlich  ist.  Schwarz 
hat  auf  5.  Sc3  folgende  Alternativen 
zur  Verfügung: 

I.)  5....d7 — d5.  Dieser  Befreiungs- 
versuch ist  noch  immer  verfrüht  und 
wird  nach  Collijn  mit  6.  ed  ed 
(6....Sd5:  7.  Lböf  Ld7,  8.  Sd5:),  7. 
Lb5t  Ld7,  8.  0—0  usw.  antiseptisch 
zu  weißen  Gunsten  behandelt.  — 

II.)  5. . . .  Sb8— c6.  Sizilianisches 
Vierspringerspiel!  Schärfer  ist  jedoch 
die  weiter  unten  sub  III.  behandelte 

Antwort  5 Lb4,   um  den  Gegner 

ohne  Unterlaß  zu  beschäftigen, 
während  auf  den  Springerzug  Weiß 


manchen  giftigen  Pfeil  zu  versen- 
den hat: 

a)  6.  Sd4-b5  Lf8-b4,  7.  a2-a3 
(diese  ganze  Abwicklung  hat  in  neuerer 
Zeit  wenig  Anwendung  gefunden  und 
hauptsächlich  nur  die  theoretischen  Kapazi- 
täten beschäftigt.  —  Es  steht  jedenfalls 
fest,  daß  Weiß  mit  anderen  Fortsetzungen 
wie  7.  Sd6t  Ke7,  8.  Lf4  e5  [besser  als 

das   von    Bardeleben    aufgegriffene  8 

Da5],  9.  Sfof  Kf8,  10.  Ld2!  d5!  usw., 
bezw.  7.  Lf4  Se4:  8.  Sc7t  Kf8,  9.  Df3 
[von  Svenonius  angegeben.  Wenn  9.  Dd3, 
so  9....  d5!  10.  Sa8:  Df6]  9....  d5! 
10.  0—0—0!  Lc3:  11.  bc  Tb8  usw.  besten- 
falls nur  ausgleichen  könnte). 

7....  Lb4Xc3t  8.  Sb5Xc3  d7-d5! 
9.  e4Xd5  e6Xd5  (der  berüchtigte  isolierte 
Bauer),  10.  Lfl— d3  (als  ungünstig  erwies 
sich  in  der  klassischen  Partie  Pillsbury— 
Mieses,  Paris  1900,  der  Bauerngewinn 
durch  10.  Lg5  0—0!  ll.Lfö:  Df6: 12.  Dd5:). 

10....  0—0,  11.  0-0  h7-h6  (in 
Betracht  kommt  auch  11....  d5— d4.  Auf 
11....  Lg4,  12.  f3  Le6  empfiehlt  Collijn 
13.  Lg5  mit  fühlbarem  Druck  auf  die 
schwarze  Stellung). 

12.  h2-h3  Lc8— e6,  bezw.  12.Sc3-e2 
Sf6— e4  mit  befriedigenden  Gegen- 
chancen. —  Jedenfalls  hat  Weiß  bei  dieser 
Variante  gewisse  positionelle  Trümpfe 
(schönes  Läuferpaar  und  Vereinzelung 
des  feindlichen  Mittelbauern)  zu  erlangen 
verstanden. 

b)  6.  Sd4Xc6  (wird  von  Collijn  befür- 
wortet, ist  aber  in  seinen  strategischen 
Konsequenzen  ziemlich  verschwommen) 
6. . . .  b7Xc6,  7.  e4— e5  Sf6— d5,  8.  Sc3-e4 
(oder  Partie  Marshall— Mieses,  Monte- 
Carlo  1003:  8.  Sd5:  cd,  9.  Ld3  Dc7!  10. 
Lf4  Tb8,  11.  Tbl?  Tb2:!). 

8 Dc7!  (schwächer  sofort   8 f5, 

vgl.  Partie  Yates— Dr.  Lasker,  New- 
York  1924:  9.  ef  Sf6:  10.  Sdöf  Ld6:  11. 
Dd6:  Daöf  [oder  Partie  Bernstein- 
Mieses,  Coburg  1904:  11....  Se4,  12. 
Db4,  bezw.  Partie  Lipke— Schiffers, 
Wien  1898:  11. ..  .De7,  12.  Lf4 mit  weißem 
Vorteil],  12.  Ld2  Dd5,  worauf  statt 
13.  Da3  einfach  13.  Lb4  Dd6:  14.  Ld6: 
Se4,  15.  La3  usw.  die  Lückenhaftigkeit 
der  schwarzen  Bauernkette  brandmarken 
könnte). 

9.  f4  (9.  Dd4  c5)  9. . . .  f5  (auf  9. . . .  Db6 
empfiehlt  Collijn  10.  c4  Lb4t  11.  Ke2  f5, 
12.  Sf2,  bezw.  10....  Se3,  11.  Dd3  Sfl: 
12.  Tfl:  mit  besserer  Stellung  für  Weiß). 

10.  ef  (nach  10.  SdGf  Ld6:  11.  ed 
Db6  [11....  Dd6:  12.  c4  Db4t  13.  Ld2 
Db2:  14.  cd  ed,  15.  Del!  Df6,  16.  Dc3 
mit  weißem  Vorteil],  12.  c4  [nach 
Dr.  Claparede   ist    12.  Le2   besser,   z.  B. 


,279 


12....  Sf6,  13.  Lf3,  bezw.  12....  SeS, 
13.  Le3:  De3:  14.  Dd2,  bezw.  12. . . .  La6, 
13.  La6:  Da6:  14.  De2,  bezw.  12...  0—0, 
13.  Dd2  nebst  b3  und  Lb2,  ohne  jedoch 
etwas      entscheidendes      herbeizuführen] 

12 Se3    [oder    nach    Dr.    Claparede 

noch  unternehmender  12. . . .  Sf6  mit 
der  gefährlichen  Drohung  Se4],  13.  Dd2 
Sfl:  14.  Tfl:  c5!  hat  Schwarz  im  Mittel- 
spiel wie  im  Endspiel  vollwertige 
Gegenchancen). 

10....  Sf6:  11.  Sf6:t  gf,  12.  DhSf 
Kd8, 13.  Le3  (jedenfalls  schwächer  geschah 
in  der  Schönheitspartie  Reggio— Mieses, 
Monte-Carlo  1903:  13.  Ld2  d5,  14.  g3  Tb8 
mit  guten  Gegenchancen  für  Schwarz). 

13. . . .  d5,  14.  0—0—0  Tb8  und  die 
schwarzen  Gegentrümpfe  (die  offene 
b-Linie  und  die  Bauernmasse  im  Zentrum) 
sind  nicht  zu  unterschätzen. 

c)  Solid  ist  6.  a3  a6!  7.  Le2  (zweck- 
mässiger als  7.  Lc4  Dc7.  —  Mit  7.  Sc6: 
bc,  8.  e5  usw.  könnten  ähnlicheWendungen 
wie  sub  b)  herbeigeführt  werden). 

7 Dc7  (oder  ganz  solid  7 Le7. 

Unklarer    wäre    7 d5.    Ungemütlich 

wäre  auch  7. . . .  Lc5,  8.  Sb3  La7,  9.  Lg5). 

8.  0—0  Le7  usw.  mit  Einlenkung  in 
die  Paulsen'schen  Gedankengänge  (vgl. 
Partie  Nr.  51). 

d)  Ohne  Energie  geschah  in  einer 
Züricher  Partie  Hans  Johner— Canal  1917: 
6.  Le3  Lb4,  7.  Sc6:  bc,  8.  Ld3  d5,  9.  e5  Sd7, 
10.  Dg4Lf8!  nebst  g6,  Dc7,  Lg7  usw.  mit 
Stellungsvorteil  für  Schwarz,  dessen 
Bauernzentrum  immer  erdrückender  wurde. 

e)  Auf  6.  Le2  wäre  die  Bauernopfer- 
wendung 6. . . .  Lb4,  7.  0—0!  Lc3:  (in 
einer  bereits  früher  zitierten  Partie  Tarasch- 
Sämisch,  die  mit  Zugumstellung  zu  dieser 
Stellung     gedieh,     geschah     vorsichtiger 

7 0-0  mit  etwa  gleichem  Spiel),  8.  bc 

Se4:  9.  Lf3!  Sc3:  10.  Dd3  usw.  für  Schwarz 
sehr  gefährlich,  dagegen  kann  ganz  solid 

6 Le7,   vielleicht  aber  auch  nunmehr 

die  Befreiungsaktion  6 d5,  7.  ed  Sd5: 

8.  Sc6:  bc,  9.  Se4  Le7,  10.  0-0  Dc7  ohne 
besonderen  Nachteil  für  Schwarz  trotz 
der  zersplitterten  Bauern  erfolgen.  — 

f)  Als  positionelle  Behandlung  geschah 
ferner  in  einer  Partie  Wolf— Mieses, 
Hannover  1902:  6.  g3  d5,  7.  Lg2  de  (besser 
7....  Lb4),  8.  Sc6:!  Ddl:t  9.  Kdl :  bc, 
10.  Se4:  mit  besserem  Endspiel  für  Weiß.  — 

Widmen  wir  uns  jetzt  der  im 
Vordergrund  derzeitgenössischen  Dis- 
kussion stehenden  Entgegnung: 

III.)  5. . . .  Lf8— b4!  womit  die  Be- 
drohung des  Bauern  e4  fortgesetzt 
wird.  Die  Folge  kann  sein: 


6.  Lfl— d3  (mit  scharfen  Verwick- 
lungen, doch  könnte  Weiß  auch  mit  6. 
Sb5Sc6!  [6. . . .  Se4:  7.  Dd4],  7.a3  usw.  in  die 
sub  IIa]  ausgeführte  Hauptvariante  ein- 
lenken. Nachteilig  wäre  dagegen  6.  Lg5 
Lc3:f  7.  bc  Da5  mit  Bauerngewinn  für 
Schwarz). 

6. . . .  Sb8— c6  (noch  immer  zwei- 
schneidig ist  6 d5,  z.  B.  Partie  Euwe- 

Aljechin,  Pistyan  1922:  6....  do,  7.  ed 
Sd5:  8.  Se2  Sc6,  9.  0—0  e5,  10.  Sd5: 
Dd5:  worauf  Weiß  statt  11.  a3  viel  ener- 
gischer 11.  Sg3  spielen  konnte.  —  Inter- 
essant   ist    Jaffe's    Zug   6....    e5,    z.    B. 

Partie  Yates— Aljechin,  Haag  1921 :   6 

e5,  7.  Se2  [7.  Sf5  0—0,  8.  Lg5  d5,  9.  ed 
e4!  10.  Le4:  Te8!  11.  Sg3  Se4:!  12.  Ld8: 
Sc3:  und  gewinnt,  bezw.  8.  Se3!  Lc3:t 
9.  bc  b6  nebst  Lb7]  7. . . .  d5,  8.  ed  Sd5: 
9.  0-0  Sc6,  10.  Sd5:  Dd5:  11.  a3  La5 
[11. . . .  Le7,  12.  Sc3  nebst  f4],  12.  b4  Lc7, 

13.  Tel  f5!  mit  verwickeltem  Spiel). 

7.  Sd4Xc6  (auf  7.  Le3  kam  Schwarz 
in  einer  Partie  Rabinowitsch— Schlechter, 

Karlsbad    1911,    mit   nunmehrigem   7 

d5  sehr  rasch  in  Vorteil.  Vgl.  aber  hiezu 
folgende  Partie  Fischer— Takacs,  Wien 
1923:  7.  Le3?  d5!  8.  ed  Sd5:  9.  0-0 
Sc3:?  [richtig  9....  Se3:  10.  fe  Sd4:  11. 
ed  Dd4:t  12.  Khl  Lc3:  13.  bc  Dc5!],  10. 
bc  Lc3:  11.  Sc6:  bc,  12.  Tbl  0—0,  13. 
Df3!  Ld7,  14.  Lc5  Te8,  15.  Lh7:t  Kh7: 
16.  Dc3:  Remis). 

7. . . .  d7Xc6  (auf  7. . . .  bc  kommt 
Weiß  mit  8.  e5  Sd5,  9.  Dg4  Da5,  10.  0-0! 
Sc3:?  11.  Dg7:  usw.,  bezw.  9....  g6,  10. 
0—0  Lc3:  11.  bc  Sc3:  12.  La3  in  Vorteil, 
während  jetzt  immerhin  noch  sehr  un- 
klare Wendungen  entstehen): 

8.  e4-e5  Sf6— d7,  9.  Ddl— g4 
Dd8— a5,  10.  0—0!  Lb4Xc3,  11.  b2Xc3 
DaöXeö  mit  unverkennbaren  Gefahren, 
z.  B.  Partie  Yates— Atkins,  London  1912: 
12.  La3  c5,  13.  Tabl!  0-0,  14.  Tfel, 
bezw.  Partie  Spielmann— Tartakower, 
Mährisch-Ostrau  1923:  12.  Lf4  Df6,  13. 
Tael!  h6!  14.  Ld6  Dg5.  Nun  folgte  das 
verlockende,  jedoch  inkorrekte  Turmopfer 

14.  Te6:t  während  Weiß  mit  14.  Dd4! 
noch  immer  stark  am  Ruder  bleiben  konnte 


Sb8— c8 


Schwarz  benützt  die  Gelegenheit, 
sich  mit  Tempo  zu  entwickeln,  da 
jetzt  Weiß  mit  6.  Sc6:  ohne  die 
Möglichkeit  des  nachfolgenden  e4-e5 
nur  das  feindliche  Bauernzentrum 
stärken  würde.  —  In  Betracht  kommt 
aber  auch  5. ...d5,  z.B.:  6.  ed  Dd5: 
7.  0—0  Ld7,  8.  Sf3  Le7,  9.  Sc3  Dh5 


-  ^80 


bezw.  6.  e5  Sd7,  7.  Lf4  Sc6,  8.  Sf3 
Db6  mit  gutem  Gegenspiel. 
6.  Lei— e3  .... 

Auf  6.  c3  könnte  6!...  Db6!  [Partie 
Süchting— Marshall,  Karlsbad  1911]  vor- 
teilhaft geschehen. 

Ohne  irgendwelche  Gefahren  für 
Schwarz  folgte  auch  in  einer  Partie 
Spielmann— Sämisch,  Wien  1922:  6.  Sc6: 
bc,  7.  0—0  (auch  auf  7.  Sc3  oder  7.  Sd2 
würde  dieselbe  befreiende  Antwort  kom- 
men) 7. . . .  d51  (gefährlicher  geschah 
in  einer  Partie  Dr.  Lasker— Bogoljubow, 
New-York  1924:  7....  Le7,  8.  eo  Sd5,  9. 
Dg4  g6,  10.  Sd2  usw.),  8.  ed  cd  (oder  auch 
8 ed  mit  Einlenkung  in  ein  vorzüg- 
liches Abspiel  der  schottischen  Partie. 
Schwarz  zieht  jedoch  vor,  die  Stellungen 
geschlossen  zu  halten),  9.  Sc3  Ld6,  10. 
f4  Lcöf  11.  Khl  0-0,  12.  Sa4  Le7  mit 
etwa  gleichem  Spiel.  —  Der  Textzug 
versucht,  die  Spannung  aufrechtzu- 
erhalten. 


6.  .  . 

7.  Sbl 


d2 


d7— d5! 
e6 — e5 


Aljechin  ist  immer  bestrebt,  den 
positionellsten  Eröffnungen  offenes 
Gepräge  zu  verleihen. 

Als  geschlossene  Behandlung 
kommt  auch   7 Le7,   8.  Sc6:  bc, 

9.  e5  Sd7  [Partie  Hodges-Schlechter, 
Cambridge  Springs  1904]  mit  gutem 
Spiel  für  Schwarz  in  Betracht. 

8.  Sd4— f3  h7— h6! 
Die  schwarze  Schlachtordnung  ist 

bereits  entschieden  vorzuziehen.  Er 
droht  d5 — d4  und  übt  auch  sonst 
einen  starken  Druck  im  Zentrum  aus. 

9.  c2— c3 

10.  0—0 

11.  Ddl-e2 

12.  Tfl— dl 

13.  e4Xd5  .... 
Sonst  drohte  Schwarz  bereits  selbst 

mit  13....  de,  14.  Se4:  Se4:  15.  Le4: 
f5  usw.  im  Zentrum  vorzugehen.  Es 
schwebt  jetzt  dem  Weißen  die  Mög- 
lichkeit von  Sd2-e4-c5  vor. 
13 Sf6Xd5 

14.  Sd2— e4  Sc6— a5 
Um  die  oben  erwähnte  Möglich- 
keit Sc5  zu  vereiteln.   Man  beachte 


übrigens,  von  welch  großer  Wirkungs- 
kraft alle  schwarzen  Figuren  erfüllt 
sind:  Jeder  einzelnen  fällt  eine  wich- 
tige Mission  zu.  — 

Resultatlos  wären  statt  des  Text- 
zuges die  Versuche  des  Figurenge- 
winns durch  14 f5,    15.  Sc5  Lc5: 

16.  Lc5:  Sf4,   17.  Del  Tf6,    18.  Lfl 

usw.  oder  durch  14 Se3:  15.  De3: 

f5,  16.  Sc5Lc5:  17.  Dc5:  e4,  18.  Lc4 
bezw.  17.... b6,  18.  De3  e4,  19.  Lb5 
mit  befreitem  Spiel.  —  Nun  aber 
droht  wirklich  f7— f5. 

15.  Le3— d2  

Mit  dem  kompromittierenden  Vor- 
stoß 15.  b4  würde  sich  Weiß   nach 

15 Se3:    16.  De3:  Sc4   usw.   nur 

ins  eigene  Fleisch  schneiden. 

15 Ta8— e8 

16.  Se4-g3  Le7— d6 
Der  schwarze  Druck  im  Zentrum 

beginnt  nunmehr  ganz  reale  Konturen 
anzunehmen.  Es  droht  nach  wie  vor 
f7— f5. 

17.  Sg3-f5  .... 
Kostet  einen  Bauern.  In  Betracht 

kommt  17.  Sh4,  worauf  17....Lc8 
wegen  18.  Shf5  nebst  Dg4  und  auch 
17. . . .  Sf4  wegen  18.  Lf4:  nebst  De4 
für  Schwarz  sogar  ungünstig  wäre 
und  er  daher  am  besten  den  Präventiv- 
zug 17 Se7  machen  würde. 

17 Le6Xf5 

18=  Ld3Xf5  e5— e4! 


Lf8— e7 

Entscheidend. 

0—0 

19.   Sf3— d4 

Ld6Xh2t 

Lc8— e6 

20.  K gl— hl 

Lh2-f4 

Dd8-c7 

21.     c3-c4 

.... 

Eine  schöne  Verwicklung,  die  aber 
eine  noch  schönere  Widerlegung  er- 
heischt (siehe  23.  Zug  von  Schwarz). 
Selbstredend  wäre  auch  sonst  die 
Lage  von  Weiß  trostlos. 
21 Sa5Xc4 

Allerdings  erzwungen,-  da  auf 
21....Sf6,  22.  Sb5  eine  der  beiden 
schwarzen  Figuren  Sa5  oder  Lf4 
aufgegeben  werden  müßte. 


—  281  - 


22.Tal-cl  b7— b5 

23.  b2— b3  •  •  •  •      i 
Auf  23.  Sb5:  würde  sich  Schwarz 

mit  23..,.  De5  an  dem  Lf5  schadlos 
halten. 

23 e4— e3! 

Wirkt  wie  eine  Ekrasitpatrone. 

24.  f2Xe3  Sd5Xe3 

25.  Ld2Xe3  Lf4Xe3 

26.  Sd4Xb5  Dc7— g3 

27.  De2Xc4  .... 

Stellung  nach  dem  27.  Zuge  von  Weiß. 


I^I'#^' 


-     Es  folgt   eine   blitzschnelle  Um- 
zingelung des  von  seinen  Generalen 
verlassenen  Königs. 
27 Le3— f4 

28.  Khl— gl  Te8-e5! 

29.  Sb5— d6  .... 
Natürlich    nicht    29.  Le4    wegen 

29 Le3-|-  nebst   Th5#   und  auch 

29.  Lh3  würde  nach  29....Tfe8  nur 
noch  einige  Atemzüge  gestatten. 

29 g7-g6 

30.  Lf5— h3  Lf4— e3t 

31.  Kgl— hl                   Te5— h5 
Nun  droht   unbarmherzig   31 

Th3:-]"    und    auch    32.  Dfl    vermag 
wegen  32....Lf4,  33.  Kgl  Dh2t  34. 
Kf2   Th3:  usw.   nicht   zu  retten.  — 
Weiß  gab   auf! 

Paulsen's  Verteidigung. 

(Mit  a6  und  Dc7.) 
Partie  Nr.  50. 

Meisterturnier  zu  Wien  1923. 

Weiß:  Schwarz: 

Spielmann.  Tartakower. 

1.      e2 — e4  c7 — c5 


Es  steht  wohl  zu  erwarten,  daß  dem 
Führer  der  schwarzen  Steine  ebenso 
wie  den  Jungmeistern  Sämisch 
und  E  u  w  e  das  Ehrenbürgerrecht 
von  Sizilien  verliehen  v/erden  wird, 

2.  Sgl— f3  e7— e6 
Gilt    für     das    Beste.     In    Betracht 

kommt  aber  auch  der  abwartende  Zug 
2- . . .  a6,  der  vom  Standpunkt  der  Eman- 
zipierung je.  früher,  desto  besser  ge- 
schehen soll:  Wie  eine  treue  Amme  be- 
wacht er  das  schwarze  Spiel,  z.  B.: 

a)  Matchpartie  Spielmann-Tartakower, 
Wien  1921:  3.  d4  cd,  4,  Sd4:  Sf6!  (prä- 
ziser als  4. . . .  e6  mit  Einlenkung  in  die 
Textvariante),  5.  Sd2  (auch  nach  5.  Sc3 
d5,  6.  e5  Sd7,  sowie  5.  LdS  Dc7  usw. 
hat  Schwarz  nichts  zu  fürchten)  5. . . . 
Sc6!  6.  Se6:  de!  7.  LdS  e5  (verwandelt 
das  geschlossene  Spiel  in  eine  offene 
Handelsgesellschaft),  8.  0—0  Lg4,  9.  Del 
Lc5,  10.  Sb3!  (die  weiße  Befreiungsaktion 
beginnt)  10....  La7,  11.  Le3  Dc7  mit 
etwa  gleichem  Spiel. 

b)  Matchpartie  Reti— Tartakower, 
Wien  1919:  3.  g3  g6,  4.  Lg2  Lg7,  5.  0—0 
Sc6,  6.  c3  d6,  7.  d3  (auf  7.  d4  wäre  7. . . . 
cd,  8.  cd  Db6!  unangenehm)  7. . . .  Sf6,  8. 
Sa3  0-0  mit  gut  entwickeltem  Spiel). 

Schwarz  hat  in  beiden  Fällen  die 
Gefahrenzone  der  Eröffnung  sehr  rasch 
und  schmerzlos  überwunden! 

3.  d2— d4  .... 

Wie  schon  bei  der  vorigen  Partie  er- 
wähnt, kann  auch  auf  3.  Sbl—c3  entweder 

a)  mit  3. . .  .  Sc6,  4.  d4  cd,  5.  Sd4 
Sf6!  usw.  das  sizilianische  Vierspringer- 
spiel oder 

b)  mit    3 g6     das    sizilianische 

Fianchetto;  ferner 

c)  mit  3. . . .  d5  die  Marshali'sche 
Befreiungsaktion;  schließlich 

d)  mit    3 a6    die    Paulsen'sche 

Verteidigung  mit  textverwandten  Fort-, 
Setzungen*  herbeigeführt  werden. 

*)  Vgl.  hiezu  folgende  schöne  Match- 
partie  Reti— Tartakower   (Wien  1919): 

3.  Sc3  a6,  4.  g3  (üblicher  zunächst 
4.  d4  cd,  5.  Sd4  usw.,  was  auch  hier 
später  geschieht.  Ein  Stratege  empfiehlt 
übrigens   4.   Le2  Dc7,   5.  0—0  nebst  d3). 

4 Sc6  (zweckmäßiger  sofort  4. . . . 

Dc7,  5.  Lg2  Sf6,  z.  B.  6.  d4  cd,  7.  Sd4: 
Lb4  mit  Gegendruck,  bezw.  6.  e5  Sg4,  7. 
d4  Sc6,  8.  Se4  cd,  9.  Sd4:  Sge5:  10.  Lf4 
d6  mit  Mehrbauer,  bezw.  6.  0-0  e5,  7, 
d3  d6,  8.  Lg5  Sbd7  mit  abgeriegeltem 
Spiel). 
Fortsetzung  der  Fußnote  siehe  Seite  282. 


-  282  — 


4.    Sf3Xd4 


c5Xd4 
a7— a6 


Für  bequemer  gilt  4....Sf6  oder 
4. . . .  Sc6  (siehe  vorige  Partie).  —  Der 
Grund,  warum  Tartakower  immer 
wieder  zum  zweifelhaften  Textma- 
növer zurückgreift,  ist  in  seinem  Leit- 
satz zu  suchen:  „Solange  ein  Zug 
noch  immer  für  schlecht  gilt,  läßt  er 
sich  anwenden." 

5.      c2 — c4  .... 

Die  neueste,  von  Rdti  in  Mannheim 
1914  eingeführte  Methode  mit  der 
Idee,  das  Maröczyanische  Bekämp- 
fungssystem aus  dem  sizilianischen 
Fianchetto  (Partie  Nn  48)  in  die 
Paulsen'sche  Verteidigung  lebend  zu 
verpflanzen.  Die  Minderwertigkeit  die- 
ses Versuches  wird  jedoch  in  der 
vorliegenden  Partie  schlagend  nach- 
gewiesen, da  Schwarz  sehr  bald 
zum  Befreiungsstoß  d7 — d5  und  da- 
durch auch  zur  strategischen  Ober- 
hand gelangt. 

Nachstehend  sollen  fünf  weitere 
übliche  Methoden  mit  möglichster 
Kürze  skizziert  werden: 


Fortsetzung  der  Fußnote  von  Seite  281. 

5.  Lg2  Dc7  (schärfer  geschah  in 
einer  anderen  Matchpartie  zwischen  den- 
selben Gegnern:  5....  Sf6,  6.  0—0  Le7, 
7.  e5  Sg4,  8.  De2,  worauf  statt  8. . . . 
Dc7,  9.  Tel  d6  usw.  sofort  8. . . .  d6!  9. 
ed  Dd6:!  10.  d3  0-0,  11.  Sg5  Sf6,  12. 
Sce4  Dd8,  mit  gleichem  Spiel  folgen 
sollte). 

6.  0—0  b5,  (solider  6. . . .  Sf6,  7.  d4 
cd,  8.  Sd4:  Le7  usw.  mit  normalem, 
freilich  etwas  eingeengtem  Verlauf  der 
Partie.  —  In  Betracht  kommt  aber  auch 
6. . . .  Sd4). 

7.  d4  cd,  8.  Sd4:  Lb7,  9.  Tel  d6,  10. 
a4!  (eine  brillant  durchgeführte  Auf- 
rollungsaktion). 

10....  b4,  11.  Sd5!!  Da5  (11....  ed; 
12.  Sc6:  nebst  13.  edf  mit  Entscheidung). 

12.Sc6:Lc6:  13.  Dd4!Sf6 (der  Bauer  b4 
war  nicht  zu  decken,  z,  B.  13. . . .  Tb8, 
14.  Ld2  Ld5:  15.  ed  e5,  16.  Te5:t!) 

14.  Ld2  e5,  15.  Lb4:  Dd8,  16.  Sf6t 
gf  (16....Df6:  17.  Db6),  17.  Dd3  und  die 
schwarze  Partie  ging  langsam,  aber 
sicher  verloren. 


I.)  5.  g2— g3.  Das  älteste,  noch  immer 
keineswegs  abgetane  Rezept,  vgl.  Partie 
Rubinstein— Sämisch,  1922: 

5.  g3  Dc7,  6.  Lg2  Sf6,  7.  0-0  d6  (über- 
scharf wäre  7. . . .  h5),  8.  b3  (von  Collijn 
empfohlen.  Eine  laxere  Behandlung  zeigt 
Partie  Hromadka— Sämisch,  Pistyan  1922: 

8.  Sc3  Ld7,  9.  Tel  Le7,  10.  De2Sc6,  11.  LeS 
Tc8,  12.Tadl  0—0,  l3.Sc6:  [zweckmäßiger 
13.f3nebstDf2]13.  ...Lc6:14.Ld4b5,15.a3 
Db7!  mit  Vorteil  für  Schwarz)  8....  Ld7 
(Collijn  setzt  mit  8.  . . .  Sbd7,  9,  Lb2  Le7, 

10.  c4  0—0,  11.  Sc3  zugunsten  von 
Weiß  fort),  9.  Lb2  Sc6,  10.  c4  Le7,  ll.Sc3 
0-0,  12.  Dd2  Tfd8,  13.  Tfdl  Sd4:  14. 
Dd4:  Tac8,  15.  Se2  (in  einer  Partie 
Richter— Sämisch,  Berlin  1922,  geschah 
schwächer  15.  Kfl  b5!  16.  cb  ab,  17, 
Db4?  Lc6  mit  Vorteil  für  Schwarz)  15.... 
Lc6    usw.     mit    beiderseitigen    Chancen. 

II.)  5.  Lfl— e2  mit  der  Schlechter'schen 
Idee,  die  Querdiagonale  zu  besetzen,  um 
nunmehr  den  Be4  durch  Lf3  zu  decken, 
ohne  vorläufig  zum  selben  Zweck  Sc3 
ziehen  zu  müssen,  vgl.  Partie  Möller — 
Tartakower,  Kopenhagen  1923: 

5.    Le2    Sfö     (zwingender    als  5 

Dc7),  6.  Lf3  (oder  Partie  Blake— Colle, 
Hastings  1924,  wo  Weiß  auf  die  Aus- 
führung der  Schlechter'schen  Idee  ver- 
zichtete: 6.  Sc3  Dc7,  7.  0—0  Lb4,  8.  Dd3 
0—0,  9.  Ld2  Sc6,  10.  Sf3  Le7,  11.  a3Td8/ 
12.   Tfdl    b5,    13.    Lfl    d5,    14.   De2    mit 

schwerem  Kampfe)    6 Dc7  (vielleicht 

auch  6. . . .  d5),  7.  0-0  Le7  (oder  Partie 
Schlechter— Mieses,  Berlin  1918:  7.... 
d6,  8.  Le3  Sd7,  9.  Sd2  Le7,   10.  c4r  0—0, 

11.  Tel  Se5,  12.  Le2  Sd7  mit  etwa  glei- 
chem Spiel),  8.  b3!  (Meister  Möller  be- 
handelt alle  Eröffnungen  mit  großer  Tiefe) 
8....  0-0,  9.  Lb2  d6,  10.  c4  Sd7,  11. 
Sc3  Tb8,  12.  Dd2  b6,  13.  g3  Lb7^  14. 
Tadl  Tbd8,  15.  Lg2  Tfe8,  16.  f4!  Lf8, 
17.  f5  e5,  18.  Sc2!  b5!  mit  beginnender 
Gegenaktion. 

III.)  5.  Lfl— d3.  Eine  schablonenhafte 
Behandlung,  die  keine  ehrgeizigen  Pläne 
verfolgt,  vgl.  Partie  Capablanca— Tarta- 
kower, Wien  1914: 

5.  Ld3  Sf6  (es  geht  auch  5. . . .  Dc7, 
z.  B.  6.  Le3  Sf6,  7.  Sbd2  d5,  8.  ed  Sd5: 

9.  Df3  Sbd7,  10.  0-0  Ld6,    11.  Dh3  Sc5, 

12.  Se4  Sd3:  mit  Vorteil  für  Schwarz.  — 
Weniger  präzise  geschah  in  einer  Partie 
Marco— Reti,  Pistyan  1922:  5. . . .  Sc6,  6. 
Le3  Sf6  [6;...  Dc7?  7.  Sc6:  de,  8.  Sd2 
Sf6,  9.  a4!  mit  Vorteil:  Partie  Marco— 
Gottschall,  Coburg  1904],  7.  Sc3  Dc7,  8. 
0-0  Le7,  9.  Khl!  [9.  De2?  d6,  10.  Tadl 
0—0,  11.  f4?  Sd4:  12.  Ld4:  e5  mit 
schwarzem  Vorteil:  Partie  Pillsbury— 
Maröczy,  Wien  1898]  9.  ...b5,  10.  f4 
0—0  [besser  d6],  11.  e5!  Se8,  12.  Sc6:  de, 


283 


13.  Se4  c5,  14,  c4!  mit  Stellungsvorteil 
für  Weiß). 

6-  0—0  cl5,  7.  ed  Sd5:  8.  c3  Lc5,  9. 
Sf3  Sd7,  10.  Sbd2  Sgf6  mit  etwa  aus- 
geglichenen Chancen. 

IV.)  5.  Sbl— c3.  Diese  anscheinend 
ruhige  Fortsetzung  ist  nicht  ohne  Gift, 
vgl.  Partie  Marco— Tartako wer,  Göteborg 
1920: 

5.  Sc3  Dc7    (präziser   als   5 Sc6, 

worauf  nunmehr  6.  g3  oder  aber  nach 
Bilguer  6.  Le2!  Dc7,  7.  0-0  Sf6,  8.  Le3 
Lb4?  9.  Sc6:  Lc3:  10.  bc  bc,  11.  Ld3  mit 
weißem  Vorteil  folgen  kann.  —  Inter- 
essant geschah  übrigens  in  einer  Partie 
Bogoljubow— Rubinstein,  London  1922; 
5. . . .  b5.  6.  Ld3  Lb7,  7.  0-0  d6,  8.  Khl 
Sf6,  9.  a3  Sbd7,  10.  f4  Le7,  11.  De2  Dc7, 
12.  Sd2  0—0,  13-  Tf3.  Weiß  steht  jetzt 
besser). 

a  Ld3  (oder  Partie  Dr.  Lasker— 
Tartako  wer,  New-York  1924  [mit  Zug- 
umstellung]:   6,    Le2    Sf6    [in    Betracht 

kommt  auch  6 bß.   Riskanter  geschah 

in  einer  Partie  Steiner— Takacs,  Wien 
1923:  6. .. .  b5,  7.  Lf3  Lb7,  8.  0-0  d6,  9. 
a4!  b4,  10.  Sa2  Sf6,  11.  Tel  mit  weißem 
Vorteil],  7.  0-0  Lb4  [schärfer  7. . . .  Le7 
nebst  d6,  Sbd7usw.],  8.  Lf3!  Sc6,  9.  Sc6: 
de!  10.  Le3  0-0,  11.  h3  e5  usw.  mit 
baldigem  Ausgleich). 

6. . . .  Sf6,  7.  0-0  Le7  (auf  7. . . .  b5 
wäre  8.  Se2  zu  empfehlen). 

8.  Khl  O-O  (mit  8.. . .  d5  wäre  kaum 
mehr  als  auszugleichen.  Ein  anderer 
Plan  wäre,  vorläufig  überhaupt  auf  die 
Rochade  zu  verzichten  und  mit  d6,  Sbd7 
usw.  fortzufahren). 

9.  f4  d6,  10.  De2  Sbd7,  11.  Sf3  Sc5, 
12.  e5  Sd3:  13.  cd!  Se8,  14.  d4  b5  mit 
zweischneidigem  Spiel.  Der  weiße  Even- 
tualangriff  am  Königsflügel  ist  jedenfalls 
nicht  zu  unterschätzen.  Marco  hat  die 
Eröffnung  frisch,  froh  und  frei  behandelt.  — 

V.)  5.  Lei— e3.  Ebenfalls  ein  Versuch, 
zunächst  nichts  zu  versuchen  und  erst  all- 
mählich die  schwachen  Punkte  von 
3chwarz  (b6,  später  eventuell  d6)  aufs 
Korn  zu  nehmen,  vgl.  aber  II.  Match- 
partie Reti— Sämisch,  Berlin  1921 : 

5.  Le3  Dc7,  6.  Le2  Sf6,  7.  Sd2  d5! 
8.  Sb3  Sc6,  9.  c3  Le7,  10.  De2  0—0,  11. 
0-0  Tfd8,  12.  a4  b6,  13.  a5  ba,  14.  ed 
Sb4!  15.  Dbl  Sbd5:  16.  Sc4  a4!  17.  Ta4: 
Ld7,  la  Tal  Lb5  und  die  Rollen  haben 
sich  vertauscht:  Schwarz  kam  ans  Ruder 
und  siegte  in  kräftigstem  Stil.  — 

Man  sielit  jedenfalls,  wie  farben- 
grell diese  von  Schwarz  heraufbe- 
schworene Eröffnungsvariante  verläuft 


und  als  abschließendes  Urteil  wohl  die 
Diagnose  zuläßt:  —  Lebensfähig! 


6.  Sbl— c3 


Sg8— f6 
Dd8— c7 


Ecce  motus!  In  Betracht  konimt 
übrigens  auch  sofort  6 —  Lb4  (wo- 
rauf in  einer  Partie  Reti-Tartakower, 
Mannheim  1914,  7,  LdS  folgte),  doch 
will  sich  Schwarz  so  lange  als  tunlich 
die  Möglichkeit  einer  anderen  Läufer- 
entwicklung (nach  e7)  vorbehalten. 

7.  Lfl— e2  Lf8— b4 

Also  doch  nach  b4,  da  sich  das 
von  Weiß  seinem  5.  Zuge  geschenkte 
Entwicklungstempo  nur  so  ausnutzen 
läßt. 

Verrammelnder  geschah  in  einer 
Partie  Opocensky— Sämisch,  Pistyan  1922 
(wo  der  tschechische  Jungmeister  den 
Mannheimer  Spuren  Retis  in  ideenvoller 
Weise  folgte): 

7. . . .  b6  mit  der  Folge  8.  Le3  Lb7, 
9.  f3  d6,  10.  Dd2  Sb  d7,  11.  0-0  Le7, 
12.  Tf  dl  0-0,  13.  Tacl  Tac8,  14.  Lfl 
Db8,  15.  Df2!  und  „Weiß  hat  sich  aus- 
gezeichnet aufgebaut",  sagt  treffend  der 
Glossator    Teichmann    im   Turnierbuche. 

Bei  einer  solchen  geschlossenen  Be- 
handlung ist  übrigens  die  Reihenfolge  der 
einzelnen  Züge  wenig  zwingend  und 
könnte    z.  B.    gleich    im  7.  Zuge  ebenso 

gut  sofort  7 Le7  oder  etwa  7 d6*) 

geschehen.  [Der  schematische  Verlauf 
aller  dieser  Partien  ist  nach  Grünfeld: 
7....  Le7,  8.  0-0  d6,  9.  Le3  und  nun 
9. . . .  b6  oder  9. . . .  Ld7.1 

8.  f2— f3  .... 


*)  Einen  schönen  Sieg  errang  Weiß 
bei  dieser  letzteren  Fortsetzung  in  folgen- 
der Partie  Hromadka— Dr.  Tarrasch, 
Pistyan  1922: 

7 d6,    8.   0-0   Le7,    9.   Le3  Ld7 

(also  statt  der  von  Sämisch  angewandten 
Lb7-Entwicklung),  10.  Tel  0—0,  11.  Khl 
Tc8  (besser  sofort  Sc6),  12.  f4  Sc6,  13. 
Del  Sd4:  14.  Ld4:  e5,  15.  Le3  Dd8,  16. 
fe  de,  17.  Dg3  Le6,  18.  Ted  1  De8  (besser 
sofort  Df8),  19.  Lh6!  Df8,  20.  Sd5:  Ld5: 
21.  ed  Kh8,  22.  Lei  Lc5?  23.  Dh4  Sd7, 
24.  Ld3  h6  (24. . . .  g6?  25.  Lg6:),  25.  Dh5 
Sf6  (es  folgt  die  Katastrophe),  26.  Tf6:! 
gf,  27.  Lh6:  Dd8,  28.  LfSf  Aufgegeben 
(28- . . .  Kg8,  29.  Le7!). 

Die  Partie  erhielt  einen  Schön- 
heitspreis. 


-  284  — 


In  diesem  nicht  besonders  ästhe- 
tisch wirkenden  Zuge  gipfelt  das 
Reti'sche  System,  doch  wurde  hier 
auch  8.  Dc2  sowie  8.  Dd3  angewendet. 

8 0—0 

Noch  nicht  sofort  8. ...d5  wegen 

9.  ed!  ed,  10.  Da4t  Sc6,  11.  Sc6: 
Lc3:f  12.  bc  usw.  mit  überlegenen 
Prämissen  fürs  Endspiel.  —  Von 
fraglichem  Werte  wäre  auch  die  Um- 
gruppierung: 8. ...Lc5,   9.  Le3  0 — 0, 

10.  Sc2!  mit  dauernder  Verhinderung 
von  d7 — d5. 


9. 


0—0 


d7— d5! 


Wenn  Schwarz  zu  diesem  Be- 
freiungsstoß nicht  bald  gelangen 
würde,  müßte  er  an  den  beiden,  durch 
c2^ — c4  stigmatisierten  und  daher 
leicht  angreifbaren  Schwächen  b6 
und    d6   allmählich   zugrundegehen. 

Viel  weniger  energisch  geschah  in 
der  Teplitz-Schönauer-Partie  zwischen 
denselben  Gegnern  zunächst  noch  9. . .  . 
h6,  worauf  Weiß  noch  den  guten 
Entwicklungszug    10.  Le3   profitierte  und 

nach  10 d5  mit  11.  cd!  (wie  Grünfeld 

im  Kongreßbuch  erörtert)  ein  sehr  chancen- 
reiches Spiel  erlangen  konnte. 

Nicht  so  strategisch  klar  wie  der 
Textzug  geschah  in  einer  Partie  Euwe— 
Tartakower,  London  1922:  9. .. .  Sc6,  wo- 
rauf 10.  Le3  Lc3:  11.  bc  d5,  12.  cd  ed, 
13.  Sc6;!  bc,  14.  Ld4!  zugunsten  von 
Weiß  empfohlen  wird. 

10.      c4Xd5  .... 

Dieses  Nehmen,  welches  in  der 
vorerwähnten  Partie  Spielmann-Tar- 
takower  aus  dem  Teplitz-Schönauer 
Turnier  (nach vorherigem  9. ...h6,  10. 
Le3)  infolge  der  bereits  erfolgten  Ent- 
wicklung des  Damenläufers  große 
Angriffsmöglichkeiten  versprach,  bil- 
det hier  keine  Gefahr   für  Schwarz. 

Etwas  besser  war  vielleicht  doch 
das  andere  Nehmen:  10.  ed. 

10.  ....  Lb4Xc3 

11.  b2Xc3  e6Xd5 

12.  Lei— gö!  Sb8— d7! 

Dies  ist  die  eigentliche  Verstär- 
kung der  schwarzen  Spielanlage,  in- 


dem der  Läufer  g5  bis  auf  weiteres 
bezähmt  wird. 

Daß  dagegen  12....  De5  wegen 
13.  f4!  De4:  14.  Lf6:  gf,  15,  Tf3  usw. 
für  Schwärz  sehr  gefährlich  wäre,  hat 
in  ähnlicher  Lage  die  vorzitierte  Partie 
Euwe-Tartakower,  London  1922,  be- 
wiesen, —  Noch  riskanter  für  den 
Nachziehenden  wäre  aber  zuerst 
12.... de,    13.  Lf6:  gf,    14.  fe. 

13.  Ddl— c2 

Nur  ein  Dutzend  Züge  später  er- 
wacht der  genialeAngreiferSpielmann, 
während  er  vorläufig  noch  behutsam 
seine  Bauernschwächen  (c3  und  e4) 
zu  decken  und  zu  verdecken  sucht 

Auf  13.  Sf5  würde  sich  Schwarz 
mit  13....Te8  (14.  ed  Dcöf  15.  Khl 
Sd5:  usw.)  sehr  gut  stellen  können. 

13.      ....  Tf8— e8 

Tollkühn  wäre  13.... de,  14.  fe 
De5  wegen  etwa  15.  Tf5  De4,  16. 
Ld3  De8,  17.  Tafl!  Se5  (um  sein 
lahmgelegtes  Spiel  zu  befreien),  18. 
Tf6:!Sd3:  19.  Dd3:  gf,  20.  Lf6:  und 
gewinnt. 

Die  Schwebestellung  im  Zentrum 
(e4)  soll  daher  nach  Möglichkeit  be- 
lassen werden.  Die  strategische  Ini- 
tiative der  schwarzen  Partei  beginnt 
sich  immer  klarer  zu  zeigen. 


14.  Le2— d3 


Dc7— c5 


Über  die  psychologischen  Beweg- 
gründe dieses  Zuges,  siehe  nächste 
Anmerkung. 

Präziser  war  wohl  14. ...h7— h6, 
wobei  die  schwarze  Dame  auch  von 
c7  aus,  also  ohne  jedwede  Über- 
siedlung sehr  stark  wirken  konnte, 
z.  B.:  14....h6!  15.  Lti4(die  Aufrecht- 
erhaltung des  Druckes  auf  f6  bildet 
die  Haupthoffnung  der  weißen 
„Gegen"initiative!),  15.... de,  16.  fe 
Sg4!  17.  Lg3  Sde5!  18.  Tael  (wegen 
der  schwarzen  Drohung  Se3)  18.... 
Dc5  nebst  Sd3:  und  Schwarz  hat  die 
feindlichen  Perspektiven  auf  ein 
Minimum,  dessen  Bauernschwächen 


—  285 


dagegen  (a2,  c3,  e4)  auf  ein  Maximum 
zu  bringen  verstanden. 

15.  Lg5— h4!  .... 

Weiß  hat  die  „tiefe"  Drohung 
(15....  de  mit  Figurgewinn)  durch- 
schaut und  macht  den  besten  Zug. 
Schwarz  hoffte  aber,  daß  sich  sein 
wagemutiger  Gegner  unter  keinen 
Umständen  zu  einem  Rückzugsma- 
növer entschließen  wird! 

15 b7— b5 

Hypertrophie  an  Berechnungs- 
kraft! Schwarz  hält  das  Stellungs- 
problem für  einen  9-Züger  (vgl,  seinen 
23.  Zug),  während  sich  eine  befrie- 
digende Lösung  bereits  in  etwa  5 
Zügen  erreichen  ließ:  Mit  der  ein- 
fachen Abwicklung  15.... de,  16.  fe 
Sg4,  17.  Tael  Sde5,  18.  h3  (noch 
das  Beste)  18....  Sd3:  19.  Dd3: 
Se5  konnte  er  seinen  Vorteil  nach 
menschlichen  Begriffen  klarstellen, 
da  es  dem  weißen  Angriff  an  Schwung 
fehlt,  z.  B.:  19.  Dg3  Sg6  (einfacher 
als  19....  Le6,  20.  Tf2),  20.  Df3  f6, 

21.  Lf2  Dc4,  usw.  — 

Im  Zusammenhang  mit  der  Weg- 
führung des  Lc8  von  seiner  Ursprungs- 
diagonale, gibt  der  Textzug  dem 
Gegner  in  der  Folge  den  wichtigen 
Punkt  f5  frei  und  begünstigt  dadurch 
ganz  bedeutend  seine  Angriffschancen. 

16.  Tal— el  .... 

Nun  droht  schon  e4— e5  mit 
eventuellen  Opferwendungen  (z.  B.: 
16....  Lb7,  17.  e5  Se5:  18.  Lf6: 
Sd3:  19.  Te8:tTe8:  20.  Lg7:  Sf4 
[20....  Sb4,  21.   Dd2],  21.  Lf6  Se2t 

22.  Khl  Dc3:  ?  23.  Df5  und  gewinnt). 
Schwarz   schlägt    daher    auf  e4 

endlich  los,  wodurch  aber  selbst- 
redend der  weiße  Angriff,  dank  der 
geöffneten  f-Linie,  weiter  an  Kraft 
gewinnt. 


16 

d5Xe4 

17.      f3Xe4 

Lc8— b7 

18.  Kgl-hl 

.  .  .  . 

Jetzt  wäre  natürlich  18.  e5  wegen 
18....  Te5:   ein  Schlag   in's  (trübe) 
Wasser. 
'   Interessant  war  aber  18.  Lf2  Sg4, 

19.  e5,  worauf  19 g6  wegen  20. 

e6!!   sehr   gefahrdrohend  wäre  und 

daher  statt  dessen  am  besten  19 

Te5:  20.  Lh7ri-  Kh8  mit  erdrücken- 
dem Gegenspiel  für  Schwarz  er- 
folgen würde. 

18.  ....  Ta8— c8 

Figurenstrategie!  (In  Betracht 
kam  sonst  auch  18 b4). 

19.  Sd4— f5!  .... 

„Ein  Bauer  geht  verloren  —  es 
lebe  also  der  Angriff!",  dies  ist 
einer  der  beliebtesten  Grundsätze 
des  psychologischen  Handelns  im 
Schach. 

Nachteilig  wäre  es  selbstver- 
ständlich, sich  endgültig  in  die 
Froschstellung  zu  begeben:  19.  Tel 
b4,  20.  Se2  Dh5  und  Schwarz 
beherrscht  das  Spiel. 

19 Dc5Xc3 

20.Dc2— dl!  .... 

Das  Allerfeinste.  —  Natürlich 
nicht  20.  De2  wegen  20....  Le4: 
(während  jetzt  darauf  [20.  Ddl  Le4:?] 
21.  Le4:  Se4:,  22.  Se7t  die 
Qualität  gewinnen  würde).  —  Un- 
genügend   für    Weiß    wäre    ferner 

20.  Sd6  Dc2:  21.  Lc2:  Tc2:  22. 
Lf6:  Te6!  (schärfer  als  22. . . .  Sf6:  23. 
Tf6:  gf,  24.  Se8:  Tf2),  23.  Sb7:  Sf6: 
mit  entscheidendem  Übergewicht 
für  Schwarz. 

20 Te8— e6 

Es  drohte  ja  21.  Sd6. 

21.  Tel— e3! 

Nachdem  Spielmann  die  stra- 
tegische Initiative  des  Gegners  durch 
freiwilliges  Aufgeben  eines  Bauern 
abgeschüttelt  hat,  baut  er  jetzt  seine 
Sturmstellung  mit  jedem  Zug  immer 
mehr    aus,    wobei     er    bereits  mit 


286 


direkten      Drohungen      (Lb5:)      zu     24.    Sf5— höf 
arbeiten  beginnt. 

Sehr  unklare  Verwicklungen 
würden  sich  nach  21.  e5  ergeben, 
wobei  besonders  das  Freimachen 
der  gefährlichen  L-Diagonale  b7 — g2 
auf  unschuldige  Gemüter  ab- 
schreckend wirken  müßte.  Schwarz 
hat  sich  darauf  ungefähr  folgende 
grobe  Wendungen  zurechtgelegt: 

21.e5Se5:(2L...Te5:  22.  SeTf 
Te7:  23.  Tel:  Db4,  24.  Del),  22. 
Lf6:  Tf6:  (22....  gf,  23.  Te5:  fe,  24. 
Dg4tTg6,  25.  SeTfKfS,  26.  Lg6:), 
23.  Se7t  Kf8,  24.  Sc8:  (bezw.  so- 
fort 24.  Tf6:  Sd3:)  24....  Sd3:  25. 
Tf6:  gf  und  gewinnt 


Kg8-g7 


Ä      %/mjss.y//m 


m    BS fSl 


Es  folgen  scharfe  Rouladen: 


25.  Sh6Xf7! 

26.  Ld3Xe4 


Kg7Xf7 
Kf7--g7 


21 

22.  Te3— g3 

23.  Ddl— d2 


Dc3— e5 
g7-g6 


des 


Bereitet      das    Feuerwerk 
nächsten  Zuges  vor. 

Nicht  ganz  korrekt  wäre  das 
sofortige  Opferspiel: 

23.  Sh6t  Kg7,  24.  Sf7:  wegen 
24....  Dd41  (nach  24....  Kf7:  25. 
Lc4!  hätte  Weiß  noch  manchen 
giftigen  Pfeil  zu  versenden,  z.  B.: 
I.  25....  Tc4:  26.  Dd7:t  Te7,  27. 
DdS  Te6,  28.  Tg  f3  Tc  c6,  29.  Dh8. 

—  II.  25....  bc,  26.Dd7:t  Te7,  27. 
Dd2  Te6,  28.  Tgf3.  —  III.  25.... 
Kg7,   26.  Le6:   De6:   27.  Tgf3  Tf8, 

28.  Dd4.  —  IV.  25,...  Ke7,  26.  Le6: 
Ke6:   27.  Db3t  Ke7,  28.  Tgf3  Tf8, 

29.  Lg3  —  bezw.  26....  De6:  27. 
e5   De5:    28.  Tel    Le4,    29.  Tge3. 

—  V.  25....  Ke8,  26.  Le6:  De6:  27. 
Tgf3  Se4:  28.  Dal  usw,). 

25.  Dd2  (oder  25.  Sg5  Td6) 
25....  K17:  (nicht  25...,  Se4:  26. 
Dh6t  Kg8,  27.  Le4:  Te4:  28.  Tg6:t 
hg,  29.  Dg6:t  Dg7,  30.  Sh6tKh8, 
31.  Sf7t  mit  ewigem  Schach),  26. 
Dh6  (26.  e5?  Dh4:)  26....Kg8und 
die  weiße  Angriffsenergie  ist  im 
Erlahmen. 


Natürlich  nicht  26 De4:  wegen 

27.  Dd7:f  usw.  Dagegen  kam  hier 
auch  26...,  Ke8  in  Betracht,  um 
das  weiße  Entlastungsmanöver  Le4 — 
f5!Xd7  zu  verhindern.  Schwarz  hatte 
bei  seinen  früheren  Zügen  diesen 
Königssprung  im  Auge,  vermochte 
aber  jetzt  bei  seiner  spärlichen 
Bedenkzeit  nicht  mehr  alle  gefährlich 
aussehenden  Konsequenzen  des- 
selben erschöpfend  durchzurechnen. 


27.  Le4— f5! 

Te6-d6 

28.  Dd2— f2 

Tc8'-f8 

29.    Lf5Xd7! 

V 

Nicht  in  seinem  Läuferpaar, 
sondern  in  der  Beseitigung  eines 
der  beiden  schwarzen  Springer,  die 
sich  gegenseitig  unterstützen,  liegt 
die  Rettungschance  von  Weiß! 

Verfehlt  wäre  z,  B.:  29.  Te3 
wegen    29....    Sg4!   bezw.  29.  Tel 

wegen    29 Se41   beidemale  mit 

Qualitätsgewinn.  Durch  den  Text- 
zug versteht  aber  Weiß,  den 
schwarzen  König  seiner  tüchtigsten 
Generäle  (Sd7  und  Tf8)  zu  berauben. 


29. 

.... 

Sf6Xd7 

30. 

Tg3-f3 

Tf8Xf3 

31. 

Df2Xf3 

De5— d5 

32. 

Df3-e3 

D  d5— e6 

23. 


Lb7Xe4 


Treibt  zur  Krisis. 


Es    drohte    ja    De7f.     Schlecht 
wäre    etwa    32.,..    Te6,.  33.  Dc3t 


287 


t)e5  (33...,  Se5,  34.  Dc8),  34.  Dc8 
mit  immer  neuen  Gefahren  für 
Schwarz. 

33.  De3— c3t  De6— e5 

34.  Dc3— cl!  .... 

Richtig  bemerkt  hier  ein  Glos- 
sator (Meister  Kmoch  in  der  „Neuen 
Wiener  Schachzeitung"),  daß  Weiß 
nunmehr  mit  einer  dreifachen 
Drohung  arbeitet: 

1.)  Tfi — el  mit  Linienbesetzung, 
2.)  Lh4 — g3  mit  Qualitätsgewinn 
und  insbesondere 

3.)  Lh4 — g5!  mit  heimlich  er- 
starktem Läufer.  —  Außerdem  kommt 
eigentlich  noch  eine  vierte  (Eventual-) 
Drohung  hinzu,  den  Läufer  via  el 
und  c3  auf  die  große  Diagonale  zu 
bringen.  — 

Erst  jetzt  bemerkt  also  Schwarz, 
daß  er  vor  Beginn  der  Verwicklungen 
zwar  sehr  weit  und  doch  nicht  weit 
genug  vorausgerechnet  hatte:  Die 
Ausnutzungsmöglichkeit  seines  Plus- 
bauern liegt  noch  in  weitester  Ferne, 
während  er  de  facto  —  mit  Rück- 
sicht auf  den  entblößten  König  — 
einfach  schlecht  steht. 


34 

35.  Del— el 


De5— c5 
Dc5— e5 


Nach  langem  Nachdenken  muß 
Schwarz  zugeben,  daß  er  dem 
Gegner  keine  Atempause  zur  Aus- 
führung der  in  der  vorigen  An- 
merkung erwähnten  Drohungen  ge- 
währen  darf.    Nach   jedem  anderen 

als  dem  T^xtzuge  (z.  B.:34 Te6 

oder  Td5  oder  Td4)  würde  der 
Gegner  sehr  rasch  an  entscheidendem 
Terrain  gewinnen.  —  Weiß  darf 
jetzt  freilich  auch  seinerseits  der 
Zugwiederholung  nicht  ausweicheil, 
da  er  unter  dem  Damoklesschwert 
des  Damentausches  steht:  Ein  von  der 
strengen  Gerechtigkeitsgöttin  er- 
zwungener Ausgleich! 

26.  Del— cl 


Remis  durch  Zugwiederholung 
—  Eine  spannende  Partie. 

OZZD 

Der  ungarische  Großmeister 
Maröczy  ist  Newton  des  Schach- 
spiels: Auch  in  der  nachfolgenden 
Partie  findet  er  allerlei  geheime  Zu- 
sammenhänge der  einzelnen  schach- 
lichen Punkte,  Felder  und  Ecken 
zueinander  (vergleiche  hiezu  die 
graphische  Darstellung  nach  Schluß 
der  Partie). 

Großzügig  versteht  er  auch, 
die  feindlichen  Streitkräfte  durch 
Schwächung  des  schwarzen 
Damen flügels  dorthin  zu  bin- 
den, um  dann  durch  plötzliche 
Diversion  (20.  Dg3!)  eine  mörderische 
Königsattaque  zu  inszenieren. 

Die  vorliegende  Leistung  gilt 
übrigens  als  letztes  Wort  in  der 
Behandlung  dieser  schwierigen  Er- 
öffnung. 

Partie  Nr.  51. 

Meisterkampf  in  Scheveningen  1923. 

Weiß:  Schwarz: 

Maröczy.  Dr.  Euwe. 

1.  e2— e4  c7— c5 

2.  Sgl— f3  Sb8-c6 
Vergleiche    Anmerkung    zum     6. 

Zuge  von  Schwarz.  (Am  besten   ist 
wohl  doch  2 e6.) 

3.  d2— d4  c5XcI4 

4.  Sf3Xd4  Sg8— f6 

Wegen  des  Fianchettos  4. . . .  g6  siehe 
Partie  Nr.  48.  — 

Als  interessante  Neuerung  geschah 
ferner  in  einer  Partie  Rubinstein— Nimzo- 
witsch,  Karlsbad  1923:  4. . . .  d5,  5.  ed 
Dd5:  6.  Le3  e6,  7.  Sc3  Lb4,  8.  Sb5!  De5, 
9.  a3  Lc3:t  worauf  statt  der  immerhin 
zweischneidigen  Bauernopferwendung  10. 
bc  einfach  10.  Sc3:  mit  Positionsvorteil 
für  Weiß  geschehen  konnte. 


5.  Sbl-c3 


d7— d6 


Die  von  den  holländischen 
Schachfreunden  besonders  beliebte 
Behandlungsart  dieser  Eröffnung. 
(„Scheveninger   Variante"): 


288 


Schwarz  sperrt  zunächst  sein  Haus 
ab,  um  in  aller  Ruhe  die  notwen- 
digen Entwicklungsmaßnahmen  (Dc7, 
Lb7  usw.)  zu  treffen. 

6*  Lfl— e2  .... 

Frei  nach  Schlechter.  In  Betracht 
kommt  6.  Sc6:  Gut  wirksam 
ist  vielleicht  auch  die  altbeliebte 
Methode  mit  6.  g3  nebst  Lg2.  Der 
Textzug  verfolgt  lediglich  abwartende 
Tendenzen.  (6.  Lc4?  e6!) 

6 e7— e6 

Die  Pointe:  Statt  des  zu  erwar- 
tenden Fianchettos  (6....  g6)  geht 
Schwarz  in  die  Paulsen'sche  Ver- 
teidigung —  vorläufig  jedoch  noch 
ohne  den  Präventivzug  a6  über, 
wobei  er  die  anscheinend  ungesunde 
Bauernkonstellation  (d6,  e6  und 
später  a6)  als  ein  notwendiges  Übel 
erachtet.  Zu  diesem  System  ist 
freilich  nach  allgemeinen  Erfahrungen 
die  Sbd7-  (statt  Sc6-)  Entwicklung 
angezeigter,  schon  um  dem  weißen 
Opponenten  (Sd4)  keine  leichten 
Anbiederungsmöglichkeiten  zu  ge- 
währen. 

7.  0—0  .... 

Vorläufige  Strategie  von  Weiß: 
Schleunigste  Entwicklung  des  Königs- 
flügels. 

In  einer  Partie  Wolf— Euwe,  Mährisch- 
Ostrau  1923,  geschah  statt  dessen  zu- 
nächst: 7.  Le3  Le7,8.  Dd2  0-0,9.0-0  a6, 
10.  f3  Dc7,  11.  Tfdl  b5  usw.  Weiß  stand 
ganz  gut,  mußte  aber  dem  Partner  ständige 
Gegenchancen  einräumen,  die  letzterer 
auch  durch  ein  Damenopfer  zu  krönen 
verstand. 

7 Lfa-e7 

8.  Kgl— hl!  .... 

Die  neue  Form  eines  alten  Ge- 
dankens —  am  Königsflügel  so 
rasch  und  so  aktiv  als  möglich 
vorzugehen  (vergleiche  Anmerkung 
zum  10.  Zuge  von  Weiß). 

Ins  Taktische  übersetzt,  bereitet 
der  Textzug  (statt  des  üblichen  8. 
Le3)  den  raumgewinnenden  Vorstoß 


9.  f4  vor,  was  sofort  wegen  Db6 
weniger  ersprießlich  wäre. 

8 0-0 

9.  f2— f4  Dd8-c7 

Das  Sicherungszüglein  a6  ist 
vorläufig  noch  nicht  notwendig  (10. 
Sb5,  Db8  nebst  a6),  hinkt  aber 
gleich  nach. 

10.  Sd4— b3!        ■  .... 
Neuerlich     zeigt    Maröczy    eine 

schöpferische  Behandlung  der  Partie, 
statt  die  Schablonenaufstellung:  8. 
Le3  und  Dd2  zu  wählen,  worauf 
wohl  Sc6 — a5— c4  mit  Läufertausch 
geschehen  könnte,  was  eben  der 
Textzug  verhindert. 

Außerdem  wird  nunmehr  die 
direkte  Abtauschverwendung  des 
Sc6  (auf  d4)  vermieden,  sodaÖ 
der  schwarze  Damenspringer  nach 
wie  vor  als  Sperrstein  für  Lc8  un- 
angenehm fungiert. 
10 a7--a6 

11.  a2— a4!  .... 
Somit  entschließt   sich   Maröczy 

nach  seinen  eigenen  Worten,  das 
zweischneidige  b7 — b5  zu  „ver- 
hindern", statt  es  zu  „wider- 
legen". 

Die  schwarzen  Steine  sollen 
auch  in  der  Folge  systematisch 
eingeengt  werden.  Der  Punkt  b6 
bleibt  auf  immer  schwach.  Schwarz 
sucht  vergeblich  nach  Möglichkeiten, 
irgend  ein  Gegenspiel  am  Damen- 
flügel (etwa  Sc6 — a5 — c4)  zu  in- 
szenieren und  geht  daher  später 
nolens-volens  im  Zentrum  vor  (ver- 
gleiche Anmerkung  zum  14.  Zuge 
von  Schwarz). 
11 b7— b6 

Statt  eines  schwachen  Punktes  — 
ein  schwacher  Bauer,  doch  muß 
endlich  auch  der  Lc8  entwickelt 
werden!  In  der  Olympiadenpartie 
Euwe — Colle,  Paris  1924,  geschah 
übrigens  in  ähnlicher  Stellung 
Lc8— e7— e8. 


289 


12.  Le2— f3!  .... 

Nun  sehen  wir,  wie  die  moder- 
nen Eröffnungskünstler  die  Schlech- 
ter'sche  Idee  (Lfl — e2 — f3)  ausge- 
baut haben,  indem  sie  es  verstehen, 
dieses  Manöver  erst  nach  der  er- 
folgten Mobilisierung  des  f-Bauern 
durchzuführen. 


12.  .  . 

13.  Lei 


Lc8— b7 


e3 


Am  Königsflügel  machtvoll 
postiert,  beginnt  nun  Weiß  nach 
links  zu  oszillieren  und  den  schwachen 
Bauer  b6  unter  die  Lupe  zu  nehmen. 
Als  Reaktion  darauf  folgt: 
13 Sc6— b4 

Um  mindestens  den  Befreiungs- 
stoß im  Zentrum  (d6 — d5)  durch- 
zusetzen. Was  aber  daraus  entsteht, 
wissen  nur  die  Götter  (und  Maröczy: 
„Die  weißen  Figuren  bleiben  auch 
dann  besser  stehen",  sagt  er  in 
seiner  ausgezeichneten  Glossierung 
im  Turnierbuche). 

14.  Ddl— e2  d6— d5 
Schwarz  muß  etwas  unternehmen, 

da  Weiß  bereits  15.  Df2  drohte. 
Nun  wird  aber  nach  der  Schwä- 
chung des  schwarzen  Damenflügels 
auch  sein  Zentrum  unterminiert. 
(„Gesetz  der  Kettenübertragung  der 
Schwächen"). 

15.  e4-e5  Sf6— e4 
Jedenfalls  besser  war  15....Sd7, 

da  jetzt  Bb6  den  dunklen  Mächten 
zum  Opfer  fallen  muß.  Allerdings 
würde  Weiß  auch  nach    15....  Sd7, 

16.  Df2:  (zwingender  als  etwa  16. 
a5   b5,   17.   Df2   Tac8)    16....   Lc5, 

17.  Sd4!  (17.  a5?  Le3:  nebst  Sc2 :) 
17....  Sc6,  18.  Sce2  nebst  c2— c3 
im  Besitz  des  strategischen  Schlüssel- 
punktes d4  bleiben,  während  der 
schwarze  Figurenknäuel  in  der  lin- 
ken Ecke  einen  bejammernswerten 
Eindruck  macht.  Weiß  würde  wahr- 
scheinlich auch  dann  durch  die 
baldige      Rechtsschwenkung      Dg3 


nebst  eventuellem  f4— f5  die  Ent- 
scheidung am  Königsflügel  herbei- 
zuführen trachten. 


16.  Lf3Xe4 

17.  De2— f2 


d5Xe4 
b6— b5 


Der  Bauer  ist  nicht  zu  retten: 
Wenn  17....  Ld8,  so  Turmver- 
dopplung auf  der  d-Linie. 

18.  a4Xb5  a6Xb5 

19.  Sb3— d4!  Lb7— c6 


v/, y/////. 


Strategischer     Wendepunkt: 

Weiß  läßt  von  der  eventuellen 
Bauembeute  ab  und  wendet  sich 
durch  eine  geschickte  Figuren- 
diversion dem  Rochadeangriff  zu, 
den  er  in  energischester  Weise 
durchführt. 
20.  Df2— g3!  .... 

Ein  unscheinbarer  Damenschritt 
(pas  de  dame)  und  die  ganze  Sach- 
lage hat  sich  vollkommen  verändert. 

Die  Bewegung  Ddl  — e2— f2— g3 
ist  überhaupt  in  ihrer  gradlinigen 
Logik  zu  bewundern.  Von  g3  aus 
wirkt  die  weiße  Dame  he  bei  artig, 
indem  sie  die  ganze  schwarze 
Stellung  aus  den  Fugen  bringt.  Die 
Spielführung  von  Weiß  hat  ein  geo- 
metrisches Gepräge,  dem  wir  auch 
durch  eine  graphische  Darstellung 
am  Schluß  der  Partie  gerecht  zu 
werden  versuchen. 
20.  ....  TaSXal 

Weiß  drohte  bereits  21.  f 5  und 
eventuellf6,weshalb  die  Platzräumung 
für  den  Königsläufer  auf  f8  schleu- 
nigst vorgenommen  werden  soll. 


Dr.  S.  G.  Tartakower:  Die  hypermoderne  Schachpartie. 


290 


21.  TflXal  Tf8— b8 
Erweist      sich     als     ungünstige 

Postierung.     Besser   war    jedenfalls 
sofort  Ta8. 

22.  f4— f5  e6Xf5 

23.  Sd4X^5  .... 
Nun    wird    die    Bedeutung    des 

19.   Zuges  von  Weiß  doppelt  klar. 
Wie  Pilze  schießen  jetzt   allerlei 
weiße   Figuranten    am   Königsflügel 
hervor. 

giC6<«ua^)    -    -    -    - 


23,    ,    ,    .    . 

24.  Le3— f4 


Le7— fS 


Entscheidend.  Nun  ist  für 
Schwarz  wegen  des  drohenden 
e5 — e6  Materialverlust  kaum  abzu- 
wenden. —  Viel  weniger  zwingend 
wäre  etwa  24.  Lc5,  da  es  schon 
die  der  Lage  innewohnende  Logik 
erheischt,  daß  alle  weißen  Figuren 
nach  rechts  instradiert  werden. 


24 


.  .                          Tb8 — a8  Das   beste   Feld  für  den  Turm. 

/-v .       X       „■       rs  ■-   -^c   o  -r  i  ^'e'    verschwommener     wäre     der 

Oder  e  wa  24   ..  Dd7   25  Sg7:!  Turmtausch    und    auch      auf    das 

präziser  als  25.  e6  oder  25  Sh6t)  näherliegende   25.   Tfl    folgt    25.... 

Lg7:  26.  Lh6  f6,  27.  ef  mit  sofortiger  3^,5^  26.  Sd5:  Ld5:  27.  e6  Dc4!  und 

Entscheidung.  Schwarz  kann  noch  atmen. 


25.  Tal— cl! 


25. 


g7-g6 


291   - 


Eine  erzwungene  Schwächung, 
da  sonst  schon  nichts  mehr  zu  er^ 
finden  war:  Auf  25....  Db7  oder 
Dd7  entscheidet  26.  Sg7:!  und 
wenn  25....  Dc8,  so  26.  Shöf  nebst 
Sf7:t  usw. 

26.  e5— e6  Dc7— b7 

27.  e6— e7!  .... 

Wenn  man  auf  den  Triumph- 
weg dieses  Bauern  zurückblickt, 
findet  man,  daß  jeder  seiner  Schritte 
einem  bewundernswerten  Geheim- 
mechanismus der  ganzen  Partie- 
anlage zu  verdanken  war  (Vergleiche 
die  graphische  Skizze). 

27.  ....  Lf8— g7 

Nach  27....  Le7:  28.  Se7:tDe7: 
29.  Ld6  ginge  Sb4  verloren. 
Schwarz  wehrt  sich  noch  nach 
Kräften. 


28. 

Sf5Xg7 

Kg8Xg7 

29. 

Dg3— h4 

f7^f6 

30. 

Dh4— h6t 

Kg7-g8 

31. 

Lf4— d6 

.  .  .  . 

Schwarz  gibt  auf,  da  er  gegen 
die  Drohung  Df8t!  machtlos  bleibt. 

Eine  sehr  gute,  auch-  in  theore- 
tischer Beziehung  sehr  wertvolle 
Partie.  — 

Dieser  Rochadeangriff,  der  durch 
Bedrohung  des  schwarzen  Damenflügels 
elastisch  vorbereitet  und  dann  bis 
zum  Gipfelpunkt  f8  mit  vornehmer 
Eleganz  vorgetragen  wurde,  zeigt  uns, 
wie  sich  die  einzelnen  Elemente  der 
Partie  —  Felder,  Bewegungen,  Figuren  — 
ineinander  harmonisch  verweben 
lassen. 

Dies  soll  auch  durch  die  bei- 
gegebene Skizze  unter  Zuhilfenahme  einer 
anderen  als  der  schachlichen  Brettperspek- 
tive veranschaulicht  werden,  wodurch 
zugleich  die  in  unserem  Essay  „Figuren- 
tanz" (Seite  237)  berührten  Fragen 
variiert  werden.  Wir  verfolgen  hiemit 
lediglich  den  Zweck,  unser  schachliches 
Denken  auf  eine  allgemeinere,  viel- 
seitigere Basis  zu  stellen  und  empfehlen 
daher  dem  Leser,  ähnliche  (eventuell  auch 
ganz  anders  aufgebaute)  Versuche  bei 
jeder  beliebigen  Partie  anzustellen. 


Rubinsteins  Gegenspiel 
2....  Sg8-f6. 

Partie  Nr.  52. 

Großturnier  zu  Haag  1921. 
Weiß:  Schwarz: 

Euwe.  Rubinstein, 

1.  e2— e4  c7— c5 

2.  Sgl— f3  Sg8— f6 
Zuerst    von     Nimzowitsch     und 

zwar  gegen  Spielmann  (in  San 
Sebastian  1911)  angewendet,  ist 
dieser  kecke  Springerzug  als  Vor- 
läufer des  Aljechin'schen  Eröffnungs- 
zuges 1 Sf6  zu  betrachten.  Seine 

von  Rubinstein  zu  einem  System 
ausgestaltete  Idee  ist,  den  Vorstoß 
des  e-Bauern  zu  provozieren,  um 
dann  den  vorgeschobenen  Posten 
e5  angreifen  zu  können. 

Ähnlich  wie  bei  der  Aljechin'schen 
Eröffnung  kann  Weiß  nur  durch 
energisches  Angehen  einen  even- 
tuellen Eröffnungsvorteil  heraus- 
schlagen. 

Auf  3.  Sc3  folgt  befreiend:  3....   d5 

(spielbar   ist   auch   3 e6,   4.   e5   Sd5 

usw.  oder  gar  3 d6  nebst  g6),   4.   ed 

Sd5:    und    nun    auf    5.    d4*   nicht   etwa 

*)  Ganz  ungefährlich  für  Schwarz  ist 
auch   5.    LbSf   Ld7,   6.    De2   Sc3:    7.  bc 

dank   dem   Zuge    7 a6!    (nicht   aber 

vorerst  7 Sc6   wegen  8.  d4  cd,  9.  cd 

a6,  10.  Ld3  e6,  11.  d5!  Sb4,  12.  Lb2  Sd3: 

13.  Dd3:  usw.,  vgl.  Partie  Dr.  Gruber— 
Grünfeld,  Wien  1921).  - 

Ein  interessanter  Überrumpelungsver- 
such gelang  aber  in  folgender  Partie 
L.  Steiner-Csabay  (Budapest  1922): 

5.  Se5  Sc3:  (es  drohte  Lböf  nebst 
Df3),  6.  bc  Dd5  (besser  6. . . .  Dc7),  7. 
Lböf  Sd7  (auf  7. . . .  Ld7  folgt  8.  Sd7: 
Sd7:  9.  Le2  mit  weißem  Vorteil),  8.  De2! 
Dg2:?  (geboten  war  8: . . .  a6,  9.  Ld7:t 
Ld7:  mit  etwa  gleichen  Chancen),  9. 
Dd3!  Dhl:t  10.  Ke2  e6  (oder  10. . . .  Kd8, 
11.  Ld7:  Kc7,  12.  Lc8:  Tc8:  13.  Sf7:  Tg8, 

14.  Dg3t  Kc6,  15.  f3  nebst  16.  Lb2  mit 
Abfangen  der  schwarzen  Dame),  11.  Ld7:f 
Ke7,  12.  Lc8:  Tc8:  13.  Dd7t  Kf6,  14. 
Df7:t!  Ke5:  15.  d4  Kd5  (15....  Ke4,  16. 
De6:#  bezw.  15. . . .  cd,  16.  Lf4t  mit 
Damengewinn),  16.  Db7:t  Tc6,  17.  c4t! 
Aufgegeben. 


292 


5....  e6,  6.  Sd5:!  Dd5:  (oder  6.  . . .  ed, 
7.  c3!  Sc6,  8.  Le3  mit  Vorteil  für  Weiß), 
7.  Le3!  cd,  8.  Sd4:  a6,  9.  Le2!  Dg2:  10. 
Lf3  Dg6,  11.  Dd2  e5,  12.  0—0—0  ed,  13. 
Ld4:  Sc6,  14.  Lf6!  Df6:  15.  Thelf  Le7, 
16.  Lc6:t  Kf8,  17.  Dd8:t!  Ld8:  18.  Te8# 
(Partie  Nimzowitsch— Alapin,  Wilna  1912), 

sondern  einfach  5 Sc3:   6.   bc  e6!  7. 

Ld3  Le7,  8.  0-0  0-0  usw.  mit  mini- 
malem Endspielvorteil  für  Schwarz,  wie 
dies  z.  B-.  in  der  Partie  Reti— Rubinstein, 
Göteborg  1920,  klassisch  demonstriert 
wurde. 

Dieses  gelegentliche  Hinüber- 
lenken ins  Endspielstadium  ist 
überhaupt  ein  charakteristisches 
Merkmal  für  die  ganze  Eröffnungs- 
anlage von  Schwarz. 

3 Sf6-d5 

Von  Schlechter  empfohlen.  Nim- 
zowitsch zog  in  einigen  Partien  Sg8. 
4.  d2— d4  .... 

Energischer  sehen  folgende  zwei 
Spielweisen    aus: 

I)  4.  c2— c4,  vgl.  Partie  Spielmann— 
Rubinstein,  Göteborg  1920: 

4. . . .  Sc7,  5.  d4  cd,  6.  Dd4:  Sc6,  7. 
De4  d5  (in  Betracht  kommt  nach  Collijn 
7....  g6  nebst  Lg7),  8.  ed  Dd6:  9.  Sc3 
e5  (mehr  Ausgleichschancen  bietet  die 
Damenopponierung  9. . . .  Dg6,  z.  B.  10.  Dg6: 
hg,  11.  Lf4  Se6,  12.  Lg3  Ld7:  13.  0—0-0 
g5  usw.  Partie  O'Hanlon— Kostitsch, 
Hastings  1921),  10.  Lf4!  f6  (wenn  10. . . . 
f5,  so  11.  De3  mit  Bauerngewinn),  11. 
Tadl  und  Weiß  steht  überlegen. 

II)  4.  Sbl— c3,  ein  Entwicklungs- und 
Angriffszug  zugleich,  der  im  Haag  1921 
mehrfach  angewendet  wurde  und  sich 
als  sehr  gediegen  erwies,  vgl.  Partie 
Maröczy— Tartakower,  Haag  1921: 

4 e6  (nun  wäre  der  Springer- 
abtausch für  Schwarz  nachteilig,  vgl. 
Partie  Alapin— Rubinstein,  Wilna  1912: 
4. . . .  Sc3:  5.  de!  Sc6,  6.  Lc4  d6,  7.  Lf4 
usw.  mit  Entwicklungsvorsprung  für 
Weiß.  —  In  Betracht  kommt  aber  auch 
die  rückwärtige  Konzentrierung  4 Sb6). 

5.  Sd5:!  (Entwirrungsaktion  im 
Zentrum.  Etwas  gekünstelt  geschah  in 
einer  anderen  Haager  Partie  Yates— 
Rubinstein,  5.  g3.  —  Originell  ist  noch 
folgende  Behandlung  aus  einer  Korre- 
spondenzpartie Becker— Schön,  1921/22: 
5.  b3  Sc3:  6.  de  d5,  7.  Ld3  Le7,  8.  0-0 
0—0,  9.  Lf4  usw.) 

5 ed,  6.  d4  d6!  (ein  schauwürdiges 

Bauern  Viereck!),  7.  ed  (in  Betracht  kommt 
auch    7.  Le3.   Dagegen   würde   7.   Lböf 


Ld7,  8.  Ld7:tDd7:  9.0-0Sc6,  10.  ed  Ld6: 

1 1 .  Tel  t  Se7 !  usw.  nur  die  Entwicklung  von 

Schwarz  fördern.)  7 Ld6:  8.  Le2  (als  eine 

für  Weiß  nicht  ungefährliche  Vereinfachung 
erwies  sich  in  einer  anderen  Haager 
Partie  Marco— Tartakower:  8.  de  Lc5: 
9.  Lb5t  Sc6,  10.  De2t  Le6,   11.  c3  0-0, 

12.  0-0  h6,  13.  Le3  Db6  usw.,  wobei 
der  isolierte  Mittelbauer  von  Schwarz, 
wie  schon  so  oft,  zum  Sturmbock 
[d5— d4!]  wurde.  —  Ungesund  wäre 
ferner  8.  De2t  Le6,  9.  de  [9.  Sg5  De7] 
9....  Lc5:  10.  Db5t  Sd7  nebst 
0-0  usw.) 

8. . . .  0-0,  9.  0-0  Sc6,  10.  c3!  h6 
(ungünstig  wäre  hier  und  auch  später 
10....  c4,  wegen  11.  b3  mit  Sprengung 
der  vorgeschobenen  Bauernmasse  von 
Schwarz). 

11.  Le3  b6,  12.  Dd2  Le6,  worauf 
Weiß  statt  mit  13.  Lf4  die  Abtausch- 
strategie zu  inaugurieren,  viel  nachhaltiger 

13.  h3  oder  13.  Tfel  spielen  sollte. 

4 c5Xd4 

5.  DdlXd4  e7— e6 

6.  c2— c4  Sb8— c6 

7.  Dd4— dl  .... 
In     Betracht     kommt      7.    De4 

und  wenn  darauf  7 f5,  so  ein- 
fach 8.  ef  Sf6:  9.  De2,  wobei  die 
schwarzen  Mittelbauern  schwach 
bleiben. 

7 Sd5— e7 

Nun  gelangt  dieser  reiselustige 
Springer  auf  sehr  wirksame  Felder. 
Seine  Marschroute  in  der  gegen- 
wärtigen Partie:  Sg8— f6— d5— e7— 
g6 — f4 — göX^^  ist  für  die  Anatomie 
des  Mittelspiels  höchst  bemerkens- 
wert (vgl.  den  Aufsatz  „Figurentanz" 
auf  Seite  238). 

8.  Lal— d2  .... 
Schwarz  drohte  8....  Se5:  nebst 

Daöf. 
8 Se7— g6 

9.  Ddl— e2  Dd8— c7 

10.  Ld2— c3  b7— b6 

11.  h2— h4  d7— d6! 

12.  e5Xd6  Lf8Xd6 

13.  Sbl— d2  Sg6— f4 
Schw.  ist  bereits  der  Angreifer. 

14.  De2— e3  Ld6— c5 

15.  De3— e4  f7— f5 

16.  De4— c2  0—0 


-  293  - 


17.  g2-g3 

18.  h4— h5 

19.  Sf3Xe5 

20.  b2— b4 


Sf4— g6 
Sg6 — e5 

Sc6Xe5 


Verhältnismäßig  am  besten  war 
20.  Le2. 

Stellung  nach  dem  20.  Zuge  von  Weiß. 


«■1«  ii#i 

^jäs^       v/i^^/,       '''M^y/   »   v//////  Q 

1    ft    ÄiÄS 


1^ 


W^m   m   m. 
JABa 


20 Lc5Xf2t! 

Ein  sehr  starkes  positionelles 
Opfer,  das  der  Kombinationskraft 
des  polnischen  Großmeisters  ein 
imponierendes  Zeugnis  ausstellt. 
Schwarz  erhält  zwei  Bauern  und 
Angriff. 


21.  KelXf2 

Se5— g4t 

22.    Kf2— e2 

Dc7Xg3 

23.   Lc3~d4 

Lc8— b7 

24.  Thl— h3 

Dg3— d6 

25.  Dc2— c3 

e6 — e5 

Den  Figurenanprall  hat  Weiß 
pariert,  aber  die  schwarzen  Frei- 
bauern entscheiden. 


26.  Ld4— gl 

27.  c4— c5 

28.  Ke2— el 

29.  Th3— h4 

30.  Dc3— h3 

f5- 
Dd6- 

e5- 
Dh6- 
Sg4- 

-f4 

-h6 

-e4 

-g5 

-e3! 

Der  Todesstoß. 

31.  LglXe3  f4Xe3 

32.  Lfl---c4t  .... 
Auf   32.    Se4:    entscheidet  Tfhf 

32 Kg8-h8 

33.  Sd2— fl  Dg5— f6 

Weiß  gibt  auf. 

(EID 


Geschlossene  Spiel  weise 
(mit  2.  Sbl-c3  und  d2-d3). 

Partie  Nr.  53. 

Großturnier  zu  Mährisch-Ostrau  1923. 


Weiß: 
H.  Wolf. 


Schwarz: 
Dr.  Em.  Lasker. 
c7— c5 


1.  e2— e4 

2.  Sbl— c3  .... 

Im  Zuhammenhang  mit  dem 
nächsten  Flügelzuge  ein  sehr  be- 
achtenswerter, altneuer  Versuch,  den 
sizilianischen  Elan  des  Nachziehenden 
am  Damenflügel  durch  die  Unter- 
lassung von  d2-d4  abzudämpfen  und 
das  Schwergewicht  der  Partieanlage 
auf  die  „Aufspeicherung  latenter 
Spannkräfte"  zu  verlegen. 
2 Sb8— c6 

Schwarz  ist  aber  auf  seiner  Hut 
und  beabsichtigt,  dem  eventuellen 
Königsfianchetto  mit  demselben 
System  zu  begegnen,  wodurch  eine 
beiderseits  geschlossene  Spiel- 
behandlung entsteht.  Verschwom- 
mener für  Schwarz  ist  2 e7 — e6, 

3.  g2 — g3!  und  nun: 

I.)  Partie  Dr.  Tarrasch— Sämisch, 
Pistyan  1922:  3....  a6,  4.  Lg2  Dc7, 
5.  Sge2!  Sf6,  6.  0—0  d6,  7.  dS!  Sc6,  8. 
h3  Le7,  9.  Le3  Ld7,  10.  f4  Tac8.  Nach- 
dem Weiß  nicht  d2— d4  spielt  und  auch 
die  patriarchalische  Sf3-Entwicklung  ver- 
mieden hat,  muß  der  Paulsen'sche  Auf- 
bau   nach    neuen  Angriffszielen    fahnden. 

11.  Dd2  0-0,  12.  g4  b5,  13.  g5  SeS, 
14.  Sg3  usw.  mit  schön  vorbereitetem 
Königsangriff. 

II.)  Noch  schwerfälliger  entwickelte  sich 
Schwarz  in  einer  anderen  Pistyaner 
Partie  Dr.  Tarrasch— Selesniew:  3. . . .  d6, 

4.  Lg2  Sf6,  5.  Sge2!  Le7,  6.  0-0  Sc6,  7. 
d3!  Ld7,  8.  h3  Db6,  9.  Tbl  usw.  mit 
Stellungsvorteil  für  Weiß.  — 

III.)  Sehr  beachtenswert  geschah  da- 
gegen in  einer  Städtekampfpartie 
Dr.  Fick— Takacs,  Wien  1923  in  ganz 
geschlossener  Weise:  3. . . .  b6,  4.  Lg2 
Lb7,  5.  Sge2  d6,  6.  0-0  Sbd7,  7.  d3 
(energischer  7.  d4)  7. . . .  a6,  8.  Le3  Sgf6, 
9.  h3  Dc7  (das  Paulsen'sche  Teleplasma 
ist  schon  wieder  da!),  10.  Dd2  (schärfer 

wäre  hier  und  auch  später  10.  a4)  10 

Le7,  11.  Khl  0—0,  12.  f4  b5,  13.  Sdl 
Tfd8  usw.  Schwarz  steht  gut. 


-  294 


IV.)  Als  etwas  locker  erweisen  sich 
jedenfalls  die  schwarzen  Verteidigungs- 
anlagen nach  3. . . .  d5,  4.  ed  ed,  vgl.: 

a)  Partie  Tschigorin— Dr.  Tarrasch, 
Ostende  1907:  5.  Lg2  Sf6,  6.  d3  Le7,  7. 
Sge2  d4  (sonst  folgt  dS— d4.  Der  Zug 
bildet  übrigens  durch  die  Einengung  der 
weißen  Mitte  die  beste  Gegenchance  der 
nachziehenden  Partei),  8.  Se4  0—0,  9. 
0—0  Sc6,  10.  Sf4  und  Weiß  ist  am  Ruder. 

b)  Partie  Mieses— Rubinstein,  Haag 
1921:  5.  d4  (nachdem  sich  Schwarz  im 
Zentrum  festgelegt  hat,  geht  Weiß  zur 
offenen  Spielbehandlung  über)  5. . . .  ed, 
6.  Dd4:  Sf6,  7.  Lg5  Le7,  8.  0—0—0 
(ein  zweischneidiges  Unternehmen)  8. . .  . 
Sc6,  9.  Da4  (folgerichtiger  9.  Dd2)  9. . . . 
Le6,  10.  Lg2  0—0,  U.  Sge2  Db6,  12. 
Le3  Lc5,  13.  Lc5:  Dc5:  14.  Df4  usw. 
mit  beiderseitigen  Chancen,  wobei  jedoch 
die  Schwäche  des  Bd5  nicht  zu  ver- 
kennen ist. 

3.  g2 — g3  •  •  .  . 
Ein    anderes    System    wäre    3.    Sf3 

(oder   auch    Dr.  Arthur  Kaufmann's  Zug 

3.  Sge2)  nebst  baldiger  Öffnung  der 
Mitte  durch  d2— d4,  vgl.  hiezu  die  erste 
Fußnote  der  Partie  Nr.  50.  [Das 
Handbuch  empfiehlt  übrigens  auf  3.  Sf3 
den  Ausfall  3. . . .  Sd4,  was  jedoch  wegen 

4.  Sd4:  cd,  5.  Se2  e5,  6.  c3  nicht  sehr 
günstig  ist]. 

3 g7-g6 

Wohl  am  besten,  da  der  schwarze 
Bc5  in  diesem  Doppelfianchetto  zunächst 
eine  wirksamere  Rolle  als  der  weiße  Be4 
spielt.  —  An  sonstigen  Methoden  wäre 
zu  erwähnen: 

a)  die  nachträgliche  Auflösung 
des  Zentrums  in  der  Partie  Thomas-Reti, 
Karlsbad  1923:  3.  . . .  Sf6,  4.  Lg2  e6,  5. 
Sge2  d5,  6.  ed  (logischer  wäre  6.  d3) 
6. . . .  ed,  7.  d4  cd,  8.  Sd4:  Le7,  9.  0—0 
0—0,  10.  Tel?  (geboten  war  10.  h3,  um 
die  Wirkungslinie  des  schwarzen  Damen- 
läufers abzukürzen)    10 Lg4,    11.  Dd3 

Dd7,  12.  a3  Tfe8  mit  überlegenem 
Figurenspiel  für  Schwarz. 

b)  die  aggressive,  sehr  originelle 
Aufstellung  in  der  Partie  Dr.  Tarrasch— 
Sämisch,  Teplitz  1922: 

3. . . .  d6,  4.  Lg2  Ld7  (um  womöglich 
mit  Lh3  den  weißen  Flankenläufer  zu 
tauschen,  oder  aber  die  weiße  Rochade 
zu  behindern),  5.  Sge2  Dc8,  6.  Sf4  Lg4, 
(um  die  Sperrung  der  Schußlinie  des 
Lg2  zu  erzwingen),  7.  f3  Ld7,  8.  d3!  g6, 
9.  Scd5  Lg7,  10.  c3  Tb8,  11.  0—0  h5, 
(solider  11. . . .  Sf6),  12.  h4!  Sh6,  13.  Kh2 
usw.  mit   schwierigem  Positionsspiel.    — 

4.  Lfl— g2  Lf8— g7 

5.  d2— dS  .... 


Präziser  ist  zunächst  5.  Sge2  (etwa 
mit  der  Folge  5. . . .  dB,  6.  0-0  Ld7,  7. 
h3  nebst  Kh2),  da  Schwarz  nach  dem 
Textzuge  die  bereits  skizzierte  Sämisch- 
Idee  wieder  aufnehmen  könnte  (siehe 
vorige  und  nächste  Anmerkung). 

5 d7— d6 

6.  Sgl— e2  Sg8— f6 

Um  sobald  als  möglich  zur  eigenen 
Rochade  zu  gelangen.  Eine  sehr  scharfe 
und  unbefangene  Fortsetzung  bildet  hier 
aber  6. .    .  Ld7,  z.  B.: 

a)  Partie  Kmoch— Sämisch,  Wien 
1922:  7.  0-0  Dc8,  8.  Sf4  h5,  9.  h3  Tb8 
10.  Kh2  Le5  usw.:  Schwarz  ist  stark 
am  Ruder. 

b)  7.  h3  Dc8,  8.  Sf4  Tb8!  9.  a4  a6, 
10.  0—0  h5,  11.  Kh2  b5  usw.  Weiß  ist 
auf  beiden  Seiten  stark  beschäftigt,  während 
der  schwarze  König  in  der  Mitte  ganz 
sicher  steht. 

c)  Partie  Maröczy— Sämisch,  Karls- 
bad 1923:  7.  Sd5  Tb8!  (konsequenter 
als  zunächst  7. . . .  Sf6,  8.  Sf4  Sg4,  9.  c3 
b5,  10.  0-0  Tb8,  11.  Se3  h5,  12.  h3  Sge5, 
13.  Khl  Dc8,  14.  Kh2  usw.  mit  weißem 
Vorteil:  Partie  Thomas— Euwe,  Weston- 
super  Mare  1924),  8.  a4  h5,  9.  h3  DcS, 
10.  c4,  worauf  Schwarz  statt  des  ab- 
sperrenden 10. .  . .  e6  viel  nachhaltiger 
mit  10. . . .  Le6,  nebst  Sg8— f6-d7  usw. 
fortsetzen  sollte. 

d)  Partie  Mieses— Maröczy,  Hastings 
1923:  7.  LeS  Tb8,  8.  Dd2  Sd4,  9.  0-0  h5, 
10.  h4  Sh6,  11.  Sdl  Sg4  usw.  mit  wildem 
Spiel.  - 

Noch  schärfer  als  6....  Ld7 
schlagen     wir     an     der    Textstelle 

6 h5    vor,    um    auf    7.    h4   mit 

7 Lg4,    8.  f3  Le6  eine  weitere 

Schwächung  der  weißen  Königs- 
stellung zu  provozieren  (in  einer 
Partie  folgte  darauf:  9.  Sf4  Dd7, 
10.  Scd5  Ld5:  11.  Sd5:  Sf6,  12. 
Lh3  e6,  13.  c3  Se7,  14.  Se7:  De7: 
15.  Lg5  Dc7,  16.  Da4t  Sd7,  17. 
0-0  0—0,  18.  Tadl  d5!  19.  Lf4 
Le5,  20.  ed  Sb6!  usw.  zugunsten 
von  Schwarz). 

7.  0—0  0—0 

8.  h2 — h3  •  •  •  • 

Dieser  scheinbar  starke  Zug 
(Drohung:  9.  Le3  nebst  10.  Dd2 
oder  10.  d4)  wird  von  dem 
schwarzen  Feldherrn  in  grandios 
einfacher  Weise  pariert. 


-  295  - 


Verfehlt  wäre  übrigens  sofort  8.  (14 
wegen  8. .  . .  cd,.  9.  Scl4:  Db6  usw.  mit 
Gegendruck,  da  sich  die  weißen  Figuren 
im  Zentrum   nicht  behaupten  können.    — 

Sehr  lebhaft  geschah  an  der  Text- 
stelle in  der  5.  Wettpartie  Dr.  Euwe-Colle, 
Zutphen  1924:  8.  Le3  Sg4,  9.  Ld2  Sd4, 
10.  Del  Se5,  11.  f4  Sec6,  12.  h3  Ld7,  13. 
Kh2  Tc8,  14.  a3  b5,  15.  Sgl  b4,  16.  Sd5 
e6,  17.  Se3  Sa5,  18.  Del!  (nicht  18.  ab 
cb,  19.  Lb4:  wegen  19....  Sab3:)  18.... 
Sac6,  19.  Ddl  a5,  20.  Sf3  Sb5  mit 
schwieriger  Stellung,  wobei  seltsamer- 
weise trotz  des  geharnischten  Kampfes 
noch  kein  einziger  Stein  geschlagen 
wurde.  — 

8 Sf6— e8! 

Viel  wirksamer  als    z.   B.   8 Ld7, 

9.  Le3  h6,  10.  Dd2  Kh7,  11.  f4  Se8,  12. 
g4  Sc7,  13.  Sg3  b5,  14.  f5!  usw.  mit 
weißem  Angriff  (Partie  Dr.  Tarrasch— 
Spielmann,  Mannheim  1914). 

9.  Lei— e3  .... 

Die  Möglichkeit  des  Bauernvor- 
stoßes d3 — d4  wird  zwar  vereitelt, 
Weiß  hofft  aber  jetzt,  einen  anderen 
Plan  (Dd2  nebst  event.  Lh6)  durch- 
zusetzen. 

9 Sc6— d4! 

Eine  in  dieser  Variante  sehr 
wirksame  Vorpostenstellung. 

10.  Kgl— h2  .... 
Besser    war    hier    (und    sogar 

schon    im    vorigen    Zuge)    10.    g4 

nebst  Sg3  und  f4,  wodurch  die  weiße 

Stellung     an     Stoßkraft     gewinnen 

würde. 

10 LcS— d7 

11.  Ddl— d2  TaS— cSl 
Während      ein      oberflächliches 

Auge  die  Hauptchance  der  schwar- 
zen Partei  im  Vorgehen  am  Ro- 
chadeflügel (f7 — f5  nebst  event 
e7 — e5)  zu  erblicken  glaubt,  be- 
fürchtet offenbar  Dr.  Lasker  die  da- 
mit verbundene  Aufreibung  der 
Kräfte  und  führt  daher  mit  starker 
Hand  die  Vollmobilisiernng  seines 
Damenflügels  durch. 

12.  Sc3— dl  .... 
Weiß    ist    dagegen    unschlüssig 

und  sucht  in  zwecklosen  Rück- 
wärtskonzentrierungen  sein  Heil. 
Noch  immer  war  12.  g4  besser. 


12 Ld7— c6 

13.  Se2-  gl  d6— d5! 
Öffnet  das  Spiel  und  reißt  end- 
gültig die  Initiative  an  sich:  Eine 
Schachpartie  läßt  sich  nur  durch 
dynamische  Züge  gewinnen!  Da- 
gegen zeigt  sich  Schwarz  im 
folgenden  Teil  der  Partie  bereits 
demoralisiert. 

14.  c2— c3  Sd4— e6 

15.  e4Xd5  .... 
Freiwilliges  Aufgeben   des  Zen- 
trums. 

15 Lc6Xd5 

16.  f2— f3  .... 
Einkerkerung    eigener    Figuren. 

16 Se8— d6 

17.  Sdl— f2  Sd6— f5 

18.  Sf2— g4  DdS— d6 

19.  Sgl— e2  h7— h5! 

20.  Sg4— h6t  Sf5Xh6 

21.  Le3Xh6  h5— h4! 
Die    Aufreissung    der   Turmlinie 

entscheidet. 

22.  Lh6Xg7  Se6Xg7 

23.  Dd2— f4  h4Xg3t 

24.  Df4Xg3  e7— e5! 

25.  Kh2— hl*  TfS- eS 

26.  Tfl— dl  Dd6-f6 

27.  Dg3— f2  Sg7— e6 

28.  Tdl— d2  Kg8— g7! 

29.  Khl— h2  Tc8— d8 

30.  a2— a3  Te8— h8 

31.  Tal— el  Se6— g5 

32.  Se2— gl  .... 
Die    Verwendung    des    Königs- 
springers     in      der     vorliegenden 
Partie  (Sgl — e2 — gl — e2 — gl)  war 
sehr  traurig. 

32.  ....  Df6— f4t 

33.  Kh2— hl  Ld5Xf3! 
Die   entscheidende  Kombination. 

Schwarz  hat  nicht  nur  die  Partie 
großzügig  angelegt,  sondern  auch 
den  Angriff  sehr  konsequent  durch- 
geführt. 

34.  Lg2Xf3  Sg5Xh3 

35.  Df2— e3  Sh3-"g5 
Weiß  gibt  auf    (36.   Kg2  Th2t 

nebst  Td2:). 


—  296 


Eine  echte  Lasker-Partie,  die 
sich  weniger  analysieren  als  be- 
wundern läßt. 

[EID 

Zwei  Miniaturpartien. 


Bauern  geschehen,  falls  man  doch  nicht  vor- 
zieht,  mit   3 Sc6   oder   3. . . .   e6   ins 

normale  Fahrwasser  einzulenken. 


Jacques  Mieses. 

Partie  Nr.  55  a. 

Großturnier  zu  Göteborg  1920. 
Weiß:  Schwarz: 

Mieses.  Bogoljubow. 

1.  e2— e4  c7— c5 

2.  d2— d4  .... 

Von  Morphy  bevorzugt. 

2 c5Xd4 

3.  DdlXd4  .... 

Von  Alapin  im  Berliner  Turnier  1897 

eingeführt.  —  Auf   3.   Sf3   wäre   3 e5 

wegen  der  gambitartigen  Fortsetzung  4. 
c3!  (natürlich  aber  nicht  4.  Se5:?  Daöf 
nebst  De5:)  4. . . .  de,  5.  Lc4  nebst  Db3 
sehr  gefährlich,  dagegen  darf  nach  Collijn 
3. . . .  Da5t  4.  Ld2  (bezw.  4.  c3  de,  5.  Sc3 
g6  nebst  Lg7)  4....  Db6,  5.  Sa3  Sc6, 
6.  Sc4  Dc7    usw.   mit    Behauptung    des 


3.  .  . 

4.  Dd4 


Sb8-c6 


e3 


statt  dieses  dem  Mittelgambit  (1.  e4 
e5,  2.  d4  ed,  3.  Dd4:  Sc6,  4.  De3)  ange- 
paßten Manövers  geschah  in  einer  Partie 
Dr.  Müller— Blümich,  Meissen  1924,  als 
eine  Art  „Skandinavisch  im  Anzug": 
4.  Ddl  Sf6,  5.  Sc3  e6,  6.  Sf3  Lb4,  7.  Ld3 
usw.  Weiß  ist  zwar  gut  entwickelt,  Schwarz 
gelangt  aber  zum  befreienden  d7— d5. 

Übrigens  kommt  an  der  Textstelle 
auch  4.  Da4  in  Betracht. 

4 g7-g6 

Diese  in  Verbindung  mit  dem  zweit- 
nächsten Zuge  rein  passive  Entwicklungs- 
weise rächt  sich  später  bitterlich.  Farblos 

wäre  auch  4 e6  wegen  5.  c4!  Initiativer 

geschah  in  einer  anderen  Göteborger  Partie 

Mieses— Tartakower:   4 Sf6    mit    der 

Absicht  d7— d5  (vgl.  hiezu  nächste  Partie). 

5.  Sbl— c3  Lf8-g7 

6.  Lfl— e2  d7— d6 
Wenn  jetzt  6 Sf6,  so  nunmehr  7.  e5. 

7.  Lei— d2  Sg8— f6 

8.  Sc3— d5  Sf6Xd5 

9.  e4Xd5  Sc6— d4 

10.  Le2— dl  .  .  .  , 

Weiß  vermeidet  die  Vereinfachung 
10.  Ld3  Sf5,  11.  Lf5:  Lf5:  12.  c3  und  zieht 
es  vor,  mit  seinen  Figuren  etwas  zu 
„manövrieren". 

10 Dd8— c7 

11.  c2— c3  Sd4— f5 

12.  Des— dS  0—0? 

Sorglosigkeit  der  Jugend !     Geboten 

war   etwa    12 e5,   13.  de  fe,   14.  La4t 

Ld7,  15.  Ld7:t  Dd7:  und  Schwarz  hat 
jedenfalls  die  Eröffnungsschwierigkeiten 
überstanden.  Nun  aber  kommt  eine 
unerwartet  schnelle  Katastrophe. 

13.  g2— g4!  Sf5— h6 

Mit  13 Sh4  konnte  immerhin  das 

ärgste  Malheur  vermieden  werden,  wenn 
auch  dann  nach  14.  Dg3  Lfö,  15.  g5  Sf5, 
16.  Dd3  Lh8,  17.  h2— h4— h5  usw.  der 
Zustand  des  schwarzen  Patienten  sehr 
besorgniserregend  bleibt. 

Nach  dem  Textzuge  muß  der  Wan- 
derungsspringer, der  den  Drittel  aller  bis- 
herigen Züge  für  sich  in  Anspruch  ge- 
nommen hat,  daran  glauben. 

14.  DdS— hS  Dc7— c4 


—  297 


Etwas  mehr  Spielchancen  bot  vielleicht 
U. ...  Sg4:  15.  Lg4:  Dc4,  16.  Lc8:  Dd5: 
17.  Sf3Tc8:  bezw,  17.  DfSDeSf  nebst  Tc8: 

15.  Ld2Xh6  Schw.  gibt  auf. 

Eine  leicht  verständliche  Depression. 
Härtere  Naturen  w^ürden  sich  aber  noch  an 
die  Verzweiflungs Variante:    15....    De4'I- 

16.  Kfl  Dhl:  17.  Lf3  Lg4:!  18.  Dg4:! 
(18.  Lg4:  Dd5:)  18.,..  Dh2:  19.  Lf4  Dh5 
usw.  —  freilich  ohne  Erfolg  —  fest- 
klammern. 

nun 

Partie  Nr.  54  b. 

Großturnier  zu  Berlin  1920, 


Weiß: 

Mieses. 


Schwarz: 
Dr.  Tarrasch, 


1.  e2— e4  c7— c5 

2.  d2— d4  c5X<i4 

3.  DdlXd4  Sb8— c6 

4.  Dd4— e3  Sg8— f6l 

Auch  im  theoretischen  Wettkampf 
Mieses -Tenner,  Berlin  1920,  hat  sich  diese 
Entgegnung  am  besten  bewährt,  da  sie 
die  normale  Entwicklung  mit  Offensiv- 
absichten verbindet, 

5.  c2— c4  .... 

Ein  Fehler  wäre  selbstredend  5.  e5 
wegen  5. . . .  Sg4  nebst  Sge5:  Der  Text- 
zug sucht  den  Befreiungsvorstoß  5 d5 

im  Keime  zu  ersticken,  erreicht  aber  diesen 
Zweck  nicht.  Solider  war  daher  nach 
Alapin   5.  c3  d5,  6,  ed  Sd2:  7.  Dg3  usw. 

5 e7— e6! 

6.  g2-g3?  

Ein  neuerlicher  Stoß  in  die  Luft,  da 
Weiß  damit  weder  d7— d5  verhindert,  noch 
zur  rechten  Entwicklung  des  Lfl  gelangt 
und  nur  seinen  Königsflügel  in  empfind- 
licher Weise  schwächt.  —  Verhältnismäßig 
am  besten  war  sofort  6.  Sc3  Le7,  7.  Le2  d5 
(7. . . .  0-0,   8.  e5),   8.  ed  ed   (8. . . .  Sb4, 

9.  Dd2  nebst  10.  äS),  9.  cd  Sd5:  10.  Sd5: 
Dd5:  11.  LfS  mit  annäherndem  Ausgleich. 
[Alapin  im  Turnierheft.] 

6 LfS— e7 

7.  Sbl— c3  d7— d5! 
Schon  kommt  Schwarz  ans  Ruder. 

8.  e4Xd5  e6Xd5 

9.  c4Xd5  Sf6Xd5 

10.  De3— d2  Lc8— e6 

11.  Lfl— h3  .... 

Statt  dieser  gekünstelten  Wendung 
war  nach  Alapin  11.  Lg2  Sbd4!  12.  Dd8: 
Td8:  13.  Le4  f5,  14.  Lbl  Sd4,  15.  Kfl  usw. 


vorzuziehen,  wenn  auch  dann  die  Über- 
legenheit des   schw.  Spieles   evident  ist. 

IL     ...  .  0—0! 

12.  Lh3Xe6  f7Xe6 

13.  Kel— fl  .... 

Auf  13.  Sge2  folgt  13. . . .  Se5  mit  der 
Drohung  Sf3-I-.  Verhältnismäßig  am  besten 
war   vorerst    13.  Sd5:    ed,    14.  Kfl,   doch 

erobert  Schwarz  auch  dann  mit  14 Lc5, 

15.  Sh3  Dd7,  16,  Kg2  Df5  usw.  zusehends 
an  Angriffsterrain. 

Nach  dem  Textzuge  wird  Weiß  sofort 
elektrifiziert: 

13 Le7— c5 

14.  Sgl— h3  Sd5— e3t 
Weiß   gab   auf,  denn   auf  das   beab- 
sichtigte 15.  Kgl  folgt  15 Se5  mit  der 

Drohung  des  seltenen  Mattbildes  Sf3# 
und  auf  15.  Ke2  oder  15.  Kel  entscheidet 
15. . . .  Sd4. 

* 

Im  Zusamenhang  mit  der  sehr 
selten  gespielten  Eröffnungsvariante 
der  beiden  vorstehenden  Partien 
seien  noch  einige  aparte  Wendungen 
im  zweiten  Zuge  von  Weiß  skizziert: 

I.)  Verschließungssystem  2.  d3  e6, 
3.  f4  (also  auch  die  Zugumstellung:  2.  f4 
e6,  3.  d3,  statt  mit  3.  Sf3  d5,  4,  e5  usw. 
das  für  Schwarz  günstige  Gerippe  der 
altfranzösischen  Spielbehandlung  herbei- 
zuführen. —  Wegen  3.  Sd2  d5  usw.  Partie 
Nimzowitsch— Capablanca,  siehe:  „Fran- 
zösisch") 3. . . .  d5,  4.  Sd2  Sc6,  5.  c3  Ld7, 
6.  Sdf3  Db6,  7.  Sh3  0—0-0,  8.  Sf2  f6, 
9.  Le2  h6,  10.  h4  Ld6,  11.  De2  Kb8  usw. 
mit    beiderseits    schwerkalibrigem    Spiel! 

11.)  2.  b3  e6,  3.  Sf3  Sc6,  4.  Lb2  d5! 
usw.  (Partie  Kieseritzky— Anderssen,  Lon- 
don 1850)  vergleiche  „Französisch". 

III.)  Alapin's  2.  c3  Sf6!  (initiativer  als 
2. . . .  d5,  3.  ed  Dd5:  4.  d4  cd,  5.  cd  Sc6, 
6.  Sf3  Lg4,  7.  Le2  usw.  mit  einem  kleinen 
Entwicklungsvorsprung  für  Weiß.  —  Wegen 
der    mit    Zugumstellung    vorkommenden 

Wendung  2 e6,  3.  Sf3  Sf6!   usw.  vgl. 

Anmerkung  zum  3.  Zuge  von  Weiß  in 
der  Partie  Nr.  49),  3.  e5  Sd5,  4.  d4  e6! 
(schwächer  geschah  in  einer  Matchpartie 
Tartakower— Reti,  Wien  1920,  vorerst  noch 
4. . . .  cd,  5.  cd  e6,  6.  Sc3  Da5,  7.  Ld2  Sc6, 
8.  Sf3  Lb4,  9.  a3!  usw.  zugunsten  von 
Weiß),  5.  c4  Se7!  6.  d5  d6!  Das  Bauern- 
zentrum wird  eingeäschert  und  der  Kampf 
ausgeglichen.  Der  zweite  Zug  von  Weiß 
wurde  als  Tempoverlust  gebrandmarkt, 
da  er  die  natürliche  Entwicklung  des  Sbl 
behindert. 


-  298 


IV.)  Bremer  System:  2.  c4  Sc6,  3.  Sc3 
(schneidiger  3.  f4)  g6,  4.  g3  Lg7,  5.  Lg2  d6, 
6.  d3  Sf6,  7.  Sge2  0-0,  8.  0-0  LdT,  9.  h3 
Dc8,  10.  Kh2  Sd4,  11.  Sd4:  cd,  12.  Se2  e5, 
13.  f4  usw.  mit  besserem  Operationsraum 
für  Weiß  (Partie  Hilse— Moritz,  Frankfurt 
a/M.  1923). 

V.)  Sizilianisches  Gambit  2.  54,  dem 
wir  in  der  nachstehenden,  originell  durch- 
geführten Partie  begegnen: 

Sizilianisches  Gambit. 
Partie  Nr.  55. 

Großturnier  zu  Karlsbad  1923. 

Weiß:  Schwarz: 

Spielmann,  Sämisch. 

1.  e2— e4  c7— c5 

2.  b2— b4  .... 
Oder:  Wie  werde  ich  energisch? 

(Quellen:  Eine  italienische  Hand- 
schrift 1623.  Sarrat  1813.  Rosen- 
treter  1904). 

2 c5Xb4 

Nach  Ablehnung  des  Bauernopfers 
(2. . , .  e5,  3.  Sf3  bezw.  2. . . .  e6,  3.  bc 
Lc5:  4.  d4  bezw.  2....  d5,  3.  ed  Dd5: 
4.  Sc3  bezw.  auch  2. . .  .  b6,  3.  bc  bc,  4. 
Sc3  usw.)  bleibt  Weiß  vermöge  der  er- 
langten Linien  jedenfalls  im  Vorteil. 

3.  a2— a3!  .... 

Wer  „b"  sagt,  muß  auch  „a"  sagen  ! 
Bei  weitem  schwächer  ist  die  sorglose 
Fortsetzung  3.  d4  wegen  3. . . .  d5 !  mit 
unmittelbarer  Bekämpfung  des  weißen 
Bauernzentrums  unter  Behauptung  des 
materiellen  Übergewichts. 

3 b4Xa3 

Besser   ist   nach  „Collijn"  auch  jetzt 

3 d5!,   worauf  jedoch  Weiß  mit  4.  ed 

(4.  e5  Dc7)  4. . . .  Dd5:  5.  Lb2:  De4t  6. 
Le2  Dg2:  7.  Lf3  usw.,  eine  sehr  charicen- 
reiche  Angriffsstellung  für  das  geopferte 
Bauernmaterial  erhält.  — 

Zeitraubend  geschah  in  einer  Partie 
Spielmann— König,  Wien  1922:  3. . . .  e6, 
4.  ab  Lb4:  5.  c3  Le7,  6.  d4  d6  (vielleicht 
6. . . .  f5),  7.  f4  d5,  8.  e5  Sh6,  9.  Ld3  f5, 
10.  ef  (Weiß  gibt  sein  blühendes  Zentrum 
auf,  um  in  der  Mitte  mehr  Druck  aus- 
üben zu  können)  10. . . .  Lf6:  11.  Sf3  Sc6, 
12.  Dc2  g6,  13.  0—0  usw.  mit  genügender 
Stellungsdividende  für  Weiß. 

4.  SblXa3  .... 
Ein  der  Turnierintuition,  die  mit  realen 

Begriffen     arbeitet,    entsprechender  Zug. 

Präziser    ist    aber    nach   Rosentreter 

4.   d4  mit   der  etwaigen  Folge:  4 e6, 


5-  Ld3  d5,  6.  e5  Sc6,  7.  c3  a6,  8.  Sa3: 
Tb8,  9.  Se2  b5,  10.  0-0  b4,  11.  Sbl  usw. 

4.  ....  d7— d5 

5.  e4Xe5!  Dd8Xd5 

6.  Lei— b2  Sb8— c6 

7.  Sa3— b5  Dd8— d5 
S.Ddl— f3  e7— e5 

Öffnet  das  Spiel,  was  wie  ge- 
wöhnlich nur  dem  Angreifer  zugute 
kommt.  Indessen  mußte  Schwarz 
gegen  die  Eventualdrohung  9.  Dg3 
Vorkehrungen  treffen. 

9.   Lfl-c4  Sg8— f6 

10.  Df3— b3  Lf8— c5 
So  jung  und  schon  so  rettungs- 
los verloren!    Auf  10....  Dd7   folgt 

11.  Sf3  (mit  der  Drohung  12.  Se5: 
oder  12.  Sg5)  11....  De7,  12.  La3 
und  Weiß  gewinnt.  Der  Textzug 
leitet  eine  nicht  uninteressante  Gegen- 
aktion ein,  wobei  es  dem  Nach- 
ziehenden unter  Bauerneinbußen  ge- 
lingt, seine  am  Damenflügel  ver- 
rammelten  Streitkräfte   zu    befreien. 

11.  Lc4Xf7t  Ke8— f8 

12.  Sgl— f3  Dd8— e7 

13.  Lf7— c4  Sc6— d4 

14.  Sb5Xd4  e5Xd4t 
Wie     man  sieht,    ist    es    dem 

Schwarzen  durch  eine  große  An- 
strengung gelungen,  ein  Schach  zu 
geben. 

15.  Kel  — fl  Lc8— g4 

16.  Tal— el  De7— c7 

17.  Sf3Xd4  Ta8— d8 
Immerhin   mit  der  wundervollen 

Idee:  18.  Sb5  Td2:!! 

Stellung  nach  dem  17.ZugevonSchw. 


m  m  m  m 


299  - 


18.  Lb2— a3!  .... 

Mit  der  noch  wundervolleren 
Idee:  18....  Td4:  19.  Db7:!! 

Der  angriffslustige  Spielmann 
fühlt  sich  eben  vollkommen  in 
seinem  Element  und  glaubt  nach 
Herzenslust  kombinieren  zu  dürfen. 
Vielleicht  v^äre  aber  der  einfache 
Sicherungszug  18.  c3  noch  präziser 
gewesen,  da  die  Textwendung  ins 
reine  Endspiel  hinüberleitet. 


18 

19.  Db3Xa3 

20.  Da3Xd6t 

21.  c2— c3 

22.  f2— f3 

23.  Kfl— f2 

24.  g2— g4 

25.  Tel— e2 


Lc5Xa3 

Dc7— d6 

Td8Xd6 

a7— a6 

Lg4— d7 

g7-g6 

h7— h6 

b7— b5 


26.  Lc4— b3 

Th8— h7 

27.  Thl— el 

a6— a5 

28.  Te2— e5 

a5— a4 

29.  Lb3— c2 

Th7— f7 

30.  Kf2-g3 

.  .  .  . 

Hier  wäre  30.  Lg6:??  ein  krasser 
Fehler!  Nun  aber  muß  Schwarz 
noch  einen  Bauern  einbüßen,  sodaß 
sein  Spiel  trotz  aller  Zähigkeit  und 
Findigkeit  verloren   geht.   Es  folgte: 

30....  Kg7,  31.  Sb5:  Td2:  32. 
La4:  Sd5,  33.  Lb3!  Sf4  (die  einzige 
Chance),  34.  Lf7:  g5!  35.  Tgl  Lb5: 
36.  Tb5:  Se2t  37.  Kf2  Sghf  38. 
Kgl:  Kf7:  39.  Tb6  Kg7,  40.  c4  Tc2, 
41,  Tc6  Kh7,  42.  c5  Kg7,  43.  h3 
Kh7,  44  Tc8  Kg7,  45.  c6  Kf7,  46. 
Kfl.  Schwarz  gibt  auf. 

Eine  echte  Spielmann-Partie. 


Caro — Kann. 


Partie  Nr.  66. 

Großturnier  zu  Wien  1922. 

Weiß:  Schwarz: 

Dr.  Tarrasch  Reti 

I.  Phase:   Die  Entwicklung. 

1.  e2— e4  c7— c6 

2.  Sbl— c3  .... 

Ganz  im  Geiste  der  neuesten 
Schachforschung  gespielt,  die  es 
perhorresziert,  die  Bauernmacht  im 
Zentrum  frühzeitig  festzulegen,  wo- 
durch 

1.)  bei  geringster  Gelegenheit 
ein   Geplänkel  (Nahkampf)  entsteht, 

2.)  das  Zentrum  leicht  aufgerieben 
oder   verrammelt  werden  kann  und 

3.)  allerlei  Anhaltspunkte  (An- 
griffsmarken) dem  Gegner  aufge- 
zeigt werden.  — 

Als  „Aufspeicherungsstrategie"  darf 
auch  folgende  Behandlung  bezeichnet 
werden:  2.  d2-d3   d5,  3.  Sd2  (ä  la  Han- 


ham!)  3. . . .  Sf6  (schärfer  3. . . .  e5),  4.  Sf3 

(gut  wäre  auch   4.  e5)    4 Lg4,  5.  Le2 

e6,  6.  0—0  Le7,  7.  c3  0— 0,  8.  Dc2  usw.  mit 
zielbewußter  Aufstellung  von  Weiß  (Partie 
Breyer— Bogoljubow,  Berlin  1920). 

Dagegen  ist  der  Flügelstoß  2.  c2— c4 
mit  Eröffnungssorgen  verbunden  und  daher 
wenig  beliebt,  obwohl  die  damit  ange- 
strebte Lähmung  der  gegnerischen  Mitte 
lobenswert  ist,  z.  B,: 

2.  c4  e6  (verfrüht  geschah  in  einer 
Partie  Dr.  Gruber— Tartakower,  Wien  1923: 
2. . . .  d5,  3.  ed  cd,  4.  ed  Sf6,  5.  Lböf ! 
und  Schwarz  kann  bestenfalls  nur  Ausgleich 

erzielen.  Schwerfällig  ist  2 d6,  Partie 

Alapin— Nimzowitsch,  Karlsbad  1911),  3. 
Sc3!  (schablonenhafter  geschah  in  einer 
Partie  Teichmann— Dr.  Tarrasch,  Monte 
Carlo  1903:  3.  d4  d5,  4.  Sc3  Lb4,  5.  ed  ed, 
6.  Sf3  Sf6,  7.  Ld3  0-0,  8.  0-0  Lg4  usw. 
mit  ungefähr  gleichem  Spiel)  3. . . .  d5,  4. 
ed  ed,  5.  cd  cd,  6.  LbSf  Sc6,  7.  Da4  Dd6, 
8.  Sf3  Sf6, 9.  d3  (vielleicht  noch  energischer 
als  9.  0—0,  Partie  Tartakower— E.  Cohn, 
Karlsbad  1911)  9....  Le7,  10.  Lf4  Deöf 
11.  Kd2  usw.  mit  schöner  Ausfallsstellung 
für  Weiß.  - 

Die  meisten  Autoritäten  halten  freilich 
den  ersten  Zug  von  Schwarz  für  passiv 
genug,   um  darauf  ganz  „energisch"  (das 


300 


heißt  mit  2.  d2— d41)  vorgehen  zu  dürfen. 
Vergleiche  hiezu  Partien  57  bis  59. 

2 d7— d5 

3.  Sgl— f3  .... 

Siehe  vorige  Anmerkung.  Dr. 
Tarrasch  ist  ein  überzeugter  Ver- 
fechter des  Schachmodernismus  ge- 
worden. 

3 Sg8— f6 

Auch  Schwarz  zieht  es  vor,  nach 
Möglichkeit    abzuwarten,    statt    die 

Entspannung   (3 de)    bezw.  die 

Verrammelung  (3. . .   d4)  im  Zentrum 
herbeizuführen,  z.  B. : 

a)  Partie  Tarrasch-Tartakower,  Karls- 
bad 1923:  3. .  . .  de,  4.  Se4:  Sf6,  5.  Sg3 
(zeitraubender  als  5.  Ld3  oder  einfach 
5.  Sf6:t)  5. . . .  h5  (schneidig,  wenn  auch 
zweischneidig!),   6.    Lc4   h4,   7.   Se2  Lg4 

(konsequenter  wäre  7 h3),   8.  Se5  e6, 

9.  Sg4:  Sg4:  10.  h3  Se5,  11.  Lb3  Dg5  und 
Schwarz  ist  gar  der  Angreifer. 

b)  Partie  Bogoljubow— Tartakower, 
Wien  1922:  3. . . .  d4  (von  fraglichem  Werte), 
4.  Se2  c5,  5.  Sg3  Sc6,  6.  Lc4  e5,  7.  d3 
Le7,  8.  0-0  Sf6,  9.  Sg5!  C-0,  10.  f4  usw. 
Weiß  kommt  dank  der  gegnerischen 
Strategie  zur  Linienöffnung  und  steht 
entschieden  besser). 

4.  e4Xd5  .  .  .  • 

Unklarer  sind  die  strategischen 
Ziele  bei  4.  e5,  vergl.  die  Karlsbader 
Partie  zwischen  den  Textgegnern: 

4.  e5  Se4  (auch  4, . . .  Sd7  mit  Ein- 
lenken in  die  Steinitz-Variante  der  fran- 
zösischen Partie  kommt  wohl  in  Betracht, 
wobei  dem  Anziehenden  der  Stützungszug 
f2— f4  nicht  zur  Verfügung  steht),  5.  d3 
Sc3:  6.  bc  e6,  7.  d4  b6!  8.  Le2  (einfacher 
8.  Ld3)  8. . . .  La6,  9.  0—0  Dc8  usw.  mit 
etwa  gleichen  Chancen,  wobei  Schwarz 
energisch  dem  Endspiel  zustrebt. 

c6Xd5 
Lc8— g4 


5.  d2— d4 


Ein  unbefangener  Versuch,  zur 
Vollentfaltung  des  Damenflügels  zu 
gelangen.  Setzt  Schwarz  statt  dessen 
im  Vierspringerstile  mit  5, . . .  Sc6  fort, 
so  wird  die  fortgeschrittene  Sym- 
metrie auf  die  Dauer  der  Anzugs- 
partei zugute  kommen  müssen. 

6.  h2— h3!  Lg4Xf3 


Beseitigt     den    Angriffsspringer, 

der   sonst  nach   etwa   6 Lh5,  7, 

g4[  Lg6,  8.  Se5  nebst  h3 — h4  usw, 
noch  sehr  lästig  zu  werden  drohte, 

7.  DdlX^3  e7~-e6 

In  Betracht  kommt  auch  sofort 
1....  Sc6,  um  auf  8.  Le3  mit  8.... 
Db6  den  Gegner  zu  beunruhigen, 
doch  folgt  darauf  ganz  einfach  9. 
Lb5  (riskant  wäre  9.  0—0—0  und 
auch  9.  Sd5:  führt  zu  nichts  Gutem) 
9....  a6,  10.  Lc6:t  bc,  11.  Tbl!  e6, 
12.  0 — 0  und  Weiß  hat  zwar  auch 
sein  Läuferpaar  eingebüßt,  dafür 
aber  einen  merklichen  Entwicklungs- 
vorsprung behalten. 


8.  Lfl— d3 
9.Lcl— e3 


Sb8— c6 
Lf8— e7 


Es    ging  auch    die  Entwicklung 

9 Ld6.   Verfehh  wäre  aber  jetzt 

der  Ausfall  9....  Db6  wegen  10. 
0—0!,  z.  B.:  10....  Db2:  11.  Sb5 
Tc8?  12.  Tfbl  mit  Damen-,  bezw, 
10..,.  Sd4:  11,  Df4  Lc5,  12.  Sa4 
mit  Figurgewinn  für  Weiß. 


0—0 


10.  0—0 

11.  a2— a3  .... 

Um  Sb4  zu  verhindern. 
11 a7— a6 

Auf  schwarzer  Seite  dagegen 
zeigt  dieser  Zug  von  aggressiver 
Tendenz,  Schwarz  geht  daran,  die 
vom  Gegner  geschaffene  Angriffs- 
marke auszunutzen. 

Schlecht  wäre    11 e5  wegen 

12.  de  Se5:  13.  Df5!  Sd3  (13.... 
Sc4, 14.  Sd5:!),  14.  Dd3:  und  der  Bd5 
ist  gefährdet. 

IL  Phase:  Der  Schlachtplan. 
12.  Sc3— e2  b7— b5 

Der  allgemeine  Charakter  der 
beiderseits  zielbewußt  angelegten 
Partie  beginnt  sich  zu  klären.  Die 
Zukunftspläne  von  Schwarz  gelten 
dem  Damenflügel,  während  Weiß 
seine  Streitkräfte  zum  Rochadean- 
griff konzentriert. 


301 


13.  Le3— f4  .  .  ,  , 

Schwarz  drohte  nunmehr  mit 
13....  e5,  14.  de  Se5:  15.  Df5  Sc4! 
nicht  nur  den  lästigen  Druck  im 
Zentrum  abzuschütteln,  sondern  auch 
seinerseits  eine  starke  Springerpo- 
sition zu  erlangen. 

13 Dd8— b6 

14.  c2— c3  Sc6— a5 

Der  S  sucht  nun  andersherum 
das  Feld  c4.  Mit  seinem  nächsten 
Zuge  aber  trifft  Weiß  die  nötigen 
Vorkehrungen  zum  würdigen  Emp- 
fang des  unliebsamen  Gastes. 

15.  Tal— dl  Sa5— c4 

16.  L  f4— cl  Dc6— c6 

Um  womöglich  noch  17 Se4 

durchzudrücken.    Besser    war    aber 

sofort    16 a5,    um    den   weißen 

Gegenplänen    am  Königsflügel   kein 
Tempo  zu  schenken. 


17.  Se2— g3 

a6— a5 

18.  Tfl— el! 

b5— b4 

Schwarz  übersieht  oder  unter- 
schätzt die  gegnerische  Drohung,  mit 
19.  Sf5!  eine  neue  Figur  in  die 
Kampflinie  hineinzuführen.   Geboten 

war    daher    18 Ta7    oder  auch 

18 Tfe8,  womit  die  Zweischnei- 
digkeit des  Gefechts  aufrechterhalten 
werden  würde. 

19.  a3Xb4  a5Xb4 
Ill.Phase:  Die  Oberherrschaft 

20.  Sg3— f5!  .... 

Weiß  übernimmt  nun  in  energi- 
scher Weise  die  Führung  der  Partie. 

20 e6Xf5 

Noch  am  besten.  Man  prüfe: 

a)  20....  Ld6?  21.  Lc4:  mit  so- 
fortigem Gewinn. 

b)  20,...   Ld8,   21.   Lc4:    (auch 

21.  Sh6t  Kh8!  22.  Sg4  ist  nicht 
schlecht,  da  nunmehr  alle  weißen 
Figuren  schön  im  Gefecht  mitwirken) 
21....   Dc4:    22.   Se3,   Dc8   23.   c4! 


de,  24.  Sc4:  mit  überlegener  Stellung 
für  Weiß  [Dr.  Tarrasch  in  „Tijd- 
schrift  van  den  Nederlandschen 
Schaakbond",  ex  1923]. 

c)  20....  Tfe8,  2L  Se7:t  Te7: 
22.  Lg5!  Sb2:  23  Lf6:  gf,  24.  Lh7:t 
Kh7:  25.  Df6:  und  gewinnt  [Zander 
in  den  „Deutschen  Schachblättern", 
ex  19231. 

d)  20....  Dc7,  21.  Se7:t  De7: 
22.  Lc4:  de,  23.  d5  und  Weiß  ist 
im  Vorteil, 

21.  TelXe7  b4Xc3 

22.  b2Xc3  g7— g6 

Der  einzige  Zug,  um  Bf5  zu 
decken,  nun  vermag  aber  die  ge- 
schwächte Königsstellung  von 
Schwarz  dem  konzentrischen  Wirken 
der  weißen  Läufer  und  Türme  nicht 
standzuhalten. 

23.  Lei— h6!  Sc4— b2 

Dieses  Manöver,  das  gerade  den 
minder  gefährlichen  Ld3  beseitigt, 
erweist  sich  als  zeitraubend  und 
daher  mangelhaft.  Viel  zweckmäßiger 

war    23 Tfe8,    worauf    jedoch 

Weiß  einfach  mit  24.  Te8:(24.Tdel? 
Se4!)  Se8:  25.  Lc4:  Dc4:  26.  De3 
nebst  event.  De5  seinen  Stellungs- 
vorteil zu  wahren  beabsichtigte. 

24.  Tdl— bl  Sb2Xd3 

25.  D  f3Xd3  .... 

Verfehlt  wäre  das  Verspeisen 
der  Qualität:  25.  Lf8:,  da  Schwarz 
darauf     mit    25....    Dc3:!      (noch 

energischer  als  25 Kf8:  26.  Te3 

Dc3:  27.  Td3:  Dc2  nebst  event.  Se4 
mit  befestigter  Stellung),  26.  Te3 
Tal!  27.  Tal:  Dal:t  28.  Kh2  Sei! 
29.  De2  Kf8:  30.  Del:  Dd4:  usw., 
zwei   Mehrbauern    erlangen   würde. 

25.  ....  Tf8— b8 

Oder  etwa  25. . . .  Tf  e8,  26.  Teb7 
(gut    ist    auch    nach    Dr.    Tarrasch 

26.  De3  Te7:  27.  De7:  Te8,  28. 
Dc5!,  da  Schwarz  die  Damen  wegen 
seiner  matoTden  Stellung  nicht  tau- 


-  302  - 


sehen  darf.  —  Nach  Zander  ist 
übrigens  die  schöne  Gewinnvariante 
26.  Tbb7  Te7:  27.  Te7:  Te8  [besser 
27....  Dd6],  28.  De2  Se4,  29.  Da6!r 
DcS,  30.  f3!  usw.,  zu  empfehlen) 
26....  Se4l  27.Tbl— b6  DcS!  (nicht 
27....  DcS:  wegen  28.  Dc3:  Sc3: 
29.  Tf6),  28.  De3f  Sc3:  (auf  28.... 
Sd6  folgt  gleichfalls  29.  Dgöl  mit 
schönem  Angriffsspiel),  29.  Dg5! 
Se4  (oder  29....  Dd8,  30.  Dd8: 
nebst  31.  Tf6),  30.  Df4[  (droht  Tc7 
und  f3)  und  Weiß  beherrscht  mit 
seinen  Figuren  das  ganze  Feld. 
[Grekow  in  „Schachmaty",  ex  1923.] 

26.  TblXbSf  Ta8Xb8 

27.  Dd3— g3  Tb8— d8 
Auf   27. . . .  Te8   wäre  die  Text- 
antwort   28.  De5    noch    stärker,  da 
mit  der  Eroberung  der  e-Linie  auch 
die  Drohung   Df6:   kumuliert   wäre. 

28.  Dg3— e5  Td8— a8 

29.  Te7— c7!!  .... 
In  weitblickender  Weise  erzwingt 

Weiß  (dank  der  Drohung  De7)  den 
Damentausch,  worauf  eine  studien- 
hafte  20-zügigeGewinnfü  hrung 
entsteht! 

Sehr  verlockend  und  doch  un- 
genügend wäre  hier  die  von  einem 
Großmeister  vorgeschlagene  Mittel- 
spielwendung: 29.  c4f?  de,  30.  d5, 
da  Schwarz  darauf  mit  30....  Da6, 
31.  Kh2  Dal  usw.,  seine  Gegen- 
reehte  wahrt. 
29 Dc6— e6 

30.  De5Xe6  f7Xe6 
IV.  Phase:  Eine  Studie. 

31.  Tc7— g7t!  Kg8— h8 

32.  Tg7— e7  Kh8— g8 

Besser  als  32. . . .  Sg8,  33.  Lg7  # 
33   f2 f3! 

Auf  33.  Te6:  würde  33.'.'..'Kf7 
mit  Befreiung  und  Gegenchancen 
(wegen  des  sehwachen  Bc3)  folgen. 

33.  ...  .  Sf6— e8 
Auf  33 Te8   gewinnt  elegant 

34.  Tg7t  Kh8,  35.Tf7!  Sh5,  36.  g4 
Kg8  (36....  Sg3,  37.   Kf2  Shlf  38. 


Kg2  mit  Springergewinn),  37.  Tai 
Sf6,    38.   Tg7t   Kh8,    39.  Tf7  usw. 

Keine  Rettungschanee  bietet  auch 

sofort  33 Sh5  wegen  34.  g4  Sg3 

(34,...  Sf6,  35.  Tg7t  Kh8,  36.  Tf7), 
35.  Kf2  Shl  t  36.  Kg2  Tal,  37.  Tg7t 
Kh8,  38.  Tf7  usw. 

34.  Kgl— h2!  .... 

Beginn  einer  großangelegten 
Königswanderung:  Weiß  schickt  sich 
an,    mit    dem    König   mattzusetzen! 

34 Se8— d6 

35.  Te7— g7tt  Kg8— h8 

36.  Tg7— d7!  .... 

Vertreibung  aus  dem  Paradies, 
denn  kehrt  jetzt  der  Springer  nach 
e8  zurück,  so  bleibt  er  nach 
bisherigen  Mustern  auf  immer  inaktiv, 

36.  ...  .  Sd6— b5 

37.  Kh2— g3!  Sb5Xc3 

38.  Kg3— f4  Sc3— b5 

39.  Kf4— e5  Ta8— e8 

40.  Ke5— f6  .... 

Drohung:  41.  Kf7  Tg8,  42.  Td8. 

Im  nachfolgenden  steht  der 
seelensgute  Arzt  mit  der  Uhr  in  der 
Hand  und  verfolgt  die  ganz  vor- 
schriftsmäßig   verlaufende    Agonie: 

40 Kh8-~g8 

41.  Td7— g7t!  Kg8— h8 

42.  Tg7~-b7  Sb5-d6 

43.  Tb7— d7  Sd6— b5 

44.  K  f6— f7  Te8— g8 

45.  Td7— d8  Sb5— d6t 

46.  Td8Xcl6  g6--g5 

47.  Td6— d8  Tg8Xd8 

48.  Lh6— g7# 

Der  tatsächliche  Abbruch  des 
Kampfes  geschah  bereits  beim 
40.  Zuge  von  Schwarz.  —  Wie 
übrigens  Dr.  Tarrasch  in  der 
„Tijdschrift"  geistreich  bemerkt,  ist 
der  mit  einem  Speziaipreis  ausge- 
zeichnete Schluß  der  Partie  als 
Plagierung  folgender  bekannten 
Schöpfung  von  Troitzky  zu  betrachten: 


—  303  - 


A.  Troitzky  (1895). 
Weiß  zieht  und  gewinnt    ^^^ 


(1.  g8  Df  KgS: 
2.  Ke6  Kh8,  3  .Kf7 
e5,  4  Lg7#). 

GUD 


Partie  Nr.  57. 

Großturnier  zu  Teplitz-Schönau  1912, 

Weiß:  Schwarz: 

Dr.  Tarrasch,  Dr.  Tartakower, 

1.  e2— e4  c7— c6 

2.  d2— d4  d7— d5 

3.  Sbl— c3  .... 
Figurenentfaltungsprinzip!       Weniger 

empfehlenswert  ist  3.  Ld3  wegen  3 —  de, 
4.  Le4:  Sf6,  5.  Ld3?  Dd4:  usw.  Als  un- 
genügend erwies  sich  in  einer  Partie 
Mieses  —  Davidson,  Scheveningen  1923, 
auch  das  Bauernopfer:  3.  LeS  de,  4.  Sd2 
Sf6,  5.  c3  Lf5,  6.  Dc2  e6,  7.  h3  Sbd7,  8. 
g4  Lg6,  9.  Lg2  Sd5!  10.  h4  f5  usw.  mit 
gesichertem  Bauernplus  für  Schwarz. 

Ein  Gambitzug,  dessen  letzte  Konse- 
quenzen keineswegs  klar  zutage  treten, 
ist  3.  c4,  vgl.  Partie  Balla— Opocensky, 
Pistyan  1922:  3. . . .  de,  4.  Sc3  Sf6  (4. . . . 
f5,  5.  f3),  5.  Lg5  Li5,  6.  Sge2  Lg6  (viel- 
leicht 6. . . .  SbdT,  7.  Sg3  g6),  7.  Sf4  Da5, 
8.  Sg6:  hg,  9.  Lf6>  gf,  10.  Db3  usw.  mit 
Entwicklungsvorsprung  für  Weiß.  — 

Eine  andere  scharfe  Idee  ist  3.  fS, 
worauf  in  einer  Matchpartie  Spielmann— 
Tartakower,  Wien  1913,  folgte:  3....  e6! 
(auf  3...  de  setzt  bekanntlich  Weiß  im 
Gambitstile  mit  4.  fe  e5,  5.  Sf3  ed,  6.  Lc4l 
usw.  vorteilhaft  fort),  4.  Le3!  (ungünstig 
ist  nach  Bilguer  4.  Ld3  de,  5.  Le4:  f5  oder 
4.  Se2  c5  oder  4.  e5  c5.    Gegen  4.  g3  ist 

4 h5  sehr  stark  oder  auch,  wie  in  einer 

Wettpartie  Tenner— Sämisch,  Berlin  1921, 
geschah:  4. . . .  c5,  5.  c3  Sc6,  6.  Se2  Db6, 
V.  Lg2  cd,  8.  cd  Lb4t  9.  Sc3  Sge7,  10. 
0-0  0-0,  11.  Le3  Lc3:  12.  bc  Sa5!  usw. 

mit  schönem  Gegenspiel)  4 de  (statt 

dieser  Auflösung  der  Mitte  kommt  auch 
4  ...  Sd7  nebst  c5  in,  Betracht,  wie  in 
einer  Partie  Spielmann— Nimzowitsch,  San 
Sebastian  1912,  geschah),  5.  Sd2!  (schärfer 
als  5.  fe  Dh4t  6.  g3  De4:  7.  De2!  Sf6, 
8.  Lg2  Dg4  usw.)  5.. . .  Sf6,  6.  fe  e5,  7. 
de  Sg4,  8.  De2  Se5:  9.  Sf3  Lg4,  10.  Df2 
usw.  mit  zweischneidigem  Spiel.  — 

Wegen  des  in  letzter  Zeit  außerordent- 
lich beliebt  gewordenen  Entspannungs- 
systems :  3.  ed  siehe  beide  nächsten  Partien. 
Ohne  genügende  Ausweispapiere  geschieht 


dagegen  an  der  Textstelle  der  Vorstoß 
3.  e5,  da  nunmehr  Schwarz  bequeme  strate- 
gische Direktiven  (Db6,  c6-c5,  Sc6  usw.) 
gegen  das  festgelegte  Bauernzentrum  von 
Weiß  erhält,  vgl.  Partie  Wolf-Tartakower, 
Karlsbad  1923: 

3.  e4— e5  Lc8— f5!  4.  Lfl-d3  (oder 
schärfer:  4.  f4  e6,  .5.  Sf3  Sh6  [5, . . .  c5!], 
6.  Le2  Le7  usw.  Überscharf  geschah  in 
einer  Partie  Mieses-Speyer,  Scheveningen 
1923:  4.  g4  Lg6?  5.  h4  [5.  e6!]  h5,  6.  e6I 
fe,  7.  Ld3  Ld3:  [7. . . .  Lf7,  8.  Sf3  nebst 
Se5  bezw.  Sg5],  8.  Dd3:  hg,  9.  DgGf  Kd7, 

10.  Dg4:  Sf6,  11.  Dh3  und  Schwarz  ist  in 

prekärer  Lage,  hätte  aber  anfangs 4 Ld7! 

mit  ruhigem  Stellungsvorteil  spielen  sollen). 

4.  Lf5Xd3  (4. . . .  Lg6,  5.  e6!  Spielbar 
ist  aber  vielleicht  4. . . .  e6). 

5.DdlXd3e7— e6,  6.,Sgl— e2  (ähnlich 
bei  6.  Sf3  Db6  [oder  Partie  Weenink-Reti, 
Scheveningen  1923:  6....  Da5t  7.  Ld2 
Da6,   8.  Db3  Sd7,   9.  a4  Se7,    10.  Sc3  h5, 

1 1.  Sh4  g6, 12.  f4  usw.  mit  zweischneidigem 
Spiel],  7.  0—0  c5  [weniger  konsequent  ist 
das  von  Nimzowitsch  in  San  Sebastian 
1912  eingeführte  Manöver  7. , . .  Db5  oder 
auch  7. . . .  Da6,  worauf  die  weiße  Dame 
am  einfachsten  nach  b3  ausweicht],  8.  c3 
[oder  etwa  8.  de  Lc5:  9.  Sc3  Sd7,  10.  Sa4 
Dc7,    11.  Sc5:  Sc5:    12.  Db5t  Dc6   usw. 

mit  besserer  Bauernkonfiguration]  8 Sc6 

und  Schwarz  ist  wohl  am  Ruder.  — 
Keine  guten  Früchte  trug  in  einer  Match- 
partie Spielmann— Tartakower,  Wien  1913, 
der  vehemente  Vorstoß:  6.  f4  Db6,  7.  f5 
[solider  7.  Se2]  ef,  8,  Df5:  Se7,  9.  Df2 
Sg6,  10.  h4  Le7,  11.  h5?  Sf8,  12.  Se2  Se6, 
13.  c3  c5  mit  schwarzem  Vorteil.  — 
Gespielt  wurde  ferner  noch  6.  Sh3  sowie 
6.  Dg3  Db6,  7.  Sf3  [vielleicht  7.  Se2]  Se7, 
8.  c3  Da6,  9.  Sh4  Sg6,  10.  Sd2  c5,  11.  de 
Lc5:  Schwarz  steht  gut). 

6. . . .   Dd8-b6     ( Nimzowitsch   würde 

auch  hier  6 DaSf  nebst  Db5  oder  Da6 

spielen,  was  jedoch  nicht  nach  jedermanns 

Geschmack  ist.  —  Voreilig  wäre  6 c5 

wegen  7.  de  mit  der  Drohung  Dböf  und 
auch  bei  6. . . .  Sd7,  7.  0-0  c5,  8.  c3  ist 
der  schwarze  Damenspringer  zu  bescheiden 
entwickelt). 

7.  0-0  (interessant  Partie  Dr.  Hart- 
laub-Carls, Bremen  1914:  7.  Sc3  c5  [7....  Da6, 
8.  Dg3],  8.  de  Lc5:  9.  Dg3,  worauf  9....  Se7 

oder  einfach  9 Lf8  nebst  g6  und  Lg7 

zu  empfehlen  ist). 

7 c6— c5   (ein    durch   den   3.  Zug 

von  Weiß  wohl  aufgewogener  Tempo- 
verlust. Schwarz  hat  die  Initiative.  —  Wegen 
des  Nimzowitsch-Manövers  7....  Da6  oder 
7. . . .  Db5  siehe  oben). 
'  8.  c2— c3  Sb8— c6,  9.  Sbl-d2  c5Xd4 
(in  einer  PartieSämisch-Tartakower,Pistyan 
1921,  geschah   zunächst  noch  9 Tc8). 


304 


10.  c3Xd4  Sg8— e7, 1 1.  Sd2— f3  h7-h5, 
12.  h2— h4  Se7— f5  und  Schwarz  steht 
überlegen. 

3 d5Xe4 

Am  üblichsten.  Interessant  ist  3 g6. 

Schwerfällig  jedenfalls  3. . . .  Sf6  wegen 
4.  e5  SfdT,  5.  Sce2  (vielleicht  auch  ganz 

energisch  5.  e61)   5 c6— c5^  6.  c3  e6, 

7.  f4  und  Weiß  hat  gegenüber  der  fran- 
zösischen Steinitz-Variante  ein  wichtiges 
Tempo  vor. 

4.  Sc3Xe4  .... 

Etwas  phantastisch  geschah  in  einer 
Partie  Hennig— Carls,  Göteborg  „B"  1920: 
4.  Lc4  Sf6,  5.  f3!  ef,  6.  Sf3:  e6. 

4 Sg8— f6 

Nach  Nimzowitsch  ist  4 Sd7  vor- 
zuziehen, etwa  mit  der  Folge:  5.  Sf3  Sgf6, 

6.  Sg3  e6!    (schwächlich  wäre    etwa  g6), 

7.  Ld3  c5  (zweckmäßiger  als  Partie  Smo- 
rodski  —  Nimzowitsch,  Petersburg  1914: 
7. . , .  Dc7,  8.  De2),  8.  0-0  Le7  und  die 
Entwicklung  0—0  nebst  b6  und  Lb7  ist 
gesichert. 

Zu  einer  ähnlichen  geschlossenen 
Spielbehandlung  führt:  4....  e6,  z.  B.  Partie 
Roese— Senz,  Frankfurt  a/M.  1923  (Haupt- 
turnier): 5.  Sf3  Sd7,  6.  Ld3  Sgf6,  7.  Sf6:t 
Sf6:  8.  0-0  c5,  9.  de  Lc5:  10.  Lg5  Le7: 
11.  c3  0— 0  und  Schwarz  hat  eine  feste 
Stellung,  wobei  er  nach  b6,  Lb7  und  Tac8 
Liniendruck  am  Damenflügel  ausüben  kann. 

Riskant  ist  dagegen  das  sofortige  Öff- 
nen der  Mitte  durch  4 e5  wegen  der 

gambitartigen  Fortsetzung:  5.  Sf3!  (schwä- 
cher 5.  de  Daöf  6.  Ld2  De5:  7.  De2  Lf5. 
Partie  Lasker— Brünning,  1903)  5 ed, 

6.  Lc4  usw. 

Am  beliebtesten  ist  freilich  an  der 
Textstelle  4. . . .  Lf5.  Eine  gediegene  Be- 
kämpfung dieser  Spielweise  zeigt  Partie 
Kostitsch —Tartakower,  Göteborg  1920: 

5.  Se4— g3  Lf5— g6  (spielbar  ist  auch 

5 e6  und  wenn  6.  Sf5:,  so  DaSf  nebst 

Df5:). 

6.  Sgl— f3  (Beginn  eines  nachhaltigen 
Druckes  auf  den  Punkt  e5.  Gekünstelter 
wäre  6.  Se2  nebst  Sf4,  da  Schwarz  indessen 
zu  Sd7  nebst  e7— e5  gelangt.  —  Farblos 
ist  6.  c3,  fraglich  6.Lc4,  interessant  entrollte 
sich  dagegen  eine  Partie  Mieses— Tarta- 
kower, Teplitz  1922:  6.  f4  e6  [zulässig  auch 
6....  Sf6!  7.  f5?  Lf5:  8.  Sf5:  Daöf  nebst  Df5: 
mit  Bauerngewinn  für  Schwarz],  7.  Sf3  Sd7, 

8.  Se5  Se5:  [ruhiger  Sgf6],  9.  fe  Dd5! 
10.  c3  0-0-0  mit  beiderseitigen  Chancen.  — 
Für  unsolid  gilt  6.  h4,  z.  B.  Partie  Marco- 
Tartakower,  Pistyan  1922:  6. . . .  hb  [gut 
ist  auch  6. . . .  Sf6,  7.  h5  Le4],  7.  Sf3  [oder 
gar  Partie  Chajes  — Reti,  Karlsbad  1923: 

7.  h5  Lh7]  7. . . .  Sd7!  8.  Ld3  Ld3:  9.  Dd3: 


Dc7!  10.  Le3  Sgf5,  If.  0-0—0  0-0-0 
mit  gutem  Spiel  für  Schwarz). 

6 Sb8— d7!  (um  Se5  zu  verhindern. 

Schwächer  wäre  etwa  6. . . .  e6,  7.  Ld3 
[7.  h4   Sf6!]    Ld3:    [vielleicht   7.,,.   Ld6], 

8.  Dd3:  Sf6,  9.  Se5!  Ld6,  10.  i4  Sbd7  [zu 
spät!],  11.  Ld2  De7,  12.  Db3  Sb6,  13. 
0-0-0  0-0-0,  14.  a4  Sbd7,  15.  Sc4  mit 
weißem  Vorteil). 

7.  Lfl— d3  (die  naheliegendste  Ver- 
wendung.*) —  Oder  vorerst  7,  h4  h6 
[auch  7. . . .  Sf6,  8.  h5  Le4],  8.  Ld3  Ld3: 

9.  Dd3:  Dc7!  nebst  0—0-0,  wobei  sich 
der  Vorstoß  des  weißen  Königseckbauern 
nur  als  eine  unnötige  Schwäche  erweist.  — 
Erfolglos  für  Weiß  wäre  auch  der  Prä- 
ventivversuch, die  wichtige  Diagonale 
f4— c7  mit  Beschlag  zu  belegen:  7.  Lf4 
Db6  und  Weiß  ist  entweder  zum  Rückzug 
Lei  oder  zur  Umgruppierung  Del  oder 
endlich  zur  Lockerung  b3  genötigt). 

7 Dd8— c7    (üblicher    ist    sofort 

7 Ld3:  Dd3:  usw.,  doch  braucht  sich 

Schwarz  vor  dem  Doppelbauer  auf  g6 
nicht  zu  fürchten). 

8.  0-0   Sg8-f6,   9.  Tfl— el    e7— e6, 

10.  Ddl— e2  (in  einer  Partie  Reti— Brach, 
Kaschau  1918,  geschah  in  ähnlicher  Stel- 
lung doch  10.  Lg6:  hg,  11.  Sg5l  usw., 
wobei  dem  Gegner  die  kurze  Rochade 
verleidet  wird). 

10. . . .  Lg6Xd3,  11.  De2Xd3  Lf8— d6, 
12.  Lei— d2!  (ergebnislos  wäre  12.  Sf5 
0-0,  13.  Sd6:  Dd6:). 

12. . . .  0-0  (schärfer  0—0—0). 

13.  c2— c4  Ta8— d8  (zweckmäßiger 
sofort  Tfe8),  14.  Ld2-c31  Tf8-e8,  15. 
Dd3— e2  Sd7— f8,  16.  Tal— dl  und  es  ist 
dem  Anziehenden  gelungen,  der  Partie 
ein  positionelles  Gepräge  zu  geben:  seine 
Mittelbauern  stehen  wirkungsvoll,  die 
Durchbrüche    c6— c5    oder    e6— e5    sind 


*)  Zunächst  abwartenden,  dann  aber 
wuchtigen  Verlauf  nahm  folgende  Partie 
Yates— Reti,  New-York  1924: 

7.  c3  Sf6,  8.  Lc4  e6,  9.  De2  Le7 
(schärfer  Dc7  nebst  0-0-0),  10.  0-0  0-0, 
11.  Tel  Sd5  (es  drohte  Le6:  Einfacher 
geschah  aber  11....  Kh8),  12,  Lb3  a5 
(solider  sofort  Dc7,  13.  c4  Sd5— b6),  13. 
a3  Dc7,  14.  c4  Sf4,  15.  Lf4:  Df4:  16.  Tadl 
Lf6,  17.  Lc2  Tfd8,  18.  Lg6:  hg,  19.  Se4 
Sb6,  20.  b3  Le7,  21.  Td3!  La3:?  (geboten 
war  Dc7),  22.  Se5  (noch  zwingender  22. 
Sf  g5)  22. . . .  Dh4  (ein  Auskunftsmittel  war 
noch  das  Qualitätsopfer  22. . . .  Td4:  23. 
Td4:  De5:  24.Tedl  Le7  [24....  f5?  25. f 4!], 
25.  De3  usw.  Nun  wird's  tragisch),  23. 
Th3  De7,  24.  Sg5!!  Aufgegeben  (Schwarz 
ist  gegen  die  Drohung  De2-g4-h4  machtlos: 
Wenn  24. . . .  Dg5:,  so  25.  ThSf  usw.) 


305 


dauernd  verhindert,  der  Gegner  ist  zu 
einer  mühseligen  Defensive  verurteilt.  — 

5.  Se4Xf6t  .... 

Dieser  allgemein  beliebte  Tausch  hält 
kaum  das,  was  er  verspricht.  —  Von  frag- 
lichem Werte  ist  das  Bauernopfer5.Ld3Dd4: 
6.  Sf3Db6  und  auch  das  Damenmanöver  5. 
Dd3  ist  einfach  wegen  5. . . .  Se4 :  (viel  schwä- 
cher geschah  in  der  berüchtigten  Freipartie 
Reti— Tartakower,  Wien    1910:   5. . . .   e5? 

6.  de  Daöf  7.  Ld2De5:  8.  0-0-0!  Se4:?? 
[8. . . .  Le7],  9.  DdSfü  Kd8,  10.  Lgöf  Kc7, 
11.  Lc8#),  6.  De4:  Sd7  nebst  Sf6  mit 
weiteren  Tempoverlusten  verbunden. 

Am  zweckmäßigsten  ist  daher  die  Auf- 
bewahrung des  kostbaren  Damenspringers 
durch  5.  SgS!,  vgl.  Partie  Wolf-Opocensky, 
Pistyan  1922: 

5 —  h7— h5  (ein  anderes  zweischnei- 
diges Manöver  ist  5. . . .  e5,  z.  B.  Partie 
Dr.  Perlis -Tartakower,  Wien  1910:  6.  SfS 
[nicht  6.  de  Ddl:t  7.  Kdl :  Sg4  usw.  Am 
sichersten  dürfte  aber  6.  Le3  sein,  worauf 
etwa  6....  ed,  7.  Ld4:  Le6,   &  Sf3  Sbd7, 

9.  Ld3  Lc5  die  Spiele  ausgleicht]  6....  ed, 

7.  Sd4:  [oder  Partie  Duras— Tartakower, 
Karlsbad  1911:   7.  Dd4:  Sbd7]  7....  Lc5, 

8.  Le3  Db6!  9.  De2!  [unklar  wäre  das 
Bauernopfer  9.  Le2  Db2:  10.  0—0  Sbd7! 
usw.]  9. . . .  0-0,  10.  0-0-0  Te8  usw. 
mit  verwickeltem  Spiel.  —  Vollkommen 
zulässig,  wenn  auch  einem  Angriffsspieler 
wenig  besagend,  sind  die  geschlossenen 
Spielweisen  5 e6  oder  5 g6.  Spiel- 
bar ist  auch  5 Lf5  oder  vorerst  5 

Lg4,  6.  f3  Lf5  [schwächer  6. . . .  Lh5,  7. 
Sh5:  Daöf  8.  c3  Dh5:  9.  Db3!  b6,  10.  a4 
mit  Lockerung  des  schwarzen  Damen- 
flügels], 7.  SfS:  Daöf  8.  c3  Df5:  9.  Ld3 
Da5  usw.) 

6.  h2— h4  (am  besten.  Ein  dramati- 
sches Ende  nahm  statt  dessen  folgende 
Partie  Schuster-Carls, Bremen  1914:6.  Lg5? 
h4,  7.  Lf6:?  hg,  8.  Le5  Th2:  9.  Th2:  DaSf 

10.  c3   De5:t!    11.  de   gh.  Aufgegeben). 
6. . . .  Lc8— g4(oder  jetzt  6. . . .  e5, 7.  Sf3 

[7.  de?  Ddl:t  8.  Kgl:  Sg4!]  ed,  8.  Dd4: 
Sbd7,  9.  Le3  Lc5,  10.  Dd2  0-0,  11.  0-0-0 
Le3:  12.  De3:  Sg4,  13.  Dd2  [Partie  Euwe- 
Tartakower,  Mähr.  Ostrau  1923],  wobei 
derVorstoß  des  schwarzen  Königseckbauern 

keinen  Vorteil   bedeutet,  bezw.   6 g6, 

7.  Sf3  Lg4,  8.  Le2  Lf3:  9.  Lf3:  Lg7,  10. 
c3  Sbd7,  11.  Lf4  Lh6,  12.  Lh6:  Th6:  [Partie 
Hromadka— Opocensky,  Pistyan  1922]  mit 
Vereinfachung  des  Kampfbildes). 

7.  Lfl— e2  (wegen  7.  f3  Lf5  siehe 
oben)  7. . . .  Dd8— b6  (zweckmäßiger  wäre 
7. . . .  Dc7.  Schwächer  7. . . .  Le2:  8.  Se2: 
e6,  9.  Lgo  Sbd7,  10.  Dd2  Db6,  11.  0-0-0 
0-0-0, 12.  Thel  mit  Entwicklungsvorsprung 
für  Weiß),  8.  Sgl— f3  Lg4Xf3,  9.  Le2Xf3 


Sb8— d7,  10.  c2— c3  mit  besserem  Kampf- 
material für  Weiß,  — 

5 e7Xf6 

Objektiv  besser  ist  der  Nim- 
zowitscli-Zug  5....  gf,  da  hiemit 
zentrifugale  Hochspannungen  (e5-e5!) 
angestrebt  werden,  vgl.  die  Olym- 
piadenpartie Reca  -  Schulz  (Paris 
1924): 

6.  Lc4  (vorzuziehen  ist  wohl  6.  g3 
nebst  Lg2.  Farblos  geschah  in  der  Partie 
Dr.  Lasker-Nimzowitsch,  Petersburg  1914: 
6.  Le2  Lf5,  7.  Lf3  Daöf  8.  c3  [8.  Ld2 
Db6]  h5!  9.  Lh5:  Sd7,  10.  Lg4  Lg4:  11. 
Dg4:  0—0—0  usw.  mit  schwierigem  Spiel 
für  Weiß). 

6. . . .  Lf5,  7.  Se2  e6,  8.  Sg3  Lg6,  9. 
c3  Sbd7,  10.  f4  Ld6,  11.  Df3  Sb6,  12. 
Lb3  a5!  13.  a4  Sbdö,  14.  0—0  f5  (es 
drohte  f4— f5),  15.  c4  (opfert  einen  Bauern, 
um  den  gegnerischen  Damenläufer  voll- 
ständig lahmzulegen). 

15. . . .  Sf6,  16.  d5  cd,  17.  cd  Sd5:  18. 
Ld5:  Lc5t  19-  Khl  Dd5:  20.  Dd5:  ed, 
21.  Ld2  (besser  war  sofort  21.  Tfdl) 
21 Kd7  und  Schwarz  gewann  schließ- 
lich, da  sein  Lg6  wieder  lebendig  und 
sein  König  zu  einer  entscheidenden 
Angriffsfigur  wurde.  .  .  . 

Der  Textzug  überläßt  zwar  dem 
Gegner  einen  unbestreitbaren  End- 
spielvorteil (4  Bauern  gegen  3  am 
Damenflügel),  hat  aber  viele  prak- 
tische Vorteile  für  sich:  freie  Linien- 
wirkung, kompakte  Königsstellung 
und  event.  sogar  (wie  in  der  vor- 
liegenden Partie  durch  b5,  a5  usw.) 
Unterminierung  der  weißen  Bauern- 
kette. 
6.  Lfl--c4  ,  .  .  . 

Warum  dieser  Zug  der  energischeste 
ist,  wird  von  den  meisten  Autoritäten 
verkannt.  Nach  Grünfeld  soll  er  haupt- 
sächlich 6. . . .  Le6  erschweren,  denn 
nach  7.  Le6:  fe,  8.  Sf3  nebst  0—0  und 
Tel  wäre  der  Be6  für  Schwarz  eine 
Quelle  von  Verlegenheiten.  Nach  Tarrasch 
ist  er  nach  rein  empirischer  Methode, 
nämlich  nach  Ausschaltung  der  minder- 
wertigen Figurenzüge  (6.  Sf3  Lg4!  bezw. 
6.  Lf4  Db6!)  als  die  Maximal- 
entwicklung  des  Königsläufers  vorzu- 
ziehen. Wir  können  keine  der  beiden 
Ansichten  teilen,  da  Schwarz  früher  oder 
später  (nach  Ld6,  0— 0,  Te8  und  nötigen- 
falls Sb8— d7— f8  doch  Le6  durchsetzen 
und    sich  dabei    dem    Lc4    günstig   ent- 


Dr.  S.  G.  Tartakower:  Dia  hypermoderne  Schachpartie. 


306  - 


gegenstemmen  wird,  dessen  bester  Platz 
eigentlich  (nach  c3)  auf  d3  zu  sein 
scheint. 

Der  rein  praktische  Vorteil  des 
Textzuges  besteht  vielmehr  darin,  daß  er 
zunächst    die    ausgreifende    Entwicklung 

6 Ld6  verhindern   soll,    da   darauf  7. 

De2t  entweder  den   Rückzug  7 Le7 

oder  den  Damentausch  7. .  . .  De7,  8. 
De7:t  Ke7:  9.  Se2  usw.  erzwingt,  was 
den  Endspielplänen  von  Weiß  (siehe  vorige 
Anmerkung)  am  besten  entspricht. 

Da  es  jedoch  nicht  jedermanns 
Geschmack  ist,  die  Damen  m  so  früh- 
zeitigem Stadium  der  Partie  abzusägen, 
wird  diese  Wendung  meistens  unterlassen 
und  dadurch  eine  ideologische  Feinheit 
in    einen   ideenlosen  Fehlzug  ves'A^-iandelt. 

Konsequenter  ist  dann  freilich  schon 
die  zurückhaltende  Behandlung:  6.  Le2 
z.  B.  6. . . .  Ld6,  7.  Sf3  0—0,  8.  0—0  Te8 
(bequemer  Lg4),  9.  h3  Sb  d7,  10.  Ld3 
Sf8,  11.  c4!  Le6,  12.  Le3  [Partie  Teich- 
mann—Tartakower,  Karlsbad  1911]  und 
Weiß  mußte  zwar  einen  gefährlichen 
Königsangriff  aushalten,  vermochte  je- 
doch im  Endspiel  seinen  Bauern- 
vorteil durchzusetzen. 

Sehr  ruhig  geschah  auch  in  einer 
Beratungspartie  Fähndrich  und  Dr.  Kauf- 
mann gegen  Capablanca  und  Tartakower 
(Wien  1911):  6.  c3  Ld6,  7.  Ld3  0—0,  8. 
Se2  Sd7,  9.  0-0  (schärfer  wäre  9.  Dc2 
mit  der  Eventualabsicht,  lang  zu  rochieren 
und  einen  Bauernsturm  gegen  die  feind- 
liche Königsstellung  zu  inszenieren) 
9. . . .  Te8,  10.  Sg3  Sf8  und  die  baldige 
Vollentwicklung  von  Schwarz  (durch  Le6, 
Dc7,  Tad8)  verschafft  ihm  in  logischer 
Weise  die  Führung  der  Partie. 

6 Lf8— d6 

Also  doch!  (auf  7.  De2t  be- 
absichtigte Schwarz  mit  7....  Le7 
reuig  zurückzuweichen). 

In  der  Partie  Forgacs— Dr.  Bernstein, 
Petersburg  1909,  geschah  eben  freiwillig 
6....  Le7  mit  der  Folge  7.  Sf3  0-0 
(schärfer  Lg4),  8.  0—0  Sd7,  9.  Tel  Sb6 
(logischer  Te8),  10.  Lfl!  Le6,  11.  b3!  Dc7, 
12.  c4  Tfd8,  13.  h3~  h6,  14.  Le3  und  es 
gelang  durch  geniale  Spielführung  dem 
Weißen,  die  Überlegenheit  seiner  Schlacht- 
ordnung zu  demonstrieren.  — 

Versucht  wurde  an  der  Textstelle 
auch  6....  Sd7,  7.  Se2  (7.  Sf3  Lg4)  7.... 
Sb6,  8.  Lb3  Le7,  9.  0-0  Lg4,  10.  c3  h5? 
11.  f3  Ld7,  12.  Tel  mit  freierem  Spiel 
für  Weiß. 

7.  Sgl— e2  .... 

Wie  bereits  erwähnt,  wäre  hier  7. 
De2f    die    konsequenteste    Fortsetzung. 


Jedenfalls  aber  ist  die  Textentwicklung 
wirksamer  als  7.  Sf3,  wo  der  Springer  ohne 
viel  Zukunft  stehen  und  die  Fesselung  Lg4 
zulassen  würde. 

7.  ....  Dd8— c7! 
Erschwert      die      gegnerische      Ent- 
wicklung (8.   0—0    sowie   8.  Lf4)  und  ist 

daher   schärfer   als   etwa   7 0—0,   8. 

0—0,  z.  B.  Partie  Tartakower— Fahrni, 
München  1909:  8....  Lg4,  9.  h3  Le2:  10. 
De2:  Te8,  11.  Dh5!  De7  (11....  g6,  12. 
Lf7:t!),     12.     Ld2     usw.     oder     Partie 

Post— Tartakower,  Mannheim  1914:  8 

Le6  (am   besten   ist  wohl  8 Te8),  9. 

Le6:  fe,  10.  Lf4  Te8,  11.  c3  Lf4:  12.  Sf4: 
Dd6,  13.  Dg4\Sd7,  14.  Tfel  usw.,  beide- 
male  mit  wei^m  Stellungsvorteil. 

8.  Lei— e3  0—0 

9.  Ddl— d2                     Sb8— d7 
In  Betracht  kam  auch  9 Te8. 

Mit  dem  Textzug  behält  Schwarz 
die  Möglichkeiten  10....  Sb6,   10.... 

b5   oder    10 c5  in  Reserve  und 

verlegt  also  das  Schwergewicht  auf 
den  Damenflügel,   wo   er  im  Nach- 
folgenden     mit      außerordentlicher 
Schärfe  vorgeht. 
10.  Lc4— bS  .... 

Sucht  in  superfeiner  Weise  dem 
drohenden  Bauernsturm  vorzubeugen, 
wobei  jedoch  der  weiße  Königs- 
läufer erst  recht  in  eine  Sackgasse 
gerät.  Besser  war  daher  doch 
10.  Ld3. 

Anderseits  fragt  es  sich,  warum 
Weiß  weder  hier  noch  im  nächsten 
Zuge  das  anscheinend  mit  seinen 
letzten  Zügen  vorbereitete  Ent- 
lastungsmanöver Lf4  nicht  durch- 
führt. Nicht  nur  hält  er  offenbar 
sein  Läuferpaar  für  überlegen, 
sondern    fürchtet    auch    nach    etwa 

10.  Lf4  Te8,  11.  Ld6:  Dd6: 
12.  0—0  Se5,  13.  Lb3  Sg4  oder 
auch  12....  Sb6,  13.  Lb3  Le6  usw. 
die  Freiwirkung  gegnerischer  Streit- 
kräfte gefördert  zu  haben. 

10 b7— b5! 

11.  Se2— g3  .... 
Wegen    11.   Lf4,   was  jedenfalls 

besser  und  konsequenter  war,  siehe 
vorige  Erwägung.  Nun  gebärdet  sich 
Schw.  sehr  ungestüm. 


—  307  - 


11.  ....  a7— a5 

12.  c2— c3  Sd7— b6 

13.  Sg3— e4  .... 
Um  zum  mindesten  die  schwarze 

Bauernmasse  am  Königsflügel  im 
Zaume  zu  halten,  die  z.  B.  nach 
dem  schüchternen  Gegen  an  griff  s- 
versuch  13.  Dd8  g6,  14.  Se4  f5! 
15.  Sd6:   Dd6:  nebst  event.    16.... 

a4  und  Sc4  oder   16 f4  und  Lf5 

eine   vielzackige   Waffe   zu   werden 

drohte. 

13 a5— a4! 

14.  Lb3— c2  .... 
Verfehlt    wäre     die    Transaktion 

14.  Sd6:  ab!  15.  Sc8:  Dc8:  16.  a3 
Sc4,  17.  Ddl  Sb2:  18.  Db3:  Sc4 
und  Schwarz  bleibt  dank  der  be- 
herrschenden Stellung  seines 
Springers  in  klarem  Vorteil. 

14 Sb6-c4 

15.  Dd2— d3  f6— f5 
Es  drohte  16.  Sf6:t 

16.  Se4Xd6  Sc4Xb2! 

17.  Dd3— e2  Dc7Xd6 

18.  Lc2Xf5  Dd6— a3! 
Hält  den  Griff  fest. 

19.  0—0                                .... 
Noch    am    besten.    (19 Lc8: 

20.  Dc3:t  Ld2  scheitert  an  20.... 
Sd3t  nebst  Dalif) 

19.  ...  .  Lc8Xf5 

20.  Le3— cl  Da3Xc3 

21.  Lcl-b2  Dc3— d3! 

22.  De2Xd3  Lf5Xd3 

23.  Tfl— dl  .... 
Soweit  hat  sich  Weiß  sinnreich 

verteidigt  und  mit  Rücksicht  auf 
die  ungleichen  Läufer  scheinbaren 
Ausgleich  erzielt.  Umso  bemerkens- 
werter ist  der  rasche  Untergang, 
den  er  dank  der  aufopferungsvollen 
Bauernarmee  von  Schwarz   erleidet. 

23 a4— a3! 

Verhindert   die   Kaltstellung   der 
schwarzen  Bauernkette  durch  a2-a3 
und  Lb2— c3— b4. 
14.  Lb2— c3  .... 


Falls  24.  Td3:,  so  24....  ab,  25. 
Tbl  Ta2:  26.  Tb3  (oder  26.  Td2) 
26....  Td8  mit  leichtem  Gewinn. 

24 Ld3— c4 

25.  Lc3— b4  Tf8— e8 

26.  Tdl-el  .... 

Auch   nach   etwa  26.  Td2  Ta4, 

27.  Lc5  b4,  28.  f3  Tb8,  29.  Kf2  f6! 
(nicht  29....  b3  wegen  30.  ab  Tb3: 
31.  Tda2  Tb2t?  32.  Tb2:  ab,  33. 
Ta4:),  30.  Kg3!  Kf7  usw.  entscheidet, 
wie  Grünfeld  im  Turnierbuch 
treffend  bemerkt,  der  schwarze 
Königsmarsch  nach  d5,  verbunden 
mit  einem  gelegentlichen  Qualitäts- 
opfer auf  c5. 

26 Te8Xelt 

27.  TalXel  •  •  •  • 
Auf  27.   Lei:   folgt   27....   Ta4, 

28.  f3  b4  (droht  29....  La2:  30. 
Ta2:  b3),  29.  Tbl  b3!  30.  ab  a2, 
31.  Tal  Lb3:  32.  Lc3  Tc4,  33.  Lb2 
Tc2  und  gewinnt,  z.  B.  34.  La3 
Td2,  35.  Lc5  Tdlf  oder  34.  Lei 
Lc4,  35.  La3  Ld3,  36.  Lb4  Te2,  37. 
Lc3  Lbl  usw.  [Grünfeld  im  Turnier- 
buch], 

27 h7— h6 

Vom  praktischen  Stand- 
punkt wohl  das  sicherste.  Wie  je- 
doch der  vorerwähnte  Idealglossator 
mit  großem  Scharfsinn  feststellte, 
wäre  hier  27....  f6  noch  präziser, 
um  nicht  nur  ein  Ventil  gegen  das 
allfällig  drohende  Matt,  sondern  auch 
ein  Ausfallstor  für  die  entscheidende 
Königswanderung  von  g8  bis  event. 
b2  ungezögert  zu  schaffen,  z.  B.: 

a)  28.  Tal  Ta4!  29.  Lc5  b4  (droht 
30....  La2:  31.  Ta2:  bS,  32.  Ta3:  b2), 
30.  Tbl  La2:  31.  Tb4:  Ta8!  nebst  sieg- 
reichem Vorrücken  des  BaS,  bezw.  30. 
f3  La2:  31.  Ta2:  b3,  32.  Ta3:  b2,  33.  Ta4: 
(33.  Tb3  Talf  34.  Kf2  blD)  33.... 
blDf  34.  Kf2  Dc2t  mit  Turmgewinn 
bezw.  als  Hauptspiel  30.  g3  (ähnlich  bei 
30.  g4  oder  30.  h3)  30....  Kf7,  31.  Kg2 
Ke6,  32.  Kf3  Kd5,  33.  Ke3  La2:!  (jetzt 
entscheidet  das  Opfer),  34.  Ta2:  Kc4,  35. 
Kd2  Kb3,  36.  Tal  Kb2,  37.  Tdl  a2,  38. 
d5  b3!  und  gewinnt. 


-  308 


b)  28.. f 4  La2:  29.  Tal  Ta4,  30.  Lc5 
b4!  usw.,  bezw.    auch  29.  Te3  Ta4  usw. 

c)  28.  Te3  Ta4,  29.  Lc5  (29.  La3:  b4, 
wie  im  Text)  29....  b4,  30.  f4  La2:  31. 
f5  h6,  bezw.  31.  Te8t  Kf7,  32.  TeTf 
Kg6,  33.  g4  h5  und  das  weiße  Mattnetz 
kommt  in  allen  Varianten  um  ein  Ewigkeits- 
tempo zu  spät,  was  freilich  bei  beschränkter 
Bedenkzeit  weniger  durchgerechnet  als 
„durchgefühlt"  werden  konnte! 

28.  Tel— e3  .... 

Mit  der  löblichen  Absicht,  den 
gefährlichen  Bauer  a3  zu  eliminieren, 
dem  jedoch  sofort  in  seinem  Nach- 
bar ein  schrecklicher  Rächer  ent- 
steht (ex  ossibus  ultor). 

Jedenfalls  besser  war  daher  28. 
Tal,  z.  B.: 

a)  28....  Ta4,  29.  Lc5  b4,  30.  g4 
(wegen  30.  Tbl,  30.  f3,  30.  h3  und  30. 
g3,  vgl.  vorige  Anmerkung  sub  a.  Der 
Doppelschritt  leistet  noch  den  zähesten 
Widerstand)  30. . .  .f5  (schärf  er  ist  30....  Le6, 
ungenügend  aber  jetzt  30....  f6  wegen  31.  Kg2 
Kf7, 32.  Kf3  Ke6,  33.  Ke4  g6, 34.  f3  f5  f  35.  gf  f 
gff  36.  Ke3  Kd5,  37.  Kd2  mit  nunmehriger 
Verhinderung  des  Opfers  La2:  Man  sieht 
nun,  warum  sofort  27. . . .  f6  präziser  als  27. ... 
h6  war),  31.  gf!  Kf7,  32.  Kg2  Kf6,  33. 
Kf3  Kf5:  34.  Ke3  und  Weiß  kann  immer- 
hin noch  kämpfen. 

b)  Viel  wirksamer    für  Schwarz  ist 

freilich  ohne  Finessen  28 f6   (es  geht 

auch  28 f5)  etwa  mit  der  Folge:  29. 

f3    (vielleicht    noch    am    besten)    29 

Kf7,  30.  Kf2  Ke6,  31.  Ke3  Kd5,  32.  Lc5 
Te8t  33.  Kf4  Te2,  34.  La3:  Kd4:  (eine 
sehr  günstige  Transaktion!),  35.  Lf8  (um 
den  Ba2  zu  retten;  auf  g4  genügt  das 
brutale  35. . . .  Ta2:  usw.)  35. . . .  Tg2:  36. 
a4  Ld3!   und  Weiß   muß  nun  wegen  der 

Drohung     37 g5#     seinen     Läufer 

hergeben.  Eine  schöne  Wendung! 

28 Ta8— a4 

29.  Lb4Xa3  .  .  ,  . 

Falls  29.  Lc5,  so  29. . . .  b4  nebst 
La2: 

29 b5— b4 

30.  Las— cl  Ta4Xa2 

Weiß  gibt  auf,  denn  Läufer- 
verlust ist  nicht  zu  vermeiden,  z.  B, 
30.  f3  b3,  31,  Tc3  Ld5  nebst  b2. 

Ein  leicht  erzielter,  jedoch 
schwer  erkämpfter  Sieg! 

EID 


Partie  Nr.  58. 

Großturnier  zu  Karlsbad  1923. 

Weiß:  Schwarz: 

Spielmann.  Nimzowitsch. 

1.  e2— e4  c7— c6 

2.  d2— d4  d7— d5 

3.  e4Xci5  .  ,  .  . 

Altmoderne  Vereinfachungsme- 
thode, die  darnach  strebt,  aus  nichts 
etwas  zu  machen.  Wegen  anderer 
Züge  siehe  vorige  Partie. 

3 c6Xd5 

Oder  auch  3....  Dd5:  4.  Sc3 
Dd8  (bequemer  als  4 Da5),  wo- 
mit Schwarz  in  eine  solide,  wenn 
auch  etwas  schwerfällige  Variante  der 
Skandinavischen  Partie  einlenkt. 

4.        C^        v-O  .... 

Der  Plan  des  Anziehenden  geht 
dahin,  ähnlich  wie  im  Damengambit 
(nach  1.  d4  d5,  2.  c4  c6,  3.  cd  cd) 
mit  Ld3,  Lf4,  h3  usw.,  einen,  aller- 
dings kleinen,  Eröffnungsvorteil 
kräftigerer  Diagonalwirkung  und 
wichtigerer  Linienöffnung  zu  er- 
zielen. 

Präziser  war  aber  hier  (und  auch 
noch  im  nächsten  Zuge)  4.  Ld3,  um  eben 
dem  schwarzen  Damenläufer  ein  wirksames 
Entwicklungsfeld  (auf  f5)  vorwegzunehmen. 

Farbloser  ist  4.  Sf3.  Ein  anderes  sehr 
beachtenswertes  System  bildet  aber  4.  c4 
Sf6,  5.  Sf3  (oder  Partie  Mieses— Schlechter, 
Breslau    1912:    5.  Sc3  Sc6,   6.  cd  Sd5:  7. 

Lc4  Le6!  mit  Ausgleich)    5 Sc6  (oder 

Partie  Leonhardt— Fahrni,  1905:  5 g6, 

6.  Sc3  Lg7,  7.  Lg5  Se4,  8.  cd  Sg5:  9.  Sg5:, 

worauf  statt  9 Db6  sehr  gut  9 e5! 

geschehen  konnte),  6.  Sc3  e6,  7.  c5  Se4, 
8.  Dc2  usw.  [Partie  Reti— Duras,  Wien 
1908],  wobei  Weiß  in  sinnreicher  Weise 
von  der  Aufrollungs-  zur  Zernierungs- 
strategie    (7.    c5!)    übergegangen  ist. 


Sb8— c6 


Rühriger  als  4 Sf6. 

5.  Lei— f4  .... 

Um  die  „Befreiung"  5 e5  zu 

verhindern,  die  jedoch  von  fraglichem 
Werte    ist    (vergl.  Anmerkung    zum 


-  309  - 


5.  Zuge  von  Schwarz  in  der  nächsten 
Partie).  Zweckmäßiger  daher  5.  Ld3. 

5 Lc8— f5! 

Es  ist  Nimzowitsch's  Verdienst, 
diesen  richtigen  Zug  an  richtiger 
Stelle  angewandt  und  dadurch  die 
ganze  Spielweise  um  eine  wertvolle 
Eröffnungsnuance  bereichert  zu 
haben. 

Während  Weiß  bei  der  „ruhigen" 
Fortsetzung  5 Sf6, 6.  Ld3!  (zweck- 
mäßiger als  etwa  Partie  Spielmann — 
Tartakower,  Kopenhagen  1923:  6. 
Sd2  g6,  7.  Sf3  Lg7,  8.  h3  Se4!  mit 

Gegenspiel)   6 e6,    7.  Sf3  usw., 

seinen  Zweck  erreichen  würde,  unter 
Wahrung  des  Anzugsvorteils  die 
Verwicklungen  des  Mittelspiels  auf 
ein  Minimum  zu  reduzieren,  kommt 
es  nun  bald  zum  wüsten  Hand- 
gemenge, wobei  Schwarz  ungemein 
rasch  die  Offensive  an  sich  zu 
reißen  versteht. 

6.  Sgl— f3  .... 
Ein    „Remissier"    würde   freilich 

6.  Ld3  spielen.  (Je  weniger  Feinde, 
destomehr  Ehre!) 

6 e7— e6 

7.  Ddl— b3  Dd8— d7 

8.  Sbl— d2  .... 
Armseligkeitsstrategie   wäre  hier 

8.  Se5  Dc8,  9.  Sd2  f6!  10.  Sc6:  bc, 
wobei  die  Zentrumskämpen  von 
Schwarz  vermehrt  und  seine  An- 
griffspläne am  Königsflügel  gefördert 
würden. 
8 f7— f6! 

9.  Lfl— e2  .... 
Weiß   unterschätzt  die  Drohung. 

In    Betracht    käme    die    Präventiv- 
methode 9.  h4  oder  aber  der  Gegen- 
stoß 9.  c4,  um  auch  seine  Existenz- 
berechtigung nachzuweisen. 
9 g7— g5 

10.  Lf4— g3  h7— h5 

11.  h2— h3  Sg8— e7 

12.  0—0  .... 
Besser  als  dieses  Hineinrochieren 

in   die  Gefahr   wäre  wohl  zunächst 


die  Umgruppierung  der  Streitkräfte: 

Ddl  nebst  Sb3  und  Ld3. 

12 Lf8— h6 

13.  Sf3— el  g5— g4 

14.  Db3— dl  Lh6Xd2 
Gewinnt    einen    B    bei    gleich- 
zeitiger   Zerrüttung  der   feindlichen 
Königsstellung. 

15.  DdlXd2  g4Xh3 

16.  Sei— d3  b7— b6 

17.  Tfl— el  h5— h4 

18.  Lg3— h2  Ke8— f7! 
Stellt   in   zielsicherer  Weise   die 

Verbindung  der  Türme  her.  Auf  die 
lange  Rochade  wäre  eine  peinliche 
Überraschung  gefolgt  (Sc5!!). 

19.  g2-g4  .... 
„Meister  Spielmann  übersah  hier 

die  versteckte  Möglichkeit  des 
en  passant-Schlagens",  stellt  der 
unparteiische  Historiograph  Maröczy 
im  Turnierbuch  fest.  Die  Partie  ist 
selbstredend  auch  auf  andere  Züge 
verloren. 

19 h4Xg3 

20.  Lh2Xg3  h3— h2t 

21.  Kgl— g2  Lf5— e4t 

22.  Le2— f3  .... 
Auf  22.  f3  sind  zwar  verschiedene 

Opfermethoden    (22 Tag8   oder 

22,...  Sf5,  23.  fe  de,  24.  Sf4'  oder 
22. . . .  e5,  23.  Sf2  usw.)  sehr  unklar, 
doch  könnte  darauf  ganz  einfach 
22....Ld3:  23.  Ld3:  Tag8  mit  fest- 
behauptetem Vorteil  geschehen. 

Der    Textzug    führt    freilich    zu 
einer  baldigen  Katastrophe. 
22 Se7— f5 

23.  Lf3Xe4  d5Xe4 

24.  Sd3— f4  e6— e5! 

25.  Sf4— e2  Sf5~h4t 
Elegant  und  entscheidend! 

26.  Lg3Xh4  Dd7~g4t 
Weiß  gibt  auf. 

In  dieser  Partie  erwies  sich  Nim- 
zowitsch  als  glänzender  Denker 
(5....  Lf5!)  und  Lenker  (9....  g5) 
zugleich. 

(ED 


310 


Partie  Nr.  59. 

Großturnier  zu  Mähr.-Ostrau   1923. 


Weiß: 
Dr.  Lasker. 


Schwarz: 
Dr.  Tartakower. 


[Letzter  Sieg  in  der  letzten  Runde!] 

1.  e2— e4  c7— c6 

2.  d2— d4  d7— d5 

3.  c4Xd5  c6Xd5 

4.  Lfl— d3  .... 

Die  letzte  Wahrheit  (bis  auf 
Widerruf!) 

4 Sb8— c6 

Droht  wirklich  Sb4  und  schein- 
bar e5,  so  daß  beide  Eventualitäten 
pariert  werden  können  (vgl.  nächste 
Anmerkung), 

Zweckmäßiger  ist  vielleicht  daher  die 
schleunigste  Mobilmachung  des  Damen- 
läufers: 4.  . . .  Sf6,  5.  c3  Lg4,  z.  B.  Partie 
Fischer— Tartakower,  Wien  1923:  6.  fS 
(auf  6.  Db3  folgt  sehr  gut  Dc8.  Am 
solidesten  ist  wohl  6.  Sf3)  6....  Lh5,  7. 
Se2  Lg6  (Präventivmethode.  Zulässig  ist 
auch  7. . .  .  e6,  8.  Sg3  Ld6  oder  8.  Lg5 
Le7),  8.  Sf4  e6!  9.  Sg6:  hg,  10.  f4  Ld6, 
11.  Df3  Db6!  mit  starkem  Gegenspiel. 

5.  c2— c3  Sg8— f6 

Der  Auflösungszug  5....  e5  führt  nach 
6.  de  Se5:  7.  De2  De7,  8.  Lböf  (vgl. 
Partie  Dr.  Kaufmann-Schlechter,  Wien 
1917)  zu  allerlei  Unbequemlichkeiten  für 
Schw.  und  vermag  daher  keineswegs  die 
Spielanlage  des  Anziehenden  zu  ent- 
kräften. 

6.  Lei— f4  .... 

Dies  alles  nach  den  von  Rubinstein 
im  Collijn'schen  „Lärobock"  niedergelegten 
Prinzipien  gespielt.  Die  Diagonale  h2-b8 
wird  für  spielbeherrschend  proklamiert. 
Viel  weniger  ergab  die  Fesselungsfunktion 
des  weißen  Damenläufers  in  einer  Partie 
Atkins— Duras,  1911:  6.  Lg5  Lg4,  7.  f3 
Lh5,  8.  Sh3  Lg6,  9.  Sf4  e6,  10.  Dd2  Le7 
mit   wohlgeordnetem   Spiel   für  Schwarz. 

6 g7— g6 

Ein  Versuch,  die  Partie  etwas  ver- 
wickelter zu  gestalten,  da  dieNivellierungs- 
variante:  6 e6,  7.  Sf3  (Damenbauer- 
analogie: 1.  d4  d5,  2.  Sf3  Sf6,  3.  Lf4  e6, 
4.  e3  c5,  5.  c3  Sc6,  6.  Ld3  cd?  7.  ed) 
7. . . .  Ld6,  8.  Ld6:  (am  einfachsten)  8. . . . 
Dd6:  9.  0—0  usw.  die  Anzugspartei  mit 
Rücksicht  auf  ihren  mobileren  Läufer 
etwas  im  Vorteil  beläßt. 

Sehr  in  Betracht  kommt  freilich 
6 Lg4,   um   dieses   ewige  Sorgenkind 


etwas  Luftgymnastik  betreiben  zu  lassen, 
z.B.: 

a)  7.  f3  Lh5. 

b)  Partie  Loman— Reti,  Scheveningen 
1923:  7.  Db3  Dc8  (unbequemer  ist  7. .. .  Dd7. 
Schwächer  auch  Partie  Koch— Dührssen, 
Berlin  1924:  7. . . .  Sa5,  8.  E)a4t  Ld7,  9. 
Dc2  e5,  10.  Sf3  Sf6,  11.  Sbd2  b5,  12.  a3 
0—0,  13.  Se5  Tc8,  14.  g4  g6,  15.  h4  usw. 
mit  Angriff),  8.  h3  Lh5,  9.  Sd2  e6,  10. 
Sgf3  Le7,  11.  Dc2  Lg6,  12.  a3  0-0  mit 
etwa  gleichem  Spiel. 

c)  Vor-Olympiadenpartie  Mjr.  Hro- 
madka-Dr.  Schulz,  Prag  1924:  7.  Sf3e6,8. 
Db3  (oder  Partie  Schottländer-Caro:  8.  h3 
Lh5,  9.  Sb  d2  Ld6  mit  Gleichgewicht)  8. . . . 
Dc8,  9.  Se5  mit  ohne  besondere  Schärfe.  — 

Als  nachteilig  erwies  sich  an  der  Text- 
stelle in  einer  Partie  Rubinstein-Davidson, 
Haag  1921,  der  Ausfall:  6. . . .  Db6,  7.  Db3 
Db3:?  8.  ab  e6,  9.  h3!  Le7,  10.  Sd2  0-0, 
11.  b4  b6,  12.  Sgf3  und  der  Ba7  erlag 
nach  einem  Dutzend  Züge  seinen  stillen 
Leiden. 

7.  h2— h3  .... 

Um  beiden  eventuell  auftauchenden 
Angriffsmöglichkeiten  Sh5  sowie  Lg4  bei- 
zeiten zu  begegnen. 

In  einer  Partie  Spielmann— Sämisch, 
Berlin  1920,  geschah  mit  Zugumstellung: 
7.  Sf3  Lg7,  8.  Sbd2  Lf5  (ein  interessanter 
Gedanke),  9.  Lf5:  gf,  10.  Se5  Db6,  11.  0-0 
0-0,  12.  Sb3  e6,  13.  De2  mit  etwa  gleichem 
Spiel. 

7 Lf8— g7 

8.  Sgl— 13  Sf6— e4 
Ein  Sprung  in's  Ungewisse,  dessen 

Widerlegung  Lasker  mit  sicherer 
Hand  durchführt: 

1.)  Zunächst  läßt  er  den  kühnen 
S  sich  in  der  Brettmitte  eingraben 
(9 f5),  wodurch  jedoch  eine  ge- 
wisse Schwächung  der  schwarzen 
Bauernkonfiguration  entsteht 

II.)  Dann  bemächtigt  er  sich  selbst 
eines  vorgeschobenen  Postens  (13.  de), 
unterminiert  die  schwarze  Initiative 
und  legt  gleichzeitig  die  gegnerischen 
Schwächen  (Punkte  d5  und  insbe- 
sondere e6)  bloß. 

III.)  Nach  dem  halberzwungenen 
Springerabtausch  steht  er  daher  be- 
reits im  14.  Zuge  als  strategischer 
Sieger  und  es  handelt  sich  dann 
nur  noch  darum,  allerlei   taktischen 


311 


Klippen  (14...  f4)  kaltblütig  zu  be- 
gegnen. — 

Schwarz  hätte  an  der  Textstelle 

naheliegenderweise  8 0 — 0  (nebst 

eventuell  Te8,  Sh5  und  e5)  oder 
aber  vielleicht  noch  zweckmäßiger 
8....  Lf5!   spielen   sollen   (da   nach 

9.  Lf5:  gf  das  schwarze  Bauern- 
gerippe nur  gestärkt  wäre  und  die 
geöffnete  g-Linie  als  Angriffsbasis 
benutzt  werden  könnte,  wie  der 
Verlauf  der  vorzitierten  Partie  Spiel- 
mann-Sämisch  beweist). 

9.  Sbl— d2  .... 

Ungünstig  für  Weiß  wäre  9.  Le4: 
de,  10.  Sg5  Dd5,  11.  Db3  Df5,  12. 
Le3!  Lh6,  13.  g4  Df6,  14.  h4!  Lg5: 
15.  Lg5:  Df3,  16.  Tgl  Lg4:  usw. 

9 f7— f5 

10.  0—0  0—0 
Besser  wäre  zunächst  Db6. 

11.  Sf3— e5!  .... 

Eine  tiefe  Kraftumwandlungsidee! 

„Viele  Meister  hätten  hier  ver- 
sucht, auf  die  starke  Besetzung  der 
Königslinie  —  wo  der  rückständige 
schwarze  Bauer  steht  —  zu  spielen", 
sagt  der  Turnierglossator  Maröczy 
und  beleuchtet  damit  in  vortrefflicher 
Weise  die  Eigenartigkeit  der  welt- 
meisterlichen Konzeption. 

11 Sc6Xe5 

Besser  wäre  vielleicht  Ld7. 

12.  Lf4Xe5  Lg7Xe5 

13.  d4Xe5  Se4Xd2 
Schwarz  ist  sonderbarerweise  zu 

diesem  unliebsamen  Abtausch  ge- 
zwungen, da  auf  13...Db6,  14.  Sb3 
und  auch  auf  13..,.  Dc7,  14.  Sf3 
nebst  15.  De2!  und  16.  Sd4  (16.... 
De5:?  17.  f2— f3)  folgen  und  der 
weiße  Springerantagonist  sich  auf 
d4  als  sehr  lästig  und  gefährlich 
erweisen  würde. 

14.  DdlXd2  f5— f4!? 
Hiemit    verbrennt    Schwarz    alle 

Rettungsbrücken  hinter  sich,  da  der 
Textzug   Schwächung    der   Bauern- 


kette sowie  Verzögerung  der  Kon- 
solidierungsaktion (gegen  den  drohen- 
den Vorstoß  c3^c4)  bedeutet. 

Solid  war  14....  e6,  15.  Tadl 
Dc7  nebst  Ld7,  wenn  auch  dann 
Schwarz  mit  Rücksicht  auf  den  ein- 
gesperrten Läufer  noch  für  lange 
zum  passiven  Widerstand  verurteilt 
bleiben  würde. 

Spielbar  war  auch  sofort  14.. .. 
Le6,  um  auf  15.  Tadl  mit  d5 — d4, 
16.  cdDd4:  17.  Lf5:!  De5:  18.  Le6:t 
De6:  19.  Dd5  Dd5:  20.  Td5:  Tfd8, 
21.Tfdl  Td5:  22.Td5:  Kf7,  23.  Td7 
Tb8  usw,  dem  Ausgleich  zuzustreben; 
auf  15.  Lc2  aber  mit  nunmehrigem 
f5— f4  Angriffslinien  zu  öffnen  (z.  B. 
16.  Tadl  f3,  17,  g4  Dd7,  18.  Lb3 
Tad8,  19.  Dg5  [auf  19.  c4  kann  d4 
folgen  und  auf  19.  Dd4  verstärkt 
Schwarz  seine  Stellung  durch  g6-g5] 
19....  Kg7,  20.  c4  h6,   21.  Dh4  g5, 

22.  Dg3  Tf4,  23.  cd  Lg4:!  24.  e6 
Db5,  25,  hg  Db4,  26.  Kh2  Tg4: 
27.  De5t  [auf  27.  Df3:  entscheidet 
Dd6t]  Kg8,  28.  Khl  Th4t  29.  Kgl 
Dg4t  30.  Dg3  Dh5  nebst  Matt). 

15.  Tal— dl  .... 

Kom mt  dem  Befreiungszuge  Lc8-f5 
zuvor  und  droht  nunmehr  c3 — c4. 
Schwarz  befindet  sich  am  Scheide- 
wege und  entscheidet  sich  für  das 
Schwächste. 
15.    ....  Dd8— c7? 

Jetzt  würde  zwar  der  Vorstoß 
15....  f4—f3  einfach  an  16.  Le4! 
scheitern  (z.  B.  16.,..  fg,  17.  Dd5:t 
Kg7!  18.  kg2:!  Db6,  19.  Td2  usw.), 
geboten  wäre  aber  noch  immer  15.... 
Le6,  um  in  einem  rücksichtslosen  An- 
griff sein  Heil  zu  suchen,  z.  B.  16.  Lc2 
(auch  auf  16.  Le2  bezw.  16.  f3  könnte 
Dd7  folgen)  16....  Dd7  (nachteilig 
wäre  f4— f3  wegen  17.  Lb3!  fg,  18, 
Kg2:  Dc7,  19.  Ld5:  De5:  20.  Tfel 
Dd5:   21.  Dd5:   Ld5:   22.  Td5:  Tf7, 

23.  Td7  Taf8,  24.  Te2  e6,  25.  Td6 
e5,  26.  Te6  mit  Bauerngewinn),  17. 
Lb3  Tad8,  18.  f3  Tf5,  19.  Dd4  Kg7 


-  312 


und  die  Stellung  von  Weiß  ist  nicht 
ohne  Gefahren,  während  er  jetzt 
nach  der  Textfortsetzung  endgültig 
Herr  der  Lage  bleibt. 

16.  Tfl— el  e7— e6 

17.  Tdl— cl!  Dc7— d8 

18.  Ld3— e2!  DdS— a5? 
Zerfahrenheitsstrategie!  Der  Text- 
zug begünstigt  nur  das  Eingreifen 
der  weißen  Bauern  (vgl.  25.  Zug  von 
Weiß),  besser  war  daher  sofort  Dc7, 
wenn  auch  dann  dieselbe  feindurch- 
dachte Antwort  Lasker's  entscheidet. 

19.  b2— b4  Da5— c7 

20.  c3— c4!!  .... 
Ebenso    elegant    als    zwingend. 

Auf  20.  Dd4  würde  20. . . .  Db6  und 
auf  20.  Lf3  sogar  20. . . .  b5  (21 .  Ld5:? 
TdS)  die  schwarze  Stellung   konso- 
lidieren. 
20 Dc7Xe5 

21.  c4Xci5  De5— d6 
Auch  nach  21....  Dd5:  22.  Dd5: 

(noch  schärfer  ist  vielleicht  22.  Db2) 
ed,  23.  Lf3  wäre  die  schwarze  Lage 
trostlos  (z.  B.  23....  Lf5,  24.  Ldöif 
KhS,  25.  Lb7:  usw.) 

22.  Le2— f3  TfS— dB 

23.  Dd2— d4!  .... 
Der  Gnadenstoß.    Schwarz  kann 

sich  nicht  befreien,  da  23....  ed  an 

24.  Ld5:t!  Dd5:  25.  TeSf  scheitert. 
23 LcB— d7 

24.  Dd4^c5!  .... 
Am   einfachsten.    Schwarz   kann 

Bauernverlust  nicht  vermeiden. 
24 Dd6Xc5 

25.  b4Xc5!  Ta8— c8 

26.  c5— c6  .... 


Excelsior! 


b7Xc6 
Ld7— e8 
Td8— d7 
Td6  gewinnt  29.  Lb7. 


26 

27.  d5Xc6 

28.  c6— c7 
Auf  28. . 

29.  TelXe6  .... 
DiePointe  des  Bauernvormarsches. 

Weiß  beginnt  zu  ernten. 

29 Le8— f7 

30.  Te6— c6  Lf7— d5 
Damit    geht    ein    zweiter   Bauer 

verloren,   doch   hat   Schwarz    keine 
andere  Spielchance,  da  31.  Lg4  droht 

und   auf  30 h5   einfach  31.  Tc5 

nebst  Lb7  entscheiden  würde. 

31.  Lf3Xd5t  Td7Xcl5 

32.  Tc6— a6  .... 
Auf  32.  Tbl  würde  sich  Schwarz 

immerhin  durch  32 Te5   33.  Tb8 

Te5 — e8  salvieren. 


32 

33.  Ta6Xa7 

34.  Ta7— a4! 

35.  Ta4— c4 

36.  Tc4— c5 

Ein    grausamer 
Riese  siegt.  Es  folgen 
Schattenzüge: 
36 

37.  TclXc5 

38.  Tc5Xc7t! 

39.  Kgl— fl 

40.  Kfl— e2 

41.  a2— a4 

42.  Ke2— f3 

Eine    von    Weiß 
durchgeführte  Partie! 


Kg8— f7 

Kf7— e7 

g6— g5 

Ke7— d7 

Schluß.    Adam 
nur  noch  einige 

Td5Xc5 

Tc8Xc7 
Kd7Xc7 
Kc7— d6 
Kd6— d5 
Kd5-d4 

Schw.  gibt  auf. 

sehr    planvoll 


Skandinavisch. 


Partie  Nr.  60. 

Großturnier  zu  Göteborg  1920. 

Weiß:  Schwarz: 

Dr.  Tarrasch.  Mieses. 

1.  e2— c4  d7— d5 

2.  e4Xd5  DdSXdj 


Um  ein  bis  zwei  Grade  schärfer 
entrollt  sich  der  Kampf  nach  2.... 
Sg8-f6. 

I.)    3.    d2-d4   Sf6Xd5   (nach    3 

Dd5:   4.   Sc3   entsteht  das  Textspiel  und 

auf  Dr.  Görings  Versuch  3 Lg4  ist  4. 

fS  Lf5,  5.  c4  c6,  6.  de  Sc6:  7.  d5  zu 
empfehlen). 


—  313 


4.  c2— c4  (zunächst  vorsichtiger  ge- 
schah in  der  Championpartie  Dr.  Lasicer-- 
Aljechin,  Petersburg  1914:  4.  SfS.  Es  folgte: 

4 Lg4  [oder  Partie  Teichmann— Duras, 

Breslau  1912:  4.,..  Lf5,  5.  LdS  Lg6,  6. 
0-0  e6,  7.  Tel  Le7,  8.  Sc3  0—0  mit  Gleich- 
gewicht], 5.  c4  [oder  Partie  Yates— Bogo- 
Jjubow,  Karlsbad  1923:  5.  Le2  e6,  6.  0-0 
Sc6,  7.  Sc3  Le7,  8.  Se4  0-0,  9.  Sg3  Sf6, 

10.  c3  Sh5,  11.  Sh5:  Lh5;  12.  Lf4  Ld6  mit 
Vereinfachung]  Sb6,  6.  Sc3  e5,  7.  c5  ed 
[viel  stärker  wäre  7....  Sd7],  8.  Se4 
^b6-d7,   9,  Dd4:  De7,  10.  Lb5   Sb8— c6, 

11.  Lc6:  bc,  12.  0-0  Lf3:  13.  gf  0-0— 0, 
14.  Da4  Se5,  15.  Kg2  De6,  16.  Da7:  Df5, 
17.  Da8t  Kd7,  18.  Tdlf  [richtig  war  18. 
Da3]  Ke6,  19.  Dd8:  Df3:t  20.  Kgl  Le7! 
21.  Dd4  Dg4t  22.  Khl  [22.  Kfl  DhSf  23. 
Ke2  Dhöf!  24.  Ke3?  Df3t  25.  Kd2  Td8, 
26.  Sd6:  cd  mit  siegreichem  Angriff]  Df3t 
23.  Kgl  Dg4t  24.  Khl  Df3t  Ewigsciiach!) 

4. . . .  Sd5— b6  (auf  4. . . .  Sf6  ist  5. 
Sc3  e5!  [oder  Partie  Morphy— Anderssen: 
5. . . .  Lf5,  6.  Sf3  e6,  7.  Le3  Lb4,  8.  Db3 
mit  weißem  Vorteil],  6.  de  Ddhf  7.  Sdl: 
Sg4,  8.  f4  Sc6,  9.  h3  Sh6,  10.  Se3  Le6, 
11.  Ld2  0-0-0,  12.  0-0-0  Lc5  mit  der 
Drohung  Sb4,  Partie  Duras— Tartakower, 
Wien  1908,  für  Weiß  beschwerlich,  dagegen 
einfach  5.  Sf3  Lg4,  6.  Le2  als  gediegen 
zu    empfehlen.    —     Überscharf    ist    die 

„Kieler  Variante":   4 Sb4!?,   die  zwar 

nach  5.  Da4t  Sb8— c6,  6.  d5?  [besser  6. 
a3  Sa6,  7.  d5  Sc5,  8.  Ddl]  b5  [gut  ist 
auch  zuerst  6....  Lf5,  7.  Sa3  b5],  7.  Db5: 
Sc2t  8.  Kd2  Ld7!  9.  de  Lf5t!  10.  Dd5 
Sb4  usw.,  zugunsten  von  Schwarz  endet, 
dagegen  einfach  durch  5.  a3  [es  drohte 
Dd4:]  Sb4-a6,  6.  Sf3  usw.,  Partie  Tarta- 
kower—Marshall,  Karlsbad  1911,  entnervt 
wird). 

5.  Sgl— f3  (auf  5.  Sc3  folgt  das  wohl- 
bekannte Bauernopfer   5 e5!  6.  de  [6. 

De2  Dd4:  7.  Sf3  Dd8]  Ddl  :t  7.  Sdl:  Sc6, 
8.  f4  f6  [oder  Partie  Trejbal— Bogoljubow, 
Pistyan  1922:  8....  Le6,  9.  b3  0-0-0, 
10.  Se3  Lc5,  11.  a3  The8,  12.  Sf3  f6  und 
Schwarz  gewinnt  zunächst  seinen  Bauern 
zurück.  Gut  ist  auch  8. . . .  Lf5],  9.  ef  Lb4t 
10.  Kf2  [10.  Ld2  0-0!]  gf,  11.  Le3  Lf5 
[oder  Partie  Rubinstein— Walter,  Mährisch- 
Ostrau  1923:  11....  Le6,  12.  Tel  0—0—0, 
13.  Sf3  The8,  14.  Le2  Lf8,  15.  Tel  Sb4, 
16.  Sd4  Lf7,  17.  a3  c5  usw.  mit  unge- 
schwächtem Angriff],  12.  Sf3  0—0—0,  13. 
a3  Le7  und  Schwarz  hat  ein  starkes 
Figurenspiel). 

5....  Lc8— g4,  6.  Lfl— e2  (wegen  6. 
Sc3  siehe  die  vorzitierte  Partie  Lasker— 
Aljechin)  6. . . .  Sb8-c6  (oder  6. . . .  e6,  7. 
Le3  Sc6,  8.  Sc3  Lb4,  9.  Db3  zugunsten 
von  Weiß). 


7.  d4— d5!  (oder  Partie  Telchmann— 
Mieses,  Berlin  1914:  7.  Le3  Lf3:  8.  Lf3: 
Sc4:  9.  Lc6:  bc,  10.  Da4  Sb6,  11.  Dc6: 
Dd7,  12,  Dd7:t  Kd7:  mit  gleichem 
Endspiel)- 

7. . . .  Lg4Xf3,  8.  Le2Xf3  Sc6-e5,  9. 
b2— b3  (wenn  9.  Le2,wasCollijn  empfiehltv 

so  9. . . .  c6)  9 g7-g6  (auf  9. . . .  c6,  was 

Bilguer's  Nachtrag  empfiehlt,  folgt  ein- 
fach  10.  de). 

10-  Lei— b2  Lf8-g7,  11.  Sbl— c3 
[Partie  Spielmann-Mieses,  Mannheim  1914]^ 
Weiß  steht  überlegen.  — 

II.)  Lasker  empfiehlt  im  Petersburger 
Kongreßbuch  von  1909:  3.  c2— c4  c7— c6, 
4.  d5Xc6  (auf  4.  d4  cd,  5.  c5,  was  Steinitz 

vorschlug,      ist      5 e5     sehr    stark) 

Sb8Xc6,  5.  d2— d3  e7— e5,  6.  Sbl— c3 
Lc8— f5  (ungenügend  6....  Lc5,  7.  Le3 
Le3:  8.  fe  Db6,  9.  Dd2  Le6,  10.  e4  Td8, 
11.  Sd5  usw.,  dagegen  kommt  hier  ein- 
fach 6 Le7  nebst  0—0  usw.  in  Betracht, 

da  die  weiße  Schwäche  auf  d3  nicht 
davonläuft),  7.Sgl— f3Dd8-d7,  8.Lfl-e2 
Ta8— d8,  9.  0—0!  Lf5Xd3,  10.  Le2Xd3 
Dd7Xd3,  11.  Ddl— a4  mit  weißem  Vorteil. 
—  Immerhin  kommt  für  Schwarz  in  dieser 
Variante  8. . . .  0-0-0  (statt  8. . . .  Td8) 
in  Betracht,  wodurch  die  Partie  einen 
unvergleichlich  schärferen  Charakter 
erhält. 

III.)  Nach  Burn's  Analyse  im  „Field" 
ist  3.  Lfl— b5t  am  besten,  z.  B.:  3.... 
Sb8— d7,  4.  c2-c4  a7-a6,  5.  Lb5Xd7t 
Lc8Xd7,  6.  Sbl— c3  usw.,  oder  3.... 
Lc8— d7,    4.  Lb5— c4!    (ergebnislos    wäre 

4.  Ld7:t  Dd7:  5.  d4  Dd5:!  usw.)  Ld7— g4! 

5.  f2— f3  Lg4— f5,  6.  Sgl— e2!  (auf  6.  Sc3 
würde  6....  c6,  7.  de  Sc6:  8.  Sge2  Db6 
mit  Angriffstellung  oder  vielleicht  noch 
einfacher  6. . . .  Sb8— d7— b6  mit  Rücker- 
oberung des  Bauern  folgen)  Sf6Xd5  (in 
Betracht  kommt  das  Bauernopferspiel: 
6....  c6,  7.  de  Sc6:  nebst  8....  e5!),  7. 
Se2— g3  Lf5-g6,  8.0— 0e7— e6,  9.  f3— f4! 
Sd5-b6,  10.  Lc4-b3  Lf8— c5t  IL 
Kgl— hl  0—0,  12.  Sbl— c3  Sb8— c6,  13. 
Sc3— e4  Dd8— e7,  14.  c2— c3  Lc5— d6, 
15.  d2— d4!  [Partie  Mieses— Marshall, 
Karlsbad  1907].  Weiß  steht  überlegen.  — 

Viel  ungemütlicher  gestaltet  sich  aber 
der  Kampf,  wenn  Schwarz  im  echten 
Gambitstile   mit   3....    c7— c6!   4.  d5Xc6 

b7Xc6    (in    Betracht    kommt    auch  4 

Sc6:),  5.  Lb5— c4  (oder  auch  5.  Le2  e5) 
e7— e5,  6.  d2-d3  Lf8— c5  fortsetzt,  z.  B. 
Mieses— Tartakower,  Karlsbad  1907:  7. 
Lei- e3  (sicherer  7.  Sf3  Sg4,  8.  0-0 
bezw.  7....  e4,  8.  De2)  Lc5Xe3,  8. 
f2Xe3  Dd8-b6  (8. . . .  Sg4,  9.  Df3),  9. 
Ddl-cl  Sf6— g4,  10.  Kel— e2,  worauf 
statt  10....  Se3:!?  zunächst  10....  0—0 
mit   bedrohlichem   Angriff  folgen    sollte. 


314  - 


IV.)  Gediegen  ist  schließlich  3. 
Sbl— c3  Sf6Xd5,  4.  Lfl— c4,  womit  in 
urplötzlicher  Weise  ins  Fahrwasser  der 
Aljechin-Eröffnung  eingelenkt  wird.  (1. 
e4  Sf6,  2.  Sc3  d5,  3.  ed  Sd5:  4.  Lc4, 
siehe  Seite  15).    Verfehlt   wäre   nun,  wie 

bereits  dort  ausgeführt  wurde,  4 Sc3: 

wegen    5.    Df3!    Sa4?    6.   LfTif  Kd7,    7. 

Dd5#  und  es  dürfte  daher  etwa  4 e6, 

5.  Sf3  c5!  6.  0—0  Le7  mit  ungefähr 
gleichem  Spiel,  die  beste  Verteidigungs- 
methode für  Schwarz  bilden.  — 

Hiemit  haben  wir  wieder  einmal 
einen  großen  Abstecher  unternommen, 
der  uns  in  ganz  andere  Ecken  der 
skandinavischen  Landschaft  geführt 
hat.  Was  sollten  jedoch  diejenigen 
Leser  tun,  die  keine  Bergsteiger 
sind?  Ganz  einfach:  —  Das  Klein- 
gedruckte überspringen! 

3.  Sbl — c3  .... 

Auf  3.  d4  dürfte  3. , . ,  e5  ausgleichen 
und  auf  3.  Sf3  Sc6,  4.  Le2  Lf5,  5.  0—0 
0—0,  6.  Sc3  folgte  in  einer  Partie 
Janowski— Mieses,  Karlsbad  1907,  nunmehr 

6 Dd7     mit    Vollinstradierung      des 

schwarzen  Damenflügels. 

Wird  es  dem  Weißen  gelingen, 
die  mit  dem  Textzug  eingeleitete 
Tempogewinnstrategie  greifbar  zu 
verwerten?  Dr. Tarrasch  demonstriert 
durch  eine  Reihe  feiner  Manöver 
die  Möglichkeit  einer  solchen  Um- 
wandlung. 

3 Dd5— a5 

Am  initiativsten,  doch  kommt  aber 
auch  der  volle  Rückzug  3. . . .  Dd8  nebst 
späterem  c6  mit  sicherem,  wenn  auch 
etwas  gedrücktem  Spiel,  ferner  nach 
Bilguer  sogar  auch  das  Racheschach  3, . . . 
De5t  4.  Le2  Lg4,  5.  d4  Le2:  6.  Sge2: 
Dh5,  7.  0—0  Sc6  nebst  0—0—0  in  Betracht. 

4.  d"— d4  .... 

Dieser  raumgewinnende  Zug  gilt  für 
das  Beste.  Wegen  4.  Sf3  siehe  nächste 
Partie.  Ein  ruhiges  Verfahren  ist  ferner 
4.  Lc4  nebst  d3,  was  jedoch  in  einer 
Partie  Schlechter— Mieses,  Prag  1908, 
nach  4.  Lc4  Sf6  (zweckmäßiger 
4....  Sc6,  5.  d3  Ld7,  6.  Ld2 
Df5  =),  5.  d3  Sc6  (besser  5. . . .  c6,  6, 
Ld2  Lg4!),  6.  Ld2  Sd4  (richtig  6. . . .  Deöf 
7.  Sge2  Le6!  8.  f4  Dd6,  9.  Sb5  Dd7  =), 
7.  Sb5  Db6,  8.  Sd4:  Dd4:  9.  Sf3  Dd6,  10. 
De2  e6,  11.  0—0  Ld7,  12.  Se5  usw.,:  in 
unmerklicher  Weise  zu  einer  baldigen 
Katastrophe  der  schwarzen  Armee  führte. 


Ein  meteorhaft  auftauchendes  Gambit" 
spiel  ist  an  der  Textstelle  4.  b4,  vergL 
Partie    Leonhardt— Mieses,     Prag     1908: 

4 Db4:    (mangelhaft    wäre     die 

Ablehnung  4;..,  Db6,  5,  Sf3  usw.  und 
noch  schwächer  geschah  in  einer 
Partie  Breyer— Englund,  Scheveningen 
1913:  4....  De5t?  5.  Le2  c6,  6.  Sf3  Dc7, 
7.  0—0  usw.,  mit  großem  Entwicklungs- 
vorsprung für  Weiß). 

5.  Tbl  Dd6  (in  Betracht  kommt  auch 
5. . . ,  Da5,  a  Tb5  Da6). 

6.  Sf3  Sf6,  7.  d4!*  c6,  8,  Ld3  b6,  9, 
0-0  e6,  10,  De2  Le7,  11.  Se4!  Se4:  12, 
De4:  Dd5  (in  Betracht  kommt  l2....Sd7, 
13.  Lb5  Lb7). 

13.  Dg4  Lf6,  14.  c4  Dd8,  15.  La3  Sd7, 
usw.  Schwarz  hat  für  den  verspeisten 
Bauer  noch  große  Mühseligkeiten  zu 
überstehen.  — 


e7--e5 


Ein  etwas  gewaltsam  aussehender 
Gegenversuch,  der  übrigens  bereits 
in  der  7.  Wettpartie  Morphy — 
Anderssen  1858  vorgekommen  ist, 
in  der  vorliegenden  Partie  aber 
restlos  widerlegt  wird. 

Die  naheliegendste  Fortsetzung  ist 
statt  dessen  4. . . .  Sg8— f6,  vergl.  Partie 
Wolf— Mieses,  Teplitz-Schönau  1922: 

5.  Sgl— f3  (als  ungünstig  erwies  sich 
in  einer  Partie  Schlechter— Mieses,  Peters- 
burg 1909:  5.  Lc4  Sc6,  6.  Sge2  [unklar. 
6.  Ld2]  Le61  7.  Ld3?  [besser  7.  Le6:  fe, 
8.  Le3]  0—0—0,  8.  0—0  Lf5  usw.,  ferner 
in  der  Schönheitspartie  Dr.  Olland— 
Mieses,  Karlsbad  1907:  5.  Ld3  Sc6!  6. 
Sge2  [6.  Ld2  e5!]  Lg4  [schwächer  6.... 
e5],  7.  f3  [sicherer  7.  Sge2]  Lh5,,  8.  Ld2 
e5!  9.  0—0  0—0—0  usw.  mit  starkem 
Angriffsspiel  für  Schwarz.  ~  Ergebnislos 
ist  auch  5.  Ld2  c6). 

5 Lc8— f5  (oder  auch  die  Zugum- 
stellung 5. . . .  c6,  6.  Se5  Lf5.  Spielbar  ist 

ferner  5 Sc6.  Auf  5 Lg4  folgt  nach 

einem  allgemein  gepriesenen  Rezept 
Dr.  Laskers  im  St.  Petersburger 
Kongreßbuche  von  1909:  6.  h3!  Lh5 
[oder  Partie  Rubinstein— Bernstein,  San 
Sebastian  191 1 : J. . . .  Lf3:  7,  Df3:  c6,  8.  Ld2 

*)  Einen  stürmischen  Verlauf  nahm 
folgende  Klubturnierpartie  Overduyn— N. 
(Haag  1923):  7.  Sb5  Dd8,  8.  Lc4  e6,  9.  0-0 
b6,  10.  Tel  Le7,  11-  d4  0-0,  12.  Sg5  Sd5? 
13.  Sh7:!!  Kh7:  14.  Dhöf  Kg8,  15.  Ld5: 
ed,  16.  Lf4  Sa6,  17.  Te3  c6,  18.  Tbb3!  f6, 
19.  Tg3  De8,  20.  Tg7:t  Aufgegeben. 
[4  Opfer  in  20  Zügen!] 


315 


Sbd7,  9,  0—0-0  e6,  10.  Lc4  Dc7,  Ih 
Thel,  Weiß  steht  freier],  7.  g4!  Lg6,  8, 
Se5  [schärfer  als  7.  Lg2  c6]  8..,.  c6*  9.  h4 
Sbd7,  10.Sc4Dc7,  ll.h5Le4,  12.  Se4:Se4: 
13.  DfS  nebst  Lf4  und  Weiß  steht  vorzüglich, 
doch  hätte  sein  Gegner,  was  von  allen 
Experten  übersehen  wurde,  viel  stär- 
ker 9....  Se4!  [statt  9....  Sbd7]  nebst Sc3:! 
spielen  und  hiedurch  die  Waghalsigkeit 
des  weißen  Angriffssystems  brandmarken 

können!  Hiedurch  gewinnt  also  5 Lg4 

wieder  Existenzberechtigung,  z.  B.  Partie 
W.  Cohn— Tartakower,  Ostende  1907:  6. 
Le2  Sc6,  7.  0—0  [geistreich  Partie  Duras— 
Spielmann,  Wien  1907:  7.  Le3  0—0—0,  8. 
Sd2  Le2:  9.  De2:  doch  ergab  darauf  9. . . . 
Df5,  10.  Sb3  e6  guten  Ausgleich]  0—0—0, 
8.  Le3  [erfolglos  Partie  Schlechter— Mieses, 
Wien  1907:  8.  Sg5  Le2:  9.  Se2:  Sg4]  e5! 
[Schwarz  hat  idealen  Druck  auf  der  d-Linie 
erreicht],  9.  d5  Sd5:  10.Se5:Se3:  ll,Lg4:t 
i5,  12.  Sc6:  bc,  13.  Df3  Sg4:  14.  Dc6:  Ld6 
mit  baldigem  Gewinn), 

6.  Sf3— e5  c7— c6  (mangelhaft  Partie 
Ed.  Lasker— Mieses,  Scheveningen  1913: 
6....  Se4?  7.  Df3Sd6,  8.  Ld2  zugunsten 
von  Weiß). 

7.  Lfl— d3  (wegen  der  Einlenkung  in 
die  Lasker'sche  Variante  mit  7.  g4  Lg6  [es 

ginge  auch  7 Ld7],  8,  h4,  worauf  eben 

8. . . .  Se4!  9-  Sc4  Sc3:,  bezw.  9.  h5  Sc3: 
10.  bc  Dc3:t!  11.  Ld2  Dd4:,  bezw.  9.  f3 
Sc3:  10.  Dd2Lc2:!  ll.Sc4Dc7  usw.  zu- 
gunsten von  Schwarz  folgen  könnte,  vergl. 
vorige  Anmerkung). 

7 g7— g6    (in    der    Düsseldorfer 

Partie  zwischen  denselben  Gegnern  1908 
geschah:  7....  Ld3:  8.  Dd3:  Sbd7,  9.  f4 
Se5:?  [richtig  nach  CoUijn  9....  e6  mit 
etwa  gleichem  Spiel],  10.  fe  Sd5,  11.  0-0 
Sc3:  12.  bc  e6,  13.  Df3  Dc7,  14.  Tf2  h6, 
15.  Ld2  Td8,  16.  Tafl  Td7,  17.  h4!  g5, 
18.  Df6  Th7,  19.  hg  hg,  20.  De6:t!  Te7, 
21.  Df5.  Aufgegeben). 

8.  0-0  Sb8-d7,  9.  Tfl— el!  Lf5Xd3, 
(nunmehr  erzwungen,  da  sowohl  9. . . . 
Se5:  10.  Te5:,  als  auch  9....  Lg7,  10. 
Sc4  Dc7,  11,  Lf5:  gf,  12.  Df3  einen 
Bauer  kosten  würde). 

10.  DdlXd3,  worauf  statt  des  un- 
motivierten   Rückzuges     10 Da5— d8 

mit   der   möglichen    Folge    11.    Dc4!    e6, 

12.  Lg5!  h6,  13.    Sg6:!  bezw.    12....  Le7, 

13.  Sf7:!  usw.  einfach  10....  Se5:  11. 
(Je  Sd5,  bezw.  11.  Te5:  Dc7,  12.  Lf4 
0—0—0  mit  brillantem  Gegenspiel  für 
Scnwarz  folgen  könnte.  — 


*)  Fatal  folgte  in  einer  Blindpartie 
Aljechin— Schröder  (New-York  1924):  8.... 
Sbd7,  9.  Sc4  Da6,  10.  Lc4  DeGf  11.  Se3 
0—0,  12.  d5  Db6,  13.  Sc4  Db4,  14.  a3 
Dc5,  15.  Le3.  Aufgegeben. 


Etwas  schwerfälliger  Ist  an  der 
Textstelle  4....  Sb8— c6,  verfrüht  4.... 
Lc8— f5  wegen  5.  Ddl— f3,  dagegen 
4 g7— g6  nebst  Lf8— g7  sehr  be- 
achtenswert. 

5.  Sgl— f3!  .... 

Tempoaufsaugungsstrategie.  — 
Auf  5.  de  folgt  nicht  wie  Anderssen 
in  der  vorerwähnten  Matchpartie  gegen 
Morphy  spielte:  5...,  De5:t  6.  Le2  Lb4, 
sondern  sofort  5....  Lb4!  6.  Sf3  (6.  I.d2 
Sc6,  7.  f4  f6!)  6....  Lg4,  7.  Le2  Sc6!  8. 
0-0  Sge7  (nachhaltiger  als  8. . . .  Lc3:  9. 
bc  Td8,  10.  Del  Sge7,  11.  Lg5,  wie  in 
einer  Partie  Yates— Spielmann,  Pistyan 
1912,  mit  weißem  Vorteil  folgte),  9.  Lf4 
0-0  mit  der  nunmehrigen  Drohung 
Tad8  nebst  Sg6. 

Ungünstig  für  Weiß  sind  ferner  die 
Versuche,  mit  5.  De2  oder  gar  5.  Dh5 
auf  Gewinn  des  Be5  zu  spielen,  da  Schw, 

dafür  mit  5 Sc6  usw.  einen  mächtigen 

Figurendruck  erlangt, 

5  .    ....  Lf8— b4 

Mangelhaft  wäre  5 ed,  6.  Dd4: 

mit  neuerlichem  Tempogewinn  für  Weiß 
und  5 e4  wegen  6.  De2  mit  Gefähr- 
dung  des   Bauern,,  besser    jedoch   nach 

Collijn    5 Lg4,    um    auf    6.    h3    mit 

6. . . .  ed,  7.  hg  de,  8.  bc  Sd7  usw.  fort- 
zusetzen. Für  Weiß  kommt  aber  dabei 
7.  Dd4:!  Lf3:  8.  gf  Sc6,  9.  De4t  usw. 
mit     überlegener     Linienwirkung,    bezw. 

nach  7 De5,  8.  Lb5  auch  mit  scharfem 

Entwicklungsvorsprung  in  Betracht. 

6.  Lei— d2  Lc8— g4 

7.  Lfl— e2  .... 
Erobert  in  weitschauender  Weise 

an  Terrain,  da  Scliwarz  nunmehr 
die  Zentrumsspannung  unter  Zeit- 
verlust lösen  muß. 

Noch   präziser   wäre   aber  wohl 
7.  a3. 
7 e5Xd4 

Auf  7. . . .  Sc6  folgt  8.  a3  und 
Schwarz  hat  nur  zwischen  den 
Übeln:  8....  LfS:  9.  LfS:  Sd4:  10. 
ab  Dal:  11.  Dal:  Sc2:t  12.  Ke2 
usw.,  bezw.  8....  Ld6,  9.  b4  Db6, 
10.  Sd5  usw.  bezw.  8. . . .  Lc3:  9.  Lc3: 
Dd5,  10.  de  usw.  zu  wählen. 

Ähnlich  bei  7....  LfS:  8.  LfS: 
c6,  9.  aS. 

8.  SfSXd4  Da5— e5 
8.  ScS— b5!  .... 


-  316  — 


Deckt  den  Sd4,  greift  den  Lb4 
an  und  droht  10.  Sc7:  nebst  Lg4: 
Schwarz  sieht  sich  daher  veranlaßt, 
zur  allgemeinen  Liquidation  zu 
schreiten: 


9.     .... 

10.  DdlXe2 

11.  KelXd2 

12.  Kd2Xe2! 


Lg4Xe2 

Lb4Xd2t 

De5Xe2t 


Eine  lehrreiche  Stellung.  Weiß 
ist  augenscheinlich  einige  redlich 
erworbene  Entwicklungstempi  voraus 
und  dies  genügt,  um  aus  der 
farblosen  Endspielformation  ein 
scharfes  Mittelspielrennen  zu  ver- 
anstalten. 


12 

13.  Thl— el 


Sb8— a6 
0—0-0 


Nach  13....  Se7,  14.  Kf3  würde 
der  schwarze  König  in  der  Mitte 
festgehalten  bleiben.  Der  Textzug 
ermöglicht  aber  eine  ebenso  über- 
raschende wie  entscheidende  Kom- 
bination. 

14.  Sb5Xa7t!I  Kc8— b8 

15.  Sa7— c6t 

Nicht    aber     15.    Sa b5    wegen 

15 c6    und  der  weiße   Springer 

geht  verloren. 

15.  .  ,  .  .  b7Xc6 

16.  Sd4Xc6t  KbSXcS  • 

17.  Sc6Xd8  Kc8— d8 
Nun   hat  Weiß   bei  besserer  Stellung 

das  fühlbare  Übergewicht  von  Turm  und 
zwei  Bauern  für  zwei  Springer.  Der  Rest 
ist  daher  Sache  der  (allerdings  verfeinerten) 
Technik.    Es  folgte: 

18.  Tadl  Ke8  (nach  18...,  Kc8,  19. 
KfS  dringt  der  Tel  auf  e8  oder  e7  ins 
feindliche   Spiel    ein),    19.  KdSf  Se7,    20. 


Kc4  h5,  21.  Td3  SbS  (eilt  dem  Se7  zu 
Hilfe),  22.  Te3  Sbc6,  23.  b4  f6,  24.  f4  Kf7, 
25.  a4  (Weiß  vermeidet  die  Falle:  25.  b5 
Sa5t  26.  Kb4  Sd5t  27.  Ka5:?  Ta8#> 
25. . . .  Tb8,  26.  c3  Td8,  21,  Sd3  Td3:  28, 
Kd3:  Ke8,  29.  a5  Kd7,  30.  a6  Sd5,  31.  Tall 
Sa7  (auf  31. .. .  Sf4:  32  Ke4  nebst  33.  a7 
geht  ein  Springer  verloren),  32.  g3  c6,  33, 
Ta4  (Weiß  beabsichtigt  mit  34.  c4  auch 
den  zweiten  Springer  zu  deplazieren)  33.... 
Sb6,  34.Ta5  ^,  35,  c4  Sbc8,  36.  Tal  (der 
Turm  strebt  nach  standesgemäßer  Verwen- 
dung) 36.-..  Sd6,  37.  Kd4  Sdc8,  38.  Kc5 
Kc7  (38. . . .  Sd6,  ;39,  Tdl),  39.  Tel  (nun 
droht  Te6  oder  Te8)  39. . . .  Sb6  (auf  39. . . . 
Kd7  entscheidet  dasVorgehen  des  t>Bauern), 
40.  Te7t  Sd7t  41.  Td7:t  Kd7:  42.  b5! 
(nicht  aber  42.  Kb6  Sc8t  43.  Kb7  Sdöf 
44.  Kb8  Sc4:  45.  a7  Sb6,  46.  Kb7  Sa8! 
47.  Ka8:  Kc7  und  der  weiße  König  ist 
patt)  42. . . .  cb,  43.  cb  Sc8,  44.  b6.  Schw. 
gibt  auf. 

Eine  hervorragende  Leistung. 


[EID 


Partie  Nr.  61. 
Großturnier  zu  Teplitz-Schönau  1922. 
Weiß:  Schwarz: 

Rdti.  Rubinstein, 

1.  el— e4  d7~d5 

2.  e4Xd5  Dd8Xd5 

3.  Sbl— c3  Dd5— a5 

4.  Sgl— f3  .... 

Für  energischer  gilt  4.  d4  (siehe 
vorige  Partie).  Unseres  Erachtens  aber 
bildet  hier  4.  h3  die  beste  Fortsetzung. 

4.  .  .  .  .  Sb8— c6 

Von  Rubinstein  selbst  im  „Collijn" 
empfohlen,  doch  wird  in  der  vorliegenden 
Partie  das  ganze  System  über  den 
Haufen  geworfen. 

Auf  4 Lg4  könnte  5.  b4  unan- 
genehm werden,  z.  B.  5. . . .  Db4:  6.  Tbl 
nebst  Tb7:  bezw.  5. . . .  Db6,  6.  Sd5  Dd6 
(6. . .  .  Dc6?  7.  Lb5),  7.  Se3  Lf3:?  8.  Df3: 
Db4:  9.  Lc4  nebst  0-— 0  mit  schönem 
Angriff. 

Am  einfachsten  und  besten  ist  daher 
4....  Sf6,  z.  B,  Partie  Mieses— MöHer, 
Stockholm  1905:  5.  Le2  (oder  5.  d4  Lg4, 
vgl.  Anmerkung  zum  4.  Zuge  von  Schw. 
in  der  vorigen  Partie)  5. . . .  Lg4,  6.  0—0 
e6  (energischer  wohl  Sc6  nebst  0—0—0), 
7.  Sd4  Le2:  8.  De2^  c6,  9.  d3  Le7  mit 
Gleichgewicht, 

5.  Lfl— b5!  .... 


317 


Auf  5.  Lc4  sowie  5.   d4  kann  5 

Lg4  folgen* 

5.  .  .  .  .  Lc8— d7 

6.  0—0  e7— e6 

An  dieser  Einsperrung  des  schwarzen 
Damenläufers  krankt  die  ganze  Spiel- 
anlage von  Schwarz. 

7.  d2— d4  Lf8— b4 
S.  Ddl— d3                     Lb4Xc3 

>  9.     b2Xc3  a7— a6 

Treibt  den  Läufer  beizeiten  zurück, 
um  c3— c4  unmöglich  zu  machen,  da 
dieser  Rippenstoß  die  Stellung  der 
schwarzen  Dame  (z.  B.  nach  etwa  9. . . . 
Sge7,  10-  Ld2  a6,  11.  c4!  Db6,  12, 
Lc6:)    noch    kläglicher    gestalten    würde: 

10.  Lb5— c4  Sg8— e7 

11.  Tal— bl  Ta8— b8 
Auf  11 0—0—0  würde  der  Reiter- 
angriff 12.  Sg5  Tdf8,  13.  Se4  nebst  Sc5 
usw.  gegen  die  schlecht  geschützte 
Königsstellung  von  Schwarz  bald  ent- 
scheiden. 

12.  Sf3— g5!  .... 
Ein  Zug,  der  in  die  Tiefe,  Weite  und 

Breite  wirkt:  Er  verhindert  vorerst  die 
gegnerische  Rochade,  führt  den  Springer 
auf  bessere  Felder  und  gewährt  seiner 
Dame  Spielraum,  z.  B.  das  Feld  gS.  Im 
Nu  wird  die  Stellung  von  Schwarz  kritisch, 
12 Da5— f5 

13.  Dd3— g3!  .... 
Einleitung  einer  sehr  schönen  Opfer- 
serie, die  das  Geheimnis  der  Stellung 
restlos  zur  Lösung  bringt.  Gediegen 
wäre  übrigens  auch  die  unblutige  Fort- 
setzung 13.  Se4  mit  gelegentlichem  Sc5, 
z.  B.  13....  Sd5,  14.  Ld2  Sf4,  15.  Df3 
Sh3t  16,  Dh3:  De4:  17.  Ld3  Dd5,  18. 
Dg3  zum  Vorteil  für  Weiß. 

13 Df5Xc2 

Die  Annahme  des  Bauernopfers  ist 
erzwungen,  da  Bc7  sonst  nicht  zu  decken 
wäre    (13 Kd8,  14.  Lf4), 

14.  Lc4— d3  Dc2Xc3 


*)  Gefährlicher  auf  5,  d4  ist  Lf5. 
In  einer  Klubturnierpartie  Dr.  Amberger- 
Sprecher  (München  1924),  die  nach  1.  e4 
Sc6,  2.  Sf3  d5,  3.  ed  Dd5:  4.  Sc3  Da5, 
5.  d4  Lf5,  zu  dieser  Stellung  gedieh, 
folgte:  6.  Lb5!  (ergebnislos  wäre  6.  Ld2 
e6,  7.  Sb5  Db6,  8.  a4  Sb4,  9.  a5  Dc6) 
6. . . .  e6,  7.  Se5  Lb4,  8.  Ld2!  (nachhaltiger 
als  8.  Lc6:t  bc,  9.  Ld2  [9.  Df3  Dd5] 
9. . . .  Se7,  10.  a3  Ld6  nebst  event.  Db6 
mit  fester  Stellung)  8. . . .  Se7??  (geboten 
war  8. . . .  Lc3:,  doch  bleibt  Weiß  auch 
dann  nach  9.  Lc6:t  bc,  10.  Lc3:  im 
Stellungsvorteil),  9.  Sc4,  Aufgegeben. 


Auf  14 Da2:  wäre  15.  Se4  über- 
mächtig, z.  B.  15....  0—0?  16.  Sf6t  oder 
15.,..    Sg6,    16.    Dc7:    oder    15....    Da5, 

16,  Dg7:  und  gewinnt, 

15.  Sg5Xf7!  Se7— f5 
Eine   sinnreiche  Riposte.   Verderblich 

wäre  natürlich  15 —  Kf7:?  wegen  16.  Lg6t 
und   auf   15....  Tf8  folgt    16.  Sd6t  Kd8, 

17.  Sb7:t  Kc8,  18.  La6:  usw. 

16.  Ld3Xf5  Dc3Xg3 

17.  f2Xg3!  0-0 
Nun   ist   17.,..   Tf8  wegen    18.  Lh7: 

usw,    nicht    angängig    und    auch    17 

Kh7:  führt  nach  18.  Lh7:t!  Ke7,  19.  Lg6! 
(schwächer  19.  Lg5t  Kd6)  19....  Sd4 
(oder  19....  Kd6,  20.  Lf4t  Kd5,  21.  Lc7: 

mit  Bauerngewinn   oder   19 Kd8,   20. 

Lg5t  Kc8,  21.  Tf7  Sd4:  22.  Tg7:  c5,  23. 
Lf6  mit  weißem  Vorteil),  20.  Tf7t  Kd6, 
21,  La3t  c5,  22.  Lc5:t  Kc5:  23.  Td7: 
usw.  einen  für  Schwarz  aussichtslosen 
Endkampf  herbei. 

18.  Lei— a3?  .... 
Am   Scheideweg   zwischen   drei  ver- 
lockenden    Fortsetzungen     wählt    Weiß 
zwar  nicht  die  schwächste  (18.  Ld3  Tf7: 

19.  Lh7:t  Kf8,  20.  La3t  Se7,  21.  Lg6 
Tf6!  mit  genügenden  Verteidigungsmitteln 
für  Schwarz),  aber  auch  nicht  die  zwin- 
gendste. 

Wie  der  Turnierglossator  Grünfeld, 
dessen  lichtvollen  Ausführungen  wir  teil- 
weise folgen,  genau  darlegt,  war  hier  18. 
d5!  der  richtige  Zug,  z.  B.  18....  Sd4, 
19.  de!  Lb5  (oder  19....  Se6,  20.  Se5 
oder  19...,  Sf5:  20.,edTf7:  21.  Tb7:! 
Td8,  22.  Tc7:  mit  der  Drohung  Lg5),  20. 
Tb4!  Lfl:  21.  Td4:  Le2,  22.  Th4  h6,  23. 
Lb2!    mit    siegreichem    Mattangriff    oder 

verhältnismäßig  noch   am   besten:    18 

ef,  19.  de  Lc6:  20.  Se5  Le4,  21.  Tb3  usw. 
mit  allen  Prämissen   des  weißen  Sieges. 
Nach    dem    Textzuge    hat    der    Gegner 
Gelegenheit  sich  zu  retten. 
18 e4Xf5 

Er   kann    freilich   Wertverlust*   nicht 

vermeiden,  denn  auf  18 Tf7:  gewinnt 

19.  Lh7:t 

19.  La3Xfö  Kg8Xf7? 

In  trügerischer  Hoffnung,  dank  der 
ungleichen  Läufer  Remisaussichten  zu 
erlangen;  nun  wird  aber  bald  der  weiße 
Liniendruck    übermächtig.    Geboten    war 

19 Kf8:,   worauf  das  schwarze  Spiel, 

wie  Grünfeld  ausführt,  ganz  gut  haltbar 
wäre:  20.  Se5  (am  besten.  Nach  20.  Sg5 
Sd4:  21.  Sh7:t  Ke7,  sowie  nach  20.  d5 
Kf7:  21.  de  Lc6:  22.  Tf5:t  KeO  erhält 
Schwarz   Chancen,    die   den   Wert   über- 


*)  Oh,  dieser  Fremdwörterunfugl 


318 


werfen 0    20 Se5:    21.    de   Ke7,    22. 

Tfcl  c6,  23.  Kf2  b5.  Weiß  muß  noch 
sehr  behutsam  zu  Werke  gehen,  wenn 
er  etwas  Greifbares  erreichen  will. 


20.  Lf8— a3 


Ld7— e6 


Natürlich  nicht  20....  Scl4:  wegen 
21.  Tbdl  und  auf  20....  b6  folgt  2i. 
Tbcl  Tc8,  22.  Tfdl  mit  Lahmlegung 
der  um  den  schwachen  Punkt  c7 
herumgruppierten  Streitkräfte  von  Schwarz. 

21.  d4— d5!  Le6Xd5 

22.  TflXf^t  Kf7— e6 

23.  Tf5— f2  Sc6— a5 
Schwarz  hat   gegen  die  Drohung  24. 

Telf  Kd7,  25.  Td2  nichts  Besseres  (z.  B. 
23. . . .  Lc4,  24.  Tel  f  Kd5,  25.  Tf5t  Kd4, 
26.  Tf4t  Kd3,  27.  Tdl  f  Ke2,  28.  Td7  mit 
Läufergewinn,  oder  23. . . .  Se5,  24.  Tel 
Te8,  25.  Tfe2  nebst  Lb2  mit  Springer- 
gewinn, oder  23. . . .  Le4,  24.  Tel  Kd5, 
25.  Lb2  Sd4,  26.  Te4:  usw.  mit  Ent- 
scheidung). 

24.  Tbl— elf  Ke6— d7 

25.  Tf2— f5  Kd7-c6 
Auf  25  . . .  c6  folgt  Matt  in  zwei  Zügen 

durch  26.  Te7t. 

26.  Tel—clf  Sa5— c4 

27.  TclXc4tr  Ld5Xc4 

28.  Tf5— cöf  Kc6~-b6 

29.  Tc5Xc4  .... 


Weiß  hat  zwar  die  Konfiskation 
einer  Figur  in  eleganter  Weise  durch- 
geführt, doch  besitzt  Schwarz  in  seinem 
Bauemdreizack  am  Damenflügel  eine 
nicht  zu  unterschätzende  Rettungschance. 
Der  keineswegs  leichte  Schluß-teil  der 
Partie  wird  nun  vom  Anziehenden  mit 
vorbildlicher  Technik  behandelt.  Eö 
folgte  noch:  " 

29.  . . .  Td8,  30.  Tc2  Td5,  31.  Kf2  c5, 
32.  Lb2  g6,  33.  Ke3  Kc6,  34.  Td2  Th5, 
35.  h3  c4  (es  drohte  g4),  36.  Td4  b5,  37. 
g4  Te5t  38.  Te4  Td5,  39.  Teöf  Kc5  (ein 
Bäuerlein  muß  daran  glauben),  40.  Ta6: 
Td3t  41.  Ke4  Kb4  (41. . . .  Td2,  42.  La3t 
b4,  43.  Ta5t  nebst  Lb4:),  42.  Le5  Td2, 
43.  Lf4!  Tdl  (auf  43....  Tg2:  folgt  44. 
Kd4  mit  unentrinnbarem  Mattnetz.  Eine; 
hübsche  Wendung!),  44.  Ld6t  Kc3,  45, 
Tb6  Td4t  46.  Ke5  Td2,  47.  Tb5:Ta2:48, 
Tb7  h5,  49.  gh  gh,  50.  Ke4  Te2t  (50. . .  , 
Tg2:  51.  LeSf  mit  Turmgewinn),  51.  Kf3 
Te6,  52.  Lf4  h4,  53.  Th7  Tc6,  54.  Th4; 
Kb2,  55.  Le5t  c3,  56.  Te4  Ka2,  57.  Lc3: 
Tc3:t  58.Te3Tc8  (hier  durfte  Weiß  ruhig 
aufgeben,  ohne  damit  der  Weltgeschichte 
irgend  einen  Schaden  anzurichten),  59.  g4 
Kb2,  60.  g5  Kc2,  61.  h4  Kd2,  62.  Te2t 
Kd3,  63.  Te7  Kd4,  64.  g6  Kd5,  65.  g7  Kd6, 
66.  Tel  Tg8,  67.  Tgl  Ke6,  68.  h5  Kf6,  69. 
h6  Kf7,  70.  Tg4  Ta8,  71.  h?  Ta3t  72, 
Kf2 Ta2t  73.  Kg3  Kf6,  74.  g8D.  Aufgegeben. 


Nimzowitsch-Eröffnung. 


Partie  Nr.  62. 

Meisterkampf  zu  Wien  192L 
Weiß;  Schwarz: 

Euwe.  Breyer. 

1.    e2— e4  Sb8— c6 

Aus  dem  Kuriositätenkabinett  des 
Schachspiels  entlehnt.  Bei  dieser  Gelegen- 
heit seien  auch  noch  folgende  bizarre  Ant- 
worten von  Schwarz  unter  modernisiertem 
Gesichtswinkel  vorgeführt: 

a)  Partie  Oskam-Maröczy,  Rotterdam 
1920:  1....  b6  („Fianchetto  di  Donna"), 
2.  d4  Lb7,  3.  Ld3  e6  nebst  Sf6,  c5  usw. 
Schwarz  drückt  auf  den  Punkt  e4. 

b)  Partie  Ed.  Lasker-Capablanca,  New- 
York  1924:  L . . .  g6  („Fianchetto  del  Re"), 
2.  Sf3  („üblicher"  2.  f4)  Lg7,  3.  Lc4  c5,  4. 
0—0  Sc6,  5.  c3  Db6.  Schwarz  drückt  auf 
den  Punkt  d4. 

c)  Partie  Reti-Maröczy,  Karlsbad  1923: 
1 d6  (Winawer's  Lieblingszug),  2.  d4 


e5  („üblicher"  2....Sd7),  3.  de  de,  4.Dd8:t 
Kd8:  5.  Le3  Le6,  6.  Sd2  Sd7,  7.  Lc4!  mit 
freierem  Spiel. 

2.  Sbl— c3  •  .  .  . 

Besänftigungsstrategie!  —  Schärfer 
geschah  in  einer  Partie  Dr.  Treybal — 
Nimzowitsch,  Karlsbad  1923:  2.  d4  d5 
(ungünstiger  2. . .  .  e5),  3.  e5  (nach- 
haltiger als  3.  ed  Dd5:  4.  Sf3  e5l  oder 
3.  Sc3  de!  4.  d5  Sb8!  5.  Se4:  e6)  3. . . .  f6 
(naheliegender  ist  3. . ,  .  Lf5,  worauf  Weiß 
am  besten  mit  4.  Se2  fortsetzt),  4.  Sf3 
(auf  4-  f4  folgt  nach  Nimzowitsch^  Analyse 

im    Collijn'schen    Lärobok:   4 Lf5,   5. 

Sf3  e6,  6.  Ld3  Le4!  7,  c3  Dd7,  8.  O-O  Sh6, 
9.  De2  f5,  10-  Le3  Le7,  11.  Sbd2  0-0  mit 
Gleichgewicht,  wobei  Schwarz  entweder 
mit  Sd8,  b6,  Sb7,  c5  am  Damenflügel  oder 
mit  Sf7,  h6,  Kh7,  Tg8,  g5  am  Königsflügel 
arbeiten    kann.  —  Wirkungslos  für  Weiß 

ist  auch  4-  Ld3  wegen  4. . . .  g6)  4 Lg4, 

5.  Le2  (hiemit  macht  Weiß  dem  Gegner 
einen   Strich    durch    die    Rechnung,    da 


319 


die  vorerwähnte  Analyse  nur  5.  Lb5 
Dd7  in  Betracht  zieht)  5- . . ,  e6,  6.  ef  Sf6: 
7.  c3  Ld6,  8.  Lg5  Dd7,  9  Sbd2  und  Schw, 
sollte  nun  statt  des  schwächenden  Manö- 
vers: a...  h6,  10.  Lh4  g5,  11.  Lg3  0-0-0 
einfach  mit  9 0-0  nebst  Se7  usw,  fort- 
setzen. 

In  Betracht  kommt  an  der  Textstelle 

2.  SfS,  um  nach  2 e5  ins  offene  Spiel 

bezw.  nach  2,..,  d5,  3.  ed  Dd5:  4.  Sc3 
Da5,  5.  Lb5!  in  eine  günstige  Variante 
der  Skandinavischen  Partie  einzulenken 
(vgl,  Partie  Nr.  61), 

2 Sg8— f6 

Schwarz  strebt  unentwegt  nach  aparten 

Verwicklungen,    statt    mit    2 e5    ins 

offene  Fahrwasser  der  Wiener  Partie  über- 
zugehen. 

In  einer  Partie  Maröczy-Nimzowitsch, 
Karlsbad  1923,  geschah  übrigens  2. .,  .  e6, 

3.  d4  Lb4,  4.  Le3  Sge7,  5.  Dg4  0—0,  6. 
Dh4  f5,  7.  f3  d5,  8.  e5  Sa5  mit  beiderseits 
barocken  Entwickiungszielen,  die  jedoch 
keineswegs  zu  Ungunsten  von  Schwarz 
ausschlugen. 

3.  d2— d4  e7— e5 

4.  d4Xe5  .... 

Nun  wird  Weiß  wild  und  statt  seiner- 
seits mit  4.  Sf3  ins  schottische  Vierspringer- 
spiel einzulenken  oder  mit  4.  d5  Se7!  die 
Mitte  zu  verrammeln,  sucht  er  die  geg- 
nerische Spielanlage  zu  „widerlegen".  — 
Psychologisches  Ringelspiel! 
4 Sc6Xe5 

5.  f2— f4  Se5— c6 

6.  e4 — e5  .... 
Die  Neuerer  gehen  mit  ihren  Bauern 

viel   behutsamer   zu  Werke:    In  Betracht 
kommt  vorerst  6,  Lc4. 
6 Sf6— g8 

7.  Lfl— c4  d7— d6 
Schwarz  hat  eine  Idealstellung  ä  la 

Steinitz  erreicht  und  geht  nun  daran,  den 
vorgeschobenen  Bauernposten  von  Weiß 
zu  eliminieren. 

8.  Sgl— f3  LcS— g4 

9.  0—0  DdS— d7 

10.  Ddl— el  0—0—0 
Die     Eigenartigkeit     der    schwarzen 

Partieanlage  läßt  nichts  zu  wünschen 
übrig.  Nun  muß  er  aber'  verschiedene 
taktische  Klippen  umschiffen: 

11.  SfS— g5  d6Xe5 
Eine  feine  Riposte, 

12.  Kgl— hl  .... 
Natürlich  nicht  12,  Sf7:  wegen  Dd4t 

nebst  Dc4:,  in  Betracht  kommt  aber  ein- 
fach 12.  Lb3,  z.  B.  12. . . .  f6,  13.  Sf7  Sd4, 
14.  Sd8:  Lcöf  15.  Khl  ef,  16.  Lf4:  bezw. 


12....  Sd4,  13.  fe  Sh6,  14.  Le3  Lc5,  15. 
Khl  The8,  16.  Sf7:  Sb3:  17.  ab  Le3:  18, 
De3:  Sf7:  19.  Ta7:!  usw.  bezw.  12..,.  Sh6, 
13.  fe.  —  Die  Stellung  ist  sehr  wild. 

12 f7— f6 

13.  Sg5— f7  Sc8— a5! 

14.  Sf7Xd8  .... 

In  Frage  kommt  14.  Ld5,  z.  B.  14,...  c6, 

15.  Sh8:  cd,  16.  fe  mit  der  Drohung  Dh4, 

14.  .  ,  .  ,  Sa5Xc4 

15.  Del— e4  Sc4— d6 

16.  De4— b4                         ,  ,  .  . 
Weiß   komponiert:    Auf   16 DdS: 

oder  Kd8:  soll  nun  17.  fe  folgen,  wobei 
eine  der  gegnerischen  Figuren:  Sd6,  Lg4 
oder  Lf8  daran  glauben  muß  und  auf 
16. . . .  Sh6  folgt  gleichfalls  17,  fe  fe,  18, 
Lg5  Le7,  19,  Le7:  De7:  20,  Sb7:!  oder 
auch  20,  Sf7!  mit  behauptetem  Qualitäts- 
gewinn. —  Schwarz  findet  aber  eine  un- 
merkliche Parade,  die  das  ganze  Kampf- 
bild von  Grund  auf  verändert. 

16.  ....  Lf8— e7!! 

17.  f4Xe5  f6Xe5 

18.  Sd8Xb7  .... 
Diese  eigentliche  Pointe   der  weißen 

Angriffskombination  erweist  sich  als  un- 
genügend.    Bessere    Chancen    bot    wohl 

18.  Sc6!  bc,  17.  Da5  usw. 

18 Sd6Xb7 

19.  Tfl— f8t  Le7Xfö 

20.  Db4Xf8t  Dd7— d8! 
Ungenügend  wäre  20 Sd8,  21.  Lg5 

h6,  22,  Ld8:  DdS:  23,  Dg7:  Sf6,  24.  Se4!  mit 
Rückeroberung  der  Figur. 

21.  Df8Xg7  Sg8— f6 
Pariert  alles, 

22.  Lei— g5  Th8— g8 
Entscheidend.  (23.  Df6:  Tg5:!).  Schw, 

behauptet  die  Mehrfigur  und  siegt  in 
pikanter  Weise. 

23.  Dg7— h6  Tg8— g6 

24.  Dh6— h4  Sb7— d6 
Eilt  seinem  Bruder  zu  Hilfe. 

25.  Tal— fl  Sd6— f5 

26.  Dh4Xg4  Sf6Xg4 

27.  Lg5Xd8  Sg4— e3! 
Endlich  darf  Schwarz  aufatmen. 

28.  Tfl— f3  Kc8Xd8 

29.  h2— h3  Tg6— g3 

30.  Tf3Xg3  Sf5Xg3t 
Weiß  gibt  auf. 

Die  prickelnd-originelle  und  dabei 
tief  durchdachte  Spielweise  des  Nach- 
ziehenden rief  damals  unter  allen  Zu- 
schauern große  Begeisterung  hervor. 


Der  tote  Breyer 


(1893— 192L) 

Breyer  ist  tot,  sein  Geist  aber  wirkt  lebendiger  denn  jef 
Etwas  Prophetisches  lag  in   seinem  Bh'ck  und  etwas  Fieberhaftes  in 
seinem  Wirken.  Ein  zweiter  Charousek,  strebte  er  jedoch  auch  dort  nach 

Tiefe,  wo  sein  genialer  Landsmann 
hauptsächüch  nur  durch  Schärfe 
brilliert  hatte. 

Rastlos  suchten  jedenfalls  die 
Beiden  nach  neuen,  erlösenden 
Methoden,  und  darf  daher  ohne 
Übertreibung  der  tote  Breyer  zu 
den  ganz  Großen  der  Schachzunft 
mitgezählt  werden! 

Seine  strategischen  Konzep- 
tionen, wie  zum  Beispiel  das  un- 
erbittliche Zernierungssystem  im 
Damenbauerspiel  (vergleichePartie 
Breyer— Leonhardt,  Berlin  1920) 
oder  seine  sinnreiche  Durchsetzung 
des  sizilianischen  Fianchettos  (Par- 
tie Kostitsch — Breyer,  Göteborg 
1920),  ferner  seine  rätselhaft  an- 
mutenden Eröffnungszüge  (ver- 
gleiche die  antisizilianische  Partie 
Breyer-Bogoljubow,  Berlin  1920), 
nicht  zuletzt  aber  auch  seine 
gediegen  vorbereiteten  Prachtkom- 
binationen (Partie  Breyer — Dr. 
Tarrasch,  Mannheim  1914)  tragen  insgesamt  einen  unverkennbaren  Stempel 
schöpferischen  Geistes  und  bieten  daher  dem  Studierenden  eine  Fülle 
wertvoller  Anregungen  und  ungeahnter  Schachsensationen. 

Ewigkeitswerte  oder  Vergänglichkeitsglanz?  .  .  .  Jedenfalls  hat  der 
ungarische  Jungmeister  auf  dem,  wenn  auch  engen,  schachtheoretischen 
Gebiete  sehr  befruchtend  gewirkt,  dabei  aber  auch  als  Turnierkämpe, 
Blindlingsspieler  und  Schachanalytiker  Erstrangiges  geleistet. 

Kein  Wunder  also,  daß  der  tote  Breyer,  der  auch  in  persönlicher 
Beziehung  durch  seinen  edlen  und  bescheidenen  Charakter  allen,  die  ihn 
kannten,  unvergeßlich  bleibt,  zur  symbolischen  Figur  des  Neuen  Schachs 
wurde.  Fürwahr  geziemt  ihm  wie  auch  den  anderen  Feuergeistern  höchstes 
Lob,  denn  sie  alle  sind  und  bleiben: 

—  Wahrheitssucher! 


Gyula  Breyer. 


II.  Teil. 

Geschlossene  Spiele. 


Wir  haben  im  I.  Teil  des  Buches  (und  insbesondere  bei  den  Königsspringer- 
Spielen)  mit  dem  eröffnungsanalytischen  Variantenraum  nicht  gespart  und  die 
einzelnen  Partien  sozusagen  zu  kleinen  Monographien  über  die  betreffenden 
Eröffnungen  ausgestaltet,  da  es  sehr  schade  ist,  daß  gerade  diese,  zum  klaren 
und  scharfen  Denken  erziehenden  Spielweisen  dem  ernsten  Turnierspiel  immer 
mehr  entrücken.  —  Dem  Leser  bleibt  es  ja  übrigens  überlassen,  den  theoretischen 
„Ballast"  des  I.  Teiles  entweder  mutig  zu  überwältigen  oder  flüchtig  durchzusehen, 
oder  endlich  überhaupt  zu  übergehen!  — 

Unsere  Hauptaufgabe  bei  der  Durchleuchtung  der  geschlossenen  Spiele  wird 
nun  sein,  den  Geist  der  Eröffnungsanlage  zu  erfassen  und  die  Grundlinien  der 
positionsgemäßen  Entwicklung  ins  richtige  Licht  zu  rücken.  Weg.  mit  den  Einzel- 
heiten! Kaleidoskopartig  sollen  die  besten  Schöpfungen  des  Damenbauerngeistes 
an  uns  vorüberziehen,  um  sich  erst  dann  zu  einem  abgerundeten  und  übersichtlichen 
Ganzen  zu  verschmelzen. 


Dr.  S.  G.  Tartakower;  Die  hypeiTnoderne  Schachpartie. 


Leidenswege  einer  modernen  Eröffnung. 

(Aufblühen,  Verfall  und  Wiedererstarken  des  abgelehnten  Damengambits). 

Seit  Dezennien  bildet  das  Damengambit  aus  Gründen  der  polizeilichen 
Ordnung  und  Sicherheit  die  beliebteste  Turniereröffnung  und  bleibt  daher  mit  der 
Geschichte  der  internationalen  Schachkämpfe  aufs  innigste  verknüpft. 

Blicken  wir  auf  das  Weltmeisterschaftsturnier  zu  Hastings  1895  zurück,  dessen 
Bedeutung  für  die  Aufzwingung  des  neuen,  wissenschaftlichen  Schachs  wir  bereits 
im  Vorwort  gewürdigt  haben.  Daß  der  damals  23-jährige  Pillsbury  vor  Lasker, 
Tarrasch,  Steinitz,  Tschigorin  und  so  vielen  anderen  Koryphäen  als  homo  novus  den 
Sieg  davontrug,  verdankte  er  bekanntlich  nicht  nur  seiner  Genialität  allein,  sondern 
auch,  und  vielleicht  sogar  insbesondere,  seiner  epochemachenden  „Erfindung":  — 
dem  berühmten  Pillsbury'schen  Angriffsmanöver  Se5,  f4,  Df3  nebst  Dh3,  Tf3  usw., 
wodurch  er  seine  Gegner  mit  unfehlbarer  Sicherheit  mattsetzte,  wie  ihm  dies 
zum  Beispiel  in  seiner  großartigen  Partie  gegen  Dr.  Tarrasch  im  52.  Zuge  knapp  vor 
Torschluß  gelang! 

Bis  dahin  galt  ja  das  Damengambit  als  eine  recht  zweischneidige,  eher  für 
den  Nachziehenden  günstige  Spielweise,  da  die  schwarze  Bauernmasse  am  Damen- 
flügel (durch  b6,  c5,  c4  gefolgt  von  a6,  b5  usw.)  ins  Rollen  zu  kommen  drohte,  nun 
avancierte  es  aber  mit  einem  Schlag  zu  der  „Ideal-Eröffnung",  die  jedes  Schachkind 
mit  garantiertem  Erfolg  bloß  nachzuahmen  brauchte:  Bequemer  Entwicklungsplan 
der  Figuren!  Korrekter  Aufbau  der  Sturmstellung!  Langanhaltende  schöne  Angriffs- 
chancen am  Königsflügel  bei  voller  Sicherheit  der  eigenen  Armee  —  wer  konnte 
solchen  Lockungen  widerstehen  und  bei  einem  ernsten  Kampfe  etv/as  anderes  als 
1.  d2— d4  ziehen?!? 

In   der  Regel   handelte   es   sich  dabei   um   die   mit   2 e6   und    3 Sf6 

eingeleitete,  sogenannte  orthodoxe  Verteidigung,  die  allein  den  Anziehenden  vor 
schwierige  Aufgaben   zu  stellen  schien,   während  der  Symmetrieversuch  von  Schwarz 

durch  3 c5  (Dr.  Tarrasch's  Verteidigung),  beziehungsweise  das  Aufgeben  jedweden 

Haltes  im  Zentrum  durch   2 de  (angenommenes  Damengambit)   von   jeher  durch 

ihren  Mangel  an  Siegeswillen  wenig  befriedigen  konnten.  —  Mehr,  ja  zuviel  Ehrgeiz 
wies  dagegen  2. . . .  e5  (Albin's  Gegengambit)  auf,  dessen  Opferspiel  etwas  verdächtig 
aussah  und  dessen  Möglichkeit  übrigens  Weiß  durch  eine  einfache  Zugumstellung 
(2.  Sf3  statt  2.  c4)  verhindern  konnte. 

Jedenfalls  war  nunmehr  der  Nachziehende  unablässig  daran,  irgend  ein  wirk- 
sames Gegengift  zu  erfinden,  denn  sobald  nur  der  menschliche  Geist  die  Gefahr  er- 
kennt, sucht  er  sofort  nach  deren  Abwehr!  Unter  den  zahlreichen  diesbezüglichen 
Versuchen  wollen  wir  insbesondere  das  Lasker'sche  Entfesselungsmanöver  (mit  Le7, 
0—0  und  Se4)  sowie  den  Pillsbury'schen  Gegenausfall  (mit  Sbd7,  c6  und  Da5) 
erwähnen,  deren  Verwicklungen  Weiß  am  besten  durch  die  rascheste  Entspannung 
im  Zentrum  (c4Xd5)  meistert. 

Außerhalb    der    orthodoxen   Verteidigung    stehend,    hat   in   neuester  Zeit   die 

slavische   Verteidigung:   2 c6   das    heiße   Bemühen    belohnt,    dem    sich    die 

genialen  Russen  Tschigorin,  Alapin  und  Aljechin  bei  der  Durchforschung  dieser 
Spielweise  unterzogen  hatten.*  Freilich  kann  Weiß  auch  hier  durch  den  Vereinfachungs- 
zug 3,  cd  den  Elan  des  Nachziehenden  zur  Abkühlung  bringen. 

Eine    Umgehung    statt    der    Lösung     der    Frage     bedeutet     schließlich    die 

indische    Entgegnung     1 Sf6,     deren    Licht-    und    Schattenseiten     in    einem 

späteren  Kapitel  zur  Besprechung  gelangen  werden. 

Für  unternehmende  Geister  blieb  nach  wie  vor  die  streng  orthodoxe  Ver- 
teidigung (mit  b6,  Lb7,  c5  usw.)  das  beste  Mittel,  um  auch  als  Nachziehender, 
trotz  oder  richtiger  gesagt  dank  der  schwierigen  Stellung,  Gewinnchancen  zu 
behalten.     Als    Beispiel     dafür    mag    die    wertvolle    Partie    Schlechter— Teichmann, 


*)  Sehr  anerkennenswert  ist  dabei  auch,  wie  Dr.  Tarrasch  in  seiner  aufschluß- 
reichen Monographie  „Die  Verteidigung  des  Damengambits"  (Gouda  1924)  hervor- 
hebt, die  Tätigkeit  der  tschechischen  Matadore  Duras,  Dr.  Treybal  und  Hromadka, 
weshalb  uns  die  oben  gewählte  Benennung  als  die  gerechteste  erscheint. 


-  323  - 

Ostende  1906,  gelten,  wo  Schwarz  durch  Te8  nebst  Sf8  eine  starke  Defensiv- 
stellung aufbaute,  dann  den  lästigen  Druck  in  der  Mitte  durch  den  Ausfall 
Se4  auflöste  und  im  Endspiel  durch  seine  Bauernmajorität  am  Damenflügel  gewann. 

Indessen  ließ  sich  aber  auch  die  Angriffspartei  nicht  entmutigen,  sondern 
suchte  nach  neuen  Angriffswegen,  deren  einer  in  der  Verbindung  des  Blackburne- 
Pillsbury'schen  Idealzuges  7.  Tel  (vgl.  unten)  mit  dem  Marshall'schen  Manöver  Dc2 
gefunden  wurde. 

Sehr  inhaltsvoll  ist  in  dieser  Beziehung  die  17-zügige  Remispartie 
Aljechin  —  Capablanca,  London  1922  (siehe  Partie  Nr.  63a),  die  zwar 
wegen  ihrer  Kürze  viel  kritisiert  und  verschrien  wurde,  für  den  Kenner  aber  trotz 
der  scheinbaren  Passivität  von  größter  Dynamik  erfüllt  ist  und  sogar  die  Quintessenz 
unseres  damaligen  Schachwissens  darstellt,  wobei  sie  auch  die  intuitive  Kunst 
Capablanca's  zeigt,  in  den  schwierigsten  Stellungen  den  Vereinfachungsfaden  nicht 
zu  verlieren:  Aljechin  wendet  in  diesem  denkwürdigen  Rencontre  ein  ihm  als  außer- 
ordentlich stark  bekanntes  Blockierungssystem  an  (13.  Dd3),  das  jedoch  vom  Welt- 
meister mit  der  ihm  eigenen  Leichtigkeit  und  Grazie  (13 c5!)  abgeschüttelt  wird! 

Selbstredend  blieb  das  Wissen  auch  seitdem  nicht  stehen,  es  wurden  beider- 
seits neue  Finessen,  neue  Pointen,  neue  Verstärkungen  gefunden  (so  z.  B.  die 
Zwischenzüge  8 a6,  beziehungsweise  9.  a3),  jedenfalls  wurde  aber  durch  die  vor- 
erwähnte Partie  viel  gelernt,  viel  angeregt  und  viel  neues  Hoffen  für  Schwarz 
ermöglicht.  .  .  .  • 

Bevor  wir  zum  praktischen  Teil  übergehen,  wollen  wir  also  die  einleitenden 
„Normalzüge"  des  abgelehnten  Damengambits  vom  Standpunkt  des  einheitlichen 
Partieaufbaues  rekapitulieren: 

1.  d2— d4  d7— d5 

Schwarz  sieht  dem  sich  eventuell  entspinnenden  Zentrumskampf  mit  ruhigem 
Gewissen  entgegen. 

2.  c2— c4  .... 
Das  berüchtigte  Pseudo-Gambit ! 

2 e7— e6 

Von  dem  großen  Theoretiker  Jaenisch  in  seiner  „Analyse  Nouvelle"  (1843)  als 
die  beste  Entgegnung  empfohlen.  Schwarz  faßt  schon  hier  den  tiefen  Plan,  die  Ver- 
wegenheit des  weißen  Bauernvorstoßes  durch  initiatives  Gegenspiel  zu  brandmarken, 

während  die  Gambitannahme  2 de  nur  die  weiße  Entwicklung  fördern  und  der 

Defensivzug  2 c6   nach   dem    einfachen  Abtausch   3.   cd   cd   den   Anzugsvorteil 

prolongieren  würde. 

3.  Sbl— c3  Sg8— f6 

Auch  jetzt  vermeidet  es  Schwarz,  durch  Vereinfachungs-  bezw.  Abwartungs- 
züge  (wie   3 c5,   3 de,   3 a6,   3 c6  usw.)   dem  Gegner  die  Initiative 

kampflos  zu  überlassen. 

Mag  der  Textzug  auch  seine,  in  der  nächsten  Anmerkung  skizzierten  Schatten- 
seiten haben,  so  ist  eben  das  Damengambit  eine  Eröffnung,  die  sich  nur 
mit   zweischneidigen   Zügen    günstig   verteidigen   läßt! 

4.  Lei— g5  .... 

Hiemit  wird  der  ganzen  Spielanlage  der  allgemeine  Charakter  einer 
Fesselungspartie  aufgedrückt.  Diese  Strategie  ist  zwar  sehr  beliebt  und 
wird  auch  in  vielen  anderen  Eröffnungen  gerne  angewandt  (Spanisch!  Französisch!), 
hat  aber  immerhin  den  Nachteil,  dem  Gegner  das  Abschüttelungsziel  klar  vorzu- 
zeichnen.  ~  Wegen  4.  Sfß  nebst  späterem  Lf4,  vgl.  Partie  Nr.  82,  wo  auch 
zwei  andere  Methoden  (4.  Lif4,  bezw.  ganz  zurückhaltend  4.  e3,  um  zunächst  Ld3 
nebst  e3— e4  durchzudrücken)  besprochen  werden. 

4 Lf8— e7 

Oder  auch  die  Zugumstellung  SbdT  nebst  Le7.  Wegen  des  Pillsbury'schen 
Emanzipierungsversuches  Sbd7  nebst  c6  und  Da5,  siehe  Partie  Nr.  80. 

5.  e2— e3  .... 

Vielleicht  etwas  präziser  als  zuerst  5.  Sf3,  doch  wird  beides  ohne  Unter- 
scheidung gebraucht,  wie  denn  überhaupt  in  den  geschlossenen  Eröffnungen  die 
Reihenfolge  der  Züge  oft  keine  Rolle  spielt. 


-  324  - 

5 Sb8— d7 

Wenig  ästhetisch,  dafür  aber  gesund.  —  Wegen  des  Lasker'schen  Ausfalls  0-0 
nebst  Se4,  siehe  Partie  72  a. 

e.sgi— f3  .... 

Weiß  setzt  seine  Figurenentwicklung  in  ruhigem  Stile  fort,  was  schon  daraus 
hervorgeht,  daß  die  Textstellung  auch  aus  anderen,  ganz  normal  verlaufenden  Eröffnungen 
wie  z.  B.  Zukertort  [1.  Sf3  Sf6,  2.  d4  d5].  Indisch  [1.  d4  Sf6,  2.  Sf3  d5],  Damenbauer 
[1.  d4  d5,  2.  Sf3  Sf6]  usw.  entstehen  kann.  ^ 

Als  verfrüht  gilt  der  Zernierungsversuch  6.  c5  (event.  nach  vorherigem  6.  a3  a6) 
und  auch  ein  anderer  Steinitz'scher  Vorschlag,  hier  oder  in  den  beiden  nächsten 
Zügen  mittels  Db3  das  Schwergewicht  des  Kampfes  auf  den  linken  Flügel  zu  ver- 
legen, hat  wenig  Anhänger  (vgl.  Anmerkungen  zum  7.  und  8.  Zuge  von  Weiß  in  der 
Partie  Nr.  66).  Versucht  wurde  ferner  bereits  an  der  Textstelle  6.  Dc2. 

6 0—0 

7.  Tal— cl  .... 

Es  handelt  sich  für  Weiß  darum,  nicht  nur  einen  guten  oder  einen 
praktisch  empfehlenswerten,  sondern  den  philosophisch  rich- 
tigsten Zug  zu  finden,  als  welcher  sich  eben  das  Textmanöver  präsentiert,  da  es 
alle  Bedingungen  der  Zeit,  des  Raumes  und  der  Masse  zu  erfüllen  sucht! 

In  zeitlicher  Beziehung  soll  jedenfalls  das  Tempo  Lfl— d3Xc4  erspart 
werden,  was  dagegen  z.  B.  nach  7.  Ld3  de,  8.  Lc4:  usw.  nicht  der  Fall  wäre,  obwohl  dieser 
Tempoverlust  im  praktischen  Spiel  durch  die  damit  verbundene  Entwurzelung  des 
schwarzen  Zentrums  kompensiert  werden  kann. 

In  räumlicher  Beziehung  vervollständigt  das  Textmanöver  die  Idee  des 
2.  Zuges  von  Weiß,  wobei  der  starke  Liniendruck  auf  der  c-Linie  schon  dadurch 
zum  Ausdruck  gelangt,  daß  die  gegnerische  Symmetriearbeit  verhindert  wurde 
(7.  . . .  c5?  8.  cd  ed,  9.  de  Sc5:  10.  Lf6:  Lf6:  11.  Sd5:  mit  weißem  Vorteil),  was  dagegen  z.  B. 
nach  7.  Dc2  c5!  8.  Tdl  Da5  usw.  nicht  der  Fall  wäre,  obwohl  auch  diese  letztere 
Wendung    manche   praktische  Chance  gewährt.  (Näheres  siehe  Partie  Nr.  75.) 

In  dynamischer  Beziehung  endlich  wird  der  Aufmarsch  der  weißen 
Armee  planmäßig  fortgesetzt,  was  z.  B.  bei  7.  Db3  oder  7.  c5  nicht  der  Fall  wäre, 
da  jede  frühzeitige  Einzelaktion  die  Einheitlichkeit  des  strategischen  Gedankens 
zerstört. 

7 c7— c6 

Wohl    die    logischeste    Entgegnung,    um    die   bedrohliche  Wirkung  des  weißen 

Damenturmes   (Punkt  c7!)  beizeiten   einzudampfen.    Wegen   anderer  Züge   (7 a6, 

7 Te8,   7 b6)   siehe   den    praktischen  Teil.    In    allen    Fällen  weist   aber  die 

schwarze  Zangenstellung  krampfhafte  Momente  auf,  deren  Überwindung  schleunigst 
erfolgen  muß,  da  sonst  der  Brandherd  am  Damenflügel  nicht  mehr  lokalisiert 
werden  könnte.  Mag  auch  der  Befreiungsvorstoß  im  Zentrum  (e6— e5)  unter  normalen 
Verhältnissen  kaum  durchzuführen  sein,  um  so  emsiger  pflegt  Schwarz  den  Durch- 
bruch am  Damenflügel  (c6--c5)  vorzubereiten. 

8.  Ddl-c2  .... 

An  der  Textstelle  in  der  Partie  Rubinstein—Capablanca,  Petersburg  1914,  zum 
ersten  Male  angewendet,  beginnt  dieser  positioneil  angehauchte  Zug  den  Angriffsab- 
sichten von  Weiß   taktischen  Ausdruck   zu  verleihen. 

Es  entspinnen  sich  nunmehr  erbitterte  Kämpfe.  ... 


Abgelehntes  Damengambit. 


Capa's  Entlastungssystem. 

Partie  Nr.  63. 

Beratungskampf  in  Budapest  1921. 
Aljechin,    Sämisch,      Bogofjubow,  Grün- 
Steiner,  Tartakower,      feld,Kostitsch,Sterk, 
V.  Vajda.  v.  Abonyi. 

1.  d2— d4  d7-~d5 

2.  Sgl— f3  Sg8— f6 

3.  c2— c4  e7— e6 

4.  Sbl— c3  Sb8— d7 

5.  Lcl—gö  Lf8— e7 

6.  e2~"e3  0—0 

7.  Tal— cl  '    c7— c6 

8.  Ddl— c2  d5Xc4 
Von  Capablanca  mit  Vorliebe  ange- 
wendet. —  Wegen  anderer  Verteidigungs- 
systeme, die  hauptsächlich  darauf  abzielen, 
das  Tempo  Lfl— d3Xc4  zu  gewinnen, 
siehe  Partien  Nr.  66  bis  72. 

9.  LflXc4  Sf6— d5 

10.  Lg5Xe7  

Vereinfachungsstrategie!  —  In  einer 
schneidigen  Partie  Kostitsch— Grünfeld, 
Budapest  1921,  geschah  in  ähnlicher  Stel- 
lung mit  Erfolg  10.  Lf4.  —  Sehr  „en 
vogue"  ist  die  von  Aljechin  eingeführte 
Neuerung  10.  Se4,  worauf  weder  10 h6, 

11.  Le7:  De7:  12.  0—0  Sd5-f6,  13.  LbS! 
(Partie  Teichmann  —  Kostitsch,  Teplitz- 
Schönau  1922)  noch  10....  Daöf  11.  Ke2 
Te8,  12.  Thdl  Sd7-b6,  13.  Lb3  Dböf 
14.  Dd4  Dd3:t  15.  Td3:  (Partie  Aljechin- 
Muffang,  Margate  1923)  bezw.  11. . . .  Lg5: 

12.  Sfg5:  Sd5— f6,  13.  a3  Se4:  14.  Se4: 
DhSf  15.  f3  (Partie  Becker— Wagner, 
Bremen  1924)  für  Schwarz  ganz  befriedi- 

Pend    zu    sein    scheint    (vgl.  hiezu    auch 
artie  Nr.  65). 

10 Dd8Xe7 

11.  0-0  Sd5Xc3 
Wegen  11 b6  ?  siehe  nächste  Partie. 

12.  Dc2Xc3!  .... 

Wenn  12.  bc,  so  12. . . .  e6— e5  mit 
Befreiung. 

12 b7— b6 

13.  Dc3--d3  .... 

Schachmodernismus!  —  Schablonen- 
haft geschah  in  einer  Partie  Kostitsch— 
Capablanca:  13.  Tfdl,  worauf  Schwarz 
mit  13. . . .  Lb7  rasch  zur  Gegeninitiative 
gelangte. 


Auch  13.  e3— e4  führte  in  einer  Partie 
Marshall  —  Capablanca,  New -York  1918, 
nach  13....  Lb7,  14.  Tfel  TfdS,  15.  d5 
Sc5!  (schwächer  geschah  in  einer  früheren 
Partie  desselben  Turniers  Kostitsch-Capa- 
blanca:  15....  Sf8,  worauf  16.  Db3  vor- 
teilhaft folgen  konnte),  16.  de  De6: 
(schärfer  16. . . .  fe),  17.  Sd4  De5!  18.  Sc6: 
Dc3:  19.  Tc3:  Td2!  zu  einer  sehr  unbe- 
quemen Stellung  für  Weiß,  die  bestenfalls 
Remis  ermöglicht. 

13 Tf8— d8 

Droht  gelegentlich  Sc5,  erweist  sich 
aber  als  ein  Schlag  ins  Wasser,  da  sich 
die  weiße  D  der  Drohung  sanft  ent- 
zieht.*) 

14.  Dd3~e2!  a7— a6 

Beginn  einer  Reihe  notgedrungener 
Schwächungen  auf  den  beiden  Flügeln.**) 

15.  Lc4— d3  Lc8— b7 

16.  Ld3— e4  Ta8— c8 

17.  Sf3— d2!  e6— e5  ' 

18.  Sd2--c4  e5Xd4 

19.  e3Xd4  g7— g6 

20.  Tfl— el  De7— f7 

21.  Le4— f3!  Kg8— f8 

Ganz  schlecht  für  Schwarz  wäre 
21. . . .  Te8,  22.  De8:t  Te8:  23.  Te8:t  Kg7, 
24.  Se5  usw.  sowie  auch  21....  Dd4:  22. 
Tedl  nebst  Sd6. 

22.  De2— d2  Kf8— g8 

23.  Tel— e4!  Td8— e8 

24.  Te4— f4  Df6— e7 

25.  g2— g3!  a6— a5 

Vorbereitung  eines  sinnreichen  Gegen- 
spieles. 

*)  63  a.  —  Ganz  unbefangen  und  ver- 
hältnismäßig noch  am  besten  geschah  im 
Londoner  Renkonter  Aljechin-Capablanca: 
13. . . .  c6— c5,   14.  La6  La6:  15.  Da6:  cd, 

16.  Sd4:  (schneidiger  wäre  16.  ed)  16 

Sc5,  17.  Db5.  Remis!  (Vergleiche  darüber 
den  vorstehenden  Aufsatz). 

**)  63b.  —  Daß  aber  hier,  nach  dem 
vorhergegangenen  Turmzug,  der  Bauern- 
vorstoß c6— c5  ein  entscheidender  Fehler 
ist,  bewies  folgende  Partie  Bogoljubow— 
Dr.  Tarrasch,  Hastings  1922:  14. . . .  c6-c5, 
15.  Lb5!  cd,  16.  Sd4:  (nun  gewinnt  Weiß 
durch  die  Drohung  Sc6  das  entscheidende 

Tempo  zur  Besetzung  der  c-Basis)  16 

Lb7,  17.  Tc7  Tab8,  18.  Tfcl  Ld5,  19.  Sc6. 
Aufgegeben. 


-  326 


26.  Tf4— h4  Lb7— a6 

27.  Dd2— h6!  Sd7— f8 

28.  Sc4— e3  .... 

Ein  Hereinfall  wäre  28.  Sb6:?  wegen 
28. . . .  Delf  nebst  Matt  in  3  Zügen. 

28 c6— c5 

29.  Th4— e4  De7— f6 
Stellung  nach  dem  29.  Zuge  von  Schwarz. 


Es  reift  zur  Krise. 

30.  SeS— g4!!  Df6— d6 

Nicht  30. . . .  Df3:  wegen  31.  Tf4  DbT 
(bezw.  31. .  . .  Dc6,  32.  SfGf  Kh8,  33.  Sh7: 
Sh7:  34.  Tf7:  usw.),  32.  Sföf  Kh8,  33.  Tf4 
drohend  Th4,  und  auch  nicht  30. . . .  Dg7 
wegen  31.  Te8:  Te8:  32.  Df4  Te7,  33. 
Sf6t  Kh8,  34.  d5  mit  entscheidendem 
Stellungsvorteil. 

31.  d4Xc5!  b6Xc5 

32.  Dh6— g5  .... 
Natürlich  nicht  32.  Tdl?  wegen  32.... 

Te4:!  und  Schwarz  gewinnt. 

32 Te8Xe4? 

Hochgradige  Zeitnot,  doch  bliebe  Weiß 
auch  nach  etwa  32....  Sd7,  33.  TeSif 
Te8:  34.  Tdl  De7,  35.  h4!  usw.  bezw. 
(am  besten)  32. . .  .  Kg7,  33.  Te8:  Te8: 
34.  h4!  Le2,  35.  Le2:  Te2:  36.  Dc5:  Dc5: 
37.  Jc5:  Tb2:  38.  Ta5:  usw.  im  Besitz 
eines  genügenden  Siegespfandes. 

33.  Sg4— h6t 

Schwarz  gibt  auf,  da  seine  D  ver- 
loren geht. 

Die  Partie  ist  durch  ihre  zielbewußte 
Unterminierungsarbeit  am  Damenflügel  im 
Zusammenhang  mit  den  taktischen  Beun- 
ruhigungen am  Königsflügel  bemerkens- 
wert. 


Parte  Nr.  64. 

Großturnier 

ZU  London  1922. 

Capablanca 

Dr.   Vidmar. 

[Des 

Weltmei 

sters  Glanzleistung!] 

1. 

d2- 

-d4 

d7- 

-d5 

2. 

Sgl- 

-f3 

Sg8- 

-f6 

3.  c2— c4 

4.  Sbl— c3 

5.  Lei— g5 

6.  e2— e3 

7.  Tal— cl 

8.  Ddl— c2 

9.  LflXc4 

10.  Lg5Xe7 

11.  0-0 


e7— e6 

Lf8— e7 

Sb8— d7 

0—0 

c7— c6 

d5Xc4 

Sf6Xcl5 

Dd8Xe7 

b7— b6? 


Erweist  sich  als  fatal,  da  Weiß  alsbald 
zu  einem  massiven  Druck  auf  der  c-Linie 
gelangt.  Geboten  ist,  wie  in  der  vorigen 
Partie  geschah,  der  Springerabtausch. 

12,  Sc3Xd5  c6Xci5 
Nunmehr  erzwungen,  da  auf  12....  ed, 

13.  Ld3    mit    Doppelangriff    gegen    die 
Punkte  h7  und  c6  erfolgen  würde. 

13.  Lc4— d3  h7— h6 

14.  Dc4— c7!  De7— b4 

Ein   gewaltsamer   Befreiungsversuch, 
da  alle  anderen  Züge  (wie  Dd8,  Te8  oder 
a6)  wenig  befriedigen. 
Stellung  nach  dem  14.  Zuge  von  Schwarz. 


15.  a2— a3!!  .... 

Eine  außerordentlich  tiefe  Konzeption, 
die  den  Weltmeister  als  großartigen 
Schachbrett -Virtuosen  offenbart. 

15 Db4— a4 

Nach  einem  halbstündigen  Nachdenken 
erkennt  Dr.  Vidmar,  daß  15. . . .  Db2:  wegen 

16.  Tbl!!  Da3:  17.  Lb5!  De7  (oder  17.... 
Sf6,  18  Tal  nebst  Tfbl),  18.  Se5!  f6 
(oder  18....  Dd8,  19.  Dc6  SeS:  20.  Da8: 
S  beliebig,  21.  Da7:),  19.  Sg6!  Dd8,  20. 
Tfcl  Dc7:  21.  Tc7:  Tf7,  22.  Tbcl  Kh7, 
23.  Tc8:  Tc8:  24.  Tc8:  Kg6:  25.  Tc7  S 
beliebig,  26.  Le8  zum  leichten  Gewinn 
für  Weiß  führen  würde. 

16.     h2— h3  .... 

Neuerlich  grandios  orchestriert:  Trotz 
der  Vollbesetzung  des  Brettes,  hat  Schw. 
keine  guten  Züge  zur  Verfügung  und  be- 
findet sich  sozusagen  im  „strategischen 
Zugzwang". 


327  - 


16 Sd7— f6 

17.  Sf3— e5  Lc8— d7 
Oder   auch    17. . . .  La6,  18.  b3!  Da5, 

19.  Sc6  mit  Katastrophe. 

18.  Ld3— c2  Da4— b5 

19.  aS— a4  Db5Xb2 

20.  Se5Xd7  .... 
Hypertrophie    der    Berechnungskraft: 

Mit  dem  gewiß  näherliegenden  Zuge  20. 
Thl  war  eine   glatte  Figur  zu  gewinnen. 

20.  ....  TaS— c8 

21.  Dc7--b7!  .... 
Die   Pointe.  Nach   21.  Sf6:t   gf,    22. 

DgSf  Kh8  usw.  würde  Schwarz  seine  Figur 
zurückerobern,  während  er  jetzt  um  eine 
Qualität  ärmer  wird. 

21 Sf6Xd7 

22.  Lc2— h7t!  Kg8Xh7 

23.  TclXc8  Tf8Xc8 

24.  Db7Xc8  .... 
Der  Rest  ist  Sache  der  Technik.    Es 

folgte:  24. . . .  Sf6,  25.  Tel!  (25.  Db7  Se4, 

26.  Df7:  Sd2  mit  Spiel)   25. . . .  Db4,   26. 

Dc2t  KgS,  27.  Dc6  Da3,   28.  Da8t  Kh7, 

29.  Tc7  Da4:  30.  Tf7:  Ddlf  31.  Kh2  Dh5, 

32.  Da7:  Dg6,  33.  Tf8  Df5,   34.  Tf7  Dg6, 

35.  Tb7  Se4,  36.  Da2  e5,  37.  Dd5:  ed,  38. 

Tb8  Sf6,  39.  Dd4:  Df5,  40.  Tb6:  Df2:  41. 

Dd3t  Kg8,  42.  Tb8.  Aufgegeben. 

{HD 

Partie  Nr.  65. 

[Alt-Englische  Eröffnung,  ins  Damengambit 

übergehend]. 

Großturnier  zu  London  1922. 

Aljechin.  Yates. 

1.  c2— c4  Sg8— f6 

2.  d2— d4  e7— e6 

3.  Sgl--f3  d7— d5 

4.  Sbl— c3  Lf8— e7 

5.  Lei— g5  0—0 

6.  e2— e3  Sb8— d7 

7.  Tal— cl  c7— c6 

8.  Ddl— c2  Tf8— e8 
Im  Zusammenhang   mit   dem    später 

gewählten  Capablanca'schen  System 
erweist  sich  diese  Turmaufstellung  als 
unzweckmäßig. 

9.  Lfl— d3  d5Xc4 

10.  Ld3Xc4  Sf6— d5 

11.  Sc3— e4  .... 

Eine    >ron    den   neuen   Angriffsideen, 
an  welchen  Aljechin  so  überaus  reich  ist! 

11.     ...  .  f7— f5 


Führt  eine  böse  Schwächung  der 
Bauernlage  herbei.  Wegen  anderer  Mög- 
lichkeiten (11....  h6,  11....  Da5t  bezw, 
11....  Lb4t)  siehe  Anmerkung  zum  10. 
Zuge  von  Weiß  in  der  Partie  Nr.  63. 

12.  Lg5Xe7  Dd8Xe7 

13.  Se4— d2  b7— b5 
Nun    wird    auch    der   linke   Bauern- 

flügel  von  Schwarz   bedenklich  schwach. 


14.  Lc4Xd5 

c6Xd5 

15.       0—0 

a7— a5 

16.  Sd2-b3 

a5 — a4 

17.  Sb3-~c5 

Sd7Xc5 

18.  Dc2Xc5! 

De7Xc5 

19.  TclXc5 

b5— b4 

20.   Tfl— cl 

Le8— a6 

21.   Sf3— e5! 

.... 

Die  Hohe  Warte. 

21 

Te8— b8 

22.      f2— f3 

b4— b3 

23.     a2— a3 

h7— h6 

24.  Kgl— f2 

,  ,  .  . 

Beginn  einer 

großangelegten  Königs- 

Wanderung,      die 

im     Caro-Kann-Spiel 

Dr.    Tarrasch— Re1 

ti    (Partie    Nr.   56)    ein 

bemerkenswertes  Seitenstück  findet. 

24 

Kg8— h7 

25.     h2— h4 

Tb8— f8 

26.  Kf2--g3 

Tf8— b8 

Schwarz    ist, 

wie    man    sieht,     zu 

voller  Passivität  verurteilt. 

27.   Tc5— c7     ' 

La6— b5 

28.   Tel— c5 

Lb5— a6 

29.   Te5— c6 

Tb8— e8 

30.  Kg3— f4 

Kh7— g8 

31.      h4— h5 

La6-fl 

32.      g2-g3 

Lfl— a6 

33.    Te7— f7 

Kg8— h7 

34.    Te6— e7 

Te8— g8 

35.    Se5— d7 

Kh7— h8 

36.   Sd7-f6! 

Tg8~-f8 

Stellung  nach   dem  36.  Zuge  von  Schw. 


Es    folgt    ein    schöner   Schlußeffekt: 


-  328  - 


37.  Tf7Xg7! 

38.  Kf4— e5! 


Tf8Xf6 
Schwarz  gibt  auf. 


Aljechin's  kr  i  stal  1  en  e  s  Spiel   in 
dieser  Partie  ist  über  jedes  Lob  erhaben. 


OED 


Der  Kampf  ums  Tempo! 


Partie  Nr. 

66. 

Großturnier 

zu 

Karlsbad  1923. 

Grünfeld. 

Aljechin. 

1.      d2— d4 

Sg8-f6 

2.   Sgl— f3 

e7— e6 

3.      c2— c4 

d7— d5 

4.   Sbl— c3 

Lf8— e7 

5.    Lei— g5 

Sb8— d7 

6,      e2— e3 

0-0 

7.   Tal— cl 

.  .  .  . 

Im  Sinne  des  einleitenden  Aufsatzes 
als  der  „philosophisch  beste"  Zug  zu 
betrachten.  Wegen  7.  Dc2  und  7.  Ld3, 
siehe  Partien  75  bis  78.  Bei  dieser  Ge- 
legenheit sei  aber  auch  der  von  Steinitz 
mit  großer  Zähigkeit  immer  wieder  auf- 
genommene Damenausfall  (6.  oder)  7. 
Db3  zu  erwähnen,  dessen  Hauptidee  ist, 
das  Schwergewicht  der  Operationen  auf 
den  linken  Flügel  zu  beschränken.  (Vgl. 
XVII.  [letzte]  Revanchepartie  Steinitz— 
Dr.  Lasker,  Moskau  1897:  7....  c6,  8. 
Ld3  [8.  Tel  Se4!]  8. . . .  de,  9.  Lc4:  b5, 
10.  Le2  a6,  11.  a4  b4,  12.  Sbl  c5,  13. 
Sbd2  c5,  14.  a5  cd,  15.  ed  Sd5  usw. 
mit  zweischneidigem  Spiel). 

7 •  c7— c6 

8.  Ddl— c2  .... 

Auf  das  nunmehrige  8.  Db3,  was 
Dr.  Claparede  in  der  „Deutschen  Schach- 
zeitung"   ex    1924   vorschlägt,    wird   von 

Hongrefe   im    selben   Blatt    8 Se4 

(z.  B.  9.  Le7:  De7:  nebst  event.  e6— e5) 
als  befriedigende  Entgegnung  empfohlen. 

Wegen   8.   Ld3,   siehe  Partie  Nr.  79. 

8.    ....  a7— a6 

Bereitet  in  aller  Stille  die  Gegen- 
aktion 9....  de,  10.  Lc4:  b5,  11.  Ld3  c5 
vor  und  gilt  nunmehr  als  das  Beste. 
Folgende  drei  Verteidigungssysteme  wären 
hier  außerdem  zu  erwähnen: 

I. 

Auf  (vorheriges)  8. . . .  h6  folgte  in 
einer  Partie  Aljechin— Teichmann,  Karls- 
bad 1923:  9.  Lf4!  (energischer  als  9.  Lh4, 
worauf  nach  9....   Te8,    10.  Ld3  de,    11. 


Lc4:  ungefähr  die  Textstellung  [ohne  a3 
bezw.  a6]  entsteht  und  nun  nach 
Marechal  11....  Sd5,  12.  Le7:  De7:  13. 
a3  [oder  13.  0—0]  Sc3:  14.  Dc3:  e5!  15. 
Se5:  Se5:  16.  de  De5:  17.  De5:  Te5:  18. 
Ke2  usw.  zum  vollen  Ausgleich  führt). 

9 TeS  (in  einer  Partie  Grünfeld- 
Brinkmann,  Frankfurt  am  Main  1923, 
geschah  sofort  9....  de,  10.  Lc4:  a6,  11. 
0-0  b5,  12.  Le2  Lb7,  13.  Tfdl  Db6!  14. 
Se5  Tac8,  15.  Lf3  c5  mit  etwa  gleichem 
Spiel). 

10.  Ld3!  (viel  nachhaltiger  als  10.  c5 
Da5,  11.  Ld3  Sh5  mit  Gegenspiel:  Partie 
Sämisch— Teichmann,  Teplitz  1922). 

10....  de,  11.  Lc4:  b5,  12.  Ld3  a6, 
13.  a4  Lb7,  14.  0-0.  Weiß  steht  überlegen. 

II. 

Schwerfällig  ist  auch  8....  Te8,  9. 
Ld3!  (oder  auch  die  Zwischenzüge:  9.  a3 
a6  [9....  h6,  10.  Lf4  Sf8,  11.  c5!  Partie 
Grünfeld-Hilse,  Franfurt  a/M.  1923,  bezw. 
9....  de,  lU.  Lc4:  Sd5,  11.  Se4  h6,  12. 
Le7:  De7:  13.  La2.  Partie  Vukovic— 
Exner,  Raab  1924],  10.  Lh4  h6,  11.  Ld3 
[also  doch!]  11....  de,  12.  Lc4:  b5,  13. 
La2  c5,  14.  0-0  mit  ungefähr  gleichen 
Chancen:  Partie  Reti— Teichmann,  Karls- 
bad 1923). 

9 h6!   (Die  Lage  ist   schwierig.* 

Verfrüht  geschah  in  der  historischen 
Partie  Rubinstein— Capablanca,  Peters- 
burg 1914,    sofort  9 de  mit  der  Folge 

10.  Lc4:  b5  [10. . . .  Sd5,  11.  Se4],  11.  Ld3 
a6,  12.  Se5!  Lb7,  13.  Sd7:  Dd7:  14.  Lf6: 
Lf6:  15.  Lh7:t  Kh8,  woraufhin  Weiß 
mit  dem  von  Malkin  angegebenen  Zug 
16.  Se4!  sein  Übergewicht  sicherstellen 
konnte). 

10.   Lh4  (oder   schärfer:   10.   Lf4  de, 

11.  Lc4:  a6,  12.  0—0  c5,  13.  Tfdl  b5,  14. 
de!  mit  Vorteil:  Partie  Renaud— Muffang, 
Nizza  1923). 

10 de,  il.  Lc4:  b5  (die  sogenannte 

Teplitz-Schönauer  Verteidigung,  die  sich 
übrigens  an  eine  Idee  des  genialen 
russischen  Eröffnungskünstlers  Dr.  O.  S. 

Bernstein    anlehnt.    —    Auf    11 Sd5 

geschah  nunmehr  in  einer  Partie 
Aljechin— Thomas,  Hastings  1922:  12. 
Lg3!  Sc3:  13.  bc  b6,  14.  0-0  Lb7,  15. 
Tfdl  Dc8,  16.  De2  a5,  17.  Ld3  b5,  18. 
Sd2  Dd8,  19.  Df3  Ta7,  20.  Se4  mit 
Stellungsvorteil  für  Weiß). 


*)  Hier  sei  folgende  Warnungspartie 
zitiert,  deren  Schlußwendung  sich  in  dieser 
Variante  immer  wieder  einzustellen 
droht!  Burger— Hündorf  er  (München  1924): 
9....  Sf8,  10.  0-0  Sf6— d7,  11.  Lf4  f6? 
12.  cd  ed,  13.  Sd5:!!  cd,  14.  Lc7. 
Aufgegeben.  (Damenfang!) 


329 


IZ  Ld3  (vielleicht  12.  Le2I) 
12....     Lb7,     13.    0—0    a6     (Partie 
Johner— Spielmann,  Teplitz  1922),  worauf 
jetzt  nach  Kostitsch  am   besten    14.   Lf6: 
Sf6:  15.  Se4  geschieht. 
III. 

Auf   den   interessanten   Ausfall  8 

Se4,  was  in  einer  Partie  Grünfeld— Wolf, 
Mährisch-Ostrau  1923,   erfolgte,  hat  zwar 

9.  Le7:  De7:    10.   Ld3  (nicht  10.  Se4   de, 

11.  De4:  wegen  Db4t)  10....  Sc3:  11. 
bc  (sehr  in  Betracht  kommt  11.  Dc3:* 
Nicht  aber  11.  LhTrf  Kh8,  12.  bc  f5,  13. 
Lg6  Df6,  14.  Lh5  g6!  mit  Figurgewinn  für 
Schwarz)  11.,..  de,  12.Lc4:b6, 13.0— 0Lb7, 
1 4.  Ld3 g6, 1 5.  Sd2  c5  nichts  ergeben,  dagegen 
halten  wir  die  schwarze  Stonewall-Lage 
nach  9.  Lf4l  f5,  10.  Se5  g5?  1 1.  Sd7:  Ld7:  12. 
Le5  usw.  für  etwas  gefährdet. 

i/a  Si^  tiö  •      •      •      • 

Wegen  9.  a4,  siehe  Partie  Nr.  69 
und  wegen  9.  c5?  Partie  Nr.  70.  —  Nach 
Maröczy  kommt  ferner  als  Versuch  der 
Tempoersparnis   9.    h3   (z.  B.   9 Ld6, 

10.  c5  Lc7,  11.  Lf4!)  sehr  in  Betracht, 
während  andere  Autoritäten  (z.  B.  Dr.  v. 
Claparede)  das  nunmehrige  9.  Ld3  lob- 
preisen.  — 

Am  besten  und  einfachsten  ist 
aber  wohl  die  sogenannte  Karlsbader 
Fortsetzung:  9.  cd  ed,  10.  Ld3,  z.  B, 
Partie  Grünfeld-Bernstein,  Karlsbad  1923: 

10 TeS,  11.  0—0  SfS  (amüsant  wäre 

neuerlich  11....  h6,  12.  Lf4  Sh5?  13. 
Sd5:!  cd?  14.  Lc7  mit  Damenfang),  12. 
h3  (Abwartungsstrategie.  Schärfer  ist 
aber  12.  Tbl.  —  In  einer  Partie  Bogo- 
Ijubow— Yates,    New-York  1924,   geschah 

übrigens    12.    a3   mit   der   Folge:    12 

Sg6,  13.  Se5  Sg4,  14.  Le7:  De7:  15.  Sg6: 
hg,  16.  h3  Sh6,  17.  Se2  usw.)  12. . . .  Se4, 

13.  Lf4  Sc3:  14.  bc  Ld6,  15.  Ld6:  Dd6: 
16.  c4!  mit  Stellungsvorteil  für  Weiß,  oder 

*)  Vergleiche  2.  Matchpartie  Becker- 
Wagner   (Hamburg    1924):    11.    Dc3:!  de, 

12.  Lc4:  b6  (12....  c5,  13.  Lb5),  13.  0-0 
(noch    energischer   sofort    13.    Le2!)  Lb7, 

14.  Le2  c5  (14....  Tc8,  15.  b4  c5,  16.  de 
bc,  17.  b5!),  15.  Tfdl  (15.  Da3  e5!)  cd? 
(entscheidender  Raumfehler.  In  einer 
Partie  Pokorny— Selesniew,  Mährisch- 
Ostrau  1923,  geschah  mit  Zugumstellung 
15....  TfdS,  16.  Da3  DfS,  17.  Da4  cd,  18. 
Td4:Sc5, 19.Ddl  De7  Remis),  16.  Dc7!  Ld5 
(16....  Tbc8,  17.Td4:!  Tbc8  [17....  Tfc8, 
18.Td7:Df6,19.Db8:Tb8:20.Tb7:],18.Td7: 
Df6, 19.  Db7: Tel :  20.  Lfl  Db2:  21.Da7:Db5, 
22.  Sd2  bezw.  21....  Tfc8,  22.  g3),  17- 
Td4:  f5,  18.  Se5  Tac8  (erzwungen),  19. 
Dc8:  Tc8:  20.  Tc8:t  SfS,  21.  Lb5  Lb7 
(zäheren  Widerstand  bot  Db7),  22.  TeS 
Dc7,  23.  TddS.  Aufgegeben. 


auch  Partie  Maröczy— Spielmann,  ibid.: 
10....  h6,  11.  Lh4  TeS,  12.  0-0  Se4,  13. 
Le7:  De7:  14.  Tfel.  Weiß  steht  jedenfalls 
freier,  wobei  die  schwarze  Bauernlage 
Blößen  aufweist  (Punkte  a5,  b6  und  c5!) 

9 h7— h6 

Interessant  geschah  in  einer  Partie 
Aljechin— Chajes,  Karlsbad  1923:  9.... 
TeS,  10.  h3  b5,  11.  c5  Sh5,  12.  Lf4  Sf4: 
13.  ef  und  es  gelang  Aljechin  erst  im 
64.  Zuge,  den  amerikanischen  Riesen 
entscheidend  zu  zernieren. 

10.  Lg5— h4  Tf8— e8! 

Ein  für  die  Sicherheit  des  schwarzen 
Königs  in  dieser  Variante   sehr  wichtiger 
Zwischenzug   (vgl.    die    beiden    nächsten 
Partien). 
IL  Lfl— d3  d5Xc4 

Schwarz  hat  also  im  Tempokampf 
etwas  länger  ausgehalten! 

12.  Ld3Xc4  b7— b5 
Jedenfalls       initiativer        als       das 

Capablanca'sche  System  (12 Sd5). 

13.  Lc4— a2  c6— c5 

14.  Tel— dl  .... 
Zeitverlust.   Besser   ist  wohl    14.  de. 

.14 c5Xd4 

15.  Sf3Xd4  .... 

Schärfer,  wenn  auch  zweischneidiger, 
ist  hier  15.  ed. 

15 Dd8— b6 

16.  La2— bl  LcS— b7! 

17.  0-0  .... 

Mit  dem  verlockenden  Dreinschlagen 

17.  Sdb5:!?    würde    Weiß    nach    17.... 

Dc6!   (nicht   aber    17 ab    wegen    18. 

Td7:),  18.  Sd4  Dg2:  usw.  nichts  Rechtes 
erreichen. 

Durch  die  überraschende  Roulade 
seines  letzten  Zuges  hat  also  Schwarz 
die  Eröffnungsschwierigkeiten  überstanden 
und  geht  alsbald  zur  Gegeninitiative 
über  (vgl.  seinen  24.  Zug). 

17 TaS— c8 

18.  Dc2— d2  Sd7— e5! 

19.  Lh4Xf6  Le7Xf6 

20.  Dd2— c2  g7— g6 

21.  Dc2— e2  Se5— c4 

22.  Lbl— e4  Lf6— g7 
Nicht  22. . . .  Sa3:  wegen  23.  Df3! 

23.  Le4— b7  Db6Xb7 

24.  Tdl— cl  e6— e5! 

25.  Sd4— bS  e5— e4 

26.  Sb3— d4  Te8— d8 

27.  Tfl— dl  Sc4— e5 


--  330- 


28.  Sc3— a2  Se5— d3 

29.  TclXcS  Db7Xc8 

30.  f2— f3?  .... 

Besser  war  jedenfalls  30.  Sc3,  wenn 
auch  dann  die  schwarze  Stellung  vorzu- 
zuziehen wäre. 

Stellung   nach   dem   30.  Züge  von  Weiß, 


Es  folgt  die  Katastrophe: 
30.     .  .  ,  .  Td8Xd4ff 

3L    f3Xe4  .... 

Oder  3L  ed  Ld4:t  32.  Kfl    Sf4  und 
gewinnt. 

31 Sd3--f4! 

32.  e3Xf4  Dc8"-c4!f 
Der     Schlüssel     der     Kombination: 

Weiß   muß   mindestens    eine   Figur   ver- 
lieren, 

33.  De2Xc4  TdSXdlt 

34.  Dc4— fl  Lg7— d4t 
Weiß  gibt  aui 

Partie  Nr.  67. 

Großturnier  zu  Wien  1922. 


Grünfeld. 

1.  d2— d4 

2.  Sgl— f3 

3.  c2— c4 
4  Sbl— g3 

5.  Lei— g5 

6.  e2— e3 

7.  Tal— cl 

8.  Ddl— c2 
9-  a2— a3 

10,  Lg5— h4 


Maröczy. 

Sg8— f6 
d7— d5 
e7— e6 
Lf8— e7 
0—0 
Sb8— d7 
c7— c6  . 
a7— a6 
h7— h6 
d5  X  c4? 


Geboten  ist  bei  dieser  Spielwendung 
(mit  b7— b5)  zunächst  der  Tempozug 
10 Te8,  wie  dies  in  der  vordemon- 
strierten Partie  Grünfeld— Aljechin  richtig 
erfolgte- 


IL    LfIXc4  b7— b5 

12.  Lc4— a2!  Lc8— b7 

Auch  nach  12.  . .  .  c5,  13.  de  Lc5:  14- 
Lbl  Db6,  15.  Tdl!  (statt  15.  0—0,  Partie 
Rubinstein— Siegheim,  Hastings  1922) 
bleibt  Weiß  im  VorteiL 

13.  La2— bl  Tf8-e8 

14.  Sf3— e5  Sd7— f8 

Gespen&terfurcht,  Mit  dem  sofortigen 
Vorstoß  14. . . .  c6— c5  konnte  Schwarz- 
den  Gegner  vor  viel  schwierigere  Auf- 
gaben stellen, 

15.  0—0  c6— c5 

Etwas  besser  wäre   15 Tc8,   Die 

Folge  spielt  der  östeireichische  Vorkämpfer 
in  großem  Stil. 

16.  d4Xc5  Le7Xc5 

17.  Tfl— dl  Dd8~-c7 

18.  Se5— g4  Ta8— c8 

Zweckmäßiger  wäre  zunächst  18 

Teds,  um  die  Rückzugsstraße  des  Königs 
möglichst  freizumachen. 

19.  Lh4Xf6  g7Xf6 
Stellung  nach  dem    19.  Zuge  von  Schw, 


mtimtL&km 


Es  folgt  ein  Triumph  der  Logik? 


20.  Tdl---d7!! 
2L  Sg4Xf6t 

22.  Sf6Xd7 

23.  Dc2— h7t 

24.  Lbl— e4 

25.  Dh7— hOf 

26.  Sc3Xe4 

27.  Dh6— g5t 

28.  Tel— dl 

29.  Dg5— g6 

30.  h2— h4 

31.  Dg6— h5 

32.  Se4— d6 


Dc7Xd7 

Kg8-g7 

Sf8Xd7 

Kg7— f8 

Lb7Xe4 

Kf8— g8 

Lc5— f8 

Lf8-g7 

f7— f6 

Te8— 18 

Sd7— e5 

Tc8— c4 

Schwarz  gibt  auf. 


azH] 


Grünfeld. 


Grünfeld  ist  ein  Echt-Wiener-Kind.  Müßig  wäre  es,  darüberzu  debattieren^ 
ob  seine  auf  Sicherheit  und  Folgerichtigkeit  bedachte  Kampfweise  dem 
Typus  Schlechter's,  dessen  Grazie  freilich  unnachahmlich  war,  entspricht, 
oder  (wie  Dr.  Lasker  in  einem  Moskauer  Interview  feststellte)  viel  eher 
an  die  eherne  Kunst  von  Max  Weiß  erinnert.  —  An  Schlechter  hat  man 
übrigens  hauptsächlich  wegen  dessen  persönlicher  Eigenschaften  der  Beschei- 
denheit sowie  der  Liebenswürdigkeit  gedacht,  welche  Qualitäten  auch  beim 
derzeitigen  Österreichischen  Vor- 
kämpfer trotz  seines  jugendlichen 
Alters(1896  geboren)  bereits  in  hohem 
Grade  hervortreten. 

Nemo  propheta  in  patria.  Bedau- 
erlich ist  es  wohl,  daß  Grünfeld's 
glänzende  Schachlaufbahn  gerade  auf 
dem  Wiener  Boden  wenig  Nährwert 
findet  Er,  der  gleich  bei  seinem 
ersten  internationalen  Auftreten  (Bu- 
dapest 1921)  beinahe  schon  die 
Spitze  erklomm  und  auch  bei  seinen 
späteren  Beteiligungen  in  England 
(Margate  1923),  Deutschland  (Frank- 
furt a/M.  1923)  und  Italien  (Meran 
1924)  große  Triumphe  einheimste, 
erlebt  gerade  in  seiner  Heimatstadt 
schmerzliche  Niederlagen.  Der  Wiener 
braucht  eben  ein  breites  Betätigungs- 
feld, um  seine  Talente  in  vollem  Maße 
erstrahlen  zu  lassen! 

Jedenfalls  istGrünfeld  anerkannter- 
maßen der  erste  Wissenschaftler 
des  hypermodernen  Schach- 
gedankens, was  auch  in  seinen 
bewunderungswürdigen  schachlitera- 
rischen Leistungen  (vgl.  insbesondere 

das  von  ihm  glossierte  Teplitz-Schönauer  Kongreßbuch!)  zum  Ausdruck 
kommt.  Sehr  lehrreich  ist  dabei  der  Umstand,  daß  gerade  zur  ersten  Zeit 
seiner  Entwicklung,  als  Grünfeld  sich  bloß  auf  sein  Gedächtnis  verließ 
und  die  ersten  10  bis  20  Züge  seiner  Turnierpartien  in  2  Minuten  zu 
absolvieren  pflegte,  er  von  der  gesamten  Schachwelt  für  den  besten  Er- 
öffnungskenner  gehalten  wurde,  während  wir  damals  im  Gegenteil  gerade 
das  Eröffnungsstadium  als  seine  schwächste  Seite  bezeichneten,  da  ein 
solches  Herunterspielen  memorierter  Varianten  ohne  jedwedes  Vertiefen  in 
die  Geheimnisse  der  Stellung  zur  Oberflächlichkeit  und  geistigen  Ab- 
hängigkeit führen  mußte.  —  Glücklicherweise  hat  aber  Grünfeld  unsere 
Mahnworte   beherzigt   und    bald  darauf   seine  Taktik   geändert,  was  auch 


Ernst  Grünfeid. 


-  332  - 

sofort  segensreiche  Folgen  hatte,  indem  sein  schöpferischer  Geist  auf  vielen 
Gebieten  der  neuesten  Schachtheorie  (man  denke  nur  an  die  sogenannte 
„Grünfeld-Verteidigung"  im  indischen  Damenbauerspiel!)  sehr  befruchtend 
wirkte.  Hiermit  wurde  auch  die  Reti'sche  Hypothese  glänzend  widerlegt, 
daß  Grünfeld  sich  nur  deshalb  seinen  „Variantenkoffer"  angeschafft  hatte, 
da  er  sich  im  Anlegen  der  Partie  schwach  und  unselbständig  fühlte.  Viel 
eher  war  sich  Grünfeld  seines  gewaltigen  Methodensinnes  so  sehr  bewußt, 
daß  er  —  ähnlich  wie  der  altdeutsche  Held  Dietrich  von  Bern  —  den 
Feueratem  seiner  Eröffnungsideen  meiden  zu  müssen  glaubte! 

Die  Schachkunst  aber  braucht  neue  geistige  Ströme  und  auch  die 
Schachwelt  ist  jederzeit  gerne  bereit,  ihre  Sympathien  allen  wahrhaft 
Würdigen  zuzuwenden.  An  die  Person  Grünfeld's,  dessen  schachliche 
Entwicklungsmöglichkeiten  bei  weitem  noch  nicht  erschöpft  sind,  darf 
das  neuzeitliche  Schach  die  kühnsten  Hoffnungen  knüpfen! 

„Vor  Grünfeld  habe  ich  Achtung",  sagte  Dr.  Lasker  in  seinem  vor- 
erwähnten Interview. 

Also:  Achtung  vor  Grünfeld! 


—  333 


Partie  Nr.  68. 

Großturnier  zu  Karlsbad  1923. 

Bogoljübow.  Reti. 

1.  d2— d4  d7— d5 

2.  Sgl— f3  Sg8— f6 

3.  c2— c4  e7— e6 

4.  Sbl— c3  Lf8— e7 

5.  Lei— g5  Sb8— d7 

6.  e2— e3  0—0 
'7.  Tal— cl  c7— c6 

8.  a2— a3  a7— a6 

9.  Ddl— c2  .... 

Nachhaltiger  als  die  sofortige  Preis- 
gabe des  Tempos  durch  9.  Ld3  de,  10.  Lc4: 
b5,  11.  Ld3  (schärfer  11.  Le2)  11....  c5! 
(die  sogenannte  Teplitz-Schönauer  Vari- 
ante!), 12.  De2  LbT,  13.  0-0  Tc8  mit  Aus- 
gleich (Partie  Johner— Teichmann,  Teplitz 
1922). 

9.    ....  Tf8— e8 

Auch  in  der  vorliegenden  Partie  er- 
weist sich  dieser  gratis  erfolgende  Turm- 
zug als  von  höchstem  Nutzen. 

10.  Lfl— d3 

11.  Ld3Xc4 

12.  Lc4— a2 

13.  d4Xc5 
Besser  ist  13. 


d5Xc4 
57— b5 
c6 — c5 


0-0. 


13. 
14. 
15. 
16. 
17. 


0—0 
Sf3— d4 
f2— f3 
La2— bl 


Sd7Xc5 

Lc8— b7 

Ta8--c8 

Dd8— b6 

h7— h6! 


20. 
21. 
22. 


Eine  unerschrockene  Wendung. 

18.  Lg5Xf6  Le7Xf6 

19.  Dc2— h7t  Kg8— f8 
Tel— dl  Te8— d8 
Kgl— hl  Kf8— e7 
Se3— e2                     Td8— h8 

Schwarz  vermeidet  wohlweislich  die 
Falle  des  letzten  Springerzuges  von  Weiß: 
Der  Damenfangversuch  22. . . .  Le4,  23.  Le4: 
Th8  würde  an  24.  Sföf!  scheitern. 

23.  Dh7— c2  a6— a5 

b2— b4  a5Xb4 

a3Xb4  Se5— a4 

Schwarz  ist  nunmehr  am  Ruder. 

26.  De2— d2  Th8— d8 

Lbl— d3  g7— g6! 

12- f4  .... 

Auf  28.  Sb5:  gewinnt  Sb2. 


24. 
25. 


27. 

28. 


28 Lb7— d5! 

29.  Ld3Xb5  .... 

Ein  durch  die  gedrückte  Lage  wohl 
erklärlicher  Versuch,  sein  Spiel  durch 
eine  leichte  materielle  Einbuße  (Qualität 
für   1    Bauer)    einigermaßen  zu  befreien. 


29. 

Lf6Xd4 

30. 

Se2Xd4 

Sa4-e3! 

31. 

Lb5— d3 

Se3Xdl 

32. 

TflXdl 

Te8— a8 

33. 

Dd2— el 

Ta8— a2 

Stellung  nach  dem  33.  Zuge  von  Schwarz. 


Reti  komponiert  (vgl.  seinen  36.  Zug). 
Del— h4t                  Ke7— f8! 
Dh4Xh6t                   Kf8— g8 
Tdl-gl  

Das  Läuferopfer  auf  g6  würde  nur 
einige  (Rache-)  Schachs  ergeben,  da  der 
schwarze  K  bis  nach  b8  entschlüpft. 


34. 
35. 
36. 


36 
37. 
38. 


Ld5Xg2t! 

Ta2— al  f 

Db6— b7t 


TglXg2 
Tg2-gl 

Weiß  gibt  auf. 

Erhebendes  Beispiel  einer  erfolg- 
reichen Verteidigung  des  gefürchteten  Da- 
mengambits! 

nun 

Partie  Nr.  69. 

Großturnier  zu  Karlsbad  1923. 


Aljechin. 

1.  d2— d4 

2.  e2— e4 

3.  Sgl— f3 

4.  Lei— g5 

5.  e2— e3 

6.  Sbl— e3 

7.  Tal— cl 

8.  Ddl— e2 

9.  a2— a4 


Rubinstein. 

d7— d5 

e7— e6 

Sg8— f6 

Sb8— d7 

Lf8— e7 

0—0    ^ 

e7— e6 

a7— a6 


-  334  - 


Vertauschte  Rollen!  Der  schneidige 
Textzug  wurde  von  Rubinstein  selbst  in 
einer  vorherigen  Partie  gegen  Aljechin, 
Hastings  1922  (und  zwar  unter  Einschaltung 
der  Züge  h7— h6  und  Lg5— h4)  mit  gutem 
moralischen  Erfolg  angewandt. 
9    .  .  .  .  Tf8— e8 

10.  Lfl— d3  .... 
Interessant  ist  nach  Maröczy  10,  Lh4, 

um  im  Tempokampf  (nach  10....  de,  11. 
Lc4:)  möglichst  durchzuhalten,  bezw. 
nach  10. .. .  Sh5,  11.  Le7:  De7:  12.  cd  ed, 
13.  Le2  usw.  die  Unterminierung  des 
schwarzen  Damenflügels  (mittels  b2-b4-b5) 
zu  inszenieren. 
10 d5Xc4 

11.  Ld3Xc4  Sf6— d5 

12.  Lg5— f4  .... 
Scharf,  vielleicht  sogar  etwas  zu  scharf 

gespielt.  Solider  ist  jedenfalls  12.  LeT: 
[In  der  vorerwähnten  Partie  Rubinstein— 
Aljechin  konnte  dagegen,  dank  des  ein- 
geschalteten Treibzuges  h7— h6,  auf  den 
später  erfolgten  Ausfall  Sf6— d5  einfach 
und  gediegen  Lh4— g3  geschehen]. 

12 Sd5Xf4 

13.  e3Xf4  c6— c5! 
Ein  guter  Befreiungszug. 

14.  d4Xc5  Dd8— c7 

15.  0—0!  Dc7Xf4 

16.  Sc3— e4  Sd7Xc5 
Ja,  wenn   im  Schach   kein  Wahlrecht 

wäre!  Vom  Bestreben  geleitet,  sein  Läufer- 
paar  zu   behalten,  trifft  Rubinstein   nicht 

das  Richtige.  Viel  besser  war  16 Lc5: 

z.  B.  17.  Ld3  Le7  bezw.  17.  Sc5:  Sc5: 
bezw.  endlich  17,  Seg5  h6!  mit  guten 
Verteidigungschancen.  Nach  dem  Textzug 
führt  Aljechin  in  glänzender  Weise  den 
Beweis  für  die  Korrektheit  seines  Bauern- 
opfers. 

17.  Se4Xc5  Le7Xc5 

18.  Lc4— d3  b7— b6 

19.  Ld3Xh7t  Kg8— h8 
Vielleicht  war   19. . . .  Kf8   aussichts- 
reicher. 

20.  Lh7— e4  Ta8— a7 
Der  entscheidende  Fehler.  Viel  zähere 

Verteidigung  bot  20. . . .  Tb8. 

21.  b2— b4!  Lc5— f8 
Das  Einzige  (21. . . .  Lb4:?  22.  Dc8:!). 

22.  Dc2— c6  Ta7— d7 

23.  g2— g3!  Df4— b8 
Die    a  n  d  e  r  e  Verlustvariante   wäre: 

23....  Dd6,  24.  Tfdl!  (zwingender  als 
etwa  24.  Dc4)  24. . . .  Ddl  :f  (nicht  24. . . . 
Dc6:  wegen  25.  Lc6:  Tdlif  26.  Tdl:  Te7, 
27.  Td8),  25.  Tdl:  Tdl:t   26.  Kg2  Ted8, 


27.   Db6:   mit   entscheidendem   Endspiel- 
vorteil für  Weiß. 
24.  Sf3— g5!  .... 

Einleitung  des  Schlußangriffs.    Weiß 
droht  25.  Sf7:t. 

24 Te8— d8 

Stellung  nach  dem  24.  Zuge  von  Schwarz. 


25.  Le4— g6!!  .... 
Prachtvoll   gespielt.   Auf  25....   Lb7 

folgt  26.  Dc4  Td4,  27.  Sf7:t  und  auf 
25. . . .  fg  entscheidet  26.  De4  Lb4:  (26. . . . 
Td4:  27.  Dg6:),  27.  Dh4t  Kg8,  28.  Dh7t  Kf8, 
29.  Dh8t  Ke7, 30.  Dg7:t  Ke8,  31.  Dg8t  Lf8, 
32.  Dg6:t  nebst  Matt  im  nächsten  Zuge. 

25 Db7— e7 

Rettet  vor  Matt  auf  Kosten  der  Qualität. 

26.  Sg5Xf7t  Td7Xf7 

27.  Lg6Xf7  De5— f5 

28.  Tfl— dl!  Td8Xdl 

29.  Tel  X dl  Df5Xf7 

30.  Dc6Xc8  Kh8— h7 

31.  Dc8Xa6  Df7— f3 

32.  Da6— d3t  Schw.  gibt  auf. 
Aljechin's  Gewitterschach! 

ÜHD 

Partie  Nr.  70. 

Großturnier  zu  Teplitz-Schönau  1922. 

Reti.  Wolf. 

[Erster  Schönheitspreis!] 

1.  d2— d4  d7— d5 

2.  c2— c4        *  e7— e6 

3.  Sbl— c3  Sg8— f6 

4.  Lei— g5  Lf8— e7 

5.  e2— e3  0—0 

6.  Sgl— 13  Sb8— d7 

7.  Tal— el  e7— e6 
Hier  wäre  7 a6  noch  verfrüht,  da 

Weiß  darauf  mit  8.  c4— c5!  dieZernierung 
wirksam  einleiten  kann,  ohne  deren 
Sprengung  befürchten  zu  müssen,  z.  B.: 
8. . . .  e6— e5,  9.  de  Sg4,  10.  Le7:  De7:  11. 
Sd5:  mit  Bauerngewinn  oder  Partie 
Aljechin  —  Bogoljubow,  Hastings  1922: 
8 c6, 9,  b4!  (Breyer!  Schwächer  geschah 


335 


in  der  Partie  zwischen  den  Textgegnern 
in  Pistyan  1922:    9.  LdS,    da   darauf,  wie 

im  Text,  der  Gegenstoß  9 e5  sehr  gut 

folgen  könnte)  9....  Sg4,  10.  Lf4g5,  IL  Lg3 
Sg3:  12.  hg  f5^  13.  g4!  usw.  mit  ausge- 
sprochenem Stellungsvorteil  für  Weiß. 

8.  Ddl— c2  a7— a6 

9.  c4 — c5  .  »  .  . 

Jetzt  dagegen  erweist  sich  dieser 
Vorstoß  als  kraftlos,  da  Schw.  einen  so- 
fortigen Durchbruch  in  der  Mitte  vornehmen 
kann,  womit  er  die  Spiele  mindestens  zum 
Ausgleich  bringt. 

9 e6~e5! 

10.  d4Xe5  Sf6— g4 
Greift  beide  Bauern   (c5  und  e5)  an. 

Viel   schwächer  wäre  Se8  wegen   11.  h4! 

11.  Lg5Xe7  .... 
Um  den  c-Bauern  zu  behalten.    Auf 

11.  Lf4  folgt  zunächst  11....  f6. 

11 Dd8Xe7 

12.  Sc3— a4  TfS— eS! 
Eine  wichtige  Verstärkung  der  Linien- 
wirkung. 

13.  Lfl— d3  .... 

Weiß  muß  endlich  seinen  Rochade- 
flügel zu  entwickeln  trachten,  da  auf  13. 
h3  Sge5:  14.  Sd4!  Sf8  (in  Betracht  kommt 
auch  14....  Dg5,  15.  f4  DgSf  16.  Df2 
Df2:t  17.  Kf2:  Sg6  mit  etwa  gleichem 
Spiel.  Sehr  zweischneidig  ist  ferner  der 
Durchstoß    am    Damenflügel:    14 b5, 

15.  cb  Db4t  usw.),  15.  Sb6  Tb8,  16.  ScB: 
TecS:  (nicht  TbcS:  wegen  17.  Sf5  nebst 
Sd6),  17.  Le2,  was  Grünfeld  im  Turnier- 
buch angibt,  Schwarz  mit  etwa  17....  Se6, 
18.  0—0  Sd4:  19.  ed  Sg6  usw.,  ein  sehr 
leidliches  Spiel  erhält  (Bd4  —  Schwäche!) 

Solider  war  immerhin  13.  Le2. 

13.  ....  h7— h6 

Fehlerhaft  wäre  13. . . .  Sf8  wegen  14. 
Sb6  Tb8,  15.  Sc8:  Tc8:  16.  Lf5  usw. 

14.  Sf3— d4  .... 
Hier    (und    auch    noch    im    nächsten 

Zuge)  war  wohl  14.  0—0  vorzuziehen, 
obzwar  Schwarz  daraufhin  mittels  14. . . . 
Sde5:    15.  Sd4  (nicht  aber   15,  Se5:  De5: 

16.  g3  Dh5  bezw.  15.  Lf5  Sf3:t  16.  gf 
Sh2:!  usw.)  15....  Dh4,  16.  h3  Sd3:  17. 
Dd3:  Se5  usw.  ein  sehr  chancenreiches 
Angriffsspiel  behält. 

14 Sd7Xe5! 

15.  Sa4— b6  .... 
Vergleiche    vorige    Anmerkung    (15. 

0—0).  —  Der  Textzug  jagt  einer  Fata 
Ajorgana  nach,  was  vom  Gegner  durch 
eme  Reihe  wunderhübscher  Opfer- 
wendungen demonstriert  wird. 


Stellung  nach  den  15.  Zuge  von  Weiß: 


I^IBI  „:,..,# 


^-r^-^M 


iMim 

^  ^4  W^y  äL  ■■ 

m  MMM  m 


15.  ....  Sg4Xf2!! 

16.  Ld3— h7t  .... 
Um    zunächst   den    L   zu   retten.    — 

Auf    16.    Kf2:    entscheidet    16.  .  .  .    Sg4t 

17.  Kel  (bezw.  17.  Kg3  De5t  18.  Kh4 
Dg5t  nebst  Se3:t)  17...,  De3:t  18.  Se2 
(oder  18.  Le2  Df2t  nebst  Dd4:t)  18.... 
Lfoü  19,  Lf5:  (19,  Tdl  Df2t  20.  Kd2 
Te2:t!)  19....  Df2t  20,  Kd2  Te2:t 
21,  Kc3  Dc5:t  und  gewinnt.  [Grünfeld 
im  Turnierbuch.] 

16 KgS— hS 

17.  0—0  Sf2— g4! 
Die   Preisgabe    des   Ta8    bildet    die 

eigentliche  Pointe  des  Simultan -Opfers 
von  Schwarz. 

18.  Sb6Xa8     Erzwungen.     Sg4Xe3 

19.  Dc2— e2  .... 
Oder  19.  Dbl  Sfl:  20.Tfl:Dc5:  bezw, 

20.  Kfl:  g6  zum  Vorteil  von  Schwarz, 
19 Se3Xfl 

20.  Lh7— bl  SflXh2! 
Lauter  Problemzüge!    (Wenn    darauf 

21.  Kh2:,  so  Dh4t  nebst  Dd4:). 

21.  Sa8— b6  Se5— f3t ! 
Das  fünfte  Opfer  von  Schwarz,  nach 

welchem  die  feindliche  Hauptarmee  in 
Brüche  geht,  —  Unpräzis  wäre  Shg4. 

22.  g2Xf3  .... 
Auf  22.  Khl  entscheidet  am  einfachsten 

22,...  Sd4:    23.  De7:  Te7:  24.  Sc8:  Tc7! 
und  Schwarz  behält  drei  Bauern  mehr. 
22 De7— g5t 

23.  KglXh2  .... 
Trostlos    wäre    23.  Dg2   Dcl:t    24, 

Kh2:  Df4t  nebst  Dd4:   mit  Qualität  und 

drei  Bauern  mehr  für  Schwarz. 

23 Te8Xe2t 

24.  Sd4Xe2  Dg5— e5t 
Pointe    der   Schlußkombination.    Die 

Dame  greift  indirekt  drei  Figuren  an.  — 
Weiß  vergaß  hier  aufzugeben.  Es  folgte 
noch:  25.  Sg3  Db2:t  26.  Tc2  Dbl:  27. 
Te2  Le6,  28.  f4  g6,  29.  Sa8  h5,  30.  Sc7 
h4,  31.  Shl  Dd3,  32.  Tf2  Lf5.  Weiß  gibt  auf 


336 


Eine  In  theoretischer  wie  in  prak- 
tischer Hinsicht  gleich  hervorragende 
Partie.  —  Nachstehend  sei  der  als  schlauer 
Praktiker  allseits  gefürchtete  Wolf  (ohne 
Schafpelz!)  bildlich  vorgeführt: 


Heinrich  Wolf. 
nun 

Partie  Nr.  71. 

Großturnier  zu  Göteborg  1920. 

Rubinstein.  Maröczy. 

1.  d2— d4         Sg8— f6 

2.  Sgl— f3  d7— d5 

3.  c2— c4  e7— e6 

4.  Lei— g5  Lf8— e7 

5.  e2— e3  Sb8— d7 

6.  Sbl— c3  0—0 

7.  Tal— cl  TfS- eS 

Ergibt  eine  schwerfällige  Verteidigung, 
wobei  der  Turm  keine  rechte  Verwendung 
findet.  Zweckmäßiger  ist  also  wohl 
7. . .  .  c6. 

8.  Ddl— c2  .... 

Der  seit  1914  eingebürgerte  Mode- 
zug des  orthodoxen  Damengambits! 
Früher    setzte    man    einfach    mit   8.  Ld3 


fort,      worauf    Schwarz      meistens     das 

Janowsky'sche     System     8 de    nebst 

a7— a6  anzuwenden  pflegte. 

8.  .  .  .  .  d5Xc4 

Erweist  sich  als  verfrüht.  —  Die 
Textstellung  kam  auch  in  zwei  Match- 
partien Capablanca— Lasker  vor,  die 
folgenden  Verlauf  nahmen: 

a)  XI.  Matchpartie:  8....  c6,  9.  Ld3 
de,  10.  Lc4:  Sd5,  11.  Le7:  (noch  schärfer 
ist  11.  Se4.  Vgl.  unsere  Anmerkung  II 
zum  8.  Zuge  von  Schwarz  in  der  Partie 
Nr.  66)  11....  Te7:  (logischer  ist  De7:), 
12.  0—0  Sf8,  13.  Tfdl  Ld7,  14.  e4  Sb6, 
15.  Lfl!  Tc8,  16.  b4  Le8,  17.  Db3  usw. 
Die  Manöver  des  Kubaners  zeichneten 
sich  durch  eine  solche  Kraft  aus,  daß  er 
den  Gegner  im  49.  Zuge  mattzusetzen  und 
ihm  auch  das  Geständnis  abzuzwingen 
vermochte:  „Capablanca  ist  gehämmerte 
Zweckmäßigkeit  im  Schach !". 

b)  XIII.  Matchpartie:  8....  h6,  9.  Lh4 
(9.  Lf4!)  c5,  10.  cd  Sd5:  11.  Le7;  Se7: 
usw.  Die  steigende  Vereinfachung  der 
Stellung  führte  bereits  im  23.  Zuge  zum 
Remis.  — 

c)  Verschiedentlich   wurde   auch   die 

Frage   des  sofortigen  Vorstosses  8 c5 

ventiliert,  welcher  Zug  jedoch  mit  großen 
Gefahren    verbunden    zu   sein    scheint.*) 

9,  LflXc4  g7— c5 

10.  0-0  c5Xd4 

11.  Sf3Xd4  a7— a6 

Besser  ist  ll....Se5,  12.  Ld3  (b3) 
Ld7,  13.  Tfdl  Db6  —  Nach  dem  Textzug 
beginnt  Schwarz  immer  mehr  an  Atem- 
beschwerden zu  leiden. 

12.  Tfl— dl  Dd8— a5 

13.  Lg5— h4  Sd7— e5 

14.  Lc4— e2  Se5— g6 
Zuviel  des  Herumtreibens! 


*)  71a.  —  Kläglich  verlief  folgende 
Partie  Reti— Maröczy,  Berlin  1920:  8.... 
c5,    9.   cd    ed   (9....  Sd5:    10.  Sd5:  Lg5: 

11.  Sg5:  und  gewinnt),  10.  de  (oder  auch 
Partie  Reti— Yates,  Karlsbad  1923:  10. 
Lf6:  Sf6:  11.  de  Da5,  12.  Ld3  Dc5:  13. 
0—0  mit  weißem  Vorteil)  10....  Sc5:  11. 
Tdl !  (mit  11.  Lb5  Tf8  bezw.   11.  Le2  Le6, 

12.  0-0  Tc8  würde  Weiß  nichts  erreichen) 
11....  Da5  (besser  Le6),  12.  Lb5!  (nun 
rächt  sich  die  Stellung  des  Königsturmes 
von  Schwarz)  12....  TdS,  13.  0—0  Lg4 
(etwas  besser  war  13. . . .  Le6,  doch  kommt 
Weiß  auch  dann  mit  14.  Sd4  in  Vorteil), 
14.  b4!  Db4:  15.  Td4  Da5,  16.  Tg4:  Tc8, 
17.  Lf6:  Se4  (helle  Verzweiflung),  18. 
Tg7;t  Kf8,  19.  Ld4.  Aufgegeben. 


337 


Statt  des  Textzuges  war  mit  etwa 
14....  Ld7,  15.  SbS  Dc7,  16.  Lf6:  Lf6:  17. 
Sd5  Dc2:  18.  Sföif  gf,  19.  Tc2:  Lc6  eine 
ziemliche  Vereinfachung,  bezw.  mit  16. 
Dbl  Lc6  eine  ziemliche  Konsolidierung 
der  Stellung  anzustreben. 

15.  Lh4— g3  e6— e5 
Ein  Befreiungsversuch. 

16.  Sd4— b3  Da5— c7 

17.  Dc2— bl!          ,  Dc7— b8 
Es  drohte  Sc3—b5—c7. 

18.  Le2— f3  DbS— a7 

19.  SbS— a5!  .... 

Verhindert  (durch  event.  Sc6)  den 
gegnerischen  Plan,  Tb8  nebst  b7— b5  zu 
spielen.  Schwarz  muß  also  zu  anderen 
Aushilfsmitteln  greifen,  wodurch  immer 
neue  Schwächen  entstehen  und  er  aus 
allen  seinen  Stützpunkten  herausmanövriert 
wird. 


Schlußstellung. 


19. 

Le7— b4 

20. 

Sa5— c4 

LcS— d7 

21. 

Sc3— d5 

Sf6Xd5 

22. 

Lb3Xd5 

Ld7— e6 

23. 

Dbl— e4! 

Le6Xd5 

24. 

TdlXd5 

TaS     c8 

25. 

Tel— dl 

.  .  .  . 

Die  Innehabung  der  d-Linie  bringt 
die  Entscheidung. 

25     ....  Lb4— f8 

Mit  der  Drohung  f7— f5,  was  sofort 
an  (25....  f5)  26.  Df5:  Tc4:  27.  Td7 
scheitern  würde. 

26.  b2— b3  b7— b5 

27.  Sc4— d6!  Lf8— d6 

28.  Td5Xd6  Tc8— c7 

29.  h2— h4!  .... 
Das  siegbringende  Stratagem. 

29.  ...  .  f7--f6 

30.  De4— d5t!  Kg8— h8 

Etwas    besser    war    vielleicht  30 

KfS,  um  nach  31.  h5  das  Springermanöver 
Sg6— hS— f7  doch  durchführen  zu  können. 

31.  h4— h5  Sg6— f8 

32.  h5— h6  Sf8— g6 

33.  Dd5— e6!  Te8— f8 

34.  Td6— d7  g7Xh6 

35.  Lg3 — h4!  Schwarz  gibt 


Eine  echt  Rubinstein'sche,  von  Klar- 
heit und  Kraft  durchwirkte  Partie! 

HEB 


Streng  orthodox! 

Professor  Dr.  Vidmar  ist  ein  Klassiker 
des  regelrechten  Damengambits. 


auf,    da    auf    35. 
entscheidet. 


Sh4:    36.    De7 


Dr.  Milan  Vidmar. 

Partie  Nr.  72, 

Großturnier  zu  London  1922. 
Vidmar.  Yates. 

1.  d2— d4  d7— d5 

2.  c2— c4  e7— e6 

3.  Sbl— c3  Sg8— f6 


Dr.  S.  G.  Tartakower:  Die  hypermoderne  Schachpartie. 


338 


4.  Lei— g5  Lf8— e7 

5.  e2— e3  0—0 

6.  Sgl— f3  .... 
Ein  Marshall  würde   schon   hier   mit 

6.  Lf6:  Lf6:  7.  Sf3  Sd7,  8.  cd  ed,  9.  Ld3 
nebst  h2— h4— h5  im  rücksichtslosen  Ro- 
chadeangriffsstil fortsetzen  (Partien  gegen 
Burn  und  Marco,  Paris  1900). 

6 Sb8— d7 

Am  beliebtesten.  —  Eine  wichtige 
Verstärkung  fand  ansonsten  der  Lasker'sche 
Ausfall  6. . . .  Se4  in  der  Partie 
Tarrasch— Wolf,  Wien  1922,  nach  7.  Le7: 
De7:  8.  cd  Sc3:   9.  bc  ed,    10.  Db3  Td8, 

11.  c4  durch  den  überraschenden  Zug 
11 Sc61   worauf   weder    12.  cd   noch 

12.  Tel  besonders  zu  wirken  scheinen. 

Immerhin  läßt  sich  der  weiße  Druck 
statt  8.  cd  durch  8.  Ld3  (Matchpartie 
Capablanca-Kostitsch)  bezw.  8.  Dc2  (Partie 
Aljechin— Maröczy,  New-York  1924)  ver- 
stärken.*) 

7.  Tal— cl  b7— 56 

8.  c4Xd5  e6Xd5 

Oder  bekanntlich  8..,.  Sd5:  9.  Le7: 
Se7:  10.  Ld3  zugunsten  von  Weiß. 

9.  Lfl— d3  .... 
Die  alte  Wahrheit.  —  Sehr  gepriesen 

wurde  eine  Zeitlang  der  Duras-Zug  9.  Da4, 
z.  B.: 

a)  9....  a6,  10.  Dc6  Tb8,  11.  Sd5: 
mit  Bauerngewinn;  ähnlich  bei 

b)  9....  h6,  10.  Dc6  Tb8,  11.  Lf4 
usw.;  ferner 

c)  9. . , .  Lb7,  10.  La6  (wegen  10.  Lb5 

a6  siehe  weiter)  10. , . .  La6:  (oder  10 

Dc8,  ll.Lb7:  [bequemer  als  der  Malkin'sche 
Bauerngewinn:  11.  Sd5:  Sd5:  12.  Lb7: 
Db7:  13.  Le7:  Se7:  14.  Dd7:  usw.,  da 
Schwarz  dabei  mit  Sd5  nebst  Td8  Gegen- 
aussichten behält]  IL...  Db7:  12.  Se5 
Tfd8,  13.  Dc6  Dc6:  14.  Sc6:  Tde8,  15. 
Sb5  Ld6,   16.  Lf6:  usw.  mit  weißem  Vor- 

*)  72a,  —  Gut  ist  auch  8.  Db3,  vgl. 
Partie  Aljechin— Maröczy,  Karlsbad  1922: 

8.  Db3  Sc3:  (in  Betracht  kommt  nach 

Maröczy  8 c6   nebst  event.  Einlenken 

in  die  Stonewall-Aufstellung),  9.  Dc3:  c6 
(im  New-Yorker  Zusammentreffen  der- 
selben Gegner  geschah  aggressiver  9 

c5,   10  cd!  cd,    11.  Sd4:  ed,    12.  Le2  Sd7, 

13.  0-0  Sf6,  14.  Tel  und  Weiß  steht  doch 
überlegen),  10.  Ld3  Sd7,  11.  0—0  f5,  12. 
Tacl  g5  (Schwarz  wird  nervös),  13.  Sd2! 
Tf7  (folgerichtiger  wäre  jedenfalls  13. . . . 
g4),  14.  f3  e5  (Harakiri!),  15.  cd  cd,  16.  e4 
(entscheidend)  fe,  17.  fe  Tfl:t  18.  Tfl: 
ed,  19.  Dc7!  Kg7,  20.  Tf5  de,  21.  Se4: 
Db4,  22.  Tg5:t.  Aufgegeben. 


teil,  Partie  Emmrich— Dr.  Michalitschke, 
Hauptturnier  Oeynhausen  1922),  11.  Da6: 
c5  (sicherer  c6),  12.  0—0!  (12.  Lf6:?  Sf6: 
mit  Vorteil  für  Schwarz,  Freipartie  Dr. 
Bernstein  —  Capablanca,     Moskau     1914) 

12 Te8    (wenn    12 c4,    so    nach 

Malkin  13.  Se5!  drohend  Sc6  statt  13. 
Tfdl  Dc8,  14.  Db5  Db7!,  was  in  einer 
Beratungspartie  gegen  Capablanca,  Kiew 
1914  erfolgte),  13.  Tfdl  Dc8,  14.  Dc8: 
Tac8:  15.  de  Tc5:  16.  Sd4  Tec8,  17.  Sb3 
mit  entscheidendem  Bauerngewinn  für 
Weiß  (Partie  Duras-Balla,  Breslau  1912). 

d)  Am  zweckmäßigsten  für  Schwarz  ge- 
schieht aber  9....  c5!  10.  Dc6  (mit  10. 
La6  La6:  11.  Da6:  würde  Weiß  einen  nur 
kaum  realisierbaren  Positionsvorteil  er- 
langen) 10. . . .  Tb8,  11.  Sd5:,  worauf  nun 

statt   des   unklaren    11 Lb7    (wie    in 

der  ominösen  V.  Matchpartie  Capablanca- 

Lasker  erfolgte)  am  einfachsten  11 Sd5: 

12.  Dd5:  Lb7,  13.  Le7:  De7:  14.  Dg5  so 
ziemlich  ausgleicht.  — 

Auch  mit  9.  Lb5  ist  nicht  viel  zu  er- 
reichen, z.  B.  9....  Lb7,  10.  Da4  a6,  11. 
Ld7:  (11.  Lc6  b5)  Sd7:  12.  Le7:  De7:  13. 
0—0  c5  (Partie  Marshall— Capablanca, 
New-York  1915),  bezw.  13.  Db3  Dd6  (Erste 
Matchpartie  Capablanca-Lasker)  mit  bal- 
digem Ausgleich. 
9 Lc8— b7 

10.  0—0  .... 
Auf  10.  Dc2  ist  10. . . .  Se4  zu  empfehlen. 

10 c7— c5 

11.  Ddl— e2  c5— c4 
Auch    hier    käme    eher    der    Ausfall 

11. . . .  Se4,  z.  B.  12.  Lf4  Sc3:  nebst  c5-c4 
mit  Gegenspiel  am  Damenflügel  in  Be- 
tracht. 

12.  Ld3— bl  a7— a6 

13.  Sf3— e5  .... 
Das  berühmte  Pillsbury'sche  Springer- 
manöver!   (Partie    Pillsbury  —  Tarrasch, 
Hastings  1895) 

13 b6— b5 

14.  f2— f4  Sf6— e4 

15.  LblXe4  d5Xe4 

16.  Se5Xd7  Dd8Xd7 

17.  Lg5Xe7  Dd7Xe7 

18.  f4— f5  f7— f6 

19.  Tfl— f4  Ta8— d8 
Wie  sich  bald  zeigt,  war  das  sofortige 

19 Tae8  besser,  um  sich  von  vorn- 
herein auf  die  Verteidigung  der  Haupt- 
schwäche von  Schwarz  (Bauer  e4)  zu 
verlegen. 

20.  Tel— fl  Tf8— e8 

21.  Tf4— h4  De7— f7 

22.  a2— a3  Te8— e7 


339  - 


23.  Tfl— f4  Td8— e8 

24.  De2— g4  Lb7— c6 

Schwarz  droht  nunmehr  mit  a6— a5 
und  bÖ— b4  am  Damenflügel  energisch 
vorzugehen.  Weiß  sieht  sich  daher  ge- 
nötigt,  seine  Haupttrümpfe  auszuspielen: 

25.  d4— d5!  Lc6— b7 

Auf    25 Ld5:    gewinnt    folgende 

hübsche  Kombination:  26.  Th7:  Kh7:  27. 
Dh3t  Kg8,  28.  Th4  KfS,  29.  ThSf  Dg8, 
30.  Sd5:  usw.  —  Nun  geht  es  fortissimo. 

26.  Dg4— h3  h7— h6 

27.  Tf4— g4  Kg8— h7 

28.  Sc3Xe4  Df7— f8 

Stellung  nach  dem  28.  Zuge  von  Schwarz. 


m  «I«  ■ 
«  ■  ■  8 


29.  Se4Xf6t!  .... 

Ein  schönes  Opfer.  Die  Spielführung 
von  Weiß  in  dieser  Partie  macht  einen 
sehr  ästhetischen  Eindruck. 


29 

30.  Tg4-g6 


Df8Xf6 
Df6— f8 


Eine  viel  zähere,  ja  vielleicht  sogar  aus- 
reichende Verteidigung  bot,  wie  Shelfhout 
in  der  „Tijdschrift  van  den  Nederlandschen 
Schaakbond"  ex  1922  ausführt,  30....  Db2: 
z.  B.  31.  Thh6:t  Kg8,  32.  Th8t  Kf7,  33. 
Tg7:t  Dg7:  34.  Dhöf  Kf6,  35.  ThGf  Dh6: 
(nicht  35. . . .  Ke5  wegen  36.  f6t.  Jetzt  aber 
erhält  Schwarz  genügendes  Material  für 
die  D),  36.  Dh6:t  Kf5:!  usw.  —  Wegen 
dieser  Feststellung  hielt  sich  das  Londoner 
Komitee  nicht  für  berechtigt,  der  vor- 
liegenden Partie  den  ersten  Schönheits- 
preis zuzusprechen. 

31.  Dh3— g4!  Df8-f7 

Auf  31 Te3:   entscheidet  elegant 

32.  Tgh6:t  gh,  33.  Dg6t  Kh8,  34.  Th6:t 
Dh6:  35.  Dh6:t  Kg8,  36.  f6!  Telf  37. 
Kf2  Te8-e2t  38.  Kg3  Te3t  39.  Kh4  Te4t 
40.  Kg5!  (präziser  als  40.  g4  Tg4:t  41. 
Kg4:  Tglf  nebst  Ld5:)  40....  Te5t  41. 
Kg6  usw. 


32.  Dg4— g5  Kh7— h8 

33.  f5— f6  Df7Xd5 

34.  Th4Xh6t  nebst  Matt  in  2  Zügen. 

Partie  Nr.  73. 

Meisterkampf  zu  Scheveningen  1923. 
Maröczy.  Dr.  Olland, 

1.  Sgl— f3  Sg8— f6 

2.  d2— d4  d7— d5 

3.  c2— c4  e7— e6 

4.  Sbl— c3     ■  Lf8— e7 

5.  Lei— g5  Sb8— d7 

6.  e2— e3  0—0 

Daß  6....  b6  nach  Sbd7,  jedoch 
vor  der  Rochade  wegen  etwa  7.  cd  ed, 
8.  Lb5!  Lb7,  9.  Se5  0-0,  10.  Lc6  Lc6: 
11.  Sc6:  De8,  12.  Se7:t  De7:  13,  Sd5: 
De4,  14.  Sf6:t  gf,  15.  Lh6  Dg2:  16.  Df3!! 
Dg6,  17,  Lf4i  usw.  fehlerhaft  ist,  dies  hat 
bereits  Pillsbury  nachgewiesen. 

1.  Tal— cl  b7— b6 

8.  c4Xd5  e6Xd5 

9.  Lfl— d3  Lc8— b7 

10.  0—0  Tf8— e8 
Um   sich   gegen   den  Pillsbury'schen 

Ausfall    Se5    mit    dem    Teichmann'schen 
System  Sf8  usw.  verteidigen  zu   können. 

11.  Ld3— b5  .  .  .  , 

Eine  Verbindung  von  alten  und  neuen 
Eröffnungsmotiven,  die  sich  hier  als  sehr 
glücklich  erweist. 

11.  ....  a7— a6 

12.  Lb5— a4  b6— b5 

13.  La4— c2  Sf6— e4 

Zweckmäßiger  13. . . .  c5,  obwohl  auch 
dann  Weiß  mit  der  Fortsetzung  14.  de  Sc5; 
15.  Sd4  die  feindlichen  Schwächen  bloß- 
legen würde. 

Der  Textzug  wird  vom  ungarischen 
Großmeister  mit  bewunderungswürdiger 
Klarheit  widerlegt. 

14.  Lg5Xe7  Dd8Xe7 

Etwas  besser  war  Te7:,  doch  konnte 
man  an  die  erst  nach  drei  Zügen  akut  ge- 
wordene Schwäche  des  Punktes  f7  noch 
nicht  denken. 

15.  Lc2— b3  .... 

DieTempoverluste  des  weißen  Königs- 
läufers sind  nur  scheinbar,  da  jedesmal 
irgendeine  Bauernschwächung  provoziert 
wurde:  Bald  wird  schon  mit  der  Unter- 
minierungdes  rückständigen  Bc6  begonnen. 


340 


15. 

,  . 

Sd7— b6 

16. 

Sc3Xe4! 

d5Xe4 

17. 

Sf3— e5 

Lb7— d5 

Schwarz  hat  lauter  Zwangszüge. 

18.  LbSXdö  Sb6Xd5 

19.  Ddl— b3  Sd5— b6 

20.  Tel— c6  Kg8— f8 

21.  Tfl— cl!  .... 

Wie  Maröczy  im  Turnierbuch  hinweist, 
würde  hier  die  sehr  plausibel  aussehende 
Fortsetzung    21.    Dc2    wegen    21....    f6! 

22.  Tc7:  Tac8!  zum  Vorteil  von  Schwarz 
ausschlagen. 

21 Ta8— c8 

22.  Db3— c2  f7— f6 

23.  Tc6Xb6!  .... 

Die  taktische  Krönung  der  von  Weiß 
kunstvoll  geführten  Partie.  Alle  schwarzen 
Bauern  beginnen  zu  fallen. 

23    ....  f6Xe5 

24.  Tb6Xa6  e5Xd4 

25.  e3Xd4  e4— e3 
Noch  ein  Schreckschuß. 

26.  f2Xe3!  De7Xe3t 

27.  Dc2— f2t  De3Xf2t 

28.  KglXf2  Tc8— d8 

29.  TclXc7!  Td8Xd4 

30.  Ta6— a7  .... 

DieTurmverdopplung  auf  der  siebenten 
Reihe  entscheidet. 


30 

31.  Kf2— g3 

32.  h2~h3 

33.  Tc7— h7 

34.  Kg3— h2 

35.  Ta7— g7t 

36.  Tg7Xg5 


Td4— f4t 
g7— g5 
h7— h5 
h5— h4t 
Kf8— g8 
Kg8— f8 
Schw.  gibt  auf. 


Eine  eindrucksvolle  Partie. 

03] 

Partie  Nr.  74. 

Großturnier  zu  London  1922, 
Capablanca.  Tartakower.  . 

1.  d2— d4  Sg8— f6 

2.  Sgl— f3  d7— d5 

3.  c2— c4  e7— e6 

4.  Sbl— c3  .... 

Auf  das  sofortige  4.  Lg5, was  Capablanca 
sonst  öfters  anwandte,  ist  die  Duras- 
Wendung:  4....  h6,  5.  Lh4  Lb4t  6.  Sc3 
de,   7.  e3  b5,  8.  a4  c6  usw.  mit  womög- 


licher  Behauptung  des  Gambitbauern  sehr 
beachtenswert.  —  Lenkt  aber  Schwarz 
auf    4.    Lg5    schablonenhafterweise    mit 

4. . . .  LeT  oder  4 Sbd7  ins  regelrechte 

Damengambit  ein,  dann  hat  Weiß  die 
neuartige  Damenspringerentwicklung  Sb  d2 
in  Reserve.*) 

4.  ....  Lf8— e7 

Auf  4 —  SbdT  ist  5.  Lf4  zu  empfehlen 
(vgl.  hiezu  Partie  Nr.  82). 

5.  Lei— g5  .... 
Beliebter  als  5.  Lf4. 


6.     e2— e3 


0—0 

h7— h6 


Diese  Verquickung  von  alten  und 
neuen  Eröffnungsideen  hat  zum  Zweck, 
etwas  Verwirrung  zu  bringen,  ferner  die 
Wahl  zwischen  verschiedenen  Verteidi- 
gungsmethoden auf  möglichst  lange  Zeit 
hinauszuschieben. 

7.  Lg5— h4  b7— b6 

Ein  uraltes  System:  Schwarz  hält  mit 
der  Entwicklung  seines  Damenspringers 
wohlweislich  zurück,  um  seinem  Damen- 
flügel im  Eröffnungsstadium  mehr  Festig- 
keit zu  verleihen.  (Kritische  Punkte  a6 
und  c6!) 

8.  e4Xd5  .... 

Es  ist  fraglich,  ob  hier  das  Marshall- 
sche  System:  8.  Lf6:  Lf6:  9.  cd  ed,  10. 
Ld3  Lb7(?),  11.  h4  nebst  rücksichtslosem 
Bauernsturm  am  Königsflügel  ausreichen 
würde,  da  sich  Schwarz  gegen  diese 
Strategie  bereits  mit  seinem  sechsten 
Zuge    einigermaßen   gewappnet  hat   und 


*)  Vergleiche  folgende  köstliche  Partie 
Capablanca— Janowski,    New-York    1918: 

4.  Lg5  SbdT,  5.  eS  c6,  6.  Sbd2  LeT, 
T.  Ld3  de  (besser  etwa  T. . . .  0—0,  8. 
0-0  TeS,  9.  Tel  Sf8,  10.  Se5  Sf6-dT), 
8.  Sc4:  0-0,  9.  0—0  c5,  10.  Tel  (in 
Betracht  kommt  auch  10.  SceS,  um 
die  Entwicklung  des  schwarzen  Damen- 
läufers zu  behindern)    10 b6,   11.  De2 

LbT,  12.  Tfdl  Sd5,  13.  Sd6!  Lc6,  14.  Se4 
f5  (zweischneidig),  15.  LeT:  DeT:  16.  Sed2 
e5,  IT.  de  Se5:  18.  Se5:  De5:  19.  SfS  DeT 
(auf  19. . . .  Df6  käme  Weiß  durch  20.  Lc4 
ebenfalls  in  Vorteil),  20.  Sd4 !  (hier  haucht 
endlich  der  Springer  sein  Abenteuererleben 
aus)  20....  cd,  21.  Tc6:  Sb4,  22.  Lc4t 
Kh8,  23.  Te6  d3,  24.  Td3:  Dc5,  25.  Td4 
b5,  26.  Lb5:  Sa2:  2T.  Lc4  Sb4,  28.  Dh5 
g6,  29.  Tg6:  (unzureichend  wäre  29.  TdT!? 
gh,  30.  Th6  wegen  30....  TfT)  29.... 
Tad8,  30.  TgT!  Aufgegeben  (denn  auf 
30....  KgT:  entscheidet  31.  Dg5t  Kh8,  32. 
Td8:,  drohend  33.  Df6#). 


341 


auch  seinen  Damenläufer  viel  wirksamer 
auf  der  geöffneten  Diagonale  c8-h3  ver- 
wenden  könnte   (10....    Le6  statt    10 

Lb7?). 

Im  übrigen  würde  ein  solches  Drauf- 
losgehen dem  Capablanca'schen  Spieltypus 
wenig  entsprechen,  dagegen  kommt  an 
der  Textstelle  zunächst  auch  der  abwar- 
tende Zug  8.  Tel  in  Betracht, 

8 e6Xd5 

Falls  nun  8. . . .  Sd5,  so  9.  LgS! 

9.  Ddl— b3  .... 

Der  Weltmeister  wird  infolge  der 
„neuen"  Spielbehandlung  nervös.  Ruhiger 
geschah  in  der  ersten  Matchpartie  Grün- 
feld—Tartako  wer,  Wien  1922: 

,9.  Ld3  Le6!   (statt  des  üblichen  Lb7. 

—  Übrigens  kommt  auch  sofort  9 c5, 

10.  de  bc  mit  den  berühmten  „hängenden" 
Bauern  trotzdem  wohl  in  Betracht),  10. 
Se5!  Sfd7!  11.  Sd7:  (oder Partie Jacobsen- 
Tartakower,  Kopenhagen  1923:  11.  Lg3 
Se5:  12.  de  [vielleicht  12.  Le5:]  f5,  13. 
f4   Sc6   mit  gutem  Spiel  für  Schwarz). 

11....  Sd7:  12.  Lg3  c5  (sicherer  ist 
12. . . .  a6  und  falls  darauf  13.  De2,  so 
13 c5!  mit  Gegenchancen),  13.  La6  cd, 

14.  ed  Lh4  (plant  ein  interessantes  Quali- 
tätsopfer, sonst  könnte  auch  einfach  14 — 
Lh4,  15.  Lb7  Lc3:t  16.  bc  De7,  17.  0-0 
Tad8, 18.  La6  Sf6  mit  Ausgleich  geschehen), 

15.  Lb7  Lg3:  16.  La8:  Lf2:t  17.  Kf2:  Df6t 
18.  Kgl  Ta8:  19.  Dd2  Dg6!  mit  großen 
praktischen  Chancen  für  Schwarz.*) 

9 Lc8— e6 


*)  Weiß  wähnte  sich  bis  zum  Schluß 
im  Vorteil,  wurde  jedoch  wie  folgt  über- 
rannt: 

Stellung  nach  dem  39.  Zuge  von  Weiß. 
Schwarz:  Tartakower. 


Weiß:  Grünfeld. 

Es  folgte: 

39 Ld5Xg2!! 

40.  Tg5— g4  .... 

Oder  40.  Kg2:  Ke3,  41.  Kgl  f3,  42.  Tg3 
Tg8!  bezw.  40.  Tg2:  f3,  41.  Tf2  Ke3. 
40 Lg2-f3 


Die  Pointe  des  von  Schwarz  erdachten 
Permutationssystems,  dieweil  keine  poli- 
zeiliche Vorschrift  besteht,  den  schwarzen 
Damenläufer  unbedingt  nach  b7  entwickeln 
zu  müssen!  Auf  e6  steht  er  zweifellos 
freier  und  wirksamer  („Tartako  wer's  Patent- 
zug!" schreibt  Maröczy). 

10,  Tal— dl  c7— c6 
Um   endlich  den  Damenspringer  ent- 
wickeln zu  können.  In  einer  späteren  Partie 
Bernstein-Tartakower,  Karlsbad  1923,  ge- 
schah aber  sofort  10....  Se4,  11.  Le7:  De7: 

12.  Le2  c6,  13. 0—0  Sd7  mit  guten  Chancen 
für  Schwarz. 

11,  Db3— c2  Sf6— e4! 
Ein    unerwarteter  Ausfall,    der    dem 

Kampfe  ein  sehr  lebhaftes,  ja  sogar  wildes 
Gepräge  verleiht. 

12.  Lh4Xe7  DdSXeT 

13.  Sc3Xe4  .... 

Vorsichtiger  wäre  immerhin  13.  Ld3, 
obwohl  Schwarz  auch  dann  mit  13. . . .  f5 
eine  gut  befestigte  Stellung  im  Zentrum 
erlangen  würde. 

13.  .  .  ,  ,  d5Xe4 

14.  Dc2Xe4  .... 

Zu  passiv  wäre  etwa  14.  Sd2  Lf5 
(auch  14....  Ld5,  15.  Lc4  Sd7,  16.  Ld5: 
cd,  17.  Tel  Tac8  mit  dem  Opferangebot 
zweier  Türme  für  die  Dame  kommt  wohl 
in  Betracht.  —  Ungünstiger  wäre  dagegen 
für  Schwarz  14....  f5,  15.  Lc4!),  15.  Lc4 
(15.  f3??  ef,  16.  Df5:  De3t  nebst  Matt) 
15....  Sd7,  16.  0-0  Lh7  usw.  mit  fort- 
gesetztem Druck  im  Zentrum. 

14 De7— b4t 

15.  Sf3— d2  .... 
Oder  aber    15.  Td2  La2:    16.    Ld3  f5, 

17.  Df4  Ld5!  18.  Lf5:  Sd7  usw.  mit  Angriff, 
beziehungsweise  konservativer  16. . . .  g6mit 
herauskristallisierten  Gegentrümpfen  von 
Schwarz  am  Damenflügel  (hiezu  eine 
Remiswendung:  17.  0-0  Ld5,  18.  Df4 
Lf3:  19.  Dh6:  Dd2:  [gefährlich  19. . . .  Lh5, 
20.  Tc2  De7,  21.  f3  Tf8,  22.  Tel  usw.], 
20.  Lg6:  fg,  21.  Dg6:t  mit  ewigem  Schach!) 

15 Db4Xb2 

Ein    Fehler   wäre    jetzt    15 La2: 

wegen  16.  b3! 


Präziser   als   40....  Ke3,   41.  Te2:t! 
Ke2:  42.  Tg2:t  usw. 

41.  Tg4Xf4t  Kd4-e3 

42.  Tf4-f7  .... 
Oder  42.  Tc4  Kf2,  43.  Tccl  Tg8,  44. 

h4  Tg2t  45.  Kh3  Lg4#. 

42 Ke3-f2 

Weiß   gibt   auf,   da   43.  Te2:t  Te2: 
44.  Ta7:  Tel!  zum  Matt  führt. 


-  342 


16.  Lfl— d3  g7— g6 

17.  De4— f4  Kg8— g7! 

Um  den  Vorstoß  h2— h4-h5Xg6t 
nicht  zu  begünstigen  und  anderseits  nach 
17. . . .  De5t  18.  Kh7  das  Tempo  mittels 
Sd7  zurückzugewinnen. 

18.  h2— h4  SbS— d7 

19.  Sd2— e4  Db2Xa2! 

Hiemit  hat  Schwarz  ein  starkes 
Übergewicht  am  Damenflügel  erlangt,  muß 
sich  aber  freilich  auf  der  Rochadeseite 
einige  Sticheleien  gefallen  lassen. 

20.  h4— h5  g6— g5! 
Schlecht  wäre   20. . . .  Th8  wegen  21. 

hg  fg,  22.  Dd6  Dd5,  23.  De7t  usw.  mit 
allerlei  Gefahren  für  Schwarz. 

21.  Df4— g3  .  .  ,  . 

Natürlich  nicht  21.  Sg5:  wegen  des 
Zwischenschachs  21 DaSf  nebst  Dg5: 

21.  ....  Da2— a5t? 

Nun  aber  geht  Schwarz  in  der  Aus- 
nutzung    seines     Stellungsvorteils     fehl. 

Richtig  war   sofort   21 f5,   da   darauf 

etwa  22.  Sd2  f4!  23.  ef  Tf4:  zur  eklatanten 
Überlegenheit  für  Schwarz  führt  und  auch 
das  Springeropfer  22.  Sg5:  hg,  23.  Dgöif 
Kf7,  24.  h6  (24.  Lf5:?  Daöf)  Tg8!  25.  Dhöf 
Tg6!  26.  h7  Th8  nebst  Sf6  mit  Fiasko  für 
Weiß  endet.  Nach  dem  Textzuge  aber  ge- 
lingt es,  durch  seine  feine  Königsantwort, 
dem  Weißen  die  Verbindung  der  Türme  her- 
zusteilen  und  hiedurch  neue  Chancen  zu 
erhalten  (siehe  Anmerkung  zum  27.  Zuge 
von  Schwarz). 

22.  Kel— e2!  f7— f5! 

Erzwingend  und  erzwungen. 
Auf  etwa  22. . . .  Kh8  würde  23.  Sd6:  die 
Freiheit  des  schwarzen  Handelns  sehr  be- 
hindern. Ebenso  würde  22. . . .  f6,  23.  Tel 
und  sogar  die  vereinfachende  Wendung 
22. . . .  Lf5,  23.  Dd6  Dd5,  24.  Dd5:  cd, 
25.  Sd6  Ld3:t  26.  Td3:  nebst  Tc3  usw. 
trotz  des  gegnerischen  Bauernübergewichts 
sehr  gute  Spielchancen  für  Weiß  ergeben. 
Stellung  nach  dem  22.  Zuge  von  Schwarz. 


ftW^y     W^,     '^^     Im 

»Ä    »    cü.    m. 
mi    mMm    m 


23.  Se4Xg5!  .... 

Es  ist  augenscheinlich,  daß  der  Sprin- 
gerrückzug 23.  Sd2  nach  23. . . .  f5— f4  zur 
unhaltbaren  Stellung  für  Weiß  führen 
würde. 


23 

24  Dg'3Xg5t 

25,  h5— h6 

26.  Dg5— höf 


h6Xg5 
Kg7-f7 
Tf8— gS 
Kf7— e7! 


Jetzt  wäre  26. . . .  Tg6  wegen  27.  h7 
Th8,  28.  Tal!  nebst  29.  g4  oder  eventuell 
29.  Ta7:  mit  großen  Gefahren  für  Schw. 
verbunden,  z.  B.  28. . . .  Dd5,  29.  g4  Sf6 
(besser  Kf6!),  30.  Ta7:t  Ld7,  31.  Df5:  und 
gewinnt. 

27.  h6— h7  Tg8Xg2!! 

Gewitterschach!  —  Armselig  wäre 
27. . . .  Th8,  28.  Dg5t  Kd6  (28. ...  Sf6? 
29.  Th6),  29.  Dg3t  und  Weiß  kann  schon 
Remis  halten,  während  jetzt  weitere  wilde 
Verwicklungen  entstehen. 

28.  Ke2— fl  .... 

Wenn  sofort  28.  h8D  Th8:  29.  Dh8:, 
so  29....  Da2t  30.  Td2  Tf2:t  31.  Kf2: 
Dd2:t  und  Schwarz  hat  bei  heftiger  An- 
griffsstellung zwei  Bauern  für  die  Qualität. 

28 Da5— d5! 

29.  h7— h8D  Ta8Xh8 

30.  Dh5Xh8  Dd5— f3 

Schwarz  hat  jetzt  gute  Bauern  und 
starken  Angriff  für  die  Qualität,  doch 
verteidigt  sich  Capablanca  mit  großer 
Kaltblütigkeit  und  Feinheit. 

31.  Tdl— d2  Le6— d5 

Mit  der  Drohung  32....  Tf2:t  33. 
Tf2:  Ddl#. 

32.  Kfl— el!  Tg2— g8 

Besser  war  wohl  Tg5,  da  sich  Bf5 
bald  als  schutzbedürftig  erweist.  —  Eine 
interessante  Wendung  ergibt  sich  nach 
32....  Sf6,  33.  Th6  (besser  33.  Tfl) 
Tglf  34.  Lfl  Tfl:t  35.  Kfl:  Dg2t  36. 
Ke2!  (36.  Kel  Dglf  37.  Ke2  Lf3t!  38. 
Kd3  Dblf  und  gewinnt)  36....  Lf3t 
37.  Kd3  Dflf  38.  Kc2  Le4t  39.  Kb3  Db5t 
40.  Ka3  Da5t  41.  Kb3  Ld5t  42.  Kc2  Da2t 
43.  Kel  Dalf  44.  Kc2  Le4t  45.  Kb3  usw. 
ohne   ersichtlichen  Gewinn   für  Schwarz. 


33. 

Dh8- 

-h4t 

Ke7— d6 

34. 

Thl- 

-fl! 

Ld5— e6 

35. 

Td2- 

-c2! 

a7— a5 

36. 

Dh4- 

-h2t 

Kd6— e7 

37. 

Ld3- 

-e2 

Df3— e4 

38. 

Kel- 

-d2 

c6— c5 

-  343  - 


Ein  trotz  seiner  Schattenseiten  not- 
wendiger Zug,  um  die  weißen  Gegen- 
drohungen (39.  f3  nebst  40.  Lc4  usw.)  zu 
paralysieren. 

39.  Le2— d3  De4— g2 
Schwarz  sieht  ein,  daß  jedes  weitere 

Festhalten  an  der  Offensive  für  ihn  nach- 
teilig wäre,  z.  B.  39....  Df3,  40.  Dh4t  Kd6, 
41.  Lb5  usw. 

40.  Dh2— h4t  Dg2— g5 

41.  Dh4Xg5t  TgSXgö 

42.  Tfl— bl  f5— f4! 
Auf  Vorschlag   von  Weiß   Remis   er- 
klärt. Ungünstig  für  Capablanca  wäre  43. 

ef   wegen   43 Td5    usw.;   am   besten 

für  ihn  wäre  die  schleunigste  Rückgabe 
der  Qualität  durch  43.  de  Sc5:  44.  Tb6:! 
fef  45.  fe  Td5,  46.  Tc5:  Tc5:  mit  gleicher 
Stellung. 

Wie  übrigens  Capablanca  in  der  von 
ihm  für  die  Dauer  des  Turniers  redigierten 
„Times"-Rubrik  schrieb,  hätte  er  die  Partie 
an  irgendeiner  Stelle  gewinnen  sollen.  — 
Nur  weiß  man  nicht,  wo? 

Sonstige  Angriffswege. 

a)  Mit  7.  Dc2. 

Partie  Nr.  75. 

Zehnte  Matchpartie  (Havanna  1921). 

Dr.  Lasker.  Capablanca. 

1.  d2— d4  d7— d5 

2.  c2— c4  e7— e6 

3.  Sbl~c3  Sg8— f6 

4.  Lei— g5  Lf8— e7 

5.  e2--e3  0—0 

6.  Sgl— f3  Sb8— d7 

7.  Ddl— c2  .... 

Marshall's  Versuch,  wobei  eventuell 
die  lange  Rochade  intendiert  werden  soll. 

7 c7— c5! 

Am  schärfsten.   —   Auf  7. . . .  c7— c6 

ist  8.  a3  zu  empfehlen  (gut  ist  auch  8. 
Tel  mit  Einlenkung  ins  Hauptspiel,  siehe 
Partie  Nr.  66.  —  Weniger  nachhaltig 
geschah  in  der  IV.  Matchpartie  Dr.  Lasker— 
Capablanca:  8.  Ld3  mit  der  Vereinfachungs- 
folge 8....  de,  9.  Lc4:  Sd5,  10.  Le7:  De7: 
11.  0-0  Sc3:  12.  bc  b6,  13.  Ld3  g6,  14. 
a4  Lb7,  15.  a5  c5  usw.  Remis  im  30.  Zug). 
„Nach  8.  a3  b6,  9.  cd  cd,  10.  Lb5  LbT, 
11.  0-0  übt  Weiß  ein  wenig  Druck", 
schreibt  Dr.  Lasker.  Wenn  aber  8. . . .  Te8, 
so  9.  Tel  mit  Hauptspiel.    Als  ungünstig 


erwies    sich   ferner  in  einer  Lokalturnier- 
partie Becker— Dr.  Thanhofer,  Wien  1924, 

der    Versuch    8 Sh5    wegen    9.    Le7: 

De7:  10.  Ld3  usw.  — 

Daß  Schwarz  anderseits  mit  7.... 
b7— b6  ganz  ins  Hintertreffen  gerät,  haben 
zwei  berühmte  Partien,  Rubinstein — 
Teichmann,  bewiesen.  In  ihrer  Turnierpartie 
Karlsbad  1907  geschah:  8.  cd  ed,  9.  Ld3 
Lb7,  10.  0—0—0  c5  (10....  Se4,  11.  h4), 
11.  h4!  Tc8  (bezw.  Matchpartie  Wien  1908: 
11....  c4,  12.  Lf5  Te8,  13.  Lf6:  Sf6:  14. 
g4  Ld6,  15.  g5  Se4,  16.  h5  De7,  17.  Tdl 
a6,  18.  Lh7:t!  und  gewinnt),  12.  Kbl! 
Te8,  13.  de  Tc5:  14.  Sd4  Se4  (besser  Se5), 
15.  Le4:  de,  16.  Sb5!  usw.  mit  baldigem 
Sieg  der  weißen  Farben. 

8.  Tal— dl!  .... 

Hiemit  ist  mit  Zugersparnis  die  als 
günstig  für  Weiß  geltende  Variante  ent- 
standen: 7.  Tel  c6,  8.  Dc2  c6— c5,  9. 
Tel— dl!  usw. 

Weiß  soll  sich  aber  bekanntlich  in 
dieser  Stellung  hüten,  die  Spannung  im 
Zentrum  vorzeitig  aufzulösen,  z.  B.: 

a)  Partie  Rotlewi— Teichmann,  Karls- 
bad 1911:  8.  0—0-0  Da5!  9.  cd  ed,  10. 
de  Sc5:  11.  Sd5:  Sd5:  12.  Td5:  Le6  mit 
schwarzem  Vorteil,  den  Teichmann  in 
grandioser  Weise  zur  Verwertung  brachte. 

b)  Partie  Kostitsch-Teichmann,  ibid: 
8.  de?  Sc5:  9.  Tdl  Da5!  10.  cd?  ed,  11. 
Ld3  Sce4  mit  glänzendem  Spiel  für 
Schwarz 

c)  Partie  Spielmann— Tartakower, 
Berlin  1920:  8.  cd  ed,  9.  Ld3  (der  Bauern- 
gewinn nach  9.  de  Sc5:  10.  Tdl  Da5!  11. 
Lf6:  Lf6:  12.  Td5:  Le6  würde  nur  illu- 
sorischer Natur  sein)  9 c4,  10.  Lf5  g6, 

11.  Lh3  Te8,    12.  0—0   a6    und   Schwarz 
siegte  im  Endspiel. 

d)  Etwas  weniger  präzis  ist  auch 
Partie  Dr.  Goertz— Teichmann,  Leipzig 
1924:  8.  Ld3  de,  9.  Lc4:  a6,  10.  de  (besser 
10.  Tdl  Da5  mit  eventueller  Einlenkung 
in  die  Textvariante)  10....Sc5:  11.  Tdl 
Da5,  12.  0-0  b5,  13.  Le2  Lb7,  14.  a3  Db6 
usw.,  mit  überlegenem  Aktionsraum  der 
schwarzen  Partei. 


8.  .  . 

9.  Lfl 


Dd8— a5 


d3! 


Vergleiche  vorige  Anmerkung.  Viel 
weniger  nachhaltig  geschah  in  der 
VII.  Matchpartie  Capablanca— Lasker:  cd 
Sd5:  Le7:  Se7:  Ld3  Sf6  mit  Remisschluß 
im  23.  Zuge. 

9 h7~h6 

Ein  wichtiger  Präventivzug.  —  Weiß 
drohte  ja  Bauerngewinn  durch   10.  Lh7:f 

10.  Lg5— h4  c5Xd4 


—  344  — 


Schwarz  entschließt  sich  nun  selbst, 
völlige  Entspannung  im  Zentrum  durch- 
zuführen. In  einer  Partie  Sämisch— Tarta- 
kower,  Budapest  1921,  geschah  zunächst 
bloß  10.. ..  de,  11.  Lc4:  Sb6,  12.  Le2  Ld7, 
13.  0—0  Tac8,  14.  Dbl!  (echt  Sämisch)  cd, 
worauf  nunmehr  15.  Sd4 :  mit  gutem  Figuren- 
spiel für  Weiß  erfolgte. 

11.  e3Xd4  d5Xc4 

12.  Ld3Xc4  Sd7— b6 

13.  Lc4— b3  Lc8— d7 

Schwarz  entwickelt  sich  unbefangen, 
die  weiße  Schlachtordnung  ist  aber 
trotzdem  überlegen. 

14.  0—0  Ta8— c8 

15.  Sf3— e5  .... 

Ein  übereiltes  Manöver,  sicherer  war 

15.  De2,  um  den  Sc3  zu  entfesseln,  z.B.: 
15....  Lc6,  16.  d5!  mit  Vorteil,  bezw. 
15. . . .  Sbd5,  16.  Se5  Lc6,  17.  f4  mit  gutem 
Spiel  (17....Sc3:  18.  bc  Dc3:?  19.  Lei 
und  erobert  die  Dame). 

15 Ld7— b5! 

16.  Tfl— el  Sb6— d5 

Stellung  nach  dem  16.  Zuge  von  Schw. 


17.  Lb3Xd5  .... 

Wie  hier  der  geniale  Breyer  nach- 
wies, konnte  Weiß  mit  dem  überraschen- 
den, unlogisch  aussehenden  Abtausch 
17.  Lf6:!  große  taktische  Vorteile  ein- 
heimsen, z.  B.: 

a)  17....  Sf6:  18.  Sg6!!  fg  (oder  18..., 
Tfe8,  19.  Te6:!!  fe,  20.  Le6:t  Kh7,  21. 
SfSf  Kh8,  22.  Dh7t  Sh7:  j23.  Sg6X),  19. 
Te6:  Kh7,  20.  Te7:  mit  starkem  Plus  an 
Stellung  und  Material. 

b)  17....  Lf6:  18.  Ld5:  ed,  19.  Df5 
(droht  20.  Sd5:  sowie  auch  20.  Sg4)  19.... 
Le5:  (auch  19....  Lc6,  20.  Sg4  Ld8  ist 
nicht  ganz  geheuer),  20.  de  Lc6,  21.  Td4 
mit  Angriffschancen. 

Ob  jedoch  diese  „Chancen"  gegen- 
über dem  eisernen  Spiel  des  Kubaners 
zum  Gewinn  ausgereicht  hätten,  bleibt 
natürlich  dahingestellt,  weshalb  auch  die 


Behauptung  Capablanca's  gerechtfertigt 
erscheint,  wonach  er  in  keiner  Partie  des 
Matches  auf  Verlust  stand! 

17 Sf6Xd5 

18.  Lb4Xe7  Sd5Xe7 

19.  Dc2— b3  Lb5— c6 

20.  Se5Xc6  b7Xc6 

21.  Tel— e5  Da5— b6 

22.  Db3— c2  Tf8— d8 

23.  Sc3— e2  .... 

Natürlich  nicht  sofort  23.  Tc5?  wegen 
Td4:  Dagegen  wäre  23.  Sa4  Db4,  24.  a3 
nebst  Tc5  mit  Gegendruck  auf  der 
c-Linie,  sohin  mit  ausgeglichenen  Chancen 
das  Richtige. 

23 Td8— d5 

24.  Te5Xd5  .... 

Übermut  des  großen  Endspielers 
Lasker!  Wie  er  selbst  in  seinem  Match- 
buche ausführt,  war  24.  Te3  etwa  mit  der 
Folge  24. . . .  Sf5,  25.  Tb3  Dd8,  26.  Tb4 
nebst  event.  Tc4;  vorzuziehen. 

24 c6Xd5 

Nun  wendet  sich  das  Blatt:  Schwarz 
hat  seine  Bauern  vereint  und  beherrscht 
die  Damenseite*),  was  er  auch  mit  groß- 
artiger  Präzision    zum   Siege    verwertet. 

25.  Dc2— d2  Se7— f5 

26.  b2— b3  .... 

„Mittelmäßiges  Schach!",  schreibt 
Dr.  Lasker.  Besser  zunächst  26.  g3. 

26 h6— h5 

27.  h2— h3  .... 
Weiß    unterschätzt    noch   immer  die 

Voltstärke     des    gegnerischen    Druckes. 

Geboten  war  27.  g3. 

27 h5— h4! 

28.  Dd2— d3  Tc8— c6 

29.  Kgl-fl  g7— g6 

30.  Dd3— bl  .... 

Statt  dieses  viel  zu  passiven  Manövers 
käme  eher  30.  Dd2  in  Betracht. 

30 Db6— b4! 

31.  Kfl— gl  .... 

Dieses  unschlüssige  Abwarten  dürfte 
bereits  der  entscheidende  Fehler  sein. 
Geboten    war    sofort    31.  Db2,    um   den 


*)  Übrigens  eine  interessante  Illu- 
stration für  die  Zweischneidigkeit  jener 
Idee,  die  der  sogenannten  „Grünfeld'schen 
Verteidigung  des  Damenbauernspieles" 
(zwei  Bauern  gegen  einen  am  Damen- 
flügel!) zugrunde  liegt. 


345 


schwarzen  Drohungen  rechtzeitig  begegnen 
zu  können. 


31 


a7— a5!! 


Lahmlegung  rechts,  Bloßlegung  links, 
Beobachtung  in  der  Mitte. 


32. 

Dbl— b2 

a5— a4 

33. 

Db2— d2 

Db4Xd2! 

34. 

TdlXd2 

a4Xb3 

35. 

a2Xb3 

Tc6— b6 

36. 

Td2— d3 

.... 

Natürlich  nicht  36.  Tb2  wegen  36.,.. 
Tb4  mit  Simultanangriff  gegen  beide 
Isolationspunkte  von  Weiß   (b3  und  d4). 

36 Tb6— a6 

37.  g2— g4  h4Xg3 

38.  f2Xg3  .... 
Auf    38.  Kg3:  folgt  38..,.  Tal f    39. 

Kg2  Kd6  nebst  Tbl, 

38 Ta6— a2 

39.  Se2— c3  Ta2— c2 
Mit  der  Drohung  Sd4: 

40.  Sc3-dl  Sf5— e7! 

41.  Sdl— e3  Tc2— elf 

42.  Kgl— f2  Se7— c6 

43.  Se3— dl  Tel— bl 

Vermeidet  die  Falle  43. . , .  Sb4,  44. 
Td2  Tbl,  45.  Sb2  Tb2:?  46,  Tb2:  Sd3t 
47.  Ke2  Sb2:  48.  Kd2  mit  Rückeroberung 
des  Springers.  [Dr,  Lasker  im  Matchbuch.J 

44.  Kf2— e2?  .... 

Bauernverlust  ist  nicht  mehr  zu  ver- 
meiden,   denn    es    droht  Sa5  (bezw.  auf 

44.  Ke3  Sb4!),  Verhältnismäßig  am  besten 
war  aber  44.  Kel  Sa5,  45,  Kd2!  Tb3:  (45. . . . 
Sb3:?  46.  Kc2)  46.  Tb3:  und  es  wird  für 
Schwarz  immer  schwieriger,sein  reduziertes 
Kampfmaterial  entscheidend  zu  verwerten. 

44 TblXb3! 

45.  Ke2— e2  Tb3— b4 

46.  Sdl— c3  Sc6— e7 
Jetzt  droht  SfSf 

47.  Sc3~e2  Se7— f5t 

48.  Ke3— f2  g6— g5 

49.  g3— g4  Sf5-d6 

50.  Se2— gl  Sd6— e4t 

51.  Kf2— fl  Tb4— blf 

52.  Kfl— g2  Tbl— b2t 

53.  Kg2— f  1  Tb2— f2  f 

54.  Kfl— el  Tf2— a2 

55.  Kel— fl  Kg8— g7 

56.  Td3— e3  Kg7— g6 


57,  Te3— d3  f7— f6 

58,Td3— e3  Kg6— f7 

59,  Te3— d3  Kf7— e7 

60.  Td3— e3  Ke7— d6 

61,  Te3— d3  Ta2— f2  f 

62.  Kfl— el  Tf2— g2 

63,  Kel— fl  Tg2— a2 

64.  Td3— e3  e6— e5 

65,  Te3— d3  e5Xd4 

66.  Td3Xd4  ,  .  ,  , 
Wenn    66,  Ke2,  so  66....   Td2,  67. 

Td4:   (67,  Td2:  Sd2:t  nebst  Sb3)  Sg3t, 

66,  ,  ,  ,  ,  Kd6— c5 

67,  Td4— dl  d5— d4 

68,  Tdl— elf  Kc5— d5 
Weiß  gibt  auf  (69,  Tdl  Sg3t  70,  Kel 

Tg2!  mit  Springergewinn).  — 

Eine  der  besten  Leistungen  des 
logischen  Schachs! 

ÜED 

Partie  Nr.  76, 

Großturnier  zu  London  1922. 

Reti,  Snosko-Borowsky. 

[Erster  Schönheitspreis!] 

1.  d2— d4  d7— d5 

2.  c2— c4  e7— «6 

3.  Sbl— c3  Sg8— f6 

4.  Lei— g5  Sb8— d7 

5.  e2— e3  Lf8— e7 

6.  Sgl— f3  0-0 

7.  Ddl— c2  c7— c5! 

8.  Tal— dl!  c5Xd4 
Folgerichtiger  ist  zunächst  Da5. 

9.  e3Xd4  d5Xc4 

10.  LflXc4  h7— h6 

11.  Lg5— h4  Sd7— b6 

12.  Lc4— b3  Lc8— d7 

13.  0-0  Ta8-c8 
Schwarz  hat  sich  ungefähr  nach  dem 

Capablanca'schen  Muster  entwickelt  (siehe 
vorige  Partie). 

14.  Dc2— e2!  .... 

Hiemit  wird  auf  ganz  natürlichem 
Wege  das  Befreiungsmanöver  des  schw. 
Damenläufers:  Ld7— b5— c4  verhindert 
Dem  Nachziehenden  beginnen  bald  alle 
guten  Züge  auszugehen. 

14 a7— a6 

Zwecks  Ausführung  des  längst  ge- 
hegten Planes:  15....  Sbd5,  16.  Sd5:  ed, 
17.  Lf6:  Lf6:  und  Weiß  kann  wegen  18. . . . 
Lb5  den  Bd5  nicht  schlagen. 


-  346  — 


15.  Tfl— el  ,  .  .  , 

Auf  die  denkbar  einfachste  Weise 
schafft  Weiß  die  erwähnte  Absicht  aus 
der  Welt  und  droht  schon  mit  dem  Vor- 
stoß 16.  d5! 

15 Le7— b4 

Um  durch  Abtausch  sein  Spiel  etwas 
zu  erleicntern,  doch  ergeben  sich  bald 
aus  dieser  Ablenkung  des  wichtigen 
Verteidigungsläufers  neue  Gefahren  für 
Schwarz.  Ganz  schlecht  wäre  übrigens 
15.\ . .    Lc6   wegen    16.   Le6:t   und  auch 

15 Sf d5    ist    wegen    Material verlust 

(16.  Sd5:  Sd5:  17.  Ld5:  Lh4:  18.  Lb7: 
usw.)  nicht  gut  spielbar,  ungenügend 
ferner   die  Umgruppierung:    15 Dc7, 

16.  Lg3  Ld6,  17.  Se5  Tfd8,  18.  Tel  Db8, 
da  jetzt  die  Verwendung  der  Sturm- 
kolonne: 19.  Se4  Se4:  20.  Tc8:  Lc8: 
(noch  am  besten),  21.  De4:  Dc7  (es 
drohte  22.  Sf7:  Kf7:  23.  Le6:t  Le6:  24. 
De6:t  Kf8,  25.  Te3),  22.  Lc2  f5,  23.  De2 
usw.  fühlbaren  Stellungsvorteil  für  Weiß 
ergibt. 

16.  Sf3— e5!  Lb4Xc3 

17.  b2Xc3  g7— g5 

Ein  bitteres  Muß,  da  Sg4  drohte. 
Das  Bauernopfer  von  Weiß  zeugt  von 
klarer  und  zielbewußter  Strategie. 

18.  Lh4— g3  Tc8Xc3 

19.  h2— h41  Sf6--d5 
Sonst  drohte  20.  hg  hg,  21.  Dd2!  mit 

Doppelangriff  auf  g5  und  c3.  Nun  freilich 
bekommt  die  weiße  D  direkten  Zutritt  zum 
aufgelockerten  Königsflügel  von  Schwarz. 

20.  De2— h5  Kg8— g7 

21.  Lb3Xd5!  e6Xd5 
Nicht  Sd5:  wegen  22.  hg  hg,  23.  Sd7: 

Dd7:  24.  DgStf  nebst  Tel-e4— h4t. 

Stellung   nach    dem    21.  Zuge  von  Schw. 


m    Ä    Ä    » 


'mr^^mTi 


i    1 


Die  dominierende  Lage  des  Se5  im 
Zusammenhang  mit  der  zerrütteten  Stel- 
lung des  schwarzen  Königs  läßt  sich 
zweifellos  zum  Siege  ausnützen,  —  aber 
wie?   Reti   zeigt   uns   eine   elegante  und 


wie  er  in  seiner  Glossierung  darlegt, 
auch  einzig  richtige  Lösung  dieses 
praktischen  Problems. 

22.  Se5Xf7!I  .... 

Beginn  einer  Symphonie  von  beider- 
seitigen  Zwangszügen.  —  Viel  unklarer 
wäre  22.  Tbl. 

22 Tf8Xf7 

23.  Lg3— eSf  Tf7— f6 
Sonst  folgt  baldiges  Matt.   Nun  aber 

hofft  Schwarz,  das  Ärgste  überstanden 
zu  haben. 

24.  h4Xg5  h6Xg5 

25.  Dh5Xg5t  Kg7— f7 

26.  Dg5— h5t  Kf7— g8 

27.  Tdl— blü  .... 
Die    Pointe     der     ganzen       Opfer- 
kombination,  die   sonst   auf  einem  toten 
Punkt  angelangt  wäre. 

Das  bei  der  Vorausberechnung 
(im  21.  Zuge)  keineswegs  naheliegende 
Turmmanöver  bringt  neue  Angriffs- 
motive  ins  Spiel. 

27.  ....  Tc3— c6 
Gegen  die  Drohung  28.  DgSf  nebst 

Tausch  auf  f6  und  Tb6:  gab  es  keine 
genügende  Verteidigung  mehr.  Der  Tf6 
darf  offenbar  nicht  ziehen.  Falls  ?.7. . . . 
Sc4,  so  28.  Dg5t  Kf7,  29.  Tb7:  und  ge- 
winnt. Die  Hauptvariante  war  übrigens 
27....  Lb5,  28.  Tb5:!  ab,  29.  Lf6:  Df6: 
30.  TeSf  usw.  Der  Textzug  gewährt  dem 
weißen  Reserveturm  die  Möglichkeit, 
über  die  3.  Linie  entscheidend  einzu- 
greifen. 

28.  Tbl— b3  Ld7— e8 
Oder   zum   Beispiel:   28....De8,  29. 

Tg3t  Kf8,  30.  Dh8t  Kf7,  31.  Tg7t  usw., 
bezw.  29. . . .  Tg6,  30.  DhSf  Kf7,  31.  Tf3t 
und  gewinnt. 

29.  Tb3— g3t  Le8— g6 

30.  Tg3Xg6t!  Tf6Xg6 

31.  Dh^-h8t  Kg8— f7 

32.  Dh8Xd8  Tc6— c8 

33.  Dd8— h4  Schwarz  gibt  anf. 

b)  Mit  7.  Ld3. 
Partie  Nr.  77. 

Qroßturnier  zu  London  1922. 
Atkins.  Rubinstein. 

1.     d2— d4  Sg8— f6 

2    Sgl— f3  e7— e6 

3.      c2— c4  d7— d5 


347 


4.  Lei— g5  Lf8— e7 

5,  e2— e3  Sb8— d7 
a  Sbl— c3  0—0 

7.  Lfl— d3  ,  .  ,  .    • 
Besonders    Ton  Janowski    in    seiner 

Glanzzeit  bevorzugt,  nimmt  der  Textzug 
den  eventuellen  Tempoverlust  7,.., 
d5Xc4,  8.  Ld3Xc4  gern  in  Kauf,  da 
Schwarz  dabei  endgültig  seinen  Halt  im 
Zentrum  aufgeben  und  nichts  mehr 
dem  weißen  Bauernvorstoß  e3— e4 
im  Wege  stehen  würde. 

7 d5Xc4 

Der  schwarze  Gegenplan  geht  be- 
kanntlich dahin,  seine  Bauernmasse 
am  Damenflügel  unter  Tempoersparhis 
zu  mobilisieren  (a6  nebst  b5)  und  den 
Damenläufer  auf  der  freigewordenen 
Diagonale  b7— f3  zu  verwenden. 

Andere   Autoritäten    ziehen    hier   die 

alte    Verteidigung    7 b6    oder,    was 

jedenfalls  am  schneidigsten  aussieht,  so- 
fort 7 c5  vor. 

Schwerfälliger  geschah  in  einer 
Partie  Dr.  Tarrasch— Przepiörka,  Meran 
1924  (mit  Zugumstellung): 

7. . . .   c6,  8.  0—0  h6,  9,  Lh4  de,    10. 

Lc4:  b5  (besser  zunächst   10 a6  und 

wenn   darauf    11.    a4,    so  11 c5),    1 1 . 

Ld3  a6,  12.  De2  (schärfer  12.  a4)  12. . . . 
c5,  13.  Tadl  (jetzt  wäre  13.  a4  c4,  14. 
Lc2  b4,  15.  Se4  a5!  usw.  für  Schwarz 
günstig)  13,...  Dc7,  14.  Lg3  Db6,  15. 
Se5  usw.  mit  schöner  Angriffsstellung.  — 

Endlich  ist  an  der  Textstelle  auch 
der  Vorbereitungszug  7 a6  zu  er- 
wähnen, worauf  in  einer  Städtekampf- 
partie  Dr.  Scholze— Tietz,  Karlsbad  1924, 
'S.  a3  versucht  wurde, 

8.  Ld3Xc4  a7— a6 

9.  a2— a4  .  .  _ 

Tritt  zwar  der  Drohung  b7— b5  ent- 
gegen, gilt  aber  schon  mit  Rücksicht 
auf  die  Schwächung  des  Punktes  b4  für 
verdächtig. 

9^     .  ,  ,  .  c7 c5 

lo!    '  0— Ö  Dd8--a5 

Der  Weg  ins  Freie, 

11.  Ddl— e2  c5Xcl4 

12.  e3Xd4  Sd7— b6 

13.  Lc4— d3  Tf8— d8 
14  Tfl— dl  Lc8— d7 
15.     Sf3— e5                     Ld7— e8 

Eine  ähnliche  Entwicklungsmethode 
hat  Steinitz  öfters  angewendet.  —  Nun  hofft 
Schwarz,  auf  Bauernschwächen  im  feind- 
lichen Lager  spielen  zu  können. 


16.  De2— e3!  Sf6— d5 

17.  De3— g3  Le7Xg5 

Schwarz  unterläßt  es,  mit  17 f6 

das  Feld  exakter  Berechnungen  zu  ver- 
lassen, da  die  Konsequenzen  der  darauf 
in  Betracht  kommenden  Antworten  (18. 
Lh6,  18.  Dh4,  18.  Dh3  oder  gar  18,  Lh7:t) 
bei  beschränkter  Bedenkzeit  kaum  zu 
übersehen  waren. 

18.  Dg3Xg5  Sd5Xc3 

Auch  jetzt  sieht  18. . , ,  f6  sehr  ge- 
.  fährlich  aus,  da  darauf  19.  Dh4  fe,  20. 
Dh7:t  Kf8!  (auf  20..,.  Kf7  entscheidet 
21.  Lg6t),  21.  DhSf  Kf7,  22.  Dh5t  usw. 
mit  vehementem  Angriff  und  reicher 
Bauernbeute  für  Weiß  folgen  würde. 

19.  b2Xc3  Sb6— d5 

Zum  dritten  Male  verleugnet  Schw, 
die  eigentliche  Idee  seines  Springer- 
manövers im  16.  Zuge,  und  zwar  mit 
Recht,  denn  der  weiße  Angriff  nach  etwa 
19....  f6,  20.  Dh4  fe,  21,  Lh7:t  Kf8,  22, 
Td3  Sd7!  23.  Le4!  Sf6,  24.  Dh8t  usw. 
wird  unwiderstehlich.  — 

Einem  sehr  starken  Angriff  würde 
sich    Schwarz    auch     nach    19 Dc3: 

20.  Tacl  Db4  (auf  20,...  Da5  folgt  2L 
Sf7:!),  21.  Tbl  Dd6,  22.  Sg4  usw.  aus- 
setzen. Er  zieht  daher  wohlweislich  vor, 
seine  Reserven  auf  den  bedrohten 
Königsflügel  heranzuziehen. 

20.  Dg5— h4!  ,  .  .  . 

Auf  20.   c4  würde   nicht  etwa  20 

Sf6  wegen  21.  Sf7:!  usw.,  sondern  zu- 
nächst 20, . . .  h6  mit  voller  Konsolidierung 
der  schwarzen  Königsstellung  folgen. 

20 Sd5— f6 

21.  c3— c4  .  ,  ,  , 

Der   Angriffs  versuch    21.    Sg4   Sg4:l 

22.  Lh7:t?  würde  sich  nach   22....  Kh8! 

23.  Lc2t  Sf6  usw.  als  böses  Phantom 
erweisen. 

Der  Textzug  setzt  die  Serie  feiner 
Manöver  von  Weiß  fort,  wobei  seine 
Bauernschwächen  künstlich  gedeckt 
bleiben. 

21.  ....  h7— h6 

22,  Dh4— g3  .... 
Verhindert  Da5~c3, 

22 Ta8— c8 

23,  Ld3— c2  Le8— c6 

24.  Dg3~e3  .... 
Nitht   sofort  24.   Ta3   wegen   Td4:! 

Der  Textzug  verhindert  außerdem  das 
Gegenmanöver  Lc6— e4 


348 


24 

b7— b6 

25.  Tal— a3 

Lc6— aS 

26.  De3— f4r 

b6— b5 

27,  Ta3— h3 

b5Xc4 

Stellung  nach   dem  27.  Zuge  von.  Schw. 


in  UM  ■#! 


■   ■   ■   BS 
mMm^^JmßJm 


28,  Th3Xh61f  ,  .  .  . 
Eine      großzügige     Wendung,      Die 

Stellung  ist  außerordentlich  schwierig 
und  interessant.  Schwarz  findet  noch 
eine  sehr  geistreiche  Parade: 

28 Tc8— c5! 

Fatal  wäre  28..,.  gh,  29.  Df6:  usw. 
mit  baldiger  Entscheidung.  Verfehlt  wäre 
auch  28. . . .  Dd5  wegen  29.  f3  usw. 

29.  Th6— h3  ,  .  ,  , 
Natürlich  nicht  29.  de?  wegen  Tdl  .-f 

nebst  Del  #.  Ungenügend  wären  auch 
folgende  zwei  Angriffsversuche. 

I.)  29.  ThSf  Kh8:  30.  Sf7:t  Kg8,  31, 
Sd8:  Tc8,  32.  Se6:  Dd5  und  Schwarz 
gewinnt. 

IL)  29,  Tf6:  Te5:  30.  De5:  De5:  31. 
de  Tdlrf  32.  Ldl:  gf,  33.  Lc2  (notwendig 
wegen  der  schwarzen  Drohung  Le4) 
33 fe   mit   Endspielvorteil   für  Schw. 

29.  ....  Tc5— d5 

Eine  problematische  Verteidigungs- 
möglichkeit  bot   hier   29 Le4,    z.    B. 

30.  Le4:  Te5:!  und  gewinnt.  Weiß  würde 
aber  darauf  am  besten  30.  Tg3  Td4:  31. 
Tbl  Tcd5,  32.  h3!  spielen  und  vielseitige 
Angriffschancen  behalten. 

30,  Kgl— fl!  ,  ,  .  . 

Pariert  in  überraschender  Weise  die 
Mattdrohung  Del,  dagegen  würden  die 
Bauernventile  (g3  oder  f3  wirkungslos 
verpuffen. 

30 Da5— b6 

31.  Th3— g3  Td5Xd4 

In  der  Erkenntnis,  daß  auch  nach 
etwa  31. . . .  Kf8,  32.  Tg7:!  Kg7:  33.  Dgöf 
nebst  Df6:  usw.  sein  Untergang  unver- 
meidlich  wäre,   beschließt  Schwarz,   der 


Partie  ein  Ende  mit  Schrecken  zu 
bereiten. 

32.  TdlXd4  Db6Xd4 

33.  Df4Xf6  Dd4-alt 

34,  Kfl— e2  La8— f3t. 
Nun     hat    Weiß  fünf    Rücknahme- 

möglichkeiten,  von  denen  jedoch  nur 
eine  einzige  die  richtige  ist: 

35,  g2Xf3  Schwarz  gibt  auf. 

Partie  Nr.  78. 

Meisterturnier  zu  New-York  1922. 

[Erste  Runde], 

David*  Janowski.  Samuel  Rzeschewski. 

K    d2— d4  Sg8— f6 

2.  Sgl— f3  d7— d5 

3.  c2— c4  e7— e6 

4.  Sbl— c3  Sb8— d7 

5.  Lei— g5  Lf8— e7 

6.  e2— e3  c7— c6 

Üblicher  ist  hier  und  auch  im 
nächsten  Zuge  die  Vollendung  der  Ent- 
wicklung  des  Königsflügels   durch  0—0. 

7.  Lfl~d3  a7— a6 

In  der  bekannten  Schönheitspartie 
Capablanca— Dr.    Bernstein,     Petersburg 

1914,    geschah    sofort    7 de,   8.  Lc4: 

b5,  (eine  Neuerung  statt  des  üblichen 
Entlastungszuges  8. . . .  Sd5),   9,  Ld3  a6, 

10.  e4  (schärfer  ist  10.  a4.  Abwartend 
geschah  in  der  Meraner  Schönheitspartie 
Dr.  Tarrasch— Colle,    1924:    10,   0—0   c5, 

11.  De2,      worauf     das     beiderseitige 

Bauernvorgehen   11 c4?   12.  Lc2  Lb7, 

13,     e4!     usw.     zugunsten     von     Weiß 

ausschlug)  10. , . .  e5?  (richtig  war  10 

c5!    mit   gutem    Ausgleich),    11.   de  Sg4, 

12.  Lf4  Lc5,  13.  0—0  De7,  14.  Tel  usw, 
Weiß  gewann  zwar  glänzend,  doch  ist 
die  vom  Nachziehenden  gewählte 
Methode  keineswegs  zu  unterschätzen.  — 
Wegen  7.  .  .  .  0—0,  siehe  vorige 
Anmerkung. 

8.  0—0  _  ,  . 

Zweischneidiger  geschah  in  einer 
Partie  Rubinstein-Aljechin,  Hastings  1922, 
8.  a4.  In  Betracht  kommt  aber  auch 
8.  a3.  —  Wegen  8.  c5,  vgl,  den  Verlauf 
der  Partie  Nr.  70.  (Es  könnte  hier  z.  B. 


*)  Hier  wird  David  zu  Goliath! 
Der  Sieg  des  damals  7-jährigen  Wunder- 
kindes rief  in  der  gesamten  Kulturwelt 
große  Begeisterung  hervor. 


-  349  - 


folgen:  .8.  c5  e5,  9.  de  Sg4,  10.  Lf4  g5, 
11.  Lg3  Sc5:  usw,  mit  Gegenspiel  für 
Schwarz). 

8 d5Xc4 

9.  Ld3Xc4  Sd7— b6 

Schwarz  wählt  eine  schwerfällige 
Entlastungsmethode  und  kommt  bald  in 
Pösitionsnachteil.  —  Folgerichtiger  wäre 
wohl  9. . . .  b5. 

10.  Lc4— d3  Sf6— d5 

11.  Lg5Xe7  Dd8Xe7 

12.  Ddl— d2  Sd5Xc3 

13.  b2Xc3  c6— c5 

14.  Tal— bl!  Sb6— d7 

15.  a2— a4  0—0 

16.  Dd2— c2  h7— h6 

17.  Tfl— el  b7— b6 

18.  Tbl— b2  Ta8— b8 

19.  Tel— bl  De7— d6 

20.  Dc2— e2  a6— a5 

21.  Ld3— b5  Tf8— d8 

22.  h2— h3  Dd6— c7 

23.  e3— e4  .  .  ,  , 
Nachdem  Weiß  den  feindlichen  Da- 

menflügel  methodisch  geschwächt  hat, 
geht  er  nun  im  Zentrum  energisch  vor 
und  baut  sich  bald  eine  formidable 
Sturmstellung  auf. 

23 Sd7— f8 

24.  De2— e3  Lc8— d7 

25.  Sf3— e5  Ld7— e8 

26.  Lb5Xe8  Td8Xe8 

27.  f2— f4  f7— f6 

Die  Vertreibung  des  weißen  Springers 
aus  seiner  dominierenden  Position  kann 
nur  auf  Kosten  dieser  neuerlichen 
Bauernschwächung  geschehen. 

28.  Se5— f3  Sf8— d7 

29.  e4— e5  f6— f5 

30.  g2-g4  g7— g6 

31.  g4Xf5  g6Xf5 

32.  d4— d5!  Sd7— f8 

Auf  32,...  ed  folgt  33.  Dd3  und 
gewinnt  den  Bauern  bei  aufgerollter 
Stellung  des  Gegners  zurück.  Weiß  hat 
die  gebotenen  Angriffsmarken  trefflich 
ausgenutzt  und  beherrscht  jetzt  durch 
seine  Bauernmasse  das  Brett. 

33.  Tb2— g2t  Kg8— h7 

34.  c3— c4  Dc7— f7 

35.  Kgl— h2  Sf8— g6 

36.  Tbl— gl  Te8— g8 

37.  d5— d6  Df7— b7 


Stellung   nach   dem   37.  Zuge  von  Schw, 


"mm  ■  WM 

m    m  *  m^m 

m. m. ial,*^Ä 

W/^y. ^4r^^ 

M        V/M V/M. 


38.  h3— h4?  .... 
Hier     läßt    Weiß     einen     forcierten 

Gewinn    aus:    38.    Sgöfü    hg,   39.    Tg5: 

Tg7    (noch    am    schärfsten.     Auf    39 

Kh6  oder  39 De4  entscheidet  gleich- 
falls 40.  Dg3!),  40,  Dg3!  Df7,  41.  Th5 
Kg8,  42.  Th6  Se5:  43.  fe!  Tg3:  44.  Tg3:t 
Dg7,  45-  Tg7:t  Kg7:  46.  Te6:  usw. 

38 Db7— c6 

39.  h4— h5  .... 
Noch     immer    war     das     sofortige 

Springeropfer  auf  g5  entscheidend, 
während  sich  die  von  Weiß  gewählte 
Spielart  als  ungenügend  erweist. 

39 Sg6— h8 

40.  Sf3— g5t  hOXgö 

41.  f4Xg5  Sh8— g6! 
Meisterhaft    pariert.     Auch     in    der 

Folge  verteidigt  sich  der  Wunderknabe 
mit  größter  Zähigkeit  und  Präzision, 
sodaß  sein  Sieg  von  Janowski 
selbst  als  ein  wohlverdienter  bezeich- 
net wurde. 

42.  Tg2-g3  

Mehr  Chancen  bot  vielleicht  42.  Dh3, 

z.  B.  42. , . .  Sf4  (besser  42. . . .  Th8!),  43. 
g6t  Kh8!  44.  Dg3  Sg2:  45.  Dg5!  Tg7, 
46.  h6  Dd7,  47.  hgf  Dg7:  48.  Kg2:!Db7t 
49.  Kg3  Kg8,  50.  Df6  Dd7,  51.  Thl  Dg7, 
52.  De6:t  Kf8,  53.  DfSf  Ke8,  54.  ThSf 
nebst  Matt  in  3  Zügen.  [Geo  Marechal 
in  der  kanadischen  Zeitung  „La  Patrie"], 

42 Kh7— g7 

43.  Tg3— h3  Tg8— h8! 
Der  Kampf  um  die  h-Linie. 

44.  h5Xg6  Th8Xh3t 

45.  Kh2Xh3  .... 
Interessant,  aber  unzureichend  wäre 

45.  Dh3:  Th8,  46.  Dh6t  Kg8!  47.  g7 
Th7  und  die  Stoßkraft  des  Weißen  ist 
zu  Ende. 

45 Tb8— h8t 

46.  Kh3— g3  Dc6Xa4 

47.  De3— f3  f5— f4t 


—  350  — 


Das  Blaft  hat  sich  plötzlich  ^  ge- 
gewendet: Jetzt  wird  Schwarz  Herr  der 
Lage. 

48.  Kg3— g4  .  .  _ 

Auf  48.  Kf4:  folgt  48..,.  Dc4:t  49, 
De4  Th4t  und  auf  48,  Df4:  folgt  DbSf 
usw. 

48 Da4--c2 

49.  DfSXW  Dc2— e2t 

50.  Kg4— g3  De2— d3t 


51.  Kg3— g2  Dd3— e2t 

52,  Kg2— g3  De2— h2t 

53,  Kg3— f3  Th8— f8 

54.  Df4— f6t  Kg7— g8 
Wenn  54„. . .  Tf6:f,   so  55.  gff  Kg8. 

5a  d7  Dd2,  57.  g7,  drohend  fTf  usw.! 
z,  B,  57. . . .  Dd7:  58,  Ke2  Db7,  59.  Tgi 

Dc7,  60,  Kd2  DdSf   6L  Kcl  Kf71  (61 

De8,  62.  Th4  Kf7,  63.  Th8  Dg8,  64.  Kb2: 
und  gewinnt),  62.  Tg2  De&  usw.  mit 
künstlicher  Remisstellung. 


Rzeschewski's  Simultanspiel, 


55.  d6— d7  Tf8Xf6t 

56.  g5Xf6  .... 

Naheliegend  und  schlecht.  Mit  56,  ef 
konnte  das  Unheil  des  58.  Textzuges 
(Verlust  des  Bg6  mit  Schach!)  verhindert 
und  die  spannende  Partie  einem  fried- 
lichen Remis  zugeführt  werden,  z.  B, 
56.  ef!  Dd2,  57.  .f7t  Kg7,  58,  Thl  und 
nun  wäre  58,...  Dd7:?  wegen  59.  Th7t 
Kg6,  60.  f8  Sf  unzulässig,  sodaß  Schw. 
im  ewigen  Schach  sein  Heil  suchen 
müßte. 


56 Dh2— d2 

57.  Tgl-hl  Dd2— d3t 

Nicht    57...,  Dd7:    wegen    58.    f7t 
nebst  Th7t  usw, 

58.  Kf3— g2  Dd3Xg6t 

Endlich    ist  der    klare    Gewinn    in 
Sicht. 

59.  Kg2— f2  Dg6— f5t 

60.  Kf2— g2  Df5— g4t 

61.  Kg2— h2  Dg4— e2t 


351  - 


62.  Kh2— h3 

63.  Kh3— h4 

64.  Thl— gif 

65.  Kh4— g5 

T>e2— d3t 
Dd3Xci7 
Kg8— fS 
Dd7— d4 

Weiß  gibt  auf. 

*    *    * 

Ist  überhaupt  seitens  des  Anziehenden 
die  Jagd  nach  dem  ephemeren  Tempo- 
gewinn  (durch  Tel,  Dc2,  a3,  h3  usw,) 
nötig? 

Neue  und  kühne  Gedankengänge 
zeigt  uns  in  dieser  Beziehung  folgende 
kurze  Remispartie,  in  welcher  Janovvski's 
altberühmte  Leopardenkraft  dem  Welt- 
meister hart  zusetzte. 

nun 

Partie  Nr.  79. 

Weltturnier  zu  New-York  1924. 

Janowski.  Capablanca, 

[Erste  Runde!] 

1.  d2— d4  Sg8— f6 

2.  Sgl— f3  d7— d5 

3.  c2— c4  e7— e6 

4.  Sbl— c3  LfS— e7 

5.  Lei— g5  0-0 

6.  e2— e3  SbS— d7 

7.  Tal— cl  c7— c6 

8.  Lfl— d3  .... 

Von  vielen  Autoritäten  neuerlich  als 
die  nachhaltigste  Fortsetzung  erklärt. 
Weiß  geht  unbefangen  der  Entwicklung 
seines  Königsflügels  nach,  ohne  sich  um 
die  philosophisch  besten  Züge  zu 
kümmern, 

8 d5Xc4 

Auf  8. . . .  a6  könnte  einfach  9.  Ü— 0 
oder  schärfer  9.  a4  geschehen,  nicht  aber 
9.  c5  (z.  B.  Partie  Euwe— Spielmann, 
Mährisch-Ostrau  1923:  9,  c5  Te8,  10.  h3 
h6,  11.  Lf4  Lc5:!!  12.  de  e5,  13.  Se5:  Se5: 
14.  0—0  Da5  usw.  Schwarz  hat  sich  mit 
einem  Ruck  befreit  und  steht  überlegen).  — 
Als  eine  feindurchdachte  Einfügung 
des  zeitgenössischen  Eröffnungsgeistes 
geschah  in  einer  Partie  Dr.  Tarrasch— 
Spielmann,  Meran  1924:  8. . . .  h6,  9.  Lh4 

und    nun    erst    9 de,     10.    Lc4:    b5 

(Dr.  Bernstein's   Idee.  Oder   auch   gleich 

10 Sd5,   worauf   nunmehr   weder   die 

Aljechin'sche  Fortsetzung  Sc3— e4  noch 
das  Textmanöver  h2—  h4  geschehen  darf), 
11.  Lb3  (natürlicher  sieht  nach  wie  vor 
11.  Ld3  aus)  11....  Sd5,  12.  Le7:  De7: 
13.  0-0  Sc3:  14.  Tc3:  Lb7,  15.  Dd3  a5 
usw.  mit  zweischneidigem  Spiel.  — 


Ohne   Nutzen    erwies    sich   dagegen 

aus  der  Textstelle  8 Te8  in  folgender 

Partie  Aljechin— West,   Portsmouth  1923: 

9.  0—0  de,  10.  Lc4:  Sd5,  IL  Se4! 
(nun  ist  dieses  Manöver  noch  kräftiger 
als  sonst)  IL...  Lg5:  12.  Sfg5:  Sd7-f6, 
13.  Sg3  h6,  14.  Sf3  Sb6,  15,  Lb3  Sb6-d7, 
(eine  schöne  Rundreise!),  16,  e4  und 
Weiß  steht  stark  überlegen. 

9.  Ld3Xc4  Sf6— d5 

10.     h2— h4  .... 

Eine  Neuerung  im  Stile  von  Jung- 
MarshalL  Man  sieht,  wie  mancher  vor 
Jahren  verworfene  Zug  zum  neuen  tat- 
kräftigen Leben  erwachen  kann! 

Ziemlich  ausgleichend  ist  bekanntlich 
10.  Le7:  De7:  und  Schwarz  wird  sich  später 
wohl  mit  e6— e5  oder  c6— c5  emanzipieren 
können.  —  Etwas  schärfer  für  den  An- 
ziehenden ist  daher   10.   Lf4,    vgl.   Partie 

Aljechin— Selesnjew,  Pistyan  1922:  10 

Sf4:  IL  ef  Sb6,  12.  Lb3  Sd5,  13.  Dd2 
Dd6,  14.  Se5  Sc3:  15.  bc  c5,  16,  0—0 
usw.  mit  beibehaltenem  Druck.   — 

Interessant  ist  an  der  Textstelle 
(ähnlich  wie  in  der  Partie  Nr.  65)  die 
Aljechin'sche  Fortsetzung   10.   Se4,   z.   B. 

a)    10 h6,    11.  Le7:  De7:  12.  C-0 

b6  (auch  nach  12. . . .  Sd5-b6,  13,  Lb3, 
e5,  usw.  hat  Schwarz  Schwierigkeiten),  13. 
Sg3  (oder  auch  Partie  Grünfeld— Roselli, 


Meran 


r.  T3.   De2   Lb7,    14.   La6  Sf6, 


15.  Lb7:  Db7:  16.  Sd6  De7,  17,  Sc4!  usw. 
mit  besserer  Stellung)  13...,  Td8,  14. 
Ld5:!   (wenn    14.   e4,   so   14....  Sd5— b6, 

15,    Lb3   e5   usw.    mit   Befreiung)    14 

cd,  15.  Da4  mit  überlegener  Stellung  für 
Weiß.  (Partie  Aljechin^Vajda,  Ports- 
mouth 1923.) 

b)  10. . . .  Sd5— f6  (von  Kmoch  in  der 
„Wiener  Schachzeitung**  empfohlen),  IL 
Sg3  mit  verstärktem  Figurendruck  am 
Rochadeflügel. 

c)  10 Da5t  (vielleicht   noch  am 

besten),  11.  Kfl!  (präziser  als  IL  Ke2, 
wie  in  einer  bereits  früher  zitierten 
Partie  Aljechin— Muffang,   Margate    1923, 

in  ähnlicher  Stellung  folgte)    11 Lg5: 

12.  Sfg5:  h6  usw.  Schwarz  sucht  sich  zu 
befreien. 

10 f7-f6 

Ein  seltener  Fall,  daß  Capablanca 
einen  Zug  macht,  der  Schwächen  im 
eigenen  Lager  herbeiführt  (Be6),  ohne  in 
dem  folgenden  Abtausch  Springer  gegen 
Läufer  eine  genügende  Kompensation  zu 
finden.  Freilich  ist  das  Problem  der  neu- 
artig anmutenden  Stellung  keineswegs 
leicht  zu  lösen,  da  große  Gefahren  links 
und  rechts  lauern,  z.  B.: 


-  352  — 


a)  10...  h6,,  II.  Le7:  (am  „ein- 
fachsten. Inkorrekt  wäre,,  wie  Meister 
Dobias  in  „Casopis  Ceskoslovenskycii 
sachistü"  ex  1924  ausführt,  das  Opfer- 
spiel 11.  Ld3  Sc3:  12.  Tc3:  hg,  13.  hg 
g6  usw.,  bezw.  13.  LhTf  Kh7:  14.  Sg5:t 
Kg8!  [14....  Lg5:?  15.  hgf  Kg6,  16. 
Dhöf  nebst  Matt  in  6  Zügen],  15.  Dh5? 
Sf6  usw.,  bezw.  endlich  13.  Sg5:Sd7— f61 
[13....  Lg5:?  14.  LhTf  Kh8,  15.  hg  g6, 
16.  Lg6:t  Kg7,  17.  Th7t!  Kg6:  18.  DhSf 
nebst  Matt  in  3  Zügen],  14.  h5  Dd5  usw. 

mit  schwarzem  Vorteil)   11 De7:    12. 

g4!  usw.  Der  Rochadesturm  wird  durch 
die  vorher  herbeigeführte  Angriffsmarke 
(Bh6)  begünstigt. 

b)  lU. . . .  i5d7— f6  (von  Nimzowitsch 
vorgeschlagen,  um  unter  anderem  e3— e4 
zu  verhindern  und  den  Le7  beweglich 
zu  machen),  11.  Se5  h6,  12.  Df3  (auch 
das  Manöver  12.  Lc4-d3-bl  ist  stark) 
12....  Db6,  13.  Lb3Te8,  14.  g4  usw.  Der 
Königsangriff  spielt  sich  von  selbst. 

c)  10 Sc3:  (diesen  Entlastungs- 
tausch schlägt  Kmoch  vor),  11.  Tc3:  Sb6, 
12.  Le7:  (nicht  12.  Ld3  wegen  12....  fö 
nebst  Lb4)  12....  De7:  13.  Ld3  Sd7  (um 
c6— c5,  bezw.  e6— e5  zu  spielen.  Auf 
13. . . .  Td8  würde  schon  14.  Dh5  folgen), 

14.  Sd7:  Ld7:  15.  Dc2  (auf  15.  Dh5 
könnte  15....  g6,  16.  Dh6  Db4 
geschehen).  Schwarz  bleibt  jetzt  ge- 
fährlichen  Angriffen    ausgesetzt.    (15.  .  .  . 

g6,  16.  h5,  bezw.  15 h6,  16.  g4,  bezw. 

auch  15.  .  .  .  f5,  16.  g4  usw.) 

d)  Verhältnismäßig  am  besten  ist 
nach      unserem      Dafürhalten      zunächst 

10.  .  .  .  Te8,  um  die  Königslage  etwas 
zu  entlasten  und  die  Wahl  zwischen  ver- 
schiedenen Verteidigungsmöglichkeiten 
erst  im  nächsten  Zuge  zu  treffen.  — 

11.  Lg5— f4  Sd5XM 

12.  e3Xf4  .  .  .  , 
Ob    isoliert    oder    verdoppelt,    üben 

alle  drei  weißen  Bauernvorposten  (d4, 
f4  und  h4)  eine  lähmende  Wirkung  auf 
das    schwarze  Spiel  aus. 

12.  ....  Sd7— b6 

13.  Lc4— bS  Sb6— d5 
14     g2— gS                     Dd8— e8I 

Ein  sehr  feines  Verteidigüngsmanöver, 
das  die  Beweglichkeit  der  schwarzen 
Stellung  sehr  erhöht 

15.  Ddl— d3  De8— h5 

16.  Lb3— dl  Le7— b4 

17.  0—0  .... 

Danach  hat  Schwarz  eine  hübsche 
Möglichkeit,  das  Remis  zu  forcieren. 
Auch   das  „Abzugschech"    17.  Se5  würde 


nach    17 Df5   nur  zum  Dameafausch 

führen.  Am  nachhaltigsten  war  daher 
der  keineswegs  naheliegende  Zug  17, 
Kfl,  z.  B.  17....  Lc3:  18,  bc  b6,  19.  c4 
Se7  (auf  19....  La6  wäre  für  Schwarz, 
weder  20.  Sg5  Dg6,  21.  Dg6:  hg,  22.  Se6. 
Tfe8  usw.,  noch  20,  Da3  Sc7,  21.  Kg2 
Lb7  usw.  gefährlich,  dagegen  einfach  20, 
Kg2  ziemlich  unbequem),  20.  Kg2  Sg6,. 
21.  De3  usw.  mit  starken  Pressions- 
mitteln. 

17.  .  ,  .  .  Lb4Xc3 

18.  b2Xc3  .... 

Stellung  nach  dem   18.  Zuge  von  Weiß: 


mxmxm.,  m 
I :»■.■* 


18.  ....  Sd5Xf4! 

In  der  Erkenntnis  seiner  gefährdeten 
Lage  macht  Capablanca  wieder  einmal 
„une  petite  combinaison".  (Sein  Lieblings- 
ausdruck! Übrigens  hat  er  die  Wendung 
bereits  bei  seinem  14.  Zuge  vorausgesehen). 

19.  g3Xf4  Dh5— g4t 

20.  Kgl— ]il  .... 

Nicht  20.  Kh2  wegen  Df4;t  und  der 
Tel  geht  verloren. 

20 Dg4— h3t 

21.  Ktil— gl  Dli3— g4t 

Remis  durch  ewiges  Schach. 

EID 

Pillsbury's  Verteidigung. 

(alias :  Cambrigde-Sprlngs-Variante). 

Partie  Nr.  80. 

Meisterkampf  zu  Triest  1923. 
Paul  Johner.  Dr.  Tarrasch. 

[Des  ersten  Preisirägers  Glanzleistung]. 

1.  d2— d4  d7— d5 

2.  c2~c4  e7— e6 

3.  Sbl— c3  Sg8— f6 

4.  Lei— g5  Sb8— d7 


-  353  - 


Bereits  in  der  ersten  orthodoxen  Da- 
mengambitpartie:Mayet-Harrwitz  (1848)  ge- 
spielt und  meistens  mit  dem  anderen  soliden 
Verteidigungszug  Le7  pro  miscuo,  hier  je- 
doch mit  einer  von  Pillsbury  herrührenden 
Reservatidee  (c6  nebst  Da5)  gebraucht.  — 

Zu  erwähnen  ist  an  dieser  Stelle 
noch  eine  andere  mit  aggressiven  Ten- 
denzen verbundene  Spielv^eise:  4.... 
Lf8— b4,  die  von  Capablanca  (oft  auch  nach 

vorherigem  4 Sbd7,  5.  e3)  angewandt 

wurde  und  ihren  schlechten  Ruf  nicht  zu 
verdienen  scheint,  z.  B.: 

a)  Partie  Capablanca— Marshall,  New- 
York  1924:  4. . . .  Lb4  (hier  wird  der  Welt- 
meister mit  seinen  eigenen  Waffen  be- 
kämpft), 5.  Sf3  (alles  eigentlich  bei 
folgender  Zugreihe  entstanden:  1,  d4  d5, 
2.  Sf3  e6,   3.  c4  Sf6,   4.  Sc3  Lb4,    5.  Lg5 

usw.)    5 c5    (um  Da5  zu  spielen),    6. 

Lf6:  (oder  Partie  Schapiro— Marshall, 
Lake  Hopatcong,  1923:  6.  e3  Da5,  7.  Lf6: 
gf!  8.  Db3  Ld7,  9.  a3  de  [9....  La4,  10. 
ab],  10.  Lc4:  Tg8  mit  vollwertigem 
Gegenspiel)  Df6:  7.  cd  ed,  8.  e3  Sc6,  9. 
Lb5  0—0,  10.  0-0  Lc3:  11.  bc  Lg4,  12. 
Tbl  Tac8,  13.  de  Dc3:  14.  Dd5:  Tfd8, 
15.  De4  Lf3:  16.  Df3:  Dc5:  17.  Lc6:  bc,  18. 
Tb7  Tf8  usw.  mit  baldigem  Remisschluß. 

b)  Partie  Eduard  Lasker— Capablanca, 
New-York  1915:  4....  Sbd7,  5.  Sf3  (alles 
eigentlich  bei  folgender  Zugreihe  ent- 
standen: 1.  d4  d5,  2.  Sf3  Sf6,  3.  c4  e6, 
4.  Sf3  Sbd7,  5.  Lg5  usw.)  5....  Lb4,  6. 
e3  (od.  P.Roland-Capablanca,  Buenos  Ayres 
1914:  6.  Da4  c5,  bezw.  P.  Rzeschewski-Ed. 
Lasker,  New-York  1 923 : 6.  Db3  c5, 7.  e3  Da5, 
8.  Lf6:  Sf6:  9.  Ld3  [sicherer  9.  Sd2]  9....  b5! 
10.Dc2?  [konsequenter  jedenfalls  10.  cbc4, 

11.  Lc4:  de,  12.  Dc4:  mit  Bauernäquivalent 
für  die  Figur]  10 bc  usw.  mitentschei- 
dendem B-Gewinn  für  Schw.) 

6 —  c5,  7.  Ld3  (ohne  Wirkung  wäre 
hier,    nachdem    Schwarz   seinen    c-Bauer 

offensiv  vorstieß,  7.  Sd2  wegen  7 cd, 

8.  ed  Lc3:t  9.  bc  Da5!  10.  Dc2  de,  11. 
Lf6:  Sf6:  12.  Sc4  Dc7  usw.  mit  gutem 
Gegenspiel.  —  In  Betracht  kommt  aber 
7.  Dc2  Da5,  8.  cd  ed,  9.  Ld3  c4,  10.  Lf5! 
usw.  mit  w^eißer  Initiative). 

7.. ..Da5,8.Db3  (in  Betracht  kommt  auch 
hier8.Dc2,z.B.8....Se4,9.0-0Sc3:10.a3od. 
9....  Lc3:10.bcSc3:ll.TfclSe4,12.Le4:de, 
13.  De4:  mit  schönem  Angriffsspiel). 

8 —  Se4    (Schwarz    verschmäht   die 

vorerwähnte  Kombination  8 b5,  9.  cb 

c4  usw.,  womit  er  eine  Figur  für  drei 
Bauern  gewinnen  konnte),  9.  0-0  Sg5: 
10.  Sg5:  cd,    11.  Sb5  (es  drohte  de)  Sc5, 

12.  Dc2  Sd3: 13.  Dd3:,  worauf  jetzt  Schwarz 

statt   des    ausgleichenden    13 a6   mit 

13....  Le7,  14.  Sf3  de,  15.  fe  de,  16.  Dc4: 
0—0  in  Vorteil  kommen  konnte.  — 


c)  Partie  Tartakower— Hromadka, 
Mährisch-Ostrau  1923:  4....  Sbd7,  5.  e3 
Lb4,  6.  cd  (vielleicht  ist  hier  der  Tempo- 
verlust 6.  a3  die  beste  Methode,  Klärung 
ins  Spiel  zu  bringen). 

6. . . .  ed,  7.  Ld3  c6,  8.  Sf3  (in  Betracht 
kam  auch  8.  Sge2)  8....  h6  (oder  Partie 
Maröczy— Ed.  Lasker,  New-York  1924: 
8....  0—0,  9.  0—0  Te8,  10.  Dc2  h6,  11. 
Lh4  Sf8,  12.  a3  Le7,  13.  b4  mit  der 
Drohung  b4— b5),  9.  Lh4  Da5,  10.  Dc2 
0—0,  11.  0-0  Te8,  12.  a3  Lc3:  (besser 
vielleicht  12....  Le7),  13.  bc  Se4,  14.  c4 
usw.  Weiß  steht  etwas  freier.  — 

5,  Sgl— f3  .... 
Präziser  ist  vielleicht  zunächst  5.  e3, 

wobei  dann  im  Falle  von  5 c6,  6.  Ld3 

Da5,  7.  Lh4!  Lb4  sogar  die  neuartige 
Entwicklungsidee  8.  Sge2  beachtenswert 
erscheint.  [Wagner  in  den  „Deutschen 
Schachblättern"]. 

5 c7— c6 

Oder   5 Le7  mit  Einlenken  in  die 

übliche  Orthodoxerei  (Partien  63  bis  79!) 
—  Wegen  5 Lb4  siehe  vorige  An- 
merkung. —  Eine  interessante,  jedoch 
nicht  ganz  stichhältige  Neuerung,  die 
dem  Nachziehenden  mehr  Freizügigkeit 
verschaffen  soll,  wurde  in  einer  Partie 
Aljechin— Wolf,  Wien  1922,  versucht:  5. . . . 
h6,  6.  Lh4  de,  7.  e3  Sb6  mit  der  Folge:  8. 
Lc4:  (logischer  8.  Se5)  Sc4:  9.  Da4t  Ld7, 
10.  Dc4:  Le7,  11.  0-0  0—0,  worauf  jetzt 
statt  12.  Tacl  Lc6!  13.  Se5  Ld5!  usw.  viel 
energischer  12.  Se5!  geschehen  sollte. 

6,  e2— e3  Dd8— a5 
Von  Dr.  Tarrasch    als    der    „geniale 

Pillsbury'sche  Ausfall"  bezeichnet,  gelangte 
dieses  Damenmanöver  zuerst  in  der 
Partie  Tarrasch— Albin,  Nürnberg  1896, 
später  aber  insbesondere  im  Turnier  zu 
Cambridge-Springs  1904,  zur  Anwendung. 

7,  Sf3~d2  .... 
Gilt  als  das  Beste.  —  Schwächlich  ist 

7.  Dc2  wegen  7. . . .  Se4,  8.  cd  Lb4!  usw.  und 
minderwertig  geschah  in  der  6.  Wettpartie 
Rubinstein-Schlechter,  Berlin  1918:  7.  Db3 
Se4, 8.  Lh4,  worauf  statt  8. . . .  Lb4  viel  ener- 
gischer 8....  g5, 9.  Lg3  h5!  usw.  mit  überlege- 
ner Stellung  für  Schw.  geschehen  konnte.  — 

Keine  besondere  Wirkung  erzielt  der 
sofortige  Figurentausch  7.  Lf6:  z.  B.  Partie 
Capablanca— Ed.  Lasker,  New-York  1924: 
7.  Lf6:  Sf6:  8.  Ld3  Lb4,  9.  Db3  de,  10.  Lc4: 
0-0,  11.  0-0  Lc3:  12.  bc  b6,  13.  Se5  Lb7, 
14.  Le2  c5!  und  es  gelang  bald  dem  Nach- 
ziehenden auszugleichen.  — 

Hingegen  besteht  die  neueste,  von 
Dr.  Tarrasch  herrührende  Tendenz  bei 
der  Behandlung  dieses  Systems  (wie  des 
Damengambits  überhaupt!)  in  dem  nur 
scheinbar    auflösenden   Bauerntausch    7. 


Dr.  S.  G.  Tartakower:  Die  hypermoderne  Schachpartie. 


354  — 


cd,  z.  B.:  Partie  Janowski— Bogo- 
Ijubow,  New-York  1924:  7.  cd  ed  (wenn 
7....  Sd5:,  so  8.  Db3!  Lb4,  9.  Tel  nebst 
event.  10.  e4  mit  weißem  Vorteil),  8.  LdS 
Se4,  9.  0—0!  Sg5:  (Der  Bauernraub  9. . . . 
Sc3:  10.  bc  Dc3:  wäre  für  Schwarz  nicht 
ersprießlich,  da  er  in  seiner  Entwicklung 
ganz  zurückbleibt),  10.  Sg5:  Le7,  11.  f4 
Sf6,  12.  Del  Db6,  13.  Tbl  Ld7,  14.  Sf3 
Kf8,  15.  Se5  usw..  Weiß  steht  überlegen. 
(Vgl.  hiezu  auch  die  nächste  Partie 
Marshall— Bogoljubow). 

7 Lf8— b4 


Nach  7. . . .  S84,  8.  Sde4:  de,  9.  Lh4! 
e5,  10.  Le2  usw.  bleibt  Weiß  im  Vorteil. 
Auch  die  von  Rubinstein  in  Collijn's 
Lärobok  vorgeschlagene  „Verstärkung": 
7....  de,  8.  Lf6:  Sf6:  9.  Sc4:  Dc7  nebst 
Le7,  0—0,  Tfd8,  Lc8— d7— e8  usw.  ver- 
mochte sich  in  der  modernen  Meister- 
praxis nicht  zu  behaupten,  da  Schwarz 
doch  an  asthmatischen  Beschwerden 
leidet,  nachdem  er  auf  die  Befreiungs- 
stöße e6— e5  oder  c6— c5  dauernd 
verzichten  muß,  z.  B.: 

a)  Partie  Euwe— Seitz,  Hastings  1924: 

10.  g3  (eine  sehr  beachtenswerte  Idee  von 
Leonhardt)  10....  Le7,  11.  Lg2  0-0,  12. 
0-0  TdS,  13.  Db3  Ld7,  14.  Tacl  Le8,  15. 
Tfdl  Tac8,  16.  e4  usw.  mit  vielverspre- 
chendem Spiel  für  Weiß. 

b)  Partie  Grünfeld— Johner,  Teplitz- 
Schönau  1922:  10.  Tel  Le7,  11.  Ld3  (oder 
jetzt  11.  g3,  Partie  Selesnev-Wolf,  Pistyan 
1922,  mit  ähnlichem  Verlauf  wie  sub  a) 
11....  Ld7,  12.  0—0  0—0,  13.De2Tfd8,  14. 
Tfdl  Le8,  15.  Se5  Da5  (in  einer  Beratungs- 
partie Teichmann-Rubinstein,  Berlin  1921, 

geschah   hier  sofort    15 Tac8,  worauf 

jedoch  16.  Sa4  vorteilhaft  ist),  16.  Df3! 
Tac8,  17.  a3  usw.  Weiß  steht  über- 
legen. — 

8.  Ddl— c2  .... 

Der  Kenner  Teichmann  hält  sonder- 
barerweise 8.  Dcl  für  besser,  vergl.  Partie 
Teichmann— Chajes,  Karlsbad  1923: 

8.  Dcl  de,  9.  Lf6:  Sf6:  10.  Sc4:  Dd8, 

11.  Ld3  0—0,  12.  0—0  c5,  13.  Tdl  usw. 
Weiß  steht  gut. 

8 0—0! 

Bei  den  früher  üblichen  Methoden  8....  de, 
9.Lf6:  Sf6:  10.Sc4:  Dc7,  ll.Ld3usw.  bezw. 
8....  Se4,  9.  Sde4:  de,  10.  Lh4!  usw.,  blieb 
Weiß  im  Stellungsvorteil.  Die  nervenstarke 
Textfortsetzung,  die  alle  Drohungen  (de 
oder  Se4)  noch  einen  Zug  lang  in  Schwebe 
läßt,  rührt  von  Bogoljubow  her  und  hat 
den  Vorzug,  den  Gegner  zur  Erklärung 
zu  zwingen. 

9.  Lor5Xf6  .... 


Natürlich  nicht  sofort  9.  Ld3?  wegen 

9 de  mit  Figurgewinn.    Als  ungünstig 

erwies  sich  jedoch  auch  9.  Le2  wegen 
9....  e5!  10.  de  (oder  10.  Lf6:  Sf6:  11. 
de  Se4,  12.  Se4:  de,  13.  0-0  Lf5!  mit 
Vorteil  für  Schwarz)  10....  Se4!  11.  Se4: 
de,  12.  0-0  Lc3:  13.  bc  Se5:  14.  De4:  f6, 
15.  Lf4?  (besser  jedenfalls  15.  Lh4) 
15....  Lf5!  16.  Dd4  Tad8  und  Schwarz 
erobert  überraschenderweise  die  Dame 
(Partie  Grünfeld—  Bogoljubow, 
Mährisch-Ostrau  1923). 
9 Sd7Xf6 

10.  Lfl— d3  Tf8— d8 
Schwarz   will    der  Partie  einen  mehr 

geschlossenen  Charakter  geben;  besser 
ist  aber  wohl  10. . . .  Te8  mit  der  Tendenz, 
so  rasch  als  möglich  zum  Befreiungsvor- 
stoß e6— e5  zu  gelangen*).  —  Noch  immer 
verfehlt  geschah  in  einer  Partie  Gilg— 
Dr.  Schindler,  Karbitz  1924:  10....  de,  11. 
Sc4:  Dh5  (besser  jedenfalls  Dc7),  12.  0-0 
und  Weiß  kam  in  Vorteil. 

11.  0—0  Lc8— d7 

In  einer  Partie  Przepiörka-Spielmann, 

Meran  1924,    geschah    gar    sofort    11 

Lf8.  Am  zweckmäßigsten  dürfte  hier  aber 

11 Dc7    sein,    um  12.    c5   mit  e6— e5 

beantworten  zu  können. 

12.  a2— a3  Lb4— f8? 

13.  c4— c5!  .... 
Mit     diesem     und     dem     folgenden 

Bauernvorstoß  wird  Schwarz  auf  den 
beiden  Flügeln  systematisch  blockiert.  Es 
war  daher  besser,  vor  zwei  Zügen  auf 
c4,  zumindest  aber  im  vorigen  Zuge  auf 
c3  zu  nehmen,  statt  der  Zweiläufer-Utopie 
nachzujagen. 

*)  Ein  spannendes  Remis  ergab 
folgende  Partie  Becker— Spielmann,  Wien 
1923:  10....  Te8,  11.  0— 0  e5,  12.  cd  cd, 
13.  de  (sicherer  geschah  in  einer  späteren 
Partie  desselben  Turniers  Grünfeld— 
Becker  vorerst  13.  Sb3)  13....Te5:  14. 
Sf3  Th5  (Schwarz  verschmäht  die  Verein- 
fachung 14....  Lc3:  15.  Dc3:  Dc3:  16.  bc 
Te7  usw.  mit  völligem  Ausgleich),  15.  a3 
Lf8,  16.  Sb5  Lg4,  17.  b4  Db6,  18.  Dc7! 
Dc7:  (das  Damenopfer  18....  Lf3:  19. 
Db6:  Tg5  glückt  zwar  nach  20.  Sd4  Lg2:! 

21.  f4  Lfl:t  22.  fg  ab  usw.  mit  Vorteil 
für  Schwarz,  scheitert  jedoch  nach  20. 
Df6:!  gf  [bezw.  20. . . .  Tg2:t  21.  Khl  Tg3t 

22.  Df3:  Tf3:  23.  Kg2  mit  Turmfang!],  21. 
g3  nebst  Sd4  und  Weiß  steht  stark  über- 
legen), 19.  Sc7:  Tc8,  20.  Sb5  Lf3:  21.  gf 
a6,  22.  Sd4  Te5  (am  Heimweg),  23.  Tf  cl 
Tee8,  24.  Lf5!  Tc4!  25.  Ld3  Tcc8,  26. 
Lf5  (Weiß  hat  nichts  Besseres.  Auf  26. 
Kf  1  könnte  26. . . .  g6,  27.  Ke2  Lg7  nebst 
Sd7  folgen).  Unentschieden. 


355 


13 

Da5— c7 

14.      f2— f4 

g7-g6 

15.    Sd2— f3 

Sf6— g4 

16.    Tal— el 

Ld7— e8 

17.      h2— h3 

Sg4— h6 

18.      g2-g4 

f7— f6 

19.      g4-g5 

.... 

Damit    wird 

e6— e5    für  immer  ver- 

hindert. 

19 

f6Xg5 

20.     Sf3Xg5 

Dc7— d7 

21.    Kgl— h2 

Sh6— f5 

22,     Tfl— gl 

Lf8-g7 

23.    Sc3— dl! 

b7— b6 

Beginn  einer  Gegenaktion  auf  dem 
Damenflügel,  die  jedoch  keinen  genügen- 
den Nährstoff  findet. 

24.  b2— b4  b6Xc5 

25.  b4Xc5  Ta8— b8 

26.  Ld3— a6  h7— h6 

27.  Sg5— f3  Dd7— c7 

28.  Tgl— g2  Dc7— a5 

29.  Dc2— e2  Tb8— b3 

30.  La6— d3  Da5Xa3 

31.  Ld3Xf5  e6X^5 

32.  Sf3— h4  Td8— b8 

33.  Tel— gl  .... 

Natürlich  nicht  sofort  33.  Sg6:,  weil 
die  Dame  nach  33....  Lg6:  34.  Tg6:  Tb2 
usw.,  verloren  geht. 


33 

34!  Kh2— hl 

35.  Sh4Xg6 

36.  Tg2Xg6 


Tb3— b7 

Tb7— e7 

Le8Xg6 

Kg8— f8 


Der  König  versucht  vergebens  zu 
entrinnen.  Die  folgenden  Manöver  von 
Weiß  sind  ebenso  fein  als  zwingend. 


37.  De2— c2 

38.  Dc2— g2 

39.  Tg6Xc6 

40.  Tc6— c8t 

41.  Dg2Xg7! 

42.  TglXg7t 

43.  Tg7Xd7 

44.  Tc8-~c6t 

45.  Td7— h7 

46.  Tc6 — g6 

47.  Tg6-g5 


Te7— f7 

Tb8— b7 

Tb7— d7 

Kf8— e7 

Tf7Xg7 

Ke7— f6 

Kf6— g6 

Kg6— h5 

Kh5— h4 

h6— h5 

Schwarz  gibt  auf. 


Paul  Johner. 

Für  den  Schweizer  Meister  Paul 
Johner  gibt  es  nur  eine  Spielnuance: 
Fortissimo ! 

Partie  Nr.  81. 

Weltturnier  in  New-York  1924. 
Marshall.  Bogoljubow. 

[Zweiter  Schönheitspreis]. 

d2— d4  Sg8— f6 

Sgl— f3  e7— e6 

Lei— g5  d7— d5 

(Lenkt    ins  regelrechte  Damengambit 

In  Betracht   kommt  aber  auch  3 

c5,  vgl.  den  späteren  Abschnitt:,,  Indisch"). 

4.     e2— e3  .... 

Wie  bereits  bei  der  Partie  Nr.  74  er- 
wähnt, könnte  Schwarz  beim  sofortigen 
hinlenken    ins  Damengambit:    4.  c4    mit 

4 h6!  5.  Lh4  (stilwidrig  7.  Matchpartie 

Ed.  Lasker-Marshall :  5.  Lf6:  Df6:  usw.)  5. . . . 
de,  6.  e3  b5  usw.  den  Gambitbauern  kapern. 
In  einer  P.Janowski-Tartakower, New-York 
1924,  folgte  (mit  Zugumstellung):  7.  Sc3  c6, 
8.  Le2  Sbd7,  9.  a4  Db6,  10.  0-0  Lb4,  11. 
Dc2  Lb7,  12.  b3  cb,  13.  Db3:  Lc3:  14. 
Dc3:  b4,  15.  Db2  a5  usw.  mit  befestigtem 
Mehrbauer  für  Schwarz. 


1. 
2. 
3. 

ein. 


356 


Sb8— d7 


Ein  weit  bequemeres  Spiel  erhält 
Schwarz  bei  4...  c5!  5.  c3  Db6,  6.  Dc2 
Sc6,  7.  Sbd2  Ld7,  8.  Le2  cd,  9.  ed  Ld6 
usw.  (IV.  Wettpartie  Kostitsch-Capablanca, 
Havanna  1919.)  Bogoljubow  will  aber  auf 
künstlichem  Wege  zurCambrigde-Springs- 
Variante  gelangen. 

5.  c2— c4  c7— c6 

6.  c4Xcl5!  .... 

Die  neueste,  von  Dr.  Tarrasch  in 
seinem  Buche  „Die  Verteidigung  des 
Damengambits",  angeratene  Tendenz,  und 
zwar  beeilt  sich  Weiß  damit,  da  im 
nächsten  Zuge  (nach  6.  Sc3  Da5,  7.  cd) 
Schwarz  event.  auch  mit  dem  Springer 
zurückschlagen  könnte,  (vergl.  I.  Wett- 
partie Marshall— Dr.  Tarrasch,  Nürnberg 
1905.) 

6 e6Xd5 

7.  Sbl— c3  Dd8— a5 

8.  Lfl— d3  Sf6— e4 

Beseitigt  das  Läuferpaar  des  Gegners. 

9.  Ddl— c2  .... 

Natürlich  nicht  9.  Le4:?  de  mit  Figur- 
gewinn für  Schwarz. 

Noch  energischer  als  der  Textzug 
geschah  aber  in  einer  anderen  New-Yorker 
Partie  Janowski— Bogoljubow,  nach  Dr. 
Tarrasch's  Rezept:  9.  0—0!,  um  unter 
eventuellem  Bauernopfer  (auf  c3)  schleu- 
nigst zur  Aufrollung  e3— e4  zu  gelangen. 

Se4Xg5 
h7— h6 

Diese  Schwächung  war  früher  oder 
später  unvermeidlich.  Lieber  jedoch  später 
und  zunächst  10 —  Le7. 


14.  Tal 

15.  Dc2- 


-el! 
e2 


a7— a5 
Sd7— f6 


10.    Sf3Xg5 


11.  Sg5— f3 


Lf8— e7 


Nun  aber  wäre  die  Entwicklung  des 
Läufers  nach  d6  vorzuziehen. 

12.  0-0  0—0 

13.  a2— a3!  .... 

Hiemit  wird  trotz  der  vereinfachten 
Stellung  der  Aktionsraum  der  schwarzen 
Figuren  noch  mehr  eingeschränkt  (13 — 
b6?  14.  b4)  und  Weiß  kann  nun  in  aller 
Ruhe  die  Umgruppierung  seiner  Streitkräfte 
(Dame  und  Läufer)  zwecks  entscheidenden 
Mattangriffs  auf  h7  vornehmen. 

13 Da5— d8 

Die  Dame  kehrt  unverrichteter  Dinge 
zurück. 


Endlich  entschließt  sich  Schwarz,  den 
Springer,  der  den  Punkt  e5  bewacht, 
wegzuziehen,  um  den  Damenflügel  ent- 
wickeln zu  können,  doch  gestattet  der 
Textzug  eine  weitere  Verstärkung  der 
weißen  Stellung.  In  Betracht  kommt  nach 
Dr.  Tarrasch  15....  Te8  nebst  Sf8,  nach 
Prof.  Becker  sogar  die  nachträgliche 
Stonewallbildung:  15....  f5,  16.  Dc2  g6 
und  dann  Lf6,  Te8,  Sf8,  Kg7  oder  16.  Se5 
Se5:  17.  de  Dc7!  18.  f4  Le6,  19.  Dh5  Kh7 
nebst  g6  mit  verteidigungsfähigem  Spiel. 

16.  Sf3— e5!  Le7-d6 

17.  f2-f4  .... 

„Eine  Springerstellung  ä  la  Pillsbury", 
bemerkt  treffend  Dr.  Tarrasch  in  „Kagans 
Schachnachrichten".  Schwarz  versucht 
umsonst,  die  gegnerischen  Pläne  zu 
durchkreuzen: 


17 

18.  Ld3— bl! 

19.  Dc2— e2 


c6 — c5 
Lc8— d7 
Ld7— c6 


Es  drohte  20.  Sd5:!  Auf  19.  . . .  Te8 
geht  mit  20.  de  Lc5:  21.  Sd5:  ein  Bauer 
verloren. 

20.  d4Xc5 !  Ld6Xc5 
Auf  20....   Le5:   21.  fe  Se4  gewinnt 

Weiß   mit  22.  Tdl!   De7,  23.  Sd5:   usw. 

21.  Kgl— hl!  .... 
Naheliegend,       aber      wohlerwogen. 

Die  Erschütterung  der  schwarzen  Mittel- 
lage (durch  e3— e4.  Tausch  auf  c6  und 
e4— e5)  ist  im  Marsche.  Nach  Becker, 
dessen  lichtvollen  Glossen  in  der  „Öster- 
reichischen Schachrundschau"  wir  hier 
teilweise  folgen,  wäre  jeder  andere  Zug 
wenig  ersprießlich,  z.  B.: 

a)  21.  Sc6:  bc,  22.  Sa4  La7,  23.  Dc6: 
Sg4!  und  Weiß  hat  zwar  einen  Bauern 
gewonnen,  steht  aber  schlecht. 

b)  21.  Sg4  Te8  (nicht  21....  g6 
wegen  22.  Sh6:t  Kg7,  23.  Sf7:!  nebst 
Dg6:t),  22.  Sf6:t  Df6:  23.  Dh7t  Kf8,  24. 
Khl  Tad8,  oder  23.  Sd5:  Le4:  24.  Dc5: 
Le4:  und  Schwarz  hat  treffliche  Remis- 
aussichten. 

21 Tf8--e8 

22.  e3— e4 !  Lc5— d4 

Der  mittelbar  bedrohte  Läufer  muß 
wegziehen.  Auf  22....  de  folgt  23.  Sc6: 
bc,  24.  Se4:  Se4:  25.  Te4:  Te4:  26.  De4: 
g6,  27.  f5!  und  die  schwarze  Königs- 
stellung wird  demoliert.  —  Mit  seinem 
Textmanöver     leitet    Bogoljubow     noch 


357  - 


einen  sehr  gefährlichen  Gegenangriff 
ein,  wird  jedoch  von  Marshall  grandios 
überspielt.  —  Besser  geschah  22 La7. 

23.  Se5Xc6  b7Xc6 

24.  e4— e5  Sf6— g4 

25.  Dc2— h7t  Kg8— f8 

26.  g2-g3!  

Weiß  hat  Zeit.  Verfrüht  wäre  die 
Bauerneroberung  26.  DhSf  Ke7,  27.  Dg7: 
wegen  27.  .  .  .  Tg8  nebst  Sf2t  und 
Schwarz  kommt  ans  Ruder.  Der  nerven- 
starke  Textzug  verhindert  auch  die  geg- 
nerische Mattdrohung  26. . . ,  Dh4,  27.  hS 
Dg3,  28.  hg  Dh4#. 

26 Dd8— b6 

27.  Lbl— f5!  .... 

Glänzend  gespielt:  Auf  Se3  sowie 
Sf2t  opfert  Weiß  die  Qualität,  eventuell 
noch  einen  ganzen  Turm  und  setzt  dann 
seinen  Mattangriff  fort. 

27 Sg4— f2t 

28.  TflXf2  Ld4Xf2 

29.  Dh7— h8t  Kf8— e7 

30.  Dh8Xg7  .... 
Droht  Matt  in  6  Zügen:   30....  Lei: 

31.  Df6t  KfS,  32.  Dh6:t  KgS  (32.... 
Ke7,  33.  Dd6#),  33.  Lh7t  usw. 

30 Ke7— d8 

Erzwungen,   denn    nach   30 TgS, 

31 .  Df6t  nebst  32.  e6,  bezw.  nach  30. . . .  Dc7, 

31.  Df6t  KfS,  32.  Dh6:t  Ke7  (32.... 
KgS,  33.  e6!  Lei:  34.  e7!),  33.  Te2  Ld4, 
34.  e6!  KdS,  35.  e7t  Te7:  36.  DfSf  usw. 
würde  die  Sache  mit  Matt  enden. 

31.Dg7— f6t  Te8— e7 

Auf  31....   Kc7  erobert  Weiß   durch 

32.  Df7t  den  TeS  mit  Schach. 

Stellung  nach   dem  31.  Zuge  von  Schw. 


32. 


Lf2— d4 


32,    e5— e6!!  .... 

Prachtvoll  gespielt.  Nichts  Klares 
ergibt  dagegen  die  näherliegende  Fort- 
setzung 32.  Dd6t  KeS,  33.  Dh6:  wegen 
33. . . .  Te6! 


Noch    ein    letzter   Einschüchterungs- 
versuch.    Auf    32 Lei :    entscheidet 

ebenfalls  33.  ef  Kc7  (sonst  34.  Ddöf), 
34.  De7:t  KbS,  35.  fSD  nebst  Matt,  auf 
32....  Dd4  folgt  33.  Te5  fe,  34.  DfSf 
TeS,   35.    Dd6t   KcS,   36.  Dc6:   usw.  mit 

Beraubung  und  auf  32 fe  gewinnt  33. 

Te6:  nebst  event.  DfSf. 

33.  e6Xf7!!  Ld4Xf6 

34.  f7— f8Dt  Kd8— c7 
35.TelXe7t  Lf6Xe7 
36.Df8Xa8!  .... 

Am    einfachsten.    Es    droht   nun   37. 
DcSf  Kd6,  3S.  Dd7t  mit   Läufergewinn 

und    auf   36 Df2   oder   Db2:    verliert 

Schwarz  durch  37.  DcSf  usw.  die  Dame. 


36. 


Kc7— d6 


Da  der  Nachziehende  versäumt,  die 
Partie  rechtzeitig  aufzugeben,  versteht 
im  Nachfolgenden  Marshall,  die  Brutalität 
seiner  Mehrfigur  durch  die  Eleganz  seiner 
Schlußspielführung  zu  mildern. 

37.  Da8— h8!  .... 


Droht  De5t  usw. 


37. 


Da5--d8 


Weiß  kündigt  Matt  in  fünf  Zügen  an: 


38.  Dh8— eöf 

39,  Sc3— a4t 


Kd6~c5 
Kc5— b4 


Oder  39....  Kb5,  40.  De2t  Ka4: 
41.  Lc2#- 

40.  D€5— c3t  Kc4— b5 

41.  Lf5— d3t  Kb5Xa4 

42.  Dc3— c2# 

Eine  ganz  reine  Mattstellung.  ~  Es 
hat  sich  übrigens  in  New-York  ein 
Rumpfparlament  gebildet,  das  dieser 
Partie  den  ersten  Schönheitspreis 
adjudizierte. 

UED 

Angriff  mit  Lf4. 

Partie  Nr.  82. 

Weltturnier  in  New-York  1924. 
Aljechin.  Dr.  Emanuel  Lasker. 

1.  d2— d4  d7— d5 

2.  c2— c4  .... 

Die  modernen  Autoritäten  (Grünfeld, 
Aljechin   u.  A.)   fürchten   sich   nicht  vor 


358  - 


dem  Damengegengambit  (2 e5;  siehe 

Partie  Nr.  91)  und  halten  daher  den 
Textzug  für  nachhaltiger  als  2.  Sf3, 
worauf  2. . . .  c5!  3.  c4!  cd,  4.  cd  Sf6, 
5.  Sd4:  Sd5:  die  Spannung  auf  der 
d-Linie  auflöst  und  dem  Nachziehenden 
gute  Ausgleichschancen  sichert. 

2 e7— e6 

3.  Sgl— f3  .... 
Jetzt  hingegen  wird    dieser   Zug   für 

präziser  als  3.  Sc3  gehalten,  da  Schwarz 
in    der    Wahl     zwischen    verschiedenen 
Verteidigungssystemen       etwas       einge- 
schränkt wird. 
3 Sg8— f6 

4.  Sbl-c3  .... 
Wegen  4.  Lg5  h6!  5.  Lh4  Lb4t  6.  Sc3 

de  usw.  oder  auch   gleich  5 de,  vgl. 

Anm.  zum  4.  Zuge  von  Weiß  in  der 
vorigen  Partie. 

4 •  Sb8— d7 

Außer  diesem  Abwartungszug  hat 
hier  Schwarz  noch  unter  folgenden 
Alternativen  zu  wählen: 

I)  4....  Le7,  worauf  5.  e3,  5.  Lf4 
oder  am  beliebtesten  und  nachhaltigsten 
5.  Lg5  usw.  mit  Einlenkung  in  die 
Orthodoxerei  folgt  (siehe  Partie  Nr.  74).  — 

II)  4 de,    wobei    bald    ähnliche 

Varianten  wie  beim  angenommenen 
Damengambit  entstehen,  vgl.  Partie 
Kostitsch— Wolf,    Teplitz-Schönau    1922: 

5.  e3  (energischer  vielleicht  5.  Lg5 
nebst   event.   e4.    —    Fraglich    ist    sofort 

5.  e4,  worauf  jedoch  in  einer  Partie 
Bogoljubow-Wolf,   Karlsbad  1923,  folgte: 

5 Lb4,  6.  Lg5  b5?  [richtig  ist  zunächst 

6 h6  oder  nach  Maröczy  6 c5],  7. 

e5  h6,  8.  Lh4  g5,  9.  Sg5:!  Dd5!  10.  Sf7:l 
zugunsten  von  Weiß.  —  Etwas  schwerfällig 
geschah  in  einer  Partie  Johner— Wolf, 
Teplitz-Schönau  1922:  5.  Da4t  Sbd7!  6. 
Lg5   Le7  usw.) 

5. . .  .  a6,  6.  Lc4:  c5  (übereilt  Partie 
Davidson— Dr.    Euwe,   Amsterdam    1924: 

6.  . . .  b5,  7.  Ld3  Lb7,  8.  De2  c5?  [8. . . . 
Sbd7],  9.  de  Lc5:  10,  Lb5:t  mit  Bauern- 
gewinn für  Weiß),  7.  0-0  Sc6,  8.  De2 
(gut  ist  auch  sofort  8.  a4)  8. . .  .  b5,  9. 
Ld3  (in  Betracht  kommt  auch  9.  Lb3) 
9....  Lb7,  10.  Tdl  Dc7,  11.  a4  (solider 
ist  11.  a3.  Wegen  11.  de,  siehe  Partie 
Nr.  92)  11....  c4,  12.  Lc2  b4,  13.  Se4 
usw.  mit  zweischneidigem  Spiel.  — 

III)  4. . .  .  c6,  womit  die  Stonewall- 
aufstellung  angestrebt  wird,  vgl.  Partie 
Teichmann— Reti,    Teplitz-Schönau    1922: 

5.  e3!  (sehr  bizarr  geschah  in  einer 
Partie  Johner— Kostitsch,  Teplitz-Schönau 
1922:  5.  Dd3  Sbd7!  6.  g3  Ld6,  7.  Lg2 
0—0,  8.  0-0  de,  9.  Dc4:  e5!   mit  befrie- 


digendem Spiel  für  Schwarz.  —  Ohne 
Saft  uud  Kraft  wäre  hier  ferner  die  so- 
fortige Auflösung  5.  cd,  z.  B.  Partie 
Marshall -Aljechin,  New-York  1924:  5.... 
ed!  6.  Lg5  Le7,  7.  e3  Lf5!  8.  Ld3  Ld3: 
9.  Dd3:  Sbd7,  10.  0—0  0-0  usw.  mit 
Ausgleich). 

5.  .  .  .  Se4  (von  Marshall  ein- 
geführt. —  Wegen  5.  .  .  .  Sbd7,  siehe 
Partie  Nr.  85),  6.  Ld3!  (oder  Partie 
Bogoljubow-Leonhardt,  Berlin  1920: 
6.  Db3  f5!  7.  Ld3  Ld6,  8.  Ld2  Sd7,  9. 
Tfl    Sdf6,     10.    0—0—0    Dc7    usw.    mit 

gutem  Spiel  für  Schwarz)  6 f5,  7.  Se5 

Dh4,  8.  0-0  Sd7,  9.  f4  Le7  (verfehlt  ge- 
schah in  einer  Partie  Grünfeld —Breyer, 
Wien  1921:  9....  Tg8,  10.  cd!  ed,  11. 
Se4:l  fe,  12.  Le2  St6,  13.  Ld2  g5? 
[13....  Le7],  14.  Lei  Dh6,  15.  Lg3!  usw. 
zum  Vorteil  von  Weiß),  10.  Ld2  (auf  10. 
Tf3  ist  10....  Se5:  11.  de  g5  [Partie 
Grünfeld— Dr.    Asztalos,    Kaschau    1918] 

oder   noch   energischer   sofort   10 g5 

[Partie  Sjöberg-Grünfeld,  Göteborg  1920] 

zu   empfehlen)    10 Se5:    (wenn   jetzt 

10 g5,  so  folgt  nach  Grünfeld:  11.  cd! 

ed,  12.  Se4:!  fe,  13.  Le2  nebst  Ld2-el-g3 
mit  überlegener  Stellung  für  Weiß),  11. 
fe  (besser  11.  de)  11....  Lg5!  12.  Tf3? 
(12.  Se2)  12....  Sd2:  13.  Dd2:  Dd4:!und 
Schwarz  hat  in  überraschender  Weise 
einen  Bauern  gewonnen.  — 

IV)  4.  .  .  .  c5.  Dieser  Gegenstoß 
wird  von  Nimzowitsch  mit  folgender 
Begründung  empfohlen: 

a)  5.   Lg5   cd,   6.   Dd4:   Le7!    (nicht 

aber  sofort  6 Sc6  wegen  7.  Lf6:!  gf, 

8.  Dh4  usw.,  Partie  Pillsbury— Lasker, 
Cambridge  Springs  1904),  7.  cd  (7.  0-0-0 
Sc6,  8.  Dh4  Da5  usw.  würde  zur 
bekannten  Präzedenzpartie  Pillsbury— 
Lasker,  St.  Petersburg  1895,  führen, 
die  von  Schwarz  glänzend  gewonnen 
wurde)  7.  .  .  .  ed,  8.  e4  Sc6,  9. 
Lb5  0—0,  10.  Lc6:  bc  m.it  gutem  Gegen- 
spiel für  Schwarz. 

b)  5.  cd  Sd5:!*  6.  e4  Sc3:  7.  bc  cd, 
8.  cd  Lb4t  9.  Ld2  Ld2:t  (zwecklos  aber 
9....  Da5  wegen  10.  Tbl),  10.  Dd2:  0-0, 
11.  Le2  Sd7,  12.  0-0  Sf6!  nebst  b6  und 
Lb7  und  Schwarz  hat  kaum  irgendeine 
Schwäche  aufzuweisen.  — 

*)     Eine     schlagende     Widerlegung 

erfuhr  hingegen    5 ed    in    folgender 

Simultanpartie  Aljechin— Kussmann  (New- 
York  1924): 

5 ed,   6.   Lg5  Le6   (besser  6 

Le7),  7.  Lf6:!  (noch  energischer  als  so- 
fort 7.  e4,  Partie  Lasker— Mieses,  Paris 
1900;  Marshall— E.  Cohn,  Nürnberg  1906; 

Aljechin— Vidmar,    London     1922)    7 

Fortsetzung    der  Fußnote   auf  Seite   359 


359 


5.    c4Xd5  .... 

Eine  beachtenswerte  Entspannungs- 
idee (von  Sämisch).  Jetzt  war  zur  Ab- 
wechslung Weiß  am  Scheidewege  und 
hatte  zwischen  drei  folgenden  Ent- 
wicklungsmethoden zu  wählen: 

I)  5.  Lg5,  womit  nach  5 Le7  das 

eigentliche  Orthodoxengambit  (Partien 
63  bis  79)   herbeigeführt  wird,    nachdem 

der  geistreiche   Gegenversuch:   5 h6, 

6.  Lh4  de,  7.  e3  Sb6  (Partie  Aljechin— 
Wolf,  Wien  1922)  schon  wegen  8.  Se5! 
von  zweifelhafter  Güte  zu  sein  scheint 
(vgl.  Anmerkung  zum  5.  Zuge  von 
Schwarz  in  der  Partie  Nr.  80). 

II)  Sofort  5.  Lf4,  vgl.  aber  Partie 
Aljechin— Spielmann,       Karlsbad      1923: 

5. ...  de,  6.  e3!  (6.  e4  Lb4)  6. . . .  Sb6 
(ein  origineller  Gedanke  statt  des  übli- 
chen 6 Sd5),   7.  Lc4:   (umständlicher 

wäre  hier  7.  Se5  Ld6  usw.)  7. . . .  Sc4:  8. 
Da4t  c6,  9.  Dc4:  Sd5,  10.  Le5  (zweck- 
mäßiger ,  wäre  nach  Tarrasch  10.  0—0 
Sf4:  11.  ef  usw.  mit  starkem  Mittelspiel) 
10. . . .  f6,  11.  Lg3  Db6!  12.  De2  (12.  Tbl? 
Sc3:)  12....  Lb4,  13.  Tel  Sc3:  14.  bc 
La3,  15.  Tdl  Db5  usw.  mit  rascher  Gegen- 
initiative für  Schwarz,  — 

III)  5.  e3.  Eine  sehr  beachtenswerte, 
von  Lasker  oft  angewandte  Fortsetzung, 
deren  Hauptidee  ist,  möglichst  rasch  zu 
e3-e4  zu  gelangen,  vgl.  zweite  Matchpartie 
Dr.  Lasker— Capablanca,   Havanna   1921: 

5 Le7     (oder    Partie    Aljechin— 

Sterk,  Budapest  1921:  5....  Ld6,  6.  Sb5 
Le7,  7.  Dc2),  6.  Ld3  (oder  ganz  bizarr 
Partie  Nimzowitsch— Bernstein,  Karlsbad 
1923:  6.  a3  a6,  7.  c5  c6,  8.  b4  0—0,  9. 
Lb2  Dc7,  10.  Dc2,  gefolgt  von  der 
unerschrockenen  Rochade    auf  den  Zer- 

nierungsflügel:  10 e5,   11.  0—0—0  e4, 

12.   Sh4  Sb8,    13.   g3  Se8,    14.  Sg2  usw.) 

6....  0-0,  7.  0-0  de,  8.  Lc4:  c5,  9. 
De2  a6!  10.  Tdl  (superfein,  da  die 
schwarze  Dame  dieses  Vis-ä-vis  leicht 
abschüttelt.  Flotter  wäre  10.  a4  b6,  11. 
d5)  10 b5,  11.  Ld3  (in  Be- 
tracht kommt  auch  11.  Lb3.  Gekünstelt 
geschah  in  einer  Partie  Tartakower— 
Kostitsch,  Haag  1921:  11.  de  Dc7!  [11.... 
bc,  12.  c6  Dc7,  13.  cd  Ld7:  14.  e4],  12. 
Ld3  Sc5:  13.  Lc2  Lb7  usw.  mit  gutem 
Spiel  für  Schwarz)  11. . . .  Lb7,  12.  e4  cd. 


Fortsetzung  der  Fußnote  von  Seite  358. 
Df6:  8.  e4!  de,  9.  LbSf  Ld7,  10.  Se4: 
Db6,  11.  Ld7:t  Sd7:  12.  0-0  cd,  13.  Sd4: 
Td8,  14.  Sf5  Se5,  15.  De2  g6,  16.  Db5t!! 
Sd7  (16....  Db5:?  17.  Sf6#),  17.  Tfel 
Lb4,  18.  Sf6t  Kf8,  19.  Sd7:t  Td7:  20. 
De5.  Aufgegeben.  — 

Aljechin's  Gewitterschach! 


13.   Sd4:   Se5,    worauf  jetzt   einfach    14. 
Lc2  (statt  des   gewagten  Partiezuges  14. 
Sb3)  geschehen  sollte.  — 
5 e6Xd5 

6.  Lei— f4  .... 

Diese  Entwicklung  ist  hier  vielleicht 
nachhaltiger  als  6.  Lg5. 

Auf  6.  Db3  geschah  in  einer  Match- 
partie Grünfeld— Becker,  Wien  1922: 
6. . . .  Sb6  (gut  ist  auch  6. . . .  c6),  7.  Lg5 
a5!  8.  a4  Lb4,  9.  e3  0-0,  10.  Le2  Le6 
usw.  mit  Ausgleich. 

6 c7— c6 

Notwendig,    um    Sb5   zu   verhindern. 

7.  e2— e3  .... 
Zweckmäßiger  vorerst  7.  h3,   da  der 

Hauptvorzug  der  von  Weiß  gewählten 
Spielweise  in  der  dauernden  Beherrschung 
der  Diagonale  h2— b8  besteht. 

7 Sf6— h5 

Noch  vor  Beginn  des  eigentlichen 
Mittelspiels  sucht  Lasker  der  Partie  eine 
scharfe  Kampfidee  zu  verleihen.  Geschieht 

ruhig   7 Lb4   oder   Le7,    so    gewinnt 

Weiß  allmählich  die  Oberhand,  z.  B. 

a)  Partie  Sämisch— Bogoljubow, 
Budapest  1921: 

7. . . .  Lb4,  8.  Ld3  Sf8,  9.  h3  Sg6,  10. 
Lh2  0—0,  11.  0-0  Ld6,  12.  Se5  Le5: 
13.  de  Sd7,  14.  f4  usw.  mit  weißem 
Vorteil. 

b)  Partie  Sämisch— Wolf,  Teplitz- 
Schönau  1922:  7....  Le7,  8.  h3!  Se4, 
worauf  jetzt  (statt  9.  Dc2  f5!)  einfach  9. 
Se4:  de,  10.  Sd2  Da5,  11.  Dc2  (gediegen 
ist  auch  11.  a3  Sf6,  12.  Lc4  nebst  0—0) 
11....  Sf6  (nach  11....  f5,  12.  Lc4  Lb4, 
13.  Tdl  bleibt  die  schwarze  Stellung 
gelockert),  12.  Le5  Lf5,  13.  Lc4  usw. 
mit  überlegenen  Figurenpostierungen  für 
Weiß  folgen  sollte.  — 

8.  Lfl— dS  .... 

Aljechin'sche  Überschärfe,  die 
kein  Tempo  hergeben  will  und  alle  dabei 
entstehenden  Schwächen  (isolierter 
d-Bauer,  verdoppelter  f-Bauer)  mutig 
in  Kauf  nimmt.  Vorsichtiger  wäre  jeden- 
falls 8.  Lg3. 

8 Sh5Xf4 

9.  e3Xf4  Lf8— d6 

10.  g2-g3  

Eine  erzwungene  (und  übrigens  auch 

beabsichtigte)  Lockerung,  da  die  Deckung 
mit  10.  Dd2  wegen  De7t  nicht  angängig 
war  (11.  Se2??   Lb4  mit  Damengewinn). 

10 0—0 

11.  0—0  Tf8— e8! 


-  360  - 


12.Ddl— c2  Sd7— f8 

13.  Sc3— dl  .... 

Aljechin'sche  P  h  a  n  t  a  s  t  i  k,  die 
freilich  in  der  vorliegenden  Partie  blutige 
Abfuhr  erleidet.  Die  alte,  gut  bewährte 
Taktik  würde  im  Ausfall  13.  Sg5  bestehen, 
um  die  Gegenlockerung  13. . . .  g6  zu 
provozieren,  wodurch  eine  wichtige  An- 
griffsmarke gegeben  erscheint,  z.  B.: 

13.  Sg5!  (viel  schärfer  als  etwa 
13.  Tf  el)  13. . . .  g6  (auf  13. . . .  Df6,  was 
Meister  Wagner  in  den  „Deutschen 
Schachblättern"  vorschlägt,  folgt  14. 
Lh7:t  Kh8,  15.  Ld3!  Se6,  16.  Se6:  Le6: 
17.  f5!  Ld7,  18.  Se2  usw.  mit  einem 
wichtigen  Mehrbauer  für  Weiß),  14.  h4! 
(nun  droht  Weiß  15.  f5.  Eine  ruhigere 
Fortsetzung  wäre  zunächst  14.  Tfel. 
Etwas  gekünstelt  sieht  dagegen  der  von 
einigen  Glossatoren  vorgeschlagene  frei- 
willige Rückzug  14.  Sf3,  gleichfalls  um 
f4— f5  zu  drohen,  bezw.  um  auf  14. . . . 
f7— f5  den  strategischen  Punkt  e5  mit 
seinem  Springer  zu  erobern.  Schwarz 
spielt  jedoch  auf  14.  Sf3  viel  wirksamer 
14. . . .  Lh3,  15.  Tfel  Se6!  16.  f5  Df6!  und 
steht   besser)   14....   f6  (auf   14....   Se6 

oder  14 Df6  folgt  am   einfachsten  15. 

Sf3  nebst  event.  16.  Se5),  15.  Sf3  Lg4, 
16.  Sh2  Lh3,  17.  Tfel  Se6  (oder  etwa 
17....  Db6,  18.  h5!  gh,  19.  Lf5  Lf5:  20. 
Df5:  Dd4:  21.  Sf3  mit  zentnerschwerem 
Druck),  18.  Sf3  Db6  (18. . . .  Lg4,  19.  f5), 
19.  Lg6:!  (verfehlt  wäre  19.  f5  wegen 
19....  Sd4:  20.  Sd4:  Dd4:  21.  fg  Lg3:, 
bezw.  21.  Se2  Dg4  usw.)  19....  hg,  20. 
Dg6:t  Sg7,  21.  h5!  Lf5,  22.  Df6:  und 
dringt  durch. 

Ohne  selbstredend  ein  erschöpfendes 
Bild  der  schwierigen  Stellung  geben  zu 
können,  mag  jedenfalls  obige  Analyse 
beweisen,  daß  dem  weißen  Ansturm 
nach  13.  Sg5  zahlreiche  Ressourcen  zur 
Verfügung  stehen  würden. 
13 f7— f6! 

Eine  tiefe  Verteidigungsidee. 

14.  Sdl— e3  Lc8— e6 

15.  Sf3— h4  .... 

Weiß  irrt  mit  seinen  Springern  in 
bizarrer  Weise  herum.  Nur  zu  bald  muß 
der  Angreifer  wieder  zurückweichen. 
Geboten  war  statt  des  Textzuges  nach 
Dr.  Tarrasch  15.  Tfel,  nach  Wolf  15. 
Lf5,  nach  Vukovic  15.  f5,  nach  Rubinstein 
gar  15.  h2— h4— h5  mit  gutem  Angriff. 

15 Ld6— c7 

Schwarz  hat  seine  Königslage  kon- 
solidiert und  beginnt  nun  mit  außer- 
ordentlicher Energie  die  feindlichen 
Schwächen  aufs  Korn  zu  nehmen. 


16.  b2— b4  .... 

Ein    Stoß    ins    Leere;    viel    zweck- 
mäßiger   war     16.    Lf5,     um     auf    Lb6 
bequem  mit  Tadl  decken  zu  können. 
16 Lc7— b6 

17.  Sh4— f3  Le6— f7! 

18.  b4— b5  .... 
Weiß  arbeitet  auf  der  falschen  Seite. 

Noch  immer  war  18.  Lf5  vorzuziehen,  um 
auf  Lh5  mit  19.  Lg4  zu  opponieren. 
Jedenfalls  besser  als  der  Textzug,  der 
nur  dem  Gegner  Einbruchslinien  verschafft, 
wäre  18.  Db2  Lh5,  19.  Sd2  usw. 
18 Lf7— h5 

19.  g3— g4  Lh5— f7 

20.  b5Xc6  Ta8— c8l 

21.  Dc2— b2  b7Xc6 

22.  f4— f5  Dd8— d6 
Mit  der  Drohung  Df4. 

23.  Se3— g2  Lb6— c7! 

24.  Tfl-el  ,  .  .  . 
Zu  spät  sucht  nun  Aljechin  die  Ver- 
einfachung. Schwarz  ist  indessen  in  den 
Besitz  einer  wichtigen  Linie  (b)  und 
einer  entscheidenden  Diagonale  (c7— h2) 
gelangt.  —  Keine  Rettung  bot  auch  24. 
h4  wegen  24. . . .  Te4! 


^^  ''M''y  'W^/    ffk   ^^    4^ 

Ä  *  Ä   m. 


Schwarz    am    Zuge,    führt   das   ent- 
scheidende Räumungsmanöver  aus: 
24 h7— h5! 

25.  h2— h3  Sf8— h7 

26.  TelXe8t  Tc8Xe8 

27.  Tal— el  Te8— b8 

28.  Db2— cl  Sh7— g5 
Tödlich.    Der   Springer    darf    wegen 

Dh2t  nebst  fg  und  der  Drohung 
Dh2— hlXg2  nicht  gleich  geschlagen 
werden.  Die  von  Weiß  erdachte  Parade 
rettet  nicht  die  Partie,  sondern  nur  die 
Ehre. 

29.  Sf3— e5  f6Xe5 
Auch   29. . . .  Sh3t  30.  Kfl  Le8  hätte 

bald  gewonnen. 

30.  DclXg5  e5— e4! 

31.  f5— f6  .... 


—  361 


Zieht  der  Läufer,  so  geht  der  Springer 
verloren. 
31 g7— g6 

Natürlich  wäre  die  Partie  auch 
schon  mit  31 Df6:  leicht  zu  gewinnen, 

32.  f2— f4  .... 
Noch  ein  schüchterner  Rettungs- 
versuch: Weiß  droht  nun  33.  gh,  was 
sofort  wegen  Dh2t  nebst  ed!  und  der 
Mattdrohung  auf  hl  nicht  angängig  war. 
32 h5Xg4! 

33.  Ld3— e2  g4Xh3 

34.  Le2— h5  Tb8— b2! 

35.  Sg2— h4  Dd6X^4 

36.  Dg5XW  Lc7Xf4 
Weiß  gibt  auf. 

„Bei  jedem  Schachkampf  spielt  auch 
das  Ethos  etwas  mit",  meinte  Dr.  Lasker 
bei  der  Demonstrierung  dieser  Partie  an- 
läßlich der  Berliner  „Siegesfeier". 

Dr.  Tarrasch's  Verteidigung 
3 c7— c5 

(von  ihm  selbst  „Normalverteidigung" 
genannt). 

Partie  Nr.  83. 

Zehnte  Wettpartie,   New-York  1923. 
Marshall.  Eduard  Lasker. 

1.  d2— d4  d7— d5 

2.  c2— c4  e7— e6 

3.  Sbl— c3  c7— c5 
Dr.   Tarrasch's    Sorgenkind,    das    er 

schon  seit  1887  mit  bewunderungs- 
würdiger Hartnäckigkeit  immer  wieder  in 
Schutz  nimmt.  Der  Zug  führt  zwar  zur 
Vereinfachung,  aber  auch  zur  Vereinzelung 
und  in  weiterer  Folge  Verschlechterung 
der  schwarzen  Bauernlage.  Sein  Ideal  ist 
es  also,  gerade  noch  notdürftigen  Ausgleich 
zu  erzielen. 

4.  c4Xd5  .... 
Am  schärfsten.  Doch  hat  der  Gegner 

auch  bei  anderen  Varianten  kein  leichtes 
Leben: 

I)  4.  Sgl— f3  c5Xd4  (oder  4. . . .  Sc6, 
5.  cd  ed  mit  Einlenkung  in  die  Text- 
variante. Nicht  ratsam  4 Sf6  wegen 

5.  Lg5!) 

5.  Sf3Xd4  e6— e5,  6.  Sd4— b5  (in 
der  Partie  Maröczy— Dr.  Tarrasch,  Monte 
Carlo  1903,  wo  die  „Normalverteidigung" 
nach  langer  Pause  ihren  Einzug  in  die 
moderne  Turnierpraxis    vollzog,   geschah 

6.  Sf3  d4,  7.  Sd5  [7.  Se5:  f6!  8.  Da4t 
Sd7]  7....  Sf6!  8.  Se5:  [etwas  besser 
nach  Dr.  Krause  8.  e4  de,  9.  Le3:]  8. . . . 
Sd5:  9.  cd  Dd5:  10.  Sf3  Sc6  zum  Vorteil 
für  Schwarz). 


6. . . .  d5-d4  (oder  Partie  Dr.  Bernstein— 
Dr.  Perlis,  Petersburg  1909:  6. . . .  a6,  7-. 
Da4). 

7,  Sc3-d5  Sb8-a6,  8.  e2-e4! 
Sg8— f6!   (8....  de,  9.  Dh5!   mit  Vorteil). 

9.  Ddl— a4!  (von  Rubinstein  im 
Collijn'schen  Lärobok  angegeben). 

9....   Lc8— d7,    10.  Lcl-g5   Lf8— e7, 

11,  Lg5Xf6  g7Xf6,  12.  b2— b4.  Weiß 
steht  überlegen. 

II)  4.  e2— e3  Sg8-f6,  5.  Sgl— f3 
Sb8— c6.  Daß  diese  sogenannte  „Normal- 
stellung" trotz  fortgeschrittener  Symmetrie 
manche  Tücken  enthält,  zeigt  die  Partie 
Tartakower— Wolf,  Pistyan  1922: 

6.  a2— a3!  (auf  6.  Ld3  folgte  in 
der     Partie     Vidmar— Capablanca,     San 

Sebastian  1911,  einfach:  6 de,  7.  Lc4: 

Le7,  8.  0-0  0-0,  9.  de  Ddl:  10.  Tdl: 
Lc5:  11.  a3  b6,  12.  b4  Le7  mit  baldigem 
Zwangsausgleich). 

6. . . .  Lf8— d6  (auf  Marshall's  Ausfall 
6. . . .  Se4  folgt  nach  Bilguer  7.  Ld3  Sc3: 

8,  bc  Ld6,  9.  0-0  0—0,  10.  cd  ed,  11. 
c4     mit    Stellungsvorteil     für    Weiß.    — 

Gegen    den  Vereinfachungsversuch   6 

de,  7.  Lc4:  a6  ist  8.  Se5  zu  empfehlen, 
z.  B.  8....  Sc6  [auf  8,...  Sbd7  oder 
auch  8....  b5  folgt  9.  Df3!],  9.  Sc6:  bc, 
10.  0—0  Le7,  11.  Sa4  cd,  12.  ed  Dc7, 
13.  Lg5  und  Weiß  steht  überlegen). 

7.  d4Xc5  Ld6Xc5,  8.  b2— b4Lc5-d6! 

9.  Lei— b2  0—0,  10.  Ddl— c2!  (eine 
wichtige  Neuerung,  zuerst  in  der  Partie 
Tartakower— Sterk,  Budapest  1921  ange- 
wandt. Nach  den  anderen  Zügen,  wie  10. 
Lb2  oder  auch  zuerst  10.  c5  Lc7,  11.  Lb2 
gleichen  sich  die  Spiele  aus). 

10 Dd8— e7    (mangelhaft    wäre 

die  Nachahmung:    10 a6,    11.  Ld3  de, 

12.  Lc4:  b5,  13.  Ld3  Dc7,  14.  Se4!  Se4: 
15.  Le,4:  mit  Doppelangriff  gegen  c6 
und  h7). 

11.  Tal-dl  Tf8-d8,  12.  Lfl-d3, 
Weiß  hat  das  Anzugstempo  bewahrt, 
die  Analogie  der  Stellungen  vermieden 
und  eine  wirksamere  Entwicklung  seiner 
Figuren  erreicht. 

4.  ....  e6Xd5 

5.  Sgl— f3*  .... 

*)  Sehr  oft  entsteht  diese  Stellung 
nach  folgender  Zugumstellung: 

1.  d4  d5,  2.  Sf3  (aus  Furcht  vor 
Albin's  Gegengambit!)  2 c5!?  (eben- 
falls von  Dr.  Tarrasch   in   Dresden    1892 

eingeführt.   Solider  2 Sf6   oder  2. . . . 

e6),  3.  c4!  e6  (auf  3. . . .  Sc6  folgt  4.  cd! 
Ddö:  5.  Sc3  Dd8,  6.  d5!  Sb8,  7.  e4! 
Partie  Fahrni— Spielmann,  Barmen  „B" 
1905,  zum  Vorteil  für  Weiß.  Auch  3. . . . 
Sf6  ist  wegen  4.  cd  cd,  5.  Sd4:  Sd5: 
Fortsetzung   der   Fußnote   auf  Seite   362; 


—  362 


Auf    5.    de    folgt    bekanntlich    nicht 

5 Sf6  wegen  der  Dr.  Bernstein'scben 

Widerlegung  6.  Le3!  (z.  B.  6. . . .  Sa6,  7, 
Ld4  Lc5,  8.  e3  Ld4:  9.  Dd4:  Sc7,  10. 
0-0-0  0—0,  11.  Le2  Le6,  13.  Sh3  usw. 
bezw.  6....  Sc6,  7.  Sf3  Da5,  8.  Sfd2I 
Le6,  9.  Sb3  Db4,  10.  a3  Dc4,  IL  Tel 
mit  weißem  Vorteil),  sondern,  wie 
Dr.  Tarrasch  bereits  gegen  Burn  in 
Breslau  1889  spielte,  im  Gambitstile 
5.  . . .  d5-d4l 

5 Sb8— c6 


Wegen  5 Sf6,  6.  Lg5  usw.,   vgL 

die  Fußnote  zur  Partie  Nr.  82. 

6.     g2-g3  

Die  berühmte  R  u  b  i  n  s  t  e  i  n'sehe 
Waffe,  die  er  auf  Grund  der  Partie 
Schlechter-  Dus  Chotimirsky,  Prag 
1908,  herausgeschmiedet  hat.  Der  isolierte 
ßd5  soll  vom  Lg2  aufs  Korn  genommen 
werden,  was  als  einzige  ernste  Schatten- 
seite der  „Normalverteidigung*'  gilt. 

Als  wirkungslos  erwiesen  sich  nicht 
nur  die  älteren  Versuche  6.  Lg5  und  6. 
Lf4,  sondern  auch  in  neuerer  Zeit: 

a)  Aljechins  Idee  6.  Le3  wegen  6.... 
Lg4*   (auf  6....  Sf6  folgt  7.  de!  Da5,   8. 


Fortsetzung  der  Fußnote  von  Seite  361. 

[5....  a6,  6.  e4!  Partie  Aljechin— Wolf, 
Pistyan  1922],  6.  a3!   [energischer  als  6. 

e4]    6 e5,    7.    Sb5    usw.    für   Weiß 

günstig.    —   Ähnlich  bei  3. . . .  cd,  4.  cd), 

4.  cd  (interessant  ist  4.  Lf4  cd 
[besser  4. . . .  Sc6.  5.  Sc3  a6],  5.  Sd4:  de 
[besser  5....  a6j,  6.  Sc3  Se7,  7.  e4!  [7. 
Sdbö  Sd5,  8.  Sd5:  ed,  9.  Se7t  Dc7:  10. 
Lc7:  Lb4t]  7....  Sg6,  8.  Lg3.  Partie 
Fahrni— Teichmann,  Hamburg  1895,  mit 
weißem  Vorteil).  4. . . .  ed,  5.  Sc3  usw.  — 
Statt  5.  Sc3  kommt  übrigens  auch  zunächst 

5.  g3  in  Betracht,  um   nach  5 Sc6,  6. 

Lg2  Sf6,  7.  0-0!  Le7,  8.  de  Lc5:  die 
Sbl— d2— b3-Entwieklung  (vgl.  die  kraft- 
volle Partie  Lasker— Tarraseh,  Petersburg 
1914)  in  Reserve  zu  halten. 

*)  Zweischneidig  ist  6.  .  .  .  c4, 
vgl.  Partie  Reti— Tarrasch,  Teplitz- 
Schönau  1922: 

7.  g3  Lb4,  8.  Lg2  Sge7  (sehr 
originell),  9.  0-0  (9.  Se5  Sf5!)  9...,  f6! 
10.  Ld2  0—0,  11.  b3  Da5,  12.  Tel  b5 
(schon  hier  wäre  der  Bauernraub: 
12....  Le3:  13.  Le3:  Da2:  wegen  14. 
Sd2!  Da6,  15.  be  de,  16.  d5!  usw.  ver- 
fehlt), 13.  be  be,  14.  e4  Lc3:  (sehr  gut 
war  14. . . .  Le6,  z.  B.  15.  ed  Sd5:  16.  Sd5: 
Ld5:  17.  Lb4:  Sb4:  18.  Sd2  Da2:  19. 
Ld5:t  Sd5:  20.  Sc4:  Tfd8usw.),  15.  Lc3: 


Sfd2I  usw.  mit  Einlenkang  i'n  die  befm 
5.  Textzuge  von  Weiß  angegebene 
Dr.  Bernstein'sehe  Variante.  —  In  einer 
Partie  Sämisch-Möller,  Kopenhagen  1923, 
geschah  6,. . .  cd,  7.  Ld4:  Le6,  8.  e3  a6, 

9.  Le2  Sf6,  10.  0—0  Le7,  U.  Tel  0—6 
mit  ungefähr  gleichem  Spiel) 

und  nun  darf  7.  de  wegen  Figuren- 
verlustes durch  Lf3:  nebst  d5— d4  nicht 
geschehen. 

b)  Grünfelds  Idee  6.  de  d4,  7.  Sa4 
wegen   der  Gambitfortsetzung:  7 b5, 

(auf  7 Lf5  folgt  nach  Rubinstein 

8.  e3  d3,  9.  Db3!  usw.  mit  weißem  Vor- 
teil. Dagegen  ist  auch  die  Vereinfachung 

7 Lc5:    8.   Sc5:    Da5t    vollkommen 

zulässig,  z.  B.  Partie  Grünfeld-Tarraseh, 
Teplitz-Schönau  1922:  9.  Ld2  Dc5:  10. 
e3  de!  11.  Le3:  Db4t  12.  Dd2  Dd2:t  13. 
Sd2:  Sge7  usw.  oder  Partie  Aljechin—- 
Rubinstein,  Hastings    1922:   9.   Dd2  De5: 

10.  e3  de,  11.  De3:t  De3:t  12.  Le3: 
Sge7!  usw.,  in  beiden  Fällen  mit 
baldigem  Remis). 

8.  cb  ab,  9.  e4  Ld7!  mit  schönem 
Gegenspiel.  (Es  droht  nunmehr  b6— b5, 
was  sofort  wegen  10.  Lb5:  Daöf  11. 
Sc3!  nicht  angängig  war). 

6 Sg8— f6 

Das  ins  Damengambit  verpflanzte 
Vierspringerspiel!  In  einer  Simultanpartie 
Dr.  Lasker— Dr.  Preiswerk,   Zürich    1916, 

geschah  in  origineller  Weise  6 ed,   7. 

Sd4:  Lc5,  8.  Sb3  Lb4,  9.  Lg2  Sge7.  — 
Zu  erwähnen  ist  ferner  Wagner's  Idee, 
hier  (oder  auch  im  nächsten  Zuge)  die 
ausgreifende  Entwicklung  des  Damen- 
läufers nach  g4  vorzunehmen,  vgl.  Partie 
Grünfeld— Wagner,  Frankfurt  am  Main 
1923:  6....  Lg4,  7.  Lg2  Sf6,  8.  Lg5  (in 
den  Partien  Post— Wagner  und  Carls — 
Post,  Oeynhausen  1922,  geschah  8.  Le3) 
8. . . .  Le7,  9.  0-0  0-0,  10.  de  d4  (Eroberung 
des  Feldes  d4),  IL  Lf6:  Lf6:  12.  Se4  Le7, 
13.   Db3,    worauf  etwa    13....   Tb8*    14. 

Da2:?    (geboten    war     15 Da6    mit 

leidlichem  Spiel,  z.  B.  16.  ed  Sd5:  17. 
Sd2  Le6!  usw.),  16.  Sd21  (droht  Damen- 
gewinn!) 16....  Da6,  17.  ed  Sd8,  18. 
Lb4Tf7,  19.  Tel  Db7,  20.  Le7:  Aufgegeben 
(20....  Te7:  21.  d6  TeLf  22.  Del:  Se6? 
23.  De8#). 

*)  In  der  Partie  geschah  statt  dessen 
13....  Le6,  14.  Db7:  Ld5,  15.  Sd6!!  Ld6: 
(15. . . .  Tb8,  16.  Da6  Ld6:  17.  ed  Tb2: 
18.  Sd4!),  16.  cd  Dd6:  17.  Da6!  Tab8, 
18.  b3  Tb6,  19.  Dd3  Te8  (etwas  besser 
Td8),  20.  Sg5  Lg2,  21.  Kg2:!  Ddöf  22. 
Sf3  Te4,  23.  Tael  g6,  24.  Tc5!  Dc5:  25. 
De4:  Aufgegeben. 


363 


Tadl  Kh8,  15,  e3  B,  16.  Sd6  Ld6:  17. 
cd  Dd6:  18.  ed  f4  mit  Angriff  für  den 
Bauer  folgen  sollte, 

7.    Lfl— g2  Lc8— e6 

Von  Capablanca  eingeführt.  Wegen 
7. . . .   Lc8— g4  siehe   vorige  Anmerkung. 

Am  normalsten  ist  die  schleunigste 
Entwicklung     des     Königsflügels,      also 

7 LfS— e7,     worauf    in    der    achten 

Matchpartie  zwischen  den  Textgegnern 
folgte: 

8-  0—0  (es  geht  auch  sofort  8.  Lg5), 

8. . . .  0-0,  9.  Lg5  (oder  6.  Match- 
partie: 9.  de  Lc5:  10.  Lg5  [schärfer  wohl 

10.  Sa4  Le7,  11.  LeS,  z.  B.  Partie  Teich- 
mann—Tarrasch, Teplitz-Schönau  1922: 
11....  b6,  12.  Sd4  Sd4:  13.  Ld4:  Lb7, 
14.  Sc3!  oder  Partie  Teichmann— Wolf, 
ibid.:  ll....Sg4,  12.  Lc5  Le6,  13.  Tel 
Tc8,  14.  Sd4!  oder  Partie  Aljechin— 
Muffang,  1923:  IL...  Le6,  12.  Sc5  Se4, 
13.  Se6:  fe,  14.  Sd4  Sd4:  15.  Ld4:  Sd6, 
16.  Db3  oder  endlich  Partie  König— 
Tarrasch,  Wien  1922:  11....  Se4,  12.  Sd4 
Sd4:  13.  Ld4:  Le6,  14.  a3!  mit  Stellungs- 
vorteil] 10....  d4!  11.  Lf6:  Df6:  12.  Se4 
De7,  13.  Sc5:  Dc5:  14.  Tel  Db6,  15. 
Dc2  h6!  16.  Sd2  Le6,  17.  Sc4  [17.  Lc6: 
Tc8]    17. . . .   Da6,    18,  a3   mit  Ausgleich). 

9 h6    (oder   Partie   Rubinstein— 

Tarrasch,  Karlsbad  1923:  9. . . .  Le6,  10. 
de  [oder  Partie  Marshali— Rubinstein, 
Lodz  1908:  10.  Tel  cd,  IL  Sd4:  Sd4:  12. 
Dd4:  Da5!  13.  b4  Da3!  14.  Dd3  Db4! 
usw.  mit  ungefährem  Ausgleich]  10. . . . 
Lc5:  IL  Sei.  [Eine  Neuerung.  Gewöhnlich 

11.  Tel,  worauf  aber  in  einer  Partie 
Rubinstein— Dr.  Lasker,  Berlin  1908 
statt  des  schablonenhaften  Rückzuges 
IL  .  .  .  Le7  viel  wirksamer  11.  .  .  . 
Lb6!  12.  b3  Te8,  13.  e3  Sb4!  mit 
andauernder  Beunruhigung  des  weißen 
Damenflügels  folgte]  IL...  d4,  12.  Lf6: 
Df6:  13.  Se4  De7,  14.  Sc5:  Dc5:  15.  Sd3 
Db6,  16.  Sf4!  mit  Stellungsvorteil  für 
Weiß). 

10.  Lf6:  Lf6:  IL  de  Lc3:t  12.  bc 
Le6,  13.  Sd4  Da5,  14.  e4!  usw.  Weiß 
kam  in  Vorteil.  — 

Auf  den  Spielmann'schen  Verein- 
fachungsversuch:      7 c5Xd4,       8. 

Sf3Xd4  Lf8-c5  folgte  in  einer  Partie 
Grünfeld— Spielmann,  Mähr.-Ostrau  1923: 

9.  Sc6:  (9.  Le3?  Db6,  10.  Sa4?  Db4t 

mit    Figurgewinn)    9 bc,     10.    0-0 

0—0,  11.  Lg5  Tb8!  (ungünstig  sofort 
IL...  h6.  12.  Lf6:  Df6:  13.  Sd5:!  Partie 
Marshall— Duras,  Budapest  1912),  12. 
Tel!  (deckt  indirekt  b2)  12....  h6,  13. 
Lf6:  Df6:  14.  Sd5:  cd,  15.  Tc5:  Tb2:  16. 
Tc2  (wenn    16.   Ld5:,    so   Le6,    drohend 


Td8)  16....  Le6,  17.  Tb2:  Db2:  18.  Ld5: 
Td8,  19.  Db3!  De2:  20.  Le6:  De6:  Remis! 

Dagegen  in  einer  Partie  Takacs— 
Spielmann,   Meran   1924,    etwas  schärfer: 

9.    Sb3   Lb6   (oder   etwa   9....    Lb4, 

10.  0—0  Lc3:  11,  bc  0—0,  12.  Lg5  Le6, 
13.  Sc5  De7,  14.  Se6:  fe,  15.  e4!  mit 
weißem  Vorteil),   10.  0-0  (10,  Sd5:  Sd5: 

11.  Dd5:  Dd5:  12.  Ld5:  Lh3!  mit  Kom- 
pensationsdruck) 10 Le6  (verfehlt  ge- 
schah in  einer  Partie  Kostitsch— Möller, 
Göteborg   1920:    10....  d4,    11.   Sa4   Le6. 

12.  Sc5  Ld5?  13.  Sb7:  De7,  14.  Ld5: 
Sd5:  15.  Sa5!  und  Weiß  gewann),  IL 
Lg5  0— 0  (ungünstig  IL...  h6,  12.  Lf6: 
Df6:  13.  Sd5:!  Partie  Rubinstein— 
Spielmann,  Karlsbad  1923),  12.  Sa4  (12. 
Lf6:  Df6:  13.  Sd5:  Db2:  mit  Ausgleich) 
12. ...  h6,  13.  Sb6:  ab,  14.  Le3  usw.  mit 
zweischneidigem  Spiel.  — 


8.        0—0 


LfS— e7 


Da  nun  die  Fesselung  9.  Lg5  laut 
nächster    Anmerkung    ganz    ungefährlich 

wäre,    hat    der    Präventivzug    8 h6 

wenig  Sinn  (und  ist  darauf  9.  Lf4  oder 
vielleicht  noch  wirksamer  9.  Le3  zu 
empfehlen). 

9.      d4Xc5  .  ,  ,  . 

Schon  um  das  Tempo  LfS— e7Xc5 
zu  profitieren.  Auf  den  früher  an  dieser 
Stelle  üblichen  Zug  9.  Lg5  ^folgte  in 
einer  Partie  Forgacs— Dr.  Tarrasch,  San 
Sebastian  1912,  der  Ausfall  9....  Se4! 
(interessant  auch  Partie  Schubert- 
Schlechter,  Wien  1916:  9....  0-0,  10. 
de  Lc5:  IL  Tel  Le7,  12.  Sd4  h6!  13.  Le3 
Sg4!  14.  Se6:  fe  und  Schwarz  kam  in 
Vorteil),  10.  Le7:  De7:  IL  Tel  Sc3:  12. 
Tc3:  c4,  13.  e4  (oder  Matchpartie  Rubin- 
stein—Mieses, Berlin  1909:  13.  Se5, 
worauf  13....  Se5:!  14.  de  Dc5  zum  Vorteil 
von  Schwarz  folgen  konnte)  13. . . .  0—0, 
14.  Se5  Se5:  15.  de  de,  16.  Le4  Tad8, 
17.  Dh5?  h6,  18.  f4  b5  und  Schwarz  kam 
in  Vorteil. 

In  Betracht  kommt  9.  b3  ^(vor  de). 
In  einer  Freipartie  N.-Tartakower,  Kopen- 
hagen 1923,  folgte  darauf:  9.  .  .  . 
0-0,  10.  Lb2  Tc8,  IL  de  Lc5:  12.  Sb5! 
Da5,  13.  Sbd4  Sd4:  14.  Sd4:  Ld4:  15. 
Ld4:  (Weiß  steht  nun  wohl  überlegen) 
15. . . .  Tc6!  16.  Lf6:  gf,  17.  Dd4  Dc3  (ein 
Friedensfühler),  18.  Da7:  ?  (nun  wendet  sich 
das  Blatt)  18. . . .  b6  (noch  energischer  sofort 
Tfc8),  19.  Da3  Tfc8,  20.  Tadl  De5,  21.  Lf3 
Tc2,22.Tcl  d4,23.Tc2:Tc2:  24.Tcl  d3!  25. 
ed  Lh3!  26.|Le4  (besser  26.  Lg2  Da5,  27.  Lh3: 
Da3:  28.  Tc2:)  26.  .  .  .  Da5!  und 
Weiß  gab  auf. 

9.    .  .  .  ,  Le7Xc5 


364 


10.   Lcl-g5  .  ,  .  , 

Auch  an  dieser  Stelle  hat  die 
Fesselttngs  methode  nach  den  letzten 
Untersuchungen  ihre  Schrecken  verloren 
(vgl.  nächste  Anmerkung). 

Dagegen  sind  hier  zwei  folgende,  in 
neuester  Zeit  aufgetauchte  Spielwendungen 
sehr  beachtenswert: 

a)  Fernwirkungs methode,  Partie 
Bogoljubow— Tarrasch,  Berlin  1920:  10. 
b3  0-0,  11.  Lb2  De7,  12.  Sb5!  a6  (Tempo- 
verlust. Besser  Tac8),  13.  Sbd4  La3  (in 
Betracht  kommt  13....  Sd4:  14.  Sd4: 
Ld4:  15.  Ld4:  Tfd8,  16.  Tel  Td7),  14, 
Sc6:  bc,  15.  Dcl!  Lb2:  16.  Db2:  c5,  17. 
Da3  Da7,  18.  Tacl  Tac8,  19.  e3  Db6, 
20.  Se5  usw.  Die  schwarzen  Schwächen 
auf  c5  und  a6  werden  nunmehr  bloß- 
gelegt und  antiseptisch  behandelt. 

b)  Festlegungsmethode,  Partie 
Reti— Tarrasch,  Pistyan  1922:  10.  Sa4! 
Le7,  11.  Le3!  (mit  doppelter  Funktion 
auf  die  Punkte  c5  und  d4  zu  drücken!) 
11....  b6  (etwas  besser  11....  Se4),  12. 
Sd4  Sd4:  13.  Ld4:  Dd7,  14.  Sc3!  (der 
Mohr  hat   seine  Schuldigkeit  getan,   der 

Mohr  kann  zurück  —  gehen!)  14 Td8, 

15.  Db3  0-0,  16.  Tfdl  Se8,  17.  a4!  und 
Schwarz  kann  baldigen  Bauernverlust 
kaum  vermeiden. 


10. 


d5— d4 


Dr.  Tarrasch's  geistreiche,  gegen 
Burn,  in ;;,  Breslau  1912,  angewandte 
Gegenaktion,  die  jedoch  nicht  nach 
jedermanns  Temperament  ist,  da  sie 
unter  Umständen  die  lange  Rochade 
mittenjns  feindliche  Kreuzfeuer  hinein  er- 
fordert.   —   Antwortet  jedoch  Schwarz  in 

passiver  Weise  10 Le7,   so  kommt  er 

durch  ganz  unmerkliche  Züge  (z.  B. 
Partie  Capablanca— Dr.  Olland,  Hastings 
1919:  II.  Sd4  0-0,  12.  Tel  Dd7,  13.  Se6:! 
fe,  14.  Lh3!  h6,  15.  Lf4  usw.)  in 
Stellungsnachteil.  — 

In  einer  bereits  erwähnten  Partie 
Rubinstein— Dr.  Lasker,  Berlin  1918,  ge- 
schah statt  dessen  mit  Zugumstellungen 
10....  0-0,  lI.TclLbö!  (Gegenbedrohung 
des  Bb2),  12.  b3  Te8  (Gegenbedrohung 
des  Be2),  13.  e3  Sb4!  14.  Sd4  (14.  a3 
Sc6,  15.  Lf6:  Df6:  16.  Sd5:  Db2!)  14.... 
h6,  15.  Lf6:  Df6:  16.  a3  (die  Auf- 
lockerung!) 16....  Sc6,  17.  Sd5:  Ld5: 
18.  Ld5:  Sd4:  19.  ed  und  Schwarz  konnte 
nun,  wie  Dr.  Tarrasch  in  seiner  Damen- 
gambitmonographie  feststellt,  statt  der 
Remiswendung  19....  Te7?  20.  Dg4  Ld4: 
21.  Lb7:  usw.  mit  19....  Tad8!  20.  Lb7: 
Td4:  21.  Df3  D13:  22.  Lf3:  Td3  usw. 
Führung  der  Partie  erlangen. 


11.  Lg5Xf6*  Dd8Xf6 

12.  Sc3— e4  Df6— e7 

13.  Se4Xc5  De7Xc5 

14.  Tal— cl  Dc5— b6 

15.  Sf3— g5  

In  der  vorerwähnten  VT,  Matchpartie 
zwischen  den  Textgegnern  geschah  im 
ähnlicher  Stellung  (mit  0—0  statt  Le6 
auf  schwarzer  Seite)  15.  Dc2  h6!  16.  Sd2 
Le6,  17.  Sc4  Da6  mit  Ausgleich, 

Der  Verlauf  der  vorliegenden  Partie 
zeigt,  daß  die  frühzeitige  Entwicklung 
des  schwarzen  Damenläufers  ihre 
Bedenken  hat, 

15 Le6— f5 

Sicherer  scheint  Ld7. 

16.  e2— e4!  d4Xe3? 
Gibt    Gelegenheit     zu  einem    sehr 

schönen  Coup.   Noch   immer  war   16 

Ld7  vorzuziehen. 


m  «®Ä  ji 
■   B   m.$Lm... 


m  m.  m. « 


m     '^m     imi 


1  m 


m .■ m.m 


17.  TclXc6!  Echt  Marshall!  b7Xc6 

18.  Ddl— d6  Lf5— d7 

19.  Dd6— e5t  Ke8— fS 


*)  Die  „Theorie"  empfiehlt  II.  Se4. 
In  der  wertvollen  IX.  Wettpartie 
Capablanca— Dr.  Lasker,  Havanna  1921, 
folgte:  II.  (Se4)  Le7,  12.  St6:  (oder  nach 
Bilguer  12.  Lf6:  Lf6:  13.  Da4  Ld5,  14. 
Sf6:t  Df6:  15.  Tfdl  0-0—0,  16.  Tacl 
Kb8  mit  haltbarem  Spiel)  12....  Lf6:  13. 
Lf6:    Df6:    14.   Da4    (droht   Sd4:)    14.... 

0—0   (energischer  als  14 Ld5.   Schw. 

hat  nun  Gegenspiel),  15.  Db5  Tab8,  16. 
Tfdl  h6,  17.  Sei  Tfe8,  18.  Td2  (18. 
Lc6:  bc,  19.  Tec8  zugunsten  von  Schw.) 
18....  Lg4,  19.  Tel  Te5,  20.  Dd3  Tbe8, 
2I.Lf3(21.Lc6:Le2:)21....Lf3:22.Sf3:Te4, 

23.  Tc4  De6  (schärfer  nach  Lasker  23.... 
Dg6  mit  der  Drohung  Te2:  z.  B.  24, 
Kfl    Dg4,   25.  Kg2  De6,   26.  Sd4:   Dd5), 

24.  Sd4:  Sd4:  (nicht  Dd6  wegen  26.  Dc3). 
Remis.  (Es  könnte  noch  folgen:  25. 
Td4:  Td4:  26.  Dd4:  Da2:  27.  Dd7  Dblf 
28.TdI  De4,  29.Td2  mit  klarem  Ausgleich). 


365  - 


20.  f2Xe3  f7— f6 

21.  TflX^ßf.  g7Xf6 

22.  De5Xf6t  Kf8— e8 

23.  DföXhSf  Ke8— e7 

24.  DhS— e5t  Ke7— dB 

25.  h2— h4  KdS— c8 

26.  Sg5— f7  a7— a5 

27.  Sf7— d6t  Kc8— b8 

28.  Sd6— bSf  .... 
Noch  zwingender  wäre  der  Gewinn- 

Aveg:  28.  Sc4t  Dc7,  29.  Sb6! 


28 

29.  Sb5— d6t 

30.  De5— e7 

31.  De7— f8t 

32.  Sd6— b5t 

33.  Df8Xa8 

34.  Lg2— flf 

35.  Da8— f8t 

36.  Df8— g7 

37.  Dg7— c3t 

38.  Dc3— b3t 


Kb8— b7 

Kb7— b8 

Db6— c7 

Kb8— a7 

Ka7— b6 

Kb6Xb5 

Kb5— b4 

c6 — c5 

c5 — c4 

Kb4— b5 

Schwarz  gibt  auf. 


Frank  J.  Marshall. 
(Champion  of  U.  S.  A,) 


Amerikas  Vorkämpfer  Marshall 
ist  ein  brillanter  Reitergeneral  des 
Damengambits. 

EID 


Janowski's  Verteidigung 
3 a7— a6. 

Partie  Nr.  84. 

Großturnier  zu  Haag  1921. 
Aljechin.  Rubinstein. 

lEntscheidungskampf    um    den    ersten   Preis    in    der 


letzten  Runde  >] 


L     d2— d4 

2.  Sgl— f3 

3.  c2— c4 


d7— d5 
e7 — e6 
a7— a6 


Eine  Abart  der  von  Janowski  bevor* 
zugten  und  auch  von  Rubinstein  selbst 
in  der  letzten  (IV.)  „Collijn"-Auflage  (1921) 
befürworteten  Spielweise:  1.  d4  d5,  2.  c4 
e6,  3-  Sc3  a6  mit  der  „Drohung**,  das 
Gambit  anzunehmen:  4,...  de  nebst  b5, 
was    aber    am    einfachsten    durch  4.  cd 

(wenn  4.  c5,  so  4 e5!)  4 ed,  5,  Sf3! 

mit  bequemerer  Entwicklung  für  Weiß  be- 
antwortet wird,  vergleiche: 

a)  Partie  Grünfeld— Aljechin,  Buda- 
pest 1921 :  5. ...  c6,  6.  Db3  Sf6  (schwächer 
Partie  Pillsbury— Janowski,  London  1899: 
6. . . .  Ld6,  7.  Lg5  Sf6,  8  e4!),  7.  Lg5  Le7, 
8.  e3  0-0,  9.  Ld3  Sbd7,  10.  Dc2!  (ver- 
hindert die  ausgleichende  Wendung  der 
I.  Matchpartie  Bogoljubow— Rubinstein, 
Stockholm  1920:  lü.  0-0  Se4!  11.  Lf4 
Sdf6)  10. . . ,  Te8, 1 1.  Lf4!  Weiß  steht  freier. 

b)  Partie  Johner— Rubinstein,  Teplitz 
1922:  5....  Sf6,  6.  Lg5  Le7,  7.  e3  0-0 
(oder  etwa  7. . . .  Sbd7,  8.  Ld3  .c6,  9.  Dc2!), 

8.  Ld3  c6  (auch  nach  8. . . .  Sbd7,  9,  Dc2 
nebst  h3l  steht  Weiß  besser),  9.  Lf6:! 
Lf6:  10,  Dc2  h6,  worauf  nun  11.  h3!  nebst 
0—0-0  und  g4  schönen  Angriff  versprach. 

c)  Partie  Kostitsch-Rubinstein,  Teplitz 
1922:  5..,.  Le7,  6.  Lf4  (in  der  sub  a 
erwähnten  1.  Matchpartie  Bogoljubow— 
Rubinstein  geschah  6.  Db3  Sf6,  7.  Lg5 
usw.)  6. . . .  Sf6,  7.  e3  0-0,  8.  Ld3  Sbd7, 

9.  0-0  Te8,  10.  Tel  c6,  11.  Dc2  (zweck- 
mäßiger Partie  Schlechter— Leonhardt, 
Karlsbad  1907:  11.  h3!  Sf8,  12. 
Se5  Ld6,  13.  Lg3  Le5:  14.  de!  mit  Angriffs- 
stellung) IL...  Sf8,  12.  Se5  (richtig  12. 
h3!)  12. . . .  Sh5!  13.  Lg3  Ld6,  14.  Sf3  Sg3: 
15.  hg  Lg4  mit  nunmehrigem  Ausgleich 
der  Chancen. 

4.    c4 — c5  .  •  .  . 

Statt  durch  die  Zugumstellung:  4.  cd 
ed,  5.  Sc3  usw.,  das  oben  erörterte  Ver- 
einfachungssystem herbeizuführen,  sucht 
Aljechin,  seinem  Temperament  gemäß, 
die  Stellung  so  zweischneidig  als  möglich 
zu  gestalten. 

4 Sc8— c6 


-  366  — 


fn  Betracht  kommt  hier  und  auch  im 
nächsten  Zuge  b7— b6,  um  den  weißen 
Bauernwall  am  Damenflügel  baldmöglichst 
zu  sprengen.  DervonAlapin  vorgeschlagene 
Textzug  hat  zur  Tendenz,  den  Gegenstoß 
e6— e5  durchzudrücken,  was  aber  Weiß 
mit  seinem  tiefdurchdachten  7.  Zuge  (Le3) 
endgültig  verhindert. 

5.  Lei— f4  Sg8— e7 

6.  Sbl— c3  Se7— g6 

7.  Lf4~e3!  .... 

Eine  keineswegs  naheliegende  Fort- 
setzung, die  dem  Kampfbild  ein  neues 
Gepräge  gibt  und  zeigt,  daß  die  Taktik 
der  Hypermodernen  meistens  dahingeht, 
die  gegnerischen  Pläne  durch  über- 
raschende Evolutionen  im  letzten  Augen- 
blick zu  durchkreuzen. 

Auf  7.  Lg3  würde  7. .  . .  e5  folgen 
und  auch  auf  7.  e3  führte  Rubinstein  im 
„Lärobok"  7. . . .  b6,  8.  cb  cb,  9.  Ld3  f5, 
10.  Tel  Ld7  mit  befriedigendem  Spiel  für 
Schwarz  aus. 


b7— b6 

c7Xb6 


8.  c5Xb6 

9.  h2— h4! 

Dieses  eigenartige  Zernierungsmanö- 
ver  bildet  die  Pointe  der  wagemutigen 
Eröffnungsbehandlung  von  Weiß.  Alejechin 
legt  in  das  trockene  Damenbauerspiel 
das  ganze  Feuer  eines  Königsgambits 
hinein. 


9. 


Lf8— d6 


Auf    9 h5,    was    eine    dauernde 

Schwächung  bedeuten  würde,  könnte  z.  B. 
10.  Lg5  f6,  11.  Dd3  unangenehm  werden. 

10.  h4— h5  Sg6--e7 
Natürlich  nicht  10....  Sf4  wegen   11. 

g3  mit  Figurgewinn. 

11.  h5— h6!  g7— g6 

12.  Le3— g5  0—0 

Etwas  freier,  wenn  auch  gelockerter, 
würde  die  schwarze  Verteidigungsaktion 
nach    12 f5   vor   sich    gehen  können. 

13.  Lg5"-f6!  b6— b5 
Wie  gewöhnlich  bei  solchen  vehe- 
menten „Angriffen",  sucht  der  Gegner  am 
entgegengesetzten  Flügel  Kompensationen 
zu  erlangen.  Es  ist  nun  bewunderungs- 
würdig, wie  Weiß  den  Rochadesturm 
garnicht  überstürzt,  sondern  im  richtigen 
Augenblick  sogar  am  Damenflügel  Demon- 
strationen (16.  a4!)  unternimmt. 

14.  e2— e3  Lc8— d7 

15.  Lfl— d3  Ta8— c8 


Unterschätzt  die  Antwort.  Besser  war 

wohl    15 Sa5,  um  auf  16.  a4  oder  16. 

Se5  mit  16.  . .  .  Sc4  Gegendruck  zu  er- 
wirken. Jetzt  aber  wird  auch  die  Damen- 
seite von  Schwarz  desorganisiert. 

16.  a2— a4f  b5— b4 

17.  Sc3— e2  Dd8— b6 

18.  Se2— cl  .... 

Um  den  Vorstoß  b4— b3  zu  verhindern. 
Weiß  ist  nun  Herr  der  Lage  und  kann 
alle  strategischen  Punkte  erreichen. 

18 Tc8— c7 

19.  Sei— b3  Sc6— a5 

Schwarz  sucht  begreiflicherweise  im 
Gegenspiel  sein  Heil.  Aus  dem  Ver- 
teidigungsspringer, der  die  Felder  e7  und 
e5  beschirmte,  soll  ein  Angriffsreiter 
werden,  der  nach  c4  strebt.  Diesen 
Augenblick  der  Umgruppierung  benützt 
Weiß,  um  in  verblüffender  Weise  ins 
feindliche  Lager  einzubrechen. 


Q     %;¥%  ■■0:fa^  m^,  ?%^ 

tm   im   m   m 


20.  Sb3— c5!  .... 

Weit  berechnet.  Auf  20. . . .  Lc5:  würde 
nun  21.  de  Dc5:  22.  Ld4  Dc6  (22....  Dd6, 
23.  Le5),  23  Se5  Db7,  24.  Sg4  (noch  stärker 
ist  vielleicht  24.  Dg4,  z.  B.:  24. . . .  f5,  25. 
Dg5  Le8,  26.  Sg4  fg,  27.  De5  mit  baldigem 
Matt)  24. . . .  f5,  25.  Sf6t  Qualitätsgewinn 
bei   ungeschwächtem  Angriff    erzwingen. 

20.  ....  Sc5— c4 
Ein  Gegenversuch.  Vorsichtiger  wäre 

jedenfalls  Lc8. 

21.  Ld3Xc4 

22.  Sf3— e5 

Großzügig,  vielleicht  sogar  zu  groß- 
zügig gespielt,  da  mit  dem  naheliegenden 
Manöver22.  Se4  mit  der  zweifachen  Drohung 
Sd6:  nebst  Le5,  sowie  Lg7  nebst  Matt 
durch  Sf6  bereits  hier  Qualitätsgewinn 
erzwungen  werden  konnte  (z.  B.:  22.... 
Sd5,  23-  Lg7  Te8,  24.  Sd6:  Dd6:  25.  Le5 
usw.    Wenn    aber  22. . . .  Sf5,    so   vorerst 

23.  g4). 

22 Ld6Xe5 


d5Xc4 


367 


Anders   ist   die  Doppclgefahr  auf  d7 
und  C4  nicht  zu  beseitigen. 

23.  Lf6Xe7!  Le5— d6 
Mit     diesem    „Notopfer"    hofft    der 

Nachziehende  seinenGegner  zu  besänftigen, 

da  er  anderseits  erkennt,  daß  23 Te8 

wegen  etwa  24.  de  Te7:  25.  Se4!  (viel 
verschwommener  wäre  25.  Df3  f5,  26.  ef 
Tf7)  25. . .  -  f5  (25. . . .  Le8,  26.  DfS!),  26, 
Dd6  (dies  ist  eine  der  starken  Drohungen 
von  Weiß)  26. . . .  Lc6,27.  DdSf  Le8,  28. 
Sf6t  Kf8  (28. ...  Kf7, 29.  Sh7:  nebst Sg5t),  29, 
Dd6!  usw.  für  ihn  recht  fatal  enden  würde. 

24.  Le7Xfö  Ld6Xf8 

25.  SeöXdT  Tc7Xd7 

26.  a4— a5!  .... 
Weiß   behandelt   die   immerhin  noch 

sehr  schwierige  Schlußphase  mit  großem 
Raffinement,  indem  er  zunächst  die  Voll- 
verbindung der  schwarzen  Bauernkette 
verhindert.  —  Es  folgte: 

26....   Db6— c6   (besser  wäre  Db8), 

27.  Ddl— fS  Td7— d5,  28.  Tal-cl  Dc6-c7, 
29.  Df3-e2  c4-c3,  30.  b2Xc3  b4Xc3, 
31.  De2Xa6  Td5Xa5,  32.  Da6-d3 
Lf8— a3  (Auch  nach  32. . . .  Ta2,  um  Tc2 
nebst  Ke2  zu  verhindern,  würde  Weiß 
mit  33.  Th4!  rasch  zur  Verwendung  seiner 
beiden  Türme  gelangen.   Verhältnismäßig 

am  besten  war  32 Ta3,  um  den  Bh6 

unter  Streufeuer  zu  behalten),  33.  Tcl-c2 
La3— b2,  34.  Kel— e2!  (ein  Fehler  wäre 
die  Rochade  wegen  Th5)  Dc7— c6,  35. 
f2-f3  f7-f5  (oder  etwa  Tg5,  36.  Kf2  Dc7, 
37.  f4  mit  weiterem  Terraingewinn  für 
Weiß),  36.  Thl-bl  Dc6-d6  (es  drohte 
Tbb2:  Auf  36....  Dd5  würde  Weiß  die 
gegnerische  Absicht  Da2  am  einfachsten 
durch  37.  Tc3:  Lc3:  38.  Dc3:  mit  ent- 
scheidendem Stellungsvorteil  parieren), 
37.  Dd3— c4  (am  schärfsten)  Kg8-f7,  38. 
Dc4-c8!  (droht  39.  Dh8  und  erzwingt 
dadurch  den  Damentausch)  Dd6-a6t  39. 
Dc8Xa6  Ta5Xa6,  40.  e3— e4  g6— g5,  41. 
Ke2-d3  Kf7— g6,  42.  d4— d5!  (Weiß 
hiacht  nun  kurzen  Prozeß)  f5Xe4t  43. 
f3Xe4  e6Xd5,  44.  e4Xd5  Ta6— a4,  45. 
Tbl-dl!  Kg6Xh6,  46.  d5-d6  Kh6-h5, 
47.  d6-d7  Ta4-a8,  48.  Kd3-e4  Ta8-d8, 
49.  Ke4-f5  Kh5-h4  (Ein  Harakiri),  50. 
Tdl-hl  Kh4-g3,  51.  Thl-h3# 

[EID 

Die  Verteidigung  2....  e7— e6 
und  3 c7— c6. 

Partie  Nr.  85. 

Meisterkampf  zu  Meran  1924. 
Grünfeld.  Rubinstein. 

[Des  ersten  PreistrSgers  einzige  Niederlage]. 

1.     d2— d4  d7— d5 


2.  c2— c4  c7— e6 

3.  Sbl— c3  c7— c6 
Die  Vexierfrage  für  Schwarz   besteht 

nun  darin,  wie  er  seinen,  von  beiden  Seiten 
eingeschlossenen  Damenläufer  ins  Freie 
führen  soll.  Der  Textzug  wurde  vom 
großen  Tschigorin  öfters  angewandt. 

4  Sgl— fS  .... 

Bekanntlich  ist  hier  sofortiges  4.  e4 
nicht  ganz  korrekt  und  auf  4.  e3  ist  des 
Amerikaners  Ware  Ware:  4....  f5  nebst 
Ld6  usw.  sehr  brauchbar,  da  der„Stonewall" 
besonders  dann  gelingt,  wenn  der  geg- 
nerische Damenläufer   eingeschlossen  ist. 

4 Sg8— f6 

Das  Solideste.  Auf  4. . . .  Sd7  oder  Ld6 

folgt  5.  e4!,  auf  4 de  am  besten  5.  a4! 

und  auf  4. . . .  f5  gemäß  der  musterhaften 
Partie  Pillsbury-Showalter,  Nürnberg  1896: 
5.  Lf4!  Ld6,  6.  e3!  Sf6,  7.  Ld3  0-0,  8.  0-0 
Dc7,  9.  g3!  und  der  Abtausch  auf  f4  ist 
wegen  der  Bloßlegung  des  rückständigen 
Beö  nicht  zu  empfehlen. 

5.     e2— e3  .... 

Dieselbe  Stellung  kann  auch  aus  der 
demnächst  behandelten  „slavischen"  Ver- 
teidigung des  Damengambits,  und  zwar 
auf  folgende  drei  verschiedene  Arten 
entstehen: 

2. ...  c6,  3.  Sc3?  e6?  (schäfer  ist  Wina- 
wer's  Gegengambit  3. . . .  e5!),  4.  e3  usw. 

Oder,  wie  dies  auch  in  der  vorliegenden 

Partie  der  Fall  war:   3.  e3  (Breyer)  3 

Sf6  (spielbar  auch  3. . . .  f5  oder  3. . . .  Lf5), 
4.  Sc3  (folgerichtiger  4.  Sd2,  siehe  Partie 

Nr.   86)   4 e6!    (schwächer    ist   4 

Lf5  wegen  5.  cd!),  5.  Sf3  usw. 

Oder  endlich  3.  SfS!  Sf6,  4.  Sc3  e6 
(wegen  4....  de  siehe  Partie  Nr.  87),  5.  e3 
usw.  wie  im  Text. 

5 Sb8— d7 


Beachtenswert   ist   die   nachträgliche 

„StonewaU"-Bildung:    5 Se4  nebst  f5, 

vgl.  hiezu  die  Ausführungen  zur  Partie 
Nr.  82  (4.  Zug  von  Schwarz  sub  III). 
Mehr  als  Ausgleich  ist  dabei  freilich  nicht 
zu  erhoffen. 

6.  Lfl— d3  .... 

Der  Entwicklungsplan  des  Anziehenden 
liegt  klar  zutage:  Der  nachträgliche  Zen- 
trumsvorstoß e3 — e4  soll  ihm  hier  umso- 
mehr  Stellungsvorteil  verschaffen,  als  der 
Nachziehende  auf  die  Gegenaktion  c5  an- 
scheinend verzichtet  hat. 

6 d5Xc4! 

Mit  nichten!  Schwarz  verlegt  durch 
diese  nachträgliche  Gambitannahme  in 
Verbindung  mit  den  nächsten  Bauernzügen 
das  Schwergewicht  des  Kampfes  auf  den 


368 


Damenflügel:  Eine  sehr  lebensfähige,  von 
Alapin  propagierte  und  von  Rubinstein 
meisterhaft  verwirklichte  Idee! 

Der  sonst  übliche  Verlauf  ist  aus  dem 
Partieanfang  Grünfeld-Bogoljubow,  Pisty  an 
1922,  zu  ersehen: 

6. . . .  Ld6  (ungünstig  Partie  Tarrasch- 
Trejbal,  Pistyan  1922:  6....  Dc7,  7.  0—0 
de,  8.  Lc4:  b5,  9.  Ld3  [gut  ist  auch  9.  LbS] 
e5,  10.  Ld2  Le7,  11.  Icl  a6,  12.  a4  Db8, 
13.  Sei  Lb7,  worauf  bereits  14.Sf6:tLf6: 15. 
Lf5  sofortigen  Vorteil  sicherstellen  konnte), 

7.  e4  (auf  7.  0—0  folgte  in  einer 
Partie  Johner-Capablanca  1911:  7....  0-0, 
8.  e4  de!  9.  Lc4:  e5,  10.  Lg5  [schwäch- 
licher Partie  Speyer— Sämisch,  Berlin 
1922:  10.  Le3  De7,  11.  d5  Sb6]  10.... 
h6!  [statt  des  üblichen  10....  De7*  oder 
10....  Dc7],  11.  Lh4  ed,  12.  Dd4:  Lc5, 
13.  Dd3  Sb6,  14.  DdS:  [ungünstig  Partie 
Hönlinger— Gilg,     Linz     1924:     14.     De2] 

14 TdS:  15.  Lb3  g5!  mit  vorzüglichem 

Spiel  für  Schwarz.  Nach  Wolfs  Analysen 
hätte  jedoch  Weiß   viel    stärker   14.    e5!! 

spielen  können,  z.  B.  14 Dd3:  15.  Ld3: 

Sid5,  16.  Se4  Le7,  17.  Le7:  Se7:  18.  Sd6, 

bezw.    16 Sd7,     17.    Lc4    usw.    mit 

großem  Stellungsvorteil,  wodurch  also 
die  vielgelästerte  Fortsetzung  7.  0-0 
wieder  ihre  Bürgerrechte  gewinnt). 

7 ,.de  (jetzt  wäre,    wie  örünfeld 

in  der  „Ost.  Schachrundschau"  ex  1922 
feststellt,   die  Tschigorin'sche  Spielweise 

7 de,  8.  Lc4:  e5  wegen  9.  de  Se5:  10. 

Se5:  Le5:  11.  Dd8:t  Kd8:  12.  Lf7:  Lc3:t 
13.  bc  Se4:  14.  0—0  Sc3:  15.  Lb2  Tf8, 
16.  Lb3  Se2t  17.  Khl  g6,  18.  Tadlf  Kc7 
[Ke8,  19.  Tdel],  19.  Leöf  nebst  Lc4,  Ld6, 
Tblf  usw.  für  Schwarz  fatal.  Er  muß 
also  die  Mitte  aufgeben,  wodurch  Weiß 
das  freiere  Spiel  erlangt). 

8.  Se4:  Se4:  (oder  8. . . .  Lb4t  9.  Ld2 
Da5,  10.  Sd6t  Ke7,  11.  c5  Td8,  12.  0-0 
Ld2:  13.  Sd2:  Kf8,  14.  Sd2-c4  Dc7,  15.  f4 
Sb8,  16.  a4  nebst  Ddl-el-h4  zum  Vorteil 
für  Weiß). 

9.  Le4:  Nun  ist  eine  für  Schw.  bekannt 
schwierige  Stellung  erreicht!  9,...  0—0 
(am    bequemsten.**    Schwerfällig    Partie 

*)  85a.  —  Vgl.  Partie  Dr.  Vidmar— 
Dr.  Kaufmann,  Wien  1917:  11.  Lb3  ed, 
12.  Sd4:  Sc5,  13.  f4  (einfacher  13.  Lc2) 
13. . . .  Lg4  (besser  13. . . .  Sce4:),  14.  Sf3 
Sb3:  15.  Db3:  h6,  16.  e5!  Lc5t  17.  Khl 
hg,  18.  ef  gf,  19.  fg  fg,  20.  Sg5:!  Dg5:? 
(geboten  war  Ld4),  21.  Se4  Le6,  22.  Dc3 
De3,  13.  Sf6t  Kg7,  24.  SeSf.  Aufgegeben. 

**)  85b.  —  Kurzfristig  verlief  statt 
dessen  folgende  Partie  Tartakower-Euwe, 
Budapest  1921:  (1.  d4  d5,  2.  c4  c6,  3.  Sc3 
Sf6,  4.  e3  e6,  5.  Ld3  Sbd7,  6.  Sf3  Ld6, 
7.  e4  de,  8.  Se4:  Se4:  9.  Le4:) 


Schlechter— Duras,   Nürnberg  1906:  9 

Da5t  10.  Ld2  Dh5,  11.  h3  f5,  12,  Ld3. 
0—0,  13.  Dc2  e5,  14.  c5  nebst  0—0-0 
mit  Stellungsvorteil  für  Weiß.  —  Un-^ 
günstig  für  Schwarz  auch  Partie 
Sämisch— Trejbal,  Teplitz  1922,  mit  Zug- 
umstellung: 9....  Sf6,  10,  Lc2!  h6  [oder 
Partie  Euwe-Kersten  10....  Lb4t  11, 
Ld2  Ld2:t  12.  Dd2:  0-0,  13.  0-0.  Ver- 
hältnismäßig am  besten  ist  nach  Grün- 
feld 10....  c5],    11.  0-0  b6   [oder  Partie 

Pillsbury-Winawer,  Budapest  1896:  11 

0-0,  12.  Le3!  Te8,  13.  Dd3!  mit  Vorteil], 

12.  De2  [interessant  ist  auch  12.  b3,  z.  B, 
Partie  Capablanca-Jaffe,  New-York  1910: 
12. . . .  Lb7,  13.  Lb2  0-0,  14.  Dd3  drohend 
d4— d5,  bezw.  Partie  Capablanca-Skott, 
Hastings  1919:  12.  . . .  0-0,  13.  Dd3  De7, 
14.  Lb2  Td8,  15.  Tadl  bezw.  Partie 
Vidmar— Dr.      Kaufmann,      Wien      1916: 

13.  Lb2  c5,  14.  Dd3  cd,  15.  Dd4:  mit 
Angriff]  12. . . .  Lb7  [oder  Partie  Grünfeld- 
Kulcsar,  Debreszen  1924:  12....  0—0,  13, 
Ld2  Te8,  14.  Tadl  Dc7,  15.  Lc3  La6, 
16.  Ld3  Tad8  ,17.  Tfel!  drohend  c4— c5!], 

13.  Ld2  0-0,  14.  Tadl  De7,  15.  Lc3 
und  Weiß  beherrscht  das  Schlachtfeld). 

10.  0-0  Dc7  (oder  Partie  Rubinstein- 
Bogoljubow,  Triberg  1921:  10....  c5,  11. 
Le3*  Dc7,  worauf  statt  12.  Tel  gleichfalls 
12.  Lc2  zu  empfehlen  wäre). 

11.  Lc2!  Droht  Dd3  und  erzwingt 
einen  Räumungszug  für  Sf8.  Nun  sollte 
aber  statt  11. . . .  Td8,  12.  De2  c5,  13.  Lg5! 
Te8  (13....  f6?  14.  De6:t  bezw.  13,...  Sf6, 

14.  Dd3!),  14.  de  La:  15.  Tadl  f6,  16, 
Ld2!  usw.  sofort  11....  Te8  nebst 
baldigem  c5  geschehen,  wenn  auch  dann  die 
weiße  Stellung  etwas  vorzuziehen  ist. 

7.  Ld3Xc4  b7— b5 

8.  Lc4— d3  .... 
Zu  erwägen  wäre  8.  Le2. 

8.  ....  a7— a6 

9.  0—0  .  .  .  , 


9. . . .  e5,  10.  0—0  ed,  11.  Dd4:  (logi- 
scher ll.Sd4:  z.B.  11....  Sf6,  12.  Sc6:!I 
und  gewinnt)  11....  Df6,  12.  Lg5  Dd4: 
13.  Sd4:  Sc5,  14.  Lf5  0-0,  15.  Lc8:  Tac8:? 
(richtig  war  Tfc8:  16.  Sf5  Lf8!  und  Schw, 
hat  nichts  mehr  zu  fürchten),  16.  Sf5  Se4, 
17.  Le7!  (präziser  als  17.  Sd6:  Sd6:  18, 
Le7  Sc4:).  Schwarz  gibt  auf,  da  entschei- 
dender materieller  Nachteil  nicht  zu  ver- 
meiden ist. 

*)  85c.  —  In  einem  anderen  Zusammen- 
treffen Rubinstein— Bogoljubow,  Triberg 
1924,  folgte: 

11.  Lc2!  b6  (besser  Te8  nebst  Sf8),  12, 
Dd3  g6,  13.  Lh6  Te8,  14.  Tadl  Lf8,  15.  de! 
Lh6:  16.  c6  Df6,  17.  cd.  Aufgegeben. 


369  - 


In  Betracht  kommt  auch  nach  Grünfeld 
9.  e4  Le7,  10.  0—0  Lb7,  11.  Lg5  oder  De2. 


c6— c5! 


Die   Pointe    der    ganzen   Spielweise, 

während  die  „Theorie"  nur  mit  9 Le7 

oder  Lb7  zugunsten  von  Weiß  fortsetzt, 
z.  B.  Partie  Vidmar-John,  Mannheim  1914: 
9....  Lb7,  10.  e4!  Le7,  11.  Lg5  h6,  12. 
Lf6:!  gf,  13.  De2  Db6,  14.  Tacl  c5,  15. 
d5!    und  Weiß   beherrscht   die   Situation. 

Der  Tempoverlust  c7— c6— c5,  den 
sich  der  Textzug  zuschulden  kommen 
läßt,  wird  durch  die  gegnerische  Raten- 
entwicklung Lfl— d3Xc4  aufgewogen, 
sodaß  nunmehr  ein  Abspiel  des 
angenommenen  Damengambits 
entstanden  ist  (2. . . .  de,  3.  Sf3!  Sf6,  4. 
e3  e6,  5.  Lc4:  c5,  6.  Sc3  a6,  7.  Ld3 
Sbd7,  8.0— Obö),  deren  Grundidee  sowohl 
an  die  Teplitz-Schönauer  Verteidigung 
(vgl.  Partie  Nr.  66,  Anmerkung  zum  8.  Zuge 
von  Schw.  sub  II),  als  auch  an  die  Haupt- 
variante der  slavischen  Verteidigung 
(2. . . .  c6,  3.  Sf3  Sf6,  4.  Sc3  de,  5.  e3  b5 
usw.,  siehe  Partie  Nr.  87)  erinnert. 

10.    a2— a4  .... 

Um  die  schwarze  Bauernmasse  zu 
desorganisieren,  doch  schafft  der  zwei- 
schneidige Textzug  auch  im  eigenen 
Lager  Schwächen.  Ruhiger  geschah  in 
einer  späteren  Partie  desselben  Turniers 
Tarrasch-Grünfeld : 

10.  De2  Lb7,  11.  Tdl  (in  dieser 
theoretisch  bekannten  Stellung  war 
noch  immer  11.  a4,  ferner  auch  11. 
e4,  11.  a3  sowie  11.  b3  möglich.  Auf  11. 
a4  folgte  in  einer  Partie  Dr.  Vidmar — 
Dr.    Asztalos,    Laibach    1924:    11 c4, 

12.  Lbl?  [besser  Partie  Schlechter— 
Dr.   Perlis,    Ostende    1906:    12.    Lc2   b4, 

13.  Sbl]  12. . . .  b4,  13.  Sdl  Dc7,  14.  e4 
a5  mit  Gegendruck.  —  Auf  11.  b3 
erlangte  Schwarz  in  der  Olympiadenpartie 

Grau-Dr.  Euwe,   Paris    1924,   nach  11 

Le7,  12.  Lb2  0-0,  13.  Tel  Da5,  14.  Lbl 
Tfd8,  15.  de  Sc5:  usw.  eine  gediegene 
Stellung). 

11 Dc7!   (ungünstig    geschah   in 

einer  Partie  Dr.  Asztalos— Patay,  Györ 
1924:  11....  c4,  12.  Lc2  Dc7?  [besser 
Tc8],  13.  e4  b4,  14.  Sbl  Tc8,  15.  Lg5 
Da5,  16.  Sbd2  Sb6,  17.  b3!  c3,  18.  Sc4 
Sc4:  19.  bc  Sd7,  20.  e5  h6,  21.  Lh4  Sb6? 
[besser  Dc7],  22.  d5!  ed,  23.  e6!  f6,  24. 
Se5!    mit  elegantem  Gewinn). 

12.  e4  cd,  13.  Sd4:  Ld6!  14.  h3 
0—0,  15.  a3  Tfd8,  16.  Lc2  Tac8,  17.  Le3 
Lf4  und  Schwarz  hat  dank  des  ab- 
wartenden Entwicklungssystems  von 
Weiß  ein  schönes  und  freies  Spiel  erlangt. 


10 b5— b4 

11.  Sc3— e4  Lc8— b7 

12.  Se4— d2  .... 

Ungünstig  für  Weiß  verlief  eine 
spätere  Partie  desselben  Turniers  Spiel- 
mann—Grünfeld: 12.  Sf6:t  Sf6:  13.  b3 
(auf   13.  De2  folgte    in   einer  Partie   Ed. 

Lasker-Tartakower,New-Yorkl924:  13 

cd  [vielleicht   ist  sofort  13 Dd5   noch 

schärfer],  14.  Sd4:  Dd5  [gut  ist  auch 
14....  e5],    15.  f3  Ld6,    16.  Tdl    0-0  mit 

schönem  Angriffsspiel  für  Schwarz)  13 

cd,  14.  Sd4:  e5!  (ein  starker  Bauernzug), 
15.  Sf5  Dd5!  und  die  Partie  des  An- 
ziehenden ging  trotz  aller  Genialität  im 
44.  Zuge  verloren. 


12. 


Lf8— e7 

Gut   ist  nach   Grünfeld   auch    12 

Ld6,  13.  Sc4  Lc7. 

13.  Ddl— e2  0—0 

14.  Tfl— dl  .... 

Wie  die  allernächste  Folge  zeigt, 
war  statt  dieses  schablonenhaften  Zuges 
die  scharfe,  wenn  auch  zweischneidige 
Fortsetzung  14.  a5  besser  geeignet,  die 
weiße  Autorität  zu  wahren,  da  hiedurch 
der  Bb4  isoliert  werden  könnte. 

Nach  dem  Textzuge,  der  sich  freilich 
an  bekannte  Muster  anlehnt,  befestigt 
Schwarz  seine  Bauernlage  und  erlangt 
endgültig  die  Initiative. 

14 a6— a5! 

Bei  weitem  wirksamer  als  Dc7,  was 
in  den  Partien  Schlechter— Wolf  und 
Teichmann— Berger,  Karlsbad  1907, 
geschah! 

15.  Sd2— c4  Dd8— c7 

16.  Lei— d2  .... 
Besser  nach  Reti  sofort  16.  b3  nebst 

Lb2,  da  der  Zug  b3,  trotzdem  ,  er  die 
Punkte  b3  und  c3  schwächt,  behufs 
Deckung  des  Ba4  doch  erfolgen  muß.  — 
Aus  diesem  letzteren  Grunde  wäre  statt 
des  Textzuges  der  ansonsten  plausible 
Entwicklungsplan  16.  e4  nebst  Lg5 
etwas  unvorsichtig. 

16 TfS— dB 

Wie  der  20.  Zug  von  Schwarz  zeigt, 

war     hier     16 Tf  c8     noch     etwas 

robuster. 

17.  Tal— cl  .... 

Zweckmäßiger  war  nach  Burn  noch 
immer  17.  b3,  z.  B.  17. . . .  Dc6,  18.  Df  1  Dd5, 
19.  Lei  Dh5,  20.  Le2  und  Weiß  hat  die 
schwierige  Umgruppierung  rechtzeitig 
durchgeführt. 


Dr.  S.  Q.  Tartakowsr:  Die  hypermoderne  Schachpartie. 


24 


-  370 


17.  ....  Dc7^c6 

18.  b2— b3  Dc6— d5 

19.  Ld2— el  .... 

Zeitverlust,  da  der  Läufer  im  zweit- 
nächsten Zuge  reuig  zurückkehrt.  Besser 
vielleicht  19.  Dfl. 

19 c5Xd4 

20.  e3Xd4  Td8— c8! 

Eine  böse  Übereilung  wäre  sofort 
20....  Se4  wegen  21.  Se3!  DbS:  22.  Tc7 
Tab8,  23.  Tb?:!  Tb7:  24.  Le4:  Tc7,  25. 
Tal    usw.   mit  Gewinnstellung  für  Weiß. 

21.  Lei— d2  .... 

Plant  22.  Tel  gelegentlich  aber  auch 
Le3  zur  Deckung  des  schwachen  Bd4. 

21.  ....  Sf6— e4 

22.  Tdl— el  Se4— d6 

23.  De2— fl  Sd6Xc4 

24.  b3Xc4  .... 
Auf  24.    Lc4:   würde   folgen:    24.... 

Dh5,  25.  Se5  Se5:  26.  de!  Td8  und 
Schwarz  bleibt  dauernd  am  Ruder,   z.  B. 

27.  Le3?   (besser   27.   De2)   27....    De5:! 

28.  Lb6  Df4!  29.  Ld8:  Ld6  und  Schwarz 
gewinnt. 

Der  Textzug  sieht  zwar  selbst- 
mörderisch aus,  da  er  die  Bauern- 
schwächen des  weißen  Spieles  noch 
vermehrt,  doch  soll  unter  Umständen 
das  Vorrücken  des  c-Bauern  ein  Gegen- 
spiel  bieten    (siehe  nächste  Anmerkung). 

24 Dd5— h5 

25.  Sf3— e5  .... 

Naheliegend  und  schlecht,  wie  des 
Gegners  geniale  Widerlegung  zeigt.  Ver- 
hältnismäßig am  besten  war  25.  Le4! 
Le4:  26.  Te4:  Sb6,  27.  c5!  Sd5  (27.... 
Sa4?  28.  Ddlü  Diesen  Rettungszug  hat 
Weiß  in  Zeitnot  übersehen),  28.  Dc4  und 
das  weiße  Spiel  ist  praktisch  sehr  gut 
zuhalten  [Grünfeld  in  „Magyar Sakkvilläg" 
ex  1924]. 

25 Sd7Xe5 

26.  TelXe5  .... 
Nach   26.   ed   würde    die   Lage   von 

Weiß  mit  Rücksicht  auf  die  isolierten 
Bauern  a4  und  c4,  sowie  den  gedeckten 
Freibauer  des  Gegners  keinen  Hoffnungs- 
schimmer zulassen. 

26 -  Dh5— h4! 

27.  f2— f4  .... 

Auch  auf  27.  Le3  würde  27. . . .  Lf6 
mit  entscheidendem  Gewinn  des  Bd4, 
bezw.  der  Qualität  folgen. 

27 Le7— f6 


28.     g2-g3  

Zäheren  Widerstand  bot  jedenfalls 
28.  Le3  Le5:  29.  fe. 

Der  Textzug  gibt  dem  polnischen 
Großmeister  Gelegenheit  zu  einem 
brillanten  Coup. 


,    m%  m    mmm. 

1  »i«  m 


ässa.  m.  m 


28 Lf6Xe5!! 

29.  d4Xe5  .... 

Auf  29.  gh  gewinnt  29....  Ld4:t 
usw.  Es  folgt  noch  ein  grausamer  Schluß. 

29 Dh4— e7 

30.  Ld2— e3  De7— d7 

Droht  Dc6  und  erobert  hiedurch  den 
Bauer  a4. 

31.  Ld3— e2  Dd7Xa4 

32.  g3— g4  b4— b3 

33.  Kgl— f2  Lb7— e4 

34.  Le3— d4  Tc8— d8 

35.  Kf2— e3  Le4— c2 

36.  Tel— al  Da4— b4 
Weiß  gibt  auf. 

[EH] 

Die  slavische  Verteidigung 
2. . . .  c7— c6. 

Partie  Nr.  86. 
Großturnier  zu  Teplitz-Schönau  1922. 
Reti.  Spielmann. 

[R6ti  erlangt  die  Führung], 

1.  d2— d4  d7— d5 

2.  c2— c4  c7— c6 

Polerio  1590!  —  Man  kehrt  also 
immer  wieder  zur  ältesten  Weisheit 
zurück.  Der  Textzug  verstärkt  den 
schwarzen  Halt  im  Zentrum,  ohne  den 
Damenläufer  zu  versperren  (Lc8— fo!) 
und  bildet  unter  Umständen  eine  wich- 
tige Stütze  für  eine  Bauernoffensive  am 
Damenflügel  (d5Xc4  nebst  b7— b5!) 

3.  e2— e3  .... 


371  - 


Führt  ein  besonders  von  Breyer  be- 
fürwortetes Zernierungs  System  her- 
bei, dessen  Wesen  im  baldigsten  Vor- 
gehen des  weißen  Damenflügels  (c4— c5!) 
und  dessen  Pointe  in  der  neuartigen  Ent- 
wicklung des  Damenspringers  (Sbl-d2!) 
besteht.  — 

Wegen  der  Vereinfachungs- 
taktik 3.  cd  siehe  Partie  Nr.  88  und 
wegen  der  mit  3.  Sf3!  einzuleitenden 
Auf  ro  11  u  n  gsmethode,   Partie   Nr.  89. 

Auf  3.  Sc3  ist  Winawer's  Gegengambit 
3. . . .  e5  (wegen  3. .  .  e6  siehe  Partie 
Nr.  85),;  4.  de  (am  sichersten  ist  4.  e3 
ed,  5.  Dd4:  Unersprießlich  wäre  4.  cd  cd, 
5.  Sf3  e4,  6.  Se5  Da5!  usw.)  4. . . .  d4,  5. 
Se4  Daöf  6.  Sd2!  Sd7!  usw.  zu  empfehlen. 

3 Sg8— f6 

Zulässig  ist  hier  auch: 

I)  der   Stonewallaufbau   durch   3 

e6  nebst  f5,  Sd7,  Ld6  usw.,  wie  überall 
dort,  wo  der  weiße  Damenläufer  ein- 
geschlossen ist,  vgl.  hiezu  mit  einer 
kleinen  Zugumstellung  Partie  Aljechin— 
Trejbal,  Karlsbad  1923: 

3. . . .  e6,  4.  Sf3  f5,  5.  Sc3  Sf6  (prä- 
ziser zunächst  5. .  . .  Sd7),  6.  Se5  (Weiß 
hat  es  eilig.  Wegen  der  nach  6.  Ld3  Se4, 
7.  Se5  Dh4  usw.  entstehenden  Stellung, 
siehe    Partie    Nr.   82:    Anmerkung    zum 

4.  Zuge  von  Schwarz  sub  III). 

6....  Sbd7,  7.  f4  Se5:  8.  fe  Se4,  9. 
Se4:  fe,  10.  Ld2  (10.  Dg4?  Lb4t)  10. . . . 
Dg5!  11.  De2  Le7,  12.  0-0-0  Tf8,  13.  g4 
Ld7,  14.  Kbl  0-0-0,  15.  Lg2  h5!  mit 
baldiger  Gegeninitiative,  die  Dr.  Trejbal 
bewunderungswürdig  durchführte. 

II)  das     Umgehungsmanöver    3 

Lf5,  z.  B.  mit  Zugumstellung  Partie 
Teichmann-Spielmann,  Karlsbad  1923:  4. 
Sc3  (wegen  4.  Sd2  vgl.  den  Textverlauf. 
—  Mangelhaft  wäre  sofort  4.  cd  wegen 
4....  Lbl:!  5.  Tbl:  Dd5  mit  starker 
Damenstellung   für   Schwarz.    —   Auf   4. 

Db3  folgt   am    besten    4 Dc7   oder 

Dc8  nebst  e6,   unbequemer  ist  4 Db6 

wegen  der  Schlechter'schen  Kombination: 

5.  cd  Db3:  [oder  5....  Lbl:  6.  Db6:  ab, 
7.  Tbl:  cd,  8.  a3,  bezw.  7. . . ,  Ta2:  8.  de 
nebst  Lc4  mit  Stellungsvorteil],  6.  ab 
Lbl:  [besser  ist,  wie  Grünfeld  in  der 
„Wiener  Schachzeitung"  ex  1924  nachweist, 
6. . . .  cd,  7.  Sc3  e6,  8.  Sb5  Kd8!  9.  Ta7: 
Ta7:  10.  Sa7:  Lb4t  11.  Ld2  Ld2:t  12. 
Kd2:  Sf6,  13.  Sf3  Sc6,  wobei  der  Mehr- 
besitz von  Weiß  zweifelhafter  Natur  ist], 
7.  de!!  Le4,  8.  Ta7:!!  Ta7:  9.  c7  und 
Weiß  gewinnt,  vgl.  Partie  Schlechter— 
Dr.  Perlis,  Karlsbad  1911,  die  sich  nach 
1.  d4  d5,  2.  Sf3  Lf5,  3.  c4  c6,  4.  Db3 
Db6,  5.  cd  usw.  in  analoger  Weise 
abwickelte). 


4...  e6!  (auf  4....  Sf6  folgte  in 
einer  Partie  Sämisch— Jacobsen,  Kopen- 
hagen 1923:  5.  cd!  Sd5:  [wenn  5....  cd, 
so  6.  Db3  und  Schw.  müßte  den  Läufer 
nach  c8  zurückziehen,*  da  weder  6. . . . 
Db6,  noch  6. . . .  Dd7  befriedigend  ist] 
und  nun  sehr  ideenreich:  6.  Lc4  [farb- 
loser Partie  Bernstein— Trejbal,  Karlsbad 
1923:  6.  Db3  Db6,  7.  Db6:  ab,  8.  Sd5:  cd 
usw.  oder  auch  Partie  Reti— Opocensky, 
Pistyan  1922:  B.  Sf3  e6,  7.  Ld3  mit  etwa 

gleichem  Spiel]   6 Sc3:   [besser  6 

e6,  7.  Sge2!  Sd7,  8.  0-0  Sd7-f6  mit  festem, 
wenn  auch  kompliziertem  Spiel],  7.  bc 
e6,  8.  Se2!  Ld6,  9.  Sg3  mit  Stellungs- 
vorteil für  Weiß). 

5.  Sf3  Sf6,  6.  Le2  (wenn  6.  Db3,  so 
Db6.  —  Auf  6.  Ld3  folgte  in  der 
VIII.  Wettkampfpartie   Dr.  Lasker— Capa- 

blanca  ganz   einfach   6 Ld3:   7.  Dd3: 

Sbd7,  8.  0—0  Ld6,  9.  e4  de,  10.  Se4:  Se4: 
11.  De4:  0-0,  12.  Ld2  Df6  usw.  mit 
baldigem  Remisschluß,  dagegen  in  einer 
Partie    Grünfeld— Euwe,    Budapest   1921, 

etwas  zu  wildromantisch:   6 Sbd7,  7. 

Lf5:  ef,  8.  cd  cd,  9.  Db3  usw.  mit 
Stellungsvorteil    für    Weiß)    6.  .  .  .    Ld6. 

7.  c5  (eine  der  Textpartie  nach- 
gemachte  Wendung!)    7 Lc7,    8.    b4 

Sbd7,  9.  Lb2  Se4,  10.  Ld3  Df6,  11.  Dc2 
Dg6,  12.  Sh4  Dg5,  13.  g3!  und  die  wilden 
Angriffsversuche  von  Schwarz  mußten  an 
der  tadellosen  Schlachtordnung  der  an- 
ziehenden Partei  scheitern.  — 

Meistens  tragen  aber  diese  beiden 
Abweichungen  (3. . . .  f5,  bezw.  3. . . .  Lf5) 
durch  die  Blockierung  des  Punktes  e4 
den  Keim  vorzeitigen  Remistodes  in  sich, 


*)  86  a.  —  So  geschehen  in  einer 
Matchpartie  Zukertort— Steinitz,  aber 
auch  im  New-Yorker  Renkonter 
Aljechin— Capablanca : 

(1.  d4  d5,  2.  c4  c6,  3.  Sc3  Sf6,  4.  e3 
Lf5,  5.  cd  cd,  6.  Db3). 

6. . . .  Lc8!  7.  Sf3  e6,  8.  Ld3  (in  einer 
P.  Rubinstein-Duras,  Ostende  1907,  geschah 
zunächst  8.  Ld2  nebst  Tel.  Am  schärfsten 
ist  vielleicht  8.  Se5)  8. . . .  Sc6,  9.  0-0 
Ld7!  10.  Ld2Db6,  11.  Ddl!  (Rollenwechsel. 
Nun  darf  Schwarz  den  b-Bauer  nicht  gut 

schlagen)    11 Ld6,    12.    Tel    0-0,    13. 

Sa4  Dd8,  14.  Sc5  (vielleicht  14.  a3  nebst 
b4)  14....  Lc5:  15.  Tc5:  (15.  de  e5,  16. 
Le2  a5!  und  der  Bc5  bleibt  isoliert) 
15. . . .  Se4,  16.  Le4:  de,  17.  Se5  Se5:  18. 
de.  Unentschieden.  — 

Diese  von  vielen  als  öde  Remispartie 
verschrieene  Leistung  hat  im  Gegenteil 
an  den  Scharfsinn  beider  Kämpen  große 
Anforderungen  gestellt  und  für  den  Kenner 
trotz  ihrer  Kürze  mehrere  spannende  Mo- 
mente aufzuweisen! 


372  - 


weshalb  auch  ein  feuriger  Geist  wie 
Spielmann  vorläufig  noch  vorzieht,  die 
Unklarheit  im  Zentrum  aufrechtzuerhalten. 

4.  Sbl— d2 

Wie  bereits  eingangs  erwähnt,  bildet 
diese  neuartige  Springerentwicklung  (die 
oft  auch  nach  vorherigem  4.  Sf3  e6 
geschieht),  den  Auftakt  zu  wirksamen 
Bauernoperationen  am  Damenflügel. 

Üblicher    ist    aber    4.    Sc3,    worauf 

a)  entweder  4. . . .   Lf5  (siehe  vorige 
Glosse) 

b)  oder  4 e6,  5.  Sf3  (siehe  vorige 

Partie) 

c)  ferner,   nach   Schlechteres   Rezept, 

4 g6  nebst  Lg7  (siehe  nächste 

Partie) 

d)  am     initiativsten     aber    vielleicht 
4 Lg4  nebst  e6  geschieht. 

4 Lc8— f5 

In    Betracht    kommt    auch    hier    der 

Schlechter'sche  Gedanke  4 g6  oder, 

zwecks      größerer      Beunruhigung      des 

Gegners,  4 Lg4. 

Unfreundlicher  sieht  der  Sperrzug 
4....  e6  aus,  da  darauf  5.  Sf3  SbdT,  6. 
Ld3  folgt  und  Weiß  nunmehr  zu  den 
früheren  Angriffsmotiven  noch  neue  hinzu- 
fügen kann.* 

*)  Vgl.  hiezu  folgende  2  Glanzpartien: 
86b.  —  Grünfeld— L.  Steiner,   Meran 

1924:   (1.  d4  Sf6,  2.  Sf3  d5,  3.  c4  c6,  4.  e3 

e6?  5.  Sbd2  SbdT,  6.  Ld3). 

6....  de  (nach  6....  Ld6,  7.  e4!  de, 

8.  Se4:  entsteht  die  Stellung  der  Fuß- 
notenpartie  Nr.   85    und    auf    6 Le7 

folgte  in  einer  Gastpartie  Capablanca— 
Aljechin,  Moskau  1913:  7.  0-0  0-0,  8. 
Dc2!   [statt  des  üblichen  8.  e4]  8....  de, 

9.  Sc4:  c5,  10.  Sce5!  cd,  11.  ed  Sb6,  12. 
Sg5!  usw.  mit  energisch  realisiertem 
Stellungsvorteil    für   Weiß),   7.   Sc4;    Le7 

(unersprießlich  ist   auch   sofort   7 b5, 

8.  Sce5  Lb7,  9.  Db3  usw.  Verhältnismäßig 
am   besten    ist   7....    Lb4t),  8.    0—0   b5 

(wegen   8 0—0,   9.    Dc21    usw.    siehe 

obige  Zitierung),  9.  Sce5  Lb7,  10.  Ld2! 
(mit  der  Positionsdrohung  1 1 .  b4.  —  Verfehlt 
wäre  hier  das  Opfer  10.  Sf7:  Kf7:  11.  Sgöf 
Kg8,  12.  Se6:  Dc8,  13.  Db3  wegen  13.... 
c5!  14.  Sc5:t  Ld5,    15.  Db5:  Sc5:   16.  de 

Lc5:  mit  vorzüglichem  Gegenspiel)   10 

a5,  11.  a4!  b4,  12.  Sf7:!!  Kf7:  13.  Sgöf  Ke8 
(falls  jetzt  13. . . .  Kg8,  14.  Se6:  Dc8,  so  15. 
Db3  c5,  16.  Sc7t  bezw.  15. .  . .  Sd5,  16.  e4 
usw.),  14.  Se6:  Dc8,  15.  Sg7:t  Kf7,  16.  Sf5 
Sb6  (auf  16....  c5  gewinnt  17.  Db3t 
Ld5,  18.  Lc4  Dc6,  19.  e4!  usw.),  17.  Db3 
Kf8  (wenn  sofort  17. . . .  Ke8,  so  18.  Sg7t 
Kf8,  19.  Se6t  Ke8,  20.  Lf5  Dc7,  21.  e4 
nebst  Lf4  mit   Erdrückung),  18.  e4!   Ke8, 


5.  Sgl— f3 

6.  Lfl— e2 


e7— e6 
Lf8— d6 


Präziser  ist  vorerst   6 Sbd7,  um 

nach  7.  0—0  Ld6,  8.  c5  (solider  8.  Tel 
nebst  Sfl)  8 Lc7,  9.  b4  den  Gegen- 
stoß e6— e5*  unternehmen  zu  können, 
z.  B.  10.  de  Se5:  11.  Sd4  Ld3  (zurück- 
haltender geschah  in  einer  Partie  Becker- 
Ullmann,  Wien  1923:  11....  Ld7,  12.  Dc2 
0—0,  13.  Lb2  Te8,  14.  h3  Dc8,  15.  Tfel 
mit  freierer  Stellung  für  Weiß),  12.  Ld3: 
Sd3:  13.  La3  (13.  Sf5  g6)  13....  Se5 
(13....  a5,  14.  b5),  14.  h3  Dd7  usw.  mit 
Gegenspiel. 

7.  c3-c5!  Ld6— c7 

8.  b2— b4  Sb8— d7 

9.  Lei— b2  Sf6— e4? 

Hier  erweist  sich  dieser  Ausfall  als 
zweckwidrig,  da   das  schwarze  Figuren- 

19.  Lg5!  Dd7  (19....  Sfd5,  20.  Le7:  Se7: 
21.  Sd6t  mit  Damengewinn),  20.  Se7:  Auf- 
gegeben, da   auf  20 D   (oder  K)  :  e7, 

21.  e5  mit  Rückeroberung  der  Figur  ent- 
scheidend folgt. 

86c.  —  Dr.  Euwe— Speyer,  Amsterdam 
1924:  (1.  d4  d5,  2.  Sf3  Sf6,  3.  e3  c6,  4.  c4 
e6?  5.  Sbd2!  Sbd7,  6.  Ld3). 

6.  .  .  .  c5  (ein  bedenklicher  Nach- 
stoß), 7.  0—0  b6,  8.  cd  ed  (besser  immer- 
hin Sd5:),  9.  e4!  Lb7,  10.  ed  Ld5:  11. 
Telf  Le7,  12.  de  Sc5:  (12....  bc,  13. 
De2!),  13.  Lb5t  Kf8  (13. . . .  Sd7?  14.  De2), 
14.  b3!  Lb7,  15.  Lb2  Sd3,  16.  Ld3:l  (zwin- 
gender als  16.  Lf6:  Lf6:  17.  Te8t)  16. . . . 
Dd3:  17.  Tel  Td8,  18.  Te7:!!  Lf3:  (18.... 
Ke7:  19.  La3t  Ke8!  20.  Delf  Se4  [Le4, 
21.  Tc4],  21.  Tc7  Td7,  22.  Tb7:  Tb7:  23. 
Se4:  und  gewinnt). 

19.  La3!!  Da6  (J.dl :  20.  Te3t  Kg8, 
21.  Td3:  bezw.  20....  Dd6,  21.  Ld6:t 
Kg8,  22.  Le7!  usw.),  20.  Tcc7!  Da3:  21. 
Tf7:t  Ke8,  22.  Delf.  Aufgegeben.  (22. . . . 
Se4,  23.  Se4:  Tdl,  24.  Sd6t  nebst  Matt). 

*)  Spielbar  ist  auch  die  ruhige  Fort- 
setzung 9 0-0  (siehe  Anmerkung  zum 

9.  Textzuge  von  Schwarz)  oder  aber  ganz 
scharf  9.  .  .  .  Se4,  vgl.  die  prächtige 
Husarenpartie  Kmoch-Aljechin,  Wien  1922: 

(1.  d4  Sf6,  2.  Sf3  d5,  3.  c4  c6,  4.  e3 
Lf5,  5.  Sbd2  e6,  6.  Le2  Sbd7,  7.  0-0 
Ld6,  8.  c5  Lc7,  9.  b4  Se4). 

10.  Se4:  de!  (10. . . .  Le4: 11.  Lb2  würde 
zur  Textpartie  führen),  11.  Sd2  h5  (tief- 
durchdacht), 12.  f4  g5,  13.  g3  (Weiß  läßt 
sich  endgültig  in  die  Defensivrolle 
treiben.  Richtig  war  13.  Sc4!)  13....  Sf6, 
14.  Lb2  gf,  15.  ef  h4,  16.  Db3  hg,  17.  hg 
Sd5!  18.  Sc4  Sf4:!!  19.  Tael  (auf  19.  gf 
folgt  Lf4:  20.  Tf4:  Dg5t  usw.)  19....  Dg5, 

20.  d5  Sd3!  Weiß  gibt  auf. 


-.373  - 


spiel  zum  Stillstand  gelangt,  während  die 
gegnerische  Aktion  am  Damenflügel  im- 
mer mehr  an  Spannkraft  gewinnt  (15.  b5!). 
Zweckmäßiger  war  daher  die  ruhige 
Vollendung      der     Entwicklung      mittels 

9 0—0,  z.  B.  mit  Zugumstellung  Partie 

Breyer-Grünfeld,  Kaschau  1918:  10.  0-0 
(auf  10.  Se5  würde  10. . . .  Se5:  11.  de  Sd7 
nebst  f6  mit  ungefähr  gleichen  Aussichten 
folgen)  10....  Te8,  11.  Se5  a6,  12.  f3  h6, 13. 
Del  Lh7,  14.  g4  Tel,  15.  Dg3Se8,  16.  f4f6, 
17.  Sef3  g5  usw.  Der  Se5  ist  aus  seiner 
stolzen  Stellung  vertrieben  und  Schwarz 
hat  Gegenspiel  erlangt. 


10. 

Sd2Xe4 

Lf5Xe4* 

11. 

0—0 

Dd8— f6 

12. 

Sf3— d2 

Df8-h6 

13. 

f2— f4 

f7— f5 

14. 

Sd2Xe4 

f5Xe4 

15, 

b4— b5 

0—0 

16. 

Ddl— a4 

e6— e5! 

Weiß  hoffte  am  Damenflügel,  wo  er 
der  Stärkere  ist,  ungestört  arbeiten  zu 
können,  indessen  ist  aber  der  Verteidiger 
nicht  ohne  Ressourcen.  Durch  den  hüb- 
schen Textzug  entledigt  er  sich  seiner 
Schwäche  e6  und  deckt  gleichzeitig  den 
bedrohten  Punkt  c6. 

17.  d4Xe5  Lc7Xe5 

18.  Lb2Xe5  Sd7Xe5 

19.  Da4— d4!  .... 

Natürlich  nicht  19.   fe?  wegen    19 

De3:t  nebst  De2: 

19 Se5-d7? 

Hätte  hier  Spielmann  die  teuflischen 
Schwierigkeiten  vorausgeahnt,  die  sich 
von  nun  an  auf  seinem  Wege  auftürmen, 
dann  würde  er  wohl,  wie  der  Turnier- 
glossator  Grünfeld  treffend  bemerkt, 
durch  die  herzhafte  Preisgabe  eines 
Bauern:    19.  .  .  .    Sd3!    20.    Ld3:    ed.    21. 


*)  Auf    10 de  ändert  Weiß  seine 

Taktik  und  spielt  selbst  auf  Königsangriff, 
indem  er  die  ungünstige  Stellung  des 
Lf5  ausnutzt,  vgl.  Partie  Breyer— Havasi, 
Budapest  1918: 

11.  Sd2  Sf6,  12.  g4!!  Lg6,    13.  h4  h5, 

14.  gh!  Sh5:   (auf   14 Lh5:  ginge  der 

Be4  verloren),  15.  Dc2  Sf6,  16.  0-0—0 
Lf5,  17.  Tdgl  Kf8,  18.  h5!  (großzügige 
Angriffsführung)  18. . . .  a5,  19.  b5!  cb,  20. 
Lb5:  Th5:  21.  d5!  Thl:  22.  Thl:  Kg8,  23. 
d6  Lb8,  24.  Sc4  La7,  25.  Ld4  Tc8,  26.  f4!! 
Lc5:  (26. . . .  ef,  27.  Dh2  Sh7,  28.  Dg3  Lg6,  29. 
DeSusw.),  27.  d7!  Sd7:  28.  Dh2  f6,  29.  Lc5: 
Sc5:  30.  Dh8t  Kf7,  31.  LeSf!  gewinnt  die 
Dame  und  die  Partie. 


Dd3:  Tfe8  usw.  die  Stellung  vereinfachen 
und  angesichts  des  schweren  Materials 
den  Remishafen  ziemlich  sicher  erreichen 
können. 

(Die  Krise  rechtzeitig  erkennen:  Das 
ist  eben  Geheimnis  nur  ganz  weniger, 
wunderbar  ausgeglichener  Schach- 
individualitäten!) 

20.  Tal— bl!  Dh6— e6 
Auch  nach  20. .. .  b6,  21.  bc  Dc6:  22. 

Lb5  De6,  23.  Ld7:  Dd7:  24.  Tfdl  Tfd8, 
25.  Tbcl  mit  baldiger  Eroberung  des 
Bd5,  bezw.  nach  20....  Tf7,  21.  Tfdl! 
b6  (21....  Sf6,  22.  bc  bc,  23.  La6),  22. 
bc  Dc6:  23.  Dd5:  Dd5:  24.  Td5:  Sc5:  25. 
Lc4!  Kf8,  26.  Tc5:  bc,  27.  Lf7:  Kf7:  28. 
Tb7t  usw.  käme  Weiß  in  Vorteil. 
[Grünfeld  im  „Turnierbuch"]. 

21.  b5Xc6  De6Xc6 

22.  Le2— b5  Dc6— e6 

23.  Lb5— a4!  Ta8— b8 
Wegen   23....  b6,   24.  Ld7:  Dd7:  25. 

Tfdl  vgl.  vorige  Anmerkung. 

24.  Tfl— dl  Sd7— f6 

25.  Tdl— d2!  Tf8— f7 

26.  Dd4— e5!  .... 
Schwarz  hatte  als  Hauptdrohung  26. 

Tbdl  Td8,  27.  Lb3  erwartet,  worauf  eben 

27 Tf d7  alles,   wenn   auch  notdürftig, 

decken  würde.  Die  bei  dieser  Um- 
gruppierung entstandene  momentane 
Blöße  (der  ungedeckte  Tb8)  wird  aber 
durch  den  Textzug   kunstvoll  ausgenützt. 

26 De6Xe5 

Auf  26. . . .  Dc8  folgt  einfach  27.  Lb3 
mit  unerbittlicher  Konfiszierung  des  Bd5. 

27.  f4Xe5  Sf6— g4 

28.  Td2Xd5  Sg4Xe3 

29.  Td5— d7  Tf7— f5 

30.  h2— h3!  .... 

Nicht  sofort  30.  c6  wegen  30.... 
Tbf8!  (droht  Matt),  31.  h3  bc. 

Sehr  stark  war  aber  auch  30.  e6 
nebst  e7. 

30 Tf5Xe5 

31.  c5— c6  b7— b5 

32.  c6— c7  Tb8— c8 

33.  Td7— d8t  Te5— e8 

34.  TdSXeSf        Schwarz  gibt  auf, 

denn  auf  34 Te8:  folgt  am  einfachsten 

35.  Tb5:  nebst  Tb8. 

Die  positioneil  durchwirkte  Art,  in 
der  Reti  den  Sieg  erzwang,  zeigt  so  recht 
deutlich  die  verfeinerte  Schachtechnik 
des  XX.  Jahrhunderts. 

OED 


-  374  - 


Partie  Nr.  87. 

Großturnier  zu  Wien  1922. 
Rubinstein.  Bogoljubow. 

1.  d2— d4  d7— d5 

2.  c2— c4  c7~c6 

3.  e2— e3  Sg8— f6 
4  Sbl— c3  g7— g6 

Der  Schlechter'sche  Gedanke,  statt 
etwa  mit  4. . . .  e6  den  Damenläufer  früh- 
zeitig zu  vermauern.  Durch  diese, 
in  der  letzten  Wettkampfpartie 
Dr.  La  s  ker  — Seh  1  echter,  Berlin 
1910  angewandte  Neuerung 
hat  der  1918  dahingeraffte 
stille  Weltmeister  nicht  nur 
der  Damengambitverteidigung 
neue  Entwicklungswege  ge- 
wiesen (c6  nebst  g6),  sondern 
auch  der  heutigen  Verquik- 
kung  des  Phantastischen  mit 
dem  Positionellen  genial  vor- 
zugreifen   gewußt  I 

5.  Sgl— f3  Lf8— g7 

6.  Lfl— e2  .  ,  .  . 

In  der  vorerwähnten  X.  Wettpartie 
Dr.  Lasker— Schlechter,  die  nach  1.  d4 
d5,  2.  c4  c6,  3.  Sf3  Sf6,  4.  e3  g6,  5.  Sc3 
Lg7  die  Textstellung  ergab,  geschah  6. 
Ld3  0—0,  7.  Dc2  (ruhiger  Partie  Tarrasch- 
Carls,  Mannheim  1914:  7.  0—0  Lg4,  8. 
h3  Lf5,  9.  Lf5  gf,  10.  Db3)  7....  Sa6 
(solider  Sb8-d7-b6),  8.  a3  de,  9.  Lc4:  b5, 
10.  Ld3  b4,  11.  Sa4  ba,  12.  ba  Lb7,  13. 
Tbl  Dc7,  14.  Se5  Sh5,  15.  g4  usw.,  wo- 
bei auf  beiden  Seiten  die  dem  Ent- 
scheidungskampf anhaftende  Nervosität 
zum  Ausdruck  kam. 

6 0—0 

7.  0—0  Sb8— d7 

Nun  gelangt  Weiß  zur  Lichtung  und 
in  weiterer  Folge  zur  Beherrschung  der 
c-Linie.  Besser  war  daher  7 de. 

8.  c4Xd5  SfOXdö 

9.  Sc3Xd5  c6Xd5 

10.  Ddl— b3  Sd7— f6 

11.  Lei— d2  Sf6— e4 

12.  Tfl— dl  Se4Xd2 

Ein  mehrfacher  Tempoverlust  (vergl. 
15.  Zug  von  Weiß),  doch  will  die  Ver- 
teidigungspartei den  tatenlustigen  Läufer 
nicht  nach  el  entschlüpfen  lassen. 

13.  TdlXd2  Dd8— d6 

14.  Tal— cl  b7— b6 

15.  Td2— c2  Lc8— b7 

16.  Db3— a4!  .  .  _ 


Durch  die  Bedrohung  des  Ba7  wird 
nicht  nur  das  Entgegenstellen  der 
schwarzen  Türme  auf  der  c-Linie  ver- 
hindert, sondern  auch  die  Lockerung  des 
schw.  Damenflügels  veranlaßt  (Punkt  c5!) 

Man  sieht,  wie  Rubinstein's  Strategie 
aus  Logik  und  Kraft  geschmiedet  ist! 
16 a7— a6 

17.  Tc2— c7  b6— b5 
Verfehlt  wäre  17. . . .  Tac8  wegen  18. 

Tc8:  Tc8:?  19.  Tc8:t  Lc8:  20.  DeSf  mit 
Figurgewinn,  bezw.  18. . . .  Lc8:  19.  La6: 
mit  Bauerngewinn  für  Weiß. 

18.  Da4— a5  Ta8— b8 
Schwarz    sucht    sich    auf    künstliche 

Weise  zu  entlasten,  da  auf  18....  Tac8 
nunmehr  19.  Tcl-c5  Tc7:  20.  Tc7:  La8, 
21.  Dc3  mit  zentnerschwerem  Druck  auf 
der  C-Linie  gefolgt  wäre. 

19.  Tel— c5  Tf8— d8 
Der    Versuch,    mit     19....     e6,    20. 

Dc3!  Lf6  (drohend  Ld8)  sich  zu  befreien, 
scheitert  an  21.  Se5!  Le5:  22.  de  Db6, 
23.  b4!  und  Schwarz  ist  vollständig  ein- 
geengt und  steht  einem  mit  h4  einge- 
leiteten Rochadeangriff  wehrlos  gegenüber 
[L.  Löwy  in  der  „Österreichischen  Schach- 
rundschau ex  1922]. 

20.  Sf3— 65!  Lg7— f6 
Ein    immerhin    geistreicher  Verteidi- 
gungsversuch  gegen    das    drohende  Ein- 
dringen   des    Springers    (siehe    nächste 
Anmerkung).    Verfehlt   wäre   20. . . .   Le5: 

21.  de  De5:  wegen  22.  Tb7:! 

21.  Se5— e6  e7— e6 
Schwarz   hofft   nach   Sb8:   Tb8:    mit 

Ld8  die  Qualität  zurückgewinnen  zu 
können.  —  Jedenfalls  nicht  Lc6:  wegen 
Tc5Xc6  mit  Mattsetzung  der  schwarzen 
Dame. 

Die  Tatsache,  daß  die  gesamte 
schwarze  Armee  zur  Unbeweglichkeit 
verurteilt  ist,  benützt  nun  Weiß,  um  einen 
stillen  Sicherungszug  von  über- 
raschender Tragweite  bewerkstelligen  zu 
können.* 

22.  g2— g3!!  Td8— e8 

23.  Se6Xb8  Te8Xb8 

24.  Le2Xb5!  .... 
Darauf   wäre   24 ab    wegen    25. 

Da7  fatal.  Weiß  hat  also  bereits  bedeu- 
tenden Materialgewinn  unter  gleichzeitiger 
Demolierung  des  feindlichen  Damenflügels 
erreicht. 


*)  Vgl.  den  16.  Zug  von  Weiß  in  der 
Partie  Nr.  64,  die  übrigens  auch  in  Bezug  auf 
großzügige  Verwertung  der  c-Linie  ein 
interessantes  Seitenstück  zur  vorliegenden 
Partie  bietet. 


375  - 


24     ....  Lf6— d8 

25.  Lb5— e8!  Dd6— f8 
Die  Abwicklung  25....  Lc7:  26.  Dc7: 

Dc7:  27.  Tc7:  Te8:  28.  Tb7:  würde  zu 
einem  für  Weiß  leichtgewonnenen  Turm- 
endspiel führen. 

26.  TcTXbT!  .... 
Mit   dieser   eleganten  Opferwendung 

führt  Weiß  am  raschesten  die  Entscheidung 

herbei. 

26 LdSXaö 

27.  TbTXbS  DfS— d6 

28.  Tb8— b7  La5— b6 

29.  Tc5— c6  Dd6-b4 
Nun    wird    auch    die    Feinheit    des 

22.  Zuges  von  Weiß  offenbar,  da  die  Matt- 
gefahr rechtzeitig  behoben  wurde. 

30.  Le8Xf7t         Schwarz  gab  auf. 
Die  Partie  erhielt  eine  Anweisung  auf 

den  ersten  Schönheitspreis. 

(HD 
Die  Besitzergreifung  der  c-Linie  im 
Zusammenhang  mit  besserer  Verwendung 
des  Damenläufers  schwebt  dem  Weißen 
auch  bei  der  von  Marshall  eingeführten 
Abtauschvariante:  3.  cd  cd,  4.  Sc3  Sf6,  5. 
Sf3  Sc6,  6.  Lf4  usw.  vor,  ohne  jedoch  theo- 
retisch mehr  als  Ausgleich  herbeizuführen, 
da  sich  der  minimale  Entwicklungsvor- 
sprung von  Weiß  kaum  vergrößern  läßt. 

Partie  Nr.  88. 

Weltturnier  zu  New-York  1924. 
Capablanca.        Dr.  Emanuel  Lasker. 

[Des  ersten  Preisträgers  einzige  Niederlage!] 

1.  d2— d4  Sg8— f6 

2.  c2— c4  c7— c6 

3.  Sbl~c3  d7-d5 

4.  c4Xd5     Natürlich!      c6Xd5 

5.  Sgl— f3  Sb8— c6 

6.  Lei— f4  .... 
Hiemit  sind  wir,  wie  es  bei  den  ge- 
schlossenen  Partien  oft   vorkommt,    auf 

j  Umwegen  zu  dem  eingangs  skizzierten 
„Vierspringerspiel  des  Damengambits" 
angelangt. 

Da  Schwarz  die  Züge  nicht  mehr  gut 
nachahmen  kann,  muß  er  am  solidesten 
6. . . .  e6  mit  Einsperrung  seinesDamenläufers 
spielen  und  dadurch  die  Initiative  noch  eine 
Zeitlang  dem  Gegner  überlassen.  — 

Viel  weniger  nachhaltig  als  der 
Textzug  ist  das  zurückhaltende  6.  e3 
(Partie  Maröczy-Marshall,  Ostende  1906), 
das  gekünstelte  6.  g3  (Partie  Müller— 
A.  Wolf,  Wien  1923),  sowie  das  voreilige 
6.  Db3,  worauf  6. . . .  Db6  die  natürliche 
Antwort  ist. 


6 e7— e6 

Ungünstig  ist  der  „Normalzug"  6 

Lf5  wegen  des  nunmehrigen  7.  Db3  Db6, 
8.  Db6:  ab,  9.  Lc7  Sb4,  10.  Kd2  mit  Be- 
drohung des  Bb6  und  auch  der  Präventiv- 
ausfall 6....  Db6  oder  gar  6....  Da5 
vermag  nach  7.  Db3  das  Anzugstempo 
nicht  ganz  zu  paralysieren.  Aus  diesen 
Erwägungen  heraus  geschah  in  einer 
Partie      Aljechin— Tartakower,      Pistyan 

1922,   der  kühne   Sprung  6 Se4,   um 

nach  7.  e3  Sc3:  (oder  Partie  Kostitsch— 
Nimzowitsch,  Karlsbad  191 1 :  7. . . .  Db6, 
8.  Ld3!  Db2:  9.  Se4:  de,  10.  Le4:  mit 
Vorteil),   8.  bc  e6,  9.  Ld3  Ld6,    10.   Ld6: 

(sehr   unklar  wäre    10.   Se5  Dc7)    10 

Dd6:    11.   0—0   0—0,    12.    e4    (logischer 

12.  c4)  12. . . .  de,  13.  Le4:  Ld7  usw.  etwa 
auszugleichen.  —  Erwähnenswert  ist 
schließlich  noch  6. . . .  g6,  vgl.  Partie 
Marshall— Duras,  New-York  1913:  7.  e3 
Le7,  8.  Ld3  Sh5,  9.  Lg5  Dd6,  10.  Db3 
Db4,  ll.Dc2  0-0,  12.0-0Dd6,  13.Db3usw. 

7.  e2— e3  Lf8-e7 
Noch  am  besten.*  Andere  Läuferzüge 

haben  sich  jedenfalls  nicht  recht  bewährt, 
vergleiche: 

a)  Partie  Marshall— Schlechter,  San 
Sebastian  1912:  7....  Lb4,  8.  Ld3 
(gekünstelter  wäre  8.  Sd2)  8. . . .  0-0,  9.  0-0 
Se7,  10.  Tel  Sg6,  11.  Lg3  Ld7,  12.  Db3  Lc3: 

13.  Tc3:  usw.  mit  starkem  Liniendruck 
für  Weiß. 

b)  Partie  Mattison— Havasi,  Pariser 
Olympiade     1924:    7....    Ld6,    8.    Lg3! 

(farbloser  8.  Ld6:)  8 0—0  (zu  erwägen 

wäre  hier  8. . . .  Se4),  9.  Dd3  Te8  (ähnlich 
Partie  Walter-Grünfeld,  Mährisch-Ostrau 
1923:  9....  a6,  10.  Tel  De7,  11.  Lh4! 
mit  der  auftauchenden  Drohung  e3-e4), 
10.  Tel  (nervöser  Partie  Mattison— 
Euwe,  Paris  1924:  10.  Se5  Le5:!  11.  de 
Sd7,  12.  f4  Db6!  13.  De2  d4  mit  gedie- 
genem Ausgleich)  10.  . . .  a6,  11.  0-0  De7 
(besser  Lg3:  nebst  Dd6),  12.  Lh4!  Ld7, 
13.  Lbl  h6,  14.  Dd3  Dd8,  15.  a3  Kf8,  16. 
e4  de,  17.  Se4:  Le7,  l8.  Lf6:  gf,  19.  Sg3; 
mit  sehr  schöner  Angriffsstellung. 

8.  Lfl— d3  0-0 

Große  Verwicklungen  könnten  nach 
8. . . .  Sh5,  9.  Le5  f6  (9. . . .  Se5:  10.  de!) 
10.  Lg3  Db6  usw.  entstehen. 


*)  Auf  7. . . .  Da5  folgt  am  einfachsten 
8.  Ld3,  nicht  aber,  wie  in  einer  Klub- 
turnierpartie Gräber— Gebhardt,  München 
1924,  geschah: 

7....  Da5,  8.  a3?  Se4,  9.  Tel  (besser  9. 
Db3,  z.  B.  9. . . .  Lb4,  10.  Tel  Sc3:?  11.  ab) 
9....  Sc3:  10.  bc  (10.  Tc3:  La3:!)  10.... 
La3:  11.  Tc2  Ld7,  12.  Dd2?  (geboten  war 
12.  Ld3)  12. . . .  Sb4!  Weiß  gibt  auf. 


-  376  - 


9.       0—0  .... 

Auch  Weiß  beeilt  sich,  die  Segnungen 
der  Rochade  zu  genießen.  Als  übereilt 
erwiesen  sich  übrigens  an  der  Textstelle 
folgende  Manöver: 

a)  Partie  Marshall— Atkins,  1903:  9. 
Se5  Se5:  10.  de  Sd7,  11.  Dc2  g6,  12.  h4 
Sc5!  usw. 

b)  Partie  Marshall— Nimzowitsch, 
Karlsbad  1911:  9.  Db3  Sh5,  10.  Le5  (oder 
Partie  Marshall— Dr.  Lasker,  New-York 
1924,  mit  Zugumstellung:  10.  Lg3  f5,  11. 
Le5  Sf6)  10. . . .  f6,  11.  Lg3  f5,  12.  0-0  g5 
mit  Gegenspiel. 

c)  Partie  Selesniew— Rubinstein, 
Mährisch-Ostrau  1923:  9.  Lg3  Db6,  10. 
De2  Ld7,  11.  0—0  Sb4,  12.  Lbl  Tfc8  mit 
vorzüglichem  Spiel  für  Schwarz. 

d— e)  Auch  mit  9.  h3  sowie  9.  Tel 
würde  Weiß  nur  auf  Entwicklungsabwege 
geraten. 

9 Sf6— h5 

Kaum  über  die  Eröffnungsphase  hinaus, 
sucht  schon  Lasker  der  Partie  den 
Stempel  seiner  Individualität  aufzuprägen. 

Nun  wäre  übrigens  das  in  der  vorigen 
Anmerkung  sub  c  skizzierte  Manöver 
Db6,  Ld7,  Tfc8  undurchführbar,  da  auf 
9....  Db6  nunmehr  10.  Sa4  Da5,  11.  a3 
Ld7,  12.  b4  Dd8  (12....  Dc7,  13.  Tel), 
13.  Sc5  zur  Errichtung  eines  weißen  Vor- 
postens  am  Damenflügel   führen  würde. 

10.     Lf4— e5!  f7— f5! 

Diese  nachträgliche  Vorbereitung  des 
Stonewalls  bildet  wohl  die  stärkste  Fort- 
setzung. Als  ungünstig  erwies  sich  in  der 
7.  Matchpartie  Marshall— janowski,  Paris 
1905:  10....  Se5:  wegen  11.  Se5:  (11.  de 
g6)  11....  Sf6  (11....  g6,  12.  Dg4),  12. 
f4  g6,  13.  Df3  mit  w^eißem  Angriff  und 
auf  10. ...  .  f6  folgt,  w\e  Professor  Becker 
in  der  „Österreichischen  Schachrundschau" 
feststellt,  am  einfachsten  und  besten  11. 
Lf4  Sf4:  (sonst  eventuell  Sg5),  12.  ef  mit 
gutem  Spiel.* 

*)  Stellung  nach  dem  Eventualzug 
10 f6. 


mm «'^iii 


11.  Tal— cl  Sh5— f6 

12.  Le5Xf6  .... 
Sonst  setzt  sich  dieser  Springer  auf 

e4  fest  (z.  B.  geschah  in  der  3.  Wett- 
partie Wagner— Becker,  Hamburg  1924, 
in  ähnlicher  Stellung  12.  Lf4  Se4,  13.  Se5 
Ld7  usw.)  Auf  12.  Sb5  folgt  einfach  Ld7. 

12 g7Xf6! 

Lasker  will  und  muß  aufs  Ganze 
spielen,  da  sich  die  ruhigeren  Fortsetzungen : 

12.  . . .  Tf6:  oder  12. . . .  Lf6:  nach  den 
Erfahrungen  einer  vorerwähnten  Partie 
gegen  Marshall  als  schwerfällig  erwiesen 
haben. 

Der  Textzug  nimmt  wohl  Endspiel- 
schwachen  in  Kauf,  verspricht  aber  mit 
Rücksicht  auf  die  offene  g-Linie  einen 
starken  Angriff.  (Dritte  Spielphase!) 

13.  Sf3— h4  Kg8— h8 

14.  12- f4  Tf8— g8 

15.  Tfl— f3  Lc8— d7 

16.  Tf3— h3  .... 

Weiß  suchte  mit  seinen  letzten  Zügen 
dem  Gegner  am  Königsflügel  zuvorzu- 
kommen, nur  ist  er  über  das  Geheimnis 
der  Stellung  noch  nicht  im  klaren.  Am 
besten  war  sofort  16.  Tg3. 


Eine  verwickelte  Stellung,  die  den 
Kommentatoren  viel  Kopfzerbrechen  ver- 
ursachte!  Unbefriedigend  wäre  jedenfalls 

11.  Sh4  wegen  11....  fe,  12.  Dh5:  e4!  13. 
Se4:  Lh4:  usw.,  dagegen  sieht  11.  Sg5 
sehr  erfolgversprechend  aus,  z.  B.,  wie  Mei- 
ster Dobias  im  „Casopis  öeskoslovenskych 
sachistü"  ausführt:  11....  fe,  12.  Lh7:t! 
(stärker  als  Grünfeld's  Fortsetzung  in  der 
„Wiener  Schachzeitung":    12.   Dh5:   Lg5: 

13.  Dh7:t  [13.  Lh7:t  KhS,  14.  Lgöf  Lh6] 
13. . . .  Kf7,  14.  Dg6t  mit  ewigem  Schach) 
12. . . .  KhS,  13.  Sf7t!!  Tf7:  14.  Dh5:  und 
Weiß  gewinnt. 

Eine  bessere  Verteidigung  bietet  jedoch 
(auf  11.  Sg5)  der  Igelzug  11. . . .  g6,  z.  B. 

12.  Sh7:  fe  (12....  Kh7:?  13.  Dh5:t 
nebst   Matt   in   2  Zügen),    13.  Lg6:    Sg7, 

14.  Sf8:  Lf8:  15.  Dg4,  nun  aber  nicht,  wie 
Gunsberg  im   „Daily  Telegraph"   angibt, 

15 Se7?  wegen  16.  Dh4!,  sondern  15 

Df6  nebst  ed  und  eventuell  e6— e5  mit 
sehr  unklarem  Spiel. 

Verdächtiger  ist  der  Verteidigungs- 
versuch   11 De8,    wegen    12.    Lh7:t 

KhS,  13.  Dbl!  fe  (vielleicht  13. . .  .  f5),  14. 
Lg6  DdS  (14. . . .  Dd7?  15.  LeS!),  15.  Sf7t 
(und  nicht  15.  Lh5:  Lg5:  wie  Geo 
Marechal  in  „Le  Canada"  zugunsten  von 

Schwarz  fortsetzt)   15 Tf7:    16.   Lf7: 

Sf6,  17.  Dg6  Ld7,  18.  Dg3!  bezw.  17. . . . 
ed,  18.  ed  Sd4:  19.  f4!  usw.  mit  bedroh- 
lichem Angriff. 


-  377 


FTeilich  sieht  der  Textzug  sehr 
plausibel  aus,  da  er  nunmehr  Dh5  nebst 
Sg6f  droht  und  daher  die  Antwort  Le8 
beinahe  erzwingt,  wodurch  die  Verbindung 
der  schwarzen  Artillerie  jäh  unterbrochen 
wird. 
16 Ld7— e8 

Allenfalls  käme  noch  (nach  Rubinstein) 

16 Df8   in    Betracht,    was    nicht    nur 

wegen  der  ruhigen  Antwort  17.  Df3, 
sondern  auch  wegen  der  Opferwendungen 
17.  Sf5:  oder  vielleicht  am  stärksten  17. 
Sd5:  ed,  18.  Sf5:  Lf5:  19.  Lf5:  Tg7,  20. 
Ld6  usw.  vom  Standpunkt  des  praktischen 
Spiels  verworfen  werden  mußte, 

17.     a2— a3  .... 

Vielleicht  war  schon  hier  17,  Df3 
(drohend  Sf5:  und  vorbereitend  g3— g4) 
energischer,  doch  wollte  sich  offenbar 
Capablanca  noch  die  Eventualmöglichkeit 
Dc2  vorbehalten. 

17 Tg8-g7 

Schöner  sieht  17 Lf7  aus,  um  die 

Türme  in  Verbindung  zu  halten,  sodaß 
z.  B.  auf  18.  TgS  nun  Dd7  geschehen 
könnte.  Sehr  in  Betracht  kam  auch 
sofortiges  17. . . .  Tc8  nebst  Sc6-a5-c4-d6 
(Grünfeld  in  der  „Wiener  Schachzeitung"]. 

Nach  Marechal  würde  jedoch  17 

Tc8  wegen  18.  Sf5:!  und  17.  .  .  . 
Lf7  wegen  18,  Dc2!  Tg7,  19.  Sa4  usw. 
für  Schwarz  ungünstig  sein,  während  nun 

auf  18.  Dc2?  sehr  wirksam   18 Ld7! 

19.  TgS  Dg8,  20.  Kf2  Tg4  usw.  folgen 
könnte.  Weiß  muß  sich  daher  mit  der 
Turmopponierung  beeilen,  bevor  der 
Gegner  die  Massierung  seiner  Schwer- 
artillerie auf  der  offenen  g-Linie  durch- 
führt. 


18.  Th3— g3! 


Tg7Xg3 


Weiß  drohte  19.  Tg7:,  dann  Khl  und 
g4  nebst  Übernahme  der  geöffneten 
g-Linie  in  eigene  Regie.  Der  Tausch  hat 
also  seine  „guten"  Gründe,  obwohl  er 
dem  Weißen  auf  der  h-Linie  Gegenspiel 
gewährt. 

Zu  versuchen  war  vielleicht  aber  doch 
18....  Dd7,  19.  Tg7:  Kg7:  20.  g4  fg,  21. 
Dg4:t  Kh8,  22.  f5  Lf7  usw. 

19.  h2Xg3  Ta8-c8 

20.  Kgl— f2!  Sc6— a5 

21.  Ddl— f3  .... 

Zeitnot,  Aufregung  und  erlahmende 
Konzentration!  Wie  Capablanca  selbst 
nach  Schluß  der  Partie  feststellte,  war 
hier  sofort  21.  De2  das  Richtige.  (Die 
Verwicklungen  des  unzureichenden  Sprin- 
geropfers nach  21.  g4  fg,  22.  Dg4:  f5,  23. 


Sf5:  ef,  24.  Lf5:  Tc6,  bezw.  24.  Df5:  Lg6 
haben  den  Weltmeister  zu  stark  abgelenkt). 

21 Sa5— c4 

22.  Df3— e2  ,  .  .  . 

Auch  Capablanca  macht  Fehler,  weiß 
sie  aber  sofort  wettzumachen.  Ein  Herein- 
fall wäre  22.  Sdl?  wegen  22....  Sb2:! 

22 Sc4— d6 

Schwarz  freut  sich  über  das  uner- 
wartet gewonnene  Tempo  und  setzt  sein 
Springermanöver  unentwegt  fort. 

Ungünstig   wäre    der  Ausflug   22 

Db6  wegen  etwa  23.  Sdl  Db3,  24.  g4!  fg, 
25.  Lc2  usw.  Fatal  wäre  auch  der 
Befestigungsversuch    22. . . .    Lf7,    wegen 

23.  Sf5:!  ef,   24.  Lf5:  nebst  25.  Thl  usw. 
Sehr  verwickelt  sieht  endlich  22 

Dd7  aus,  worauf  allerdings  Weiß  einige 
falsche  Fährten  vermeiden  muß  (z.  B.  23. 
Dc2  Sa3:  oder  23.  Sdl?  Se5  oder  ins- 
besondere 23.  Sd5:  Se3:  24.  Tc8:  Sg4t 
25.   Dg4:  fg,   26.  Se7:   Kg7!   usw.)   Doch 

führt   auf   22 Dd7    die    naheliegende 

Fortsetzung  23.  Thl  Sd6  (am  besten),  24. 
g4  Se4t  25.  Le4:  fe,  26.  f5  Lf7,  27.  Sgöf 
Kg7,  28.  Sf4  (oder  auch  28.  Se7:)  zu 
einer  positioneil  wie  taktisch  überlegenen 
Stellung  für  Weiß,  dessen  Druck  auf  der 
h-Linie  sich  bis  ins  Endspiel  hinein 
verpflanzt! 

23.  Tel— hl  Sd6— e4t 
Eine      Übereilung.      Verfehlt      wäre 

übrigens  23....  Db6  wegen  24.  Sd5:!  ed, 
25.  Sf5:  Sf5:  26.  Lf5:  und  Weiß  gewinnt. 

Nachteilig  auch  23 Dd7  wegen  24.  g4 

usw.  (siehe  vorige  Anmerkung).  Richtig 
war  aber  23....  Lf7,  z.  B.  24.  Sd5:  ed, 
25.  Sf5:  Se4t  bezw.  24.  g5  Se4t  25.  Le4: 
fc  und  die  weiße  Dame  kann  nicht  nach  g4. 

24.  Ld3Xe4!  f5Xe4 
Auf  24 de  würde  25.  g4  folgen, 

z.  B.  25....  fg,  26.  f5  usw.,  oder,  falls 
Schwarz  am  Damenflügel  auszufallen 
versucht:  25....  La3:  26.  gf  Db6,  27. 
Sgöf!  Kg8,  28.  ba!  Tc3:  29.  Th7:!!  und 
Weiß  gewinnt. 

25.  De2— g4!  f6— f5 

Anders   ist  die  Doppeldrohung  De6: 

sowie  Sg6t  kaum  zu  parieren.  Auf  25 

Tc6  würde  26.  f5!  und  auf  25. . . .  Lf7  gleich- 
falls 26.  f5  ef,  27.  Sf5:  Lf8,  28.  Sh6  Lh6: 
29.  Th6:  zugunsten  von  Weiß  folgen. 

26.  Sh4Xf5!!  .  .  ,  . 
Erzwungen    und    erzwingend.    Weiß 

erhält  für  die  geopferte  Figur  drei  Bauern 
bei  ungeschwächtem  Angriff,  dessen 
Konsequenzen  sich  bis  ins  Endspiel  hinein 
fühlbar  machen. 


378  — 


Bei  jedem  anderen  als  dem  Text- 
zuge käme  Weiß  in  Nachteil:  Falls  26, 
De2  oder  Ddl,  so  La3:  falls  26.  Dh3,  so 
vorerst  Kg7,  falls  endlich  26.  Sg6t,  so 
Lg6:!  (nach  26....  KgT  hätte  Weiß  mit 
27.  Th7:t!  Kh7:  28.  Dhöf  Kg7,  29.  DhSf 
gerade  noch  ewiges  Schach),  27.  Dg6: 
Dg8,  28.  Dg8:t  Kg8:  und  Schwarz  hat 
das  bessere  Endspiel  [Becker  in  der 
„Österreichischen  Schachrundschau"]. 

In  der  nun  folgenden  vierten  Partie- 
phase ereignet  sich  der  noch  nie  da- 
gewesene Fall,  daß  Dr.  Lasker,  der  zu 
schieben  glaubt,  selbst  geschoben  wird!  11 

26 66X^5 

27.  Dg4Xf5  h7— h5 

28.  g3-g4!  

Um  dem  König  ein  Fluchtfeld  zu 
schaffen.  Man  sieht,  daß  Weiß  die  nach 
etwa  28.  Sd5:  Tc2t  29.  Kgl  Dd6  (es 
drohte  Läuferverlust  durch  Deöf)  30. 
De4:  Tclf  31.  Kh2  Thlif  32.  Khl:  Lc6! 
33.  De7:  Dd5:  34.  Deöf  De5:  35.  de  ent- 
stehende Remismöglichkeit  vermeiden  will. 
[Dr.  Tarrasch  in  den  „Münchener 
Neuesten  Nachrichten"]. 

28 Tc8— c6 

29.  g4— g5  .... 
Nun  aber  war,  wie  Capablanca  selbst 

zeigte,  sofort  29.  Sd5:  vorzuziehen,  womit 
auch  das  Nebenziel,  das  Feld  f6  zu 
blockieren,  erreicht  wäre.  (Es  könnte 
dann  folgen: 

29.  Sd5:l  Tc2t  30.  Kg3  h4t  31.  Kh3 
Dd6,  32.  Deöf  [32.  De4;  Lg6!]  32.... 
De5:  33.  de  Ld8,  34.  Tdl!  nebst  e6  mit 
siegreichem  Bauernvormarsch). 

Nachteilig  wäre  dagegen  29.  gh 
wegen  29. .  . .  Td6,  z.  B.  30.  Deöf  Lf6, 
31.  Df5  Ld7!  32.  Dg6  Lh4t  mit  Damen- 
gewinn oder  30.  g4  Lf6!  31.  g5  Ld7,  32. 
Dg6  Le7,  33.  Df7  Le6!  usw.  — 

Man  sieht  jedenfalls,  wie  zwei  eben- 
bürtige Geister  in  einer  ungeheuerlich 
schwierigen  Stellung  um  die  Palme 
ringen. 

29 Kh8— g8! 

30.  Sc3Xd5  .... 

Verfehlt  wäre  hier  (und  auch  im 
vorigen  Zuge)  der  Damenabtausch:  30. 
Dd5:t  Dd5:  31.  Sd5:  Ld8!  und  die  beiden 
schwarzen  Läufer  werden  bedrohlich.  — 
Dagegen  kommt  hier  30.  g4  sehr  stark 
in  Betracht. 

30,  ....  Le8— f7 

31,  Sd5Xf7t  Dd8Xe7 

32,  g2-g4  h5Xg4 
Die   kritische   (Abbruchs!-)   Stellung. 

Lasker  hofft  zu  gewinnen  und  verschmäht 


daher     die    Remisaussichten,     die     ihm 

32 Lg6*   oder    noch    sicherer    32 

Tc2t!**  gewährt  hätte. 

33,  Df5— h7t  Kg8— f8 

34.Thl— h6!  Lf7— g8 

Auf  34. . . .    Lg6   folgt  35.  DhSf  Kf7, 

36.  Da8!  Lf5  (besser  als  36. . . .  Dc7  oder 
36. . . .  Tc2t),  37.  Th8  Tg6,  38.  Kg3  und 
V/eiß  behält  eine  starke  Angriffsstellung, 

Dagegen    kommt   die   Vereinfachung 

34 Th6:  sehr  in  Betracht.  Die  Folge 

könnte  dann  sein:  35.  Dh6:t  (35.  gh 
Dh4t)   35....    Kg8!    36.    f5   (36,   g6  Lb31 

37.  f5  Dc7!  38.  f6  Dc2t  39.  Kg3  Dc7t 
mit  Dauerschach,  da  Bg4  wegen  Matt 
nicht  genommen  werden  darf)  36. . .  , 
Lc4,  37.  Dh4  (auf  37.  g6  geschieht  Df6 
und  auf  37.  Lg3  führt  Dc7t  38.  Kg4: 
Le2t  39.  Kh3  Lflf  zu  Dauerschach.  Viel- 
leicht aber  37.  Dh5  g3t  38.  Kg2,  bezw. 
37. . . .  Df7,  38.  g6  Df6,  39.  Kg3)  37. . . , 
Df7!  (37. . .  .  Dc7,  38.  g6!),  38.  Dg4:  Le6, 
39.  De4:  Df5:t  und  Weiß  kann  mit  seinen 
zersprengten  Bauern  nicht  gewinnen. 

35.  Dh7— föf  Kf8— g7 

Auf  35....  Ke8  würde  36.  Tc6:  bc, 
37.  Dg6t  mit  Eroberung  des  Bc6  folgen. 

36.  Th6Xc6  b7Xc6 

37.  Kf2— g3!  .... 

Sehr  fein,  aber  auch  notwendig, 
denn  nach  37.  Dg4:  c5!  38.  de  Dc5: 
bezw.  38.  f5  Db7  ist  im  offenen  Felde 
kein   Gewinn   mehr   für  Weiß   zu   sehen. 


37. 


De7— e6? 


*)  Die  Folge  könnte  dann  sein: 

a)  33.  Da5  hg,  34.  d5  (34.  f5?  Dg5! 
bezw.  34.  Da7:  Lf5)  34. . .  .  Tc5!  (34. . .  . 
Dc7,  35.  Da7:),  35.  Dd2  Dg7,  36.  d6  (36, 
b4  Dc3!)  36....  Lf5,  37.  Db4  b6,  38. 
Db3t  Kf8,  39.  Th6  Ke8  nebst  Kd8. 

b)  33.  Dd5t  Lf7,  34.  De5!  De5:  35. 
de  hg,  36.  f5  (sonst  Le6)  36....  Tc5I 
(unklarer  36. . . .  Lb3,  37.  Kg2  Tc2),  37. 
g6  (sehr  unklar  wäre  37.  Kg3  Te5:  38, 
Kg4:)  37. .  . .  Lg6:  38.  fg  Te5:  mit  gleich- 
stehendem Turmendspiel.    [Grünfeld]. 

**)  Die  Folge  könnte  dann  sein: 

a)  33.  Kgl?  Dc7!  34.  g6  (34.  De4:? 
Tb2:!)  34. . . .  Tclf  35.  Kg2  Dc2t  36.  Kg3 
h4t!  und  Schwarz  gewinnt. 

b)  33.  Kg3  Te2,  34.  g6  (am  besten. 
Nach  34.  gh  Te3:t  35.  Kh4  De6!  36. 
De6:  -Le6:  sowie  nach  34.  Tel  Te3:t  35. 
Kh4?  hg!  36.  Tc8t  Kg7,  37.  Dg4:?  Le6, 
38.  f5  Lc8:!!  39.  f6t  Kf7!  wäre  Weiß 
verloren)  34. . . .  h4t!  35.  Th4:  Te3:t  36. 
Kg2  (tragikomisch  wäre  36.  Kf2  Dh4:t 
37.  Ke3:  Del#)  36. . . .  Te2t  37.  Kfl  Telf! 
mit  ewigem  Schach.  [„Casopis"]. 


—  379  - 


Erst  nach  diesem  Versehen  bricht 
der  schwarze  Widerstand  bald  zusammen. 

Schlecht   wäre   freilich    auch   37 Le6 

wegen  38,  Deöf  nebst  f5. 

Besser  war  aber,  wie  Lasker  selbst 
gleich    nach    Schluß    der    Partie    angab, 

37 Ld5  mit  nicht  zu  unterschätzendem 

Gegenspiel,  z.  B.  38.  Dg4:  c5!  39.  f5 
(39.  de  Dc5:)  39....  Dc7t  40.  Df4  Df4:t 
nebst  cd  mit  freigemachtem  Be4  oder  38. 
b4  a5,  39.  ba  Da3:  mit  Konterminen. 

Weiß  würde  aber  auf  37. . . .  Ld5 
wohl  am  schärfsten  38.  Dc8!  spielen  und 
nach  Reti's  Ansicht  Gewinnaussichten 
behalten,  z.  B.  38, . . .  De6,  39.  Dc7t  Kg6, 
40.  Da7:  usw.,  bezw.  38....  Le6,  39, 
Dc6:  Lf5,  40.  b4  mit  allseitigem  Bauern- 
druck. 

Mit   ähnlichen   Schwierigkeiten    hätte 

Schwarz     auch     nach     37 Lb3     zu 

kämpfen,  dagegen  dürfte,  wie  Dr.  Lasker 
in    einem    späteren    Schreiben     an    Geo 

Marechal    in    Montreal    feststellt,    37 

Lf7  zum  Remis  vollkommen  ausreichen,  z.  B. 
37....  Lf7!  38.  Dg4:?  c5!  bezw.  38.  Dc8 
De6,  39.  Db7  Dc4,  drohend  De2  usw. 

38.  Kg3Xg4  

Diesen  Zug  hat  Dr,  Lasker  in  seiner 
Vorausberechnung  übersehen,  während 
Capablanca  die  versteckte,  erst  im  End- 
spiel entscheidende  Heranführung  des 
Königs  schon  bei  seinem  28.  Zuge  ins 
Auge  gefaßt  hatte!  Die  nun  folgende 
Schlußphase  der  Partie  ist  zwar  Sache 
der  Technik,  wird  aber  vom  Kubaner  mit 
der  ihm  eigenen  Spielgrazie  durchgeführt: 

38....  De6Xf5t  (38....  De7,  39. 
Deöf!),  39.  Kg4Xf5  Lg8-d5,  40.  b2-b4! 
a7— a6,  41.  Kf5— g4  (eine  weniger  metho- 
dische Nebenlösung  wäre  41.  Ke5  Kg6, 
42.  Kd6  Kf5,  43.  a4!  [droht  b5]  43.... 
Lb3,  44.  Kc6:  La4:t  45.  Kb6  Lb5,  46.  d5 
Lc4  [46. . , .  Kg4,  47.  g6  Le8,  48.  d6  Kf5, 
49.  g7],  47.  d6  Ke6,  48.  Kc7  Lb5,  49.  g6 
Kf6,  50,  d7  usw.)  41....  Ld5'-c4,  42. 
f4-f5  Lc4-b3,  43.  Kg4-f4  Lb3— c2,  44. 
Kf4-e5    Kg7-f7,    45.    a3-a4!    Kf7-g7 

(nach  45 La4:   46.    Ke4:    würden    die 

drei  verbundenen  Freibauern  schnell  ent' 
scheiden),  46.  d4— d5  Lc2Xa4  (oder 
46. . . .  cd,  47.  Kd5:  La4:  48.  Ke4:  nebst 
Kf4,  e4— e5— e6,  Ke5  und  gewinnt),  47. 
d5— d6  c6— c5,  48.  b4Xc5  La4— c6,  49. 
Ke5— e6  a6— a5,  50.  f5— f6.     Aufgegeben. 

Eine  Titanenpartie  im  wahren  Sinne 
des  Wortes! 

nun 

Als  Hauptvariante  der  slavischen 
Verteidigung  gilt  derzeit  Sf3!  Sf6  (un- 
günstig 3 Lf5  wegen  4.  cd  ed,  5.  Db3 


und  auf   3 de   folgte   in    einer  Partie 

Bogoljubow— Alapin,  Petersburg  1924: 
4.  e5!"  [4.  e3  b5,  5.  a4  Db6]  Sf6  [vielleicht 
4. . . .  b5,  5.  a4  e6],  5.  e5  Sd5,  6.  Lc4 
Sb6,  7.  Lb3!  Lf5,  8.  e6!!  zum  Vorteil  für 
Weiß),  4.  Sc3!  usw.,  welche  Stellung 
auch  durch  verschiedene  Zugumstellungen 
herbeigeführt  werden  kann,  wie  z.  B.: 

Partie  Nr.  89. 

Großturnier     zu    Mährisch-Ostrau     192L 
Reti.  Dr.  Lasker. 

[Kampf  um  den  ersten  Preis!] 

1.  Sgl— f3      Zukertort!      d7— d5 

2.  d2— d4  .... 

Aus  Klein-  (oder  vielleicht  gar  aus 
Groß?-)  mut  verzichtet  Reti  auf  seinen 
Zukunftstraum  (2.  c4  usw.)  und  lenkt 
nach  Zukertort's  Muster  ins  Damenbauer- 
spiel ein. 

2 Sg8— f6 

3.  c2— c4  c7— c6 

4.  Sbl— c3  .... 

Am  schärfsten,  da  hiedurch  die  Partie 
im  ursprünglichen  Geiste  des  Damen- 
gambits entwickelt  und  dabei  auch  der 
Druck  auf  d5   verstärkt  wird.   Auf  4.  e3 

wäre  4 Lf5  (und  wenn   dann  5.   Db3, 

so  Db6)  zu  empfehlen.* 

4 d5Xc4 

Alapin's  posthumer  Triumph,  da  dieser 
lange  Zeit  verpönte  Zug  nach  den  neu- 
esten Forschungen  die  Ehren  der  Eröff- 
nung zu  retten  scheint.  Schwarz  wird 
durch  diese  Annahme  des  Gambits  zum 
Angreifer,    sodaß   die   Partie   sehr   rasch 


*)  Weniger  zweckmäßig  ist  4 e6 

wegen  5.  Sbd2!  (vgl.  Partie  Nr.  86b), 
sowie  auch  4. . . .  Lg4,  wie  z.  B.  folgende 
Kurzschluß -Partie  dartut.  Paul  Johner— 
Dr.  Pick,  Scheveningen  1923: 

5.  cd!  (energischer  als  Johner-Speyer, 
ibid.:  5.  Sc3  e6,  6.  Db3  Db6  =,  bezw, 
Burn-Nimzowitsch,  Karlsbad  1911:  5.  Le2 
Sbd7,   6.  Sc3  Lf3:  7.  gf  Db6  usw.)  5.... 

Sd5:   (solider  5 cd,   und  wenn   dann 

6.  Db3,  so  Lc8!  vgl.  Partie  Nr.  86a),  6.  e4 
Sf6,  7.  Sc3  e6,  8.  Le3  Le7,  9.  Dc2  Lf3:? 
(konsequent  und  schlecht,  da  das  weiße 
Zentrum  gestärkt  wird  und  die  offene 
g-Linie  nur  die  weißen  Angriffspläne 
fördert),  10.  gf  Da5,  11.  Tgl  g6,  12.  0-0-0! 
b5,  13.  Kbl  Sbd7,  14.  d5!  ed,  15.  ed  Sd5: 
16.  cd  cd,  17.  Td5:  a6,  18.  Lh3  f5,  19.  D6c 
Td8,  20.  Tgdl.    Aufgegeben. 


380 


akuten  Charakter  annimmt  und  Weiß 
statt  seines  berüchtigten  „Pseudogambits" 
eine  wirkliche  Bauernopferparlie  zu  spielen 
gezwungen  wird! 

Wenig  Anklang  finden  hier  folgende 
Abweichungen  vom  Tugendpfad: 

A)  4 e7— e6,  worauf  Weiß  ent- 
weder schablonenhaft  mit  5.  e3  nebst 
Ld3  und  e3— e4  fortsetzt,  oder  aber  mit 
5.  Lg5  ins  orthodoxe  Damengambit  ein- 
zulenken trachtet. 

Wegen  5.  e3,  vgl.  Partie  Nr.  85,  in 
welcher  der  Aufrollungszug  10.  a4  zu 
riskant  zu  sein  scheint.  Will  übrigens 
Weiß  die  dortige  Variante  vermeiden,  so 
kommt  für  ihn  nach  5.  e3  Sbd7  statt  des 
tempoverlierenden  6.  Ld3  auch  6.  Dc2 
in  Betracht.  — 

Was  5.  Lg5  anbetrifft,   so  wäre  dem 

Anziehenden  zwar   die  Fortsetzung  5 

Sbd7,  6.  e3  Le7  insofern  angenehm,  als 
er  auf  den  überflüssig   gewordenen  Zug 

7.  Tel  verzichten  und  sofort  7.  Dc2  0—0, 

8.  a3  usw.  spielen  könnte,  doch  muß  er 
auch  die  Möglichkeit  der  Duras-Variante 
in  Kauf  nehmen,  vgl.  Partie  Janowski— 
Tartakower,  New-York  1924: 

5.  (Lg5)  h6,  6.  Lh4  de,  7.  e3  b5,  8. 
Le2  Sbd7,  9.  a4  Db6,  10.  0-0  Lb4,  11. 
Dc2  Lb7  und  Schwarz  will  den  ausge- 
liehenen Gambitbauern  unter  keinen  Um- 
ständen zurückerstatten.  — 

B)  4. . . .  Lc8— f5,  worauf  Weiß  ent- 
weder ganz  schematisch  5.  e3  e6,  6.  Ld3 
usw.  spielt  und  hiemit  in  die  nach  3.  e3 
entstehenden  Varianten  einlenkt  (vgl. 
Partie  Nr.  86,  Anmerkung  zum  3.  Zuge 
von  Schwarz  sub  II),  oder  nach  Dr.  Lasker^s 
Rezept  5.  cd  cd,  6.  Db3  oder  endlich  am 
besten  den  sofortigen  Ausfall  5.  Db3 
durchführt. 

Der  fühlbare,  wenn  auch  kleine  Vor- 
teil von  Weiß  nach  5.  cd  cd,  6.  Db3  wird 
von  Dr.  Tarrasch  in  seiner  „Damen- 
gambif'-Monographie  folgendermaßen  be- 
gründet: 

6....  Db6,  7.  Sd5:  Sd5:   8.  Dd5:  e6, 

9.  Db3  Sc6,  10.  Ld2!  (10.  e3?  Sb4!)  10.... 
Db3:  (10....  Sb4,  11.  Tel  Sc2t  12.  Kdl), 
11.  ab  Lc2,  (11....  Sb4,  12.  Ta4),  12.  e3 
Lb3:  13.  Ld3  usw.  bezw.  7....  Db3:  8. 
Sf6:t  ef,  9.  ab  Lc2,  10.  Sd2  (gut  ist  auch 

10.  e3  Lb3:  11.  Ld3)  10...  Lb4,  11.  Ta4 
Ld2:t  12.  Ld2:  Lb3:  13.  Ta3  Ld5  (etwas 
besser  Le6),  14.  e4!  usw.  mit  schönem 
Läuferpaar  für  Weiß.  —  Spielt  aber  Schw. 
5....  Sd5:  (statt  5....  cd),  so  folgt 
gleichfalls  6.  Db3  (auf  Bogoljubow's  Zug 
(3.  Sd2  geschieht  am  besten  6.  . . .  Lgb, 
z.  B.  Partie  Kostitsch— Euwe,  Budapest 
1921:  7.  e4  Sf6,  8.  e5   [erzwungen]  8.... 


Sd5,  9.  Lc4  e6!  mit  festem  Spiel  bezw. 
P.Euwe-Trejbal,Pistyanl922:7.Sc4Sd7,8. 
g3  b5,  9.  Sd2  Db6,  10.  e4  Sc3:  11.  bc  e5S 

mit   (jegeninitiative    für    Schwarz)    6 

Db6  (6....  Sb6,  7.  e4  mit  starkem 
Zentrum),  7.   Sd5:   Db3:   (oder  7....  cd, 

8.  Dd5:  mit  Einlenkung  in  die  andere 
Variante),  8.  Sc7t!  Kd7,  9.  ab  Kc7:  10, 
Lf4t  usw.  mit  klarem  Entwicklungsvor- 
sprung für  Weiß.*  — 

Was  endlich  den  sofortigen  Ausflug 
5.  Db3  anbetrifft,  so  geht  Teichmann*s 
Absicht  dahin,  auf  die  naheliegende  Ant-r 
wort  5 Db6 

weder  die  Vereinfachung  6.  cd  Db3:! 
(wegen  6...,  Sd5:  oder  6.,.,  cd  siehe 
oben),  7.  ab  Sd5:  8.  Sd5:  (unpraktisch  8, 
e4  Sc3:  9.  ef  Sd5)  8. . . .  cd  usw., 

noch  die  Verwicklung  6.  c5  Db3:I 
(auf  6. . .  .  Dc7  antwortet  Rubinstein  sehr 
hübsch  7.  Lf4  Dc8,  8.  h3!  Sbd7,  9.  Da4 
b6,  10.  e4l  bezw.  7....  Df4:  8.  Db7:  e6, 

9.  e3!  mit  weißem  Vorteil),  7.  ab  g6!  (P. 
Sämisch-Schweinburg,  Berlin  1919),  8.  b4l 
(oder  P.  Przepiorka-Euwe,  Pistyan  1922: 
8.  Lf4  Sbd7,  9.  h3  Se4,  10.  e3  Lg7,  IL 
b4  0-0,  12.  Le2  a5!)  8...,  Lg7,  9.  Lf4 
Sbd7,  10.  b5  U-0  usw., 

noch  endlich  den  Gegengriff:  6.  e3 
e6,  7.  Ld2?  Db3:  8.  ab  Lc2  (Partie 
Opocensky— Trejbal,  Pistyan  1922)  zu- 
zulassen, 

sondern  seinerseits  die  völlige  Ent- 
spannung: 6.  Db6:  ab,  7.  cd  Sd5:  8.  Sd5: 
cd,  9.  e3  Sc6,  10.  Ld2  durchzuführen. 

Wie  jedoch  dabei  der  weiße  Anzugsvor- 
teil  bekämpft  werden  kann,  zeigt  folgender 
Partieanfang  Janowski-Capablanca,  New- 
York  1916: 

10....  Ld7!!  11.  Le2  (besser  11.  Lb5 
oder  1 1.  Ld3  nebst  Ke2)  11....  e6,  12.  0-0 
Ld6,  13.  Tfcl  Ke7!  14.  Lc3  Thc8,  15.  a3 
Sa5  und  Schw.  hat  bereits  die  Initiative.  — 

C)  4. . . .  Dd8-b6  (Süchting),  um  die 
Entwicklung  des  Damenläufers  durch  die 
Behinderung  des  gegnerischen  Damen- 
ausfalls besser  zu  fundieren. 

Weiß  kann  dieser  löblichen  Absicht 
entweder  mit  5.  Dc2  scharf  begegnen,  z.  B. 
Partie  Rubinstein-Aljechin,  Karlsbad  1911: 

5 Lg4,  6.  Lg5!    (schwächlich  geschah 

in  der  Stammpartie  dieser  Variante 
Schlechter— Süchting,      Karlsbad      1911: 


*)  Diese  Wendung,  deren  Vorteil- 
haftigkeit  für  Weiß  sich  sozusagen  seismo- 
graphisch feststellen  läßt,  ist  wohl  von 
einer  ähnlichen,  seinerzeit  erörterten  Ab- 
wicklung zu  unterscheiden,  die  nach  3.  e3 
entsteht  und  infolge  des  dadurch  einge- 
sperrten Damenläufers  keinen  Vorteil  ergibt. 


381  - 


6.  c5  Dc7,  7,  Se5  SbdT!  8,  Sg4:  Sg4: 
9.  Df5  h5!  wobei  Schwarz  zum  Gegen- 
stoß e7— e5  gelangt)  6....  Sbd7  (6.... 
Lf3:  7,  ef  Dd4:  8.  Le3),  7.  e3  Se4  (solider 
7. . . .  e6),  a  Lf4  e6,  9.  Ld3  Da5,  10.  0-0 
Sc3:  11.  bc  Lf3:  12.  gf  de,  13.  Lc4:  Sb6, 
14.  Db3!  mit  weißem  Vorteil 

oder  er  kann  sich  auch  mit  5.  e3 
ruhig  zu  entwickeln  trachten,  z.  B.  Partie 
Sterk-Grünfeld,  Budapest  1921:  5. . . .  Lg4 
(zweckmäßiger  5. , .  .  Lf5),  6.  h3!  (schwä- 
cher Partie  Burn— Nimzowitsch,  Karlsbad 
1911:  6,  Le2  Lf3:  7.  gf  Sbd7,  8.  cd  cd 
mit  Gegenspiel.  Günstig  für  Weiß  verlief 
dagegen  Partie  Aljechin-Hromadka,  Pistyan 
1922:  6.  cd  cd,  7.  Da4t  Ld7,  8.  Lb5  [zeit- 
raubend wäre  8-  Dc2  Sc6,  9.  a3  e6,  Partie 
Showalter— Kostitsch,  1915]  8....  a6,  9. 
Ld7:  Sbd7:  10.  0— 0  e6,  11.  Se5  usw.)  6. ... 
Lh5,  7.  cd  Sd5:  woraufhin  statt  des  ziem- 
lich farblosen  8.  Le2  viel  energischer  8.  e4 
geschehen  sollte.  — 

D)  4. .  - .  g7— g6.  Diese  Idee  Schlech- 
ter's   führt   nach   5.  e3  Lg7,  6.  Le2!  0—0, 

7.  0-0  Sbd7?  8.  cd  zur  Partie  Nr.  87, 
wo   sich  das  Öffnen  der   c-Linie   als   für 

Weiß   günstig  zeigte   und  daher  7 de 

(statt  7 Sbd7)  wohl  vorzuziehen  wäre. 

—  Allerdings  kann  hier  Weiß  auch  sofort 
5.  cd  (statt  5.  e3)  spielen,  vgl.  Partie  Dus 
Chotimirski— Schlechter,  Karlsbad  1911: 
5.  cd  ed,  6.  Lg5  Lg7,  7.  Db3  e6,  8.  e3  0-0, 
9.  Ld3  Sc6,  10.  Se5  usw.,  welche  ältere 
Spielweise  in  der  Partie  Grünfeld-Wagner, 
Frankfurt  1923,  adaptiert  wurde. 

E)  4- . . .  Sf6-e4.  Marshall's  Ausfall, 
der  jedoch  nach  5.  Dc2!  (wirkungslos  ist 

5.  Se4:  de,  6.  Sg5  wegen  6 e5!  7.  de 

Daöf  nebst  Deö:  sowie  5.  cd  cd,  6.  Se4: 

de,  7.  Sg5  wegen  7 Dd5!   mit  gutem 

Spiel  für  Schwarz.  —  Indifferent  geschah 
in  der  Partie  Pillsbury— Marshall,  Monte 
Carlo  1903:  5.  e3  e6,  6.  Ld3,  worauf  Schw. 

seine  Stonewall- Absicht:  6 f5,  7.  Se5 

Dh4  nebst  Sbd7  mit  gutem  Spiel  zu  ver- 
wirklichen vermochte)  5 f5  (oder  5 — 

Lf5,  6.  cd  cd,  7.  Db3  mit  Vorteil),  6.  cd 
cd  (oder  6.,..  Sc3:  7.  bc  mit  Entwicklungs- 
vorsprung), 7.  Sd5:!  zu  einem  Hereinfall 
wird.  — 

Der  Textzug  ist  in  die  neueste  Tur- 
nierpraxis von  Aljechin  in  seinen  Lon- 
doner Partien  gegen  Bogoljubow  und 
Rubinstein  mit  gutem  Erfolg  wieder  ein- 
geführt worden. 

5.     e2— e3  .... 

Weiß  läßt  die  Formierung  der  schw. 
Bauernmacht  zu,  um  sie  später  aufrollen 
zu  können,  was  sich  jedoch  sehr  oft  als 
riskantes  Manöver  erweist.  Nicht  minder 
zweischneidig,  wenn   auch   von   mancher 


Seite  empfohlen,  ist  der  Präventivzug 
5.  a4,  worauf  in  der  oberwähnten  Partie 
Rubinstein— Aljechin,  London  1922,  folgte: 

5. . . .  Lf5  (schärfer  als  Db6),  6.  e3  e6 

(eine  interessante  Idee  ist  hier  6 Sa6, 

7.  Lc4:  Sb4*  mit  festgemauertem  Springer), 
7.  Lc4:  Lb4,  8.  0-0  0-0,  9.  Se2  (etwas 
gekünstelt.  Naheliegender  ist  9.  De2,  um 
eventuell  e3— e4  durchzudrücken)  Sbd7, 
10.  Sg3  Lg6,  11.  Sh4  c5!  12.  Sg6: 
(überscharf  Partie  Bogoljubow— Aljechin, 
ibid.:  12.  f4  Sb6,  13.  La2  cd,  14. 
ed  Sfd5,  15.  Sf3  Tc8  mit  schw.  Vorteil) 
12....  hg,  13.  de  Sc5:  14.  De2  Sfe4,  15. 
Se4:  Se4:  16.  Dg4  Sf6,  17.  Df3  Dc7,  18. 
b3  De5  mit  sehr  gutem  Spiel  für  Schwarz: 
Der  Königsbauer  von  Weiß  wurde  eisern 
zurückgehalten,  wodurch  auch  sein  Damen- 
läufer eingesperrt  blieb,  während  sich  der 
weiße  Damenflügel   als  schwach  erwies. 

Eine  nonchalante  Fortsetzung  bildet 
5.  Lg5,  worauf  in  einer  Partie  Janowski- 
Maröczy,  New-York  1924,  folgte: 

5....  b5,  6.  e3  Sd5,  7.  Le2  Sbd7,  8. 
0-0  Dc7,  9 .  Dc2.  Weiß  hat  den  B  end- 
gültig aufgegeben,  sucht  aber  durch  schnelle 
Entwicklung  zum  Angriff  zu  gelangen.  — 

Unzweckmäßig  ist  5.  e4. 

5 b7— b5 


Jetzt,  nachdem  sich  Weiß  am  Damen- 
flügel  keine  Blöße   gegeben   hat,   würde 

sowohl  5 Lf5  (z.  B.  Partie  Tarrasch- 

Maröczy,  Teplitz-Schönau  1922:  6.  Lc4: 
e6,  7.  0-0  Le7  [oder  Partie  Grünfeld— 
Trejbal,  Pistyan  1922:  7....  h6,  8.  De2 
Lb4,  9.  e4  Lh7,  10.  Ld3  0—0,  11.  Tdl 
Sbd7,  12.  Lf4  TeS,  13.  Tacl  mit  Vorteil], 
8.  De2  Se4  [oder  Partie  Janowski-Kupchic, 
New-York  1916:  8....  0—0,  9.  e4  Lg6, 
10.  Tdl  Dc7,  11.  Lg5  Te8,  12.  Tacl  Da5, 
13.  e5  Sd5,  14.  Se4  mit  Vorzug],  9.  Sd2! 
Sd2:  10.  Ld2:  usw.) 

als  auch  5. . . .  Lg4  (z.  B.  P.  Capablanca- 
Janowski,  New-York  1916:  6.  Lc4:  e6,  7. 
h3!  Lh5  [oder  4.  Matchpartie  Rubinstein- 
Schlechter,  Berlin  1918:  7. . . .  Lf3:  8.  Df3: 
Sbd7,  9.  0-0  Le7,  10.  Tdl!  nebst  e4  und 
Lf4],  8.  0—0  Le7,  9.  Db3  [in  Betracht 
kommt  auch  9.  De2  nebst  Tdl  und  e4] 
9....  Db6,  10.  Se5  Sbd7,  11.  Db6:  ab, 
12.  Sd7:  Kd7:  13.  Ld2  usw.) 

eine  kleine  Überlegenheit  der  weißen 
Spielkonfiguration  ergeben.  Wenig  be- 
währt  hat  sich    auch    ein   tschechischer 


*)  Vgl.  Partie  Vizur— Gut,  Wien  1924: 
(5.  a4  Lf5,  6.  e3  Sa6,  7.  Lc4:  Sb4),  8. 
Db3?  e6,  9.  0-0  Lc2,  10.  Da3  Ld6,  U. 
Sa2  a5,  12.  Sb4:  ab,  13.  Da2  Ta4: 
Aufgegeben. 


-  382  — 


Versuch,    sich    mit    5.  . . .    Le6    in    den 
Gambitbauer  zu  verbeißen. 

6.    a2— a4 

Nicht   ohne   Tücken    ist   6.    Se5,    da 

darauf  weder  6 Db6  (wegen  7.  a4), 

noch    die    naheliegende    Antwort    6 

Lb7    zu    empfehlen    wäre*    Am    besten 
geschieht  auf  6.  Se5  einfach  6....  e6. 

6.  .  .  .  .  b5— b4 

:  .Die  Pointe!  Schw.  gibt  den  Gambit- 
bauer freiwillig  her,  um  sich  rasch  zu 
entwickeln.  Auf  6....  Db6  gewinnt  7.  ab 
ab,  8.  b3!  den  Bauern  bei  günstiger  Lage 

zurück   und   auch  auf  6 Sd5  folgte  in 

einer  P.  Euwe-Tartakower,  Pistyan  1922: 

7.  Se5!**  Sc3:  8.  bc  Lb7.  9.  Tbl! 
Sbd7,  10.  Sc4:  Dc7,  U.  Sd2  mit  zurück- 
eroberter Bauernbeute  bei  besserer  Stel- 
lung für  Weiß.  — 

Nachteilig  ist  an  der  Textstelle  auch 

6 Db6    oder    6. . . .    Ld7    wegen    der 

späteren  Sprengung  b2— b3. 

7.  Sc3— a2  .... 

Greift  beide  Bauern  b4  und  c4  an. 


*)  Vgl.  Partie  Tackeis— Lancel, 
Brüssel  1924:  6.  Se5  Lb7,  7.  b3!  cb  (7.... 
b4,  8.  Lc4:!),  8.  Db3:  e6,  9.  Lb5:!  Dc7, 
10.  Le2  Sbd7,  11.  Sd7:  Sd7:  12.  0-0  Db6, 
13.  Da4  Db4?  14.  Db4:  Lb4:  15.  Tbl!  Lc3: 
16.  Tb7:  Aufgegeben!  Tatsächlich  ist 
gegen  die  Drohungen  La3  und  Lf3  nichts 
zu  erfinden. 

**)  Präziser  als  zunächst  7.  ab,  worauf 
Partie  Sämisch— Trejbal,  Pistyan  1922, 
folgenden  drastischen  Verlauf  nahm: 

7.  (ab)  Sc3:  8.  bc  cb,  9.  Se5  (droht 
durch  Df3  sofort  zu  gewinnen)  9. . . .  Lb7, 
10.  Tbl  a6  (ungünstig  geschah  in  der 
Stammpartie  Rubinstein— Alapin,  Pistyan 
1912:  10....Dd5,  11.  f3  f5  [11. . . .  La6, 
12.  Lc4:!  bc,    13.  Da4t  Kd8,    14.  e4  De6, 

15.  Lf4],  12.  Dc2  e6,  13.  Db2!  Ld6  [13. . . . 
La6,  14.  Lc4:!  bc,  15.  Db8:  Tb8:  16.  Tb8: 
Ke7,  17.  La3  Kf6,  18.  Lf8:  usw.],  14.  Db5:t 
Db5:  15.  Tb5:  La6,  16.  Sc4:!  mit  heraus- 
kristallisiertem Vorteil  für  Weiß). 

11.  Lc4:  e6,  12.  0-0  Sd7,  13.  Sd7: 
(inkorrekt  wäre  das  Turmopfer  13.  Tb5: 
ab,  14.  Lb5:  Lc8,  15.  Df3  f6,  16.  Da8:  fe). 

13. . . .  Dd7:  14.  Le2  Tc8,  15.  Ld2  Le7, 

16.  Ld3  (richtig  war  16.  f 4)  16....  e5,  17.  Dc2 

Lg2:!?  (führt  nur  zum  Remis.    Mit  17 

ed,  18.  ed  b4!  bezw.  18.  Lf5  Dd6,  19.  f3 
d3!  konnte  Schwarz,  wie  Dr.  Vecsey  im 
Turnierbuch  angibt,  das  bessere  Spiel 
behaupten). 

18.  Kg2:  Dg4t  19.  Khl.  Ewigschach. 


Sehr  in  Betracht  kommt  aber  auch 
der  volle  Rückzug   7.  Sc3— bl,  etwa  mit 

der   Folge    7 Lc8— a6    (von   Aljechin 

angegeben.   —   Nach  7 Sbd7,  8.  Lc4: 

hat  Weiß  seinen  B  mühelos  zurückge- 
wonnen). 

8.  Ddl— c2!  (ungünstig  Partie  Ha- 
:vasi— Euwe,  Paris  1924:  8.  Se5  Dd5, 
9.  Dc2  [vielleicht  9.  Le2]  b3,  10.  De2  [10, 
Dc3?  Se4,  11.  Db4  e6  mit  Damengewinn, 
bezw.  10.  Ddl  Sbd7!  11.  Sc3  De6,  12. 
Df3  Se5:  13.  de  Sd5,  14.  Se4  Sb4  mit 
Gewinnstellung]  10. . . .  e6,  IL  Ld2  Se4, 
12.  Sc4:  Sd2:  13.  Sbd2:  Lb4  usw.  mit 
überlegener  Entwicklung  für  Schwarz, 

bezw.  8.  Sbd2  c3,  9.  bc  bc,  10.  Sbl 
[der  dritte  Start!]  Da5,  IL  Dc2  Sd5  mit 
zäher  Verteidigung  der  Beute, 

bezw.  P.  Grünfeld— Tarrasch,  Mähr.- 
Ostrau  1922:  8.  Sfd2  Dd5,  9.  Dc2  e61 
[schwach  Partie  Dr.  Asztalos— Dr.  Seitz, 
Raab  1924:  9....  b3?  10.  Dc3  c5,  11.  de 
e6,  12.  Le2,  bezw.  auch  9. . . .  c3?  10.  bc 
Lfl:    11.  Kfl:    e6,    12.  e4],    10.  Sc4:   Le7, 

11.  Sbd2  0—0,  12.  Sf3  c5!  13.  Le2  cd,  14. 
Sd4:  Sc6,  15.  Sc6:  Dc6:  16.  0-0  Tac8, 
17.  b3  Sd5,  18.  Lb2  Sb6  mit  klarem  Stel- 
lungsvorteil für  Schwarz). 

8. . . .  b4— b3,  9.  Dc2— dl !  (die  Pointe. 
Natürlich  aber  nicht  9.  Dc3  Se4,  10.  Db4  e6 
und  die  D  ist  gefangen)  9. . . .  e7-e6, 10.  Sf3-e5 
Dd8-d5, 1 1 .  Lei -d2 !  (droht  Sc3)  IL...  Sf6-e4, 

12.  Ddl-f3t  f7-f6   (12....  Sd6,    13.  Dg4), 

13.  Se5Xc4!  und  Weiß  wird  später  auch 
noch  den  schwachen  Bb3  in  seinen  recht- 
mäßigen Besitz  bringen. 

7.     ....  e7— e6 

Lf8— e7 


8.  LflXc4 


Besser   ist   nach   Dr.  Tarrasch   8 

Sbd7,  um  so  rasch  als  möglich  c6— c5 
durchzusetzen  und  hiedurch  den  weißen 
Vorstoß  im  Zentrum  e3— e4  zu  unterbinden, 
vgl.  Partie  Bogoljubow— Grünfeld,  Karls- 
bad 1923: 

(8. . . .  Sbd7),  9.  0—0  Lb7,  10.  De2  c5! 
(verhindert  e3 — e4),  11.  Tdl  Db6  (schwer- 
fälliger geschah  in  einer  Partie  Maröczy- 

Przepiörka,  Raab  1924,  11 Dc7,  wobei 

dem  Nachziehenden  das  spätere  Vis -ä- vis 
Tacl  nebst  de  fatal  wurde.  Am  besten 
ist  aber  sofort  11 a5),  12.  b3  (zweck- 
mäßiger dürfte  12.  Ld2  nebst  Sa2-cl-b3 
sein,  wodurch  die  weiße  Armee  sehr  viel 

an   Schlagkraft   gewinnt)   12 Le7,  13. 

Lb2  0—0,  14.  Sei  a5  usw.  mit  etwa  gleichen 
Chancen.  — 

Nach  dem  Textzug  tritt  jedenfalls  bald 
die  Überlegenheit  der  weißen  Schlachtord- 
nung zutage. 

9.        0-0  


383 


In  einer  Partie  Vukovic— Walter,  Raab 
1924,  geschah  mit  gutem  Erfolg  sofort  9,  De2, 


9.     .  . 
10.  Ddl 


e2 


0—0 
Sh8— d7 


Als  ungünstig  erwies  isich  in  einer 
Partie  Aljechin— Tarrasch,  Hastings  1922 

10.  Lb7  wegen  11.  Tdl!  Sbd7,  12.  e4!  a5, 
13.  Lg5  usw.  mit  Vollmobilisierung  der 
weißen  Streitkräfte.  —  Sehr  lehrreich  folgte 
auch  in  einer  virtuos  durchgeführten 
Blindsimultanpartie  Aljechin  —  Sawyer, 
Montreal  1924:  10....  a5,  11.  e4!  Sbd7, 
12.  Lg5!  Te8  (12. . . .  c5,  13.  Tdl),  13.  Sei 
Lb7,  14..Sb3!  Db6,  15.  Tfdl  La6,  16.  Tacl 
mit  besseren  Chancen  für  Weiß.  —  Die 
beste  Verteidigung  bildet  an  der  Textstelle 
vielleicht  sofort  10. . . .  Db6. 

11.  b2— b3  .... 

Schafft  Schwächen  (auf  c3  und  auf  b3 
selbst).  Am  besten  ist  die  in  der  vorigen 
Anmerkung  angegebene  Entwicklungs- 
methode 11.  e4!  nebst  Lg5  usw. 

11 a7— a5 

12.  Lei— b2  c6— c5 

13.  Tfl— dl  Db8— b6 

14.  Sa2— cl  .... 
Das  zweite  Auftreten. 


14. 


Lc8— a6 


Mit  14 Lb7  hätte  nun  Schwarz  in 

die  beim  8.  Zug  erwähnte  P.  Bogoljubow- 
Grünfeld  einlenken  können,  doch  sieht  der 
Textzug  noch  vorteilhafter  aus,  da  nach 
dem  Läuferabtausch  der  rückständige  Bb3 
seiner  Hauptstütze  beraubt  wird. 

Dr.  Lasker  hat  die  schwierige  Eröff- 
nung wenn  auch  nicht  ganz  „fehlerfrei", 
so  doch  mit  der  ihm  eigenen  ächöpferischen 
Initiative  behandelt  und  konkrete 
Belagerungsziele  erlangt,  nun  stoßt  er 
aber  auf  kraftvollen  Widerstand  eines 
ideenreichen  Gegners. 

15.  d4Xc5?!  .  .  ,  . 

Es  sieht  auf  den  ersten  Blick  sehr 
befremdend  aus,  eine  wirksame  Springer- 
batterie gegen  seinen  eigenen  Bb3  in 
Stellung  zu  bringen,  doch  geht  die  tiefe 
Absicht  des  Textzuges  dahin,  nicht  nur 
den  Aktionsraum  des  Lb2  zu  vergrößern, 
sondern  auch  durch  ein  kunstvolles 
Manöver  zu  einer  starken  Springer- 
stellung auf  c4  zu  gelangen,  wo- 
durch in  psychologisch  interessanter 
Weise  die  Lichtseite  des  11.  Zuges 
von  Weiß  hervorgekehrt  wird. 

15 Sd7Xc5 

16.  Sf3— e5  La6Xc4 

17.  Se5Xc4  Db6— a6 


In  der  Absicht,  nach  TcS  mit  Sb3: 
einen  Bauer  zu  erobern.  Weiß  beseitigt 
daher  den  gefährlichen  Springer. 


18.   Lb2— d4 


Tf8— c8 


Hier  taucht  die  Frage  auf,  ob  Schw. 
durch  Heranziehung  seiner  Kavallerie- 
Reserve  den  wichtigen  Beobachtungs- 
posten auf  e5  behaupten  konnte. 

Als  scharfer  Denker,  der  allen  noch 
so  verlockenden  Phantomen  abhold  ist, 
erkennt  aber  der  Ex -Weltmeister,  daß 
er  nach 

a)  18....  Sfd7,  19.  Db2  Lf6,  20.  Lf6: 
(20.  Se2  e5!)  20....  Sf6:  21.  Sd3  (21.Se2 
Sd5)  21....  Sfd7(21....  Sd3:  22.  Td3:  Tf  d8, 
23.  Tadl  Td3:  24.  Td3:  Se4?  25.  De5  Sc3,  26. 
Da5:),  22.  Sc5:  Sc5:  23.  Td6  Da7,  24. 
Tadl  usw.  in  positioneile  Abhängigkeit, 
bezw.  nach 

b)  18 Sfe4,  19.  Db2!  (nicht  sofort 

19.  f3  wegen  19....  Sc3,  20.  Lc3:  bc) 
19. . . .  Lf6,  20.  f3  usw.  sogar  in  Verlust- 
stellung geraten  würde.  — 

Im  übrigen  beginnt  dem  großen 
Taktiker  ein  neues  Ziel  vorzuschweben, 
das  er  auch  mit  bewunderungswürdiger 
Willenskraft  durchsetzt:  Statt  der  bloß 
statischen  Wirksamkeit  auf  c5  soll 
ein  anderer  Springer  auf  c3  durch  Be- 
unruhigung der  feindlichen  Figuren 
kinetische  Wirkungen  erzielen! 


19.  Ld4Xc5 

20,  De2— fS 


Le7Xc5 
Lc5— e7! 


Ermöglicht  das  Manöver  Sf6-d5-c3, 
bevor  es  der  Gegner  durch  Scl-d3-e5 
(Bedrohung  des  Punktes  f7!)  dauernd 
verhindern  könnte. 

21.    Sei— d3  ,  ,  .  . 

Wie    Reti    in    der  „Neuen    Wiener 

Schachzeitung"    betont,  verschmäht    er, 

mit   21.   Se2   (Deckung  des   Feldes   c3!) 
auf  Remis  zu  spielen. 

21.  .  ,  .  .  Sf6— d5 

22.  Sd3— 65  Le7-f6 

Ein    grober   Fehler    wäre    22 f6 

wegen  23.  Td5:! 

23.  e3— e4  Sd5— e3 

Von  hier  aus  wird  das  feindliche  Indu- 
striezentrum dauernd  bedroht,  was  Reti  in 
seiner  Glossierung  als  „Mittelspiel- 
komplikationen" bezeichnet,  während 
er  selbst  auf  seinen  unvertreibbaren  Sc4 
pocht,  der  eigentlich  noch  aggressiver 
steht,  da  er  zum  Unterschied  von  seinem 
Antagonisten  nicht  ins  Leere  blickt,  sondern 
eine  effektive  Endspielschwäche  (Ba5) 
unter  ständiger  Bedrohung  hält. 


-  384 


24.  Tdl— d6 

25.  Tal— el 

26.  Sc4Xe5 


Da6— b7 

Lf6Xe5 

Db7— c7! 


Vereitelt  die  Drohung  Td7,  deckt 
alle  schwachen  Punkte  und  greift  selbst  an. 

27.    Se5— c4  .... 

Selbstredend  nicht  27.  TdT  De5:  28. 
Df7:t  Kh8,  29.  f4  Df6  ohne  jedwede 
Fortsetzung  des  Romans. 

Schlecht  wäre  auch  27.  Dd3  wegen 
27. . . .  Se4:l  28.  Te4:  Dd6:  29.  Dd6:  Tclf. 


27. 


e6 — e5 


Sonst  befestigt  Weiß  seine  Stellung 
mit   e4— e5.    Sehr   gefährlich  wäre   daher 

der  verlockende  Bauernraub  27 Sa3: 

etwa  mit  der  Folge  28,  e5!  (unklarer  28. 
Tedl  Tf81  29.  Td7  Dc5,  30.  e5  Sc3,  31. 
Tdl-d6  a4,  32.  Tf7:  ab)  28....  Td8 
(28....  Sc3,  29.  Sb6),  29.  Tedl  Sc3,  30. 
Td7!  f5,  31.  ef  und  Weiß  gewinnt.  —  Nun 
aber  beabsichtigt  Schwarz  mit  Td8  die 
d-Linie  in  seinen  Besitz  zu  bringen,  hat 
aber  auch  sonst  gewaltige  Verwicklungen 
im  Auge.  Ein  echter  Lasker-Zug! 

28.    Df3— f5  

Droht  Td7,  greift  gleichzeitig  den 
Be5  an  und  glaubt,  daß  der  große  Gegner 
ein  Versehen  begangen  hat. 

28.    ....  Sc3— e2t 

„Equus"  ex  machina! 


29.  Kgl— fl?  .... 

Ein  entscheidender  Fehler  in  höchster 
Zeitnot.  Spielbar  war  29.  Te2:  Dd6:  30. 
Df7:t  Kh8!  31.  Dd5!  mit  berechtigten 
Remisaussichten  trotz  der  verlorenen 
Qualität.  Richtig  war  aber,  wie  nachträg- 
lich  von   Dr.  Tarrasch   entdeckt  wurde. 


29.  Khir  mit  der  Folge:  29....  Sd4,  30. 
De5:  Sb3:  31.  Sb6  Dc3!  32.  Dc3:  bc,  33. 
Sa8:!  (33.  Sc8:  ergibt  bestenfalls  remis) 
33....  c2,  34.  h3!  (präziser  als  34.  Sc7) 
34....  CID,  35.  Tel:  Sei:  36.  Sb6  Te8 
und  Weiß  behält  ^inen  Bauern  mehr; 
Schwarz  hat  aber  Remischancen. 

29 Se2— d4 

30.  Df5Xe5  Sd4Xb3 

31.  Sc4— b6  Sb3— d2t! 

32.  Kfl— gl  Sd2— c4 

33.  Sb6Xc4  .... 

Falls  33.  Sa8:,  so  Dd6:  Dies  alles 
mußte  Lasker  bei  seinem  27.  Zug  voraus- 
berechnet haben. 

33 Dc7Xc4 

34.  De5— f5  .... 

Da  das  Endspiel  wegen  des  starken 
b-Bauern  für  den  Gegner  leicht  gewonnen 
ist,  muß  Weiß  dem  durch  Dc3  drohenden 
Damentausch  ausweichen  und  auch  sonst 
nur  in  einem  herben  Angriff  (Vormarsch 
des  e-Bauern!)  sein  Heil  suchen.  Falsch 
wäre  34.  Tedl  wegen  Te8l 

34.  ....  Ta8— b8 

35.  e4 — e5  .... 
Der  Sturmbock. 

35 b4— b3 

36.  e5— e6  f7Xe6 

37.  Td6Xe6  Tc8— f8 

38.  Df5— e5  Dc4— c2 

39.  f2— 14  b3— b2 

40.  Te6— e7  Dc2— g6 

41.  f4— f5  Dg6— f6 

42.  De5— döf  .... 

Auf  42.  Df6:  gf,  43.  Tbl  Tfc8,  44. 
Teel  gewinnt  Tc4  nebst  Ta4:  usw. 


42.  .  . 

43,  Te7 


-b7 


Kg8— h8 
Df6— c3! 


Weiß  gibt  auf.  Etwas  frühzeitig,  aber 
richtig,  denn  nach  44.  Tfl  DeSf  45.  Khl 
Del,  46.  Kgl  h6!  47.  f6  Tb7:  48.  Db7: 
De3t  49.  Khl  Tf6:  bezw.  47.  g4  Tb7:  48. 
Db7:  Tf6!  wären  die  weißen  Verteidigungs- 
ressourcen bald  erschöpft. 

Eine   harte   Parti  el 


385 


Alt-Tschigorin'sche 
Verteidigung: 
2. . . .  Sb8— c6. 

Partie  Nr.  90. 

Viererkampf  zu  Kiel  1921. 


Reti. 

1.  d2— d4 

2.  c2— c4 


Bogoljubow. 
d7— dö 
Sb8— c6 


Eine  der  aparten  Verteidigungsarten, 
wobei  nicht  nur  der  Bauernhalt  im 
Zentrum  (d5!)  vernachlässigt,  sondern 
auch  der  tatenlustige,  im  Damengambit 
so  wichtige  Bc7  verstellt  wird.  Bei  dieser 
Gelegenheit  sei  auch  auf  das  Ungenügende 
folgender  zweier  Antworten  hingewiesen: 

a)  2 c5,  3.  cd  (oder  nach  Wunsch 

3.  Sc3  e6  mit  Herbeiführung  der  für 
Weiß  sehr  bequemen  „Normal  verteidigung" 
bezw.  einfach  3.  e3  mit  langatmiger 
Wahrung  des  Anzugsvorteils). 

3....  Dd5:  4.  Sf3!  cd,  5.  Sc3  (zu 
„remislich"  wäre  5.  Dd4:  Dd4:  6.  Sd4: 
a6!)  5. . . .  Da5,  6.  Sd4:  Sf6!  (6. . . .  e5,  7. 
Sdb5),  7.  g3!  (Von  Dr.  Tarrasch  statt 
der  schwächeren  Collijn-Fortsetzung  7. 
Sb3  Dc7,  8.  Lg5  Sc6,  9.  Tel  Lf5!  usw. 
vorgeschlagen.  In  einer  Partie  Vukovic— 
Dr.  Seitz,  Raab  1924,  geschah  sofort  7. 
Sdb5  e5  [auf  7. . . .  a6,  7. . . .  Ld7  oder 
1.  ...  Se4  folgt  8.  b4!],  8.  Sdöf  [schärfer 
vielleicht  8.  Ld2!]  8. . . .  Ld6:  9.  Dd6: 
Se4,  10.  Dd5  usw.)  7. . . .  e5,  8.  Sdb5  Lb4, 
9.  Sd6t  Ke7!  10.  Sc8:  Tc8:  11.  Lh3!  (11. 
Ld2  Lc3:  12.  Lc3:?  Tc3:  13.  Dd2  Se4) 
11....  Td8,  12.  Dc2  Sc6,  13.  e3  Kf8,  14. 
0—0  mit  kraftstrotzender  Stellung  für 
Weiß. 

b)  2. . . .    Sf6,   3.  cd    (auf   3.  Sc3  hat 

Schwarz  die  Wahl,  entweder  mit  3 e6 

[Orthodox],  3. . . .  c6  [Slavisch],  3. . . .  Sc6 

[Tschigorin],     3 de    [angenommenes 

Damengambit]  in  andere  Spielweisen  ein- 
zulenken   oder    aber    mit   3 g6  noch 

weiter  der  Schachprosa  auszuweichen 
trachten). 

3 Dd5:    (oder   Partie   Aljechin— 

Marotti,  London  1922:  3. . . .  Sd5:  4.  e4 
Sb6  [4....  Sf6,  5.  Ld3!],  5.  Sc3g6,  6.Sf3 
Lg4,  7.  Le3  Lg7,  8.  Le2  0-0,  9.  Dd2  usw. 
mit  besserem  Spiel  für  Weiß). 

4.  Sc3  Da5.  In  dieser  skandinavisch- 
ähnlichen Stellung  übt  Weiß  durch  den 
überlebenden  Be2  (statt  c2)  mächtigen 
Druck  im  Zentrum  aus,  wobei  auch  der 
spätere  eventuelle  Gegenstoß  e7— e5  an 
Kraft  verliert,  z.  B.  etwa: 

5.  Ld2  (5.  Sf3  Se4)  5. . . .  e5  (5. . . . 
Db6,  6.  e3),  6.  e4!  (wirkungslos  wäre  6. 
de    De5:    7.    Sf3   Dh5,   8.  e4  Ld6,  9.  Le2 


Lg4)  6. . . .  Lb4,  7.  a3!  Lc3:  8.  Lc3:  Db6, 

9.  de  Sg4  (9. . . .  Se4:?  10.  Da4t),  10.Dc2 
Sc6,  11.  Sf3  0—0,  12.  h3  Sh6,  13.  Lc4  mit 
gewonnener  Schlacht.  — 

3.  e2— e3  .... 

Zu    zahm  gespielt.  Standesgemäß  ist 

3.  Sc3,  wobei  Weiß  in  allen  Varianten 
am  Ruder  bleibt: 

a)  3. . . .  de,  4.  Sf3  (Janowski's  Zug. 
Verschwommener  geschah  im  Fernkampf 
Wien— Petersburg  1897/98:  4.  d5  Sa5,  5. 
Da4t  [Gegen  Marshall's  Zug  5.  Lf4  em- 
pfehlen wir  5 c6,  6.  e4  Db6]  5 c6, 

6.  b4  b5!  7.  Da5:  Da5:  8.  ba  b4,  9.  Sdl 
cd,  mit  chancenreichem  Opferspiel  für 
Schwarz.  —  Ähnlich  Partie  Oskam-Key, 
Rotterdam  1923:  4.  e3  e5!  5.  d5  Sa5,  6. 
Da4t  c6,  7.  b4  b5  usw.). 

4....  e6,  5.  e4  Sf6,  6.  Lc4:  Lb4,  7. 
Dd3  mit  überlegener  Stellung. 

b)  3. . . .  e5,  4.  cd  Sd4:  5.  e3  Sf5,  6. 
e4  Sh4  (6.  . .  .  Sd4,  7.  f4),  7.  g3  Sg6,  8. 
Lb5t  Ld7,  9.  Db3  Tb8,  10.  Le3  c6,  11. 
Lc4  c5,  12.  d6  mit  heranwälzender  Kata- 
strophe. 

c)  3. . . .  e6,  4.  Sf3  mit  besserer 
Stellung,  da  Weiß  alle  Ausgänge  besetzt 
hält.     . 

d)  3. . . .  Sf6,  4.  Lg5  (Farblos  ist  4. 
Lf4  Lf5,  5.  e3  e6  und  auch  das  Los- 
schlagen   4.    cd   führt  nach  4 Sd5:  5. 

e4  Sc3:  6.  bc  e5!  7.  d5  Sb8  zu  einer 
Stellung  ä  la  Steinitz,  der  wenig  anzu- 
haben wäre,  da  das  weiße  Bauernzentrum 
verrammelt  ist,  z.  B.:  8.  f4  ef!  9.  Lf4: 
Lc5,  10.  Ld3  0-0  nebst  Te8  oder  8.  Ld3 
Ld6,  9.  Se2  0-0,  10.  0-0  Sd7,  11.  f4  ef 
nebst  Se5). 

4. . . .  Se4,  5.  cd  (zu  wild  ist  nach 
Dr.  Tarrasch  5.  Lh4  g5,  6.  Lg3  Lg7  und 
prickelnd  ist  sein  Rezept  gegen  5.  Se4: 
de,  6.  d5,  nämlich  6....  e6!!  7.  Ld8: 
Lb4t   8.  Dd2  Ld2:t   9.  Kd2:  Sd8:  bezw. 

7.  de  Dg5:  8.  Da4  b6  mit  befriedigendem 
Spiel). 

5. . . .  Sc3:  (oder  5. . . .  Sg5:  6.  de  bc, 

7.  g3  nebst  Lg2   mit  kraftvollem  Druck). 

6.    bc  Dd5:    7.  Sf3  (7.  Lf4  Da5)  Lg4, 

8.  Db3!    Lf3:    9.  gf  0-0-0   (9....  Dg5: 

10.  Db7:),  10.  Dd5:  Td5:  11.  Ld2  nebst 
e4  mit  überragender  Stellung.  — 

Sehr  nachhaltig  ist  an  der  Textstelle 
auch  3.  Sf3  etwa  mit  der  Folge  3. . . .  Lg4, 

4.  cd  (auf  4.  e3  dürfte  4. . . .  e6,  5.  Sc3 
Lb4,  6.  Ld3  Sf6  usw.  oder  nach  Tschigorin 
gar  4. . . .  e5,  5.  Db3  Lf3:  6.  gf  Sge7  aus- 
gleichen). 

4 Dd5:    (oder  Konsultationspartie 

Blackburne  und  Pillsbury— Tschigorin  und 
Schiffers,  Hastings  1895:  4. . . .  Lf3:  5.  gf! 
Dd5:   6.    e3   e6,   7.  Sc3  Lb4,  8.  Ld2  Lc3: 

9.  bc  Sge7, 10.  e4  Dh5  zugunsten  von  Weiß). 


Dr.  S.  6.  Tartakower:  Die  hypermoderne  Schachpartie. 


ÖÖO  — 


5.  Sc3  Da5,  6.  e3  0-0-0  (6. . . .  Sf6, 7.  Lb5), 
7.  Ld2!  und  man  darf  den  Nachziehenden 
weder  um  die  Lage  seines  K  auf  der 
entblößten  c-Linie  noch  um  die  Stellung 
seiner  andauernd  bedrohten  D  beneiden, 
z.  B.: 

7. .  . .  Sf6?  8.  Sb5  Db6,  9.  a4  a6?  10. 

a5   und   gewinnt   oder  7 e5,  8.  d5  (8. 

Sb5  Lb4)  Sh4,  9.  e4  f5,  10.  a3  mit  Vorteil 
oder  7. . . .  e6,  8.  Lb5  (8.  LdS  e5  bezw.  8. 
h3  Lf5)   Db6,   9.  0-0   (9.  De2  a6,  bezw. 

9.  h3  Lf5)  a6,  10.  Le2  mit  gewaltiger  An- 
griffsstellung in  spe. 

3 e7— e5! 

Einleitung  einestiefangelegten  Bauern- 
opfers  auf   rein    positioneller  Grundlage. 

4      d4Xe5  d5— d4! 

5.  e3Xd4  Dd8Xd4 

6.  DdlXd4  Sc6Xcl4 

7.  Lfl— d3  Lc8— g4  . 

Die  erste  Pointe:  Er  verhindert  8. 
Se2  und  schafft  durch  Provozierung  der 
nachfolgenden  Antwort  eine  lähmende 
Schwäche  im  feindlichen  Lager. 

8.  f2— f3  Lg4— e6 

9.  Lei— e3  .... 

Auf  9.  Se2  würde  nunmehr  9.  . . .  Lc5 
folgen  und  sowohl  die  weiße  Rochade  als 
auch  den  Stützungszug  10.  Le3  (wegen 
10. . . .  Sf3:t)  verhindern. 

9 0—0—0 

10.  Le3Xd4  Td8Xd4 

Diese  zweite  und  eigentlich  bereits 
entscheidende  Pointe  besteht  darin,  daß 
Weiß  in  die  Unmöglichkeit  versetzt  wird, 
die  Entwicklung  seiner  Figuren  auf 
natürlichem  Wege  zu  vollenden. 

11.  Kel— e2  Sg8— e7 

12.  Sbl— d2  Se7— g6! 

13.  Ld3Xg6  h7Xg6 

14.  b2— b3  Le6— 15 

Weiß  steht  trotz  seines  Mehrbauern 
patt.  Im  nachfolgenden  wirkt,  wie  Spiel- 
mann in  der  „Bayr.  Staatszeitung"  treffend 
bemerkt,  die  „schwarze  Kunst"  des  Nach- 
ziehenden geradezu  unheimlich. 

15.  a2— a3  Lf8— e7 

16.  Tal— a2  g6— g5! 

17.  Ke2— el  Th8— d8 

18.  Sgl— e2  Td4— d3 

19.  Se2— g3  Lf5— g6 

20.  b3— b4  Td3— e3t 

21.  Kel— f2  Te3Xe5 
Er   hat   ohne  jede  Überstürzung  den 

geopferten   Bauern   zurückgewonnen  und 


geht  nun  daran,  die  Überlegenheit  seines 
Figurenmaterials  in  klassisch  einfacher 
Weise  zu  demonstrieren. 

22.  Thl— el  Te5Xel 

23.  Kf2Xel  Lg6— d3 

24.  Sg3— e4  Td8— d4 

25.  c4— c5  f7— f5 

26.  Se4— f2  Ld3— b5 

27.  Sd2— fl  Le7— f6 

28.  Ta2— d2  Td4— c4 

29.  Sf2— dl  Tc4— cl 

30.  Kgl— f2  f5— f4! 

Weiß,  der  ewigen  Zwangszüge  müde, 
gibt  die  Partie  auf.  Es  droht  31....  Lc3, 
32.  Td5  Lc4  mit  Vernichtung  und  auch 
nach  31.  g3  Lc3,  32.  Sc3:  Tc3:  33.  Ta2  Lc4, 
34.  Tal  Tc2t  35.  Kgl  Ld5  ist  Weiß  ver- 
loren. — 

Eine  hervorragende  Leistung. 


Albins    Gegengambit    2. . . . 
e7— e5. 

Partie  Nr.  91. 

Großturnier  zu  Berlin  1920. 
Dr.  Tarrasch.  Dr.  Tartakower. 

1.  d2— d4  d7— d5 

2.  c2— c4  .... 

Will  man  das  folgende  Gambit  ver- 
meiden, so  spielt  man  zuerst  2.  Sf3  Sf6 
(am  sichersten.  Nicht  ganz  genügend  ist 
ja  2. . . .  c5  wegen  3.  c4!  cd,  4.  cd  Sf6! 
5.  Sd4:  Sd5:  6.  e4  usw.  mit  freierer  Ent- 
faltung für  Weiß),  3.  c4  e6,  4.  Sc3  usw., 
was  auch  übrigens  ein  Beweis  dafür  ist, 
daß  die  orthodoxe  Verteidigung  dem  Orga- 
nismus des  Damengambits  am  meisten 
entspricht. 

2 e7— e5 

3.  d4Xe5  d5— d4 
Das  Falkbeergambit  auf  der  Damen- 
seite! 

4.  Sgl— f3  .... 

Gilt  als  das  Beste,  da  4.  e3*  oder  4. 
e4  bekanntlich  nichts  taugen,  4.  Sbd2 
oder  4.  g3  meistens  nur  Zugumstellungen 

*)  91a.  —  Vgl.  Städtekampfpartie 
Linse  -  Kjelberg  (Malmö  1917):  4.  e3? 
Lb4t  5.  Ld2  de!  6.  Da4t  (6.  Lb4:  eff 
7.  Ke2  fgSf!  Dies  alles  bereits  von  Dr. 
Lasker  1893  angegeben)  6. . . .  Sc6,  7.  Lb4: 
eff  8.  Kf2:  Dh4t  9.  Ke3  Dd4t  10.  Kf3 
Lg4t  11.  Kg3  Sh6,  12.  h3  Sf5,  13.  Kh2 
Df4t  14.  g3  Dg3:# 


387 


bedeuten  und  auch  Collijn's  Fortsetzung 
4.  a3  Sc6  (4. . . .  c5,  5.  e4!),  5.  e3,  wie 
V.  Bardeleben  im  „Deutschen  Wochen- 
schach"   ex    1919   ausführte,    durch  5 

a5!  (statt  des  vereinfachenden   5 Lf5 

und   des   zweifelhaften   5 f6),   6.  SfS 

(6.  ed  Dd4:!)  6....  Lc5  (6....  Lg4,  7. 
hS),  7.  Le2  (7.  ed  Ld4:!)  7....  Sge7,  8. 
0—0  Sg6,  9.  ed  Sd4:  10.  Sc3  0—0  mit 
Rückgewinn    des  Be5   neutralisiert  wird. 

4 c7— c5 

Ein  Phantasiestoß,  der  ein  wichtiges 
Figurenentwicklungstempo  verliert,  wäh- 
rend der  strittige  Bd4  zwar  besser 
geschützt,  aber  doch  etwas  schwach  auf 
der  Brust  bleibt. 

Zweckmäßiger  ist  daher  4 Sb8-c6, 

da  darauf  die  Alapin'sche  Belagerungs- 
methode 5.  Sbl— d2  (droht  Sb3.  Unge- 
fährlich dagegen  5.  g3'Lc5,  bezw.  5.  a3 
Le6,  bezw.  5.  Lg5  f6)  durch  folgende, 
bisher  wenig  beachtet  gebliebene  Gambit- 
fortsetzung entkräftet  wird: 

5....  f7— f6!  (auf  5....  Le6,  5.... 
Sge7  oder  5. . . .  a5  folgt  eben  6.  Sb3  mit 
Eroberung  des  vorgeschobenen  Postens  d4, 

Auch  auf  5 Lg4  folgt,   wie   Grünfeld 

in  der  „Wiener  Schachzeitung"  ex  1924 
ausführt:  6.  Sb3  [unklarer  6.  g3,  6.  a3 
oder  Capablanca's  Fortsetzung  6.  h3  Lf3: 

7.  Lf3:  f6!  8.  ef  Sf6:  9.  a3]  6. . ..  Lf3:  7. 
ef  Se5:  [7. . . .  Dd7,  8.  f4  0-0—0,  9.  Le2], 

8.  Dd4:  Lb4t  9.  Ld2  Ld2:t  10.  Dd2:  mit 
Behauptung  des  Plusbauern  bei  verein- 
fachter Stellung.  —  Dagegen  kommt  nach 
Dr.  Tarrasch's  Untersuchungen  auch  5.... 
Lb4,  6.  a3  Ld2:t  7.  Ld2:  Lg4,  8.  Db3 
Sge7!  9.  g3  0-0!  10.  Lg2  Tb8!  11.  0-0 
Sg6  mit  Rückeroberung  des  Be5  bei 
ungefähr   gleicher   Stellung   in   Betracht). 

6.    e5Xf6   Sg8Xf6   (die   Pointe.    Auf 

6 Df6:,   was    einzig  und  allein  in  der 

Turnierpraxis  geschieht, folgte  in  einer  Fern- 
partie Grünfeld— v.Skarszewski  1917, 

7.  g3  [schwächlich  Partie  Dr.  Bernstein— 
Janowski,  Barmen  1905:  7.  Sb3  Lg4!  8. 
a3  h6,  9.  g3  0-0-0,  10.  Lg2  d3,  11.  0-0 

Se5  usw.  Wenn  aber  7.  a3,  so  7 Le6 

nebst  0—0—0]  7. . . .  Lf5  [oder  Fernpartie 
Grünfeld— Schönmann,  1918/19:  7. . . .  Lg4, 

8.  Lg2  0—0—0,  9.  h3!  Lh5,  10.  0-0  d3, 
11.  ed  Td3:  12.  g4  Lg6,  13.  Da4!  Lb4,  14. 
a3  Ld6,  15.  Sei  Sge7,  16.  Sdf3  Tf8,  17. 
Sd3:  Ld3:  18.  Le3!  Lfl:  19.  Tfl:  Sg6,  20. 
c5  Lf4,  21.  Sd4  Sh4,  22.  Sc6:  Sg2:  23. 
Sa7:  Kb8,  24.  Ld4  Aufgegeben],  8.  Lg2! 
[präziser  als  Partie  Post— Spielmann, 
Berlin  1907:  8.  a3  0—0-0,  9.  Lg2  d3,  10. 
e3  g5,  11.  Ta2]  8....  0-0-0  [8.... 
Sb4,  9.  0-0  Sc2,  10.  Tbl  Sb4,  11. 
a3!  Lbl:  12.  Sbl:  Sc6,  13.  b4  mit 
weißem    Vorteil],    9.    Sh4!    Sge7    [9.... 


Lg4,    10.    h3  Lh5,  11.  Se4  Lb4t   12.  Kfl], 

10.  Sf5:  Sf5:  11.  0-0  h5  [11....  h6,  12. 
Se4  De6,  13.  Da4],  12.  Se4  Dg6,  13.  Lg5 
Le7  [13....  Te8,  14.  h4  Sh6,  15.  Dd3Kb8, 
16.  a3],  14.  Le7:  Sfe7:  15.  h4  Se5:  16. 
Da4  Kb8,  17.  Sc5  Se7— c6  [17. . . .  Se5-c6, 
18.  Db5  b6,  19.  Sa6t  nebst  c5  und  cb], 
18.  Db5  b6,  19.  f4.  Aufgegeben). 

7.  g3  Lf5,  8.  a3  a5,  9.  Lg2  Dd7  nebst 
0—0—0  oder  Lh3  und  Schwarz  steht 
brillant,  während  sein  Gegner  vielseitigem 
Druck  ausgesetzt  bleibt. 

5.  e2— e3!  Sb8— c6 

6.  e3Xd4  .... 
Natürlicher   sieht  nach  Dr.  Lasker  6. 

Le2  aus,  wobei  er  in  „De  Telegraaf"  ex 
1920   anführt:    6....    Sge7,    7.  0— 0  Sg6, 

8.  Tel  Le7,   9.  Sa3  Sge5:    10.   Se5:  Se5: 

11.  ed  cd,  12.  Sb5  mit  Stellungsvorteil 
für  Weiß. 

6 c5Xd4 

7.  Lfl— d3  Sg8-e7 
Vielleichtam  besten.  Nun  droht  wirklich 

Se5:  nebst  Da5t  und  De5:  während 
sofort  7. . . .  Se5:  wegen  8.  De2  f6,  9.  Lf4 
(Dr.  Tarrasch  empfiehlt  gar  9.  Se5:  Da5t 

10.  Kdl!  fe,  11.  Tel)  Ld6,  10.  Sbd2  De7, 

11.  Le5:  fe,  12.  0-0  Lg4,  13.  c5!  (Partie 
P.  Johner— Duras,  Karlsbad  1907)  zu- 
gunsten von  Weiß  ausschlägt.  —  Nach- 
teilig für  Schwarz  geschah  auch  in  einer 
Partie  Dus  Chotimirski  —  Tartakower, 
Karlsbad  1911:   7....  Lc5,   8.  0-0  Sge7, 

9.  a3  a5,  10.  Sbd2  0-0,  11.  Sg5  h6,  12. 
Sh7  usw.  In  ähnlicher  Manier  würde  Weiß 
nach  7 Lb4f  8.  Sbd2  usw.  zur  über- 
legenen Entwicklung  gelangen.  —  In  Be- 
tracht kommt  aber  noch  7. . . .  Lg4,  um 
in  erster  Linie  die  lange  Rochade  zu  be- 
treiben.*) 

*)  91  b.  Eine  großzügige  Bekämpfung 
der  letztgenannten  Spielweise  bot  folgende 
Partie  Grünfeld-Tartakower,  Karlsbad  1923 : 

8.  0-0  Dc7,  9.  h3!  (verfehlt  Partie 
Takacs— Tartakower,  Wien  1922:  9.  Lf4 
wegen  9....  f6!)  9....  Lf3:  (vielleicht 
9....  Le6),  10.  Df3:  Se5:?  (unterschätzt 
die  Gefahr),  11.  Tel  Ld6  (auf  11.... 
0—0—0  könnte  12.  Te5:  De5:  13.  Lf5t 
oder  auch  12.  Df5t  Sd7,  13.  Df7:  folgen), 

12.  Lf4  Se7,  13.  Le5:  Le5:  14.  Sa3!!  a6, 
15.  c5!!  Lf6,  16.  Sc4  (entscheidend)  16.... 
Dc5:  (etwas  besser  0—0),  17.  Db7:  0—0, 

18.  Sb6!  Tab8  (auf  18....  Tfb8   gewinnt 

19.  De4  Db6:  20.  Dh7:t  Kf8,  21.  Dh8t 
Sg8,  22.  Lh7),  19.  De4!  Sg6  (erzwungen), 

20.  Sd7  Dd6,  21.  SfS:  SfS:  (besser  KfS: 
nebst  event.  Se5  und  g6),  22.  Tacl  Tb6, 
23.  TcS  g6,  24.  Lc4  Kg7,  25.  DeS  Tb7,  26. 
Tc6  Df4,  27.  g3  Dd2,  28.  Tf6:  Kf6:  29. 
De5#- 


25* 


388 


8.  Sbl— d2  .... 

Präventiventfesselungsmission :  Weiß 
deckt  den  Sf3  (und  dadurch  indirekt  den 
Be5),  um  den  drohenden  Zug  Lg4  mit 
einem  Damenausfall  beantworten  zu 
können.  Mangelhaft  wäre  die  schablonen- 
hafte Entwicklung  8.  0—0  Lg4,  9.  Tel 
wegen  etwa  9. . . .  Dc7  (umständlicher 
geschah  in  einer  Partie  Reti—Tartakower, 
Amsterdam  1920:  9. .  .  .  Sg6,  worauf  nach 
Dr.  Lasker    10.  Sbd2  Lb4,    11.   Le4  0—0, 

12.  Da4  mit  weißer  Initiative  folgen  sollte), 
10.  Lf4  0-0-0,  11.  g3  Sg6,   12.  Lg6:  hg, 

13.  e6  Da5  und  der  schwarze  Elan 
dringt  durch. 

8 Lc8— g4 

9.  Ddl— b3  Dd8— c7 

10.  0—0  0—0—0 

11.  Tfl— el  Se7— g6 

Da  nun  12.  Lg6:  hg  augenscheinlich 
für  Weiß  sehr  gefährlich  wäre,  hat  der 
Nachziehende  sein  Ziel  erreicht,  das 
materielle  Gleichgewicht  —  freilich  auf 
Kosten  einer  etwas  unsicheren  Königs- 
lage —  wiederherzustellen. 

12.  h2— h3!  Lg4— e6 

Schafft   Verwicklungen;    wie    jedoch 
Dr.   Tarrasch     in    seiner    Damengambit- 
monographie     ausführt,     dürfte      12.  .  .  . 
Lf3:  13.  Lföf  Kb8,  14.Sf3:  Sgeö:  15.  Se5 
Se5:    16.    Lf4    f6    ungefähr    ausgleichen 
(Noch    zwingender    ist    vielleicht    dabe 
16....  Ld6,  z.  B.  17.  Tadl  Sc6!   18.  Ld6 
Td6:   19.  c5  Tf6,  20.  Le4  Td8  usw.,  wo- 
bei  der   isolierte  Freibauer  von  Schwarz 
zu  einer  bedrohlichen  Waffe  wird.) 

13.  Ld3— e4!  Sg6Xe5 
Schw.  muß  losschlagen,  denn  sonst  be- 
kommt er  den  Bauer  überhaupt  nicht  mehr 
zurück,  z.  B.  13....  Kb8,  14.  Lc6:  Dc6: 
15.  Sg5  d3,  16.  Se6:  De6:  17.  Sf3,  bezw. 
15....    Sh4,    16.   Te4!    oder    13....    Le7, 

14.  Ld5:  Ld5:  15.  cd  Sce5:  16.  Se5:  Se5: 

17.  Sf3  Sf3:t  18.  Df3:  Lb4,  19.  Lf4  und 
die  c-Linie  gewinnt. 

14.  Sf3Xe5  Dc7Xe5 

Die    nunmehr    mögliche   Abwicklung 

15.  Db7:t  Kb7:  16.  Lc6:t  Kc6:  17.  Te5: 
braucht  Schwarz  nicht  zu  fürchten,  da  er 
darauf  mit  17....  Lb4,  18.  b3  Lc3,  19. 
Tbl  The8  drohend  f6  eine  sehr  günstige 
Stellung  erlangen  würde,  die  den  ein- 
gebüßten Bauer  mehr  als  aufwiegt. 

Dagegen  führt  statt  des  Textzuges 
14....  Se5:  nach  15.  Db7:t!  Db7:  16. 
Lb7:t   Kb7:    17.  Te5:    Ld6   (17....    Lb4? 

18.  Tb5t),  18.  Tel  zum  Vorteil  für  Weiß, 
z.  B.  18....  Tde8,  19.  Se4!  Lf8  (19.... 
Lb4,  20.  Ld2),  20.  b3  Lh3:  21.  gh  f5,  22. 


f3  usw.  oder  18....  Lb4,  19.  a3!  (19.  b3? 
Lc3,  20.  Tbl  Lf5)  19....  Ld2:  20.  Ld2: 
Lc4:  21.  Te7t  Ka6,  22.  Tel  Tc8,  23.  Td7 
und  Schwarz  muß  bei  andauernd  un- 
günstiger Königsstellung  materielle  Ein- 
bußen erleiden.  (Immerhin  behält  er  nach 
23....  Le6!  24.  Td4:  Thd8  usw.  mit 
Rücksicht  auf  die  ungleichen  Läufer  treff- 
liche Remischancen.) 

15.  Sd2— f3!  De5— c5 

Übersieht  die  glänzende  Antwort, 
worauf  Weiß  endlich  zur  Vollentwicklung 
seiner  Figuren  gelangt  und  dadurch 
einen  zentnerschweren  Druck  auf  die 
lockere  Königsstellung  von  Schwarz  aus- 
üben kann. 

Solider   war   daher    15. .  . .    Dc7,   um 
nach  etwa  16.   Lg5  f6,    17.   Lh4  Lf7,    18. 
Lg3  Ld6,   19.   Ld6:  Td6:   bezw.    19.   Lc6: 
bc    usw.    eine    keineswegs    chancenlose        , 
Stellung  zu  behalten. 

16.  Lei— f4!!  Lf8— d6 

Auf  16. . . .  Lc4:  folgt  das  überraschende 
Damenopfer  17.  Dc4:!!  mit  der  Fortsetzung 
17....  Dc4:  18.  Lf5t  Td7,  19.  Te8  Sd8, 
20.  Se5  und  Weiß  gewinnt  oder  18.... 
De6,  19.  Te6:  fe,  20.  Le6:t  Td7,  21.  Se5 
Se5:  22.  Le5:  nebst  entscheidender  Er- 
oberung des  d-Bauern  [Dr.  Tarrasch  im 
Kagan'schen  Turnierheft]. 

17.  Le4Xc6!  b7Xc6 

18.  Lf4Xd6  Td8Xd6 
Nun  sieht  die  Stellung  von  Schwarz 

mit  Rücksicht  auf  seinen  lebensfähigen 
Freibauer  ziemlich  freundlich  aus.  Weiß 
versteht  es  aber,  die  Unsicherheit  der 
schwarzen  Königslage  in  überaus  feiner 
Weise  auszunutzen. 


19,    Sf3"e5! 


Th8— d8 


Fehlerhaft  wäre  19.  . . .  f6  wegen  20. 
Sd3  Dc4:  21.  Da3!  Td7,  22.  Tacl  Dd5, 
23.  Sf4,  bezw.  22....  Da2:  23.  Tc6:t 
nebst  Te6:  mit  Figurgewinn  für  Weiß. 

Der  Textzug  sieht  sehr  natürlich  aus 
(frontale  Turmverdopplung!),  doch  kommt 
bald  der  Td6  ins  (jedränge.  In  Betracht 
kam    19. . . .    Db6    und   wenn    darauf   20. 

Da3,  so  20 c5,  da  die  Gefahren  von 

21.  Tabl  Lf5,  bezw.  21.  Sd3  Tc6,  22. 
Te5  Lc4:  23.  Sc5:  f6,  bezw.  auch  21.  b4 
cb,  22.  Dg3  Dc7  usw.  nur  vorübergehender 
Natur  wären.  Am  besten  war  aber  viel- 
leicht an  der  Textstelle  19. . . .  Kc7. 

20.  Db3— a4!  .... 

Drohung:    21.    b4    Db6,    22.    c5    mit 

Turmgewinn.   Auf  20 a5   soll  21.   a3 

nebst  b4  und  auf  20. . . .  Db6  der  Stoß 
ins  Herz:  21.  c5!  Dc5:  22.  Tacl  nebst 
Sc6:  entscheiden. 


389  - 


Wie  ist  also  dem  Figurenknäuel  von 
Schwarz  abzuhelfen? 

20 d4— d3 

Die  einzige,  aber  starke  Gegenchance! 
[Dr.  Tarrasch  im  Turnierheft].  Der  Bauer 
wird  rabiat. 

21.  b2— b4  Dc5— d4 

22.  Se5Xc6!  .... 
Erobert  Qualität   und    einen   Bauern, 

was  unter  normalen  Verhältnissen  zum 
Gewinn  ausreichen  sollte.  Sehr  unklar 
wäre  dagegen  22.  c5  d2,  23.  cd  deDf 
2^.  Tel:  Td6:  25.  Sc6:  Dd2  mit  vielen 
Gegenressourcen  für  Schwarz. 

22 Td6Xc6 

23.  Da4Xc6t  Kc8— b8 

24.  Dc6— b5t  Kb8— a8! 

25.  Db5— c6t  Ka8— b8 

26.  c4— c5!  dS— d2 

27.  Tel— dl  Le6— f5 

Die    Spannung    wächst.    Nun    droht 

Lc2  sehr  stark.  Freilich  war  27 Lc4, 

um  Le2  zu  drohen,  zweckmäßiger,  z.  B. 

28.  b5  Dd5!  (nicht  28. . . .  Le2  wegen  29. 
b6!),  29.  Dd5:  Td5:  mit  Ausgleich,  bezw. 
28.  Df3  De5  mit  fortgesetzter  Spannung. 

28.  Dc6— bSf!  Kb8— c7! 

Nicht  28. . . .  Ka8  wegen  29.  c6  Lc8, 
v30.  c7  und  ähnlich  nicht  28....  Kc8  wegen 

29.  c6  mit  der  Simultandrohung  Db7# 
und  Df5: 

29.  Db5— aöf  Kc7— b8 

30.  b4— b5!  .... 

Es  folgen  jetzt  sechs  sehr  starke 
Bauernzüge  hintereinander.  Der  Textzug 
ist  noch  sinnreicher  als  30.  c6  Td5,  31. 
b5  (vgl.  nächste  Anmerkung). 

30 Lf5— c2 

Wird  glänzend  widerlegt.  Verhältnis- 
mäßig am   besten  war  30 Td5,  doch 

blieb  Weiß  auch  dann  mit  31 .  c6  (mit  31 .  b6 
ab,  32.  Db6:t  Kc8  würde  Weiß  nichts 
erreichen)  im  Vorteil,  z.  B.: 

a)  31. . . .  Lc2,  32.  c7t  Kc8,  33.  DaGf 
Kc7:  34.  Dc6f  mit  Läufergewinn; 

b)  31....  Db6,  32.  Dböif  ab,  33. 
f3  Lc2,  34.  a4  Td4,  35.  Kf2  mit  ge- 
wonnenem Turmendspiel; 

c)  31...  De5,  32.  Db4,  bezw. 

d)  31. . . .  Df4, 32.  Dc3  mit  andauernden 
Einbruchsdrohungen.  — 

31.  b5— b6!  Td8— d7 
Auf  31. . . .  ab  würde  32.   Db6:t  Kc8 

(bezw.  —  a8),  33.  DcGf  (bezw.  -  aöf) 
33....  Kb8,  34.  Tblf  usw.  zum  Matt 
führen    und    auf    31.  .  .  .    Dd7    gewinnt 

32.  Td2: 


32.  b6Ka7t  Kb8— a8 
Auf  32.  .  .  .  Ta7:    folgt   entscheidend 

33.  Dd2: 

33.  c5— c6  Td7— d5 

Oder  33....  Ldl:  34.  cd  Dd7: 
35.  Tdl: 

34.  c6— c7!!  .... 

Die   Pointe.    Wenn   nun   34 Ta5: 

so    gewinnt   Weiß  durch   35.    cSDf   den 
ominösen  Läufer. 

34 Lc2— f5 

35.  c7— c8Dt!  .... 

Noch  eleganter  als  etwa  35.  Da6 
Dc5,  36.  Tabl.  —  Schw.  darf  aufgeben. 
Es  folgten  nur  noch  einige  Schattenzüge: 

35.  .  .  .  Lc8:  36.  Dc7  Tb5,  37.  Dc8:t 
Ka7:  38.  a4  Tc5,  39.  Dg4!  Dal:  40.  Tal: 
Tclf  41.  Ddl    Aufgegeben. 

Ein  prächtiger  Sieg. 

nnn 

Angenommenes     Damengambit. 

Partie  Nr.  92. 

Großturnier  zu  Wien  1922. 


König. 


Wolf. 


1.  d2— d4  d7— d5 

2.  c2— c4  d5Xc4 
Hiemit  überläßt  Schwarz  dem  Gegner 

Terrainfreiheit  im  Zentrum,  hofft  aber 
dafür 

1.  dem  geschlossenen  Kampfgewoge 
mit  seinen  zahlreichen  Klippen  und  Felsen 
auszuweichen, 

2.  unter  Umständen  das  Spiel  (durch 
die  Gegenstöße  c7— c5  oder  e7— e5)  noch 
mehr  zu  öffnen  und  zu  vereinfachen, 

3.  dabei  auch  irgendein  konkretes 
Angriffsziel  (z.  B.  die  Vereinzelung  des 
Bd4)  durchzusetzen.  — 

Häufig  geschieht  die  Annahme  des 
Pseudo-Gambits  erst  im  dritten,  vierten 
(etwa  nach  1.  d4  d5,  2.  Sf3  Sf6,  3.  c4  e6, 

4.  Sc3  de)  oder  noch  späteren  Zuge, 
basiert  aber  meistens  auf  derselben  stra- 
tegischen Grundlage  (ausgenommen  z.  B. 
in  der  slawischen  Verteidigung,  die  nach 
1.  d4  d5,  2.  c4  c6,  3.  Sf3  Sf6,    4.  Sc3  de, 

5.  e3  b5,  6.  a4  b4  usw.  mit  der  Behaup- 
tung des  Gambitbauern  Ernst  machen 
möchte). 

3.  Sgl— f3!  .... 

Blackburne  1873.  —  Sonst'  kommt 
bekanntlich  Schwarz  zum  befreienden 
Doppelschritt    des  Königsbauern,    z.  B.: 

3.  e4  e5,  4.  d5  f5!  usw. 


390 


oder  3.  Sc3  e5,  4.  de  Ddlif  5.  Sdl : 
Sc6  usw. 

oder  endlich  3.  e3  e5  (3....  b5?  4. 
a4  c6,  5.  ab  cb,  6.  Df3  und  gewinnt, 
bezw.  4....  Ld7,  5.  ab  Lb5:  6.  b3  mit 
wohlbekannter  Sprengung  zugunsten  von 
Weiß),  4.  Lc4:  (4.  de  Ddlif  5.  Kdl: 
Le6)  4 ed,  5.  ed  Ld6!  usw.  mit  gleich- 
wertigem Spiel. 

3.  ....  c7— c5! 

Die  Unterminierung  des  weißen 
Damenbauern  beginnt.  Zurückhaltender 
ist  3. . . .  Sf6  oder  3. . . .  e6  und  zwecklos 
3 b5  ebenso  wie  der  Alapin'sche  Ver- 
such, den  Gambitbauern  mittels  3 c6 

zu  behaupten.  (Es  folgt  darauf  4.  e3  b5, 
5.  a4  Db6,  6.  ab  cb,  7.  Se5!  bezw.  5. . . . 
e6,  6.  ab  cb,  7.  b3  usw.  zugunsten  von 
Weiß.) 

Sehr  unternehmend  geschah  in  einer 
Partie  Vukovic— Bogoljubow,  Wien  1922: 
3.  . . .  Lg4,  4.  e3  (mit  4.  Se5  Lh5  oder  4. 

e4  e5  würde  Weiß  nichts  erreichen)  4 

e6,  5.  Lc4:  Sd7!  6.  Sc3  Sgf6,  7.  Db3 
(solider  7.  Le2)  7....  Lf3:  8.  gf  Sb6,  9. 
Le2  Le7,  10.  Ld2  0—0  und  Schwarz  kam 
gar  bald  mit  Tc8  und  c5  zum  Gegenspiel. 

4.  e2— e3  .... 

Schärfer,  wenn  auch  zweischneidiger 
geschah  in  einer  Partie  Tartakower— 
Wolf,  Wien  1922,  mit  Zugumstellung: 

4.  d5  e6!  5.  e4  ed,  6.  ed  (farbloser 
geschah  in  einer  Matchpartie  Lasker— 
Mieses,  1889:  6.  Dd5:  Dd5:  7.  ed  Sf6,  8. 
Lc4:  Ld6,  9.  0-0  0-0,  10.  Le3  Lg4  mit 
gleichem  Spiel). 

6. . . .  Sf6,  7.  Lc4:  Ld6,  8.  0-0  0-0, 
9.  Sc3  a6,  10.  a4  h6!  (die  Pointe  der 
ganzen  Spielweise  von  Schwarz:  Er  ver- 
hindert Lg5  nebst  Se4  und  hofft,  dem 
gestoppten  Freibauer  d5  den  Garaus 
zu  machen!). 

11.  h3  (das  Gegengift.  Schablonen- 
haft geschah  in  einer  Partie  Reti— Bogo- 
ljubow, Wien  1922:  11.  Tel  Lg4  nebst 
Sbd7  und  der  Bd5  ging  allmählich 
verloren). 

11....  Lf5,  12.  Ld3!  Ld3:  13.  Dd3: 
Sbd7,  14.  Le3  Dc7,  15.  Tfdl  Tad8,  16. 
Tacl  Tfe8,  17.  Khl!  und  Weiß  hat  es 
verstanden,  die  Sicherstellung  seines  Vor- 
postens d5  mit  einem  günstigen  Aufmarsch 
seiner  Streitkräfte  zu  verbinden.  — 

4 e7— e6 

Er  verzichtet  hier  und  auch  später 
auf  die  (besonders  von  Steinitz  beliebte) 
Vereinzelung  des  weißen  Damenbauern 
durch  4. . . .  cd,  da  er  die  Entkapselung 
des  weißen  Damenläufers  vermeiden  will: 

5.  ed  (5.  Lc4:  e5!)  5....  e6,  6.  Lc4: 
Sf6,  7.  0-0  Le7,  8.  Sc3  Sc6  (oder  0-0), 


9.  Lf4  [P.  Pillsbury— Steinitz,  St.  Peters- 
burg 1895]  oder  nach  Dr.  Tarrasch  noch 
wirksamer  9.  Le3  [Partie  Blackburne— 
Tschigorin,  New-York  1889]  nebst  Tel 
De2,  Tfdl  und  event.  d4— d5  mit  freierem 
Spiel  für  Weiß. 

5.  LflXc4  Sg8— 16 

6.  0—0  Sb8— c6 

7.  Ddl— e2  .... 

Weniger  schablonenhaft  und  unter 
Umständen  sogar  etwas  wirksamer  als 
sofort  7.  Sc3. 

7 a7— a6 

Janowski's  Lieblingssystem. 

8.  Tfl— dl  .... 
Für  schärfer,  wenn  auch  zwei- 
schneidiger (Punkt  b4!)  gilt  hier  (oder 
auch  noch  im  nächsten  Zuge)  8.  a4,  vgl. 
mit  Zugumstellung  Partie  Rubinstein— 
Wolf,  Karlsbad  1923: 

8. . . .  cd!  (nunmehr  zweckmäßiger  als 
etwa  8. . . .  Le7,  9.  Tdl  Dc7,  10.  Sc3  0-0, 
11.  de  Lc5:  12.  h3!  mit  freierem  Spiel 
für  Weiß). 

9.  Tdl  Le7,  10.  ed  0-0,  11.  Sc3 
Sb4!  (im  Zusammenhang  mit  dem  zweit- 
nächsten Zuge  Sfd5  die  Pointe  der 
ganzen  Spielweise,  indem  der  isolierte 
Freibauer  von  Weiß  zunächst  gestoppt 
und  dann  mit  allen  Kräften  angegriffen 
werden  soll). 

12.  Se5  b6,  13.  Lg5  Sfd5,  14.  Le3 
Lb7,  15.  Tacl  Lg5!  (ein  sehr  Wichtiger 
Abtausch),  16.  Lg5:  Dg5:  17.  Se4  De7, 
18.  Dd2  Tfd8.  Schw.  hat  Gegenspiel.    — 

8 Dd8— c7 

9.  d4Xc5  .... 
Weiß  spielt  etwas  zu  hastig  auf  Ver- 
einfachung    und     Symmetrisierung     der 
Stellungen,    ohne    sogar   den   eventuellen 
Tempogewinn  Lf8— e7Xc5  abzuwarten. 

„Theoretischer"  wäre  (außer  9.  a4) 
der  Entwicklungszug  9.  Sc3,  da  die 
Bauernoffensive  9....  b5,  10.  Ld3  Lb7 
durch  die  Aufrollung  11.  a4  b4,  12.  Sbl 
nebst  Sbl— d2— c4  unschädlich  gemacht 
wird. 

9 Lf8Xc5 

10.  Sbl— c3  0—0 

11.  a2— a3  b7— b5 

12.  Lc4— d3  Lc8— b7 

13.  b2— b4  Lc5— d6 
Ein     unbefangener    Blick     auf     die 

Stellung  belehrt  uns,  daß  bei  sonst  aus- 
geglichener Schlachtordnung  die  schw. 
Suffragette  auf  c7  viel  energischer  als 
ihre  weiße  Opponentin  auf  e2  steht. 


-  391  - 


14.  Sc3— e4  ,  .  .  . 
Geboten  war  zunächst  14.  Lb2.  Nun 

bemächtigt  sich  Schwarz  überraschend 
schnell  der  Initiative,  die  er  durch  un- 
scheinbare Züge  zu  einem  siegreichen 
Rochadesturm  zu  verdichten  versteht. 

14 Sf6Xe4 

15.  Ld3Xe4  f7— f5! 

16.  Ld3— c2  Sc6— e5 

17.  Sf3— d4  Tf8— f6 
EinDeckungs-undAngriffszugzugleich. 

18.  Lc2— b3  Se5— c4 

19.  Sd4— f3  Tf6— g6! 
Mit    der    schönen    Drohung    Lh2:t. 

Verfehlt  wäre  selbstverständlich  19. .  . . 
Lf3:  20.  DfS:  Lh2:t  21.  Kfl  Taf8,  22.  gS 
und   der   gefräßige  Läufer   muß   sterben. 

20.  h2— h3  KgS— hS! 

21.  Lb3Xc4  b5Xc4 


22.    Lei— b2 

Ta8— f8 

23.    Sf3— el 

c4— c3! 

24.  Tal— cl 

.  .  •  . 

Übersieht  die  glänzende,  weit- 
berechnete Antwort.  Zäheren  Widerstand 
bot  24.  Lei. 

24 Lb7Xg2!! 

25.  SelXg2  Dc7— b7 

26.  f2— f3  c3Xb2 

27.  De2Xb2  Db7Xf3 

28.  Db2— f2  .... 
Auf   28.  Td6:    gewinnt   28. . . .  Tg2:t 

29.  Dg2:   De3:t  30.   Kh2  Del:   31.  Te6: 
Da3:  usw. 

28 Ld6— h2t 

29.  Kgl— fl  Df3Xh3 

30.  Tel— c2  Tg6— g3 
Weiß  gibt  auf. 

Eine  Husarenpartie  von  tiefem  Gehalt. 


Damenbauerspiel. 


Zunächst  oder  überhaupt  ohne  c2-c4. 
Dagegen  trachtet  meistens  Schwarz  zum 
„befreienden"  Vorstoß  c7— c5  zu  gelangen 
und  womöglich  die  Initiative  an  sich  zu 
reißen.  —  Je  nach  der  Entwicklung  des 
weißen  Damenläufers  hat  dieser  ruhige 
Stellungskampf  verschiedene  Tendenzen 
aufzuweisen: 

A)    Mit  e3  und  Lb2. 

Partie  Nr.  93. 

Weltturnier  zu  New-York  1924. 
Bogoljubow.  Capablanca. 

1.  d2— d4  d7— d5 

2.  Sgl— f3  .... 
Bemerkenswert    sind     hier    folgende 

Blockierungssysteme : 

I.  2.  e3,  z.  B.  Partie  Breyer-Leonhardt, 
Berlin  1920: 

2. . . .  Sf6  (vielleicht  2. . . .  f5),  3.  Ld3 

c5  (bekanntlich    ist   3 Sc6   trotz   der 

verlockenden  Doppeldrohung  Sb4  und  e5 
nicht  zu  fürchten:  Partie  Rubinstein— Reti, 
Wien  1908:  3. . . .  Sc6,  4.  f4!  Sb4,  5.  Sf3! 
Sd3:t  6.  cd  e6,  7.  Sc3  Le7,  8.  0-0  0-0, 
9.  Ld2  b6,  lO.Seö  Lb7,  ll.Tf3  Ld6?  [Sd7!], 
12.  Th3  Te8,  13.  Lei !  Le5?  [13. ...  g6, 
14.  Lh4  Le7],  14.  fe  Sd7,  15.  Lh4  Dc8, 
16.  Dg4!    Aufgegeben). 

4.  c3  e6  (initiativer  nach  Collijn  4.... 
Sc6,  5.  f4  Lg4!  6.  Sf3  e6  =). 


5.  Sd2!  Sc6,  6.  f4  (Stonewall  im 
Anzüge!)  6. . . .  Ld6,  7.  Sh3  (sehr  nach- 
haltig ist  auch  7.  DfS,  vgl.  Partie 
Marshall— Rubinstein,  Wien  1908:  7.... 
Ld7,  8.  Sh3!  [8.  Se2  e5!  9.  fe  Le5:  10. 
de  Se5:]  8. . . .  Db6,  9.  Sf2  0-0-0,  10.  0-0 
Kb8,  11.  e4!  oder  4.  Matchpartie  Reti— 
Tartakower,  Wien  1920:  7....  cd,  8.  ed! 
[8.  cd  Sb4,  9.  Lbl  Dc7,  10.  Ddl  Ld7,  11. 
a3  Tc8!]  8....  0-0,  9.  Se2  Db6,  10. 
g4!  usw.) 

7....  Db6,  8.  0-0  Ld7,  9.  Khl. 
Weiß  hat  eine  starke  Stellung. 

II.  2.  Sc3,  z.  B.  Partie  Mieses— 
Sämisch,  Teplitz-Schönau  1922: 

2 Sf6   (aus   der    „halbindischen" 

Eröffnung:  1.  d4  Sf6,  2.  Sc3d5  entstanden. 
—  Mit  2. . . .  e6,  3.  e4  könnte  die  Partie 
ins  französische  übersetzt  werden  und 
auf  2. . . .  c5  hat  Weiß  mit  3.  e4!  de,  4.  d5 
die  Möglichkeit,  Albins  Gegengambit  mit 
einem  Tempo  mehr  zu  spielen.  —  Nur 
eine  Zugumstellung  bedeutet  endlich 
2. . . .  Lf5,  3.  f3  Sf6,  4.  Lg5  usw.) 

3.  Lg5  (interessant  ist  das  „Hübsch- 
Gambit"  3.  e4  de  [schwächer  geschah  in 
einer  Freipartie  Hübsch —Tartakower, 
Wien  1922:  3. . . .  Se4:  4.  Se4:  de,  5.  Lc4 
mit  schöner  Angriffsstellung  für  Weiß], 
4.  f3!  usw.,  wobei  die  Schatten  des 
Blackmar-Gambits  [1.  d4  d5,  2.  e4  de,  3. 
f3]  heraufbeschworen  werden). 

3 Lf5  (am  logischesten.   Schlecht 

3....  c5  wegen  4.   Lf6:!  ef,  5.  de  d4,  6. 


392 


Se4  Lc5:  7.  Sc5:  Daöf  8.  c3  mit  Bauern- 
gewinn für  Weiß  und  schwerfällig  Partie 
Tartakower— Yates,  Karlsbad  1923:  3. . . . 
Sbd7,  4.  f3!  e6   [oder  Partie  Tartakower- 

Thomas,  ibid:   4 c6,    5.  e4  de,   6.   fe 

Da5,  7.  Ld2!  mit  Schärfe],  5.  e4  h6,  6. 
Lh4  Le7,  7.  e5  Sg8  [od.  Matchpartie 
Reti— Tartakower,  Wien  1919:   7....  Sh5, 

8.  Le7:  De7:  9.  g3  0-0,  10.  f4  g6,  11. 
Dd2  Sg7,  12.  Sf3  c5,  13.  Lh3!  Kh7,  14. 
0-0  cd,  15.  Sd4:  a6,  16.  Tael  b5,  17. 
g4!  Lb7,  18.  f5  mit  Pressionsmitteln],  8. 
Lf2  Lb4,  9.  f4  Se7,  10.  a3  Lc3:t  11.  bc 
c5,  12.  Sf3!  mit  unerschütterlichem 
Zentrum.  —  Etwas  phantastisch  Partie 
Tartakower— Nimzowitsch,  Kopenhagen 
1923:  3. . .  .  Sc6,  4.  e3  e6,  5.  Sf3  [schärfer 
5.  Ld3  nebst  Sge2]  5. . . .  Le7,  6.  Ld3  h6, 
7.  Lh4  b6,  8.  0—0  Lb7  mit  annehmbarer 
Entwicklung  und  ganz  beachtenswert 
Partie  Breyer-Müller,  Wien  1921:  3.... 
g6,  4.  Lf6:  ef,  5.  e4  de,  6.  Se4:  f5,  7.  Sc3 
[besser  7.  Sg3]   7. .  .  .  Lg7,   8.    Lc4   0—0, 

9.  Sge2  Sc6,  10.  d5  Se5  mit  gutem  Spiel 
für  Schwarz.    —    Oder   endlich  3. . . .   e6, 

4.  e4  Französisch). 

4.  f3  (Breyer's  Idee.  Einfach  und 
bequem  ist  4.  Lf6:  ef,  5.  e3  nebst 
Ld3,  z.  B.  Partie  Tartakower— Spielmann, 
Kopenhagen  1923:  5. . . .  Sc6,  6.  Ld3  Dd7, 
7.  Sge2  Sb4,  8.  Lf5:  Df5:  9.  0-0  Ld6! 
[9....  Sc2:?  10.  e4!],  10.  a3  Sa6 
[schwächer  Partie  Tartakower— Pokorny, 
Mährisch-Ostrau  1923:  10....  Sc6,  11. 
Sb5  De6,  12.  c4],  11.  Sg3  Lg3:  12.  fg 
Dd7:  13.  Dd3  mit  Initiative,  bezw.  Partie 
Tartakower-Reti,  Wien  1922:  5....  c6,  6. 
Ld3  Dc8  [oder  6. . . .  Le6,  7.  e4!  Wie  man 
sieht,  geht  die  Tendenz  des  Anziehenden 
in  dieser  Variante  dahin,  die  Spielmitte 
aufzulösen  und  dadurch  die  geschlossene 
Partie  in  eine  halboffene  zu  verwandeln], 
7.  Sge2  Ld6,  8.  e4  de,  9.  Se4:  Le4:  10. 
Le4:  Dc7,  11.  Dd3  Sd7,  12.  0-0-0  g6, 
13.  g3  f5,    14.  Lg2   mit  freierer  Stellung). 

4 c6  (beiderseits  interessant  ge- 
schah in  einer  Beratungspartie  Breyer, 
Reti— Marco,  Spielmann,  Göteborg  1920: 
4. . . .  Sbd7,  5.  Sd5:  Sd5:  6.  e4  h6,  7.  Lh4 

[wenn  7.  Ld2,    so   7 e5!   Am   besten 

war  aber  7.  Lei]  7. . . .  Se3,  8.  De2  Le4: 
9.  fe  Sfl:  10.  0-0-0  [solider  10.  Dfl:] 
10....  g5,  11.  Lf2  Sh2:  12.  Th2:  Lg7,  13. 
Sf3  c6  mit  verwickeltem  Spiel). 

5.  e3   (unergiebig   ist   die  Auflösung 

5.  Lf6:  ef,  6.  e4  wegen  6....  Lg6!  nebst  e5). 

5 Db6  (Entfesselung  und  Gegen- 
druck. Schwerfälliger  Partie  Mieses— 
Johner,  Teplitz-Schönau  1922:  5. . . .  Sbd7, 

6.  Ld3  Ld3:  7.  Dd3:  e5,  8.  Sge2  h6,  9. 
Lh4  Le7,  10.  0-0-0  Da5:  11.  Lg3! 
ed,  12.  ed  mit  überlegener  Schlachtordnung 
für  Weiß). 


6.  Sa3  Daöf  7.  c3  e6,  8.  b4  (nicht  8. 
b3  wegen  8. . . .  b5.  Solider  war  aber  8. 
Se2  Sbd7,  9.  b3  Ld6,  10.  Dd2  0-0, 
11.  Sg3). 

8. . . .  Dc7,  9.  Lf4  Ld6,  10.  Ld6:  Dd6: 
11.  Ld3  0—0,  12.  Se2  mit  etwa  gleichem 
Spiel,  nachdem  sich  Weiß  von  seinem 
Hauptziel  (Durchsetzung  von  e3— e4!) 
etwas  ablenken  ließ.  — 

III.    2.    Sd2   nebst   c3,    e3,   Ld3  usw. 
wie  sub  I.  oder  nebst  e3,   b3,   Lb2  usw.. 
wie  bei  der  Textfortsetzung. 
2 Sg8— f6 

Verwegener  ist  das  sogenannte 
„Damengambit  im  Nachzuge":  2.... 
c7— c5,  da  Weiß  darauf  doch  einen  ge- 
wissen Stellungsvorteil  bei  sonst  ver- 
einfachten Kampfzielen  herauszukristalli- 
sieren vermag: 

3.  c4!  (mit  3.  e3  kann  Weiß  die 
Verteidigerrolle  des  Damengambits  mit 
einem  Tempo  mehr  übernehmen,  z.  B. 
Partie  Vidmar-Rubinstein,  San  Sebastian 
1911,  mit  Zugumstellung:  3.  e3  Sf6  [3.... 
Lf5,  4.  c4  e6,  5.  Db3],  4.  Ld3  Sc6  [von 
fraglichem  Werte  wäre  4. . . .  c4],  5.  0-0 
Lg4  [oder  mit  Zugumstellung  Partie 
Vidmar— Bogoljubow,  London  1922:  5.... 
e6,  6.  c3  Ld6,  7.  Sbd2  0-0,  8.  h3!  b6,  9. 
De2  Dc7,  10.  e4!  cd,  11.  Sd4:  Sd4:  12. 
cd  zugunsten  von  Weiß],  6.  c3  e6,  7. 
Sbd2  Ld6,  8.  Da4  0—0,  9.  Tel  Dc7  usw. 
Schwarz  steht  gut.  —  Noch  immer  be- 
achtenswert ist  Partie  Blackburne— 
Tarrasch,  Leipzig  1894:  3.  de  e6  [besser 
3. . . .  Sf6,  worauf  jedoch  Weiß  mit  4.  c4 
nebst  e3  und  a3  angenommenes  Damen- 
gambit im  Anzüge  spielen  kann],  4.  e4! 
usw.  mit  scharfem  Tempo.  —  Blasser  ist 
3.  c3  sowie  3.  Lf4  cd,  4.  Lb8:  Da5!  5. 
c3  Tb8:  mit  Ausgleich). 

3 cd  (oder  auch  die  Zugumstellung 

3 Sf6,  4.  cd  cd.  —  Kein  erstrebens- 
wertes Ziel  ist  3. . . .  e6,  4.  cd  ed,  5.  g3 
usw.  mit  hinlänglich  bekannter  Blockade 
des  Bd5). 

4.  cd!  (nur  ausgleichend  Partie  Marco- 
Englund,  Stockholm  1906:  4.  Dd4:  Sc6! 
5.  Dd5:  Dd5:  6.  cd  Sb4,  7.  Sa3  Sf6  usw.) 

4 Sf6  (ungünstig  Partie  Tarrasch- 

Dyckhoff:  4....  Dd5:  5.  Sc3  Dd8,  6. 
Dd4:  Dd4:  7.  Sd4:  e5,  8.  Sdb5  Sa6,  9. 
Sd5  usw.,  bezw.  Partie  Nimzowitsch— 
Marshall,  Hamburg  1910:  4....  Daöf 
5.  Dd2  Dd2:t  6.  Ld2:  Sf6,  7.Sd4:Sd5:  8. 
Sb5  Sa6,  9.  Sbl— c3  usw.) 

5.  Sd4:!  (zum  bloßen  Ausgleich  führt 
nunmehr  5.  Dd4:  Dd5:  6.  Sc3  Dd4:  7. 
Sd4:  a6!). 

5. . . .  Sd5:  (oder  etwa  5. . . .  Dd5:  6. 
Sc3  Da5,  7.  g3!  e5,  8.  Sdb5  Lb4,  9.  Sd6t 
Ke7!  10.  Sc8:  Tc8:  11.  Lh3!  Td8,  12. 
Dc2    Sc6,     13.    e3    Kf8,     14.    0-0    mit 


393 


weißem  Vorteil,  vgl.  Anmerkung  A  zum 
2.  Zuge  von  Schw.  in  der  Partie  Nr.  90. — 
Ungünstig  ferner  Partie  Aljechin— Wolf, 
Pistyan  1922:  5....  a6,  6.  e4!  Se4:  7. 
Da4t!  Ld7  [Dd7,  8.  Lb5],  8.  Db3  Sc5,  9. 
De3!   [9.  Df3  e5]   9....  g6,    10.  Sf3!  Dc7, 

11.  Dc3  Tg8,  12.  Le3  b6,  13.  Sbd2!  [13. 
b4?  Lg7,  14.  Sd4  Da7!]  13. . . .  Lg7,  14. 
Ld4  Ld4:  15.  Dd4:  Lb5,  16.  Lb5:t  ab, 
17.  0—0  usw.  mit  klassisch  demonstrierter 
Überlegenheit  von  Weiß). 

6.  e4  (erobert  Terrain.   Auf  Aljechin's 

6.  a3  ist  zwar  6.  . . .  e5,  7.  Sdbö  für  Weiß 
günstig,  dagegen  6.  .  .  .  Sf6!!  ziemlich 
ausgleichend.  Zu  bescheiden  wäre  6.  e3). 

6. . . .  Sf6  (nach  6. . . .  Sb4,  7.  Da4t, 
bezw.  6. . . .  Sc7,  7.  Sc3  e5,  8.  Sdbö,  bezw. 
6. . . .  Sb6,  7.  Sc3  e5,  8.  Lböf  Ld7,  9.  Sf5 
erlangt  Weiß  ausgesprochenen  Stellungs- 
vorteil). 

7.  Lböf  (von  Krause  in  der  „Deutschen 
Schachzeitung"    1917    angegeben.  —  Auf 

7.  Sc3  geschah  in  einer  Partie  Rubinstein- 
Mieses,  Petersburg  1909:  7....  e5,  8.  Lböf 
Ld7,  9.  Sf5  Sc6,  lO.SdöfLdS:  ll.Dd6:De7, 

12.  De7:t    Ke7:    13.    Le3    mit    kleinem 

Vorteil  für  Weiß,   sicherer  war  aber  7 

e6  mit  ungefähr  gleicher  Stellung). 

7. .  . .  Ld7,  8.  e5!  Lb5:  9.  Lb5:  Ddl:t 
10.  Kdl:  Sd5,  11.  Sbl-c3  Sc3:  12.  bc  und 
Weiß  hat  mitten  in  der  „vereinfachten" 
Stellung  namhafte  Vorteile  eingeheimst, 
z.  B.:  12....  Sa6,  13.  Le3  b6,  14.  a4! 
nebst  a5,  bezw.  12. . . .  Kd7,  13.  eöf!  fe, 
14.  Kc2  usw.  mit  aufgerollten  Gefahren 
für  die  nachziehende  Partei. 

Zurückhaltend    ist   an    der  Textstelle 

2 e6  oder  2 c6  und    vorlaut  2 

Lf5  oder  2. . . .  Lg4. 

Im  übrigen  soll  zur  Steuer  der 
historischen  Wahrheit  vermerkt  werden, 
daß  die  vorliegende  Stellung,  wie  heut- 
zutage die  Regel,  aus  der  indischen  Er- 
öffnung: 1.  d4Sf6!  2.  Sf3  d5  entstanden  ist. 

3.      e2— e3  .... 

Ruhigstes  Positionsspiel!*  Meistens 
wird  die  Partie  mit  3.  c4  ins  Damen- 
gambitmäßige  hinübergeleitet. 

Wegen  3.  Lf4,  was  eine  sehr  nach- 
haltige Fortsetzung  bildet,  siehe  Fuß- 
notenpartie 94b. 

3.    ■  .  .  ,  e7— e6 

*)  Die  Idee  dieser  Variante  ist,  zur 
Beherrschung  des  Punktes  e5  zu 
gelangen,  um  nach  dessen  Besetzung 
durch  den  Springer  eine  Königsattake 
einzuleiten.  Indessen  trachtet  gewöhnlich 
Schwarz,  auf  der  anderen  Seite  die  Ini- 
tiative zu  erhalten  und  womöglich  seinen 
Damenläufer  wirksam  zu  verwenden". 
[Aljechin  in  „New-York  World"]. 


Energischer  ist  sofort  c7— c5  und 
gelegentlich  Lg4. 

4.  Lfl— d3  c7— c5 

5.  b2— b3  .... 

Ein  anderes  System  ist  5.  c3  (Halb- 
Stonewall),  um  die  Mitte  entweder  mit 
Se5  nebst  f4  zu  verbauen  oder  aber  mit 
Sbd2  nebst  e4  zu  öffnen. 

5.  ....  Sb8— c6 
Schwarz    spielt    den    Angreifer    und 

trachtet  daher,  seinen  Streitkräften  mög- 
lichst viel  Aktionsraum  zu  gewähren. 
In  einer  Partie  Rubinstein— Maröczy, 
Haag  1921,  hat  Schwarz  seinen  Damen- 
springer erst  in  späterem  Stadium,  und 
zwar  über  d7  und  f8  für  Verteidigungs- 
zwecke verwendet. 

In  Betracht  kommt  übrigens  nach 
Maröczy  5. . . .  cd,  6.  ed  Lb4f,  womit  er 
die  mit  dem  letzten  Zuge  von  Weiß  ge- 
schaffene Blöße  auf  c3  auszunutzen  ver- 
meint. (Weiß  kommt  freilich  dabei  mit  7. 
Ld2  Ld2:t  8.  Sbd2:  usw.  zu  rascher 
Entwicklung.) 

6.  0—0  Lf8— d6 

7.  Lei— b2  0—0 

8.  Sbl— d2  .... 
Merkwürdigerweise  ist  dieser  plau- 
sible Entwicklungszug  der  entscheidende 
Fehlzug  in  der  Partieanlage  des  Weißen, 
da  Schwarz  darauf  mit  seinem  nächsten 
Zuge  Gelegenheit  erhält,  durch  die 
Doppeldrohung  e6  — e5,  wie  auch 
La3  die  Schwächen  der  gegnerischen 
Stellung  aufzudecken  [Rubinstein  in 
Kagan's  Sonderheft  Nr.  5  ex  1924]. 

Annehmbarer  sind  folgende  Methoden: 

a)  Partie  Euwe-Rubinstein,  Mährisch- 
Ostrau  1923,  präventiv:  8.  a3  b6  (8.... 
De7,   9.  Se5),   9.  Se5   Lb7,    10.   Sd2  De7, 

11.  f4  Tfd8,  12.  Tf3!  Se4,  13.  Th3  mit 
schöner  Angriffsstellung,  die  Weiß  durch 
ein  elegantes  Damenopfer  (für  zwei 
Türme)  zu  krönen  verstand. 

b)  Partie  Maröczy— Bogoljubow, 
New-York  1924:  sofort  8.  Se5  Se7, 
(naheliegender  Ld7,  wie  in  einer  Lokal- 
turnierpartie Maier-Probst,  München  1924, 
in  ähnlicher  Stellung  geschah.  —  Am 
zweckmäßigsten  ist  aber  P.  Rabinowitsch- 
Bogoljubow,  Moskau  1924:  8. . . .  Dc7, 
9.  f4  cd,  10.  ed  Sb4!  11.  Sc3  Sd3:  12. 
Dd3:  Ld7  mit  Entlastung),  9.  Sd2  b6,  10. 
f4  Lb7,  11.  Df3  Tc8  (11. . . .  Dc7,  12.  Dh3), 

12.  Sg4!  Sg4:  13.  Dg4:  Sg6,  14.  Sf3  mit 
schöner  Angriffsstellung,  die  Weiß  freilich 
durch    zu  hastiges  Vorgehen  verdarb.  — 

8 Dd8— e7! 

Vgl.  vorige  Anmerkung.  Weiß  kann 
nur  eine  der  beiden  Drohungen  parieren 


394 


(e6— e5)  und  muß  sich  die  Beseitigung 
des  Lb2  gefallen  lassen,  wodurch  der 
weiße  Damenflügel  seiner  wichtigsten 
Stütze  beraubt  und  immer  mehr  aufge- 
lockert wird: 

9.    Sf3— e5  

Wenn  aber  9.  a3,  so  9 e5.  In  der 

Partie  Rubinstein— Kostitsch,  Göteborg 
1920,  entschloß  sich  nunmehr  Weiß,  die 
Mitte  aufzuwühlen:  9.  c4  b6,  10.  Tel  Lb7, 
11.  e4!  (leitet  ein  heftiges  Figuren- 
massaker ein)  11.  ...  de,  12.  Se4:  cd,  13. 
Sd4:    Sd4:     14.    Sd6:    Dd6:      15.     Ld4:, 

worauf  statt  15 Tfd8  viel  gediegener 

15 Df4,   16.  Le3  Dh4  usw.  geschehen 

konnte. 

9 c5Xd5 

10.  e3Xd4  Ld6— a3! 

11.  Lb2Xa3  .  .  .  , 

Wenig  einladend  sieht  dasjanowski'sche 
Rezept:  11.  Del  Lb2:  12.Db2:  wegen  etwa 

12 Ld7   nebst  Tc8   usw.    aus;   durch 

die  Textwendung  hofft  Weiß  die  geg- 
nerische Dame  etwas  zu  deplazieren. 

11 De7Xa3 

Schwarz   ist  nunmehr  am  Ruder. 

12.  Sd2— f3  .... 

In  Betracht  kommt  immerhin  12.  Sc6: 
um  die  c-Linie  den  feindlichen  Türmen 
zu  verschließen. 


12. 


Lc8— d7! 


In  einer  Partie  Yates— Maröczy? 
Haag  1921,  die  bisher  identisch  verlief, 
geschah  in  übereilter  Weise  12.  . . .  Sb4, 
worauf  13.  Del!  Da5  (13....  Del:  14. 
Tfcl:  Sd3:  15.  cd!),  14.  Dd2  Db6,  15.  c4 
usw.  das  weiße  Spiel  mit  einem  Schlage 
befreite  und  konsolidierte.  —  Capablanca 
bringt  die  von  Maröczy  im  Haager 
Turnierbuch  angegebene  Verstärkung  zur 
Anwendung.  Schwarz  droht  sich  weiter 
mit  Tfd8,  LeS,  TacS  usw.  wirksam  zu 
entwickeln. 

13.  Se5Xc6  Ld7Xc6 

14.  Ddl— d2  Ta8— c8 

15.  c2— c3  .... 
Der  rückständige  c-Bauer  bildet  das 

Sorgenkind  der  weißen  Stellung.  Auf  15. 
Se5  folgt  wie  in  der  Partie  15. . .  .  a6, 
nach  16.  c4  de  entstehen  dann  entweder 
hängende  Bauern  c4,  d4,  oder  der  be- 
rühmte isolierte  d-Bauer  [Becker  in  der 
„Österreichischen  Schachrundschau"]. 

15 a7— a6 

16.  Sf3— e5  Lc6— b5! 
Echt  Capablanca.  Mit  den  einfachsten, 

aber    zwingendsten    Mitteln     wird    eine 


kunstgerechte  Belagerung  des  Bauern  c3 
eingeleitet. 

17.  f2— f3  .... 

Weiß  begibt  sich  in  die  Froschstellung. 
Der  Textzug  soll  dem  feindlichen  Springer 
das  Feld  e4  nehmen.  Trostlos  wäre  17. 
Lb5:  ab  mit  zentnerschwerem  Liniendruck 
von  Schwarz. 

17 Lb5Xd3 

18.  Se5Xd3  .... 

Auf  18.  Dd3:  folgt  18. . . .  Db2,  19. 
Tfcl  Tfd8!  (nicht  19. . . .  Tc7,  20.  c4!  de? 
wegen  21.  Sc4:  usw.)  und  Weiß  kann 
sich  nicht  rühren. 

18 Tc8— C7 

19.  Tal— cl  Tf8— c8 

20.  Tel— c2  Sf6— e8 
Eine  der  berühmten  Capablanca'schen 

Springerwanderungen  (hier  nach  b5). 

21.  Tfl— cl  Se8— d6 

22.  Sd3— e5  .... 

Besser  wäre  wohl  22.  Sc5  oder,  da 
sich  später  die  Stellung  des  Königs  als 
ungünstig  erweist,  22.  Kfl.  —  Die  Idee 
des  Textzuges  ist,  22. . . .  Sb5  mit  23.  c4 
zu  beantworten,  doch  geht  Schwarz  auf 
diese  löbliche  Intention  nicht  ein,  wobei 
sich  der  weiße  Springer  auf  e5  doch 
nicht  behaupten  läßt. 

22 Da3— a5! 

23.  a2— a4  .... 

Anders,  als  durch  diese  weitere 
Schwächung  des  Damenflügels,  ist  der 
Drohung  23. .  . .  Sb5,  24.  c4  Dd2:  25. 
Td2:  f6!  mit  Gewinn  des  c-Bauern  nicht 
mehr  zu  begegnen.  (Auf  23.  Sd3  würde 
zunächst  23 b6  und  dann  Sb5  folgen.) 

23 Da5— b6 

24.  Se5— d3  .... 
Gibt  freiwillig  her,    was   des  Kaisers 

ist!    Die  Verteidigung   des  Bb3   war   un- 
durchführbar: 

a)  24.  b4  a5!  25.  b5  Sc4  (einfach  und 
gut.  Kompliziert  und  schlecht  wäre  25.... 
f6,  26.  Sd3  Sc4,  27.  Del  Sa3,  28.  Ta2 
Tc3:!?  wegen  29.  Ta3:!  Dd4:t  30.  Khl 
und  Weiß  gewinnt),  26.  Sc4:  Tc4:  27. 
Tal  e5  usw.  [Aljechin  a.  a.  O.] 

b)  24.  Tb2  Sf5  (droht  Sd4:),  25.  Sd3 
(25.  Tcc2  Da5!  26.  c4  Dd2:  27.  Td2:  f6 
usw.)  25...  Sd4:!  26.  cd  Dd4:t  27.  Kfl 
Tcl:t  28.  Sei:  Dd2:  29.  Td2:  Tcl:t  und 
Schwarz  hat  zwei  Bauern  mehr  [Becker 
a.  a.  O.j  — 

c)  24.  Tbl  Sf5  usw.  [Rubinstein 
a.  a.  0]. 


395  — 


24 Db6Xb3 

25.  Sd3— c5  Db3— b6 

26.  Tc2— b2  Db6— a7 

Auch      dieser  Terrainverlust      von 
Schwarz  ist  nur  vorübergehend. 

27.  Dd2— el  b7— b6 

28.  Sc5— dS  Tc7— c4 

29.  a4— a5  .... 

Ein     verzweifelter     Konsolidierungs- 
versuch. 

29 b6Xa5 

30.  SdS— c5  Sd6— b5 

31.  Tb2— e2  .... 


Der  letzte  Zug  des  Weißen  drohte 
das  Turmopfer  32.  Te6:,  ermöglicht  aber 
ein  hübsches  Gegenopfer,  das  dem  bisher 
so  lehrreichen  Spielverlauf  eine  über- 
raschende Schlußnote  verleiht. 

31 Sb5Xd4!! 

32.     c3Xd4  Tc8Xc5! 

Weiß  gibt  auf. 

Eine  elegante  Partie. 

B)     Mit  Lf4. 

Partie  Nr.  94. 

(Zweites  Wettspiel  Wien  1921). 

Tartakower.  Spielmann. 

1.  d2— d4  d7— d5 

2.  Lei— f4  .... 
Uralt.* 


*)  94a.  —  Eine  aparte  Fortsetzung 
ist  2.  Lg5  („Die  Fahrt  ins  Blaue!"),  ver- 
gleiche hiezu  folgende  Lokalturnierpartie 
Dr.   Oskam— Dr.  Euwe,   Rotterdam   1920: 

2. .  . .  Lf5  (CoUijn  empfiehlt  2. . . . 
Sd7  nebst  Sgf6.  Unratsam  ist  2. . . .  c5 
wegen  3.  de  Daöf  4.  Sc3  e6,  5.  e4). 

3.  Sf3  Sf6,  4.  c4  e6,  5.  e3  h6,  6.  Lf6: 
Df6:?  7.  Db3  Sc6,  8.  Db7:  Kd7,  9.  cd  ed, 
10.  Lb5.    Aufgegeben. 


2 Sg8~f6 

Am  sichersten.  (Oder  auch  gleich 
2. . . .  e6,  um  den  Läufer  auf  d6  oppo- 
nieren zu  können,  ohne  die  c-Basis  zu 
schwächen.)  Häufig  geschieht  jedoch  2.... 
c5  nebst  baldigem  Db6.  —  In  einer 
MatchpartieRubinstein-Bogoljubow,Stock- 
holm  1920,  geschah  2.  .  .  .  c6.  —  Die 
liebliche  Fortsetzung  der  Göttinger  Hand- 
schrift (um  1495)  lautet:  2....  Lf5,  3.  e3 
[3.  c4!]  3. . . .  e6,  4.  Sf3  Sf6,  5.  a3  a6,  6. 
Sc3  Sc6,  7.  Ld3  Se4  usw. 

3.  e2— e3  e7— e6 

In   Betracht   kommt  3 Lg4,   z.  B. 

4.  Sf3  e6,  5.  c3  Sbd7,  6.  Sbd2  Le7  (Partie 
Rubinstein— Schlechter,  Karlsbad  1911) 
mit  gleichem  Spiel. 

4.  Sgl— 13  Lf8— d6 
Vgl.   Anmerkung    zum   2.   Zuge   von 

Schwarz.    Befreiender   ist  wohl   4. . . .   c5, 

5.  c3  Sc6,  6.  Sbd2  Ld6  (nach  6. . . .  Db6, 
7.  Db3  Le7,  8.  h3!  Ld7,  9.  Le2  0-0,  10. 
0—0  stünde  Weiß  freier),  7.  Lg3  (schwach 
wäre  hier  7.  Ld3  wegen  7. . . .  Lf4:  8. 
^f  cd,  9.  cd  Db6,  10.  Sb3  a5!)  7.... 
Lg3:  (umständlicher  Partie  Schlechter— 
Rotlewi,  Karlsbad  1911 :  7. . . .  0—0,  8.  Ld3 
De7,  9.  Se5  Le5:  10.  de  Sd7,  11.  f4  [schärfer 
als  Rubinstein— Dus  Chotimirsky,  Karls- 
bad 1907:  Sf3]  11 f6,  12.  Sdf3  fe  [ab- 
wartender Matchpartie  Emmerich— Leon- 
hardt,  Dresden  1920:  12. . .  .  Df7,  13.  0—0 
Dh5,  14.  Dc2  usw.],  13.  fe  g6,  14.  h2-h4-h5 
mit  weißem  Angriff),  8.  hg  Dd6  nebst  e5. 

5.  Lf4— g3  .... 

Am  besten.  —  Von  fraglichem  Werte 
ist  die  Errichtung  eines  Kartenhauses 
durch  5.  Se5  Sbd7  (auch  5. . .  .  c5  nebst 
Dc7  ist  gut),  6.  Lg3  Se4,  7.  f4. 

Dagegen  kommt  es  wohl  in  Betracht, 
den  Läufer  auf  f4  abtauschen  zu  lassen, 
um  auf  der  e-Linie  einen  starken  Druck 
zu  erhalten,  vgl.  Partie  zwischen  den 
Textgegnern  von  Petersburg  1909:  5. 
Ld3  Lf4:  (vielleicht  5. . . .  c5,  6.  c3  Sc6 
nebst  De7),  6.  ef  Dd6,  7.  Dd2  usw.  oder 
vielleicht  noch  wirksamer  7.  g3  nebst 
Sbd2,  c3,  0-0,  Tel  usw.* 


*)  94b.  —  Vgl.  hiezu  die  berüchtigte 
Remispartie  Rubinstein-Capablanca,  Lon- 
don 1922: 

[1.  d4  Sf6,  2.  Sf3  d5,  3.  Lf4  e6,  4. 
e3  Ld6],  5.  Sbd2  Lf4:  6.  ef  c5,  7.  de  Dc7, 
8.  g3!  Dc5:  9.  Ld3  Sc6,  10.  c3!  0-0,  11. 
0—0  b5  (Ein  Gegengedanke.  —  In  einer 
Partie  Forgacs—Leonhardt,  Nürnberg  1906, 

geschah   mit   Zugumstellung   11 Dd6, 

12.    Tel    usw.    Gekünstelt  Partie  Rubin- 
Fortsetzung   der  Fußnote  auf  S.  396. 


396 


Sb8— d7 


Der  schwarze  Plan  geht  natürlich 
dahin,  e6— e5  durchzusetzen,  wobei  6. 
Ld6:  cd  (Partie  Maröczy— Tartakower, 
London  1922)  nur  den  schwarzen  Bauern- 
wall im  Zentrum  stärken  würde. 

In  einer  Partie  Rubinstein— Perlis, 
Ostende  1906,  geschah  an  der  Textstelle 
5....  De7,  6.  Sbd2  (schärfer  sofort  6. 
Se5)  6....  Sbd7  (befreiender  nach  Dr. 
Tarrasch  vorerst  6. . . .  Lg3:  7.  hg  Sb  d7  nebst 
event.  e5),  7.  Se5  Se4,  8.  Se4:  de,  9.  Dd2 
Le5:  10.  de  Sb6,  11.  LbSf  Ld7,  12.  Ld7: 
Sd7:  (unersprießlich  auch  12. .  . .  Dd7:), 
13.  Dd4  und  Weiß  kam  in  Vorteil. 

Noch  schwerfälliger  geschah  in  einer 
Partie  Marshall-Tschigorin,  Ostende  1907: 
5. . . .  c6?  6.  Ld3  Lg3:  7.  hg  Sbd7  (besser 
De7  nebst  e5),  8.  0-0  0-0,  9.  Da2  c5,  10. 
c3  c4,  11.  Lc2  b5,  12.  e4!  und  Weiß 
gewann  glänzend. 

6.    Lfl— d3  .... 

Logischer  zunächst  6.  Sbd2,   um  auf 

etwa   6 Lg3:    7.    hg   De7    bereits   8. 

Se5!  antworten  zu  können. 

6 


Ld6Xg3 


7.      h2Xg3 

Mit  eiserner  Konsequenz  baut  nun 
Weiß  seine  Pläne  auf  die  offene  Turm- 
linie auf. 


7.  .  . 

8.  Sbl 


DdS— e7 


c3 


Fortsetzung  der  Fußnote  von  S.  395. 

stein— Tartakower,  London    1922:    11 

h6,  12.  Sb3  Db6,  13.  Tel  Ld7,  14.  De2 
Tae8,    15.  Se5  usw.    mit  weißem  Druck. 

Schwerfällig  auch  Partie  Selesniew- 
Dr.  Lasker,  Mährisch-Ostrau  1923:  11.... 
Td8,  12.  De2  [oder  Partie  Bogoljubow— 
Marshall,  New-York  1924:  Se5  nebst 
Sdf3]  12....  Db6,  13.  Sb3!  [verhindert 
d5— d4]  13....  Ld7,  14.  Sbd4  [schärfer 
wohl  14.  Se5]  14.  .  .  .  Sd4:  15.  Sd4:  Te8, 
[verhindert  16.  f5],  16.  Tfel  Tac8,  17. 
Tadl  a6,  18.  Td2  Dd6,  19.  Sf3  Df8,  20. 
Sd4  Dc5,  21.  Sb3  Db6,  22.  Sd4  Dc5 
Remis). 

12.  Se5  (präziser  Partie  Sämisch— 
Kostitsch,  Teplitz-Schönau  1922:  12.  De2 
Tb8  [12....  b4!]  und  nun  13.  b4!  Db6 
[13....  Dc3:?  14.  Tacl],  14.  Sb3  a5,  15. 
a3  mit  Stellungsvorteil). 

12. . . .  Lb7,  13.  De2.  Hier  wurde  die 
Partie  auf  Vorschlag  des  Weltmeisters 
und  mit  Zustimmung  des  Turnierkomitees 
remis  erklärt.  — 

Eine  scharfe  Wendung! 


Etwas  Unwissenschaftliches  (statt 
etwa  8.  Sbd2),  wobei  Weiß  die  Verein- 
fachungstendenz der  Partie  durch  leb- 
haftes Figurenspiel  zu  bekämpfen  trachtet 
(8. . . .  e5,  9.  Sb5). 

8 a7— a6 

Zu  gefährlich  wäre  es  selbstredend, 
die  nach  8. . . .  c5,  9.  Sb5  entstehenden  Ver- 
wicklungen heraufzubeschwören.  Zweck- 
mäßiger war  jedoch  nach  Reti  8.  . . .  c6 
nebst  e5,  da  sich  beide  strategischen 
Pläne  von  Schwarz  (Errichtung.,  eines 
Bauernzentrums  durch  e6-e5  und  Öffnung 
der  c-Linie  durch  c7-c5)  schwer  kumulieren 
lassen. 

9.  Ddl— e2  .... 

Bereitet  sowohl   die  lange  Rochade, 
als  auch  unter  Umständen  den  Zentrurris- 
vorstoß  e3— e4  vor. 
g  qJ q5 

\0.     'd4Xc5!  e6— e5 

Dieser  Grundgedanke  der  schwarzen 
Partieanlage  (mit  Ld6,  De7  usw.)  sieht 
hier  sehr  plausibel  aus,  doch  erweisen 
sich  die  schönen  Mittelbauern  von  Schw. 
(wie  schon  so  oft!)  als  „hängend". 

Auf  10....  Sc5:  aber  würde  Weiß 
mit   etwa    11.   0-0-0!  (zwecklos  wäre   11. 

Se5  wegen  11 Sfd7   und  verfrüht  der 

Vorstoß  11.  e4  wegen  11. . . .  de,  12.  Se4: 
Sce4:  13.  Le4:  Db4t  14.  Sd2  Db2:)  11.... 
Sd3:t  12.  Td3:  usw.  ein  schön  ent- 
wickeltes Spiel  erlangen. 

11.  Ld3— f5!  

Ein  wichtiges  Zwischenmanöver! 
Zu  unklaren  Verwicklungen  würde  11.  e4 
d4,  12.  Sd5  Dc5:!  13.  0-0-0!  usw.  führen. 

11 Sd7Xc5 

12.  Lf5Xc8  Ta8Xc8 
13.0—0—0                      De7— e6 

Trotz  der  scheinbar  günstigen  An- 
griffsformation (offene  c-Linie!)  beginnt 
bereits  die  Verteidigung  des  exponierten 
Damenbauern  Sorgen  zu  verursachen. 
Auf  13. . . .  Dd6  folgt  14.  Sd5:  Sd5:  15.  e4. 

Glaubt  aber  Schwarz,  mit  13 Td8  sein 

Zentrum  hinreichend  geschützt  zu  haben, 
so  folgt  darauf,  wie  Spielmann  selbst  in 
„Tidskrift  för  Schack"  angibt:  14.  Sh4  g6, 
15.  f3  nebst  g4  mit  Umgehung  der 
rechten  Flanke. 

14.    Sf3— g5!  De6— c6 

Auf  14. . . .  Df5  würde  15.  f4!  e4,  16. 
Th4  h5,  17.  g4!  den  weißen  Vorteil 
besiegeln. 

Nun  aber  folgt  ein  raffiniertes  (hyper- 
modernes?) Damenmanöver:  De2— f3— f5, 
wodurch    es    dem    Weißen    gelingt,    die 


397  - 


gegnerische  Verteidigungsmauer  zu 
sprengen. 

15.  De2— f3!  .... 
Jetzt  würde  Schwarz   nach   15.  f4  e4, 

16.  Td4!  h6!  (nicht  aber  16. . . .  Se6 
wegen  17.  Td2)  nebst  0—0  zu  einer  be- 
quemen Stellung  gelangen. 

15 Sc5— e6 

Auch    nach    15 Sce4   (tückischer 

als  15....  Sa4),  16.  Df5!  (eine  falsche 
Fährte  wäre  16.  Sge4:  Se4:  17.  Td5:  Sc3: 
18.  Te5:t  Kf8,  19.  Dc6:  Sa2:t  20.  Kbl? 
Tc6:   21.    Ka2:   Tc2:    usw.,    bezw.    auch 

17.  Df5  Sc3:  18.  Deöif  wegen  18.... 
De6!)  16....  Sc3:  17.  De5:t  Kf8,  18.  Dc3: 
Dc3:  19.  bc  h6  (oder  19. . . .  Tc3:  20.  e4! 
Tc5,  21.  ed  Td5:  22.  Td5:  Sd5:  23.  Tdl 
Sf6,  24.  TdSf  Se8,  25.  Td7  usw.),  20. 
Kb2  Ke7,  21.  Sh3!  g5,  22.  f3  nebst  Td3 
bleibt  Weiß  im  materiellen  Vorteil. 

16.  Df3— f5  d5— d4 
Auflösung  der  schwarzen  Bauern- 
armee, wobei  sich  für  die  weißen  Türme 
eine  wichtige  Zugstraße  öffnet.  Ein  so- 
fort entscheidender  Fehler  wäre  übrigens 
16....  Dd6  wegen  17.  Td5:!  Verhältnis- 
mäßig am  besten  war  aber  wohl  16. . . . 
Sg5:  17.  Dg5:  0—0,  18.  De5:  Se4!  19. 
Td5:  Sc3:  20.  bc  Dc3:  21.  Dc3:  Tc3: 
obwohl  Weiß  nach  22.  Thdl  nicht  nur 
einen  Mehrbauer,  sondern  auch  die  bessere 
Stellung  im  Endspiel  beibehält. 

17.  e3Xd4  e5Xd4 
18;  Tdl— elü  .... 

Weiß  holt  zu  einem  eleganten  Ent- 
scheidungsschlag aus.  Verfehlt  wäre  aber 
der  näherliegende  Zug  18.  Thel,  da 
Schwarz  sich  darauf  mit  18. . . .  0—0!  19. 
Se6:  fe,  20.  Te6:  Dc4  ein  starkes  Gegen- 
spiel verschaffen  würde. 

Nun  aber  geht  Schwarz  an  der  ex- 
ponierten Lage   seines  Königs   zugrunde. 


18 Ke8— e7 

19.  TelXeöf!  f7Xe6 

20.  Thl— el  Ke7— f8 
Noch  das  Beste. 

21.  TelXe6  d4Xc3 
Auf  21. . . .  Dc4  entscheidet  22.  Tf6:t 

gf,  23.  Df6:t  Kg8,  24.  Se6.  Nach  der 
Textfortsetzung  hat  zwar  Schwarz 
materielles  Äquivalent  für  die  Dame  und 
bringt  scheinbar  sogar  seinen  Königs- 
turm ins  Freie,  gerät  aber  dabei  in  ein 
merkwürdiges  Pattnetz,  aus  welchem  es 
kein  Entrinnen  gibt. 

22.  Te6Xc6  c3Xb2t 

23.  KCl— bl  Tc8Xc6 

24.  Df5— e5!  b7— b5 
Auch  nach  etwa  24. . . .  h6,  25.  Db8t 

Se8,  26.  Db7:  Tf6,  27.  Db4t  Kg8,  28. 
Dc4t  Kf8,  29.  Se4  Tf7  (29. . . .  Tg6,  30. 
f4),  30.  Da6: .usw.  würde  Schwarz  der  nun- 
mehrigen Übermacht  unter  höllischen 
Qualen  erliegen. 

25.  be5— bSf  Sf6— e8 
26.*  Db8— b7                     Tc6— f6 

27.  Db7-d7  h7— h5 

28.  f2— f4!  .... 

Die  entscheidende  Kraftquelle.   Nach 

28.  Se6t  Te6:  29.  De6:  Th6  würde  dagegen 
Weiß  mit  seiner  blanken  Dame  nirgends 
durchbrechen  können. 

28 Th8— h6 

29.  f4— f5  .... 

Nagelt    den    Sarg    aller    Befreiungs- 
hoffnungen zu! 

29 Se8— d6 

30.  Sg5— e6t  Kf8— g8 

31.  De7Xg7# 


Holländisch. 


Erster  erfolgreicher  Rebellionsversuch 
gegen  die  Selbstherrlichkeit  des  Damen- 
bauerspieles! 

Der  kritische  Punkt  e4  soll  dabei 
unter  schärfste  Quarantaine  kommen. 

A)    Mit  d6  oder  b6. 

Partie  Nr.  95, 

Sechserkampf  zu  Hastings  1922. 
Bogoljubow.  Aljechin. 

1.  d2— d4  f7— f5 

2.  c2— c4  .... 


Wegen  des  Stauntongambits,  siehe 
Partie  Nr.  98.  Ähnliche  Ziele  (nämlich 
den  Durchstoß  e2— e4)  hat  2.  Sc3  zu 
verfolgen.  —  Capablanca  zieht  freilich 
2.  Sf3,  Nimzowitsch  2.  e3  vor.  —  Eine  sehr 
sichere,  von  Steinitz  1872  eingeführte  und 
neuerdings  von  Grünfeld  stark  patronisierte 
Spielweise     ist     2.     g3*     nebst     event. 


*)  95a  —  Vergleiche  hiezu  folgende 
schöne  Städtekampfpartie  Przepiörka— 
Gottesdiener  (Warschau  1924): 

Fortsetzung   der  Fußnote  auf  S.  398. 


398 


Sgl— h3—f4—d3.  Eine  AbartdiesesSystems 
bildet  2.  Sf3  nebst  g3,  Lg2  und  0—0 
(wobei  der  Vorstoß  c2— c4  vor  der 
Rochade  wegen  des  möglichen  Lb4t 
unterlassen  wird). 

2 e7— e6 

3.     g2-g3  

Der  Modezug.  —  Wegen  3.  Sc3, 
sowie  anderer  Möglichkeiten  (3.  a3,  3.  e3, 
3.  Sf3)  siehe  nächste  Partie. 


Sg8— f6 


Fortsetzung  der  Fußnote  von  S.  397. 

2.  g3  e6  (von  fraglichem  Werte  ist 
hier  das  Damenfianchetto  2. . . .  b6,  3. 
Lg2  Sc6,  Partie  Spielmann— Mieses, 
Teplitz-Schönau  1922,  wegen  4.  d5!  Se5, 
5.  b3  nebst  Lb2,  Sh3,  c4,  Sd2  usw. 
Spielbar  ist  dagegen  das  Königsfianchetto 
2. . . .  g6,  3.  Lg2  Sf6,  4.  Sf3  [überstürzt 
Partie  Rubinstein— Bogoljubow,  Karlsbad 
1923:  4.  Sh3  Lg7,  5.  Sf4  Sc6!  6.  d5 
Se5]  4. . . .  Lg7,  5.  0-0  0—0,  6.  c4  e6  usw.) 

3.  Lg2  Sf6,  4.  Sh3  (Blackburne!  — 
Wegen  4.  Sf3,  siehe  Anmerkung  zum 
2.  Zuge  von  Weiß    in  der  Partie  Nr.  96). 

4.  . . .  d5!  (auch  jetzt  das  Sicherste. 
Verwegen  Partie  Grünfeld— Tartakower, 
Pistyan  1922:  4....  c5,  5.  de!  Lc5:  6. 
0-0  d5,  7.  c4!  0-0  [od.  Partie  Steinitz- 
Albin,  1894:  7. . . .  d4,  8.  b4!  Le7,  9.  Lb2 
0-0,  10.  c5!],  8.  cd  Sd5:  9.  Sf4  Sf4:  10. 
Lf4:  mit  weißem  Stellungsvorteil,  sehr 
beachtenswert  dagegen  Partie  Przepiörka- 
Tartakower,  Pistyan  1922:  4....  Le7,  5. 
0-0  0—0,  6.  Sd2  d6,  7.  b3  [schärfer  7. 
e4]  7. . . .  Sc6,  8.  Lb2  De8,  9.  e3  Sg4,  10. 
De2  Dh5  mit  starker  Stellung). 

5.  0-0  Ld6  (besser  Partie  Black- 
burne—Bird,  Manchester  1890:  5 Le7, 

dies  umsomehr,  als  kein  Se5  zu 
gewärtigen  ist). 

6.  c4  c6,  7.  Dd3  (od.  Partie  Grünfeld- 
Mieses,  Teplitz-Schönau  1922:  7.  Sc3 
Sbd7  [7. . . .  de,  8.  e4!],  8.  Dd3  Sc4,  9.  f3 
Sc3:  10.  bc  nebst  e4  mit  weißer  Initiative). 

7.  .  .  .  0—0,  8.  Sc3  Kh8  (gekünstelt 
Ein  sehr  starkes  Eröffnungsmanöver  ist 
hier  und  in  ähnlichen  Stellen  Lc8-d7-e8-g6 
oder  f7). 

9.  Lf4  Lf4:  10.  Sf4:  De7,  11.  f3  Sbd7 
(eine  bessere  Verteidigung  gewährte  hier 
11....  de,  12.  Dc4:  e5),  12.  cd  ed,  13. 
e4!  (13.  Df5:  Db4!)  13. . .  .  fe,    14.  fe  Sb6 

(besser  vorerst   14 de,   15.   Se4:   Sb6 

drohend  Lf5),  15.  Tael  de,  16.  Le4:!  Se4: 
(erzwungen  wegen  der  Drohung  17.  Lh7: 
nebst  Sg6t),  17.  Te4:  Dd6,  18.  Te5!  Sd7, 
19.  Th5  Sf6,  20.  Se4!  (noch  präziser  als 
die  Nebenlösung  20.  Sg6t  Kg8,  21.  Sf8: 
Df8:  [21....  Sh5:?  22.  Dh7#],  22.  Th7: 
De7  mit  Widerstand).    Aufgegeben! 


Etwas  lockernd  geschah  in  einer 
Partie  Rubinstein-Tarrasch,  Hastings  1922: 
3....  c5,  4.  Sf3  cd,  5.  Sd4:  Sf6,  6.  Lg2 
Sc6,  7.  0-0  Lc5,  8.  e3  usw.  mit  starker 
Zentrumslage  für  Weiß. 

4.  Lfl— g2  Lf8— b4t 
Sehr  vernünftig.  Der  schwarze  Königs- 
läufer spielt  meistens  in  dieser  Eröffnung  die 
Rolle  eines  Statisten.  —  Eine  gute  und  sichere 
Bekämpfung  des  weißen  Fianchettos  ist 
die  Stonewallbildung,  um  die  Wirkung- 
des  Lg2  einzuschränken,  vgl.  Partie 
Johner— Tarrasch,  Pistyan  1922: 

4. .  . .  c6,  5.  Sf3  d5,  6.  Dc2  Le7,  7. 
0-0  0-0,  8.  b3  Se4,  9.  Lb2  Sd7,  10.  Sei 

(um  f3  nebst  e4  zu  spielen)    10 Lg51 

11.  Dd3  Db6  mit  Gegenchancen,  die  vom 
Nachziehenden  sehr  schön  und  energisch 
verwirklicht  wurden. 

5.  Lei— d2  .... 

Ob  5.  Sd2  vorzuziehen  wäre,  ist  eine 
reine  Geschmackssache.  —  Oberflächlicher 
geschah  in  einer  Partie  Bogoljubow— 
Tartakower,  Berlin  1920  (mit  Zugum- 
stellung): 5.  Sc3  0-0  (folgerichtiger 
hier  und  in  den  beiden  nächsten  Zügen 
Lc3:),  6.  Sf3  d6  (6.  . . .  Se4,  7.  Dc2),  7. 
0-0  De7,  8.  Db3  c5,  9.  de!  Lc5:  (9. . .  . 
de,  10.  Seo),  10.  Sa4  e5!  mit  GegenspieL 

5 Lb4Xd2t 

6.  SblXcl2  .... 
Musterbeilage :  Partie  Wy  vill-Williams, 

London  1851 .  —  Oder  aber  Partie  Aljechin— 
Tartakower,  Haag  1921:  6.  Dd2:  0^0,  1. 
Sh3  d5,  8.  Sa3  (die  letzte  Wahrheit?) 
8....  Sc6,  9.  Tdl  De7,  10.  0-0  Td8!  nebst 
Lc8— d7— e8— f7  und  Weiß  wird  in  der 
Mitte  beschäftigt. 

6 Sb8— c6! 

Nun  muß  sich  Weiß  entscheiden,  ob 
er  zwecks  Verteidigung  seines  Damen- 
bauern auf  die  Entwicklung  Sgl— h3— f4 
oder  aber  auf  den  Vorstoß  e3— e4 
verzichtet. 

7.  Sgl— f3  0—0 

8.  0—0  .... 

Farblos  gespielt.  Im  Sinne  der  letzten 
Anmerkung  hätte  8.  Dc2  nebst  e4  mehr 
Initiative  bekundet. 

8 d7— d6 


„Nun  kommt  Schwarz  dem  Gegner 
mit  dem  Vorstoß  des  Königsbauern  zuvor 
und  erlangt  damit  das  bessere  Spiel". 
(Dr.  Tarrasch  in  Kagan's  Schachnach- 
richten ex  1923).  Diese  dogmatische 
Anmerkung      beleuchtet      in      trefflicher 


Weise   die  beiderseitigen  Tendenzen   der 
echt-holländischen  Partie. 

9.  Ddl-b3  Kg8-h8 

Vielleicht   ging   auch    sofort    e6— e5 
was  freilich   bei   beschränkter  Bedenkzeit 
mit  Rücksicht  auf  verschiedene  Feinheiten 
nur  gefühlsmäßig  zu  entscheiden  war 
10.  Db3— c3 

Weiß  glaubt  damit  den  kritischen 
Vorstoß  zu  verhindern,  wird  aber  in 
drastischer  Weise  des   besseren   belehrt 

Statt  dessen  bot  sich  dem  Weißen 
gerade  hier  die  Gelegenheit,  durch  das 
präventive  Vorgehen  10.  d5  ed,  11.  cd 
Seö,  12.  Sd4  usw.  den  Kampf  vierschneidis- 
zu  gestalten.  ^ 

10.  ... ,  e6— eöü 

Weiß  darf  jetzt  nicht  dreimal  auf  e5 
schlagen,  weil  schließlich  der  Sd2  hängt. 

11.  e2— e3  a7--a5! 

Notwendig,  um  b2~b4-b5  zu  ver- 
hindern. 

12.  b2-b3  Dd8-e8 

13.  a2— a3 

Nun  erst  steht  Weiß  zum  Vorziehen 
des  b-Bauern  bereit;  dies  verhindert  jedoch 
bchwarz  ganz  unerwartet  vom  anderen 
Flügel  aus. 

'3 De8— h5! 

Das  Damenmanöver  Dd8— e8— h5  ist 
auch  schon  an  und  für  sich  für  das  hollän- 
dische Gegenspiel  sehr  charakteristisch, 
hat  aber  hier  noch  eine  tiefere  Bedeutung 

14.  h2— h4 
Auf    14.  b4  folgt   nun    14. .      e4     15 

bei  ab  mit  Bauerngewinn,  da  die  'Ver- 
bmdung  der  Türme  durch  den  Springer- 
ruckzug unterbrochen  wurde.  Anderseits 
wäre  auch  das  dreimalige  Schlagen  auf 
lK''''?a  '^'Pe'; fatal:  14.  de  de,  15.  Se5:? 
M  i  T^-.  ^^^;  ^^^  "^'t  Damengewinn  od. 
Matt.  Dieser  letzteren  Drohung:  Sg4  nebst 
e5-e4  soll  der  Textzug  in  rfdikaler 
wenn  auch  bauernschwächender  Weise 
begegnen. 

^4 Sf6— g4 

15.  Sf3— g5  Lc8— d7 

16.  f2~f3  Sg4-f6 
Nun   droht   schon    f5— f4!   die  weiße 

Bauernkette  zu  sprengen. 

17.  f3— f4  e5 e4 

Strategisches  Umwandlungsspiel:  Es 

ist  dem  Weißen  gelungen,  seine  auf- 
gelockerte Bauernstellung  in  eine 
versteifte  zu  verwandeln,  wobei  ie- 
doch  die  Lage  des  Lg2,  des  Sd2  und  später 


("ach  dem  zu  gewärtigenden  h7-h6) 
auch  des  Sh3  wenig  beneidenswert  ist 
Auch  ist  mit  einem  unmittelbaren  Angriff 
auf  den  rückständigen  Bg3  mittels  Dg4 
und  Sh5  zu  rechnen,  sodaß  der  fragliche 
Pion  mit  dem  König  allein  nicht  zu 
schützen  ist  und  Weiß  daher  einem  Springer 
auf  fl  Platz  macht.  ^ 

Als  Trost  für  alle  diese  Wider- 
wärtigkeiten der  Stellung  winkt  dem 
Weißen  vorläufig  noch  die  Möglichkeit 
seine  Bauernmasse  im  Zentrum  oder  am 
Uamenflügel  wirksam  zu  verwenden 
Wir  werden  aber  bald  sehen,  in  welch 
genialer  Weise  Aljechin  auch  dieser 
taktischen  Gefahren  Herr  wird 


18.  Tfl— dl 

Hätte  Weiß  die  Entwicklung*  'der 
Dinge  geahnt,  dann  hätte  er  vor  diesem 
Kaumungszuge  zunächst  noch  die  Ab- 
riegelung  18.  d5  vorgenommen. 

|8-     ....  h7— h6 

19.  Sg5-h3  d6-d5! 
Hiemii  hat  Schwarz  seine  Zentrums- 
stellung entscheidend  verstärkt.  (20  cd^ 
Sd5:  nebst  Se3:)  Ohne  auf  seine  Angriffs- 
möglichkeiten am  Königsflügel  (event 
g7—g5),  sowie  auf  seine  Durchbruchs- 
plane auf  der  Damenseite  (event.  a5— a4) 
endgültig  zu  verzichten,  verlegt  er  plötz- 
lich das  Schwergewicht  des  Kampfes  auf 
den  Mittelpunkt  d5,  den  er  mit  einem 
Springer   unvertreibbar  besetzen   möchte 

Bewundernswert  ist  die  wohlgeordnete 
Schlachtordnung  von  Schwarz,  der  sich 
unter  dem  Schutze  des  vorgeschobenen 
Keiles  e4  in  breiter  Front  entwickelt  hat 
wobei  seine  Plänkler  auf  a5,  d5,  f5  und 
h5  vier  konzentrisch  wirkenden  Armeen 
gleichen. 

20.  Sd2~fl  Sc6-e7 
r:  ,J^IS^}  mit  21....  a4,   22.   b4  de   das 
Feld  d5  für  die  Springer  zu  erlangen. 

21.  a3— a4  Se7— c6! 
Sofort  wird   der  Plan   geändert,   nun 

findet  dieser  Springer  auf  b4  und  allen- 
falls dS  ein  Arbeitsfeld.  [Aljechin  in  den 
„Basler  Nachrichten".] 

22.  Tdl-d2  Sc6-b4 

23.  Lg2— hl 

.  uP^  Angriffszug!  Bogoljubow  beab- 
sichtigt TgS,  Sf2  nebst  event.  g3-g4  und 
hat  schon  öfters  in  ähnlich  barocker 
Weise  seine  tiefverborgenen  Pläne  durch- 
zuführen verstanden. 

23.    '     ■  '  Dh5— e8!! 

Virtuose  Angriffsführung:-  Auf  Grund 
einer  winzigen  taktischen  Idee  (d5Xc4 
mit  indirekter  Bedrohung  des  Ba4)  wird 
ein  großzügiger  Schlachtplan  verwirklicht 


_  :^a«,-^- 


(Besetzung  des  strategischen  Punktes  d5 
durch  einen  Springer).  Alles  wirft  sich 
auf  die  erspähte  „Schwäche".  Die  Flügel- 
armee kehrt  im  Eilmarsch  zurück,  um 
auch  die  blühende  Ebene  auf  der  weißen 
Damenseite  zu  verwüsten.  „Feldherr  und 
Plänkler  zugleich!",  dies  ist  das 
Geheimnis  des  neuromantischen  Stiles. 

24.  Td2— g2                            .  .  ,  . 
Auf  24.  c5  würde  der  Zertrümmerungs- 
zug 24 b5!  (noch  zwingender  als  24 

b6)  folgen. 

24 d5Xc4 

25.  b3Xc4  ...... 

Weiß    wählt    von    zwei    Übeln    das 

kleinere:  Er  opfert  den  Bauern,  um  nicht 
nach  25.  Dc4:  Sfd5  (drohend  b7— b5)  mit 
endlosen  Kalamitäten  kämpfen  zu  müssen, 
während  er  sich  nun  zu  befreien  hofft. 
25 Ld7Xa4 

26.  Sh3— f2  La4— d7 

27.  Sfl— d2  b7— b5! 

28.  Sf2— dl  ,  .  .  . 
Immer  wieder  dieser  Kampf  um  das 

Feld  d5.  Auf  28.  c5  oder  28.  cb  folgt 
natürlich  zunächst  Sfd5.  Jetzt  dagegen 
würde  Schwarz  durch  28. . . .  bc  dem 
gegnerischen  Aufmarsch  Sd2Xc4— e5  Vor- 
schub leisten.  Aljechin  opfert  daher  lieber 
den  Bauern  zurück,  um  dafür  weitere 
Stellungsvorteile  zu  erlangen: 

28 Sb4— d3! 

29.  TalXa5  .... 

Wenn  zunächst  29.  cb,  so  29. . . .  Lb5: 

30.  Ta5:  Sd5,  31.  DaS  Ta5:  32.  Da5:  Dc6 
nebst  baldigem  Ta8  mit  gewinnbringendem 
Angriff,  da  König,  Turm  g2  und  Läufer  hl 
schlecht  stehen. 

29     .  .  ,  .  b5— b4! 

Eine  weitberechnete  und  sehr  ver- 
zwickte Kombination,  die  Aljechin  in  dieser 
Entscheidungspartie  um  den  ersten  Preis  so- 
zusagen aus  den  Ärmeln  schüttelt!  Die  nun 
folgenden  Abtauschverwicklungen  sind 
ganz  eigenartiger  Natur,wobei  insbesondere 
auf  die  Schicksale  dieses  Bauern  ver- 
wiesen sei. 


1   HIB   11 

W^y  'M^y  ^^^  'M' 

Sl    m    Ä  *  Ä 


30.  Ta5Xa8  .... 

Oder  30.  Dal  Ta5:  31.  Da5:  DaS!  und 
Schwarz  dringt  über  die  a-Linie  ins  weiße 
Spiel  ein. 

30 b4Xc3 

31.  Ta8Xe8  c3— c2!! 

32.  Te8Xf8t  Kg8— h7 
Weiß  hat  zwei  Türme  mehr,  kann  aber 

das  Entstehen  einer  neuen  schwarzen 
Dame  nicht  verhindern  und  befindet  sich 
dann  mit  seinen  getrennten  Türmen  im 
Nachteil. 

33.  Sdl— f2  c2-clDt 

34.  Sd2— fl  Sd3— el! 
Droht  Matt  auf  f3. 

35.  Tg2— h2  DclXc4 
Mit  neuen  starken  Drohungen  durch 

36. . . .  Lb5,  37.  Sd2  Del  usw.  Weiß  hat  da- 
gegen nichts  Besseres  als  ein  versöhnendes 
Qualitätsopfer 'zu  bringen,  womit  aber  der 
Vorteil  von  Schwarz  klargelegt  wird. 

36.  Tf8— b8  Ld7— b5 

37.  Tb8Xb5  Dc4Xb5 

38.  g3-g4  

Weiß  möchte  gern  den  Punkt  e4  durch 

Ablenken  des  Bf5  sprengen.  Es  kommt 
aber  anders. 

38 Sei— f3t 

39.  LhlXf3  e4Xf3 

40.  g4Xf5  Db5— e2! 

Eine  höchst  originelle  Zugzwangs- 
stellung. Auf  41.  Sh3  folgt  wieder  einmal 

ein  Damenopfer  mit  41 Sg4!  42.  Te2: 

fe  und  Schwarz  bekommt  die  dritte  Dame. 
Auch  die  Turmzüge  nach  hl  und  h3  ver- 
bieten   sich    wegen    41 Sg4!    Daher 

muß  Weiß  seine  Bauernzüge   erschöpfen. 

41.  d4— d5  Kh7— g8 

42.  h4— h5  Kg8— h7 

43.  e3— e4  Sf6Xe4 

44.  Sf2Xe4  De2Xe4 

45.  d5— d6  .... 
Arme  Armee!    —   Aussichtslos   wäre 

auch    sofort   45.  Td2  wegen   45 Df4: 

nebst  Df5:  usw. 

45 c7Xd6 

46.  f5— f6  g7Xf6 

47.  Th2— d2  De4— e2! 
Eine    reizende    Schlußwendung,     die 

uns  über  die  brutale  Übermacht  des  nun 
folgenden  Königsendspiels  hinwegtröstet. 

48.  Td2Xe2  f3Xe2 

49.  Kgl— f2  e2XflDt 

50.  Kf2Xfl  Kh7— g7 


401  - 


Es  ist  immerhin  eine  pikante  Tat- 
sache, daß  nach  so  vielen  wild- 
romantischen Wendungen  ein  winziger 
Mehrbauer  entscheidet. 

Kfl— f2 


51. 
52. 
53. 


Kf2— e3 
Ke3— e4 


Kg7- 
Kf7- 
d6- 


-f7 
-e6 
d5 


Die  vierte  schwarze  Dame  ist  im 
Anmarsch. 

54.    Ke4— d4  Ke6— d6 

Weiß  gibt  auf. 

Die  schönste  Partie  der 
Neuzeit,  wobei  sie  auch  zum  Kapitel 
„Angriffsführung  einst  und  jetzt"  einen 
wertvollen  Beitrag  liefert. 


Die  vier  Weltmeister  der  Neuzeit. 

(Eine  Skizze). 

I. 
Steinitz,  das    Weltkind,    hin-   und    herwandernd,    überall    kämpfend 
(Lebensetappen:  Prager  Ghetto,  Wiener  Technik,  Londoner  Journalistik,  New- 
Yorker  Schriftstellerei,  Havanner  Triumphe,  Moskauer  Spital). 

IL 
Lasker,    der  Weltgeist,  hin-   und   hereilend,   überall   forschend   (Vor- 
zugsschüler in  BerHnchen,  Universitätslektor  in  London,   Zeitschriftheraus- 
geber  in  New-York,  Rentier  in  Berlin — Wilmersdorf). 

IIL 
Capa,    der   Weltmann,     hin-    und    herreisend,     überall     faszinierend 
(Havanner    Sonne,    Columbia-Colledge,  Diplomatenkarriere  in  Petersburg, 
Nationalpolitik   in    New-York). 

IV. 

Aljechin,  der  Weltsturm,  hin-  und  herrasend,  Künder  der  neuen 
Kunst  (Schicksalsetappen:  Im  Lebensstrudel  von  Petersburg,  im  Internierten- 
lager von  Rastatt,  im  Tscheka-Gefängnis  von  Odessa,  Verklärungszeit  in 
Paris). 


Partie  Nr.  96. 

Großturnier  zu  Göteborg  1920. 

Rubinstein.  Dr.  Tarrasch. 

1.  d2— d4  e7— e6 

Ladet  den  Gegner  zur  französischen 
Konversation  ein  (2.  e4  d5)  und  erlaubt 
ansonsten  in  ganz  schmerzloser  Weise 
in  die  Holländische  einzulenken,  ohne  das 
Staunton-Gambit  (1.  d4  f5,  2.  e4),  oder  die 
Grünfeld-Attaque  (1.  d4  f5,  2.  g3  nebst 
Lg2  und  Sh3)  zuzulassen.  Diese  Erwägung 
soll  übrigens  keineswegs  als  amtliche 
Bestätigung  für  die  Güte  der  beiden  letzt- 
genannten Spielweisen  gelten! 

2.  c2— c4  .... 

Am   sichersten   ist   nach   Grünfeld  2. 


Sf3  und  wenn  nun  2. . .  .  f5,  so  3.  g3  Sf6, 
4.  Lg2,  um  bei  der  alleinseligmachenden 
Flankenstrategie  zu  bleiben. 

Gefährlich  ist  diese  aber  nicht  und 
kann  auf  verschiedene  Arten  bekämpft 
werden: 

I)  das  Gegenfianchetto  4 g6,  vgl. 

3.  Wettpartie  Grünfeld— Tartakower, 
Wien  1922:  5.  0-0  Lg7,  6.  c4  0-0 
(verwegener  Vierkampfpartie  zwischen 
denselben  Gegnern,  Wien  1920:  6. . . .  d6, 
7.  Sc3  Sc6,  8.  d5  cd,  9.  cd  Se5,  10.  Sd4.  — 
Am  sichersten    aber  sofort  6. . . .  d5). 

7.  Sc3  (einengender,  wenn  auch  da- 
für zweischneidiger   ist  7.  d5,   z.  B.  7 

Se4,  8.  Sbd2  Sd2:  9.  Dd2:  e5  [9....  d6, 
10.  de  Le6:  11.  Sd4],  10.  d6  cd,  11.  Dd6: 
Df6  mit  unklarem  Spiel). 


Dr.  S.  G.  Tartakower:  Die  hypermoderne  Schachpartie. 


4U2 


7.  .  .  .  d5!  (verwickelter  P.  Sämisch- 
Reti,    Wien  1922:    7....  d6,   8.    Dc2    Sc(), 

9.  d5  cd,  10.  cd  Sb4,  11.  Ddl  De7,  12. 
a3  Sa6,  13.  Sd4,  worauf  statt  13. . .  .  Ld7, 
14.  b4!  zunächst  13 Sc5  mit  Wieder- 
verwendbarkeit des  Springers  geschehen 
sollte). 

8.  Db3  (8.  b3  c5)  8. . . .  cG,  9.  Lf4  h6! 
mit  Gegenspiel. 

II)  Scharf  ist  auch  das  geschlossene 
System  4.  . .  .  Le7,  5.  0—0  0—0,  6.  c4  d6, 
vgl.  Partie  Grünfeld-Tartakower,  WiC;n 
1921:    7.    Sc3   Sc6,    8.  d5  ed,    9.    cd  Se5, 

10.  Sd4  Ld7!  (schwächlich  Partie  Steinitz- 
Tschigorin,    1891:    10 Sg6,    11.  Dc2), 

11.  Dc2  g6,    12.  Lh6   (sehr   unklar  12.  f4) 

12 Te8,    13.   Tael    (positioneller   13. 

Tadl)  13. . . .  Tc8  mit  Gegenspiel.  — 

III)  Am  sichersten  ist  natürlich  die 
Stonewallbildung:  4. .  .  .  d5,  vgl.  Partie 
Grünfeld-Tartakower,  Teplitz  1922: 

5.  0—0  Le7!  (schwerfälliger  5.... 
Sbd7,  Partie  Rubinstein— Mieses,  ibid. 
sowie  5. . . .  Ldö,  Partie  Tarrasch-Mieses, 
ibid.  letzteres  wegen  6.  c4  c6,  7.  b3!  Sbd7, 
8.  Lb2  0-0,  9.  Sbd2!  nebst  event.  Se5, 
f3,  c5  und  b4,  Partie  Grünfeld— John, 
Göteborg    1920). 

6.  c4  0—0,  7.  Sc3  (wenn  jetzt  7.  b3, 
so  7....  c5i  Ungefährlich  auch  Partie 
Lipke— Walbrodt,  Wien  1898:  7.  Dc2  c6, 
8.  Lf4  Se4  usw.) 

7. . . .  c6  (in  der  Stammpartie  Steinitz- 
Zukertort,    London     1872,     geschah    mit 

Zugumstellung:    7 De8,   8.  Se5  c6,   9. 

b3  Se4,  10.  Lb2  Sd7  usw.) 

8.  Dd3  Se4,    9.  Se5  Sd7   mit  Gleich- 
gewicht. — 
2 f7— f5 

3.  Sbl— c3  .... 
Oberflächlich    ist  3.    Sf3,    abwartend 

3.  e3,  ganz  gut  und  positionsgemäß  3.  a3 
(vgl.  hiezu  nächste  Partie). 

3 Lf8— b4 

Eine  altertümliche  und  wohl  auch 
sehr  konsequent  aussehende  Fortsetzung, 
doch  ist  das  letzte  Wort  über  die  beste 
Verwendungsart  dieses  Läufers  noch 
nicht  gesprochen.  Neutraler  ist  3. . .  .  Sf6. 

4.  Lei— d2  ... 
Am  solidesten.   Nach  4.  e3  Lc3:t   5. 

bc  c5!  nebst  d6,  De7  und  e5  kann  die 
Bauernschwäche  auf  c3  akut  werden. 
Noch  antipositioneller  sieht  4.  Sf3  aus, 
da  überdies  die  Verwendung  Sge2  (nach 
vorherigem  e3  und  Ld3)  den  Erforder- 
nissen der  Stellung  besser  zu  entsprechen 
scheint.*    —    Marshall  empfiehlt  übrigens 

4.  Db3,  Dr.  Lasker  gar  die  w\\6e  Fort- 
setzung 4.  g4  fg,  5.  e4. 


b7— b6 


Eine  gute,  dem  Geiste  der  Eröffnung 
auf  den  Punkt  e4  zu  drücken, 
entsprechende  Fortsetzung  (Lb7!),  die  zu- 
gleich das  „Problem  des  schwarzen 
Damenläufers"  in  befriedigender  Weise  löst. 

Oberflächlicher  geschah  in  einer  P. 
Vidmar-Tartakower,  London  1922:  4.  .  .  . 
Sf6,   5.  e3  0—0,   6.    Sf3   (besser   6.    Ld3) 

0.  .  . .  De7  (schärfer  noch  immer  6 b6 

nebst  Lb7,  Partie  Reti— Tartakower  des- 
selben Turniers),  7.  Ld3  d6,  8.  Dc2  g6 
(zwecks  e6-e5),  9.  a3  Lc3:  10.  Sbd7 
0-0-0  mit  nunmehr  guter  Stellung  für 
Weiß. 


e2— e3 
f2— fS 


Lc8— b7 


Auf  6.  Sf3  folgte  in  einer  Partie 
Sämisch— Aljechin,  Pistyan  1922  (mit 
Zugumstellung):  6....  Sf6,  7.  Ld3  0—0, 
8.  Dc2  Lc3:  9.  Lc3:  Se4,    10.  0-0-0  a5, 


0    96a.     —     Kurzlebig    erwies    sich 


trotzdem  folgende  Partie  Tartakower— 
Mieses,  Berlin  1920: 

3....  Lb4,  4.  Sf3  Lc3:t  5.  bc  b6? 
(verfrüht.  Zweckmäßig  ist  5. .  . .  d6  oder 
auch  sofort  5.  .  .  .  c5  nebst  d6,  De7 
und  eo). 

6.  d5!  (benützt  sofort  die  Gelegenheit 
aus  der  toten  Bauernpartie  ein  lebhaftes 
Figurenspiel  zu  gestalten.  Eine  ruhige 
Fortsetzung  wäre  etwa  6.  e3  Lb7,  7.  Ld3 
Sf6,  8.  0—0  0—0,  worauf  Weiß-  in  einer 
Partie  Rubinstein— Maröczy,  Teplitz  1922 
mit  9.  a4  nebst  Sf3— d2-b3  dem 
gegnerischen  Plan:  c7-c5  nebst  Sb8-c6-a5 
entgegenzuwirken  versuchte). 

6. . . .  d6,  7.  de  Le6:  8.  Sd4  Ld7  (un- 
günstig wäre  8. . . .  Lc4:  9.  Da4,  bezw. 
8....  Df6,  9.  Lg5!  bezw.  8....  De7,  9. 
Dd3  g6,  10.  Df3),  9.  e4  (falsch  wäre  9. 
Sf5:  Sf5:  10.  Dd5  wegen  10..  .  Df6.  Noch 
energischer  war  aber  vielleicht  9.  g4  fg? 
10.  Lg2  c6,  11.  Sb5). 

9. . . .  Df6?  (gefährlich  9. . . .  fe,  10. 
Dh5t    Kf8!     11.  Dd5    Sa6,    12.  Lg5!    Sf6! 

13.  Lf6:  gf,  14.  Le2  Sc5,  15.  0-0  mit 
Angriff.  Am  besten  war  9. . . .  De7). 

10.  ef  Lf5:  11.  Sf5:  (ebenso  einfach 
als  zwingend)  11....  Df5:  12.  Ld3!  Deöf 
(12....  Df7,  13.  Le4),  13.  Kd2!  Df4t 
(oder  13....  Se7,   14.  Tel!    [14.  Dhöf  g6, 

15.  Df3   Tf8!]    14....   Df6,    15.    Dh5t   g6, 

16.  Dd5    c6,    17.    De4    mit  festem  Griff), 

14.  Kc2  Df2:t  15.  Ld2  Sd7  (Schwarz  ist 
rettungslos  verloren,  z.  B.  15. . . .  Df7, 
16.  De2t!  mit  überwältigendem  Angriff), 
16.  Tfl  Dh4,  17.  Df3.  Aufgegeben,  denn 
auf  17. .  . .  0—0-0  entscheidet  18.  DaSf 
nebst  Lföf. 


—  403  - 


11.  Kbl*  Sa(5,    12.  Kai    Sb4,    13.  Lb4:   ab 
zugunsten  von  Schwarz. 

6 Lb4-d6 

Revozierung  seines  dritten  Zuges,  was 
jedenfalls  keine  logische  Bekämpfung 
des  von  Weiß  gewählten  S  t  e  i  n  i  t  z '  sehen 
Systems  (mit  Ld3,  Sge2,  f3  nebst 
späterem  e3-e4,  vgl.  Partie  Steinitz  — 
Dr.  Tarrasch,  Hastings  1895)  bedeuten 
kann.  Die  „Theorie"  empfiehlt  einfach 
6. . . .  Sf6,  7.  Ld3  0-0  (gekünstelt  statt 
dessen  Partie  Maröczy-Mieses,  Göteborg 
1920:  7.  .  .  .  Sc6,  8.  Dc2  De7,  9.  Sge2 
mit  besserer  Entwicklung  für  Weiß),  8. 
Sge2  und  nun  nach  Malkin  8. . . .  c5!  9. 
0—0  d5!  mit  Ausgleich. 

Die  Idee  des  Textmanövers  ist,  die 
Schattenseite  des  letzten  Zuges  von  Weiß 
(Schwächung  der  Königsstellung)  auszu- 
nützen, während  Rubinstein  im  nach- 
folgenden bestrebt  sein  wird,  die  Licht- 
seiten desselben  (Stärkung  des  Zentrums 
und  Vorbereitung  des  Vorstoßes  e3— e4) 
trotz  des  hin-  und  herwogenden  Kampfes 
im  Auge  zu  behalten  (vergl.  20.  Zug 
von  Weiß!) 

7.  Sgl— h3  Sg8— f6 

8.  Lfl— d3  SbS— c6 

9.  Ddl— e2  0—0 

10.  Tal— dl!  .... 
Eine  weitere  Stärkung  der  Mitte. 

10 a7— a6 

11.  0—0    •  Dd8— e8 

12.  a2— a3  .  De8— h5 

13.  b2— b4  g7— g5 

Weiß  hat  sich  am  Damenflügel, 
Schwarz  aber  am  Königsflügel  mächtig 
aufgebaut. 

14.  c4— c5  Ld6— e7 

In  Betracht  kommt  auch  das  Opfer 
14....  Lh2:t  15.  Kh2:  g4,  16.  fg  fg  mit 
wilden  Verwicklungen,  wenn  Weiß  nicht 
vorzieht,  mittels  17.  Kgl  gh,  18.  Dh5: 
Sh5:  19.  gh  ein  ungefähr  gleichstehendes 
Endspiel  herbeizuführen. 


*)  Eine  tückische  Mittelspiel- 
kombination zeigt  freilich  statt  dessen 
Partie  Löwenborg— Marchand,  Kopen- 
hagen 1916: 

11.  Thgl  Sa6,  12.  Le4:  fe  (logischer 
wäre  12. . . .  Le4:  13.  Db3  Sb4,  14.  Sei 
Dh4),  13.  d5!?  ed,  14.  cd  ef  (richtig  war 
14....  De7),  15.  gf  Tf7,  16.  Lg7:!!  Tg7: 
17.  Tg7:t  Kg7:  18.  Tglf  Kf6,  19.  Dc3t 
Ke7  (19. .  . .  Kf5,  20.  e4t  Kf4,  21.  Tg4±t:), 
20.  De5t  Kf8,  21.  Df4  Ke8,  22.  TgSf 
Ke7,  23.  Tg7t  Ke8,  24.  Df744:. 


15.  Ld3— c4 

16.  Ld2— cl 

17.  b4Xc5 

18.  Lc4— a2 

19.  f3Xg4 


Kg8— h8 
b6Xc5 

Sc6 — a5 
g5 — g4 

Sf6Xg4 


Schwarz  ist  noch  immer  von  seinem 
Angreifernimbus  befangen.  Geboten  war 
die  prosaische  Wendung  19. . . .  Dg4,  20. 
Dg4:  Sg4:  mit  ziemlich  ausgeglichenen 
Chancen. 

20.     e3— e4!  .... 

Dieser  für  die  Partieanlage  charak- 
teristische Durchbruch  kommt  hier  spät, 
aber  doch. 

Von  nun  an  erobert  Weiß  mit  jedem 
Zuge  immer  mehr  Terrain  und  siegt  in 
großem  Stile. 


20. 

.... 

Le7— f6 

21. 

.    e4Xf5 

e6Xf5 

22. 

Sc3— d5 

Ta8— e8 

23, 

De2— f3 

Lf6-g7 

24. 

Df3— g3 
Das  bittere  Muß! 

Lb7Xd5 

25. 

La2Xd5 

Dh5— g6 

Wegen  der  bestehenden  Drohung  26. 
Sh4  nebst  Se6  erzwungen.  Weiß  erobert 
nun  Bauern  nach  Herzenslust,  muß  aber 
noch  sehr  präzise  dem  verzweifelten 
Frontalangriff  des  Gegners  begegnen. 

26.  Sh3— f4  Dg6— f6 

27.  Sf4— h5  Df6— g6 

28.  Sh5Xg7  Dg6Xg7 

29.  Dg3Xc7  Sa5— c6 

30.  Ld5Xc6  d7Xc6 

31.  Dc7Xc6  Te8— e2 

32.  Lei— f4!  Tf8— g8 

33.  Dc6— f3  .... 

Schlecht  wäre  33.  h3  Sf6,  34.  Le5 
wegen  34. . . .  Te5:  35.  de  Se4. 

33 Dg7— e7 

34.  Lf4— d6  .... 

Eine  böse  Übereilung  wäre  33.  Le5t? 
wegen  34 Te5:  35.  de  De5:  zum  Vor- 
teil von  Schwarz. 

34 De7— e6 

35.  d4— d5  De6— e8 

36.  Ld6— g3  Te2— e3 

37.  Tfl — el  Aufgegeben, 

unn 


404 


B)  Stonewallmäßig, 

Partie  Nr.  97. 

Großturnier  zu  Teplitz-Schönau  1922. 
Maröczy.  Tartakower, 

1.  d2— d4  e7— e6 

2.  c2— c4  f7— f5 

3.  Sbl— c3  Sg8— f6 

4.  Si2—Si3  ... 
Um  die  gegnerische  Läuferentwickiung 

Lb4  zu  verhindern  und  unter  Umständen 
am  Damenflügel  operieren  zu  können. 

Üblicher  ist  die  Fortsetzung  der 
Entwicklung  durch  4.  e3  etwa  mit  der 
Folge  4. . . .  bö  (oder  auch  gleich  4. . . . 
Lb4,  5.  Ld2),  5.  Ld3  Lb7,  6.  f3  (von 
Steinitz  statt  6.  SfS  empfohlen)  6. . . .  Lb4 
(schwerfälliger,    da  zeitraubender   ist  die 

Doppelfianchettierung  6 g6  nebst  Lg7. 

in  Betracht  kommt  aber  auch  der  Gegen- 
stoß  6 c5.     Auf   den   Aljechin'schen 

Seitenausfall   6 Sh5  geschah  in  einer 

Lokalturnierpartie  Sprecher— Inzenhofer, 
Nürnberg  1921:  7.  Dc2  Sc6,  8.  Df2  mit 
schöner  Stellung  für  Weiß). 

7.  Sge2  0—0,  8.  0-0  c5!  (schwächer 
Partie  Steinitz— Tarrasch,  Hastings  1895: 
8....  Sc6,  9.  e4!  fe,  10.  fe  e5,  11.  Sd5 
mit  Stellungsvorteil  für  Weiß). 

9.  Ld2  d5!  mit  etwa  gleichem  Spiel.  — 

Ohne  besondere  Nachhaltigkeit  ist 
die  von  Marshall  bevorzugte  Fortsetzung 
4.  Lg5,  vgl.  Partie  Capablanca-Tartakower, 
New-York  1924,  mit  Zugumstellung: 

4 Le7  (schärfer  ist   4 Lb4,   5. 

Db3  c5),  5.  e3  0—0,  6.  Ld3  b6  (in  einer 
Stichpartie     Plönnings— Richter,      Berlin 

1921,   geschah    mit    gutem    Erfolg    6 

d6  nebst  Sbd7,  vergl.  hingegen  Partie 
Bogoljubow— Tartakower,  Göteborg  1920: 
6. . . .  d6,  7.  Dc2  g6,  8.  Sf3  Sc6,  9.  a3  e5, 
10.  de!  de,  11.  0-0-0  Ld7,  12.  c5!  mit 
überlegenem  Terrain  für  Weiß),  7.  Sf3! 
Lb7,  8. 0—0  (etwas  schärfer  P.  Tartakower- 
Strobl,  Wien  1921:  8.  Dc2)  8...  De8 
(verwegen  Partie  Marshall— Tartakower, 
New-York  1924:  8.  . . .  Se4,  9.  Le7:  De7: 
10.  Le4:  fe,  11.  Sd2  Dh4  [11....  d5,  12. 
Db3!],  12.  Sce4:!  Sc6  usw.  —  Ungünstig 
jedenfalls  Partie  Marshall— Schwitzer, 
St.  Louis  1904:  8. . . .  a6,  9.  Tel!  mit  Ent- 
wicklungsvorsprung. —  In  Betracht  kommt 
8....  d6  oder  auch  sofort  8....  c5 
nebst  d6). 

9.  De2  Se4!  (nun  geschieht  dieses 
Entfesselungsmanöver  zur  rechten  Zeit), 
10.  Le7:  Sc3:  11.  bc  De7:  12.  a4  Lf3: 
13.  Df3:  Sc6,  14.  Tfbl  Tae8  und  Schwarz 
steht  sehr  gut.  — 

4 Lf8— e7 


Phlegmatische  Fortsetzung  der  Ent- 
wicklung. Auf  4.  . .  .  b6  geschah  in  einer 
Partie  Krüger— Zander,  Bad  Oynhausen 
1922  in  flottem  Stile:  5.  Lf4  d6,  6.  Dc2 
Lb7,  7.  0-0-0  Le7,  8.  f3!  0-0,  9.  Sh3 
Dc8  (9....  Sbd7,  10.  Sg5),  10.  e4  mit 
unklarem  Spiel,  solider  jedoch  zweite 
Wettpartie  John  — Mieses,  Leipzig  1917: 
5.  e3  Lb7,  6.  Sf3  Se4,  7.  Dc2  g6,  8.  Ld3 
Sc3:  (besser  8. . . .  d5),  9.  bc  c5,  10.  e4 
Lg7,  11.  Lf4  d6,  12.  d5  mit  nunmehrigem 
Stellungsvorteil  für  Weiß,  da  Lb7  bis 
auf  weiteres  kaltgestellt  wurde. 

5.  e2— eS  0—0 

6.  Lfl— (13  d7— d5 

Wie  die  Folge  zeigt,  birgt  diese  nach- 
trägliche Stonewall-Behandlung  große 
Offensivmöglichkeiten  in  sich. 

Übrigens  würde  jetzt   6 b6  nebst 

Lb7  schon  zu  spät  kommen,  um  den 
weißen  Befreiungsstoß  e3— e4  zu  ver- 
hindern. 

7.  Sgl— f3  .... 

Da  beide  Teile  innerhalb  der  Bauern- 
ketten frei  lavieren  wollen,  sieht  hier  die 
Flachentwicklung  7.  Sge2  etwas  armselig 
aus,  z.  B.  Partie  Löwy-Albin,  Wien  1905: 
7....  c6,  8.  f3  Ld6,  9.  c5  Lc7,  10.  f4 
SbdT,  11.  b4  Se4,  12.  Le4:  fe  und  Schw. 
steht  vorzüglich. 

7 c7— c6 

Schwarz  will  im  Sinne  der  Eröffnungs- 
anlage den  Springer  auf  e4  spielen,  was 
vorläufig  noch  wegen  8.  cd  ed,  9.  Db3 
(mit  doppeltem  Angriff  auf  d5  und  e4) 
unvorteilhaft  wäre. 

8.  0—0  Sf6— e4 

9.  Ddl— c2  .... 

Weiß  will  kämpfen.  Farbloser,  dafür 
aber  einfacher  war  es,  seinerseits  den 
Königsspringer  auf  e5  festzusetzen.  Also 

9.  Se5,  z.  B. 

a)  9....  Sd7,  10.  Sd7:  Ld7:  11.  f3 
Sc3:  12.  bc  mit  etwa  gleichem  Spiel, 
wenn  auch  der  weiße  Damenflügel 
Schwächen  aufweist.  —  Oder 

b)  9. . . .    Ld6,    10.   f4   (unsolid  wäre 

10.  f3  Sc3:  11.  bc  Le5:  12.  de  Sd7,  13. 
f4  Sc5  usw.)  Gegen  Stonewall  bildet 
eben  der  Gegenstonewall  immer  die  be- 
quemste Erwiderung,  immerhin  bleibt 
Schwarz  dabei  insofern  im  Vorteil,  als 
ihm  die  Reserveentwicklung  Sb8-d7-f6-e4 
zwecks  Verstärkung  seines  vorgeschobenen 
Postens  zu  Gebote  steht. 

9 Le7— d6 

Das  Sturmzeichen!  Dieser  Läufer  ist 

im  Stonewall  immer  die  gefährlichste 
Angriffsfigur. 


405 


10.  b2— b3  Sb8— d7 

11.  Lei— b2  .... 

Im    Vertrauen  auf   seine   feste    Lage 
behandelt  Weiß  die  Partie  rein  positionell, 

während    dagegen  Schwarz   die  Stellung 

als    ein    Problem:  Matt    in    20  Zügen!!! 
auffaßt. 


11 


Tf8— f6! 


Ein  kühnes  Beginnen,  solch  eine  un- 
gelenkige Masse  in  den  Kampf  durchzu- 
zwängen.   Anderseits  ist  es  sehr  fraglich, 

ob  das  Angriffssystem    11 Df6  nebst 

g7— gö— g4  unter  Verzicht  auf  die  Mit- 
wirkung des  Turmes  zum  vollen  Erfolg 
führen  könnte. 

12.    Tfl— el  .... 

Ein  tief  erdachtes  Verteidigungs- 
manöver (Freimachung  des  Feldes  fl  für 
den  Sf3  oder  den  Ld3),  was  sich  freilich 
in  späterer  Folge  als  ein  unsicheres 
Sicherungsverfahren  erweist. 

Die  große  Frage  ist,  ob  Weiß  die 
ihm  anscheinend  gebotene  Gelegenheit 
zu  12   Se5  benützen  sollte,  z.  B. 

a)  12....  Se5:  13.  de  Le5:  14.  Se4: 
Lb2:  (mit  14. . . .  de,  15.  Le5:  ed,  16.  Dc3 
oder  14....  fe,  15.  Le5:  Tf5:  16.  Le4: 
würde  Schwarz  jedenfalls  keinen  Vorteil 
erlangen.  Nichts  Durchschlagendes  ergibt 
auch  das  Opfer  14....  Lh2:t  15.  Kh2: 
Th6t  16.  Kgl  Dh4,  17.  f3),  15.  Sf6:t 
Df6:  16.  Ta2  Le5,  17.  f4  Ld6  mit  etwa 
gleichen  Aussichten. 

b)  12....  Le5:  13.  de  Se5:  14.  Sd5:! 
(noch  zwingender  als  14.  Se4:  fe,  15.  Le5: 

Tf5,    16.    Le4:)    14 ed   (ungenügend 

wäre  14....  Sd3:  15.  Sf6:t  gf,  16.  Tadl 
Sec5,  17.  b4  Db6,  18.  bc  und  gewinnt), 
.15.  Le5:  und  Weiß  steht  überlegen.  — 
Ungemütlicher  gestaltet  sich  jedoch  seine 
Lage,  wenn  Schwarz  auf  zweimaliges 
Schlagen  auf  e5  verzichtet  und  mit  13.... 
Th6   (statt    13....    Se5:)   fortsetzt,    z.    B. 

14.  Se2  Dh4,    15.  h3  g5   (zahmer    15 

Sg5,  16.  Sf4),  16.  cd  cd!  17.  Dc7  g4, 
bezw.  17.  f3  Sg3  mit  herumwühlenden 
Chancen. 

c)  Sehr  stark   ist  auch   sofort   12 

Th6,  13.  f4  (fatal  13.  f3  Se5:  14.  de  Le5:) 

13 Le5:     (verlockend    wäre     sofort 

13....  Dh4,  14.  g3  Sg3:  15.  hg  Dhlf  16. 
Kf2  Th2t  17.  Kel  Tc2:!  18.  Thl:  Tb2: 
mit  Vorteil,  Weiß  antwortet  aber  15.  Sf3! 
Dg4,  16.  hg  Th3,  17.  Sh2  und  gewinnt), 
14.  fe  Dh4,  15.  h3  Sg5  mit  vielver- 
sprechendem Angriff.  — 

Wie  man  also  sieht,  hätte  zwar  Weiß 
(nach  12.  Se5)  die  volle  Abwicklung  auf  e5 
nicht  zu  fürchten,  dafür  aber  viele  andere 
Sorgen  zu  überstehen! 


12 Tf6— h6 

13.  g2-g3  

Schwarz  drohte  bereits  durch  die 
bekannte    Opferwendung     13. . . .    Lh2:t 

14.  Sh2:  Dh4  zu  gewinnen. 

13 Dd8— f6 

14.  Ld3— fl  .... 
Der  Konsolidierungsversuch    14.   Sd2 

(als  Präventivmaßnahme  gegen  das 
drohende  g7— g5— g4)  würde  das  leicht- 
beschwingte Opfer  14....  Sf2:!  15.  Kf2: 
Th2:t  16.  Kgl  (16.  Kf3  Dg5)  16....  Lg3: 
nebst  Dh4  mit  baldigem  Matt  zur  Folge 
haben.  Weiß  muß  also  zu  einer  Reserve- 
idee seines  vorletzten  Zuges  greifen,  um 
die  gelockerte  Königsstellung  zu  schützen. 

14 g7--g5 

15.  Tal—dl  .... 

Weiß  unterschätzt  die  gegnerische 
Opferpolitik.  Verhältnismäßig  am  besten 
war  es,  die  schon  beim  vorigen  Zuge 
angestrebte  Verteidigungsstellung  mit  15. 
Lg2  und  Sd2  nebst  Sfl  zu  erreichen,  denn 
nach  15. . . .  g4,  16.  Sd2  ist  das  Opfer 
16....  Sf2:  17.  Kf2:  Th2:  wegen  18.  Sfl 
unzureichend.  Auch  16.  ...  Dg6,  17.  Sfl 
Sdf6,  18.  Se2  sowie  16....  Sd2:  17.  Dd2; 
Dg6,  18.  f4  ergibt  Verteidigungsmöglich- 
keiten für  Weiß. 

Freilich  würde  aber  sein  Gegner  auf  15. 
Lg2  am  nachhaltigsten  mit  15. . . .  Dg6 
nebst  Dh5  und  Sd7— f6— g4  fortsetzen. 

15 g5— g4 

16.  Sc3Xe4  .... 
Notwendig,  da  auf  16.  Sd2    neuerlich 

das  Springeropfer:  16....  Sf2:!  17.  Kf2: 
Th2:t  18.  Lg2  Lg3:t!  mit  Entscheidung 
und  auf  16.  Sh4  natürlich  das  Qualitäts- 
opfer 16.  .  .  .  Th4:  mit  Demolierung 
folgen  würde. 

16 f5Xe4 

17.  Sf3— d2  .... 


%      y/m. 


17. 


Th6Xh2!! 


—  406 


„Eine  wahrhaft  geniale  Intuition" 
[Zander  in  den  „Deutschen  Schachblättern"]. 
Es  ist  einleuchtend,  daß  der  an  der 
Spitze  marschierende  Meister  ein  solches 
Opfer  nur  nach  genauer  Durchrechnung 
aller  Möglichkeiten  bringen  konnte. 
[Dr.  Tartakower  im  „Teplitz-Schönauer 
Anzeiger"].  „Ein  Turmopfer  von  seltener 
Kühnheit!  Erst  im  24.  Zuge  wird  man 
sehen,  wie  weit  der  Führer  der  Schwarzen 
hätte  rechnen  können"!  [Dr.  Tarrasch 
in  „Kagans  Schachnachrichten"].  „Durch 
den  Schönheitspreis  verlockt,  bringt  Dr. 
Tartakower  ein  kühnes  Turmopfer,  das 
lebhafte  Erinnerungen  an  die  Zeit 
Anderssens  und  Morphy's  erweckt". 
[Grünfeld  im  Turnierbuch].  —  Soweit  die 
Kenner! 

Trotz  des  noch  unentwickelten  eigenen 
Damenflügels  ist  dieses  Turmopfer 
sonderbarerweise  (dank  der  feinen  Ver- 
wendungsmöglichkeit des  Sd7-f6!-h5-g3) 
von  durchschlagender  Kraft.  Er  zertrümmert 
die  feindlichen  Königsbastionen,  die  Weiß 
bei  ruhiger  Entwicklung  des  Gegners 
(durch  St8,  Ld7,  Sg6,  Tf8  usw.)  recht- 
zeitig zu  konsolidieren  hoffte,  z.  B.  17.... 
Sf8,  18.  Lg2  Sg6,  19.  Sfl  Ld7,  20.  Te2 
Tf8,  21.  b4  und  Weiß  hat  wenig  zu 
fürchten. 

18.  KglXli2  .  .  ,  . 
Weiß   muß   das   splendide  Opfer  an- 
nehmen,  da  z.  B.   auf  18.   Se4:   zunächst 
Dh6  mit  Mattdrohung  folgen  würde. 

18 Df6Xf2t 

19.  Kh2— hl!  .... 
Weiß    verteidigt   sich    fein.    Auf    19. 

Lg2  würde  weder  19....  DgSif,  noch 
19....  Lg3:t  20.  Khl  Df6!  21.  Te2  Lf2! 
22.  Tf2:!  Df2:  usw.,  sondern  am  nach- 
haltigsten dieselbe  Pointe  wie  in 
der  Partie,  nämlich  das  ruhige  Heranziehen 
des  Springers  (Sd7-f6-  event.  h5)  zum 
Ziele  führen,  da  Weiß  sich  noch  2—3 
Züge  lang  nicht  gut  rühren  kann. 

Also  z.  B.  19.  Lg2  Sf6!  20.  Dc3 
(nicht  20.  Se4:  wegen  20....  Lg3:t! 
und  erst  dann  Dc2:)  20.  .  .  .  Dg3:t  21. 
Kgl  Dh2t  22.  Kfl  Sh5,  23.  Se4:  (sonst 
23. . . .  Ld7  nebst  Tf8t)  23. . . .  de,  24.  d5 
e5,  25.  de  SgSf  26.  Kf2  Le6  und  gewinnt. 

19 Sd7— 16!! 

Die  Pointe  des  Turmopfers.  Auf  so- 
fortiges 19 Dg3:,  was  gewiß  näher  lag, 

würde  20.  Sbl  die  weiße  Dame  zur 
Verteidigung  auf  der  zweiten  Reihe  mobil 
machen,  während  nun  sich  der  ungelenkere 
Turm  (Tel)  hiezu  hergeben  muß. 

20.  Tel— e2  Df2Xg3 

21.  Sd2— bl  .... 


Auf  21.  Dc3  würde  auch  21. . . .  Sh5 
folgen,  z.  B.  22.  Tg2  Dh4t   23.  Kgl  Sg3, 

24.  Th2  Dg5,  25.  Tf2  Sf5  mit  ent- 
scheidenden Drohungen. 

Interessant  ist  übrigens,  daß  Weiß 
trotz  der  Rückkonzentrierung  seines  letzten 
Zuges  noch  immer  in  der  Entwicklung 
erhebl  ich  voraus  ist! 

21 Sf6— h5 

Auf  21. . . .  Dh4t  würde  22.  Th2!  den 
schwarzen  Angriff  zum  Stillstand  bringen. 

22.  Dc2— d2  .... 

Deckt  den  Be3.  Nach  22.  Tg2  könnte 
sich  Schwarz  sogar  auf  22. . . .  Dh3t  23. 
Kgl  Ld7!  U.  Te2  Dg3t  25.  Tg2 
De3:t  26.  Df2  Df2:t  einlassen,  denn 
seine  4  Bauern  sind  ein  vollwertiger 
Ersatz  für  den  geopferten  Turm,  zumal 
die  weißen  Figuren  nicht  recht  zum  Ein- 
greifen gelangen. 

22 Lc8--d7! 

Ein  stiller  Zug  nach  dem  andern!  Es 
wirkt  geradezu  aufreizend,  daß  Schwarz 
trotz  des  Minusturmes  Muße  hat,  sich  in 
aller  Seelenruhe  weiter  zu  entwickeln. 

Ungenügend  wäre  Df3t  (sowie  auch 
Dh4t)  wegen  23.  Kgl. 

23.  Te2— f2  .... 

Um  zu  verhindern,  daß  Schwarz  mit 
Tf8  seine  Entwicklung  vollendet.  Wenig 
Entlastung  würde  bringen  23.  Del  wegen 
23. . . .  Df3t  (23. . . .  Tf8,  24.  'Sd2),  24.  Tg2 
Dh3t  (24....  Lg3,  25.  Sd2!  Unklarer  ist 
ferner  die  (jewinnmöglichkeit  nach 
24. . . .  Sg3:  25.  Kgl  Sfl :  [sonst  26.  Sd2],  26. 
Dfl:  De3:t  27.  Df2  Df2:  [27....  Dg5, 
28.  Lcl],28.  Kf2:Tf8t  29.  Ke2  h5),  25.  Kgl 
Tf8,  26.  Sd2  Lg3  (nicht  26. . . .  Sg3?  wegen 

27.  Th2  bezw.  26. . . .  Tf3  wegen  27.  Sf3: 
ef,  28.  Tc2),  27.  Tg3:  Dg3:t  28.  Dg3: 
Sg3:  29.  Lc3  Sf5,  30.  Tel  h5  und  die 
schwarze  Bauernmasse  rückt  bedrohlich 
heran,  während  der  weiße  Figurenknäuel 
unbehilflich  dasteht. 

23 Dg3— h4t 

24   Kill— gl  .... 

Bezüglich  des  Besänftigungszuges  24. 
Th2  vergl.  die  Anmerkung  zum  nächsten 
Zuge  von  Weiß. 

24 Ld6— g3! 

Endlich  erscheint  ein  grausamer  In- 
kassant, der  seine  Rechte  fordert.  Viel 
unklarer  wäre  24 . . .  Sg3  wegen  etwa  25. 
Th2    Dg5,    26.   Lei    Sf5,    27.   Sc3    Lh2:t 

28.  Dh2:  g3,  29.  De2  Sh4,  30.  Lg2  nebst 
Tf  1  und  auch   der  Gewinnplan  24 g3, 

25.  Tg2  Ta8— f8— f6— h6  würde  auf  manche 
Widerstände  stoßen. 

25.    Lb2— c3  .... 


4:J7 


Weiß  ist  bereits  genötigt,  die  Qualität 
zu  geben,  denn  25.  Tg2  ergäbe  nach 
25. . . .  Tf8,  26.  De2  Tf3,  27.  Lc3  Ld6,  28. 
Lei  (sonst  Th3)  g3,  29.  Sd2  Dg4  nebst 
Sg7  und  Sf5  eine  für  ihn  unhaltbare 
Stellung.    Besser    könnte  aber  vielleicht 


diese  Rückgabe  durch  25.  Th2  erfolgen, 
obwohl  Schwarz  auch  dann  nach  etwa 
25....  Lh2:t  26.  Dh2:  Dg5  (unklar 
26....  Dh2:t  27.  Kh2:  TfS,  28.  Lg2  Tf2, 
29.  Td2),  27.  Lei  g3,  28.  Dhl!  Kh8! 
(zwecklos  28. . . .  TfS  wegen  29.  Le2  nebst 


Tfl),  29.  Le2  Sf6,  30.  Tfl  Tg8,  31.  Tf4  e5, 
32.  de  De5:  33.  Dh4  Tg6,  34.  Ld2  d4,  35. 
ed  Dd4:t  36.  Kg2  Db2  usw.  Herr  der  Lage 
bleibt. 

Die  Idee  des  Textzuges  ist,  den  Läufer 
nach  el  zu  bringen,  was  sich  aber  gerade 
als  fatal  erweist. 


25. 
26. 
27. 


Lg3Xf2t 
g4-g3 
Ta8— f8 


Dd2Xf2 
Df2— g2 

Nun  erst  ist  die  schwarze  „Ent- 
wicklung" einigermaßen  vollendet.  Schon 
droht  natürlich  28....  Tf2,  29.  Dhl  Th2 
mit  Damengewinn. 


408 


28.  Lc3— el  .... 

Verhindert  die  vorerwähnte  Drohung, 
stellt  sogar  durch  scheinbares  Figurver- 
sehen (siehe  nächste  Anmerkung)  eine 
nette  Falle,  gibt  aber  dem  opferlustigen 
Gegner  Gelegenheit,  zu  einem  entschei- 
denden Schlag  auszuholen. 

Freilich  geht  die  weiße  Partie  auch 
nach  28.  Dhl  Dg5,  29.  Tel  Tf2,  30.  Lg2 
Sf6,  31.  Sd2  h5,  32.  Sfl  h4,  33.  Lb4  e5! 
34.  de  Sg4,  35.  Ld6  Tflrf!  36.  Lfl:!  Sh2! 
37.  Lg2  Lg4    sowie    nach    28.    Td2  Tf3, 

29.  Te2  Dg5,  30.  Ld2  (30.  Lei  Sf6!)  30.... 
Sf6,  31.  Sc3  Sg4,  32.  Sdl  Sh2,  33.  Tel  h5, 
34.  Le2  h4!  usw.  verloren. 

28 Tf8Xflt!! 

Schön  und  zwingend!  —  Häßlich 
und  schwach  wäre  dagegen  der  Rück- 
gewinn der  Figur  durch  28 Dh2t   29. 

Dh2:  ghf  30.  Kh2:  (30.  Kg2  Tf  1 :)  Tfl: 
wegen  31.  Sd2  Tf8,  32.  Lh4und  der  wieder 
befreite  Weiße  bemächtigt  sich  der  Führung, 
wobei  das  materielle  Plus  des  Gegners 
(ein  doppelt  gestoppter  und  ein  streng 
isolierter  Plänkler!)  gar  nicht  in  die  Wag- 
schale fällt!  — 

Unwürdig  und  verschwommen  wäre 
ferner  die  Vorbereitung  des  Textopfers 
durch  28. .  . .  e5  wegen  29.  Td2  ed,  30.  Tf2! 
usw. 

29.  KglXfl!  e6— e5 

30.  Kfl— gl  .... 

Ein  amüsantes  ,,Bindungs-  und  Ent- 
fesselungsspiel" ergibt  das  sofortige  30. 
Lg3:  worauf  nämlich  30. .. .  Sg3:t31.Kf2 
Lg4!  32.  Tel  (bezw.  32.  Dg3:  DgSf  33.  Kg3: 
Ldl :  mit  2  Bauern  plus  im  Endspiel)  Se2t 
33.  Kfl  Kh8  nebst  Lh3  mit  Damengewinn 
folgt. 

Eine  noch  pikantere  Wendung  ergibt 
der  Fluchtversuch  30.  Ke2  Lg4t  31.  Kd2 
Dh2!  32.  Dh2  gh    und   Schwarz   gewinnt. 

30 Ld7— g4 

Dieser  zweite,  bisher  so  schüchterne 
Inkassant  erweist  sich  noch  unerbittlicher 
als  der  erste. 

31.  LelXg3  .... 
Auf  31.  Td2  folgt   31....   ed!   32.   ed 

Lf3,  33.  Lg3:   Sg3:   34.    Dh?   Dh2:t   (am 
einfachsten),  35.  Th2:!  Se2  ,    nebst  Sd4: 
mit  leicht  gewonnenem  Endspiel  (3  Bauern 
für  die  Qualität). 
31 Sh5Xg3 

32.  Tdl— el  Sg3— f5! 

33.  Dg2— f2  Dh4— g5 

34.  d4Xe5  .... 
Psychologie  des  „Wenn  schon,  denn 

schon!"  Auf  34.  Kfl,  was  jedenfalls 
etwas  mehr  Zähigkeit  aufwies,   folgt   am 


energischesten    34 Dh5,  35.   Dgl    (es 

drohte  35. . . .  Dhlf  36.  Dgl  Sg3t  nebst 
Matt.  Falls  35.  Kgl,  so  Sh4)  35....  Dh4 
(droht  Sg3t  nebst  Se2),  36.  Sc3  Sg3t 
37.  Kg2!  Shl!  38.  Kfl  Df6t  und  Matt  in 
zwei  Zügen. 

34 Lg4— f3t 

35.  Kgl— fl  Sf5— g3t 

Weiß  gibt  auf   (36.  Kgl  Shlf). 

Eine  gediegene  Positionspartie.  —  Es 
ist  wohl  ein  Unikum,  daß  man  im  ernsten 
Turnierspiel  eine  massive  Figur  bei 
eigener  unentwickelter  Stellung  opfert,  um 
dann  erst  nach  einer  Reihe  sti  1 1er  Züge 
seinen  Vorteil  klarzustellen,  wobei  sich 
dieser  verwegene  Gewinnweg  als  der 
einzig  richtige  erweist.  —  Die  Partie  wurde 
mit  einem  Belobungsschreiben  von  Dr. 
Tarrasch  ausgezeichnet. 

C)  Staunton-Gambit. 

Partie  Nr.  98. 

Dritte  Matchpartie,  Rotterdam  1920. 

Reti.  Euwe. 


1.     d2— d4 


f7— f5 


2.  e2— e4  .... 
Im  Zeichen  der  Schärfe.   Fragwürdig 

ist  jedenfalls  Krejcik's  Gambit  2.  g4 
sowie  auch  das  sogenannte  „schwedische 
Gambit"  2.  Sc3  Sf6,  3.  g4,  vergl.  Partie 
Spielmann— Mieses,  Berlin '1920:  3.... 
d5!  4.  g5Se4,  5.  Se4:  fe,  6.  f3  Lf5,  7.  Lg2 
e6,  8.  fe  de.  Schwarz  steht  bereits  besser 
und  gewann  in  glänzendem  Stile. 

Apart  ist  an  der  Textstelle  Dr.  Göring's 

2.  Lg5,  worauf  die  unbefangene  Entwick- 
lung  2 Sf6   zu   empfehlen    ist,   sowie 

der  von  Alapin  in  der  „Neuen  Wiener 
Schachzeitung"  1923  vorgeschlagene  Aus- 
fall 2.  Dd3,  dem  etwa  durch  2. . . .  d5  di  ^ 
Spitze  abgebrochen  werden  kann. 

2 f5Xe4 

3.  Sbl— c3 

Ganz  ungewöhnlich  geschah  in  einer 
Partie   Tartakower— Mieses,    Haag    1921: 

3.  f3  d5  (oder  auch  3. . . .  e6,  4.  c4.  Ge- 
fährlich 3.  .  .  .  ef,  4.  Sf3:),  4.  c4  e6!  5 
Sc3  Lb4!  (schwächer  Partie  Schweiger— 
Tartakower,  Budapest  1921:  5....  Sf6. 
6.  Lg5  Lei,  7  Dd2),  6.  Dc2  Sf6,  7.  Lg5 
c5!  8.  cd  cd,  9.  Da4t  Kf7!  mit  sehr  ver- 
wickeltem Spiel. 

3.     ....  Sg8— f6 

Beac  tenswert  ist  eines  Londoner 
Spielers  Dr.  Duncan's  Idee,  schon  hier 
3. . . .  g6  zu  spielen,  um  sich  im  Falle 
von  etwa  4.  Se4:  (schärfer  ist  wohl  4.  f3) 
4. . . .  d5,  5.  Sg3  Sc6!   6.  c3  Sf6  bezw.  6. 


409  — 


Sf3  Lg4  usw.  die  rasche  Mobilisierung 
des  Damenflügels  behufs  eventueller  langer 
Rochade  vorzubehalten. 

4     Lei  — g5  ,  .  .  . 

Am  üblichsten.*)  Verfrüht  ist  4.  f3  ef! 

(wegen    4.  .  .  .    d5,   5.     Lg5   Sc6,    Partie 

Teichmann— Mieses,   Teplitz   1922,   vergl. 

nächste    Anmerkung),    5.  Sf3:  d5!    (nach 

5 e6,   6.  Lg5  Le7,   7.  Ld3  b6,  8.  Se5 

hat  Weiß  bekanntlich  ein  sehr  starkes  An- 
griffsspiel), 6.  Lb3  Lg4,  7.  0-0  Sc6  zu- 
gunsten von  Schwarz.  (Partie  Blackburne— 
Bird,  London  1899.) 

4 g7— g6 

Sehr  gediegen.  Ein  Fehler  ist  bekannt- 
lich 4.  .  .  .  d5?  wegen  5.  Lf6:  ef,  6.  Dhöf 
g6,  7.  Dd5:  Unfreundlich  ist  4.  .  .  .  e6 
wegen  5.  Se4:  (schwächer  5.  Lf6:  Df6: 
6.  Se4:  Dh6!)  Le7,  6.  Lf6:  Lf6:  7.  Sf3 
mit  starker  Ausfallsstellung  gegen  die 
schwarze  Königsecke  (vergl.  mit  Zug- 
umstellung die  bekannte  Freipartie 
Eduard    Lasker— Thomas,    London  1912: 

7 b6,  8.  Se5  0-0,   9.  Ld3  Lb7  [besser 

9 Le5:  10.   de   Dh4],   10.  Dh5   De7? 

[besser  10.  .  .  .  Le5:],  11.  Dh7:t!!  nebst 
Matt  in  sieben  Zügen). 

Auf  4.  .  .  .  c6  folgt  nach  Dr.  Laskers 
Muster  5.  f31  (schwächer  5.  Lf6:  ef,  6.  Se4: 
Db6!  7.  De2  [7.  Tbl!]  Db2:  8.  Sdöf  Kd8), 
5. . . .  Da5  (Kabel-Jacobs  1901 :—  Gefährlich 
Partie  Lasker— Pillsbury,  Paris  1900:  5. . . . 


*)  Beachtenswert  ist  aber  hier  4.  g4. 
Jn  einer  Partie  Meergrün— N.,  London 
1924,  folgte:  4....  d5  (bedenklich  sieht 
4....  h6,  5.  g5  hg,  6.  Lg5:  mit  weiterer 
Aufrüttelung  des  schwarzen  Königsflügels 
.aus.  Am  zweischneidigsten  dürfte  sich  der 

Kampf  nach  4 e6,   5.  g5  Sd5,  6.  Se4: 

tisw.  gestalten),  5.  g5  Sg8  (nicht  5. . . .  Sg4 
wegen  6.  h3  mit  Springergewinn.  Vorzu- 
ziehen war  jedenfalls  zunächst  5 Lg4, 

6.  Le2  Le2:  7.  De2:  Sg8),   6.  f3!  ef  (oder 

auch  6 Lf5,  7.  fe  de,  8.  Lc4  usw.  mit 

idealer  Angriffsstellung  für  Weiß),  7.  Df3:! 
,e6,  8.  Ld3  g6,  9.  Sge2  Lg7,  10.  0-0  De7, 
11.  Lf4  c6,  12.  Dg3!  Sa6  (immerhin  besser 
als  12. . . .  Sd7,  13.  Ld6  Dd8,  14.  Df4!  mit 
Kurzschluß),  13.  Ld6  Dd7,  14.  Df4!  (dieses 
Changieren  zwischen  Linien-  und  Dia- 
gonaldruck ist  von  durchschlagender 
Kraft.  Verfehlt  wäre  übrigens  14.  De5!? 
wegen  Sh6)  14....  Kd8  (es  drohte  15. 
Df8t),  15.  La6:!  ba,  16.  Le5!  (hält  die 
effektive  Blockade  aufrecht.  Wenn  sofort 
16.  Sa4,  so  16. . . .  e5)  16. . . .  Ke8,  17.  Sa4! 
De7,  18.  Ld6  e5,  19.  de  De6,  20.  DfSfü 
Lf8:  21.  Tf8:t  Kd7,  22.  Sc5#.  „Eine 
scharfe  Partie  von  überzeugendem  Werte", 
bemerken  „Rotterdamsch  Schacknieuws". 


ef,  6.  Sf3:  e6  [bezw.  Partie  Pillsbury— 
Lewin,  Hannover  1902:  6.  .  .  .  d5,  7.  Ld3], 

7.  Ld3  [noch  stärker  zunächst  7.  Lf6:] 
Le7,  8.  Se5  mit  gutem  Angriff  für  Weiß. 
Ungünstig  Partie  Schlechter— Albin,  Wien 
1900:  5.  .  .  .  e3,  6.  Le3:  d5,  7.  Ld3  sowie 
Partie  Johner— Löwenborg,  Kopenhagen 
1924:    5.  .  .  .    d5,    6.   fe   de,    7.  Lc4  Lg4, 

8.  Dd2  Sbd7,  9.  h3  Lh5,  10.  Sge2  Da5, 
11.  Le6  h6,  12.  Le3  mit  Stellungsvorteil 
von  Weiß). 

6.  Dd2!  (schwächer  6.  Lf6:  ef,  7.  fe 
d5  [zwingender  als  sofort  7.  .  .  .  Lb4,  8. 
Dd2],  8.  ed  Lb4!)  6. . . .  e3  (oder  6. . . .  d5, 

7.  fe  de,  8.  Se4:  bezw.  6.  .  .  .  ef,  7.  Sf3: 
d6,    8.  Ld3    bezw    6 e5,    7.  Lf6:  gf, 

8.  fe  mit  besserem  Spiel  für  Weiß). 

7.  Le3:  (noch  besser  nach  Schlechter 
7.  De3:)  7.  .  .  .  e5  (oder  7.  .  .  .  e6,  8.  Ld3 
nebst  Sge2  und  0-0),  8.  de  De  5:  9.  0-0-0 
d5,  10.  Tel  (gut  genug  Partie  Freymann— 
Forgacs,  Petersburg  1909:  10.  Lf4  Df5, 
IL.Telt  Kf7,  12.  Ld3  Dd7,  13.  Sh3)  10.... 
Kf7,  11.  Lf4  oder  11.  Ld3  mit  nachhaltigem 
Liniendruck. 

Von  Mieses  stark  protegiert  wird  an 
der  Textstelle  4.  .  .  .  Sc6  z.  B.: 

a)  Partie  Rubinstein— Mieses,  Göte- 
borg 1 920:5.  f3d5!  (weit  seh  wacher  Stamm- 
partie Johner— Jaffe,  Karlsbad  1911:  5 — 
ef,  6.  d5),  6.  fe  (oder  mit  Zugumstellung 
Partie  Teichmann— Mieses,   Teplitz  1922: 

6.  Lf6:  ef,  7.  fe  de,  8.  d5  Se5,  9.  Dd4 
[9.  Se4:?  De7!]  Ld6,    10.    Se4:    0-0    mit 

Stellungsvorteil    für  Schwarz)   6 Se4: 

(schwächer  6....  de,  7.  d5Se5,  8.  Sge2!), 
7.Se4:de,8.d5Se5,9.Dd4Sf7,10.Lf4(besser 
war  10.  Le3,  worauf  etwa  10. .  . .  c6,  1 1.  Lc4 
Sd6,12.Lb3cd,13.Ld5:[13.Dd5:e6,  14.La4t 
Kf7]  e6,  14.  Lb3  Dh4t,  15.  g3  Df6  mit 
Behauptung  des  Mehrbauern  folgen  könnte) 
10....  c6,  11.  Lc4  e6!  (falsch  wäre  11.... 
b5,    12.  Lb3  c5?    13.  Dc5:  e5,    14.  d6  ef, 

15.  Dc6t  Ld7,  16.  De4:t  usw.),  12.  d6 
(verhältnismäßig  am  besten  war  12.  De4: 
Da5t  [12....  cd?    13.  Lb5t],   13.  Ld2  cd, 

14.  La5:  de,  15.  0-0-0  mit  Entwicklungs- 
ersatz  für  den  Bauern)    12 Ld6:    13. 

Ld6:  Dd6:   14.  Dg7:  Db4t  15.  Dc3  Dc3:t 

16.  bc  Sd(  17.  Le2  (17.  Lb3  c5!)  17....  e5! 
18.  Lh5t  K^\.  19.  Se2  Tf8!  20.  Sg3  Le6, 
21.  Le2Taa'^  sw.  mit  technischer  Gewinn- 
stellung für  o^hwarz,  die  er  auch  nach 
dem  60.  Zuge  realisierte. 

b)  Partie  Reti— Mieses,  Berlin  1920: 
5.  d5  Se5,    6.  Dd4  (6.  f4  Sf7!)     6....  Sf7, 

7.  Lf6:  cf,  8.  Se4:  (In  einer  früheren  Partie 
zwischen  denselben  Gegnern,  Kaschau 
1918,  geschah  8. 0-0-0,  Ld6  [einfacher  Le7 
nebst  0-0],  9.  Se4:  Le5,  10.  De3  f5,  11.  f4 
fe,  12.  De4:  0-0,  13.  fe  Dg5t  14.  Kbl  De5: 

15.  Dh4  d6!  mit  etwa  gleichem  Spiel) 
8. . .  .    Ld6    (Vorsichtiger  8.  . . .  d6    nebst 


—  410 


Le7  und  0-0),  9.  Sd6:t  Sd6: 10.  Ld3  DeTf 
11.  Kd2!  (11.  Se2  De5)  0-0,  12.  Tel  Df7, 
13.  Se2  b5  (solider  13. . . .  b6  nebst  Lb7 
und  Tae8),  14.  h4  Lb7,  15.  Sf4  Tf  e8  (15. . . . 
Tae8,  16.  Da7:),  16.  h5  (n^it  der  Schein- 
drohung Lg6),  worauf  jedoch  statt  des  un- 
klaren Bauernopfers  16. . .  .  Te5,  17.  Te5: 
fe,  18.  De5:  Te8,  19.  Dd4!  usw.,  ganz 
unbefangen  16.  ...  a5  (und  wenn  nun 
17.  Lg6  hg,  18.  hg  Df8,  19.  Se6,  so  19.... 
Sf5!)  geschehen  sollte. 

5.  f2— f3  .... 
Lasker's    Zauber,    doch   ist  es 

fraglich,  ob  dieser  Sprengungszug  für  alle 
Wendungen  des  Staunton-Gambits  Univer- 
salkraft besitzt. 

Mit  5.  Lf6:  ef,  6.  Se4:  d5  usw.  würde 
allerdings  Weiß  nichts  Rechtes  erreichen, 
daher  empfiehlt  Aljechin  in  „Kagans 
Schachnacbrichten"  ex  1922,  zur  Gewalt- 
politik: h2  — h4— h5  eventuell  h6  zu  greifen. 
Etwas  Klares  vermag  dabei  Weiß  nicht 
aufzuweisen,  zum  Beispiel:  5.  h4  d5 
(schwächlich  wäre  5. . .  .  h6,  6.  Lf6:  ef, 
7.  Lc4!  f5,  8  f3  mit  Bloßlegung  des 
schwarzen     Königsflügels),     6.    h5    Lg7 

(selbstmörderisch  wäre  6 Sh5:  7.  Th5: 

gh,  8.Dh5:t  Kd7,  9.  Sd5:  c6,  10.  Sc3  mit 
unablässiger  Verfolgung  des  schwarzen 
Königs),  7.  h6  Lf8,  8.  f3  Dd6!  (Aljechin 
berücksichtigt  nur  sofort  8.  .  .  .  ef,  9.  Sf3: 
mit  nachhaltigem  Druck  für  Weiß),  9.  Kf2 
ef  und  die  Angreiferrollen  scheinen  plötz- 
lich eine  Vertauschung  erfahren  zu  haben! 

Wie  man  also  sieht,  stellt  der  Fritz- 
Zug  4. . . .  g6  die  Korrektheit  des  Staunton- 
Gambits  in  Frage.  (Vergl.  Anmerkung  zum 

6.  Zuge  von  Schwarz.) 

5 e4Xf3! 

In  der  als  Muster  geltenden  Partie 
Vidmar— Spielmann,  Karlsbad  1911,  ge- 
schah   „vorsichtiger"   5. . .  .  d5,    6.  fe  de, 

7.  Lc4!  Sc6,  8.  Sge2,  wobei  der  Stellungs- 
vorteil von  Weiß  in  drastischer  Form  zur 
Demonstrierung  gelang. 

6.  SglX^3  Lf8— g7 
Etwas    oberflächlich    gespielt.     Eine 

tiefere  Durchdringung  in  die  Geheimnisse 
der  Stellung  zeigt  Partie  Euwe— Tarta- 
kower,  Haag  1921:  6....  d5^^(7.  Ld3  Sc6! 
(um  auch  die  Eventualität  der  langen 
Rochade  vorzubehalten,  wodurch  die 
gegnerische  Strategie  ihre  Treffsicherheit 
einbüßt),  8.  0-0  (Auf  8.  Lb5  folgt  unbe- 
fangen Lg7,  da  9.  Seo  mittels  nunmehrigen 
Ld7  mit  der  Drohung  Se5:  paralysiert 
wird.  —  Auf  8.  Dd2,  um  mit  0-0-0  und 
h4  fortzufahren,  folgt  zunächst  8. . .  .  Sb4) 
8....  Lg7,  9.  Dd2  (Hat  Weiß  Angriff? 
In  einer  Wettpartie  Teichmann— Tartako- 
wer,  Berlin  1921,  geschah  sofort  9.  Se5 
0-0  [9. . . .  Se5,  10.  de  Sg4,  11.  Sd5:  bezw. 


9....  Sd4:  lO.Sgö:!],  10.  Dd2  Sb4  [10.... 
Se5:  11.  de  Sg4,  12.  Tf8:t  Kf8:  13.  Df4t 
Kg8,  14.  Tel  h6,  15.  Lg6: !],  11.  Lh6 
Sd3:  12.  Lg7:  Se5:  13  de?  [die  beste 
Chance  bot  13.  Lf8:  Sc4!  14.  Le7:!  De7: 
15.  Dg5!  Kg7,  16.  Tael  Le6,  17.  Sd5: 
Sd5:  18.  Dd5:!  Te8,  19.  Db7:  mit  Gegen- 
spiel] 13....  Kg7:  14.  eff  ef,  15.  Dd5: 
Dd5:  16.  Sd5:  Lf5?  [Mit  einfach  16.... 
c6  konnte  Schwarz  seinen  Mehrbauer  im 
Endspiel  behalten],  17.  Sc7:Tac8,  18.Tf5:! 
Tc7:  19.  Tf2  Td8,  20.  Tel  Kf7.  Remis.) 
9 0-0,  10.  Tael  (Interessant  wäre 

10.  Lh6  Lh6:!  11.  Dh6:  Sg4,  12.  Dh4  e5! 
13.  Sg5  Tfl:t  14.  Tfl:  h6!  zum  Vorteil 
für  Schwarz)     10....    Sb4:  11.  Se5   (Auf 

11.  Le2  folgt  nicht  11....  Lf5,  12.  Se5l 
Lc2:?  13.  a3  bezw.  12....  Sc2:?  13.Tf5:! 
Sei:  14.  Tf2,  sondern  11....  Se4,  12.Se4: 
de  usw.  zugunsten  von  Schwarz)  11.... 
Sd3:  12.  Dd3:  (solider  12.  Sd3:)  12.  .  .  . 
Lf5,  13.  Tf5:  (noch  die  beste  Chance. 
Wenn  13.  Db5,  so  zunächst  einfach  Tb8) 
13....  gf,  14.  Df5:  Dd6!  (Der  Angreifer 
hatte  nur  14. . . .  Dc8  erwartet,  worauf 
15.  Dd3  nebst  Tel— e3-h3  den  weißen 
Druck  mächtig  verstärken  würde),  15.  Sb5 
Db6!  und  der  weiße  „Angriff"  kam  bald 
zum  Stehen. 

7.  Lfl— d3  c7— c5  • 
Schwarz  wählt,    wie   man  sieht,    ein 

sehr     waghalsiges     Entwicklungssystem. 

Auf  7 0-0  würde  jetzt  allerdings  Weiß 

mit  8.  Dd2  nebst  0-0-0  und  h4  zielsicher 
verfahren. 

8.  d4— d5  Dd8— b6  V; 
Im  Zusammenhang  mit  dem  nachfol- 
genden Bauernraub    ein    alter  Fehler  des 
zu  guten  Appetits.    Besser  war  hier  (und 
auch  noch  im  nächsten  Zuge)   8.  .  .  .  d6. 

9.  Ddl— d2!  Db6Xb2? 
10.    Tal— bl!  Sf6Xd5 

Auch  nach  10....  Da3,  11.  Sb5  Da2: 

12.  0-0  steht  Schwarz  schlecht  genug. 

Der  Textzug  sieht  sehr  stark  und 
sinnreich  aus,  findet  aber  eine  geniale 
Widerlegung,  die  Reti  offenbar  bereits  bei 
seinem  9.  Zuge  ins  Auge  gefaßt  hatte. 


—  41 


11.  Sc3Xd5!!  .... 
Weiß   opfert  beide  Türme   und  setzt 

den  Gegner  matt.  Neben  der  „Großen 
Unsterblichen"  (Partie  Anderssen— Kiese- 
ritzky,  London  1850)  und  der  „Mittleren" 
(Partie  Steinitz— Winawer,Wien  1883)  darf 
die  vorliegende  Partie  als  die  „Kleine 
Unsterbliche"  ihren  Ehrenplatz  bean- 
spruchen. 
11 Db2Xblt 

12.  Kel— f2  DblXhl 


Bessere  Verteidigungsaussichten  bot 
12.  .  .  .  Da2:  Nun  geht  Schwarz  an  seiner 
mangelnden  Entwicklung  rasch  zugrunde. 


13.  Lg5Xe7 

14.  Le7Xd6 

15.  Ld3— b5! 

16.  Lb5Xc6 

17.  Dd2— e2t 


d7— d6 
Sb8— g6 
Lc8— d7 

b7Xc6 
Aufgegeben. 


Indisch. 

(1.  d2-d4,  Sg8-f6.) 


„Das  klingt  geheimnisvoll,  soll  es 
auch,  um  die  mystische  Tatsache  zu  kenn- 
zeichnen, daß  plötzlich  aus  einer 
schlechten  Eröffnung  eine  gute 
wurde,  daß,  wie  durch  ein  Wunder, 
aus  der  verpönten  Verrammelungsstrategie 
ein  wohlgeordnetes,  an  aggressiven  Wen- 
dungen von  Schwarz  überreiches  Spiel- 
system entstand!"  So  wird  der  innere 
Sinn  dieser  Eröffnung  in  der  in  Kagans 
Verlag,  Berlin  1924,  erschienenen  gleich- 
namigen Monographie  desselben  Verfassers 
definiert. 

Obwohl  diese  Verteidigung,  wie  der 
verdiente  Schachforscher  Max  Stainlein 
nachwies,  bereits  in  der  ersten  Hälfte  des 
vorigen  Jahrhunderts  von  indischen 
Brahminen  gepflegt  und  später  ins- 
besondere von  Louis  Paulsen,  Riemann 
und  Tschigorin  angewandt  wurde,  ist  sie 
besonders  von  den  Neuromantikern  Nim- 
zowitsch  und  Bogoljubow,  Aljechin  und 
Reti  ausgestaltet  worden,  wobei  die  revo- 
lutionäre Tendenz  zum  Ausdruck  kam,  das 
ganze  Partiegebäude  vom  Standpunkt 
des  Nachziehenden  aufzurichten! 

Näheres  über  die  verschiedenen,  sich 
chameläonhaft  wechselnden  strategischen 
Ziele  des  Indischen  Damenbauernspieles 
geht  aus  den  unten  beigefügten  Partien 
hervor. 

A)  Alt-lndisch. 

(Mit  d6,  eventuell  g6). 

Partie  Nr.  99. 

Großturnier  zu  Pistyan  1922. 

Grünfeld.  Reti. 

1.     d2— d4  Sg8— f6 

Schwarz  bringt  dem  nach  1....  d5 
entstehenden  Zentrumskampf  'großes  Miß- 
trauen entgegen. 


Erwähnenswert  sind  an  dieser  Stelle 
folgende  zwei,  noch  aparter  aussehende 
Entgegnungen: 

a)  1. . .  .  d6  (Ur-Indisch!),  vgl.  Partie 
Grünfeld— Koltanowsky,  Meran  1924:  2. 
Sf3  („Wissenschaftlicher"  als  etwa  Partie 
Reti— Maröczy,  Karlsbad  1923:  2.  e4  e5! 
3.  de  de,  4.  Dd8:t  KdS:  5.  Le3  Le6  mit 
vereinfachtem  Kampfmaterial)  2.  .  .  .  g6 
(Folgerichtiger  im  Sinne  der  Durchsetzung 
von  e7— e5  ist  Partie  Grünfeld-Maröczy, 
ibid.:  2.  .  . .  Sc6,  3.  c4  e5,  4.  Sc3  Le7  usw.), 

3.  c4!  Lg7,  4.  Sc3  Sd7,  5.  e4  c5,  6.  d5  usw. 
mit  schwierigem  Spiel. 

b)  1....  c5  (Pseudo-lndisch!),  vergl. 
Partie  Aljechin-Löwenfisch,  Petersburg 
1912:  2.  d5Sf6  (Initiativer  Partie  Becker— 
Tartakower,  Wien  1923:  2. .  . .  d6,  3.  e4e5, 

4.  g3  Le7,  5.  Lg2  f5!  6.  Sc3  Sf6,  7.Sge2! 
0-0,  8.  0-0  mit  etwa  gleichem  Spiel),  3. 
Sc3  d6,  4.  e4  g6,  5.  f4!  Sbd7,  6.  Sf3  a6, 
7.  e5!  de,  8.  fe  Sg4,  9.  e6  Sde5,  10.  Lf4 
Sf3:t  11.  gf!  Sf6:  12.  Lc4  fe,  13.  de  Db6, 
14.  De2!  Db2:  15.  Sb5!!  Dal:t  16.  Kf2 
Dhl  :?  (besser  war  Db2),  17.  Sc7t  Kd8, 
18.  Dd2t  Sd7,  19.  ed.  Aufgegeben.  -  Die 
ganz  kleine  „Unsterbliche!" 

2.     c2— c4  .... 

Am  schärfsten.  Weiß  beginnt  sofort 
mit  der  effektiven  Blockade  des  Punktes 
d5.  Sein  weiteres  Ziel  wird  daher  meistens 
die  Durchsetzung  von  e2— e4  sein.  (Vgl. 
Anmerkung  zum  nächsten  Zuge  von  Weiß.) 

2.  ...  d7— d6 

Die  ältere  Spielart.  Schwarz  sucht 
seinerseits  zum  Zentrumsvorstoß  e7— e5 
zu  gelangen.  Wegen  der  Modefortsetzung 
2. . . .  g6,  siehe  die  beiden  nächsten  Partien. 

3.  Sgl— f3  .... 

Beiderseits  am  konsequentesten  ist 
3.  Sc3  Sbd7,  4.  e4  e5,  womit  sozusagen  die 


-  412 


Altindische  Normalstellung  er- 
reicht wird.  Weiß  hat  wohl  Terrainvorteile 
im  Zentrum,  immerhin  sucht  der  Nach- 
ziehende das  Spiel  durch  seine  hanham- 
artige  Aufstellung  (Sbd7!)  mit  Elektrizität 
zu  beladen  und  gegen  den  von  seinen 
beiden  Nachbarn  schlecht  unterstützten 
Bauern  d4  loszugehen.*)  Das  Spiel  ist 
eigentlich  offen,  wobei  die  Lage  des 
weißen  Flügelbauern  auf  c4  (statt  auf  c2) 
von  fraglichem  Werte  ist.  Es  kann  nun 
folgen: 

a)  5.  Sf3,  um  in  einfacher  Weise  auf 
e5  zu  drücken,  vgl.  Partie  Vidmar— Tarta- 

kower,    Petersburg   1909:   5 Le7  (Auf 

5.  . . .  g6  empfiehlt  Dr.  Lasker  6.  Lg5  h6, 
7.  Lh4  Lg7,  8.  Lg3),  6.  Le2  0-0,  7.  0-0  Te8, 
worauf  nun  statt  8.  Ld3  Lf8,  9.  Dc2  De7  usw. 
am  besten  nach  Dr.  Lasker  8.  Tel  Lf8, 
9.  Lfl  usw.  wäre. 

b)  5.  Sge2,  um  seine  Streitkräfte  elasti- 
scher verwenden  zu  können,  vgl.  Partie 
E.  Cohn-Tschigorin,  Karlsbad  1907:  5.... 
Le7  (Schwerfälliger  zweite  Matchpartie 
Rubinstein-Schlechter,  Berlin  1918:  5. . . . 
g6,  6.  gS!  Lg7,  7.  Lg2  ed,  8.  Sd4:  0-0,  9.  0-0 
Sc5,  10.  h3!  Te8,  11.  f3!  Ld7,  12.  Le3  usw. 
mit  mobilerem  Königsflügel  für  Weiß),  6. 
g3  0-0,  7.  Lg2  Te8,  8.  0-0  Lf8,  9.  h3  ed 
(Beachtenswertpartie  Dr.  Bernstein— Burn, 
Petersburg  1909:  9.  .  . .  c6,  10.  d5  c5),  10. 
Dd4:!  Se5  (droht  Lh3:  sowie  auch  c5mit 
Bauerngewinn),  11.  f4!  c5,  12.  Df2Sc4:  13. 
b3  Sa5,  14.  Lb2  und  der  Bauernraub  von 
Schwarz   erwies  sich   als  verhängnisvoll. 

c)  5.  f4,  dessen  Waghalsigkeit  aus 
einer  Partie  Corzo— Capablanca,  Havanna 

1913,    zu    ersehen   ist:   5 ed!  6.  Dd4: 

Sc5,  7.  Le3  De7!  8.  Sd5  (8.  e5  Sg4)  Sd5: 
9.  ed  Lf5!  10.  Sf3  (besser  10.  0—0—0)  g6! 
11.  Kf2  Tg8,  12.  Tael  Lg7,  13.  Ddl  Se4t 
14.  Kgl  Kf8!  15.  Ld4!  g5!  mit  schwarzer 
Initiative. 

3 Lc8— f5 

Interessant  ist  an  der  Textstelle  ein 
anderer  Versuch,  den  Damenläufer  ins 
Feuer  zu  schicken,  nämlich  3. . .  .  Lg4, 
vgl.  Partie  Schlechter— Tartakower,  Wien 
1917:  4.  Db3  (Unbefangener  vielleicht 
Partie  Grünfeld— Bogoljubow,  Budapest 
1921:  4.  Sc3  Sbd7,  5.  e4  e5,  6.  Le2  g6, 
7.  Le3  Lg7,  8.  d5  usw.)  4.  .  . .  Lf3:  (Ge- 
künstelter 10.  Matchpartie  Showalter— Ja^ 
nowski,  Georgetown  1916:  4 Dc8,  5.  h3 

*)  Viele  Autoritäten  halten  daher  4.  e3 
oder  4.  g3  (statt  4.  e4)  für  vorsichtiger, 
andere  (wie  Capablanca!)  bereits  2.  Sf3 
nebst  Sc3  (statt  2.  c4)  für  zweckmäßiger, 
manche  (wie  Reti!)  überhaupt  1.  Sf3  (statt 
1.  d4!?)  für  rationeller.  Sic  transit  theoria 
mundi! 


Lh5,  6.  Lf4  Sc6,  7.  Sbd2  e6,  8.  e3  mit 
freierem  Spiel  für  Weiß),  5.  Df3:  Sc6! 
6.  d5  Se5,  7.  Db3  Dc8,  8.  Sc3  g6,  9.  g3 
Lg7,  10.  Lg2  0-0,  11.  0-0 Tb8,  12.  Lf4Sfd7! 
und  Schwarz  bemächtigte  sich  bald  der 
Führung. 

Die  übliche  „hanham"-artige  Fort- 
setzungist aber  3. . . .  Sbd7, 4.  Sc3  e5,  worauf 
entweder  5.  e4  g6,  6.  g3  Lg7,  7.  d5  Sc5, 
8.  De2  a5,  9.  Lg2  0-0,  10.  0-0  (Grünfeld- 
Euwe,  Pistyan  1922)  oder  artistischer  5.  g3 
g6,  6.  Lg2  Lg7,  7.  0-0  0-0,  8.  Dc2!  (Alje- 
chin— Reti,  Pistyan  1922)  in  Betracht 
kommt. 

In  einer  Partie  Rubinstein— Reti, 
Mährisch-Ostrau  1923,  geschah  übrigens 
sofort  3 e5. 

4.  Sbl— c3  .... 

In  Betracht  kommt  auch  L.  v.  Döry's 
Idee  4.  f3  zwecks  Durchsetzung  von 
e2— e4,  ferner  als  Reaktion  gegen  die 
Schutzlosigkeit     des    Bb7,     der     Ausfall 

4.  Db3,  worauf  in  einer  Partie 
Cheron— Muffang,  Straßbourg  1924,  folgte: 
4. . . .  Dc8  (von  Reti  in  Margate  1923  ein- 
geführt), 5.  Sc3  Sc6!  6.  Lf4  h6  (wirksamer 
Sh5),  7.  d5Sb8,  8.  Sd4  Lh7,  9.  h4  (einfacher 
9.,  f3  nebst  e4)  9. . . .  Sbd7,  10.  g3  g5. 
(Überscharf.  Solid  war  Sc5  nebst  a5  und 
eventuell  e5),  11.  hg!  hg,  12.  Lg5:  usw.  mit 
großen  Verwicklungen. 

4 h7— h6! 

Der  Versuch,  auf  diesen  rechtzeitigen 
Ausbau  der  hinteren  Front  zu  verzichten, 
brachte  in  derPartieGrünfeld— Dr.  Lasker, 
Mähr.-Ostrau  1923,  nach  4. . .  .  Sbd7,5.  Sh4 
(in  Betracht  kommt  auch  5.  e3  h6,  6.  Ld3 
Ld3:  7.  Dd3:  e5,  8.  b3  nebst  Lb2  und 0-0) 
Lg6,  6.  Sg6:  hg,  7.  g3  e5,  8.  Lg2  c6,  9.  d5 
c5,  10.  e4  Le7,  11.  0-0  a6,  12.  Le3  Da5, 
13.  a3  Tb8,  14.  Ld2  Dc7,  15.  De2  usw.  keine 
besonders  erstrebenswerten  Resultate. 

5.  g2-g3  

Die  große  Mode!  Eine  alte  und  min- 
destens  ebenso    gute   Fortsetzung    wäre 

5.  e3  nebst  Ld3. 

5 c7 — c6 


Diese  Sicherungsmaßnahme  ist  früher 
oder  später  notwendig. 

6.     Lfl— g2  Dd8— c8 

Verhindert  bis  auf  weiteres  (wegen  der 
Abtauschdrohung  Lh3)  die  weiße  Rochade 
und  bringt  dadurch  die  Prinzipien  der 
„guten  alten",  auf  schleunigste  und 
sicherste  Entwicklung  bedachten  wissen- 
schaftlichen Schule  ins  Wanken! 

Schablonenhafter  setzte  sich  einePartie 
Müller-Exner,  Raab  1924,  fort:  6. . . .  Sbd7, 
7.  0-0  e5,  8.  b3  (Im  Zeichen  des  Doppel- 


-  413 


lochs!  Einfacher  ist  etwa  8.  Ii3  nebst  LeS) 
Lei,  9.  Lb2  0-0,  10.  Dcl2  Dc7  usw.  mit 
ungefähr  gleichem  Spiel. 

7.  h2— hS  Sb8— d7 

8.  Sf3— d2  .... 
Um  e2— e4  durchzusetzen. 

8 e7— e5 

9.  d4— d5  .... 
Wenn  Weiß  weder  mit  9.  e3  auf  den 

vorerwähnten  Vorstoß  verzichten,  noch 
mit  9.  de  die  gegnerische  Entwicklung  er- 
leichtern will,  dann  muß  er  zum  zweifel- 
haften Textmanöver  greifen,  das  die  Wir- 
kung seines  Königsläüfers  verkürzt  und 
auch  dem  feindlichen  Springer  das  strate- 
gische Feld  c5  einräumt. 
9 Lf8— e7 

10.  e2— e4  Lf5— h7 
Ein  keineswegs  pensionierter,  sondern 

nur  zur  Disposition  gestellter  Läufer,  dem 
noch  eine  sehr  wichtigeRoUe  zugedacht  ist! 

11.  Ddl— e2  0-0 

12.  Sd2— fl  .... 
Vergl.  Anmerkung  zum  6.  Zuge  von 

Schwarz.  WeißplantSd2— fl— g3,  einfacher 

war  jedoch  12.  0-0. 

12 c6Xd5 

13.  c4Xd5  Sd7— c5 

14.  g3— g4  b7— b5!! 
Eine    unerwartete    Verstärkung    des 

schwarzen  Druckes  auf  den  Punkt  e4.  Wenn 
die  Dame  oder  der  Springer  das  kecke 
Bäuerlein  schlägt,  so  geht  der  wichtige 
e-Bauer  für   Weiß  verloren. 

15.  Sfl— g3  .... 
Weiß  sieht  die  Kombination  des  listen- 
reichen Gegners  nicht. 

15 b5— b4! 

16.  Sc3— dl  .... 


II   ■   MiMA 

m  m  m  m 

i    m  S  itl    m 
m.   ÄS  «SÄ 


16 Sf6Xd5!! 

17.  e4Xd5  Sc5— d3t 

18.  Kel— d2  .... 
Deckt  den  Lei.  Da  jedoch  die  Mehr- 
figur vier  Züge  später  trotzdem  verloren 
geht,  warlS.Kfl  Sei:  19.  Dd2  Sd3,  20.Se3 


(freilich  mit  zerrissener  Stellung  bei  einem 

Bauern  weniger!)  vorzuziehen. 

18 Sd3— f4! 

19.  De2— f3  Dc8— c2t 

20.  Kd2— el  Sf4— d3t 

21.  Kel— fl  Sd3Xcl 

22.  Sg3— f5  Le7— g5! 

23.  TalXcl  •  •  .  . 

Auf  23.  Sd6:  folgt  23 e4,  was  über- 
haupt mit  rascher  Entscheidung  droht. 
Auch  23.  Sde3  führt  nach  23....  Dd3t 
ebenso    wie   23.    Sfe3    nach   23. . . .  Ld3t 

24.  Kel  e4  bezw.  24.  Kgl  Ke2t  25.  Kh2 
Lf4t  usw.  zum  sofortigen  Verlust. 

23 Lg5Xcl 

24.  Sdl— e3  LclXe3 

25.  f2Xe3  Lh7Xf5 

26.  g4X^5  Dc2xb2 
Weiß  gibt  auf. 

Eine  Pogrompartie. 

EH] 

Partie  Nr.  100. 

Großturnier  zu  Karlsbad  1923. 
Aljechin.  Yates. 

1.  d2— d4  Sg8— f6 

2.  c2— c4  g7-g6 
Die  neueste  Richtung,   die   darin  be- 
steht, vor  allem  seine  Königsfestung  aus- 
zubauen, statt  das  Schwergewicht  auf  die 
Durchsetzung  von  e7— e5  zu  verlegen. 

3.  g2-g3  

Eine    gute    und    auch    sehr  beliebte 

Methode.  Am  einfachsten  und  schärfsten 
ist  aber  3.  Sc3  Lg7  (wegen  des  Grünfeld- 
Zuges  3 d5,   siehe  Vorbemerkung  zur 

nächsten  Partie),  4.  e4  d6  und  nun  ent- 
weder 

a)  ruhigö.  Sf3,  vgl.  Partie  Bogoljubow- 
Dr.  Tarrasch,  Karlsbad  1923:  5....  0—0, 
6.  Lf4  (Auf  6.  h3  folgte  zwar  in  einer 
Partie  Sämisch— Reti,  Teplitz-Schönau 
1922:  6....  e5,  7.  d5!  h6,  8.  Le3  Kh7, 
9.  Le2  Sg8,  10.  g4!  mit  schöner  Angriffs- 
stellung für  Weiß,  dagegen  in  einer 
späteren  Partie  Grünfeld— Reti,  Wien  1923: 
6....  c5!  7.  d5  e6!  8.  de  fe,  9.  e5  de,  10. 
Dd8:  Td8:  ll.Se5:Sd5!!  und  die  Stellung 
von  Weiß  ist  kompromittiert,  so  daß  6.  h3 
sich  als  Tempoverlust  und  Schwächung 
entpuppt  hat!  —  Ziemlich  oberflächlich 
geschah  in  einer  Partie  Reti— Marshall, 
New-York  1924:  6.  Ld3  Lg4,  7.  h3  Lf3: 
8.  Df3:  Sfd7!  mit  gutem  Spiel  für  Schwarz; 
sehr  nachhaltig  ist  dagegen  laut  einer 
Partie  Grünfeld-Takacs,  Meran  1924:  6. 
Le2,  worauf  weder  6....  Lg4  noch 
6....  c5  befriedigt  und  vielleicht  am  besten 
6....  e5,  7.  d5Sb8-d7-c5 folgt)  6....h6  (In 


414 


Betracht  kommt  der  Verjagungszug  6. . . . 
Sh5),  7.  Dd2  Kh7,  8.  h3  Sbd7  (Natürlicher 
wäre  Sc6),  9. 0-0-0!  b6, 10.  e5!  Sg8, 1 1 .  Ld3 
Lb7,  12.  Le4!   mit  starker  Initiative 

oder  b)  in  breiter  Zentrumsfront  5.  f4 
(„I  n  d  i  s  c  h  e  s  V  i  e  r  b  a  u  e  r  n  s  p  i  e  I" !), 
vgl.  Partie  Aljechin  —  Yates,  New-York 
1924:  5. .  .  .  0-0  (Auf  5. . . .  e5  soll  6.  fe 
de,  7.  d5!  folgen),  6.  Sf3  (vielleicht  am 
präzisesten  geschah  in  einer  Partie 
Thomas-— Walker,    London    1923,     sofort 

6.    Le2)    6 Sc6   (Versucht  wurde  hier 

auch6....Lg4,6....e5,6....c5,6....Se8,6.... 
Sfd7  und,  wie  bereits  in  einer  PartieEnglisch- 
Dr.  Tarrasch,  Hamburg  1885,  geschah: 
6....  Sbd7),  7.  Le2  (Fraglicher  Partie 
Colle— Yates,  Hastings  1924:  7.  d5  Sb8, 
8.  Ld3  [Überhitzt  jedenfalls  Partie 
Erikson— Berndtson,  Norrköping  1924: 
8.  e5?  Se8,  9.  h3  e6,  10.  Le3  ed,  11. 
cd  De7,  und  Schwarz  kam  zum  Gegen- 
spiel] 8....  Sbd7,  9.  Le3  Sg4,  10.  Ld2 
Sc5,  11.  Lf2  e5  usw.  —  Am  besten  ist 
vielleicht  sofort  7.  Ld3)  7. . . .  Sd7  (zu 
passiv  ist  V.  Matchpartie  Dr.  Euwe  — 
Davidson  1924:  7....  e6,  8.  0—0  b6,  9. 
e5!  Se8,  10.  Le3  Lb7,  11.  Sg5  De7,  12. 
Lf3  usw.),  8.  Le3;e5,  9.  fe  de,  10.  dö 
Scb8,  11.  c5  a5,  12.  0-0  Sa6,  13.  Sa4 
usw.    mit  starkem  Flügeldruck. 

3 Lf8— g7 

4.  Lfl— g2  0—0 

5.  Sbl— c3  d7— d6 

6.  Sgl— f3  ... 

In  einer  Partie  Aljechin— Müller,  Mar- 
gate  1923,  geschah  sofort  6.  e4  e5!  7.  Sge2 
Sbd7,  8.  0-0  c6  (Üblicher  ist  das  Los- 
schlagen im  Zentrum  8. . .  .  ed),  9.  b3Te8, 
10.  La3  Sf8,  11.  Dd3  Se6  mit  „hanham"- 
artigem  Lavierungsspiel. 

6 Sb8— c6 

Ein  geistreicher  Gedanke  des  Alt- 
meisters Amos  Burn.  Schwarz  provoziert 
den  Vorstoß  d4— d5,  um  die  Felder  c5 
und  e5  für  seine  Springer  zu  bekommen, 
wobei  auch  gleichzeitig  für  seinen  Königs- 
läufer die  Linie  geöffnet  wird.  [Maröczy 
im  Turnierbuch.] 

Üblicher  ist  6. .  .  .  Sbd7,  7.  e4  e5, 
8.  0-0  usw.  (Vgl.  Anmerkung  zum  3.  Zuge 
von  Weiß   in   der   vorigen  Partie  sub  a.) 

7.  d4— d5  Sc6— b8 

8.  e2— e4  .... 
Abwartend   geschah    in   einer   Partie 

Aljechin-Thomas,  Karlsbad  1923:  8.  0-0 
e5?  (Es  stellt  sich  bald  heraus,  daß 
dieser  von  Rubinstein  empfohlene  Durch- 
stoß nur  nach  geschehenem  e2— e4  be- 
rechtigt ist,  denn  jetzt  gelangt  derLg2  zu 
einer  übermächtigen  Wirkung.    Am  besten 


war  nach  Maröczy  8....a5,umdenSb8viad7 
oder  a6  nach  c5  zu  delegieren.  Schwächer 
auch  Partie  Aljechin-Reti,  New-York  1924: 
8.  . . .  Lg4,  9.  h3!  Lf3:  10.  ef  e6,  11.  f4  ed, 
12.  cd  c5?  13.  de  Sc6:  14.  Le3  Dd7,  15. 
Da4!  zugunsten  von  Weiß),  9.  de!  fe, 
10.  Lg5  Sc6,  11.  Dd2  De8,  12.  Tadl  Tb8 
(besser    etwa    12. . . .   Sg4,    13.  h3   Sge5, 

14.  Se5:  Se5:  15.  b3  Sf7,  um  den  Lg7  zu 
erhalten),    13.    Lh6!    Df7,    14.    Lg7:    Dg7: 

15.  Sg5!  (Provozierung  der  Schwächung 
h7— h6,  Vorbereitung  des  Vorstoßes  f2— f4) 

15 e5,  16.  Sd5  und  Schwarz  kam  nicht 

mehr  zu  Atem. 

8 Sb8— d7 

9,       0—0  a7— a5 

Eine,  strategisch  notwendige  Maß- 
nahme, um  das  Feld  c5  für  den  Springer 
zu  sichern. 

10.  Lei— e3  .... 
Vorsichtiger    und    auch   in  analogen 

Stellungen  üblicher  ist  zunächst  10.  h3, 
doch  hat  Aljechins  Sturmtaktik 
fast  nie  Zeit  zu  solchen  „Tempoverlusten" 

10 Sf6— g4 

11.  Le3— d4  Sg4-e5 

12.  Sf3Xe5  .... 
Etwas    oberflächlich  gespielt.     Sehr 

stark  war  12.  Sd2,  drohend  die  Delogierung 
des  Se5  durch  f2— f4. 

12 Sd7Xe5 

13.  c4— c5  .... 
Dieser  Zug   hält   nicht   das,   was  er 

verspricht.  Übereifrig  wäre  übrigens  13.  f4 
wegen  13. . . .  Lg4!    (Natürlich  aber  nicht 

13.  ...Sc4?wegen  14.Lg7:  Kg7:  15.Dd4t 
mit  Figurgewinn  für  Weiß),  14.  Db3  Sf3t 
15.  Lf3:  Ld4f  usw.  mit  besserem  Spiel 
für  Schwarz. 

13 d6Xc5 

14.  Ld4Xc5  b7— b6 

15.  Lc5— d4  Lc8— a6 

16.  Tfl— el  Dd8— d6 

17.  Lg2— fl  .... 

Der  starke  La6  muß  beseitigt  werden. 

17.  ...  La6Xfl 

18.  Telxn  c7-c5! 
Eine  kraftvolle  Willensäußerung  von 

Schwarz,  die  den  Abtausch  des  weißen 
Läufers    gegen    Springer    erzwingt,     da 

19.  de?    wegen    19....    Dd4:!    fatal  und 

auch  19.  Le3  wegen  19 Dd7  mit  der 

Doppeldrohung  Dh3  und  Sc4  sehr  nach- 
teilig wäre. 

19.  Ld4Xe5  Dd6Xe5 

20.  Ddl— b3  Ta8— b8 

21.  Db3-b5  .... 


—  415  — 


Schwarz  drohte  21 . . . .  b5,  z.  B.  22.  Tfel 
b5!  23.  Sb5:  Db2:  24.  Tabl  Db3:  25.Tb3: 
c4,  26.  Tbbl  c3  usw.,  bezw.  22.  Tabl 
b5!  23.  Sb5:  De4:  24.  Tfel  c4!  25.  Ddl 
Df5  mit  gefährlichem  Druck. 

Auf  den  halberzwungenen  Textzug 
folgt   nun   aber  eine  neue  Überraschung: 

21 f7--f5! 

Die  Art,  in  der  der  Nachziehende 
mit  Bauerndurchbrüchen  links  und 
rechts  arbeitet,  ist  herzerquickend.  Die 
Initiative  gehört  nunmehr  ihm. 

22.  Tal—el  .... 
Noch   das   Beste,    denn    nach   22.   ef 

Df5:  sieht  die  Massierung  der  schwarzen 
Streitkräfte  (Dame,  Turm,  Läufer)  am 
aufgerissenen  Rochadeflügel  sehr  be- 
drohlich aus. 

22 f5— f4 

23.  Db5- d7  Tb8— d8 

24.  g3Xf4  .... 

Er  muß  die  Formierung  eines  Matt- 
netzes durch  f4— f3  vermeiden. 

24 De5Xf4 

25.  Dd7— e6t  .... 

Auf  25.  De7:  folgt  Dg4t  26.  Khl 
Df3t  27.  Kgl  Tde8,  28.  Dc7  Tf4,  29.  Se2 
Te4:  und  gewinnt.   [Burn   in  „The  Field.] 

25 Kg8— h8 

26.  f2— fS  Df4— g5t 

27.  Kgl— hl  .... 
Von  unbezähmbarem  Siegeswillen  be- 
seelt, vermeidet  Aljechin  trotz  der  schlech- 
teren Stellung  die  Vereinfachungsvariante 

27.  Dg4,  die  ihm  wohl  Remis  gesichert  hätte. 

27 Td8— d6 

28.  De6— hS  Lg7— e5! 
Schwarz  arbeitet  mit  Nachdruck. 

29.  Tel— e2  Td6-f6 

30.  Sc3— dl  Tf6— f4 

31.  Sdl--e3  Tf4— h4 

32.  Dh3— e6  .... 

Obwohl  Schwarz  augenscheinlich  eine 
formidable  Angriffsstellung  erlangt  hat, 
bot  hier  32.  Dd7  eine  viel  bessere  Ver- 
teidigung, da  darauf  32. . . .  Dh5  mit 
33.Tfl-f2Tf3:?  34.  DeSf  Kg7,  35.De7:t 
Kh6,  36.  SfSf!  gf,  37.De6tKg5,  38.Dg8t 
Kf4??  39.  Dg3#  beantwortet  werden  könnte. 

32.        ....  Dg5— h5! 

Noch  stärker  als  32. . . .  Df4.  Weiß 
kann  nun  33.  Tfl— f2  wegen  33. . . .  Tf3:! 
nicht  spielen,  glaubt  jedoch  mit  seiner 
geistvollen  Antwort  die  ärgste  Gefahr 
gebannt  zu  haben: 


33.       Se3— g4 


11 


m. 


i?    »  V////A 


M.   Ä   M  &  ■ 

y//////      v/////'      w///'  ^~)  w////'  * 


Der  bisher  von  beiden  Seiten  sehr 
aggressiv  geführte  Kampf  wird  nun  vom 
Nachziehenden  durch  eine  monumen- 
tale, mehr  als  zwanzig  Züge 
vorausberechnete  Schlußkombination 
entschieden. 

33 Th4Xg4 

Wie  man  bald  sehen  wird,  kein  Figur- 
gewinn, sondern  im  Gegenteil  ein  glattes 
Qualitätsopfer. 

34.  f3Xg4  Tf8Xflt 

35.  Khl— g2  Dh5Xh2t 

36.  Kg2Xfl  .... 
„Mehrwert"  ohne  Nährwert! 

36 Dh2— hlf 

37.  Kfl— f2  Le5— d4t 

38.  Kf2— g3  Dhl— gif 

39.  Kg3— h3  .... 

(Oder  39.  Tg2  Delf  und  Schwarz 
erreicht  vier  Züge  früher  die  Position 
vom  41.  Zug.) 

39 Dgl— flf 

40.  Te2— g2  Dfl— hlf 

41.  Kh3— g3  Dhl— elf 

42.  Kg3— h3  g6— g5! 

Da  der  Gegner  infolge  seines  unglück- 
lichen 32.  Zuges  nur  ein  einziges  Rache- 
schach droht,  hat  Schwarz  die  Möglichkeit 
eines  stillen  Zuges  in  Reserve. 

43.  Tg2— c2  .... 

Der  alleinige  Zug,  um  direktes  Matt 
bezw.  Turmverlust  zu  verhindern. 

43 .    Del— flf 

Zuerst  noch  ein  Probeschach  (44. 
Kg3??  Dd3t). 

44.  Kh3— h2  "  Dfl— gif! 

45.  Kh2— h3  Dgl— hlf 

46.  Kh3— g3  Dfl— dl!! 

Der  zweite,  höchst  elegante  und 
einzig  entscheidende  Problemzug. 


47.  Tc2— c3  •  .... 

Der  Turm  kann  sich  auf  der  zweiten 
Reihe  nicht  mehr  halten:  Auf  47.  Tg2 
entscheidet  47.  . . .  Delf  und  auf  47.  Th2 
folgt  47. . .  .  Dglf  48.  Kh3  DeSf  49.  Kg2 
Df2t  nebst  Matt  im  nächsten  Zuge.  Zweck- 
los wäre  auch  47.  Df7  wegen  47. . . .  DdSf 

48.  Df3  Leöf  49.  Kg2  Dc2:t  usw. 

47 Ddl— gif 

48.  Kg3— h3  Dgl— flf 

49.  Kh3— gS  Ld4— f2t 

50.  Kg3— f3  Lf2-glt 

Weiß  gibt  auf,  da  sonst  Matt  in  zwei 
Zügen  folgt. 


Eine  sehr  beachtenswerte  Idee  bildet 
für  Schwarz  die  sogenannte  „Grünfeld- 
Verteidigung",  die  darin  besteht,  den 
vom  Gegner  als  Konsequenz  von  c4  und 
Sc3  angestrebten  Invasionszug  e2— e4  im 
allerletzten  Augenblick  durch  den  Doppel- 
schritt  des  Damenbauern  zu  verhindern. 

Während  also  einerseits  die  Formation 
Sf6,  d6,  Sbd7  nebst  e5  das  Einlenken  ins 
offene  Spiel  bedeutet  und  anderseits  die 
zuletzt  behandelte  Entwicklung  Sf6,  g6, 
Lg7,  d6  usw.  sich  in  neuromantischen 
Bahnen  bewegt,  wird  Grünfeld  dem  indi- 
schen System  untreu,  indem  er  mit  d7  d5 
die  Fianchettoverteidigung  in  ein  ver-^ 
kapptes  Damenbauernspiel  verwandelt! 

An  einige  ältere  Ideen  Wolfs*)  und 
Schlechters**)  angelehnt,wurde  diese  Spiel- 
weise in  Pistyan  1922  mit  gutem  Erfolg 
eingeführt  und  übrigens  bereits  von  Hans 
Müller  in  „Tidskrift  for  Schack"  ex  1923 
einer  Kodifizierung  unterworfen. 

Am  besten  wird  sie  durch  den  Verlauf 
der  Partie  Kostitsch— Grünfeld,  Teplitz- 
Schönau  1922,  charakterisiert: 

1.  d4  Sf6,  2.  c4  g6,  3.  Sc3  (Auf 
Aljechins  3.  g3  läßt  sich  die  Grünfeldsche 
Verteidigung  mit  3.  . .  .  c6,  4.  Lg2  d5, 
5.  cd  cd  durchsetzen,  dagegen  ist  auf  Victor 
Kahn's  3.  Dc2  die  Antwort  v3.  . . .  d5  wegen 
4.  cd  Lf5,  5.  Da4t!  Dd7,  6.  Dd7:t  Sbd7: 
7.  Sc3  Sb6,  8.  f3!   unbequem   und   daher 

3 d6   vorzuziehen)  3. . . .  d5  (Indisch- 

Ersatz!),  4.  cd  (Wegen  der  ruhigen  Methode 
4.  Sf3  Lg7,  5.  e3  usw.   siehe  Partie  Nr.  101) 

4 Sd5:  5.  e4  Sc3:  (Dies  ist  die  taktische 

Pointe  der  Grünfeldschen  Verteidigung, 
daß  nämlich  die  Aufrollung  der  d-Linie 
erst  dann  durchgeführt  wird,  wenn  die 
Möglichkeit  des  Springerabtausches    auf 

*)  Partie  Swiderski— Wolf,  Nürnberg 
1906. 

**)  Zehnte  (letzte)  Matchpartie  Dr. 
Lasker— Schlechter,  Berlin  1910. 


c3  gegeben  ist,  denn  sonst  müßte  der  Sd5 
zu  zeitraubenden  Rückzügen  Zuflucht 
nehmen),  6.  bc  Lg7  (Nun  droht  der  für 
diese  Spielweise  charakteristische  Kraft- 
stoß c7— c5,  wonach  der  Lg7  zu  einer 
ausgedehnten  Wirkung  gelangt  und  auch 
die  Freimachung  des  a-Bauern  in  der 
Endspielferne   winkt!    —    Auf    sofortiges 

6 c5   kann   unter  anderem   auch  7.  d5 

Lg7  8.  Ld2  Da5,  9.  Db3  usw.  unan- 
genehm werden),  7.  Sf3  (Energischer 
ist  wohl  Partie  Löwenfisch— Rosenthal, 
Moskau  1924:  7.  La3!  [verhindert  c7— cö] 
0—0,  8.  Db3  usw.  Interessant  auch  Partie 
Dr.  Seitz— L.  Steiner,  Raab  1924:  7.  f4  c5, 
8.  Le3  Da5,  9.  Kf2!  mit  starker  Ausfall- 
stellung) 7. . . .  c5  (Der  Mauerbrecher!), 
8.  Lb5t  (zurückhaltender  geschah  in  der 
„Stammpartie"  Becker— Grünfeld,  Wien 
1922:  8.  Le2  0—0,  9.  0—0  cd,  10.  cd  Sc6, 
11.  Le3  Lg4  [vielleicht  11....  f5],  12.  d5! 

Se5!  usw.  mit  etwa  gleichem  Spiel)   8 

Ld7,  9.  Ld7:t  Dd7:  10.  0—0  cd,  11.  cd 
Sc6,  12.  Le3  0—0  usw.  Es  gelang  zwar 
dem  Nachziehenden  seinen  Endspielwillen 
durchzusetzen,  doch  sind  die  Spielchancen 
in  der  vorliegenden  Position  als  etwa 
gleich  abzuschätzen. 

Partie  Nr.  101. 

Pariser  Olympiade  1924. 
Dr.  Euwe.  Marin. 

1.  d2— d4  Sg8— f6 

2.  Sgl— f3  .... 

Am  solidesten.  —  Erwähnt  sei  an  dieser 
Stelle  der  halb-indische  Zug  2.  Sc3, 

der  die  Antwort  2 d5  provoziert  und 

dessen  weitere  Tendenz  ist,  durch  den 
baldigsten  Vorstoß  e2— e4  die  Mitte  auf- 
zulösen. Das  Spiel  wird  dadurch  in  ein 
halboffenes  verwandelt  und  die  indische 
Strategie  büßt  ihre  Kompliziertheit  ein. 
[Näheres  siehe  Partie  Nr.  93,  Anmerkung 
zum  zweiten  Zuge  von  Weiß  sub  II.] 

Beachtenswert  ist  übrigens  auch  2.  Sd2 
(Dreiviertelindisch!),  womit  Breyer  seine 
Zernierungsmanöver  im  Damenbauernspiel 
einzuleiten  pflegte,  vgl.  Partie  Breyer  — 
Havasi,  Budapest  1918:  2. . . .  d5,  3.  e3  Lf5 
(Oder  Partie  Tartakower— Euwe,  Wien 
1921:  3. . . .  c5,  4.  c3),  4.  c4  c6,  5.  Sf3  e6, 
6.  Le2!  Ld6,  7.  c5!  (Nun  erlangt  Breyers 
Belagerungsstrategie  greifbare  Gestalt) 
7. .  . .  Lc7,  8.  b4  Sbd7,  9.  Lb2  (verhindert 
e6— e5  und  beabsichtigt  b4—b5  nebst  Da4) 
9. .  ..  Se4,  10.  Se4:  de  (Auf  10....  Le4: 
folgt  11.  b5),  11.  Sd2  Sf6,  12.  g4!!  Lgö, 
13.  h4  und  Weiß  gewann  in  glänzendem 
Stil.  [Vgl.  auch  die  Damengambitpartie 
Nr.  85,  Spielmann— Reti.] 


-  417 


.2.        ...  .;  g7-g6 

Ängstlichere    Naturen    benützen    auf 

2.  Sf3  die  Gelegeniieit,    mit  2 d7— cl5 

einer  fast  ausgleichenden  Damenbauern- 
variante  zuzustreben.  [Näheres  in  der  An- 
merkung zum  zweiten  Zuge  von  Schwarz 
der  Partie  Nr.  93.] 

Gesünder  als  es  aussieht  ist  2. . . . 
c7— c5,  womit  nach  3.  d5  in  die  pseudo- 
indischen Entwicklungsbahnen  (vgl.  Seite 
411  sub  b)  eingelenkt  wird,  z.  B.  Partie 
Euwe-Mieses,  Scheveningen  1923:  3. . . .  d6, 

4.  Sc3(schärfer,wennauchzweischneidiger, 
Partie Capablanca— Mieses,  Berlin  1914:  4. 
c4  g6  [4. . . .  e5 !],  5.  Sc3  Lg7, 6.  e4  O^U,  7.  Le2 
e6,  8.  0—0  ed,  worauf  statt  9. . . .  Se8, 
10.  Tel  am  besten  9. . .  .  Lg4  geschehen 
sollte)  4. . . .  g6  (Oder  Partie  Rubinstein— 
Tarrasch,  Berlin  1918:  4. . . .  e5,  5.  de  Le6: 

6.  e4  Le7,  7.  Lg5  Sbd7  mit  Igelstellung), 

5.  g3  Lf5,  6.  Lg2  Sa6!  7.  ü— 0  Dd7,  8.  Tel 
Se4  und  Schwarz  kam  bald  im  Vorteil. 

Auf  2.  . .  d7— d6  kann  Weiß  entweder 
aggressiv  mit  3.  c4  nebst  Sc3,  e4  usw.  vor- 
gehen (Vgl.  Anmerkung  zum  dritten  Zuge 
von  Weiß  in  der  Partie  Nr.  99)  oder  aber 
zurückhaltende    Wege    einschlagen,     wie 

3.  Lf4, 3.  Lg5, 3.  e3, 3.c3, 3.  g3, 3.  b3, 3.  h3, 3.  Sc3 
und  insbesondere  3.  Sbd2,  vergl.  Partie 
Wolf— Tschigorin,  Karlsbad  1907: 

3.  Sbd  2  (Eine  sehr  nachhaltige  Fort- 
setzung!) 3. . . .  Sbd7  (Verfehlt  Berger- 
Mieses,  ibid.:  3....  Lg4  und  sehr  apart 
Berger— Nimzowitsch,    ibid.:    3....    Sc6), 

4.  e4  e5  (Oder  Chajes— Tartakower,  Karls- 
bad 191 1 :  4. .  . .  g6,  5.  c3  Lg7,  6.  Ld3  0—0, 

7.  Sfl  c5,  8.  Lg3  Te8,  9.  0—0  usw.),  5.  c3 
Le7  (Oder  Grünfeld— Balla,  Kaschau  1918: 
5. .  . .  c6,  6.  Ld3  g6,  7.  0-0  Lg7,  8.  Tel  De7, 
9.  Sfl  Sh5,  10.  Ld2  usw.),  6.  Ld3  0—0 
(Oder  Vidmar— Breyer,  ibid.:  6....  c6, 
7.  0—0  Dc7,  8.  Tel  h6,  9.  Sfl  usw.),  7.  0-0 
c6,  8.  Tel  Dc7,  9.  Sfl  Te8,  10.  Sg3,  wobei 
es  dem  Weißen  überraschenderweise 
gelang,  eine  überwältigende  Angriffs- 
stellung aufzubauen. 

3.       c2— c4  .... 

Statt  dieses  immerhin  (zwei)schneidi- 
gen  „Gambitzuges"  gravitiert  auch  hier*) 
die  neueste  Turnierpraxis  nach  ruhigeren 
Entwicklungsmethoden,  wie  3.  c3,  3.  e3, 
3.  g3,  3.  Lf4,  3.  h3  (Capablancas  Zug 
gegen  Reti  in  London  1922),  3.  Sbd2  und 
insbesondere  3.  Sc3,  vgl.  Partie  Capa- 
blanca—Yates,  New-York  1924: 

3.  Sc3  (Marshalls  Zug.  Gegen  Fian- 
chetto  braucht  man  kein  Gambit  zu  spielen !) 
3.  .  .  .  d5  (Oder  Eduard  Lasker— Maröczy, 
ibid.:  3. . . .  Lg7,  4.  e4  d6,  5.  h3  0—0,  6.  Lf4 
Sbd7,   7.  Dd2   nebst   Lh6.  —  Am   besten 

*)  Ähnlich  wie  nach  1 .  d4  Sf6,  2.  Sf3  d6. 


is^  nach  Aljechin  3 d6  nebst  eventuell 

c7— c5),  4.  Lf4  Lg7,  5.  e3  0—0  (Oder 
Marshall— Eduard  Lasker,  ibid.:  5 Lf5, 

6.  h3  0—0,  7.  Ld3  Se4,  8.  Le4:  Le4:  9.  0—0 
Sd7,  10.  Sd2  mit  Zentrumsdruck),  6.  h3  c5, 

7.  de!!  (Der  Weltmeister  versteht  es 
wunderbar  aus  nichts  etwas  zu  machen. 
Bei  weitem  schwächer  Patay— Becker, 
Wien  1923:  7.  Le2  Sc6)  7.  .  .  .  Da5,  8. 
Sd2!  Dc5:  (Nicht  gut  wäre  8. .  .  .  Se4, 
9.  Sce4:  de,  10.  c3),  9.  Sb3  Db6,  10. 
Le5!  e6,  11.  Sb5!  (droht  sowohl  12.  Sc7 
als  auch  12.  Ld4  nebst  Sa7:)  11. .  . .  Se8, 
12.  Lg7:  Sg7:  13.  h4!  a6,  14.  Sc3  Sc6,  15. 
Ld3  und  es  gelang  den  Anziehenden  seinen 
kleinen  Stellungsvorteil,  freilich  ersi  im 
77.  Zuge,  siegreich  zu  verwerten. 

3 Lf8— g7 

4.  Sbl— c3  .... 

Wenig  ergab  Rubinstein's  Idee  4.  Dc2 
in  einer  Partie  Colle-Lancel,  Brüssel  1924: 
4....  d5,  5.  cd  Lf5!  6.  Db3  Dd5:  7.  Sc3 
Db3:  8.  ab  Sc6!  usw.  sowie  auch  die 
Flügelentwicklung  4.  g3  in  einer  Konsul- 
tationspartie Grünfeld  u.  A.— Post  u.  A., 
Berlin  1924:  4....  d5,  5.  cd  Sd5:  6.  Lg2 
c5,  7.  0-0  cd,  8.  Sd4:  0—0  mit  symme- 
trischem Spiel. 

4 d7-d5 

Grünfelds  Verteidigung,  die  hier  in 
einer  ebenso  ruhigen  wie  nachhaltigen  Art 
bekämpft  wird: 

5.  e2— eS!  .... 

Die  Wirkungslinie  des  schwarzen 
Königsläufers  wird  unter  gleichzeitiger 
Förderung  der  eigenen  Entwicklung 
dauernd  eingeschränkt. 

Eine  rein  positioneile  Spielweise,  die 
der  dogmatischen  (5.  cd  Sd5:  6.   e4  Sc3: 

7.  bc  c5  usw.)  im  praktischen  Kampfe 
vielleicht  vorzuziehen  ist.*) 

5 0—0 

6.  Lfl-d3  .... 

Gespielt  wurde  hier  auch  6.  cd  Sd5: 
und  nun  7.  Le2  Sc3:  8.  bc  (Bird -Black- 
burne,  New-York  1889!)   oder  7.  Lc4  Sc3: 

8.  bc  (Rubinstein— Aljechin,  Wien  1922) 
oder  7.  Db3  Sb6,  8.  Ld2  Le6,  9.  Dc2 
(Brinckmann— Krüger,  Bremen  1924). 

Als  das  Beste  gilt  aber  sofort  6.  Db3, 
denn  darauf  kann  Schwarz  sein  Zentrum 
nur  mit  6.  .  .  .  c6  stützen  und  muß  also  auf 
den    für    diese    Spielweise    so    charak- 


*)  Die  eigentliche  Reihenfolge  der  Züge 
war  übrigens:  1 .  d4  Sf6,  2.  c4  g6,  3.  Sc3  d5,, 
4.  e3  Lg7,  5.  Sf3  usw. 


Dr.  S.  G.  Tartakower:     Die  hypermoderne  Schachpartie. 


418 


teristischen  Vorstoß  auf  der  Danienseite 
verzichten.*) 

Ohne  all  diesen  Positionsfinessen 
nachzujagen,  sucht  der  Textzug  in  un- 
befangener Weise  die  Vollmobilisierung 
seines  Königsflügels  durchzuführen. 

6 Sb8— c6 

Es  sieht  so  aus,  als  ob  auch  Schwarz 
sich  bequem  entwickeln  würde.  Viel  besser 
geschah  in  einer  Partie  Svaöina— Engel, 
Brunn  1924:  (auf  6.  Le2)  de,  7.  Lc4:  c5, 
8.  0-ü  Dc7!  9.  Sb5?  Db6  usw.,  wobei 
Schwarz  die  Führung  zu  erlangen  sucht. 

7.  0—0  Sc6— b4 

8.  Ld3— e2  d5Xc4 
Dies  ist   freilich  erzwungen,    da   auf 

8. . .  .  Lf5,  9.  a3!  Sc2?    10.  Ta2  mit  Figur- 
gewinn drohen  würde. 

9.  Le2Xc4  c7— c6 

10.  Ddl— b3  Sb4— d5 

11.  Sf3— e5  .... 
Droht  e4. 

11 e7— e6 

12.  Tfl— el  Sie— d7 

13.  f2— f4!  Sd7Xe5 

14.  f4Xe5  Sd5Xc3 
Schwarz  möchte  Se4   nicht   zulassen. 

15.  b2Xc3  TfS— e8 

16.  Tel— fl  b7— b5 

Statt  dieser  bösen  Schwächung  war 
jedenfalls  16. .  . .  b6  vorzuziehen.    Freilich 


*)  101a.  —  In  einer  Partie  Rubinstein- 
Drewitt,  Southport  1924,  folgte:  (6.  Db3! 
c6),  7.  Ld2  (Der  Kampf  um  das  Tempo 
Lfl— d3Xc4.  In  der  Erzstammp.  der  Grün- 
feldschen  Variante:  Swiderski-Wolf,  Nürn- 
berg 1906,  geschah  eben  7.  Ld3  de,  8.  Lc4:) 
7.  ..  .  de  (Verfehlt  Partie  DusChotimirsky— 
E.  Cohn,  Karlsbad  1911:  7.  . .  .  Se4?  8.  cd 
Sc3:  9.  de!!  mit  Bauerngewinn.  Am  besten 
nach  Emmrich  ist  7.  .  .  .  Db6,  nach  Grün- 
feld   aber    ist    7 e6    nebst   De7,   de 

und  eventuell  e6-e5),  8.  Lc4:  h6  (Unbe- 
friedigend auch  Partie  Pokorny-Hromadka, 
Mährisch-Os^rau  1923:  8....  b5?  9.  Le2 
a6,  10.0— 0Le6,  ll.Dc2Db6,  12.  a4!  usw.), 
9.  0—0  Sbd7,  10.  Dc2!  Sb6,  11.  Lb3  Lf5 
(es  drohte  Dg6:),  12.  e4  Lg4,  13.  Le3  (Das 
mobile  Zentrum  von  Weiß  ist  stark)  13.... 
Lf3:  14.  gf  Dd7  (Dieser  Gegenangriff  stoßt 
bald  ins  Leere),  15.  Khl  Dh3,  16.  De2  Kh7, 
17.  Tgl  Sh5,  18.  f4  (verhindert  e7-e5)  18. . . . 
TadS,  19.  Tadl  Sc8,  20.  Td3!  Dd7  (er- 
zwungener Rückzug),  21.  f5!  e5  (etwas 
besser  war  21....  e6.  Nun  folgt  ein 
grausames  Finale:),  22.  Lf7:!  Tf7:  23.  fgf 
Kh8,  24.  Dh5:!  Aufgegeben. 


18. 
19. 
20. 
21. 
22. 

23. 
24. 
25. 
26. 


bleibt  auch  dann  das  weiße  Zentrum  über- 
mächtig. 

17.     Lc4   -e2  Lc8— d7 

Lei— a3  Lg7— f8 

Tfl— f6  Lf8Xa3 

Db3Xa3  Te8— f8 

Tal— fl  a7— a5 

Da3— d6  Ta8— c8 

Auf  Le8  folgt  23.  Te6:! 
h2~  h4!  Entscheidend.    Dd8— c7 

Dd6-c5  Tc8— b8 

h4— h5  Dc7— b6 

Dc5— d6  .... 

Eine   hübsche   Wendung    wäre     hier 

26.  hg  hg?,  27.  Tg6:t!  usw.  Schwarz  er- 
widert aber  besser  26. . . .  Dc5:  und  lenkt 
in  ein  Turmendspiel,  wenn  auch  mit  einem 
Bauer  weniger,  ein.  Nach  dem  Textzug 
kommt  es  gar  nicht  mehr  zum  Endspiel. 
fDr.  Euwe  in  „Tijdschrift  van  den  Neder- 
landschen  Schaakbond"]. 

26 Tb8— d8 

27.  h5Xg6  h7Xg6 

28.  Dd6— e7!  Aufgegeben. 
(Auf  28. . . .  Le8  folgt  29.  Tg6:t!,  nebst 

Matt  in  5  Zügen.) 

Schlußstellung: 


Eine  Blockadepartie. 
CE3) 

B)  Neu-Indisch. 

(Mit  e6,  eveniuell  b6.) 

Partie  Nr.  102. 

Hauptlurnier  zu  Karbitz  1924. 

Chmellarz.  Januschkowetz. 

1.  d2— d4  Sg8— f6 

2.  Sgl— f3  e7— e6 

3.  g2  -g3  .... 
Die  Modeentwicklung.  Verhältnismäßig 

wenig   bewährt   haben    sich    die    Läufer- 
entwicklungen 3.  Lf4  sowie  3.  Lg5  wegen 


419 


des  befreienden  Gegenstoßes  3. . . .  c5 
(vgl.  vierte  Matchpartie  Kostitsch— Capa- 
blanca,  Havanna  1919:  3.  Lg5  c5,  4.  e3 
[Interessant  ist  Wagners  Gambit  4.  e4] 
4. . . .  Sc6!  5.  c3  Db6!  6.  Db3  d5,  7.  Sbd2 
Ld7,  8.  Le2  cd,  9.  ed  Ld6,  10.  0-0  h6, 
11.  Lh4  Sh5  und  Schwarz  ist  bereits  am 
Ruder).  Zu  passiv  ist  3.  e3.'  Wegen  der 
Hauptfortsetzung  3.  c4.  (Einladung  zum 
Damengambit!)  siehe  nächste  Partie. 

3 c7— c5! 

4.      c2— c3  .... 

Nötig,  denn  auf  4.  Lg2  brauchtSchwarz 

nicht   schablonenhaft   4. . . .    Sc6    zu    an- 

worten  (Grünfeld— Sämisch,  Teplitz  1922), 

sondern   kann  mit  4 cd!  5.  0-0  d5, 

6.  Sd4:  e5!  Gegenspiel  erlangen.  Ein 
Beispiel    dafür,    wie    der   Eröffnungszug 

I.  d4  dem  Gegner  „Angriffsmarken"  bietet. 

4.  ....  Sb8— c6 

5.  Lfl— g2  d7— d5 
Etwas  spät,  aber  doch  ist  aus  dem 

„ideellen"  ein  wirkliches  Damenbauernspiel 
entstanden,  denn  die  Wirkung  des  weißen 
Lgl  mußte  beizeiten  eingeschränkt 
werden.*) 

In   einer  Partie  Grünfeld— Reti,  Wien 

1922   geschah    zunächst   noch  5 Le7, 

6. 0—00—0,  7.  c4  (Diese  Ratenentwicklung 
ist  hier  berechtigt)   7. . . .  d5  (Na   also!), 

8.  cd  Sd5:  9.    de  Lc5:   mit  etwa  gleichem 
-|  Spiel. 

™   6.       0—0  Lf8— d6 

Es  ist  bemerkenswert,   daß  Schwarz 
mit   6....    cd,    7.    Sd4:!   e5,    8.    Sc6:  bc, 

9.  e4  usw.  eine  Art  Grünfeld-Verteidigung 
mit  vertauschten  Farben  herbeiführen 
konnte. 

7.       a2— a3  

1 1  Eigentlich  Zeitverlust.  Besser  geschah 
in  einer  Partie  Grünfeld— Wolf,  Wien  1922: 

7.  c4!  0—0,  8.  cd  ed,  9.  Sc3,  wobei  die 
Rubinstein-Variante  des  Damengambits 
aus  den  Trümmern  der  Indischen  Ver- 
teidigung entstand. 

7.  ....  Dd8— c7 

8.  Sbl— d2  b7— b6 

9.  Tfl— el  Lc8— 57 

10.  e2— e4  d5Xe4 

II.  Sf3— g5!  c5Xd4 
12.  Sd2Xe4  .... 


*)  Die  eigentliche  Reihenfolge  der 
Züge  war:  1.  Sf3  d5,  2.  g3  c5,  3.  c3  Sc6, 
4.  d4  e6,  5.  Lg2  Sf6  usw.  Die  Partie  wird 
eben  als  Beispiel  dafür  angeführt,  in  welch 
innigem  Kontakt  alle  diese  Eröffnungen 
—  Zukertort,  Indisch,  Damenbauer  — 
stehen. 


Während  Schwarz  im  indischen  Stile 
lavierte,  hat  der  Anziehende  durch  herz- 
haftes Zupacken  eine  starke  Angriffsstellung 
erlangt. 

12 Ta8— d8? 

Ein  Fehler  in  schwieriger  Lage.  Unzu- 
lässig war  übrigens  12....  0-0  wegen 
13.  Sf6:tgf,  14.  Sh7:!  Kh7:  15.  DhSf  usw. 
und  auch  der  Sicherungzug  12. . . .  Le7  ist 
nach  Schönmann  in  den  „Deutschen  Schach- 
blättern" wegen  13.  Sf6:t  Lf6:  14.  Se6: 
und  nach  Wolf  in  der  „Wiener  Schach- 
zeitung" gar  wegen  13.  Sf7:!  zu  verwerfen 
(z.  B.  13. . . .  Se4:  14.  Sh8:  Sf6, 15.  Te6:  bezw. 
13....  Kf7,  14.  SgSf  Kg8,  15.  Te6:!  [ver- 
schwommener 15.  Se6:  Dd6,  16.  Db3  Sa5, 
17.  Da2  Ld5,  18.  Ld5:  Dd5:!  19.  Sc7  Da2: 
20.  Ta2:  Kf7]  15....  Sa5,  16.  Lf4  Dd7, 
17.  De2  Lf8,  18.  Lb7:  Db7:  19.  b4!  mit 
Springerfang,  bezw.  15. . . .  Sd8,  16.  Db3 
Kf8,  17.  Lf4  Dd7,  18.  Tael!  mit  starkem 
Angriff). 

Verhältnismäßig   am  besten    war   an 

Textslelle    der    Entlastungstausch    12 

Se4:    nebst  langer  Rochade. 


i 


13.  Se4Xf6t  g7Xf6 

14.  Sg5Xe6!!  .... 
Eine  Opferkombination  voll  Schwung 

und  Leben,  die  dem  Führer  der  weißen 
Steine  ein  glänzendes  Zeugnis  ausstellt. 

14 f7Xe6 

15.  TelXeöf  Sc6— e7 
Nun   geht   es   wie  nach  der  Schnur. 

Verhältnismäßig   beste   Verteidigung   bot 

15 Kd7,  worauf  allerdings  etwa  16.  Lh3 

(drohtTf6:t)Tdg8, 17.Td6:tKd6:  18.Lf4t 
Se5,  19.  cd  Dc6,  20.  def  Ke7,  21.  Dd6t  mit 
Vorteil  für  Weiß,  trotz  der  Qualität  weniger, 
folgen  könnte. 

Wie  leicht  ersichtlich,  sind  dagegen 
die  anderen  Verteidigungszüge:  15. . . .  Kf7 
wegen  16.  Ld5  (drohend  Dh5t  und  Td6:t) 
bezw.  15.  . . .  Le7  wegen  16.  Dh5f  usw. 
ganz  minderwertig. 

16.  Ddl— höf  Ke8— d7 

Auf  16.  .  .  .  Kf8?  folgt  Matt  in  zwei 
Zügen  (durch  17.  Tf6:t  nebst  Df7). 


z?-« 


420  — 


17.  Lg2— h3  f6— f5 
Auf    17. . . .    Dc6   folgt    schonungslos 

18.  Td6:t!  Kd6:  19.  Lf4  #• 

18.  TeeXeTf!     Elegant.     Ld6Xe7 
Worauf  Matt  in  vier  Zügen  folgt.  Aber 

auch  nach  18.  .  .  .  Ke7:  19.  Lgöf  Kd7, 
20.  Lföf  Kc6,  21.  Df3t  könnte  Schwarz 
aufgeben. 

19.  DhöXföf  Kd7— e8 

Oder  19....  Kd6,  20.  Lf4t  Kc6,  21. 
Lg2f  usw. 

20.  Df5— h5t  KeS— fS 

21.  Lei— h6t  KfS— gS 

22.  Lh3— e6# 

(Erster  Schönheitspreis.) 
CEED 

Partie  Nr.  103. 

Großturnier  zu  Pistyan  1922. 

Dr.  Tarrasch.  Aljechin. 

[Ein  Glanzsieg  in  der  ersten  Runde.] 

1.  d2— d4  SgS— f6 

2.  Sgl— f3  e7— e6 

3.  C2— C4    Am  schärfsten.    c7— c5 
Will    Schwarz    die    Einladung    zum 

nachträglichen  Damengambit  (3.  . . .  d7  d5) 
nicht  annehmen,  so  stehen  ihm  außer  dem 
Textzuge  noch  zwei  interessante  Ent- 
gegnungen, die  dem  Geiste  dieser  Eröffnung 
entsprechen  und  besonders  von  Bogoljubow 
während  der  Jahre  1916—1920  erforscht 
wurden: 

I.  3.  .  . .  b7— b6,  vgl.  fünfte  Wett- 
kampfpartie Grünfeld— Tartakower,  Wien 
1922:  4.  g3  (In  dem  hiemit  eingeleiteten 
Kampfe  „Läufer  gegen  Läufer"  ist  der 
Weiße  infolge  seiner  geschützteren  Stellung 
im  Vorteil.  Farbloser  ist  4.  Lg5,*  4.  e3 
sowie  auch  4.  Sc3)  4. .  .  .  Lb7,  5.  Lg2  d5 
(lieber  früher  als  später,  z.  B.  5. . . .  Le7,  6. 
0-0  0-0,  7.  Sc3  d5  [sonst  ev.  8.  d5!],  8.  Se5 
mit  unbequemer  Fesselung  für  Schwarz.** 
Auf  5. . . .  c5  ist  aber  nach  Collijn  gemäß 


*)  Vgl.  hiezu  Partie  Tarrasch— Bogo- 
ljubow, Göteborg  1920:  4.  (Lg5)  Lb7,  5.  e3 
h6,  6.  Lh4?  Lb4t  7.  Sd2?  (O,  sancta 
simplicitas!)  g5,  8.  Lg3  g4  mit  Figurgewinn 
für  Schwarz.  —  Eine  tückisch-lehrreiche 
Eröffnungsfalle! 

**)Vgl.  immerhin  folgende  Katastrophen- 
partie Rubinstein— Bogoljubow,  Göte- 
borg 1920: 

8. . .  .  c5  (Sämisch  empfiehlt  8 Dc8, 

Nimzowitsch  aber  8.  . . .  c6  mit  sogenannter 
„Sägestellung"),  9. de  (logischer  ist  9.Le3!) 
9. . .  .  Lc5:  10.  Lf4  (hier  war  wohl  10.  cd! 


der  8.  Matchpartie  Rubinstein-Bogoljubow 
6.  d5  ed,  7.  Sh4!  g6,  8.  cd  sehr  stark),  6.  Se5 
Lb4t  (schwächlich  P.  Kostitsch— David- 
son, Haag  1921 :  6. . . .  Le7,  7.  Sc3  0-0, 
8.  0-0  usw.),  7.  Ld2  (oder  P.  Aljechin— 
Vajda,  Budapest  1921:  7.  Sd2  0-0,  8.  0-0 
Sbd7,  9.  Sd3,  worauf  wohl  9. . .  .  Ld2:  am 

einfachsten    wäre)   7 Ld2:t   8.    Dd2: 

0-0,  9.  Sc3  Sbd7,  10.  0-0  usw.  mit  etwa 
gleichem,  wenn  auch  für  Schwarz  schwer 
zu  behandelnden  Spiel. 

11.  3. . .  .  Lf8— b4t  vgl.  Partie  Johner— 
Grünfeld,  Pistyan  1922:  4.  Ld2  (4.  Sc3 
0-0,   5.  g3  c5,   6.  Lg2  Lc3:t  7.  bc  Da5, 

8.  Ld2  d6,  9.  0-0  Sbd7!)  4. . . .  Ld2:t  5. 
Dd2:!  (auf  5.  Sbd2:  folgte  in  einer  denk- 
würdigen Partie  Pokorny— Dr.  Lasker, 
Mähr.  Ostrau  1923:  5. . . .  0-0,  6.  e4  [vor- 
sichtiger 6.  e3]  6. . .  .  d6!  [die  Schablone 
verlangt  6. . . .  d5],  7.  Dc2  Sc6,  8.  Tdl 
De7,  9.  Le2  e5!  10.  d5?  Sd8,  11.  h3  Sh5 
[die  Gegeninitiative  beginnt],  12.  Sgl  Sf4, 
13.  Lf3  f5  [natürliche  Reaktion  auf  den  6. 
und  10.  Zug  von  Weiß],  14.  Se2  fe,  15. 
Se4:  Sg6,  16.  Lg4  Sf7  und  Schwarz  führte 
die  von  ihm  neuartig  angelegte  Partie 
im  48.  Zuge  zum  Siege). 

5. .  . .  d5  (nun  wird  ein  Damengambit 
ohne  die  beiderseitigen  Schwarzläufer 
ausgekämpft!  Versucht  wurde  hier  auch 
5. . . .  b6  oder  5. . . .  0-0),  6.  e3  0-0,  7.  Sc3 
Sbd7,  8.  Ld3  c6  (in  einer  Partie  Vidmar- 
Reti,   Mannheim  1914,   geschah   8 b6, 

9.  cd  ed,  10.  0-0  Lb7,  11.  Tacl  c5,  12. 
Tfdl  c4,  13.  Lbl  usw.  mit  wohlbekannter 
Angriffsstellung),  9.  0-0  (energischer  ist 
wohl9.  Tadl!)  9...  de,  10.  Lc4:  e5!  (die 
Befreiung!),  11.  Lb3  (schlecht  wäre  natür- 
lich 11.  de  Se5:  12.  Dd8:  Sf3:t  usw., 
doch  kommt  auch  11.  Tfdl  stark  in  Be- 
tracht) 11....  ed!  (schwächer  P.  Aljechin— 
Bogoljubow,  Budapest  1921:  11....  De7, 
12.  e4!  ed,  13.  Sd4:!  [13.  Dd4:  De5=] 
13....  Sc5,  14.  Lc2  Tfd8,  15.  Tadl  [droht 
Sc6;]  15....  Lg4,  16.  f3  Le6,  17.  Df2  und 
Weiß  brachte  seinen  Stellungsvorteil  im 
30.  Zuge  zur  Geltung). 

12.  Dd4:  Db6,  13.  Df4  Sc5,  14.  Sa4 
Sa4: 15.  Da4:  Lf5  usw.  mit  gutem  Ausgleich. 


Sd5:  11.  Sd5:  Ld5:  12.  Ld5:  ed,  13.  b3 
nebst  Lb2  am  Platze,  wobei  der  Bd5  eine 
gewisse  Schwäche  im  schwarzen  Lager 
bildet)  10. . . .  Se4!  (nun  befreit  sich  Schwarz 
mit  einem  Ruck  und  kommt  in  Vorteil), 
11.  Se4:?  de,  12.  Db3?  Dc8!  13.  Le3 
(besser  war  13.  Ld2  und  später  eventuell 
Se3)  13. . . .  Le3:  14.  fe  (auf  14.  De3:  folgt 
vorteilhaft  14. . . .  f6  nebst  h5)  14. . . .  Sc6! 
15.  Sc6:  Dc6:  16.  Tadl  Tac8!  17.  Td4 
f5,  18.  Tfdl  La6,  19.  c5  Le2:  20.  Td6? 
Dc5:  21.  De6:t  Kh8,  22.  Td4  Dclf  23. 
Kf2  Tc2,  Weiß  gibt  auf. 


421  - 


4.  d4— d5  .... 
Von  unverkennbarer  Energie.  Es  folgt 

aber  darauf  ein  überrascheriäer  Gegenstoß, 
dessen  meteorhafte  Idee  dem  russischen 
Meister  Blumenfeld  zu  verdanken  ist. 

4 b7— b5 

Aljechin  ist  meistens  derjenige  Feuer- 
geist, der  alle  in  der  Luft  schwebenden 
Neuerungen  mutig  im  Turnierkampfe  an- 
wendet. 

5.  d5Xe6  .... 

Als  „Widerlegung"  des  Blumenfeld- 
Gambits  gilt  nunmehr  5.  Lg5,  z.  B. : 

a)  5....  Lb7,  6.  e4  Daöf  7.  Dd2 
Dd2:t  8.  Sfd2:  b4,  9.  Ld3  usw.  mit  über- 
legenen Chancen  für  Weiß. 

b)  Partie  Moritz— Gilg,  Hauptturnier 
Oeynhausen  1922:  5....  bc,  6.  e4  DaSf 
7. Sc3(noch  zwingender  ist  wohl7.Ld2  oder 
7.Dd2Dd2:t8.Sfd2:  !nebst9.Sc3und  Sc4:) 
7....  Se4,  8.  Lc4:  Sc3:  9.  Dd2  Db4,  10. 
Dc3:  Dc3:  (schwächer  geschah  in  einer 
späteren  Partie  Sämisch  -Spielmann, 
Teplitz-Schönau  1922:  10....  La6?),  11.  bc 
Le7?  (richtig  war  sofort  11.  .  . .  d6!  12.  de 
Le6:  13.  Le6:  fe,  14.  0—0—0  Sc6,  15.  Thel 
e5  mit  haltbarem  Spiel),  12.  0—0—0!  d6, 
13.  defe,  14. Thel  h6,  15.  Le7:Ke7:  16.  Ld5, 
Aufgegeben. 

c)  Partie  Grünfeld— Bogoljubow,  Wien 
1922:  5. .. .  h6,  6.  Lf6:  Df6:  7.  Sc3  b4,  8. 
Sb5  Sa6,  9.  e4!  Db2:?  10.  Ld3  D.f6, 11.  e5 
Dd8,  12.  de!  de,  13.  Le4  Ddl:t  14.  Tadl: 
Tb8,  15.  Lc6t  Kf8,  16.  Td8#  Tableau. 

d)  Uns  scheint  jedoch  5. .  . .  ed,  6.  cd 
d6,  7.  e4  a6  usw.  genügende  Widerstands- 
kraft aufzuweisen  und  da  auch  andere 
Widerlegungsversuche  (wie  5.  e4,  Partie 
Rubinstein— Tartakower,  Teplitz-Schönau, 
1922  oder  5.  cb,  Partie  Kostitsch— Maröczy, 
Westonsupermare  1922)  mißlangen,  ist  das 
letzte  Wort  über  das  hochinteressante 
.Flügelgambit  noch  nicht  gesprochen. 

5 f7Xe6 

6.  c4Xb5  d7— d5 
Nun    ist   die   Strategie  von  Schwarz, 

der  für  den  geopferten  B  ein  überstarkes 
Zentrum  erlangt  hat,  klar  vorgezeichnet 
und  tatsächlich  löst  Aljechin  seine  Auf- 
gabe mit  bewunderungswürdiger  Energie. 

7.  e2— e3                          .... 
Schwarz  „drohte"  ja  durch  7 Da5t 

den  B  zurückzugewinnen.  Immerhin  kommt 
hier  7.  g3  als  zweckmäßigste  Läuferent- 
wicklung stark  in  Betracht.  In  einer 
späteren  Partie  desselben  Turniers 
Sämisch— Marco  geschah  7.  Sbd2  Ld6,  8. 
b3  e5  (besser  8.  . . .  Da5!),  9.  e4!  De7, 10. 
Ld3  Lb7,  11.  De2  Sbd7,  12.  ed  Sd5:  13. 
Se4  Lc7,  14.  0-0  h6,  15.  Tdl  0-0-0,  mit 
unklarem  Spiel. 


7 ■""'  Lf8-d6 

Ein  Idealläufer. 

8.  Sbl— c3  0—0 

9.  Lfl— e2  Lc8— b7 

10.  b2— b3  .... 
Sieht    etwas    gekünstelt    aus.   In  Be- 
tracht   kam    die    Aufwühlung    der    Mitte 
durch  10.  c4,  um  auf   10. . . .  de,    11.   Sg5 

nebst    Lc4   bezw.  auf  10 Sbd7,  11.  ed 

ed,  12.  Lg5  zu  spielen. 

10 SbS— d7 

11.  Lei— b2  DdS— e7 

12.  0-0  Ta8— dS 

13.  Ddl— c2  e6— e5 

Die  Bauernmasse  setzt  sich  in  Be- 
wegung und  verhilft  dem  schwarzen 
Figurenmaterial  zu  einer  großzügig  durch- 
geführten Attaque. 

14.  Tfl— el  e5— e4 

15.  Sf3— d2  Sd7-e5 

16.  Sc3— dl  Sf6^g4 

17.  Le2Xg4  .... 
Auf  17.  h3  könnte  Schwarz  analog  der 

Partie  mit  17. . . .  Sh6  nebst  Sf5  fortsetzen. 
[Dr.  Vecsey  im  Turnierbuch.] 

17 Se5Xg4 

18.  Sd2— fl  De7— g5! 
Es    gilt   (überraschenderweise!)  dem 

Punkt  g2. 

19.  h2— h3  Sg4— h6 

20.  Kgl— hl  Sh6— f5 

21.  Sfl— h2  d5— d4! 
Beginn  vom  Ende.  Verfrüht  wäre  so- 
fort 21. .  .  .  Sg3  wegen  22.  Kgl.  Nun  muß 
aber  Weiß  der  Verstärkung  der  gegneri- 
schen Aktion  „ruhig"  zusehen,  da  22.  ed 
wegen  22....  e3!  23.  Tgl  Dg3!!  usw. 
fatal  enden  würde. 

22.  Lb2-cl  d4— d3 

Passiert! 

23.  Dc2— c4t  Kg8— h8 

24.  Lcl-b2  Sf5— g3t! 
Stellung  nach  dem  24.  Zuge  von  Schwarz. 


B      Ä      Ä      ^ 

■  m  ■  m 
■s»  ■  r 


422 


25.     Khl— gl  .... 

Natürlich  nicht  25.  fg  wegen  25. . . . 
Dg3:  usw.,  doch  ist  vorläufig  noch  keine 
entscheidende  Gefahr  für  die  stark  ge- 
schützte Königsstellung  von  Weiß  zu  er- 
sehen. 


Lb7— d5 
Sg3-e2t 
Tf8— f7 
h7— h5! 
Der  Nachschub! 


25 

26.  Dc4— a4 

27.  Kgl-hl 

28.  Da4— a6 

29.  b5— b6  .... 

Die  weiße  D  fühlt  sich  verpflichtet, 
etwas  zu  unternehmen. 

29 Se2— gSf 

Obwohl  der  S  jedesmal  gegen  Ab- 
leben mit  einer  übermäßig  hohen  Prämie 
versichert  ist,  wirkt  seine  Opfertätigkeit 
herzerquickend. 

30.  Khl— gl  a7Xb6 

31.  Da6Xb6  Sg3— e2t 

32.  Kgl— hl  Sc2— g3t 

33.  Khl— gl  .... 

Weiß  erkennt,  daß  33.  fg  wegen  des 
Zwischenzuges  33.  .  .  .  Lc7!  unersprießlich 
wäre  und  wartet  weitere  Ereignisse  mit 
stoischer  Ruhe  ab. 

33 d3— d2 

Schwarz  beginnt  zu  ernten. 

34.  Tel- fl  Sg3Xfl 

35.  Sh2Xfl  Ld5— e6 

36.  Kgl— hl  .... 

Dies  führt  zu  einem  schönen  Schluß- 
effekt, doch  würde  Schwarz  auch  auf  36. 
Dc6  mit  etwa  36. . . .  Lh3:  37.  De4:  Tdf8, 
38.  f4  (38.  Khl  Tf3!)  Lf4:  39.  ef  Tf4:  usw. 
oder  noch  eleganter  36.  . .  .  Tf3!  37.  De4: 
Ld5  mit  der  Drohung  Dg2:f!!  entscheiden, 
z.  B.  38.  h4  (auf  38.  Dd3  folgt  Matt  in  5 
Zügen)  Dg2:t!!  39.  Kg2:  Le4:  40.  Sd2: 
(40.  Kgl  Lc7)  Tg3t  41.  Kfl  Ld3t42.  Kel 
Tglf  usw.  mit  Massakrierung. 

36 Le6Xh3! 

37.  g2Xh3  Tf7— f3 

38.  Sfl— g3  h5— h4! 

39.  Lb2— f6  Dg5Xf6 

40.  Sg3xe4  Tf3Xh3t 

Weiß  gibt  auf   (41.  Kg2   Df3t   bezw. 

41.  Kgl  Lh2t).  Die  großzügige  Partie 
wurde  mit  dem  für  die  beste  slawische 
Leistung  ausgesetzten  Speziaipreis  aus- 
gezeichnet. 

SUD 


Partie  Nr.  104. 

Meisterkampf  zu  Budapest  1921. 
Kostitsch.  A.  Steiner. 

1.  d2— d4  Sg8— f6 

2.  Sgl— f3  b7— b6 

Eine  scharf  umrissene  Entwicklungs- 
idee. 

3.  g2-g3!  .... 

In  einer  Partie  Ed.  Lasker— Janowski, 
New-York  1924,  verlegte  sich  Weiß  zu- 
nächst auf  die  Entwicklung  des  Damen- 
flügels: 3.  c4  Lb7,  4.  Sc3  d6,  5.  Lg5Sbd7, 
6.  Dc2  e5,  7.  e3  h6,  8.  Lh4  usw. 

3 Lc8— b7 

4.  Lfl-g2  g7-g6 
Diese    Doppelflügelstrategie    erweist 

sich  bald  als  schwerfällig.  Beachtenswert 
geschah  in  einer  Matchpartie  Olland— 
Maröczy,  Utrecht  1921:  4. . .  .  c5,  5.  c3  e6, 

6.  Lf4  Le7,  7.  Sbd2  0-0,  8.  Dc2  d5,  9.  0-0 
Sc6, 10.  e3?  Sh5  mit  Gegenspiel  oder  in  einer 
Partie  Prokesch— Sämisch,  Pistyan  1922, 
gleich  4. . . .  e6,  5.  c4  (bezw.  Marchand— 
Ahues,  Berlin  1922:  5.  0-0  c5,  6.  c3   Le7, 

7.  Lf4  d6,  8.  Sbd2  cd,  9.  cd  0-0,  lO.Tfel 
Sd5  usw.)  5. . .  .  c5,  6.  e3?  (besser  6.  de 
Lc5:  7.  0-0)  6.  .  . .  cd,  7.  ed  d5,  8.  Se5 
Dc8!  mit  überwundenen  Eröffnungs- 
schwierigkeiten  für  Schwarz. 

5.  0—0  Lf8— g7 

6.  c2— c4  0—0 

7.  Sbl— c3  d7— d6 

8.  Ddl— c2  .... 

Ein  guter,  von  Teichmann  aus  der 
Schweiz:  importierter  und  von  ihm  in  der 
5.  Matchpartie  gegen  Aljechin,  Berlin 
1921  (nach  1.  d4  Sf6,  2.  c4  b6,  3.  Sc3  Lb7, 
4.  Dc2!)  angewandter  Zug,  der  hier  nicht 
nur  als  Hebel-sondern  auch  als  Räumungs- 
manöver zugleich  fungiert.  (Siehe  nächster 
Zug.) 

8 Sb8— d7 

9.  Tfl— dl!  .... 
Kraftstrotzende  Strategie. 

9 Tf8— e8 

Um  seinerseits  e7— e5  durchzusetzen. 

Zweckmäßiger  war    aber  zunächst   9 

c6  nebst  Dc7,  um  den  X-Strahlen  des  Tdl 
auszuweichen. 

10.  e2— e4  e7— e5 

Sonst  folgt  völlige  Einkapselung 
durch  e4— e5. 

11.  d4Xe5!  d6Xe5 

12.  Lei— g5  c7— c6 


-  423 


13.  Lg5Xf6!  Le7Xf6 

14.  Lg2— h3  Te8— e7 
Auch    nach    14....  Lc8,  15.  Td6  Lei, 

16.  Ld7:!  Ld6:  17.  Lc6:  bezw.  16.  . . .  Ld7: 

17.  Td6— d2  Dc7,  18.  Se5:!  usw.  war 
materieller  Nachteil  unabwendbar.  Nun 
folgt  ein  drastisches  Finale. 

15.  Tdl— d6  Dd8— c7 

16.  Tal— dl  Ta8— d8 

17.  Dc2— d2! 

Nicht  aber  sofort  17.  Ld7:  Ted7:  18. 
Tf6:  wegen  18. . . .  Kg7. 

17 Lb7— c8 

18.  Td6Xf6!  Aufgegeben. 
Eine  von  dem   serbo-amerikanischen 

Meister  brillant  durchgeführte  Invasions- 
partie. 

nun 

C)  Budapester  Gambit. 

(2.  c4  e5.) 
Von  dem  Budapester  Meistertrio 
Abonyi,  Breyer  und  Baracz  im  Jahre  1917 
der  Schachwelt  geschenkt,  feierte  diese 
geistreiche  Spielweise  im  Berliner  Vier- 
meisterturnier 1918  große  Triumphe  (2V2 
Punkte  aus  3  Partien!)  und  ist  noch  heute 
nicht  völlig  widerlegt,  weshalb  auch  viele 
Autoritäten  2.  SfS  für  zweckmäßiger  als 

2.  c4  halten. 

Partie  Nr.  105. 

Meisterkampf   zu  Kopenhagen  1923. 
Sämisch.  Spielmann. 

1.  d2— d4  Sg8— f6 

2.  c2— c4  e7— e5 

Seinem  Temperament  gemäß  ist 
natürlich  Spielmann  ein  eifriger  Verfechter 
dieses  Gambits  geworden. 

3.  d4Xe5  .... 
Wie  Schlechter  in   seiner  gediegenen 

Monographie  „Die  Budapester  Verteidigung 
des  Damengambits"  (Berlin  1918)  fest- 
stellte, führt  die  Ablehnung    des    Opfers: 

3.  Sf3  ed  bezw.  3.  Lg5  ed!  bezw.  3.  e4 
Se4:!  bezw.  3.  d5  Lc5!  zum  schwarzen 
Vorteil.  In  einer  Partie  Marshall— Sharp, 
New-York  1920,  geschah  ganz  zurück- 
haltend 3.  e3  ed,  4.  ed  d5  (nun  ist  ein 
bekanntes  Abspiel  der  franz.  Abtausch- 
variante entstanden),  5.  Sf3  Lb4t  6.  Ld2 
Ld2:t  7.  Sbd2:  0-0,  8.  Le2  usw.  mit  etwa 
gleichem  Spiel. 

3 Sf6— g4 

4.  e2— e4  (!)  .... 
Diese   Behandlung,   womit  Weiß  auf 


die  Behauptung  des  gewonnenen  Bauern 
verzichtet,  gilt  als  die  beste  Spielweise, 
während  sich  die  konservativen  Fort- 
setzungen: —  4.  Lf4*,  4.  f4,  4.  Dd4,  4. 
Dd5  sowie  4.  Sf3  mindestens  vom 
praktischen  Standpunkt  wenig  bewährt 
haben. 

Geistreich  ist  Dr.  Tarrasch's  Vor- 
schlag: 4.  e6,  um  nach  4 fe,  5.  e4  Sge5, 

6.  Dh5t  Sf7,  7.  Ld2  Sc6,  8.  Sc3  bessere 
Entwicklungstrümpfe  aufzuweisen,  doch 
antwortet  Schwarz  auf  4.  e6  viel  einfacher 
4. . . .  de!  und  steht  gut. 

4.       ....  h7— h5!? 

Von  Reti.  Er  deckt  den  Sg4  und  ver- 
hindert f2-f4,  schwächt  aber  die  Königs- 
seite. 

Einfacher  und  besser  ist  daher  sofort 
4....  Se5:  und  auf  5.  f4! 

weder  5 Sg6,  6.  Le3!   (sonst  folgt 

6 Lc5!   Auf   6.   a3    empfiehlt    Abonyi 

6.'...  a5,  7.  Le3  Sa6,  8.  Sc3  Lc5,  mit 
gutem  Spiel  für  Schwarz)  6 —  Lb4t  (6. . . . 
Df6,  7.  e5),  7.  Sbd2  De7,  8.  Dc2  Sc6 
(vielleicht  8. .  . .  Lc5),  9.  Sf3  b6,  10.  Le2 
Lb7  usw. 

noch  5. .  .  .  Sec6,  6.  Le3!  Ld6  (6. . . . 
Lb4t  7.  Sc3!  De7,  8.  Ld3),  7.  Dd2  De7, 
8.  Sc3  Lb4,  9.  Ld3  b6,  10.  Sge2  Lb7,  11. 
Sg3  0-0,  12.  h4!  Dd8,  13.  h5  Se7,  14.  a3 
usw.  (Spielmann— Reti,  Berlin  1919) 

sondern  am  bequemsten  dasZwischen- 
schach  5...  Lb4t  z.  B.  6.  Ld2  Ld2:t  7. 
Dd2:  Sec6!  8.  Sc3  0-0,  9.  e5  f6  bezw.  9. 
Sf3  d6  mit  pupillarmäßig  gesicherter 
Stellung  für  Schwarz. 


*)  105  a.  —  Vgl.  Partie  Rubinstein— 
Vidmar,  Berlin  1918: 

4.  Lf4  Sc6  (4. ..  .  g5,  5.  Ld2!),5.  Sf3 
Lb4t  6.  Sc3   (besser   vielleicht   6.  Sbd2) 

6 De7,  7.  Dd5  (nur   so   läßt   sich  der 

B  verteidigen)  7. . .  .  Lc3:t  (Beachtenswert 
ist  Mieses'  Vorschlag  7 f6),  8.  bc  Da3! 

9.  Tel  (Auf  9.   Dd3    erzwingt  9.  .  . .    Dc5! 

10.  e3  Da5!  die  Rückeroberung  des  Pions) 
9. . . .  f6,  10.  ef  (Auch  nach  Dr.  Lewitt's 
10.  e6  de,  11.  DhSf  g6,  12.  Dg4:  e5  usw. 
bliebe  Schwarz  am  Ruder)  10. . . .  Sf6: 1 1 .  Dd2 
d6,  12.  Sd4  0-0,  13.  e3  (Richtig  war  13.  f3! 
Ld7,  14.  e4  usw.  mit  genügendem 
Sicherungskoeffizienten)  13....  Sd4;!  14.  cd 
Se4, 15.Dc2Da5tl6.Ke2(oder  16.  Kdl  Lf5, 
17.Ld3Sf2:tusw.)  16....  Tf4:!  17.  ef  Lf5, 
18.  Db2  Te8,  19.  Kf3  Sd2t  20.  Kg3  Se4? 
21.  Kh4?  (besser  war  jedenfalls  wieder 
21.  Kf3,  worauf  freilich  Schwarz  seinen 
Angriff  mit  21.  . .  .  h5  verstärken  könnte. 
Nun  geht  es  mit  dem  weißen  K  rasch 
bergab)  21. . .  .  Te6,  22.  Le2  Th6t  23.  Lh5 
Th5:t  24.  Kh5:  Lg6t  25.  Kg4  Dh5# 


424 


Eine  weitere  Frage  ist,  ob  letzterer  nicht 
an  Textstelle  mit  4.  . . .  d6,  5.  ed  Ld6:  in 
echte-m  Gambitstile  fortsetzen  sollte,  z.B: 
6.  Le2  h5  bezw.  6.  h3  Dh4,  7.  Dc2  Sf2:! 
8.  Sf3  De4:t  bezw.  6.  Sf3  Lb4t!  7.  Ld2 
Lc5  usw.  mit  festem  Griff.  (Die  Annahme 
des  zweiten  Gambits  durch  5.  ed  scheint 
also  sehr  riskant  zu  sein.) 


Auf .  6. .  .  ."  Lc5,  was  sonst  mehr  im 
Geiste  dieser  angriffslustigen  Fortsetzung 
ist,  geschah  in  einer  Partie  Bogoljubow— 
Reti,  Kiel  1921:  7.  a3  Sge5:  8.  Lg5!  f6, 
9.  Ld2  d6,  10.  Sf4  usw.  bezw.  Partie 
Aljechin— Euwe,  Amsterdam  1921:  7.  Sd5 
Sce5:  (oder  Euwe— Mieses,  Hastings  1923: 
7. .  .  .  Sgeö:  8.  Lg5  f6,  9.  Le3  d6,    10.  Sf4 


HHHHl^lHI^Hi^HHHHIV^^^^-^'^ 

^K^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^t^^^^^^^^^M^^'' 

^^^__,.-. 

^^IfV 

^^g/gi\  WH 

i 

^^H^^^HpHH^H 

^^HsHH^S^Sa-I?w  ^^^ffSlS^Pf^^mPl^^^m  • ' 

WKfu^m^^^^^^^^^ß-%                            '^A 

jP^^v'^'^^^^^S'^v-                    \      i 

U^                                        1       \ 

^K^BHS^^^^&»n,vsii!ms><^ew»-ii:m0?m-::      ■  'm¥ms'^mm&  ■'' 'immmmmsfmAi 

Der  Berliner  Jungmeister  Friedrich   Sämisch 

führt  eine  feine  Klinge. 

5.  Sbl-c3!  .... 
Weiß  holt  seine  etwas  zurückge- 
bliebene Figurenentwicklung  in  unbe- 
fangenster Weise  nach.  Gekünstelter  wäre 
zunächst  5.  Sh3,  worauf  die  Bauern-Opfer- 
wendung  5.  .  . .  cl6  sehr  in  Betracht  kommt. 

5 Sb8— c6 

Auf  5. . .,.  Se5:  folgte  in  einer  Partie 
Euwe— Spielmann,  Pistyan  1922,  mit  Zug- 
umstellung: 6.  Sh3  (Dieses  Manöver  ge- 
schah bereits  im  vorigen  Zuge)  6. . .  .  d6, 
7.  Sf4  mit  Eröffnungsschwierigkeiten  für 
Schwarz. 

Wegen  5. . . .  Lc5,  6.  Sh3  Sc6,  siehe 
nächste  Anmerkung. 

6.  Lgl— h3  Sg4Xe5 


Lg4,  11.  Le2  usw.),  8.  b4  Le7,  9.  Lb2  c6, 
10.  Se7:  De7:  11.  c5  a5,  12.  Dd4!  usw., 
allemale  mit  überlegener  Spielkonfigu- 
ration für  Weiß. 


Deshalb  versucht  Spielmann  zunächst 
die   Partie    in   ruhigem   Stile  fortzusetzen. 


7. 

Lfl— e2 

d7— d6 

8. 

Sh3— f4 

g7-g6 

9. 

0—0 

Lf8-g7 

0. 

Kgl--hl 

In  weiser  Voraussicht  künftiger  Er- 
eignisse als  eine  bewährte  Sicherungs- 
maßnahme gespielt. 


425 


10 Se5— g4 

Schon  mit  Rücksicht  auf  seine  etwas 
wacklige  Partieanlage  muß  Schwarz,  ob 
er  will  oder  nicht,  scharf  auf  Angriff 
spielen.  Der  Textzug  droht  Dh4,  was  je- 
doch von  Weiß  in  sehr  feiner  Weise 
pariert  wird: 

11.  Ddl-^el!  Sc6— d4 

12.  Le2— dl  .... 
Weiß    hat   sich    in    sehr    gediegener 

Weise  nach  rückwärts  konzentriert. 

12 Lg7— e5 

13.  h2— h3  c7— c6 
Der  Sg4  bleibt  nun  15  Züge  lang  als 

Atrappe  stehen,  was  aber  den  Anziehen- 
den in  seinen  Unternehmungen  nicht 
weiter  stört. 

14.  Sf4— d3  Lc8-e6 

15.  b2— b3  Le5— g7 
Die  kaum   begonnene  Demonstration 

ist  bereits  zu  Ende. 

16.  f2— f4  .... 
Weiß  hat  sich  kaltblütig  verteidigt  und 

eht     nun     selbst     zum     Angriff     über. 
Teichmann  im  Turnierheft.] 

16 Dd8— a5? 

Hier  gerät  die  Dame  sehr  bald  ins 
Kreuzfeuer  der  weißen  Leichtfiguren.  Vor- 
zuziehen war  wohl  10. . . .  De7,  wenn 
auch  dann  die  Schlachtordnung  von  Weiß 
überlegen  bleibt. 

17.  Lei— d2  0—0—0 

18.  Sc3— b5  Da5— a6 

19.  Sb5Xd4  Lg7Xd4 

20.  Ld2— c3  .... 

Wie  man  sieht,  nimmt  Weiß  alle  Zug- 
straßen für  sich  in  Anspruch.  Seine 
Bauernketten  spielen  dabei  entscheidend 
mit. 

20 Ld4Xc3 


21.  DelXc3  Da6— b6 
Droht  nach  wie  vor  gar  nichts.] 

22.  Ldl— f3  f7— f5? 
Er  verliert  die  Geduld  und  will   sich 

den  Ehrenrückzug  Sg4— h6— f7  sichern, 
übersieht  aber  die  Antwort.  Besser  war 
etwa  Dc7. 

23.  c4— c5!  .... 
Die  Zwangsaufrollung. 


23, 

d6) 

<c5 

24. 

Sd3Xc5    . 

Le6- 

-f7 

25. 

Tal- 

-cl 

Th8- 

-h7 

26. 

e4- 

-e5 

Lf7- 

-e8 

Volle  Retraite. 

Mai 

1  erkennt  den  An- 

griffspieler  Spielmann 

nicht  wiedei 

-! 

27. 

b3- 

-b4 

Kc8- 

-b8 

28. 

a2- 

-a4 

Sg4- 

-h6 

29". 

Tcl- 

-c2 

Sh6- 

-g8? 

Dieser 

Ritter 

der 

traurigen 

Gestalt 

will   unbedingt   noch   den   letzen    Zug  in 
der  Partie  machen!  Geboten  war  Te7. 

30.     a4 — a5  Schwarz  gibt  auf, 

denn  auf  30 Db5  geht  die  Dame  und 

auf  30.' ...  Dc7  die  Qualität  (durch  31 .  Se6) 
verloren. 

Schlußstellung: 


Ein  positioneller  Sieg. 


Der  unrichtige  Zug. 

(Quasi  una  fantasia.) 

Knapp  vor  Schluß  unserer  Revue  der  Eröffnungen  ist  es  vielleicht 
angezeigt,  über  jene  „höheren  Mächte"  zu  sprechen,  die  fast  in  jeder 
Stellung  v^alten  und  uns  sozusagen  ihre  eigene  Schachgesetzgebung  auf- 
zwingen. 

Trotz  aller  Spieltheorie  und  allem  angeblichen  Positionsurteil  tappt 
gewöhnlich  derSchachspieler  vollkommen  im  Dunkeln  herum,  und  wie  für 
den  Blinden  die  Beurteilung  des  Weges  nicht  in  den  Beinen,  sondern 


-  426  - 

in  seiner  Krücke  liegt,  dank  welcher  er  sich  durch  vorsichtiges  Tasten 
von  einem  greifbaren  Objekt  zum  nächstgelegenen  hinwegbringt,  so  sucht 
auch  der  Schachspieler,  dessen  geistiges  Auge  blind  ist,  nach  verschiedenen 
„augenscheinlichen"  Merkmalen,  um  sich  von  Etappe  zu  Etappe 
durchzuzwängen.  Solche  Markierungen,  die  ihm  den  Weg  erleichtern  sollen, 
sind  zum  Beispiel  allerlei  allgemeine  Prinzipien,  allerlei  sc  hab  lonenhafte 
Begriffe  wie:  Tempo,  Läuferpaar,  Entwicklungsvorsprung,  Terrainfreiheit, 
offene  Linie,  gedeckter  Freibauer,  Luftloch  für  den  König  etc.  etc.,  am 
liebsten  aber  natürlich  die  numerische  Abzahlung  der  Figuren,  die 
für  ihn  letzten  Endes  den  Inbegriff  aller  Schönheit  und  Wahrheit  im  Schach 
bedeutet  .  .  . 

Wie  sieht  jedoch  die  „rauhe  Schachwirklichkeit"  aus?  Kaum  glaubt 
der  Schachspieler  die  Wahrheitsschlange  erfaßt  zu  haben  und  des  Sieges 
teilhaftig  zu  werden,  bricht  plötzlich  irgend  ein  Gewitter  los:  Blitze  fallen, 
Donner  krachen,  die  Untugend  triumphiert! 

Daher  ist  wohl  die  Frage  berechtigt,  ob  die  Schachkombination,  ob 
das  Schach  überhaupt  auf  dem  richtigen  oder  vielleicht  doch  auf  dem 
unrichtigen  Zug  aufgebaut  ist,  und  sollen  zwecks  Beantwortung  dieses 
Grundproblems  folgende  drei  Erwägungen  angeführt  werden: 

\.  Schach  ist  Kampf.  Zum  Siege  gelangt  man  also  nicht,  wenn  man 
gut,  sondern  nur,  wenn  man  —  besser  spielt.  Kann  man  sich  also  der 
Ansicht  verschließen,  daß  nicht  unser  richtiger,  sondern  des  Gegners 
unrichtiger  Zug  den  Ausschlag  gibt!? 

2.  Bekanntlich  ist  die  Drohung  stärker  als  die  Ausführung.  Eine 
indirekte  Drohung  stärker  als  eine  direkte,  unmittelbare.  Kann  man  sich 
also  der  Ansicht  verschließen,  daß  überhaupt  keine  Drohung  die 
stärkste  Drohung  ist!? 

3.  Der  richtige  Zug  ist  nur  bei  präzisester  Ausführung  eines  ganzen 
tiefdurchdachten  Systems  oder  gar  einer  ganzen  tadellos  durchgeführten 
Partie  als  solcher  zu  klassifizieren.  Er  zwingt  uns  also  auch  in  der  Folge, 
immer  das  Tiefste  und  Feinste  zu  finden,  wobei  aber  auch  der  durch  die 
Gefahr  gesteigerte  Widerstand  des  Gegners  heraufbeschworen  wird.  Kann 
man  sich  also  der  Ansicht  verschließen,  daß  irgend  ein  zweitbester, 
unscheinjbarer  und  insbesondere  für  den  Gegner  unerwarteter  Zug  jedenfalls 
die   besten   praktischen   Chancen   gewährt!? 

.  .  .  Schach  ist  Kampf.  Das  Geheimnis  des  Schachspiels  besteht 
darin,  daß  dabei  keine  Geheimnisse,  sondern  nur  Hemmnisse  zu  über- 
winden sind. 


Unregelmäßige  Anfänge. 

Wenn   noch   irgendwo,    so  ist  es  auf  Partie  Nr.  106. 

dem    Gebiete    der    unregelmäßigen    (das  (Zukertort-Eröffnung.) 

heißt  weder  mit  e2--e4  noch    d2-d4   er-  Weltturnier  zu  New-York  1924. 

öffneten)  Spiele  viel  Neuland  zu  ent-  r>       ,•  i. 

decken,  wie  es  zum  Beispiel  die  mit  der  Reti.                                          Bogoljubow. 

Zukertort     (1.     Sgl— f3),    bezw.    mit    der  1.      Sgl — f3                             .... 

Zaragoza    (l.c2— c3)    -Eröffnung     ange-  Retis  Lieblingswaffe,  wobei  er  unter 

stellten  Versuche  beweisen.  Zuhilfenahme    einer    neuartigen   Flanken- 


-  427 


Strategie  ungeahnte  Erfolge  erzielt  hat. 
In  gewissem  Sinne  suchte  er  dabei  die 
zentrumsscheuen  Prinzipien  der  indischen 
Verteidigung  (1.  d4  Sf6)  in  den  Dienst  der 
anziehenden  Partei  zu  stellen. 


2.        . 


e7— e6 


d7— d5 


Wie  in  der  Monographie  „Die  Zu- 
kunftseröffnung" (Bücherei  der  „Wiener 
Schachzeitung",  Wien  1924)  ausgeführt 
wird,  hat  Schwarz  schon  bei  seinem 
ersten  Zuge  unter  vielen  Gesichtspunkten 
zu  wählen. 

Der  Textzug,  den  auch  Dr.  Lasker 
bevorzugt,  sucht  die  Partie  im  Geiste  des 
klassischen  Zentrumskampfes  anzulegen. 
Beliebter  ist  1....  Sf6,  um  im  Falle  der 
hypermodernen  Behandlung  (2.  c4  statt 
2.  d4)  entweder  mit  2. . . .  c5  symmetrisch 
oder  aber  mit  2. . .  .  d6  nebst  e5  aggres- 
siv vorzugehen.  (Vergleiche  hiezu  nächste 
Partie.) 

Unter  sonstigen  Antworten  ist  be- 
sonders 1....  56  zu  erwähnen,  womit 
sehr  schwierige  strategische  Probleme 
aufgerollt  werden,  z.  B.  etwa   (1.  Sf3  b6) 

2.  g3  Lb7,  3.  Lg2  d6,  4.  b3  e5,  5.  Lb2  f5! 
6.  d4  e4,  7.  Sd2  d5!  8.  c4  Sf6  und  Schwarz 
steht  brillant. 

Auf  1....  g6,  was  auch  sehr  be- 
achtenswert ist,  ist  es  für  Weiß  am 
zweckmäßigsten,  entweder  mit   2.  e4   c5! 

3.  d4  cd,  4.  Sd4:(Reti— Tartakower,  New- 
York  1924)  die  sizilianische  oder  aber  mit 
2.  d4  Sf6,  3.  Lf4  (Reti— Aljechin,  ibid.)  die 
altindische    Verteidigung    herbeizuführen. 

2.       c2— c4  .... 

Das  sogenannte  „Landstraßer  Gambit", 
dessen  Erfindung  dem  Wiener  Jungmeister 
Alfred  Emil  Wolf  zu  verdanken  ist  (1923) 
und  dessen  Zulässigkeit  für  das  ganze 
nachfolgende  Spielsystem  von  Weiß  von 
grundlegender  Bedeutung  ist,  da  hiemit 
das  gegnerische  Zentrum  einigermaßen 
aufgewühlt  wird,  ohne  sich  selbst  in  der 
Mitte  irgend  eine  „Blöße"  zu  geben. 

Der  Miturheber  der  „Zukunftser- 
öffnung", Nimzowitsch,  zieht  übrigens  die 
hermetisch  abgeschlossene  Behandlung 
(2.  b3  usw.)  vor. 

Bizarr,  wenn  auch  tief  begründet  ist 
2.  b4.  *) 


*)  lü6a  -  Vgl.  Partie  Aljechin- 
Drewitt,  Porthsmouth  1923:  2.  (b4)  e6,  3. 
Lb2  Sf6,  4.  a3  c5  (besser  4. . . .  c6),  5.  bc! 
Lc5:  6.  e3  0-0,  7.  c4  Sc6,  8.  d4  Lb6,  9. 
Sbd2  De7,  10.  Ld3  Td8,  11.  0-0  Ld7,  12. 
Se5!  Le8,  13.  f4  Tdc8,  14.  Tel  Sd7,  15. 
Sc6:!Tc6:  (Schwarz  plant  ein  „befreiendes" 
Figurenopfer  für  3  Bauern),  16.  c5!  Sc5: 
17.  de  Lc5:     18.  Tf3  La3:     19.  Tc6:  Lc6: 


In  einer  späteren  Partie  des  New- 
Yorker  Turniers  Reti— Dr.  Lasker  geschah 
unternehmender  2.  . .  .  c6  (droht  den  Bc4 
ohne  Rückersatz  zu  schlagen),  3.  b3  (ein- 
facher 3.  cd  cd,  4.  d4  mit  Herbeiführung 
der  slawischen  Damengambitvariante)  3. . , . 
Lf5  usw. 

Als  ungünstig  erwies  sich  in  vielen 
Partien  der  Vorstoß  ins  verbotene  Land 
3. . . .  d4  **)  sowie  auch  das  Losschlagen 
2....  de  wegen  3.  Da4f(noch  einfacher  ist 
übrigens  3.  Sa3  nebst  Sc4:  Reti— Janowski, 
New-York  1924)  3. .  .  .  Ld7, 4.  Dc4:  e6, 5.  g3c5 
(von  Nimzowitsch  im  Zusammenhang  mit 
den  nächsten  Zügen  als  „Widerlegung"  der 
Retischen  Spielweise  empfohlen),  6.  Lg2 
Sc6,  7.  0-0  Tc8,  8.  d4!  cd,  9.  Sd4:  Nun 
schlägt  Nimzowitsch  in  der  „Wiener 
Schachzeitung'*  ex  1924:  9. .  . .  Se5,  10. 
Db3  Lc5,  11.  Le3  Sg4,  12.  Db7:  Se3:  13. 
fe.Dgö  als  für  Schwarz  günstig  vor,  was 
freilich  nach  weiteren  2  Zügen:  14.  Df3 
Sf6,  15.  Sc3!  usw.  ziemlich  zweifelhaft 
erscheint. 

3.  g2-g3  

Im  Sinne  obiger  Ausführungen  fürchtet 
Weiß  weder  hier  noch  in  den  nächsten 
beiden  Zügen  das  Nehmen  d5Xc4,  welcher 
„Drohung"  er  sonst  mit  3.  b3  oder  gar 
mit  3.  Sa3  Sf6  (3....  La3:  4.  Da4t),  4. 
b3  usw.  [2.  Matchpartie  Romanovsky— 
Bogoljubow,  Leningrad  1924]  begegnen 
könnte. 

3 Sg8~f6*-*) 

4.  Lfl— g2  Lf8-d6 
Das  New- Yorker  Entwicklungssystem, 

wobei  Schwarz  in  der  Mitte  (mit  Sf6,  Ld6, 
Sbd7,  Te8)  eine  Figureninsel  zu  errichten 
und  erst  nach  diesen  Sicherungsmaß- 
nahmen den  Nachstoß  e6— e5  durchzu- 
setzen trachtet. 

Eine  andere,  sehr  beachtenswerte 
Strategie    kam    in    einer    Partie    Löwen- 


20.  Lh7:t!!  Kh7:  21.  Th3t  Kg8,  22.  Lg7:!! 
(Eine  grandiose  Pointe,  die  freilich  bereits 
in  den  Partien  Las  ker— Bauer,  Amster- 
dam 1889  und   Nimzowitsch— Tarrasch, 

Petersburg  1914,  vorgekommen  war)  22 

Kg7:  23.  Dg4t  nebst  Matt  in  2  Zügen. 

**)  106b  —  Vgl.  Partie  Euwe— Loman 
(Rotterdam  1923):  3.  b4!  g6,  4.  Lb3  Lg7, 
5.  Sa3  e5,  6.  Sc2  Lg4,  7.  e3!  Se7,  8.  ed  ed, 
9.  h3  Lf3:  10.  Df3:  c6,  11.  h4!  0-0,  12.  h5 
Te8,  13.  0-0-0  a5,  14.  hg  hg,  15.  Dh3  ab, 
16.  Sd4:!!  Ld4:?  (auch  16....  Kf8  sowie 
16. .  .  .  Sf5  verlor),  17.  DhSfü  Aufgegeben. 

***)  Die  eigentliche  Reihenfolge  der 
Züge   war    1.  Sf3  Sf6,  2.  c4  e6,  3.  g3  d5. 


-  428 


fisch — Bogoljubow,  Moskau  1924,  zur 
Anwendung:  4. .  . .  Lei,  5.  b3  0-0,  6.  Lb2 
a5,  7.  0-0  (Auf  7.  Sc3  soll  7. .  . .  Se4 
folgen)  7. . . .  a4,  8.  d3  c6,  9.  Sb  d2  Sa6 
(verhindert  e4),  10.  d4  a3,  11.  Lc3  b5! 
usw.,  wobei  Schwarz,  wie  man  sieht,  die 
Sicherheit  in  der  Mitte  dazu  benutzt,  um 
einen  Bauernsturm  am  äußersten  Damen- 
flügel zu  unternehmen. 

Daß  sich  jedenfalls  Schwarz  nicht 
allzu  passiv  verhalten  darf,  zeigt  der 
weitere  Verlauf  der  vorliegenden  Partie 
zur  Genüge:  Der  Anziehende  lauert  auf 
die  erste  Gelegenheit,  mit  seiner  aufge- 
speicherten Kraft  loszubrechen.  (Siehe 
nächste  Anm.) 

5.  0—0  0—0 

6.  b2— b3  Tf8— e8 

7.  Lei— b2  Sb8— d7 

8.  d2— d4!  ... 

Eine  der  vielen  versteckten  Tücken 
dieser  Eröffnungsanlage:  Nachdem  sich 
Schwarz  an  die  Demarkationslinie  noch 
nicht  herausgewagt  hat,  betrachtet  Weiß 
die  bisherigen  Züge  als  Aufmarsch- 
bewegungen *)  und  macht  den  ge- 
fürchteten Eröffnungszug:  1.  d2— d4  oder 
mit  anderen  Worten,  er  läßt  den  altbe- 
währten Zentrumsmechanismus  in  Aktion 
treten ! 

Der  weiße  Damenbauer  wirkt  nun 
nach  beiden  Seiten  hin  und  begünstigt 
allerlei  Durchbruchsmöglichkeiten,  so  daß 
Schwarz  beinahe  unmerklich  in  ent- 
scheidenden Nachteil  gerät. 

8 c7— c6 

9.  Sbl— d2!  Sf6— e4 

Hier  haben  viele  Kommentatoren  mit 

ihrem    Rat   beigesteuert   (9.  . . .   e5,   9 

b6,  9.  . . .  De7),  ohne  jedoch  die  Stellungs- 
überlegenheit von  Weiß  bannen  zu  können. 

10.  Sd2Xe4  d5Xe4 

Nun  ist  die  schwarze  Bauernkette  (c6, 
d5,  e6)  zerstört. 

11.  Sf3— e5  f7— f5 

12.  f2— f3  .... 
Die  wohlbekannte  Aufrollung. 

12 e4Xf3 

13.  Lg2Xf3!  Dd8— c7 

14.  Se5Xd7  Lc8Xd7 

15.  e2 — e4  e6 — e5 

Ein  Gegenversuch. 


16.  c4— c5  Ld6— f8 

17.  Ddl— c2!  ....      ^ 

Nun   sind   beide   Bauern   (e5  und  f5) 
angegriffen. 

17 e5Xd4 

18.  e4Xf5!  .... 
Neuromantik:   Weiß   hat  im  Zentrum 

nach  anfänglichem  Zögern  großzügige 
Aufräumungsarbeit  verrichtet  und  diktiert 
die  Ereignisse. 

18 Ta8— d8 

19.  Lf3— h5  .... 
Der  entscheidende  Schlußanprall. 

19 Te8— e5 

20.  Lb2Xd4  TeöX^ö 

21.  TflXfö  Ld7Xf5 

22.  Dc2Xf5  Td8Xd4 
Noch   stehen  die  Spiele  anscheinend 

gleich. 

23.  Tal— fl!  Td4— d8 
Weiß  hat  mit  einfachsten  Mitteln  einen 

wuchtigen  Mattangriff  inszeniert :  Auf  23. . . . 
Le7  folgt  24.  Df7t  nebst  Matt  in  2  Zügen 

und  auf  den  Deckungsversuch  23 De7 

entscheidet  in  problemmäßiger  Weise  24. 
Lf7t  Kh8,  25.  Ld5!!  Dieses  Motiv  (Ab- 
lenkung des  Turmes)  kehrt  übrigens  in 
der  Partie  in  einer  noch  eleganteren  Form 
wieder. 

24.  Lh5— f7t  Kg8— h8 

25.  Lf7— e8!!         Schwa/z  gibt  auf. 

Schlußstellung: 


*)  Ganz    im    Sinne     der    arabischen 
'Ta'biats"-Anfänge! 


Die  Partie  wirkt  wie  ein  Kunstwerk. 
Sie  wurde  deshalb  auch  mit  dem  ersten 
Schönheitspreis  des  New-Yorker  Turniers 
ausgezeichnet. 

unn 

Partie  Nr.  107. 

Weltturnier  zu  New-York  1924. 
Reti.  Capablanca. 

1.  Sgl— f3  Sg8— f6 

2.  c2— c4!  .... 


429 


Nun  spielt  Weiß  sozusagen  die  Carls- 
Eröffnung  (1.  c2— c4),  ohne  darauf  die 
initiative  Antwort  1....  e5  zuzulassen. 

Die  Art,  wie  Reti  die  Zukertort-Er- 
öffnung  behandelt,  stellt  eben  das  Kon- 
glomerat verschiedener  Spielsysteme  dar. 
Aber  auch,  wenn  man  sogar  einfach  mit 
2.  d4  ins  Damenbauernspiel  einlenkt,  wie 
es  Zukertort  stets  zu  tun  pflegte,  ist  dem 
Eröffnungszug  von  Weiß  eine  feine  Nüan- 
cierung  des  Schachkampfes  nicht  abzu- 
sprechen! 

2 g7-g6 

Warum  sollte  der  Weltmeister  auch 
nicht  ultramodern  spielen?!  Ansonsten 
kann  hier,  wie  bei  den  meisten  unregel- 
mäßigen Anfängen,  das  Symmetriesystem 
sehr  lange  fortgesetzt  werden,  vgl.  Partie 
Maröczy— Exner,  Raab  1924:  2.  .  .  .  c5,  3. 
Sc3  Sc6,  4.  gS  g6,  5.  Lg2  Lg7,  6.  U-0  0-0, 
7.  d3  d6,  8.  h3  h6,  9.  Ld2  Ld7,  10.  Tbl 
Tb8,  11.  a3  a6  usw.,  doch  hat  Schwarz 
ständig  damit  zu  rechnen,  daß  der  An- 
ziehende vor  der  völligen  Mumifizierung 
der  Stellungen  als  Erster  losbricht.  (Zum 
Beispiel  käme  bereits  im  4.  Zuge  der  Vor- 
stoß 4.  d4!  cd,  5.  Sd4:  mit  günstiger 
Öffnung  der  d-Linie  sehr  stark  in  Betracht.) 
Sehr  beachtenswert  in  seiner  grad- 
linigen  Logik    ist   übrigens  an  Textstelle 

2. . .  .  d6  nebst  3 e5,  denn  es   ist  noch 

immer  fraglich,  ob  die  Reti'sche  These, 
wonach  dieser  Zentrumsvorstoß  „günstige 
Angriffsmarken"  bietet,  den  Sieg  verbürgt. 
Der  Hypermoderne  glaubt  zwar  im 
Weltall  zu  manövrieren,  für  das  auf 
64  Felder  beschränkte  Schachbrett  ist  je- 
doch auch  die  „verknöcherte  Zentrums- 
lehre", wie  es  Nimzowitsch  nennt,  sehr 
wirksam. 

3.  b2— b4  .... 

Zum  ersten  Male  in  der  Partie 
Nimzowitsch— Reti,  Karlsbad  1923,  an- 
gewandt. Solider  als  dieses  „erweiterte 
Fianchetto"  ist  jedenfalls  3.  b3. 

3 Lf8— g7 

4.  1x1— b2  0—0 

5.  g2  -g3  b7— b6 
Beiderseitiges  Lavierungsspiel. 

6.  Lfl— g2  Lc8— b7 

7.  0—0  d7— d6 

8.  d2— d3  Sb8- d7 

9.  Sbl— d2  .... 

Wirksamer  ist  wohl  9.  Sc3,  doch  will 
Reti  dem  von  ihm  beliebten  Entwicklungs- 
schema treu  bleiben.  Nun  geht  die 
Führung  der  Partie  für  einige  Zeit  an  den 
Nachziehenden  über. 


9 e7— e5 

10.  Ddl— c2  Tf8-e8 
Die   ersten    Plänkeleien   (e5  -e4)  be- 
reiten sich  vor,  denen  jedoch  Weiß  wohl- 
gewappnet mit  hypermodernen  Finten  und 
Fallen  entgegensieht. 

11.  Tfl— dl!  a7— a5 

Auf  11....  e4  würde  nicht  etwa  12. 
Sd4  ed,  13.  Dd3:  Lg2:  14.  Kg2:  Se5,  15. 
Db3  Dc8!  nebst  event.  Db7  mit  schöner 
Stellung  für  Schwarz,  sondern  wohl  12. 
de  Se4:  13.  Lg7:  Kg7:  14.  Sd4  Sdf6,  15. 
Db2!  zugunsten  von  Weiß  folgen.  Schwarz 
muß  also  noch  sehr  behutsam  manö- 
vrieren. Mit  dem  Textzug  hofft  er,  seinem 
Sd7   das    Feld  c5  zugänglich  zu  machen. 

12.  a2— a3  h7— h6 

Kein  Verlegenheits-,  sondern  Ab- 
wartungszug, wie  solche  der  Weltmeister 
sehr  gerne  anwendet.  Zweckmäßiger  war 
aber  vielleicht  sofort  12.  .  .  .  c5. 

13.  Sd2— fl!  .... 

Hier  (wie  auch  im  10.  Zug)  wäre  13. 
Se5:  ein  Fehler  wegen  13. . .  .  Lg2:  14.  Sd7: 
Dd7:  15.  Kg2:  Te2:  Nun  aber  ist  der  Be2 
gedeckt. 

13 c7— c5 

In  Betracht  kam  auch  der  Ent- 
spannungszug 13.  . .  .  e4. 

14.  b4— b5  .... 

Mit  sehr  unklaren  Verwicklungen  wäre 
der  Bauernraub  14.  ba  Ta5:  15.  Se5:Lg2: 
16.  Sd7:  Lc6,  17.Sf6:t  Lf6:  18.  Lf6:  Df6: 
19.  Dd2  h5,  20.  Ta2  Tea8,  21.  Tdal  b5, 
22.  cb  Lb5:  usw.  verbunden. 

14 Sd7— f8 

Der  Auflösungszug  14.  . . .  d5  würde 
zwar  nach  15.  e3  d4,  16.  ed  ed  bezw.  15. 
Sf3~d2  Dc7  usw.  ganz  freundlich  aus- 
sehen, dagegen  nach  15.  cd!  Sd5:  16.  e3 
Dc7,  17.  Tacl  Dd6,  18.  Sf3— d2  eher  zu- 
gunsten von  Weiß  ausfallen. 

15.  e2— e3  .... 

Nachdem  sich  Schwarz  mit  seinem 
9.  und  13.  Zuge  im  Zentrum  „festgelegt" 
hat,  beginnt  nun  die  prinzipientreue  Auf- 
rollungsarbeit  von  Weiß:  e3  nebst  d4. 

Zu  armselig  wäre  die  Absperrungs- 
strategie: 15.  e4  nebst  Se3  und  Sd5. 

15 Dd8— c7 

16.  d3— d4  Lb7— e4 
Trotz   aller  seiner  Künste  vermochte 

der  Anziehende  nicht  ganz  die  gegnerische 
Figurenstrategie  hintanzuhalten. 

17.  Dc2— c3  .... 


430 


Vorsichtiger  war  wohl  17.  Del,  denn 
nun  gelangt  die  Diagonalwirkung  des  Lg7 
zum  Vorschein. 

17 e5Xd4 

18.  e3Xd4  Sf6— d7 
Hier  strauchelt  der  Weltmeister,  der 

offenbar  die  taktischen  Finessen  der  neu- 
artigen Flügelstrategie  unterschätzt  hat. 
Geboten  war  zunächst  18. .  . .  Se6!  mit  der 
Folge  19.  Del  (nicht  19.  d5  wegen  Sd5:.! 
Man  sieht  jetzt,  warum  der  letzte  Damen- 
zug von  Weiß  strittig  war.  —  Eine  un- 
nötige Vereinfachung  wäre  auch  19.  de  de, 
20.  Del  Tad8  usw.)  19. .  . .  Tac8,  20.  Se3 
usw.  mit  beiderseits  noch  immer  sehr 
kompliziertem  Spiel. 

19.  Dc3— d2!  c5Xd4 

Nun  werden  bald  die  Bauernschwächen 
d6  und  b6  akut.  Vorzuziehen  war  daher 
19....  Tad8. 

20.  Lb2Xd4  Dc7Xc4 

21.  Ld4Xg7  Kg8Xg7 

22.  Dd2— b2t!  .... 

Ein  wichtiges  Zwisehenschaeh  (22. 
Dd6:?  Db5:)  Weiß  besetzt  nun  alle 
maßgebenden  Linien  und  Diagonalen.  Des 
Gegners  Widerstand  wird  immer 
schwächer. 

22 Kg7— gS 

23.  Td2Xd6  Dc4— c5 
Es  drohte  24.  SfS— d2. 

24.  Tal— dl  TaS— a7 

25.  Sf  1  -e3  Dc5— h5 
Statt   dieses    gekünstelten    Manövers 

(das  die  Schwächung  26.  g4  provozieren 
wollte)  war  jedenfalls  25. . .  .  h5  vorzu- 
ziehen. ■ 

Nun  wird  der  Weltmeister  durch  eine 
echt  Reti'sche  Wendung  überrascht,  die 
ein  Detail  zur  Hauptstärke  gestaltet  (SfS— 
d4— e6!).  Siehe  Diagramm. 


das  Damenopfer  27....  Lf3:  28.  gh  Lh5: 
usw.  die  Verteidigungsressourcen  von 
Schwarz  bedeutend  erhöhen  würde. 

26 Le4Xg2 

27.  KglXg2  Da5— e5 
Greift  Schwarz  statt  dessen  mit  27.... 

Te3:  28.  fe  Ddl :  rasch  zu,  so  folgt  29. 
Sf5!  (oder  auch  29.  Se6)  und  Schwarz 
muß  wegen  des  auf  g7  drohenden  Mattes 
die  Dame  einbüßen.  Diese  Perspektive  war 
von  solch  zermürbender  Wirkung,  daß 
Schwarz  die  beste  Parade,  nämlich  27. . . . 
Se5!  unterließ,  worauf  der  Gegner  noch 
viele  falsche  Fährten  (28.  Tb6:?  28.  Tel? 

28.  Sd5,  28.  Sc6,  28.  f4,  28.  f3)  zu  ver- 
meiden hätte.  Nur  wenn  Weiß  (auf 
27. .  .  .  Se5)  mit  28.  Db3  a4,  29.  Dd5  den 
Druck  aufrechterhält  oder  noch  einfacher 
mit  28.  De2  De2:  29.  Se2:  standhaft  ins 
Endspiel  einlenkt,  winken  ihm  mit  Rück- 
sicht   auf  die   Schwäche   des   Bb6,    gute 


Siegeschancen. 


28. 
29. 
30. 
31. 

Sc4, 
und 


Se3— c4 

Sd4— c6 

Sc3— e4 

Tdl— d5! 

(Er   verziehtet 

32.  Te5:  Sb2: 

Weiß   gewinnt 


Nun    wird's    finster. 
De5— c5 
Ta7— c7 
Sd7— e5 

Aufgegeben. 

auf  die  Folge:  31 

33.  Tc2  Sa4,   34.  Sd5 
einen  ganzen  Turm.) 


Schlußstellung. 


26,     Sf3-d4!!  .... 

Nur   scheinbar   zwingender  wäre  26. 
Tdl— d5!?  Ld5:  27.  g4,  da  gerade  darauf 


Ein  Sensationssieg  über  den  schier 
unüberwindlichen  Kubaner,  der  seit  8 
Jahren  keine  einzige  Niederlage  erlitt. 

Als  eine  Art  „Caro-Kann  im  Anzüge" 
stellt  sich  die  seit  1919  propagierte  Zara- 
goza-Eröffnung   1.  c2— e3   nach  1 e5, 

2.  d4  usw.  dar.  Wie  übrigens  Meister 
Juncosa  in  seiner  diesbezüglichen  Mono- 
graphie ausführt,  soll  auch  auf  alle  anderen 
Entgegnungen  der  Schlüsselzug2.  d4 folgen, 
z.  B.  1. . . .  d5,  2.  d4  e6,  3.  Lf4  Sf6,  4.  Sd2 
Ld6,  5.  Lg3  0-0,  6.  Dc2  e5,  7.  e3  (Juncosa— 
Antoniadi,  Paris  1920)  oder  1....  Sf6,  2. 
d4  b6,  3.  Lg5  Lb7,  4.  Sd2  d5,  5.  g3  Se4 
(Mieses— Leonhardt,  Mannheim  1922)  oder 


431 


1. .  .  .  e6,  2.  cl4  f5,  3.  ^3  d5,  4.  Lg2  Lcl6? 
5.  Sh3  Sd7,  6.  Lf4!  Lf4:  7.  Sf4:  Df6,  8. 
Sd2  (Tarrasch— Leonhardt,  ibid.)  oder  1 . . . . 
f5,  2.  d4  (Alapin  schlägt  2.  Dc2  nebst  d3 
und  e4  vor)  2. . . .  b6,  3.  Sf3  Lb7,  4.  g3  d6, 
5.  Lg2  Sd7?  6.  Db3!  d5,  7.  Sg5  Sdf6,  8. 
Lf4  (Tarrasch-Mieses,  gleichfalls  im 
theoretischen  Turnier  zu  Mannheim  ge- 
spielt). Uns  erscheint  übrigens  1..  .  c5 
als  natürlichste  Entgegnung. 


Am  initiativsten  gegen  die  Alt- 
Englische  Eröffnung  1.  c2— c4  ist  wohl 
1....  e5,  worauf  Sizilianisch  im  Anzüge 
entsteht  und  der  Kampf  meistens  mit 
beiderseitigem Königsfianchetto  fortgesetzt 
wird,  vgl.  Partie  Aljechin— Tarrasch, 
Wien  1922. 

(1.  c4  e5!),  2.  Sc3  (in  einer  Partie  Tarta- 
kower-Dr.  Lasker,  New-York  1924,  geschah 
2.a3.  Gediegen  ist  auch  2.  e3,  beachtenswert 
ferner  Partie  Tartakower-Spielmann,  Karls- 
bad 1 923 : 2.  Sf3  e4, 3.  Sd4  c5, 4.  Sb3  Sf6, 5.  Sc3 
Sc6,  6.  e3  usw.  Das  sogenannte  Bremer 
System  zeigt  Partie  Carls— Post,  Oeyn- 
hausen 1922:  2.  g3  d5,  3.  Lg2  c5,  4.  cd 
ed,  5.  d4  usw.  mit  nunmehriger  Herbei- 
führung der  Tarraschvariante  des  Damen- 
gambits) 2.  .  .  .  Sc6,  3.  g3  g6,  4.  Lg2  Lg7 
(oder  auch  zunächst  4....  Sge7,  verfehlt 
dagegen  Partie  Rubinstein— Tarrasch, 
Petersburg  1914:  4....  Sf6,  5.  Sf3  Lg7, 
6.  d4!  mit  zuvorkommender  Initiative),  5. 
d3  Sge7,  (3.  f4  (echt  Aljechin,  der  in  jeder 
Stellung  Explosionslager  errichtet)  6.... 
d6,  7.  Sf3  0-0,  8.  0-0  h6,  9.  e4  f5,  10.  Sd5 
(dieses  für  das  sizilianische  Doppel- 
fianchetto  charakteristische  Manöver  hält 
an  der  Initiative  fest)  10....  Sd5:  11.  ed 
Sd4,  12.  fe  Sf3:t  13.  Lf3:  de,  14.  Le3  Ld7, 
15.  Db3  Dc8,  16.  c5  Kh7,  17.  Dc4  und 
Weiß  hat  mehr  Terrain,  was  er  in  einem 
raffinierten  Endspiel  zu  verwerten  ver- 
stand. 

*  * 

* 

Schwierige  strategische  Probleme 
stellt  die  Birdsche  Eröffnung  I.f2-f4  auf 
und  nicht  minder  beachtenswert  ist  trotz 
der  scheinbaren  Positionswidrigkeit  der 
berüchtigte  Zug  1.  b2— b4. 

Partie  Nr.  108. 

Meisterkampf  zu  Scheveningen  1923. 
Reti.  Speyer. 

1.       b2-b4  .... 

Hiemit  wird,  wenn  auch  unter  eigenen 
Gefahren,  die  Entwicklung  des  feindlichen 
Damenflügels  erschwert.  —  Von  einem 
Schachzoologen  wurde  dieser  Zug,  offenbar 


mit  Rücksicht  auf  das  Kletterungsmanöver 
b2-b4-b5,  als  „Orang-Utan -Eröffnung" 
bezeichnet. 


1. 


d7— d5 


Gespielt  wurde  hier  auch: 

a)  Partie  Tartakower— Maröczy,  New- 
York  1924:  1. . . .  e6,  2.  Lb2  Sf6,  3.  b5  (in 
der  berühmten  Miniaturpartie  Fleißig- 
Schlechter,  Wien  1895,  geschah  3.  a3)3.... 
d5  (Bilguer  empfiehlt  zunächst  die  Ab- 
rasierung der  a-Linie  mittels  3. . . .  a6,  4. 
a4  ab  usw.),  4.  e3  Le7,  5.  f4  usw. 

b)  Fünfte  Matchpartie  Tartakower— 
Reti,  Wien  1919:  1....  e5,  2.  Lb2  f6  (es 
kann  auch  2....  Lb4:  3.  Le5:  Sf6,  4.  e3 
0-0,  5.  Sf3  d5  folgen),  3.  e4!  Lb4:  4.  Lc4 
Se7,  5.  f4  und  das  Bauernopfer  von  Weiß 
erwies  sich  als  vollkommen  berechtigt. 

.2.     Lei— b2  Sg8— f6 

3.  f2— f4  .... 

Wie  man  sieht,  ist  diese  Partieanlage 
mit  der  Anzugsholländischen  (1.  f4)  sehr 
nahe  verwandt. 

3 Dd8— d6 

Ein  verfrühter  Damenausfall,  der 
kraftvolle  Gegenmaßnahmen  heraufbe- 
schwört. 

4.  Lb2— e5!  Dd6-^b6 

Den  c-  gegen  den  b-Bauer  herzu- 
geben, wäre  eine  ungünstige  Transaktion. 

5.  e2— e3  Lc8— g4 

6.  Sgl— f3  SbS— g7 

Auch  auf  6. . . .  Sc6  würde  7.  Sc3 
folgen,  da  darauf  7. ...  Sb4:  wegen  8.  Tbl 
verfehlt  wäre. 

7.  Sbl— c3  e7— e6 

8.  Le5— d4  Db6— d6 

Ein  grausamer  Damenfang  würde 
nach  8. . . .  Dc6,  9.  Lb5  Dd6,  10.  Lc5 
folgen. 

9.  Sc3— b5  Dd6— c6 

10.  Sb5Xa7  .... 

Mit  bemerkenswerter  Konsequenz  ge- 
spielt. Das  nun  folgende  Qualitätsopfer 
von  Schwarz  hat  mit  Rücksicht  auf  die 
Absperrung  des  La7  sehr  viel  für  sich, 
doch  gelingt  es  dem  Weißen,  der 
materialistischen  Weltanschauung  zum 
Siege  zu  verhelfen. 

10 Ta8Xa7 

11.  b4— b5!  .... 

Ein  wichtiger  Zwischenzug.  Schlecht 
wäre  sofort  11.  La7:  wegen  11....  b6 
nebst  Db7  mit  Eroberung  des  La7. 


432  - 


11.  ....  Dc6— d6 

12.  Ld4Xa7  b7— b6 

13.  a2— a4  Sf6— e4 

Schwarz  hat  Gegenspiel.  Es  folgen 
noch  sehr  interessante  Gefechtshandlungen. 

14.  a4— a5  Lf8— e7 

15.  Lfl  — e2  Le7— f6 

16.  c2— c3  0—0 

17.  Sf3— d4!  Lg4Xe2 

18.  DdlXe2  e6— e5 

Aufrollung  der  Kampfmitte.  Unge- 
nügend wäre  der  Präventivtausch  18. .  . . 
Ld4:  19.  cd  Ta8  wegen  20.  Lb6:!  (zweck- 
los 20.  ab  cb,  21.  0-0  Dc7,  mit  Figuren- 
gewinn für  Schwarz)  20. . . .  cb,  21.  a6  und 
Weiß  bleibt  mit  Turm  und  zwei  starken 
Mehrbauern  gegen  2  Springer  im  Vorteil 
[Reti  im  „8  Uhr  Blatt"]  oder  auch  wegen 

20.  Dd3  Dc7,  21.  DaS  Sd6,  22.  ü-0  Sc8 
(22....  Sb5:  23.  Lb6:!),  23.  Tfcl  usw. 
[Teichmann  im  Turnierheft]. 

19.  Sd4— c6!!  .... 
Nach  etwa    19.  fe  Le5:   20.  Sf5  De6, 

21.  0-0  g6  würde  Schwarz  die  Situation 
beherrschen.  Daher  opfert  Weiß  lieber 
seine  Zentrumsarmee,  um  den  feindlichen 
Damenflügel  einzudrücken. 

19 eöXM 

20.  0—0 !  f4Xe3 

21.  De2Xe3  Lf6— g5 

22.  De3— d4  Lg5Xd2 

,  Mit  22. . .  .  Sd2:  könnte  zwar  Schwarz 
dank  der  Doppeldrohung  Sfl:  und  Sb3 
die  Qualität  zurückgewinnen,  würde  je- 
doch nach  23.  ab  cb,  24.  Lb6:  Sfl :  25.  Tf  1 : 
Sb6:  26.  Db6:  gegen  den  mächtigen  Frei- 
bauer b5  zu  kämpfen  haben. 

Der  Textzug  stellt  noch  eine  tückische 
Falle. 

23.  a5Xb6  .... 


Nicht  sofort  23,  Dd5:  wegen  23.  .  .  . 
Le3t  24.  Khl  Sg3t  25.  hg  Dhöf  nebst 
Matt. 

23 Ld2Xc3 

Auf  23. . . .  cb  folgt  24.  Tadl  und  nun 

wäre  sowohl  24 Lc3:  (wegen  25.  De4:) 

als  auch  24.  . . .  Dh6  wegen  24.  SeTf  Kh8, 
25.  Sd5:  mit  entscheidendem  Nachteil  für 
Schwarz  verbunden. 

24.     Dd4Xd5  .... 


»     Ä 

ü^p 

S    ftl4^ä 

liii* 

2i^'Ä 

Wy^W^''' 

A,     Ä 

■   »«iH   ■! 

■   »   \ 

W    m 

BS  21 

S   ■   \ 

^SS 

24. 


Ld4Xal  ? 


Verliert  rasch.  Der  normale  Verlauf 
wäre,  wie  Reti  in  seiner  Glossierung  an- 
gibt, 24....  Dd5:  25.  SeTf  Kh8,  26.  Sd5 
Lal:  27.  bc!  Le5,  28.  Tel  Tc8,  29.  b6Sb6:! 
30.  Lb6:  Ld6,  31.  Tc6  nebst  Sc3  und  Weiß 
gewinnt.  —  Der  noch  normalere  Verlauf 
wäre  freilich  in  dieser  Variante  26. . . .  Ld4t 
(statt  26....  Lal:),  27.  Khl  cb  und  die 
Widerstandskraft  von  Schwarz  ist  noch 
bei  weitem  nicht  gebrochen. 

25.  Dd5Xe4  .... 

Nun  ist  sowohl  der  Lal  angegriffen 
als  auch  die  Drohung  b6— b7  entscheidend. 

25 Sd7— f6 

26.  De4-c4  Tf8— eS 

27.  b6 — b7         Schwarz  gibt  auf. 
Eine  aparte  Partie. 


Stimmungsbilder. 

Einige  bemerkenswerte  Schlußwendungen  aus  der  Meisterpraxis 

1914—1924. 


Übersicht: 

Nr.  1.  Kostitsch— Reti  (K,  T,  B  gegen  K,  T,  2  B) 

2.  Tartakower — Rubinstein  (K,"L,  S,  4  B  gegen  K,  T,  4  B) 

3.  Capablanca — Dr.  Lasker 

4.  Grünfeld — Tartakower  (K,  L,  6  B  gegen  K,  L,  6  B) 

5.  Bogoljubov/ — Thomas  (K,  T,  B  gegen  K,  T,  B) 

6.  Tartakower^ — ^Teichmann 

7.  Sämisch— Nimzowitsch 

8.  Tartakower — Spielmann  (K,  S,  3  B  gegen  K,  L,  2  B) 

9.  Yates — Nimzowitsch 

10.  Tartakower— Yates  (K,  T,  L,  5  B  gegen  K,  T,  S,  4  B) 

11.  Dr.  Lasker— Eduard  Lasker  (K,  S,  2  B  gegen  K,  T,  B) 

An  weiteren,  bereits  im  Partieteil   enthaltenen,   lehrreichen  Endspiel- 
führungen seien  erwähnt: 

Seite  135,  Wolf— Rubinstein  (K,  D,  T,  L,  6  B  gegen  K,  D,  T,  S,  6  B) 
„      139,  Rubinstein— Tartakower  (K,  2  T,  L,  2  B  gegen  K,  2  T,  L,  3  B) 
„      229,  Reti— Rubinstein  (K,  T,  L,  B  gegen  K,  D,  B) 
„      263,  Aljechin— Tartakower  (K,  T,  L,  5  B  gegen  K,  T,  L,  5  B) 
„     341,  Grünfeld— Tartakower  (K,  2  T,  4  B  gegen  K,  T,  L,  4  B) 


Dr.  S.  G.  Tartakower:  Die  hypermoderne  Schachpartie.  28 


—  434 


Nr.  1. 


Aus  dem  Göteborger  Großturnier  1920.  —  Der  Kampf  zwischen 
beiden  um  die  Turnierspitze  ringenden  Meistern  schien  sich  bereits  im 
Wohlgefallen    aufzulösen,     als    Reti     in    untenstehender    Stellung    nach 


Kostitsch 


einem  dreiviertelstündigen  Nachdenken  den  anscheinend  selbstmörderischen 
Zug  machte: 


61 Kg4— g5?!! 

Rasch  glaubte  Kostitsch  dem 
unerwarteten  Glücksfall  zugreifen 
zu  dürfen  und  statt  mit  62.  Tböf 
Kh4,  63.  Tb4  Kh3,  64.  Tf4:  Tdlf 
65.  Tfl  Tflf  66.  Kfl:  Kh2,  67.  b7 
g2t  68.  Ke2  gl  D,  69.  bSDf  bezw, 
auch  62.  ...  Kf6,  63.  Tb3  usw., 
den  Remisschluß  zu  erzwingen, 
zog  er: 
62.       b6— b7!??  .... 

Worauf  sein  listenreicher  Gegner 
ein  Mattnetz  herauskomponierte: 
62 f4— f3 


Nun  begreift  man  erst  die  volle 
Feinheit  des  letzten  Königszuges 
von  Schwarz,  denn  auf  61. .  .  .  Kf5 
würde  jetzt  62.  Tf4t  die  weiße 
Partie  retten  können. 

63.  Tb4— bl  Te2— g2t 

64.  Kgl— fl  .... 
Oder    64.    Khl    Th2t    65.  Kgl 

f2t  nebst  Thlf  und  Tbl: 

64 Tg2— h2 

65.  Tbl— b5t  Kg5— g4 

66.  Kfl— el  Th2— e2t! 

67.  Kel— dl  g3— g2 
Und  Weiß  gab  auf. 


Eine  Warnungstafel  für  die  VertrauensseHgen. 


435 


Stellung  nach  dem  28. Zuge  Nr.  2. 

von  Schwarz. 

Rubinstein  ^^5    ^^^  ersten    Runde    des   Haager  Meister- 

kampfes 1921.  —  Bereits  unerkennbar  sind  die 
Konturen  des  (abgelehnten)  Evansgambits,  das 
hier  dem  Anziehenden  wohlverdiente  Früchte  in 
Gestalt  von  2  Leichtfiguren  für  Turm  eintrug.  Leicht 
ist  die  Gewinnführung  keineswegs,  hier  erscheint 
sie  jedoch  mögUch,  da  die  beiderseitigen  Bauern 
heterogen  postiert  sind,  zum  Unterschied  von 
der  bekannten  Partie  Capablanca — Dr.  Lasker  aus 
der  Siegergruppe  von  Petersburg  1914,  die  nach 
dem  34.  Zuge  von  Schwarz  folgende  Stellung 
Tartakower  aufwies: 

Weiß  (Capablanca):   Kgl,   Lf2,   Sc5,   Bf3,  g2    h2. 
Schwarz  (Dr.  Lasker):  Kg8,  Te2,  Bf6,  g7,  h7. 
und  von  der  materiell  schwächeren  Partei  klassisch  verteidigt  wurd-e,  bis 
sie  im  100.  Zuge  zu  folgendem  forcierten  Remisschluß  führte: 
Weiß  (Capablanca):  Ke6,  Ld6,  Se4,  Bf5. 
Schwarz  (Dr.  Lasker):  Kg8,  Tb6,  Bg7. 

Unter    dem    Stern    des    Unglücks    kämpfend,  Rubinstein 

mußte  sich  dagegen  Rubinstein  nach  dem  54.  Zuge 
von  Weiß  (54,  Kd2 — e2)  folgende  Stellung  gefallen 
lassen. 

Hier  überschritt  er  zwar  die  Bedenkzeit,  hätte 
jedoch  auch  sonst  gegen  nachfolgenden  Gewinn- 
weg nichts  auszurichten  vermocht: 

54.  .  .  .  Kh3:  (oder  54.  .  .  .  f4,  55.  Sd3!  f3, 
56.  Ke3  bezw.  55.  . .  .  Kh3:  56.  Kf3  Kh2,  57.  Kh2! 
Kh3,  58.  Se5  usw.),  55.  Kf3  Kh2,  56.  Sd3  (In 
meiner  —  sonderbarerweise  unter  dem  Pseudo- 
nym „Teichmann"  —  im  Turnierbuche  veröffent- 
lichten Glossierung  angegeben,  doch  hat  Koslowski 
in  der  „Vossischen  Zeitung"  noch  eine  andere,  sehr  geistreiche  Lösung 
des  Stellungsproblems  nachgewiesen)  56.  .  .  .  Kgl,  57.  Se5  h3  (oder  jetzt 
57. . . .  f4,  58.  Kg4!  Kg2,  59.  Kf4:  h3  [59.  .  .  .  Kf2,  60.  Sc6:  h3,  61.  Se5  usw.], 
60.  Sg4  Kfl  [60.  ...  h2,  61.  Sh2:],  61.  Kf3!  Kgl  [61.  ...  Kel,  62.  Se5], 
62.  Kg3  Kfl,  63.  Se5  usw.),  58.  Kg3  h2  (oder  nun  58.  .  .  .  f4t  59.  Kh3: 
Kf2,  60.  Sc6:  Ke3,  61.  d5  f3,  62.  d6!  f2,  63.  Kg2  Ke2,  64.  Sd4t  usw. 
bezw.  59.  .  .  .  f3,  60,  Sf3:t  Kf2,  61.  Se5!  Ke3,  62.  Sc6:  Ke4,  63.  Kg4  Kd5, 
64.  Kf5  Kd6,  65.  Kf6  usw.),  59.  Sf3t  Kfl,  60.  Sh2:  Ke2,  61.  Kf4  Kd3, 
62,  Sf3  Kc4,  63.  Ke5   (es  drohte  c5)    63.  . , .    Kd3  (63.  ...   f4,    64.    Ke4), 

64.  Seif  (nicht  aber  64.  Kf5:   Ke3,   65.    Kg4   Ke4,   sowie   64.    Kd6    Ke3, 

65.  Kc6:  Kf3:  66.  d5  f4,  67,  d6  Kg2  mit  Remis!)  64.  . .  .  Kc4,  65.  Sg2! 
Kd3,  66.  Sf4t  Kc3  (oder  66.  .  .  .  Kc4,  67.  Se6  nebst  Kf5:),  67.  Se6  Kc4, 
68,  Kf5:  Kd5,  69.  Kf6  Kd6,  70.  Sf4  c5,  71.  d5  c4,  72.  Kf5  c3,  73.  Ke4 
c2,  74.  Sd3  und  Weiß  gewinnt. 

Eine  schachpädagogische  Leistung. 


Tartakower 


28" 


—  436 


Nr.  3. 

Aus  der  fünften  Matchpartie,  gespielt  in  Havanna  am  25.  März 
1921.  —  Nachdem  Dr.  Lasker  in  den  ersten  vier  Partien  mit  leichter 
Mühe   remisierte    und    auch    diesen   Kampf   bis  hierher    mit  großer  Verve 


Stellung   nach   dem   45.  Zuge   von  Weiß. 
Dr.  Lasker 


Capablanca 

führte,  von  dem  Kubaner  freilich  mit  bewundernswerter  Kaltblütigkeit 
zurückgehalten  wurde,  machte  er  jetzt  —  wohl  aus  Übermüdung  —  den 
krassen  Fehler: 


45. 


Ke7— f8?? 


statt   mit    45 Kf6   noch    gute 

Remischancen  zu  behalten. 

Von  jenem  Fehlzug  datiert  eigent- 
lich die  neueste  Schachgeschichte, 
indem  der  altwissenschaftlichen,  nur 
auf  Logik  allein  beruhenden 
Schule  eine  unverkennbare  Wunde 
beigebracht  wurde  und  die  bisher 
etwas  unterschätzte  Schachphan- 
tastik  in  ihre  Rechte  trat  .  .  . 


Es  folgte : 
46.  Db7— bSf 

und  Schwarz  gab  auf,  denn  sowohl 
46.  ...  Kg7,  47.  DhSf  als  auch 
46.  ...  Ke7,  47.  De5t  führt  zum 
sofortigen  Verlust. 

Die  seitdem  vielfach  untersuchte 
Folge  nach  45.    ...  Kf6  wäre  etwa 

46.  Dc6t  Ke7  bezw.  46.  DfSf  Kg6, 

47.  Khl  f5  usw.  mit  unleugbarem 
Gegenspiel  für  Schwarz. 


Ein  historischer  Fehler. 


437 


':34?^^^ 


Capablanca  mit  Sohn  und  Gemahlin. 


438 


Nr.  4. 

Aus   der   fünften    Matchpartie    (Wien,    1922).     Es  folgte: 

47.  Le2— f3  Lc6— d7! 

Nicht   aber   etwa   47.   .  .  .  Lb7    wegen  48.  Lh5!!  und  Weiß  gewinnt. 
Wird    nun    aber   Grünfeld,    der   in    der   ersten    Matchpartie    verun- 
glückte   und    die    nachfolgenden  Partien     bloß   zu    remisieren  vermochte, 

Stellung  nach  dem  46.  Zuge  von  Schwarz. 
Tartakower 


T'^    i'^Ä    i:^W^ 


M  <977777:i 


11 

i  Ä  i 


Grünfeld 


auch  jetzt  die  letzte  Sicherungsmaßnahme  von  Schwarz  (Kb6 — c6)  zu- 
lassen und  hiemit  sozusagen  jede  Hoffnung  auf  die  Rettung  des  Wett- 
kampfes  aufgeben?! 

Nach  einem  dreiviertelstündigen  Nachdenken  entschloß  er  sich  zum 
Läuferopfer,  das  ihm  übrigens  drei,  eventuell  sogar  vier  Bauern  einbringt, 
in    dem   52.  Zuge   von    Schwarz    jedoch    eine    feine  Widerlegung   findet. 


48.  Lf3Xd5  e6Xd5 

49.  Kd4Xd5  .... 
Ungenügend  wäre  der  verlockende 

Vorstoß  49.  e6  wegen  49.  .  .  .  Le8!! 

50.  Kd5:  Kc7,  51.  Ke5  Kc6,  52.  Kf6 
Kd6  und  Schwarz  gewinnt. 

49.  ....  Kb6— c7 

50.  Kd5— c5  Ld7— c6 

51.  Kc5Xb4  Kc7--b6 

52.  a2— a4  Lc6— d5!! 

Die  Pointe  der  schwarzen  Ver- 
teidigung, womit  die  gegnerische 
Bauernbeute  entwertet  bleibt.  Nach 
52.  .  .  .  ba,  53.  ba  usw.  würde  da- 
gegen Weiß  entscheidenden  Raum- 
vorteil behaupten. 


53.  a4Xb5  Ld5— e6 

54.  Kb4— a4  

Nun  müßte  Weiß  dem  grausamen 

Tode  verfallen.  Schwarz  hatte  als 
letzte  Rettungschance  nur  54.  Kc3! 
erwartet  und  glaubt  nun  „Katz'  und 
Maus"  spielen  zu  dürfen. 

54 Le6— d7 

55.  Ka4— b4  Ld7Xb5 

56.  Kb4— c3  Kb6— c5 

57.  Kc3— d2                    Lb5— c6 
Natürlich    nicht  57 Kb4 

wegen  58.  e4!  fe,  59.  Ke3!  mit  Remis. 
Noch  bequemer  wäre  aber  statt  des 
Textzuges  57.  ...  Ld7  und  wenn 
darauf  58.  e4,  so  58.  .  .  .  Le6,  59.  ef 


-  439 


gf,  60.  Ke3  Lb3:  usw.  mit  leichtem 
Gewinn,  da  dem  weißen  König  der 
Eintritt  nach  allen  Seiten  verwehrt 
bleibt. 

58.  Kd2— c3  Kc5— d5 

59.  Kc3— b4  Lc6— d7! 

60.  Kb4— a5  Kd5— c5? 
Schwarz  läßt  sich  Zeit,  statt  mit 

der    schönen    Gewinnkombination : 

60.  .  .  .  Ke4,  61.  b4  Ke3:  62.  b5 
Kf4:  63.  b6  Lc6,  64.  e6  Ke5,  65.  e7 
Kd6,  66.  b7  KcTÜ  67.  e8D  LeS: 
68.  Ka6  Kb8!  usw.,  also  unter  Zu- 
hilfenahme von  etwas  Arithmetik  und 
Phantasie,   den   Kampf  zu  beenden. 

61.  b3— b4t  Kc5— c4? 
Mit  61.  .  .  .  Kc6  bliebe  Schwarz 

noch  immer  im  Vorteil,  während  jetzt 
voller  Dekorationswechsel  eintritt 
und  der  Vormarsch  des  losgelassenen 
weißen  Königs  sehr  bedrohlich  wird. 

62.  Ka5-b6  Kc4Xb4 

63.  Kb6— c7  Ld7— a4? 
Dieser  Zug  verliert,  dagegen  bot 

63.  .  .  .  Lb5  eine  versteckte  Remis- 
möglichkeit (vgl.  Anm.  zum  71.  Zuge 
von  Schwarz). 


64. 

Kc7— d6 

Kb4— c3 

65. 

Kd6— e7 

Kc3— d3 

66. 

Ke7— f7! 

Kd3Xe3 

67. 

Kf7Xg6 

Ke3Xf4 

68, 

Kg6"f6 

Kf4— e3i 

69. 

g5-g6! 

.... 

Nach  69.  Kf5:  Kd4,  70.  e6  Kd5, 
71.  e7  Kd6,  72.  Kf6  Le8  würde 
Schwarz  gerade  noch  den  Remis- 
hafen erreichen. 


69. 

f5— f4 

70. 

g6-g7 

f4— f3 

71. 

g7-g8D 

f3— f2 

Würde  in  diesem  Stadium  der 
"schwarze  L  auf  b5  stehen,  dann 
könnte  die  weiße  Dame  keinen  Ge- 
winn erzwingen. 

72. 
73. 
74. 
75. 
76. 
77. 
78. 
79. 
80. 


Dg8-g5t 

Ke3— e2 

Dg5— g4t 

Ke2— e3 

Dg4— c4!! 

La4— dl 

e5— e6 

Ldl— e2 

Dc4— c5t! 

Ke3— f3 

e6— e7 

f2— f  1 D 

Db5— f5t 

Kf3-g2 

Df5Xflt 

Le2Xfl 

e7— e8  D 

Aufgegeben. 

Ein  abwechslungsreiches  Finale. 


—  44U  — 

Nr.  5. 

Aus  dem  Hastinger  Sechsmeisterkampf  1922.  —  In  untenstehender 
Diagrammstellung,  die  nach  aufregenden  Peripetien  entstand,  machte 
Weiß  noch  folgenden  Gewinnversuch: 

72.  Kd6— c5  .... 

Stellung  nach  dem  71.  Zuge  von  Schwarz. 
Thomas 


Bogoljubow 


Worauf  Schwarz,  statt  der  einzig  richtigen  und  zum  klaren  Remis 
führenden  Antwort  72.  .  .  .  Kd8,  73,  Kb5  a2  usw.,  dem  Zauber  des 
Bauernvorstoßes  verfiel.  Es  folgte: 


72 

73.  c6— c7 

74.  Kc5— b6 


a3--a2? 
Ta6— aöf 
Ta5— a6t 


Jedenfalls    eine    nette  Wendung. 

75.  Kb6— c5  Ta6— aöf 

76.  Kc5— c6  Ta5— a6t 

77.  Kc6~d5  Ta6— aöf 

78.  Kd5— e6  Ta5— aöf 

Nun  wurde  die  Partie  auf  Vor- 
schlag desAnziehen  den  selbst 
als  unentschieden  abgebrochen,  was 
ein  ganz  plausibles  und  übrigens 
auch     gerechtes    Resultat    zu     sein 


scheint.  Eine  Vertiefung  in  die 
Stellung  läßt  jedoch  folgenden,  an 
eine  berühmte  Lasker'sche  Studie 
etwas  erinnernden,  Gewinnweg  er- 
kennen: 

79.  Ke6— d5  Ta6— aöf 

80.  Kd5— c4  Ta5-a4t 

81.  Kc4— b3  Ta4— a3t 

82.  Kb3— c2  Ta3— c3t! 

83.  Kc2— b2!  .... 
Und    der    schwarze  Bauer    fällt, 

worauf  der  neuerliche  Marsch  des 
weißen  Königs  bis  nach  c8  ent- 
scheidet. — 


„Das  babylonische  Turmendspiel". 


—  441 


Nr.  6. 

Aus  der  letzten  XIII.  Runde  des  Teplitz-Schönauer-Großturniers  1922. 

—  Sie   stand   im  Zeichen    des  außerordentlich  scharfen  Kampfes  um   die 
Siegesehren,    der   zwischen   fünf   an    der  Spitze   marschierenden  Meistern 

—  Reti,   Spielmann    und   Tartakower    mit    je    8V2,    sowie  Grünfeld    und 
Rubinstein  mit  je  8  Punkten  —  entbrannt  war. 

Stellung  nach  dem  39.  Zuge  von  Weiß. 
Teichmann 


Tartakower 


Wer  darf  sich  rühmen,  dem  germanischen  Riesen  Teichmann  seinen 
Siegeswillen  aufzwingen  zu  können?  Gegen  die  Bird'sche  Eröffnung 
wandte  er  die  sogenannte  Schlechter  'sehe  Fianchetto-Verteidigung  an 
(1.  f4  d5,  2.  Sf3  g6,  3.  eS  Lg7,  4.  d4  Sf6,  5.  Ld3  0—0  usw.),  entledigte  den 
Gegner,  der  sich  zu  sehr  gegen  die  Vereinfachung  sträubte,  des  Mehr- 
wertes, ließ  dann  in  seiner  Energie  etwas  nach,  erwachte  jedoch,  als  die 
Operationen  von  Weiß  im  Zentrum  sowie  am  Damenflügel  zu  bedrohlich 
erschienen,  und  brillierte  in  obiger  Zabelstellung  durch  folgende  wuchtige 
Streiche: 


39 Lf6Xc3! 

Prachtvoll  kombiniert.  Noch 
zwingender  wäre  freilich  das  ele- 
gante 39.  .  .  .  Td4!!  mit  der  un- 
mittelbaren Drohung  40.  .  . .  Ddöif 
gewesen. 

40.  Sa6— c5  .... 
Eine    kleine  Ausrede,    die    aber 

auf  die  Dauer  nichts  hilft. 

40 Lc3Xd2 

41.  Sc5Xd7  Th3Xhl 

42.  Kg2Xhl  c4— c3 


43.  Sd7— c5 

44.  Sc5— b3 

45.  d5— d6 

46.  d6— d7 


c3— c2 
Te4— b4 ! 
Tb4Xb3 

c2— clDf 


Weiß  gibt  auf. 

Für  die  schöne  Kombination, 
die  er  gemacht,  oder  vielleicht  für 
die  noch  schönere,  die  er  hätte 
machen  können,  erhielt  der  Führer 
der  schwarzen  Steine  mit  Recht 
einen  der  ausgesetzten  Schönheits- 
preise. 


442 


Schlechter  (1874—1918)  und  Teichmann, 
zwei  Großmeister  des  wissenschaftlichen  Schachs. 


.  .  .  „Viele  sind  berufen,  wenige  auserwählt.  Schlechter,  der  mehrfache 
Turniersieger  und  Neuschöpfer  des  Bilguerschen  Handbuches,  der  erste 
erfolgreiche  Antagonist  des  großen  Lasker  und  in  vielen  Beziehungen 
bahnbrechender  Stratege  —  Schlechter,  der  zielbewußte  Künstler  und 
bescheidene  Mensch,  gehörte  zu  den  Auserwählten."  So  schreibe  ich  unter 
anderem  in  meinem  für  die  Schlechtersche  Monographie  (Stockholm  1924) 
verfaßten,  dort  aber  sonderbarerweise  unter  dem  Pseudonym  „Spielmann" 
veröffentlichten  Essay:  „Karl  Schlechter  als  Mensch,  Führer  und  Künstler." 


443  - 


Nr.  7. 


Aus  dem  Kopenhagener  Sechsmeisterkampf  1923.  —  Nach  den  mehr 
oder  weniger  bizarren  Zügen:  1.  d4  Sf6,  2.  c4  e6,  3.  Sf3  b6,  4.  g3  Lb7, 
5.  Lg2  Le7,    6.  Sc3  Ö— 0,    7.  0—0  d5,    8.   Se5   c6    (wegen    dieser   neu- 

Stellung  nach  dem  19.  Zuge  von  Weiß. 
Nimzowitsch 


Sämisch 


indischen  Variante  siehe  zweite  Fußnote  auf  Seite  420),  9.  cd  cd,  10.  Lf4 
a6,  11.  Tel  b5,  12.  Db3  Sc6,  13.  Sc6:  Lc6:  14.  h3  Dd7,  15.  Kh2  Sh5, 
16.  Ld2  f51  17.  Ddl  b4,  18.  Sbl  Lb5,  19.  Tgl,  kam  es  zur  obenstehenden 
Diagrammstellung,  wo  Nimzowitsch  eine  überraschende,  auf  tiefem 
Positionsverständnis  beruhende  Opferkombination  ins  Auge  faßte: 


19 

20.  e2— e4 

21.  DdlXhö 


Le7— d6 

f5Xe4!! 
Tf8Xf2 


Für  den  Offizier  erhält  Schwarz 
(nach  Nimzowitsch'  gesetzlich  ge- 
schützter Terminologie)  2  Bauern + 
„7,  (hier  die  2.)  Reihe". 


22.   Dh5- 

-g5 

Ta8— f8 

23.    Kh2- 

-hl 

Tf8— f5 

24,   Dg5- 

-e3 

Lb5— d3 

Viel  eleganter  als  der  landläufige 


Damengewinn  durch  24. 

Db3  La4. 

25 


Te2,  25. 


Tel— el  h7— h6!! 

„Ein  außerordentlich  schöner 
Problemzug",  schreibt  Nimzowitsch: 
„Hiemit  ist  Weiß  in  eine  Zug- 
zwangsstellung bei  vollem  Brett  ge- 
raten; z.  B.:  26.  g4  Tf5— f3 !  27. 
Lf3:  Th2#  oder  26.  Kh2  Tf5— f3, 
oder  26.  Lei   Lbl:  usw." 

Infolge  der  Unmöglichkeit,  einen 
befriedigenden  Zug  zu  finden,  ver- 
lor Weiß    durch  Zeitüberschreitung. 


„Die  unsterbliche  Zugzwangspartie' 


444 


Stellung  nach  dem  42.  Zuge 
von  Schwarz. 


Spielmann 


Nr.  8. 

Aus  dem  Karlsbader  Großturnier  1923.  —  Weiß 
am  Zuge  machte  folgenden  Reservezug: 

43.     e3— e4  .... 

worauf  Schwarz  in  eine  eigentümliche  Zugzwangs- 
stellung geriet,  indem  sowohl  sein  K  als  auch 
sein  L  immobilisiert  sind.  Zieht  nämlich  der  König 
nach  e7,  so  erobert  44.  Se5  den  Bg6,  geht  er 
aber  nach  gl,  so  entscheidet  das  Eindringen 
44.  Kd5— e6— d7.  Versucht  Schwarz  43.  .  .  .  Lf2, 
so  ermöglicht  er  dasselbe  Eindringen  via  d6  und 
mit  etwa  43.  ...  Lc7  hat  er  die  Beobachtung 
des  Bh4  aufgegeben.  Würde  dagegen  jetzt  Weiß 
Tartakower  am    Zuge    sein,     dann    könnten     umgekehrt    die 

weißen  Figuren  ihren  Druck  nicht  entscheidend  verstärken.  „So  ein  Glück 
muß  mein  Gegner  haben!",  meinte  daher  Spielmann  beim  Aufgeben, 
wobei  er  jedoch  die  Tatsache  verkannte,  daß  die  Herbeiführung  der 
tragikomischen  Schlußstellung  schon  lange  vorher  ins  Kalkül  gezogen 
werden  mußte. 

Sehr  lehreich  ist  übrigens  der  Gewinnweg  nach 


43 Lg7— b8 

44.  Sf3~e5t  Lb8Xe5 
Erzwungen. 

45.  KdöXeö  Kf7— e7 

46.  Ke5— d5  Ke7— d7 

47.  e4— e5  Kd7— e7 

48.  e5— e6  Ke7-e8 
Nun    hat   Weiß    zwei    Lösungen 

zur  Verfügung.  Die  eine  basiert  auf 
der  Erkenntnis,  daß  Schwarz  am 
Zuge  entweder  die  Opposition  auf- 
geben müßte  (48.  .  .  ,  Kd8,  49.  Kd6) 
oder  das  Eindringen  des  weißen 
Königs  nicht  verhindern  könnte 
(48.  .  .  .  Ke7,  49.  Ke5  Ke8,  50.  Kf6). 
Dies  wird  durch  das  berühmte 
Königsdreieckmanöver  Kd5 — 
e4 — d4 — d5  (oder  auch  Kd5— e4 — 
d4 — d5)  erreicht  Also: 
I. 

49.  Kd5— e4  Ke8— d8 

50.  Ke4— d4  Kd8— e8 


51.     Kd4— e5 

Es  ist  erreicht  und  Schwarz  darf 
aufgeben. 

Noch  schärfer  war  aber  die 
Raumgewinnmethode,  die  unter 
Aufopferung  des  Mehrbauern  be- 
werkstelligt wird: 


IL 


49.  Kd5— d6 

50.  e6— e7t 

51.  Kd6— d5! 


Ke8— d8 
Kd8— e8 
Ke8Xe7 


Oder  auch  51.  ...  Kd7  (bzw. 
f7),  52.  e8Dt  Ke8:  53.  Ke6  mit 
leichtem  Gewinn. 

52.     Kd5— e5 

und  Weiß  hat  nunmehr  die  Oppo- 
sition erlangt,  drängt  den  schwarzen 
König  von  seinem  Bauernlager  zurück 
und  gewinnt. 


Ein  lehrreiches    Königsendspiel,    oder:    Was   alles    aus    einem    Zugzwang 

entstehen  kann! 


445 


Nr.  9. 

Aus  dem  Karlsbader  Großturnier  1923.  —  Der  bis  dahin  hin-  und  her- 
wogende Kampf,  bei  welchem  Weiß  ein  ziemlich  chancenreiches  Qualitätsopfer 

Stellung  nach  dem  31.  Zuge  von  Weiß. 
Nimzowitsch 


Yates 


gebracht  hatte,  wurde  nunmehr  von  dem  genialen  „Vater  der  Hypermodernen" 
in  folgender  großartiger  Weise  beendet: 


31 

Der  Auftakt. 

32.  f4Xe5 

33.  Da7Xa6 


TeSXeöü       38 t4Xg3t 

39,    Kf2Xg3  Dal— eöf 

Df6Xe5         40.  Kg3— h3  h7— h5! 

De5 — d4 f !  Der  Bauernmechanismus  in  dieser 


Die  Pointe  des  Doppelopfers      Partie  erinnert  einigermaßen  an  den 
von  Schw.  Bei  weitem  nicht  so  gut^äre      Kampf  Euwe— Rubinstein  vom  Haag 

1 92 1  (siehe  Seite  293  sowie  auch  240). 
41.  Tg4— a4  .... 

Auf  41.  Tg3    würde   41 g4t 

Immerhin   noch   eine   geistreiche     ^2.  Kh4  Kg7!   das  Matt   erzwingen 


sofort  33....  f4  wegen  34.  gf  Tf4:t 
35.  Lf3  bezw.  34....  Df4:t  35.  Kgl. 

34.  Kf2— fl  f5— f4 

35.  Da6— a3 


Ressource.  Auf  35.  g4  würde  35. . 


41 


f3   und    auf   35.   gf   am    präzisesten     42.  Kh3— h4 


g5— g4t 
Tf8— f5! 


35....  Tf4:t   36.  Kel    TfS!   37.  Tfl 
TeSf  usw.  bezw.  37.  Da3  Df2t  38. 
Kdl  Tb8  usw,  rasch  entscheiden. 
35 Kh8— g8 

36.  Thl— h4  g7— g5! 
Glänzendes     Ripostenspiel.     Ein 

Fehler    wäre    natürlich    36 fgf 

wegen  37.  Df8:t  Kf8:  38.  Td4: 

37.  Th4— g4  Dd4— alf 

38.  Kfl— f2  .... 
Pikant  wäre  auch  38.  Ke4  Te8t 

39.  Le4  de,  40.  Tg5:t  Kh8  und  Weiß 
hat   kein   weiteres  Schach   zur  Ver- 


fügung.    —     Nun    aber    wird    der 

weiße  K  in   ein  Mattnetz  getrieben:     48.  Kg3— h2 

Die   siegreiche   Bauernwalze 


Hiemit  wird  eine  Doppelmatt- 
wendung (durch  Delf  bezw.  durch 
Dh2f)  in  die  Wege  geleitet. 

43.  Ta4— a8t  Kg8— g7 

44.  Da3— a7t  .... 
Oder   auch   44.  Ta7t   Kg6    und 

die  Serie  der  weißen  Schachgebote 

ist  bereits  zu  Ende. 

44 Kg7— h6 

45.  Da7— gl  De5— f6t 
Nebst  Matt  in  3  Zügen: 

46.  Kh4— g3  Tf5— f3t! 

47.  Lg2Xf3  Df6Xf3t 

Df3— h3# 


44Ö 


Nr.  10. 

Aus  der  dritten  Runde  des  New-Yorker  Weltturniers  1924.  —  Hier 
gedieli  die  Partie  zur  Mittagspause,  doch  mußte  der  arme  Turnierleiter 
noch  fast  eine  halbe  Stunde  warten,  bis  Weiß  in  dieser  scheinbar  öden 
Stellung  seinen  39.  Zug  ins  Kuvert  versiegelte. 

Stellung  nach  dem  38.  Zuge  von  Schwarz. 
Yates 


i 


^^<^. 


fW^-     'W4 


''WM/  '''WM'  ^: 


Tartakower 


„Warum  geben  Sie  diese  vollkommen  gestoppte  Partie  nicht  gleich 
remis?"  fragten  mich  einige  gutmeinende  Kollegen,  denen  erst  die  Wieder- 
aufnahme des  Spieles  die  richtige  Antwort  brachte.  Es  folgte  nämlich: 


39.    Ld3Xf5!!  .... 

Die    eigentliche    Feinheit   dieser 
Konzeption  besteht  erst  im  nächsten 
Textzuge  von  Weiß, 
39 Tb7— f7 

Dies  scheint  das  Opferanbot  zu 
widerlegen,  während  hingegen  seine 
Annahme  nach  39.  .  ,  .  gf,  40.  Thöf 
Kc7,  41.  ThTif  Kc8,  42.  g6!  ebenso 
wie  nach  40.  .  .  .  Ke7,  41.  Th7t 
Kf8,  42.  Tb7:  Sb7:  43.  Ke5  usw. 
zum  klaren  Verlust  für  Schwarz 
führen  würde.  —  Nun  fällt  er  aber 
auch  einem  sorgsam  vorbereiteten 
Umgehungsmanöver  zum  Opfer: 


40.    Thl— bl! 


Kd6— c7 


Auf  40.  .  .  .  Sa4  gewinnt  41.  Le4 
Tf4:  42.  Tb4  Sc3,  43.  Tb6:t  bezw. 
42.  .  .  .  b5,  43.  Tb5:  usw. 

41.  d5— döf!  .... 

Alles  zwingend:  Auf  41.  .  .  . 
Kd6:  folgt  42.  Tb6:t  Kc7,  43.  Tf6! 
usw.  und  auf  41.  .  .  .  Kc6,  42.  Le4t 
usw.  (Aljechin  im  Turnierbuch.) 

41 Kc7— d8 

42.  Lf5— h3!  Tf7Xf4t 

43.  Kd4— d5  Sc5— d7  ' 

44.  Tbl— al  KdS— c8 

45.  Tal — a7  Aufgegeben. 


Umwandlung  der  Materie  in  Kraft. 


447 


Nr.  11. 

Aus  der  sechsten  Runde  des  New-Yorker  Weltturniers  1924.  —  Nach- 
dem der  deutsche  Schachphilosoph  gegen  seinen  transatlantischen  Namens- 
vetter das   „Spiel  auf  Gewinn"    etwas   zu   stark  forciert  hatte,  kam  er  in 

Stellung  nach  dem  81.  Zuge  von  Schwarz, 
Eduard  Lasker 


Dr.  Emanuel  Lasker       ' 


Nachteil  und  man  hielt  ihn  in  der  obenabgebildeten  Abbruchsstellung  für 
glatt  verloren,  wobei  jedoch  die  außerordentliche  Feinheit  seines  zweit- 
nächsten Zuges  (83.  Kf3!!)  von  der  gesamten  Meisterkorona  übersehen 
wurde.  Es  folgte: 


82.  Sdl— b2 

83.  Ke4— f3!! 


Td7-d2 
Td2— d8 


Selbstredend  nicht  83.  Tb2 :  wegen 
84.  gl. 


84.  Kf3— e4 

85.  Ke4— d4 

86.  g6-g7! 

87.  g7-g8D 

88.  Kd4— c4 

89.  Sb2— a4 

90.  Kc4— b4 


Kc5— d6 
Td8— c8 
Kd6— e6 
Tc8Xg8 
Tg8-g3! 
Ke6— f5 
KföXM 


Die  weißen  Freibauern  sind  ver- 
nichtet, der  eigene  aber  behauptet! 
Nun  kommt  aber  das  eigentliche 
Wunder  zustande,  daß  die  Partie 
trotz  des  großen    materiellen   Über- 


gewichts (T  und  B  gegen  S)  nicht 
zu  gewinnen  ist. 

91.  Sa4— b2  Kf4— e4 

92.  Sb2— a4  Ke4— d4 

93.  Sa4— b2  Tg3— f3 

94.  Sb2— a4  Tf3— e3 

95.  Sa4— b2  Kd4— e4 

96.  Sb2— a4  Ke4— f3 

97.  Kb4— a3  Kf3— e4 
Auf  97....    Ke2  folgt   98.  Kb2, 

womit  jeder  weitere  Umgehungsver- 
such des  schwarzen  Königs  vereitelt 
wird. 


98.  Ka3— b4 

99.  Sa4— b2 

100.  Sb2— a4 

101.  Kb4Xb3 
Remis. 


Ke4— d4 
Te3— h3 
Kd4— d3 
Kd4— d4t 


Ein  dämonisches  Endspiel. 


4^8 


*4'--  ■    ^<--' 


Dr.  Lasker  beim  Schachbrett. 


Nachträge  und  Berichtigungen. 


Dr.  S.  G.  Tartakower;  Die  hypermoderne  Schachpartie. 


\ 


—  450  — 

Zum  Vorwort  (S.  5/6). 

Wir  hatten  Gelegenheit,  den  Autor  über  die  vielen  Anfeindungen,  die  ihm  zuteil 
wurden,  zu  interviewen.  „Müßig  ist  jeder  Streit  über  den  Wert  der  hypermodernen 
Bestrebungen,"  sagte  uns  Dr.  Tartakower.  „Freuen  wir  uns  vielmehr  darüber,  daß  in 
unserem  superklugen  Zeitalter  mit  frischem  Mut  an  der  Enträtselung  des  Schach- 
geheimnisses gearbeitet  wird!" 

Preßbureau  des  Ministeriums  für 
internationale  Schachangelegenheiten. 

Seite  8,  Zeile  4  von  unten.  Zum  Ausdruck:  „Kavation". 

Cavatio,  lateinisch  etwa  für:  vorsichtiges  Ausweichen.  —  Nach  der  bescheidenen 
Meinung  des  Verfassers  besteht  die  Schönheit  und  Großzügigkeit  der  deutschen 
Sprache  gerade  darin,  daß  sie  wie  keine  andere  Weltsprache  Fremdwörter  in  sich 
aufzunehmen  vermag! 

Stolz  und  nicht  verdrießlich  sollte  man  darüber  sein,  dies  umsomehr,  als  die 
bisher  vorgeschlagenen  schachlichen  Verdeutschungen  (wie  z.  B.  Wert,  Wechsel  usw.) 
durch  ihre  Sinnanhäufung  nur  zu  Mißverständnissen  führen  könnten. 

Seite  9,  Zeile  26  von  oben.  Zum  Zuge  1 Sg8 — f6. 

„Neu"  ist  dieser  Zug  nicht,  da  er  sich  bereits  (und  zwar  mit  der  Folge  2.  e5 
Sd5,  3.  c4  Sb6  usw.)  in  „Palamede"  1847  vorfindet.  —  In  einer  Korrespondenzpartie 
Berwick— Edinburg,  1860,61,  wird  er  dagegen  mit  2.  e5  Sg8,  3.  d4  e6,  4.  Ld3  usw. 
fortgesetzt. 

Seite  9,  Zeile  27  von  oben.  Nach  2.  e2 — e5!  fehlt  der  Hinweis: 

Am    schärfsten.    Wegen    anderer   Systeme  siehe  Seiten  14  bis  16. 

Seite  9,  Zeile  9  von  unten.  Zum  Zuge  5.  Le2. 

[Rubinstein  empfiehlt  5.  h3  Lh5,  6.  c4  Sb6,  7.  g4  Lg6,  8.  e6  fe,  9.  Ld3  Ld3: 
10.  Dd3:  Sc6,  11.  Le3  nebst  eventuell  Sg5  mit  Schärfe.] 

Seite  10,  Zeile  3  von  oben.   Fortsetzung  der  Klammer  zu  4.  c2 — c4.. 

IV.)  Halbscharf    ist   schließlich    die    Loquenz-Fortsetzung:    4.  f4   de,   5.  fe  Sc6, 

6.  c3!  usw.) 

Seite  10,  Zeile  21   von  oben.  Zum  Rückzuge  3.  .  .  .  Sb6. 

Ziemlich  farblos  geschah  darauf  in  einer  Partie  Krüger-Grünfeld,  Frankfurt  a.  M. 
1923:    4.  d4  d6,    5.  ed  ed,    6.  Ld3  (gekünstelt.    Wir  schlagen  hier  einfach  6.  Sf3  Lg4, 

7.  h3  Lh5,    8.  Le2  usw.  vor)    6.  .  .  .    Sc6,    7.  Sge2    Sb4,    8.  0-0   Sd3:    9.  Dd3:    Le7, 

10.  Le3   (Initiativer  wäre    10.  d5,    z.  B.  10 Sd7,    11.  Le3   Se5,    12.  Dd2   usw.) 

10 d5,  11.  b3  0—0  mit  vollwertigen  Gegenchancen  für  Schwarz,  dessen  Läufer- 
paar nicht  zu  unterschätzen  ist. 

Schärfer  ist  aber  auf  3 Sb6   laut   Motzkoscher   Analysen:   4.  f4!    d6 

(oder  4 e6,    5.  d4  c5,  6.  Sf3  cd,  7.  Sd4:  usw.),  5.  Sf3  Sc6  (5 Lg4,  6.  h3 

Lf3:  7.  Df3:),  wobei  wir  jetzt  statt  des  energieauflösenden  Vorstoßes  6.  d4  de! 
(6 e6,  7.  a3  Le7,  8.  Ld3  usw.),  7.  fe  Lg4,  8.  Lb5  a6!  (Von  Dr.  Thanhofer  an- 
gegeben statt  8 e6,  9.  0-0   Le7,    10.   Se2   Dd5,    11.    Dd3   0—0,    12.  Sf4   Dd7, 

13.  c3  nebst  h3  mit  weißem  Vorteil),  11.  Khl  c5  usw.  einfach  sofort  6.  Lb5  a6, 
7.  Lc6:  bc,  8.  d3!  usw.  mit  neuartiger  Gestaltung  des  Kampfes  als  für  Weiß  günstig 
vorschlagen.  — 

II.  bis.)   Auch    das    Fortsetzen    der    schwarzen    „Zickzack"-Wanderung    mittels 

3 Sb4    (statt    3.  .  .  .    Sb6)    wird    von   Motzko  wie  folgt    widerlegt:   4.    d4  d6 

(4 e6,  5.  a3  Sa6,  6.  f4  d6,  7.  Sf3  und  Schwarz  hat  keinen  guten  Zug  zur  Ver- 
fügung),  5.    a3   Sc6,   6.    ed    cd,   7.    f4   De7t   8.  Kf2    (oder  auch    8.  Le2  Lg4,  9.  Sd5) 

8 g6,    9.  Sf3  Lg7,    10.  Lc4  0—0,  11.  Sd5  Dd8,  12.  h4  Lg4,  13.  c3  Sd7,  14.  Sc3 

Lf3:  15.  Df3:  usw.  - 

Seite  10,  Zeile  24  von  oben.  Ergänzung  der  Klammer: 

Ohne  Wirkung  geschah  in  einer  Partie  Romanowsky— Löwenfisch,  Leningrad 
1923:  4.  g3  d6,  5.  ed  Ld6:    6.  Lg2  Sc3:    7.  bc  0-0,  8.  Se2  c5!  nebst  Dc7  und  Schwarz 

steht  gut.  —  Nach  Wagner    ist  übrigens    4.  Se4,  z.  B.    4 d6,  5.  d4  Sc6,  6.  Sf3 

de,  7.  de  Sb4,  8.  De2  usw.  zu  empfehlen.) 


—  451    — 

Seite  10,   Zeile  24  von  oben.   Beizufügen  ist  folgende  Klammerglosse 

zum  Zuge  5.  d4. 

(Ungefährlich  ist  der  Ausfall  5.  Df3,  z.  B.  Partie  Dr.  Nagy— Vukovic,  Raab  1924: 
5.  .  .  .  c6  [das  Bauernopferspiel  5.  .  .  .  d6,  6.  Dd5:  De7  wäre  zwar  nach  7.  d4  Sc6, 
8.  Lb5  Ld7,  9.  Sf3  de,  10.  de  0—0—0  usw.  sehr  chancenreich,  dagegen  nach  7.  Sf3! 
Sc6,  8.  Lb5  Ld7,  9.  0—0  usw.  unzureichend],  6.  DgS  [auf  6.  c4  ist  6.  .  .  .  d4  nebst  c5 
und  d6  zu  empfehlen]  6.  .  .  .  d6,  7.  f4  Lf5,  8.  c3  Sd7,  9.  d4  de,  10.  fe  f6,  11.  Sf3  Le4, 

12.  Le2  usw.  mit  Gleichgewicht.) 

Seite  10,  Zeile  11  von  unten.  Als  zweiten  Absatz  beifügen: 
Phantastischer  sieht  die  Bekes-Wanderung  3.  .  .  .  Sf4  aus. 

Seite  10,  Zeile  6  von   unten.  Zum  Zuge  4.  .  .  .  d7 — d6. 

Beginn  der  Gegenaktion! 

Seite  11,  Zeile  12  von  oben.  Als  neuen  Absatz  beifügen: 

Zu  erwähnen  ist  schließlich,  daß  Schwarz  im  Falle  von  5.  ed  (statt  5.  f4)  nach 
Untersuchungen  eines  Moskauer  Spielers  Kljatzkin  auch  5.  .  .  .  cd  (statt  5.  .  .  . 
ed)  versuchen  könnte,  vgl.  aber  Partie  Bogatyrschuk— Rabinowitsch,  Moskau  1924: 
5.  .  .  .  cd,  6.  Le3  (am  schärfsten  ist  wohl  6.  d5)  6.  .  .  .  g6,  7.  Sc3  (in  Betracht 
kommt  auch  jetzt  7.  d5  nebst  Ld4)  7.  .  .  .  Lg7,  8.  Sf3  0-0,  9.  h3  Sc6,  10.  Dd2  und 
die  weiße  Schlachtordnung  ist  entschieden  vorzuziehen. 

Seite  11,  Zeile  4  von    unten.  Nachtrag  zu  7.  Sf3  Lg4! 

—  Vgl.  hiezu  Länderkampfpartie  Rueb— Rüpke  (Wesp.  1924):  8.  Le3  e6,  9.  Le2 
Dd7?  (auf  9.  .  .  .  Lb4t  würde  10.  Kf2!  folgen.  Folgerichtig  war  aber,  wie  in  der 
Textpartie  Nr.  2  geschah,  9.  .  .  .  Lf3:  10.  gf  Dh4t  usw.),  10.  Sbd2!  (Nun  gelangt 
Weiß  zu  einer  gediegeneren  Entwicklung  seines  Damenspringers)  10.  .  .  .  Td8, 
11.  0-0  Le7,  12.  Khl  0—0,  13.  Del  Sb4,  14.  Dg3!  Lh5,  15.  Lgl  mit  nunmehriger 
Stellungsüberlegenheit  für  Weiß,     i 

Seite  12,  Zeile  14  von  oben.  Als  zweiten  Absatz  beifügen: 

Geschieht  aber  8.  Sf3  e6,  9.  Le2  oder  auch  die  Zugumstellung  8.  Le2  e6,  9.  SfS, 
so  ist  darauf,  wie  bei  der  Textfortsetzung,  die  Gegenaktion  9.  .  .  .  Dd7  zu  empfehlen. 
(Oder  vielleicht  auch  9.  .  .  .  Le7,  10.  0—0  0-0,  11.  Sc3  f6,  12.  Del  [12.  Dd2  fe]  Sb4! 
mit  gutem  Spiel  für  Schwarz.  Ungünstig  für  ihn  wäre  dagegen  nach  Fahrni  9.  .  .  . 
Sb4,  10.  Sa3  c5,  11.  0-0  cd,  12.  Sd4:  usw.  bezw.  9.  .  .  .  Lg4,  10.  0-0  Lf3:  11.  Tf3: 
usw.  Wenn  endlich  9.  .  .  .  Lb4t,  so  10.  Sc3  usw.  wie  unten,  oder  noch  energischer 
10.  Kf2!) 

Seite  12,  Zeile  17  von  unten.  Zum  Zuge  12.  Sd4: 

(Auf  12.  ab,  was  Fahrni  in  der  „Wiener  Schachzeitung"  ex  1924  empfiehlt,  folgt 
nicht  12.  .  .  .  de,  13.  c5!  sondern  einfach  12.  .  .  .  de,  13.  bc  Sd7!  14.  c5  a6,  15.  Le2 
Dc7,  16.  Ld4  Le7,  17.  0-0  0-0  usw.  mit  vollwertigem  Gegenspiel.  —  Eine  geniale 
Abfuhr  erhielt  der  Ausfall  12.  Lg5  in  einer  Partie  Snosko-Borowski— Aljechin,  Paris 
1925,  durch  12.  .  .  .  de!!  13.  Ld8:,  woraufhin  statt  13.  .  .  .  TdS:  die  Folge  13.  .  .  . 
cb,  14.  Lg5!  bc,   15.  Lei:  TdS  usw.  noch  günstiger  wäre.) 

Seite  12,  Zeile  13  von  unten.  Zum  Zuge  14.  Le2. 

(Auf  14.  Df3,  was  Godai  in  der  „Wiener  Arbeiter-Schachzeitung"  ex  1923  vor- 
schlägt, kann  Schwarz  am  einfachsten  mit  14.  .  .  .  Tc8,  15.  Tdl  Dh4t  [schwach 
wäre  15.  .  .  .  Dc7  wegen  16.  Dg3],  16.  g3  Dg4  usw.  dem  Endspiel  zusteuern,  was 
er  freilich  also  mit  dem  vorerörterten  13.  .  .  .  Ddl:t  bequemer  haben  konnte.) 

Seite   13,  Zeile  2  von  unten.  Nachtrag  zum  Zuge  11.  .  .  .  Lf8 — e7. 

Ein  Ruhezug.  Sehr  in  Betracht  kommt  aber  auch  die  sofortige  Eröffnung  der 
Feindseligkeiten  durch  11.  .  .  .   f6   (Minensprengung!)    etwa   mit   der  Folge  12.  ef  gf, 

13.  d5  Se5,    14.  Lb6:  Sf3:t   15.  Tf3:  ab,    16.  de   Dg7!    17.    Dfl    Le6:    18.    Tf6:    Tdf8! 
(Linienbahnung!),    19.  Tf8:    Tf8:    20.  Lf3    Dd4    und    Schwarz    ist  gewaltig  am  Ruder. 

Seite  14,  Zeile  10  von  oben.  Der  Satz  nach  „Beurteilung  der  Stellung" 
soll  in  veränderter  Fassung  folgendermaßen  lauten: 
Schwarz   hat   vor   allem    das    Übergreifen    kinetischer   Figurendefekte   zu    ver- 
hindern.   Weiß  aber  die  Imobilisierung    seiner   Bauernschwächen    zu  befürchten.    Die 

29* 


—  452  — 

Entscheidung   dürfte    sich    daher   erst  im  Wege  einiger  vorbereitender  Manöver  voll- 
ziehen. Jedenfalls  ist  bei  der  Handhabung   dieser   zentrifugalen   Stellung   größte  Um- 
sicht, aber  auch  Energie  geboten. 
Es  könnte  z.  B.  folgen: 

A)  12.  a3  f6,  13.  b4  (Am  Scheideweg!  Auf  13.  ef  folgt  nicht  die  verlockende 
Linienöffnung  13.  .  .  .  gf,  14.  b4  Tdg8,  15.  b5  Sa5,  16.  c5  Sd5,  17.  Ld2  usw.,  sondern 
einfach  und  stark  das  Läufereingreifen  13.  .  .  .  Lf6:!  mit  Vorteil  für  Schwarz,  da  die 
Position  des  Bd4  unhaltbar  wird.  —  In  Betracht  kommt  aber  für  Weiß  noch  13.  Db3 
nebst  eventuell  Tadl,  Da2,  b4  usw.) 

13.  .  .  .  fe,  14.  de  Ddl:!  15.  Tadl:  Tdl:  16.  Tdl:  Lg4,  17.  Lf4  Lf3:!  18.  gf 
Sd7!    19.  Sb5  a6,    20.  Sd4  Sd4:  21.  Td4:  c5!  usw.  zugunsten  von  Schwarz.  — 

B)  Ganz  wild:  12.  d5  (von  Snosko-Borowsky  vorgeschlagen)  ed  (ungünstig 
sofort    12.  .  .  .    Sb4,    13.  Sd4!    KbS    [es    drohte    14.  Sf5:    ef,    15.  Tf5:],    14.    a3   Sa6, 

15.  Sf5:  ef,  16.  b4  g5,  17.  Db3!    [um  Tf  dl  nebst  d5  zu  forcieren]    17.  .  .  .  f4,  18.  Lf2 
usw.  sowie  auch  12.  .  .  .  Sa5,  13.  Lb6:  ab,  14.  a3  b5  [eine  Gegenidee],  15.  Sb5:!  ed, 

16.  Da4   usw.    —    Ganz   schlecht   wäre   natürlich    auch    12.  .  .  .   De8,    13.    Lb6:    ab. 
14.  Da4  Sb8,  15.  Da8!  usw.  bezw.  gar  12.  .  .  .  Sb8?  13.  Sb5!  ab??  14.  Sa7  #). 

13.  Lb6:  ab,  14.  cd  Sb4  15.  Sd4!  (ungefährlich  ist  15.  d6  cd,  16.  Sd4  Le(3 
bezw.  15.  e6  fe,  16.  Se5  De8,  17.  Lb5  c6  usw.)  15.  .  .  .  g6!!  (nicht  aber  15.  .  .  .  Lc5, 
16.  Tf5:!  Ld4:t  17.  Dd4:  Sc2,  18.  Df4  Sal :  19.  Tf7:  usw.  zugunsten  von  Weiß), 
16.  Sf5:  (unersprießlich  ist  der  Figurenraub  16.  g4  Lc5!  17.  gf  Sd5:  usw.  sowie  auch 
das  Flankenmanöver  16.  Lb5  c6,  17.  Da4  Lc5!  18.  DaSf  Ke7,  19.  d6t  Ld6:  20.  edf 
Dd6:  usw.). 

16.  .  .  .  gf,  17.  Tf5:  (zwecklos  auch  jetzt  17.  Lb5  c6,  18.  Da4  Sd5:  usw.  — 
Aus  leeren  Drohungen  besteht  17.  Lc4  Lc5t  18.  Khl  c6!  19.  d6  Tde8  [19.  .  .  .  b5, 
20.  a3!  Sa6,  21.  Ld3],  20.  a3  Sa6,  21.  b4  Le3  usw.,  bezw.  gar  19.  de  Dc6:  20.  Dh5 
Thg8,    21.  Df5:t    Kb8,    22.  Df3  Td2  usw.  zugunsten  von  Schwarz). 

17.  .  .  .  Lc5t,  18-  J^hl  Scl5:  usw.  mit  völliger  Bezähmung  der  weißen 
Angriffsfurie.  — 

Seite  14,  Zeile  10  von  unten.  Zum  Zuge  4.  d2 — d4. 

(Originell,  jedoch  ohne  jede  Spannkraft,  geschah  in  einer  Partie  Nimzowitsch- 
Reti,  Baden-Baden  1925:  4.  Sd5:  Se5:  5.  Se3,  worauf  statt  5.  .  .  .  Sb  c6  vielleicht 
5.  .  .  .  c5  die  schwarze  Partei  noch  günstiger  stellen  würde.) 

Seite  14,  Zeile  6  von  unten.  Fortsetzung  des  Textes: 

Zum  Beispiel  folgte  in  der  aufregenden  Partie  Maröczy— Dr.  Lasker,  New-York 
1924:  5.  Se2  (in  Betracht  kommt  eher  5.  f4  oder  auch  5.  Dg4)  5.  .  .  .  c5,  6.  c3  Sc6, 
7.  f4  Le7  (Energischer  ist  wohl  7.  .  .  .  Db6,  z.  B.  Partie  Alapin— Maröczy,  Wien 
1908:  8.  Sf3  f6!  9.  g3  cd,  10.  cd  fe,  11.  fe  Lb4t  12.  Sc3!  [wegen  12.  Kf2  vgl.  die 
Miniaturpartie  auf  Seite  246]  12.  .  .  .  0-0,  13.  Lf4  Le7!  14.  Dd2  g5!  usw.  mit 
Bauerngewinn  und  gewaltigem  moralischen  Plus  für  Schwarz),  8.  Sf3  0—0,  9.  g3  cd, 

10.  cd  (in  Betracht  kommt  10.  Sed4:)    10.  .  .  .  Sb6,  11.  Lh3  (einfacher  wäre  11.  Lg2) 

11.  .  .  .  Ld7,  12.  0-0  Tc8,  13.  g4?  f6!  usw.  mit  wildem  Spiel. 

Seite  15,  Zeile  10  von  oben.  Fortsetzung  des  Textes: 

Kraftlos  ist  ferner  4.  Sf3  (mit  Zugumstellung  bereits  in  einer  Partie  Minckwitz— 
Blackburne,  Breslau  1889,  angewandt!)  und  noch  weniger  Schärfe  weist  4.  Df3  auf, 
z.  B.  Partie  Miliani— Grünfeld,  Meran  1924:  4.  .  .  .  e6  (vielleicht  4.  .  .  .  Sb6),  5.  Sd5: 
ed,  6.  d4  Ld6,    7.  Ld3  c6,   8.  Se2  Sd7,  9.  Lf4  Lf4:    10.  Df4:  usw.  mit  gleichem  SpieL 

Seite  15,  Zeile  25  von   oben.  Fortsetzung  des  Absatzes: 

-  Nach  4.  .  .  .  Sc3:  5.  Df3  folgte  z.  B.  in  der  siebenten  [mit  1.  Sc3  Sf6,  2.  e4 
d5,  3.  ed  Sd5:  4.  Lc4  begonnenen]  Matchpartie  Bogoljubow— Romanowsky,  Lenin- 
grad 1924:  5.  .  .  .  e6,  6.  Dc3:  (schärfer  als  6.  bc  Sc6,  7.  d4  Df6)  6.  .  .  .  Sc6  (un- 
ersprießlich sofort  6.  .  .  .  Df6  wegen  7.  Lb5t!  c6,  8.  d4!  Sd7,  9.  Ld3  usw.),  7.  Sf3 
(elastischer  7.  Se2)  7.  .  .  .  Df6,  8.  0—0  Dc3:  9.  bc  Ld6,  10.  Sg5!  0-0,  11.  f4!  usw. 
mit  Initiative. 

Seite  15,  Zeile  31  von  oben.  Fortsetzung  der  Klammeranmerkung  zum 
Zuge  3.  .  .  .  d7— d5. 

—  Gegen  Tenners  Zug  3....  Sc6  empfiehlt  Dr.  Lasker  einfach  4.  fe  [Behut- 
samer geschah  in  der  New-Yorker  Partie  Maröczy— Aljechin    1924:    4.  Sf3   d5!    5.  ed 


-  453 


Sd5:  6.  fe  Lg4,  7.  Le2  Lf3:  8.  LfS:  Dh4t  mit  schwarzer  Initiative,  der  freilich  durch 
9.  gS!  Dd4,  10.  c3  Deörf  11.  De2  usw.  die  Spitze  abgebrochen  werden  konnte] 
4.  .  .  .  Se5:  5.  Sf3  Sf3:t  6.  gf!  mit  elastischem  Bauernzentrum  für  Weiß),  4.  f4Xe5 
Sf6-g4,  5.  e4Xd5  Dd8Xd5,  6.  Sgl-f3  usw. 

Seite  15,  Zeile  7  vonunten. 

Die  erwähnte,  mit  einem  Schönheits- 
preis ausgezeichnete  Partie  Roma- 
nowsky— Wi  Iner  (Petrograd  1923)  ver- 
lief folgendermaßen: 

[1.  e4  Sf6,  2.  d3  d5,  3.  e5  Sfd7,  4. 
f4  e6,  5.  Sf3  Le7,  6.  d4]  6.  .  .  .  c5,  7.  c3 
Sc6,  8.  Le2  Db6,  9.  0-0  f6  (inkorrekt 
wäre  9....  cd,  10.  cd  Sd4:),  10.  Khl  0—0, 
11.  b3  a5  (geboten  war  zunächst  die  Ent- 
spannung im  Zentrum:  de  und  fe.  In 
Betracht  käme  auch  das  Quaiitätsopfer 
durch  11.  .  .  .  cd,  12.  cd  fe,  13.  fe  Tf3: 
14.  Lf3:  Dd2:  usw.),  12.  La3!  Te8,  13. 
Ld3!  f5,  14.  g4!  Sf8,  15.  gf  ef,  16.  c4! 
Le6,  17.  cd  Ld5:  18.  Sc3!  Lf3:t  19.  Df3: 
Sd4,  20.  Sd5  Dd8  (20.  .  .  .  Sf3:  21.  Sb6: 
mit  Qualitätsgewinn),  21 . Dg2  b5(21 . . . . Te8, 
22.  Se3  Dd7,23.  Tadl  mit  Bauerngewinn), 
22.  Tadl  Ta6.  Es  folgte  nun  ein  scharfes 
Finale:  23.  SfOf  Lf6:  24.  Lc5:!  Se6,  25. 
Ld4:  Sd4:  26.  Lb5:!  Sb5:  27.  Td8:  Td8: 
28.  Db7!  Sc7,  29.  Dc7:  Aufgegeben. 

Seite    16,    Zeile    26    von    oben. 
Nachtrag  zum  Zuge  4 d7 — d5: 

Gegen  4.  .  .  .  c5,  was  Grünfeld  in 
„Tidskrift  for  Schack"  1924  mit  der 
Eventualfolge  Lf5,  Sc6,  c4  vorschlägt,  ist 
wohl  5.  d3  Sc6!  6.  f4  d5,  7.  c3  oder 
auch  sofort  5.  c3,  am  zweckmäßigsten 
aber  5.  De2  mit  dauernder  Lähmung  der 
schwarzen  Entwicklung  zu  empfehlen.  — 
In  einer  durch  die Einfachheitund  steigende 
Energie  ihrer  Mittel  bemerkenswerten  Partie  Lucien  deVilleneuv  e— N.,  Paris  1925, 

folgte:  5.  De2  Sc6,  6.  Sf3!  [ausgreifender  als  6.  c3]  6 d5, 7.  ed  [eine  andere  Spielanlage 

wäre  etwa  7.  c3  Lg4,  8.  d3  etc.  mit  verschlossenem  Kampf]  7.  .  .  .  Dd6:  8.  Sc3  [droht 
Se4  mit  Bauerngewinn]  8.  .  .  .  Lf5  [Schwarz  will  seinen  Damenläufer  mit  8.  .  .  .  e6 
nicht  dauernd  einsperren.  —  Und  natürlich  nicht  8.  .  .  .  Lg4?  wegen  9.  Lf7:f],  9.  Se4 
Le4:  10.  De4:  e6,  11.  d3  Le7,  12.  Lf4  Dd7,  13.  Se5  Se5:  14.  Le5:  0-0,  15.  Dg4  g6 
[erzwungen.  Nun  beginnt  der  Sturm],  16.  h4  Tac8,  17.  0-0-0!  [verfrüht  wäre  die 
verlockende  Fortsetzung  17.  h5  c4,  18.  hg  fg  ohne  ersichtliche  Verstärkung  für  Weiß, 
denn  das  Opfer  19.  Th7:  wäre  nur  ein  Schlag  ins  Wasser]    17.  .  .  .    h5,  18.  De2   Db5, 

19.  Lc3!  [wieder   viel    wirksamer   als    19.  g4  c4   oder  auch  19.  De3  Kh7]    19.  .  .  .  c4, 

20.  de  Sc4:  21.  a4!  Da6,  22.  Td7  Tfe8,  23.  Thdl!  [das  entscheidende  Umgehungs- 
manöver] 23.  .  .  .  b5  [oder  23.  .  .  .  Lh4:  24.  Td4  LgSf  25.  f4  usw.],  24.  Lc4:  bc, 
25.  Te7:  [voilä!]  25.  .  .  .  Te7:  26.  De5  f6,  27.  Df6:  Tec7,  28.  Td8t  Aufgegeben.) 

Seite  16,  Zeile  32  von  oben.  Fortsetzung  des  Textes: 

Z.  B.  folgte  in  einer  Partie  A.  Steiner— Dr.  Balogh,  Raab  1924:  5.  .  .  .  de 
(5.  .  .  .  Sc6,  6.  c3),  6.  de  Sc6,  7.  c3!  Le7,  8.  0-0  Sa5,  9.  Ld3  c5,  10.  De2  und  Weiß 
vermochte  seinen  Stellungsvorteil  langsam,  aber  sicher  zu  verdichten.  — 

Übrigens  soll  (wie  Maröczy  im  Raaber  Turnierbuch  1924  berichtet)  auch 
der  Weltmeister  Capablanca  zu  unserer  Ansicht  seitdem  bekehrt  worden  sein.  — 
Anderseits  ist  nach  Grünfelds  Forschungen  unser  „neuer"  Zug  3.  Lc4  bereits  in  einer 
Klubwettkampfpartie  Physik-Hall,  1897,  und  zwar  mit  der  Folge  3.  .  .  .  Sb6,  4.  Le2 
d5,  5.  d4  Lf5,  6.  Sf3  e6,  7.  0-0  c5,  8.  c3  Sc6,  9.  Le3  usw.  (siehe  „Deutsche  Schach- 
zeitung" 1898,  S.  110)  vorzufinden. 


Peter  Romanowsky 
Vorkämpfer  von  R.  S.  F.  S,  R. 


—  454  — 

Seite  18,  Zeile  20  von  oben,  links.  Nachtrag  zum  Textzug  14.  Th — gl! 

—  Nach  Beendigung  der  Partie  wurde  hier  von  mancher  Seite  14.  Del  als 
etwa  ausgleichend  vorgeschlagen.  Tatsächlich  würde  Weiß  nach  14.  Del  Dcl:f 
15.  Tel:  0-0—0  zwar  nicht  mit  16.  Tdl  (wegen  16.  .  .  .  Sa4!  17.  Td2  Sb2:  usw.), 
dafür  aber  mit  16.  a3!  seine  Stellung  konsolidieren. 

Viel  energischer  ist  aber  für  Schwarz,  statt  des  oberflächlichen  15.  .  .  .  0-0-0 
sofort  15.  .  .  .  Sa4!  z.  B.  16.  a3  Sc3:  17.  ab  Se2:  18.  Ke2:  Sb4:  mit  endgültigem 
Bauerngewinn,  oder  schärfer:  16.  0—0!  Sb2:!  17.  Sb5  0—0-0,  18.  Tbl  (auf  18....  c5 
folgt  Sa4  nebst  a6)  18....  a6!  (wenn  18....  Sa4,  so  19.  Sa7:.t),  19.  d5!  (auf  19.  Tb2: 
kommt  Schwarz  durch  die  schöne  Wendung  19.  .  .  .  ab,  20.  cb  Sd4:l!  in  Vorteil) 
19.  .  .  .  ab  (unersprießlich  für  Schwarz  wäre  allerdings  die  plausible  Fortsetzung 
19.  .  .  .  ed,  20.  Tb2:  ab,  21.  cb  Lc3,  22.  bc!  Lb2:  23.  Tbl  Le5:  24.  Tb7:  usw.),  20.  de 
(oder  20.  Tb2:  Lc3:  21.  Tc2  Sd4!)  20.  .  .  .  Td2!  und  der  schwarze  Vorteil  ist  nicht 
mehr  aufzuhalten. 

Kein  Wunder  also,  daß  Dr.  Lasker  den  Zug  14.  Del,  der  einem  Armutszeugnis 
gleichkommt,  für  jeden  Fall  verwarf. 

Seite  21,  Zeile  23  von  oben,  rechts.  Fortsetzung  der  Glosse: 

Gefährlich  sieht  dann  (d.  h.  nach  6.  .  .  .  Lf5,  7.  Df3  Dc8)  allerdings  8.  c5  aus, 
z.  B.  8. . . .  Sa4,  9.  Lb5t  Ld7,  10.  Ld7:  f  Sd7:  1 1.  b3  Sb2,  12.  De2  mit  Springergewinn, 
oder  Partie  E.  Rabinowitsch— Löwenfisch,  Moskau  1924:  8.  .  .  .  Lbl:  9.  Tbl:  Sb6— d7, 
10.  De4f!  Kd8,    11.  Lc4  mit  baldiger  Bezwingung,    doch  salviert  sich  Schwarz  durch 

8 de!    9.  de    Lbl:!    10.  Tbl:    Sb6-d7,    11.  Lc4   Sf6,    12.  Sh3   Le7   (12 Sc6, 

13.  Lb5),  13.  0-0  0—0,  14.  Ld4  Sc6,  15.  Lc3  Dg4  usw.  mit  etwa  gleichem  Spiel. 

Seite  24,  Zeile  2  von  oben,  links.  Nach  „Sde5"    in   Klammern   ein- 
fügen: 

(oder  laut  einer  Partie  Aurbach— Aljechin,  Bern  1925:  7.  Ddl  e6,  8.  Sc3  Sce5; 
9.  Sf3  Sf3:t  10.  Df3:  Le7,  11.  Ld3  0-0,  12.  0-0  Da5!  13.  Tel  Sc5,  14.  Dh5  g6, 
15.  Df3  Ld7!  16.  Ld2  Lc6  usw.) 

Seite  26,  Zeile  8  von  oben.  Bogoljubow,  der  Bauernsohn. 

Dies  ist  selbstredend  als  „Vertreter  der  Volkskraft"  gemeint.  Bogoljubow  ist 
bekanntlich  vielmehr  aus  einer  altangestammten  Archimandritenfamilie  hervorgegangen. 

Seite  27.  Die  eigentliche  Einteilung  des  Partieteiles  ist  aus  dem  analytischen 
Inhaltsverzeichnis  am  Schlüsse  des  Werkes  zu  ersehen: - 

I.  Teil:    1.  e2— e4. 
Erster  Abschnitt:   Mit  1.  .  .  .  e7— e5  (offene  Spiele), 
Zweiter        „  Nicht  1.  .  .  .  e7-e5  (halboffen). 

II.  Teil:   Nicht   1.  e2— e4  (geschlossene  Spiele). 
Erster  Abschnitt:  1.  d2— d4. 
Zweiter        „  Sonstige  Anfänge. 

Seite  29,  Zeile  35  von  oben,  Fortsetzung  der  Klammerglosse  zu  6.  Dh5. 

z.B.  etwa  6.  0—0  Dh4!  7.  f4  c6,  8.  Lc4  Se7,  9.  Sd2  0-0,  10.  Sf3  Dh5  usw.  — 
Auf  sofortiges   6.  .  .  .    c6   kann#dagegen  Weiß  seinerseits    sehr  stark  7.  Dh5  spielen.) 

Seite  29,  Zeile  40  von  oben.  Nachtrag  zum  Zuge  5.  .  .  .  Lb6. 

(Die  Ehren  der  Erfindung  dieses  tiefen  Präventivzuges  [statt  des  früher  üblichen 
5. . . .  0-0,  worauf  die  Erdrückung:  6.  d4  ed,  7.  cd  Lb6,  8.  d5!  Sb8,  9.  d6  usw.  folgt] 
sind  wohl  laut  „Strategie"  1921  dem  französischen  Amateur  Victor  Place  zuzusprechen, 
der  übrigens  die  altertümliche  Verteidigung  3.  .  .  .  Lc5  auch  gegen  die  Laskersche 
Fortsetzung  4.  c3  Sge7,  5.  d4  [statt  5.  0—0  Lb6!]  in  Schutz  nimmt,  vgl.  Partie 
N.— Place,  Paris  1923: 

5.  d4  ed,  6.  cd  Lb4t  7.  Ld2  [ohne  Erfolg  geschah  in  einer  Gastpartie  Aurbach— 
Capablanca,  Paris  1913:  7.  Sc3]  7.  .  .  .  Ld2:t  8.  Dd2:  d5,  9.  ed  Sd5:  10.  Lc6:t  bc, 
11.0—0  0—0,  12.  Se5  [sieht  energischer  aus  als  das  in  der  zweiten  Revanchewettkampf- 
partie Dr.  Lasker— Steinitz  angewandte  Manöver  Sbl— c3— a4— c5]  12.  . . .  Lb7,  13.  Tel 
[zweckmäßiger  13.  Tel]  13.  .  .  .  Te8!  14.  S'c6:  Df6,  15.  Sa5  Sf4!!  16.  Sb7:  Te2, 
17.  Dc3  Sh3t!!    18.  Khl  Sf2:t    19.  Kgl  Sd3!    [der  Todesstoß],  20.  Tfl    Dg5,   21.  Dc6 


-  455  - 

De3f  und  der  arme  Anziehende*)  hat  nur  zwischen  dem  Erstickungs-  oder  dem 
Ertrinkungstode  zu  wählen.) 

Seite  29,  Zeile  5  von    unten.    Beizufügen  ist  folgende  Klammerglosse 

zum  Zuge  7.  Sg5. 

(Nun  ist  mit  vertauschten  Farben  eine  Stellung  des  abgelehnten  Königsgambits 
entstanden:  1.  e4  e5,  2.  f4  Lc5,  3.  SfS  d6,  4.  Lc4  Sf6,  5.  Sc3  0—0,  6.  d3  Sg4 ?  worauf 
nach  Bilguer  7.  Tf  1 !  als  Widerlegung  folgt.  —  Reti  findet  aber  eine  geniale  „Neben- 
lösung" des  Stellungsproblems.) 

Seite  30,  Zeile  3  von  oben.    Als  neuen  Absatz  beifügen: 

Als  ganz  apart   gelten    die    übrigen    neun    von    den    1(3  Verteidigungsarten  der 

spanischen  Partie:  3.  .  .  .  Sge7;  3.  .  .  .  Sce7;   3.  .  .  .  Lb4  (Alapin);  3.  .  .  .  Le7;  3.  .  .  . 

g5  (Brentano);    3.  .  .  .    De7;    3.  .  .  .    Df6;    3.  .  .  .    f6    und    last    not   least   3.  .  .  .   Sa5 

(Aljechins  Idee,  um  den  Lb5  zu  vertreiben). 

Zu  erwähnen  ist  schließlich,    daß  der  Textzug  3.  ...  a6  in  der  amerikanischen 

Schachpresse  als  „Morphy  Defence"  bezeichnet  wird. 

Seite  30,  Zeile  7  von  ob e  n.  Nachtrag  zu  dem  „noch  nie  dagewesenen" 

Zuge  4.  Lb5 — c4. 

Wie  jedoch  Grünfeld  in  seiner  Kritik  der  ersten  Folge  (im  Januarheft  der 
„Wiener  Schachzeitung"  1924)  feststellt,  ist  dieser  Zug  bereits  in  einer  Partie 
Ferenczy— Charousek  1897  vorgekommen! 

Seite  31,  Zeile  15  von  oben.  Fortsetzung  des  Textes  ad  I.), 

Freilich  zeigt  eine  spanische  Korrespondenzpartie  Rey— Laforet,  1924,  daß 
Schwarz  auch  nach  11.  .  .  .  h6,  12.  0—0  Le6,  13.  Le3  Sd7,  14.  Dd2!  mit  manchen 
Schwierigkeiten  zu  kämpfen  hat,  so  daß  6.  .  .  .  Le7  der  Fianchettoentwicklung  6.  .  .  . 
g6  nebst  Lg7  vorzuziehen  sein  dürfte.  —  Als  ungünstig  für  Weiß  erwies  sich  dagegen 
das  Vergitterungssystem  11.  Ld2  [statt  ll.De2]  in  einer  Partie  L.  Stei  n  er-M  ichell, 

Hastings  1924:    11 de,  12.  de  De7,  13.  Del  Sd7,  14.  h4  h5,  15.  Lh6  Td8,  16.  Th3 

Sc5,  17.  Sf5  Lf5:  18.  ef  e4!  19.  Kfl  ef,  20.  Tf3:  Dh4:  21.  Kgl  Se5,  22.  Th3  Lh6: 
23.  Dh6:  Df2:t  24.  Kf2:  Sg4t  nebst  Sh6:  mit  leichtem  Gewinn  für  Schwarz.  — 

Seite    31,   Zeile   28   von    oben.    Zum    Zuge    9.    .  .  .  d5    ist    folgende 

eckige  Klammer  beizufügen: 

[Tückisch  geschah  in  einer  Lokalturnierpartie  Bus  vi  ne— Birnberg,  London 
1924:  9 Sh5,  10.  Se5:?  Se5:  11.  Dh5:  Lg4  und  Weiß  gab  auf.] 

Seite  31,  Zeile  7  von   unten.  Nach  dem  Worte  „führen"  beifügen: 

falls  der  Anziehende  darauf  nicht  die  Möglichkeit  benutzt,  statt  7.  Tel  mit 
7.  a4  den  Damenflügel  aufzurollen.  (Am  besten  ist  dann  7.  .  .  .  Tb8,  8.  ab  ab,  9.  c3 
d6,  10.  d4  ed  usw.,  unvorsichtiger  geschah  in  einer  Partie  Nyholm— Svensson,  Kopen- 
hagen 1916:  7.  .  .  .  Lb7,  8.  De2,  bezw.  in  der  Schönheitspartie  Johner— Teichmann, 
Berlin  1924,  7.  .  .  .  b4,  8.  De2!  0—0,  9.  a5!  usw.  zugunsten  von  Weiß.)  — 

Seite  33,  Zeile  13  von  oben.  Nach  dem  Worte  „geschehen"  einfügen: 

oder  endspielartig  7.  d4  b5  (gefährlich  wäre  7. . . .  ed),  8.  de  de,  9.  Dd8:t  Sd8: 

10.  Lb3  Sd7,  11.  a4  Lb7,  12.  ab  ab,  13.  Ta8:  La8:  14.  Sc3  c6  (14.  .  .  .  Lb4,  15.  Ld2), 
15.  Tdl  f6,  16.  Le3  Sc5,  17.  Sfd2  usw. 

Seite  34,  Zeile  4  von  oben.  Nach  den  Worten:  „Eine  andere"  einfügen: 
von  vielen  sogar  bevorzugte 

*)  Ist  also  3.  .  .  .  Lc5  so  stark?  Einen  verwegenen  Charakter  nahm  darauf 
folgende  Klubturnierpartie  Rom  ich— Dr.  Goubeau,  Paris  1923: 

4.  0-0  Sge7,  5.  Se5:  [statt  5.  c3  Lb6!]  5.  .  .  .  Se5:  6.  d4  c6,  7.  de  [aufs  Ganze 
gespielt]  7.  .  .  .  cb,  8.  f4  Sc6,  9.  f5  f6  [besser  9.  .  .  .  0—0,  10.  Sc3  b6  bezw.  10   f6  gf, 

11.  Tf6:  Sg6  usw.],  10.  Sc3  a6,  11.  Dhöf  Kf8,  12.  Lf4  De8,  13.  Ddl  g5,  14.  Lg5:I 
[nun  arbeitet  Weiß  gar  mit  2  Figuren  weniger!]  14.  .  .  .  fg,  15.  Dd6  Kf7,  16.  e5  Se5: 
17.  De5:  Sc6,  18.  Dd5t  Kf8,  19.  Tael  Df7,   20.  Ddöf  Kg8,  21.  Sd5  h5,  22.  Se7t  Se7: 

23.  Te7:  Th6,  24.  f6  Df8,  25.  f7  [25.  Tg7t  Dg7:!]    25 Kh7,  26.  Te8  Td6:  27.  Tf8: 

aufgegeben. 


-  456  - 

Seite    34,   Zeilen    9   und    10   von   oben.   Die    Klammer   zu    10.  .  .  . 
Tf8— e8  soll  lauten: 

(Mit  10.  .  .  .  ed,  11.  cd  Sa5  usw.  kann  in  die  Bogoljubowsche  Leibvariantc  der 
Partie  Nr.  4  eingelenkt  werden.  —  Ein  genialer  und  doch  ungenügender  Gedanke 
wäre  hier  10.  .  .  .  Se4:  11.  Ld5  Dd7  wegen  12.  de!  Sg5,  13.  Lg5:  Sg5:  14.  e6!!  [nicht 
aber  sofort  14.  Sg5:!?,  wie  Capablanca  in  einer  Gastpartie  gegen  Eduard  Lasker, 
London  1913,  spielte  und  was  sogar,  wie  Spielmann  10  Jahre  später  nachwies, 
wegen  14. .  . .  Ldl:  15.  e6  Dd8!!  ein  Fehlzug  war]  14. . .  .  fe,  15.  Sg5:!  Ldl:  16.  Le6:t 
De6:  17.  Se6:  Tfe8,  18.  Sd2  Lg4,  19.  Sc7:  Telif  20.  Tel:  und  Weiß  hat  einen  B  bei 
überlegener  Stellung  mehr.) 

Seite  34,  Zeile  12  von  oben.  Zum  Textzuge  9.  Lb3 — c2. 

In  der  Erhaltung  dieses  berühmten  „Angriffsläufers"  besteht  eben  die  Haupt- 
pointe des  spanischen  Positionslavierens.  In  scharfen  Kurven  verlief  jedoch  folgende 
Lokalturnierpartie  Portel  a-V  i  1 1  egas,  Buenos  Aires  1915:  9.  d4  Sb3:  10.  Db3: 
Le6,  11.  Dc2  Sd7,    12.  h3  c6   (zweckmäßiger  12.  .  .  .  f6),   13.  Sb  d2  0—0,  14.  Sfl  Dc7, 

15.  Sg3  g6,  16.  Lh6  Tfe8,  17.  Tadl  (droht  18.  d5)  17....  f6,  18.  Sh4  Lf7  (auf  18.... 
f5  entscheidet  19.  Sg6:!),  19.  f4  ef,  20.  Lf4:  g5,  21.  Sgf5!  Lf8  (am  besten  war  jedenfalls 

21.  . . .  gh.  Nun  kracht  es  überall),  22.  Ld6:!  Ld6:  23.  Sh6t  Kf8,  24.  e5  Lg8,  25.  Sg6:t! 
hg,  26.  Dg6:  Se5:  27.  Dg8:t  Ke7,  28.  Df7t  Kd8,  29.  de  fe,  30.  Df6t  Kd7,  31.  Sf5 
Aufgegeben. 

Seite  34,  Zeile  2  von  unten.  Nachtrag  zum  Anmerkungszuge  14.  Se5: 

[Oder  vgl.  Partie  Schröder— Kupchic,  New-York  1923:  14.  h3  Sc6,  15.  Le3  0—0, 

16.  Sbd2   Td8,     17.  De2    Sh5,    18.  Sh4    Sf4,    19.   Lf4:    ef,    20.  Sf5    Lf8,    21.  Tadl    g6, 

22.  Sh4  Le6  usw.   zugunsten  von  Schwarz.] 

Seite  35,  Zeileö  von  oben.  Ergänzung  der  Variante  13.  b3[BalIa]  Lg4. 

Z.B.  laut  einer  analytischen  Partie  N.— Romich,  Paris  1925:  14.  d5  0—0,  15.  Ld3 
(auf  15.  Sbd2  folgt  15.  .  .  .  Tfc8  die  Deckung  16.  Ta2  erzwingend,  da  16.  Ld3?  wegen 
Dc3  scheitert)    15.  .  .  .    Sd7!    16.  h3  (16.  Le3  f5!)  16.  .  .  .  Lh5!    17.  Le3   (riskant   wäre 

17.  g4)  17....  Sc5!  18.  Lc5:  Dc5:  19.  Sbd2  Dc3,  20.  Lc4  Lf3!  21.  gf  (erzwungen) 
21.  .  .  .  f5!  22.  Tel  Dd4,  23.  Sfl  Db6!  und  die  schwarze  Sturmwelle  ist  nicht  mehr 
aufzuhalten. 

Seite  35,  Zeile  17  von  oben.  Ergänzung  der  Klammerglosse  zu  1 1.  h3  Sc6. 

Z.  B.  erste  Matchpartie  Bogoljubow— Romanowsky,  Leningrad  1924:  11.  h3 
0-0,  12.  Sbd2  Sc6,  13.  de  [unklar  13.  Sfl  cd,  14.  cd  ed  und  farblos  13.  d5  Sd8, 
14.  Sfl    Se6,    nebst  f6  und  Sf7]    13 de,    14.   Sfl    Td8,    15.  De2   Le6,    16.  Se3  h6, 

17.  Sf5  Lf8  usw.  mit  guter  Verteidigungsstellung.  — 

Am  präzisesten  ist  aber  auf  11.  h3  nach  Leonhardts  unveröffentlichter 
Monographie  11.  .  .  .  Ld7!  12.  Sbd2  Tc8!  drohend  cd,) 

Seite  35,  Zeile   19  von  oben.  Ergänzung  des  Absatzes: 

—  Interessant  ist  schließlich  Wagners  Ausfall  11.  Lg5,  vgl.  I.  Wettpartie 
Wagner— Becker,  Hamburg  1924:  11.  Lg5  0—0,  12.  Sbd2  Le6,  13.  de  de,  14.  Se5: 
(eine  überraschende  Wendung!)  14.  .  .  .  De5:    15.  f4  Dc7,    16.  f5  Ld6!    17.  Lf6:  Lh2:t 

18.  Khl  gf,  19.  fe!  und  die  Spannung  löste  sich  bald  in  W^ohlgefallen  aus. 

Seite  35,  Zeile  1   von  unten.  Ergänzung  der  Diagnose: 

Z.  B.  folgte  in  der  Stammpartie  dieser  Variante  Kolste— Swiderski,  Scheveningen 
1905:  12.  Sfl  Sc6  (noch  schärfer  zunächst  1?.  .  .  .  cd),  13.  Le3?  cd,  14.  cd  ed,  15.  Lg5 
h6  usw.  mit  Abschüttelung  des  weißen  Fesselungsdruckes. 

Auf  12.  h3,  was  manchem  als  die  natürlichste  Entgegnung  erscheinen  mag, 
folgt  wohl  nicht  12.  .  .  .  Lf3:  13.  Sf3:  0—0,  14.  Lg5  mit  weißer  Initiative,  sondern 
einfach  12.  .  .  .  Lh5  mit  Überführung  des  schwarzen  Damenläufers  auf  den  bedrohten 
Königsflügel,  wodurch  der  Rochadeangriff  von  Weiß  von  vornherein  an  Kraft  verliert.— 

Seite  36,  Zeile  30  von  unten,  rechts.  Zum  Zuge  11.  d4. 

[Viel  energischer  als  Partie  Maröczy— Capablanca,  New-York  1924:  11.  d3  Sc6, 
12.  Sbd2  d5!  mit  Gegendruck.] 


457 


ibid.  Zum  Zuge  12.  Sbd2. 

[Nachhaltig  auch  Partie  Smorodsky— Bogoljubow,  Moskau  1924:  12.  Lg5.] 

ibid.  Zum  Zuge  12.  .  .  .  Sc6. 

[Umständlicher  Partie  Maröczy— Reti,  New-York  1924:  12.  .  .  .  Ld7  oder  gar 
Partie  Eduard  Lasker— Reti,  ibid:  12.  .  .  .  Sd7.] 

ibid.  Zum  Zuge  13.  a4. 

[Massiger  ist  13.  d5  Sd8.] 

Seite  37,  Zeilen21  und  22  von  oben,  links.  Die  Klammer  soll  lauten : 

(Oder  nunmehr  10.  .  .  .  ed,  11.  cd  Sa5  usw.  mit  Einlenken  in  die  Textvariante. 
--  Wegen  10.  .  .  .  Se4:!?  11.  Ld5  Dd7  siehe  den  einleitenden  Aufsatz  beim  8.  Zuge 
von  Schwarz.) 

Seite  37,  Zeile  7  von  unten,  links.  Zum  weißen  Textzuge  12.  Lb3— c2. 

Besser  ist  wohl  der  unbefangene  Entwicklungszug  12.  Sc3,  z.  B.  12.  .  .  .  SbS: 
13.  Db3:  Lf3:  14.  gf  und  Weiß  steht  sehr  gut.  —  Nach  dem  Textzuge  setzt  der 
schwarze  Damenspringer  noch  5  Züge  lang  seine  Beunruhigungsmission  fort! 

Seite  37,  Zeile  1  von  oben,  rechts.  Nachtrag  zum  Textzuge  1 3.  Le3 — c  1 . 

Einen  verwegenen  Charakter  nahm 
statt  dessen  die  Partie  Yates— Capa- 
blanca,  New-York  1924:  13.  Sbd2?  (am 
einfachsten  geschah  in  der  X.  Matchpartie 
Romanowsky-Bogoljubow,  Leningrad  1924: 
13.  b3  Se3:  14.  Te3:  c5,  15.  Sc3  b4, 
16.  Se2  usw.)  13.  .  .  .  Se3:!  14.  Te3:  c5, 
15.  Del  Sd7  (Schwarz  drückt  bereits),  16. 
h3  Lh5,  17.  de  Sc5:  18.  Tdl  Tc8,  19.  e5 
Lg5!    20.  Tc3   b4,    21.    Tc4    d5,  22.  Tb4: 

De7    (besser    wohl    22 Le7    drohend 

Sd3.  Nun  folgt  ein  rettendes  Opferspiel 
von  Weiß:),  23.  Sg5:!  Ldl :  24.  Lh7:t  Kh8, 
25.  Th4!  Dg5:  26.  f4  De7,  27.  Lc2t  Kg8, 
28.  Lh7f    mit  Remis    durch    Ewigschach. 

Seite 37, ZeileSvon  oben, rechts. 
Zum    Textzuge    14. . . .    Sc4 — a5. 

In  einer  Partie  Yates-Eduard  Lasker 
wurde    statt  dessen  14. . . .  Sb6  versucht. 

Seite37,Zeile  14vonoben, rechts. 
Nachtrag  zum  Textzuge  15.  Lcl-b2. 
Keinen  Segen  für  Weiß  ergab  in 
einer  Partie  Yates-Bogoljubow,  New-York 
1924:  15.  Sbd2  Sc6,  16.  h3  Lh5,  17.  e5 
(noch  unklarer  17.  g4  Lg6,  18.  d5  Sa5 
usw.)  17.  .  .  .  Sd5,  18.  Lb2  Sd4:  19.  ed 
usw.  mit  zweischneidigem  Spiel.  — 
Jedenfalls  verfehlt  geschah  in  der  II.  Match- 
partie Kupchic— Bogoljubow,  New-York  F.  D.  Yates 
1924:  15.  e5?  de,  16.  de  Ddl:  17.  Tdl: 
Sd7  usw.  mit  schwarzem  Stellungsvorteil. 

Seite  39,  Zeile  2  von  unten,  rechts.  Nachtrag  zur  Glosse: 

Wie  übrigens  Thomas  in  „Britisch  Chess  Magazine"  ex  1922  angibt,  könnte 
auf  36.  .  .  .  Dc4:  auch  37.  h4   (ob  aber   mit  entscheidendem  Rochadeangriff?)  folgen. 


Seite  40,  Zeile  2  von  oben,  rechts.  Zum  Textzuge  42.  .  , 
Nicht  sofort  42.  .  .  .  a3  wegen  43.  cd  a2,  44.  Tc7t  Ke8,  45.  Te7#. 


d6Xc5. 


458  - 


Seite  44,  ZeileSvon  unten,  links.  Nachtrag  zum  Textzuge  11.  Sbl— c3. 

Wie  übrigens  bereits  an  zwei  früheren  Stellen  (zur  Seite  34  sowie  37)  erwähnt, 
erfand  Bogoljubow  in  New-York  1924  eine  sinnreiche  Zugumstellung,  um  seine 
Lieblingsidee  ohne  Laskersche  Entgegnung  anwenden  zu  können:  9....  Lg4,  10.  LeS 
und  nun  erst  10.  .  .  .  ed,  11.  cd  Sa5  usw. 

Seite  44,  Zeile  13  von  unten  rechts.  Zum  Textzuge  18....  Sd7 — b6. 

Oder  18.  .  .  .  Tad8,  19.  Lg5!  Lg5:  20.  Sg5:  nebst  e6  mit  realisiertem  Stellungs- 
vorteil für  Weiß. 

Seite  44,  Zeile  1   unten,  rechts.  Nachtrag  zur  Glosse: 

Oder  vielleicht  noch  energischer  für  Weiß  23.  e6!  fe  (23. .  . .  hg?  24.  e7  nebst 
Td8),  24.  LhTf  Kh8,  25.  Se6:  Tf6,  26.  Le4!  (26.  Lg6  Sb7!)  26.  .  .  .  Kg8  (bezw.  auch 
Sb7),  27.  Sc5:  mit  gesundem  Bauernplus. 

Seite  47.  Zum  Lasker-Essay. 

Es  ist  wohl  interessant  festzustellen,  daß  diese  Charakteristik  —  obzwar  lange 
Zeit  vor  dem  historischen  New- Yorker-Turnier  geschrieben!  —  nichts  von  ihren 
Postulaten  und  Folgerungen  eingebüßt  hat.  Das  wertbeständige  Urteil  lautet:  Lasker 
ist  und  bleibt  ein  großartiges  Phänomen  des  „psychologischen 
Schachs."  Seine  Strategie  geht  meistens  auf  Entwurzelung  des  Übels  aus,  wobei 
er  die  Vereinfachung  nicht  nur  keineswegs  fürchtet,  sondern  sogar  anstrebt! 

So  wählt  er  zum  Beispiel  als  Weißer  in  der  Spanischen  den  Abtausch  4.  Lc6: 
nebst  5.  d4;  ähnlich  in  der  Russischen  den  Damentausch  mit  5.  De2;  gegen  Mac 
Cutcheon  die  Entspannung  5.  ed  und  gegen  Caro-Kann  selbstverständlich  3.  ed.  — 
Als  Schwarzer  nahm  er  in  der  Französischen  lange  Zeit  mit  der  Entlastung  4. . . .  de 
und  im  orthodoxen  Damengambit  mit  der  Entfesselung  6. . . .  Se4  vorlieb. 

Nur  sehr  wenige  Eröffnungen  gibt  es,  wo  Lasker  als  Praktiker  eine  gewisse 
Unsicherheit  an  den  Tag  legt;  so  im  Anzüge  gegen  Sizilianisch  und  im  Nachzuge 
gegen  das  Damengambit  mit  Lf4  (vgl.  u.  a.  seine  Verlustpartien  gegen  Dus— Choti- 
mirsky  in  Petersburg  1909  sowie  gegen  Capablanca  in  New-York  1924.)  Das  Nicht- 
Vorhandensein von  gegnerischen  Drohungen  macht  ihn  eben  nervös! 

Unendlich  fesselnd  ist  das  Lasker-Thema,  doch  wollen  wir  uns  hier  nur  noch 
darauf  beschränken,  sein  „Werk"  anzuführen:  im  philosophischen  „Das  Begreifen 
der  Welt",  im  psychologischen  „Der  Kampf",  dessen  Machoidenlehre  immer  mehr 
von  sich  reden  macht;  im  schachlichen  „Common  Sense  in  Chess",  dessen  „Neuland" 
seitdem  von  vielen  Epigonen  bebaut  wurde,  und  endlich  ist  auch  das  von  ihm  er- 
fundene Spiel  „Laska"  als  eine  Tiefenprojektion  des  menschlichen  Geistes  zu 
betrachten.  .  . 

Seite  47,  Zeile  15  unten.  Nach  dem  Worte  „Schachindividualismus"  ist 
beizufügen: 

welcher  Umstand  ihn  eben  außerhalb  jeder  Schule,  Richtung  oder  Nachahmung 
erhob  und  von  jeher  den  ultramodernen  Schachbestrebungen  näherbrachte. 

Seite  50,  Zeile  9  oben,  rechts.  Zum  Zuge   13.  Sfl. 

[Ein    von  Malkin    als  „geniale  Neuerung",    von  Alapin    dagegen    als   „fehlerhafte 
Konzeption"  bezeichnetes  Bauernopfer.] 

Seite  50,  Zeile  9  unten,  rechts.  Zum  Klammerzuge  13.  Sfl. 

[Noch  schärfer  geschah  in  einer  späteren  Partie  zwischen  denselben  Gegnern: 
Yates— Thomas,  Southport  1924,  sofort  13.  a4!  worauf  13. .  . .  Ta7  noch  das  kleinste 
Übel  wäre.  Es  folgte  aber:  13.'...  b4,  14.  a5!  0—0,  15.  Sc4  Sb  d7,  16.  De2  Tb8,  17. 
Ld3  Te8,  18.  Ld2!  bc,  19.  bc  Lf8,  20.  Tebl  Tbl:t  21.  Tbl:  Lb7,  22.  Sb6  Sb8,  23. 
Lg5  Le7,  24.  Db2  h6,  25.  Lf6:  Lf6:  2(3.  Sc4  Te7,  27.  Db6.  Aufgegeben!] 

Seite  51,  Zeile  10  oben,  links.  Fortsetzung  des  Absatzes: 

Jedenfalls  scheint  die  mit  12.  d5  einzuleitende  Absperrungsmethode  am 
logischesten  zu  sein,  da  die  nunmehrige  Wanderung  des  schwarzen  Damenspringers 
(z.  B.:  12  . . .  Sc6— d8— b7— c5)  unter  Tempoverlusten  geschieht.  Wie  bereits  erwähnt, 
ist  dies  einer  der  Gründe,  warum  wir  den  Ausfall  11....  Lg4  dem  freiwilligen  Rück- 
zuge 11....  Sc6  vorziehen. 


-  459  - 

Seite  51,  Zeile  23  oben,  rechts.    Nach    dem  Worte:    „Chancen"    in 

Klammern  beifügen: 

(Freilich  würde  Schwarz  auch  auf  26.  Khl  mittels  des  Manövers  Tf8—e8—e5—h5 
am  Ruder  bleiben.) 
Seite  52,  Zeile  4  unten,  links.  Fortsetzung  der  Glosse  zum  Textzuge 

8.  c2— c3. 

—  Verschwommen    wäre    dagegen    die  Drohung   des  Bauerngewinns   durch  8. 

Ld5   wegen  8 Lc5!     Viel    zu  reserviert   geschah   in  einer  Partie  Yates— Marshall, 

New-York  1924:  8.  d3  d6,  9.  c3  Le6  usw. 

Seite  52,  Zeile  4  unten,  rechts.  Zum  Textzuge  14.  Ddl— f3l 

Ein  feiner  Angriffs-  und  Verteidigungszug  zugleich.  Diese  Doppelfunktion  kommt 
während  der  ganzen  Partiefolge  prägnant  zum  Ausdruck. 

Seite  53,  Zeile  5  oben,  links.    Zum  Zuge  19.  Ddl  ist  noch  folgende 

Klammervariante  beizufügen: 

(bezw.  19.  Le6  Ld5!  20.  dS  Le6:  21.  De4!  f5!  22.  De2  Lc4!  23.  De7:  Ld3:t  24. 
Kgl  Te7:) 

Seite  53,  Zeile  7  unten,  links.  Als  neuen  Absatz  beifügen: 
Statt  der  Textwendung  war  daher  vielleicht  15.  . . .  h5  am  besten. 

Seite  53,  Zeile    19   oben,   rechts.    Zum  Textzuge    17.  .  .  .  Ld6 — h2f 
Wenn  17....  Sg4:  so  18.  Lf4  mit  Paralysierung  des  Angriffs. 

Seite  53,   Zeile    20    oben,  rechts.    Zum  Textzuge   18.  .  .  .  Lh2 — g3. 

Näher  lag  18. . . .  Shl,  worauf  Capablanca,  wie  er  in  „My  Chess  Career"  aus- 
führt, 19.  LeS  zu  spielen  beabsichtigte. 

Seite   53,   Zeile    22  oben,  rechts.   Fortsetzung  der  Glosse  zum  Text- 
zuge 19.  Te2Xf2. 
Nach  Capablanca  wäre  übrigens  19.  Kel  noch  präziser  gewesen. 

Seite  54,  Zeile  19  oben,  links.  Zum  Textzuge  15.  .  .  .  Dfl — gl. 

Um  seine  Figuren  zu  entfesseln.  Auf  25. . . .  Te2  folgt  26.  a4!  (Viel  zwingender 
als  26.  SaS  Td2:t  27.  Kd2:  Dal:  28.  Df2:  Db2:t  29.  Sc2  c5,  30.  Ld5  mit  schwierigem 
Endspiel)  26. . . .  Del,  27.  ab!  Le3,  28.  Lc4!  (noch  schärfer  als  28.  De3:)  28. . . .  Td2:t 
29.  Sd2:  Dd2:t  30.  Kb3  und  die  Stellung  von  Schwarz  ist  hoffnungslos,  zumal 
30....  ab?  an  31.  Df7:t!  scheitert. 

Seite  55,  Zeile  20  unten,  links.  Nachtrag  zum  Zuge  10.  Sc3: 

Interessant  ist  hier  Kmoch's  Vorschlag  10.  e5  de  [10. . . .  Sg4,  11.  Df3],  11.  Lf7:t 
Ke7,  12.  Db3  Dd6,  13.  Tdl  Le6,  14.  Le6:  De6:  15.  Dc3:  c6,  16.  Tel  Td8,  17.  Lg5  [17. 
Lf4  Sd51  Kf7,  18.  Sd2  usw.  mit  Vorteil,  Schwarz  antwortet  aber  besser  12. . . .  c5,  13. 
Tdl  c4,  14.  Dc2  Db6,  15.  Ld5  Sd5:  16.  Tdl  Le6,  17.  Sc3:  Kf7  [noch  zwingender 
vielleicht  17. . . .  b4l,  18.  De4  Te8  usw. 

Seite  55,  Zeile  16,  oben,  rechts.   Als  neuen  (letzten)  Absatz  beifügen: 

Sehr  eigenartig  geschah  in  einer  Partie  Spielmann— Rubinstein,  Meran  1924: 
6.  c2-c4  Sf6Xe4,  7.  d2-d4,  wobei  sich  das  wilde  Spiel  nach  7.  . . .  Ld7,  8.  De2  f5, 
9.  Lc6:  bc,  10.  de  Le7,  11.  Sc3  Sc3:  12.  bc  0-0,  13.  c5  usw.  dem  friedlichen  Aus- 
gleich zuneigte. 

Seite  56,  Zeile  3,  oben,  links.  Nachtrag  zum  Klammerzuge  14. ...Df7. 

Besser  und  sozusagen  theoretisch  ausgleichend  geschah  in  einer  Gastpartie 
Aurbach— Aljech  in,  Paris  1922:  14....  Dd7,  15.  Se4:  fe,  16.  Te4:t!  Le4:  17.  De4:t 
Kf7,  18.  Tel!  Tae8!  [18....  The8,  19.  Dd5t  Kf8,  20.  Le7t  mit  Rückgewinn  der 
Qualität],  19.  Dd5t  Kf8  [19.  .  .  .  Kg6,  20.  Sh4t  mit  baldigem  Matt],  20.  Te5!  Te5: 
21.  Se5:  De8,  22.  Df3t  Kg8,  23.  Dd5t  [23.  Le7!?  g6!]  Kf8,  24.  Df3t  mit  Ewigschach. 

Seite  56,  Zeilen  6  bis  14,  von  oben,  links. 

Statt   18.  Tdl    usw.  bis  Schluß    der  Klammer,    ergibt,    wie    Dr.  Blass,  Zürich 


-  460  - 

mit  großem  Scharfsinn  nachwies,  18.  Scl4!!  alsbaldigen  Gewinn,  z.  B.  18....  Ta7, 
19.  Dg4t  bezw.  18....  Thb8,  19.  Dcöf  Kc8,  20.  Tel  bezw.  18....  Tab8,  19.  DcGf 
Kc8,  20.  Da6:t  KdT,  21.  Dcöf  Kc8,  22.  Sb5:   usw. 

Seite  56,  Zeile  21,  oben,  links.  Fortsetzung  der  Glosse  zum  Textzuge 
10.  Lei— g5. 

Auch  10.  Sc3  besagt  ihm  wenig,  da  Schwarz  darauf  mit  dem  Tschigorinschen 
Manöver  10.  .  .  .  Sd7  seinen  Halt  im  Zentrum  behauptet. 

Seite  56,  Zeile  28,  unten,  rechts.  Zum  Textzuge  15 a6Xb5. 

Lasker  hat  jedenfalls  psychologisch  richtig  spekuliert.  Es  wäre  hier  für  Schwarz 
keineswegs  zweckmäßig,  sich  statt  der  für  den  Gegner  begrenzten  Textmöglichkeiten 
in  die  unklaren  Verwicklungen  von  15.  .  .  .  c5— c4  zu  stürzen.  Weiß  würde  dann 
nämlich  nicht  etwa  16.  bc  oder  16.  Dc4:  Tc8,  sondern  viel  schärfer  16.  Sd6:t!  Ld6: 
17.  bc  0-0!  18.  c5  (18.  Dc3  De7)  Lc5:  19.  Se5:  f5!?  20.  Db3  spielen  und  für  die 
geopferte  Figur  eine  bedrohliche  Bauernmasse  erlangen. 

Seite  56,  Zeilen  23  bis  18,  von  unten,  rechts.  Die  Glosse  zum  Text- 
zuge 19.  .  .  .  Dd8 — d7  soll  für  die  Liebhaber  der  Gründlichkeit 
folgendermaßen  lauten: 

Wie  eingehende  Analysen  gezeigt  haben,  würde  Schwarz  nach  19.  .  .  .  Ke7,  20. 
Tal  trotz  der  Mehrfigur  in  dauerndem  Nachteil  bleiben.  Man  prüfe: 

a)  20.  .  .  .  Kf6,  21.  Ta7  (nachhaltiger  als  21.  Ta6)  Le7,  22.  Sd2  (Eventualziel: 
Sd2— c4-b6)  22.  .  .  .  De8  (22.  .  .  .  Db8?  23.  Dd7  und  gewinnt),  23.  Da6  Dc8,  24.  Db6 
Db8,  25.  Da6  Tc8  (um  sich  womöglich  zu  befreien.  Ansonsten  käme  auch  25. . . .  Te8 
in  Betracht.    Oder   wieder   25.  .  .  .  Dc8,   26.  Db6   mit   Remis.    Jedenfalls    aber   nicht 

25.  .  .  .  Db4  wegen  26.  c3),  26.  Kf  1 !  (26.  Sc4  Db4.  Nun  droht  aber   bereits  Sd2-c4-b6) 

26.  .  .  .  Ld8,  27.  Ta8:!!  und  Weiß  gewinnt. 

b)  20.  .  .  .  f5,  21.  c4!  (um  Bd5  zu  schützen.  Wenn  21.  Da6  oder  21.  Sh4,  so 
21.  .  .  .  fe!)  21.  .  .  .  fe  (was  sonst?),  22.  Sd2  Kf7,  23.  Se4:  Le7,  24.  Ta7  Kg6,  25.  Td7 
Df8,  26.  Sd6:!  (26.  Da6  Df4)  Ld6:  27.  Db6  (auch  27.  Da6  kommt  in  Betracht)  Kh7, 
28.  Td6:  Df4  (28.  .  .  .  Df5,  29.  h3),  29.  g3  Dd4  (ein  Gewinnversuch),  30.  Th6:t! 
(führt  wunderschöne  Wendungen  herbei.  Die  Drohung  von  Schwarz  30.  .  .  .  Tf8  ließ 
sich  übrigens  auch  durch  30.  Td8!  Td8:  31.  Dd8:  e4  usw.  mit  Ausgleich  parieren) 
30.  .  .  .  gh,  31.  Dc7t  Kg6,  32.  Dd6t  Kh5  (mit  T  und  L  mehr,  verschmäht  Schwarz 
das  Pendeln  Kg6— g7— g6   usw.   mit   ehrlichem  Remisschluß.    Besser   aber   vielleicht 

32 Kg5),  33   Df6!  Tg8  (oder  33 Ddlf  34.  Kg2  Ld5:t  35.  cd  Dd5:t  36.  Kh3! 

Dd7t  37.  Kg2  Dd5t!  mit  Ewigschach),  34.  Df5t  Tg5,  35.  Df7t  Kg4?  (noch  immer 
gewährte  35.  .  .  .  Tg6  remis),  36.  Kg2!  und  Weiß  gewinnt. 

Seite  57,  Zeile  4,  unten.  Zwischenbemerkung  zum  Epitheton:  „zweit- 
genialen". 

Für  den  erstgenialsten  halten  wir  nach  wie  vor  und  auf  die  Gefahr  hin,  als 
rückschrittlich  zu  gelten  —  Morphy. 

Seite   61,   Zeile  16,   unten.    Nachträgliches   zur   besprochenen  Partie 

Morrison — Capablanca : 

Für  die  Liebhaber  von  „Sonnenflecken"  wollen  wir  das  Diagramm  II  u  m 
anderthalb  Züge  zurückverlegen  (27.  Sdl— e3?  Sd5XLf4,  28.  TflXSf4)  und  fest- 
stellen, daß  Morrison  mit  27.  Lf4XBh6  oder  auch  (wie  N.  Grekow  in  der  „Wiener 
Schachzeitung"  1924  nachwies)  mit  27.  Lc4XSd5  nebst  28.  Tb3— h3  einen  wichtigen 
Bauern  erobern  und  mindestens  Remis  erzielen  konnte. 

Seite  63,  Zeile  5,  unten  links,  Fortsetzung  des  Absatzes: 

—  Schwarz  konnte  zwar  mit  11.  .  .  .  Lf5  (statt  sofort  11.  .  .  .  Le7)  der  oben- 
angedeuteten Springerverwendung  entgegentreten,  doch  kommt  er  auch  dann  nach 
etwa  12.  Sc3  Le7,  13.  Tdl  Dh4,  14.  Le3  (drohend  Td4)  in  Schwierigkeiten. 

Seite  64,  Zeile  27  von  oben  links.  Beizufügen  ist  folgende  Klammer- 
glosse zum  Zuge  10.  .  .  .  Lc5. 

(Schwächer  geschah  in  einer  Partie  Tschigorin— Wemmers,  Berlin  1881,  10 —  Le6. 
In  Betracht  kommt  aber  nach  Chmellarz  das  Bauernopfer  10.  .  .  .  Le7,  11.  Dd4:  Lb7, 
z.  B.  12.  ba  0-0!  bezw.  12.  Dg7:  Lf6,  13.  Dg4  h5,  14.  De2  De7  usw.  mit  Angriff.) 


461 


Seite  64,  Zeile  20  von  unten,  1 

In  einer  schönen  PartieWegemund- 
Post,  Frankfurt  a.  M.  1923,  geschah 
statt  dessen: 

[1.  e4  e5,  2.  Sf3  Sc6,  3.  Lb5  a6,  4. 
La4  Sf6,  5.  0-0  Se4:  6.  d4  b5,  7.  Lb3  d5, 
8.  a4  Sd4:  9.  Sd4:  ed,  10.  ab  Lc5,  11. 
13.  Sc3  Lb7,  14.  ba 
16.  Tel.] 

Lg5  c6,  18.  Lc2  (das 
Betracht  kam  18.  La4 
.  h6,  19.  Le3  Te8!  20. 
Lc7,    22.  g3  Dd7,    23. 


inks.  Nachtrag  zum  Zuge   16.  .  .  .  Lb7. 


c3  0-0,  12.  cd  Lb6, 
Ta6:  15.  Ta6:  La6: 
16.  .  .  .  Sf6,  17. 
hatte  noch  Zeit.  In 
oder  18.  Dd2)  18. . . 
h3   Dd6,   21.   Dd2 


Kg2  Lc8,  24.  Thl  Se4!  25.  Se4:  de,  26. 
Ldl  Ted8,  27.  Dc2  Dd5,  28.  Le2  Lb6,  29. 
Thdl    Le6,  30.  h4?  (verfehlte  Aufrollung) 

30 g5!   31.  hg  hg,   32.  Del  f6,  33.  b3 

(logisch,  aber  schlecht)  33.  .  .  .  Kg7!  34. 
Lc4  (einen  prachtvollen  Schluß  ergab 
auch  34.  Dc3  Dd7,  35.  Tel  Lg4,  36.  Dc6: 
Le2:!!  37.  Db6:  Dh3t!!  mit  baldigem 
Matt)     34....    Df5:!!    35.    Thl    (35.    Le6 

Df3t  36.  Kfl  Th8,  37.  Kel  LaSf)   35 

Df3t  36.  Kgl  Ld4:!  Weiß  gibt  auf. 

Seite    65,    Zeile    7   von  unten, 
links.  Zum  Zuge  13.  Sb3: 

(Als  ein  Schlag  ins  Wasser  erweist 
sich  hier  der  Überrumpelungsversuch  13. 
Sg5  Lg4,    14.  Lh7:t  Sh7:  15.  Dg4:  Sg5:! 

16.  Sb3Tf2:!  17.  Sc5:  Tflif  18.  Kfl:  Df8t 
19.  Lf4  Dc5:  20.  Dg5:  Tf8  usw.  zugunsten 
von  Schwarz.) 

Seite  67,  Zeile  27   von   unten,  links.   Ergänzung  der  Klammer  zum 
Zuge  16.  Dg3. 

—  Schön,  aber  ungenügend  ist  Normanns  Vorschlag  in  Kagans  Supplement- 
heften 1924:    16.  Lh6  gh  [verfehlt  Partie  Woog-Dr.  Morris,  Leipzig  1924:  16. . . .  Df5, 

17.  f3  Dg6,  18.  fg  gh,  19.  Lf7:t!  Tf7:  20.  Da8:t  und  gewinnt],  17.  f3  Lc5t  [verfehlt 
Partie  Normann— Hullbach:  17.  .  .  .  h5,  18.  h3  Lc5t  19.  Khl  Kh8,  20.  fg  hg,  21.  Tf7:! 
und  gewinnt],  18.  Khl  Tae8,  19.  Tadl  Df5  usw.  zugunsten  von  Schwarz,  z.  B.  20.  fg 
De5:  21.  Tdel?  Del:  22.  Lf7:t  Tf7:) 

Seite  67,  Zeile  14  von  unten,  links.   Fortsetzung  des  Satzes: 

Z.  B.  30.  .  .  .  f5,  31.  Lb3t  Tf7,  32.  Dg6t  Kh8,  33.  Lf7:  Tdlf  34.  Kg2 
35.  e6!  usw.  bezw.  30.  .  .  .  Tdlf!  31.  Kg2!!  Td2t  32.  Dd2:  f5!  33.  ef!  Kf7,  34. 
mit  leichter  Entscheidung.  [H.  Wolf  in  der  „Wiener  Schachzeitung"  ex  1925.] 

Seite  67,  Zeile  6  von   unten,   links.    Ergänzung   der  Klammer 
Zuge  13.  .  .  .  Lg4. 

—  Einen  Reinfall  zeigt  ferner  Partie  Thomas— Gibson,  Southport  1924:  13.  .  .  . 
Lf5?  14.  Sde4!  Se4:  15.  Dd5:t  Kh8??  [geboten  war  jedenfalls  der  Damentausch], 
16.  Dg8t  Tg8:  17.  Sf7#. 

Seite  67,  Zeile  6  von  unten,  links.  Zum  Zuge  14....  Lfo  ist  folgende 
Klammer  beizufügen: 


Erhardt  Post 
Deutschlands  „Reichsmeister" 


Df8! 
Dg5! 

zum 


(Besser  ist  wohl  der  Rückzug 
Platze  ist.) 


14. 


am 

Seite  67,   Zeile    1    von    unten,   1 
13.  .  .  .  Dd7  ist  beizufügen: 
und  wenn  darauf  14.  Sde4:,  so  nicht 


.  Ld7,  worauf  vielleicht  ganz  scharf  15.  f4 
inks.    Nach   dem  empfohlenen  Zuge 


14. 


Se4:,  sondern  einfach  14.  .  .  .  Tad8. 


462 


Seite  71,  Zeile   18  von  oben,  rechts.  Fortsetzung  der  Klammer: 

Richtig  ist  freilich  19.  .  .  .  La3  und  wenn  darauf  20.  Sc2,  so  Sc4  mit  Rettung 
der  Figur.) 

Seite  97,   Zeile  18  von  oben,   links.    Fortsetzung   der  Klammer  zum 
Zuge  5.  .  .  .  ed. 

—  vgl.  Partie  Dr.  Lasker— Marshall,  New-York  1924:   5.  .  .  .  Lg4,   6.  de  Ddl:t 

7.  Kdl:  O-O-Of  [besser  sofort  7.  .  .  .  Lc5],  8.  Kel  [üblicher  8.  Ke2]  Lc5,  9.  h3  Lh5, 
10.  Lf4  f5,  11.  Sbd2  Se7,  12.  Lg5  Lf3:  13.  gf  The8,  14.  Tdl  mit  andauernden 
Schwierigkeiten,  deren  Lasker  freilich  allmählich  Herr  wurde!) 

Seite  97,  Zeilen  18  bis  14  von  unten,  links.  Nachträgliches  zur  zitierten 
Partie  Dr.  Lasker— Capablanca  1914: 

Am  bequemsten  geschah  wohl  schon  im  10.  Zuge  f7— f5,  während  auf  11. . . .  f5 
nach  Kmoch  12.  e5  Lb4,  13.  Se2  Sg6,  14.  a3  usw.  mit  überlegenem  Spiel  folgen 
könnte.  —  Im  übrigen  sind  die  Ansichten  über  den  Wert  des  Laskerschen  Kraftzuges 
12.  f4— f5  noch  immer  sehr  geteilt. 

Seite  97,  Zeile  10  von  unten,  links.  Zum  Zuge  18.  Sd3  ist  beizufügen: 
(18.  Sa6:  c5,  19.  b4  Kb7,  20.  b5  f6  usw.  mit  abgesperrtem  Springer  von  Weiß.) 

Seite  100,  Zeile2von  oben,  rechts.  Zum  Zuge  7.  . .  .  ed  ist  beizufügen : 

(Dr.  Tarrasch  empfiehlt  im  Petersburger  Turnierbuche  1914:  7.  .  .  .  De7.  Am 
besten  ist  aber  vielleicht  ä  la  Tschigorin  7.  .  .  .  Sd7,  z.  B.  8.  d5  Sc5  oder  8.  Le3  b6.) 

Seite  100,  Zeile  6  von  oben  rechts.  Fortsetzung  der  zitierten  Partie 
Nimzowitsch — Capablanca: 

11.  Db7  Tc8,  12.  Da7:  Lg7,  13.  0-0  0-0,  worauf  statt  14.  Da6?  zunächst  14.  f3 
c5,  15.  Da6  den  Bauerngewinn  von  Weiß  viel  realer  gestalten  würde. 

Seite  100,  Zeile  8  von  unten,  rechts.  Nachtrag  zum  Zuge  5. .  . .  Le7! 

Einen  tragischen  Verlauf  nahm  statt  dessen  folgende  Wettpartie  Nyholm  — 
Harald,    Malmö  1920:    5.  .  .  .  d6?    6.  Sd4:  Ld7,    7.  Lc6:   bc,   8.  Df3!  c5    [8.  .  .  .  Le7 

9.  e5!],  9.  Sf5  Lc6  [wenn  9.  .  .  .  gö,  so  10.  Lg5!  gf,  11.  e5!  usw.  Ungünstig  für  Schwarz 
endete  auch  1.  Wettpartie  Bogoljubow—Kupchic,  New-York  1924:9 Lf5:  10.  Df5:  usw.], 

10.  Sc3  Dd7,  11.  Sd5!  Sg8,  12.  Ld2!  Ld5:?  [besser  f6  nebst  Kf7],  13.  ed  Se7,  14.  Tfel 
f6  [14.  .  .  .  0-0-0,  15.  Se7:t  Le7,  16.  De2!],  15.  Te7:t!  Le7:  16.  Tel  0  0-0,  17.  Se7:t 
Kb7,  18.  Sc6!  Tde8,  19.  DbSf  Ka8,  20.  Da4  Aufgegeben. 

Seite  101,  Zeile    1  von  unten,    links.   Am  Schlüsse   sei   beizufügen: 

—  Ein  würdiges  Seitenstück  zur  berühmten  Schnellpartie  Reti  — Tartakower, 
Wien  1910.  (Siehe  Seite  305,  Anmerkung  zum  5.  Textzuge  von  Weiß.) 

Seite   101,  Zeile  9  von  oben,  rechts.  Nachtrag  zum  Zuge  8.  . .  .  0 — 0. 

(Im  Remisduell  Dr.  Lasker— Capablanca,  New-York  1924,  das  nach  1.  e4  e5, 
2.  Sf3  Sc6,  3.  Lb5  d6,  4.  d4  Ld7,  5.  Sc3!  Sf6,  6.  0-0  [schärfer  6.  Lc6:  Lc6:  7.  Dd3!  ed, 

8.  Sd4:,  wobei  auch  die  Möglichkeit  der  langen  Rochade  vorbehalten  bleibt]    6 ed, 

7.  Sd4:  Le7,  8.  b3  zu  dieser  Stellung  gedieh,  geschah  furchtlos  die  sofortige  Ab- 
wicklung: 8.  . . .  Sd4:  9.  Dd4:  Lb5:  10.  Sb5:  Sd7!  11.  La3  [Maröczys  Zug.  Nachhaltiger 
ist  aber  vielleicht  11.  Dc4]  11....  a6!  [schlecht  wäre  sofort  11....  Lf6,  12.  Dc4!Lal:  13.Sc7:t 
Ke7,  14.  Ld6:t!  Kd6:  15.  Tdlf  Ke7,  16.  Db4t  Kf6!  17.  Tdöf  Kg5,  18.  Dd2t  usw.  mit 
baldigem  Matt],  12.  Sc3  Lf6,  13.  De3  0-0,  14.  Tadl  Lc3:!  [nachteilig  geschah  bekanntlich 
in  der  klassischen  Partie  Maröczy— Wolf,  Monte  Carlo  1903,  14.  .  .  .  Sb6,  15.  f4  usw. 
Nach  Dr.  Tarrasch  kommt  aber  auch  14.  .  . .  g6  nebst  Lg7  in  Betracht],  15.  Dc3:  Te8! 
[bei  weitem  schwächer  P.  Wolf— Salwe,  Nürnberg  1906:  15.  .  .  .  f6],  16.  Tfel  [nach- 
haltiger vielleicht  vorerst  16.  Lb2]  16.  .  .  .  Tc8!  17.  Dh3  [17.  Lb2  Dg5]  Se5,  18.  Lb2 
[18.  f4  Sg6]  Dg5,  19.  Dg3  [oder  etwa  19.  Te3  Sg6,  20.  Tg3  Dc5]  Dg3:  20.  hg  und  die 
Partie,  die  das  verklärte  Wissen  des  XX.  Schach  j  ahrhunderts  wider- 
spiegelt, wurde  nach  weiteren  zehn  Zügen:  20.  .  .  .  f6,  21.  f3  Kf7,  22.  g4  h6,  23.  Te2 
Sc6,  24.  Kf2  Te7,  25.  Lc3  a5,  26.  Td5  b6,  27.  a4!  Te6,  28.  Tdl  Tce8,  29.  Ted2  Ke7, 
30.  Ke3  Kd7,   31.  Kf4  remis.) 


463 


Seite  101,  Zeile  29  von  oben,  rechts.  Nachtrag   zum  Zuge  7.  b3. 

Hierauf  folgten  in  einer  Olympiadenpartie  Golmayo  — Havasi,  Paris  1924: 
7....  ed?  8.  Sd4:  0-0,  9.  Sc6:  bc,  10.  Ld3  Te8,  11.  Lb2  gö  (richtig  zuerst  Lf8),  12.  f4 
LfS,  13.  Df3  d5,  14.  f5!  Lg7,  15.  e5!!  Te5:  16.  Se2  Te7  (besser  jedenfalls  Te8),  17.  fg 
Lg4:  18.  ghf  Kh8,  19.  Df6:!!  Aufgegeben.  —  Eine  elegante  Partie. 

Seite  101,  Zeile  24  von  unten,  rechts.  Zum  Dr.  Bernstein-Zuge 
7.  Lg5. 
Dieser  kraftstrotzende  und  ideen- 
sprühende Meister  ist  wohl  derjenige,  der 
in  Barmen  1905  das  Herantreten  einer 
neuen  Schachgeneration  (er,  Rubinstein, 
Duras  u.  a.)  inauguriert  hat.  Leider  hält 
ihn  seit  1914  sein  juristischer  Beruf  dem 
ernsten  Schachspiel  fern. 

Seite  102,   Zeile    11    von  oben, 
links.  Als  neuen  Absatz  beifügen: 

Gediegen  ist  nach  Viktor  Kahns 
Analysen  7.  d5  Sb8,  8.  Ld7:  Sbd7:  9.  Sh4 
(die  Pointe!)  9.  .  .  .  Se4:  (bezw.  9.  .  .  .  g6, 

10.  f4  mit  Angriff),  10.  Sf5  Sc3:  11.  Sg7:t 
Kf8,  12.  Se6t!!  fe,  13.  Lh6t  Kf7!  (sonst 
folgen  Diagonalmatts),  14.  Dhöf  Kf6!  15. 
Dg5t  Kf7,    16.  Dg7t   und  Weiß  gewinnt. 

Seite    102,   Zeile   2  von   unten, 
links.  Zum  Zuge    10,  .  .  .  0 — 0, 
(Richtig  ist  10.  .  .  .  a6.) 
Seite  103,   Zeile   26  von    oben 
rechts.  Fortsetzung  der  Klammer- 
anmerkung zum  Zuge  10. . .  .  LfS. 
In    Betracht      kommt     ferner     nach 
Wagners    Forschungen     das     vorüber- 
gehende   Bauernopfer     10.  .  .  .    d5,    z.    B. 

11.  Sd5:  Sd5:  12.  ed  Lc5,  13.  de  Tel: 
14.  Del:  Ld4:t  15.  Le3  Lc6:  bezw.  11. 
Sc6:  Lc6:  12.  e5  Lc5t  13.  Khl  Sd7,  14. 
Sd5:  Te5:  15.  Te5:  Se5:  bezw.  Partie 
Moritz -Wagner,  Frankfurt  a.  M.  1923: 
11.  ed  Lc5!  12.  Te8:t  Le8:  13.  de  Dd4:t 
Spiel  für  Schwarz.) 

Seite  106,  Zeile  17  von  unten  links 

(Auch   jetzt   ergab    der  Rückzug   8.  Dd3 
Raab  1924,  nichts  Gutes.) 

Seite  106,  Zeile  10  von  oben,  rechts.  Zum  Zuge    14.  .  .  .  Ta8. 

[bezw.  14. .  . .  Kd8,  15.  ba  Lc3:?  16.  ab  und  gewinnt  oder  15. . . .  Lf4:t  16.  Kbl! 
ba,  17.  Se4!  d5!  18.  Lfl!  Kc7,  19.  Sc5  usw.  mit  nachhaltigem  Doppelliniendruck.] 

Seite  118,  Zeile  24  von  oben,  rechts.  Nachtrag  zum  Zuge  5.  Lc4 

(Ohne  Schärfe  geschah  in  einer  Partie  Bogoljubow— Romanowsky,  Leningrad 
1925,  5.  d3  Sf6,  6.  c3  d6  usw.  —  Auf  5.  d4  ist  5.  .  .  .  d6  [schwächer  Partie  Aljechin— 
Tartakower,  New-York  1924:  5. . . .  ed,  6.  Sd4:  Sd4;  7.  Dd4:  Sf6,  8.  Se7:  De7:  9.  Ld3 
mit  Entwicklungsvorsprung  für  Weiß],  6.  Lb5  [oder  Partie  Nimzowitsch— Schlechter, 
San  Sebastian  1912:  6.  Se7:  De7:  7.  d5  Sb8,  8.  Ld3  Sf6  =]  6.  .  .  .  Ld7  [ungünsti 
Partie  Snosko  -Aljechin,  London  1922:  6. . . .  ed,  7.  Sd4:  Ld7,  8.  0-0  Sf6,  9.  Tel  usw. 
7.  0-0  Sf6  usw.  ohne  ersichtliche  Gefahr  zu  empfehlen.) 

ibid.  Zum  Zuge  5.  .  .  .  d6. 

(Vielleicht  noch  präziser  als  etwa  5 Sf6,  6.  0-0  0-0,  7.  d3  d6  mit  nunmehriger 

Doppeldrohung  Lg4  sowie  Sa5.) 


Dr.  O.  S.  Bernstein 

14.  Dd4:  Ld4:t    15.  Khl   Lc6:    mit   gutem 

Zum  Zuge  8.  Dd4Xb6. 

1    einer  Partie    L.  Steiner— Vukovi(^, 


464 


Seite   119,  Zeile  1   von  unten,  links.  Es  folgt  nämlich: 

27.  Kd3  Dg3:t  28.  Dg3:  Lg3:  29.  Tel  Ld6,  30.  Td7  h5,  31.  d5  Tf7,  32.  de  bc, 
33.  TdSf  Kh7  und  Weiß  gab  auf. 

Seite   122,  Zeile  8  von  unten  links.  Nachtrag  zum  Zuge  7.  Sf3. 

(Nachteilig  ist  7.  Sf7:  d5,  8.  Sd5:  De4:t  9.  Se3  Lg4  und  tragikomisch  geschah 
in  einer  Partie  Belsitzmann  — Rubinstein,  Warschau  1916:  7.  Sd3  d5,  8.  Sd5: 
De4:t  9.  Se3  Ld6,  10.  0-0  [besser  10.  f3]  b5,  11.  Lb3  Lb7,  12.  Sei  Dh4,  13.  g3  [auf 
13.  h3  folgt  g5  und  h5]  Dh3,  14  c3  h5!  15.  cd  h4!  16.  De2  [oder  16.  f3  hg,  17.  De2 
ghf  18.  Khl  Sh51  Dh2:t!  Weiß  gibt  auf.) 

Seite  126,  Zeile  9  von  oben,  rechts.  Nach  der  Meinung  des  Problemkenners 
Dr.  Schlüter  (in  der  „Chemnitzer  Zeitung")  sollte  es  richtiger  heißen: 
Die  nicht  Healeysche  Bahnungsidee. 

Seite  131,  Zeilen  30  bis  1  von  unten,  links. 

Diese  Erörterung  der  Svenonius  -  Variante  (nach  6. . . .  Lc3:  7.  bc  d5)  steht  irr- 
tümlich als  zweiter  Absatz  der  Fußnote,  statt  als  zweiter  Absatz  der  Textglosse  zum 
6.  Zuge  von  Schwarz  zu  figurieren.     -  Ein  lästiger  Positionsdruckfehler ! 

Seite  133,  Zeile  3  von  oben,  links.  Als  neuer  Absatz  ist  folgender 
Hinweis  beizufijgen: 

—  Bezüglich  der  Symmetriefortsetzung  7.  . . .  Lg4  vgl.  Anm.  zum  vorigen  Text- 
zuge von  Weiß. 

Seite  133,  Zeile  25  von  oben,  rechts.  Hinzufügen: 

d)  Nachteilig  ist  dagegen  sofort  9.  .  .  .  g5  wegen  des  Opferangebots  10.  Sg5: 
Se4:  11.  f4!  usw.  Partie  Yates— Speyer,  Hamburg  1910. 

Seite  133,  Zeile  32  von  oben,  rechts.  Nach  dem  Worte  „existiert" 
beifügen: 

z.  B.  Panzerpartie  Post-Grünfeld,  Frankfurt  a.  M.  1923:  10.  Tel  h6,  11.  Lf6: 
Df6:  12.  h3  Dg6,  13.  Te3  f5,  14.  Sh4  Dg5,  15.  Sf5:  Lf5:  16.  ef  Df5:  17.  Tf3  De6, 
18.  Tf8:t  Tf8:   Remis. 

Seite  136,  Zeile  24  von  oben,  links.  Fortsetzung  der  Klammer: 

—  Auch  die  Gewaltenlfesselung  15.  .  .  .  Dc7  [statt  15.  .  .  .  h6]  führte  in  einer 
Partie  Spielmann— Shories,  Wiesbaden  1925,  nach  16.  Lf6:  gf,  17.  Dd2  Kg7,  18.  Sh4  usw. 
zum  Nachteil  für  Schwarz ) 

Seite    139,   Fußnote.    Nachtrag  zum  Schlußdiagramm: 

Auch  die  Erreichung  der  Horizontaldeckung  durch  Ta5  führte  zu  nichts.  —  Ein 
bemerkenswertes  Seitenstück  hiezu  lieferte  eine  „lebende  Partie"  P.  Romanowsky— 
E.  Rabinowitsch,  Leningrad  1924,  die  nach  dem  62.  Zuge  von  Schwarz  folgende 
Stellung  ergab: 

Weiß:  Kf6,  Lei.  -  Schwarz:  Kf3,  Tc4,  Bg6.  —  Es  folgte:  63.  Lh6!  (nicht 
aber  63.  Lb2  wegen  63.  . . .  Tc2  nebst  Tg2)  63. . .  .  Kg4  (auch  nach  63. .  .  .  Tc6t  64. 
Kg5  nebst  Lh6-g7-f6  ist  der  Remisschluß  unvermeidlich),  64.  Kg6:  Tc6t  65.  Kg7  Kf5, 
66.  Le3.  Unentschieden. 

Seite  146,  Zeile  1  von  oben,  links.  Nach  den  Worten  „Gilt  für 
minderwertig"  beifügen: 

da  der  Nachziehende  überlegenes  Figurenspiel  im  Zentrum  erlangt.  „Nach  dem 
Mittelspiel  haben  jedoch  die  Götter  das  Endspiel  gesetzt",  könnte  man  den  bekannten 
Spruch  Dr.  Tarrasch'  variieren,  und  im  Endstadium  steht  Weiß  mit  Rücksicht  auf  den 
zermürbten  Damenflügel  des  Gegners  überlegen. 

Seite  147,  Zeile  12  von   unten,  rechts.  Als  zweiten  Absatz  beifügen: 

Auf  11.  ...  Te8  folgte  in  einer  Partie  Sosin— Rabinowitsch,  Moskau  1924: 
12.  b3!  c5,  13.  Dc3Te6,  worauf  statt  14.  Lb2  zuerst  14.Tel!Tg6,  15.  Se5  am  Platze  war. 


—  465  — 

Seite   150,   Zeile  24  von    oben,   rechts.  Nach  6.  Sf7:  ist  einzufügen: 

noch  das  Iglauer  Blendwerk  6.  Sc3*). 
Seite    150,   Zeile    15    von    unten,    rechts.    Fortsetzung   der    eckigen 

Klammer  zu  6.  d6! 

wobei  sich  diese  Spielweise  durch  Dr.  Grubers  Zug  8.  Se4!  noch  weiter 
bedeutend  verstärken  läßt.] 

Seite  151,  Zeile  4  von  oben,  links.  Zum  Zuge  8.  De2. 

(Auf  8.  Sd4  ist  weder  8.  .  .  .  Sc4:  9.  de  Ld6,  10.  Le3  usw..,  Partie  L.  Steiner— 
Dr.  Asztalos,  Raab  1924,  noch  8.  . . .  Lc5,  9.  Sb3!,  sondern  wohl  8.  . . .  cO  zu  empfehlen.) 

Seite  151,  Zeile  8  von  oben,  links.  Ergänzung  der  eckigen  Klammer 

zu   10.  Se5. 

Auf  10.  Sd4  c6!  11.  Sc3  folgt  nämlich  nicht,  wie  Dr.  Claparede  in  der  „Deutschen 
Schachzeitung"  1922  ausführt,  11.  ...  cd,  12.  cd  Lb4,  13.  0-0  Lc3:  14.  bc  nebst  La3, 
sondern  viel  schärfer  11.  ...  0-0!  12.  Le3,  nun  aber  wieder  nicht,  wie  in  einer 
Korrespondenzpartie  Mannheim— Zürich  1923  geschah:  12. . .  .  cd,  sondern  12. .  .  .  Lb4! 
13.  de  Lc3:t  14.  bc  b6,  15.  0-0!  Dc7  drohend  La6  nebst  Sd5.] 

Seite   151,  Zeile  27  von  unten,  rechts.*Dem  Anfangswort  „Rachitisch" 
ist  voranzustellen: 

Verfrüht  ist  der  Ausfall  5.  Sg5  d5,  6.  ed  DeTf!  7.  Kfl  Se5!  mit  Gegenattacke 
und  rachitisch 

Seite  152,  Zeile  9  von  oben,  rechts.   Nach  „7.  c3"  beifügen: 

d5  [7. . .  .  de,  8.  Lf7:t],  8.  Lb5,  z.  B.  8.  . . .  0-0,  9.  Lc6:  bc,  10.  h3  Sh6,  11.  Lh6: 
gh,  12.  Sd4!  usw.,  bezw.  8. . . .  de,  9.  Sc3:  Leß,  10.  h3  Sh6,  11.  Lh6:  gh,  12.  Lc6:t  bc, 
13.  Sd4  nebst  f4  und  Weiß  steht  in  beiden  Fällen  trotz  des  gegnerischen  Läuferpaares 
überlegen.  ^ 

Seite  152,  Zeile  31  von  oben,  rechts.  Nach  1 1.  Se5f  Se5:  ist  folgende 
eckige  Klammer  beizufügen: 
[11.  .  .  .  Kg7:?  12.  Lhöf] 

Seite  153,  Zeile  22  von  unten  rechts.  Fortsetzung  der  Klammer: 

bezw.  16.  .  .  .  Tg7:  17.  h4!  hO,  18.  h5  Df7,  19.  Lh4  nebst  Khl  usw.  zugunsten 
von  Weiß.) 

Seite  153,   Zeile   6   von   unten,   rechts.  Ergänzung  der  Klammer   zu 
12.  Se6! 

--  Ansonsten  folgte  in  einer  Partie  Spielmann— Vidmar,  Karlsbad  1907:  12.  fg 
Tg8,  13.  Sc5:  [vielleicht  nun  13.  g4]  Dc5:  14.  Se6:  fe,  15.  Lh6  Td6,  16.  Te4  usw.  mit 
beiderseitigen  Chancen.) 

Seite  153,  Zeile  5  von  unten,  rechts.  Zum  Zuge  15.  .  .  .  d3. 

(Oder  Partie  Spencer— Yates,  Southport  1924:  15. . . .  Le7,  16.  g5?  Df5  statt  der 
richtigen  Antwort  16.  Sg5  Partie  Eduard  Lasker— Rotlewi,  Hamburg  1910.) 

Seile  154,  Zeile   28  von    unten,   links.  Fortsetzung  der  Klammer  zu 
17.  Sh3. 

Noch  wuchtiger  ist  aber  vielleicht,  wie  Grünfeld  in  „Magyar  Sakkviläg"  ex  1925 
ausführt,  der  Torma-Zug  17.  U  z.  B.  17.  .  .  .  h5,  18.  f5t  Kg7,  19.  Lf4!  Le5,  20.  Tg6t! 
Kf8,  21.  Le5:  Se5:  22.  Se6t  Kf7,  23.  Tg7t  Kf6,  24.  gSf!  und  gewinnt  oder  17. . . .  Kg7, 
18.  f5!  Se5,  19.  Lf4  Lg5:  20.  Le5:t  Kf7  und  nun  am  einfachsten  21.  Dd4:  mit  über- 
legenem Spiel  für  Weiß.) 


*)  Vgl.  Stammpartie  Dr.  H  e  i  m  —  S  vac  i  n  a,  Iglau  1923:  6.  .  .  .  Sc3:?  7.  Lf7:t 
Ke7,  8.  bc  h6  (8.  .  .  .  Dd6,  9.  Lb3),  9.  La3t  Kf6  (9.  .  .  .  Kd7,  10.  Dg4#),  10.  Df3t  Lf5 
(10.  .  .  .  Kg5:  11.  h4#),  11.  Le6  g6,  12.  Sf7  mit  Gewinn.  —  Am  besten  gegen  diese 
zuerst  im  Brünner  „Tagesbote"  1923  mitgeteilte  „Iglauer  Variante"  ist  wohl  6.  . .  .  Le6. 
Es  geht  aber  auch,  wie  H.Wolf  in  der  „Wiener  Schachzeitung"  1924  ausführt,  6 Dg5: 

Dr.   S.   G.  Tartakower:   Die  hypermoderne  Schachpartie.  30 


—  4(56  — 

Seite  154,  Zei  le  27  von  unten,  links.  Nachtrag  zum  Zuge  18.  . .  .  Dd7. 
(Von  Harksen  in  „Tidskrift  för  Schack"  1922  angegeben.  —  Hochinteressante 
Verwicklungen  entstehen,  wenn  sich  die  schwarze  Dame  auf  der  5.  Reihe  zu  behaupten 
versucht.  Auf  18.  .  .  .  Da5  folgt  nämlich  19.  Ld2  und  auf  18.  .  .  .  Dc5  19.  Df3  Thf8! 
20.  b4!  Sb4:  21.  La3  aö,  22.  c3  Kg8,  23.  cb  ab,  24.  Lb4:  Db4:,  was  Vukovic  vorschlägt, 
folgt  nicht  25.  Sd5  Lg7!  26.  Dh3  Db2,  27.  SeTf  Kh8!  28.  Sg6t  Kg8,  29.  SeTf  Kh8! 
mit  Remis,  sondern  wohl  25.  Sh5  Lh4  [oder  25.  .  .  .  Lg7,  26.  Dd5  Da5,  27.  Dd7  Dg5, 
28.  Te7  Lf6,  29.  De6t  Kh8,  30.Tc7:  Tae8?  31.  Sf6:  usw.  zugunsten  von  Weiß],  26.  Dd5 
Lf2:t  27.  Khl  Da5,  28.  Tg6t  Kh8,  29.  Dd7  De5,  30.  Sf6!  Df6:  31.  Tf6:  Tf6:  32.  Dc7: 
Taf8  [Weiß  drohte  De5],  33.  Dc4:  usw.  zugunsten  der  weißen  Partei.) 

Seite   154,    Zeile    16   von    unten,  links.  Fortsetzung  der  Klammer  zu 

14.  g4. 

—  Geschieht  aber  14.  Te6:  gf,  15.  g4,  so  kann  nunmehr  15.  .  .  .  Dg6!  16.  Df3 
Kg7!  17.  Se4  Le7  bezw.  17.  h4  h5!  usw.  die  weiße  Angriffswut  lähmen.) 

Seite  154,  Zeile  14  von   unten,  links.  Zum  Zuge   15.  fg. 

[Wegen  15.  Te6:  gf,  16.  Df3  Kg7  usw.  siehe  Nachtragsanmerkung  zum  vorigen 
Zuge  von  Weiß.] 

Seite  154,  Zeile  13  von  unten,  links.  Zum  Zuge  15.  .  .  .  LgT: 

[Unbefriedigend  ist  auch  Rubinsteins  Vorschlag  15. . .  .  Ld5  wegen  16.  ghf  Kh8: 
17.  Sh3!  z.  B.  17.  . .  .  Ld6,  18.  Sf4  Dh6,  19.  Sh5  Dg6,  20.  Lf4  Tg8,  21.  Lg3  bezw.  18. . .  . 
Lf4:  19.  Lf4:  Tf8,  20.  Lg3!  Lf3,  21.  Dd2  Lg4:  22.  c3  d3,  23.  Te3!  Le2,  24.  b3  b5,  25.  bc 
bc,  26.  Tbl  usw.  mit  fühlbarem  „Mehrwert".] 

Seite  154,  Zeile   12  von  unten,  links.  Nach  „usw."  ist  einzuschieben: 

sowie  auch  die  reizende  Variante  14.  .  .  .  Df6:?  15.  Te6:  Dd8,  16.  Df3  Dd7, 
17.  Te7!! 

Seite   154,  Zeile   11  von  unten,  links.  Zum  Zuge  15.  Se6: 

(Noch  schärfer  ist  vielleicht,  wie  Grünfeld  in  „Magyar  Sakkviläg"  ex  1925  aus- 
führt, 15.  Te6:  gf  [15.  .  .  .  Sd8,  16.  Lf4!],  16.  Tf6:  Lg7,  17.'Tf5  Dd7  und  nun  statt  der 
bloß  ausgleichenden  Zemsch-Fortsetzung  18.  De2  d3,  19.  De6t  die  von  Torma  in 
„Magyar  Sakkviläg"  1922  angegebene  Wendung:  18.  Tf7!  Dd5,  19.  Tc7:  Le5,  20.  Tb7: 
Sa5  [20.  .  .  .  Tf8,  21.  De2],  21.  Tf7!  h6,  22.  Tf5!  Lh2:t  23.  Kh2:  hgf  24.  Kg3  und 
Weiß  gewinnt.) 

ibid.  Zum  Zuge  15.  .  .  .  Dd7. 

(Oder  15.  .  .  .  Se5,  16.  Sc7:  Sf3t  17.  Khl  Dc6,  18.  f7t!  Kf7:  19.  Te6  Dc7: 
20.  Df3:t  Ke6:  21.  Df5t  und  gewinnt.  —  Auf  15.  .  .  .  Tc8,  was  Rubinstein  in  Kagans 
Supplementheften  1924  vorschlägt,  ist  weder  16.  fg  noch  16.  g5  [Zemsch  1901]  noch 
endlich  16.  Lf4  gf,  17.  Sc7:  Dd7  [Partie  Leonhardt— Jacobs,  Ostende  1907.  Rubinstein 
zieht  17.  ...  Df7  vor],  18.  Se6  Lg7,  19.  Df3  usw.,  sondern  am  besten  16.  Sf4  mit 
Deplazierung  der  schwarzen  Dame  zu  empfehlen,  z.  B.  16.  .  . .  Dd7,  17.  De2  b5,  18.  a4 
a6,  19.  ab  ab,  20.  b3  mit  Sprengung,  bezw.  16.  .  . .  Df7,  17.  fg  Lg7:  18.  Sh5  h6!  19.  f4! 
Kh7,  20.  Df3  The8,   21.  Ld2  usw.  mit  überlegenem  Aktionsraum.) 

Seite    155,   Zeile   7   von    oben,   links.   Fortsetzung   der   Klammer  zu 
10.  Seg5. 

—  Beachtenswert  ist  10.  Ld2  laut  einer  Konsultationspartie  Euwe  und  Key  gegen 
Loman  und  Oskam,  Rotterdam  1924:  10.  .  .  .  Dd5  [gefährlich  10.  .  .  .  Lb4,  11.  c3!  de, 
12.  bc  Le7,  13.  Dc2  usw.  Am  besten  ist  wohl  10.  .  .  .  Db6],  11.  Lgo!  Le7  [11.  .  .  .  hO, 
12.  Lf6!],  12.  Le7:  Ke7:  13.  Dd2  Tad8,  14.  Df4  und  Weiß  gewinnt  seinen  Bauer  bei 
günstiger  Stellung  zurück.) 

Seite  155,  Zeile  6  von  unten,  rechts.  Fortsetzung  der  runden  Klammer: 

15.  Tdl   Ld6,   16.  Dg4t  Ke8,  17.  Dh5t  Tf7!  18.  Sd5  Lfo!  usw.) 

Seite  158,  Zeile  9  von  oben,  links.  Zum  Zuge  9.  .  .  .  f5. 

(Oder  Korrespondenzpartie  Frh.  v.  Freilitzsch  — Fegesack,  1923  24:  9.  . .  .  Ld7, 
10.  Sd5!  f5  [zu  spät!],  11.  Lf4!  fe,  12.  Sc7:t  Kf7,  13.  Dh5t  aufgegeben.) 

Seite  161,  Zeile  8  von   unten,  links.  Als  neuen  Absatz  einfügen: 

Erwähnt   sei    an    dieser  Stelle   der   barocke  Gegenangriff   3.  .  .  .  Sd4,   4.  Se5:? 


—  467  — 

(richtig  ist  einfach  4.  dS)  4.  .  . .  Dg5!  5.  LfTif  (oder  Partie  Mühlock— Kostitsch,  Köln 
1912:  5.  Sf7:  Dg2:  6.  Tfl  De4t  7.  Le2  Sf3#)  5. .  . .  Kd8!  6.  0-0  De5:  7.  c3  Sc6,  8.  d4 
Df6,  9.  Lg8:  Tg8;  10.  e5  Dg6  usw.  zugunsten  von  Schwarz. 

Nicht  ohne  Tücken  ist  auch  die  altertümliche  Verteidigung  3.  .  .  .  d6,  vgl.  Frei- 
partie Rudzinsky— Aljechin,  Paris  1913:  4.  c3  Lg4,  5.  Db3  Dd7,  6.  Sg5  Sh6,  7.  Sf7: 
Sf7:  8.  Lf7:t  Df7:  9.  Db7:  Kd7,  10.  Da8:  Dc4,  11.  f3  Lf3:  12.  gf  Sd4,  13.  d3  Dd3: 
14.  cd  Le7,  15.  Dh8:  Lh4#. 

Seite  162,  Zeile  16  von  oben,  links.  Die  Klammer  zum  Zuge  4.  .  .  . 
Sg8— f6!  soll  lauten: 

(Damiano  1512.  —  Daß  die  altertümliche  Verteidigung  4.  . . .  De?  der  modernen 
Sturmtaktik  nicht  standhalten  kann,  zeigt  Partie  Viktor  Kahn— N.,  Moskau  1914:  4.  c3 
De7,  5.  d4  ed?  [besser  geschah  in  einer  Gastpartie  Canal-Aljechin, Turin  1923:5....  Lb6! 
6.  0-0  Sf6!  7.  Dd3  d6  usw.  Weiß  konnte  jedoch  dabei  nach  Aljechin  viel  schärfer  6.  d5 
Sb8,  7.  d6!  spielen!,  6.  0-0  de,  7.  Sc3:  d6,  8.  Sd5  Dd8,  9.  b4!  Lb6  [9.  .  . .  Lb4:  10.  Sb4: 
Sb4:    11.  Db3,  bezw.  9.  .  .  .  Sb4:  10.  Sb4:  Lb4:  11.  Da4t],    10.  Lb2  Sf6,    11.  Sf6:t  gf, 

12.  Sg5!  0-0,  13.  Sh7:  Kh7:  14.  Dh5t  Kg7,  15.  Dg5t Aufgegeben.  —  Ungünstig  gestaltet 
sich  die  schwarze  Lage  auch  nach  4. . . .  d6,  5.  d4  ed,  6.  cd  Lb6  [6. . . .  Lb4t  7.  Kf  1  !1,  7.  Sc3! 

usw.  wie  die  Buchzeilen  37^45  von  oben  links,  und  zwar  bis  zum  Schluß  der 
Klammeranmerkung  zum  Zuge  6. . . .  Lc5—b4f,  die  dort  irrtümlich  steht  und  daher  zur 
Gänze  (Zeilen  35  -45)  wegzulassen  ist. 

Seite  162,   Zeile  11  von   unten,   links.   Fortsetzung   der  Klammer  zu 
9.  d4— d5! 

während  anderseits  nach  10.  Lb5  0-0  Schwarz  seinen  Mehrbauer  behaupten  würde.) 

Seite    162,    Zeile   9   von    unten,   links.   Fortsetzung  der  Klammer  zu 
9.  .  .  .  Lc3— f6! 

Ganz  ungünstig  sind  die  übrigen  Antworten:  9.  .  . .  Sa5;  9.  . . .  Sd6;  9.  . . .  Se7; 
9.  ...  Lb4;  9.  ...  Ld2;  9.  .  .  .  Sd2.) 

Seite    162,   Zeile   7   von    unten,   links,   Fortsetzung   der  Klammer  zu 
11.  .  .  .  d7— d6. 

obwohl  freilich  vom  Standpunkt  des  Remismachens  gerade  hier  13.  .  .  .  Sf5, 
14.  Dd5!  Se7!    15.  Dd6    [sonst  15.  .  .  .  d5]    Sf5  usw.  genügt   und   auch  13.  Lg5  [statt 

13.  Dd6:]  d5!  14.  Ld5:  Sd5:  15.  Dd5:  d6,  16.  Lf6:  Df6:  17.  Td4  bloß  etwa  ausgleichen 
dürfte.) 

Seite  162,  Zeile  4  von  oben,  reclits.  Fortsetzung  der  Möllervariante: 

14.  .  .  .  Kg8Xh7  (nach  14 Lf5,    15.  Th4!   Lh7:    16.  Dh5  f5,    17.  Dh7:t  Kf7: 

18.  Le2!  bezw.  16. . . .  Te8,  17.  Dh7:t  Kf8,  18.  Ld3  bleibt  Weiß  im  Vorteil),  15.  Ddl-h5t 
Kh7— g8,  16.  Te4-h4  f7-f5,  17.  Dh5— h7t!  (nach  17.  Le2  Te8!  sowie  17.  g4  Sg6 
kommt  gar  Schwarz  in  Vorteil  und  auch  auf  17.  Tel.  was  Anton  Ritzen  in  seiner 
1924  erschienenen  Monographie  als  siegreiche  Fortsetzung  empfiehlt,  folgt  nicht,  wie 
Bilguer  8.  Auflage  erwähnt,  17.  .  .  .  Te8,  18.  Te6!,  sondern  17.  .  .  .  Sg6!!,  z.  B.  18.  Th3 
Tf6  [auch  18. . . .  Sf4,  19.  Dh7t  Kf7,  20.  Tg3  Tg8  ist  spielbar.  Ungünstig  wäre  dagegen  18  . . .  f4 
wegen  19.  Te6!  Tf6,  20.  Dh7t  Kf7,  21.  Th6],  19.  Te6  Le6:!  20.  de  d5!  mit  Befreiung 
oder  Partie  N.-Strumilo,  Paris  1924:  18.  Dh7t  Kf7,  19.  Th6  Dg5  [19.  .  .  .  Df6? 
20.  Te6!],  20.  Th5  Dd2,  21.  Te6  Le6:  22.  def  Kf6,  23.  e7  Th8,  24.  Dh8:  Th8:  25.  Th8: 
Delf  26.  Lfl  Sh8:  und  Weiß  gab  auf)  17.  .  .  .  Kg8-f7,  18.  Th4-h6Tf8-g8!  19.Tal-el 
Dd8-f8!  (es  drohte  Te6),  20.  Lc4-b5!  Tg8-h8!  21.  Dh7Xh8  g7Xh6,  22.  Dh8-h7t 
Kf7-f6,  23.  TelXe7!  Df8Xe7,  24.  Dh7-h6t  usw. 

Seite  162,  Zeile  28  von   oben,  rechts.  Ergänzung®des''Absatzes: 

Immerhin  zeigt  die  etwaige  Folge:  16.  .  .  .  Dd5,  17.  Tfdl  Dc4,  18.  Db2  b6, 
19.Td4  Da6,  20.  h3  (20.  Tadl  Da2:!  21.Td8t  Tf8)  20....  h5  (unnötig  ist  20....  Td7, 
21.Td7:  Ld7:  22.  e6  Le6:  23.  De5  Dc4,  24.  Tel  Dd5,  25.  Dd5:  Ld5:  26.  Tc7:  La2:? 
27.  Ld4  Tg8,  28.  Ta7:  nebst  Lb6:  mit  einem  Bäuerlein  plus  für  Weiß),  21.  a4  Te8  usw. 
nichts  zwingendes,  so  daß  diese,  300  Jahre  unbeachtet  gebliebene,  von  Dr.  Bernstein 
1917  während  eines  bolschewistischen  Aufstandes  in  einem  Moskauer  Souterrain 
blindlings  entdeckte  Neuerung  als  vollwertig  anerkannt  w^erden  muß.  — 


468 


Seite   163,  Zeile  3  von  oben,  links.  Zum  Zuge  11....  Sce7. 

[Lebensgefährlich  11.  .  .  .  Sb6  wegen  12.  Se5!,  zweckmäßiger  geschah  aber  in 
einer  Partie  Tartakower— ürünfeld,  Baden-Baden  1925:  11.  .  .  .  Lf5,  12.  Se4  Lc4:  mit 
Beseitigung  des  lästigen  Damenspringers  von  Weiß.] 

Seite  163,  Zeile   12  von  oben,  links.  Zum  Zuge   13.  .  .  .  Db6. 

[Ungünstig  13.  . .  .  Dc7,  14.  Tel!  laut  Musterpartie  Schiffers— Harmonist.  Rubin- 
stein empfiehlt  übrigens  13.  .  .  .  Sf5,  z.  B.  14.  ao  Sf4l  15.  Te4  Se6  usw.] 

Seite  163,  Zeile  15  von  oben,  links.  Zum  Zuge   15.  a5. 

[Schärfer  nach  Ritzen  15.  Se4,  worauf  jedoch  Löwenfisch  in  „Schachmatny 
Listok"  1925  15.  .  .  .  Tae8!  16.  Sco  Lc8  mit  gleichem  Spiel  empfiehlt.] 

Seite  163,  Zeile  24  von  unten,  rechts.  Fortsetzung  der  Klammer: 

wobei  also  15.  Df2  b6,  1(3.  Lf6:  gf,  17.  Df6:  usw.  gerade  noch  die  Endspiel- 
vereinfachung erwirkt.) 

Seite  163,  Zeile  21  von  unten,  rechts.  Fortsetzung  der  Klammer: 

—  Auf  9.  .  .  .  Lg4  ist  10.  LfTif  das  Richtige,  verfehlt  wäre  dagegen  10.  Lf6: 
Ldl:  11.  Ld8:  Td8:  12.  Tdl:  Sf3t  13.  gf  Tdlif  und  Schwarz  bleibt  trotz  der  Minus- 
figur im  entscheidenden  Stellungsvorteil.) 

Seite  170,  Zeile  12  von  unten.  Vgl.  hiezu  Nachtrag  zur   Seite  274, 

Seite  171,  zur  Studie  Nr.  1.  Weniger  imponierend  erscheint  uns  ihre 
zweite  (spätere)  Fassung: 

Weiß:  Kh4,  Ta8,  Sc5.  Schwarz:  Kd2,  Ba7,  b3,  f7,  h5,  h3.  Weiß  zieht  und  gewinn r. 
(Lösung:    1.  Ka3!  h2,  2.  TeS  usw.  —  Etwas  zu  kunterbunt!) 

Seite  180,  Zeilen  22  bis  20  von  unten,  links.  Statt  der  komplizier- 
ten Gewinnmethode  25,  Te7:  usw.  bis  Schluß  der  Klammer  soll  stehen: 
25.  Le4t  c6,  26.  Lc6:t  Sc6:  27.  Te8:  mit  Entscheidung.) 

Seite  183,  Zeile  7  von  oben,  rechts.  Zum  Zuge  5.  .  .  .  De4f: 
(Konsequenter  als  5.  .  .  .  Dh5.) 

Seite  184,  Zeile  15  von  unten,  links.  Als  weiteren  Absatz  einfügen: 

f)  7.  Df3,  Partie  Opocensky— Przepiörka,  Meran  1924,  womit  ein  öder  Abtausch 
ermöglicht,  bezw. 

g)  7.  Sd2  usw.  wie  im  Buche. 

Seite  186,  Zeile  13  von  oben,  links.  Fortsetzung  der  Klammer: 

oder  noch  solider  für  Schwarz  Partie  Forgacs— Teichmann,  Ostende  1907,  mit 
Zugumstellung:  13.  .  .  .  TeS,  14.  Df3  c5  us.v.) 

Seite  186,  Zeile  15  von   oben,   links.   Als  weiteren  Absatz  einfügen: 

g)  11.  .  .  .  Ld7,  12.  c3  Ld6,  13.  Sd4  Te8,  14.  Df3  Te8  mit  gediegenem  Spiel  für 
Schwarz:  Partie  Aurbach— Capablanca,  Paris  1914. 

Seite  186,  Zeile  16  von  unten,  rechts.  Zum  Zuge  7.  .  .  .  Sg4. 

[Gegen  Bogoljubow  in  New-York  1924  spielte  Dr.  Lasker  in  ähnlicher  Stellur.g 
zu  passiv  Le7.] 

Seite  188,  Zeilen  9  bis  11  von  oben,  links  sollen  lauten: 

0—0  (oder  Partie  TartakoA  er— Eduard  Lasker,  Ncvv-York  1924:  9.  .  .  .  Lb6, 
10.  Ld2  a5  [nicht  etwa  10. . .  .  Lb7,  11.0-0—0  0—0—0,  12.  c4La6,  13.  Del  mit  Springer- 
fang], 11.  a4  0—0,  12.  0—0—0  usw.  mit  scharfer  Stellung,  die  freilich  Grünfeld 
[13. . . .  TeS]  sowie  Aijechin  [13. ...  f6]  zugunsten  von  Schwarz   abschätzen  möchten.) 

Seite  188,  Zeile  13  von  oben,  links.  Als  weiteren  Absatz  beifügen: 
Ein  anderer  beachtenswerter  Versuch  ist  7.  Le2  0—0,  8.  0-0  (unklar  8.  e5  Sd5, 
9.  Se4  Le7)  Te8!  9.  Lf3,  wobei  der  weiße  Königsläufer  zu  einer  in  den  offenen  Spielen 
ziemlich  neuartigen  Verwendung  gelangt,  vgl.  Konsultationspartie  Dr.  Tartakower — 
Dr.  Duncan,    Fletcher  und  Winter,    London    1925:    9  .  .  .  d5,    10.  ed  cd,    11.  Sb3  Lf8, 


—  4(59  — 

12.  Lg5  c6,  13.  Dd4  Le7,  14.  Tfel  usw.  bzw.  Partie  Dr.  Tartakower— Aljechin,  Paris 
1925:  9.  .  .  .  d6  (dieses  Bauerndreieck  c7,  c6,  d6  bildet  eine  wichtige  Stütze  des 
schuarzen  Spieles),  10.  Sb3  Lb6,  11.  Tel  Sd7!  12.  a4  a5,  13.  Le3  Le3:  14.  Te3:  Df6, 
15.  Sd4  Se5,  16.  Le2  usw.  mit  manchen  giftigen  Pfeilen. 

Seite  190,  Zeile   7  von  oben,  rechts.  Zum  Zuge  9.  Sgl— e2. 

(Oder  etwa  9.  Kfl  0-0,  10.  Tel  Dd7!  11.  Ld3  Dg4  bzw.  11.  Sf3  Df5,  12.  Ld3 
Dh5  mit  günstiger  Damenverwendung  bz.^'.  11.  Se4  Se4:  12.  Te4:  f5,  13,  Th4  b5, 
14.  Lb3  De7,  15.  Sf3  a5,  16.  a3  Sd7  mit  Gegenspiel.) 

Seite   195,  Zeile  2  von  unten,  links.  Zum  Zuge  7.  Sg5. 

(Die  energische  Pointe,  während  in  einer  Partie  Maröczy— Marco,  Göteborg 
1920,  schablonenhaft  7.  De2  geschah.) 

Seite  195,  Zeile   15  von  oben,  rechts.  Als  weiteren  Absatz  einfügen: 

d)  Interessant  ist  das  Göteborger  System  des  sofortigen  Losschiagens,  vgl. 
Partie  Tarrasch— Marco:  5.  de  de,  6.  a4!  Le7,  7.  Ld2  usw. 

e)  Auf  das  usw.  wie  im  Buche. 

Seite   200,   Zeile   25   von    oben,   links.   Fortsetzung   der  Klammer  zu 

5.  Dd4:l 

Vgl.  „lebende  Partie"  Muf fang— Pap e,  Compiegne  1923:  6.  Kdl!  d5,  7.  ed 
f5,  8.  ef  [Theoretischer  8.  Sg5l  Df6:  9.  Sd4:  Sc6,  10.  Sc6:  bc,  11.  c3  La6,  12.  Da6: 
Sf2:t  13.  Ke2  De5t  14.  Le3  f4,  15.  Dc6:t  Ke7,  16.  Db7t  Kf6,  17.  Dc6t  Ke7. 
Ewigschach!) 

Seite  200,  Zeile  27  von  oben,  links.  Fortsetzung  der  Klammer. 

worauf  jedoch  9.  .  .  .  Lg4  ohne  sichtbaren  Nachteil  folgen  kann.  Daher  wurde 
in  einer  Partie  Spielmann— Marshall,  Baden-Baden  1925,  die  Endspielwendung  9.  DeSf 
De7,  10.  De7:f  Lc7:  versucht,  ohne  jedoch  mehr  als  ein  dürftiges  Remis  zu  gestatten. 

Seite   200,   Zeile   21  von    unten,    links.  Fortsetzung  der  Klammer  zu 
5.  .  .  .  Ld6. 

Vgl.  III.  Wettparüe  Bogoljubow— Kupchic,  New-York  1924:  5.  .  .  .  Le7,  6.  0-0 
0-0,   7.  c4  c6    [oder   Aljechin— Lewitzky,    Petersburg  1914:    7.  .  .  .    Le6,   8.   Sc3   Sfß, 

9.  c5!  Sfd7,  10.  Dh5  f5,  11.  g4  und  gewann  rasch],  8.  Sc3,  worauf  statt  8.  .  .  .  Sc3: 
am  zweckmäßigsten  8.  .  .  .  Sf6,  9.  Db3  Db6  mit  Ausgleich  folgen  sollte.) 

Seite  201,  Zeile  6  von  oben,  links.  Zum  Textzuge  4.   Se5 — f3. 

Barock  Partie  Dr.  Perlis— Dr.  Krejcik,  Wien  1911:  4.  Sd3  Se4:  (4.  .  .  .  De7, 
5.  f3  d5,    6.  e5  Sc6,    7.  f4),    5.  Sc3  d5,   6.  g3  Le7,  7.  Lg2  f5,   8,  0-0  0-0,    9.  b3  Lf6, 

10.  La3!  mit  Verwicklungen. 

Seite  204,  Zeile  13   von    oben,    rechts.  Fortsetzung  der  Klammer  zu 
4.  .  .  .  Se4: 

—  Auf  4.  .  .  .  Lc5  könnte  unabhängig  von  dem  Max  Länge-Angriff  nach  den 
Untersuchungen  J.  H.  Morrisons  folgen:  5.  e5  d5,  6.  ef  de,  7.  De2t  Le6,  8.  fg  Tg8, 
9.  Lg5  Le7,  10.  Le7:  Ke7:  11.  Sh4  Dd5,  12.  f4  Sc6,  13.  f5  d3,  14.  De3  Sd4,  15.  0-0 
Sc2:  16.  Dg3  bzw.  12.  .  .  .  Kd7,  13.  Sc3  Da5,  14.  0-0-0  Tad8,  15.  f5  Kc8,  16.  fe  de, 
17.  Dc4:  mit  schönem  Angriff.) 

Seite  208,  Zeile  10  von  oben,  links.  Nachtrag  zu  2.  .  .  .  Sc6,  3.  f4. 
Gut  bewährt  hat  sich  darauf  3. . . .  Lc5  in  folgender  Partie  Spielmann— Schlechter, 
Wien  1914:  4.  fe  (sicherer  4.  Sf3  mit  Einlenkung  ins  Abgelehnte  Königsgambit)  4.  .  .  . 
d6!  5.  ed  Dd6:  6.  Sf3  Lg4  (gut  geschah  auch  in  einer  Matchpartie  Spielmann— 
Teichmann,  Leipzig  1914:  6.  .  .  .  a6,  7.  e5  Se5:   8.  De2  Ld4!),   7.  Se4  (besser  7.  Lb5) 

7 0-0-0,  8.  c3  f5!  9.  d4  fe,    10.  Sg5   De7!   11.  Dc2    e3!  12.  De4   Dg5:    13.  Le3 

Dh4t!  14.  g3  Dh5,  15.  de  Sf6,  16.  Df4  Sfd5,  17.  Dg5  Se3:  18.  De3:  The8  Aufgegeben. 

Seite  208,  Zeile  21  von   oben,   links.  Als  zweiten  Absatz  der  Glosse 
zum  Textzug  2.  .  .  .  Sg8 — f6!  beifügen: 

Ein  abwartendes  System    stellt  statt  des  Textzuges  2.  .  .  .  Lf8— c5  dar,  \\  orauf 

3.  Sa4  wegen  3.  .  .  .  Lf2:f  nebst  Dh4f   ein  Fehler  vväre    und  auch    weder  3.  f4  Sc6! 

4.  fe?    d6!    5.  ed    Dd6:    mit  schwarzem  Vorteil,    noch  3.  g3   a6!   (wenn  3.  .  .  .  d6,  so 


470 


nunmehr  4.  Sa4),  4.  Lg2  d6,  5.  Sge2  Le6!  usw.  für  Weiß  etwas  Greifbares  ergibt. 
Am  besten  ist  trotz  seiner  scheinbaren  Anspruchslosigkeit  auf  2. . .  .  Lc5  wohl  3.  Sf3 
d6,  4.  cl4  (wenn  4.  Sa4,  so  am  tüchtigsten  4.  .  .  .  De7)  4.  .  .  .  ed,  5.  Sd4:  Sf6,  6.  Le2 
usw.  —  Daß  hier  übrigens  6.  Lc4  verfehlt  wäre,  zeigt  folgende  Korrespondenzpartie 
ü.  Daum— R.  Noordijk,  Rotterdam  1923:  6.  .  .  .  Sg4!  7.  0-0  Sc6!  8.  Sf5  (8.  Sc6: 
Dh4!)  8.  .  .  .  Lf5:  9.  ef  Sf2:!  10.  De2t  Se5,  11.  Le3  Le3:  12.  De3:  Sg4,  13.  De2  Sh2: 
(13.  .  .  .  0—0!),  14.  Lf7:t  Kf8,  15.  Leo!  Sfl:  16.  Tfl:  Dh4,  17.  Se4  h5?  (mit  17. .  .  .Te8 
blieb  Schwarz  im  Vorteil.  Nun  wendet  sich  das  Blatt),  18.  f6!  (droht  Damengewinn 
durch  19.  g3)  18.  .  .  .  Sg4,  19.  fgf  Kg7:  20.  Tf7t  Kg6,  21.  Sg3!  Dh2t  22.  Kfl  Taf8, 
23.  Lföf!  (23.  De4t  Kg5,  24.  Df4t  Kg6!)  23.  .  .  .  Kg5  (auf  23.  .  .  .  Kf7:  folgt  das 
Epaulettenmatt  durch  24.  De6#),  24.  'rg7t  Kf4,  25.  De4t  Kg3:  (Nun  folgt  erst  recht 
ein  schönes  Epaulettenmatt),  26.  Dg4:t!  hg,  27.  Tg4:44= 

Seite  209,  Zeile  7  von  oben,  links.  Fortsetzung  der  Klammer: 

7.  Dd3  de,  8.  Dc4  Le6,  9.  Da4t  c6,  10.  Se2?  [10.  c3]  Lc5,  11.  c3  b5,  12.  Ddl 
Dh4t  aufgegeben:  Partie  Englund— E.  Cohn,  Barmen  1905.) 

Seite  209,  Zeile  8  von  oben,  links.  Nachtrag  zum  Zuge  7.  bc. 

(Beachtenswert  geschah  statt  dessen  in  einer  Partie  Potem  k  i  n— Sery,  Prag 
1923:  7.  Lc6:  bc,  8.  Dc3:  Ld7  [wenn  8.  .  .  .  Dh4t  so  9.  Kfl!  Am  besten  ist  vielleicht 
8.  .  .  .  c5],  9.  Se2  Dh4t  10.  Sg3  Le7,  11.  0-0  0-0,  12.  d4  f6,  13.  Tf4  Dh6.  14.  e6!  Auf- 
gegeben, denn  Figurverlust  unvermeidlich.) 

Seite  209,  Zeile  30  von   oben,   links.  Statt  des  Wortes  „beidemale" 

einschieben: 

bezw.  nach  Steinitz  11....  Lg4,  12.  Sd4  c5,  13.  Sb5  Kd7  usw.,  allemale  jedoch 
Seite  209,  Zeile  1  von  oben,  rechts.  Als  Absatz  b)  voranstellen: 

b)  5.  .  .  .  Sc3:  6.  de  (in  einer  Gastpartie  Hromadka-Dr.  Fick,  Prag  1923, 
geschah  6.  bc)  6.  .  .  .  Le7  (vielleicht  hier  6.  .  .  .  Dn4t  7.  g3  De4t),  7.  Ld3  (schwächer 
geschah  in  der  Olympiadenpartie  Hromadka— Mattison,  Paris  1924:  7.  Lf4  0—0, 
8.  0—0  c6,  9.  Ld3  Sbd7,  10.  Sh3?  [10.  Sge2]  Sc5!  mit  besserem  Endspiel  für  Schwarz, 
da  Be5  andauernd  schwach  bleibt)  7.  .  .  .  0-0,  8.  Dh5  g6,  9.  Dh6  nebst  Sf3. 

c)  5.  .  .  .  f5  usw.  wie  im  Buche. 

Seite  209,   Zeile  12  von  oben,   rechts.    Nachtrag  zum  Zuge  8.  Dg3. 

(In  einer  Klubturnierpartie  Torre— Smirka,  Brooklyn  1925,  geschah  gar  8.  Df2 
Sc6,  9.  Sf3,  worauf  statt  9 Lc5,  10.  Lb2!!  Schwarz  eben  mit  9.  ...  de  das  Bauern- 
opfer annehmen  sollte.) 

Seite  209,  Zeile  9  von  unten,  rechts.  Nachtrag  zu  5.  ..  .  Sc6?  6.  dS. 

Am  besten  ist  6.  d4.  Gut  geschah  auch  in  einer  Partie  Dalmy-  Grünfeld, 
Debreczen  1924:  6.  Lb5  Ld7,  7.  0-0  0—0,  8.  Del  usw.  Zu  einem  bekannten  Opfer- 
motiv führte  dagegen  Partie  F.  Lazard— R.  Crepeaux,  Straß bourg  1924:  6.  Le2? 
Lc5!  7.  d4  [7.  Tfl  Se5:!]  Sd4:!  8.  Sd4:  Dh4t  9.  g3  Sg3:!  10.  Sf3  [auch  nach  10.  hg 
Dhl:t  11.  Lfl  Lh3,  12.  Df3  Di\:f  13.  Dfl:  Lf  1 :  14.  Sb3  Lb4!  15.  Kfl:  Lc3:  16.  bc 
0-0-0  bleibt  Schwarz  im  Vorteil],  10.  .  .  .  Lf2t  11.  Kf2:  Se4t  12.  Ke3  Df2t  [oder 
auch  12.  .  .  .  Dh6t  13.  Sg5  Dg5:  14.  Kd4  Dh4  usw.,  wie  dies  bereits  in  einer  Partie 
1909  vorgekommen  war],  13.  Kd3  Lf5,  14.  Dgl  [verhältnismäßig  am  besten  war 
14.  Se4:]  14.  .  .  .  SgSf  und  Weiß  gab  auf. 

Seite  209,  Zeile  6  von  unten,  rechts.  Fortsetzung  der  Klammer. 

—  Fraglich  ist  schließlich  das  Provokationsmanöver  5.  .  .  .  Lc5,  6.  d4  Lb4,  vgl. 
Partie  Dr.  Vajda— L.  Steiner,  Raab  1924:  7.  Ld2  c5,  8.  a3  La5,  worauf  statt  der  Ab- 
wicklung 9.  Se4:  wohl  9.  LbSf  am  Platze  war,  oder  noch  schärfer  Klubturnierpartie 
Behting-Kupffer,  Riga  1925:  7.  Dd3  c5,  worauf  statt  8.  Le2  nach  Emmr.  König  8.  Ld2! 

0-0   [8 Lf5,   9.  Db5t],   9.  Se4:  de,    10.  De4:  Ld2:t    11.  Sd2:  Dd4:    12.  Ld3!   mit 

Entwicklungsvorsprung  geschehen  könnte.) 

Seite  212  bis  236. 

Warum  wir  uns  erlaube  haben,  dem  Königsgambit  in  unserer  nüchternen  Zeit 
so  viel  Aufmerksamkeit  einzuräumen?  —  Wie  in  Asien  die  Wiege  der  Menschheit  zu 
suchen  ist,  so  darf  man  auch  diese  Eröffnung  als  „Wiege  des  Schachspiels"  bezeichnen! 
Es  gibt  ja  nur  einen  einzigen  wirklichen  Schachzug  und  das  ist  2.  f4!  Alles  andere 
sind  bloße  Schachzügelchen,  Palliativmittel  des  Kampfes. 


-  471   - 

Im  übrigen  ist  der  Kalvarienweg  der  „klassischen"  Gambitverteidigung  bereits 
in  den  Monumentalwerken  von  Bilguer,  Cordel  und  CoUijn  verzeichnet,  so  daß  wir 
uns  darauf  beschränken  konnten,  nur  einige  in  letzter  Zeit  bevorzugte  Fortsetzungen 
unter  die  kritische  Lupe  zu  nehmen  .  .  . 

Seite  212,  Zeile  10  von  unten,  links.  Nachtrag  zu  3....  g7 — g5. 

Eine  interessante  Neuerung  geschah  in  der  Konsultationspartie  Reti  und 
Dr.  Oskam—Wolf  und  Meergrün,  Wien  1921:  3.  .  .  .  hO  mit  der  Idee,  auf  4.  d4  mit 
4. . . .  g5  und  auf  4.  h4  mit  4. . . .  Sf6  nebst  Sh5,  also  unter  Ausschaltung  der  Allgaier- 
Möglichkeit,  fortzufahren. 

Seite   212,  Zeile   5   von    unten,   links.    Fortsetzung   der  Klammer  zu 

5.  Sc3. 

Nach  Claparede  ist  5.  d4  Sd5:  H.  Lc4  Lb4t  7.  Cv3  Le7,  8.  De2  usw.  mit  gleichem 
Spiel  die  zweckmäßigste  Fortsetzung.) 

Seite  213,  Zeile  29  von  oben,  links.  Fortsetzung  der  Klammer  zu  4.  c3. 
vgl.  Konsultationspartie  Filep   und  Töth— Grünfeld   und  Patay,    Egerlövö  1924: 
5.  Sc3  Lb4,    6.  Kdl  d4,    7.  Sb5  d3!   zugunsten  von  Schwarz.    Am   besten  für  den  An- 
ziehenden war  wohl  5.  Sf4:  Sb4,  6.  Sa3.) 

Seite   213,   Zeile    16   von   unten,   links.   Nach    dem   Worte  „Zentral- 
stellung" einfügen: 
oder  auch  4.  .  .  .  Ld6,  5.  De3  Sf6,  (3.  Le2!  nebst  d4. 

Seite  213,  Zeile  13  von  unten,  rechts.  Fortsetzung  des  Absatzes: 

Beachtenswert  ist  an  der  Textstelle  8.  b4.  In  einer  Klubturnierpartie  O.  C.  Müller— 
R.,  London  1921,  folgte:  8.  (b4)  a5,  9.  b5  Sc  e7,  10.  Db3  d5,  11.  ed  a4,  12.  Dc2  Sd5: 
13.  Telf  Le6,  14.  Te6:t  fe,  15.  Dgßf  Kf8,  16.  LaSf  Sge7,  17.  De6:  c6,  18.  Sbd2 
(endlich  ist  die  weiße  Entwicklung  vollendet)  De8,  19.  Tel  Se3,  20.  Te3:  (jeder  Turm- 
schritt ein  Opfer!)  fe,  21.  DfSf  aufgegeben. 

Seite  216,  Zeile  2  von  oben,  rechts.  Vor  dem  Sternzeichen  einfügen: 

da  sie  den  vereinfachenden  Figurenanprall  im  Zentrum  (d7— d5,  ed,  Sd5:,  Ld5:, 
Dd5:  usw.)  vermeidet. 

Seite  216,  Zeile  30  von  unten,  rechts.  Nachtrag  zum  Zuge  5.  d4. 

z.  B.  5. . . .  de,  6.  de  Dh4t  7.  Kf  l  Lc5,  8.  Sh3  Le3,  9.  Sc3  Le6,  10.  Dd3!  [farblos 

10.  Del  und  zweckwidrig  Partie  Mieses— Maröczy,  Wien  1903:  10.  Sd5  Ld5:  11.  Dd5: 
Sc6  usw.  zugunsten  von    Schwarz]    10.  .  .  .  Sc6  [10.  .  .  .  Lei:   11.  Db5f  nebst    Db7:], 

11.  Sb5  [übereilt  wäre  11.  Le3:  fe,  12.  De3:  0-0-0  usw.]  11.  .  .  .  Tc8,  12.  Le3:  fe, 
13.  De3:  Sge7,  14.  Sf4  [14.  Dg5  Sg6!]  14. . . .  Sd5,  15.  Sd5:  Ld5:  16.  Tdl  Lc4,  17.  Sd4  usw. 
mit  erstarktem  Freibauer  —  oder  Partie  Bird— Burn,  London  1889:  5. . .  .  Dh4t  6.  Kfl 
Sc6,  7.  Sf3  Dh6,  8.  Lb5  zugunsten  von  Weiß.  In  einer  schönen  Partie  Bird— Max  Weiß, 
New-York  1889,  geschah  übrigens  mit  gutem  Erfolg  5.  Sf3,  vgl.  Bilguer,  8.  Aufl.,  S.  777. 

Seite  216,  Zeile   17  von  unten,  rechts.  Nach  8.  Dd2:  einschieben: 
bezw.  7.  .  .  .  Se4,  8.  Sf3! 

Seite  216,  Zeilen  6  von  unten,  rechts.  Zum  Zuge  16.  Lf5. 
(Besser  immerhin  16.  Se4  f5,  17.  Seg5.) 

Seite  217,  Zeilen  22  und  23,  von  oben,  links.  Dieser  Schlußteil  der 
Klammer  soll  lauten: 

11.  Sg5Jbesser  und  einfacher  11.  Se7:t  Se7:!  12.  Lg5]  g6,  12.  Se7:t  Se7:,  worauf 
13.  Lb3!  mit  Überlegenheit  für  Weiß  folgen  sollte.  Statt  dessen  geschah  im  Opferstile 
13.  Sf7:  Tf7:!  H.  Lf7:  Kf7:  15.  Lg5  Sg8,  16.  Tf6:t!  Sf6:  17.  Tfl  Lf5,  18.  Db3t  Kg7, 
19.  g4  h6,  20.  Lf6:t  Df6:  21.  gf  Dd4:t  22.  Tf2  Ewigschach.) 

Seite   219,   Zeile  5  von    unten,    links.   Fortsetzung   der   Klammer  zu 
4.  .  .  .  Sf6. 
vgl.  aber  hiezu  Lewits  Idee  5.  c3  Lg4,  6.  d4  ed,  7.  0-0  dcf  8.  Khl  usw.) 


-  472  - 

Seite  219,  Zeile  22  von  oben,  rechts.  Zum  Zuge  6.  ...  Lf3: 

(Wegen  des  Tarrasch-Zuges  6.  .  .  .  Le6  vgl.  unten  Anmerkung  zum  6.  Textzuge 
von  Schwarz.) 

ibid.  Zum  Zuge  7.  .  .  .  Sd4. 

(In  Betracht  kommt  auch  die  Svenonius-Wendung  7.  .  .  .  ef,  8.  Dg7:  Df6,  bezw. 
8.  Df4:  Df6,  9.  Dg3  Dg6.) 

Seite  220,  Zeile  17  von  unten,  links.  Zum  Zuge  10.  Sc5: 

[Nach  Aljechins  Analysen  ist  hier  das  Opfer  10.  Lf7:f !  sehr  stark  und  überhaupt 
7.  Sa4  als  beste  Fortsetzung  zu  betrachten.] 

Seite  220,  Zeile  8  von   unten,  links.    Nach  dem  Zuge  8.  ...  de  ist 
einzuschieben: 

9.  0-0  De7,  10.  h3  Lf3:  11.  DfS:  0-0,  12.  Le3  ef,  13.  Df4:  Se5,  14.  Lb3  (II.  Match- 
partie Aljechin —Teichmann,  Berlin  1921),  bezw.  gar  usw.  wie  im  Buche. 

Seite  220,  Zeile  8  von    oben,   rechts.  Nach  10.  .  .  .  0—0  ist  einzu- 
schieben: 
[Oder    Freipartie    Aljechin  -  Tenner,    Köln    1911:    10.    ...    Se5,    11.  Se5:  Le5: 

12.  Lf7:t!  Ke7,  13.  Lc5:t  Kf6,  14.  O-Of  Ke5,  15.  Tf5#.] 

Seite  220,  Zeile  25  von  oben,  rechts.   Ergänzung  des  ersten  Absatzes: 
bezw.  (und  nach  Dr.  Claparede  am  besten)  9.  Lb5  mit  Ausgleich. 

Seite   220,    Zeile   23    von   unten,   rechts.    Fortsetzung   der   Klammer 
zu  11.  .  .  .  Kd7. 

c6,  worauf  nach  J.  H.  Blakes  Analysen  15.  Tf6:!!  Lf6:  16.  Lf6:  in  allen  Varianten 
zum  Gewinn  führt  [z.  B.  16.  .  .  .  Dd6,  17.  Sb5,  bezw.  16.  .  .  .  Dd4,  17.  Lf7:t!  Tf7: 
18.  DgSf  usw.],  während  15.  Lf6:  Lf6:  16.  Df6:?  Df6:  17.  Tf6:  b5!  für  Schwarz  günstig 
verläuft*)  und  auch  16.  Tf6:  Dd7,  17.  Te5  0-0-0   nichts  Zwingendes  für  Weiß   e.gibt.) 

Seite  221,  Zeile  4  von  oben,  rechts.  Als  neuen  Absatz  beifügen: 

In  einer  Matchpartie  Mieses— Leonhardt  1905,  wo  12.  a4  zuerst  angewandt 
wurde,  folgte  übrigens  das  Verlegenheitsmanöver  12. .  .  .  Sh5,  13.  Dg4  usw.  mit  vorteil- 
haftem Spiel  für  Weiß. 

Seite  223,   Zeile  1   von   unten,   rechts.   Nach   den  Worten   „zu  emp- 
fehlen" ist  folgende  Klammer  einzufügen: 
(z.  B.  Partie  Reti  — Speyer,  Rotterdam  1919:   8.  .  .  .  Sge7,  9.  f5!  Sa5,  10.  Ld3 

c5,  11.  0-0  cd,   12.  Sd5!  f6,    13.  Sg5!!  0-0,    14.  Dh5!  fg,    15.  Lg5:  Tf7,  16.   Se7:t  Te7: 

17.  Dh4  Sc6,  18.  Lc4t  Kh8,  19.  f6  gf,  20.  Lf6:  aufgegeben.) 

Seite  224,  Zeile  20  von  oben,  rechts.  Als  nächsten  Absatz  einfügen: 

c)  Partie  Spielmann— Rubinstein,  Triberg  1921:  7.  . .  .  d3,  8.  Lg5!  (schwach  wäre, 
wie  Dr.  Claparede  in  der  „Deutschen  Schachzeitung"  1921  ausführt,  8.  Dd3  oder  8.  e5) 
Sf6,  9.  e5  h6,  10.  Lh4  g5,  11.  ef  gh,  12.  Se5  usw.  zugunsten  von  Weiß. 

d)  In  Betracht  käme  schließlich  7. . .  .  Sc6  usw.  der  Buchtext  der  Zeile  22. 

Seite  224,  Zeile  9  von  oben,  rechts.  Beifügen: 

und  viel  zu  verwegen  5.  d4  Lf3:!  6.  gf  Dh4t  7.  Ke2  Lb6!  8.  Sa3  f5!  (Matchpartie 
Dr.  Lasker— Janowski,  Paris  1910)  zugunsten  von  Schwarz. 

Seite  228,  Zeile  2  von  oben,  links.  Zum  Zuge  8.  Sc3. 

[In  seiner  1924  erschienenen  Monographie  „Moderne  Ablehnung  des  Königs- 
gambits" setzt  übrigens  Dr.  v.  Claparede  mit  8.  Sd2  Sc6,  9.  Sdf3  De6,  10.  Le3  zu- 
gunsten von  Weiß  fort.] 


*)  Vgl.  Partie  N.— Hutterloh,  Gelsenkirchen  1923:  18.  Sb5:  (ein  Notopfer)  cb, 
19.  Lb5t  Ke7,  20.  Tf5  f6,  21.  Kcl  (auch  nach  21.  Lc4  Tac8!  22.  Kd2  Tc4:!  23.  de  Td8t 
24.  Kcl  Td4  bleibt  Schwarz  im  Vorteil)  Tac8t  22.  Lc4  Tfd8,  23.  Tf3  Td3:!  24.  Td3: 
Tc4:t  25.  Tc3  Te4:  26.  b3  Te2  und  gewinnt. 


473 


Seite   228,    Zeile  30  von  oben,  links.  Als  weitere  Absätze    einfügen: 

f)  4.  .  .  .  Ld7  wegen  5.  Lc4; 

g)  4.  .  .  .  Sh6  wegen  5.  Sc3!  (5.  Lc4  f6!)  Dcl4,  6.  De2  f5,  7.  Dc4  mit  Bloßlegung 
der  schwarzen  Königsstellung; 

h)  schließlich  usw.  der  Buchtext. 

Seite  228,   Zeile  29  von   oben,   rechts.   Fortsetzung  der  Klammer  zu 

4.  .  .  .  Sf6. 

Auf  4. .  .  .  Sc6  ist  5.  Lb5  de,  6.  De4:t  De7,  7.  Sc3  Sf6,  8.  De3  Sg4,  9.  De2  usw. 
mit  Beibehaltung  eines  kleinen  Entwicklungsvorsprunges  für  Weiß  zu  empfehlen.) 

Seite  229,  Zeile  16  von  oben,  rechts.  Fortsetzung  der  Klammer: 

z.  B.  Partie  Reti— Grünfeld,  Kaschau  1918,  5.  .  .  .  Sf6,  6.  d4  Sd5:  [besser  wohl 
Ld6],  7.  Sd5:  Dd5:  8.  c4!  Dh4t  [oder  Partie  Schlechter— Mieses,  Wien  1903:  8.  .  . .  De4t 
9.  Kf2  Lf5,    10.  c5  Le7,    11.  Lc4:],   9.  Kf2  Le7,   10.  Lf4:  0-0,    11.  Ld3  Lg4,   12.  h3  Le6, 

13.  Dc2  h6,   worauf    statt  der  ausgleichenden  Wendung  14,  Tael  Sd7,  15.  Del  TfeS, 

16.  g4  Dd8!  usw.  sofort  14.  Del!  mit  der  Drohung  Lh6:  den  weißen  Vorteil  festhalten 
konnte.) 

Weitere  Nachträge  zu  den  offenen  Spielen. 

Eingeschränktes  Königsläuferspiel.  Gegen  das  sog.  Hanham-System  im 
Anzüge  1.  e4  e5,  2.  Sf3  Sc6,  3.  Le2  Sf6!  (3.  .  .  .  Lc5,  4.  Se5:),  4.  d3  d5,  5.  Sbd2  kam 
in  einer  Partie  Tartakower— Bogoljubow,  London  1922,  ganz  gut  das  Doppelfianchetto 
zur  Anwendung:  5.  .  .  .  gß  (ansonsten  Tartakower— Reti,  Teplitz  1922:  5.  .  .  .  Ld6, 
bezw.  Maröczy— Marco,  Haag  1921:  5....  Lg4.  Am  besten  vielleicht  5....  Le7),  6.  c3 
Lg7,  7.  Dc2  (logischer  7.  0-0)  0-0,  8.  Sfl  b6,  9.  Sg3  Lb7,  10.  h4?  (gut  war  10.  h3)  h5! 
und  Schwarz  kam  in  Vorteil. 

Unregelmäßiges  Königsspringerspiel.  Gegen  das  von  Maröczy  gepflegte 
Zentralgambit  im  Nachzuge:  1.  e4  e5,  2.  Sf3  d5  folgte  in  einer  Partie  Holzhausen— 
Becker,  Frankfurt  a.  M.  1923:  3.  ed  (auch  3.  Se5:  de,  4.  d4!  kommt  in  Betracht)  e4, 
4.  De2!  Sf6  (besser  jedenfalls  4.  .  .  .  De7,  5.  d4  Sf6,  6.  Sc3),  5.  d3  Le7,  6.  de  0-0, 
7.  Sc3  Te8,  8.  Dc4!  c6,  9.  Le3!  und  Weiß  siegte  im  23.  Zuge.  —  Gegen  das  „Gambit 
im  Nachzuge"  1.  e4  e5,  2.  Sf3  f5  ist  nach  Grünfelds  Forschungen  weder  3.  ef  e4, 
4.  Se5  Sf6  usw.  noch  3.  Lc4?  fe,  4.  Se5:  d5!  usw.  noch  endlich  3.  d4  fe,  4.  Se5:  Sf(3  usw. 
(Partie  Te  Kolste— Spielmann,  Baden-Baden  1925),  sondern  einzig  und  allein  3.  Se5:! 
Df6,  4.  d4  d6,  5.  Sc4  fe,  6.  Sc3  c6,  7.  d5  mit  Vorteil  für  Weiß  verbunden. 

Offenes  Fianchettospiel.  Nach  1.  e4  e5  hat  sich  schon  mancher  apart  aus- 
sehende Versuch  (wie  z.  B.  Alapins'  2.  Se2,  Kieseritzkys  2.  c3  usw.)  als  spielbar  er- 
wiesen; beachtenswert  ist  ferner  2.  g3,  über  welchem  Zuge  ein  Abglanz  der  Lasker- 
schen  Überzukunftseröffnung  (1.  g3?!)  liegt.  Vgl.  hiezu  folgende  Partie  Soyka— Kolta, 
Wien  1924:  1.  e4  e5,  2.  g3  g6  (zu  untersuchen  wäre:  I.  2.  .  .  .  d5,  3.  ed  Dd5:  4.  Sf3 
De4t  5.  Le2  Sc6,  (3.  Sc3  Dg6  usw.;  II.  2. .  . .  Sf6,  3.  Lg2  d5,  4.  ed  Sd5:  5.  Se2  usw.; 
111.  2. . . .  Lc5,  3.  Lg2  Sc6,  4.  Se2  Sf6  usw.;  IV.  2. . . .  Sc6.  —  In  einer  Partie  Runschunder— 
Green,  s.  „Deutsche  Schachzeitung"  ex  1859,  folgte  3.  Lg2  Lc5,  4.  c3  Sf6,  5.  b4  Lb6  usw.), 
3.  Lg2  Lg7,  4.  Se2  Se7,  5.  d3  Sc6  (genug  des  Nachahmens!),  6.  0-0  0-0,  7.  f4  (in  der 
Ermöglichung  dieses  Vorstoßes  liegt  der  philosophische  Sinn  der  ganzen  Eröffnung) 
7.  . .  .  ef,  8.  Lf4:!  Lb2:  9.  Sd2  Lal:  10.  Dal:  f6,  11.  Lh6  Tf7,  12.  Tf6:  De8,  13.  Sf3  Tf6: 

14.  Df6:  Df7,  15.  Dc3  d5,  16.  Sg5  d4,  17.  Sd4:  Df6,  18.  Sc6:!!  aufgegeben. 

* 

Halboffen. 

Seite  243,  Zeile  22  von  oben,  links.  Zum  Zuge  4.  .  .  .  c5. 

(Oder  Olympiadenpartie  Hromadka— Marin,  Paris  1924:  4.  .  .  .  e5,  5.  Sf3  Sc6, 
6.  a3  Sf6,  7.  g3  d6,  8.  Lg2  Le7,  9.  0-0  0-0,  10.  h3  h6,  11.  Dc4!  mit  Vorteil  für  Weiß.) 

Seite  244,  Zeile  4  von  oben,  rechts.  Nachtrag  zum  Zuge  4.  .  .  .  ed! 

Wegen  4.  .  .  .  Dd5:   vgl.  folgende  Matchpartie  Dr.  Arthur  Kaufmann  — Reti, 

Wien  1915:  5.  Sc3?!  Dd4:  6.  Sf3  Dd8,  7.  Lf4  Sf6,  8.  De2  Sc6,  9.  9-0  Ld6,  10.  Ld6:  Dd6: 

11.  Tadl  Df4,    12.  Se4  Se4:    13.  Le4:  0-0,    14.  Tfel  Dc7,    15.  Dc4!  b6,    16.  Td3  Lb7? 

17.  Lh7:t  Kh7:  18.  Dh4t  Kg8,  19.  Sg5  aufgegeben,  denn  z.  B.  19.  .  .  .  Tf  d8,  20.  Dh7t 
Kf8,   21.  Dh8t  Ke7,   22.  Te6:t  fe,   23.  Dg7:t  Ke8,  24.  DgSf  Ke7,  25.  Df7#. 


-  474  - 

Seite  245,  Zeile  26  von  oben,  links.  Nachtrag  zum  Zuge  4.  .  .  .  b6. 
Vgl.  liiczu  folgende  Freipartie  Sämisch  — Selesniew,  Berlin  1922:  5.  Sf3  Lb7, 

6.  Ld3  bbdT,  7.  De2  Sf6,  8.  Se5!  [gut  auch  8.  SfHif  gf,  9.  Le4']  8.  .  .  .  Le7  [oder 
Blindpartie  Sämisch— X.,  Karbitz  1923:  8. . .  .  c5,  9.  Lgo  h6,  10.  Lf6:  Sf6:  11.  Lböf  Ke7, 
12.  Sg3  Tc8?  13.  #  in  drei  Zügen,  bezw.  Simultanpartie  Sämisch— Y.,  Laun  1924: 
8. . .  .  De7,  9.  ü-ü  h6,  10.  Sg3  a6,  11.  Ld2  Dd6,  12.  c4  Dd4:  13.  Lc3:  Df4,  14.  Tel  Le7, 
15.  Sf7:  Sco,  16.  Sh8:  0-0-0,  17.  8g(3  Dd6,  18.  Se7:t  De7:  19.  Lc2  und  gewinnt],  9.  Sf7:! 
Kf7:  10.  Sg5t  Ke8,  11.  Se6:  Db8  [oder  Blindpartie  Sämisch— Z.,  Saaz  1923:  11.  .  .  .  Dc8, 

12.  Sg7:t  Kf7,    13.  DeÖf  Kg7,    14.  De7t  Kg8,    15.  #  in   vier   Zügen],    12.  Sg7t  Kd8, 

13.  Se6t  Kc8,  14.  Lg5  Te8,  15.  0-0-0  Ldt5,  16.  Lf6:  Sf6:  17.  Lf5t  Sd7,  18.  Dg4  c6, 
19.  Sc5!  bc,  20.  de  aufgegeben. 

Seite   245,    Zeile    15  von    unten,   rechts.   Nachträgliches    zum    Zuge 
6.  Sge2. 

Vgl.  Partie  Rubinstein— Przepiörka,  Meran  1924:  6.  .  .  .  0-0,  7.  0-0  c6  (oder 
Berger— Duprev:  7.  .  .  .  Sc6,  8.  Lgo  Le7,  9.  f4  usw.,  am  besten  ist  7.  .  .  .  Te8,  8.  Lg5 
Le7,  9.  Sf4  Sbd7,  10.  Tel  h6),  8.  Lg5  Ld6    (oder  Berger— Noa,  Frankfurt  a.  M.  1887: 

8.  .  .  .  Te8,  9.  Sg3,  bezw.  Maröczy— Showalter,  London  1899:  8.  .  .  .  Sbd7,  9.  Sg3, 
bezw.  auch  8. .  . .  Lg4,  9.  f3  Lh5,  10.  Sg3),  9.  f4  Sb  d7,  10.  Sg3  mit  herauskristallisiertem 
Stellungsvorteil  für  Weiß. 

Seite  246,  Zeile   10  von  oben,  links.  Fortsetzung  der  Klammer: 

z.  B.  Partie  Spielmann— Sämisch,  Wiesbaden  1925:    5.  .  .  .  Sc6,   6.  Sge2  Sge7, 

7.  0-0  Lf5  [statt  des  ruhigen  7 0—0],  8.  Sg3  Ld3:  [statt  des  zäheren  8.  .  .  .  Lg6], 

9.  Dd3:  Dd7,  10.  Sce2  0-0,  11.  b3  Ld6,  12.  f4  f5  usw.  mit  etwa  gleichem  Spiel.) 

Seite   246,  Zeile   17  von  oben,  links.  Zum  Zuge  7.  Sg3. 

(oder  Partie  Dr.  Krause— Nimzowitsch,  Nordingborg  1924:  7.  Lf4  Lg6,  8.  Lg6: 
hg,  9.  Dd3  a6!  10.  O-C-3  Sbc6=) 

Seite  246,  Zeile  12  von  unten,  links.  Fortsetzung  der  zitierten  Partie 
Post — Moritz: 

13....  Kh7,  14.  h5  Ld6,  15.  hgf  fg,  16.  Dh3t  Kg8,  17.  De6t  Kh7,  18.  Lgo  Dg5: 

[18 Lh2:t  19.  Kh2:  Dg5:  20.  Thl],  19.  Dd6:  Tf7!  20.  g3  Sd7,  21.  Sf4  Sf6,  22.  Kg2 

TeS,  23.Tael!  Se4!  24.Te4:!  de,  25.Thlt  Kg8,  26.  Sg6:  Tf2:t  27.  Kf2:  Dd2t  28.  Kfl 
Ddlf  29.  Kg2  Dd2t  30.  Kh3  Dh6t!  Ewigschach. 

Seite  246,  Zeile  6  von  oben,  rechts.  Nach  dem  Worte    „vergleiche" 
einfügen: 

a)  4.  Ld3,  Klubturnierpartie  Cort  van  den  Linden— de  Bruin,  Haag  1924:  4.  Ld3 
c5,  5.  Sf3  (zwingender  geschah  in  einer  Matchpartie  Dr.  Gruber— Becker,  Wien  1923: 

5.  a3)  5.  .  .  .  c4?  6.  Le2  de,  7.  Sd2  Dd4,  8.  0-0  e3,  9.  fe  De3:t  10.  Khl  Lc3:  11.  bc 
Dc3:  12.  Sc4:  Sf6,  13.  Lb2  Db4,  14.  La3!  Da4,  15.  Sdßf  Kd8,  16.  Sb5t  Ke8,  17.  Sc7# 
(ein  reines  Matt!) 

b)  4.  e5,  Partie  usw.  der  Buchtext  Zeile  7. 

Seite   246,  Zeile  11  von   oben,   rechts.  Fortsetzung  der  Klammer  zu 
4.  .  .  .   c5! 

—  In  Betracht  kommt    aber  auch    4.  .  .  .  f6,    z.  B.    nach    Aljechin    5.  Dg4  De7! 

6.  f4  Sh6,  7.  Dh3  Sf5,  8.  Sf3  c5  usw.) 

Seite  246,  Zeile  15  von  oben,  rechts.  Zum  Zuge  8.  .  .  .  Se7. 

(Nachträglich  schlägt  Maröczy  8.  .  .  .  Dc3:t  9.  Ld2  Dc7,  10.  Ld3  Sc6,  11.  De2 
f6!  12.  ef  Sf6:  usw.  als  für  Schwarz  sehr  gut  spielbar  vor.) 

Seite  246,  Zeile  7  von  unten,   rechts.  Zum  Zuge  7.  .  .  .  Db6! 

(Schwächer  Partie  S.  R.  Wolf— Spielmann,  Wien  1923:  7.  .  .  .  Le7,  8.  Sf3  0—0, 
9-  g3  f6  [ganz  zurückhaltend  Maröczy— Dr.  Lasker,  New-York  1924:  9.  .  .  .  cd,  10.  ed 
Sb6],  10.  Lh3  usw.  mit  weißer  Initiative.) 

Seite  247,  Zeile  19  von  unten,  links.   Zum  Zuge  5.  .  .  .  Le7. 

[Oder  Spielmann— Tartakower,  Wien  1923:  5.  .  ,  .  b6.  Auch  nach  dem  von 
Rubinstein  empfohlenen  o.  .  .  .  Sc3:  6.  bc  c5,  7.  Ld3  steht  wohl  Weiß  besser.  Tragisch 


—  475    - 

endete  ferner   Partie  Nimzowitsch— Alapin,    Petrograd  1913:    5.  .  .  .  c5,   6.  Sd5:  Dd5: 

7.  Le3!   cd,   8.  Sd4:!    a6?    9.  Le2   Dg2:    10.  Lf3    Dg6,    11.  Dd2    e5,    12.  Ü-Ü-Oü  ed, 
13.  Ld4:  Sc6,  14.  Lf6!!  Df6,  15.  Thelf  Le7,  16.  Lcöif  Kf8,  17.  DdSf!  Ld8:  18.  Te8#.] 

Seite  247,  Zeile  8  von  unten,  links.  Fortsetzung  der  Klammer: 

Z.  B.  Aljechin-Tartakower,  Budapest  1921:  7.  Ld3  0-0,  8.  0-0  b6,  9.  De2  Lb7, 
bezw.  Bogoljubow— Tartakower,  ibid.:  7.  c4  Sf6,  8.  Sc3  0—0,  9.  c5  e5!  usw.) 

Seite  247,  Zeile  19  von  oben,  rechts.  Nach   „usw."  einfügen: 

auch  8.  .  .  .  Lf5?  9.  Sg3  Lg6,  10.  f4!  [zweite  Matchpartie  Spielmann— Allan 
Nielson,  Göteborg  1925]  sowie  die  Maröczy-Wendung  8. . . .  Se8,  9.  Lc6:  bc,  10.  Le7: 
De7:  11.  Sa4!  usw.  für  Schwarz  wenig  ratsam,  dagegen  usw.  der  Buchtext. 

Seite  247,  Zeile  1  von  unten,  rechts.   Beifügen: 

Z.  B.  6.  Le7:  De7:  7.  Dd2  Db4  (Verwickelter  7.  .  .  .  0-0,  8.  Ld3,  Reti— Breyer, 
Debreczen  1913),  8.  Sd5:  Dd2:  usw.  mit  Ausgleich  (Partien  Schlechter— Spielmann 
und  Schlechter— Maröczy,  San  Sebastian  1911). 

Seite  248,  Zeile  24  von  oben,  rechts.    Fortsetzung  der  Klammer: 

Dieses  Gegenspiel  kam  jedoch  in  der  Schönheitspartie  L.  Steiner— Maröczy, 
Raab  1924,  wenig  zum  Vorschein:  12.  Sf3  b5,  13.  Tbl  Sc6,  14.  Le2  [präziser  14.  Sc2, 
um  zunächst  den  S  zu  entsetzen]  0—0,  15.  0—0  f6  [zweckmäßiger  Partie  Vajda— 
Przepiörka,  ibid.:  15.  .  .  .  Tf  b8.  Am  besten  ist  aber  15.  .  .  .  Tfe8],  16.  ef  gf,  17.  Sc2 
Dd6?  [geboten  war  Kh8],  18.  f5!  und  Weiß  gewann.) 

Seite  249,  Zeile  15  von  oben,  links.  Zum  Zuge  8.  f4! 

[Farbloser  ist  8.  Sf3   oder  vierte  Matchpartie   Sterk— Maröczy,    Budapest  1917: 

8.  Sce2  c5,  9.  c3  f6,  10.  f4  cd,  11.  cd  fe,  12.  de  Db4t  13.  Dd2  Sde5:!   usw.] 

Seite  250,  Zeile  8  von  oben,  links.  Zum  Zuge  11.  .  .  .   Sf6: 

[Schärfer  ist  Linienöffnung  durch  11....  gf,  vgl.  Fernpartie  Ehms -Godai  1924: 
12.  Lg2  Sb6,  13.  0-0-0  Sc4,  14.  De2  cd,  15.  Sd4:  Db4,  16.  Sb3  Kh8,  17.  Ld5:  ed, 
18.  Sd5:  Da4,  19.  Sc3  Db4!  20.  Sd5  Da4.  Remis  durch  Zugwiederholung.  —  Nichts 
Klares  hätte  statt  des  Läuferopfers  auch  17.  f5  Sa5!  18.  Sbl!  e5,  19.  Ld5:  Lf5:  usw. 
ergeben.] 

Seite    253,    Zeile    20    von    oben,    rechts.    Ergänzung    der    eckigen 
Klammer: 

Daß  jedoch  auch  diese  Wendung  für  Schwarz  gefahrvoll  ist,  zeigt  Partie 
Krejcik-RoUer,  Wien  1917:  14.  Sg5!  ef,  15.  Sd5:  Dc5,  16.  Se6!  Dc2,  17.  Dg5! 
De4,  18.  Kd2  ScO,  19.  Dgöf!  hg,  20.  ThSf  Sf8,  21.  Tf8:t  Kd7,  22.  Sc5#] 

Seite  254,  Zeile  30  von  oben,  links.  Fortsetzung  der  Klammer: 

oder  nach  Maröczy  9.  ef  Sf6:  10.  Lf6:  Lf6:  11.  0-0-0  Sd4:  und  Weiß  hat  für 
den  eingebüßten  Bauer  eine  gute  Angriffsstellung.) 

Seite  254,  Zeile  31  von  oben,  links.  Zum  Zuge  8.  .  .  .  Kf8. 

(Maröczy   zieht    in    „Kagans   Supplement"    1924  auch   8.  .  .  .   g6,    9.  Lg6:t  hg, 

10.  Dh8:t  Sf8  in  Betracht,  worauf  jedoch  Aljechin   im  New-Yorker  Turnierbuch    mit 

11.  hg  Lg5:  12.  Th7!  usw.  erwidert.) 

Seite  254,  Zeile  33  von  oben,  links.  Zum  Zuge  11.  Lh7: 

(Noch  stärker  ist  nach  Aljechin  11.  Sh3!  Kg8,  12.  ef  Lf6:  13.  Sg5!  bezw.  11.... 
De8,  12.  Dh4:  Kg8,  13.  ef  Lf6:  14.  Tf6:!  gf,  15.  Df6:  usw.  mit  vielversprechendem 
Angriff.) 

Seite  254,  Zeile  11  von  unten,  rechts.  Zum  Textzuge  18.  ...  Sb8 — c6. 

Hier  bot  vielleicht  18. . . .  a5  etwas  mehr  Gegenspiel.  [Maröczy  in  „The  Hastings 
Observer".] 

Seite    255,   Zeile  14   von    unten,    rechts.    Zum    weißen    Textzuge 
11.  Dd4— d2. 

Ein  günstiges  Endspiel  ergab  übrigens  in  einer  Partie  Bogoljubow— Spielmann, 
Baden-Baden  1925,  der  Damentausch:  11.  Db6:  Sb6:  12.  Sd2!  Sc6,  13.  f4  Ld7,  14.  0-0-0 
Tc8,  15.  Sb3  usw. 


-  476  - 

Seite  258,  Zeile  23  von  unten,  links.  Zum  Zuge  8.  Sge2. 

[Vielleicht  8.  Sf3,  vgl.  Post-John  1912:  8.  .  .  .  Sd7,  9.  Ld3  Sb6,  10.  0-0  Sd5, 
11.  Dh6,  bezw.  Post- John  1913:  8.  .  .  .  c5,  9.  g3  Sc6,  10.  Lg2  0-0,  11.0-0  cd,  12.  Sd4:] 

Seite  258,  Zeile  13  von  unten,  links.  Zum  Zuge  8.  .  .  .   Sd7. 

[Schwächlicher  8.  .  .  .  Lb7,  9.  Lc2!  bezw.  8.  .  .  .  c5,  9.  De3!  Am  besten  .aber 
geschieht  schon  jetzt  8.  .  .  .  b6  nebst  Lb7.] 

Seite  258,  Zeile  1  von  unten,  links.  Zum  Zuge   10.  0 — 0. 

[In  einer  Gastpartie  Capablanca— Snosko-Börowsky,  Petersburg  1914,  geschah 
10.  Dd2  Sd7,  11.  c4  Df5,  12.  0-0-0  0-0-0,  13.  De3.] 

Seite  258,  Zeile  9  von  oben,  rechts.  Zum  Zuge  9....  Lb7. 

(Ist  diese  Läuferpostierung  unbedingt  geboten?  Mit  einer  überraschenden  Pointe 
geschah  in  einer  Partie  Fedosejeff— Schebarschin,  Petrograd  1921:  9.  .  .  .  Sd7, 
10.  Lg2  [auf  10.  Dd3  soll  10.  .  .  .  Da5!  und  auf  10.  c4  nunmehr  10.  .  .  .  De4t  11.  De2 

Lb7  folgen]    10 La6!    11.   Sh4   Da5,    12.  Dd2  0-0-0,    13.  De3  The8,    14.  a4  e5! 

15.  d5  Sc5,  16.  Sf5  e4,  17.  Sd4  Td5:  18.  Kd2  Td4:t  19.  Dd4:  Td8,  20.  Lh3t  Se6  und 
Weiß  gab  auf.) 

Seite  258,  Zeile  24  von  unten,  rechts.  Nach  dem  Worte  „überlegen" 
einfügen: 
Unerwünscht  ist  auch  5. . . :  c5,  6.  a3  Lc3:t  7.  Sc3:  cd,  8.  Dd4:  zugunsten  von  Weiß. 

Seite  259,   Zeile   4   von   oben,   links.  Fortsetzung  der  Klammer  zum 
Zuge  9.  Se2— c3. 

—  Hochinteressante  Verwicklungen  ergeben  sich  nach  Dr.  Bernsteins  Zuge  9.  Sf4.) 

Seite  259,  Zeile  5  von  oben,  links.  Zum  Zuge  9.  .  .  .  f5. 

(Noch  immer  schwächend.  Besser  ist  daher  nach  Aljechin  sofort  9.  .  .  .  Lb7, 
10.  Df3  c6!  nebst  Sbd7.) 

Seite  259,  Zeile  21  von  oben,  rechts.  Fortsetzung  der  Klammer  zum 
Zuge  10.  .  .  .  Sc6. 

—  In  der  12.  Matchpartie  Romanowsky— Bogoljubow,  Leningrad  1924,  geschah 
zunächst  die  beiderseitige  Baucrneliminierung  10. .  .  Dg7:  11.  Dh4:  Sc6,  12.  0-0-0  Le7? 
[hier  dürfte  12.  .  .  .  Le3:  13.  bc  Ld7  nebst  Dg7-f8-e7  am  Platze  sein],  13.  Df4  Ld6, 
14.  De3!  usw.  zugunsten  von  Weiß.) 

Seite  259,  Zeile  19  von  unten,  rechts.  Zum  Zuge  10.  .  .  .  Sc6. 

(Schärfer  Partie  Dr. Vajda— Vukovic,  Raab  1924:  10. . . .  b6  nebst  späterem  La6.) 

Seite  260,  Zeile  10  von  unten,  links.  Zum  Zuge  10.  .  .  .  Da5. 

[bezw.  Yates— Seitz,  Triest  1923:  10.  .  .  .  Sc3:  11.  de  Da5,  12.  Ld2  Da4,  13.  h3 
Se4,  14.  Se2  usw.  mit  weißem  Vorteil.] 

Seite  260,  Zeile  8  von  unten,  links.  Zum  Zuge  10.  .  .  .  Sc6. 

(Oder  Emmrich-Krüger,  Frankfurt  a.  M.  1923:  10. . .  .  Sd2:  11.  Kd2:  c4,  12.  Sge2 
Sc6,  13.  Sf4  Se7,    14.  Le2  b5,    15.  Df3  a5,    16.  a3  Ld7,    17.  g4  Tb8   mit  Flügelkampf.) 

Seite  260,  Zeile  9  von  oben,  rechts.  Zum  Zuge  12.  Kd2: 

(Hier  scheint  das  von  Dr.  Lasker  angeregte  Opfer  12.  Tg3  mindestens  Remis 
zu  gewähren.) 

Seite  260,  Zeile  32  von  oben,  rechts.  Zum  Textzuge  11....  Sb8 — c6. 
Initiativer  geschah  in  einer  Partie  Nyholm— Allan  Nilsson,  Upsala  1923,  zunächst 

11 cd,    12.  cd  Sc6,    13.  Th3  Ld7,  14.  Se2  De7,   15.  Tf3  0-0-0!  16.  Tbl  Tdf8  usw. 

mit  Gegenspiel  für  Schwarz. 

Seite  262,  Zeile  8  von   oben,  links.  Fortsetzung  der  Textglosse: 

wie  dies  bereits  von  Janowski  in  „La  Strategie"  1905  (zur  zweiten  Matchpartie 
Tarrasch— Marshall)  und  1907  (zur  vierten  Matchpartie  Dr.  Lasker— Marshall)  vermerkt 
wurde.  —  Verfehlt  geschah  dagegen  in  der  vierten  Matchpartie  Spielmann— G.  Maicr, 
München  1921:  9.  .  .  .  Sc5:?  wegen  10.  Lc5:  Da5t  11.  b4  mit  Figurgewinn  für  Weiß. 


477    - 

Seite  262,  Zeile  9  von  oben,  links.  Zum  Textzuge  9....  Se4Xc5. 

Geistreich  widerlegt  wurde  der  Versuch  9.  .  .  .  Sc6  in  einer  späteren  Partie 
zwischen  denselben  Gegnern  zu  Baden-Baden  1925.  Es  folgte  nämlich  10.  La3!  Daöf 

11.  c3!    (nicht   aber    11.  Ke2    wegen    11.  .  .  .   ScSf!    12.    bc    Da3:    usw.)    11.  .  .  .   Sc3: 

12.  Dd2!  Sa4,   13.  Da5:  Sa5:  14.  b3!  Sb6,  15.  Sf3  Sc6,  16.  Ld3  Ld7,  17.  Kd2!  usw.  mit 
überlegenem  Endspiel  für  Weiß. 

Seite  263,  Zeilen  30  bis  33  von  oben,  links. 

Die  Klammeranmerkung  steht  hier  irrtümlich,  denn  sie  gehört  erst  zum  9.  Zuge 
von  Schwarz  (Seite  263,  Zeile  1  von  oben,  rechts).  —  Es  folgte  in  der  angefülirten 
Partie  Tartakower-Maröczy:  9. .  .  .  c5,  10.  de!  Lc5:  11.  Sc5:  Da5t  12.  c3  Dc5:  13.  0-0 
0-0,  14.  Tadl  Dh5,  worauf  statt  15.  Lbl.  vielleicht  15.  Tfel  Sf6,  16.  Dd2  die  schärfste 
Fortsetzung  wäre. 

Se  ite  264,  Zeile  10  von  oben,  links.  Fortsetzung  der  eckigen  Klammer: 

bezw.  Partie  Breyer—Tartakower,  Göteborg  1920:  10.  0-0  cd,  11.  Sd4:  Tfd8  mit 
minimalem  Druck.] 

Seite  264,  Zeile  18  von  oben,  links.  Ergänzung  des  Absatzes: 

Eine  weitere  Möglichkeit  wäre  übrigens  6.  Lf6:,  worauf  in  einer  Partie 
Bogoljubow— Aijechin,  Baden-Baden  1925,  6. .  .  .  Lf6:,  schärfer  jedoch  nunmehr  6.  .  . .  gf 
geschehen  konnte. 

Seite  264,  Zeilen  32  bis  35  von  oben,  rechts   sollen  lauten: 

Schlechter— Snosko-Borowsky,  Nürnberg  1906,    geschah  8.  Lf6:  Df6:  9.  Ld3  0-0, 

10.  0-0  mit  fast  gleichem  Spiel. 

Seite   267,   Zeile   29   von   oben,   links.   Fortsetzung  der  Klammer  zu 
5.  .  .  .  Db6. 

z.  B.  Gastpartie  Muffang— Aijechin,  Paris  1923:  5.  .  .  .  f6,  6.  Ld3  Ld7  [präziser 
6.  .  .  .  Dc7,  denn  nun  könnte  vielleicht  7.  Sg5  versucht  werden],  7.  Dc2  f5,  8.  g4 
g6  usw.) 

Seite   267,   Zeile    1  von   unten,  links.  Als  weiteren  Absatz  beifügen: 

Eine  weitere  Idee  von  Nimzowitsch  ist  4.  Ddl  — g4,  vgl.  Matchpartie  Nimzowitsch— 
Hakansson,  Kristianstad  1922:  4.  .  .  .  cd,  5.  Sf3  Sc6,  6.  Ld3  15,  7.  Dg3  Sge7,  8.  0-0 
Sg6,  9.  h4  usw.  mit  Pressionsmitteln.  — 

Seite  271,  Zeile  20  von  unten,  links.  Nachtrag  zum  Zuge  5.  .  .  .  g6. 

Vorsichtiger  jedenfalls  vorerst  5. . . .  d6,  vgl.  Partie  janowski  — Dr.  Lasker,  New- 

York  1922:  6.  Le2  e6  [oder  jetzt  6.  .  .  .  g6,  7.  Le3  Lg7,  8.  0-0  0-0,  9.  Sb31  usw.],  7.  0-0 

Le7,  8.  Le3  0-0,  9.  Dd2  a6,  10.  Tadl  Dc7  [eine  sehr  nachträgliche  Paulsen-Variante], 

11.  Sb3    b5,    12.    f3!  Td8,    13.    Del    Se5,    14.    Df2  Tb8,    15.    Ld3    Sc4,    16.    Lei    Lb7, 
17.  Dg3  usw.  mit  schwerkalibrigem  Spiel. 

Seite  271,  Zeile  9  von  oben,  rechts.  Zum  Zuge  7.  Le2! 

(Überstürzt  Partie  Reti— Sämisch,  Kiel  1921,  mit  Zugumstellung:  7.  h3  Sf6, 
8.  g4  0—0,  9.  g5?  Sd7,  10.  h4  Da5!  usw.  zugunsten  von  Schwarz.)  7.  .  .  . 

Seite  273,  Zeile  3  von  oben,  links.  Zum  Zuge  15.  Lf7: 

(Auf  15.  Sb5  mit  der  schönen  Drohung  16.  Lf7:  Tf7:  17.  Se6t  Ke8,  18.  Sbc7# 
folgt  einfach  15.  .  .  .  b6) 

Seite  274,  Zeile  1  von  oben. 

Oder  nach  seiner  neuesten  Schreibmanier:  Alekhine. 

Seite  274,  Zeile  1  von  unten. 

Von  ihm  selbst  zwar  in  Paris  am  1.  Februar  1925  mit  28  Partien  überboten 
(Resultat:  ^22,  —3,  =3,  Dauer:  12  Stunden),  eine  Woche  später  aber  von  Reti  in 
Sao  Paulo  bis  auf  29  Partien  hinauflizitiert  (Resultat:  +20,  —2,  =7,  Dauer 
11  Stunden).  Da  jedoch  der  Leistung  Retis  nach  seinen  eigenen,  in  „L' Echiquier" 
Nr.  3  ex  1925  gegebenen  Darstellungen  formelle  Mängel  anhaften,  ist  Aijechin  trotzdem 
als  Rekordinhaber  zu  betrachten. 


478 


Seite    278,    Zeile    11    von    oben,    rechts.    Fortsetzung   der    eckigen 
Klammer: 

worauf  laut  „Gymnasiasten  Schaak  Blaad"  1922:  9.  Sc4  LcSif  10.  bc  DcSf 
11.  Ld2  Dd4,  12.  f3  d5,  13.  c3  Dc5,  14.  Le3  Db5,  15.  Tbl  Da6,  16.  Sb6  Da5,  17.  Sa8: 
Dc3:t  18.  Kf2  usvv,  ebenso  wie  laut  Chomjakoff  in  der  „Deutschen  Schachzeitung" 
1922:    9.  Dd2    Se4:  10.  Sde4:    d5,    11.  Ldöf   Ld6:    12.  Dgöf  usw.  für  Weiß  gewinnt] 

Seite  278,  Zeile  11   von  oben,  rechts.  Nach  „usw."  einschieben: 

bezw.  7.  Lg5?  h6!  8.  Lh4  g5!  9.  Lg3  Se4:  usw.  [Hauptturnierpartie  Dr.  Than- 
hofer— Emmrich,  Oeynhausen  1922]. 

Seite    278,    Zeile    14    von    unten,    rechts.    Ergänzung   der   eckigen 
Klammer: 

—  Aljechin  empfiehlt  übrigens  im  New-Yorker  Turnierbuch  11....  Db6  drohend 
Df2:t.] 

Seite  279,  Zeile  18  von  unten,  links.  Zum  Zuge  9.  Lf3! 

(Stark  geschah  auch  in  einer  Partie  Dimer— Freinat  1923:  9.  Dd3  Sc5,  10.  Dg3 
0—0,  11.  La3  b6,  12.  Sc6:  de,  13.Tfdl  Df6,  14.  De3  e5,  15.  Lc5  mit  besserem  Spiel.) 

ibid.  Zum  Zuge  9.  .  .  .  Sc3: 

(bezw.  P.  Blümich— Dr.  Thoenes,  Hauptturnier  Frankfurt  a.  M.  1923:  9.  .  .  .  Sf6, 
10.  La3!  Da5,  11.  Ld6  Se7,  12.  Dd3  a6,  13.  Tabl  Dd8,  14.  Lb7:  Lb7:  15.  Tb7:  und 
Weiß  hat  den  geopferten  Bauer  bei  überlegener  Stellung  zurückgewonnen.) 

Seite    279,    Zeile    3    von    oben,    rechts.     Fortsetzung    der    eckigen 
Klammer: 

Le3:t  8.  bc  Sf6,  9.  SdGf  Kf8,  10.  Dc5!  usw.  Dagegen  ist  wohl  6.  .  .  .  d5 
spielbar.] 

Seite  280,  Zeile  10  von  oben,  links.  Zum  Zuge  6.  .  .  .  bc. 
(Schärfer  als  6.  .  .  .  de,  7.  0—0  e5!=) 

Seite  282,  Zeile  4  von  oben,  rechts.  Zum  Zuge  5.  .  .  .  Dc7. 

(In  einer  Partie  Rubinstein— Schlechter  geschah  5.  .  .  .  b5,  6.  Lg2  Lb7,  7.  0—0 
Sf6,  8.  Tel  Db6,  9.  Sb3  h5,  10.  Le3  Dc7,  11.  Lf4  e5,  12.  Lg5  d6,  13.  Sbd2  Sbd7, 
14.  a4!  b4,  15.  c3  bc,  16.  Tacl!  Sg4  usw.) 

Seite  282,   Zeile   24   von    unten,    rechts.   Fortsetzung   der   Klammer 
zu  8.  b3! 

—  In  einer  Wettpartie  Schütte— Hallgarten,  Hamburg  1915,  geschah  vorerst 
8.  Tel  d6,  9.  b3!  Sb  d7,  10.  c4  usw.  Farbloser  Partie  Holzhausen— Blümich.  Magde- 
burg 1924:  8.  Sc3  0-0,  9.  Tel  d6,  10.  Sb3  Sb  d7,  11.  Lf4  Tb8,  12.  De2  b5,  13.  a3 
Lb7,  14.  Tacl  Tb  c8,  15.  De3  Tf  d8,  16.  Td2  Se5!  mit  Gegenspiel.) 

Seite     283,    Zeile     29    von     oben,    links.    Ergänzung    der    eckigen 
Klammer: 

Oder  vgl.  Schlechter— Tartakower,  Wien  1914:  7. .  . .  Le7,  8.  Le3  0—0,  9.  f4  b5, 
10.  e5  Se8,  11.  Lf3  Lb7  und  Schwarz  hat  bereits  alle  Eröffnungschwierigkeiten  über- 
standen.] 

Seite  283,  Zeile  32  von  oben,  links.  Zum  Zuge  6.  .  .  .   Sf6. 

(Verfrüht  geschah  in  einer  Partie  Leffmann— Wilfr.  Paulsen,  Nürnberg  1883: 
6.  .  .  .  b5  und  stilwidrig  in  der  Partie  Yates— Tartakower,  New-York  1924,  zunächst 
6.  .  .  .  Sc6,  7.  Le3  Sf6,  worauf  einfach  8.  0-0  am  Platze  wäre.) 

Seite   284,   Zeile   13   von  oben,  links.  Fortsetzung  der  Textglosse  zu 
8.  .  .  .  0—0. 

—  Unzweckmäßig  geschah  ferner  in  der  zweiten  Matchpartie  Snosko-Borowsky— 
Colle,  Brüssel  1923:  8. .  .  .  Lc3:t  9.  bc  d6  (9. . .  .  d5,  10.  La3!),  10.  0—0  0-0,  11.  Khl 
Sbd7,  12.  La3!  Td8,  13.  Tbl  Sc5,  14.  Del  usw.  mit  besserer  Stellung  für  Weiß. 


-  479  - 

Seite  284,  Zeileövon  unten, links.  Fortsetzung  der  Textglosse  zu  1 0.  cd. 
Vgl.  Beratungspartie    Halumbirek— Gerbec   und    Schreiber,  Wien  1924:   10.  (ed) 
Lc3:    11.  bc    ed,    12.  Lg5    Sb  d7,    13.  Sf5  De5,    14.  g4  de,    15.  Lc4:  b5,    16.  Lb3  Dc7, 
17.  Dd6  usw.  zugunsten  von  Weiß. 

Seite  287,  Zeile  6  von  unten,  rechts.  Als  neuen  Absatz  beifügen: 

Unzweckmäßig  wäre  hier  4. . . .  a6  oder  auch  vorerst  4. .  . .  e6,  5.  Sc3  a6  wegen 

6.  Sc6:!  vgl.  dritte  Wettpartie  Teichmann— Spielmann,  Leipzig  1914.  [Mit  Zugumstellung 
nach  2.  Sc3  e6,    3.  Sge2  Sc6?    4.  d4  cd,    5.  Sd4:  a6?   6.  Sc6:  entstanden]    6.  .  .  .  bc, 

7.  Ld3  d5,  8.  0-0  Sf6,  9.  Lf4  Lb4?   10.  e5!  Sd7,  11.  Dg4  g6,  12.  Tel  c5?  13.  a3  La5, 
14.  Lg5  Db6?  15.  b4!  cb,  16.  Sd5:!  cd,  17.  e6  f5,  18.  edf  Kd7:  19.  Lf5:t  Aufgegeben. 

Seite  292,  Zeile  1   von  oben,  rechts.  Zum  Zuge  7.  .  .  .  Ld7! 

[Schwach  Dimer— Krüger,  Hamburg  1921:  7.  .  .  .  Sc6,  8.  0—0  Le7,  9.  c4!  Le6, 
10.  Le3±.] 

Seite  294,  Zeile  22  von  oben,  links.  Als  weitere  Absätze  hinzufügen: 

V.  3. . . .  Sc6,  vgl.  mit  einer  kleinen  Zugumstellung  Partie  Miese  s— Dr.  G  o  e r  z, 
Leipzig  1924:  4.  Lg2  Sf6,  5.  Sge2  Le7  (solider  als  Teichmann— Spielmann,  Berlin 
1914:  5.  .  .  .  d5,  6.  ed  ed,  7.  d4),  6.  d4  cd,  7.  Sd4:  a6,  8.  0—0  Dc7  (die  Paulsen- 
Mode!),  9.  Tel  h5,  10.  Lf4  (zweckmäßiger  sofort  10.  Le3)  10.  .  .  .  Db6,  11.  Le3  (nun 
wäre  schon  11.  Sc6:  konsequenter)  11....  Sg4,  12.  Sf5  Se3:  12.  Se3:  Db2:  14.  Scd5! 
(erzwungen  und  erzwingend)  14.  .  .  .  Ld8  (14.  .  .  .  ed,  15.  ed  Sd4:  16.  d6!),  15.  Sc4 
Dd4,  16.  Sd6t  Kf8,  17.  De2  Dc5!  18.  e5!  (echt  Mieses)  18....  ed,  19.  Tadl!  (19.  Df3 
Ld6)  19.  .  . .  d4,  20.  Td3  Le7,  21.  Tf3  Se5:?  (verhältnismäßig  am  besten  war  21. .  .  .  Sd8), 
22.  Tf7:  Kg8,  23.  Te7:  Sg6,  24.  Df3  aufgegeben.  — 

VL  bis  VIII.)  Versucht  wurde  ferner  3.  .  .  .  Sf6,  3.  .  .  .  g6,  3.  .  .  .  Se7,  ohne 
jedoch  die  Eröffnungsschwierigkeiten  vollkommen  beseitigen  zu  können. 

Seite  297,  Zeile  25  von  unten,  rechts.  Nachträgliches  zum  Zuge  4.  Sd2. 

(Nach  Nimzowitsch  ist  auch  4.  Sc3  sowie  4.  Ld2  zulässig.  Die  Bauernkon- 
figuration f4,  e4,  d3  soll  der  Tschigorinschen  Behandlung  der  französischen  Partie 
entsprechen,  wobei  der  Zug  De2  unter  Umständen  erspart  wird.) 

Seite  297,  Zeile  25  von  unten,  rechts.  Fortsetzung  der  Klammer  zu 
3.  Sf4. 

—  Auf  3.  Sf3  folgte  in  einer  beiderseits  barock  behandelten  Partie  Breyer— 
Mieses,    Kaschau  1918:    3.  .  .  .  g6,    4.  c3   Sc6,   5.  Lf4  d5,    6.  Sbd2  Lg7,  7.  Le2  Sge7, 

8.  0—0  0-0,  9.  Sb3!  usw.) 

Seite  297,  Zeile  1   von  unten,  rechts.  Als  weitere  Absätze  einschieben: 

IV.)  Louis  Paulsens  2.  g3,  vgl.  Partie  Bogoljubow— Aljechin  (beiderseits  blind!), 
Rastatt  1914:  2.  .  .  .  g6,  3.  Lg2  Lg7,  4.  Sg  e2  Sc6,  5.  c3  (Vorsichtspolitik!)  e6,  6.  Sa3 
Sge7,  7.  d4  cd,  8.  cd  d5,  9.  e5  0-0  usw.  oder  Olympiadenpartie  Prof.  Naegeli— 
Dr.  Davidescu,  Paris  1924:  2.  .  .  .  Sc6,  3.  Lg2  g6,  4.  Sc3  d6,  5.  Sge2  Lg7,  6.  d3  Ld7! 
7.  0-0  Sf6,  8.  h3  Dc8,  9.  Kh2  h5!  10.  Le3  Sd4!  mit  schwarzem  Angriff. 

V.)  Anderssens  Lieblingszug  2.  Lc4,  vgl.  Wettpartie  Sämisch— Tenner,  Berlin 
1921:  2.  .  .  .  Sc6  (oder  Partie  Philidor-Bowdler,  London  1783:  2.  .  .  .  e6,  3.  De2!  Sc6, 
4.  c3  a6,  5.  a4  b6),  3.  Sc3  (der  eigentliche  Partieverlauf  war  2.  Sc3  Sc6,  3.  Lc4.  — 
Bei  Cozio  1766  ist  die  Fortsetzung  3.  Sf3  e6  zu  finden!)  3.  .  .  .  Se5  (logischer  Partie 
Anderssen— Laroche,  London  1851:  3.  .  .  .  e6,  worauf  4.  d3  Sge7,  5.  Lf4  usw.  folgte), 
4.  d3  (ä  la  Anderssen!  Normaler  4.  Le2,  drohend  f4)  4. .  . .  Sc4:  5.  de  g6,  6.  Sge2  Lg7=. 

VI.)  Bremer  System  2.  c4  usw.  der  Büchtext  der  Seite  298. 

Seite  298,  Zeile  18  unten,  links.  Zum  Zuge  5....  De4t. 

(Interessant  Partie  Spielmann— Sämisch,  Marienbad  1925:  5.,..  e5.) 
Seite  298,  Zeile  1 1   unten,  links.  Zum  Zuge  7. . . .  d5. 

(Oder  Partie  Marshall-Haida,  Marienbad  1925:  7....  f5,  8.  Sd2.) 
Seite  298,  Zeile  1  von  unten,  links.  Zum  Zuge  4.  .  .  .  e6. 

(Auf  4.  .  .  .  e5,  was  Bilguer  empfiehlt,  folgte  in  einer  Partie  Spielmann— Colle, 
Baden-Baden  1925,  nicht  5.  de  Da5t,  sondern  schärfer  5.  La3:  La3:  6.  Sa3:  mit 
Pressionsmitteln ) 


480 


Seite  298,  Zeile  2  von  oben,  rechts.  Als  neuen  Absatz   beifügen: 

Wegen    4.    La3:    vgl.    Partie    Capablanca— Black,    Nevv-York    1911:    4....    d6, 

5.  Sf3  Sc6,  6.  d4  g6  usw. 

Seite  298,   Zeile  3  von    oben,    rechts.    Zum  Textzuge  4....  d7 — d5. 

In  einer  Partie  Marshall—Sämisch,  Baden-Baden  1925,  versuchte  Schwarz  in 
geschlossenem  Stile  4.  .  .  .  d6,  wurde  aber  überrannt. 

Seite   299,  Zeile  26   von   unten,  rechts.  Als  neuen  Absatz  einfügen: 

Geschlossen  entrollte  sich  auch  Partie  Giersing-  Lövvenborg,  Christiania  1917: 
2.  Sgl-f3  d5,  3.  c5  d4,.4.  Lc4  b5,  5.  Lb3  e6,  6.  d3  Lb7,  7.  Sb  d2  usw.  mit  latenten 
Einkreisungsmöglichkeiten  für  Weiß. 

Seite  300,  Zeile  29  von  oben,  links. 

Gleichwohl  nahm  die  zitierte  Partie  Bogoljubow  Tartakower  einen  für  den 
Anziehenden  tragischen  Verlauf:  10.  .  .  .  h6,  11.  Sf3  ef,  12.  Lf4:  Sa5,  13.  Dd2  Sc4: 
14.  de  Le6,  15.  b3  Sh7,  16.  Tabl  (übersieht  die  tückische  Drohung  Geboten  war 
etwa  16.  Sf5  mit  gutem  Spiel)  16.  .  .  .  g5!  17.  h4  (oder  auch  17.  Le5  f6  mit  Figur- 
gewinn für  Schwarz.  —  Der  Anziehende  versucht  also  noch,  aus  der  Not  eine 
Tugend  zu  machen)  17.  .  .  .  gf,  18.  Df4:  Kh8,  19.  Sh5  Tg8,  20.  Dh6:  Lh4:  21.  Df4 
Lei:  22.  Deöf  f6,  23.  Dc6:  Lg3,  24.  e5  Dc8,  25.  Dd5  Dg4,  26.  Sg3:  Dg3:  27.  Tf2 
Sg5,  28.  Sg5:  Tg5:  29.  Tf6:  Delf  30.  Tfl  De3t  Weiß  gibt  auf.  —  Wie  die  meisten 
Pioniere,  hat  hier  Bogoljubow  mit  seiner  Neuerung  2.  Sc3  zwar  Recht  behalten  und 
doch  Schiffbruch  erlitten! 

Seite  303,  Zeile  35  von  oben,  rechts.  Zum  Zuge  6.  .  .  .  Db6. 

[Schärfer   als  6.  .  .  .  c5   oder   Partie   Spielmann— Nimzowitsch,   Karlsbad  1911: 

6.  .  .  .  Sh6.] 

Seite  303,  Zeile  37  von  oben,  rechts.  Zum  Zuge   11.  h5? 

[Weiß  überstürzt  den  Angriff.  Richtig  war  11.  Se2,  z.  B.  11.  .  .  .  h5,  12.  0—0 
Tf8,  13.  Df5  Lh4:  mit  unklarem  Spiel.] 

Seite  304,  Zeile  19  von  oben,  links.  Zum  Zuge  6.  Sg3. 

(In  einer  Partie  Werlinsky— Maiselis,  Moskau  1925,  geschah  6.  Sf6:  Sf6: 
[vielleicht  doch  6.  .  .  .  gf],  7.  Lc4  [einfacher  7.  Ld3]  Lf5,  8.  Se5  e6,  9.  0—0  Ld6, 
10.  De2  usw.  mit  scharfem  Spiel.) 

Seite  304,  Zeile  12  von  unten,  links.  Nachtrag  zum  Zuge  6.  Lc4. 

Vgl.  Partie  Palitzsch— Gröger,  Hauptturnier  Karbitz  1924:  6.  .  .  .  e6,  7.  Sf3  Ld6 
[sicherer  wohl  Le7  nebst  Sgf6],  8  De2  Sd7,  9.  0-0  h6,  10.  Lh4  0-0?  11.  Le6:!!  [ein 
solches  Figurenopfer  kommt  im  Eröffnungsstadium  nur  selten  vor]  11.  .  .  Lg3:  12.  hg 
und  gewinnt.  —  Während  die  Entwicklung  des  weißen  Königsläufers  in  dieser 
Eröffnungsvariante  auf  d3  Methodensinn  und  auf  e2  Abwartungsstrategie  verrät,  ist 
eine  solche  auf  c4  als  iVlerkmal  des  Drauflosgehertums  zu  betrachten. 

Seite  304,  Zeile  7  von  unten,  links.  Zum  Zuge  8.  Se5. 

[Auf  8.  Ld3  ist  8.  .  .  .  Ld6  nebst  Se7  zu  empfehlen.] 

Seite   305,   Zeile   34   von    oben,    links.   Nachtrag   zur   geschlossenen 
Spielweise  5.  .  .  .  e6. 

Vgl.  hiezu  Partie  Reti-  Selesniew,  Göteborg  1920:  6.  Sf3  Ld6,  7.  Ld3  Sbd7, 
8.  De2  (unentschlossener  Partie  Exner— Przepiörka,  Raab  1924:  8.  c3  b6,  9.  0-0  Lb7, 
10.  Se4  Se4:  11.  Le4:  Dc7,  12.  h3  0-0,  13.  Lg5  [besser  13.  De2]  f5,  14.  Lc2  c5  mit 
Gegendruck)  8.  .  .  .  De7,  9.  0-0  0-0,  10.  Se4  Se4:  (besser  10.  .  .  .  Lc7),  11.  De4:  f5 
(auf  11.  .  .  .  Sf6  folgt  12.  Dh4  drohend  Lg5),  12.  Dc2  c5,  13.  Tel  Sb6  (13.  .  .  .  Sf6, 
14.  Lf5:),  14.  de  Lc5:  15.  a3  Df6,  16.  c4  Ld7?  (besser  16. . .  .  Tf  e8),  17.  Lg5!  (gewinnt 
einen  Bauern)  17.  .  .  .  Dg6,  18.  b4  Ld4,  19.  Ld4:  Dg5:  20.  Se6:  Le6:  21.  De6:t  Kh8, 
22.  c5!  Sc8,  23.  Df5:!  aufgegeben. 

Seite   305,  Zeile    19   von   unten,  links.  Fortsetzung  der  Klammer  zu 
6.  h2— h4. 

Zugunsten    von   Schwarz   entrollte   sich    auch   die  Olvmpiadenpartie   Köln  — 
Schulz,  Paris  1924:  6.  Lc4  h4!  7.  S3e2  Lf5,  8.  c3  e6,  9.  a4  Ld6,  10.  h3  Le4  usw.) 


481 


Seite   305,   Zeile   16  von  oben,  rechts.  Fortsetzung  der  Klammer  zu 
6.  Lc4. 

— ■  „Neutral"  Partie  Bogoljubow— Duras,  Mannheim  1914:  6.  c3  Lf5  [oder 
Leonhardt— Nimzowitsch,  Karlsbad  1907:  6....  Dd5,  7.  Db3  De4t  8.  Se2  Sd7,  9.  Le3 
Sb6,  10.  Sg3  Dg6,  11.  c4!  f5,  12.  Ld3  Lg7,  13.  0-0-0  0-0,  14.  Dc2  usw.],  7.  Ld3  Dd5! 

8.  Lf5:  Df5:  9.  Df3  mit  Ausgleich.  —  In  Betracht  kommt  ferner  6.  Le3.  —  „Ruhig" 
ist  6.  Sf3,  worauf  in  einer  Partie  Crepeaux  — Gibaud,  Straßbourg  1924,  folgte: 
6.  .  .  .  Lf5,  7.  Ld3  e6!  8.  0-0  [zwecklos  8.  Lf5:  wegen  DaSf  nebst  Df5:.  Ansonsten 
Partie  Schweinburg— Sämisch,  Kiel  1920:  8.  c3  Lg6,  9.  Lf4  Sb  d7,  10.  Dc2  Sb6,  11.  Lg6 
hg,  12.  0-0-0?  Dd5!  bezw.  Jacobsen-Sämisch,  Kopenhagen  1923:  10.  Dd2  Le7,  11.  0-0 
Da5,  12.  Lg3  Tad8!  mit  schwarzem  Vorteil]  8.  .  .  .  Ld3:  [methodischer  Lg6],  9.  Dd3: 
Ld6?  [richtig  Dc7],  10.  Lh6  Sd7,  11.  Lg7  Tg8,  12.  Dh7:  Ke7,  13.  Sh4!  Sb6,  14.  Tadl 
Lf4?  [verhältnismäßig  am  besten  war  Kd7],  15.  Sgöf!  fg,  16.  Lhöf  Kd6,  17.  Lf4:t  Kd5, 
18.  Dh3!  aufgegeben.) 

Seite  306,  Zeile  29  von  unten,  links.  Nachtrag  zum  Zuge  8.  .  . .  Sd7. 

(Mit  dem  oberflächlichen  Zuge  8. . . .  Dc7  verhindert  zwar  Schwarz  die  gegnerische 
kurz'e  Rochade,  fordert  jedoch  den  Bauernsturm  9.  Dc2  gß,  10.  h4!  geradezu  heraus, 
z.  B.  folgte  in  einer  Partie  Snosko-Borowsky— Tartakower,  Paris  1925:  10.  .  .  .  Te8? 
11.  h5  Lg4?   [besser  11.  .  .  .  f5],  12.  hg  fg,    13.  f3  Le6?    [natürlich  nicht  13.  .  .  .  Lg3t 

14.  Kfl  Lh5  wegen  15.  Th3.  Verhältnismäßig  am  besten  war  13.  .  .  .  Lf5,    14.  Lf5:  gf, 

15.  Df5:De7mit  Gegenspiel  für  den  Bauer],  14.  Lgö:!!  Te7,  15.  Lh7:t!!  Kf8,  16.  Dg6  usw. 
mit  raschem  Gewinn,  oder  in  einer  Partie  Moskau  1925:  10....  Sd7,  11.  h5  f5,  12.  hg 
fg,  13.  Lh6  Tf6,  14.  Lg5  Tf8,  15.  Db3t  Kg7,  16.  Lhöf  Kh8,  17.  Lf8:  Sf8:  18.  0-0-0  usw. 
mit  eroberter  Qualität  für  Weiß,  oder  auch  sofort  10. .  . .  f5,  11.  h5  De7,  12.  Lh6  Te8, 
12f.  hg  fg,  14.  0-0-0  Le6,  15.  g4  usw.  mit  Zertrümmerung  der  schwarzen  Königsstcllung.) 

Seite  306,  Zeile  18  von   unten,  links.  Fortsetzung  der  Klammer: 

vgl.  Partie  Asztalos— Tartakower,  Wien  1917:  8.  Le3  [besser  8.  c3]  0-0,  9.  0-0-0? 
b5,  10.  Lb3  a5,  11.  a4  [11.  d5  a4!]  ba,  12.  La4:  Le6,  13.  Sf3  Dd6  usw.  zugunsten  von 
Schwarz.) 

Seite  308,  Zeile  11  von  unten,  rechts.  Fortsetzung  der  Klammer: 

—  In  einer  Partie  Aljechin— Tartakower,  Paris  1925,  geschah  übrigens  im  Stile 
des  angenommenen  Damengambits:  5.  . .  .  de,  6.  Lc4  e6,  7.  Sc3  a6,  8.  a4  Sc6,  9.  0—0 
Le7,  10.  Le3  [zu  vereinfachend  wäre  10.  d5]  10.  . .  .  0—0  usw.) 

Seite  308,  Zeile  11  von  unten,  rechts.  Zum  Zuge  6....  e6. 

(Besser  wie  oben  6.  .  .  .  g6,  fraglicher  dagegen  Partie  Dr.  Krause— Carls  1912: 
6.  . . .  Lg4,  7.  cd!  Sd5:  8.  Db3!  [8.  Lb5  Tc8,  Nimzowitsch— Dr.  Krause  1925]  8. . .  .  Lf3: 

9.  gf  mit  scharfer  Spielkonfiguration  für  Weiß.) 

Seite    309,   Zeile    27    von    oben,    links.    Fortsetzung   der  Glosse  zu 
6.  Sgl— f3. 

Nach  Maröczy  ist  übrigens  6.  Sd2  eö,  7.  Sgf3  und  wenn  nun  7.  .  .  .  f6,  so 
8.  h4  usw.  für  Weiß  sehr  aussichtsreich. 

Seite  310,  Zeile  19  von  oben,  links.   Zum  Zuge  5,  c3. 

(Auf  den  Präventivzug  5.  h3  kann  dann  erst  5. . . .  Sc6,  6.  c3  e5  usw.  mit  einem 
wertvollen  Entwicklungstempo  mehr  geschehen.) 

Seite  310,  Zeile  26  von  oben,  links.  Als  neuen  Absatz  beifügen: 

Wegen  des  Einschließungszuges  4.  .  .  .  e6  vgl.  Partie  Rubinstein  — Watts, 
Southport  1924:  5.  Sf3  Ld6,  6.  0-0  Sc6,  7.  c3  h6?  (Schwächung  und  Tempoverlust, 
doch  steht  Schwarz  auch  nach  etwa  7.  .  .  .  Dc7,  8.  Tel  Sf6,  9.  Sb  d2  Ld7,  10.  Sfl, 
Partie  Becker— Hilse,  Bremen  1924,  gedrückt),  8.  De2  Sf6,  9.  Se5  Dc7,  10.  f4  0-0, 
11.  Sbd2  b6  (besser  Ld7),  12.  g4!  Lb7,  13.  Tf3  Le5:  14.  fe  Sh7  (14.  .  .  .  Sg4,  15.  h3), 
15.  Dfl  Se7,  16.  Sg3  Sg6,  17.  Sh5!  De7,  18.  Th3  Sg5,  19.  Lg5:  Dg5:  20.  Tfl  De7, 
2f.  Sfef!  gf,  22.  ef  Dd6,  23.  De3  aufgegeben. 

Dr.  S.  G.  Tartakower:   Die  hypermoderne  Schachpartie.  31 


482 


Seite  310,  Zeile  23  von  unten,  links.  Fortsetzung  der  Glosse: 

—  Dagegen  wäre  mit  Rücksicht  auf  den  nächsten  Läuferzug  von  Weiß  auch 
die  Präventivaufstellung  5.  .  .  .  Dc7  sehr  zu  erwägen,  z.  B.  Partie  Thomas — Carls, 
Baden-Baden  1925:  6.  Se2  e6,  7.  Sg3  Sf6,  8.  De2  Le7,  9.  0—0  h5,  10.  Tel  h4,  11.  Sfl  Ld7, 
12.  a4  Kf8,  13.  Sb  d2  Sh5  und  Schwarz  ist  unter  Verzicht  auf  die  Rochade  zur  Initiative 
gelangt. 

Seite  310,  Zeile  6  von  unten,  links.  Fortsetzung  der  Klammer  zu 
8.  Ld6; 

In  einer  Partie  Spielmann— Koltanowski,  Meran  1924,  geschah  8.  Lg3  0—0, 
9.  Sbd2  Dc7,  10.  De2  Ld7,  11.  Se5  Se7?  [Schwarz  sollte  baldmöglichst,  das  Gegen- 
spiel a6,  b5,  Sc6— a5— c4  anstreben],  12.  f4  usw.  mit  nunmehriger  Überlegenheit 
für  Weiß.) 

Seite  313,  Zeile  26  von  unten,  links.  Nachtrag  zur  „Kieler  Variante". 

Es  folgte  nämlich  in  der  Stamm-(Korrespondenz-)Partie  Pastor  Rhode— Zietwitz: 
11.  Dd8:t  Td8:t  12.  Kc3  Sc2,  13.  Lf4  e5,  14.  Le5:  Lb4t  15.  Kb3  Tb8,  16.  Lc7:  0—0, 
17.  Lb8:  Tb8:  18.  a3  La3:t  19.  Kc3  Lb4t  20.  Kb3  Ld2t  21.  Ka4  Tb4t  22.  Ka5  Ld4 
nebst  unparierbarem  Matt. 

Seite  313,  Zeile  3  von  unten,  links.  Nach  dem  Worte  „oder" 
Partie  E.  Cohn— Mieses,  Berlin  1914: 

Seite  313,  Zeile  27  von  unten,  rechts.  Fortsetzung  der  Klammer: 
bezvv.  5.  c4  c6!  6.  de  Dc6:!  mit  Doppelangriff  auf  die  Bauern  g2  und  c4.) 

Seite  314,  Zeile  12  von  oben,  links.  Fortsetzung  des  Absatzes: 

Auf  4.  .  .  .  Sb6  folgte  in  einer  Korrespondenzpartie  Dr.  Imbaud— Strum  i  lo 
1922:  5.  Lb3  Sc6  (wenn  5.  .  . .  Lf5,  so  6.  Df3.  Am  besten  ist,  wie  in  der  auf  Seite  15 
zitierten  Partie  Tarrasch— Grünfeld  geschah,  5.  .  .  .  c5),  6.  Sf3  (gut  ist  auch  6.  d3  e5, 

7.  Df3  f5,  8.  Sh3)  6.  .  .  .  e5?  7.  d3  Lg4,  8.  h3  Lh5,  9.  Se5:!!  Ldl:  10.  Lf7:t  Ke7, 
11.  Lg5t  Kd6,  12.  Se4t  Ke5:  13.  f4t  Kd4,  14.  Tdl:  Ke3,  15.  0-0  Sd4,  16.  Td  elf 
Se2t  17.  Te2:t!  Ke2:  18.  Lh5t  Ke3,  19.  Tf3t  Kd4,  20.  Lf7!!!  nebst  Matt. 

Seite  314,  Zeile  21  von  unten,  links.  Zur  teilweisen  Illustrierung 
der  nach  3.  .  .  .  Dd8  entstehenden  Sorgen  und  Gefahren  seien 
folgende  zwei  Miniaturpartien  zitiert: 

a)  Teichmann— N.,  Berlin  1914:  4.  Sf3  Lg4,  5.  Lc4  e6,  6.  h3  Lf3:  7.  Df3: 
c6,  8.  d3  Df6,  9.  Dg3  Sh6?  10.  Lg5  Dg6,  11.  Sb5!  cb?  (geboten  war  Sa6),  12.  Db8:t!! 
Tb8:  13.  Lb5:#. 

b)  Fletcher— Capt.  Gore,  London  1924:  4.  d4  Sc6?  (oder  auch  Partie 
Aljechin— Schlechter,    Karlsbad  1911:    4.  .  .  .  Sf6,  5.  Lc4  e6,   6.  Sf3  Le7,  7.  0—0  0—0, 

8.  De2  Sbd7,  9.  Tel!  Sb6,  10.  Lb3  c6,  11.  a3!  usw.  zugunsten  von  Weiß.  Am  sichersten 
ist  daher,  wie  z.  B.  in  einer  Partie  Tschigorin— Hodges,  Cambridge  Springs  1904, 
mit  belohnter  Zähigkeit  geschah,  4.  .  .  .  c6.) 

5.  Sf3  Lg4,  6.  d5  Se5,  7.  Se5:!!  Ldl:  8.  Lb5:  c6,  9.  de  Db6,  10.  cbf  Db5: 
11.  ba  Tf  nebst  Matt  im  nächsten  Zuge.  (Alles  sehr  schön,  jedoch  bereits  in  einer 
Partie  Mieses— Oequist  vorgekommen.) 

Seite  314,  Zeile  5  von  oben,  rechts.  Nach  dem  Vermerk  „usw." 
einschieben: 

vgl.  Partie  Pawelczak— Prochazka,  Brunn  1924:  5.  .  .  .  e6,  6.  Lc4!  Sf6,  7.  Tbl 
c6,  8.  0-0  Ld7,  9.  Se5  Ld6,  10.  d4  Dc7,  11.  De2  Le5:  12.  de  Sd5,  13.  Se4  [ein  starker 
Springer!]  13...  b5,  14.  Sd6t  KfS,  15.  Dh5  Le8,  16.  Ld3:  cd,  17.  Tb3  Dc2,  18.  Tg3!! 
Sd7,  19.  Lh6!!  gh,  20.  Dh6:t  Ke7,  21.  Dg5  KfS,  22.  Dg7t  aufgegeben.  — 

Seite  315,  Zeile  17  von  oben,  rechts.  Fortsetzung  der  eckigen 
Klammer  zu  7.  0 — 0. 

—  Ohne  Überzeugungswert  geschah  auch  in  einer  Partie  Wolf— Süchting,  Ost- 
ende 1906:  7.  h3  Lf5,  8.  Lb5  Ld7,  9.  0-0  e6,  10.  De2  usw.,  da  eben  konsequenterweise 
der  Läuferrückzug  7.  .  .  .  Lh5  und  wenn  8.  Lb5,  so  einfach  und  unbefangen  8.  .  .  .  0-0-0 
geboten  war.]  » 


483 


Seite    315,    Zeile    30    von    oben,     links.    Fortsetzung    der    eckigen 

Klammer  zu  7.  .  .  .  Lg6. 

fraglich    hingegen    Fernkampfpartie  Windau— Riga  1923/24:    7.  .  .  .   Le6,    8.  Ld3 
Sd5,  9.  Ld2  Db6,  10.  Se2!  usw.] 
Seite  315,  Zeile  32  von  oben,  links,  soll  lauten: 

10.  bc  Le4  (verschwommener  10.  .  .  .  Dc3:t  11.  Ld2  Dd4:  12.  Sf3  Dg4:  13.  hg 
Dg6:  14.  Ld3  Deöf  mit  4  unsicheren  Kantonisten  für  die  Figur),  11.  f3?  Dc3:t  12.  Ld2 
Dd4:  mit  schwarzem  Vorteil  bezw.  9.  Df3  Sc3:  10.  bc  Sd7!  bezw.  9.  Ld2  Db6!  mit 
schwarzem  Gegenspiel  bezw.  9.  Th3  (von  Lew  Trawin  in  „Schachmatny  Listok"  ex 
1925  vorgeschlagen)  9.  .  .  .  Sc3:  10.  bc  Le4,  11.  Lf4  e6,  12.  Te3  Ld5  mit  wilden  Ver- 
wicklungen, bezw.  endlich  9.  f3  usw.  Zeile  33  des  Buches. 

Seite  315,  Zeile  38  von  oben,  links.  Zum  Zuge  8.  .  .  .  Sbd7. 

[Oder  Korrespondenzpartie  Genf— Bern  1916/17:  8.  .  .  .  e6,  9.  0-0  Dc7,  10.  f4! 
Sbd7,  11.  Le3  Tad8,  12.  Tael  zugunsten  von  Weiß.] 

Seite  315,  Zeile  12  von  oben,  rechts.  Zum  Zuge  6.  .  .  .  Lg4. 

(Schwächer  aber  Korrespondenzpartie  Prochazka— Wattenwyl  1918:  6.  .  .  . 
Sc6,  7.  Ld3  Lc3:t  8.  bc  Lg4,  9.  0-0  0-0-0,  10.  Lf4  Sge7,  11.  h5  Lh5:  12.  Tbl! 
Sg6,  13.  Lh2  Sge5:?  14.  Se5:!  De5:  15.  g4  Dg5,  16.  f4  Dc5t  17.  Khl  Lg6,  18.  f5  Dc3: 
19.  Df3  aufgegeben.) 

Seite  315,  Zeile  15  von  unten,  rechts.  Fortsetzung  des  Absatzes: 

Ein  hübscher  Reinfall  wäre  dagegen  7.  de  Sc6,  8.  a3  Sd4,  9.  ab  Dal:  und 
gewinnt.  — 

Seite  316,  Zeile  24  von  unten,  links.  Zum  Textzuge  12....  Sb8 — a6. 
Natürlich  und  schlecht.   Besser,  wenn  auch  zunächst  anscheinend  beschwerlich 
war  12.  .  .  .  Kd8. 

Seite  318,  Zeile  21  von  oben. 

Laut  Henri  Delaires  „Les  Echecs  modernes"  (Paris  1914)  wird  die  Nimzowitsch- 
Eröffnung  einem  gewissen  Fischer  zugeschrieben,  wobei  unter  anderen  auch  die 
Variante  2.  d4  d5,  3.  e5  Lf5,  4.  c3  e6,  5.  Ld3  Lg6,  6.  f4  usw.  mit  Vorteil  für  Weiß 
angeführt  wird. 

Seite  318,  Zeile  11  von  unten,  links. 

Der  eigentliche  Eröffnungsverlauf  der  zitierten  Partie  Oskam— Maröczy  (Utrecht 
1920)  war  vielmehr:  1.  e4  b6,  2.  d4  e6,  3.  Ld3  c5,  4.  c3  cd,  5.  cd  Sc6,  6.  Le3  Sb4, 
7.  Lc2  La6  usw.  mit  Gegeninitiative. 

Seite  318,  Zeile  5  von  unten,  links.  Zum  Zuge  3.  .  .  .  c5. 

(Nun  ist  sizilianisches  Fianchetto  daraus  geworden.) 
Seite  318,  Zeile  21  von  unten,  rechts.  Als  weiteren  Absatz  beifügen: 

d)  Einer  großzügigen  Untersuchung  wurde  übrigens  die  Doppelf ianchetto -Ver- 
teidigung von  dem  Lyoner  Champion  Anatole  Mouterde  in  der  „Strategie"  ex  1920 
unterworfen  („Partie  Lyonnaise"),  wobei  er  seine  allerdings  schon  auf  1863  (Match- 
partie Steinitz— Blackburne)  zurückgreifende  Strategie  auf  die  verschleierte  Front  (d6, 
e6,  Se7,  Sd7)  sowie  auf  die  Flügelwirkung  (g6,  b6,  Lg7,  Lb7)  stützen  zu  können  glaubt. 

Seite  318,  Zeile  15  von  unten,  rechts.  Nachtrag  zum  Zuge  4. . . .  e5! 
Darauf  folgte  in  einer  Partie  Löwenborg— Nimzowitsch,  Kopenhagen  1924:  5.  de 

(besser  5.  Sc3  Lb4,   6.  Ld2)   5 Ddl:t  6.  Kdl:  Lc5!   7.  Kel  Lf5,  8.  c3  0-0-0  mit 

schwarzem  Vorteil. 

Seite  319,  Zeile  21  von  unten,  links.  Fortsetzung  der  Textglosse: 

Farblos  wäre  jedenfalls  6.  Sf3  wegen  6.  .  .  .  Lg4  drohend  Se4:  sowie  auch 
d7— d5  mit  Befreiung. 

Seite  320,  Zeile  26  von  oben  soll  lauten: 

Breyer— Mieses,  Kaschau  1918.) 


484 


Geschlossen. 

Seite  323,  Zeile  12  von  unten.  Nachtrag  zum  Worte    „Spanisch": 

geistvoll   geschriebenen  „Cours   d'echecs"    (Paris  1921)   nennt   auch 


Goetz  die  Spielwendung   mit  4.  Lg5   sehr 


In  seinem 
der  französische  Altmeister  Alphonse 
treffend  „le  Lopez  du  cöle  Dame". 

Seite  324,  Zeile  14  von  oben.  Zum  Zuge  6.  .  ,  .  0 — 0. 

Schwarz  will  zunächst  die  Entwicklung  sowie  Sicherung  seines  Königsflügels 
vollenden.  Wegen  6.  .  .  .  c6  vgl.  Partie  Nr.  78  und  wegen  des  lehrreichen  Fehlers 
6.  .  .  .  bö  siehe  Anmerkung  zum  6.  Zuge  von  Schwarz  in  der  Partie  Nr.  73.  Verfrüht 
oder,  richtiger  gesagt,  verspätet  ist  das  Schlagen  des  Gambitbauern:  6.  . . .  de,  7.  Lc4: 
c5,  8.  0-0  0-0,  9.  De2  cd,  10.  Sd4:  usw.  mit  freierer  Stellung  für  Weiß  und  auch  der 
von  Rubinstein  in  „CoUijns  Lärobok"  befürwortete  Gegenstoß  6.  .  .  .  c5  gilt  nicht  mehr 
als  vollwertig.  (Vgl.  Nachtrag  zur  Fußnote  der  Seite  358.) 

Seite  324,  Zeile  27  von  oben.  Fortsetzung  der  Klammer: 
oder  noch  zwingender  8.  de  Sc5:  9.  cd  ed,  10.  Lf6:  nebst  Sd5:) 

Seite  324,  Zeile  1  von  unten.  Beifügen: 

wobei  für  Schwarz  insbesondere  folgende  drei  Verteidigungssysteme  in  Betracht 
kommen: 

I.)  Die  um  1905  bevorzugte  Verbarrikadierung  der  Stellung  durch  Tf8— e8, 
Sd7— f8  und  eventuell  Sf6— d7. 

II.)  Die  seit  1914  vielbefolgte  Entlastung  im  Zentrum  durch  d5Xc4  nebst  Sf6— d5 
(vgl.  Partie  Nr.  63). 

111.)  Die  in  immer  verbesserter  Fassung  versuchte  Aufrollung  des  Damenflügels 
durch  a7— a6,  d5Xc4,  b7— b5,  c(3— c5—  eventuell  c4  usw.  (vgl.  Partie  Nr.  66).  Weiß 
greift  an,  Schwarz  greift  zu!  —  Bereits  von  Dr.  Lasker  gegen  Steinitz  1894,  dann  von 

Dr.  Bernstein  gegen  Capablanca  1913  und 
1914,  zuletzt  aber  in  regenerierter  Form 
von  Rubinstein  gegen  Grünfeld  1924  (Partie 
Nr.  85)  mit  Erfolg  angewendet,  verlangt 
dieses  System  feindurchdachtes  Lavieren, 
um  jedes  Tempo  (z.  B.  eventuell  Tf8— e8)  zu 
verwerten  und  keine  unnütze  Schwächung 
(z.  B.  eventuell  h7— h6)  in  Kauf  zu  nehmen. 

Seite  325,  Zeile  16  von  oben, 
links.  Nach  den  Worten  „Von 
Capablanca"  einschieben: 

im  Zusammenhang  mit  dem  nächst- 
zügigen Springermanöver  eine  Zeit   lang 

Seite  325,  Zeile  24  von  oben, 
links. 

Die  erwähnte,  sehr  elegante  Partie 
Kostitsch  — Grünfeld,  Budapest  1921, 
verlief  folgendermaßen: 

[1.  d4  d5,  2.C4  e6,  3.  Sc3  Sf6,  4.  Lg5 
Le7,  5.  e3  Sbd7,  6.  Sf3  0-0,  7.  Tel  c6, 
8.  Dc2]  Te8,  9.  Ld3  de,  10.  Lc4:  Sd5, 
11.  Lf4  Sf4:  12.  ef  Sf8  (unternehmender 
wäre  Sd7-b6—  eventuell  d5),  13.  0-0  Db6, 
14.  Tcdl  Ted8,  15.  Tfel  (droht  f5)  Lb4, 
16.  f5!  Lc3:?  17.  bc  g6,  18.  fg  hg,  19.  Dd2 
Dc7,  20.  Se5  b5,  21.  Ld3  c5  (Besänftigungs- 
geschenk), 22.  Lb5:  Lb7,  23.  Dh6  cd,  24.  Td3 
De7,  25.  cd  Df6,  26.  Sg4  Dg7,  27.  Df4  Sh7, 
28.  Sh6t  Kf8,  29.  d5!  (entscheidend!)  Df6, 
30.  Db4t  De7,  31.  Dc3  Df6,  32.  Tf3!  auf- 
gegeben (32.  .  .  .  Dc3:  33.  Tf7:#). 


—  485  — 

Seite  325,  Zeile  14  von  unten,  links.   Beifügen: 

Neuerdings  wird  jedoch  gegen  10.  Se4  die  Igelverteidigung  10.  .  .  .  f6,  11.  Lh5 
Da5t  12.  Ke2  Sb6  usw.  empfohlen. 

Seite  325,  Zeile  5  von   oben,  rechts.  Innerhalb  der  Klammer  voran- 
stellen: 
(Wenn  darauf  16.  b4,  so  16.  .  .  .  Se4:! 

Seite  325,  Zeile  9  von  oben,  rechts.  Zum  Zuge  De5! 
(Nicht  Da2:?  wegen  Tal  mit  Damenfang.) 

Seite  328,  Zeile  12  von  oben,  rechts.  Fortsetzung  der  Klammer: 

—  Neuerdings  wird  übrigens  der  Gegenausfall  9.  .  .  .  Se4  gepriesen  und  daher 
im  vorigen  Zuge  doch  9.  Lh4  statt  9.  Lf4  anempfohlen. 

Seite  328,  Zeile  14  von  oben,  rechts.  Zum  Zuge  11.  Ld3. 

[Warum  jedoch  nicht  11.  Tbl  drohend  b4,  fragt- Aljechin.] 

Seite  328,  Zeile  43  von  oben,  rechts.   Fortsetzung  der  Klammer: 

bezw.  auch  sofort  11. . . .  b5,  12.  Ld3  a6,  13.  a4!  Lb7,  14.  0-0  Tc8,  15.  Db3!  Db6, 
16.  Se5  usw.  zugunsten  von  Weiß:  Partie  Aljechin-  Teichmann,  Karlsbad  1923.) 

Seite  329,  Zeile  31  von  oben,  links.  Zum  Zuge  9.  .  .  .  ed. 

(Zu  erwägen  wäre  nach  Aljechin  9.  .  .  .  cd,  10.  LdS  h6  nebst  eventuell  b5.) 

Seite  329,  Zeile    12  von  oben,   rechts.  Als  zw^eiten  Absatz  beifügen: 

Wie  rasch  jedoch  die  schwarzen  Bastionen  beim  geringsten  Nachlassen  in 
Trümmer  gehen  können,  zeigt  folgende  Partie  Säm  i  seh— Johner,  Teplitz-Schönau 
1922:  9. . . .  de,  10.  Lc4:  b5,  11.  Ld3  (also  doch  nicht  nach  a2)  11. . . .  c5?  (vorzuziehen 
wäre  Lb7),  12.  Lf6:  Sf6:  13.  de  Lc5:  14.  Se4!  Ld6  (geboten  war  sofort  Le7),  15.  Dc6! 
Le7,  16.  Sf6:t  gf,  17.  Lh7:t  Kh7:  18.  Da8:  Dd3  (Verzweiflung),  19.  Tc8:  Tc8:  20.  Dc8: 
Dblf  21.  Ke2  Dhl:  22.  De8  aufgegeben. 

Seite   329,   Zeile   26  von   oben,   rechts.    Fortsetzung   der  Textglosse 
zu  14.  Tel— dl. 

oder  wie  in  der  vorzitierten  Partie  Reti— Teichmann,  Karlsbad  1923,  in  analoger 
Stellung  geschah:  14.  0-0.  Es  folgte:  14.  .  .  .  cd  (einfacher  sofort  Lb7),  15.  ed  Lb7, 
16.  Se5  Sf8,  17.Tfdl  Tac8,  18.  De2  (Umgruppierung?)  Db6,  19.  f3  Ted8,  20.  Lf2  Sd5, 
21.  Sd5:!  Ld5:.  Nun  folgte  der  Turmtausch  22.  Tc8:  Tc8:  mit  baldigem  Ausgleich, 
aber  auch  die  bessere  Fortsetzung  22.  Ld5:!  ed,  23.  Sd3  Se6,  24.  Sc5!  führte  in  einer 
späteren  Duplikatspartie  desselben  Turniers  Grünfeld— Teichmann  nur  zum  Remis.  — 

Zu  erwähnen  ist  schließlich,  daß  14.  Tf  dl  Lb7,  15.  Se5,  was  Grünfeld  an  Text- 
stelle empfiehlt,  durch  V.  Kahn  in  folgender  hübschen  Weise  widerlegt  wird:  15. . . .  Se5:! 
16.  de  Dc6,  17.  f3  Sg4!!  18.  Le7:  Db6t  bezw.  18.  Lbl  g6!  bezw.  18.  Lf2  Se5:  19.  Dc2 
g6,  20.  Dd2  Sf3:!!  und  Schwarz  gewinnt.  [Aljechins  „Hundert  Partien".] 

Seite  330,  Zeile  20  von  oben,  links.  Beifügen: 

Die  Partie  wurde  mit  dem  ersten  Schönheitspreis  (ex  aequo  mit  zwei  anderen 
Partien)  ausgezeichnet. 

Seite  333,  Zeile  30  von  oben,  links.  Zum  Textzuge  14.  0—0. 

Wenn  14.  Lf6:  Lf6:  15.  Sb5:,  so  hält  sich  Schwarz  an  dem  Bb2  schadlos. 

Seite  333,  Zeile  15  von  unten,  links.  Zum  Textzuge  20.  Tel — dl. 

Deckt  d4,  um  21.  Se4  zu  drohen,  was  jedoch  Schwarz  mit  seinen  beiden 
nächsten  Zügen  immer  wieder  zu  verhindern  versteht. 

Seite    334,    Zeile   3   von    unten.    Nach    dem    Worte    „Bauerngewinn" 

einschieben: 

oder  8.  .  .  .  Se4,  9.  Lf4. 

Seite  335,  Zeile  22  von  oben,  links.  Zum  Textzuge  12.  Sc3 — a4. 

Entfernt  eine  wichtige  Figur  aus  dem  Spiele.  Besser  12.  b4.  [Snosko-Borowsky 
in  „La  Nation  Beige".] 


486 


Seite  335,  Zeile  8  von  unten,   links.   Als  neuen  Absatz  beifügen: 

In  einer  Lokalturnierpartie  Kahn— Gibaud,  Paris  1922,  die  bis  hierher  identisch 
verlief,  folgte  übrigens:    14.  LhTf  Kh8,    15.  Lf5  Sde5,  16.  Lc8:?  (richtig  war  16.  Se5: 

De5:  17.  Lg4:  Lg4:  18.  0-0  =)    16 Sf3:t!    17.  gf  Se3:!!  18.  Dd3  (18.  fe  verliert 

raschest)  18.  .  .  .  Dh4,    19.  Ld7   Sg4t   20.  Le8:    Df2:t   21.  Kdl    SeSf   22.  DeS:    De3: 
und  Weiß  gab  auf. 

Seite   335,   Zeile  18  von  oben,   rechts.  Zum  Vermerk   „Erzv^ungen". 
Sonst  geht  nämlich  ein  Bauer  und  damit  also  auch  die  Partie  verloren. 

Seite  336,  Zeile  5  von  unten,  links.  Beifügen: 

während  die  Schattenseiten  der  vorbereitenden  Flügelzüge  7. . .  .  a6  oder  7. . .  h6 
auf  Seite  334  bezw.  351  besprochen  werden. 

Seite  338,  Zeile    16  von    oben,   links.  Nachtrag  zum  Zuge  11.  .  .  . 
Sc6! 

Nicht  ganz  bewährt  haben  sich  die  anderen  Entgegnungen  auf  das  posthume 
Damengambit  von  Weiß:  11.  .  .  .  de  (Tarrasch— Leonhardt,  Ostende  1905),  11.  .  .  .  c6 
(Marshall— Vidmar),  11.  .  .  .  c5  (Flamberg— Krüger,  Mannheim  1914),  11.  .  .  .  Le6  (ein 
von  Leonhardt  angeregtes  Turmopfer). 

Seite  338,  Zeile  24  von  oben,  links.  Zum  Textzuge  8.   c4Xd5. 

In  seiner  1924  in  Veits  Bücherei  erschienenen  Damengambitmonographie  spricht 
Kurt  Emmrich  sehr  treffend  von  der  „ausgleichenden  Gerechtigkeit",  die  diesen 
zweifellos   guten   Zug   (Versperrung   der  schwarzen    Seitendiagonale)    immerhin   zu 

einem  zweischneidigen  (Schaffung 
einer  gegnerischen  Bauernmajorität  am 
Damenflügel)  stempelt. 

Seite  338,  Zeile  26  von  oben, 
links.  Fortsetzung  der  Text- 
glosse: 

bezw.  auch  9.  Sd5:  ed,  10.  Le7:  De7: 
ll.Tc7:  mit  Bauerngewinn  für  Weiß. 

Seite  338,  Zeile  29  von  oben, 
links.  Zum  Duras-Zuge  9.  Da4. 

Der  tschechoslovakische  Vorkämp- 
fer, der  sich  seit  1914  dem  höheren  Staats- 
dienst gewidmet  hat,  ragt  als  ein  Schach- 
taktiker allerersten  Ranges  hervor.  In 
dieser  Beziehung  darf  er  sogar  als  Be- 
gründer der  tschechoslovakischen  Schach- 
richtung (Dr.  Karl  Trejbal,  Major  Hromad- 
ka  u.  a.)  betrachtet  werden. 

Seite  338,  Zeile  12  von  unten, 
links.  Fortsetzung  der  Klammer 
zu  8.  .  .  .  Sc3: 

—  Diese  Verteidigungsmöglichkeit 
kann  eben  durch  8.  Dc2  statt  8.  Db3 
jedenfalls  vermieden  werden.) 

Seite  338,  Zeile  10  von  unten, 
links.  Nach  dem  Worte  „Geg- 
ner" einschieben: 

das  trotz  8.  Dc2  zur  selben  Stellung 
gedieh, 

Seite  338,  Zeile  7  von  unten,  links.  Ergänzung  der  Klammer: 
hätte  übrigens  nach  Grünfeld   noch  besser  12.  Lb5!  spielen  sollen.) 


Oldrich  Duras 


487 


Seite   338,   Zeile   3   von    oben,    reell ts.  Fortsetzung  der  Klammer  zu 

11.  .  .  .  c5. 

doch  vgl.  Partie  Marshall-Kline,  New-York  1913:  12.  0-^0  Se4?  13.  Le7:  De7: 
14.  Db7!  Tfc8,  15.  Sd5:  Dd6  letvvas  besser  Dd8],  16.  Tc6:!  aufgegeben.) 

Seite  338,  Zeile   10  von    oben,   rechts.    Fortsetzung  der  Klamm.er  zu 

12.  .  .  .  Te8. 

—  Fraglich  auch  Korrespondenzpartie  Grünfeld— Petschau:  12.  .  .  .  cd,  13.  Sd4: 
Sc5,  14.  Db5  a(3,  15.  De2  Dd7,  16.  Tf  dl  TfdS,  17.  Dc2!  drohend  Sf5,  mit  überlegener 
Stellung  für  Weiß.) 

Seite  338,  Zeile  18  von    oben,   rechts.  Fortsetzung  der  Klammer  zu 

10.  Dc6. 

—  Zu  erwägen  wäre  aber  der  Ausfall  10.  Se5.) 

Seite  338,   Zeile   21  von  oben,  rechts.  Fortsetzung  der  Klammer  zu 

11.  .  .  .  Lb7. 

Doch  ist  auch  dieser  Zug,  wie  Gasque  in  der  „Strategie"  1923  ausführt, 
spielbar:  11....  Lb7,  12.  Sf6:t!  Df6:  13.  Da4  Lf3:!  14.  gf  cd,  15.  Dd4:  Tac8! 
16.  Tc8:  Tc8:  usw.) 

Seite  338,  Zeile  23  von  oben,  rechts.    Nachtrag  zum  Zuge  14.  Dg5. 

Schlecht  ist  statt  dessen,  wie  v.  Bardeleben   in  der  „Deutschen  Schachzeitung" 

1922  ausführt,  14.  Di5  oder  14.  Db3,  zulässig  jedoch  auch  14.  De4  Tc8,  15.  d5  Sf6!  = 

Seite  338,  Zeile  26  von  oben,  rechts.  Zum  Zuge  10.  Da4. 

(In  den  Ideengang  der  Duras-Variante  einlenkend.  Schärfer  ist  jedoch  10.  0—0, 
vgl.  Blindpartie  Aljechin— Schapira,  New-York  1924:  10.  0—0  a6  Ischwächer  geschah 
in  der  ersten  Matchpartie  Dr.  Euwe— Davidson  1924:  10.  .  .  .  c6,  worauf  der  Rückzug 

11.  Ld3  am  zweckmäßigsten  ist],  11.  La4  c5  [Etwas  besser  geschah  in  der  Gastpartie 
Capablanca— Teichmann,  Berlin  1913:  ll....Tc8],  12.  Ld7:!  Dd7:  13.  de  bc,  14.  Lf6: 
gf,  15.  Sa4  Db5,  16.  b4!!  usw.  zugunsten  von  Weiß.) 

Seite  338,  Zeile  34  von  oben,  rechts.  Fortsetzung  der  Textglosse: 

z.  B.  wie  Dr.  Claparede  in  der  „Deutschen  Schachzeitung"  ausführt:  11.  Lf4  f5, 

12.  0—0  c5,  13.  Se5  Se5:  14.  Le5:  Dd7  usw. 

Auch  auf  10.  De2  ist  10 3e4  geboten,  schwächer  ist  dagegen,  wie  v.  Bardeleben 

in  der  „Deutschen  Schachzeitung"  1922  mitteilt,  10.  .  .  .  Tc8,  11.  0—0  c5  wegen  des 
Guyaz-Zuges  12.  Lf5!  z.  B.  12. . . .  g6,  13.  Lh3,  bezw.  12. . . .  h6,  13.  Lf4!  Sh5,  14.  Se5  usw. 

Seite  338,  Zeile  35  von  oben,  rechts.  Zum  Textzuge  10....  c7 — c5. 

Im  Sinne  der  vorigen  Anmerkung  ist  auch  jetzt  10. . . .  Se4  spielbar,  z.  B.  Partie 
Euwe— Dr.  Olland  1922:  11.  Lf4  c5,  12.  De2  a6,  13.  Tfdl,  worauf  statt  13.  .  .  .  f5  am 
einfachsten  13.  .  .  .  Sc3:  14.  Tc3:  c4,  15.  Lbl  Lb4,  16.  Tel  De7  nebst  Sf6  ausgleichen 
dürfte. 

Seite  338,   Zeile  36   von    oben,  rechts.  Zum  Textzuge  11.  Ddl — e2. 

Von  Schlechter  (in  Verbindung  mit  Tfdl)  sehr  gerne  angewendet.  Gegen  den 
sofortigen    Pillsburyschen    Ausfall    11.    Se5    empfahl    Marco  11.  .  .  .  Se5:    12.  de  Se8! 

13.  Lf4  g6!  (13.  .  .  .  f5?  14.  Dc2  g5?  Gewinnpartie  Schlechter— Lasker,  Cambridge 
Springs  1904),  14.  Lh6  Sg7,  15.  f4  d4!  16.  f5?  Lg5  usw.  —  Auch  11.  Tel  (Pillsbury— 
Tarrasch,  Hastings  1895),  11.  Lbl  (Pillsbury— Schlechter,  ibid.)  sowie  11.  de  (von 
Steinitz  empfohlen)  haben  sich  im  Wandel  der  Zeiten  als  keineswegs  übermächtig 
erwiesen. 

Seite  339,  Zeile  14  von  oben,  links.  Zum  Textzuge  28.  Sc3Xe4. 

Gewinnt  zwar  einen  Bauern  und  droht  Sd6  mit  Qualitätsgewinn,  am  präzisesten 
war  jedoch  28.  Tg6!  Df8,  29.  Dg4  Df7!   (29.  .  .  .  Td8,  30.  Tgh6:  usw.),  39.Te2!  usw 
mit  bedrohlicher  Stellung. 


488 


Seite  339,  Zeile  14  von  oben,  rechts.  Zum  Zuge  7.  .  .  .  ed. 

(Auf  7.  .  .  .  Scl5:  folgte  in  einer  Partie  Schlechter— Przepiörka,  Nürnberg  1906: 
8.  Sdö:  cd,  9.  Lf4  0—0,  10.  Ld3  c5,  11.  0—0  Lb7,  12.  Tel  Te8,  13.  Se5  Se5:  14.  Le5: 
cd?  15.  Tc7!  usw.,  noch  zwingender  wäre  aber  8.  Le7:  De7:  9.  Sd5:  ed,  10.  Tel  mit 
klarem  Stellungsvorleil  für  Weiß.) 

Seite  340,  Zeile  1   von  unten,  links.  Nachtrag  zum  Zuge  6.  .  .  .  de, 

(Nicht  zuerst  6.  .  .  .  Lc3:t  7.  bc  de,  vgl.  Städtekampfpartie  Güntzer— Sprecher, 
Nürnberg  1919:  8.  e4!  g5,  9.  Sg5:  Se4:  10.  Se4:  Dh4,  11.  Df3  f5,  12.  Sc5  Sc6,  13.  Tadl 

[13.  Lc4:   Sd4:]   Sa5?    14.  d5  e5,    15.  Se6  Le6:    16.  de  0-0,    17.  e7  Tf7   [17 De7, 

18.  Dd5t],  18.  Dg3t  Dg3:  19.  TdSf  Kg7,  20,  hg  und  gewinnt.) 

Seite  340,  Zeile  20  von  oben,  rechts.  Als  zweiten  Absatz  beifügen: 
In  teilweiser  Anlehnung  an  die  strengste  Orthodoxie  geschah  in  einer  Gastpartie 
Emmrich— Lillija,  Helsingfors  1923,  sofort  6.  .  .  .  b6,  7.  cd  Sd5:  (üblicher  7.  .  .  .  ed), 
8.  Le7:  Se7:  (logischer  8.  .  .  .  De7:),  9.  Ld3  Lb7,  10.  Dc2  usw.  zugunsten  von  Weiß. 
Als  zweifelhaft  für  Schwarz  erwies  sich  auch  in  einer  Partie  Sämisch— Grünfeld, Wien 
1921,  die  „Variation  in  Collijn-Dur":  6. .  . .  c5,  7.  Tel  Sc6,  8.  cd  ed,  9.  de  Da5,  10.  Le2 
Dc5:  11.  0—0  Td8,  12.  Sb5  usw.  mit  überlegenen  Chancen.  —  Man  sieht  aus  diesen 
Beispielen,  wie  wünschenswert  es  für  den  Nachziehenden  ist,  aus  der  Schablonen- 
entwicklung herauszutreten. 

Seite  340,  Zeile  21  von  unten,  rechts.  Zum  Zuge  5.  .  .  .   c6. 

(Eine  andere  Verteidigungsvariante  zeigt  mit  Zugumstellung  Partie  Aljechin— 
Yates,   Hastings  1922:   5.  .  .  .  Le7,   6.  Sbd2  0—0,  7.  Ld3  b6,   8.  Dc2  Lb7,  9.  0—0  c5, 

10.  Tadl  h6,  11.  Lh4  cd,  12.  ed  de,  13.  Lc4:  Tc8,  14.  Dd3  Sd5  usw.  mit  unklarem  Spiel.) 

Seite  343,  Zeile  28  von  oben,  rechts  soll  folgendermaßen  rektifiziert 
werden: 

10.dcSc5:  11.  Sd4  (unbefriedigend  auch  ll.Sd5:Sd5:  12.  Td5:  Le6,  bezw.  11.  Lf6: 
Lf6:  12.  Sd5:  Le6,  13.  Sf6:t  gf  nebst  Tac8)  11.  .  .  .  Le6,  12.  Kbl  Tac8,  13.  Ld3  h6, 
14.  Lf6:  Lf6:  15.  Lf5  Tfd8  mit  usw.  Buchzeile  29. 

Seite  343,  Zeile  22  von  unten,  rechts.  Fortsetzung  der  Klammer  zu 
9.  Ld3. 

In  Betracht  kommt  aber  die  stille  Fortsetzung  9.  Le2  Da5,  10.  0—0,  das  heißt 
den  d-Bauer  vereinzeln  und  dann  aufs  Korn  nehmen.  Partie  Brinckmann— Emmrich, 
Frankfurt  a.  M.  1923.) 

Seite  344,  Zeile  5  von  oben,  links.  Zum  Zuge  11.  .  .  .  Sb6. 

(Abwartender  geschah  in  einer  Gastpartie  Davidson —Teichmann,   Berlin  1922: 

11 a6,  worauf  statt  12.  de  am  besten  12.  0-0  b5,  13.  Ld3  c4,  14.  Le4  mit  spannenden 

Möglichkeiten  folgen  sollte.) 

Seite  344,  Zeile  23  von  oben,  links.  Zum  Textzuge  15....  Ld7 — b5. 

Statt  dieses  vielleicht  doch  zu  unbefangenen  Manövers  empfiehlt  Elias 
Rabinowitsch  in  „Schachmatny  Listok"  ex  1921  15.  .  .  .  Tfd8,  z.  B.  16.  Dd3  Sbd5, 
bezw.  16.  De2  Le8,  bezw.  auch  16.  Dd2  Le8!  17.  Sd5?  Td5: 

Seite  344,   Zeile  19  von    unten,   links.    Nach   dem  Namen  „Breyer" 
einfügen : 
und  unabhängig  von  ihm  auch  Elias  Rabinowitsch 

Seite  348,  Zeile  23  von  oben,  rechts.  Zum  Textzuge  7.  Lfl — d3. 

Logischer  erscheint  nun  (nachdem  7.  Tel  überflüssig  geworden  ist)  7.  Dc2, 
z.  B.  7.  . . .  de,  8.  Lc4  Sd5,  9.  Le7:  De7:  10.  0-0  Sc3:  11.  bc  b6,  12.  a4  usw.  (Grünfeld— 
Selesniew,  Mährisch-Ostrau  1923)  oder  7. . . .  0-0,  8.  a3  Te8,  9.  Tel  h6,  10.  Lf4!  Sf8, 

11.  c5!  (Grünfeld-Hilse,  Frankfurt  a.  M.  1923,  vgl.  S.  328  sub  II)  oder  endlich  7. . .  .  a6, 
(Schwarz  will  noch  weiter  „vorbauen"),  8.  Tel  h6,  9.  Lf4  0—0  (besser  de),  10.  cd  ed, 
11.  Le2!  Te8,  12.  0-0  Sf8  (12. . . .  Sh5,  13.  Sd5:  cd?  14.  Lc7  mit  Damenfang,  vgl.  S.  328, 
Fußnote),  13.  Se5  Ld7,  14.  Lg3  usw.  (Länderkampfpartie  Emmrich— Gilg,  Dresden  1923), 
allemal  mit  besserer  Stellung  für  Weiß. 


—  489  -- 

Seite  348,  Zeile  7  von  unten,  rechts.   Statt   „8.  a4"  ließ: 

in  ähnlicher  Stellung  8.  a4.  [Dort  war  nämlich  8.  Dc2  h6,  9.  Lh4  a6  und  nun 
10.  a4  geschehen.] 

Seite  351,  Zeile  22  von  unten,  links.  Als  neuen  Absatz  beifügen: 

Ohne  Saft  wäre  hier  freilich  8.  cd  ed,  9.  Ld3  Se4  oder  auch  vorerst  9. . . .  h6, 
10.  Lh4  Se4  mit  Entschlüpfung. 

Seite  351,  Zeile  5  von  unten,  links.  Ergänzung  der  Klammer: 

dafür  aber  11.  Lg3!  zu  empfehlen  ist,  z.  B.  11.  .  .  .  S7bß,  12.  Ld3,  Steinitz- 
Showalter  1894,  oder  11.  .  .  .  b6,  12.  0—0  Lb7,  13.  De2  a6,  14.  Tfdl,  Euwe- Larsson, 
Göteborg  „B"  1920,  oder  11. . . .  Sc3:  12.  bc  Da5,  13.  0-0  Sb6,  14.  Lb3,  Tartakower- 
Snosko-Borowsk}^,  Paris  1925.) 

Seite  351,  Zeile  3  von  unten,  links,   Ergänzung  der  Klammer: 

wie  dies  auch  in  einer  Partie  Grünfeld— Filep,  Debreczin  1924,  mit  Zugumstellung 
[7.  .  .  .  h6]  geschah  und  nach  11.  .  .  .  a6,  12.  a4!  Db6,  13.  0-0  das  bequemere  Spiel 
-für  Weiß  ergab.) 

Seite  351,  Zeile  10  von  oben,  rechts.  Zum  Textzuge  9....  Sf6 — d5. 

Wegen  9.  . . .  h6,  10.  Lh4!  sowie  9. . . .  a6,  10.  0—0  vgl.  Anmerkung  zum  vorigen 
Zuge  von  Schwarz.  (Im  letzteren  Falle  geschah  z.  B.  in  einer  Partie  Renaud— Rey, 
Paris  1924:  [9. .  . .  a6,  10.  0—0]  b5,  11.  Ld3  c5,  12.  De2  Lb7,  13.  Tfdl  Db6,  14.  Lbl  usw. 
mit  wohlgefälligem  Angriffsspiel.) 

Seite   351,   Zeile    17   von   oben,  rechts.    Nachtrag   zur  Wendung  10. 
Le7:  De7: 

Vgl.  hiezu  „lebende  Partie"  Rubinstein  — Dr.  Lasker,  Berlin  1924:  [1.  d4  d5, 
2.  Sf3  Sf6,  3.  c4  e6,  4.  Sc3  Le7,  5.  Lg5  Sb  d7,  6.  e3  0-0,  7.  Tel  c6,  8.  Ld3  de,  9.  Lc4: 
Sd5,  10.  Le7:  De7:],  11.  0-0  (nach  Aljechins  allerneuestem  Rezept  ist  nunmehr  11  Se4 
sehr  stark,  z.  B.  Partie  Colle— Tackeis,  Brüssel  1924:  11.  .  .  .  Td8,  12.  0-0  Sd7-f6, 
13.  Sg3  b6,  14.  Dd2  Lb7,  15.  e4  Sc7,  16.  Ld3  mit  überlegenen  Entwicklungstrümpfen, 
bezw.  endspielartig  Partie  Aljechin— Dr.  Trejbal,  Baden-Baden  l925:  11.  .  .  .  Sd7— f6, 
12.  Sg3  Db4t  13.  Dd2  Dd2:t  14.  Kd2:  Td8,  15.  Thdl  Ld7,  16.  Se5  usw.  mit  aktiverem 
Spiel  für  Weiß,  bezw.  und  nach  Aljechin  verhältnismäßig  am  besten  11....  Sd5-f6, 
12.  Sg3e5  mit  etwas  Gegenspiel.)  11.  .  .  .  Sc3:  12.  Tc3:  e5, 13.  Se5:  (auf  13.  e4  folgte  in  einer 
Partie  Aljechin-Breyer,  Scheveningen  1913:  13....  ed,  14.  Dd4:b5, 15.  Lb3!  zugunsten  von 
Weiß,  besser  aber  Partie  Grünfeld— Marco,  Pistyan  1922:  13. . . .  Te8!  14.  d5  ed,  15.  ed 
Dd6!  16.  Tfel  Sf6,  17.  Da4!  Ld7,  18.  Da3  =.  Abwartender  Partie  Euwe-Strick  van 
Linchoten,  Scheveningen  1923:  13.  Dc2  g6  [besser  13. . . .  e4],  14.  de  Se5:  15.  Se5:  De5: 
16.  f4!  De7,  17.  e4  drohend  f5  mit  Vorteil)  13.  .  .  .  Se5:  14.  de  De5:  15.  f4!  De7, 
16.f5Ld7,  17.  e4Tad8,  18.  Dh5!De4:  19.Tg3!  Dd4t  20.Tf2!  Lf5:  21.  Df5:  Dc4:  22.Tg7:t 
(erzwungene  Großzügigkeit)  Kg7:  23.  Df6t  Kg8,  24.  Dg5t  Kh8  Ewigschach.  — 

Seite  352,  Zeile  25  von  oben,  links.  Nachtrag  zum  Zuge  11.  Tc3: 
(Solider  ist  freilich  nach  Aljechin  11.  bc,  da  nunmehr  ll.Tc3:  f6?!  12.  Le6:t  Kh8 
mit  der  Doppeldrohung  des  Qualitäts-,  bezw.  Figurgewinnes  folgen  könnte.  —  Andrer- 
seits ist  Schwarz  auch  nach  etwa  11.  bc  b6,  12.  Dd3  Le7,  13.  Lb3  Te8,  14.  Lc2  SfS, 
15.  Le7:  De7:  16.  Sg5  usw.  auf  keinß  Rosen  gebettet.) 

Seite   352,   Zeile  11  von   oben,   rechts.    Zum  Textzuge  17.  0 — 0  als 
zweiten  Absatz  beifügen: 

Wir  haben  hier  also  ein  drastisches  Beispiel  für  den  fraglichen  Wert  der 
Rochaderegel,  was  keineswegs  als  eine  hypermoderne  These  gelten  mag,  denn 
bereits  Dr.  Lasker  hat  von  der  Entstellung  des  Schachspieles  durch  die  Rochade 
gesprochen  und  auch  Snosko-Borowsky  das  Unorganische  dieser  Bewegung  hervor- 
gehoben! 

Seite  353,  Zeile  6  von  oben,  rechts.  Als  neuen  Absatz  einfügen: 

Die  mit  dem  Textzuge  verbundene  Eröffnungsfalle  (5.  cd  ed,  6.  Sd5:?  Sd5:!! 
7.  Ld8:  Lb4t)  stellt  übrigens  ihrem  anonym  gebliebenen  „Erfinder"  ein  Zeugnis  der 
Genialität  aus.  — 


-  490 


Seite    353,   Zeile   20   von    oben,   links.    Ergänzung   der  Klammer  zu 
5.  Sf3. 

—  Nach  Aljechin  ist  übrigens  auf  1.  d4  d5,  2.  c4  e6,  3.  Sc3  Sf6,  4.  Sf3  Lb4 
gemäß  einer  Matchpartie  Eduard  Lasker— Marshall  5.  Da4f!  Sc6  mit  Ver- 
stellung des  schwarzen  c  Bauern  zu  empfehlen,  doch  hat  darauf  weder  stürmisch 
Städtekampfpartie   Sarköry— Dr.    Melier,    Budapest  1925:   6.  Se5  Ld7,  7.  Sc6:  [besser 

7.  Sd7:]  Lc3:  8.  bc  Lc(3:  9.  Db3  de!  10.  Dc4:  Se4!  11.  Lf4  Df6!  usw.,  noch  ruhiger 
Partie  Grünfeld— Marshall,  Marienbad  1925:  6.  eS  Se4,  7.  Dc2  usw.  etwas  besonders 
Wünschenswertes  für  Weiß  ergeben.) 

Seite  353,  Zeile  6  von  oben,  rechts.    Zum  Zuge  7.  .  .  .   c6, 

(Nun  hat  sich  Schwarz  die  Bloßlegung  durch  c7-c5  überlegt.  Tückischer  war 
daher  nach  Aljechin    im    vorigen  Zuge   6.  Sf3    und    erst   auf  6.  .  .  .  c5   mit  7.  cd  ed, 

8.  Ld3  usw.  seine  Karten  zu  öffnen.) 

Seite  353,  Zeile  13  von  unten,  rechts.  Fortsetzung  des  Absatzes: 

z.  B.  10.  h4  Sg3:  11.  fg  g4,  12.  Sgl  Lh6,  13.  Kf2  Sb6,  bezw.  nach  Bardeleben 
10.  h3  Sg3:  11.  fg  Dc7,  12.  Kf2  Ld6  usw.  —  Noch  ungeschickter  ist  7.  Ld3  wegen 
7.  .  .  .  Lb4,  8.  Dc2  Sc4  mit  verschiedenen  Drohungen  für  Schwarz. 

Seite  354,  Zeile  29  von  oben,  links.  Zum  Zuge  13.  Db3. 
(statt  De2,  Partie  Leonhardt— Spielmann,  Berlin  1920.) 

ibid.  Zum  Zuge  14.  .  .  .  Le8. 

(Oder  14.  .  .  .  Tac8,  15.  Se5,  Partie  Elison— Sämisch,  Stuttgart  1921.) 
Seite  354,   Zeile   35   von   oben,   links.   Fortsetzung   der  Klammer  zu 

11.  Ld3. 

—  Am  besten  nach  Bardeleben  ist  übrigens  11.  Ld2.) 

Seite  354,  Zeile  12  von  oben,  rechts.  Als  neuen  Absatz  beifügen: 

In  Betracht  kommt  aber  an  der  Textstelle  9.  •Lh4  oder  gar  9.  Lf4,  um  das 
Läuferpaar  zu  behalten,  vgl.  Partie  Dus  Chotimirsky— Selesniew,  Moskau  1924:  9.  Lf4 
Se4,  10.  Sde4:!  de,  11.  Le2  Te8,  12  0—0  e5,  13.  Lg3!  (statt  der  freiwilligen  Auflösung 
13.  de?Lc3:  14.  bcSde5:  15.  D  4:?Lf5!  16.  Dd4Tad8  mit  dem  Bogoljubowschen  Damen- 
fang wie  oben),  13.  .  .  ,  Lc3:  14.  bc  ed,  15.  cd  Sf8,  16.  Tbl  Dd8,  17.  c5  S  6  (um  über 
c7  nach  d5  zu  gelangen,  was  jedoch  des  Gegners  Antwort  verhindert),  18.  Le5!  usw. 
mit  Vorteil  für  Weiß. 

Seite  354,  Zeile  14  von  oben,  rechts.  Zum  Textzuge    10.  Lfl^ — d3. 

Nach  dem  kanadischen  Theoretiker  Geo  Marechal  lautet  die  Hauptvariante: 
10.  Le2  Ld7,  11.  0-0  Tac8,  12.  Tacl  cd,  13.  ed  Dc7,  14.  a3  Lc3:  15.  Dc3:  Lc6  mit 
etwa  gleichen  Chancen.  [„Strategie"  1923.] 

Seite  354,  Zeile   18  von   unten,  rechts.   Nach    dem  Namen  „Becker" 

einschieben: 

nach  dem  Muster  Rotlewi— Marshall,  Karlsbad  1911 

Seite  355,  Zeile  24  von  oben,  links.  Zum  Textzuge    30.  .  .  .  Da5Xä3. 

Nun  sind  gar  zwei  schwarze  Figuren  vom  Hauptkriegsschauplatz  entfernt.  Voraus- 
greifend sei  vermerkt,  daß  die  schwarze  Dame  den  dramatischen  Ereignissen  volle 
16  Züge  lang  untätig  zuschauen  wird! 

Seite  356,  Zeile  22  von  oben,  links.  Zum  Textzuge  8.  Lfl — d3. 

Eine  Neuerung  statt  des  üblichen  Lf6:  Hiemit  und  insbesondere  mit  dt'm  nächsten 
Damenzug  wird  der  Diagonaldruck  bl— h7  zum  Leitmotiv  der  ganzen  Partie  gestaltet. 
[Howell  in  „American  Chess  Bulletin"  1924.] 

Seite  356,  Zeile  20  von  unten,  links.  Zum  Textzuge  9.  .  .  .  Se4Xg5. 

Unzulässig  wäre  nun  (infolge  des  weißen  Bauerntausches  im  6.  Zuge)  9. .  . .  Lb4 
wegen  10.  Le4:  de,  11.  De4:  mit  Schach!  —  Verfehlt  geschah  auch  in  einer  Partie 
Müller-Havasi,  Raab  1924:  9.  . .  .  f5,  10.  Lf4!  Le7  (10. . .  .  Lb4,  11.  0-0!),  11.  Se5  Sf6, 
12.  a3  Lb4,  13.  f3!  und  Weiß  gewann. 


491   — 


Seite  356,  Zeile  14  von  oben,  rechts.  Fortsetzung  der  Glosse: 

Weiß  würde  jedoch  bei  der  letztgenannten  Variante  viel  energischer  16.  e4  fe? 
17.  De4:  mit  siegreichem  Doppelangriff  (gegen  e7  und  h7)  spielen  können. 

Lc8— d7. 


Seite  356,  Zeile  23  von 
Etwas  besser  wäre  nach 

Seite  358,  Zeile  25 


oben,  rechts.  Zum  Textzuge  18.  .  .  . 
Howell  18.  .  .  .  Te8,  19.  Dc2  Le6. 

von  oben,  links.  Nachtrag  zum  Zuge  5, 

Daß  diese  „reservierte"  Spielweise 
nicht  ohne  Schärfe  ist,  zeigt  folgende 
schöne  Partie  Burn— T.  R.  E.  Koss, 
London  1920:  [1.  d4  d5,  2.  c4  e6,  3.  Sc3 
Sf6,  4.  Sf3  Le7,  5.  e3]  5. . . .  0-0,  6.  Ld3 
c5,  7.  0—0  Sc6  8.  b3  b6,  9.  Lb2  Lb7  (bis- 
her alles  im  Zeichen  der  Symmetrie!),  10. 
De2  Tc8,  ll.Tacl  de  (Zentrumsmassaker), 
12.  bc  cd,  13,  ed  Sd4:  (dieser  Bauernraub 
wird  grandios  widerlegt),  14.  Sd4:  Dd4: 
15.  Sd5!  Dc5,  16.  Lf6:  gf  (16. . .  .  Lf6:  17. 
Dh5),  17.  Lh7:t!!  Kh7:  18.  Dhöf  Kg8,  19. 
Dg4t  Kh8,  20.  Tc3  aufgegeben. 

Seite   358,   Zeile   6  von  unten, 

rechts.  Zum  Zuge  6.  Lg5, 

(Mit  6.  g3  ließe  sich  übrigens  die 
Rubinstein-Variante  der  Tarrasch-Ver- 
teidigung  3.  .  .  .  c5  herbeiführen.) 

Seite   358,  Zeile   6   und   5  von 
Die  Klammer 
.  .  Le6     soll 


e3. 


unten,  rechts, 
zum    Zuge     6. 
lauten: 

(Vorsichtiger     ist 


Le7,     worauf     jedoch 


die    Entsetzung 


m 


Amos  Burn, 
der  Nestor  der  Großmeister-Garde. 


emer 
Partie  Aljechin— Maröczy,  London  1922, 
folgte:  7.  e3  0—0  [nun  ist  mit  Zugum- 
stellung die  „Lärobok"  Variante:  1.  d4  do, 
2.  c4  e6,  3.  Sc3  Sf6,  4.  Lgo  Le7,  5.  e3 
0—0,  6.  Sf3  c5,  7.  cd  ed  entstanden], 
8.  de!  Le6,    9.  Lb5!    [statt    9.   Lf6:   Lf6: 

10.  Tel  Da5,  Partie  Marshall— Rubinstein,  Lodz  1908]  9. . . .  Lc5:  [auch  nach  dem 
besseren  Zuge  9. . . .  a6  hat  Schwarz  ein  schwieriges  Spiel],  10.  0—0  Sc6,  11.  Tel 
Le7,  12.  Lf6:  Lf6:  13.  Sa4  Tc8,  14.  Lc6:  bc,  15.  Sd4  nebst  Sc5  mit  total  überlegener 
Stellung.) 

Seite  359,  Zeile  10  von  unten,  rechts.  Fortsetzung  des  Textes. 

oder  noch  raffinierter  8.  Le5  f6,  9.  Lg3. 

Seite  361,  Zeile  20  von  oben,  links.  Fortsetzung  des  Schi  jßvermerkes: 

„Das  Spiel  seines  Gegners  sei  nach  Dr.  Laskers  Ansicht  ein  gewisser  Bluff 
gewesen  und  dafür  habe  er  verloren.  Das  sollte  offenbar  ein  kleiner,  wenn  auch 
harmloser  Seitenhieb  für  die  Modernen  sein",  schreibt  Koslowski  in  seinem  hoch- 
interessanten Bericht  in  der  „Vossischen  Zeitung"  vom  3.  Juli  1924.  —  Der  Hieb  sitzt 
flach:  Lasker  hat  einfach  die  Partie  besser  gespielt  und  das  ist  alles.  —  Ganz  anders 
zu  werten  sind  die  herrlichen  Seiten  über  das  „Prinzip  des  Ethischen"  in  Dr.  Laskers 
Buche  „Gesunder  Menschenverstand  im  Schach"  (Berlin   1925). 

Seite  361,  Zeilen  26  bis  31   von  oben,  rechts. 

Dieser  Klammerteil  gehört  zu  5.  .  .  .  Sb8—c6  (Buchzeile  12  oben  rechts)  und  ist 
dementsprechend  die  Nummerierung  seiner  Züge  zu  ändern  (5.  statt  6.  usw.).  —  Der 
von  uns  nach  5.  .  .  .  de,  6.  Lc4:  a6  vorgeschlagene  Zug  7.  Se5  ist  eine  Neuerung 
gegenüber  den  Bilguerschen  Fortsetzungen  7.  Ld3  oder  7.  0—0. 


492 


Seite   361,   Zeile  38   von   oben,  rechts.   Ergänzung  der  Klammer  zu 

10.  Ddl  — c2. 

Auf  10. Tel  folgte  übrigens  in  der  dreizehnten  Matchpartie  Dr.  Lasker— Dr.  Tarrasch 
10.  .  .  .  a5,  bezw.  in  einer  Partie  Aljechin— Euwe,  Haag  1921,  noch  schärfer  10. . . .  De7 
mit  baldigem  Gegenspiel  für  Schwarz.) 

Seite   361,   Zeile  43   von    oben,  rechts.   Ergänzung  der  Klammer  zu 
10.  .  .  .  Dd8— e7. 

—  Vgl.  ferner  Partie  Hartlaub-Benary  1911:  10. ...  de?  IL  Sg5  g6,  12.  0-0—0 
De7,  13.  Td6!  h6,  14.  h4  hg,  15.  hg  Sh5,  16.  Th5:  gh,  17.  Sd5!  ed,  18.  Tgöf  nebst 
Matt  in  zwei  Zügen.  —  Durch  diesen  Hinweis  wird  auch  die  Priorität  bezüglich  des 
Zuges  10.  Dc2  richtiggestellt. 

Seite  362,  Zeile  35  von  oben,   rechts.   Nach  den  Worten  „Wagners 
Idee"   einfügen: 

die  freilich  durch  die  Partien  Dr.  Bernstein— Löwenfisch,  Wilna  1912,  sowie 
Flamberg— Löwenfisch,  Petersburg  1914,  um  ihre  Priorität  gebracht  wird. 

Seite  362,  Zeile  40  von  oben,  rechts.  Zum  Zuge  7.  Lg2. 
(Am  einfachsten.  Doch  ist  auch  7.  Se5  sehr  beachtlich.) 

Seite  363,  Zeile  14  von  oben,  links.   Zum  Zuge  9.  de. 

[Ein  sehr  beachtenswerter  Versuch,  den  doppelten  Tempogewinn  Lf8—e7Xc5—e7 
geziemend  auszunutzen.  —  Wegen  9.  a3  Le6,  10.  de  Lc5:  11.  b4  usw.  vgl.  unten  die 
Nachtragsanmerkung  zum  10.  Textzuge  von  Weiß.] 

Seite  363,  Zeile  20  von   oben,  links.   Nach  14.  Sd4!  einschieben: 

oder  Partie  Emmrich— Dr.  Zimmer,  Dresden  1923:  11.  .  .  .  0—0,  12.  Tel  Lg4, 
13.  Le5  TeS!  14.  Le7:  De7:  15.  Sc5  oder  Üsw.  wie  im  Buche. 

Seite    363,    Zeile    26    von    oben,    links.     Fortsetzung    der    eckigen 
Klammer: 

Sohin  ist  diese  Forlsetzung:  10.  Sa4  nebst  Le3  als  Hauptvariante  der  „anti- 
modernen" Verteidigung  3.  .  .  .  c5  zu  betrachten,  während  die  anderen  Spiel- 
weisen: 10.  Lg5  Le6,  11.  Tel  Le7,  bezw.  10.  b3  Le6,  11.  Lb2  Se4!  12.  Sa4  Le7,  bezw. 
10.  a3  Le6,  11.  b4  Le7!  12.  Lb2  TacS!  usw.  nur  ausgleichen.] 

Seite  363,  Zeile  27  von  oben,  rechts.  Fortsetzung  der  Glosse: 

—  Im  übrigen  sind  wir  nunmehr  mit  einigen  sehr  häufig  vorkommenden  Zug- 
umstellungen ins  Fahrwasser  der  beim  7.  Zuge  von  Schwarz  erörterten  „Hauptvariante" 
geraten. 

Seite  364,  Zeile  11  von  oben,  links.  Zum  Zuge  11....  De7. 
(Zweckmäßiger  ist  11.  .  .  .  Se4.) 

Seite  364,  Zeile  30  von  oben,   links.   Als  weiteren  Absatz  beifügen: 

c)  Aufwirbelungsmethode,  Panie  Rubinstein -Dr.  Tarrasch,  Teplitz-Schönau 
1922:  10.  a3  0-0,  11.  b4  Le7!  (11.  .  .  .  Ld6,  12.  Lb2  a5,  13.  b5  Se5?  14.  Sd5:!  mit 
Bauerngewinn  für  Weiß),  12.  Lb2  Se4  (sicherer  12.  .  .  .  Tc8),  13.  b5!  (statt  Vidmar- 
Sehlechter:  13.  Sd4  Sd4:  14.  Se4:  de,  15.  Dd4:  Dd4:  16.  Ld4:  f5  usw.  zugunsten  von 
Schwarz)  13.  .  .  .  Sa5,  14.  Se4:  de,  15.  Sd4:  Dd5?  (verhältnismäßig  am  besten  war 
zunächst  15.  .  .  .  Sc4,  16.  Lc3  Dd5,  17.  Dc2  und  Weiß  hat  nur  minimalen  Vorteil), 
16.  Dc2  f5,  17.  Dc3  (ein  siegreicher  Doppelangriff)  17. . . .  Sc4  (oder  17. . . .  Lf6,  18.  Da5:), 
18.  Sf5:!  und  Weiß  gewann. 

Seite  364,  Zeile  19  von  unten,  links.  Zum  Zuge  12.,..  Dd7. 

[Vorzuziehen  nach  Emmrich  12....  h6!  13.  Lf4  Sd4:  14.  Dd4:  Da5  nebst  TacS 
und  TfdS  mit  Ausgleichsehancen  für  Schwarz.] 

Seite  364,  Zeile  4  von  oben,  rechts.  Zum  Textzuge  14....  Dc5 — b6. 
Nach  Reti  ist  diese  Entführung  der  Dame  als  entscheidender  Fehler  zu  betrachten 
und  war  statt  dessen  14.  .  .  .  Dd6  geboten.  [„8  Uhr-Blatt"  1923.] 


493 


.-Äteferf 


Seite  364,  Zeile  17  von  unten,  rechts.  Zum  Zuge  13.  Da4. 

[Me':ir  ist  nach  Emmrich  mit  13.  b4!  a6,  14.  a4  usw.  zu  erreichen.] 
Seite  365,   Zeile  1  von    oben,    rechts.    Zu    Janowskis    Verteidigung 

a7— a6. 

Tiefe  und  Eleganz  haben  von  jeher 
das  Spiel  des  franko-polnischen  Groß- 
meisters ausgezeichnet.  Es  ist  schade, 
daß  seine  Kampfnatur  nicht  nur  den 
Gegner,  sondern  auch  das  Schicksal  be- 
siegen will  und  daher  oft  scheitert. 

Seite    365,   Zeile  18   von  oben, 

rechts.        Fortsetzung        der 

Klammer  zu  4.  cd. 

Auf  4.  Sf3  kann  4. . . .  de,  5.  a4  c5! 
6.  e3  Sf6  usw.  zum  angenommenen  Damen- 
gambit führen.  —  Schlechter  empfahl  4.  e4.) 

ibid.  Zum  Zuge  5.  Sf3! 

(Zweckmäßiger  als  das  früher 
übliche  sofortige  5.  Db3.  Ohne  Schärfe 
geschah  in  einer  Partie  Sergeant-Rubin- 
stein, Southport  1924:  5.  g3  Sf6,  6.  SfS 
Ld6,  7.  Lg2  c6,  8.  Dc2  0— ü,  9.  0-0  Te8 
usw.  mit  etwa  gleichem  Spiel.) 

Seite  368,  Zeile    12   von    oben, 

1  i  n  k  s.  Fortsetzung  der  Klammer 

zu  6.  . .  .  Ld6.  \p        i 

Fraglich    ist    auch   6. . . .   Le7,   vgl.  ,1 

Partie   Factor— Rzeschewski,   Detroit  '* 

1924:  7.  0—0  0-0,  8.  Dc2  de,  9.  Lc4:  Dc7,  ,,;.  J 

10.  Ld2!  e5,  11.  Tacl    Ld6  [na  also!],  12. 
h3   TeS    [besser   h6],    13.    Sg5!  Te7,    U. 

Db3!    Db6,    15.    Lf7:t  Kf8   [besser  KhB],  David  janowski. 

16.  Se4  Lc7?  [besser  Db3:],  17.  Lb4!  Ld8, 
18.  Sd6!  c5,  19.  de  Dc6,  20.  Seöf  Te6:  21.  Le6:  e4,  22.  Ld7!  aufgegeben.) 

Seite  368,    Zeile  41  von    oben,    links.    Ergänzung 
7....  de. 

—  Amüsant  wäre  übrigens  7.  .  .  .  e5,  8.  ed5:  cd,  9.  cd  ed,  10.  Sd4:  Sd5:  [man 
beachte  die  Massierung  von  acht  Steinen  auf  der  d-Linie!],  11.  Sf5  usw.  mit  Angriff.) 

Seite  368,  Zeile  31  von  oben,   rechts.    Fortsetzung  der  Klammer  zu 
10. .  .  .  Dc7. 

—  Vgl.  ferner  die  Schönheitspartie  Renaud  — Galgneron  de  Marolles, 
Straßbourg  1924:  10.  .  .  .  TeS,  11.  Tel  SfS  [unternehmender  11.  .  .  .  e5],  12.  Ld2  Le7, 
13.  Lc3  Ld7,  14.  Se5  Tc8,  15.  Dh5  g6  [besser  Sg6],  16.  Df3!  f6,  17.  Sg4  f5,  18.  Se5!  fe 
[besser  Lf6],  19.  Df7t  Kh8,  20.  d5  LfÖ,  21.  Sgöf  aufgegeben.) 

Seite  368,  Zeile  42  von  oben,  rechts.  Fortsetzung  der  Textglosse: 

z.  B.  8 a6,  9.  a4  b4,  10.  Sbl  c5,  11.  0-0  Lb7,  12.  Sb  d2  Le7,  13.  Sc4  0-0, 

Partie  Teichmann— Rubinstein,  Karlsbad  1923. 


der    Klammer  zu 


14.  Se5  usw.: 
Seite  368, 
(Oder 


Zeile  14  von  unten,  rechts.  Nachtrag  zum  Zi:ge  12.  Lg5. 

Partie  Rubinstein— Lewitzky,  Breslau  1912:  12.  Le3  Se5  [besser  wäre 
immerhin  der  Damentausch],  13.  Tadl  Lc7  [neuerlich  wäre  13 Sf3:t  nebst  Damen- 
tausch vorzuziehen],  14.  Dc5!  b6,  15.  Db4  a5,  16.  Dc3  Lf5  [besser  0—0],  17.  Lg5!  De6 
[auch  17.  .  .  .  Sf3:t  18.  Df3:  Le4:  19.  De4:  De6,  20.  De6:  fe,  21.  Tfel  führt  zum 
schwarzen  Ruin],  18.  Sd4  Dd6,  19.  Lf5:  aufgegeben.) 


494 


Seite  369,  Zeile  2  von  oben,  links.  Ergänzung  der  Textglosse: 

bezw.  Partie  E.  Rabinowitsch— Rosselli,  Baden-Baden  1925:  9.  .  .  .  Lb7,  10.  e5 
Sd5,  11.  Sd5:  cd,  12.  0—0  Le7,  13.  Le3!  usw.,  bezw.  endlich  und  für  die  ganze  Meraner 
Variante  vielleicht  maßgebend  Partie  Bogoljubow— Thomas,  Baden-Baden  1925:  9. . . . 
c5,  10.  e5  cd  (oder  Aljechin-Te  Kolste,  ibid.:  10.  .  .  .  Sd5,  11.  Sg5!),  11.  Sb5:!!  (von 
Blumenfeld  in  Moskau  statt  der  für  Schwarz  jedenfalls  günstigen  Abwicklung  11.  ef 
de  ausgeklügelt  und  von  Bogoljubow  nach  Westeuropa  zollfrei  importiert)  11.  .  .  .  ab 

(auf  11 Sg4  folgte  in  der  Stammpartie  Blumenfeld— A.  Rabinowitsch,  Moskau  1925: 

12.  Da4!!  mit  plötzlichem  Armfallgriff,  dagegen  kommt  nach  Sosin  in  „Schachmatny 
Lystok"  1925  auch  11. .  .  .  Se5:  12.  Se5:  ab,  13.  Lb5t  Ld7  usw.  in  Betracht.)  12.  ef  e5? 
(umständlich  auch  Partie  Colle— Te  Kolste,  Baden  Baden  1925:  12. .  . .  Db6,  wegen  13. 
0—0!  und  fatal  selbstredend  12.  .  .  .  Df6:??  13.  Lg5  mit  Damengewinn;  dagegen  aber 
12. .  .  .  gf    oder    auch,     wie    Aljechin   in    „L'Echiquier"    1925    ausführt,    dazwischen 

12.  .  .  .  Lb4t  13.  Ld2  Ld2:t  14.  Dd2:  gf!  15.  Sd4:  LbT  usw.  noch  sehr  unklar),  13. 
fg  Lg7:  14.  De2  De7  (14.  .  .  .  0-0?  15.  De4),  15.  0—0  Lb7,  16.  Tel  Dd6,  17.  Sh4 
usw.  mit  Schraubendruck  für  Weiß. 

Seite  369,  Zeile  37  von  oben,  links.  Nach  dem  Worte  „Partie"  ein- 
schieben: 
Müller -Walter,  Raab  1924:  11 b4,    12.  Lbl  Le7,    13.  Tfdl  Dc7,    14.  Sbd2 

0-0  usw.,  bezw.  Partie  usw.  wie  im  Buche. 

Seite  369,  Zeile   12  von   oben,   rechts.    Fortsetzung  der  Klammer  zu 
13.  b3. 

—  Am   besten   ist  aber  nach  Grünfeld  13.  de  nebst  14.  b3  und  nach  Aljechin 

13.  Tel,  um  auf  13.  .  .  .  Dd5  14.  e4,  bezw.  auf  13.  .  .  .  Se4  14.  a5!  spielen  zu  können.) 

Seite  371,   Zeile  16   von    oben,    links.    Ergänzung    der  Klammer  zu 
4.  de. 

—  Schwach  wäre  statt  des  zuletzt  angegebenen  Zuges  sofort  6  . . .  f6?  7.  Da4t 
Ke7,  8.  Db3  usw.  [Dr.  Bernstein— Marshall,  Ostende  1906],  bezw.  nach  Aljechin  6.  .  .  . 
Sc6,   7.  Lf4   nebst   e3.  Jetzt   droht   dagegen    f6,    z.  B.  also    laut   „Schachwart"   1914: 

6.  .  .  .  Da5!  7.  Ld2  [unklar  7.  e3  Lb4,  8.  Ld2  Se7,  9.  a3  Lc3:  10.  Lc3:  Db6,  11.  Da4t 
Kf8  usw.]  7.  .  .  .  f6,  8.  Se4:  Db6!!  9.  Da4t  Sd7,  10.  Sc3  fe,  11.  Sd5:  Dd6,  12.  e4  Sf6, 
13.  de  De5:  14.  Lf4  Lb4t  15.  Db4:  Sd5:  bezw.  13.  Lb4  Db8  mit  behaupteter  Mehrfigur 
für  Schwarz.) 

Seite  371,  Zeile  13  von  oben,  rechts.  Nachtrag  zum  Zuge  8.  0 — 0. 
Darauf  folgte  übrigens  in  einer  Partie  Rubinstein— Bogoljubow,  Hastings  1922, 
ziemlich  unbequem  8.  .  .  .  Dh4.  Schärfer  geschah  daher  in  einer  Partie  Aljechin — 
Opocensky,  Paris  1925,  sofort  8.  e4!  Sc3:  9.  Sc3:  Lg6,  10.  0—0,  worauf  sich  nunmehr 
10.  .  .  .  Dh4  wegen  11.  d5!!  ed,  12.  g3!  Df6,  13.  ed  usw.  (z.  B.  13.  .  .  .  Le7,  14.  Tel! 
Se5,  15.  Le2  0—0—0,  16.  Lf4!  Ld6,  17.  Tel  Kb8,  18.  Db3)  als  nachteilig  erwies  und 
daher  wohl  einfach  10.  .  .  .  Le7  vorzuziehen  war.  —  Dieser  Läuferzug  käme  übrigens 
schon  im  7.  Zuge  (statt  7. .  . .  Sd7)  in  Betracht,  indem  er  8.  e4  wegen  b7— b5— b4  mit 
Bauerngewinn  verhindert. 

Seite  371,  Zeile  22  von  oben,  rechts.  Nachtrag  zum  Zuge  12.  Ld2. 
[Viel  schärfer  jedoch  und  für  die  ganze  Variante  mit  der  Läuferopponierung 
kraftspendend  ist,  wie  Grünfeld  in  „Tidskrift"  1922  hinwies,  12.  Lg5!  Le7,  13.  Ld2, 
z.  B.  laut  einer  Glanzpartie  Colle— Dr.  Euwe,  Hastings  1924,  13.  .  .  .  Te8,  14.  Lc3  Dc7, 
15.  Tadl  nebst  Tfel  oder  auch  Partie  Grünfeld— Te  Kolste,  Baden-Baden  1925: 
13....  Dc7,  14.  Tfel!  Sf6,  15.  De2  Tfe8,  16.  Lc3  usw.  mit  strategischen  Trümpfen 
für  Weiß.] 

Seite  371,  Zeile  18von  unten,  rechts.  Zum  Zuge  7.  . . .  e6! 

(Viel  schwächer  geschah  in  der  vorerwähnten  Stammpartie  Zukertort— Steinitz: 

7.  .  .  .  Sc6?  8.  Se5  e6,  9.  Lb5  Dc7,  10.  Ld2  usw.  mit  weißem  Vorteil.) 

Seite   371,   Zeile    15   von    unten   rechts.    Fortsetzung  der  Klammer: 
nebst  späterem  f2— f4,   vgl.  Partie   Dr.  Voellmy— Capt.  Bolland,   Bromley  1925: 

8.  Se5!  Le7,  9.  e3  0—0,  10.  Ld3  Sc6,  11.  f4  usw.  zugunsten  von  Weiß.) 

Seite  372,  Zeile  26  von  oben,  links,  Nachtrag  zum  Zuge  5. ...  Sbd7. 
(Auf  5. .  .  .  Se4  ist  statt  der  Abwicklung  6.  Se4:?,  Partie  Bogoljubow— Maröczy, 
New-York  1924,  wohl  6.  Ld3  f5,  7.  Se5  mit  überlegenem  Spielraum  zu  empfehlen.) 


—  495  — 

Seite  372,  Zeile  4  von  oben,  rechts.  Zum  Zuge  7 Ld6. 

(Auf  7.  .  .  .  h6  folgte  in  einer  Partie  Grünfeld— Selesniew,  Meran  1924:  8.  a3 
und  in  einer  Partie  Rabinowitsch— Selesniew,  Moskau  1925,  unter  Verzicht  auf  die 
Zernierungsarbeit  am  Damenflügel:  8.  b3  Ld6,  9.  Lb2  Db8  [9.  .  .  .  Dc7,  10.  c5  Le7, 
11.  b4],  10.  h3  0—0,  11.  Sh4  Lh7,  12.  cd  ed,  13.  g4  Te8,  14.  Sf5  Lf8,  15.  Khl  usw.  mit 
Angriffsstellung.  —  Am  besten  ist  übrigens  nach  Becker  7.  .  .  .  Le7.) 

Seite  372,  Zeile  15  von  oben,  rechts.  Zum  Textzuge  7.  c4 — c5! 

Konsequenter   als  Partie  Becker— Krüger,    Frankfurt  a.  M.  1923:    7.  0—0  Sbd7, 

8.  c5  Lc7,  9.  b4  0—0,  10.  Lb2  Se4,  11.  Se4:  Le4:  12.  Sd2  Lg6  (oder  Partie  Grünfeld— 
S.  R.  Wolf,  Wien  1923:  12.  .  .  .  Dh4,  13.  f4  f5,  worauf  statt  14.  Sf3  De7  viel  schärfer 
14.  Se4:!  fe,  15.  b5  geschehen  konnte),  13.  f4  Sf6,  14.  Lc3.?  (14.  b5!  Se4,  15.  Sf3  zu- 
gunsten von  Weiß)  14.  .  .  .  Se4:  15.  Se4:  Le4:  16.  Da4?  (neuerliche  Zeitvergeudung) 
16 a6,  17.  Db3  g5!  mit  starkem  Gegenspiel. 

Seite  372,  Zeile  32  von  unten,  rechts.  Zum  Zuge  7 b6? 

(Besser  wohl  7.  .  .  .  Le7.) 

Seite  374,  Zeile  14  von  unten,  links.  Beifügen: 

oder,  wie  N.  Zelikow  in  „Schachmaty"  1924  ausführt,  7.  .  .  .  Lg4. 

Seite  375,  Zeile  1  von  unten,  links,  Ergänzung  des  Absatzes: 

(Reservierter  ist  6.  .  .  .  e6,  um  auf  7.  Lf4  entweder  ä  la  Partie  Marshall— 
Dr.  Lasker,  New-York  1924,  7.  .  .  .  Le7  nebst  Sh5  und  f5  oder,  wie  in  einer  Partie 
Renaud— Kahn,  Nizza  1925,  geschah,  stonewallmäßig  7. . . .  Ld6,  8.  Lg3  Se4!  9.  e3  Sg3: 
10.  hg  Ld7!  11.  Le2  Tc8  usw.  mit  etwa  gleichem  Spiel  zu  antworten.) 

Seite  376,  Zeilen  3  bis  1  von  unten,  rechts,  sollen  lauten: 

Sf6,  17.  f4  (auf  17.  Dg6  setzt  Beique  in  „Le  Canada"  1925  mit  17....  ed,  18. 
ed  Df81  drohend  Sd8  bezw.  18.  f4  Df8,  19.  Tf3  Sg8!  usw.  zugunsten  von  Schwarz 
fort.)  17....  ed  (oder  etwa  17....  e4,  18.  Del),  18.  Tf3  e5,  19.  Dg6!  de,  20.  f5!  usw. 
mit  unerbittlichem  Angriff. 

Seite  381,  Zeile  1  von  oben,  links.  Zum  Zuge  8.  Sg4: 

[Richtig  ist,  wie  Grünfeld  in  „Tidskrift"  ex  1922  ausführt:  8.  h3  Lh5,  9.  Lf4.] 

Seite  381,  Zeile  7  von   oben,    links.   Als  einen  weiteren  Absatz  ein- 
fügen: 
oder  laut  Kostitsch  in  Gyula  1921:  5.  c5  Dc7,  6.  g3!  Sh5,  7.  e4!  de,  8.  Se5  g6, 

9.  Lc4  e6,  10.Se4:  Sd7,  11.  f4  Le7,  12.  Sf7:!  usw.  — 

Seite  381,  Zeile  4  von  oben,  rechts.  Zum  Zuge  6.  e3. 

(Auf  das  von  Dr.  Krause  vorgeschlagene  Räumungsmanöver  6.  Se5,  um  nämlich 
f3  nebst  e4  durchzusetzen,  folgte  in  einer  Partie  Nimzowitsch— Sämisch,  Marienbad 
1925,  etwas  dislozierend:  6. . . .  Sd7,  7.  Sd7:  Dd7:  8.  f3  Sd5,  9.  e4  Sc3:  10.  bc  Le6  usw., 
ist  aber  vor  allem  das  Opferspiel  6.  .  .  .  e6,  7.  f3  Lb4,  8.  e4  Le4:  usw.  alarmierend.) 
Seite  381,  Zeile  28  von  oben,  rechts.  Beifügen: 

weil  das  Zentrum  nur  allzubald  zu  „hängen"  beginnt. 
Seite  381,  Zeile  3  unten,  rechts.  Zum  Zuge  8.  Db3? 

(Oder  Partie  Morrison— Marechal,  Toronto    1924:    8.  0-0  e6,    9.  Sh4  Lc2,    10. 
Dd2  [besser  10.  Del]  Se4!  usw.) 
Seite  382,  Zeile  8  von  oben,  links.  Fortsetzung  der  Textglosse: 

und  wenn  dann  7.  Db3,  so  Db6  nebst  Le7  und  0—0.  Becker  empfiehlt  übrigens 

6 Sfd7. 

Seite  382,    Zeile  31  von   unten,    links.   Fortsetzung  der  Klammer  zu 

7. . .  .  cb. 

Vielleicht  jedoch  7.  .  .  .  Sd5,  worauf  wohl  8.  Df3  oder  8.  Ld2  folgen  kann.) 
Seite  382,  Zeile  26  von  unten,  links.  Beifügen: 

z.  B.  16.  .  .  .  La5,  17.  La3!  Lb6!  18.  Tel  Tc8,  19.  Lb5  mit  Eroberung  des  Bauern 
c6.  [H.  Wolf  im  „Neuen  Wiener  Tagblatt".] 
Seite  382,  Zeile  4  von  oben,  rechts.  Nach  „angegeben"  beifügen: 

um  die  Bauernbeute  womöglich  zu  behaupten.    — 
Seite  382,  Zeile  32  von  oben,  rechts.  Zum  Zuge  10. . . .  Dd8— d5. 

(Prof.  Becker  empfiehlt  10.  .  .  .  c5,  z.  B.  11.  Df3  cd,  12.  Da8:  Daöf  nebst  De5: 
bezw.  11.  Lc4:  Sc4:  nebst  eventuell  Sc6.) 


496  - 


ibid.  Zum  Zuge  11....  Sf6 — e4. 

(Pariert  Sc3.  —  Wenn  jetzt  11....  c5,  so  12.  Sc3  Db7,  13.  Le2!  zugunsten  von 
Weiß.) 

Seite  382,  Zeile  36  von  oben,  rechts.  Beifügen: 

In  einer  Beratungspartie  Perneder  und  Rot  gegen  Hönlinger  und  Ritschel,Wien 
1924,  folgte:  13.  .  .  .  Lc4:  (13.  .  .  .  Sf2:?  14.  Df2:  Lc4:  15.  Sc3  mit  Figurgewinn  für 
Weiß),  14.  Lc4:  Dc4:  15.  De4:  Sa6,  16.  Lc3  Lb4  (interessant  16.  .  .  .  Sb4,  17.  Sd2  Sd3t 
18.  Kfl!  ±),  17.  Sbd2  usw.  mit  etwas  besserem  Spiel  für  Weiß.- 

Seite  382,  Zeile   16  von  unten,  rechts.  Zum  Zuge  9,  0 — 0. 

(Nicht  ohne  Schattenseiten  ist  9.  De2,  um  e3  — e4—  eventuell  e5  durchzusetzen, 
vgl.  Partie  Vukovic-Walter,  Györ  1924:  9.  De2  Lb7,  10.  e4  c5,  11.  e5  Sd5,  12.  Ld2  a5, 
13.  0—0  Le7  usw.  mit  Gegenspiel.  —  In  Betracht  kommt  aber  auch  nach  Hans  Müller 
9.  Dc2.) 

Seite  382,    Zeile  13   von    unten,    rechts.    Fortsetzung    der   zitierten 
Schönheitspartie  Maröczy — Przepiörka,  Raab  1924: 

12.  b3  Le7,  13.  Lb2  0-0,  14.  Sei  a5,  15.  Sd3  Tfd8,  16.  Tacl  Se4,  17.  Sf  e5  Sb6, 
18.  de  Sc4:  19.  Sc4:  Sc5:  20..Dg4  Lf8,  21.  Sce5  f5,  22.  Dh5!  Td5,  23.  Sc5:  g6,  24.Td5:l 
Ld5:  25.  Ddl  Lc5:  26.  Sd3  aufgegeben. 

Seite  385,  Zeile  26  von  oben,  links.  Nachtrag  zur  Collijn-Fortsetzung 
7.  Sb3  Dc7. 

Nun  folgte  aber  in  der  Schönheits- 
partie Przepiörka  —  Dr.  Seitz, 
Hastings  1924/25:  8.  g3!  (mobilisiert  den 
Zukunftsläufer  und  provoziert  die  Zentral- 
schwächung e7— e5)  8.  .  .  .  e5,  9.  Lg2 
Lf5  (erträglicher  nach  Aljechin  9.  .  .  .  Lb4, 
10.  0-0  Lc3:  ll.bcO— 0),  10.  0-0  Sc6 
(geboten  war  10. . . .  a6),  11.  Sb5  Db6 
(besser  nach  Maröczy  11....  Db8,  doch 
bleibt  Weiß  auch  dann  mit  etwa  12.  Le3 
oder  gar  12.  f4  im  Vorteil.  Unbefriedigend 
ist  auch  11....  Dd8  wegen  12.  Lg5), 
12.  Sd6t  Ld6:  13.  Dd6:  Se4,  14.  Le4: 
Le4:  15.  Le3  Dd8,  16.  Da3!  (erster 
Problemzug)  16.  .  .  .  De7,  17.  Lc5  De6, 
18.  Tfdl  f6  (herzhafter  wäre  vielleicht 
18.  .  .  .  h5),  19.  Da4  Lc2  (19.  .  .  .  Ld5, 
20.  Sa5  b6,  21.  e4!  und  gewinnt),  20.  Td6 
Df5,  21.  Dc4!  Sd8,  22.  Tel  Le4,  23.  La3!! 
(zweiter  Problemzug)  23. . . .  Le6,  24.  Sc5 
Dg6,  25.  Tcdl  b5,  26.  Td8:t  aufgegeben. 
(26. .  . .  Td8:  27.  De6t  Kf8,  28.  Sd7#.  Das 
Manöver  La3,  Sc5  und  Sd7  stellt  die  Idee 
des  Indischen  Problems  in  der  praktischen 
Partie  dar.) 

Seite  385,  Zeile  6  von  unten, 
rechts.  Ergänzung  der 
Klammer  zu  4.  cd. 

Um       diesen    Gegenstoß      e7— e5 
dauernd  zu  verhindern,  geschah  übrigens 
in     den    Partien    Aljechin— CoUe,     Paris 
1925  sowie  Baden-Baden  1925,  A.  Da4  Lf3:  5.  ef  usw.) 

Seite    387,   Zeile    21    von  oben,  links.    Fortsetzung  der  Klammer  zu 
5,  Sbd2 
bezw.  endlich  5.  Lf4  Lg4  nebst  Dd7  und  0—0-0.) 


David  Przepiörka. 


—  497  - 

Seite  390,  Zeile  12  von  oben,  rechts.  Nachtrag  zum  Zuge  7.  Sc3. 
Sehr  originell  verlief  darauf  folgende  Freipartie  Dr.  Robinson— H.  Wolf,  Wien 
1924:  [1.  d4  d5,  2.  Sf3  Sf6,  3.  c4  e6,  4.  Sc3  de,  5.  e3  c5,  6.  Lc4:  Sc6,  7.  0-0]  7. . .  .  a6, 
8.  a4  Le7,  9.  Se5  (eine  übereilte  Idee)  9. . . .  Ld7!  (9.  . . .  Dc7?  10.  Sc6:  Dc6:?  11.  Lb5 
ab,  12.  ab  mit  Qualitätsgewinn),  10.  Khl  Tc8!  (droht  cd  nebst  Se5:),  11.  Sd7:  Dd7: 
12.  d5  ed,  13.  Sd5:  Se5,  14.  b3  Td8,  15.  e4  0-0,  16.  Lb2  Sd5:  17.  Ld5:  Sg4!  18.  Del 
Dc7,  19.  f4  Lf6,  20.  Ta2  Tfe8,  21.  b4  c4!  22.  Ta3?  Lb2:  23.  Db2:  Td5:!  24.  ed  Df4:! 
und  Weiß  gab  auf. 

Seite  390,  Zeile  25  von  oben,  rechts.    Zum  Zuge  10.  ed. 

(Ohne  Durchschlagskraft  erwies  sich  in  einer  Partie  Rubinstein  — Tartakower, 
Baden-Baden  1925  [mit  Zugumstellung]:  10.  Sd4:  Dc7,  11.  Sc3  0—0,  12.  e4  b6,  worauf 
statt  des  optimistischen  13.  Lg5  am  solidesten  13.  Le3  mit  Eventualvereinfachung 
folgen  sollte.) 

Seite   392,   Zeile    5   von  unten,    rechts.    Fortsetzung    der    Klammer: 
z.  B.  8.  g3  e5,  9.  Sc2  Ld7!  =  Partie  Rubinstein— Spielmann  1920.) 

Seite  393,  Zeile  14  von  oben,  links.  Nach  6 Sf6!  einfügen: 

7.  Sc3  e5  =  Partie  Bogoljubow— Spielmann,  Berlin  1920, 

Seite  394,   Zeile  13  von   unten,  links.    Zum  Textzuge  14.  Ddl  —  d2. 

Hier  war  14.  Del!  Db4,  15.  Dd2  Db6  (d6),  16.  Se5  usw.  viel  eher  angebracht, 
um  die  Partie  halten  zu  können.  [Aljechin  im  Turnierbuch.] 

Seite  395,  Zeile  34  von  oben,  rechts.  Als  zweiten  Absatz  beifügen: 
Stemmt  sich  aber  Schwarz  weder  mit  4.  .  .  .  Ld6  noch  mit  4.  .  .  .  c5  entgegen, 
sondern  entwickelt  sich  zunächst  ganz  passiv  mit  etwa  4. .  .  .  Le7,  so  verstärkt  Weiß 
seinen  Druck  zusehends,  vgl.  Partie  Johner  — Nyholm,  Kopenhagen  1916:  [1.  d4  d5, 
2.  Sf3  e6,  3.  Lf4  Sf6,  4.  e3]  4.  .  .  .  Le7,  5.  Ld3  0-0,  6.  Sb  d2  c5,  7.  c3  b6?  (unter- 
nehmender Db6),  8.  Se5  Lb7,  9.  Df3  Sbd7,  10.  Dh3  Tfe8,  11.  Sdf3!  (droht  bereits 
12.  Sf7:  Kf7:  13.  Sg5t)  11. .  .  .  Sf8  (besser  Tf8),  12.  Sg5  Dc8,  13.  Sgf7:  La6,  14.  Shöf! 
gh  (14.  .  .  .  Kh8,  15.  Sef7#),  15.  Dg3  Sg6,  16.  Lg6:  aufgegeben. 

Seite  395,    Zeile  8   von    unten,    rechts.    Nachträgliches    zum    Zuge 

3.  . . .  e6. 

Erst  jetzt,  nach  Einsperrung  des  schwarzen  Damenläufers,  erhält  der  dritte  Zug 
von  Weiß  schwunghafte  Bedeutung.  Energischer  ist  daher  für  Schwarz,  wie  bereits 
erwähnt,  3.  .  .  .  c5,  4.  e3  Db6!  z.  B.  Partie  Vidmar— Reti,  Kaschau  1918:  5.  Sc3  c4! 
6.  Tbl  Lf5,  7.  Se5  e6,  8.  f3  Sc6,  oder  Capablanca— Maröczy,  New-York  1924:  5.  Del 
Sc6,  6.  c3  Lf5!  usw.  mit  andauernder  Initiative  für  die  nachziehende  Partei. 

Seite  398,   Zeile  6  von    oben,    links.    Nachträgliches    zum   Textzuge 
2....  e7— e6. 

Wie  Nimzowitsch  in  „Kagans  Schachnachrichten"  ex  1925  ausführt,  ist  hier  die 
Dr.  Krause  sehe  Idee  sehr  beachtenswert,  sofort  2.  .  .  .  d6  nebst  baldigster  Durch- 
setzung von  e7— e5  zum  Leitmotiv  der  schwarzen  Verteidigung  zu  gestalten,  vgl.  Partie 
Löwenborg— Dr.  Krause,  Kopenhagen  1924:  [1.  d4  f5,  2.  c4  d6],  3.  Sf3  Sc6!  4.  Sc3  Sf6, 
5.  e3  (oder  5.  g3  e5!  6.  de  de,  7.  Dd8:t  Kd8:  bezw.  Korrespondenzpartie  Nimzowitsch— 
Dr.  Krause  1924/25:  5.  Lf4  h6,  6.  h4  Sg4,  7.  d5  e5!  [statt  Nimzowitsch-Möller 
Kopenhagen  1923:  7.  .  .  .  Se5,  8.  e4!  ±],  8.  de  Le6:  9.  g3  [statt  Brinckmann— Krause 
1924:  9.  Sc3]  Lc4:  10.  Sd4  Dd7)  5.  .  .  .  e5,  6.  g3  g6!  usw.  = 

Die  zu  erlangende  Bauernkonfiguration  f5,  e5,  d6  ist  mit  der  Tschigorinschen 
in  der  französischen  oder  sizilianischen  Partie  (als  Anziehender!)  identisch,  wobei 
jedoch  auf  den  Zug  De2  (bezw.  De7)  Verzicht  geleistet  wird. 

Seite  402,  Zeile  38  von  oben,  links.  Als  weiteren  Absatz  beifügen: 
IV.)  Schwerfälliger  ist  nach  1.  d4  e6,  2.  Sf3  f5,  3.  g3  die  Bildung  des  Kontra- 
fianchettos  3.  .  .  .  b6  (statt  3.  .  .  .  Sf6),  4.  Lg2  Lb7,  5.  0—0,  vgl.  mit  Zugumstellung 
Partie  Spielmann-Mieses,  Teplitz-Schönau  1922:  5.  .  .  .  Sf6,  6.  c4  Sc6  (auf  6. .  .  .  Le7 
folgte  in  einer  Partie  Reti— Aljechin,  Karlsbad  1923:  7.  Sc3  0—0,  8.  b3  De8,  9.  Lb2 
Dh5,  10.  Dc2  Sc6,  11.  Tadl  mit  fühlbarem  Druck  im  Zentrum,  ist  aber  laut  einer  Partie 
Grünfeld— Opocensky,    Meran  1924,    auch    das    sofortige  Aufwühlen    der  Mitte    durch 

Dr.  S.  G.  Tartakower:   Die  hypermoderne  Schachpartie.  32 


-  498  - 

7.  d5!  ed,  8.  Sd4  g6,  9.  Sc3!  Sc6,  10.  cd  usw.  sehr  beachtenswert),  7.  Sc3  (augen- 
scheinlich nachhaltiger  a».  Partie  Maröczy— Mieses,  Teplitz-Schönau  1922:  7.  Sbd2 
Ld6,  8.  a3,  worauf  statt  8.  .  .  .  Tb8,  9.  b4  usw.  jedenfalls  8.  .  .  .  a5  vorzuziehen  wäre, 
da  kein  Ausfall  Sb5  wie  in  der  zitierten  Partie  zu  befürchten  ist)  7.  .  .  Ld6,  8.  aS  a5!? 
9.  Sb5!  0—0  (9....  Le7,  10.  Lf4),  worauf  nun  statt  10.  Dc2  der  Ausfall  10.  Db3  den 
weißen  Stellungsvorteil  noch  energischer  verwerten  könnte. 

Seite  404,   Zeile  7  von    oben,    links.    Nachträgliches    zum   Textzuge 

3.  .  .  .  Sg8— f6. 

Mit  3.  .  .  .  d5  könnte  auch  sofort  in  die  Stonewall-Variante  eingelenkt  werden, 
was  jedoch,  solange  der  gegnerische  Damenläufer  nicht  eingesperrt  wurde,  wegen 
etwa  4.  Sf3  (stürmischer  geschah  in  einer  Partie  Gregory— John,  Berlin  1917:  4.  cd  ed, 
5.  e4  de,  6.  Lc4  Sf6,  7.  Sh3  usw.)  4.  .  .  .  c6,  5.  Lf4!  (unschädlicher  Paitie  Sprecher- 
John,  Breslau  1918:  5.  e3  Ld6,  6.  b3  Df6  usw.)  5.  .  .  .  Ld6,  6.  e3!  usw.  (Musterpartie 
Pillsbury— Showalter,  Nürnberg  1896)  für  strategisch  verfehlt  gilt. 

Seite  409,  Zeile  27  oben,  links.  Als  weiteren  Absatz  einfügen: 

Etwas  zu  phantastisch  geschah  in  einer  Partie  N.— Nimzowitsch  4....  b6,  eine 
reelere  Grundlage  besitzt  der  Nenarokow-Zug  4. .  . .  d6  (Moskau  1905),  dessen  Priorität 
später  von  Dr.  Krause  und  Reti  beansprucht  wurde. 

Seite  409,  Zeile  15  von  unten,  links.   Zum  Zuge  9 Lg7. 

(Oder  auch  Schauerpartie  Tartakower  — Mieses,  Baden-Baden  1925:  9.  .  .  . 
De7,  10.  Lf4!  [auf  10.  0—0  würde  Schwarz  mit  10.  .  .  .  c6  nebst  Sd7  gerade  noch 
rechtzeitig  zur  Konsolidierung  gelangen]  10.  .  .  .  c6,  11.  Le5  [Eroberung  des  wichtigen 
Punktes  d6]  11.  . .  .  Lg7,  12.  Dg3!  Sa6  [noch  kläglicher  wäre  12. . . .  Sd7,  13.  Ld6  Dd8, 

U.Tfl  usw.,  da  sich  14 Se7  wegen  15.  Lc7  verbietet],  13.  0-0  Ld7  [fügt  sich  ins 

Unvermeidliche],  14.  Ld6  Dd8,  15.  Df4.  Aufgegeben,  da  die  Doppeldrohung  auf  f7  und 
f8  nur  bei  Figurverlust  zu  vermeiden  ist.) 

Seite  410,  Zeile   12  von  oben,  rechts.  Fortsetzung  der  Klammer  zum 

Zuge  9.  Dd2. 

—  In  einer  schweizerischen  Korrespondenzpartie  Hennerberger — Dr.  Blass  1924 
wurde  9.  Del  Sb4,  10.  Se5  Sd3:  11.  cd  0—0,  12.  Dh4  c6,  13.  Tael  usw.  mit  scharfen 
Peripetien,  jedoch  auch  ohne  greifbares  Resultat  versucht.) 

Seite  411,  Zeile  35  von  unten,  rechts.  Zum  Zuge  2....  e5! 

[Schwerfälliger  ist  die  sogenannte  „Langfellners  Verteidigung"  2. . . .  e6.  —  Auf 
das  hanhamartige  2. .  .  .  Sd7,  3.  Sf3  e5  folgte  in  einer  Partie  Hohlhohm— Moorman, 
Chikago  1924:  4.  Lc4  h6?  5.  de  de,  6.  Lf7:t  Kf7:  7.  Se5t  Kf6,  8.  Dd5  Se7,  9.  Df7t 
Ke5:  10.  Lf4t  Kd4,  11.  De6  Sc5,  12.  Le3#.] 

Seite  411,  Zeile  24  von  unten,  rechts.  Zum  Zuge  3.  e4. 

[Von  fraglichem  Werte  geschah  in  der  Partie  Rubinstein— Spielmann,  Pistyan 
1912:  3.  c4,  worauf  3.  .  .  .  g6,  4.  e4  Lg7,  5.Ld3  e6!  6.  Sc3  Sge7  usw.  mit  initiativem 
Spiel  für  Schwarz  folgte.  —  Auch  auf  Breyers  3.  b3  ist  3.  .  .  .  g6  zu  empfehlen.] 

ibid.  Zum  Zuge  3.  .  .  .  e5. 

[Im  Zusammenhang  mit  dem  zweitnächsten  Zuge  eine  neue,  unbefangene  Ent- 
wicklungsidee statt  des  „üblichen"  3.  .  .  .  g6.] 

Seite  411,  Zeile  15  von  unten,  rechts.  Als  weiteren  Absatz  beifügen: 

An  sonstigen  „unregelmäßigen  Verteidigungen  des  Damenbauernspieles",  die 
die  symmetrische  Antwort  1.  .  .  .  d5  vermeiden,  seien  erwähnt: 

c)  und  d)  Im  Barockstil  neben  dem  polnischen  Gambit  1.  . . .  b5  das  sogenannte 
Charlick-Gambit  1....  e5,  vgl.  Partien  Heltai— Dr.  Janny,  Budapest  1916:  2.  d5  (2.  de 
Sc6,  3  Sf3  Sg  e7,  4.  e4  Sg6,  5.  Lg5  Le7)  2.  .  . .  f5,  3.  c4  Sf6,  4.  Sc3  Lc5,  bezw.  2. .  .  .  Sf6, 
3.  c4  Lc5,  4.  Ld2  d6  usw. 

e)  und  f)  Im  Fianchettostil  2.  . . .  g6  sowie  2.  . . .  b6  (ähnlich  wie  nach  1.  e4  g6, 
2.  d4,  bezw.  1.  e4  b6,  2.  d4). 

g)  und  h)  Ganz  ohne  Stil  1. . . .  e6,  meistens  in  die  französische  (2.  e4  d5)  oder 
holländische  (2.  c4  f5)  einlenkend,  sowie  1..  .  .  c6,  was  nach  2.  e4  d5  die  Caro-Kann, 
bezw.  nach  2.  c4  d5  die  slawische  Verteidigung  des  Damengambits  ergibt. 

Seite  412,  Zeile  1  von  oben,  rechts.  Zum  Zuge  6.  Lf4. 

[„Hypermoderner"  Partie  Bogoljubow-Reti,  Berlin  1920:  6.  Sbd2  Sbd7,  7.  g3 
e5,  8.  De3  usw.] 


-  499  - 

Seite  412,  Zeile  9  von  oben,  rechts.  (Zum  „Hanham-lndisch".)  Nach 

dem  Worte  „entweder"  ist  einzufügen: 

zunächst  ruhig  5.  e3  Lei,  6.  Ld3  0-0,  7.  Dc2  Te8,  8.  0-0  LfS,  9.  Sg5  (Marshall- 
Dr.  Lasker,  Petersburg  1914)  oder  ausgreifender  5.  e4  usw.  der  Buchtext. 

Seite  413,  Zeile  18  von  unten,  rechts.  Nach  dem  Worte  „Partie"  ist 

einzufügen: 

Tarrasch -Yates,  Triest  1923:  6.  .  .  .  Sc6,  7.  Le3  e5,  8.  d5  Sb8,  9.  Dd2  Sbd7, 
10.  Ld3  usw.  mit  großzügiger  Einkreisungspolitik,  bezw.  in  einer  Partie  usw.  der 
Buchtext. 

Seite  414,  Zeile  6  von  oben,  links.  Ergänzung  der  Klammer: 

zum  ersten  Male  in  einer  Matchpartie  Adolf  Schwarz— Louis  Paulsen  1884  an- 
gewandt und  als  verlockend,   dafür   aber   auch   etwas   verlockernd   zu  taxieren.) 

Seite  414,  Zeile  12  von  oben,  links.  Ergänzung  der  Klammer: 

Es  folgte  6.  .  .  .  e5?,  was  einfach  durch  7.  de!  de,  8.  Dd8:  Td8:  9.  fe  Sg4, 
10.  Sd5!  Sa6,  11.  Lg5  Te8,  12.  Se7t  Kf8,  13.  Sc8:  Se5:  und  nun  nach  Burn  14.  Se7  f6, 

15.  Lf6:  usw.  widerlegt  wird.  [Vgl.  das  ausgezeichnete  Werk:  „Modern  Chess  Openings" 
von  Griff ith  und  Goldstein,  4.  Auflage,  London  1925.]  Gekünstelt  geschah  auf  6.  Le2 
in  einer  Partie  Nimzowitsch— Thomas,  Karlsbad  1923:  6.  .  .  .  c6,  7.  Sf3  Sbd7,  8.  e5 
Se8,  9.  Le3  usw.,  fraglich  auch  gemäß  einer  Partie  Aljechin— Marshall,  New-York  1924: 

6.  .  .  .  Sc6,  7.  Sf3  Lg4  usw.,  am  besten  aber  und  sogar  für  die  ganze  Variante  grund- 
legend  in   einer  Partie  Rabinowitsch— Torre,  Baden-Baden  1925:   6. . . .  c5,  7.  d5  [auf 

7.  de  soll  nicht  schicksalsergeben  7. . . .  de,  8.  Dd8:  Td8:  9.  Sd5!  usw.,  sondern  initiativ 
7. . . .  Da5!  folgen]  7. . . .  e6,  8.  de  fe,  9.  Lf3  Sc6,  10.  Sge2  e5  usw.  mit  sehr  unklarem  Spiel.) 

Seite   414,   Zeile    16   von    oben,  links.    Ergänzung  der  Klammer  zu 
6....  Sc6. 

—   Im  Vordergrund   des   Interesses   steht  6 c5,   z.  B.   Sämisch— Dr.  Euwe, 

Wiesbaden  1925:  7.  d5  e6,  8.  Ld3  ed,  9.  cd  Db6,  10.  Sd2  Sg4!  11.  Sc4  Dd8  mit  guter 
Stellung  für  Schwarz,  oder  unbefangener  OpoCensky— Thomas,  Marienbad  1925:  7.  de 
Da5  [die  letzte  Wahrheit,  während  7. . . .  de,  8.  Dd8:  Td8:  9.  Sd5  usw.  für  Weiß  sehr 
günstig  ist],  8.  Ld3  Dc5:  9.  De2  usw.  mit  unklarem  Spiel.) 

Seite  414,  Zeile  13  von  unten,  links.  Fortsetzung  des  Absatzes: 

Im  übrigen  ist  die  Idee  des  Textzuges  bereits  in  einer  Partie  Teichmann— 
Nimzowitsch,  Ostende  1907,  vorzufinden. 

Seite  416,   Zeile  10  von    unten,    links.    Ergänzung   der  Klammer  zu 
4.  cd. 

Ergebnislos  sind  die  Läuferausfälle  4.  Lf4  sowie  4.  Lg5,  letzteres  nur  wegen 
4.  .  .  .  vSe4!  5.  cd  Sg5:!  6.  h4  e6,  7.  hg  ed.) 

Seite  416,  Zeile  9  von  unten,  links.  Zum  Zuge  5.  e4. 

(Beachtenswert  ist  Gibauds  Idee:  5.  Ld2  drohend  nunmehr  e4,  z.  B.  5 Lf5, 

6.  e4  Sc3:  7.  Lc3:  Le4:  8.  d5!  und  gewinnt,  bezw.  5.  .  .  .  Lg7,  6.  e4  Sc3:  7.  Lc3:  mit 
Läuferopponierung  statt  Bauernschwächung  auf  c3.) 

Seite  416,    Zeile  14  von    oben,    rechts.    Nachträgliches    zum    Zuge 
8.  Db3. 

Gut  ist  atich  8.  Lc4  Sd7!  9.  Se2,  um  eine  starke  Zentrumsstellung  zu  behaupten. 

Es  kann  darauf  immerhin  folgen:  9....  c5!  10.  0—0  Dc7,  11.  Tel  a6,  12.  f4  b5, 
13.  Ld5  [13.  Ld3  Da5!]  13. . . .  Lb7,  14.  Lb7:  Db7:  15.  e5  [15.  de  De4:  bezw.  15.  Sg3  b4! 
bezw.  15.  Dd3  Tad8]    15.  .  .  .  b4!    [15 f6?  16.  e6  nebst  Lc5:   bezw.  15.  .  .  .  Dd5, 

16.  c4!  bc,  17.  de],  16.  cb  cb,  17.  Lb2  f6  und  Weiß  hat  trotz  andauernder  Initiative 
noch  immer  nichts  Klares  erlangt! 

Seite  416,  Zeile  16  von  oben,  rechts.  Zum  Zuge  8 Da5. 

[Fraglich  geschah  in  einer  Partie  Dr.  Seitz— Johner,  Triest  1923:  8....  cd,  9.  cd 
Sc6,  da  nun  statt  10.  Sf3  der  Dolchstoß  10.  d51  folgen  konnte.  —  Dagegen  ist,  wie 
Vukovic  in  der  „Wiener  Schachzeitung"  1925  ausführt,  sofort  8....  Sc6  sehr  beachtlich, 
denn  nun  wäre  9.  d5  Lc3:t  10.  Kf2  Sd4!  11.  Tel  Da5  für  Weiß  ungünstig.] 

32* 


-  500  - 

Seite  416,    Zeile  17    von    oben,    rechts.    Zu    der    zitierten    Partie 
Dr.  Seitz— L.  Steiner,  Raab  1924, 

Von  H.  Wolf  in  der  „Wiener  Schach-Zeitung"  mit  Rücksicht  auf  die  neuartige 
Entwicklungstaktik  als  die  „theoretisch  bedeutsamste  Partie  des  Jahres  1924"  bezeichnet. 
-  Es  folgte:  9.  .  .  .  0-0,  10.  Db3  cd,  11.  cd  Sd7,  12.  Le2  Sc5  [vorzuziehen  nach 
Maröczy  12.  .  .  .  Sf6],  13.  Dbl !  Se6  [besser  nach  Wolf  13. . . .  Sa4],  14.  Sf3  f5?  15.  e5 
Sc7,  16.  Thcl!  b5,  17.  Tc5!  a6,  18.  a4!  [erobert  einen  Bauern]  18....  Db6,  19.  ab  Db6, 

20.  Da2t  e6,  21.  d5!  cd,  22.  Td5!  Db7,  23.  Tcöf  Kh8  [23.  .  .  .  Le6,  24.  Tc7:!],  24.  ba 
Db6,  25.  Tb5  [erobert  die  feindliche  Dame]  25.  .  .  .  Db5:  26.  Lb5:  Tb5:  27.  Sg5  Sd5, 
28.  a7  Lb7,  29.  aSD  La8:  30.  Da8:  h6,  31.  Sf7t  Kg8,  32.  Sh6:t  Kh8,  33.  r3c6  Tb2t 
34.  Kf3  aufgegeben. 

Seite  416,  Zeile  25  von  unten,  rechts.  Statt:  „der  halbindische  Zug" 

lies: 

der  den  Kampf  halb-indisch  gestaltende  Zug 
Seite  416,  Zeile  1   von  unten,  rechts:  Als  neuen  Absatz  beifügen: 

Während  sich  also  die  eigentlichen  indischen  Verteidigungssysteme  erst  nach 
2.  c4  oder  2.  Sf3  entwickeln,  kann  Weiß  durch  2.  Sc3  oder  2.  Sd2  die  indische  Partie- 
anlage des  Nachziehenden  zum  größeren  oder  kleineren  Teil  vereiteln.  Diesen  Umstand 
versucht  unsere  Nomenklatur  insoferne  zum  Ausdruck  zu  bringen,  als  sich  hier  die 
Benennung  ausnahmsweise  an  den  weißen  Zug  anknüpft. 

Seite  417,    Zeile   16  von    unten,    rechts.    Als    einen  weiteren  Absatz 
beifügen: 

Unwirksam  ist  5.  Lg5  wegen  5.  .  .  .  Se4!  und  auf  5.  Lf4  folgte  in  einer  Partie 
Rey-Aljechin,  Saragossa  1922: 

[1.  d4  Sf6,  2.  c4  g6,  3.  Sf3  Lg7,  4.  Sc3  d5,  5.  Lf4]  5.  .  .  .  0-0  (mit  Schärfe 
geschah  in  einer  Partie  Brinckmann— Post,  Frankfurt  a.  M.  1923:  5.  . . .  c5,  6.  e3  0—0, 
7.  Db3  cd,  8.  Sd4:  Sc6!  usw.),  6.  e3  de,  7.  Lc4:  a6,  8.  a4  c5,  9.  0—0  cd,  10.  Sd4:  Da5, 

11.  Sf3  Sc6,  12.  e4  Lg4,  13.  Le2  Se4:!  14.  Se4:  Df5,  15.  Lg3  De4:  16.  Tel  Db4,  17.  Dc2 
Tac8  und  Weiß  gab  auf. 

Seite  418,   Zeile  20  von    unten,    links.    Ergänzung    der  Klammer  zu 
7.  Ld2. 

Neuerdings  wird  einfach  7.  cd  nebst  Ld3  oder  Le2  empfohlen,  um  in  dieser 
damengambitähnlichen  Stellung  auf  die  Punkte  b7  und  d5  zu  drücken.) 

Seite  419,  Zeile  14  von  unten,  links.  Ais  einen  zweiten  Absatz  bei- 
fügen: 

Übrigens  folgte  in  einer  englischen  Schönheitspartie  Du  Mont  — Gooding, 
London  1924,  die  mit  Zugumstellung  dieselbe  Stellung  ergab: 

[1.  Sf3  d5,  2.  g3  Sf6,  3.  Lg2  c5,  4.  c3  Sc6,  5.  d4!  e6,  6.  0-0  Ld6.] 
7.  Sbd2   (um  den  Schlüsselzug   e2— e4   vorzubereiten)   7.  .  .  .  0—0,   8.  Tel!  b6 
(nach  8.  .  .  .   e5,  9.  de  Se5:  10.  Seo:  Le5:  11.  Sg3  b6,  12.  b4  Lb7,  13.  Lg5   bliebe  der 
schwarze  Bauer  d5  schwach),  9.  e4  Se4:  10.  Se4:  de,  11.  Te4:  Lb7,  12.  Sg5!  (prinzipien- 
widrig und  doch  sehr  stark.    Er  droht  bereits  13.  Sh7:  Kh7:  14.  Dh5t  Kg8,  15.  Th4!) 

12.  .  .  .  h6,  13.  Sh3  cd  (geboten  war  13.  .  .  .  Se7,  worauf  freilich  Weiß  mit  14.  Tg4  am 
Ruder  bleiben  würde.  Nun  wird  die  schwarze  Königsfestung  demoliert),  14.  Lh6:!!  gh, 
15.  Tg4t  Kh7,  16.  Lc6:  Lc6:  17.  Td4:  Ld5,  18.  c4  Lc4:  19.  Td6:  (nun  hat  Weiß,  ohne 
an  Schlagkraft  einzubüßen,  das  materielle  Gleichgewicht  hergestellt)  19.  .  .  .  De7  (auf 
19. . .  .  Dc7  folgt  20.  Dc2t  nebst  Td4!),  20.  Td7  Dc5  (wenn  20. . . .  Db4,  so  21.  Sg5t!), 

21.  Tel  Df5  (es  drohte  sowohl  22.  Dc2t  als  auch  22.  b3.    Auf  21.  .  .  .  Db5  entschied 

22.  a4  Db3,  23.  Dh5!),  22.Tc4:  Dh3:  23.  Dc2t  Kg7  (am  besten  war  immerhin  23. . .  .  Df5, 
wenn  auch  das  Endspiel  von  Schwarz  nach  dem  Damentausch  trostlos  bleibt), 
24.  Dc3t  (amüsantes  Treppenmanöver!)  24.  .  .  .  Kg6,  25.  Tf4  f6,  26.  Dd3t  f5,  27.  Th4 
aufgegeben. 

Seite  420,  Zeile  23  von  oben,  links.    Nachtrag  zum  Textzuge  3,  .  .  . 

c7 — c5. 

In  der  gediegenen  Monographie  Kurt  Emmrichs  „Die  unregelmäßigen  Verteidi- 
gungen des  Damenbauernspieles"  (Veits  Kleine  Schachbücherei,  Leipzig  1924)  wird 
sonderbarerweise  nur  dieser  Spezialabschnitt  als  „Indisch"  bezeichnet. 


—  501   — 

Seite  420,  Zeile   16  von  unten,  1  i  nks.  Ergänzung  der  ecl<igen  Klammer 

zu  7.  .  .  .  d5. 

Neuerdings    wird    freilich    der  Sämisch-Zug  7.  . .  .  Se4   empfohlen,    worauf   am 
besten  8.  Dc2  folgt.] 
Seite  420,  Zeile  37  von   oben,   rechts.   Fortsetzung  der  Klammer  zu 

9.  0—0. 

oder  nach  Grünfeld  9.  e4  de,  10.  Se4:  Se4:  11.  Le4:  mit  Raumvorteil  für  Weiß.) 
Seite  420,  Zeile  47  von  oben,  rechts.  Als  weiteren  Absatz  beifügen: 

III.  Bescheidener  ist  3 Le7,  vgl.  Partie  Rubinstein— Janowsky,  San  Sebastian 

1911:   4.  Sc3  0—0,   5.  Lg5  b6,   6.  eS  Lb7,  7.  LdS  d6,   8.  De2  c5,  9.  Tdl  Sc6,  10.  0—0 

Sd7,   11.  Lf4  a6,  12.  Lbl  Dc7,  13.  d5!  usw.  zugunsten  von  Weiß. 

Seite  420,  Zeile  36  von  oben,  links.   Zum  Klammerzuge  4.  e3. 

In  einer  schönen  Partie  Mrs.  Hedding— Miss  Taylor,  Scarborough  1921,  folgte 
darauf:  4.  . . .  Lb7  [die  eigentliche  Zugfolge  war:  1.  d4  b6,  2.  Sf3  Lb7,  3.  e3  e6,  4.  c4 
Sf6],  5.  Le2  Le7,  6.  Sc3  0—0,  7.  0—0  d6,  8.  b3  [ein  träumerischer  Zug]  8.  .  . .  Sb  d7, 
9.  Lb2  Se8,  10.  e4  [dieser  plausible  Vorstoß,  den  Schwarz  absichtlich  zuließ,  fördert 
in  drastischer  Weise  die  Aufrüttelung  aller  Streitkräfte]  10.  .  .  .  fö!  11.  e5  Tb8,  12.  ed 
Ld6:  [ein  Zukunftsläufer!],  13.  d5  ed,  14.  Sd5:  Sd  f6,  15.  Sf6:t  Sf6:  16.  Seo  Te8,  17.  f4? 
[Freigabe  von  Angriffslinien!]  17.  .  .  .  LcSf  18.  Khl  Se4,  19.  Dd8:  Tbd8:  20.  Lf3.  Nun 
folgt  ein  Triumph  der  weiblichen  Phantasie:  20.  .  .  .  Sg3t!!  21.  hg  Td6  [präziser  war 

21.  .  .  .  Te6,    22.  Lh5!  Th6,    23.  g4  fg,    24.  Kh2  Td2,    25.  Kg3  Tg2:t   26.  Kh4  Le7  #], 

22.  Sg4  [hier  gewährte  22.  Lh5!  Th6,  23.  g4  fg,  24.  Kh2  Th5:t  25.  Kg3  usw.  gewisse 
Verteidigungschancen]  22.  .  .  .  fg,  23.  Lg4:  Th6t  24.  Lh3  Th3:  #. 

* 

Zum  Kapitel  Frauenschach,    dem  wohl  noch  die  ganze  Zukunft  gehört, 

bringen  wir  nachstehend  das  Bild  einer  Dame,  die  im  Schach,  und 

einer,  die  über  das  Schach  siegt. 
Seite    420,    Zeile    37    von  oben,   links.     Zum 

Klammerzuge  4.  Sc3. 

In  der,  abgesehen  von  ihren  taktischen  Vorzügen, 
für  die  Historik  des  ideellen  Damengambits  sehr  wichtigen 
Partie  Dr.  Bernstein— Nimzowitsch,  Petersburg  1914,  folgte: 
4. .  .  .  Lb7,  5.  e3  Lb4,  6.  Db3  De7,  7.  a3  Lc3:  8.  Dc3:  d6, 
9.  b4  Sbd7,  10.  Lb2  a5,  11.  Le2  usw.  mit  sehr  unklarem 
Kampfgefüge  beiderseits.  ^i\ 

Seite  420,  Zeile  12  von  oben,  rechts.    Nach-  ^v 

trägliches  zum  Zuge  3.  . .  .  Lf8 — b4f . 

Ähnlich  und  doch  ganz  anders  ist  1.  d4  Sf6,  2.  c4  e6, 
3.  Sc3  Lb4.  Am  positionellsten  folgt  darauf  wohl  4.  Db3  c5, 
5.  de  Lc5:  6.  Sf3  0—0  und  nun  7.  Lf4  [auf  7.  e3  folgte 
in  einer  Partie  Rubinstein— Teichmann,  Teplitz  1923:  7.  . . .  d5, 
8.  cd  ed,  9.  Le2,  bezw.  in  einer  Partie  Grünfeld— Sämisch, 
Wien    1922,     noch    unbefangener    7. . .  .   Sc6!    8.   Le2   b6,    9.  ^        ^ 

0—0  Lb7,  10.  Tdl  Db8  mit  Gleichgewicht]  7....   Sc6,  8.    e3  Frau  Paula  Kalmar, 

usw.     mit     fortschreitender    Entnervung     des      schwarzen  verehel.   Wolf,    Fa- 

d-Bauern.  brikantm   und  erste 

Seite  420,  Zeileö  von  oben,  links.  Als  zweiten  Schachmeisterin 

AI      I     u   •£••  von  Osterreich. 

Absatz  beifugen: 

Keinen  theoretischen  Vorteil  für  Weiß  ergibt  jedenfalls  statt  des  Textzuges  die 
ruhige  Fortsetzung  4.  Sc3  cd,  5.  Sd4:  Lb4,  z.  B.  6.  Ld2  b6,  7.  e3  Lb7  (Bogoljubow— 
Wolf,  Pistyan  1922)  oder  6.  Db3  Lc5!  (Post— Leonhardt,  Oeynhausen  1922). 

Seite  422,  Zeile  7  von  oben,  rechts.  Fortsetzung  des  Satzes: 

,  die  aus  dem  ominösen  Damenläufer  von  Schwarz  die  Hauptfigur  der  Er- 
öffnung zu  gestalten  trachtet.  —  In  einer  Partie  Thomas— Sämisch,  A\arienbad  1925, 
geschah  gar  gemäß  einer  Aljechinschen  Anregung  2. . . .  b5,  3.  e3  a6,  4.  Ld3  Lb7  usw. 

Seite  422,  Zeile  13  von  oben,  rechts.    Als  zweiten  Absatz  beifügen: 

Eine  rasche  Unterminierung  des  schwarzen  Königsflügels    zeigt  dagegen  Partie 

Carlos    Torre— Jennings,     New-York    1925:    3.    e4    Lb7,    4.  Sc3  g6,   5.  Ld3  Lg7,  6. 


•  *» 


502 


Lf4!  0-0,7.Dd2Te8,  8.  0-0-0  d5,    9.  e5  SfdT, 

12.    e6!    Sf6   (12 fe,    13.    h5!),    13.    Se5    TfS, 

aufgegeben. 


10.    Lh6  LhS,  11.  h4!  c5    (zu  spät!), 
14.    Lf8:  Df8:  15.  eff  Kg7,   16.  h5! 

Seite  422,  Zeile  29  von 
oben,  rechts.  Als  zweiten 
Absatz  beifügen: 

Als  „Marienbader  System" 
könnte  man  ferner  an  der  Text- 
stelle   den  .Vorstoß  4 c5  nebst 

g6  und  Lg7  bezeichnen,  wobei  also 

zwischen   den  beiden  Fianchet- 
tierungen    die  Unterminierung    des 
Punktes  d4  vorgenommen  und 
hiedurch   der  Eröffnungsanlage 
initiatives    Gepräge  verliehen  wird, 
vgl.  Partie  Haida— Reti,  Marienbad 
1925:    4....    c5,    5.  e3  g6,    6.    0-0 
Lg?  oder  auch   Partie  Rubinstein— 
Nimzowitsch,   ibid.:  5.  de  bc,  6.  c4 
g6,    7.  b3  Lg7,  8.  Lb2  0—0,   9.  0-0 
8c6!     (wirksamer    als    das    näher- 
liegende   9....  d6    nebst   Sbd7), 
10.   Sc3    a5,    11.    Dd2  d6  usw.    mit 
festgefügter   Stellung    und    verbis- 
senem Plan,  a5-a4  durchzusetzen.  — 


Unregelmäßig. 


Seite    427,    Zei 


oben, 
3.d4. 


inks. 


e    32 
Zum 


von 
Zuge 


Seite  427, 
2.  c2- 


Zei 
-c4. 


[Wie  Aljechin  im  New-Yorker 
Turnierbuche  hinweist,  ist  aller- 
dings schärfer  zunächst  3.  c4,  ohne 
freilich  hiemit  die  Spielbarkeit  der 
sizilianischen  Drachenvariante  zu 
vernichten.] 

e  36  von   oben,    links.    Nachträgliches  zum  Textzuge 


Frau  Dr.  Martha  Laskcr-Marco, 
Schriftstellerin  und  Schachweltmeistersgattin. 


Zur  Priorität  dieses  Zuges  sind  neben  der  offiziellen  Stammpartie  Alfred  Wolf- 
Teich,  Wien  1923:  (1.  Sf3  d5,  2.  c4  Sf6?  3.  cd  Dd5:  4.  Sc3  Da5,  5.  d4  usw.)  auch 
zwei  in  Prag  1919  gespielte  Partien:  Dr.  K  vi  cal  a  —  Pro  kes  (i.  Sf3  d5,  2.  c4  d4, 
3.  e3  Sc6,  4.  b4  Lg4,  5.  Da4  Lf3:  6.  gf  Dd7  usw.),  sowie  Vi  tace  k— S  o  ko  1  (3.  .  .  . 
de,  4.  fe  Sf6,  5.  d4  eö,  6.  Sc3  usw.)  zu  berücksichtigen,  weshalb  die  Umbenennung 
in  „Tschechisches  Gambit"  gerechtfertigt  erscheint. 


Seite  427,  Zeile  25 
Z.  B.:    15 Sg4? 


von  oben,  rechts.  Fortsetzung  des  Absatzes. 
16.  Df7:t  Kd8,  17.  Seöf  Le6:  18.  Tadlf!  und  gewinnt, 
bezw.  15.  .  .  .  Ld4:  16.  ed  Dd2,  17.  Tadl  Db2:  18.  Se4!  mit  Zertrümmerung  der 
schwarzen  Königslage  bezw.  15.  .  .  .  e5,  16.  Sc2!  Lc6,  17.  Df5!  Le3:t  18.  Se3:  De3:t 
19.  Khl  0-0,  20.  Tadl  Lg2:t  21.  Kg2:  Tb8,  22.  Tf3  Dc5,  23.  b3  mit  weißem  Vorteil, 
bezw.  endlich  15.  .  .  .  0-0,  16.  h4!  Dh6  (oder  16.  .  .  .  De5,  17.  Tadl  Ld6,  18.  Df4! 
Dc5,  19.  Dg5  mit  Behauptung  der  Mehrbauern),  17.  Tadl  e5,  18.  Sf5!  Lf5:  19.  Df5: 
Le3:t  (oder  19.  .  .  .  De3:t  20.  Kh2  h5,  21.  Lf3),  20.  Kh2  Ld4,  21.  Sd5  Sd5:  22.  Ld5: 
Lb2:  23.  Lf7:t  Kh8,  24.  Td7  usw ,  mit  allseitigem  Druck. 

Seite  427,  Zei'le  8  unten,  rechts.  Zum  Zuge  3....  g6. 
(Vielleicht  3.  .  .  .  c5  nebst  eventuell  f6  und  e5.) 


—  503 


Seite  431,  Zeile  10  von  oben,  links.  Fortsetzung  des  Satzes: 

vgl.  hiezu  aber  Partie  Tartakower— Reti,  Baden-Baden  1925:  1.  c3  c5,  2.  d4 
(2.  e4  Sf6  =)  2.  .  .  .  e6,  3.  e4  Sf6,  4.  e5  Sd5,  5.  Sf3  usw.  mit  elastischer  Eröffnungs- 
anlage für  Weiß,  wobei  sich  der  Einleitungszug  als  sehr  nützlich  erweist.  — 

Seite  431,     Zeile  19     von     oben,     links     Zu     der    zitierten    Partie 
Dr.  Tartakower — Dr.  Lasker,  Nev/-York  1924. 

Wie  Aljechin  im  Turnierbericht  erwähnt,  ist  diese  Partie,  dank  den  tiefen 
Verteidigungsmanövern  des  Nachziehenden,  für  die  (künftige)  Mittelspieltheorie  von 
großer  Bedeutung,  welches  Thema  in  meinen  nächsten  Buche  zur  Behandlung 
gelangt:  „Das  entfesselte  Schach". 

Seite  435,  Zeile  15  von  unten.    Koslowski's  Gewinnweg  lautet: 

56.  Se6  Kgl,  57.  Sf4  Kfl,  58.  Ke3  Kgl  (auf  Kel  gewinnt  59.  Sg2t),  59.  Ke2  Khl 
(ähnliches  nach  Kh2  oder  h3),  60.  Kfl  Kh2,  61.  Kf2  Khl  (oder  h3,  62.  Sh5  Khl, 
63.  Sg3t),  62.  Sg6  h3  (oder  Kh2,  63.  Kf3!  h3,  64.  Sf4),  63.  Sf4  Kh2  (oder  h2,  64.  Se2  f4, 
65.  Sf4:  c5,  66.  Se2  nebst  Sg3X),  64.  Sh5  Khl,  65.  Sg3t  und  gewinnt. 

N.  N. 
Seite    442,  Zeile  10  von  unten.    Ein  Nachruf 
an  Teichmann  (1868-1925). 

Er  spielte  oft  nur  zu  stark  (d.  h.  zu  fehlerfrei)  um 
gewinnen  zu  können!  Nachstehend  noch  eine  Glanzprobe 
seiner  Kunst: 

Aus  einer  in  Zürich  1921  gespielten  Gastpartie.  — 
Es  donnerte:  1.  TXh6!  (gegen  1.  Df5  bildet  Lb7  eine 
genügende  Parade).  1.  .  .  .  S.-.  h6  (auf  1.  .  .  .  TXh6  ent- 
scheidet 2.  LXf7t),  2.  Dg5  Sf7  (Es  drohte  sowohl 
Dd8r  als  auch  D  h6),  3.  DdSfü  SXd8,  4.  h6!  und 
ist    gegen    die   Drohung  h7f 


gewinnt,    denn  Schwarz 
nebst  g8D  machtlos. 


Teichmann. 


Seite  446,  Zeile  15  von  oben,  links.  Beifügen: 

Dagegen  wäre  nach  39.  Th6  Tf7,    40.  Thl  Kc7,   41.  Tbl 
versteift  und  daher  tatsächlich  nichts  mehr  zu  erzwingen. 

Seite  447,  Zeile  13  von  unten,  links.  Zum  Textzuge  84 
Vielleicht  sofort  84.  .  .  .  Tc8. 


Sd7  usw.  die  Stellung 
Kc5— d6. 


504 


Die  wichtigsten  Sinn-  u.  Druckfehler. 


Seite 

Zeile 

von 

statt: 

soll  stehen: 

1 

6 

oben 

von  150 

von  Über  250 

6 

8 

J5 

Wurzel 

Wurzeln 

8 

19 

unten 

Effektenhascherei 

Effekthascherei 

10 

17 

oben 

11.  Le4: 

11.  Lc4: 

10 

16 

unten 

siehe  Seite  12. 

siehe  Seite  16. 

11 

2 

oben 

12.  0-0-0 

12.    g4    Sf8,    13.   0-0-0. 

11 

6 

jj 

10.  f4 

10.  Sbc3  0—0,  11.  f4 

U 

9 

unten 

18.  Lg6:   19.  Df2. 

18.  Lg6:  Sg6:  19.  Df2. 

12 

9 

oben 

9.  d3:  Se5 

9.  Dd3:  Se5: 

12 

12 

n 

Haag  1922 

Haag  1921 

12 

21 

unten 

Lb4: 

Lb4  usw.: 

14 

4 

» 

9.  0-0  Ld7 

9.  0-0,  Dd7. 

15 

9/8 

» 

im     Länderkampf    Öster- 
reich-Holland 1923 

beim  Gastkampf  einiger 
holländischer  Schach- 
freunde im  Wiener 
Schachklub  „Hakoah" 
1923 

16 

20 

oben 

2.)  eine  weitere 

2.)  keine  weitere 

17 

17 

» 

rechts 

Haag  1920 

Haag  1921. 

18 

15 

unten 

,, 

17.  Lg2-fl. 

17.  Le2-fl. 

21 

4 

oben 

links 

Schleussen 

Schleusen 

21 

6 

unten 

j» 

47.  La3Xb7 

47.  La6Xb7 

21 

17 

oben 

rechts 

5.  Lei— e3 

6.  Lcl-e3. 

22 

11 

c6-e5! 

c6— c5! 

22 

13 

unten 

>? 

Dd8-b3! 

Dd5-b3! 

23 

20 

oben 

n 

3.  Sbl-c3 

2.  Sbl-c3 

23 

21 

» 

» 

2.  e4-e5 

3.  e4— e5 

26 

26 

5J 

zermalenden 

zermalmenden 

26 

18 

unten 

so  viele  Werte, 

so  viele  neue  Werte, 

28 

2 

oben 

Zweiffeilos 

Zweifellos 

28* 

4 

1566 

1575 

28 

6 

>5 

zermalmende 

zerrüttende 

29 

9 

» 

Vom  3 Sg8-f6 

Von  dem  selbstbewußten 
3.  .  .  .  Sg8-f6 

29 

23 

)) 

17.  Sd6:  cl, 

17.  Sd6:  cd. 

29 

5 

unten 

5.  0-0  Le5 

5.  0-0  Lc5 

30 

1 

oben 

4.  .  .  .  fe 

4.  .  .  .  fe*) 

30 

2 

n 

Zentrum**), 

Zentrum), 

30 

2 

9.  Sf5 

9.  Lc6:  bc  10.  Sf5 

30 

2 

unten 

10.  Se2  Le5, 

10.  Se2  Lc5, 

31 

23 

» 

(Natürlich 

(Natürlicher 

35 

9 

oben 

Lg6] 

Lg5] 

35 

6 

unten 

Flügeln  0—0 

Flügeln:     also    entweder 

0-0 
32.  Tal-bl. 

39 

12 

links 

32.  Tal-g2 

40 

22 

J5 

39.  Kf2-f3 

39.  Kg2-f3. 

40 

6 

» 

rechts 

53.  Sa6Xc8 

53.  Sa6Xb8. 

41** 

12/11 

>5 

und  bis  Universität 

hat  zu  entfallen 

41 

11 

» 

juridischen 

Chemie- 

*)  Laut  des  Schreibens  Philipp  II.  an  seinen  Halbbruder  Don  Juan  d'Austria 
^om  22.  August  1575.  (Vgl.  Z.  Bachmann  „Das  Schachspiel  und  seine  historische 
Entwicklung"  Seite  19.) 

**)  Vgl.  Capablancas  „My  Chess  Career". 


505 


Seite 

Zeile 

von 

stau 

soll  stehen 

42 

15 

oben 

Ein  Jahr 

Bald 

42 

15 

>j 

1910 

1909 

44 

9 

links 

(13.  d4Xe5) 

(13.  d4Xc5) 

49 

Diagramm 

w.  Lfl 

w.  Le2 

50 

23 

unten 

rechts 

Sg3.  Kh2, 

Sg3,  Kh2, 

51 

6 

)5 

links 

für  Weiß 

für  Schwarz 

54 

1 

oben 

» 

nummerischen 

numerischen 

55 

10 

>j 

rechts 

seinem 

seinen 

58 

20 

unten 

eigenen 

eigentlichen 

63 

19 

oben 

links 

chancenreiche 

chancenreichere 

65 

18 

unten 

n 

[Bilguer 

[Der  „Bilguer" 

65 

4 

» 

n 

15.  ab  Se5 

15.  ab  Sce5 

65 

5/4 

J5 

rechts 

die  Zeit 

Zeit 

66 

21 

oben 

links 

12.  Sd2 

12.  Sbd2 

66 

4 

unten 

rechts 

hat  sich  das 

hat  sich  später  das 

67 

19 

V 

links 

26.  Tglf 

26.  Tg2t 

67 

4 

19.  Lf4Tad8 

19.  Lf4Td8? 

67 

3 

oben 

rechts 

wo 

worauf 

69 

13/14 

„ 

links 

durch  die  Hingabe 

durch  Hingabe 

70 

1/4 

)? 

rechts 

In  bis  usw. 

hat  zu  entfallen 

71 

20 

links 

Natürlich 

Natürlich  nicht 

71 

17 

oben 

rechts 

Sb3! 

Sd2-b3. 

71 

14 

unten 

rechts 

Sg5 

Se4— g5 

72 

16 

» 

links 

einem 

einen 

73 

4 

oben 

^, 

Zunächst  droht  Td3. 

hat  zu  entfallen 

75 

6 

r 

arythmetischen 

arithmetischen 

77* 

6 

unten 

links 

Warschauer 

Lodzer 

77 

5 

» 

„ 

(1914) 

(1917) 

79 

13 

V 

)5 

Zu  einen 

Zu  einem 

82 

14 

oben 

n 

„Collijn" 

der  „Collijn" 

85 

3 

H 

>? 

die 

da 

91 

9 

unten 

hypokratische 

hippokratische 

92 

21 

V 

rechts 

9 bc! 

9 de! 

92 

3 

)) 

De7 

Dc7 

93 

20 

>J 

links 

12 c4! 

12 e4! 

94 

10 

oben 

rechts 

9.  d3 

9.  0-0 

95 

9 

unten 

Luftlinie 

Luftzufuhrlinie 

97 

20 

,, 

>5 

9.  Se2  Sge7 

9.  Sde2  Se7 

98 

9 

oben 

H 

f4Xe5 

f6Xe5 

98 

2 

unten 

5) 

ein 

hat  zu  entfallen 

99 

11 

oben 

» 

wieder 

hat  zu  entfallen 

101 

11 

" 

» 

10.  Dd4:  Se8,  11.  f4 

10.  Dd4:  Lb5:  11, 
Se8,   12.  f4 

102 

28 

unten 

links 

Tanarow 

Fonarow 

102 

27 

V 

» 

in  einem  N.  Y.  er  Turnier 

in  New-York  1918 

104 

11 

oben 

n 

13.  Kb2 

13.  Lb2 

105 

2 

unten 

» 

h6# 

Th6# 

105 

19 

oben 

rechts 

verschriebenen 

verschrieenen 

106 

15 

unten 

links 

die 

der 

106 

2 

H 

» 

14.  0-0 

14.  0-0,  bezw.  13. . 
14.  c4! 

106 

8 

oben 

rechts 

Da5 

Ta5 

106 

10 

„ 

» 

Da8 

Ta8 

106 

10 

» 

n 

mit  dem 

mit 

109 

9 

unten 

ihm 

dem  Gegner 

110 

2/3 

oben 

die  schwächste  Figur! 

der  schwächste  Ste 

110 

18 

unten 

Zusammenkombinierte 

kombinierte 

110 

9 

^, 

den 

dem 

112 

2 

„ 

links 

Schablonenzug 

Schablonezug 

113 

10 

oben 

rechts 

Schablonenzug 

Schablonezug 

Sb5: 


Ld7 


*)  Laut  Mitteilung  des  Anführers  der  weißen  Partei  T.  Regedzinsky. 


—  506  — 


Seite 

Zeile 

von 

Statt 

soll  stellen : 

114 

3/4 

oben 

rechts 

frisch,  froh   und 

fröhlich 

frisch,  fromm,  fröhlich  und 

frei 
postierte 

114 

24 

» 

» 

geordnete 

115 

9 

unten 

Spielers 

Gegners 

115 

7 

5> 

„Schablonenschwächen" 

„Schabloneschwächen" 

116 

10 

oben 

„Schablonenschwächen" 

„Schabloneschwächen" 

116 

5 

unten 

seinem  Ziel 

dem  gefaßten  Entschluß 

117 

3 

links 

5.  d4 

5.  Sd5 

117 

10 

oben 

rechts 

Dorne. 

Dornen. 

122 

9 

unten 

links 

13.  Dd2t 

13.  De2 

122 

7 

)> 

10.  Ld3 

10.  Lb3 

122 

30/32 

oben 

rechts 

10.  Dh5  bis  h6 

10.  Dh5  d6,  11.  Ld3  (auf 
11.  Lg5  folgt  De5!  mit 
der  Drohung  Lf2  :f  nebst 
Db5:)  11 h6 

123 

10 

oben 

>5 

13.  f4! 

13.  f5! 

125 

6 

}j 

e3 

c3 

129 

20 

unten 

links 

Spaniolisches 

Spanisches 

129 

24 

rechts 

Partie  Nr.  13.) 

Partie  Nr.  14.) 

130 

1 

oben 

links 

Kf6:! 

Lf6:! 

130 

14 

unten 

rechts 

Lg7 

Sg7 

131 

5 

oben 

links 

Fortsetzungen 

Fortsetzungen*) 

131 

6 

„ 

» 

hat.*) 

hat.) 

131 

30/1 

unten 

)5 

Dieser  zweite   Absatz   der 

Fußnote  (Die  Theorie  usw. 

bis   für   Weiß)  gehört  in   den    Text,    und  zwar  als 

zweiter  Absatz 

der  Glosse  zu  6.  .  .  .  d7—d6,  hinein. 

131 

25 

unten 

» 

14.  Dg3  Ldl:  15. 

Le5:? 

14.  Dg3?  [14.  Td6:  =] 
Ldl:  15.  Le5: 

132 

27 

oben 

)) 

14.  Dd3 

14.  De3 

132 

18 

unten 

)) 

S.  Seb.  1914 

S.  Seb.  1911 

132 

20 

oben 

rechts 

einige  Zeitlang 

eine  Zeitlang 

134 

19 

)» 

links 

mit  demselben 

damit 

134 

1 

n 

rechts 

17.  f3 

17.  Df3 

134 

9 

Se8 

Sfe8 

134 

10 

f) 

V 

Sf8 

Sf6 

134 

14 

unten 

)? 

Tb3  f4! 

Tb3,  f4! 

135 

9 

oben 

links 

14 Sf4 

14.  .  .  .  Shf4 

136 

14 

unten 

rechts 

Elefanten 

Läufer 

138 

12 

oben 

ihm 

ihn 

139 

20 

J5 

herauszu„denken" 

herauszu  „finden" 

139 

2 

unten 

links 

erkennen,  ist 

erkennen,  das  ist 

139 

19 

n 

Mitte 

unglaublichen 

unglaubwürdigen 

139 

9 

n 

rechts 

Partie 

Stellung 

140 

21 

oben 

)5 

praktischen 

praktischer 

141 

5 

unten 

» 

er 

Bogoljubow 

142 

15 

oben 

links 

wie  früher 

als  früher 

144 

19 

32 Sf7 

32.  .  .  .  Sf5 

144 

34/37 

n 

» 

Übrigens  bis  Betracht.) 

hat  zu  entfallen 

145 

19 

H 

» 

Dh3,  32.  Kd2 

Dh3t  32.  Ke2 

145 

11 

unten 

» 

Sf2t 

Sh2t 

145 

3/2 

unten 

» 

sowie   bis   34.  De4:  usw. 

hat  zu  entfallen 

146 

2 

» 

rechts 

13.  Dd5 

13.  Dd3 

147 

23 

oben 

links 

den  er 

den  Atkins 

147 

16 

n 

rechts 

Beunruhigender 

Lästiger 

148 

12 

unten 

22.  d4 

22.  a4 

149 

12 

oben 

auf  keinen 

nicht  auf 

150 

1 

unten 

links 

7.  .  .  .  Df6 

7.  .  .  .  Dd6 

150 

1/3 

oben 

rechts 

[oder  usw.  bis  Sp 

iel] 

hat  zu  entfallen 

150 

5 

0-0, 

0-0-0, 

150 

19 

unten 

6 d6! 

6.  d6! 

150 

13 

De6 

Dc6 

150 

4 

»5 

Horrwitz 

Harrwitz 

507  - 


Seite 

Zeile 

von 

statt: 

soll  stehen: 

150 

1 

unten 

rechts 

11.  f4 

z.  B.  11.  f4 

151 

7 

links 

-koeffizient 

-koeffizienten 

151 

2 

oben 

rechts 

14.  Sd2: 

14.  SblXcl2 

151 

34 

H 

n 

meteorhafte 

meteorhafte  Opferidee 

153 

38 

jj 

links 

wilden 

wildem 

153 

13 

unten 

Kf8 

Kh8 

153 

2 

oben 

rechts 

12.  Se4 

12.  Sce4 

153 

8 

» 

» 

angriffsabschlagend 

vollwertig 

154 

10 

» 

links 

Neuerung 

Renovierung  des  bereits 
im  Bilguer  angegebenen 
Zuges 

154 

21 

)> 

}> 

Gegenchancen 

Gegenaussichten 

154 

27 

H 

elegante 

elegante,  von  Rubinstein 
wohl  unterschätzte 

154 

32 

n 

j» 

Kg7 

Kf7 

154 

9 

unten 

)) 

17.  cd  ed 

17.  cd  cd 

154 

12 

oben 

rechts 

das  tausendjährige 

und  biegsam  das 

155 

4 

)) 

j) 

20.  Tel 

20.  Tel 

155 

29 

bc  12.  bc 

de  12.  bc 

155 

30 

)) 

); 

12.  Tdl: 

12.  Tedl: 

156 

25 

links 

Kd7 

Kf7,   16.  Dd7 

156 

35 

n 

14.  Sei 

14.  Sei 

156 

18 

unten 

15.  Se7 

15.  Sc7 

156 

13 

); 

13.  Sf6: 

13.  Sef6: 

157 

11 

oben 

rechts 

Ke8 

Kc8 

157 

18 

)) 

15.  Tfel! 

15.  Tedl! 

157 

20 

» 

)) 

12.  Dd4 

12.  Dg4 

157 

36 

anlegen 

entgegensetzen 

158 

1 

)) 

links 

durchleuchtet 

durchforscht, 

158 

-8 

unten 

rechts 

bei  Brett 

beim  Brett 

159 

22/23 

oben 

links 

über  dem  Halse 

um  den  Hals 

159 

11 

j) 

rechts 

Le6,  23.  Df3  usw. 

usw. 

160 

1 

unten 

links 

ihm 

dem  Gegner 

161 

12 

n 

umgekehrt 

eigentlich 

161 

8 

oben 

rechts 

verteidigungswert 

verteidigungsfähig 

161 

12 

)) 

Textvariante. 

zitierte  Partie. 

161 

27/28 

» 

j) 

der  . .  .  Gegenchance 

des  .  .  .  Gegenstoßes 

162 

26  16 

unten 

links 

(ungünstig  .  .  .  usw.  bis: 
für  Weiß.) 

hat  an  dieser  Stelle  zu  ent- 
fallen (Vgl.  Nachtrag.) 

162 

14 

rechts 

7 Se4: 

7 Se4:    8.  Lb4:   Sb4: 

163 

3 

oben 

links 

Se7 

Sce7 

163 

16 

„ 

» 

16 Db6,  17.  Da3] 

hat  zu  entfallen 

163 

31 

» 

n 

die    Charybdis -Variante 
wäre 

[trostlos  wäre  freilich  auch 

163 

8 

unten 

5 Se4: 

5 Sd4: 

163 

7/9 

oben 

rechts 

[oder  bis  Weiß] 

hat  zu  entfallen 

163 

26 

w 

j^ 

seines 

seines,  wohlgemerkt 

164 

2 

unten 

links 

8.  Sd5  Dd6 

8.  Sd5  Dd8 

165 

34 

oben 

vor  die  Augen 

vor  Augen 

165 

16 

» 

rechts 

Chancen 

Zukunftsperspektiven 

166 

14 

)j 

im  Text 

nach  dem  Textzug 

167 

4 

}» 

n 

an  der  and.  Seite 

auf  der  and.  Seite 

168 

21 

n 

links 

hin-  und 

ein-  und 

168 

7 

jj 

rechts 

29.  Kh2 

29.  Lh2 

169 

9 

unten 

des  tausendjährigen 

des  neuzeitlichen 

169 

5 

» 

über  die  Leichen 

unter  Besiegung 

169 

3 

» 

über  die  Köpfe 

nach  Überrumpelung 

170 

17 

oben 

Anfangsstellung, 

Anfangsstellung!) 

170 

23 

» 

tausendjährige 

immer  wieder  entschlüp- 
fende 

170 

26 

„ 

100-sten  usw.  bis:  Zuge 

Matte 

170 

4/1 

unten 

Nicht.  .  .  ö/s;Retis 

hat  zu  entfallen 

508 


Seite 

Zeile 

von 

statt: 

soll  stehen: 

170 

22* 

unten 

unerreicht 

schon  als  Held 

170 

10 

V 

1912 

1922 

171 

12/11 

y 

links 

100  m  tief,  so  daß  wer 

sehr  tief!  Wer 

171 

17** 

» 

rechts 

den  Alchemikern 

den  menschlichen  Ge- 
hirnen 

172 

8 

oben 

liegt 

liegt  unter  den  Jungen 

172 

5 

unten 

der  einzige  Entdecker 

Entdecker 

173 

13 

„ 

links 

Zeit 

Epoche 

174 

4 

oben 

» 

Dg5  u.  gew.] 

Ld4:] 

174 

21 

unten 

rechts 

kompromitierte 

kompromittierte 

174 

13 

" 

" 

Mehrbauern 

Mehrbauern  zwecks  Her- 
beiführung eines  bes- 
seren Endspiels 

175 

8 

oben 

links 

Sd4.) 

Sd4  wegen  9.  Lb5t!) 

175 

4 

unten 

Sf6 

Df6 

175 

5 

oben 

rechts 

Se6 

Sh6 

175 

16 

unten 

97 

für  ihn 

für  dessen  Partner 

175 

6 

55 

Se7 

Lc7 

176 

9 

oben 

links 

zu  empfehlen 

zu  erwägen 

176 

13 

)) 

Lc6 

Le6 

176 

7/6 

unten 

)) 

abschlachten. 

abschlagen. 

176 

1 

hinaustreibt. 

hervorlockt. 

176 

20 

oben 

rechts 

verkalkten 

mumifizierten 

176 

25 

» 

,, 

seines  Königs 

seiner  Königslage! 

176 

9 

unten 

schwieriger 

schwerer 

177 

18 

» 

i> 

(oder  Kd2) 

(oder  Kai) 

177 

13 

» 

w 

(sonderbarerweise) 

urplötzlich 

177 

13 

» 

V 

gedrängte 

etwas  bedrängte 

179 

7  8 

oben 

linksO 

auch  Großmeister  Aljechin 
mitwirkte, 

Mr.  Montgredien  der  An- 
führer war, 

179 

14 

unten 

rechts 

auf  c2-c3 

auf  frühzeitiges  c2— c3 

180 

24 

oben 

links 

13.  d4!  e3  14. 

13.  Sa3Se7,  14.  d4!e3,  15. 

180 

21 

unten 

)5 

28.  Le6:t 

28.  Lc6:t 

180 

16 

» 

» 

der  Ansicht 

Ansicht 

180 

11 

keinen 

keinem 

181 

12 

» 

rechts 

sich    eventuell     auskom- 
binieren 

sich  austoben 

184 

1 

oben 

links 

0-0 

d6 

184 

25 

rechts 

11.  0-0 

11.  f4 

185 

11 

„ 

links 

Lf8-b4t 

Lf8-b4! 

185 

21/20 

unten 

rechts 

vor  Augen  tritt. 

zutage  tritt. 

186 

2 

oben 

» 

das  Opfer 

das  Löwenborgsche  Opfer 

186 

15 

fahndend. 

fahnden 

186 

15 

unten 

10.  f3    Lc5t  11.  Khl    Dh4 

10.  f3  Dh4, 

187 

23 

„ 

links 

Golomayo 

Golmayo 

187 

9 

,, 

» 

langen 

langjährigen 

187 

4 

oben 

rechts 

Se3 

De3 

187 

26 

unten 

» 

abgesperrt 

erspart 

187 

15/13 

» 

Df5  bis  Aufgegeben.) 

mit  weißem  Vorteil) 

188 

4 

oben 

links 

baut 

stützt 

*)  Von  Aljechin  in  New-York  1924  sowie  Paris  1925,  dann  aber  auch  von  Reti 
selbst  in  Sao  Paolo  1925  überholt. 

**)  Hiezu  erhielten  wir  u.  a.  folgende  Zuschrift: 

Sehr  geehrter  Herr!  Es  ist  wohl  eine  Entgleisung,  uns  so  wenig  praktischen 
Sinn  zuzumuten,  um  uns  gar  die  Suche  nach  der  Quadratur  des  Kreises  aufbürden 
zu  wollen,  während  unsere  Hauptbeschäftigung  bekanntlich  vielmehr  dahin  ging,  den 
Stein  der  Weisen  nicht  zu  finden! 

Mit  Amalgamgruß  Ein  Alchimist. 

0  Nach  eingelangten  Informationen  beruht  die  Angabe  bezüglich  der  Mitwirkung 
Aljechins  auf  einem  Irrtum. 


509 


Seite 

Zeile 

von 

statt: 

soll  stehen: 

189 

10 

oben 

links 

17.  Te3 

17.  Tf3 

189 

12 

rechts 

22.  Thl 

22.  Thl  oder  auch  22.  Tel 

190 

8/9 

oben 

links 

Se5,  13.  Lf4  Sf3:t  14.  Df3: 

hat  zu  entfallen 

190 

24/23 

unten 

„ 

6.  Sc3  bis  usw. 

hat  zu  entfallen 

194 

17 

oben 

rechts 

Wege  nach  Rom: 

Pfade  zum  guten  Ziel: 

197 

14 

unten 

links 

war  es, 

war. 

199 

3 

oben 

n 

Weit- 

Groß- 

201 

4 

rechts 

freilich 

zwar 

209 

15 

unten 

» 

ruhige 

solide 

213 

4 

oben 

links 

Um  eine 

Um  ein 

217 

22 

11.  Lg5 

11.  Sg5 

217 

22 

j> 

12.  .  .  .  De7: 

12.  .  .  .  Se7: 

219 

24 

unten 

rechts 

6.  d3 

6.  Sf3 

220 

6 

" 

» 

Quisisana    (man    behelfe 
sich  selbst!) 

Der  weiße  König  übt 
Selbsthilfe. 

221 

3 

oben 

links 

1923), 

1923, 

221 

5 

)) 

» 

also: 

also:) 

221 

26 

" 

neu 

als  neu 

221 

8 

rechts 

verpuffen 

wirkungslos  verpuffen 

223 

20 

M 

n 

-hoffnungen 

-hoffnungen  als  Ersatz 

224 

17 

links 

usw.  3. 

9. 

227 

21 

rechts 

ahnenstolzen 

nonchalanten 

233 

27 

unten 

links 

1907 

1897 

233 

11 

wurde 

würde 

233 

16 

rechts 

cd, 

cd  auf, 

236 

14 

oben 

links 

vergebe 

vergeb's 

237 

33 

15 

empirischen 

empirischem 

240 

6 

oben 

Mitte 

immun 

unantastbar 

240 

25/26 

Tut-an-khamen 

Tut-ankh-amen 

245 

16 

rechts 

d7— d5 

c7-c5 

245 

18 

J7 

)) 

von  ihm 

von  ihm  mutatis  mutandis 

247 

3 

unten 

links 

Himmlisch!) 

Prachtvoll!) 

252 

17 

oben 

rechts 

35 Df6 

35 Df7 

260 

18 

10.  Ld3 

10.  de  Sd7,  11.  Ld3 

261 

6 

unten 

)5 

Neuerungen 

Neuorientierungen 

265 

10 

oben 

links 

will 

will  es 

265 

19 

rechts 

müßte 

würde 

265 

20 

12. 

15. 

265 

21 

13. 

16. 

265 

24 

14. 

17. 

271 

14 

unten 

Einschnurrung 

Einschnürung 

271 

10 

" 

» 

„Wie     werde    ich    ener- 
gisch?" 

„Eile  mit  Weile" 

277 

14 

oben 

» 

geschlossenen 

abgeschlossenen 

279 

16 

)) 

links 

Gegenchancen 

Gegenaussichten 

283 

12 

unten 

II. 

V. 

283  (N-N^ 

» 

» 

10.  De2 

10.  Dc2 

288 

14^- 

oben 

rechts 

Sc6-a5-c4 

Sc6— a5  [od.  ev.  e5]  — c4 

288 

1 

unten 

Lc8-e7-e8 

Lc8-d7-e8 

292 

6 

links 

Schön 

Schönmann 

292 

13 

rechts 

8.  Lal— d2 

8.  Lcl-d2 

295 

7 

oben 

Schwarz 

Weiß 

296 

18 

unten 

links 

55a 

54a 

298 

4 

oben 

rechts 

e4    e5! 

e4Xd5! 

306 

23 

n 

J5 

verschafft 

verschaffte 

306 

15 

rechts 

nicht 

hat  zu  entfallen 

310 

20 

/       " 

links 

„Lärobock" 

„Lärobok" 

315 

35 

oben 

„ 

vorige 

vorletzte 

316 

27 

unten 

rechts 

1.  el— e4 

1.  e2-e4 

320 

26 

oben 

Breyer— Bogoljubow,  Ber- 
lin 1920.) 

Breyer— Mieses,  Kaschau 
1918.) 

510 


Seite 

Zeile 

von 

statt : 

soll  stehen: 

325 

8 

oben 

rechts 

16.  de  De6: 

16.  de  Se6:  17.  Le6:  De6: 
und  dementsprechend  die 
weitere  Zugnumerierung 
dieser  Variante  ändern. 

325 

26 

De7-f7 

De7-f6 

328 

19 

unten 

55 

Nizza 

Paris 

329 

14 

oben 

links 

mit 

mit  straflosem 

330 

18 

n 

rechts 

Dd8-c7 

Dd8— e7  und  dement- 
sprechend das  Diagramm 
ändern. 

330 

13 

unten 

55 

Dc7Xcl7 

De7Xd7 

333 

2 

links 

28.  f2-f4 

28.  f3-f4. 

335 

4 

oben 

5» 

9.  .  .  .  Sg4 

9 Se4 

342 

13 

unten 

55 

zum  27. 

zum  26. 

343 

28 

oben 

rechts 

11.  Sd5:  Sd5:  12.  Td5: 

11.  Sd4 

348 

8 

unten 

links 

f3 

f3) 

348 

7 

» 

rechts 

8.  a4 

in  ähnlicher  Stellung  8.  a4 

358 

7 

oben 

links 

gute 

gewisse 

361 

35  ' 

5J 

rechts 

Sterk 

Vajda 

361 

37 

)5 

55 

10.  Lb2 

10.  Ld3 

361 

37 

)5 

11.  Lb2 

11.  Ld3 

362 

29/28 

unten 

links 

6.  a3  [energischer  als  6.  e4] 
6 e5,  7.  Sb5 

6.  e4  [6.  a3  Sf6!H  6.... 
Sf6,  7.  Lb5t 

367 

1 

oben 

rechts 

c7-e6 

e7-e6 

369 

19 

J5 

links 

deren 

dessen 

372 

26 

unten 

55 

Nr.  85 

Nr.  85b 

372 

15 

oben 

rechts 

7.  c3-c5 

7.  c4-c5! 

400 

7 

» 

55 

Kg8-h7 

Kh8-h7 

409 

7 

unten 

55 

7.  .  .  .  cf 

7.  .  .  .  ef 

424 

1 

unten 

links 

6.  Lgl— h3 

6.  Sgl-h3 

425 

23 

oben 

rechts 

Dame 

Dame  (durch  31.  Le2) 

425 

Diagramm 

w.  Tel 

w.  Tc2 

434 

13 

unten 

rechts 

62.  Tf4t 

63.  Tf4t 

435 

21 

55 

57.  Kh2! 

57.  Kf2! 

444 

21 

oben 

links 

Lg7-b8 

Lg3-b8 

444 

8 

unten 

links 

e4— d4— d5 

d4-e4-d5 

444 

21 

oben 

rechts 

51.  Kd4-e5 

51.  Kd4-d5 

447 

4 

unten 

55 

Kd4-d4t 

Kd3-d4t 

495 

20 

j? 

8 Le4: 

8.  .  .  .  Se4: 

511  — 


Analytisches  Inhaltsverzeichnis, 

Erklärung  der  Zeichen: 


±    Weiß  im  Vorteil. 

+  ?  Weiß  im  flüchtigen  Vorteil. 

+  !    Weiß  im  kräftigen  Vorteil. 

+  !!  Mit  baldigem  Gewinn  für  Weiß 


+    Schwarz  im  Vorteil. 

-{-?  Schwarz  im  flüchtigen  Vorteil. 

-|-!  Schwarz  im  kräftigen  Vorteil. 

4-!!  Mit  baldigem  Gewinn  für  Schwarz. 


=    Gleichgewicht. 
=!   Remis  in  der  Luft. 
=?  Etwas   schwimmend 
00     Sehr  zweischneidig. 


Seite 

Vorwort  (Mit  Gruppenbild.) 5 

Die    drei   Partiephasen   oder:    Wie 

eröffne    ich    die   Schachpartie?  ...  7 

Aljechin-Eröffnung  (1.  e2-e4  Sg8-f6)  9 

Miniaturpartie    Balla— Sterk 14 

S.  R.  Wolf-Dr.  Oskam  15 

A)  Dogmatisch:  2.  e4-e5!  ±? 
Partie  Nr.  1.  Dr.  Lasker-Dr.  Tarrasch  17 

„    2.  Wolf-Grünfeld 21 

B)  Rheumatisch:  2.  Sbl— c3.  = 
Partie  Nr.  3.  Bogoljubow-Aljechin   .  .  23 
Das  russische  Dioskurenpaar  ....  26 

C)  Asthmatisch:    2.  d2-d3.  +? 
Schönheitspartie  Romanowsky-Wilner 

(Mit  Romanowsky's    Bild) 

siehe  Nachtrag 


Erster  Teil;  1.  e2— e4.  = 

Erster    Abschnitt:    Mit  1.... 

e7— e5.  (Offen.) 

Die   spanische  Tortur  (3.  Lfl-b5!?)    28 
A)  Spanisches  Gambit  (3. . . .  f7-f5!?). 

Miniaturpartie   Balla— Reti 29 

„  Bogoljubow— Reti  ...    30 

B)    Geschlossene  Verteidigung 

(3 a7-a6!!  mit  späterem  b7-b5  und 

Lf8-e7). 
Partie  Nr.  4.  Capablanca-Bogoljubow    36 

Capablanca.  (Mit  Bild.)    41 

Partie  Nr.  5.   Dr.  Lasker-Bogoljubow    44 

Lasker.  -(Mit  Bild.) 47 

Partie  Nr.  6.  Yates— Thomas 50 

„        „    7.  Capablanca-Marshall   .  .    52 
„        „    8.  Dr.    Lasker— Rubinstein     54 


Seite 

57 


Lobgesang  der  Kombination. 

C)  Offene   Verteidigung    (mit    5.  .  .  . 

Sf6Xe4+). 
Partie  Nr.  9.   Dr.  Trejbal— Spielmann    63 
9a    Schönheitspartie    Wegmund-Post 

(Mit  Posfs  Bild)  .  .  siehe  Nachtrag 
9b  Miniaturpartie   Bogoljubow— 

Tarrasch 64 

9c  Miniaturpartie    Palermo— Venedig    65 
9d  „  Wolf-Dr.  Tarrasch    67 

9e  „  Rosselli-Yates  .  .    67 

Partie  Nr.    10.    Chajes— Dr.  Tarrasch    70 
10a  Länderkampfpartie  Östberg— 

Jacobsen 70 

Dr.    Tarrasch    und    Maröczy    als 

Hypermoderne.  (Mit  2  Bildern.)  74 
Partie  Nr.  11.  Dr.  Olland— Euwe  ...  76 
IIa  Miniaturpartie  Beratende-Rubin- 

stein    77 

Ferner: 
a)  Spielweise  mit  d2— d3. 
Partie  Nr.  12.  Wolf-Przepiörka  ....    79 
b)  Spielweise  mit  5.  (bezw.  6.)  Sbl-c3. 
Partie    Nr.    13.    Aljechin-Bogoljubow    81 

„      14.    Aljechin-Reti 85 

14a  Miniaturpartie   Aljechin-Dr.  For- 
rester       85 

Was  ist  Fehler?   (Sprüche.) 90 

c)  Spielweise  mit  Ddl  — e2. 
Partie   Nr.   15.   Thomas— Rubinstein      92 
d)  Abtauschvariante    (4.   Lb5Xc6!=). 
Partie  Nr.  16.  Bogoljubow— Kostitsch    96 

D)  Steinitz-Verteidigung  (mit  d7— d6). 
Partie   Nr.    17.    Kostitsch— Selesniew    99 
17a  Miniaturpartie  Vukovic— Dr. 

Deutsch 101 


512 


Seite 

17b  Miniaturpartie  Reti— Sterk 101 

17c  „  Capablanca  —  Fo- 

narow    102 

E)  Fianchetto-Verteidigung 
(3.  .  .  .  g7-g6  +). 

Partie  Nr.  18.  Dr.  Tarrasch-Aljechin  105 

18a  Miniaturpartie    Wegmund-Krüger  105 

Die  Lehre  von  den  Schwächen.    .  .  109 


Dreispringerspiel 

(3.  Sbl-c3    Lf8-b4  +). 

Partie    Nr.    19.    Maröczy— Chajes  (4. 

Sc3-d5) 117 

19a  Miniaturpartie  Kmoch— Grünfeld   119 

Vierspringerspiel  (3.  Sbl— c3 
Sg8-f6  =). 

A)  Die  Variante  4.  .  .  .  Sc6-d4!?  ±? 
Partie  Nr.  20.  Bogoljubow-Rubinstein 

(5.  Sf3Xe5) 121 

20a  Miniaturpartie  Ahues-Brinckmann  122 

20b  „  Reti  -Balla    123 

Partie  Nr.  21.  Bogoljubow-Rubinstein  125 
Bogoljubow.  (Mit  Bild.) 127 

B)  Die  Hauptvariante  4....  Lf8— b4=? 
Partie  Nr.  22.    Dr.    Tarrasch-Rubin- 

stein  (7.  Lei— g5) 129 

22a  Miniaturpartie  Post— Dr.  Treybal  133 

Rubinstein.  (Mit  Bild.) 138 

Partie  Nr.  23.  Maröczy— Bogoljubow 

(7.  Sc3-e2) 140 

C)  Italienisches  Vierspringerspiel 
(4.  Lfl -c4  =). 
Partie  Nr.  24.  Tartakower— Reti  ....  145 
24  a    Miniaturpartie     Dr.     Lasker-Dr. 
.  Tarrasch    147 

Zweispringerspi  elimNach- 

zuge  (3.  Lfl— c4  Sg8f6  +?). 
A)  Kindisch:  Der  Ausfall  4.  Sf3-g5?!  ±? 

B)  Windisch:  Max  Länge-Angriff. 
Partie    Nr.    25.     Canal-Johner    (5.... 

Sf6Xe4) 150 

25a  Minaturpartie  Euwe— Reti 154 

1 1  a  1  i  e  n  i  s  c  h  (3.  Lfl-c4  Lf8-c5!  =). 
A)  Forte:  Greco-Angriff  (7.  Sbl-c3=  !). 

B)  Piano:   Mit  4.  d2— d3  =. 
Partie  Nr.  26.   Bogoljubow— Reti   ...  161 
Reti.    (Mit  Bild.) 169 

Evansgambit  (4.  b2— b4!? 
Lc5Xb4!  +). 

Partie  Nr.  27.   Tartakower— Chajes      173 
Englisches  Springerspiel 
(3.  c2-c3  =). 

Partie  Nr.  28.  Bern-Paris  (3....  d7-d5!)  179 
Schottisch  (3.  d2-d4  e5Xd4, 
4.   Sf3Xd4  =). 


Seite 

Partie   Nr.  29.    Maröczy— Tartakower  183 
29a  Miniaturpartie  Em mrich— Wagner  186 

Partie  Nr.  30.  Mieses— Thomas  ....  189 

30  a  Miniaturpartie  Mieses— Fuchs  .  .  192 

Französisches  Springerspiel 
(2.  .  .  .  d7-d6  +). 

Partie    Nr.  31.    Nimzowitsch— Marco  194 

31  a  Miniaturpartie  Bogoljubow— 
Selesniew 194 

Partie  Nr.  32.  Yates— Marco    196 

Marco  (Mit  Bild.) 199 

Russisches  Springerspiel 

(2 Sg8-f6  =?). 

Partie  Nr.  33.  Capablanca— Kostitsch  200 
33  a    Miniaturpartie     Dr.    Tarrasch — 
Grünfeld  (Russisches  Dreispringer- 
spiel.)       200 

Läuferspiel  (2.  Lfl-c4!  +  ?). 
Partie    Nr.    34.      Spielmann— Bogo- 
ljubow   204 

Wiener  Partie  und  -Gambit. 
Partie    Nr.   35.    Spielmann— Maröczy  208 
35  a  Miniaturpartie  Müller— Grünfeld  208 
35  b             „              Hromadka— Dr. 
Lasker 209 

Königsgambit  (2.  f2-f4?!). 

A)  Angenommen  (2.  .  .  .  e5X*4   oc). 

Partie  Nr.  36.  Spielmann— Grünfeld 
(Mit  Spielmanns  Bild.) 212 

Partie  Nr.  37.  Spielmann-Bogoljubow  216 

37  a  Miniaturpartie  Tartakower-Capa- 
blanca  (Eingeschränktes  Läufer- 
gambit: 3.  Lfl-e2) 216 

B)  Abgelehnt  (2 Lf8-c5  ±). 

Partie  Nr.  38.  Rubinstein  — Hromadka  219 

„     39.  Spielmann-Dr. Tarrasch  223 

39  a  Miniaturpartie  Reti— Loman  .  .  .  224 

C)  Gegengambit  (2.  .  .  .  d7— d5  +?). 
Partie  Nr.  40.  Spielmann-Dr.  Tarrasch  277 

40  a   Miniaturpartie   Reti— Breyer  .  .  .  234 
Figurentanz     (Zur    Anatomie      des 

Mittelspiels) .237 


Zweiter  Abschnitt:  Nicht 
1 e7— e5  (Halboffen). 

Französisch    (1.  .  .  .  e7— e6  +).    ...  242 
A)  Alapins  Blockadesystem 
(5.  e4-e5  +?). 
Partie   Nr.    41.    Wolf— Spielmann    (7. 

Ddl-d2!) 243 

41  a      Miniaturpartie      Tartakower— . 

Sämisch  (3.  Ld3!) 244 

41  b  Minaturpartie  Linz— Wien 245 


513  - 


Seite 

41  c  Miniaturpartie  Churgin-Hanitzsch  245 
41  d  „  Whitead-Maröczy   246 

41  e  „  Aljechin— Feldt  .  .  247 
B)  Aljechins  Ansturm:  6.  h2— h4!   +? 
Partie  Nr.  42.  Bogoljubow-Spielmann  253 

42  a  Miniaturpartie  Tartaicower-Lasker  253 
42  b  „  Euwe— Maröczy  .  .  254 
Partie  Nr.  43.  Spielmann— Dr.  Oskam  255 

C)  Mac  Cutchcon  Verteidigung 

4 Lf8-b4!  =. 

Partie    Nr.    44.    Euwe— Bogoljubow 

(Mit  Euwes  Bild) 258 

44  a  Miniaturpartie  Reti— Vukovic  .  .  259 
44  b  „  Spielmann— 

Kieninger 260 

Partie  Nr.  45.  Bogoljubow— Reti  ....  261 

D)  Entlastung:    4.  .  .  .  d5Xe4 

(Lasker!) 

Partie  Nr.  46.  Reti— Tartakower  ....  263 

E)  Zernierung:  3.  e4— e5?! 

(Nimzowitsch!) 

Partie   Nr.    47.    NimzowKsch— Bogo- 
ljubow   267 

Nimzowitsch    als  Vorläufer    der 
Hypermodernen.  (Mit  Bild.) 269 


Sizilianisch  (1.  .  .  .  c7— c5!  =). 

A)  Sizilianisches  Fianchetto 

(Mit  g7-g6±). 

Partie  Nr.  48.  Aljechin— Sämisch  ....  271 

48  a    Miniaturpartie    Taubenhaus— 

Smorodski 271 

Aljechin.  (Mit  Bild.) 274 

B)  Sizialianisches  Hauptspiel. 
Partie  Nr.  49.  Konsultierende  (Wege- 
mund u.  A.)— Aljechin    277 

C)  Wilfr.  Paulsens  Verteidigung 

(Mit  a7— a6  und  Dd8-c7). 

Partie  Nr.  50.  Spielmann-Tartakower 

(5.  c2— c4) 281 

50  a  Miniaturpartie  Reti— Tartakower  281 
50  b  „  Hromadka— Dr. 

Tarrasch    283 

Partie  Nr.  51.  Maröczy— Euwe  (Sche- 

veninger  Variante    287 

D)  Rubinsteins  Gegenspiel,  2.  .  .  . 
Sg8-f6  ±  ?. 
Partie  Nr.  52.  Euwe— Rubinstein    ...  291 
52  a  Miniaturpartie  L.  Steiner-Czabay  291 
E)  Geschlossene  Spielweise  (Mit  2. 

Sbl-c3  nebst  d2-d3). 
Partie  Nr.  53.  Wolf-Dr.  Lasker  ....  293 
F)  Aparte  Fortsetzungen    im  2.  Zuge 

von  Weiß: 
Partie  Nr.   54  a.    Mieses-Bogoljubow 
(Mit  Mieses  Bild.)    296 


Seite 

Partie  Nr.  54  b.  Mieses-Dr.  Tarrasch  297 
„        „    55.  Spielmann— Sämisch 
(Sizilianisches    Gambit:    2.  b2— b4  298 
* 

Caro-Kann  (1.  .  .  .  c7-c6±?). 
A)  Geschlossen :  Ohne  2.  d2— d4. 

Partie    Nr.    56.    Dr.    Tarrasch— Reti 
(2.    Sbl— c4)    299 

B)    Normal:     Mit    2.    d2— d4    nebst 
3.  Sbl-c3. 

Partie  Nr.  57.  Dr.  Tarrasch— Dr.  Tar- 
takower (4 Sg8-f6) 303 

Partie  Nr.  57a.  Miniaturpartie  Yates- 

Reti  (4 Lc8-f5) 304 

C)  Abtausch :  Mit  2.  d2— d4  nebst 
3.  e4Xd5!±.^ 

Partie    Nr.    58.    Spielmann— Nimzo- 
witsch   308 

Partie  Nr.  59.  Dr.  Lasker— Dr.  Tarta- 
kower     310 

* 


(1....  d7-d5±?). 
.  .  SgS- f6. 
.  Dd8Xd5. 
Tarrasch— Mieses 


Skandinavisch. 

A)  Wild:  2.  . 

B)  Mild:  2.  . 
Partie   Nr.  60.   Dr. 

(4.  d2-d4) 312 

60a   Miniaturpartie  Overduyn.— N.  .  .    314 
6üb  „  Aljechin-Schröder  315 

Partie    Nr.    61.    Reti— Rubinstein    (4. 

Sgl-f4) 316 

01a.   Miniaturpartie.   Dr.   Amberger— 

Sprecher 317 


N  i  m  z  0  w  i  t  s  c  h-E  röffnung 
(1.  ...  Sb8-c6). 

Partie  Nr.  62.  Euwe-Breyer 318 

Der  tote  Breyer.  (Mit  Breyers  Bild).  320 

Aljechin  s-E  röffnung 
(1.  .  .  .  Sg8-f6?!).  Siehe  Eingangs  des 
Buches. 
*     .     * 


Dr.  S.  6.  TartEl<ower; 


Zweiter  Teil:  Geschlossene 
Spiele. 

Vorbemerkung 321 

Erster   Abschnitt: 
1.    d2— d4.± 

Leidenswege   einer    modernen 
Eröffnung 322 

Abgelehntes  Damengambit. 
[Orthodoxe  Modestellung:    1.   d2— d4 
d7-d5,  2.  c2— c4  e7-e6,  3.  Sbl-c3 
Sg8-f6,    4.    Lcl-g5!    Lf8-e7!    5. 

Die  hypermoderne  Schachpartie.  33 


514 


Seite 

e2-e3   Sb8-d7,   6.   Sgl-f3   0-0, 
7.  Tal— cl!  c7-c6!  8.  Ddl-c2]. 
A)  Capa's  Entlastungssystem 
(d5Xc4  nebst  Sf6-d5). 

Partie  Nr.  63.  Budapester  Konsulta- 
tionskampf (Aljechin  u.  A.— Bögo- 
Ijubow  u.  A.) 325 

63a  Miniaturpartie  Aljechin— Capa- 
blanca 325 

63h  Miniaturpartie.  Bogoljubow— Dr. 
Tarrasch 325 

63c  Schönheitspartie  Kostitsch— Grün- 
feld. (Mit  Kostitsch's  Bild).  Siehe 
Nachtrag. 

Partie  Nr.  64.  Capablanca-Dr.  Vidmar.  326 
„        „     65.    Aljechin— Yates    (mit 
Sc3-e4) .327 

B)  Der  Kampf  ums  Tempo. 
Partie    Nr.    66.    Grünfeld  —  Aljechin 

(8.  .  .  .  a6!  =).  . 328 

Partie  Nr. 66a.  Miniaturpartie  Burger— 

Hündorfer  (8 Te8 +) .  . .  .  328 

Partie  Nr.66b.  Miniaturpartie  Becker- 
Wagner  (Wolfs  8 Se4  =?).  .  .  329 

Partie  Nr.  67.  Grünfeld— Maröczy.  .  .  330 

Grünfeld.  (Mit  Bild.) 331 

Partie  Nr.  68.  Bpgoljubow-Reii:  9.  a3  333 
Partie    Nr.  69.    Aljechin— Rubinstein: 

9.  a4 .  .  .  :  . 333 

Partie  Nr.  70.  Reti— Wolf  (mit  Bild): 

9.  C5.  .  .  .  .  , '.  334 

Partie   ~Nr.  71.    Rubinstein— Maröczy 

(7 Tf8-e8) . 336 

Partie  Nr.  71  a.   Miniäturpartie  Reti— 

Maröczy 336 

C)  Streng  orthodox  (mit  b7-b6). 
Partie  Nr.  72.  Dr.Vidmar— Yates  (mit 

Vidmars  Bild) 337 

Partie  Nr.  72a.  Miniaturpartie  Aljechin- 

Maröczy  (Dr.  Laskers  Ausfall  6. . .  . 

-    Sf6-e4.±) ;  . 338 

Partie  Nr.  73.  Maröczy-Dr.  Olland  .  .  339 
Partie  Nr.  74.  Capablanca-Dr.  Tarta- 

kower 340 

Partie  Nr.  74  a.   Miniaturpartie  Capa- 

blanca— Janowski  ^mit  derSbl— d2- 

Entwicklung!) 340 

D)  Sonstige,  Angriffswege. 
Partie  Nr.  75.  Dr.  Lasker— Capablanca 

(7.  Ddl~c2) 343 

Partie  Nr.  76.  Reti— Snosko-Borowsky  345 
Partie    Nr.    77.    Atkins  —  Rubinstein 

(7.  Lfl-d3) 346 

Partie  Nr.  78.  Janowski— Rzeschewski 

(mit  Bild) 348 

Partie  Nr.  79.  Janowski— Capablanca  351 

E)  Pillsburys  Verteidigung  (mit  4 

Sb8-d7  nebst  c7-c6  und  Dd8— a5). 


Seite 

Partie  Nr.  80.  Johner— Dr.  Tarrasch 
(mit  Johners  Bild) 352 

Partie  Nr. 80a.  Miniaturpartie  Becker— 
Spielmann . 354 

Partie  Nr.  81.  Marshall— Bogoljubow  355 

F)  Angriff  mit  Lei— f4. 
Partie  Nr.  82.  Aljechin— Dr.  Lasker .  .  357 
Partie  Nr.  82a.  Miniaturpartie  Aljechin- 

Kußmann 358 

Partie  Nr.  82b.  Miniaturpartie  Burn— 

Roß.  (Symmetrische  Normalstellung. 

—  Mit  Burns  Bild)    Siehe  Nachtrag 

G)  Dr.  Tarrasch*  Verteidigung 

3.  .  .  .  c7— c5  (+).    . 

Partie    Nr.    83.     Marshall  —  Eduard 

Lasker  (mit  Marshalls  Bild) 361 

Partie  Nr.  83  a.  Miniaturpartie  Reti— 

Dr.  Tarrasch 362 

Partie  Nr.  83  b.  Miniaturpartie  Grün- 
feld —Wagner 362 

H)  Janowskis  Verteidigung  3 

a7-  a6  (±). 
Partie  Nr.  84.  Aljechin— Rubinstein .  .  365 

I)  Tschigorins  Verteidigung 
3.  .  .  .  c7— c6. 

Partie  Nr.  85.  Grünfeld— Rubinstein 
(Meraner  Variante:  6.  .  .  .  d5Xc4 
nebst  b7-b5,  a7-a6  und  c6-c5--?)  367 

Partie  Nr.  85  a.  Miniaturpartie  Dr.  Vid- 
mar—Dr.  Kaufmann 368 

Partie  Nr.  85b.  Miniaturpartie  Tarta- 
kower — Euwe 368 

Partie  Nr.  85c.  Miriiaturpärtie  Rubin- 
stein—Bogoljubow^  368 

J)  Die  slawische  Verteidigung: 

2.  .  .  .  c7-c6. 

Partie  Nr.  86.   Reti— Spielmann  (Zer- 

nierung  3.  e2— e-3) ,  .  : 370 

Partie  Nr.  86a.  Miniaturpartie  Aljechin- 

Cäpablanca 371 

Partie  Nr.  86  b.  Miniaturpartie  Grün- 
feld—L.  Steiner. 372 

Partie    Nr.  86  c.    Miniaturpartie    Dr. 

Euwe— Speyer. .  372 

Partie  Nr.  86d.  Miniaturpartie  Kmoch- 

Aljechin 373 

Partie  Nr.  86e.  Miniaturpartie  Breyer- 

Havasi t  .  .  .- 374 

Partie  Nr.  87.  Rubinstein-Bogoljubow  374 
Partie  Nr.  88.  Capablanca-Dr.  Lasker 

(Abtausch  3.  c4Xd5!  +  ?) 375 

Partie  Nr.  88  a.  Miniaturpartie  Gräber- 

Gebhardt   .  .  ; 375 

Partie    Nr.    89.     Reti  —  Dr.    Lasker 

(3.  Sgl-f3  Sg8-f6,  4.  Sbl-c3)  .  .  379 
Partie  Nr.  89  a.  Miniaturpartie  Johner- 

Dr.  Pick 379 

Partie  Nr.  89b.  Miniaturpartie  Vizur— 


515 


Seite 

Guth 381 

Partie  Nr.  89c.  Miniaturpartie  Täckels- 

Lancel    •  •  ■  382 

Partie  Nr. 89 d.  Miniaturpartie  Sämisch- 

Trejbal 382 

K)  Alt-Tschigorinsche  Verteidigung: 
2.  .  .  .  SbS— c6. 

Partie  Nr.  90.  Reti— Bogoljubow.  .  .  .  385 

Partie  Nr.  90  a.  Miniaturpartie  Prze- 
piörka-Dr.  Seitz  (Gegenverteidigung 
2.  .  .  .  c7— c5?  +.    Mit  Przepiörkas 

Bild siehe  Nachtrag. 

* 

Albin  s     Gegengambit     (2.  .  .  . 

e7-c5!  3.  d4Xe5  d5-d4,  4.  Sgl~f3 
Sb8-c6  oo). 

Partie  Nr.  91.  Dr.Tarrasch— Dr.Tarta- 
kower  (4 c7-c5+?) 386 

Partie  Nr.  91  a.  Miniaturpartie  Linse— 
Kjelberg  (4.  e3  ?) 386 

Partie  Nr.  91  b.  Miniaturpartie  Grün- 
feld — Tartakower 387 

Angenommenes  Damengambit 
(2.  d5Xc4,  3.  Sgl-f3!  c7-c5!  =) 
Partie  Nr.  92.  König— Wolf  .......  389 

Damenbauerspiel     (ohne     vor- 
läufiges c2— c4). 
A)  Mit  e2— e3  und  Lei  — b2. 
Partie  Nr.  93.  Bogoljubow-Capablanca  391 

B)  Mit  Lcl-f4. 
Partie  Nr.  94.  Tartakower— Spielmann  395 
Partie    Nr.    94  a.    Miniaturpartie    Dr. 

Oskam— Dr.  Euwe  (2.  Lg5) 395 

Partie  Nr.  94  b.  Miniaturpartie  Rubin- 
stein-Capablanca  (Zernierung2.  Sf3 

Sf6,  3.  Lf4  e6?  4.  e3.  +) 395 

* 

Holländisch  (1 f7-f5). 

A)  Sturmmäßig :. Mit  d7-d6  oderb7-b6. 
Partie  Nr.  95.    Bogoljubow— Aljechin 

(3.  g2-g3) 397 

Partie  Nr.  95  a.    Miniaturpartie   Prze- 

piörka— Gottesdiener  (2.  g3) 397 

Die  vier  Weltmeister.  (Eine  Skizze.)  401 
Partie  Nr.  96.  Rubinstein-Dr.  Tarrasch  401 
Partie  Nr.  96  a.  Miniaturpartie  Tarta- 
kower—Mieses  402 

Partie  Nr.  96b.  Miniaturpartie  Löwen- 
borg- Marchand .403 

B)  Stonewallmäßig:   mit  d7— d5. 
Partie   Nr.  97.    Maröczy— Dr.  Tarta- 
kower. (Mit  Tartakowers  Bild)  ...  404 

C)  Staunton-Gambit   (2.  e2— e4). 
Partie  Nr.  98.  Reti— Euwe 408 


'''"'"  Seite 

Partie  Nr.  98  a.   Miniaturpartie  Meer- 

grün-N.  (4.  g2-g4) 409 

*  ■    " 

Indisch   (1 Sg8-f6?!!=), 

A)  Altindisch:    mit  d7— d6,    eventuell 

Partie  Nr.  99.  Grünfeld-Reti:  2.  c2-c4 
d7— d6,  3.  Sgl  — f3  [schärfer  3.  Sc3 
Sbd7,  4.  e4  e5.  oo  Indische  Normal- 

•  Stellung!]  3.  .  .  .  Lc8-f5  = 411 

Partie  Nr.  100.  Aljechin-Yates:  2.  c2-c4 
g7— g6,  3.  g2— g3  [schärfer  3.  Sc3 
Lg7!  4.  e4  d6,  5.  f4.  oo  Indisches 
Vierbauernspiel!]  3.  .  .  .  Lf8— g7, 
4.  Lfl— g2  Ö-O,  5.  Sbl— c3  d7— d6=  413 

Partie  Nr.  101.  Dr.  Euwe— Marin: 
2.  Sgl-f3  g7-g6!  3.  c2-c4  Lf8-g7, 
4.  Sbl— c3  d7— d5  (Grünfeld -Ver- 
teidigung!)   416 

Partie  Nr.  101  a.  Miniaturpartie  Rubin- 
stein—Drewitt  418 

B)  Neuindisch:  Mit  e7— e6,  eventuell 

b7-b6. 

Partie  Nr.  102.  Chmellarz— Janusch- 
kowetz:  2.  Sgl— f3  e7— e6, 3.g2— g3 
c7-c5,  4.  c2— c3  Sb8— c6,  5.  Lfl-g2 
d7— d5  (ins  Damengambit  über- 
gehend)  418 

Partie  Nr.  103.  Dr.Tarrasch— Aljechin: 

2.  Sgl— f3  e7-e6,  3.  c2— c4  c7— c5 
[sonstige  Wendungen  des  „ideellen" 
Damengambits:   3.  .  .  .  b7— b6  und 

3.  .  . .  Lf8-b4.  =],  4.  d4-d5  b7-b5!? 
(Blumenfeld-Gambit!) 420 

Partie  Nr.  103  a.  Miniaturpartie  Rubin- 
stein—Bogoljubow  420 

PartieNr.  103b.  Miniaturpartie Moritz- 
Gilg  (5.  Lcl-g5!  +)    :  .  .  421 

Partie  Nr.  103  c.  Miniaturpartie  Grün- 
feld—Bogoljubow  421 

Partie  Nr.  104.  Kostitsch— A.  Steiner 
(2.  .  .  .  b7-b6  +  ?) 422 

Partie  Nr.  104  a.  Miniaturpartie  Mrs. 
Hedding— Miss  Taylor.  (Zum  Kapitel 
Frauenschach.  Mit  Bildnissen  von 
Frau  Dr.  Martha  Lasker  und  Frau 
Paula  Kalmar.)  .  .  .  siehe  Nachtrag 
C)  Budapester  Gambit  (2.  c2— c4 
e7— e5). 

Partie  Nr.  105.  Sämisch— Spielmann 
(mit  Sämisch'  Bild)    423 

Partie  Nr.  105  a.  Miniaturpartie  Rubin- 
stein—Vidmar  (4.  Lei— f4) 423 

Der    unrichtige    Zug.    (Quasi    una 
fantasia) 425 

Zweiter  Abschnitt: 
Unregelmäßige  Anfänge. 

I.    Zukertort-Eröffnung    (1.   Sgl  — f3). 
Partie  Nr.  106.  Reti— Bogoljubow  ...  426 

33* 


516  - 


Seite 

Partie  Nr.l06a.  Miniaturpartie  Aljechin- 
Drewitt 427 

Partie  Nr.  106b.  Miniaturpartie  Euwe- 
Loman 427 

Partie  Nr.  107.  Reti-Capablanca  ...  428 

II.  Saragossa-Eröffnung  (1.  c2— c3.  =). 

III.  Altenglische  Eröffnung  (1 .  c2— c4!). 

IV.  Birds  Eröffnung  (1.  f2— f4). 

V.  Flügeleröffnung  (1.  b2-b4). 
Partie  Nr.  108.  Reti— Speyer 431 

Stimmungsbilder.  (Einige  bemerkens- 
werte   Schlußwendungen    aus    der 

Meisterpraxis  1914-1924.) 433 

Endspiel  Nr.  1.  Kostitsch— Reti 434 

Endspiel  Nr.  2.  Tartakower— Rubin- 
stein   435 

Endspiel  Nr.  3.  Capablanca-Dr.  Lasker 

(mit  Capablancas  Familienbild) .  .  .  436 
Endspiel  Nr.  4.  Grünfeld— Tartakower  438 
Endspiel  Nr.  5.  Bogoljubow— Thomas  440 
Endspiel  Nr.  6.    Tartakower  —Teich- 
mann (mit  dem  Doppelbild:  Teich- 
mann und  Schlechter) 442 

Endspiel  Nr.7.  Sämisch— Nimzowitsch  443 
Endspiel   Nr.  8.    Tartakower  — Spiel- 
mann    444 

Endspiel  Nr.  9.  Yates  — Nimzowitsch  445 
Endspiel  Nr.  10.  Tartakower— Yates  .  446 
Endspiel  Nr.  11.  Dr.  Lasker-Ed.  Lasker 
(mit  Dr.  Laskers  Bild) 447 

*  * 

Nachträge  und  Berichtigungen 449 

Die  wichtigsten  Druckfehler 504 

Analytisches  Inhaltsverzeichnis 511 

Verzeichnis  der  Nachtragspartien  .  .  .  516 
Verzeichnis  der  Bilder 516 

Verzeichnis  der  im  Supplement- 
teil enthaltenen  Miniatur-, 
bezw.    Schönheitspartien. 

1.  Romanowsky— Wilner.      ^iS 

2.  Villeneuve— N. 

3.  N.-Place.  ^. 

4.  Romich— Dr.  Goubeau.      <>Jö 

5.  L.  Steiner— Michell. 

6.  Busvine— Birnberg. 

7.  Portela— Viiiegas.  ^-^1^ 

8.  Yates— Capablanca.  ,^^<^ 

9.  Yates  —Thomas. 

10.  Aurbach— Aljechin. 

11.  Wegemund- Post.  t^l^l 

12.  Thomas— Gibson. 

13.  Nyholm— Harald.  f^y 

14.  Dr.  Lasker— Capablanca. 

15.  Golmayo— Havasi. 

16.  Belsitzmann— Rubinstein. 

17.  Post— Grünfeld. 


18.  Dr.  Heim— Svaeina. 

19.  Freilitzsch— Fegesack. 

20.  Kahn-N. 

21.  N.— Strumilo. 

22.  Muffang— Pape. 

23.  Spielmann— Schlechter. 

24.  Daum— Noordijk. 

25.  Potemkin— Sery. 

26.  F.  Lazard— Crepeaux. 

27.  O.  C.  Müller-R. 

28.  N.— Hutterloh. 

29.  Reti-Speyer. 

30.  Soyka-Kolta. 

31.  Dr.  Kaufmann— Reti. 

32.  Sämisch— Selesniew. 

33.  Post— Moritz. 

34.  Linden— Bruin. 

35.  Ehms— Godai. 

36.  Dr.  Krejcik— Roller. 

37.  Teichmann— Spielmann. 

38.  Fedosejeff— Schebarschin. 

39.  Mieses— Dr.  Goerz. 

40.  Bogoljubow  —Tartakower. 

41.  Palitzsch— Groeger. 

42.  Reti— Selesniew. 

43.  Crepeaux— Gibaud. 

44.  Rubinstein —Watts. 

45.  Dr.  Imbaud— Strumilo. 

46.  Teichmann--N. 

47.  Fletcher-Gore. 

48.  Powelczak— Prohazka. 

49.  Prohazka  — Wattenvyl. 

50.  Kostitsch— Grünfeld. 

51.  Sämisch— Johner. 

52.  Kann— Gibaud. 

53.  Rubinstein— Dr.  Lasker. 

54.  Burn— Ross. 

55.  Rubinstein— Dr.  Tarrasch. 

56.  Factor— Rzeschewski. 

57.  Renaud— Marolles. 

58.  Maröczy— Przepiörka. 

59.  Przepiörka— Dr.  Seitz. 

60.  Dr.  Robinson— H.  Wolf. 

61.  Johner -Nyholm. 

62.  Tartakower— Mieses. 

63.  Hohlhohm— Moorman. 

64.  Dr.  Seitz— L.  Steiner. 

65.  Rey— Aljechin. 

66.  Du  Mont— Gooding. 

67.  Mrs.  Hedding— Miss  Taylor. 

68.  Torre— Jennings. 


Verzeichnis  der  Bilder. 

Seite 

Aljechin  Alexander  AI 3,  274 

Bernstein  Dr.  Ossip  Sam 463 

Bogoljubow  Ewfim  Dim 3,  127 

Breyer  Gyula  (1893-1921) 320 

Burn  Amos -  ...  491 

Capablanca  Jose  Raoul 41,  437 

Duras  Oldrich 486 


517 


Seite 

Euwe  Dr.  Max 261 

Grünfeld  Ernst 331 

Janowski  David ^  493 

Johner  Paul  F 355 

Kalmar  Frau  Paula 501 

Kostitsch  Boris    484 

Lasker  Dr.  Emanuel 47,  448 

Lasker  Frau  Martha 502 

Marco  Georg  (1863-1923) 199 

Maröczy  Geza 3,    75 

Marshall  Frank  J 365 

Mieses  Jacques 396 

Nimzowitsch  Arnold 269 

Post  Ehrhardt 461 


Seite 

Przepiörka  David 496 

Reti  Richard 169 

Romanowsky  Peter  Alex 453 

Rubinstein  Akiba  Kiv 3,  138 

Rzeschewski  Samuel 350 

Sämisch  Friedrich 424 

Schlechter  Karl  (1874—1918) 442 

Spielmann  Rudolf 214 

Tarrasch  Dr.  Siegbert 74 

Tartakower  Dr.  Savielly  Grig.  ...  3,  407 

Teichmann  Richard   (1868-1925) 442 

Vidmar  Dr.  Milan 337 

Wolf  Heinrich 336 

Yates  F.  D. 457 


O  OK)  OK3  C^O  0<3  C«0  0?0  OO  C*0  OK)  0  Oö  CsKD  OsO  C^ 


13  Jiinder  Caissens 

Von   SProf.   2)r.   JOSEF  JiREJCIK. 

Unter  diesem  ungewöhnlichen  Titel  erschien  ein  ebenso  ungewöhnliches 
Buch.  Es  ist  dem  Schachhumor  gewidmet,  hat  aber  nichts  gemein  mit  der  bis- 
herigen humoristischen  Schachliteratur,  die  an  die  Namen  Schellenberg,  Fischer 
und  Bauer  geknüpft  ist.  Nicht  Schachwitze  oder  scherzhafte  Probleme  bilden  den 
Inhalt  des  Werkes,  sondern  in  humorvolle  Erzählungen,  Schnurren  und  Utopien 
sind  glänzende  Schachkombinationen  und  Partien  eingekleidet.  Jeder  Schach- 
spieler wird  daran  seine  helle  Freude  haben,  mag  er  erst  kaum  mit  der  Gangart 
der  Steine  vertraut  sein  oder  bereits  zu  den  hoffnungsvollen  Adepten  der  schwarz- 
weißen  Kunst  zählen.  Es  erheitert  und  b.elehrt  zugleich,,  es  wird  den  .von  Schach- 
schlägen gebeugten  Jünger  aufrichten,  den  turniergewbhnten  Kämpen  angenehm 
zerstreuen.  In  diesem  Sinne  ist  das  Werk  eine  Art  Ergänzung  zu  allen  Schachlehr- 
büchern, enthält  mehr  Philosophie  als  der  Bilguer  Varianten  und  darf  in  keiner 

Schachbücherei    fehlen.     Preis    brosch.  Mk.  1"20,  geb.  Mk.  TSO. 
BASLER  NACHRICHTEN  7.  III.  1924:  „Der  gute  Schachhumor  ist  nicht  gar  häufig, 
darum  begrüßen  wir  das  Erscheinen  dieses  Bändchens,  des  ersten,  das  sich 
neben  Schellenbergs  Lachschach  halten  kann.    Der  Verfasser  ist  ein  Spieler 

und  Komponist  von  anerkanntem  Namen." 
BERLINER  TAGBLATT,  17.  II.  1924:  „An  wirklich  guten,  humori- 
stischen Werken  ist  die  Schachliteratur  nicht  reich,  und  das  ist  begreiflich,  denn 
ein  Gebiet  wie  die  Schachspielkunst  ist  ihrem  Wesen  nach  dem  Witz  und  Scherz 
nicht  leicht  zugänglich.  Daß  aber  auch  auf  diesem  trockenen  Boden  Humor, 
Satire,  Ironie  zur  Erheiterung  des  Lesers  gedeihen  können,  das  hat  der  Verfasser 
in  dem  vorliegenden,  etwa  vier  Druckbogen  umfassenden  Büchlein  bewiesen." 

WIENER  SCHACHZEITUNG 

BOHEMIA,  29.  VII;  1923.  "„Endlich  ist  ein  Ersatz  u.  zw.  ein  mehr  als  aus- 
kömmlicher für  Marcos  ausgezeichnetes  Fachblatt,  daß  leider  der  Ungunst 
der  Verhältnisse  zum  Opfer  fiel.  Die  neue,  seit  März  1.  J.  erscheinende,  von 
Ing.  R.  Wähle  und  A.  Lewit  herausgegebene  Zeitschrift  ist  sorgfältig  geleitet 
und  zählt  eine  Reihe  auserlesener  Namen  wie  Ackermann,  Aljechin,  Duras, 
Euwe,  Grünfeld,  Fahrni,  Nimzowitsch,  Przepiorka,  Reti,  Rubinstein,  Spielmann, 
Tarlakower,--Wolf,  u.  V.  a.  zu  ständigen  iVlitarbeitern.  Der  reichliche  Inhalt  — 
trefflich  glossierte  Partien  aus  den  neuesten  Turnieren,  interessante  End- 
spiele, belehrende  'und  unterstellende  Aufsätze  —  bietet  nebst  der  Pflege 
des  Problemteils  eine  Fülle  von  Anregung.  Ein  besonderer  Vorzug  des  Blattes 
ist  seine  bei  einer  Monatsschrift  oft  schwierig  zu  erreichende  Aktualität,  die 
alle  Stätten,  wo  Schach  gepflegt  wird,  umspannt.  Jedes  Vierteljahr  findet 
zudem  ein  Löserwettbewerb  mit  wertvollen  Buchpreisen  statt.  Der  beste  Löser 
eines  ganzen  Jahres  erhält  als  Preis  eine  Schachuhr  und  ein  Diplom  als 
Meisterlöser.  Der  Schachfreund  und  praktische  Spieler,  ob  mehr  oder  weniger 
stark,  wird  sich  mit  Freude  und  Genuß  in  die  neue  „Wiener"  versenken  und 
wir  können  ihren  Bezug  nur  aufs  nachdrücklichste  empfehlen,  da  auch  der 
Preis   in  Anbetracht   der  mustergültigen  Ausstattung  ein  sehr  mäßiger  ist." 

Der    Jahresbezugsp 
Österreich,  Tschech., 

Polen,  Ungarn S  14.— 

Deutschland    Mk.  9..— 

Jugoslavien Dinar  140.— 

Rumänien Lei  450.— 

Holland    fl.  6.— 


reis    beträgt    für: 

Dänemark d.  K       13. 

Schweiz Fr.       12.- 

Italien Lire       50.- 

Vereinigte  Staaten  .    Dollar        S.- 
Weltpostverein .   schw.  Fr.       12.- 


8 


VieFteiJahresbesug  durch  sämtliche  Postämter.      .V 

O  C>0  OK>  ac  C*3  Oö  OK>  OK)  C*3  O  OK3  QO  C>0  Oö  Oö  OK)  C*3  OsO  OiO  O 


e 


8 


O  CSO  OiO  CSO  CXD  CSO  C«>  C>0  C50  C<J  0  C>0  C>0  C>0  OKJ  c*o  CSO  CSO  CS 

IM   VERLAGE  DER   WIENER   SCHACH-ZEITUNG 
WIEN,  IV.,  SCH ÄFFERG.  13  a  sind  ferner  erschienen: 

,tDie  Zukunftseröff  ny  ng** 

•i;i:i;iiH!i!i!ii!!!'>i;i!i!i;;ii<!!i!iiiii!>>i;i!iiiiii<'!!i!i!!i!!>>i;iiii!ii^^ 

0    (Q)as  Zukerfort-K^etiSystem  in  neuester  sSeleuchtung). 

X     'Theorie  und  SPraxis  zusammengestellt  von  CDr.  S.  S.  ^artakower. 

80  Seiten  halboktav,  SPreis  brosdi.  ML  1'50,  geb.  Mk  2'— 

Viele  Eröffnungsgeheimnisse  gelangen  hier  zur  Besprechung. 
Wer  die  organische  Entwicklung  unserer  Kunst  dank  der 
plastischen  Darstellungsmethode  Dr.  Tartakowers  unmittelbar 
verfolgen  ja  direkt  miterleben  will,  soll  sich  dieses  schön  aus- 
gestattete und  preiswerte  Büchlein  anschaffen. 

HAMBURGER  ANZEIGER,  10.  III.  1925:  „Dr.  S.  G.  Tartakower,  der  ebenso 
geistreiche  wie  temperamentvolle  Meister  bringt  unter  dem  obigen  Titel 
der  Schachwelt  ein  kleines  Werk  dar,  das  das  höchste  Interesse  verdient. 
Dr.  Tartakower  behandelt  darin  die  hypermoderne  Eröffnung  1.  Sgl— f3, 
die  zwar  schon  Zukertort  anwandte,  deren  Tragweite  jedoch  von  Reti 
zu  einem  ganzen  Angriffssystem  ausgearbeitet  ist,  das  ein  ganzes  Arsenal 
von  giftigen  Zügen  und  versteckten  Finessen  in  sich  birgt.  Dr.  Tartakower 
schildert  an  der  Hand  von  Partien  die  Reti'sche  Spielweise  und  analysiert 
in  durchaus  logischer  Weise  die  Vorteile  und  Schwächen  dieses  Systems. 
Das  kleine  Werk  darf  keinem  vorwärtsstrebenddn  Schachspieler  fehlen, 
denn  wer  dies  sein  will,  muß  auch  auf  dem  Gebiet  der  Zukunftseröffnung 
au  fait  sein.   Das  billige  Werk  kann  nur  empfohlen  werden." 


8 


8  JMeister   des  Problems 


Von  CDr.  Sduard  JÜAZEL  und  Seorg  JMARCO. 

Diese  gediegene  Problemsammlung  enthält  alles,  was  von  der  seinerzeit  viel- 
bewunderten Problemgalerie  erhalten  ist.  Acht  Meister  des  Problems  sind 
hier  in  mehr  als  500  Aufgaben  vertreten.  Darunter  Anderssen,  Healey,  Schrüfer 
und  Mendheim!  Besonderen  Reiz  bietet  die  indische  Sammlung  Shastrees.  Jeder 
Aufgabe  ist  ein  Stellungsbild  gewidmet,  die  Lösungen  sind  beigefügt,  über  jeden 
Autor  unterrichten  biographische  und  kritische  Essays.  Prof.  Dr.  Josef  Krejcik 
hat  eine  Einführung  geschrieben,  die  notwendige  Berichtigungen  und  Ergän- 
zungen enthält.  Auch  die  Leser  der  alten  „Wiener  Schach-Zeitung"  werden  die 
Buchausgabe,  die  nur  in  ganz  kleiner  Auflage  erscheint,  mit  Freuden  begrüßen 
und  in  ihr  Anregung  und  Zerstreuung  für  viele  Stunden  finden.  Das  UOSteiter 
starke,  elegant  ausgestattete  und  mit  Bildern  geschmückte  Buch  kostet  broschien 
Mk.  3  — ,  in  Hbl.  geb.  Mk.  4—  und  in  Gzl.  geb.  Mk.  450. 

HAMB.  CORRESP.  1.  VI.  1924.  —  „Dieses  große  Werk  ist  als  äußerst  wert- 
volle   Materialsammlung,     die     in    den    Abschnitten    über    Mendheim    unc 
Shastree  auch  unzählige  Fairies  aller  Art  enthält,  jedem  Problemfreund   zui 
Anschaffung  bestens  zu  empfehlen." 


University  of  California  Library 
Los  Angeles 

This  book  is  DUE  on  the  last  date  stamped  below. 


JAN  1  2 

DUE  2  WKS  FROM  D 


iffE  REGEIVED 


rslty  Hesearcf-  UDrary 
90095-1575 


f..^  xj^mi 


'S3 


IOC* 


r 


1^- 


3  1158  00082  6106 


>'  \ 


■^ «T